DER KESSENER ... macht Würzburg zur Marke!
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Bunte Impulse für Gesellschaft, Politik, Hochschule, Ökonomie und Kultur in Stadt & Region DER KESSENER Mai bis Juni 2018 • 13. Jahrgang • Kostenlos zum Mitnehmen ... macht Würzburg zur Marke! click lokal buy lokal read lokal 818 Jahre Liebe im Lied - vom Minnesang bis zu den Beatles Italien, Polen und Deutschland im Lied Freitag 8. Juni 2018, 20:00 Uhr Theatersaal Wildbad Samstag 9. Juni 2018, 20:00 Uhr Theatersaal Wildbad Die Jungen Stars zeigen, wie zeitlos das Lied ist. Wir suchen Talente! Sonntag 10. Juni 2018, 15:00 Uhr Theatersaal Wildbad Sonntag 10. Juni 2018, 12:00 Uhr Theatersaal Wildbad www.rothenburg.de
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Würzburg • Ochsenfurt Ziegenyoga mit Asmodena Yoga mit Asmodena Yoga ist nicht einfach Gymnastik, es ist viel mehr. Asmo- Glückshormone! Asmodena bietet in ihren Kursen und dena lebte viele Jahre in Indien und ist dort in die Tiefe der Workshops ein weites Spektrum, hier geht es auch um Yoga-Spiritualität eingetaucht. Auch wer nicht die Zeit oder Geomantie, Potenzialentwicklung, Reittherapie, Kochkurse das Interesse für solch eine intensive Auseinandersetzung und Yogabrunches. hat, kann dennoch von Yoga enorm profitieren. Die Saison für das Ziegenyoga hat wieder begonnen – eine Die vielen verschiedenen Körperstellungen, die Bewusst- Seltenheit in Deutschland! heit der Atemführung, das gleichzeitige Relaxen und An- Om Tara Yogazentrum, Tückelhäuser Straße 10, spannen bestimmter Muskeln und Körperteile hinterlässt 97199 Ochsenfurt, Tel. 09331/9834660 Spuren, stimuliert das Vegetativum, Hormone – auch der www.om-tara.de Von wann, von wo erzählt Amichai? Jehuda Amichais Sprache berührt. In jedem Satz, hinter jedem Wort lauern die Gedanken, oft in Bilder gefasst, die wiederum weiter schweifen in verschiedene Gedankengebäude, schöne oder schmerzhafte Erinnerungen, Wünsche. Der jüdische Protagonist fährt nach dem Holocaust in seine Heimatstadt Weinberg (d.h. Würzburg). Er weiß, er kann nicht einfach dorthin zurückkehren, er redet sich ein, eine Tür, die in seinem Leben nicht recht zugehen wollte und wie lose in den Angeln hing, mit dieser Reise zu schließen. Er sucht nach Toten, er sinnt auf Rache und muss auf seinen endlosen Streifzügen durch die Stadt, bei den Gesprächen mit den Menschen, auf die er hier triff, feststellen, dass Rache bereits andere, z.B. Krieg und Zerstörung, verübt haben. Als Amichai 1959 Würzburg wieder besuchte, waren hier noch nicht alle Ruinen und Trümmer beseitigt. Die seelischen Trümmer packte er in seine literarische und poetische Sprachkunst, die, so schlicht, so menschlich sie klingt, Paradoxien und psychische Herausforderungen nicht scheut. So wird aus dem Lesevergnügen eine mitunter unerwartete, aber bereichernde und versöhnliche „Lesereise“. Jehuda Amichai Open Air im Schlosshof mit Barock-Feuerwerk am 28. Juli 2018, Pommersfelden Klassik Open Air im Schlosshof Wiesentheid am 3. August 2018 Die Konzerte finden statt vom 17.07. bis 12.08.2016. Unser komplettes Programm finden Sie im Internet unter: www.collegium-musicum.info e ahr Collegium Musicum · Schloss Pommersfelden e.V. 60 J Schlossverwaltung · 96178 Pommersfelden buero@collegium-musicum.info www.der-kessener.de Der Kessener 2/2018 3
Würzburg Thorsten Drechsler bietet in „Die Murmel“ ästhetisch schöne Spielwaren an. Foto: Pat Christ Spielzeugladen mit Altar Würzburger Fachgeschäft „Die Murmel“ feiert in diesem Jahr 25. Geburtstag Thorsten Drechsler ist kein erklärter Gegner der digitalen Geschäft. Jedes wurde zuvor im Team mindestens einmal Welt. „Ich liebe mein Handy“, lacht er. Doch in seinem La- angespielt. Anders wäre es ja auch nicht möglich, kompe- den „Die Murmel“, den er vor 25 Jahren gründete, gibt es tent zu beraten. keine Roboter. Nichts blinkt elektronisch. Der 52-Jährige bietet Holzspielsachen, spannende Gesellschaftsspiele, Keine bloßen Gestelle Zauberartikel, Puppen und Stofftiere an. Und selbstver- ständlich Murmeln. Allesamt Dinge, die Jungs und Mäd- Für Drechsler ist das, was er macht, nicht einfach nur ein chen fördern: „Die Kinder kreieren damit eigene Welten Job zum Geldverdienen. Dass er sich ganz und gar mit und erweitern so ihren Horizont.“ seinem Laden identifiziert, ist an tausend kleinen Details abzulesen. Allein die Regale sind ein ausgesprochener Dass sich ein Spielzeugladen in einer Welt, in der bereits Hingucker. Und keine bloßen Gestelle zur Warenablage. kleine Kinder virtuell „angefixt“ werden, ohne elektro- Die Inspiration für die eigenwillige Einrichtung erhielt der nischen Schnickschnack behaupten kann, mag erstaunen. Einzelhändler durch seinen in der Eifel ansässigen Schrei- Doch dem sechsköpfigen „Murmel“-Team geht es gut. ner: „In dessen Werkstatt entdeckte ich einen alten Altar.“ Mehr noch: „2017 hatten wir das bisher beste Geschäfts- Den wollte Drechsler in seinen zweiten, 2002 in der Augu- jahr.“ Woran das genau lag, kann Drechsler nicht sagen. stinerstraße eröffneten Laden integrieren. Bis heute steht Sicher macht die gute Beratung einen Teil des Erfolgsre- er dort. Der Altar-Unterbau ist Teil der Ladentheke. Sämt- zepts aus. Drechsler und seine Mitarbeiter gehen auf jeden liche Regale im Laden führen die „Altar-Idee“ fort. Kunden und jede Kundin ein. Niemand wird mit allge- Ein Laden muss heute unverwechselbar sein, um sich meinem Geschwätz abgespeist. Niemand bekommt etwas abzuheben von den zwar bequemen, doch recht langwei- in die Hand gedrückt, nur weil es gerade „in“ ist. ligen Online-Shops, meint Drechsler. Er muss zum stim- „Meine Enkelin wird vier. Was könnte ich ihr schenken?“, mungsvollen Erlebnis- und Wohlfühlort werden. Dass er es fragt etwa die ältere Dame. Tja, kommt darauf an. Spielt geschafft hat, mit der „Murmel“ eine Wohlfühloase mitten sie lieber? Oder bastelt sie gern? Macht sie lieber etwas in der Stadt zu schaffen, bestätigen Drechsler viele Kun- für sich alleine? Oder ist sie ausgesprochen gesellig? Im den. So kommt eine Nonne regelmäßig zu ihm. Vor allem, Gespräch lernt Drechsler das Geburtstagskind kennen. wenn es ihr nicht so gut geht. Sie schaut sich um. Hält sich Am Ende rät er zu Bastelspielzeug, womit die Kundin zu- auf. Saugt die Atmosphäre ein. Kauft vielleicht mal eine frieden abzieht. Murmel. Und geht beglückt von dannen. Zu spielen, ist für Drechsler etwas Urmenschliches. Das ist „Die Murmel“ sieht sich als Teil einer wachsenden Gegen- kein bloßer Kinderkram. „Wir haben Spiele von 0 bis 99“, bewegung zu jenem großen Sog, der die Welt ins immer sagt er. Regelmäßig kommen neue Gesellschaftsspiele ins Virtuellere und Automatisiertere ziehen will. „Wir müssen achtsam sein und wahrnehmen, was da passiert“, sagt der gelernte Werbekaufmann, der aus der Gegend von Tauber- Kultur im Keller bischofsheim stammt. Sensibel geht das „Murmel“-Team auch mit der Umwelt um. Die Spielsachen beinhalten keine giftigen Substanzen. Außerdem wird auf kurze Wege ge- Musik Lesung Theater achtet. Zwar kommt ein Teil der Ware aus China. Aber die Kunsthandwerk Restaurant meisten Artikel stammen aus Europa. Und vorwiegend aus Ferienwohnungen Deutschland. Durch das, was er täglich in seinem Spielwarenfachge- schäft erlebt, ist Drechsler nicht vor der Zukunft bange. Er sieht, dass nach wie vor viele Eltern ihrem Kind förder- liches Spielzeug geben wollen. Im Übrigen sind die War- nungen vor den Gefahren durch den Einzug von Technik Inh. Birgit Linke ins Kinderzimmer nicht neu: „Als ich klein war, wurde über Katharinengasse 3 den Fernsehkonsum und seine Auswirkungen diskutiert.“ 97286 Sommerhausen Öffnungszeiten: Drechslers Eltern waren strikt. Der Junge durfte die „Sen- Telefon 0173-3172851 Fr. und Sa. 14.00 - 22.00 Uhr dung mit der Maus“ gucken. Dann wurde ausgeschaltet. www.vogelhaus-sommerhausen.de So. 14.00 - 18.00 Uhr Und das freie Spiel begann. Pat Christ 4 Der Kessener 2/2018 www.facebook.com/der.kessener
Würzburg Extrem schmerzhaftes Aus In Würzburg treffen sich zweimal im Monat Menschen mit dem Schicksal „Trennung“ Von jetzt auf nachher wurde Martina T. von ihrem Mann verlassen. Nie, sagt sie, hätte sie damit gerechnet. Nie hatte sie gezweifelt. Sie hatte vollkommen vertraut. Alles begann mit einer verwirrend förmlichen Handynachricht: „Hallo Martina...“ Martina T. stutzte. „Er hatte sonst immer einen Kosenamen benutzt“, sagt die 60-Jährige, die in der Selbsthilfegruppe „Trennung und Scheidung - Wenn der Partner oder die Partnerin geht“ versucht, den vor acht Monaten erlittenen Schock zu verarbeiten. Die Gruppe trifft sich am 1. und 3. Dienstag im Monat um An einem Donnerstag erreichte sie die merkwürdige Nach- 18.30 Uhr im Selbsthilfehaus (Scanzonistraße 4). Kontakt richt. Am Freitag sprach das Paar darüber. „Da kam mir gibt es über das Aktivbüro der Stadt Würzburg: plötzlich der Verdacht, dass es eine andere Frau geben 0931-373468. könnte“, sagt Martina T. Das sprach sie aus. Ihr Mann leugnete nicht. Er meinte, er wolle ausziehen. Es sei ihm „alles zu viel geworden“. Am Wochenende unternahmen Ihr hat die Gruppe geholfen, allmählich wieder Boden unter die zwei noch etwas zusammen. Am Montagmorgen den Füßen zu gewinnen: „Denn der war komplett wegge- packte er seine Koffer und ging. zogen.“ Monatelang konnte Martina T. nicht mehr bei sich zu Hau- Bei den ersten Gruppentreffen, an denen sie teilnahm, se schlafen. Sie ging zu ihren Kindern. Übernachtete mal konnte sie gar nicht viel sagen: „Ich habe nur geweint.“ bei der Tochter, mal beim Sohn: „Daheim war ich nur, um Irgendwann begann sie, von dem Zerbrechen ihrer Ehe zu mich zu duschen und Wäsche zu waschen.“ Inzwischen ist erzählen. Das war immens entlastend. Denn sie spürte, sie nachts wieder zu Hause. Doch in dem gemeinsamen wie sehr die anderen in der Runde sie verstanden. So viel Bett kann sie noch immer nicht schlafen. Ihr Nachtlager ist besser verstanden sie, wie sehr sie litt, als ihre Kinder und die Couch. Bekannten. Martina T., die sich noch immer auf Treffen mit „Bis man über so etwas hinwegkommt, das dauert min- ihrem Mann einlässt, bekommt ständig zu hören: „Lass destens ein Jahr“, sagt Traudl Beccara-Schott, die sich los!“ Doch wie soll sie das tun, wenn ihr Herz an diesem schon seit über fünf Jahren in der Selbsthilfegruppe en- Mann hängt? Das sagen ihr jene, die ihr Ratschläge geben, gagiert und die Gruppe inzwischen auch leitet. Sie trennte nicht. sich vor sieben Jahren von ihrem Mann. Lange hatte sie Noch kann sich Martina T. nicht vorstellen, sich jemals gebraucht, um den Bruch zu verkraften. In ihrem Fall dau- innerlich von ihrem Mann zu lösen. Noch unvorstellbarer erte die Bewältigung weit mehr als ein Jahr: „Denn ich erscheint ihr eine neue Partnerschaft. „Mein Vertrauen in war tief verletzt.“ Heute geht es ihr wieder gut. Was sie, ist andere Menschen ist komplett weg“, sagt sie. Aber auch Beccara-Schott überzeugt, der Gruppe zu verdanken hat: das Vertrauen in sich selbst hat massiv gelitten. Tausend- „Die wirkt wie eine Langzeittherapie.“ mal schon stellte sie sich die Frage, was sie falsch ge- macht haben könnte. War sie keine gute Partnerin? Hat sie dazu vielleicht gar nicht das Zeug? Noch nie, sagt Martina Wieder Boden spüren T., war ihr Selbstwertgefühl so tief am Boden. Durch die Gruppe erfuhr sie, dass es fast allen Menschen Das empfinden viele Frauen und Männer so, die sich der nach einer Trennung so geht. Ihr selbst, sagt Traudl Bec- Gruppe anschließen. Wobei die wenigsten so lange wie cara-Schott, habe geholfen, eine „völlig neue Software“ Beccara-Schott bei der Stange bleiben. Nach einem oder aufzuspielen. Hart habe sie daran gearbeitet, ihre Sicht eineinhalb Jahren hat ein großer Teil doch wieder einen auf ihre Ehe und auf sich selbst zu verändern. Um sich von neuen Partner gefunden. Diese Menschen verlassen die den demoralisierenden Selbstzweifeln zu befreien. Gruppe. Neue Mitglieder kommen hinzu. So wie Martina T. Pat Christ HIV/AIDS VERANTWORTUNG FÜR SICH UND ANDERE ÜBERNEHMEN AIDS-BERATUNG UNTERFRANKEN RÖNTGENRING 3• 97070 WÜRZBURG Randersackerer Straße 17 · 97072 Würzburg WWW.AIDSBERATUNG-UNTERFRANKEN.DE TELEFON 0931 386 58 200 KONTAKT@AIDSBERATUNG-UNTEFRANKEN.DE Tel. (0931) 7 21 25 · www.blankenhagen.de www.der-kessener.de Der Kessener 2/2018 5
Würzburg Stephan Tittl, ein junger Architekt in Würzburg Während eines zweijährigen Aufenthaltes in der Schweiz und in Österreich, habe ich die widerstreitenden Strö- mungen architektonischer Gestaltung kennen gelernt, sagt der junge selbständige Architekt Stephan Tittl in einem Gespräch über Architektur im allgemeinen und sei- ne Arbeit als Architekt im Besonderen. Während man in der Schweiz eher einem puristisch funktionalen Baustil den Vorzug gibt, präsentiert sich die Architektur in Österreich - mit ihrer weltoffenen Metropole - formal freier, offener und geradezu avantgardistisch. Es ist eine Architektur für die coop himmelblau Pate steht. Eine rhythmische, menschenfreundliche und damit nach- haltige Architektur mit einer raumprägenden Qualität erge- be sich nach seiner Meinung aber erst aus der Verbindung beider Strömungen – einer gut durchdachten Funktionali- tät gepaart mit einer ungezwungeneren und dynamischen Gestaltung, die sich in einem lebhaften Stil ergänzen, so dass aus dem architektonischen Dialog eine sinnhafte Architekt Stephan Tittl Symbiose entsteht , die je nach Bauaufgabe ihre Eigen- ständigkeit formuliert. So wundert es auch nicht, dass sein erster großer Auftrag Aufgewachsen in der Bildhauerfamilie Grimm aus Kleinrin- in der Generalsanierung der Klosterkirche „Mariä Schutz“ derfeld, ist er mit der kreativen Prozessen groß geworden. auf der Vogelsburg bei Volkach bestand. Die gestellte Für ein Architekturstudium habe er sich jedoch entschie- Aufgabe bestand darin, die äußere Erscheinung des aus den, weil es eher seinem Naturell entsprochen habe, in dem 15. Jahrhundert stammenden Kirchenbaus denk- größeren Dimensionen zu planen und zu entwerfen. malpflegerisch zu konservieren und den Innenraum – in Um die vielfältigen Möglichkeiten des Bauhandwerks ken- dem historisch bedingt keine alte Bauzierde vorhanden nenzulernen hat Stephan Tittl seine studienbegleitenden war – so zu gestalten, dass er den Ansprüchen eines mo- Praktika in unterfränkischen Handwerksbetrieben ge- dernen Kirchen – und Liturgieraumes entspricht. Durch macht. Aber auch bei einem mehrwöchigen Workshop in eine geschwungene, in Wellenlinien verlaufende Wand, die Marokko - bei dem er an der Restauration einer Kasbah in aus den geometrischen Gegebenheiten des Bestandes Agdz mitwirkte – bekam er Einblick in die bautechnischen entstand, trennte er die Orgelempore sowie die Sakristei Verfahren einer aktiven Restauration im Lehmbau. und weitere angrenzende Funktionsräume von dem Kir- Wie in einer Megametropole zukunftsorientiert geplant chenraum. Sich kiemenförmig öffnende Lamellen sorgen wird, studierte er in einem Workshop an der Partneruni- dabei neben der perforierten Textilbespannung für eine versität Taipeh, bei dem der Schwerpunkt auf intelligenter maximale Akustik und verleihen dem Innenraum eine Gebäudeplanung bezogen auf klimatische Einflüsse und besondere Leichtigkeit und eigenständige Individualität, Energieoptimierung lag. Mit dem Blick eines sensibili- die zusammen mit der skulpturalen Ausformulierung des sierten Architekturstudenten bereiste er bei dieser Gele- Altarraumes eine stimmige Einheit ergeben. Für diese ge- genheit die modernen und stark wachsenden Megacities stalterische Lösung erhielt er in Fachkreisen viel Lob und Peking und Schanghai. Anerkennung. Nach seinem Diplom an der Fachhochschule Würzburg- Stephan Tittl geht bei seiner Arbeit grundsätzlich davon Schweinfurt und anschließenden „Lehr- und Wanderjah- aus, dass in jedem Projekt eine Besonderheit steckt, die ren“ in denen er in großen Architekturbüros in München es zusammen mit dem Bauherrn zu suchen und finden und Stuttgart mitarbeitete, zog es den jungen Architekten gilt. Somit kann auch eine tiefere und inhaltliche Aufgabe wieder zurück nach Würzburg, ein Entschluss, der auch in der Entwicklung der Architektur gesehen werden, die mit der Tradition seines Vaters und seines Großvaters zu am Ende auch bei Bauvorhaben durch einfache Nuancen tun hat, die als Bildhauer stets selbständig an zahlreichen eine außergewöhnliche Spannung erzeugen kann. Kirchen und Altarraumgestaltungen mitwirkten. Vorlieben habe er als Architekt demnach nicht, ein Flach- dach ist nicht grundsätzlich besser oder schlechter als ein Satteldach, findet er. Die Architektur muss sich vielmehr aus der Situation entwickeln, die je nach Historie, Lage und Umfeld immer wieder zu anderen spannenden führt. Nicht zuletzt firmiere er unter dem Begriff SEQUENZSIE- BEN ARCHITEKTEN , worunter zu verstehen ist, dass ein Bau in einem bestimmten Kontext jeglicher Art zu sehen ist. Wie bei einer Filmsequenz müssen äußere und innere Zusammenhänge berücksichtigt werden, die sich auf die spätere architektonische Gestaltung auswirken. Eine kom- Städtisches Museum Kitzingen munikative Auseinandersetzung und Offenheit mit dem Bauherrn lassen Ideen beinahe automatisch entstehen. Landwehrstr. 23 • 97318 Kitzingen • Tel. 09321/927063 Nach dieser konzeptionellen Phase, in der Wünsche und E-Mail: museum@kitzingen.info Visionen Form und Gestalt annehmen, besteht für den weiteren Bauablauf umso mehr Sicherheit und ein gutes www.museum.kitzingen.info Gefühl, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Di–Fr: 15–18 Uhr | Sa, So und Feiertag: 14–17 Uhr Als Architekt sehe er daher auch in jeder baulichen Aufga- be eine persönliche Herausforderung. Reiner Jünger 6 Der Kessener 2/2018 www.facebook.com/der.kessener
Würzburg Ein Atelierbesuch bei dem Bildhauer Jürgen Hochmuth Die größte Freude erlebe ich als Künstler, wenn ich zu einer Beteiligung an einer Ausstellung eingeladen werde, sagt der Bildhauer, ehemalige Kunstlehrer und streitbare Kunstvermittler Jürgen Hochmuth. Bei einem Besuch in seinem Atelier, an einem trüben Vor- mittag im Februar, in Rimpar, in der Franz-Bötsch-Stra- ße 16, einem in ansprechender Architektur geschickt in das Grundstück eingepassten Nebengebäude, unterhalten wir uns über Kunst im Allgemeinen und die Situation der Künstler im Besonderen und nicht zuletzt über den Künst- ler und Bildhauer Jürgen Hochmuth selbst. In letzter Zeit hatte sich Jürgen Hochmuth wiederholt an die Medien ge- wandt, um auf die schwierigen Verhältnisse der bildenden Künstler hinzuweisen, kaum einer könne von seiner Kunst leben, ein Umstand, der darauf zurückzuführen ist, dass viele Aussteller zwar von der Kunst leben, aber nur selten bereit sind, die Nutzung von Kunstwerken zu honorieren. Auf dem Weg, Werke der bildenden Kunst so zu schützen, wie Wort und Ton, sind wir ein gutes Stück weitergekom- Bildhauer Jürgen Hochmuth men, sagt Jürgen Hochmuth streitbar. Bedauerlich finde er auch, dass die Kunst in unserer Stadt, Dach als Reservoir des Unbewussten. Und dann gibt es die auch und gerade durch ihre Künstler berühmt wurde, noch den Beziehungsbereich, der sehr viel über den Cha- von der Politik so wenig Wertschätzung erfahre. Kunst im rakter des Menschen aussagt. In zahlreichen seriellen Ar- öffentlichen Raum finde fast gar nicht mehr statt. So sind beiten hat Jürgen Hochmuth dieses Thema facettenreich zum Beispiel in den Stein eingelassene Eichhörnchen der ausgelotet, umspielt, erforscht und durchdacht und in sei- einzige „künstlerische“ Hinweis in der neu gestalteten Fuß- nen Skulpturen und Installationen „ins Bild gesetzt“. gängerzone. Wenn man sich mit dieser Erkenntnis den Werken von Auf die Frage, ob er ein künstlerisches Gen geerbt habe, Jürgen Hochmuth annähert, findet man ein ungewöhnlich lächelt er nur leise. Doch, sagt er, ein entfernter Verwand- reiches, geheimnisvolles, phantasievolles Werk, das die ter sei ein erfolgreicher Kunstschaffender gewesen und Sinne des Betrachters in Schwingungen versetzt. weiter führt er aus, dass eine Lehrerin am Gymnasium Reiner Jünger sein künstlerisches Talent früh erkannt und ihn auf die Möglichkeit eines Kunststudiums angesprochen habe. Aktuelle Ausstellungen von Jürgen Hochmuth: Das führt zu der Frage, was einen Künstler ausmacht und Kunst im Petersviertel Würzburg vom 7.4. – 18.5.2018, wo Kunst beginnt und Kunst endet. Übersehen werde oft, „Mensch! Guck mal …“ dass Kunst einen forschenden Drang voraussetzt und Im Kirchenraum von St. Peter und Paul: Stahlkubus auch mit Wissenschaft zu tun habe, mit dem Unterschied, „Schutzraum“. dass Kunst nicht zielgerichtet ist, sondern auf eine wahr- „Eine Handvoll Kunst“, vom 22.06. – 08.07.2018, im Dies- haftige künstlerische Aussage abzielt. Künstler kann man sener Taubenturm beim Marienmünster, in 86911 Diessen nur sein, wenn man sich mit einem Thema beschäftigt und am Ammersee. Eine Gemeinschaftsausstellung v. Matthias ein künstlerisches Konzept verfolgt. Er würde talentierte Engert, Plastik; Kurt Grimm, Skulptur; Jürgen Hochmuth, junge Leute nicht davon abraten, eine Kunstakademie zu Zeichnung, Objekt; Barbara Schaper-Oeser, Malerei, Ob- besuchen, denn in keinem anderen Beruf habe man diese jekt; Barbara Schwämmle, Keramik. kreative Freiheit und Gestaltungsmöglichkeit. Labyrinth konkret – mit Nebenwirkungen, vom 17.05. – Die konzeptionelle Bearbeitung des Themas Haus be- 15.07.2018, im Kulturspeicher Würzburg. schäftigt den Bildhauer Jürgen Hochmuth bereits sein Beteiligung an der Ausstellung zum Kunstpreis der Stadt ganzes künstlerisches Leben. Es ist ein Thema, das er im- Weissenburg i.B., vom 09.06. – 17.06.2018. mer wieder neu erfindet und in anderen Zusammenhängen erkennt und bearbeitet. Während seine frühen Arbeiten, zu denen auch die Serie „Atem des Gewölbes“ – eine Serie von Metall- und Steinobjekten gehört – noch in Gestaltung und Ausdruck von radikaler Strenge und Abstraktion sind, so wird das Hausthema im Laufe der Zeit architektonischer und erfährt eine spielerische Leichtigkeit in der Bearbei- tung und im Ausdruck. Sein Werkstoff ist der Eisenguss, Holz in roher Struktur und Textur, sowie Farbe. Wer sich mit dem Haus als Metapher beschäftigt, wird Himmels schnell merken, dass man über das Haus sehr viel über die menschliche Natur erfahren kann. Und hier liegt auch das pforten Wesen der bildenden Kunst, dass man mit einem Bild oder Leben resilient gestalten einer Skulptur so viel über die Geheimnisse des Lebens Freitag, 18. Mai 2018, 17:00 Uhr - Samstag, 19. Mai 2018, 16:30 Uhr erfahren kann. Über das Haus ergeben sich Assoziationen Kosten: 165 Euro inkl. Kursgebühr, Übernachtung die von der mütterlichen Höhle über das Haus bis zum und Verpflegung Sarg reichen. Oder man spricht vom Keller als dem Unbe- www.himmelspforten.net wussten Es, über das Parterre als Ebene des Ich, und dem Mainaustraße 42 | Würzburg | Tel. 0931/386-68 000 www.der-kessener.de Der Kessener 2/2018 7
Würzburg Einfach ein besseres Gefühl Friseurmeister Marc Blankenhagen hilft Männern und Frauen mit Haarproblemen Regenwetter bedeutete für Thomas M. (Name geändert) immer eine Katastrophe. Zumindest dann, wenn er ohne Schirm unterwegs war. Regnete es auf seinen Kopf, ging seine allmorgendlich aufwändig gesprayte Lockenfrisur kaputt. Und man sah, dass er vorne kaum noch Haare hatte. Vor vier Jahren beschloss der damals 30-Jährige, sich Zweithaar zuzulegen. „Er litt einfach ungeheuer un- ter seinem immer schüttererem Haar“, so Friseurmeister Marc Blankenhagen. Im Friseursalon „Mäster Blankenhagen“ finden Männer und Frauen vielfältige Möglichkeiten, ihr eigenes Haar zu ergänzen, es mit mehr Volumen anzureichern oder es durch eine Perücke zu ersetzen. Während Gerd und Irm- gard Blankenhagen vor allem Frauen beraten, die aufgrund einer Krebserkrankung eine Perücke benötigen, hat sich Marc Blankenhagen auf die Beratung männlicher Kunden sowie von Frauen mit dünnem Haar spezialisiert. So nahm er sich auch ausführlich Zeit, um Thomas M. zu helfen, sein Haarproblem zu lösen. Das Haar des jungen Mannes musste ergänzt werden. So viel stand fest. Nun kann dies auf verschiedene Weise ge- schehen. Haarteile können ins vorhandene Haar geclipst oder eingewebt werden. Marc Blankenhagen riet Thomas M. jedoch zum sogenannten Bondnig. Dabei wird eine mit Haaren versehenen, atmungsaktive Kunsthaut mit einem Friseurmeister Marc Blankenhagen demonstriert einer speziellen Kleber auf der rasierten und gepeelten Kopfhaut Kundin an diesem Perückenkopf, dass ein Betrachter von befestigt. „Der Kunde hatte davon auch schon gehört“, so außen keinen Unterschied zwischen dem Zweithaar und den Blankenhagen. Wie die meisten jüngeren Menschen mit eigenen Haaren erkennen kann. Haarproblemen informierte er sich vor dem Friseurbesuch im Internet, wie man heutzutage Glatzen zum Verschwin- Morgen vor dem Spiegel tricksen musste, um die kahlen den bringt. Stellen zu verdecken, bescherte ihm einen immensen Ge- Sich eine „ContactSkin“ genannte Haarhaut zuzulegen, winn an Lebensqualität. bedeutet, dass nun dauerhaft im Abstand von etwa vier Wochen ein Friseurbesuch ansteht. Dann muss das Toupet gewechselt werden. Das alte Zweithaar wird weggeworfen, Bonding oder Weaving das neue kommt auf den Kopf. Das hat eine Länge von 20 Zentimetern. Je nach Kundenwunsch kann es, nachdem Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, das eigene Haar die Haarhaut aufgebracht ist, unterschiedlich lange ge- zu ergänzen, erläutert Blankenhagen. Das Zweithaar kann schnitten werden. Mal steht der Sinn nach einer Frisur mit permanent befestigt werden oder es kann nach Belieben etwas längerem Haar, ein anderes Mal möchte der Kunde dem eigenen Haar hinzugefügt und wieder entfernt wer- es lieber kurz haben. den. Das Bonding gehört ebenso wie das „Weaving“ zu Thomas M. akzeptierte die monatliche Prozedur. Auch die den permanenten Befestigungen. Beim Weaving kreiert Kosten von jährlich knapp 3.500 Euro mit allem Drum und der Friseur von Ohr zu Ohr einen aus Faden bestehenden Dran, also für Material und monatliche Behandlung, waren Steg im Eigenhaar. Daran wird das neue Haar eingewebt. für ihn hinnehmbar. Denn dass er endlich nicht mehr jeden Man kann sich mit dem eingewebten Haar problemlos du- schen, kann den aus Eigen- und Fremdhaar bestehenden Haarschopf waschen und frisieren. Doch auch hier ist es etwa alle sechs bis acht Wochen notwendig, das Zweit- haar vom Friseur entfernen und auswechseln zu lassen. Denn das eigene Haar wächst unter dem Fremdhaar wei- ter. Blankenhagen: „Manchmal einen, manchmal zwei Zen- timeter im Monat.“ Dadurch lockert sich das Haargewebe allmählich. Nicht alle Zweithaar-Kunden von Bankenhagen haben gra- Himmels vierende Probleme mit ihren Haaren. So manche Kundin pforten entscheidet sich für eine Haarverlängerung, um einen mo- „Duften Sie!“ (Mahatma Ghandi) dischen Akzent zu setzen. Für Marc Blankenhagen bleibt es das Schönste, wenn sich ein Kunde nach dem Besuch Besinnungstage Donnerstag, 24. Mai 2018, 18:00 Uhr – Sonntag, 27. Mai 2018, 13:00 Uhr bei ihm endlich wieder wohl fühlt. Viele Männer, sagt er, Kosten: 215 Euro inkl. Kursgebühr, leiden immens darunter, dass ihr Schädel immer kahler Übernachtung, Verpflegung wird. Sehen sie sich dann erstmals wieder mit vollem Haar www.himmelspforten.net im Spiegel, fließen mitunter Freudentränen. Mainaustraße 42 | Würzburg | Tel. 0931/386-68 000 Pat Christ 8 Der Kessener 2/2018 www.facebook.com/der.kessener
Würzburg Fuß zu fassen, ist schwierig Am 15. Juni tritt das Ensemble Eden im Würzburger Spitäle auf Für sein Konzertprogramm im Juni konnte das Würzbur- ger Spitäle eine spannende Musikgruppe gewinnen: Das achtköpfige „Ensemble Eden“ stellt eine Kombination aus Jazzband und Streichquartett dar. Die Stücke verbin- den die europäische und amerikanische Musiktradition. Künstlerischer Leiter des Ensembles ist der Würzburger Jazzbassist Janosch Korell, dessen Kompositionen an diesem Abend zu hören sein werden. Los geht es am 15. Juni um 20 Uhr. Das „Ensemble Eden“ Bild: privat Das Ensemble, das kürzlich eine Förderung vom baden- württembergischen Kunstministerium für eine Komposition gehen und die Chancen wahrnehmen, die er bekommt“, von Günter Moll aus Bretten erhalten hat, spielt heuer sagt Korell. Eine solche Chance stellt das Konzert im Juni mehrere Konzerte in drei Bundesländern. Gleich nach dem im Spitäle dar. Eine andere große Chance hatte sich im Spitäle-Konzert geht es nach München. Ende August steht vergangenen Jahr aufgetan, als das „Ensembe Eden“ ein- ein Auftritt beim Kultursommer Mittelhessen in Wetzlar auf geladen war, an der „Langen Nacht der Musik“ im Münch- dem Programm. Für Oktober ist die Uraufführung der Moll- ner Gasteig teilzunehmen. Komposition entweder beim Jazzfestival in Karlsruhe oder Nicht wenige Musiker geben den Wunsch, künstlerisch frei im Jazzclub Bretten geplant. In einer kleinen Gemeinde zu schaffen, von dem sie als Studentinnen und Studenten nahe Bretten im Kraichgau wuchs Korell auf. Später be- beseelt waren, irgendwann auf. Sie begnügen sich damit, suchte der 30-Jährige das Brettener Gymnasium. anderen Menschen in der Schule, der Musikschule oder An der Hochschule für Musik in Würzburg ließ sich Korell privat das Musizieren beizubringen. Das hat Korell nicht zum Jazzbassisten ausbilden. Rudi Engel, Michinori Bu- vor. „Wenn man diese oder jene Musik machen will, dann nya und Kurt Holzkämper waren die Dozenten des jungen muss man das auch tun“, betont er. Immer wieder, ist er Mannes, der den Jazzbassisten John Patitucci zu seinen sicher, ergeben sich neue Chancen. Die ergriffen werden Vorbildern zählt. Schon während des Studiums kam es wollen. Manchmal muss man länger auf sie warten. Doch zur Gründung des „Ensembles Eden“. Am Beginn stand das Warten wird irgendwann lohnen. Und warum soll man eine Auftragsarbeit für die Sparkasse Mainfranken. Korells sein kurzes Leben damit vergeuden, etwas zu tun, was Komposition wurde dabei mit Erfolg bei einer Privatkun- nicht ganz und gar das „eigene Ding“ ist? Pat Christ denveranstaltung aufgeführt. Seither versucht der Musiker, sein Ensemble in der Region, aber auch darüber hinaus bekannt zu machen. Was, wie er zugibt, äußerst schwierig ist. Jedes Konzert kostet Zu den größten Hürden zählen die Kosten, die anfallen, um ein Konzert zu veranstalten. Nur, wenn genügend Ein- trittskarten verkauft werden, kommen diese Kosten wieder herein. Je unbekannter ein Musiker oder ein Ensemble sind, desto höher ist das Risiko, dass die Veranstaltung ein Flop wird – weil nicht genug Menschen kommen und also die Ausgaben für Miete, Strom, Heizung, Man- und Womanpower nicht gedeckt werden können. „Unbekannte Musiker haben es sehr schwer, überhaupt die Chance zu bekommen, sich einen Namen zu machen“, sagt Korell. Denn Veranstalter engagierten aus nachvollziehbaren Gründen Künstler, die bereits renommiert sind. Am Beginn ihrer Karriere sind Musiker dringend auf Unter- stützung angewiesen. So gelang es vor kurzem dem Trio „Züngelnder Saitenwind“, einen Auftritt in der Würzburger Neubaukirche zu ergattern. Das war einem Zufall zu ver- danken: Eine Musikliebhaberin mit „Connections“ hatte die drei während des Mozartfests gehört und war so begeis- tert gewesen, dass sie alles versuchen wollte, um das Trio zu fördern. Beim Lions Clubs Würzburg de Leone wurde sie fündig. Der Club brachte das Konzert in der Neubaukir- che auf den Weg und übergab dem Trio bei der Veranstal- tung auch noch einen Förderpreis. Jeder junge Mensch, der ein Musikstudium absolviert, hat das Ziel, einmal von seiner Musik zu leben. Der Weg dort- hin erfordert allerdings eine Menge Selbstbewusstsein, www.museum-am-dom.de www.museen.bistum-wuerzburg.de Mut und Risikobereitschaft. „Ungeachtet einer sicheren, verbindlichen Gage muss der Musiker in die Öffentlichkeit www.der-kessener.de Der Kessener 2/2018 9
Würzburg „Mensch! Guck mal ...“ Kunstausstellung im Petererviertel, bis 19. Mai – MALEREI – SKULPTUR – OBJEKT – FOTOGRAFIE Gemeinsame Kunstaktion von Rudolf-Alexander-Schröder- Haus, Volkshochschule und den Kirchen St. Stephan und St. Peter und Paul. Werke von Roswitha Vogtmann, Kathrin Feser, Hans Kra- kau, Jürgen Hochmuth, Frank Dimitri Etienne, Gerda Enk, Gabi Weinkauf, Rashid Jalaei. Rudolf-Alexander-Schröder-Haus, Evangelisches Bildungszentrum Würzburg, Wilhelm-Schwinn-Platz 3, 97070 Würzburg, Tel. 0931/321750, E-Mail: mail@schroeder-haus.de www.schroeder-haus.de Stimmen zu dieser Ausstellung Brigitte Meister-Götz, Kuratorin Dr. Jürgen Emmert, komm. Leiter des Kunstreferates Ein Versuch - der sich gelohnt hat. Vielleicht auf ein neues der Diözese Würzburg: „Mensch! Guck mal...“ Hier meine Eindrücke. „Das Petererviertel hat einen eige- Stefan Moos, Leiter der Volkshochschule Würzburg nen Charme. Touristen verirren sich kaum hierher, dafür Nicht nur Bereitschaft, sondern schon Begeisterung zur treffen aber Einheimische und Studenten aufeinander. Die Kooperation für „Mensch – guck mal“ zeigt das große ge- Aktion „Mensch! Guck mal....“ lädt Passanten ein, näher meinsame Interesse von Künstlerinnen, Bildungshäusern hinzuschauen und damit nicht nur das Viertel, sondern und Kirchen, Kunst und Kultur auf Quartiersebene sicht- auch künstlerische Impulse auf sich wirken zu lassen. Ich bar zu machen. Die Besucherresonanz bestätigt darüber freue mich sehr über diese Aktion, wo Menschen sich hinaus den Willen der Bewohnerinnen des Peteterviertels zwanglos und an verschiedenen Orten mit Kunst ausei- Ihrem Viertel eine erweiterte Wertigkeit zuzuschreiben und nander setzen können.“ sichtbar zu machen, die hinausgeht über Kneipenkultur Dr. Anni Hentschel, Direktorin des Schröder-Hauses und Fremdnutzung. Eine großartige Idee und Konzeption, Würzburg professionell kuratiert durch Brigitte Meister-Götz. „Einen anderen Blick auf die unterschiedlichen Facetten Gerda Enk, Künstlerin des Menschseins werfen, das ist den Künstlerinnen und Die angestammten Orte der Kunst zu verlassen, ist stets Künstlern mit ihren Werken gelungen. Dabei kommt so- eine spannende Herausforderung für sich selbst und die wohl das Beglückende und Frohe, als auch das Schmerz- eigenen Arbeiten, aber auch ein lustvolles Gestaltungsver- volle in den Blick. Die oft nachdenklichen Gespräche, die gnügen. Und wenn die neuen Orte dazu noch Plätze der sich während des Spaziergangs durch die Ausstellungs- Begegnung sind, wie Schröder-Haus und vhs, Stephans- orte ergeben haben, haben mich spüren lassen, wie Kunst kirche und St. Peter und Paul, wünschte ich mir, dass Menschen ansprechen, berühren und auch aufrütteln „Mensch! Guck mal!“ für viele zu einem bereichernden kann.“ Erlebnis wird. Zur Landes- gartenschau Information Kirche fahren & sparen evangelische und katholische Kirche in Würzburg Der i-Punkt bündelt als niedrigschwellige Informationsstelle für bei Anreise mit kirchliche und caritativ-diakonische Angebote der beiden großen dem Nahverkehr Konfessionen das breite Angebot von Pfarreien und Kirchen- 2 € Ermäßigung gemeinden, von Diensten und Werken, sowie von freien kirch- lichen Trägern in der Stadt. Er versteht sich als Service-Angebot auf LGS-Eintritts- für interessierte, fragende und suchende Menschen. karte Erwachsene (16,- statt 18,- Euro) i-Punkt Kirche Domstraße 40, 97070 Würzburg, Tel. 0931-386 65 700, Fax 0931-386 65 709 Alle Details unter i-punktkirche@bistum-wuerzburg.de www.vvm-info.de www.i-punkt-kirche-wuerzburg.de 10 Der Kessener 2/2018 www.facebook.com/der.kessener
Würzburg Songs an einem Sommerabend Hörfunk- und TV-Aufzeichnung im Park des Klosters Himmelspforten, Würzburg, 29. + 30. Juni, jeweils 19 Uhr Ab diesem Jahr wird die Tradition des Liedermacher-Festi- vals „Songs an einem Sommerabend – das Original“ in der Mainmetropole Würzburg fortgeführt. Es fand 30 Jahre lang in Oberfranken statt und kehrt nach einem Gastspiel 2017 in Südtirol zurück nach Deutschland, in die Stadt des Urvaters der Liedermacher Walther von der Vogelweide. Der Rahmen des Festivals ist intimer und kleiner geworden und kommt damit den Liedern, die vor allem von ihren Tex- ten leben, entgegen. Das Kloster Himmelspforten ist ein Ort der Stille, bei dem man auf der Wiese und auf Stühlen den leisen Liedern folgen kann. Heinz Rudolf Kunze Foto: © Martin Huch Liedermacher sind eingeladen, Geschichten zu erzählen. Das Programm 2018 lautet: Songs, die Brücken bauen wohl populärste deutschsprachige Liedermacher aus Süd- – Lieder gegen Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung – tirol; Carolin No & Friends, gesungene Poesie in zärtlicher Chansons mit vielen Schwingungen und Stimmungen. musikalischer Verpackung; „Die Neuen von den Songs“, Es singen und spielen: Heinz Rudolf Kunze, der wohl Nachwuchspreisträger des „Walther-von-der-Vogelweide- vielseitigste der singenden Poeten in Deutschland; Gio- Preises“; Matthias Brodowy, Moderation & mehr; Künstle- ra Feidman & Gitanes Blondes, der große alte Herr der rische Leitung Ado Schlier Klezmer-Musik; Sharon Brauner & Band, jüdische Lieder Kartenvorverkauf: Main Post Würzburg, mit ungebremster Lebensfreude und Nachdenklichkeit, Plattnerstraße 14, 97070 Würzburg, Tel. 0931/60016000 Manfred Maurenbrecher & Richard Wester, der Geschich- oder Tourist Information & Ticket Service, Falkenhaus, tenerzähler am Klavier und der Multi-Saxophon-Instru- Marktplatz 9, Tel. 0931/372436 oder mentalist; Carminho & Begleitung, die neue Prophetin des E-Mail: karten1@studio-fuer-veranstaltungen.com Fado aus Portugal; Dominik Plangger & Claudia Fenzl, der www.studio-fuer-veranstaltungen.com Orientierung und Klarheit finden Frauenseelsorge im Kilianshaus Unterstützung für Frauengruppen, für ehrenamtlich enga- Geistliche Tage für Frauen – Gartenträume, Exerzitien- gierte Frauen in der Kirche und Frauen in der Verbandsar- haus Himmelspforten, Mainaustr. 42, 22. Mai 18 Uhr bis beit bietet die Frauenseelsorge durch Veranstaltungen und 26. Mai 11 Uhr Gespräche. Es wird ein eigenes Programm für alleinerzie- Gärten sind Sehnsuchtsorte, an denen der Zauber des hende Mütter und Väter angeboten, Kontakte zu Gruppen Lebens spürbar werden kann. Dichtung, Philosophie, My- oder Treffpunkten vermittelt. stik, Malerei und Religion befassen sich mit diesem ganz Kleine Ferien für Kurzentschlossene - Kraft schöpfen besonderen Lebensraum. Im Jahr der Landesgartenschau für den Alltag - Alleinerziehende und ihre Kinder, 31. Mai begleitet das Beziehungsverhältnis von Mensch und Gar- 18 Uhr bis 3. Juni 11 Uhr. ten auch diese kleine spirituelle Auszeit. In Bad Königshofen mal die Seele baumeln lassen, eine Die Teilnehmerinnen werden gemeinsame Zeiten des Ge- Portion Kraft für den Alltag schöpfen, vielleicht neue Be- bets leben, sich austauschen und auf vielerlei Weise per- kanntschaften machen, sich über interessante Erfahrungen sönliche Betrachtung halten. Keine Vorkenntnisse nötig, in den Seminareinheiten auszutauschen und gemeinsam Offenheit und Neugierde sind jedoch sehr willkommen. den Sommer begrüßen. Die Kinder und Jugendlichen Kilianshaus, Kürschnerhof 2, Tel. 0931/38665201, haben zum teilweise ein eigenes Programm, es gibt aber E-Mail: frauenseelsorge@bistum-wuerzburg.de auch gemeinsame Zeiten. www.frauenseelsorge.bistum-wuerzburg.de Michael Ehlers im Spitäle – Rauminstallationen, Bilder, Objekte Utopienwerkstatt: Mit dem Luftschiff ins Luftschloss. Über die Notwendigkeit, Zukunft zu träumen und Utopien zu entwickeln, 26. Mai bis 17. Juni Utopien haben eine Halbwertszeit und verdunsten unter dem Druck der Realität. Das entbindet uns aber keinesfalls der Aufgabe, immer wieder neu über eine lebenswerte Zukunft nachzudenken und dafür die richtigen Worte und Bilder zu finden. Die Ausstellung zeigt Installationen, Bilder und Objekte, die zu einer Auseinandersetzung mit eigenen Vorstellungen von Zukunft inspirieren möchten. Die Rauminstallation »Das nächste Luftschiff« im Spitäle steht in einem direkten Bezug zur gleichzeitig präsentierten großen LandArt- und Medieninstallation »Das letzte Luftschiff« auf dem Gelände der LGS 2018 am Hubland. Spitäle – Galerie, Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens e.V., Zeller Straße 1, Tel. 0931/44119, 97082 Würzburg, Burkarderstr. 30 E-Mail: mail@vku-kunst.de Tel. 0931/ 4 28 25 oder 4 50 22 19 www.vku-kunst.de www.musikschule-wuerzburg.de www.der-kessener.de Der Kessener 2/2018 11
Würzburg Die Sache mit dem Feierabendbier Psychiater Thomas Polak klärt über die Gefahren der Alkoholabhängigkeit auf Eigentlich ist Alkohol ein Wundermittel. Er beruhigt, wenn man sich ärgert. Bringt runter, wenn man aufgeregt ist. Und entspannt abends nach einem anstrengenden Ar- beitstag. „Diese positiven Wirkungen muss man berück- sichtigen, wenn man glaubwürdig sein will“, sagt Thomas Polak, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Es gibt allerdings auch Kehrseiten. Mit denen der Mediziner am Uniklinikum Würzburg immer wieder zu tun hat. Alkohol ist nicht nur eine schöne, sondern auch eine heikle Sache. Denn es kann passieren, dass man auf die Wirkung Thomas Polak Foto: Pat Christ nicht mehr verzichten mag. „Ohne“ erscheint die Welt aus der 80er-Jahre-Serie „Dallas“. Immer, wenn der nicht kaum mehr zu ertragen. Wenn Alkohol zum immer häufiger mehr weiter wusste, holte er die Whiskyflasche aus dem aufgesuchten Fluchtpunkt wird, wenn darüber Verpflich- Schrank. Auch Einsamkeit kann ein Problem darstellen, tungen vergessen oder unterlassen werden, wenn das, dem man mit Alkohol beizukommen versucht. Dann gibt es was früher „ohne“ Spaß gemacht hat, plötzlich nicht mehr Menschen, die trinken, um in sozialen Kontexten Schüch- spannend ist – dann wird es bedenklich. Denn das hat ternheit zu überwinden. Leute, die eindeutig eine schwere dann nichts mehr mit Genuss zu tun. Die Wahrscheinlich- Abhängigkeit entwickelt haben, sind am Ende oft Spiegel- keit, dass sich eine Abhängigkeit entwickelt hat, ist groß. trinker. Sie brauchen schon nach dem Aufstehen Alkohol, Wer an „Alkoholiker“ denkt, hat feste Bilder im Kopf. Da um fit zu werden. ist der vom Schicksal gebeutelte Trinker, der allabendlich Laut Polak betreiben rund zehn Millionen Deutsche einen seinen Kummer im Wirtshaus ablädt. Da sind Amy Wine- riskanten Alkoholkonsum. Geschätzte 1,7 Millionen miss- house, Janis Joplin und Curt Cobaine. Da sind die koma- brauchen aus den unterschiedlichen Gründen Bier, Wein saufenden Jugendlichen und die Penner, die trinken müs- und Spirituosen. Weitere 1,7 Millionen sind echt abhängig. sen, um das harte Leben auf der Straße auszuhalten. Und Polak: „Doch nur ein Zehntel aller Abhängigen ist in spezi- man selbst? Ist das tägliche Feierabendbier noch okay? fischer Behandlung.“ Oder nicht mehr? Immer wieder wird Thomas Polak dies Viele versuchen, sich selbst zu kurieren. Vor Ostern zum gefragt. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Wobei allein Beispiel wird der Plan gefasst, auf Alkohol zu verzich- die Frage, ob man vielleicht seinen Konsum reduzieren ten. Sehr oft scheitert das. Was, wie der Facharzt für sollte, streng genommen ein erstes Alarmzeichen darstellt. Psychiatrie und Psychotherapie betont, nichts mit einem Thomas Polak urteilt nicht. In seinen Vorträgen klärt er schwachen Willen zu tun hat. Alkoholabhängigkeit ist eine nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft auf. So wird Krankheit: „Das erkrankte Organ ist das Gehirn.“ Wie es Frauen geraten, täglich nicht mehr als eine Flasche Bier dazu kommt, dass das Gehirn krank wird, ist dem Mitglied oder einen Schoppen zu trinken. Männer dürfen das Dop- des Interdisziplinären Zentrums für Suchtforschung in pelte konsumieren. Polak verweist auf die internationalen Würzburg zufolge ein komplexer Prozess. Das macht die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation. Demnach sollte Erkrankung auch so unheimlich. Ein Armbruch oder ein man sich selbst fragen, ob man abhängig ist, wenn das Blinddarm sind eindeutiger. Und als Krankheit viel leichter Verlangen, Alkohol zu trinken, „übergroß“ ist. Was im Alltag zu akzeptieren. zum Beispiel daran abzulesen wäre, dass man ab dem Psychische Krankheiten an sich sind nach wie vor mit Nachmittag zunehmend intensiver ans Feierabendbier einem Stigma belegt. Doch innerhalb der seelischen denkt. Leiden ist Alkoholabhängigkeit noch einmal etwas ganz Spezielles. Das sieht Polak seit Jahren an seinen Vorträ- Warum man trinkt gen. Mit drei großen Themen tourt er regelmäßig durch die Region: Demenz, Depression und Alkoholabhängigkeit. Bei Zu den nüchternen Fakten gehört auch die Aufklärung „Demenz“ und „Depression“ sind die Vortragsräume voll. darüber, warum Menschen überhaupt trinken. „Da gibt Zu den Alkohol-Vorträgen kommen stets nur sehr wenige es den Problemtrinker“, sagt Polak und verweist auf JR Menschen. Pat Christ ... eintauchen in vergangene Zeiten Museen der Stadt Miltenberg Museum.Stadt.Miltenberg: 30. März bis Okt: Di bis So von 10–17.30 Uhr MUSEEN Gruppen auch außerhalb der Standardzeiten DER STADT Museum.Burg.Miltenberg: 30. März bis 1. Nov: MILTENBERG Weinberge und Weingenuss in Frankens Saalestück Di bis Fr von 13–17.30 Uhr; Sa bis So von 11–17.30 Uhr Gruppen auch außerhalb der Standardzeiten Erleben Sie die faszinierende, genussvolle Welt der Kontakt: Hauptstraße 169 - 175, 63897 Miltenberg Weine hautnah vor der Haustüre. Zahlreichen Wein- und Tel.: 09371 / 668504, Fax: 09371 / 6698618 Hofschoppenfeste sowie Weinproben in den modernen E-Mail: info@museen-miltenberg.de Vinotheken laden zu ein Weingenuss ein. Auf einer professionell geführten Weinwanderungen erfahren www.museen-miltenberg.de Sie mehr über die älteste Weinstadt Frankens: Hammelburg und über den Ramsthaler „terroir f“- Punkt, einen der magischen Orte des fränkischen Weinanbaus. Frankens Saalestück, Am Marktplatz 1, 97762 Hammelburg, Telefon 0 97 32 / 90 24 30, info@frankens-saalestueck.de www.frankens-saalestueck.de 12 Der Kessener 2/2018 www.facebook.com/der.kessener
Würzburg Revolutionäre Frauen Ruth Westerwelle fahndete nach den Frauen der AchtundsechzigerInnenbewegung Vor 20 Jahren begab sich Ruth Westerwelle auf eine spannende Spurensuche: Wo sind die Achtundsechzige- rinnen geblieben? In der Geschichtsschreibung kommen sie kaum vor. Sie ausfindig zu machen, war schwierig. Nicht zuletzt mangels Mitwirkung. „Wenn ich nach Namen fragte, hieß es meist, dass diese oder jene Frau ja sowie- so keine Rolle gespielt hat“, so die Berliner Fotografin, die in der Akademie Frankenwarte ihr noch unveröffentlichtes Buch über die Achtundsechzigerinnen vorstellte. Ruth Westerwelle Foto: Pat Christ sich bis heute mit sozialen Fragen und Frauenthemen. Ruth Westerwelle blieb hartnäckig. Sie fragte weiter. Re- Im Februar erschien ihr Buch „Im Netz der Gedichte“ mit cherchierte. Mit Dutzenden Frauen, die in der Achtund- Erinnerungen an ihre Zeit in Prag. Mit 24 Jahren wird Si- sechzigerinnenbewegung aktiv waren, traf sie sich in den bylle Plogstedt 1969 von der Staatssicherheit der Tsche- vergangenen zwei Jahrzenten. Die Frauen öffneten für sie choslowakei verhaftet. Weil sie gegen den Einmarsch der ihre privaten Archive. Sie erzählten, wie sie die wilde Zeit Truppen des Warschauer Pakts opponierte, musste die vor 50 Jahren erlebt hatten. Was gut, was nicht gut war. Studentin für eineinhalb Jahre in Haft. Ein extrem trauma- Was sie angetrieben hatte. Wie sie im Rückblick über das tisierendes Erlebnis. Auf 200 Seiten berichtet sie von ihren denken, was sie mitgemacht und mit sich hatten machen Erfahrungen mit Geheimdiensten und der politischen Ge- lassen. fangennahme. Zu den wenigen bekannten Frauen der damaligen Zeit ge- In den 1970er Jahren wurde auch Sibylle Plogstedt an der hört die amerikanische Autorin Gretchen Dutschke-Klotz. FU Berlin mit einem Berufsverbot belegt. 1976 gründete „Sie hat die Kommune-Idee nach Deutschland gebracht“, sie zusammen mit anderen Frauen die feministische Frau- fand Ruth Westerwelle heraus. Das allerdings ist komplett enzeitschrift „Courage“. Später war sie Redakteurin des vergessen. Die Berliner „Kommune I“ wird heute mit Die- „Vorwärts“ in Bonn. ter Kunzelmann, Fritz Teufel und Ulrich Enzensberger in Wann Ruth Westerwelles Buch über die Achtundsechzige- Verbindung gebracht. Die drei gründeten ihre Kommune rinnen erscheinen wird, steht noch nicht fest. Denn noch Anfang 1967 in der Atelierwohnung des Schriftstellers Uwe ist die Finanzierung nicht gesichert. In Würzburg warb Johnson. Westerwelle um Unterstützung: „Sonst wären 20 Jahre Tatsächlich wollte Gretchen Klotz nach ihrer Heirat mit Forschungsarbeit umsonst.“ Pat Christ Rudi Dutschke im Frühjahr 1966 eine Kommune gründen. Doch dieser Plan wurde eben von Dieter Kunzelmann un- terlaufen. Er war ein erklärter Gegner von Ehe und Mono- gamie. Dass Gretchen Dutschke-Klotz im Januar 1968 ihr erstes Kind zur Welt brachte, bescherte ihr ebenfalls keine Sympathie in der Szene. Zufallsblick aus dem Fenster Weit weniger bekannt ist die ebenfalls von Ruth Wester- welle porträtierte Erika Pauline Fechner. Als die Studentin am 2. Juni 1967 zufällig beim Blick aus einem Fenster sah, wie die Polizei einen Studenten verprügelte, wurde sie zur Achtundsechzigerin. Fechner, die im Oktober 2017 mit 75 Jahren starb, studierte Theologie und Archäologie. Als Kirchenrätin war sie später die erste Frauenbeauf- tragte der Kirchenprovinz Sachsen. Zeitlebens trat sie für Genderaspekte ein. Oft war sie deshalb mit Ablehnung konfrontiert. Berühmt wiederum wurde Friederike Hausmann. Ein Foto, das um die Welt ging, zeigt sie, wie sie sich über den ster- benden Benno Ohnsorge beugt. „Dennoch war es sehr schwierig gewesen, ihren Namen und sie als Person zu fin- den“, so Westerwelle. Friederike Hausmann gehörte dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) an. Wie so viele SDS-Mitglieder wurde sie mit einem Berufsverbot belegt. Nach ihrer Promotion ging Hausmann deshalb 1977 nach Italien. Keine ganz Unbekannte ist Karin Kramer, die 1970 zusam- men mit ihrem Mann Bernd den damals größten anarchis- tischen Verlag gründete. Das Paar lebte in der Berliner linkeck-Kommune, die im Februar 1968 die „linkeck“ als erste antiautoritäre Zeitung herausgab. Nach der neunten Ausgabe musste das Blatt eingestellt werden – wegen etli- cher Verfahren und Strafgeldzahlungen. Dann ist da Sibylle Plogstedt, von 1965 bis 1969 Mitglied des SDS. Die 1945 geborene Journalistin beschäftigt www.der-kessener.de Der Kessener 2/2018 13
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