WISSENSMANAGEMENT - MÄRZ 2021 - GFWM
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quo vadis WISSENSMANAGEMENT kuratiertes Dossier in 2 Teilen zum GfWM KnowledgeCamp 2020 Teil 2 März 2021 1
Inhalt Editorial Liebe Teilnehmer*innen und Beobachter*innen des #gkc20, liebe Leser*innen dieses Dossiers, „Wie weiter mit dem Wissensmanagement?“ Die Beiträge beider Teile dieses Dossiers zei- Editorial Wissensmanagement – mit dieser Frage ist das 15. GfWM Knowledge- gen eine klare Richtung an: die ursprüngliche Fra- 3 32 Andreas Matern – Quo vadis in der Camp (#gkc20) im Herbst 2020 gestartet. Das ge nach dem „Wohin des Wissensmanagements“ GfWM KnowledgeCamp und digitalen Verwaltung? #gkc20-Redaktionsteam hat die Frage zusätzlich bleibt geradezu beispielhaft offen und wird mit Stefan Zillich, re:Quest Berlin Tanja Krins an Expert*innen und Praktiker*innen aus unter- den Beiträgen des Doppeldossiers kontinuierlich schiedlichsten Disziplinen gestellt und deren Ant- weitergeführt. Sie muss in zahlreichen Facetten worten und Beiträge in einem besonderen Publi- beantwortet und vielleicht sogar neu formuliert kationsprojekt für das #gkc20 zusammengeführt. werden. Das Kuratierte Dossier in zwei Teilen wurde als bewusst asynchrone Zugabe zum virtuellen Wissensmanagement quo vadis? Wie ging es weiter? Wissensmanagement #gkc20 entwickelt, als fester Bestandteil der GE- ... was denken Sie? 4 38 Review zum Kuratierten Dossier neu komponieren samtveranstaltung neben dem kuratierten GfWM „Wissensmanagement Dr. Pavel Kraus, Swiss Know- Track und den Barcamp-Sessions. Autor*innen und Redaktion sind gespannt auf Ihre quo vadis?“ Teil 1 ledge Management Forum Direkt vor dem Event im November 2020 Antworten und Ideen zu den Beiträgen des Dop- konnten Sie, liebe Leseri*innen, Teil 1 lesen als Ein- peldossiers und weit darüber hinaus. stieg und Impuls zum Barcamp. Heute freuen wir uns, Ihnen Teil 2 des Dossiers vorzustellen, wieder Mit den besten Grüßen mit exklusiven Erfahrungen und auch ungewöhn- Ihr Redaktionsteam „Kuratiertes Dossier #gkc20“ GfWM KnowledgeCamp lichen Ideen, die Autor*innen und Redaktionsteam Andreas Matern und Stefan Zillich Reflexion des 8 46 Quo vadis Wissensmanagement nach dem Event aufgreifen und fortführen. Kontakt: dossier@gfwm.de kuratierten Tracks 2020 mit Microsoft 365? Welche Aspekte und zentralen Ideen bewe- – Wissensmanagement Quo Vadis Ragnar Heil gen uns nach dem GfWM KnowledgeCamp 2020 Dr. Manfred Bornemann, Intangible Assets auch mit Blick auf aktuelle und mögliche künfti- ge Entwicklungen? Die Beiträge dieser Ausgabe knüpfen an das Spektrum des ersten Teils direkt an, blicken zurück auf das #gkc20 und die Jahr- zehnte zuvor, fragen nach Standpunkten für heute Andreas Matern ist Vizepräsident der Gesellschaft für Wis- Wissensmanagement und und geben Empfehlungen für morgen, entwickeln sensmanagement e. V. und seit 2015 verantwortlich für deren 16 52 Intellectual Capital Manage- Die Zukunft des Wissens Themen für die Praxis und Ideen für Modelle wei- Jahresveranstaltung – das GfWM KnowledgeCamp – wel- ment – Unde venis – quo vadis? Univ.-Prof. Dr. Peter Pawlowsky, Dirk Dobiéy, Age of Artists ter und eröffnen den Horizont auch für Neues. ches er zusammen mit einem Team von weiteren Mitgliedern TU Chemnitz Das Publikationsprojekt wurde im Sommer und Unterstützer*innen ehrenamtlich organisiert und erfolg- 2020 mit dem Call for Contributions für Teil 1 ge- reich weiterentwickelt. startet und wird nun mit Veröffentlichung dieses Stefan Zillich (re:Quest Berlin) ist Information + Content zweiten Teils Ende März 2021 erfolgreich abge- Professional. Seine Kunden entwickeln fachliche und kulturelle schlossen. Das Redaktionsteam bedankt sich bei Inhalte, dabei unterstützt er sie durch professionelle Aufbereitung Wissensmanagement allen Autorinnen und Autoren für exklusive Bei- und Optimierung, führt Expertise und Know-how zusammen und 26 45 – Wo stehen wir? träge, fundierte Meinungen und neue Ideen. Alles übersetzt das Ganze in öffentliche Formate, z. B. Veranstaltungen, Eine persönliche Einschätzung. Impressum wurde für Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu ei- Publikationen und Fortbildungen. Im #gkc20-Redaktionsteam Prof. Dr.-Ing Peter Heisig, nem ungewöhnlichen und relevanten Doppelband sichtet er Ideen und Beiträge und entwickelt dazu individuelle FH Potsdam zusammengefügt. Publikationskonzepte. www.stz-info.de 2 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2 /2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 3
Review: Kuratiertes Dossier „Wissensmanagement quo vadis?“ Teil 1 Radical Knowledge Manage- Wie ging es weiter? ment. by Stephanie Barnes The author writes about the feed- back to her contribution: „Since Zu Teil 1 des Kuratierten Dossiers #gkc20 gab es neben vielen mündlichen Reaktionen auch schriftliche my article on Radical KM has been Rückmeldungen. Dazu unser Beitrag im GfWM-Blog: https://www.gfwm.de/kuratiertes-dossier-gkc20-positive-resonanz/. published, I have barely stopped Auch die AutorInnen berichten über Reaktionen, Beobachtungen und neue Entwicklungen nach Veröffent- talking about it. I have participated in seemingly lichung ihrer Beiträge. Dazu unsere Zusammenstellung auf diesen Seiten. never-endling virtual coffee meetings, webinars, pre- QR-Codes und Links führen zu den jeweiligen Originalbeiträgen in Teil 1. Zur vollständigen Ausgabe sentations, blog posts, and videos sharing the idea und allen Informationen: Startseite Kuratiertes Dossier #gkc20: https://www.gfwm.de/kuratiertes-dossier-gkc20. of including creativity in knowledge management— – AutorInnen und Redaktion freuen sich auf Ihre Rückmeldungen: dossier@gfwm.de that is what is missing, and what knowledge workers need. It’s all been very exciting and encouraging for ICM For Future Knowledge Navi- Prof. Michael Spencer (www.sound-strategies.co.uk) wenn nun diese Corona Krise überwunden sein sollte, wird we- an idea that was in development since I started pain- gation. by Prof. Leif Edvinsson / Dr. My response to this article takes a number of different guises, nig vom möglichen Fortschritt im Elearning übrigbleiben. In den ting in 2011. Astrid Szogs / Günther M. Szogs I am constantly drawn back to my background, training, and Kultusbehörden wird meist die falsche Dichotomie ELearning vs People like the idea of taking a more balanced, - Control And Surrender: The Ambi- performance practice as a musician. Ultimately, the impact of Präsenzunterricht betont. Die Argumente für Präsenzunterricht sustainable approach, and not being so focused on guity of Artful Thinking - And Doing any music making is from the performance itself, not the pro- müssen die Versäumnisse bei der Nutzung von ELearning de- the analytical side of things, especially taking a step Responses by Prof. Michael Spencer, Prof. Uwe cess of preparation. This is not to imply that preparation is wit- cken. Die Kultusbürokratie ist tatsächlich inkompetent. back from technology. Not, that the people, pro- Beck and Dr. Maik Wagner hout value, in fact it is completely necessary. But it’s activation Manches Grundsätzliche habt ihr in eurem schönen cess, and technology components of KM are going in real time, in front of a critical audience, is what crystallises Beitrag im Dossier für die Gesellschaft für Wissensmanage- anywhere, they are still necessary, they’re just not Introduction by Günther M. Szogs and sustains authentic, deep learning for all involved. As El- ment identifiziert. Die aktuelle Situation ist gut geeignet eure enough to deal with the constant change and uncer- (www.leonardo-award.eu) ton John said in a recent Guardian article, “…you can spend Fragen zu stellen. tainty we are dealing with now. In inspiring exchanges Michael Spencer and myself months in a rehearsal room painstakingly perfecting your craft There has been a curiosity that Radical KM debated some assumptions and implications of the ar- and you won’t learn as much about live performance as you Dr. Maik Wagner (www.wissenskommunikation.eu) addresses the question of what’s next for KM? KM ticle. To kind of summarise some of his thinking Micha- do in half an hour trying to win over an unfamiliar audience.” The dilemma that sound knowledge and crying ignorance exist has largely been unchanged for the last 20+ years. el provided this link https://youtu.be/JUL8kNYmgsA If you accept that music, in essence, is a coevolved system at the same time and at the same place is in an historical per- Yes, the technology has evolved, but the basic idea to a conversation with Brian Eno on Exploring Crea- for social bonding, then participation in the live experience of spective quite common. Since the age of enlightenment (at of knowledge management hasn’t changed at all. In tivity. Eno describes the creative endeavour as so- music making could also be considered an act of co-creation. least) the struggle between these two aspects of the conditio many cases KM hasn’t lived up to the expectations mething like a surfer might experience. A constant In this, both performer and audience fulfil an interactive, fluid, humana is part of the development of societies. But so far, the that people had, and Radical KM may address that— changing role of control and surrender, where one dual participatory role as ‚part-giver‘ and ‚part-taker’. Lumi- team knowledge/reason has the upper hand insofar the pro- the verdict is still out on that. tries to command the whole process to perfection naries such as Nonaka, Mintzberg and Drucker etc., espouse gress is slow but steady. I am excited about the prospects of Radical KM but only to let it go and enjoy the ride down the the connection between management and artful thinking, par- If the impact of ICM and KM is not as it “should” be then and where it will take us. Like with KM, we’re starting wave. ticularly in the domain of practical engagement. So, for me, the rational (and optimistic) conclusion is that there is still a lot small and iterating, learning as we go and pivoting as This might be the framing of the debate on this article raises a provocation. After carefully nurturing know- work/research to do. The intangible side of human being and we gain new insights.“ „Quo Vadis?“ - with the dimension of focussing on ledge and learning in theory, at what point, and how, do we interaction puzzled thinkers quite some centuries. So, the pro- The author is looking for case studies to inclu- command and control (Standbein) and daring imagi- actually learn from its practical application? gress in understanding this intangible side is remarkable since de in the Radical KM book she is planning to write, native playfulness (Spielbein) - in parts represented it was conceptualised as an economical asset. Together with so if you’re interested in participa- in all kinds of IC-Methodologies on one and uncon- Prof. Uwe Beck (https://www.managerseminare.de/ms_Artikel/ Prof. Hellmanzik we founded the “Institut für Wissensökonomie” ting, please get in touch ventional Future Labs and Barcamps on the other Learntec-Vater-Uwe-Beck-im-Interview-Die-neue-Kongress-Vielfalt-ist- to understand better “knowledge”, “reason” and (at the intellec- stephanie@realisation-of-potential.com. side. Prof. Uwe Beck, together with Prof. Winfried gut-fuer-den-Mar,192241) tual horizon) “wisdom” as an (socio)economical phenomenon. Sommer founder of Europe’s most influential fair for Die vier Enkelkinder wohnen in einer Entfernung von wenigen At a long shot, a more precise understanding and application of ... read the article from page 34 Educational Technology LearnTec, reflects the artic- hundert Metern. Somit ist Enkelbesuch garantiert. Gelegent- these concepts in the sub-system of economy could spill-over le from his supporting role in homeschooling for his lich darf ich auch Mathe mit ihnen machen. Dabei erlebe ich to the whole system of society, if, and only grandkids comparing it with the intentions which led das Versagen des Schulsystem bzw. die endlose Geschichte if, these concepts deliver real tangible im- to LearnTec decades ago. des ELearnings in der Schule. Es gibt manchen engagierten pacts for companies or cluster of companies. watch the video of the #gkc20 session with Stephanie Barnes: Dr. Maik Wagner offers an optimistic view if we Lehrer, der Handgestricktes anbietet, der aber letztlich ohne Let’s try it even if the presence of ignorance „Radical KM - Why Everything better understand the interplay of intangible and tangi- Struktur, die von der Kultusbürokratie beigesteuert werden is sometimes overwhelmingly frustrating. You Know About Working Is Wrong“ ble knowledge assets in their socio-economic impact. müsste, allein gelassen wird - mindestens seit 20 Jahren. Und ... read the article from page 4 https://www.youtube.com/watch?v=OKWx1GwQmIk 4 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2/2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 5
Digitalität und die humane Seite des Wissensma- management verändern wird“ und „eine Vorstellungskraft als Werkzeug - Die CoworkLand e.G. setzt sich seit 2019 für nagement. von Angelika Mittelmann große Chance zum innovativen Einsatz Wissen aus der Zukunft. von So- Gründungen und Vernetzungen von Coworking Die Autorin über die Rückmeldungen zu ihrem Bei- von Wissensmanagement“ bietet. Der phie Mirpouroan Spaces im ländlichen Raum ein. Die Pandemie und trag: „Nach dem Versenden meines Beitrags war ich Begriff „Digitalität“ scheint noch relativ Die Autorin fasst neue Impulse das Home Office hat nur verstärkt, dass Menschen sehr neugierig, ob und welche Rückmeldungen aus unbekannt zu sein und wird des Öfteren nach ihrem Beitrag zusammen: sich fragen, wo sie arbeiten wollen und wie ihr Alltag meinem Freundes- und Fachkreisen kommen wer- mit „Digitalisierung“ gleichgesetzt bzw. Wissen als Baumaterial - Bricolage für Vorstel- anders sei könnte ohne langes Pendeln und klassi- den. Ich war überrascht, wie schnell z.T. manche Rückmeldungen ka- verwechselt. Man ist sich ziemlich sicher, lungskraft sche Büros. Auch immer mehr Angestellte entde- men. In Summe haben mir 23 Personen ein sehr facettenreiches Feed- dass es mit großen Veränderungen in den „Ende 2020 hatte ich die Freude als Teil des Dossiers cken mobiles Arbeite für sich. www.coworkland.de back zu meinem Artikel gegeben. Organisationen einhergehen wird, was in GfWM KnowledgeCamp 2020 ein paar Denkanstö- (2) Was wäre wenn … verschiedene Bürger*innen Der Grundtenor ist, was mich sehr freut, dass es ein „hervorragend der derzeitigen pandemischen Zeit bereits ße zum Thema Zukünfte, Imagination und Szenarien sich im öffentlichen Stadtraum treffen? geschriebenes Paper“ mit einem „super Titel, der neugierig macht“ sei. beobachtet werden kann. Design einzubringen. Im Anschluss möchte ich Im- Die Initiative MITTE stößt ko-kreative Stadtent- Es sei „auch für Laien sehr angenehm zu lesen und inhaltlich nachvoll- Der letzte Aspekt, der angespro- pulse geben, wo wir Wissen sammeln können. wicklung in Kiel an der Hörn an – am Treffpunkt zwi- ziehbar“, eine „schöne, kurze und verständliche Zusammenfassung“, chen wird, ist das Vertrauen. Hier wird In der Ausgabe habe ich der Leser*in die Frage schen West- und Ostufer. Die momentane Baupha- die „einige Aspekte auf den Punkt bringt“. Einige wollen es als Dialog- besonders hervorgehoben die Thematik gestellt: Was ist unsere wünschenswerte Zukunft? se soll genutzt werden um einen öffentlichen Raum grundlage verwenden und in Besprechungen bzw. Seminaren zitieren. „digitale Identitäten“ und visuelle Kon- Bei dem Anthropologen Lévi-Strauss ist Brico- zum Mitgestalten zu schaffen. Dafür entwickelt die Inhaltlich wird der Aspekt „human-digital“ am häufigsten aufge- trolle sowie die spannende Frage, ob lage ein Begriff, der beschreibt, das zu nutzen, das Initiative neue Methoden die das Miteinander von griffen. Hier spannt sich der Bogen der Rückmeldungen vom „in Ba- „eine KI einem Menschen bzw. einer da ist um etwas zu bauen – im Gegensatz dazu zu verschiedene Bevölkerungsgruppen ins Zentrum lance bringen der humanen und Technik-Seite“ über mehr Klarheit zum anderen KI vertrauen kann“. An dieser planen und dann notwendiges Materialien zu be- stellen. www.mittekiel.de/ Spannungsfeld zwischen „humanen und digitalen Elementen“ bis zur Frage zeigt sich, wie wenig vertraut die schaffen. Auch um uns die Zukunft vorzustellen und (3) Was wäre wenn … wir Essen als inklusiven „Synthese der digitalen und realen Wirklichkeit als mächtiges Werk- Allgemeinheit mit für eine wünschenswerte Version zu entscheiden, Treffpunkt neudenken? zeug“. Der Aspekt „Intuition“ erscheint einigen besonders wichtig als dem Thema „Digita- brauchen wir erstmal Inspiration und „Baumaterial“. Das Kreativzentrum Anscharcampus ist ein menschliches Gegengewicht in einer von Cyber-Systemen durchdrun- lität“ allgemein und Dazu lohnt es sich im Jetzt umzuschauen und zu Lernlabor für Zukunftsgestaltung. Das letzte Jahr genen Welt. mit „KI“ im Besonde- sehen, was sich sammeln lässt. Sogenannte Weak hat die Gastronomie vor große Herausforderungen Im Hinblick auf „Digitalisierung/Digitalität“ sind sich einige Exper- ren ist.“ ... den Bei- Signals von möglichen Zukünfte liegen schon überall gestellt. Gleichzeitig wird umso klarer: Essen ist tInnen aus dem Fachpublikum einig, dass sich „einiges im Wissens- trag lesen ab Seite 10 verteilt. unersetzlicher Treffpunkt für Zusammensein und (1) „Was wäre wenn …“ - Dreimal Baumaterial für Austausch. In einem neuartigen Konzept mit Gas- Vorstellungskraft tronomie und offenen Werkstät- Wenn es ums Wissen geht, sionen von Wissen konzentriert. Der Resonanzbo- Es viele Projekte, die unsere Fantasie ankurbeln kön- ten wird ein denkmalgeschütztes braucht man Geschichten. von den für neue Denkmodelle im Umgang mit Wissen nen. Hier sind ein paar Fundstücke aus meinem Umfeld: Gebäude transformiert. Christine Erlach und Organisationen wächst konstant: die Zukunft Was wäre wenn … wir da arbeiten können, wo www.anscharcampus.de/haeuser/haus-15 Die Reaktionen reihen sich in ei- gilt der Frage, welche impliziten Narrative Wissen wir leben wollen statt wo unsere Arbeit ist? ... den Beitrag lesen ab Seite 38 nen allgemein zu beobachtenden formen und Sinn konstruieren – denn digitale Tech- Tenor ein: Management-Modelle, nologien und KI werden uns immer selbstverständ- die auf Narrativen rund um Planbarkeit und Mess- licher in der Organisation des expliziten Wissens barkeit fußen, sind angesichts des Tempos an Ver- unterstützen. Doch nur der Mensch kann das kom- änderungen der Umwelt nicht mehr tragfähig. Die plexe Wesen von „Wissen“ in seiner Ganzheitlich- #gkc20 – Videos von weiteren Sessions Rückmeldungen sind sich weitestgehend einig in keit in sich tragen und nutzbar machen. Der Mensch der Beobachtung, dass der Umgang mit der Res- wiederum bedient sich narrativer Strukturen, um Simon Dückert source Wissen in Organisationen einen Paradig- all seine Erfahrungen abzuspeichern und zu erin- „Wissensmanagement 2040 - Ask Me Anything zu meinem gkc20 menwechsel erlebt: immer öfter wird anerkannt, nern. Erfahrungen sind die Quelle all unseres Wis- Dossier Artikel“ https://www.youtube.com/watch?v=KouxeHIxZs0 dass das Wesen von „Wissen“ sich den Versuchen, sens. Es ist also nur noch ein Katzensprung zu der es zu „managen“, in großen Teilen entzieht; mehr Schlussfolgerung, dass die Zukunft im Wissensma- Prof. Peter Heisig und Johannes Hercher und mehr wird dem implizitem Erfahrungswissen nagement den Narrativen und „Vertrauen schaffen in virtuellen Teams“ Beachtung geschenkt. Narrationen in Organisationen https://www.youtube.com/watch?v=2V3s2S5w58U Daher bestätigen die Reaktionen auf den Bei- weit mehr Beachtung schenken trag dessen Kerngedanken: die Querschnittsdiszip- wird, als dies noch vor wenigen #WMOOC Live Session von Christine Erlach auf dem #gkc20 lin Wissensmanagement wird sich nicht behaupten Jahren denkbar gewesen wäre. „Wie trotz digitaler Zusammenarbeit Wissen ins Fließen kommt und Kreati- können, wenn sie sich nur auf die expliziten Dimen- ... den Beitrag lesen ab Seite 48 vität entstehen kann“ https://www.youtube.com/watch?v=xL96I35olZM 6 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2/2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 7
Die Einladung von Andreas Matern öffnete eine bereits sichtbare Türe, der konkrete Termin GfWM KnowledgeCamp und die Verbindung mit dem GfWM KnowledgeCamp brachten Fokus und Aktivierungs- Reflexion des kuratierten Tracks 2020 energie, von der Idee auch zur Tat zu schreiten. Internationalisierung und Vertiefung im Zugang zu Wissensmanagement und zu seinen Teil- und Nachbardisziplinen – was darf – Wissensmanagement Quo Vadis man sich mehr wünschen? Das Programm war relativ schnell entwickelt, die Zusagen der Vortragenden gewonnen, die technische Unterstützung gegeben. Danke an alle, die hierzu regelmäßig und verlässlich im Hintergrund wirken! Die folgenden Zeilen bauen auf den Überlegungen und Thesen der Vortragenden, Dr. Manfred Bornemann interpretiert und zusammengefasst durch den Autor. Der weitere Kontext findet sich auf der Startseite zum Kuratierten Track: https://www.gfwm.de/gfwm-track-2020/ Ein persönlicher Rückblick auf 20 Jahre GfWM durch Ulrich Schmidt Zu Beginn seiner Karriere war der Begriff noch nicht so bekannt. Betty Zucker, Christoph Schmitz und Josef Hofer Alfeis waren unter den ers- ten „Evangelisten“ zum Thema. Die Professoren Klaus North und Peter Pawlowsky waren die Gründungspräsidenten der GfWM mit klar akademi- schem Fokus auf Berufsbilder, Ausbildung und formale Begründung des neuen Themas. Mit Jörg Weber und weiteren Akteuren aus dem Rhein- Main-Gebiet wurde der erste Wissensmanagement-Stammtisch gegrün- det. Die Idee der Stammtische wurde aufbauend auf die in Frankfurt zu- nehmend stabilere Community bald ausgerollt. Stefan Zillich hatte damals die Idee zum Newsletter, Michael Tobaden und Jürgen Gimmel bildeten den Kern einer agilen Community! Prägende Entwicklungen Bei der GfWM Mitgliederversammlung 2004 hat dieser Kreis dann auch mehr eingefordert, Ulrich Schmidt wurde gemeinsam mit Simon Dückert zum Vorstand eingeladen. Sie versuchten nun, die GfWM auf stabile Beine zu stellen, monatliche Telefonkonferenzen wurden genauso etabliert, wie ein vereinfachter Mitgliederbeitrittsprozess. Durch das Engagement der Mitglieder lebt die GfWM und entwickelte langsam das erste DACH - WM Glossar. Damals entwickelte Ulrich auch die Abkürzung GfWM, bis dahin sprachen alle von GfW, der ursprüngliche Name war „Gesellschaft für Wis- sens-Management (mit Bindestrich)“. Damals wurde das Logo umbenannt und das existiert heute noch. Weitere Vorstandsideen wurden insbesondere mit Simon Dückert be- arbeitet: • Wir wollen der zentrale Anlaufpunkt für Wissensmanagement in DE sein. Wir sind da auf einem guten Weg. • Wir wollten eine robuste Organisation auf Basis des Ehrenamtes und 8 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2/2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 9
ohne dominante Sponsoren aufstellen. Im Rückblick stellte sich dieser Zugang als werden wir langfristig reproduzierbar hohe Produktivität durch Wissens- stabil heraus. management liefern können. • Simon und Ulrich war noch wichtig, die GfWM zum Heimathafen für „Gestrandete“ Und in diese Richtung stellt Anders Örtenblad schwierige Fragen zum zu machen. Viele der zwischenzeitlich aktiven Gruppen gibt es so heute nicht mehr: Thema Lernende Organisation. den Arbeitskreis Wissensmanagement Karlsruhe (von 1998), Arbeitskreis Knowledge Management, die Community of Knowledge gibt es noch als Website, aber nicht ak- tiv (Steffen Doberstein), die Plattform Wissensmanagement in Österreich, der VDI Lernende Organisation Fachausschuss Wissensmanagement (wurde aber nie aktiv aufgelöst). Diese Com- munities gingen verloren und die Personen haben sich der GfWM zugewandt. Das Anders Örtenblad ist der Herausgeber von TLO oder „The Learning Orga- gilt analog auch auf der Ebene von Tagungen und Konferenzen: die KnowTech, die nization“, die sich unter anderem über diese LinkedIn Gruppe organisiert Karlsruher Wissensmanagement Tage, die ProWM in Potsdam und andere finden https://www.linkedin.com/groups/13500763/. Seine Geschichte erzählte er wie folgt: nicht mehr oder nur noch unregelmäßig statt. Das KnowledgeCamp ist nun das zen- trale Event zum Thema Wissensmanagement in DACH. Unklare Definitionen Seit Ende des Jahrtausends herrschte Goldgräberstimmung. Das ging bis 9/11 im „Ich las sehr viel über L.O. und verstand es nicht. Was ist eine lernende Or- Jahr 2001. Es gab Firmen mit 50 Wissensmanagern und zahlreichen Tools. Ab 9/11 wurde ganisation? Es ist wichtig, ausbaufähige Ideen von L.O. und KM und BPR das wieder platt gemacht, es folgten der Wiki Hype, dann der Social Media Hype und nun anzupassen, um den Kontext zu verstehen. Aber ist wirklich alles davon eben ISO 30401. relevant? Dem Konzept von L.O. fehlt eine klare Definition! Viele Organisationen (unabhängig ob privat / öffentlich / for-profit Die Zukunft zum Thema Wissensmanagement oder NPO) wollen als „lernende Organisationen“ erscheinen. Wer aber kann wirklich sagen, dass sie es NICHT sind? „Wir leben jetzt in einer Zeit, die professionellstes Wissensmanagement erfordert. Die Kri- Es gibt einen Missbrauch des Begriffs L.O. Ist es schon genug, das se zeigt auch die Schwächen und das Dilemma, dass Verständnis für gutes Wissens- Konzept für sich zu beanspruchen? Dann können „alle“ Organisationen management nicht weit verbreitet ist. Mir fehlt der ganzheitliche Ansatz - am Ende wird behaupten, dass sie L.O. sind, und das Konzept würde schnell bedeu- immer von Informationen gesprochen - das ist wichtig - aber nicht alles! Wissen =/= In- tungslos. formation. Wissen ist das Ergebnis eines individuellen Lernprozesses. Für mich ist wich- Um sich dagegen abzugrenzen, ist eine klare Definition notwendig. tig die Interpretation. Wir haben viele Informationen - Es wird fälschlich behauptet, das Und sie muss anspruchsvoll sein. Wenn wir eine anspruchsvolle Definition Wissen der Welt wäre im Internet. Das aber sind nur Informationen. Und das muss inter- formulieren, dann können „neue“ Organisationen nach dieser Definition pretiert werden. Die Interpretation hängt ab von Ausbildung und Intelligenz, Erfahrung. beanspruchen, eine Lernende Organisation zu sein. Aber das schafft neue Das Beispiel der „Kochrezepte“ macht klar: Auch wenn alle die gleichen Zutaten haben, Probleme, da möglicherweise nicht alles (aus dieser Definition) für jede schmeckt es eben nicht bei jedem Koch gleich! Das ist profan, bei komplexeren Dingen Organisation relevant ist.“ gibt es noch viel mehr Interpretationsspielraum. Was wir aktuell an globalen Nachrichten Anders diskutierte in seinem Vortrag mehrere Kriterien, die eine ler- sehen, wie Menschen Verschwörungstheorien interpretieren, kann eine Gefahr für unse- nende Organisation erfüllen soll. Ein Kriterium könnte sein: „Lernende Or- ren Fortschritt sein. Kluges Wissensmanagement hat uns als Menschheit dazu gemacht, ganisationen haben ein positives Lernklima.“ Er stellt es aber sofort wieder was wir sind. Und ermöglicht, dass wir ein Camp auch digital machen können.“ in Frage: „Mitarbeiter (eines Produktionsunternehmens) werden ermutigt, Am Beispiel der „Erörterung“ erklärt Ulrich seinen Zugang zum Wissensmanage- aus Experimenten zu lernen. Aber wie relevant ist das für ein Krankenhaus ment: „Im Nachhinein habe ich verstanden, wie wertvoll dieses Werkzeug aus der Schul- oder für eine Schule?“ zeit ist, wie wichtig die Anwendung des dialektischen Prinzips These - Antithese - Synthe- Ein weiteres Kriterium könnte sein: „Eine L.O. ist eine dezentralisierte se ist. Das gilt auch für die Wissenschaft - sonst ist das Wasser auf den Mühlen jener, die Organisation.“ Wenn das so ist, sollte dann der Staat Deutschland, Öster- „das System“ kritisieren. Es darf nicht manipuliert werden. Man kann Verantwortung nicht reich, Schweden ... dezentralisiert werden? Anders verneint diese Implikation. delegieren - ich muss das selber tun! Da sind wir gefordert, diese dialektischen Prinzipi- en anzuwenden und zu hinterfragen. Es braucht Neutralität, es darf keine Zensur geben. „Wir können die Dezentralisierung Sonst führt das zur Verdummung. Und dann würde der Fortschritt, den wir in den letzten nicht von JEDER Organisation fordern!“ 20 Jahren, seit es die GfWM gibt, zum Rückschritt.“ Diesen Hinweis zur Methode, zur Präsentation einer These, Suche nach Argumenten Anders fordert: „Wir müssen industrie-spezifische Standards schaffen, ba- für als auch gegen diese Aussagen, die kritische Prüfung und Suche nach besseren Ant- sierend auf umfassenden und anspruchsvollen Definitionen, aber vor al- worten soll auch für die weitere Arbeit in der GfWM eine Leitlinie sein. Wer möchte, findet lem mit unterschiedlichen Merkmalen. Ein Krankenhaus ist anders als ein hier das Video https://www.youtube.com/watch?v=_vcdpxcRYcA im Wortlaut - nur so Autohersteller. Wenn wir diese Industrie-spezifischen Standards haben, 10 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2/2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 11
könnten wir sie suchen und nach relevanten Anforderungen an eine Örtenblad extrem relevant. Schaffen wir ein allgemeingültiges und doch „anspruchsvol- spezifische Organisation fragen. Davon sind wir noch weit entfernt!“. les“ Standardformat für Wissensmanagement (in KMU oder Verwaltungen oder …), oder Die Suche nach Antworten geht aktuell weiter – und neue Wege: „Was gelingt es nur mit branchenspezifischen Ansätzen, Relevanz zu schaffen? In den aktuellen etwa könnten L.O. Kriterien für einen Kindergarten sein? In Norwegen Arbeiten wird zumindest der kollaborative Weg, die Zusammenarbeit von Forschern und ist das aktuell eine große Sache, weshalb auch alle mitmachen müs- Praktikern, beschritten, auch wenn der Dialog dadurch keineswegs einfacher wird. sen. Was können wir von einem Kindergarten verlangen, der ein ler- Ebenfalls aus einer akademischen Perspektive und ebenfalls mit einem historischen nender Kindergarten werden will?“ Kontext berichtet Veronica Scuotto über Entwicklungen im Intellektuellen Kapital und bei Anders Örtenblad hat viele verschiedene Definitionen und Kon- der Künstlichen Intelligenz. texte für L.O. gefunden: • Lernen am Arbeitsplatz • Klima zum Lernen Künstliche Intelligenz im Wissensmanagement • Organisatorisches Lernen und das Management von Intellektuellem Kapital • Lernstruktur Veronica Scuotto arbeitet nach fünf erfolgreichen Jahren in Großbritannien an der Univer- Er schlägt vor, dass Forscher diese Definitionen verwenden und die sity Glasgow and an der Business School Paris nun wieder an der University of Turin in Aspekte und Teilaspekte untersuchen, um die Relevanz für „lernende Italien. Neben ihren Aktivitäten als Redaktionsassistentin von JIC (Journal of Intellectual Kindergärten“ zu überprüfen. Capital) und JKM (Journal for Knowledge Management) ist sie auch aktiv als Mentorin bei Techstarts Smart Mobilty. Was bedeutet etwa „Lernen am Arbeitsplatz“? Das Journal of Intellectual Capital - JIC wurde im Jahr 2000 gegründet. Dieses Journal kon- Es bedeutet, dass wir ohne formale Kurse Schwierigkeiten haben zu ler- zentrierte sich zunächst auf „Accounting“, verlagerte den Schwerpunkt aber zunehmend nen WARUM wir lernen, was wir lernen. Im Kindergarten aber zeigen wir auf Business und Management. Erst vor wenigen Wochen teilte Leif Edvinsson eine aktu- informell, wie man Dinge besser macht. Formal entsteht nun ein Problem. alisierte Grafik (https://www.visualcapitalist.com/the-soaring-value-of-intangible-assets-in-the-sp-500/) Wenn wir aber diese Forderung des „formalen Lernens“ aufgeben, zum nach wie vor steigenden Anteil von immateriellen Vermögenswerten am Unterneh- haben wir schon wieder ein Problem: Damit Buchhalter autorisierte menswert, die seit Jahren zur Legitimation des gesamten Themas herangezogen wird . (geprüfte) Buchhalter werden können, müssen sie einige Kurse bele- Die Botschaft ist klar: Wissen und Intangible Assets werden relevanter. gen. Wir können von Steuerberatern eben nicht fordern, das formale Das zeigt sich auch am verbesserten Impact-Faktor des JIC. Das Interesse unter Lernen zu überspringen! den Studenten steigt, ebenso wie die Zahl von Zitaten von Studien über Intellektuelles Ähnliche Punkte lassen sich für die weiteren Anforderungen einer Kapital. Historisch wurde das Thema in der Praxis bearbeitet, und erst ab 2000 wurden Lernenden Organisation anführen wie das „Klima für Lernen“ (das muss neue Theorien veröffentlicht, unter anderen auch von Leif Edvinsson. Nach seiner Defi- im Detail untersucht werden ...), „Organisatorisches Lernen“ (Wissen nition setzt sich das Intellektuelle Kapital zusammen aus Humankapital, Beziehungska- wird außerhalb von Einzelpersonen in lernfähigen Strukturen oder in pital und Struktur- oder Organisationskapital. Es gibt auch einen Zusammenhang zwi- teambasierten Strukturen gespeichert) oder für „lernfähige Strukturen“ schen Wissensentwicklung und Wissensanwendung, die Begriffe laufen parallel. (in teambasierten Strukturen hat beispielsweise jeder die Aufgaben Der Unterschied zwischen Intellektuellem Kapital und Wissensmanagement ist aller anderen ebenfalls gelernt und kann ihnen helfen, vielleicht so- nicht so klar. Es wäre vermutlich sehr interessant, einen Artikel zu verfassen, der die gar sie ganz zu ersetzen (Redundanz)). Auch die Themen „dezentrale Verbindung definiert. IK ist mit Innovation verbunden, IK ist damit eine gemeinsame Strukturen“ oder „flache Strukturen“ könnten in bestimmten Branchen Fähigkeit, neue Ideen zu generieren. Innovation ist mit Unternehmertum verbunden. In relevant sein. den letzten Jahren wird das Thema zunehmend in den „emerging economies“ aufge- Um nun eine Antwort auf die Frage zu finden, was eine Ler- griffen und zeigt damit auch eine regionale Verlagerung. In einer neuen Sonderausgabe nende Organisation ausmacht, schlägt Örtenblad vor, diese ver- wird über die Entwicklung des Intellektuellen Kapitals während der letzten 20 Jahre schiedenen Dimensionen auf einem anspruchsvollen, bran- berichtet. chenspezifischen Niveau zu definieren (zu kalibrieren). Forscher und Praktiker sollen beginnen, Vorschläge für diese Standards Veronica berichtet unter anderem über eine Clusteranalyse über die Artikel des auszuarbeiten. Der gesamte Vortrag liegt auch als Video vor. JIC der letzten Jahre, die spannende Aussagen über die Entwicklung und Interpreta- https://www.youtube.com/watch?v=lKF1fwp7wks . tion des Themas in unterschiedlichen Regionen erlaubt. Hier zeigt sich übrigens, wie unterschiedlich auch von Spezialisten über ein „gemeinsames Thema“ gedacht und ge- Mit Bezug zu den aktuellen Bemühungen der GfWM im Kontext schrieben wird – vielleicht als Analogie über Wissen oder Kompetenzen in Unterneh- ISO 30401 und DIN SPC 91443 sind diese Aussagen von Anders 12 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2/2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 13
men. Die vielen Details dazu sind übrigens auch im Video zu ihrem Vortrag gut sichtbar Um das zu konkretisieren, erläutert er den Begriff Führung. „Was https://www.youtube.com/watch?v=zqSuzRo4GrM. ist Führung? In einer komplexen Welt kann eine Führungskraft die Welt nicht vollständig verstehen. Führung im Kontext der konversationellen Einer der Fixsterne in der Welt des Wissensmanagement ist David Gurteen, der mit seinen Führung ist eine Praxis. Jeder kann sich entscheiden, Führung zu prak- regelmäßigen Newslettern konsequent das Thema der Interaktion von Menschen bearbei- tizieren. Das ist der Schlüssel! Führung wird für jeden verfügbar, wenn tet. Seine Methode „Knowledge Cafe“ wird weltweit genutzt. Die Reflexion seiner Erfah- sie sich leidenschaftlich kümmern und Menschen mobilisieren.“ rungen war die Überschrift zu seiner Einladung und Bitte, auch im Kontext des kuratierten Wir tragen eine kollektive Verantwortung für die globalen Zustände, Tracks beizutragen. Weitere Hintergründe finden sich bei http://www.gurteen.com/ . die wir beeinflussen und die uns beeinflussen. Wir werden diese Ver- Eine seiner zentralen Botschaften ist, die Herausforderungen aus einer komplexeren änderungen nicht auf der Grundlage einer autoritätsbasierten Führung Welt durch eine neue, gesprächsbasierte Form von Führung zu lösen, wobei der zentrale vornehmen, sondern wenn wir gemeinsam mit jedem anderen die Füh- Unterschied zu „früher“ ist, dass sich daran auch „jeder“ beteiligen kann. rungsrolle übernehmen. KONVERSATION Das Konzept der Gesprächsführung Konversation oder auch Gesprächsführung ist ein ziemlich mächtiges Die explizite Absicht von David Gurteen war es, in seinem Beitrag Konversation und Füh- Werkzeug, das uns laut Gurteen von Tieren unterscheidet. Hier sieht rung zu verbinden. Das hat nach seiner Auffassung unmittelbar mit Komplexität zu tun: er auch die Priorität in einer komplexen Welt und fordert: „Wir müssen „Wir leben in einer hyper-vernetzten, komplexen Welt. Die Welt hat sich in den letzten 20 die Welt besser verstehen. Wir müssen unsere Entscheidungsfindung Jahren phänomenal verändert. Die Veränderung ist beispiellos. Unsere Welt ist ein besserer verbessern. Wir müssen unsere Fähigkeit verbessern, andere Men- Ort zum Leben, als sie es jemals war! Auch wenn es viele Ebenen und viele Bedrohungen schen zu beeinflussen und zu handeln. Wir müssen herausfinden, gibt, könnte sie ein viel besserer Ort sein! Lasst uns eine bessere Welt schaffen!“ wie wir besser zusammenleben und arbeiten können. Wissensmanagement sollte uns dabei helfen, mehr zu wissen. Es David findet mehrere Ansatzpunkte, warum unsere Welt hypervernetzt ist: sollte darum gehen, uns (selbst) zu helfen, zu verstehen! Auch zu die- • es ist nicht nur das Internet, unsere Lieferketten, die Produktion in China. Wir haben sem Input gibt es eine Videoaufzeichnung „An Introduction to Conversa- ein riesiges digitales Netzwerk. tional Leadership“ https://www.youtube.com/watch?v=mMb2FNe-cv4 • Mit der Konnektivität kommt die Komplexität. Unsere Welt ist komplex. Außerdem das Video zum Vortrag von David Gurteen „We Are • Wir leben in einer VUCA-Welt: volatil, unberechenbar, komplex, mehrdeutig. Not Enemies, But Friends“ https://www.youtube.com/watch?v=ZIyt5Ei1mGA „Ein komplexes System ist nicht dasselbe wie ein kompliziertes System! Mit der Diese Aufforderung von David Gurteen an uns alle, Führung auch Komplexität kommt die Unvorhersehbarkeit. Man kann die Folgen seines Handelns nie ge- selbst als Anliegen und Aufgabe zu übernehmen trage ich selbst voll nau vorhersagen. Wir müssen mit unbeabsichtigten und unvorhersehbaren Konsequenzen und ganz mit. Auch im Kontext der GfWM brauchen wir diese Form leben.“ des Engagements, der Interaktion und der Führung. Gespräche und David springt zurück ins 18. und 19. Jahrhundert ins Zeitalter der Dampfmaschinen. Dialoge als Format eignen sich dazu und sollen daher auch in den fol- An die Folgen des Kohlendioxids in der Welt haben wir damals nicht gedacht. Und seither genden Monaten und vielleicht Jahren noch mehr in den Vordergrund hat sich vieles geändert. rücken. Es liegt an uns allen. Was sich laut David NICHT geändert hat, ist der Mensch. „Der Mensch ist komplex. Ihre Rückmeldung zu diesem Beitrag Er ist das komplizierteste System im Universum. Die Art und Weise, wie wir interagieren, ist an Autor und Redaktion sogar noch komplexer. Wir versuchen aber immer noch, auf traditionelle Weise zu planen dossier@gfwm.de und zu steuern, was im Grunde genommen nicht mehr funktioniert. Wir verstehen die Kom- plexität nicht.“ Führung in unserer komplexen Welt Dr. Manfred Bornemann arbeitet zu den Themen Wissensmanagement, Change Management, lernende Or- Als Werkzeug, über die Welt zu denken und sie hoffentlich in eine produktivere Richtung zu ganisation, Innovation und Wirtschaftsethik als Unternehmensberater in seinem eigenen Unternehmen. Als bringen, schlägt Gurteen Conversational Leadership vor: „Bei Conversational Leadership Präsident der Gesellschaft für Wissensmanagement treibt er aktuell besonders die Fertigstellung eines Wis- geht es darum, die außerordentliche, aber noch zu wenig genutzte Kraft der Konversation sensmanagement Standards 91443 für KMU. zu schätzen und zu erkennen, dass wir alle Leadership praktizieren und einen konversatio- nellen Ansatz für die Art und Weise wählen können, wie wir zusammen leben und arbeiten.“ Abbildung Seite 1 im Beitrag: pixabay.com 14 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2/2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 15
Wissensmanagement und In Ihrem Beitrag „ICM for Future Knowledge Navigati- lungsimplikationen könnte sehr wohl, ein verlässli- Intellectual Capital Management on“ fragen Leif Edvinsson, Astrid Szogs und Günther ches Navigationsinstrument sein. Szogs mit Blick auf die mangelhafte Krisenbewälti- Es geht dabei also weniger um die Methoden der – Unde venis – quo vadis? gung und unzureichendes Katastrophenmanage- Erkenntnisgewinnung und deren Navigation (WM/ ment der letzten Jahrzehnte, warum das ICM - das ICM) als vielmehr um die Frage nach den Navigati- Management von intellektuellem Kapital - neben we- onszielen. Etwas polarisierend gefragt: Geht es um Univ.-Prof. Dr. Peter Pawlowsky (1) nigen positiven Entwicklungen keinen ganzheitliche- individualisierte ökonomische Nutzenmaximierung ren gesellschaftlichen Lernerfolg zeitigt. Als Orien- und/oder um existentielle Gemeinwesengestaltung, tierungsrahmen gesellschaftlichen Lernerfolges wird die unser Zusammenleben in Zukunft ermöglicht? Jacques Delors‘ UNESCO-Ansatz des lebenslangen Obwohl so mancher klassische Ökonom theoretisch Lernens herangezogen. In diesem Ansatz wird ver- hier keinen Wiederspruch sieht, erkennen wir zuneh- sucht, den Stand des Lernens in den verschiedenen mend, das aus Adam Smiths unsichtbarer Hand ein Lebensphasen, sozusagen „von der Wiege bis zur versteckter Pferdefuß (3) geworden ist, das die indi- Bahre“ und in den verschiedenen Lernumgebungen viduelle Nutzenmaximierung nicht zwangsläufig, ge- Schule, Gemeinschaft, Arbeitsplatz und Privatleben steuert durch die unsichtbare Hand zum Wohle der im Hinblick auf die nachfolgenden vier Dimensionen Allgemeinheit beiträgt, sondern deren Grundlage zu zu erfassen: (1) Lernen, zusammen zu leben, (2) Ler- erodieren droht. nen, Wissen zu erwerben, (3) Lernen, das Leben zu Genau hier stellt sich die Frage nach den bishe- gestalten und (4) Lernen zu handeln. So werden von rigen Zielen des Wissen- und Intellectual Capital Ma- den Autoren u.a. die bislang ungelösten gesellschaft- nagements. Historisch geht es im ICM und im WM lichen Transformationsthemen – Klima Krise, Mobili- um die Überlebensfähigkeit und den Wert von Or- tätskonzepte, Digitalisierung, Pandemiebewältigung ganisationen. WM und ICM wurden als Instrumente als Indiz angeführt, dass die gesellschaftliche Wis- entwickelt um strategische Ziele und ökonomische sensaneignung und –nutzung auf der Grundlage Erfolge zu generieren und Risiken zu minimieren. Der eines Intellectual Capital Managements suboptimal ICM Pionier Leif Edvinsson hat vom Skandia Vor- erfolge, da es sich um „subprime knowledge“ han- stand 1978 den Auftrag bekommen, die versteck- delt und die Bildungsinstitutionen die drängenden ten Werte (Hidden Assets) ausfindig zu machen, Themen der Lebensgestaltung weder an die Her- um risikogerechte Unternehmensbewertungen vor- ausforderungen der Gegenwart anpassen, noch ent- zunehmen und damit rechtlichen Klagen aufgrund sprechende Handlungskonsequenzen bewirken. versteckter Unternehmenswerte vorzubeugen. Dar- In der Tat, bewertet man das Intellectual Capital aus ist dann der Skandia Navigator als Blaupause Management (ICM) und Wissensmanagement (WM) des ICM entstanden. Auch in den Geburtsstunden vor dem Hintergrund der Blaupause gesellschaftli- des Wissensmanagements sehen wir klare Motive: cher Erkenntnis- und Fortschrittsfähigkeit (hier ein- So hat der schwedische Ökonom Westermann be- mal abgesehen von der Wertpluralität des Konzep- reits Mitte des 18. Jahrhunderts beobachtet, dass tes), mag die Bestandsaufname ernüchternd sein die Leistungsfähigkeit des schwedischen Schiffbaus und eher Unwissen (2) als Wissen widerspiegeln. weit hinter der Leistungsfähigkeit von Holland und Aber können wir das ICM mit Maßstäben der Aufklä- England zurückgeblieben war. Er führte dies auf ein rung bewerten und handlungsrelevante Einsichten Defizit an „industrial knowledge“ zurück. Industrielles und politischen Willen einfordern, wo Dilemmata und Wissen bezeichnete er als Fähigkeit zur Organisation Paradoxien existieren, die die Wissenschaft, eben- der Arbeit und als Kenntnisse im Umgang mit neu- sowenig wie die Politik bisher aufzulösen vermögen? Wissensmanagement und ICM sind nicht „ge- (1) Univ.-Prof. Dr. Peter Pawlowsky: www.personalundfuehrung.com boren“ worden, um das Licht der Erkenntnis in der (2) Im Artikel wird der englische Begriff „Ignorance“ im Sinne des dunklen Welt der Ignoranz zu verbreiten. Aber der „Nichtwissens“ verwendet. Ignoranz im deutschen impliziert aber die „willentliche Nichtbeachtung von Erkenntnissen“ und etikettiert wissenschaftlich begründete Dialog der Wahrheits- das Subjekt als nicht lernfähig. Ursula Schneider (2006) hat in Ihrem Buch „Das Management der Ignoranz“ bewußt auf das Erkennen findung mit kritischen evidenzbasierten Methoden des Nichtwissens abgezielt und den daraus abzuleitenden vorläufigen Hand- (3) Ich danke Michael v. Klipstein für diese Formulierung 16 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2/2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 17
en Maschinen (vgl. Eliasson et al. 1987). Ähnlich ist Mind (Sandelands, Stablein 1987), organisationale sich hier im Kern auch um Optimierungsaufgaben schäftsprozessorientierte Wissensmanagement weiter auch in neuen Ansätzen des Wissensmanagements Handlungstheorie (Argyris 1964), organisationale im traditionellen betriebswirtschaftlichen Sinne. Ent- (Bullinger et al. 1998; Finke, Orth et al. 2006). die Wettbewerbsfähigkeit der Organisation, in der Intelligenz (Wilensky 1967, Oberschulte 1994), or- scheidend bei diesen Modellen war aber die neue Auch in deutschen Großunternehmen wur- Regel des Unternehmens, die treibende Erkenntnis ganisationaler Referenzrahmen (Shrivastava, Mitroff Sichtweise, dass es nicht mehr nur um die individu- den neue Instrumente entwickelt, um Prozesse des gewesen. Betrachten wir die bisherige Entwicklung 1983) und viele andere Konzepte (vgl. Pawlowsky elle Anpassung der Qualifikationen des Einzelnen Wissensmanagements zu unterstützen. Unter dem dieser Disziplin („unde venis“ (4)), auf die wir uns 1996) beziehen sich auf organisationales Wissen ging, wie noch im weiterbildungsbedarfsorientierten Kürzel ww.deck („world wide development and bis heute berufen, um zu erkennen, welche Naviga- und die Frage, wie dieses in Organisationen ent- Ansatz, sondern dass es hier um die Bedarfssitua- exchange of corporate knowledge“) entstand bei tionsziele bisher mit den Navigationsinstrumenten steht und genutzt werden kann. tion der Organisation als Ganzes ging, also quasi Volkswagen in Wolfsburg eine Abteilung, die höchst des ICM/WM verfolgt wurden und tun wir nicht so, erstmalig um das kollektive Wissen der Organisation kreative Tools für internes Wissensmanagement ent- als wären ICM/ WM schon immer im Sinne gesell- in Abhängigkeit von den definierten organisationalen wickelte: Yellow Pages, Community Networks, Wis- schaftlicher Aufklärung intendiert gewesen. Phase 2: Anforderungs- Wissenszielen und -strategien. sensstafette – um nur einige der erfolgreichsten An- Ich möchte in Anlehnung an meinen Vortrag und Bedarfsperspektive sätze zu nennen. Später wurden diese Ansätze auch auf dem Knowledge Camp der GfWM 2019 (https:// des Wissensmanagements durch Beratungsunternehmen extern vermarktet und www.gfwm.de) und mein Lehrbuch - Wissensma- Phase 3: trafen auf entsprechende Nachfrage. Mitte/Ende der nagement - grob sechs Phasen unterscheiden (vgl. In dieser zweiten Phase (Ende der 1980er-, Anfang Verteilen von Wissen – Technologie, 1990er-Jahre wurde verstärkt die Forderung eines Pawlowsky 2019): der 1990er-Jahre) wird Wissensmanagement vor- Tools und Bewertung von Wissen ganzheitlichen Wissensmanagements (Mensch – Or- rangig in Anlehnung an betriebliches Qualifikations- ganisation – Technik sowie eine operative, strategi- und Bildungsmanagement gesehen. Qualifikatio- Ganz in der Tradition der Bereitstellung von betriebli- sche und normative Ebene) vertreten. Das Lehrbuch Phase 1: nen und Wissen werden benötigt, um bestimmte chem Wissen, um ganzheitlich betrieblich-organisa- von North, welches 1998 in erster Auflage erschien, Ursprünge des Wissensmanagements betriebliche Anforderungen zu erfüllen. So sind die tionale Anforderungen zu erfüllen, entwickelten sich geht von einer solchen Fundierung aus. nötigen Qualifikationen für Arbeitsplätze, erweitert verstärkt ab Mitte der 1990er-Jahre technologisch ori- Am 17. März 2000 wurde die Gesellschaft für Die Ursprünge des Wissensmanagements sind auch ganzer Arbeitssysteme, in den Tätigkeitsbe- entierte Ansätze des Wissensmanagements, die diese Wissensmanagement (https://www.gfwm.de) ge- in den Ansätzen des organisationalen Lernens zu schreibungen mehr oder weniger genau hinterlegt. Prozesse zumeist mit IT-Werkzeugen unterstützten. gründet. Als wir im März 2000 anläßlich eines von mir verorten. Hier werden Organisationen als Systeme Wissensmanagement wird hier als Ansatz verstan- Es ging dabei fast ausschließlich um explizites Wis- und Uta Wilkens initiierten Ladenburger Diskurses beschrieben, die Entscheidungsprozesse in Ab- den, das notwendige Wissen bereitzustellen, um sen, das entlang der Wertschöpfungskette identifi- in der Gottlieb Daimler und Karl- Benz-Stiftung ge- hängigkeit von Umwelteinflüssen vollziehen und diese Anforderungen zu erfüllen. In einer Definition ziert und gemanagt wird. Prototypen sind z. B. das meinsam zur Entwicklung der Wissensgesellschaft dementsprechend Informationen aus der Umwelt von Wissensmanagement nach O‘Dell und Gray- „geschäftsprozessorientierte Wissensmanagement“ diskutierten, entstand die Idee die Gesellschaft für aufnehmen und verarbeiten müssen. Dies führt son (1998) wird diese Bedarfsperspektive in den beim Fraunhofer Institut (Heisig 2002) und die Wis- Wissensmanagement zu gründen. Die Daimler Benz zum Herausbilden von sogenannten Standardpro- Mittelpunkt gestellt: „Knowledge Management is sensvernetzung in der Produktentwicklung (Bullin- Benz Stiftung hatte uns, im Nachgang zum Kolleg zeduren, die von Cyert und March (2006) auch als therefore a conscious strategy of getting the right ger et al. 2000a; Frank et al. 2001). „Organisationales Lernen“, in dem wir über drei Jah- Gedächtnis der Organisation beschrieben wurden. knowledge to the right people at the right time and Das Grundverständnis beinhaltet hier, dass re mit international führenden Wissenschaftlern (un- Nur erfolgreiche Verhaltensweisen und Entschei- helping people share and put information into action Wissen explizit, bewertbar und zählbar ist. Es stellt ter anderem John Child, Iukuro Nonaka, John Stop- dungsregeln (d. h. erfolgreiche Stimulus-Response in ways that strive to improve organizational perfor- sozusagen eine Ressource dar, die man ähnlich ei- ford, Meinolf Dierkes, Lutz von Rosenstiel, Ariane Kombinationen) werden in der Zukunft reproduziert, mance“ (O‘Dell et al. 1998 nach Girard et al. 2015: 2). nem natürlichen Rohstoff oder Vorprodukt an die Antal) das Themenfeld „Lernende Organisation und somit lernen Organisationen aus ihren Erfahrungen. Parallel zu diesen bedarfsorientierten Wissens- relevanten betrieblichen Verarbeitungsstationen Wissensmanagement“ ausgeleuchtet haben (5), die Das ist wohl die grundlegendste Bedeutung von managementansätzen entwickelten sich in Anleh- transportiert, um dort den Wertschöpfungsprozess Möglichkeit eingeräumt einen breit angelegten Dis- Wissen im Kontext von Unternehmens- und Ma- nung an kybernetische Regelschleifen eine Reihe bzw. den betrieblichen Transformationsprozess zu kurs zum Thema „Konturen der Erwerbsarbeit in der nagementhandeln und die Grundlage für spätere von Prozessmodellen (Mandl et al. 2000; Pawlows- unterstützen. Insbesondere die Fraunhofer-Institute Wissensgesellschaft“ durchzuführen (http://www. Ansätze des Resource Based View (RBV) (Werner- ky 1992, 1998; Nonaka et al. 1995, 1998; Probst IPK und IAO entwickelten dieses, eng an den Pro- apf.rub.de/iaw/aup/forschung/projekte/dbs0101- felt 1984; Barney 1991): Wissen und Wissensverän- et al. 1998; Boisot 1998; Eppler 1999; Reinmann- duktions- und Innovationsprozessen orientierte ge- 0302.html.de). derung dienen Organisationen dazu, sich mit einem Rothmeier, Mandl 2001), die Wissen nicht nur im Ausgangspunkt für die Gründung der GfWM Wandel der Umwelt auseinanderzusetzen, um sich Wechselspiel zwischen Arbeitsplatzbedarf und in- war damals die Frage wie die zentrale Ressource anzupassen und/oder darauf gestaltend zu reagie- dividuellen Qualifikationen verorten, sondern eine (4) Lat. Wo kommst du her? „Wissen“ für Organisationen handhabbar ist, wie sie (5) Die Ergebnisse des Kollegs wurden unter anderem in nachfol- ren. Diese kognitive Tradition der Organisationslehre ganzheitliche Perspektive aus der Sicht der Organi- genden Publikationen präsentiert: Dierkes, M., Alexis, M.; Berthoin gemanagt werden kann und welche gesellschaftli- (organisationale Wissenssysteme) hat in den 1960er sation einnehmen. Es geht hier primär darum, Wis- Antal,A.; Hedberg, B.; Pawlowsky, P.; Stopford, J./ Vonderstein, A. chen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind. (2001): The Annotated Bibliography of Organizational Learning and bis 1980er-Jahren eine breite Grundlage für Wis- sen in der Organisation zu erfassen, zu generieren, Knowledge Creation (2nd revised and extended edition), Berlin: Parallel fand in dieser Phase auch eine Neuaus- Sigma, und Dierkes, M., Berthoin-Antal, A., Child, J. & Nonaka, I. sensmanagement geschaffen. Konzepte wie orga- zu teilen, zu organisieren sowie zu speichern und (Hrsg. 2001): Handbook of Organizational Learning and Knowledge, richtung der Wissensbewertung statt. Die ursprüng- nisationales Gedächtnis (Simon 1957), Organization im Sinne der Organisationsziele zu nutzen. Es handelt Oxford, New York : Oxford University Press lichen Ansätze waren aus der volkswirtschaftlichen 18 Wissensmanagement quo vadis? - Kuratiertes Dossier 2/2 - GfWM KnowledgeCamp 2020 19
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