ZEME - MENSCHEN UFBRUCH - Kantonsschule Sargans
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GAZETTA NUMMER 6 27. JANUAR 2004 AUFLAGE 1800 ZEME MENSCHEN UFBRUCH
2 GAZETTA EDITORIAL Editorial Liebe Leserinnen und Leser Liebe Leserinnen und Leser, Sie halten die sechste Ausgabe der Schüler- zeitung «Gazetta» in der Hand, die zweite, INHALT die mit Schülerinnen und Schüler in einem Freifachkurs entstanden ist. Sie befasst sich «Bildung ist uns nicht einfach Wurst» Seite 3 mit zwei Hauptthemen. Wir blicken auf die Aktivitäten anlässlich 200-Jahr-Feier des Kantons St. Gallen zurück. Zum anderen Rektor Stephan Wurster nimmt beschäftigte sich das «Gazetta-Team» mit zu den Sparmassnahmen Stellung Seite 5 den drohenden Sparmassnahmen im Bereich der Bildung und deren unangenehmen Fol- gen. «zeme»-Projektwochen fanden Wir befassen uns ausführlich mit dem in Sargans ihren Abschluss Seite 7 Projekt «zemä – ensemble – insieme – en- semen». Im Vordergrund steht dieses Mal die Projektwoche an der Kantonsschule Sar- gans. Schülerinnen und Schüler aus den Mit dem Workshop «Land-Art» die Kantonen Graubünden, Tessin, aus der Natur erlebt Seite 9 Waadt und der Kanti Sargans nahmen ge- meinsam an verschiedenen Worksshops teil. Wir haben einige dieser Workshops besucht Gelungene Zeitreise im Workshop und werden auf deren Tätigkeiten näher ein- «Jugendliche gestern und heute» Seite 10 gehen. Wir berichten auch von der zweiten Jubiläumsveranstaltung, dem Musical Von Grenzen unterschiedlichster «ufbruch» von Elmar Brunner, das in der Art umgeben Seite 11 Alten Spinnerei Murg aufgeführt wurde. Viele Schülerinnen und Schüler der Kanti haben dabei als Statisten mitgewirkt. Wir Menschen haben die haben eine Vorführung besucht und dabei Kantonsschule als Arbeitsplatz Seite 13 einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Die Ankündigungen der Sparmassnah- men im Bildungswesen haben an der Kanti Diskussion nach den Bundesrats- Sargans grosse Wellen geworfen. Die Unzu- wahlen friedenheit und Unruhe unter den Schüle- Seite 15 rinnen und Schülern waren gross. Darum hat sich praktisch die gesamte Schülerschaft Blick hinter die Kulissen vom in einer «Schulnacht» gegen diese Reduk- Alten Kino, fabriggli und TaK Seite 16 tionen in der Bildung gewehrt. Wir versu- chen zu klären, was es mit diesen Sparmass- nahmen auf sich hat. «Dr ufbruch isch nümme ufz’halta» Seite 19 Grosses Lesevergnügen wünschen im Namen des «Gazetta-Teams» Ein Rückblick mit «ufbruch»-Autor Elmar Brunner Seite 21 Die Chefredaktoren Jonas Vetter und Andreas Hofmänner Steingeschichten vom Pizol Seite 22 «Das unter meinen Füssen ist kein Dreck» Seite 23 Von der Bedeutung der Regional Didaktischen Zentren Seite 25 Am Chlausrock gabs Probleme Seite 28
GAZETTA 3 «BILDUNG IST UNS NICHT EINFACH WURST» Die Schulnacht an der KSS ation und wies auf die verschiede- begann in der Aula. Die nen Veränderungen hin, die die kurzfristig organisierte KSS wahrscheinlich in nächster Demonstration der Schü- Zeit durchmachen muss (siehe lerorganisation lockte uner- Interview «Wichtig, das Bewusst- wartet viele Schülerinnen sein zu wecken»). und Schüler an. Auch die, Captatio benevolentiae – der die an diesem Abend Wunsch, allseits guten Willen zu etwas zu sagen hatten, wecken haben sich auf die Schnelle Mit Lehrer Walter Ziltener einige bissige Kommentare stand an diesem Abend eine dritte zum Thema Sparmassnah- Person im Rampenlicht. Er wies in men einfallen lassen. seiner Rede auf viele Missverhält- nisse hin und legte die Fragen, die Von Alice Mosberger im Raum schwebten, offen. Die Kürzungen in Englisch Grosser Applaus erfüllte die Aula, und Informatik an den Mittelschu- als die angeregte Stimmung durch len im Gegensatz zu der Informa- die Begrüssung von SO-Präsiden- tikbildungsoffensive und dem tin Evelyne Hutter durchbrochen Englischobligatorium an der wurde. Die Freude über das zahl- Sekundarschule müssten wohl ein reiche Erscheinen der Schüler- «offensives Rückzugsgefecht» schaft stand ihr ins Gesicht ge- genannt werden. «Die rechte schrieben, als sie das Programm Hand scheint nicht zu wissen, was für diesen besonderen Abend vor- die linke tut», stellte er fest. Wie- stellte. der eine Verkürzung des Wegs zur Rektor Stefan Wurster erläu- Matura; wenigstens würde die terte unter weniger grossem Regierung diesmal zugeben, dass Applaus die momentane Sparsitu- dies nicht ohne einen Bildungsab- bau möglich sei. Denn vor weni- gen Jahren, als der Maturatermin ein halbes Jahr zurückgesetzt wur- de, hatte man noch behauptet, es werde keine Auswirkungen auf die Bildung der Schüler haben. Damit die Demo-Schulnacht niemandem Wurst bleibt: Zur Stärkung Was aber bei gründlichem Nach- gabs eine heisse Demo-Bratwurst. Bilder Thomas Schwizer denken als Humbug bezeichnet werden muss. Schulnacht in der Freizeit seien Auch Religionslehrer Peter Walter Ziltener fragte sich, ob sie bestimmt auf dem richtigen Heinisch hatte sich etwas ein- wirklich proportional gespart wer- Weg. fallen lassen und unterhielt das de. In kaum einem anderen Publikum zum Schluss mit einem Bereich sei in einem vergleichba- etwas spezielleren Kabarett. Er ren Ausmass gespart worden wie Weitere Denkanstösse demonstrierte den Schülern eine bei den Mittelschulen in letzter Anlässlich dieses besonderen Schulstunde, wie sie angesichts Zeit. Abends organisierte die Klasse der Sparrunden in Zukunft einmal «Wird nach sinnvollen 4Wb mit Klassenlehrer Roger sein mag. Mit 200 Schülerinnen Grundsätzen gespart oder vor Eugster ein kleines Theater, das die und Schülern in einer Klasse und allem bei denen, die keine starke Stimmung im Saal wieder etwas einer Lektion von 25 Minuten, Lobby im Rücken haben?», fragte auflockerte. Die kleine Aufführung bemühte er sich den Bildungsstan- er sich zudem. Bildung sei unsere war mit Slogans wie «Bildung ist dard zu erhalten... und scheiterte Zukunft, aber welche Lobby ver- Nahrung, und nun lässt man uns kläglich. tritt die Zukunft? verhungern» gespickt. Sie erreich- 200 Schülerinnen und Schüler in Vergleiche mit anderen Berei- te ihren Höhepunkt, als zum Zum Schluss des ersten Teils einer Klasse und einer Lektion chen seien wichtig, meinte er, aber Schluss der eine Schüler, der bei der Schulnacht konnte man sich von 25 Minuten: Damit kann nie- man müsse auch bei sich selber der ganzen Sache nicht mitzukom- im Innenhof der KSS – unter dem mand dem Bildungsstandard hal- nachfragen. Was wollen wir? Was men schien, von der Gesellschaft, Thema «Bildung ist uns nicht ten – was Religionslehrer Peter sind wir bereit zu leisten? Diese in Form von zwei anderen Schü- Wurst» – mit einer Bratwurst ver- Heinisch mit seinem Kabarett Fragen müsse sich die Schüler- lern, von der Bühne geschleppt pflegen und die gesagten Worte aufzeigte. schaft stellen, und mit dieser wurde. überdenken.
4 GAZETTA Nachdenkende Schüler im Work- shop Ethik anlässlich der Schulnacht, an der gegen das Sparen in der Bildung demon- striert wurde. Bild Johanna Hürlimann «WIR SIND DIE ZUKUNFT!» schlimm, dass es überhaupt so weit kommen konnte. Sie seien ja schliesslich freiwillig an dieser Viele Kantischüler setzten ein Zeichen gegen Stundenkürzungen Schule, hiess es. Donnerstagabend, 19 Uhr. te aus ihnen entnehmen, dass die beinhalteten und somit die Schü- Meinungen kund getan Die meisten Schüler der meisten Schüler Angst vor der ler für den unerwarteten Einsatz Kantonsschule Sargans Zukunft und ihrer finanziellen belohnten. Ob Anregungen aus der Schüler- denken noch nicht ans Lage haben. «Vor zehn Jahren schaft zu Herzen genommen wer- Nach-Hause-Gehen. hätten die Schüler ganz andere den, wird sich noch zeigen. Auf Sie drücken selbst an ihrem Schlimm, dass es so weit jeden Fall wurden die Meinungen Antworten gegeben», meint Leh- freien Abend die Schulbank kommen musste der Schüler und Lehrer mitgeteilt rer Peter Heinisch, «der Grund um ein Zeichen gegen die ist die momentane Wirtschafts- Nach einigen Umfragen auf dem und damit ein erster entschiedener Stundenkürzung zu setzen. lage.» Schulhof stellten wir fest, dass alle Schritt getan. Als Abschluss des gelunge- befragten Schüler die gleiche Mei- Denn: «Nicht die Kämpfe, die Von Ruzica Tepsic, nen Abends wurden verschiedene nung vertraten: «Nicht an der Bil- wir verlieren, sondern die Kämpfe, Johanna Hürlimann und Filme in der Aula gezeigt, welche dung soll gespart werden, denn wir die wir gar nicht führen, sind unse- Nicole Grüninger als Schwerpunkt einzelne Fächer sind die Zukunft!» Alle fanden es re Niederlagen.» Trotz kurzfristiger Ankündigung der Schülerorganisation über die Schulnacht war die Beteiligung an Schülern an diesem Abend erstaunlich gross. Nach einführen- den Referaten in der Aula (weitere Berichte siehe Seite 3 und 5) ver- teilten sich die Schüler in die ver- schiedenen Workshops. Der Wille etwas zu erreichen, war sichtlich spürbar. Alle zogen am gleichen Strick, gemeinsam wollte etwas erreicht werden. Verschiedene Workshops Dank verschiedenster Lehrer wur- den zahlreiche Fächer angeboten: Von Chemie über Französisch bis hin zu Ethik. «Was würde man mit 100’000 Franken machen?» war die Frage, welche im Workshop Ethik ge- stellt wurde. Die Antworten waren sehr überraschend und man konn- Die SO hat gerufen und viele kamen: Das Thema dieses Abend war wirklich wichtig. Bild Thomas Schwizer
GAZETTA 5 «SPAREN MÖGLICHST OHNE GROSSE QUALITÄTSVERLUSTE UMSETZEN» An der Schulnacht der KSS Das Fach Englisch soll auch hat auch Rektor Stephan gekürzt werden. In der Primar- Wurster seinen Standpunkt schule wird darüber verhandelt, dargelegt. Unter geringem Englischstunden einzuführen, Beifall hat er die Aufgabe, weil die Sprache im Berufsleben vor den Schülerinnen und immer wichtiger wird. Dass diese Schülern die Spar-Tat- Stunden nun am Gymnasium sachen auf den Tisch zu gekürzt werden sollen, wirft einige legen, gemeistert. Die Fragen auf. Wie erklären Sie die- «Gazetta» wollte es später sen Eingriff? ganz genau wissen. Stephan Wurster: Wir sind uns der Bedeutung von Englisch Mit Stephan Wurster sprach sehr wohl bewusst und bedauern Alice Mosberger die Kürzungen. Diese Sparmass- nahmen bedeuten einen Bildungs- Die Massnahmen, die die KSS und Qualitätsabbau in allen einzuleiten hat, sind den Schülern betroffenen Fächern. Das Erzie- nach der Schulnacht wohl mehr hungsdepartement hat dies auch oder weniger bekannt. Es wird oft klar so formuliert. Auf der ande- von Jahreswochenlektionen gere- ren Seite liegt ein Sparauftrag des det. Wir möchten wissen, was das Parlamentes vor, den wir zu erfül- genau heisst. Was bedeuten die len haben. Einsparungen für den einzelnen Bei der Formulierung der Schüler an der KSS? konkreten Lektionskürzungen in Stephan Wurster: Der Kanton Englisch spielte eine Rolle, dass hat beschlossen, dass in den die Schülerinnen und Schüler Mittelschulen 4 Millionen Fran- nach der Sekundarschule auf- ken zu sparen sind. Daraufhin hat grund des neuen Englischobliga- die kantonale Rektorenkonferenz toriums in Zukunft bessere Kennt- den an der Schulnacht vorgestell- nisse haben werden. Der Unter- KSS-Rektor Stephan Wurster: « Ich finde es gut, dass die Schüler und ten Vorschlag ausgearbeitet. Es ist richt an der KSS kann daher auf Lehrer an der Schulnacht ein Zeichen gesetzt haben.» zu betonen, dass dieser Vorschlag höherem Niveau starten. Zudem Bild Reto Neurauter noch in der Vernehmlassung ist. war das Fach Englisch bei den Die Fächer Turnen, English, Sparmassnahmen 1997 nicht Die Kantonale Rektorenkon- wusstsein zu schaffen. Wenn die Musik/Bildnerisches Gestalten, betroffen. Eine weitere Kürzung ferenz hat ihre Bedenken klar for- aktuellen Proteste einen weiteren Informatik, Religion oder zum Beispiel im Fach Französisch muliert und darauf hingewiesen, Bildungsabbau verhindern helfen, Ethik/Philosophie, das Schwer- wollten wir vermeiden, da Franzö- wie wichtig die Bildung für die so haben sie eine grosse Bedeu- punktfach und Freifächer werden sisch bereits bei der letzten Spar- Schweiz ist. Doch der Rahmen des tung. voraussichtlich um eine Jahreswo- runde 1997 betroffen war. Sparpakets ist fest und trotz Pro- Wir haben alle die Entschei- chenlektion gekürzt. Auf den testen, auch von unserer Seite, dungen des Parlamentes und der Stundenplan wirkt sich dies mit Wir Schüler wissen, dass an der können daran nur der Kantonsrat Regierung zu akzeptieren, auch zwei Lektionen weniger Unter- ganzen Sparsache eigentlich oder ein Referendum etwas än- wenn wir selbst manchmal einen richt für die Schülerinnen und nichts mehr zu rütteln ist.Wie war dern. anderen Weg wählen würden. Als Schüler pro Woche aus. Dies gilt das bei den Rektoren, als sie Betroffene ist das oft schwierig vom ersten bis zum dritten bezie- davon erfahren haben? Gab es Wie fühlen Sie sich als Rektor und hinterlässt zwiespältige Ge- hungsweise vierten Schuljahr. Leute, die sich zur Wehr gesetzt und Lehrer angesichts der Spar- fühle. Trotzdem ist es nun unsere Des Weiteren sind Sparmass- haben? situation? Aufgabe, die Sparmassnahmen nahmen vorgesehen, die sich in Stephan Wurster: Der Kan- Stephan Wurster: Ich finde es gut und möglichst ohne grosse Verwaltungsgebühren von rund tonsrat hat auf demokratischem gut, dass die Schüler- und Lehrer- Qualitätsverluste umzusetzen. Es 200 Franken/Jahr und der Erhö- Weg einen politischen Entscheid schaft an der Schulnacht ein liegt im Interesse unserer Schüle- hung des Schulgeldes für ausser- gefällt. Auch wenn wir mit diesem Zeichen gesetzt haben. Dieses rinnen und Schüler und unserer kantonale Schülerinnen und Schü- Entscheid nicht glücklich sind, so Zeichen wurde übrigens auch in Gesellschaft, dass wir trotz Lek- ler äußern. Auch die Verlegung ist er doch zu akzeptieren und positivem Sinn von vielen Politi- tionsabbau Ziele wie «Allgemein- des Maturatermins vor die Som- umzusetzen. Es bleibt jeder Bür- kern wahrgenommen. Es hat viel- bildung, fachliche und soziale merferien ab dem Jahr 2005 gerin und jedem Bürger offen, leicht zurzeit noch keine Wirkung. Kompetenzen, Leistungsfähigkeit betrifft die Schülerschaft wesent- sich zu engagieren und den politi- Für zukünftige Entscheidungen ist und Verantwortungsbewusstsein» lich. schen Prozess zu beeinflussen. es aber wichtig, ein Problembe- hochhalten.
GAZETTA 7 ZEME-PROJEKT IN SARGANS ABGESCHLOSSEN Im Zusammenhang mit dem Projekt «zeme – ensemble – insieme – ensemen» zum 200-Jahr-Jubiläum des Kanton St. Gallen fand auch in Sargans eine Austauschwoche mit Schülern aus den Partnerkantonen Waadt, Tessin und Graubünden statt. Wie bei den Partnerschulen in den vorhergehenden Austauschwochen – die Klosterschule Disentis, le Gymnase de la Cité Lausanne und das Liceo cantonale die Bellinzona – fand auch an der Kantonsschule Sargans ein vielfältiges und interessantes Angebot an Workshops. Rund 400 Schülerinnen und Schüler sowie rund 50 Lehrpersonen beteiligten sich am Projekt. Die Beteiligten konnten sich für die verschie- densten Themen anmelden. Die Gazetta hat in eine kleine Auswahl von Workshops «rasende Reporter» geschickt, die die Kurse einen Tag lang begleitet haben. Was sie dort so erlebt und mitbekommen haben, können Sie in den Berich- ten auf den folgenden vier Seiten lesen. Ines Rütten Interesse am Romanischen: In Disentis versuchten die Aus- tauschschüler bereits am ersten Tag die romanische «La Quotidiana» zu entziffern. Bild Theo Gstöhl Romanisch singen: Zusammen mit dem ehemaligen Furbaz-Bandmit- glied Ursin Defuns (am Klavier) üben die Projektteilnehmer ein romanisches Volkslied ein. Bild Theo Gstöhl Bild oben: Schnell der Kontrollblick: Sind meine Schulkameraden auch richtig gut im Bild? Bild Christian Lenz Bild rechts: Im Museum des Schlosses von Grandson: Viel gab es über die Geschichte des Mittelalters zu Auch wenn das Wetter nicht allzu gut war: Alle Beteiligten genossen erfahren. die kleine Pause am Genfersee. Bild Christian Lenz Bild Christian Lenz
8 GAZETTA KANTISCHÜLER HINTER GITTERN Der «zeme»-Workshop «Gewalt» führte in die Strafanstalt Saxerriet «Wie du mir, so ich dir.» gend in die Runde. Peinliches Gewalt ist auch hinter Schweigen erfüllte den Raum, bis Gefängnismauern ein The- Herr Guido die Jugendlichen end- ma. Der Workshop «Gewalt» lich beruhigte, indem er mit krat- besuchte die Strafanstalt zender Stimme sagte: «Kei Saxerriet in Salez. Angscht, eu mach i scho nüt», und begann zu erzählen. Von Ruzica Tepsic und Herr Guido, 41 Jahre alt, Aurelia Caliebe ledig, hat keine Kinder und hatte eine schwere Kindheit, über die er Mittwoch Morgen, der Zug fährt aber nicht sprechen wollte. Er war Richtung St.Gallen. Zielort der im Rotlichtmilieu als Zuhälter Exkursion aber ist die Stafanstalt tätig, bis es im Jahr 1997 zwischen Saxerriet. Nach einem längeren seiner und einer anderen Bande zu Fussmarsch kam das Gefängnis in einer Schiesserei kam. «Man kann Sicht. Keine Mauern und kein Sta- es sich so wie in einem Film vor- cheldraht, so haben es sich die stellen», sagt er. Bei beiden Ban- Schüler nicht vorgestellt. den gab es Verletzte. Herr Guido Ein kleiner Rundgang durch brachte seine verletzten Kollegen die Räume verschaffte einen Ein- anonym ins Spital und ver- blick in den Tagesablauf einzelner schwand. Kurz darauf kam die Insassen. Nach einem hervorra- Polizei zum Tatort, doch Herr Ein kleiner Rundgang durch die Strafanstalt Saxerriet. genden Mittagessen von der Guido wurde erst ein Jahr später Bilder Aurelia Caliebe Gefängnisküche und einer Pause in seiner Wohnung verhaftet. Man begann der wichtigste Teil des hatte ihn verraten. menschenunwürdig. Die Strafan- Kraft gebe, doch Herr Guido ant- Tages: Das Gespräch mit einem stalt Saxerriet ist seine erste offene wortete lachend: «Mit Gott bin i Gefangenen. Anstalt. Am Tag der Verhandlung no keis go suffe, ich glaub nu a das «Das Schlimmste in meinen wurde er wegen versuchter Tötung, wo i gseh!» Er bereut auch nichts, Leben» Nötigung und Körperverletzung zu was er in seinem Leben gemacht «Es geschah im Drei Monate lang war er in Unter- fünf Jahren verurteilt. Er muss aber hat, er hätte nur drei Jahre von sei- Rotlichtmilieu» suchungshaft, das Schlimmste in davon nur drei Jahre absitzen, die nem Leben verloren, mehr nicht. Bekleidet mit einem Trainer und seinem Leben. Doch Herr Guido restlichen zwei gehen auf Bewäh- Nachdem er seine Strafe abgeses- einem Basekap, nervösen Bewe- schwieg und verriet niemanden. Es rung. Der Anführer der anderen sen hat, wird er dort weiter gungen und unsicheren Blicken, war Februar und er war in einem Bande «hockte» nur ein Jahr. machen, wo er aufgehört hat. setzte er sich neben den Gefängnis- Keller eingesperrt, drei Meter Im Gefängnis lebt es sich Wenn er dies nicht tut, wäre er pfarrer, welcher zuvor über die unter dem Boden, ohne Decke und nicht leicht, es gibt Spielregeln, «vogelfrei». Unter einem erfüllten psychischen Zustände des Insassen nichts zu rauchen. Dieses Gefäng- und jene, die sich nicht daran hal- Leben versteht er Aktion, Reisen aufgeklärt hatte. Er stellte sich als nis wurde kurz nach seiner Ver- ten, bekommen es zu spüren. Es und Geld. Herr Guido vor. Der Blick ging fra- schiebung geschlossen, es war gibt unter den Insassen Gruppen, und wenn einer die anderen ver- Nicht nur in Filmen... pfeift, fliegen die Fäuste. Gewalt bekämpft man dort mit Gewalt, Einen Tag darauf sprach die Grup- «wie du mir, so ich dir». Im Kraf- pe des Workshops «Gewalt» noch traum versucht er seine Wut einmal über das Erlebte im Saxer- gegenüber dem Leben im Gefäng- riet. Die meisten Schüler machten nis auszulassen. sich über die Lebensziele von Herr Guido Gedanken und fragten sich, ob ihm auch wirklich alles so «Mit Gott bin i no keis gleichgültig ist, wie er es sagt. Die go suffe» Gruppe spürt in diesem Fall Ratlo- Freunde findet man im Gefängnis sigkeit, Ohnmacht, Hilflosigkeit, nicht und Geschäfte unter Insassen aber auch Staunen. Ihr wurde klar, macht man nicht. Die «Schmier», dass in der Schweiz auch solche so nennt Herr Guido die Wärter, Verbrechen geschehen, die man arbeiten manchmal mit den Gefan- nur aus Filmen kennt. Eine Welt genen zusammen. ohne Moral und Gesetze, nach dem Ein Mitarbeiter der Strafanstalt erklärt den Workshopteilnehmern eini- Ein Schüler fragte ihn, ob er Motto «Aug’ um Aug’, Zahn um ges über den Landwirtschaftsbetrieb. an Gott glaube und ob er ihm auch Zahn».
GAZETTA 9 DIE MAGIE DER NATÜRLICHEN KUNST Faszinierende Erlebnisse am «zeme»-Workshop «Land-Art» Die Natur erleben, sich in sie hineinfühlen. Freund- schaft mit einem Baum schliessen und seine Heil- kraft spüren. Kunstwerke schaffen mit Steinen, Holz, Erde oder anderen natür- lichen Materialien. Seine Kreativität ausleben. Den Alltag vergessen. Orte und seine Geschichte entdek- ken. Verstehen, warum ein Stein dort ist, wo er ist. Von Johanna Hürlimann und Michelle Oesch Nach der Theorie die Praxis zu Land-Art. Die Workshopteilneh- mer konnten ihre Fantasien in der Natur umsetzen, mit dem Fahrrad fuhr man nach Fläsch. Es wurden vier Gruppen Bild oben: gebildet mit je drei bis vier Teil- Die Teilnehmer wollen mit einer nehmern und jede der vier Lan- Steinmauer die Pflanze vor Um- dessprachen war innerhalb der weltschäden schützen. Gruppe vertreten. Inspiriert durch das Leben, Bild rechts: flogen die Gedanken durch die Verschiedenfarbige Steine Natur um die Möglichkeiten der werden zu einem Mandala Materialien zu entdecken. zusammengesetzt. Von der Sandbank zur Fläscher Allmend. Es entstand ein Kunstgallerie Weg aus Steinen und Laub, der sich über eine Wiese schlängelte Symbolhaft nahmen die Kunstwer- und hinter einem Hügel ver- ke die verschiedenen Gedanken schwand. jedes Einzelnen an, und das Ufer des Rheins verwandelte sich in Zurück bleiben die eine geheimnisvolle «Land-Art». Erinnerungen Keines der Kunstwerke sah sich irgendwie ähnlich. Die eine Grup- Leider durften die Kunstwerke pe baute mit Steinen eine Burg nicht ihren eigenen Weg durch ähnliche Mauer um einen Weide- Wind, Regen oder Schnee finden, baum als Symbol zum Schutz vor sondern mussten von menschlicher Umweltverschmutzungen. Neben- Hand wieder fortgetragen werden. an wurden verschiedenfarbige Zuvor aber wurden sie von Anfang Steine gesucht und zu einem Man- an dokumentiert, fotografiert und dala zusammengesetzt. gefilmt. «Der Weg ins Paradies» aus Die Tage waren nicht nur von Steinen und Holz in Form einer den Teilnehmern als spannend und ansteigenden Spirale wurde von interessant empfunden, sondern der dritten Gruppe in einer Sand- auch von den Kursleitern Esther Auf der Fläscher Allmend wird ein Weg in die Wiese gesetzt. bank gesetzt. Die letzte Gruppe Bosshard, Ursula Frischknecht Bilder Johanna Hürlimann arbeitete an ihrem Projekt auf der und Stefan Hesske.
10 GAZETTA VON DEN 68-ERN ZUM GEIST VON HEUTE «zeme»-Workshop «Jugendliche gestern und heute» als gelungene Zeitreise Wie leben Jugendliche in den Kantonen Graubün- den, Waadt, Tessin und St.Gallen? Gibt es Unter- schiede zwischen den Sprachregionen, und wenn ja, welche und warum? Wie sieht es mit ihren politi- schen Interessen aus, wie mit ihrem sozialen Engage- ment? Von Nicole Grüninger und Alice Mosberger Solche und ähnliche Fragen stan- den im Zentrum dieses Workshops. Die Jugendlichen der vier Sprach- regionen befassten sich intensiv mit der früheren Jugendkultur. Wie sieht es mit Gemeinsamkeiten, wie mit Unterschieden zur heutigen Wie sah die Jugendkultur früher aus, wie heute? Schüler aus allen vier Sprachregionen versuchen in Grup- Zeit aus? Wesentliche Themen penarbeit, das Gesehene und Gehörte zu ordnen und zu werten. Bild Nicole Grüninger waren die 68-Bewegung, als Ju- gendliche auf den Strassen prote- stierten oder als sie 1980 autonome Thema. Die Schüler werden sich ein wenig Mut werden doch ein lern die Verhältnisse in Zürich. Zentren forderten. den ganzen Morgen mit der paar Stichworte zusammengetra- Man ist wahrscheinlich vor allem Jugend von gestern und deren gen. unter den KSS Schülern über- Unter Leitung von Daniel Errungenschaften befassen. Der Die Lehrer versuchen den rascht über die Stärke, die die Kaeser und Matthias Ehrensper- Einstieg erfolgt mit einem Film Schülern Anregungen für eine Jugend vor nur 23 Jahren in ger hatten die Teilnehmenden die- über die 68er-Bewegung in den Diskussion zu bieten, sie stellen Zürich gewonnen hatte. Aktionen ses Workshops auch die Gelegen- USA. Die fremdsprachigen Schü- Fragen über die Ziele der Jugend wie Demonstrationen vor dem heit sich mit Punks und Drogen- ler scheinen nur wenig vom Text oder was denn zum Beispiel «to- Opernhaus und altbekannte Slo- süchtigen zu unterhalten, um mit zu verstehen, doch der Film lässt taler Sozialismus» bedeute. Doch gans wie «mached usem Staat einem Gespräch einen besseren auch Bilder sprechen. Durch Sze- das ist dann doch ein wenig zu Gurkesalat» haben damals etwas Einblick in das Ganze zu bekom- nen aus dem Musical «Hair» und anspruchsvoll. Es ist schwierig für bewirkt und der Jugend ein Kul- men. dem Woodstock-Konzert, Bilder die West- und Südschweizer den turzentrum in der Stadt Zürich von Vietnam-Demonstrationen Lehrer zu verstehen und so bleibt eingebracht. Die Schüler sehen, und Jugendprotesten in Paris kann das Gespräch ein bisschen ober- wie in dieser eiskalten Zeit durch Zurück in die Jugend der Geist dieser Zeit gut über- flächlich. die Jugend etwas verändert wurde. unserer Eltern mittelt werden. Es ist 8 Uhr an der KSS, die Lehrer Überrascht von der Stärke Gelungene Zeitreise Matthias Ehrensperger und Daniel Es bleibt etwas der Slogans Kaeser treffen die letzten Vorberei- Für die fremdsprachigen Schüler oberflächlich tungen im Schulzimmer, bevor Nach einer Erholungspause auf wurden die Dialektteile im Film auch schon die ersten Schüler ein- In Gruppen von je einem Schüler dem Schulhof werden die Stich- freundlicherweise von Schülern treffen. Man merkt bereits, dass pro Sprachregion sollen die Works- worte der Schüler an der Tafel der KSS und den Lehrern ins Fran- dies keine normale Schulstunde hop-Besucher nun zusammenfas- gegliedert. Es wird nochmals zösische übersetzt. So konnte jeder wird. sen, was sie gesehen haben. Es wiederholt, was die Voraussetzun- den Grundgedanken des Films mit- Nach wenigen Anfangs- braucht verständlicherweise ein gen und die Ergebnisse der 68er- nehmen und Ausschnitte von Reto schwierigkeiten mit der deutschen wenig Zeit, bis das Gespräch ins Bewegungen waren und das Thema Hännys Texten verfestigten die Sprache versucht Matthias Ehren- Rollen kommt. Nicht alles ist wird mit dem Lied «Summer 68» Gedanken zum Schluss noch. sperger den Tagesablauf auf Fran- ihnen im Gedächtnis geblieben, von Polo Hofer abgeschlossen. zösisch zu erklären. Diese Spra- und auch nicht alles können sie in Dann ein Sprung, zwölf Jahre Alles in allem war es ein ge- che scheint den Gästen eher zu den Fremdsprachen erklären, aber später. Die 80er Jahre in Zürich. lungener Morgen mit einer Zeit- behagen. Dann geht es rein ins mit dem Duden in der Hand und Ein zweiter Film zeigt den Schü- reise in die Jugend unserer Eltern.
GAZETTA 11 GRENZEN BESETZEN, SCHÜTZEN UND ERFAHREN «zeme»-Workshop «Grenzen» liess unbekannte Grenzen entdecken Wir sind von Grenzen ver- schiedenster Arten umge- ben. In diesem Workshop Der Grenzziehung im Spätmittel- konnte man unter der Lei- alter und in der Neuzeit bis zur tung von Otto Ackermann Franzosenzeit galt die Exkursion und Mathias Bugg neue zur Festung St. Luzisteig. unbekannte Grenzen ent- Bilder Jonas Vetter decken und aufspüren. «Grenzerfahrungen» aus erstellen konnte, unternahmen die anderen Sprachregionen Teilnehmer zwei Exkursionen. austauschen stand eben- Diese wurden in Gruppen durch falls im Zentrum. verschiedene Arbeiten und Refe- rate vorbereitet. Dabei wurde der Von Jonas Vetter Rhein häufig als territoriale Gren- ze genannt. Als erstes besuchten die Es wurde also nicht nur über terri- Schüler die Befestigung auf St. toriale Grenzen, die verschiedene Der Talkessel von Sargans als politische Grenzregion und strategischer Luzisteig und die Anlage des Länder voneinander trennen, ge- Punkt stand im Mittelpunkt der Fragestellungen. Die Kurs-Teilnehmer- «Artillerie-Forts Magletsch». Mit sprochen. Auch Grenzen im men- Innen vor dem Modell Wartau im Festungsmuseum Magletsch. der Besichtigung dieser militäri- talen und kulturellen Bereich wur- schen Anlagen konnte das Thema den in den Blickpunkt gerückt. erfuhr, wie diese beiden Regionen und Personenkontrolle an der «Grenzen schützen» ausgezeich- zum Grenzraum der Eidgenossen- Grenze waren Gegenstände diese net vertieft werden. schaft wurde. Kapitels. Auch aktuelle Themen Die zweite Exkursion führte Vergangene und aktuelle «Grenzen schützen» umfasst wie das Asylwesen der Schweiz in die Gruppe nach Buchs zum Grenzen die späteren Epochen bis zum Vergangenheit und Gegenwart Grenzbahnhof. Die «Grenze» Der Hauptbestandteil dieser zweiten Weltkrieg. Dabei wollte wurden diskutiert. konnte dort intensiv erlebt wer- Woche bildete die Schweizer Ost- man erkennen, was die Grenzen den. Im Gespräch mit einem Zoll- grenze und ihre geschichtliche der Schweiz im Kriegsfall für eine beamten konnten viele interessan- Die Grenzen erlebt Ausbildung. Dabei traten drei Rolle spielten und wie sie vertei- te Details entdeckt werden. Vor Aspekte in den Vordergrund. In digt wirksam wurden. Damit man nicht nur mit Filmen allem die Migrationspolitik gab zu «Grenzen besetzen» ging man In «Grenzen erfahren» liess und Gesprächen, das heisst, in der reden. Persönliche Schicksale und näher auf die Situation der Regio- man den Blick von der Vergangen- Theorie Erfahrungen sammeln und Erlebnisse von Flüchtlingen, die nen Sarganserland und Werden- heit bis in die Gegenwart schwei- austauschen, sondern zum Ganzen häufige Machtlosigkeit der Be- berg im Spätmittelalter ein und fen. Warenimport, Warenexport auch eine praktische Verbindung hörden und Erfahrungen des Zoll- beamten beeindruckten und gaben zu denken. Grenzen in positivem Sinn überschritten In dieser Woche wurde sehr viel entdeckt und gestaunt. Verschiede- ne Grenzen wurden aus unter- schiedlichsten Blickwinkeln ange- schaut. Die eine oder andere Gren- ze konnte sogar im positiven Sinne überschritten werden, so zum Bei- spiel die «Sprachbarriere», nah- men doch Schülerinnen und Schü- ler aus Graubünden, dem Tessin und Sargans an diesem Workshop teil. Die Kursteilnehmer sammel- ten vielerlei Erfahrungen und Er- Auch das wurde bewusst gemacht: Der Grenzbahnhof Buchs als Tor zum Osten war in Kriegen und Krisen kenntnisse, die weit über den eine wichtige Drehscheibe und Durchgangsstation von Flüchtlingen. Bild pd. Workshop hinausreichen.
GAZETTA 13 «KOCHEN IST KREATIV UND MACHT SPASS» Die Kantonsschule Sargans als Arbeitsplatz: Heute Mensa-Köchin Regula Buchmann Jeden Tag begeben sich mich jedoch mit der Zeit noch die meisten von uns in den interessieren würde, wäre ein FÜNF TAGE Pausen in die Mensa der administrativer Job. Kantonsschule Sargans, FÜRS LEIBLICHE um sich zu verpflegen. Dass das grosse Angebot Wie empfinden Sie das Verhältnis zu den Schülern und das Verhal- WOHL «Klug is(s)t, wer in der Mensa an Pausen-Snacks, Menüs ten der Schüler Ihnen gegenüber? isst», lautet einer der Kernsätze und vielem mehr nicht von Regula Buchmann: Damit für die SV-Mensa in der Kantons- alleine zu Stande kommt, habe ich keine Probleme. Ich ver- schule Sargans. Die vier Frauen ist allen klar. stehe mich eigentlich gut mit den sind für die Schülerinnen und Schülern und ich kann zum Bei- Schüler sowie die Lehrerschaft spiel auch mal Spass mit ihnen montags bis freitags von 9.20 bis Von Franziska Kohler und haben. 13.30 Uhr und von 15 bis 16 Uhr Judith Kaspar da. Kürzlich ist in die Mensa einge- Die Auswahl ist gross und brochen worden. Wie haben Sie vielfältig und immer frisch zube- Zuständig für das leibliche Wohl das erlebt? reitet. Im Angebot gibt es etwas der Schüler ist das Mensa-Team, Regula Buchmann: Auf jeden für den grossen Hunger wie auch bestehend aus den vier Mitarbei- Fall bin ich froh, dass ich nicht die für Linienbewusste. Denn richtig terinnen Margrith Grassi-Kressig Mensa-Köchin Regula Buch- Erste war, die den Einbruch ent- essen macht nicht nur fun, son- (Bad Ragaz, Betriebsleiterin), mann: «Für mich ist das kreative deckte. Das wäre für mich ziem- dern auch fit. Für den SV-Servi- Regula Buchmann (Bad Ragaz, Arbeiten in diesem SV-Betrieb lich erschreckend gewesen. Da ce steht auch Ökologie an vor- Köchin) und den beiden Mitarbei- sehr positiv.» hätte ich wahrscheinlich auch bald derster Stelle. Fast alles wird terinnen Irene Pfister (Sargans) einmal Angst bekommen. recycelt, der Umwelt zuliebe. und Nina Zimmermann (Vättis). plan und organisiere den Einkauf. Wichtig aber sind für das Team Die in Basel geborene Regula Ich bin zuständig für das Salatbuf- Wie haben Sie die ganzen Diskus- zufriedene Gäste. Wenn das ein- Buchmann hat eine vierjährige fet, die Snacks und so weiter. sionen um die Preiserhöhungen mal nicht der Fall sein sollte, Ausbildung zur Köchin und in der Mensa empfunden? nimmt es begründete Kritik ger- zusätzlich zur Diät-Köchin absol- Sind Sie zufrieden mit Ihrem Job? Regula Buchmann: Das war ne direkt entgegen. nr. viert. Damit wir etwas mehr über Welche Verbesserungen würden für mich ziemlich schwierig. ihre Funktion in der Mensa erfah- Sie sich wünschen? Wenn es noch länger so weiterge- ren, hat sie sich uns für ein Ge- Regula Buchmann: Über Ver- gangen wäre, hätte ich mir etwas fach nur dazustehen und nichts zu spräch zur Verfügung gestellt. besserungen kann ich nicht viel anderes gesucht und wäre gegan- tun. Meiner Meinung nach hätte sagen. Im Grossen und Ganzen gen. Für mich ist es wichtig, rich- man die Preiserhöhungen von Frau Buchmann, was sind Ihrer bin ich eigentlich zufrieden, was tige Arbeit zu haben, anstatt ein- Anfang an bekannt machen sol- Meinung nach die positiven be- len. Es ist mir zwar schon klar, ziehungsweise negativen Aspekte dass der Boykott der Schüler nicht Ihres Berufes? gegen uns persönlich gerichtet Regula Buchmann: Positiv ist war, aber es ist trotzdem sehr sicher das kreative Arbeiten. Sehr mühsam, wenn die Schüler nicht negativ ist es für mich, wenn zum in die Mensa kommen und wir Beispiel das Wetter schön ist und unsere Schichten durchbringen die Schüler nicht in die Mensa müssen. kommen. Ich mag es, wenn etwas läuft. Die Arbeitszeiten sind natür- Macht sich die Preiserhöhung lich ideal, da ich am Wochenende denn jetzt noch bemerkbar? und an den Feiertagen frei habe. Regula Buchmann: Ein Pro- Früher war das noch nicht so, da blem war dieses Jahr sicherlich habe ich in einem Spital gearbei- der lange Sommer. Das haben wir tet. Ich kann auch sehr selbständig sehr zu spüren bekommen. Ich arbeiten, Menüs schreiben, den mag zwar schönes Wetter, aber für Einkauf organisieren und vieles uns, die Mensa, ist es nicht ideal. andere mehr. Die Schüler gehen ja dadurch viel öfters nach draussen. Ob die Was ist genau Ihre Funktion in Preiserhöhungen auch einen Ein- der Mensa? Auch bei der Arbeit heisst es abwaschen: Die beiden Mensa-Mitarbei- fluss gehabt haben, kann ich nicht Regula Buchmann: Ich bin terinnen Irene Pfister und Nina Zimmermann sowie Betriebsleiterin beurteilen, ich arbeite ja noch die Köchin, ich mache den Menü- Margrith Grassi-Kressig tun es mit Elan. Bilder Reto Neurauter nicht lange hier.
14 GAZETTA DER MENSCH ALS HANDELSWARE Das Buch «Sklavin» von Mende Nazer bringt Unglaubliches, aber Wahres ans Licht «Sklavin» schrieb Mende zwölf Jahren in ihrem Teil der Mende und ihre Familie ver- te. Nun war Mende der Besitz von Nazer mit Hilfe von Damien Welt über sich ergehen lassen suchten zu fliehen, doch Mende Rahab. Lewis, einem Sudankenner müssen: das brutale Ritual der wurde von einem Araber gepackt und Schriftsteller. Es be- Beschneidung, das für den Eintritt und auf sein Pferd gerissen. Wie Schlecht behandelt inhaltet die Lebensge- ins Erwachsenenalter gilt. Mit viele andere Kinder aus ihrem schichte von Mende Nazer. einer Scherbe oder alten Rasier- Dorf wurde Mende zum Hauptla- Ihre Herrin behandelte Mende mit Die heute etwa 22-Jährige klinge werden den Mädchen – ger gebracht. Ekel, als hätte sie eine ansteckende schreibt aus ihrem persön- ohne Betäubung – ihre Genitalien Krankheit. Morgens wurde sie früh lichen Blickwinkel heraus, abgeschnitten. Viele Mädchen geweckt und spät abends, nachdem Verkauft mit jeder schmerzhaften sterben kurz nach ihrer Beschnei- sie ihre Arbeiten erledigt hatte, Einzelheit. Eine unglaubli- dung an den Folgen. Wenige Tage darauf kamen die sperrte man sie wieder in ihre che Geschichte, die schein- Milizen mit fremden Männern in Baracke. Ihr wurde verboten in bar ins Mittelalter gehört ihr Zelt, schauten jedes Kind an ihrer Sprache zu sprechen, sie Der Überfall und doch tägliche Realität und zeigten auf die Kinder, die sie musste ihren Nuba-Namen «Men- für Tausende von afrikani- Frühling 1992. Der Tag verlief wie wollten. Einer der Männer nahm de» ablegen und wurde nur noch schen Mädchen ist. gewohnt. Doch mitten in der Mende mit. Er lud sie mit zehn «Yebit» genannt, was «Mädchen, Nacht schreckte Mende plötzlich anderen Kindern auf die Lade- das es nicht wert ist einen Namen aus dem Schlaf. Sie hörte das fläche seines Wagens und fuhr zu tragen» heisst. Sie hatte nichts Von Johanna Hürlimann und Schreien und Rufen der Leute im weg. Keines der Kinder hatte eine was sie an ihr früheres Leben erin- Michelle Oesch Dorf. Sie stürzte mit ihrem Vater Ahnung, was geschehen würde. nern könnte. aus dem Haus und sah, dass am Nach tagelanger Fahrt kamen sie in Der Kontakt nach aussen wur- Mende verbrachte die frühen Jahre Ende des Dorfes die Häuser in Khartum, Sudans Hauptstadt, an. de ihr verboten. Sie wusste nicht, ihrer Kindheit in einem Dorf in den Flammen standen. Zunächst Mitten in der Stadt, in einem vor- ob ihre Eltern den Überfall überlebt Nubabergen im Sudan. Sie lebte glaubten sie, das zufällig ein Haus nehmen Haus, wurden sie in den hatten. Mende wurde regelmässig als jüngstes von fünf Kindern mit Feuer gefangen hatte, was öfters Keller gesteckt. geschlagen und gedemütigt. ihren Eltern in einer Lehmhütte. passierte. Doch dann bemerkten Später kamen Frauen, die sich Die Nuba bestreiten ihren Lebens- sie Menschen mit brennenden Fa- Mende und die anderen Kinder Gedanken an Selbstmord unterhalt mit Jagd, Ackerbau und ckeln, die zwischen den Häusern ansehen wollten. Eine der Frauen Viehzucht. Mendes Vater galt mit umherliefen und die Fackeln auf entschied sich für Mende. Die Im Sommer 2000 sandte Rahab 50 Rindern als verhältnismässig die Dächer warfen. Sie verstanden, Frau namens Herrin Rahab steckte Mende nach London zu der Fami- wohlhabend. dass sie von den Mudschaheddin, sie zu Hause in eine kleine Gar- lie ihrer Schwester um als «Haus- Mende musste erdulden, was den arabischen Milizen, überfallen tenbaracke, die ihr als Behausung mädchen» zu arbeiten. Durch alle Mädchen zwischen zehn und wurden. für ihr weiteres Leben dienen soll- Lügengeschichten bekam Mende ein Visum und wurde nach London PROJEKT K SPIELT LABICHES «FLORENTINERHUT» geschickt. Dort dachte sie zuerst, bei einer netten Familie gelandet Nach Schnitzlers Groteske insgesamt 175 Komödien, die er dabei gar bei einer Baronin, in zu sein. Doch je länger sie dort «Der grüne Kakadu» hat sich zwar nach altbekanntem Muster deren Salon er als italienischer arbeitete, ohne Lohn und Freizeit, das Ensemble von projekt K strickte, aber immer wieder zu neu- Tenor vorgestellt wird. Die Ver- desto schrecklicher ging ihre neue für eine handfeste Komödie em Leben zu erwecken verstand. wicklungen häufen sich, bis end- Herrin mit ihr um. Es kam soweit, entschieden und steckt Labiches Komödien, Vaude- lich ein identischer Florentinerhut bereits seit vergangenem villes und Possen sind einfallsrei- unter den Hochzeitsgeschenken dass Mende an starken Depressio- Dezember mitten in den Pro- che Inhalte, rasant und spritzig. entdeckt und damit die Hochzeits- nen zu leiden begann. Sie dachte ben: «Der Florentinerhut» des Das ist bei «Der Florentinerhut» feier gerettet wird. immer häufiger an Suizid. Um das Parisers Eugène Labiche ist nicht anders: Eine Hochzeitsge- Mit wahnwitziger Motorik Leid dieses Mädchens zu erfahren eines der wenigen Werke der sellschaft befindet sich auf der nimmt das Stück vor allem bor- und vor allem, wie das Buch dramatischen Unterhaltungs- hektischen Suche nach dem identi- nierte Kleinbürger gehörig aufs endet, sollte man es sich in der literatur, welche einen Zeit- schen Duplikat eines Florentiner- Korn, was wesentlich zur Komik Bibliothek der KSS ausleihen, rahmen von über 100 Jahren huts, der vom Pferd des Bräuti- des Erfolgsstücks beiträgt (Auf- denn dort ist es seit kurzem vor- schadlos überlebten. gams gefressen wurde. Der Hut führungsdaten siehe Veranstal- handen. gehörte Madame Beauperthuis, die tungskalender). Das Buch weckt Gefühle wie Schon bei der Uraufführung ein Techtelmechtel mit einem Offi- Es spielen Elisabeth Dürr, Wut, Trauer und Mitleid. Durch die (1851) war das Echo enorm; bald zier hat. Und ohne diesen Hut wäre Nathalie Rutz, Selina Dürr, Rahel fand sich das Oeuvre auf der Best- sie bei ihrem Ehemann kompro- Koller, Angelo Frei, Fabienne Ber- detaillierten Schilderungen wird sellerliste der meist aufgeführten mittiert. Nun folgt die ganze Hoch- negger, Dagmar Rootering, Corne- man gefangen genommen und fühlt Theaterstücke in Mitteleuropa. Mit zeitsgesellschaft Bräutigam Fadi- lia Britt, Sonja Kesselring, Tanja Mendes Schmerzen mit. Es soll sicherem Gespür und leichter Hand nard durch temporeiche Abenteuer, Kohlen, Jonas Vetter, Andrea zum Nachdenken anregen und die für die Pariser Gesellschaftskomö- um einen Ersatz für die fehlende Schmassmann, Viviane Aggeler, Augen öffnen. Wie wenig man die des 19. Jahrhunderts verfasste Kopfbedeckung zu finden. Der Karin Meier, André Götte und doch über die Sklaverei im 21. Jahr- der studierte Rechtswissenschafter entnervte Protagonist poussiert Andres Wachter. eb. hundert weiss.
GAZETTA 15 BEI WAHLEN UNEINS, BEIM SPAREN AUCH Kantonsschüler diskutierten über Bundesratswahlen und Sparübungen Die Bundesratswahlen haben an der Kantonschule schon vor dem 10. Dezem- ber des vergangenen Jah- res für Gesprächsstoff gesorgt. Nach der Wahl wurde umso heftiger über den Ausgang und die Fol- gen für die Schweiz disku- tiert. Auch die anstehenden Sparmassnahmen waren ein Thema. Dabei gingen die Meinungen stark aus- einander. Von Andreas Hofmänner und War auch an der Kantonsschule Sargans ein Thema: Der Ausgang der Bundesratswahlen vom 10. Dezem- Jonas Vetter ber vergangenen Jahres wurden in der Klasse 2M zusammen mit Vertretern der Jungen SP und SVP disku- tiert. Bild Andi Hofmänner Im Rahmen dieser Bundesratswah- len organisierte die «Gazetta»- Jonas Vetter jedoch hatte seine vor allzu langer Zeit bekannt Redaktion ein kleines Podiumsge- Zweifel. Er meint, Bundesrat Blo- gegeben wurden, beschäf- spräch mit Schülern aus Jungpar- cher würde es schwer haben im tigte auch hier immer noch teien und der Klasse 2M unter Lei- Bundesrat, wenn er sich nicht die Schüler. Sabrina Schle- tung von Christoph Wick. An die- anpasse und so extrem bleibe. Er gel als SVP-Vertreterin fand sem Mittwochmorgen verfolgte die befürchtet, dass nun die Schweiz die Massnahmen völlig in Klasse die Bundesratswahlen und den Blick primär nach Innen wen- Ordnung, was sie von den danach wurde darüber heftig det und sich mit diesem stark meisten Schülern unter- diskutiert. «rechten» Bundesrat nicht nach scheidet. Sie findet es nicht Aussen richtet. schlimm, wenn sie eine Lek- Die Linke müsse nun dagegen tion weniger Religion oder Nur SP und SVP dabei, leider… halten und ihre Ansichten vertei- Turnen in der Woche hat. Wie nicht anders zu erwarten war, digen. Auch in Bezug auf die Vetter und die Klasse 2M liessen sich an der Kantonsschule Sozialwerke hat er Bedenken und waren offensichtlich anderer für dieses Podium nur Mitglieder befürchtet Einbussen infolge von Meinung. Vetter findet das der Jungparteien SP und SVP fin- Sparmassnahmen. Auch die jetzi- Sparen an der Bildung den. Jeglicher Aufruf nach FDP- ge Untervertretung der Frau im riskant und unfair verteilt, und CVP-Mitgliedern verlief im Bundesrat gab zu denken. weil zum Beispiel an den Sand. Durch einen unglücklichen Berufsschulen viel weniger Zufall fielen auch noch die SP- gespart werde. Die Klasse legt los Kandidaten aus und Gazetta-Chef- redaktor Jonas Vetter sprang in die Als dann die Klasse auch mitdisku- Zurück zum Diskussion mit Sabrina Schlegel, tieren durfte, bemerkte man, dass Schulalltag Jungpartei-Mitglied der SVP, und sie gegen die Wahl von Christoph Christoph Wick als Leiter der Blocher und seine Ansichten war. Die Diskussion war im vol- Diskussion ein. Die Klasse regte sich sichtlich über len Gange, als Christoph die SVP auf. Bundesrat Blocher Wick gegen Ende der Schul- wurde als verfilzter Jurist betitelt lektion die Diskussion been- Wahlergebnisse und die Vorgehensweise der SVP den musste. Die Schüler Nach der Wahl von Christoph Blo- als Frechheit bezeichnet. Die waren nicht zufrieden mit cher lanciert Wick das Gespräch Spannung im Klassenzimmer war der Einstellung der SVP und mit der Frage, wie die beiden Ver- spürbar und eine hitzige Diskus- weitere kleine Gespräche treter der Jungparteien die Wahler- sion entstand. nahmen in der Mittagspause gebnisse beurteilen. Sabrina Schle- ihren Lauf. Am Nachmittag gel war klar zufrieden mit der nun hatten die Schüler dann wie- Und dann ein Tag später: Die regionalen Sparmassnahmen immer gerecht verteilten Sitzzahl im der normalen Unterricht und Medien berichteten ausführlich über noch ein Thema Bundesrat und der Wahl des neuen bestimmt wurde noch lange den angeblichen Rechtsrutsch. Bundesrates Christoph Blocher. Die Sparmassnahmen, die nicht diskutiert. Bild Reto Neurauter
16 GAZETTA KULTURELLE VIELFALT IN DER REGION LEBT Altes Kino Mels, fabriggli Buchs und TaK Schaan bieten Kleinkunst und Weltbekanntes Die Kulturstätten in der Region sind Institutionen, die uns mit ihrem umfassen- den Programmen eine beliebte Abwechslung zum üblichen Kinogang bieten. Die drei bekanntesten sind wohl das fabriggli in Buchs, das Alte Kino Mels und das TaK in Schaan, auch bekannt als Theater am Kirchplatz. Von Ines Rütten Das fabriggli hat das Ziel, ein Kul- tur- und Begegnungszentrum zu sein. Mit Engagement und Kreati- vität wird die Leitidee «Kultur in der Region – Kultur für die Das Alte Kino Mels (www.alteskino.ch) Bild Hans Bärtsch Region» umgesetzt. Auch die Kulturvereinigung penspielen, Musicals und vielem Hugo von Hofmannsthal oder Jack Stroeher. Im März dann steht «Altes Kino Mels» ist eine führen- mehr zusammensetzt. «Der Fall Furtwängler» von das antike Drama «Die Bakchen» de Anbieterin von kulturellen Ronald Harwood, die alle dem- von Euripides auf dem Programm. Anlässen. Das Ziel ist es, die kul- nächst im TaK oder in der Pfarrkir- Konzerte, Lesungen und vor allem TaK: Grosse Produktionen turellen Ansprüche aller Alters- che Schaan zur Aufführung gelan- ein reichhaltiges Programm für aller Richtungen klassen abzudecken. Dadurch, gen (www.tak.li). Den Schülern Kinder und Jugendliche gehören dass das Alte Kino finanziell un- Vor allem das Tak hat häufig Thea- können die Stücke gut als Ergän- zum festen Angebot des TaK. abhängig ist, ist eine grosse Viel- terstücke auf dem Programm, wel- zung von Gelesenem dienen. Auch auf das Portemonnaie falt möglich. che berühmte Literatur wiederge- In jeder Spielzeit zeigt das der Jugendlichen wird Rücksicht Alle drei Kulturstätten bieten ben, wie zum Beispiel «Faust I» TaK Eigenproduktionen. In der genommen. So kostet im TaK ein umfangreiches Programm, von Goethe, «Die Zähmung der Laufenden war es bereits «Brook- jeder Eintritt für Schüler nur zehn welches sich aus Konzerten aller Widerspenstigen» von William sie – The Jazz Age Musical» mit Franken, egal wie hoch der regulä- Art, Theater, Kindertheater, Pup- Shakespeare, «Jedermann» von Musik von Sandro Moreni und re Preis ist. Das fabriggli in Buchs (www.fabriggli.ch) Das Theater am Kirchplatz Schaan (www.tak.li) Bilder Reto Neurauter
GAZETTA 17 «KULTUR IST BALSAM FÜR DIE SEELE» Die aktuelle Situation der regionalen Kleintheaterund die Zukunft der Kleinkunstszene Hans Bärtsch ist Aktuar des Alten Kino Mels, Peter Eggenberger Leiter des fabriggli in Buchs. Die «Gazetta» hat den beiden Fragen zur aktuellen Situa- tion ihres Theaters, aber auch zum Programm und zur Zukunft der Kleinkunst- szene gestellt. Von Ines Rütten Nach welchen Kriterien stellen Sie Ihr Programm auf? Hans Bärtsch (Altes Kino): Es sind verschiedenste Kriterien, nach denen wir unser Programm Hans Bärtsch: «Das Erlebnis im Kleintheater ist Peter Eggenberger: «Kulturelle Angebote in den zusammenstellen. Eines der wich- von der Nähe zur Bühne, dieser Intimität und ein- Regionen tragen entscheidend zur Lebensqualität tigsten ist das Angebot. Ist von maligen Atmosphäre geprägt.» bei.» Bilder pd einer Band wie Züri West, Stiller Has, Plüsch, Patent Ochsner, von Besuchern und andern Veran- Billetteinnahmen die Gagen zu beständig und von relativ wenigen Lovebugs ein neues Album zu staltern oder die Medienpräsenz decken, was in der Regel auch personellen Wechseln der ent- erwarten, verbunden mit Liveauf- eines Künstlers. Grundsätzlich gelingt. scheidenden Ansprechpartner ge- tritten? Planen Theaterschaffende schauen wir uns Produktionen erst Peter Eggenberger: Was wir prägt. Etwas, was die Künst- wie Gardi Hutter, Lorenz Keiser an, bevor wir ein Engagement täti- anstreben, ist, dass wir keine Steu- ler/Agenturen besonders zu schät- oder Acapickels neue Produktio- gen, oder verlassen uns auf ein erung des Programms übers Geld zen wissen. nen und suchen damit Auftritts- Netzwerk von Theaterleitern in hinnehmen müssen. Wir versu- Peter Eggenberger: Die möglichkeiten an ähnlich grossen der ganzen Schweiz. Dann sind es chen, in etwa gleich viele Theater- Schweiz hat ein sehr dichtes Netz Orten (250 Sitz-, 500 Stehplätze) auch «äussere Gründe», die das anlässe und Konzerte anzubieten. an Kleintheatern. Alle diese Spiel- mit einer ähnlichen Infrastruktur Programm mitbestimmen. Etwa stätten fördern und bereichern das wie das Alte Kino? die Lage (in einem Wohnquartier), Wie denken Sie über die Zukunft kulturelle Leben in ihrer Region. Ein weiteres wichtiges Krite- die es nicht erlaubt, jedes Wo- kleinerer Theater/Kulturstätten? Sie haben eine wichtige und ver- rium sind die Erfahrungswerte. chenende open-end Konzerte/Par- Hans Bärtsch: Wie der 1. antwortungsvolle Vermittlerfunk- Wir wissen beispielsweise, dass es tys durchzuführen. Und nicht Schweizer KleinKunstTag am 13. tion zwischen Kunstschaffenden deutsches (wortlastiges) Kabarett zuletzt setzt natürlich das Geld September des vergangenen Jah- und Bevölkerung. Hier können schwer hat, Comedy hingegen gut Grenzen. res gezeigt hat, ist unser Land unter anderem viele junge Künst- ankommt. Figurentheater kommt unglaublich reich an kleineren lerinnen und Künstler erste «Geh- bei Kindern, beziehungsweise den Peter Eggenberger (fabrigg- Theatern und Kulturstätten. In der versuche» machen. Denn vom Eltern, die die Entscheidung tref- li): Wir wollen vielseitig, breit Summe übertreffen die der Klein- Himmel ist noch nie ein Meister fen, in der Regel besser an als gefächert – entsprechend der Viel- theater jene der grossen Häuser! gefallen. Menschentheater. Ganz bewusst falt der Klein-Kunst-Szene – sein. Der Zukunft kann durchaus hoff- Soweit ich Einblick in die planen wir indes auch «Minder- Und wir möchten für alle Alters- nungsvoll entgegengeblickt wer- Kleintheaterszene habe, habe ich heitenprogramme», wenn wir - klassen, Kinder, Jugendliche und den. Zum einen (und fast wichtig- nicht den Eindruck, dass in den eine Gruppe von sechs Leuten - Erwachsene, etwas bieten. sten), dass es immer ein Publikum vergangenen Jahren viele Spiel- von einer Produktion überzeugt gibt, das die Nähe zur Bühne und stätten eingegangen wären. Ver- sind. Dann schauen wir auf ein Wie setzen Sie ihr Budget ein? dem, was darauf passiert, sucht. einzelt mag es das geben, es eröff- ausgewogenes Programm, das Hans Bärtsch: Für die rund Das Erlebnis im Kleintheater ist nen aber auch immer wieder neue. heisst auf eine vernünftige Vertei- 40 Veranstaltungen in der laufen- von dieser Nähe, Intimität, Atmo- Jüngstes Beispiel in unserer Re- lung von Musik, Theater und so den Saison 2003/04 von Septem- sphäre geprägt. Nicht umsonst gion ist der Schlösslekeller in weiter. Es ist auch unser Anliegen, ber bis Juni sind rund 100000 kehren auch Künstler, die es Vaduz. Ich denke, dass es auch in verschiedene Alters- und Interes- Franken budgetiert. Theater und «geschafft haben», wie Acapi- Zukunft in der Schweiz eine star- sengruppen anzusprechen. Und Musik beanspruchen je rund zwei ckels oder Ursus & Nadeschkin, ke Kleintheaterszene geben wird. Eigenleistungen wie «Frau Holle» Fünftel dieser Summe, der Rest ist immer wieder gerne auf kleinere Das ist wichtig. Denn kulturelle sind neben dem Gastspielangebot für spezielle Veranstaltungen Bühnen zurück. Auch für Musiker Angebote in den Regionen tragen sehr willkommen. Einfluss auf die reserviert (Literatur, Ausstellun- ist ein Auftritt in einem Club entscheidend zur Lebensqualität Programmgestaltung haben weite- gen, Tanz, Eigenproduktionen). etwas Besonderes. Die Klein- bei. Kultur ist somit auch Balsam re Kriterien wie Empfehlungen Wir verfolgen das Ziel, mit den theaterszene ist im übrigen sehr für die Seele.
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