Zmk news - Universität Bern
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zmk news April 2015 Nr. 151 * Neues aus der Klinik für Parodontologie * 1. Internationales Gerodontologie Symposium * Medizinische Notfälle in der Zahnarztpraxis * Projekt Phoenix Die Zeitschrift für die Mitarbeitenden, die Studierenden und die Alumni der zmk bern
Aktuell Vorankündigung Einladung Spring Invitation Lecture 2015 MAS-Prüfung 2015 Dienstag, 28. April 2015, 17.15 Uhr Master of Advanced Studies in einem André Schroeder Auditorium, ASA speziellen Fach der Zahnmedizin Referent: Freitag, 8. Mai 2015, 08.00–15.15 Uhr Dr. Gerry McKenna (Mittagspause 13.00–14.30 Uhr) Senior Lecturer, Consultant in Restorative Dentistry Center for Dentistry André Schroeder Auditorium, zmk bern Queens University Belfast, Republic of Northern Ireland Alle sind herzlich eingeladen, die Fallpräsentationen sowie die Verteidigungen der Masterthesen zu besuchen. Vortragstitel: Der Prüfungsplan ist auf der Homepage der zmk bern Managing the Ageing Population: (Weiterbildung) aufgeschaltet. an Evidence-Based Approach Prof. Dr. Christos Katsaros, Leiter Ressort Weiterbildung to Gerodontology Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Prof. Dr. Martin Schimmel Inhalt Klinik für Rekonstruktive Zahnmedizin und Gerodontologie Aktuell2 Die Direktionsgruppe stellt sich vor 3 Neues aus der Klinik für Parodontologie 4–7 1. Internationales Gerodontologie Symposium 8–12 Wechsel im Vorstand der SKG Bern 13 Medizinische Notfälle 14–15 Projekt Phoenix 16–17 Gratulationen18–19 Personelles19 Bibliothek20 Impressum Redaktion: • Benedicta Gruber (bg), benedicta.gruber@zmk.unibe.ch • Vanda Kummer (ku), vanda.kummer@zmk.unibe.ch • Nicole Simmen, nicole.simmen@zmk.unibe.ch • Sandra Merki, sandra.merki@zmk.unibe.ch Layout: Ines Badertscher, ines.badertscher@zmk.unibe.ch Druck: Geiger AG, Bern Auflage: 1300 Exemplare erscheint 6x jährlich Redaktionsschluss Beiträge für die zmk news sind bis zum 15. Mai 2015 im Direktionssekretariat abzugeben. Die nächste Ausgabe erscheint Mitte Juni 2015. Frühlingserwachen. Foto: pixelio.de/luise http://www.zmk.unibe.ch 2 zmk bern news, April 2015, Nr. 151
Die Direktionsgruppe stellt sich Vor Geschäftsführender Direktor Direktionsgruppe Sekretariat Bibliotheks- Direktion Technischer Informatik Multimedia Zahntechnik Hausdienst kommission Zentrale Dienste Dienst Rechnungsführung Sekretariat Direktionssekretariat der zmk: auch hier mitgestaltet und mitredigiert. Dieses Team besteht aus vier Mitarbeite- Die Studierenden und Dozierenden Die Aufgaben der Direktionsgruppe sind rinnen (Benedicta Gruber, Doris Boehlen, schätzen die frühzeitige Erstellung der sehr vielfältig und für das gute Funk- Sandra Merki, Nicole Simmen) und ist Stunden- und Prüfungspläne und die tionieren der zmk bern als Ganzes die Anlaufstelle für die Studierenden. prompte Verwaltung der Hörsäle und unabdingbar. Das oben dargestellte Aber auch Mitarbeitende sind dort oft Seminarräume. Die Administration und Organigramm zeigt die vielen Sektoren, anzutreffen, um sich einen Rat zu holen. Organisation für den internen Unter- die durch die Direktionsgruppe abge- Alle Anstellungsanträge, die zu bezahlen- richt der Dentalassistentinnen in Ausbil- deckt werden. Die Aufgaben sind in den den Rechnungen, Ausgabebewilligungen dung ist eine weitere wichtige Aufgabe. letzten Jahren komplexer geworden sowie Personalmutationen werden hier und die vielen Angehörigen der zmk Verschiedene Ressorts werden admini- noch einmal geprüft und in übersicht- bern wissen oft nicht so genau, wer strativ unterstützt. Die Redaktion des lichen Tabellen zusammengefasst. was wo macht. Im Rahmen dieser Jahresberichtes sowie die Organisation Letztlich wird das komplexe Budget- Ausgabe der zmk news beginnen wir der Masterfeier und der Feier der wesen aller Kliniken über die Direktion deshalb mit dem ersten Teil einer Serie, Staatsjubilare, bei der das 10-, 20-, 30-, abgewickelt. Kurz: Das Direktionssekre- in der die vielfältigen und zahlreichen 40-, und 50-jährige Jubiläum des tariat ist das Bindeglied zwischen den Aufgaben der Direktionsgruppe Abschlusses gefeiert wird, sind weitere zmk bern und der Universität (Personal- vorgestellt werden. Da das Direktions- Aufgaben, die auch für die Aussen- abteilung, Finanzabteilung, Dekanat). sekretariat und/oder die Zentralen wahrnehmung der zmk bern wichtig Dienste meistens die erste Anlaufstelle Allgemeine Anfragen werden hier ent- sind. Das Sekretariat der ehemaligen für Patientinnen und Patienten, gegengenommen, gleich erledigt oder Studierenden (VEB, Alumni zmk bern) Mitarbeitende und Studierende sind, an die zuständige Ansprechperson ist ebenfalls bei uns angesiedelt. werden sie zuerst vorgestellt. weitergeleitet. Die periodisch erscheinen- Prof. Adrian Lussi den sehr beliebten zmk news werden Geschäftsführender Direktor Zentrale Dienste: Ein Team von drei Mitarbeiterinnen (Beatrice Schubnell, Nena Blagojevic, Petra Grimm) vermittelt als Anlaufstelle den ersten Eindruck der zmk bern. Die Mitarbeiterinnen beraten freundlich und kompetent und geben Auskünfte aller Art. Die Zentralen Dienste üben aber auch eine Triage- funktion aus, indem sie Fragende an die richtige Stelle verweisen. Neben dem Benedicta Gruber, Doris Boehlen, Sandra Merki, Nicole Simmen, Empfang am Schalter und am Telefon Leiterin Stab Sachbearbeiterin Sachbearbeiterin Sachbearbeiterin gehören sämtliche Bar- und Kreditkarten- zahlungen sowie die Debitorenbuch- haltung und das Mahnwesen zum Auf- gabenbereich. Die Zentralen Dienste sind auch Anlaufstelle für Fragen zur Fakturierung bei komplexen Fällen. Und braucht man neue Berufswäsche oder hat eine Anfrage bezüglich Post- Beatrice Schubnell, Nena Blagojevic, Petra Grimm, versand, so wendet man sich ebenfalls Leiterin Zentrale Dienste Zentrale Dienste Zentrale Dienste an die Zentralen Dienste. zmk bern news, April 2015, Nr. 151 3
Neues aus der Klinik für parodontologie Patienten richtig motivieren Dr. med. dent. Christoph A. Ramseier, Oberarzt Jahrhundertwende nicht nur die chronischen Erkrankungen Klinik für Parodontologie häufiger geworden, sondern auch die Risikofaktoren, die mit Zahnmedizinische Kliniken der Universität Bern dem Entstehen und dem Andauern dieser Erkrankungen in Verbindung stehen. Für die Parodontologie wurde gezeigt, dass Jede gesamtheitliche zahnärztliche Therapie beinhaltet neben neben der Optimierung der häuslichen Mundhygiene die einer professionellen Reinigung die Instruktion einer korrekten Raucherentwöhnung die zweitwichtigste Massnahme bei der häuslichen Mundhygiene. In der täglichen Praxis werden Behandlung einer chronischen Parodontitis ist (Ramseier, 2005). Patienten hierzu die richtigen Putztechniken instruiert und Seither erscheint es vernünftig, folgendes Konzept für die angehalten, diese auch regelmässig durchzuführen. Studien parodontale Betreuung in der klinischen Praxis umzusetzen: über die Wirksamkeit von Mundhygieneinstruktionen haben 1) Einschätzen des Verhaltens des Patienten zur Vorbeugung allerdings gezeigt, dass Patienten ihrer häuslichen Mund- oraler Erkrankungen und falls nötig: hygiene nur zum Teil nachgehen (Johansson et al., 1984, Schuz 2) A nwenden effektiver Motivierungsmethoden zur et al., 2006). Zwar könnten einerseits zusätzliche professio- Förderung möglicher Verhaltensänderungen, und nelle Zahnreinigungen die scheinbar fehlende Wirkung von 3) P raxisimplementierung dieser Massnahmen in einer Mundhygieneinstruktionen oder die ausbleibende Mitarbeit kosteneffektiven Form. der Patienten zu einem bestimmten Grad kompensieren (Axelsson & Lindhe, 1981). Trotzdem resultieren die nicht Leider kann die operative Zahnmedizin allein das Spektrum selten von Seiten der Patienten abgesagten Termine in einer der Behandlungen von chronischen Erkrankungen nicht voll- Verschlechterung der Mundgesundheit (Demetriou et al., 1995, ständig abdecken. Ausserdem müssen in den meisten Fällen Schuz et al., 2006, Wilson et al., 1984). die Misserfolge operativer Eingriffe wiederum mit solchen Massnahmen angegangen werden. Ein Ausweg aus diesem In wiederkehrenden Sitzungen versuchen daher Behandler Teufelskreis könnte darin bestehen, dem Patienten zu einer wiederholt, ihre Patienten zu motivieren, häufiger zur profes- Verhaltensänderung zu verhelfen, denn genaugenommen sionellen Zahnreinigung (Recall) zu erscheinen, beispielsweise stützt sich die erfolgreiche zahnärztliche Betreuung auf einer mit den Worten: «Sie sollten häufiger zur Zahnreinigung er- guten Patientenmitarbeit (Compliance) ab. scheinen». Bei solchen Versuchen, die Patienten zu motivieren, werden mehrheitlich direkte Ratschläge erteilt. Behandler Das Motivierungsgespräch könnten weiter dazu neigen, auf resistente Patienten ohne Die Patientenmitarbeit könnte durch ein gut geführtes Motivie- Motivation zur häuslichen Mundhygiene weiter einzureden, rungsgespräch verbessert werden, welche sich einerseits auf mit den Worten: «Ich habe Ihnen bereits mehrmals erklärt, die Vertrauensbeziehung zwischen Therapeut und Patient dass es wichtig ist, Ihre Zähne regelmässig zu reinigen. Wenn sowie andererseits auf eine sogenannte motivierende Sie dies nicht tun, verlieren Sie Ihre Zähne». Gesprächsführung (englisch ‘Motivational Interviewing’) abstützen kann (Gözmen & Ramseier, 2011). Das Gespräch, Solange Behandler ihren Patienten in einer solchen Situation bei welchem Zuhören und Sprechen gleich wichtig sind und nicht die Möglichkeit geben, in einem kurzen Gespräch über ein Gegenüber auf Augenhöhe stattfinden kann, ist die die Hintergründe einer fehlenden Motivation zu berichten, wirksamste Methode, die Vertrauensbeziehung aufzubauen. könnte ein erneuter Anstoss wirkungslos sein und ein Auch grundlegende Dinge, wie sich beispielsweise der weiteres Ansprechen auf die Mitarbeit zur Mundhygiene Therapeut und der Patient im Behandlungszimmer gegenüber würde als zwecklos oder sogar Zeitverschwendung erscheinen. sitzen, können einen Beitrag dazu leisten, wie sich der Patient als Gesprächspartner wahrgenommen fühlt. Idealerweise Chronische Erkrankungen brauchen achtet der Therapeut beim Vertrauensaufbau darauf, dass er Verhaltensunterstützung mit dem Patienten bei einem Motivierungsgespräch auf Es häufen sich sowohl in der Allgemein- wie auch in der Zahn- gleiche Höhe sitzt und dabei keine Gesichtsmaske oder medizin vermehrt chronische Erkrankungen, deren Ursache Gummihandschuhe trägt. Das Sitzen neben dem Patienten nicht selten ein andauerndes, krankheitsförderndes Verhalten ohne Blickkontakt oder das Tragen einer Gesichtsmaske ist. In der Zahnmedizin wären dies bezeichnenderweise das könnte unbewusst eine Barriere darstellen und beim Aufbau Fehlen einer regelmässigen Mundhygiene, häufiges Einnehmen eines Vertrauensverhältnisses hinderlich sein. einer kariogenen Ernährung, oder das Rauchen. Heute zählen chronische Erkrankungen zu rund 60% aller Erkrankungen Wenn die Vertrauensumgebung sichergestellt ist, sollte das der Menschheit (WHO, 2010). Ausserdem sind um die letzte Gespräch unter Beachtung folgender vier Merkpunkte einer 4 zmk bern news, April 2015, Nr. 151
Neues aus der Klinik für parodontologie guten Kommunikation geführt werden: 1) Offene Fragen stellen, 2) Anerkennung aussprechen, 3) Reflektieren des Gesagten und 4) das Gespräch zusammenfassen. 1) Offene Fragen stellen: Offene Fragen laden Patienten dazu ein, von sich selbst zu erzählen und die möglichen Gründe zu nennen, warum sie beispielsweise einer häuslichen Mund- hygiene nicht optimal nachgehen. Beispiel: «Welche Meinung haben Sie über Ihre eigene Mundhygiene?» Abb. 1: Wie können wir den Patienten besser verstehen, wenn er nicht motiviert ist? Vorschlag: Mehr Fragen stellen und weniger Ratschläge geben. 2) Anerkennung aussprechen: Das Wertschätzen der Stärken von Patienten und das Anerkennen ihrer Ehrlichkeit bei der 1) Der «anleitende» Stil ist der bislang gängige Stil in einer Beantwortung von Fragen können ihr Gewissen erleichtern, zahnmedizinischen Praxis. Er beinhaltet die Aufklärung des möglicher Widerstand für wohlgemeinte Ratschläge abbauen Patienten über die Auswirkungen von zahnärztlichen Ein- und damit die Wahrscheinlichkeit einer Veränderung erhöhen. griffen, die Orientierung über Behandlungsart, Behandlungs- Beispiel: «Ich schätze sehr, dass Sie mir offen sagen, warum verlauf oder die dazu verwendeten Materialien sowie Sie sich nicht besonders um ihre Mundhygiene kümmern.» beispielsweise die Instruktion der häuslichen Mundhygiene. Nach Rollnick kann dieser Stil dann erfolgreich angewendet 3) Reflektieren, was Patienten mitteilen: Das Reflektieren ist werden, wenn ein Vertrauensverhältnis mit dem Patienten ein direkter Weg, den Patienten Empathie entgegenzubringen. bereits besteht, der Patient eine Verhaltensänderung Der Therapeut kann damit zeigen, wie er die Aussage des angehen möchte und Informationen oder Hilfestellungen Gegenübers verstanden hat. Er fängt dadurch die zugrunde- dazu wünscht. liegende Bedeutung des Gesagten ein, ist kurz und präzise und lässt beidseitig Verständnis aufbauen. 2) Der «folgende» Stil beruht mehr auf zuhören, Unterstützung Beispiel: «Sie scheinen wirklich die Hoffnung aufgegeben zu bieten und aufmuntern. Dieser Stil kommt bei Situationen haben, mit dem Rauchen aufhören zu können.» zum Einsatz, die eine gewisse Sensibilität seitens des Behand- lers voraussetzen. Es geht jedoch nicht in erster Linie darum, 4) Zusammenfassen: Das Zusammenfassen zeigt dem Patienten ein vorliegendes Problem des Patienten gleich zu lösen, Interesse, organisiert das Gespräch und lässt Dinge bei sondern mehr darum, auf die Emotionen des Patienten ein- einer späteren Sitzung für eine sinnvolle Fortsetzung des zugehen, wenn dieser z.B. bekümmert oder aufgebracht Gesprächs wieder zur Ansprache bringen. erscheint. Beispiel: «Also, ein Teil von Ihnen fühlt sich noch nicht bereit für eine Verhaltensänderung. Sie geniessen es wirklich zu 3) Der «führende» Stil ist ein komplexer Stil, der insbesondere rauchen, aber Sie sind etwas genervt über die Art, wie die bei der Anwendung des ‘Motivational Interviewing’ grosse Menschen auf Sie einreden, mit dem Rauchen aufzuhören. Gewichtung findet. Bei diesem Stil erarbeitet der Behandler Daher haben Sie sich bereits überlegt, diesen Weg anzuge- mit dem Patienten zusammen den optimalen Weg zur Ver- hen. Stimmt das in etwa?» haltensänderung. Dieser Stil ist generell bei Beratungen zur Verhaltensänderung zu bevorzugen, insbesondere wenn der Stile der Kommunikation Patient gegenüber der Veränderung noch ambivalent ein- Es kommt nicht nur darauf an, dem Patienten zu einer zahn- gestellt ist oder die Verhaltensänderung trotz Versuchen noch ärztlichen Behandlung die richtigen Informationen abzugeben, nicht selbst geschafft hat. In Stichworten zusammengefasst sondern auch darauf, wie der Zahnarzt diese Informationen wird dieser Stil dann richtig angewendet wenn: vermittelt. Die Wahl des individuell richtigen Stils zur Kommu- • D er Behandler mehr Fragen stellt als Ratschläge gibt nikation kann der Schlüssel zu einer möglichen Verhaltens- (Abb. 1), änderung sein. Rollnick und Mitarbeiter beschreiben dazu in • der Patient mehr spricht als der Behandler, ihrem Buch «’Motivational Interviewing’ in Health Care» • der Patient selbst über seine Verhaltensänderung spricht, ein Kommunikationsmodell mit drei verschiedenen Stilen: Der • der Behandler aufmerksam zuhört und das Gespräch an anleitende Stil, der folgende Stil und der führende Stil den richtigen Stellen mit weiteren Fragen lenken kann, und (Rollnick et al., 2007). • der Patient den Behandler um Ratschläge fragt. zmk bern news, April 2015, Nr. 151 5
Neues aus der Klinik für parodontologie 'Motivational Interviewing' Historisches Im Prinzip kann man davon ausgehen, dass sich Menschen Das ‘Motivational Interviewing’ fand seinen Ursprung in der erst dann ändern werden, wenn sie einerseits im neuen Ver- Therapie von Suchterkrankungen. William R. Miller ent- halten persönliche Vorteile erkennen und sich andererseits wickelte die Methode in den 1970ern bei der Entzugstherapie die Veränderung auch zumuten können. Mit anderen Worten von Alkoholabhängigen. Das damalige Standardvorgehen wird die Verhaltensänderung schliesslich «von innen» durch bei einer Alkoholentzugstherapie war konfrontativ, und ein den Patienten selbst ausgelöst statt «von aussen» durch den Misserfolg der Behandlung wurde als Ablehnung der Behandler. Beim ‘Motivational Interviewing’ liegt also die Therapie gewertet oder als fehlendes Interesse, bei der Ansicht vor, dass ein Individuum «in sich drin» die eigenen Behandlung mitzuarbeiten. Im Gegensatz dazu fiel Miller auf, Gründe hat, ein Verhalten zu ändern und dass der Behandler dass seine Erfolge meistens auf ein aufgebautes Vertrauens- gewissermassen nur die Aufgabe hat, diese Gründe zu verhältnis zwischen ihm und seinen Patienten zurückgeführt aktivieren und zu bekräftigen. Daher sollten im Prinzip Informa- werden konnten. Er begann danach vermehrt Empathie- tionen und Instruktionen erst dann angeboten werden, wenn zentrierte Behandlungsstrategien anzuwenden und stellte der Patient auch gewillt ist, diese anzunehmen. wiederholt fest, dass Patienten damit besser auf die Ent- zugstherapie eingingen (Miller, 1983). Später traf Miller auf ‘Motivational Interviewing’ folgt diesem Prinzip. ‘Motivational Stephen Rollnick, der sich in seinen Arbeiten auf die Auf- Interviewing’ wird heute definiert als «eine patienten- lösung der Ambivalenz in der Verhaltenstherapie konzentrierte. zentrierte, direktive Methode, um die intrinsische Motivation, sich zu verändern, durch Aufspüren und Auflösen von Ambi- 1991 publizierten Miller und Rollnick zusammen die erste valenzen zu fördern» (Miller & Rollnick, 2002). Im ’Motivatio- Ausgabe des Buches «‘Motivational Interviewing’: Preparing nal Interviewing’ wird anstelle einer Informationsvermittlung People to Change», in dem sie eine detaillierte Beschreibung durch den Behandler, was die Vorteile eines Rauchstopps der Herangehensweise des ‘Motivational Interviewing’ sind, der Patient dazu aufgefordert, seine Ansichten über vorlegten (Miller & Rollnick, 2002). Bald darauf wurde das Vorteile einer möglichen Tabakabstinenz und Nachteile über ‘Motivational Interviewing’ auch vermehrt in anderen Be- das Fortsetzen des Tabakkonsums zu beschreiben. reichen des Gesundheitswesens eingeführt, die sich mit der Verhaltenstherapie befassten, wie beispielsweise Tabak- Obwohl die Perspektive des Patienten im Mittelpunkt steht, entwöhnung, Diabetes- oder Ernährungsberatung (Burke et weil ‘Motivational Interviewing’ ebenfalls direktiv ist, kann al., 2004, Hettema et al., 2005). der Behandler durch weiteres Befragen des Patienten weitere Schritte einleiten, um eine Verhaltensänderung zu erleichtern. Die Hauptprinzipen des ‘Motivational Im Prinzip können in einem ‘Motivational Interviewing’ die Interviewing’ Sorgen des Patienten reflektiert, die Vor- und Nachteile einer Obwohl das ‘Motivational Interviewing’ einerseits einfach und Verhaltensänderung erfragt und die intrinsischen Gründe praxisbezogen ist und andererseits auch eine Fülle von Richt- einer Veränderung gestärkt werden (Abb. 2). linien bietet, haben Miller und Rollnick betont, dass es wichtig ist, die dahinterstehende Philosophie zu verkörpern, statt einzelne Techniken umzusetzen. Im Grundsatz stützt sich das ‘Motivational Interviewing’ auf folgende vier Prinzipien: Vorteile sich Vorteile sich zu verändern nicht zu verändern 1) Als erstes Prinzip sollte der Behandler für die Situation, in der der Patient mit seinen Herausforderungen steht, Empathie zeigen. Mit anderen Worten: Der Zahnarzt sollte dem Patienten Akzeptanz und Anerkennung für dessen Sorgen und Gefühle entgegenbringen. Nachteile sich Nachteile sich 3) Das zweite Prinzip ist es, mit Widerstand zu rollen. Wenn zu verändern nicht zu verändern Patienten gegen die Veränderung begründet Widerstand leisten, besteht die starke Tendenz, sich dazu verleiten zu lassen, gegen eine Verhaltensänderung zu argumentieren. Abb. 2: Vor- und Nachteile einer Verhaltensänderung. Der Behandler Dies könnte unter Umständen sogar dazu führen, dass eine stützt sich vermehrt auf die Fragen nach den Vorteilen, sich zu verändern, bzw. auf die Nachteile, sich nicht zu verändern. mögliche Verhaltensänderung unwahrscheinlich wird. 6 zmk bern news, April 2015, Nr. 151
Neues aus der Klinik für parodontologie 3) Als drittes Prinzip ist eine Diskrepanz zu entwickeln zwischen dem vorliegenden Verhalten des Patienten und demjenigen, Bereitschaft wie er sich idealerweise verhalten sollte. Zum Beispiel könnte der Patient gefragt werden, wie er sich fühlen würde, eine gute Mundhygiene zu haben oder rauchfrei zu sein, um Motivation einen individuellen Weg zum besseren Gesundheitsverhalten zu initiieren. 4) Das vierte Prinzip ist das eigentliche Erfragen der Motiva- tion und der Selbstwirksamkeit zur Verhaltensänderung. Nach Rollnick hängt die Bereitschaft zur Verhaltensänderung im Wesentlichen ab von der Motivation («dem Willen») und der Selbstwirksamkeit («dem Selbstvertrauen») (Rollnick et al., 1997). In anderen Worten können sich Patienten meist erfolgreich ihr Gesundheitsverhalten ändern, wenn sie es Selbstwirksamkeit wollen (grosse Motivation) und wenn sie auch daran glauben, dass sie die Verhaltensänderung meistern können (grosses Abb. 3: Die Bereitschaft zur Verhaltensänderung hängt ab von der Motivation Selbstvertrauen) (Abb. 3). (Wille) und der Selbstwirksamkeit (Selbstvertrauen). Die Implementierung der Verhaltens- Zusammenfassung therapie in die tägliche Praxis Für den Erfolg einer parodontalen Therapie spielt die Mitarbeit Dadurch, dass eine zahnärztliche Therapie häufig über (Compliance) des Patienten eine entscheidende Rolle. Durch mehrere Sitzungen verteilt stattfinden wird, ist es dem Behand- die richtige Verhaltenstherapie in Form einer motivierenden ler möglich, die Motivation und das Selbstvertrauen wieder- Gesprächsführung (‘Motivational Interviewing’) kann eine holt nachzufragen. In vielen Fällen kann der Patient erst seine Verhaltensänderung des Patienten zur besseren Mundhygiene, Motivation und später sein Selbstvertrauen zur Verhaltens- Raucherprävention und Ernährungslenkung positiv beeinflusst änderung stärken lassen (Abb. 4). und damit der Behandlungserfolg langfristig verbessert werden. Das Literaturverzeichnis kann beim Autor eingeholt werden. ‘Motivational Interviewing’ 1 ‘Motivational Interviewing’ 2 Bereitschaft Bereitschaft x x Motivation Motivation x x Selbstwirksamkeit Selbstwirksamkeit Abb. 4: Eine parodontale Therapie bietet die Möglichkeit, zu verschiedenen Zeitpunkten erneut ein ‘Motivational Interviewing’ durchzuführen. Repetitive Motivierung des Patienten steigert die Bereitschaft zur Verhaltensänderung. zmk bern news, April 2015, Nr. 151 7
1. Internationales Gerodontologie Symposium in Bern Gerodontologie für den Privatpraktiker Als Prof. Martin Schimmel, zmk bern, den Kursaal Bern für das ist die Verbindung zwischen schlechter Mundhygiene und 1. Internationale Gerodontologie Symposium im Februar 2015 Herzkrankheiten nicht so eindeutig wie ganz klar Rauchen und mietete, war er sich nicht sicher, ob sich genügend Teilnehmer Zuckerkonsum auf den Zahnverlust. Der neue prägende Be- für den Kongress finden würden. Das Wagnis hat sich gelohnt! griff soll in Korrelation zum «Early Childhood Caries» (ECC) Mit etwa 500 Anwesenden stiess das erste «Gero Symposium» nun «Later Elder Caries» (LEC) heissen, gegen den die auf ungewöhnlich grosses Interesse und ermutigt für weitere Zahnärzteschaft anzukämpfen hat. Zu guter Letzt machte Anlässe in dieser Richtung. Das Symposium wurde gemeinsam MacEntee noch auf die Aspirationspneumonie aufmerksam, mit der Universität Genf und der 24. Jahrestagung der Schwei- die eine zunehmende Todesursache darstellt! Das Ver- zerischen Gesellschaft für die zahnmedizinische Betreuung schlucken von Zahn(ersatz)teilen ist nicht zu unterschätzen. Behinderter und Betagter (SGZBB) abgehalten. Die Gesellschaft Mit einer Buchempfehlung von Daniel Kahnemann: «Thinking hat sich zum Ziel gesetzt, die derzeit nicht zufriedenstellende fast and slow» schloss er sein Referat. Mundgesundheit pflegebedürftiger Menschen zu verbessern. Sie hat hierzu ein Mundgesundheitsmodell entworfen, das von Biologisches Alter versus chronologisches der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft SSO unterstützt Alter: welche Verjüngungsfaktoren gibt es? wird. Die Eröffnungsansprache hielt Prof. Dr. Martin Täuber, Dr. Karl-Heinz Krause, Universität Genf, Abteilung für Patho- Rektor der Universität Bern, der folgerichtig feststellte: «Wir logie und Immunologie, hat lange geforscht über Krankheiten werden alle älter» – und deswegen betrifft dieses Thema im Alter. In einem Alter, wo andere tot oder im Pflegeheim jeden. Ausgewiesene Experten dieser Fachrichtung wurden sind, gibt es Menschen, die jung geblieben und voller Energie nach Bern gerufen, um über aktuelle Konzepte für die sind, den Mount Everest besteigen oder einen Marathon Betreuung alternder Menschen aufzuklären. laufen. Was unterscheidet diese von ihren Altersgenossen? Gibt es einen Jungbrunnen? Das chronologische Alter Challenges of Gerodontology for entspricht bei ihnen nicht dem biologischen. Gibt es einen the General Practitioner Biomarker im Blut, an dem sich das Alter des Probanden Der Star in der Gerodontologie schlechthin ist wohl Prof. Dr. bestimmen lässt? Nein. In jedem Jahr, in den man älter wird, Michael MacEntee, Universität of British Columbia, der unter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, im Folgejahr zu sterben. anderem die Zeitschrift «Gerodontology» herausbringt. Extra Hat man statistisch gesehen über 10% Wahrscheinlichkeit im aus Kanada eingeflogen, freute sich Prof. MacEntee vor nächsten Jahr eines natürlichen Todes zu sterben, gilt man so einem grossen Publikum über dieses Thema referieren zu per Definition als «gebrechlich». Dr. Krause begann mit der dürfen. Ambitiös wäre es, würde die Schweiz weltweit als 'Take home message' als Karikatur: Der ungesund lebende, Vorreiter und Zentrum für die Gerodontologie werden. Je älter rauchende, biertrinkende, pizzaessende Typ stirbt schneller. er wird, desto mehr fällt ihm auf: «Time is running out.» Er Das nennt sich dann «beschleunigtes Altern». Er brachte stellte unangenehme Fragen wie: «Wann wirst du sterben?» folgende Analogie: Auf Safaritouren gibt es die «Big Five», die Und vor allen Dingen: «Wie willst du sterben?» Leider ist es jeder gesehen haben muss. In der Gerodontologie sind es meist nicht die exotische Tätigkeit, die einen ums Leben die «Big Four», die zu einem beschleunigtem Alter führen: bringt, sondern profanes Herz- und Kreislaufversagen oder 1. Bewegungsarmut (sitzende Lebensweise), 2. Fettleibigkeit, Krebs. Die meisten Menschen sterben im Krankenhaus. Wann 3. Schlechte Ernährung und 4. Rauchen. sind Menschen alt? Mit 95? Nicht das Alter spielt eine Rolle, sondern der Zeitpunkt, ab dem eine Person abhängig wird. Körperliche Aktivität ist das eigentliche Wundermittel gegen Wenn er zum Beispiel nicht mehr in der Lage ist, sich die das Altern. Sein Rat: Aktiv bleiben! Was zählt ist die Alltags- Zähne selbst zu putzen oder zu entscheiden. Die Menschen aktivität: Treppensteigen, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, werden älter, und das ist international ein finanzielles Problem. viel gehen – das hilft schon. In unserer Gesellschaft ist das Heute kämpfen wir noch gegen den Terrorismus, bald um die Übergewicht der Hauptfaktor, der das Leben verkürzt. Aus beste Pflege im Alter. Die Lebenserwartung hängt von sozio- dem Publikum kam die Frage, ob die Gene nicht (auch) schuld ökonomischen Faktoren ab und dem Land, in dem die Person dran seien? Dr. Krause antwortete gnadenlos: Nein, es kommt lebt. Bezogen auf den dentalen Standard, ist die Schweiz einzig darauf an, wie man als Erwachsener lebt. «There is no mit einer hohen Dichte an DentalhygienikerInnen vorbildhaft. excuse!» Im Alter hingegen, also bei über 80-Jährigen, ist Jedoch wird kritisiert, dass sich Krankenschwestern und leichtes Übergewicht positiv. Um den Bogen zur Zahnmedizin Pfleger unter Zeitdruck zu wenig um die Mundhygiene ihrer zu schliessen, bestätigte er, dass der Zahnbestand und die Patienten kümmern. Leider sieht die Mundhöhle bei Ge- Anzahl der Zähne lebensverlängernd wirke. Deshalb sein Rat- brechlichen oft katastrophal aus. Nach Ansicht von MacEntee schlag an seine Patienten: «Never miss a dental appointment!» 8 zmk bern news, April 2015, Nr. 151
1. Internationales Gerodontologie Symposium in Bern Prof. Martin Täuber Prof. Michael MacEntee Prof. Karl-Heinz Krause Prof. Martin Schimmel Rektor Universität Bern University of British Columbia, CAN Université de Genève Universität Bern Prof. Frauke Müller Prof. Christoph Benz Prof. Ina Nitschke, Prof. Finbar Allen Université de Genève Universität München Universitäten Zürich und Leipzig University College Cork, IRL Prof. Michael J. Noack Prof. Daniel Buser Prof. Carlo P. Marinello Universität Köln Universität Bern Universität Basel zmk bern news, April 2015, Nr. 151 9
1. Internationales Gerodontologie Symposium in Bern Zähne im Alter wichtiger als je zuvor hilfe mitzugeben, stellte Prof. Müller ein Konzept mit sieben Kriterien vor, die es dem Praktiker erleichtern soll, die Prof. Dr. Martin Schimmel trug weitere Fakten zur Zahngesund- individuell optimale Entscheidung zu treffen. Nebst bereits im heit im Alter zusammen: Die Schweiz ist seit Jahren sehr erfolg- Artikel genanntem, ist die Meinung des Patienten selbst nicht reich bezüglich des Rückganges der Karies bei Kindern: Der zu verachten. Er hat seine Zähne schliesslich über 60 Jahre DMFT ist unter 1. Anders sieht es bei den Alten aus: Hier ist oder noch länger im Munde und ist sozusagen «Experte über er stark zunehmend und liegt bei fast 30. Mehr als die Hälfte seine eigenen Zähne». Und alte Menschen reagieren oft der über 85-Jährigen sind in einer Studie in Bern zahnlos. Das störrisch! Man sollte die Persönlichkeitsmerkmale beachten ist schlecht. Das heroische Ziel in Japan ist das Konzept «80–20»: und autonome Entscheidungen respektieren. Mit Entfernung Mit 80 Jahren noch 20 Zähne im Mund zu haben. Ein schönes eines Zahnes wird die Taktilität und Neuroplastizität schlechter, Ziel. Nachgewiesen ist, dass die Kaueffizienz damit absolut wie MRI-Studien zeigen. Es dauert ein paar Wochen, bis der genügend ist. Schreckensmeldungen wie folgenschwere Kiefer- Patient sich an eine neue Prothese gewöhnt hat. Reicht man gelenksprobleme und unkontrollierte Zahnwanderungen eine Prothese dem Patienten falsch herum, kann man damit gehören inzwischen der Vergangenheit an. Der Mensch kommt dessen kognitiven Fähigkeiten testen und erkennen, ob eine gut ohne Molaren aus. Diese müssen nicht ersetzt werden. neurodegenerative Erkrankung stattgefunden hat. Für eine Eine verkürzte Zahnreihe ist ausreichend. Eigene Zähne haben vereinfachte Adaptation ist es sinnvoll, Charakteristika der Parodontalrezeptoren, die für die Kaumuskelbewegung und alten Prothese zu übernehmen und damit dem Patienten die Kaueffizienz wertvoll sind. Ein gut gemachter Zahnersatz die Anpassung zu erleichtern. Prof. Müller erinnerte nochmals ist natürlich hilfreich. Hinzu kommt, dass Menschen mit daran, eher in den Unterkiefer zu investieren und diesen wenigen Zähnen bzw. Prothesen schlechtere Ernährungs- höherwertiger zu versorgen als den Oberkiefer, und einem parameter haben: Es werden zu wenig Proteine und Kalzium strategischen Extraktionsplan zu folgen. Mit einem besorgten aufgenommen und es kommt zu einer Mangelernährung. Blick sieht sie eine neue Welle von Implantaten in die Heime Prothesenträger, die nicht gut kauen können, essen weichere fliessen und fordert, das Pflegepersonal besser aufzuklären. und zuckerhaltigere Kost. Dadurch steigt die Wurzelkaries exponentiell im Alter an. Last but not least ist der soziale Aspekt Teamwerk-Projekt – machen Sie mit! gemeinsamer Mahlzeiten nicht zu unterschätzen – Menschen Prof. Dr. Christoph Benz, Universität München, stellte eupho- in Gesellschaft nehmen 25% mehr Kalorien zu sich. Eine risch sein «Teamwerk-Projekt» in Deutschland vor und weitere grosse Barriere ist die schlechte Mobilität im Alter. Die forderte zum Nachahmen in der Schweiz auf. «Teamwerk» Herausforderungen in der Gerodontologie sind mannigfaltig. kommt von werkeln und soll die aktive Herangehensweise an Prof. Schimmel möchte für das Thema sensibilisieren und die ein neues Projekt zeigen. Zahlen und Fakten auf den Tisch interdisziplinäre Forschung fördern. Viele Zahnärzte gehen zu werfen, fällt in Deutschland einfacher, da jede zahnärzt- nicht gerne in Altersheime, weil es logistisch unangenehm liche Behandlung offiziell von den Krankenkassen genehmigt und aufwändig ist. Ein Vorreiterkonzept soll in Bern entstehen, werden muss und entsprechend gespeichert wird. Statistische indem Studenten schon früh miteinbezogen und in Spitäler Daten lassen sich damit flächendeckend hochrechnen, da geschickt werden sollen. Prof. Schimmel sieht es als seine 90% der Bevölkerung kassenzahnärztliche Leistungen bezieht. Aufgabe an, Fortbildungsangebote in dieser Richtung zu Die Zahlen zeigen, dass Extraktionen, Füllungen und Wurzel- optimieren und ein entsprechendes Mundgesundheitsmodell kanalbehandlungen am Abnehmen sind und dadurch die im Sinne der SGZBB zu formulieren. Das Konzept soll Anzahl der Zähne im Alter steigen. Gleichsam steigt die Anzahl praxisbezogen sein und wissenschaftlich begleitet werden. Pflegebedürftiger, die entsprechend versorgt werden müssen. Prof. Schimmel würde es sehr begrüssen, wenn sich mehr Als pflegebedürftig wird man objektiv eingestuft. Im Jahr Zahnärzte um eine Mitgliedschaft bei der SGZBB bemühten. 2020 wird in Deutschland die 3 Millionengrenze erreicht sein. Der kompromittierte Zahn – extrahieren Das Konzept von «Teamwerk» heisst dementsprechend 3xP: oder nicht? «Pflege, Pflege, Pflege». Aber nur jede zehnte Praxis nimmt Frau Prof. Dr. Frauke Müller, Leiterin der Abteilung für Gero- sich der Thematik an. Zahnmedizin bei Pflegebedürftigen dontologie und abnehmbare Prothetik der Universität Genf scheint wohl nicht so beliebt zu sein? Aus diesem Grund ist und Präsidentin der SGZBB, stellte zufrieden fest, dass sich 1999 das Projekt «Teamwerk» mit der Zielgruppe «Menschen Restaurationstechniken und Produkte verbessern und die Paro- mit Behinderungen» entstanden. Zu Beginn musste das Team therapie wirkt. Das ist erfreulich, führt aber dazu, dass ältere um Prof. Benz jedoch mit einigen Hürden kämpfen, da die Menschen immer mehr Zähne im Mund haben und die jungen motivierten Zahnärzte nicht in jedem Heim gleicher- Situation in der teilbezahnten Dentition komplexer wird. Es massen willkommen waren und anfänglich misstrauisch existieren jedoch auch immer mehr Zähne, die bedenklich beäugt wurden. Eine aktive Schulung des Personals in Sachen sind, kompromittiert. Jeder Zahn hat einen finanziellen – und Zähneputzen der Betagten in den Alters-/Pflegeheimen war emotionalen – Wert. Um dem Zahnarzt eine Entscheidungs- ein wichtiges Instrument. Das Behandeln der Pflegebedürftigen 10 zmk bern news, April 2015, Nr. 151
1. Internationales Gerodontologie Symposium in Bern wurde mit einer mobilen Einheit und/ oder einem speziell eingerichteten Fahrzeug durchgeführt. Man muss sich allerdings daran gewöhnen, ohne Röntgen zu behandeln. Durch dieses Pilotprojekt, das anfänglich noch von einer Krankenkasse finanziell unterstützt wurde, konnten nachweislich Kosten eingespart und Notfallbehandlungen verringert werden. Älteren Menschen verständnisvoll begegnen – ein seniorengerechtes Praxiskonzept Frau Prof. Dr. Ina Nitschke, Universität Prof. Martin Schimmel, Präsident des 1. Internationalen Gerodontologie Symposiums in Zürich, prägte einen neuen Begriff, den Bern, an Seite von Prof. Frauke Müller (CUMD Genf), Ko-Präsidentin des Symposiums gerostomatologischen Wohlfühlfaktor. und Präsidentin der SGZBB. Mit beinahe 500 Teilnehmer/innen erreichte dieser Anlass auch grosse mediale Aufmerksamkeit. Foto: ©Johannes Eschmann Der Patient ist nicht in der Lage, die Funktionalität seiner Restauration zu be- urteilen. Die Qualität an sich wird nicht Ein Leben lang im Mund – Wurzelkaries. Ein weiteres Risiko sind das Kriterium sein, warum ein Patient in eigene Zähne im Alter: Gingivarezessionen. Die effektivsten Prä- die Praxis kommt oder nicht – es ist der Von Wurzelkaries bis Mund- ventionsmassnahmen gegen Wurzel- Wohlfühlfaktor. Die sogenannte psycho- karies sind engmaschige professionelle trockenheit soziale Kompetenz ist entscheidend. Zahnreinigungen durch die Dental- Anstatt dass der Zahnarzt nur unange- Prof. Dr. Michael J. Noack aus der Uni- hygienikerin. Das hat eine Studie in nehm im Parospalt herumpiekt, sollte versität Köln nahm sich des Problems Heidelberg klar gezeigt. Der Einbezug er sich mehr um Empathie bemühen. der Wurzelkaries an. Menschen sind von Familienmitglieder oder einer ursprünglich nicht gebaut, um über Krankenschwester wurde als «nicht aus- Eine weitere Unterscheidung ist die 90 Jahre alt zu werden. Im Schmelz- reichend» bezeichnet. Hilfreich ist die «Versorgungsdiagnose versus der Nach- bereich passiert nicht viel, aber die hochdosierte Fluoridapplikation sorgekompetenz»: Wer im Umfeld des Wurzelkaries verdreifacht sich im Alter. (Fluoridlack) auf gefährdete Bereiche, Patienten kümmert sich anschliessend Nicht die Mundhygiene und ausnahms- z.B. strategisch wichtige (Pfeiler-)Zähne. um die Reinigung des Zahnersatzes/der weise auch nicht die soziale Schichtung Der Zahn mit einer Wurzelkaries wird Restzähne? Das muss mitentscheidend sind Risikofaktoren. Wurzelkaries tritt nur gereinigt und poliert und anschlies- sein über die Art der Versorgung. Wer in jeder Schicht auf. Nachdem die send direkt mit Fluoridlack/CHX in ist der «Entscheider» in der Familie? Parodontologen die paropathogene mehreren monatlichen Sitzungen ver- Eventuell sollte die Person mit in die Keime abgetötet haben, bleibt Platz für sehen. Das schützt den Zahn wahrhaft Therapieplanung einbezogen werden. In Streptococcus mutans: «Jede Stelle besser, als wenn sofort gebohrt wird. Zürich gibt es extra Kurse, um sicherer im Mund hat die Bakterien, die sie ver- Die Füllung kann bei solch liebevollem im Gespräch und Umgang mit alten dient.» Nebenwirkungen von gewissen und fürsorglichem Vorgehen nach Patienten zu werden, sowie ausgewie- Medikamenten erzeugen einen einem Jahr gelegt werden und wird dann sene Fachzeitschriften. Ein sympathi- Speichelmangel. Zusammen mit gene- deutlich weniger invasiv sein, als wenn sches und offenes Auftreten, eine tischen und intrinsischen Faktoren sofort zum Bohrer gegriffen wird! Ein deutliche und laute Stimme, kurze und sowie schlechtem Gesundheitsverhalten wirksamer Schutz vor der Deminerali- langsam gesprochene Sätze sind die ist der Speichelmangel noch ausge- sation an der Wurzeloberfläche bieten Schlüsselfaktoren. Zur Not empfiehlt es prägter. Speichelersatzprodukte bieten spezielle Adhäsive. Ein weiterer Sinn- sich, ein konfektioniertes Hörgerät zwar eine zeitweise Erleichterung, ver- spruch könnte folgendermassen aus- anzubieten, das es inzwischen genauso hindern aber die Mundtrockenheit nicht sehen: «Das Leben beginnt mit Brei und gibt wie konfektionierte Brillen. Frau langfristig. Ein beeinflussbarer Faktor endet mit Brei.» Soll heissen, die ersten Prof. Nitschke gab praxisnahe Tipps mit ist die Mundhygiene (im Gegensatz zu sechs Jahre putzen die Eltern bei den auf dem Weg, Behandlungssitzungen den Genen). Es entwickelt natürlich Kindern im Mund nach. Die letzten und Termine einfacher zu gestalten. dort, wo viel Plaque vorherrscht, eine sechs Jahre sollen die Kinder bei den zmk bern news, April 2015, Nr. 151 11
1. Internationales Gerodontologie Symposium in Bern Eltern im Mund die Zähne putzen. Minimum sollte einmal im massenhaft und günstig in Grosslaboren hergestellt und nicht Monat bei den Eltern oder dem sehr alten Patienten gründ- mehr im kleinen Labor vor Ort. Im modernen Labor ist der lich nachgeputzt werden – das reicht schon aus gegen Bildschirm am Arbeitsplatz vorherrschend und nicht mehr der Karies. Dazu muss bei den Angehörigen ein psychologisches Bunsenbrenner. Das Gerüst wird digital designt und anschlies- Hindernis überwunden werden: Die Intimität. send lasergeprinted hergestellt. Die vergünstigten Kosten sind ein wichtiger Aspekt – vor allem im Ausland. Der betagte Implantatchirurgische Konzepte Patient ist heute gut informiert. Er holt sich eine Zweitmeinung beim Betagten im Internet und eine Dritt- oder Viertmeinung bei Freunden «Die Implantologie ist auch ein Segen» sagt Prof. Dr. Daniel und Verwandten. Buser, Universität Bern, wenn sie von qualifizierten Zahn- ärzten ausgeführt wird. Der Durchschnittspatient wird immer Im Versuchsstadium ist die festsitzende Variante im zahn- älter und ist inzwischen um die 57 Jahre alt. Mehr als 5% losen Unterkiefer mit nur zwei Implanten. Bewährt haben der Patienten sind 80 Jahre und älter. Gerade bei dieser Per- sich diese Prothesen mit einem in CAD-CAM Design herge- sonengruppe stehen die Ziele einer möglichst geringen stelltem Metallgerüst. Nicht bewährt haben sich reine Morbidität, langfristigen Funktionalität und Kosteneffektivität Kunststoffprothesen auf Implantaten im Unterkiefer. Diese im Vordergrund. Die Anzahl der chirurgischen Eingriffe soll frakturieren zu leicht. Das Gerüst auf zwei Implantaten ist möglichst minimiert werden. präziser und einfacher zu fabrizieren als auf vier Implantaten. Restaurationen sollen so fabriziert werden, dass sie schnell Die Patienten werden immer älter und sie werden immer hergestellt werden können, wenn eine Prothese verloren geht. fitter älter! Die Nachfrage nach Implantaten ist hoch. Wenn Quasi auf Knopfdruck. Als weiteren Bonus ist der Name des implantiert wird, erfolgt dies möglichst minimalinvasiv. Unter Patienten in die Prothese eingelasert und wird im Altersheim genauer Kenntnis der Anatomie mittels eines DVTs ist es so nicht mehr verwechselt. Mit der neuen Methode kann auch flapless möglich. Bei antithrombotischer Therapie sollte eine komplette Prothese aus einem dicht gepressten Kunst- immer Rücksprache mit dem Hausarzt gehalten werden. stoffblock herausgefräst werden. Der PMMA-Kunststoff ist Die Tendenz geht zu einem immer kurzfristigeren Absetzen höherwertiger verarbeitet als in konventioneller Herstellung, der Antikoagulation. Ein INR bis zu 3,5 ist tolerabel bei einer da er dicht gepresst und nicht allergisch ist. Das erleichtert einfachen Implantation. Bei einer zusätzlichen GBR kann Patienten mit ungeklärtem Mundbrennen, die mit der neuen die Antikoagulation zwar weiter durchgehalten werden, Prothese auf einmal beschwerdefrei sind. jedoch sollte dann die INR auf unter 2 eingestellt werden. Neue Antikoagulantien (z. B. Xarelto®) haben eine kurze Ein weiterer Vorteil ist die präzise Passgenauigkeit, da keine Eliminationszeit und können daher sehr kurzfristig unter- Schrumpfung zu erwarten ist. Im Moment ist es noch so, brochen werden. Lokale Hämostatika (wie ein Fibrinkleber) dass die Basis aus rosa Kunststoff besteht und die Zähne aus können zusätzlich indiziert sein. Eine intravenöse Bisphos- zahnfarbendem Zirkonoxid noch separat reingesteckt/ver- phonattherapie ist eine absolute Kontraindikation für eine klebt werden. Nebenbei bemerkt sind die Zirkonzähne dabei Implantation. weitaus günstiger und hübscher als ein Set Kunststoffprothe- senzähne. Eine Frage aus dem Publikum war, ob denn die Im Oberkieferseitenzahnbereich wird mehr implantiert als im derart hergestellte Prothese überhaupt unterfütterbar sei? Unterkiefer. Prof. Buser versucht mehr und mehr, eine Sinus- bodenelevation zu umgehen, wenn es möglich ist, ein kurzes Prof. Marinello konterte, dass selbstverständlich keine bzw. schmaleres Implantat zu setzen. Die Kaukraft bei sehr Prothese unterfüttert wird, sondern ein neuer Scan gemacht alten Patienten ist geringer, so dass das Risiko einer Überbe- wird, dieser mit der alten digitalen Prothese korreliert und lastung sinkt. Prof. Dr. Buser demonstrierte mehrere eindrück- eine neue perfekt passende Prothese gesprintet wird. liche Fallbeispiele, wie an den zmk bern die Behandlungen Denn das Material ist nicht unterfütterbar. Aber auch hierbei beim betagten Patienten geplant, vorbildhaft durchgeführt tüftelt die Industrie bereits schon an Verbesserungen. und weiterversorgt werden. Zwei Posterpreise und ein Preis für die beste wissenschaft- Einfach, schnell und zahlbar, CAD-CAM liche Arbeit wurden im Rahmen der SGZBB-Tagung ebenfalls in der Gerodontologie verliehen. Das Gerodontologie-Symposium soll alle drei Jahre Prof. Dr. C. Marinello, Universität Basel, ist voll auf den digi- abgehalten werden. Nach dem positiven Auftakt in Bern talen Zug aufgesprungen und beschreibt die Veränderungen sind schon jetzt die Teilnehmer zum nächsten Kongress herzlich in der Prothetik im neusten Trend. Alte Menschen sind sehr eingeladen. zufrieden – ausser was die Gesundheit angeht. Er benennt einen zahlenmässigen Rückgang von zahntechnischen Laboren Text: Dr. med. dent. Sybille Scheuber in den USA von fast 30%. Zahntechnische Arbeiten werden Fotos: Ines Badertscher 12 zmk bern news, April 2015, Nr. 151
Schweizerische Gesellschaft für Kieferorthopädie Wechsel im Vorstand der SGK Bern Als Nachfolger des Präsidenten Dr. So freuen wir uns ausserordentlich, dass ärztinnen und Zahnärzte. Kieferortho- Christoph Casutt, der Sekretärin Dr. wir nun dieses Jahr mit Dr. Björn pädische Weiterbildungsassistentinnen Patricia Fantoni, sowie der Kassierinnen Ludwig die Reihe mit interessanten und und Weiterbildungsassistenten aller Dr. Therese Rindisbacher-Schmutz und lehrreichen Veranstaltungen, die Universitäten sind jedoch ebenfalls sehr Dr. Nasila Nohadani, wurde der Vor- jeweils jährlich stattfinden, weiterführen herzlich willkommen. stand der Schweizerischen Gesellschaft dürfen. Er wird uns die Perlen, Stolper- für Kieferorthopädie Sektion Bern fallen und funkelnden Diamanten bei Weiterführende Informationen für die (SGK Bern) anlässlich der letzten Gene- kieferorthopädischen Behandlungen im Fortbildungstagung, welche am ralversammlung im 2014 wie folgt neu praktischen Alltag aufzeigen versuchen. Freitag, den 22. Mai 2015 in Bern im besetzt: Hotel Bellevue Palace stattfinden wird, Die Fortbildungstagung richtet sich sind auf unserer neu gestalteten Inter- Als neuen Präsident Dr. Sacha Ryf primär an Fachzahnärztinnen und Fach- netseite www.sgkbern.ch zu finden. (Fachzahnarzt für Kieferorthopädie mit zahnärzte für Kieferorthopädie und eigener Praxis in Biel/Bienne und Mit- kieferorthopädisch ausgebildete Zahn- Dr. Sacha Ryf, Präsident SGK Bern glied der Spezialisierungskommission) und als neue Sekretärin Dr. Michèle Alder (Fachzahnärztin für Kieferortho- pädie mit eigener Praxis in Zürich), beide ehemalige Oberassistenten Fortbildungskurs der SGK an der Klinik für Kieferorthopädie der Zahnmedizinischen Kliniken der Sektion Bern Universität Bern. Freitag, 22. Mai 2015, 9.00–17.00 Uhr Als neuen Kassier Dr. Pawel Pazera, Hotel Bellevue, Bern Fachzahnarzt für Kieferorthopädie mit eigener Praxis in La Chaux-de-Fonds Referent: Dr. Björn Ludwig und gleichzeitig als Oberassistent an der Klinik für Kieferorthopädie der Pearls, Pitfalls and Diamonds in Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern tätig und im Vorstand Orthodontics der schweizerischen Gesellschaft für Kieferorthopädie (SGK) vertreten. Wann Freitag, 22. Mai 2015, 9.00–12.15 Uhr und 14.15–17.00 Uhr Wo Hotel Bellevue Palace, Salon Royal Der neue Vorstand bedankt sich ganz Kochergasse 3–5, 3000 Bern herzlich beim letzten Vorstand für den geleisteten Einsatz in den letzten sieben Lunch 12.30–14.00 Uhr (inbegriffen in der Kursgebühr) Jahren, sowie bei all den Vorgänge- Kursgebühr Mitglieder, Freimitglieder SGK Bern CHF 300.– rinnen und Vorgängern im Vorstand in Universitätsassistenten (Vollpensum) CHF 100.– den letzten 32 Jahren seit der Gründung Nichtmitglieder SGK Bern CHF 550.– dieser Gesellschaft! Zahlung Überweisung der Kursgebühr bis spätestens 30. April 2015 Wir werden alles versuchen, die zugunsten SGK Bern, PC 30-38188-9. gelebten Werte und Wertschätzungen Anmeldung is spätestens 30. April 2015 an B weiterzuführen im Sinne der Gründer, Frau Dr. med. dent. Michèle Alder welche diese Gesellschaft 1983 mit Fachzahnärztin für Kieferorthopädie (CH) dem Ziel gründeten, Kolleginnen und Forchstrasse 67, 8032 Zürich Kollegen Fort- und Weiterbildung info@Michele-Alder.ch zu ermöglichen und einen guten Kontakt zwischen der Hochschule und Es erfolgt keine schriftliche Rückbestätigung nach der Kursanmeldung. Praxis zu schaffen. zmk bern news, April 2015, Nr. 151 13
NOTFALL Medizinische Notfälle in der Zahnarztpraxis Notfälle sind an den zmk bern zum Glück selten. Gerade deshalb scheint es uns wichtig, dass wir in regelmässigen Abständen an das Notfallkonzept erinnern: 1. Teure Geräte oder Medikamente Material, Geräte und Medika- Material und Geräte, die auf jeder (Verfalldatum!) werden im Postraum mente, die im A 102 (Postraum) Klinik gelagert sind (A 102) bei der Zentralen Anmeldung gelagert sind • Beatmungsbeutel (Ambu Silikon) mit gelagert. In zwei deutlich gekenn- Material: Beatmungsventil und O2 Reservoir zeichneten (abschliessbaren) USM- • Stromunabhängige Absaugvorrichtung • Beatmungsmaske Schränken sind ein Defibrillator, eine • D efibrillator • O2 Nasenkatheter Absauganlage und eine Sauerstoff- • A bsaugkatheter •1 O2 Flasche transportabel mit Ver- flasche untergebracht. Defibrillator • S chere bindungsschlauch mit Reduzierventil und Absaugvorrichtung sind mit • Einwegspritzen einem Akku ausgerüstet und können • Kanülen Wir hoffen, dass unsere Kliniken vor dadurch ohne Stromanschluss • Isopropanolspray 70% Notfällen verschont bleiben; wenn nicht, benützt werden. Schlüssel für den • Transfusionsbesteck sollten sie mit dieser klaren Strukturie- USM-Schrank sind in der Zentralen • Infusionsbesteck rung optimal gehandhabt werden Anmeldung und auf jeder Klinik können. Wichtig ist zudem, dass alle im Kliniksekretariat oder in der Medikamente: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurse jeweiligen Anmeldung aufbewahrt • Atropin Ampulle in «Erster Hilfe» besuchen. Die Klinik und deutlich markiert. Sollte ein • Adrenalin Ampulle für Anästhesiologie bietet diese Notfall ausserhalb der Arbeitszeit • Cordarone Ampulle regelmässig an. auftreten, muss der auf der Klinik • Ephedrin Stechampulle • L idocain 1% Ampulle Prof. Dr. Adrian Lussi aufbewahrte Schlüssel samt Schlüssel zum Postraum A 102 mit- genommen werden. Erkundigen Sie sich auf Ihrer Klinik, wo sich dieser Schlüssel genau befindet. 2. Die für die Notfälle heute als primär wichtig angesehenen Geräte (z.B. Sauerstoffflasche) und Materialien sind auf jeder Klinik zugänglich. 3. Eine fahrbare Liege wird auf der Tagesbettenstation in der Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie gelagert. Sie findet allerdings nur im Lift des Südtraktes Platz. Wir empfehlen, dass sich mindestens eine Person pro Klinik vor Ort über den genauen Standort der Liege orientieren lässt. A102 4. Eine Decke wird im oben erwähnten USM-Schrank (Postraum A 102) gelagert. Bei Bedarf können weitere Decken, warme Tücher oder Lage- rungskissen bei der Tagesbetten- station der Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie geholt werden. Situationsplan und Standort des Notfall-Sets: A102 (Postraum). 14 zmk bern news, April 2015, Nr. 151
NOTFALL 9999 Vorgehen bei einem Notfall 1. Telefonnummer 9999 wählen. 4. Die Notfallequipe entscheidet, welche Geräte vom (Jeder Telefonapparat an den zmk bern müsste Raum A 102 gebraucht werden (ausserhalb der mit einem gelben Kleber mit dieser Nummer Arbeitszeit, unbedingt Schlüssel vom Kliniksekretariat versehen sein. Kleber können im Direktionssekretariat an den Haupteingang mitnehmen). der zmk bezogen werden.) Selbstverständlich kann ein in der Notfallbehandlung 2. Ort (Zahnmedizinische Kliniken, Stock und Zimmer), ausgebildeter Zahnarzt diese Geräte benutzen. Art des Notfalles melden. 5. Jeder Notfall muss am nächsten Tag dem Direktions- 3. Eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter an den sekretariat (Frau Sandra Merki, Telefon 2 88 07) Haupteingang (Freiburgstrasse 7) schicken, damit die gemeldet werden, damit das Material kontrolliert und Notfallequipe empfangen werden kann. ersetzt werden kann. Wussten Sie, dass … … Sie sich bei einer Stichverletzung in der Medizinischen Poliklinik melden müssen? 225 25 Zur Erinnerung hier einen Auszug aus den Hygienerichtlinien der zmk bern zum Thema Sofortmassnahmen bei Exposition • P erkutane Inokulation (Nadelstich, Schnitt): Gründlich Die unten aufgeführten Ergänzungen gelten für alle spülen, allfällige Fremdkörper entfernen, mehrminütige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für alle Desinfektion (Betadine oder Alkohol 70%). Studierenden der zmk bern, die als Folge einer • S pritzer/Schmierkontakt von Blut/Körperflüssigkeiten Stichverletzung zur Blutkontrolle die Medizinische auf offener Hautstelle: Wunde gründlich mit Wasser Poliklinik aufsuchen müssen: waschen, dann Desinfektion. itte den Patienten mitnehmen, damit auch bei ihm •B eine Untersuchung durchgeführt werden kann. • S chleimhautexposition, Spritzer ins Auge: Spülen mit grösserer Menge steriler, physiologischer Kochsalz- •W ichtig: Jeder/Jede muss sich bei der Patientenauf- lösung, notfalls mit Leitungswasser. nahme (Hauptinformation BHH) melden. • S ofortige Meldung an direkten Vorgesetzten und •A ngeben, dass es sich um einen Berufsunfall handelt. zuständigen Arzt (Medizinische Poliklinik, Infektio- Der Unfallversicherer der Universität Bern ist die Visana. logie, Telefon 22525). Weitere Massnahmen hängen •N icht vergessen: Die Mitarbeitenden melden den vom relativen Risiko einer HIV-Exposition ab. Vorfall (versicherungstechnisch ein Unfall) im Chefsekre- Der Arzt entscheidet zusammen mit der exponierten tariat, die Studierenden im Direktionssekretariat der Person über das weitere Vorgehen. zmk bern. Die Hygienerichtlinien sind auf unserer Homepage unter ➞ für Personal ➞ Qualitätssicherung – aufgeschaltet. zmk bern news, April 2015, Nr. 151 15
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