DAADeuroletter 60 - NA DAAD
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Informationen zur EU-Bildungs- und Hochschulzusammenarbeit Ausgabe 60 DAADeuroletter Juni 2016 Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit Bewegungen im Europäischen Hochschulraum Erfahrungen und Projektbeispiele
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, nicht erst in der letzten Redaktionssitzung wurde die Fra- mus+ Experten in dieser ge nach dem Titel dieses Heftes sehr intensiv diskutiert, Ausgabe. Es freut uns möchten wir Sie doch bereits mit einem ansprechenden sehr, interessante Berich- Titel für die Lektüre gewinnen. Der Titel „Bewegungen im te zur Projektumsetzung Europäischen Hochschulraum“ umfasst alle inhaltlichen und zu konkreten Akti- Facetten dieser Ausgabe. Europa ist in den letzten Jah- vitäten und Erlebnissen, ren in Bewegung geraten, wobei sich Bewegungsrichtung besonders in der Zusam- und -intensitäten oft erheblich unterscheiden und verän- menarbeit mit Partnerlän- dern. dern, in dieser Ausgabe zu haben. Damit zeigen die Bildung schafft Zukunft – dieser Aussage kommt im deutschen Hochschulen, Zuge der Flüchtlingsbewegungen und der damit zusam- wie das Programm Erasmus+ mit vielfältigen Aktivitäten menhängenden Diskussionen in Europa eine besondere einen Beitrag leisten kann zu einem bewegten und sich Bedeutung zu. Daher unternehmen wir zu Beginn dieser bewegenden Europa. Ausgabe einen Versuch, die Entwicklung und den Beitrag, welchen Maßnahmen im Hochschulbereich auf EU-Ebene Das jüngste Ereignis, das Europa in Bewegung hält, ist das leisten können, darzustellen. Welche Bedeutung hat dies Thema „Brexit“. Wir möchten Ihnen bei dieser Gelegenheit für die Aktivitäten der Nationalen Agentur aber auch für mitteilen, dass es laut Information der EU-Kommission für den DAAD? Den erfreulichen Aspekt der Erweiterung des das Erasmus+ Programm einen Bestandsschutz laufender Europäischen Hochschulraumes um Weißrussland be- Projekte gibt. Über weitere Entwicklungen und mögliche leuchten wir und freuen uns, dass Peter Greisler (BMBF) Entscheidungen, die das Erasmus+ Programm und Groß- dies in einem Interview für uns einordnet. britannien betreffen, halten wir Sie natürlich weiterhin auf dem Laufenden. Inklusion hat viele Gesichter, wir stellen Ihnen Anna Dinges vor, die uns über ihre Teilnahme als blinde Erasmus+ Ge- Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre! förderte an einer Konferenz zur Inklusion in Wien berichtet Ihr und ein persönliches Resümee zieht. Inklusion von Flücht- lingen andererseits war eines der Themen der gemeinsa- men internationalen Veranstaltung der vier deutschen Na- tionalen Agenturen auf der Zeche Zollverein: Klaus Fahle, Leiter der Nationalen Agentur „Bildung für Europa“ beim BIBB berichtet uns hierzu in einem Gastbeitrag. In diesem Kontext organisieren wir im September in der Gedenkstät- Dr. Hanns Sylvester te der Berliner Mauer eine Impulsveranstaltung zur euro- päischen Kohäsion. Aber ungeachtet möglicher aufziehender Probleme oder den Diskussionen zur Anerkennung von Studienleistun- gen im Ausland, denen sich eine neue Ausgabe der Stu- die „Anerkennung (k)ein Problem“ widmet, berichten wir auch über besondere Erfolge: Das 10-jährige Jubiläum von „Europa macht Schule“, welches wir im September gemeinsam mit den sehr aktiven studentischen Initiativen feiern werden ebenso wie das weiterhin große Engage- ment deutscher Hochschulen im Programm Erasmus+, einerseits belegt durch die Ergebnisse der gerade abge- schlossenen Auswahlrunden aber auch und besonders durch viele Beiträge von Projektkoordinatoren und Eras- 3
Impressionen der Erasmus+ Regionaltagungen in Münster und Würzburg Begrüßung zur Regionaltagung an der Universität Münster durch Prorektor Dank an die Universität Münster für die Ausrichtung der Regionaltagung Professor Jörg Becker. (Anke Kohl, Hanns Sylvester) Moderierte Gruppendiskussion: Anerkennung ermöglichen, Münster. Florian Mikkel Evenbye begrüßt zur Regionaltagung an der Universität Würzburg. Die Regionaltagung stieß auf reges Interesse. Moderierte Gruppendiskussion auch im Freien: Anerkennung ermöglichen, Würzburg.
Inhalt DAADeuroletter Inhalt 3 Editorial 55 Wie Erasmus+ Experten die Erasmus- 6 Bildung schafft Zukunft – Europäische Kohäsion Koordinatoren und angesichts der Flüchtlingskrise die Nationale Agentur unterstützen 10 Niederländische EU-Ratspräsidentschaft 2016 57 Bildung schafft Perspektiven und fördert die 11 Neues EU-Projekt HOPES – Hoffnung für Integration von Flüchtlingen syrische Flüchtlinge 59 Kompakt 12 Mehr Effizienz bei der Umsetzung der 60 Veranstaltungen – ein Ausblick Europäischen Hochschulreform 14 Interview mit Peter Greisler, BMBF 16 Gastbeitrag: Klaus Fahle, NA beim BIBB 18 Das Budget reicht für die Hälfte 19 Antragszahlen 2016 für Partnerschaften und Kooperationsprojekte 20 Die Halbzeit-Evaluierung von Erasmus+ 22 Anerkennung – (k)ein Problem? 23 Nützen Auslandserfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt? 25 Internationalisierung der Juristenausbildung 26 ASEM – Intermediate Seniors‘ Officials Meeting, Moskau 2016 27 „Europa macht Schule“ feiert 10-jähriges Jubiläum! 30 „…und was bleibt?“ 31 Regionaltagungen: Münster und Würzburg 33 Inklusion und Bildung 35 Vielfältige Erfahrungen 36 Erste Erfahrungen mit Erasmus+ in Israel 39 Erasmus+ an der Beuth Hochschule für Technik Berlin: Mobilität mit Kirgisistan und Brasilien 41 Interview zu Mobilitätsaktivitäten mit Brasilien 42 Der Mehrwert von Erasmus+ Dozentenmobilität 44 Career Services und Erasmus+ 50 Social Entrepreneurship for Local Change – eine strategische Partnerschaft in Erasmus+ 54 Internationaler Tag an der Fachhochschule Westküste 5
Thema Bildung schafft Zukunft – Europäische Kohäsion angesichts der Flüchtlingskrise Die Flüchtlingskrise ist eines der bestimmenden politi- Folgen der Krise – Herausforderungen für den schen und gesellschaftlichen Themen in der Europäischen Zusammenhalt der Europäischen Union Union. Sie betrifft unterschiedlichste Lebensbereiche und Die Verschärfung der europäischen Flüchtlingskrise ab ihre Auswirkungen sind auch im Bildungsbereich spürbar. Mitte 2015, ausgelöst unter anderem durch verschlechter- Gleichzeitig scheint auch diese Krise, wie zuvor die Euro- te Bedingungen in Flüchtlingslagern in Jordanien und im Krise, einen Vertrauensverlust in die Handlungsfähigkeit Libanon, die vorübergehende Öffnung Mazedoniens für unseres europäischen, politischen Systems mit sich zu eine legale Durchquerung (die eine Reduktion der Kosten bringen. Es stellt sich daher die Frage, welche Maßnah- und geringere Lebensgefahr für Flüchtlinge zur Folge hatte) men es im Bildungsbereich gibt, die Flüchtlinge unter- und die zunehmende Nicht-Anwendung des Dublin-Ab- stützen und damit einen wichtigen Beitrag zur gesamtge- kommens innerhalb Europas, führte zunehmend zu Span- sellschaftlichen Integration und Akzeptanz leisten und so nungen unter den EU-Mitgliedstaaten. Diese stehen nun- helfen, das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit zurückzu- mehr, so wie die Europäische Union insgesamt, vor großen gewinnen. gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen. Der Zusammenhalt der EU wird aktuell, auch als Folge der Laut Flüchtlingsrat der Vereinten Nationen sind derzeit Flüchtlingskrise, in vielerlei Hinsicht auf die Probe gestellt. weltweit mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht, so viele wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht Die Mitgliedstaaten der EU konnten sich bislang etwa trotz mehr. Zum Großteil handelt es sich dabei um Binnen- eines mit qualifizierter Mehrheit gefassten Beschlusses flüchtlinge innerhalb von Schwellen- und Entwicklungs- (bei Gegenstimmen von Ungarn, Tschechien, Slowakei so- ländern, nur ein geringer Anteil kommt nach Europa. Bis wie Rumänien) nicht auf eine praktische Umsetzung einer zur faktischen Schließung der Balkanroute im März 2016 Quotenregelung zur Verteilung von Flüchtlingen in die Mit- hatte die Zahl von Flüchtlingen und Migranten, insbeson- gliedstaaten einigen. Innerhalb des Schengenraums wur- dere aus Syrien und dem Irak, aber auch aus den West- den verschiedentlich Grenzkontrollen eingeführt, teilweise balkanstaaten, aus Afghanistan, Pakistan, Eritrea, Nigeria, kam es in diesem Zusammenhang zu zwischenstaatlichen Somalia oder anderen Staaten jedoch seit 2013 und ins- Disputen, etwa zwischen Slowenien und Ungarn, Däne- besondere 2015 in rasantem Tempo zugenommen. Allei- mark und Schweden oder Österreich und Deutschland. ne nach Deutschland kamen 2015 mehr als eine Million In den EU-Mitgliedstaaten legen diverse Regierungen Flüchtlinge. momentan nicht nur beim Thema Flüchtlingskrise einen gestiegenen Wert auf die nationale Souveränität, beob- Staaten an den EU-Außengrenzen wie Griechenland, Itali- achtbar war dies etwa bei den Europawahlen 2014. Die en oder Ungarn waren in den vergangenen Jahren ange- Zugewinne rechtspopulistischer Parteien in Europa stellt sichts der hohen Flüchtlingszahlen zusehends überfordert. sicherlich die größte unmittelbare Gefahr für den Zusam- Gemäß dem so genannten Dubliner Übereinkommen menhalt und Fortbestand der EU dar. Rechtspopulistische (aktuell in der Version Dublin III gültig seit Mitte 2013), Parteien sind derzeit in Ungarn, der Schweiz, Finnland, das die 28 EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, Island, Lettland, Norwegen, der Slowakei, Litauen und Griechen- Liechtenstein und die Schweiz abgeschlossen haben, ist land an Regierungen beteiligt (in Ungarn verfügt der so eigentlich das Land für das Asylverfahren zuständig, in genannte Ungarische Bürgerbund – Fidesz über die ab- das die erstmalige Einreise des Flüchtlings nach Europa solute Mehrheit). In Polen verfügt die euroskeptische Par- erfolgte. In der Praxis wird dies häufig nicht umgesetzt. tei „Recht und Gerechtigkeit“ über die absolute Mehrheit. Angesichts überfüllter Erstunterkünfte und unzumutbarer Auch in Staaten wie Deutschland, Österreich, den Nie- Bedingungen werden beispielsweise nach einem Urteil derlanden oder Frankreich ist eine Zunahme europakriti- des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte be- scher und antieuropäischer Strömungen im Kontext der reits seit 2011 EU-weit keine „Dublin-Flüchtlinge“ mehr Flüchtlingskrise, wie schon zuvor während der Finanz- und nach Griechenland zurückgeschickt. Währungskrise, beobachtbar. Am 23. Juni 2016 wird es 6
Thema im Vereinigten Königreich zu einem Volksentscheid über Teilhabe insgesamt. Die demografische Entwicklung ver- den Verbleib in der EU kommen. (Nach Redaktionsschluss langt aufgrund des absehbaren starken Rückgangs der An- eingefügt: Die Bevölkerung im Vereinigten Königreich hat zahl erwerbsfähiger Personen gerade den Zuzug jüngerer sich bei Volksentscheid für den Austritt aus der EU ent- Menschen, diese müssten aber befähigt sein, qualifizierte schieden.) Tätigkeiten ausführen zu können. Der Bildung kommt hier in jedem Fall eine Schlüsselrolle zu. Durch vielfältige Aktivi- täten und Beiträge kann hier das Bewusstsein für gemein- Probleme verlangen eine europäische Lösung – same kulturelle und europäische Werte bei allen Beteiligten auch im Bildungsbereich sowie konkret die Beschäftigungsfähigkeit Zugezogener Während die europäische Idee in Teilen ihre Attraktivität für gestärkt werden. Auf gesamteuropäischer Ebene bietet das die Bevölkerung verloren zu haben scheint, verdeutlichen Bildungsprogramm Erasmus+ hier ein breites Portfolio an gerade vermehrte zwischenstaatliche Spannungen und Möglichkeiten sowie eine inhaltliche Klammer. Unterstüt- die Probleme einzelner Staaten bei der Bewältigung von zend kommen die Aktivitäten auf nationaler Ebene hinzu. Euro- und Flüchtlingskrise die Notwendigkeit europäischer Lösungen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini etwa betonte in diesem Zusammenhang am Rande eines Maßnahmen im Hochschulbereich Ministertreffens Mitte Mai 2016 in Brüssel: „Wir können auf E U-Ebene die Herausforderungen unserer Zeit nur bewältigen, wenn Die Generaldirektion für Bildung und Kultur der Europäi- wir unsere Kräfte bündeln.“ schen Kommission hat eine eigene Webseite Erasmus+ Gerade der Bildungsbereich steht angesichts der Flücht- helping refugees eingerichtet, um über bereits bestehen- lingskrise vor großen Aufgaben. Eine Vielzahl junger Men- de Initiativen in den Mitgliedstaaten zu informieren und schen mit unterschiedlichem Bildungsniveau ist nach Euro- eine Plattform für den europäischen Austausch zur Verfü- pa gekommen oder auf dem Weg nach Europa mit dem Ziel, gung zu stellen. Hier informiert sie auch über Möglichkei- hier Fuß zu fassen und sich eine neue Existenz aufzubauen. ten, die das Erasmus+ Programm bietet. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge, die nach Deutschland Die Europäische Kommission ermöglicht Hochschulen im kommen, ist beispielsweise unter 25 Jahre alt. Dies stellt Rahmen von Erasmus+ insbesondere eine Nutzung der Bildungseinrichtungen auf allen Stufen vor eine ganze Rei- Sprachenförderung online (Online Linguistic Support – he verschiedener Problematiken, zum Beispiel geht es um OLS) für Flüchtlinge. Im Rahmen der Initiative „OLS für Fragen des Spracherwerbs, der Anerkennung von Qualifi- Flüchtlinge“ stellt sie europaweit insgesamt 100.000 OLS- kationen und Abschlüssen, die Integration in Bildungsein- Lizenzen für OLS-Sprachtests und Sprachkurse für Flücht- richtungen und weitergehend den Arbeitsmarkt oder die linge zur Verfügung. OLS-Sprachkurse sind sowohl für die Schaffung von Voraussetzungen für die gesellschaftliche Hochschulen als auch für Flüchtlinge kostenlos. Teilneh- men können Hochschulen, die im Jahr 2016 einen Mo- bilitätsantrag mit Programmländern bewilligt bekommen haben. OLS-Lizenzen können dann in einem Zeitraum von bis zu drei Jahren an Flüchtlinge vergeben werden. Die Sprachkurse für Flüchtlinge bieten Zugang zur OLS-Spra- chenförderung, inklusive einem 1. Sprachtest, Zugang zu zielgruppen-spezifischen Massive Open Online Courses (MOOCs) sowie dem OLS-Forum und Tutoring Sessions. Die NA DAAD hat mittels einer verbindlichen Abfrage bis zum 20. Mai 2016 den Bedarf aller deutschen Hochschu- len ermittelt und diesen an die Europäische Kommission weitergeleitet, welche die Lizenzen dann europaweit über alle Projektträger verteilt. Rund die Hälfte der berechtigten Erasmus+ Hochschulen hat rund 11.000 Lizenzen bean- tragt. Die OLS-Sprachkurse für Flüchtlinge werden vor- aussichtlich ab Juli zur Verfügung stehen und können in Deutsch, aber auch in einer der anderen 11 verfügbaren 7
Thema Sprachen, wie zum Beispiel Englisch, Französisch oder Ita- nachweise werden die Hochschulen bei der Ermittlung der lienisch genutzt werden. Unterstützend gibt es Kommuni- vorhandenen Kompetenzen und Qualifikationen von Flücht- kationsmaterialien zu „OLS für Flüchtlinge“ (Flyer, Videos, lingen unterstützt. Neben diesem ersten Baustein besteht etc.) in allen OLS-Sprachen sowie zusätzlich in türkischer das DAAD-Maßnahmenpaket aus zwei weiteren Baustei- und arabischer Sprache. nen, den Förderprogrammen Integra und Welcome. Der Spracherwerb ist eine essentielle Grundlage für eine Im Programm Integra liegt der Schwerpunkt der Maßnah- gelungene Integration im Gastgeberland. Er ist Bedingung men auf der Förderung der fachlichen und sprachlichen für beinahe jegliche Form der Teilhabe, gleichzeitig stellt er Vorbereitung von Flüchtlingen ohne direkte Hochschulzu- meistens eine der schwierigsten Hürden dar, auch da eine gangsberechtigung an Studienkollegs, welche die Fest- sprachliche Verwandtschaft zur eigenen Muttersprache stellungsprüfung nach der Rahmenordnung der Kultus- bei Flüchtlingen meistens nicht besteht. Mit der Vergabe ministerkonferenz (KMK) im Auftrag einer Landesbehörde von OLS-Lizenzen unterstützt die Europäische Kommissi- durchführen. In Bundesländern ohne Feststellungsprüfung on daher die Mitgliedstaaten bei der Bearbeitung eines können vergleichbare Einrichtungen der Hochschulen wichtigen Themas. gefördert werden, die für die oben genannte Zielgruppe mindestens halbjährige Vollzeitkurse anbieten, die nach Die Unterstützung und Integration von Flüchtlingen ist eine der horizontalen Prioritäten des Erasmus+ Programms, die Länderverordnung zur Hochschulzugangsprüfung führen. in den verschiedenen Programmlinien und förderfähigen Ein Teil der Flüchtlinge verfügt bereits über eine direkte Maßnahmen der verschiedenen Bildungsbereiche zu finden Hochschulzugangsberechtigung oder hat im Heimatland ist. In der Leitaktion 2 im Rahmen der Strategische Partner- bereits ein Studium begonnen, es fehlt aber an deut- schaften etwa können Projekte, die Flüchtlinge und Mig- schen (oder englischen) Sprachkenntnissen und durch ranten einbeziehen oder das Thema der Flüchtlingskrise in die fluchtbedingte Unterbrechung der Bildungsbiografie Europa behandeln, beantragt werden und sind erwünscht. an Fachkenntnissen. Daher werden studienvorbereitend Auch der größte Verband europäischer Universitäten, die und -begleitend ergänzende Kurse an staatlichen und European University Association (EUA), hat eine Web- staatlich anerkannten deutschen Hochschulen gefördert. seite eingerichtet, die den Austausch und die Verbreitung Häufig werden Mischkurse mit einer (fach-) sprachlichen von guten Beispielen fördern soll. Eine interaktive Karte, und einer inhaltlichen (propädeutischen) Komponente an- die so genannte Refugees Welcome Map, ermöglicht die geboten. Aktuell fördert der DAAD 153 Integra-Projekte. Information über Beispielprojekte zur Unterstützung von Im Förderprogramm „Welcome – Studierende engagie- Flüchtlingen aus dem Hochschulbereich in Europa und ren sich für Flüchtlinge“ werden Projekt der Akademischen darüber hinaus. Für Deutschland sind derzeit 48 Einträge Auslandsämter bzw. International Offices gefördert, welche verzeichnet. Hier können Hochschulen und andere betei- die studentischen Initiativen an ihrer Hochschule bündeln ligte Einrichtungen, die dies bislang noch nicht getan ha- beziehungsweise initiieren. Der DAAD finanziert studenti- ben, ihre Projekte eintragen und im internationalen Kontext sche Hilfskräfte im Bachelor- oder Masterstudium sowie bekanntmachen. für das jeweilige Projekt entstehende Sachausgaben. Ge- fördert werden in erster Linie studentische Hilfskräfte mit Integra und Welcome koordinierender Funktion in Ergänzung und Unterstützung zum ehrenamtlichen Engagement zahlreicher Studierender. Der DAAD hat sich der Flüchtlingsthematik frühzeitig an- Sie engagieren sich in Initiativen wie Buddy- oder Mento- genommen und mittlerweile ein umfangreiches Maßnah- renprogrammen, bieten kostenfreien Deutschunterricht an, menpaket aufgelegt. Mit Mitteln des Bundesministeriums führen über den Campus und in den Studienalltag ein oder für Bildung und Forschung (BMBF) wird der DAAD die beraten in so genannten Refugee Law Clinics. Ziele sind Hochschulen in den kommenden Jahren bei der Integrati- die Verstetigung, Qualitätssicherung und studienorientier- on von Flüchtlingen gezielt unterstützen. Für 2016 stehen te Weiterentwicklung der ehrenamtlichen Initiativen. Einige hierfür Euro 27 Millionen zur Verfügung. Schätzungen zu- Hochschulen rechnen studienbezogenes, ehrenamtliches folge sind 2015 bis zu 50.000 studierfähige Flüchtlinge Engagement mit ECTS-Credits auf die Studienleistung an, nach Deutschland gekommen. wie dies im Rahmen der Bologna-Konvention möglich ist. Durch eine zielgerichtete Erstberatung, den Einsatz dia- Aktuell fördert der DAAD 152 Welcome-Projekte mit viel- gnostischer Testverfahren und die Prüfung der Bildungs- fältigen Inhalten. 8
Thema Die Maßnahmen des DAAD werden in einem eigenen Re- kommen und sich zu vernetzen. Das Thema der Europäi- ferat „Hochschulprogramme für Flüchtlinge – P15“ koor- schen Kohäsion wird im Mittelpunkt der Tagung stehen (s. diniert und verwaltet. Eine neue Webseite richtet sich mit Veranstaltungsvorschau in diesem Heft, S. 60f). Informationen zum Studieren und Leben in Deutschland Auch im Rahmen eines Erasmus+ Forum for Internatio- direkt an Flüchtlinge, die zum Studieren nach Deutschland nal Partnerships zum Thema „Die europäische Idee – was gekommen sind. Die internationale DAAD-Akademie (iDA) kann Erasmus+ beitragen?“ am 5. und 6. Juli 2016 in Köln bietet 2016 und 2017 zusätzlich ein Sonderprogramm für wird es um den Beitrag von Erasmus+ zu einer aktiven diejenigen Hochschulangehörigen an, die in ihrem Ar- Bürgergesellschaft gehen. Die Veranstaltung behandelt beitsalltag Flüchtlinge beraten. in diesem Zusammenhang auch die Fördermöglichkei- Zusätzlich zu den beschriebenen Maßnahmen setzt der ten von Erasmus+ zur Zusammenarbeit mit Hochschulen DAAD gemeinsam mit dem British Council, Campus France außerhalb Europas, die zur Stärkung von Bildungseinrich- und EP-Nuffic aus den Niederlanden das aus Mitteln des tungen und Bildungssystemen der Herkunftsländer der EU-Treuhandfonds Madad Fund finanzierte Programm Flüchtlinge und zur Schaffung von Perspektiven in diesen HOPES (Higher and Further Education Opportunities and genutzt werden können (vgl. Veranstaltungsvorschau in Perspectives for Syrians) um. In den kommenden Jahren diesem Heft, S. 60). werden hier mehr als 300 Vollstipendien sowie Plätze für Kurzzeitstudien und Sprachkurse an syrische Flüchtlinge in Zusammenfassung der Türkei, dem Libanon, Jordanien, dem Irak und Ägypten Mit Blick auf die beschriebenen Aktivitäten kann man un- vergeben (s. Artikel S. 11 und S. 57f). zweifelhaft feststellen, dass die Flüchtlingskrise auf den Die Thematik weiterbearbeiten – Impulsveran- unterschiedlichen Ebenen als gesamteuropäische Heraus- staltung im September 2016 forderung wahrgenommen und bearbeitet wird. Dies wird in der öffentlichen Diskussion in Europa und in den EU- Auf allen Ebenen finden zusätzlich verschiedene Veran- Mitgliedstaaten nicht immer in dem bestehenden Umfang staltungen statt, die sich der Thematik Flüchtlingskrise von dargestellt und wahrgenommen. Es kommt aber beispiels- unterschiedlichen Gesichtspunkten aus nähern und einen weise im Arbeitsprogramm und der Schwerpunktsetzung Austausch über Herausforderungen, Probleme und Lösun- der niederländischen Ratspräsidentschaft zum Ausdruck, gen ermöglichen. die als eine wichtige Funktion der Hochschulbildung auch Auf Initiative aller Nationalen Agenturen für Erasmus+ die Stärkung der sozialen Integration und Inklusion ansieht in Deutschland diskutierten etwa mehr als 300 Teilneh- (s. auch Artikel S. 10). Der Bildungsbereich kann hier, wie merinnen und Teilnehmer aus 24 europäischen Staaten beschrieben, auf den verschiedenen Ebenen seinen Einfluss Ende April in Essen über Bildung, Teilhabe und Integration geltend machen und so zur Bewältigung der so genannten von Flüchtlingen in allen Bildungsbereichen – der Schul- Flüchtlingskrise beitragen. bildung, Berufsbildung, Hochschulbildung, Erwachsenen- Europäische Kommission: Erasmus+ helping refugees: bildung und im Jugendbereich (s. Beitrag von K. Fahle http://ec.europa.eu/education/ in diesem Heft, S. 16). Die NA DAAD wird die positiven European University Association (EUA): Rückmeldungen aus dieser Veranstaltung aufnehmen und http://www.eua.be/activities-services/eua-campaigns/ im Verlauf des Jahres weitere Möglichkeiten für einen of- DAAD: fenen Austausch unter den Beteiligten eröffnen. https://www.daad.de/der-daad/fluechtlinge/de/ https://www.study-in.de/de/refugees/ Symbolträchtig wird daher in der Gedenkstätte Berliner NA DAAD: Mauer in Berlin am 19. September 2016 eine weitere https://eu.daad.de/KA1/sprachenfoerderung/ https://eu.daad.de/veranstaltungen// Impulstagung aller vier deutschen nationalen Agenturen unter Federführung der NA DAAD stattfinden. Unter dem Dr. Marco Brückner Titel „Toleranz, Freiheit und bürgerschaftliches Engage- Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte ment – Bürgerwerte gegen „neue Mauern““ treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Bildungs- bereiche und erhalten neben Informationen über die the- matisch passenden Schwerpunkte des Programms Eras- mus+ die Möglichkeit, mit neuen Partnern ins Gespräch zu 9
Thema Niederländische EU-Ratspräsidentschaft 2016 Die Präsidentschaft des Rates der Europäischen Uni- Initiativen zur Modernisierung der Hochschulbildung, wie on wird seit Anfang 2016 von der Triopräsidentschaft der etwa die Halbzeitevaluierung von Erasmus+, werden feste drei EU-Mitgliedstaaten Niederlande, Slowakei und Malta Bestandteile dieser. geführt. Die erste sechs Monate umfassende Periode wird Durch die stetige Transformation des europäischen und von den Niederlanden geführt. internationalen Arbeitsmarktes verändern sich auch die Anforderungen an Hochschulbildung. In diesem Zusam- „Eine Union, die jeden ihrer Bürger menhang vertritt die Ratspräsidentschaft den Standpunkt, befähigt und beschützt.“ dass die Bedarfe von Hochschulbildung und Arbeitsmarkt reziprok angepasst werden sollten. Die Qualifikationen junger Studierender, Hochschulabsolventen und –absol- Grundlage der EU-Ratspräsidentschaft ist ein Arbeitspro- ventinnen sollten insbesondere dahingehend ausgebildet gramm, in welchem insbesondere die Begegnung mit werden, reflexiv, kritisch und kreativ zu denken sowie die den gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderun- Fähigkeit einer unabhängigen Urteilsbildung zu stärken, gen thematisiert wird. Ziel sei es, eine Union der Freiheit um schließlich als engagierte Bürger agieren zu können. und Sicherheit zu bilden und die Rolle als starken globa- len Akteur zu stärken. So stehen insbesondere die Zie- Durch den Zustrom vieler Menschen, die ihre von Krieg, le zum Erhalt eines europäischen Sozialmodells, die Be- Armut und Verfolgung geprägten Heimatländer verlassen kämpfung von Armut und Ausgrenzung, der Schutz aller und der Hoffnung auf ein neues Leben in Europa folgen, europäischen Bürger, die Gleichstellung der Gesellschaft geht die Rolle von Hochschulbildung zudem maßgeblich sowie die Förderung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit mit der Idee zur Stärkung sozialer Integration und Inklusion und Wachstum im Fokus. Dies impliziert neben der Sta- einher, um den zukünftigen inneren Frieden Europas zu bilisierung der Wohlfahrtssysteme auch die Rüstung der sichern. Die bedeutsame Wirkung von Hochschulbildung Arbeitsmärkte für den anstehenden grundlegenden sozia- hat hier insbesondere zur Funktion, zu einem vielfältigen, len Wandel, um gesellschaftliche Integration, auch in den vernetzten und inklusiven Europa beizutragen, welches Arbeitsmarkt über die Bereitstellung ausreichender Ausbil- durch verantwortungsvolles Regierungshandeln, univer- dungs- und Arbeitsplätze, bieten zu können. selle Menschenrechte, demokratische Werte und soziale Inklusion erstrebt werden soll. So stehen die gesetzten Ziele in engem Zusammenhang mit Investitionen in Humankapital, welche die bedeutsa- http://deutsch.eu2016.nl/ me Rolle von Hochschulbildung klar in den Vordergrund Saskia Weißenbach rücken. Damit einhergehend wird im Arbeitsprogramm Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung der Beitrag der Ratspräsidentschaft zur Überprüfung des Modernisierungsprogramms mit der New Skills Agenda der Europäischen Kommission verknüpft. Auch die ge- genseitige Anerkennung von Qualifikationen und weitere „Inklusive hochwertige Bildung für alle, mit der die gesellschaftliche Gleichstellung, die soziale Inklusion, die Bürgerschaft und gemein same europäische Werte gefördert werden.“ 10
Thema Neues EU-Projekt HOPES – Hoffnung für syrische Flüchtlinge Vor Ausbruch des Krieges in Syrien haben 20 Prozent meinschaften können von den Maßnahmen des Projekts der jungen Syrer (18 bis 24 Jahre) studiert; heute sind es profitieren. Hierdurch soll die Akzeptanz und Integration gerade Mal um die 5 Prozent . Die Zahlen zeigen deutlich der Flüchtlinge in ihren Aufnahmegemeinschaften geför- den Bedarf an tertiären Bildungsangeboten. Das Projekt dert werden. HOPES – Higher and Further Education Opportunities Das Projekt wird mit EU-Mitteln unter dem EU Treuhand- for Syrians – das der DAAD gemeinsam mit seinen Part- fonds Madad-Fund finanziert und läuft für vier Jahre. Der nerorganisationen British Council, Campus France und DAAD leitet das Projekt von seinem Büro aus Amman. EP-Nuffic aufgesetzt hat, will einen Beitrag zur Besserung Weitere Projektbüros befinden sich im Libanon, der Türkei, der Situation leisten. Das Projekt bietet syrischen Flüchtlin- Ägypten und dem Nordirak. gen in der Türkei, dem Libanon, Jordanien, Ägypten und dem Irak Beratung zu den für sie zur Verfügung stehen- Eine Kurzbeschreibung auf Englisch zum HOPES-Projekt ist auf der Website der DAAD Außenstelle Brüssel einzusehen: den Möglichkeiten zur tertiären Bildung und stellt konkret http://bruessel.daad.de/medien/bruessel/short_description_ neue Bildungsangebote zur Verfügung: Mindestens 300 hopes.pdf Vollstipendien sollen an Hochschulen der Region und bis Interview mit HOPES Programmdirektor Dr. Carsten Walbiner in zu 4.000 vorbereitende Englisch- und Studienkurse, sowie DAAD Aktuell: innovative Lernangebote und kreditbasierte Hochschul- https://www.daad.de/der-daad/daad-aktuell/ seminare für ca. 3.500 Personen zur Verfügung gestellt Nina Salden, werden. Auch bedürftige Personen aus den Aufnahmege- Leiterin DAAD Außenstelle Brüssel Pressekonferenz: Das Projekt HOPES wurde im Rahmen einer Pressekonferenz am 11. Mai in Brüssel offiziell bekanntgegeben. Von links nach rechts: Gordon Slaven, Direktor Hochschulbildung British Council; Colin Scicluna, Mitglied des Kabinetts von Kommissar Hahn, Kommissar für Nachbarschafts- politik und Erweiterung; Béatrice Khaiat, Generaldirektorin Campus France; Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin DAAD; Dr. Carsten Walbiner, HOPES Programmdirektor; Freddy Weima, Generaldirektor EP-Nuffic. 11
Thema Mehr Effizienz bei der Umsetzung der Europäischen Hochschulreform Die Aufnahme Weißrusslands in den Europäischen na-Ministerkonferenz 2018 zu einer der Arbeitsprioritäten. Hochschulraum im Mai 2015 erfolgte mit Auflage: Das Dabei soll die Aufforderung an die betroffenen Staaten, Neu-Mitglied ist aufgefordert, zur Umsetzung seiner Hoch- bei der Umsetzung nachzubessern, mit konkreten Maß- schulreformen einen mit der Bologna Follow-Up Group nahmen (Peer Learning, Seminaren, Workshops, Konfe- (BFUG) entwickelten Fahrplan einzuhalten. Sanktionen renzen etc.) unterstützt werden. im Falle einer Nicht-Erfüllung sind nicht vorgesehen. Und Neben dem Augenmerk auf die Umsetzung der Reform doch: Im Kontext der Gespräche der vergangenen Minis- bestimmt das Jerewan-Communiqué folgende weitere terkonferenz vor rund einem Jahr bekräftigte die Belarus Roadmap, dass es den Bologna-Ministerinnen und Minis- Prioritäten für die Arbeitsperiode 2015 bis 2018: die Ver- tern ernst ist mit der Forderung nach einer konsequenten besserung der Qualität von Lehre und Lernen sowie die Umsetzung der Europäischen Hochschulreform in allen Stärkung ihrer Bedeutung. Darüber hinaus liegt der Fokus beteiligten Staaten. auf der Gewährleistung der Beschäftigungsbefähigung der Absolventen über das gesamte Arbeitsleben hinweg Im Mai 2015 zog die Neunte Bologna-Ministerkonferenz und dem Ausbau des inklusiven Charakters der Hoch- im armenischen Jerewan Bilanz über den Reformprozess. schulsysteme. Dabei wurde deutlich: Die einzelnen Staaten setzen die vereinbarten Reformschritte bisweilen mit deutlich unter- Ein bunter Flickenteppich (siehe Abbildung unten) schiedlicher Geschwindigkeit um. Wie der Bericht The liegt vor dem Betrachter, wenn er die interaktive Karte European Higher Education Area 2015: Bologna Process zum Stand der Bologna-Reform auf der Homepage der Implementation Report zeigt, erfüllen die Länder die An- Nationalen Agentur im DAAD anklickt. Von dunkelgrün forderungen bei der Einführung der Bachelor- / Master bis signalrot leuchten die 48 Länder des Europäischen struktur, dem Einsatz der Bologna-Instrumente ECTS, Na- Hochschulraums – und illustrieren damit die unterschied- tionaler Qualifikationsrahmen oder Diploma Supplement lichen Entwicklungsstufen, auf denen sie bei der Umset- im gesamten Bologna-Raum weitgehend. Deutlich hete- zung der Reform-Kriterien stehen. Die hier dargestellte rogener präsentieren sich die Ergebnisse bei den Aspek- Graphik zeigt die Ergebnisse der einzelnen Länder bei der ten Qualitätssicherung, Soziale Dimension, Lebenslanges Ler- nen oder Internationalisierung und Mobilität: Viele Länder befinden sich hier noch in der Entwicklungsphase, teilweise stehen Reformschritte noch komplett aus. In Jerewan äußerten die Regie- rungsvertreter die Sorge, dass die Versäumnisse einzelner Länder bei der Reform-Umset- zung das Funktionieren und die Glaubwürdigkeit des gesamten Europäischen Hochschulraums schwächen würden. Entspre- chend macht das Jerewan- Communiqué die effiziente und konsequente Umsetzung der Reform bis zur nächsten Bolog- 12
Thema Umsetzung der Anerkennung von Prior Learning, d.h. die Unter folgendem Link sind die interaktive Kartenapplikation Anerkennung von außeruniversitär erworbenen Kennt- und die begleitende Publikation „Bestandsaufnahme Bologna In- ternational – Die Europäische Hochschulreform 2012 bis 2015“ nissen und Kompetenzen für den Hochschulzugang/die zu finden: Hochschulbildung. https://eu.daad.de/bologna/ Katrin Fohmann Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung Doc. Code: BFUGMeeting_LU_LI_48_6.1b Last version: 11.09.2015 BFUG BFUG BFUG Board Secretariat AG1 – EHEA WG2 – Implementation WG3 – New Goals international WG1 - Monitoring Fostering implementation of Policy development for cooperation agreed key commitments new EHEA goals AG2 – Support for the Belarus roadmap In cooperation with national stakeholders AG3 – Dealing with non-implementation AG4 – Diploma Supplement revision BFUG Organisation Chart Working Group (WG) Advisory Group (AG) 2015-2018 BFUG Organisation Chart 2015-2018: Konsequente Umsetzung der Bologna-Reform in allen Bereichen – darauf drängt das Jerewan-Communiqué. Die von der Bologna Follow-Up Group (BFUG) entwickelte Arbeitsstruktur trägt dem Rechnung: Neben der Arbeitsgruppe Implementation zur allge- meinen Verbesserung der Umsetzung der Bologna-Reform gibt es auch eine Beratergruppe Dealing with non-implementation. Sie hat u.a. den Auftrag, Mindeststandards für die Teilnahme am Bologna-Prozess zu entwickeln. Ankommen im Europäischen Hochschulraum – eine Roadmap für Belarus Die Belarus Roadmap beschreibt die erforderlichen „Lebenslanges Lernen und Soziale Dimension“ gilt es Schritte Weißrusslands bei der Umsetzung seiner Hoch- u.a., die Kriterien für die (finanzielle) Studienförderung schulreform in der Arbeitsperiode 2015 bis 2018. Sie zielt im Sinne sozialer Gerechtigkeit und Antidiskriminie- nicht auf die Erfüllung aller Bologna-Kriterien, bestimmt rung zu überarbeiten. Die Belarus Roadmap greift auch aber wichtige Entwicklungsstufen auf dem Weg dahin. grundlegende Werte und Prinzipien des Europäischen So stehen beispielsweise bei den Strukturreformen die Hochschulraums auf: So soll das weißrussische Hoch- Einführung des European Credit Transfer System (ECTS) schulministerium dem Parlament rechtliche und poli- oder die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen für tische Maßnahmen vorschlagen, die die Prinzipien der eine unabhängige Qualitätssicherungsagentur an. Mit akademischen Freiheit und institutionellen Autonomie Blick auf Mobilität und Internationalisierung soll Weiß- umsetzen. Außerdem sollen bis zur nächsten Bologna- russland einen Maßnahmenplan entwickeln, der den Ministerkonferenz 2018 die erforderlichen rechtlichen akademischen Austausch flexibler und unabhängig Schritte zur freien Organisation von Studierenden und macht von ministeriellen Genehmigungen. Im Kontext Hochschulmitarbeitern eingeleitet sein. 13
Thema Interview Wie weit ist die weißrussische Hochschulrealität von den Bologna-Zielen entfernt? Konnten Sie und Ihre internati- onalen Kolleginnen und Kollegen im vergangenen Jahr schon erste Entwicklungen beobachten? Ich würde diese Frage ungern nur auf Weißrussland be- Interview mit Peter ziehen. Wie wir aus dem internationalen Implementation Greisler, Leiter der Unter- Report zu den Bologna-Reformen wissen, gibt es zahlrei- abteilung „Hochschulen“ che Staaten, die noch immer in einigen Bereichen Nach- im BMBF holbedarf bei der Umsetzung konstitutiver Bestandteile der Bologna Reformen haben. Deshalb ist es gut, dass Vor einem Jahr hat die Bologna-Ministerkonferenz im ar- nunmehr zwei beratende Gruppen eingerichtet wurden: menischen Jerewan Weißrussland als 48. Mitglied des eine Gruppe, die Weißrussland gezielt dabei unterstützt, Europäischen Hochschulraums aufgenommen. Welche wichtige Reformschritte in Angriff zu nehmen und eine Gründe haben die Konferenz zu diesem Schritt bewogen? zweite beratende Gruppe allgemein zum Thema Non- Implementation, die Mindeststandards entwickeln wird, Nachdem sich Weißrussland bereits 2011 beworben hat- die zur Teilnahme am Bologna Prozess notwendig sind. te und angesichts einer wenig überzeugenden Bewer- Wir sind gespannt auf die Ergebnisse beider Gruppen bung nicht zum Bologna Prozess zugelassen wurde, war und wie die Ministerinnen und Minister bei der nächsten die Bewerbung 2014 gekennzeichnet von einem starken Bologna-Konferenz in Paris 2018 diese beraten werden. Engagement der weißrussischen Regierung, die zur Teil- nahme erforderlichen Reformen in Weißrussland umzu- Was wären realistische Ziele, die Weißrussland bis 2018 setzen. Ich finde persönlich, Deutschland hat auch ein In- erreicht haben sollte? teresse daran, ein so großes Land mit Grenzen zur EU für die jungen Menschen in Europa zu öffnen und Europa für Während andere Staaten bereits fast 20 Jahre Zeit hat- die Jugend Weißrusslands zu öffnen. Wir sollten alles tun, ten, um die Reformen umzusetzen, dürfen wir nicht zu mehr voneinander zu wissen und uns besser zu verste- hohe Erwartungen stecken. Aber ich denke, dass die hen. Das ist dann eine gute Basis für bessere Kooperation Einführung der Studienzyklen Bachelor und Master, die auf anderen Politikfeldern. Unsere Hochschulen sind oft adäquate Nutzung und Anwendung von ECTS und Bo- Türöffner und Wegbereiter für eine friedliche Zusammen- logna-konforme Qualitätssicherungsverfahren von großer arbeit. Darin wollen wir sie unterstützen. Bedeutung sind. Was verspricht sich Weißrussland Ihrer Meinung nach Werfen wir einen Blick auf die anderen Staaten im öst- von dem Beitritt zum Bologna-Prozess? lichen Bologna-Raum – zum Beispiel Kasachstan, Aser- baidschan oder Russland: Wie sehen Sie deren Reform- Meines Erachtens war es für die weißrussische Regie- Ergebnisse? rung – als letzter möglicher Bologna-Teilnehmerstaat – wichtig, an diesem Prozess teilzuhaben. Dabei ging es Man kann diese Staaten nicht über einen Kamm scheren. wahrscheinlich sowohl um die stärkere internationale An- Während ein Land viel in Sachen Bologna umgesetzt hat, schlussfähigkeit der weißrussischen Hochschulbildung kann man dies nicht zwingend für ein anderes Land sagen. als auch um die qualitative Weiterentwicklung des weiß- Deshalb ist es gut, dass wir die vorher bereits angespro- russischen Hochschulsystems. chenen Arbeitsgruppen eingerichtet haben. Daneben ist 14
Thema die adäquate Umsetzung aller Bologna-Reformen in jedem der richtige Weg. Und genau auf diesem Weg befinden teilnehmenden Staat der wohl wichtigste Beschluss der ver- wir uns gerade. Die Diskussion bei der letzten Minister- gangenen Ministerkonferenz. Die Implementation zieht sich konferenz drehte sich hauptsächlich darum, dass der Eu- wie ein roter Faden durch alle Arbeitszusammenhänge im ropäische Hochschulraum erst verwirklicht ist, wenn wir Bologna-Prozess. Dies betrifft insbesondere Angebote wie anschlussfähige, kompatible und vergleichbare Strukturen sog. Peer-Learning Aktivitäten, Seminare sowie Workshops in der Hochschulbildung im Sinne aller beschlossenen Re- für Staaten, die in gewissen Bereichen noch Umsetzungs- formen haben. Daran arbeiten wir. schwierigkeiten haben. Angesichts der Freiwilligkeit des Vielen Dank für das Interview! Prozesses sehe ich dies als richtigen Weg an. Das Interview führte Katrin Fohmann, Stichwort „Heterogenität“ bei der Umsetzung der einzel- Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung nen Reform-Kriterien: Wieviel Diversität kann sich der Eu- ropäische Hochschulraum erlauben? Hier möchte ich nicht der beratenden Gruppe zur Nicht- Umsetzung von Reformen vorgreifen, die genau dieses Set aus Mindeststandards zur Teilnahme am Prozess de- finieren wird. Eine nicht ganz leichte Aufgabe. Ich würde es auf folgenden Nenner bringen wollen: Heterogenität ja, aber nicht um den Preis der Nichtanschlussfähigkeit, der Nichtvergleichbarkeit qualitativ hochwertiger akademi- scher Bildung im Europäischen Hochschulraum. Wie können die Bologna-Akteure auf hochschulpoliti- scher Ebene das Ungleichgewicht beim Erreichen der ge- meinsamen Reform-Ziele beheben? Die Beteiligung der Hochschulen, der nationalen hoch- schulpolitischen Communities, sei es von der Regierung, von Hochschulrektorenkonferenzen, Akkreditierungsräten, Studierendenvereinigungen, Lehrervereinigungen etc. ist zwingend notwendig für das Erreichen der Ziele Bolognas. Sie müssen und werden in den Aktivitäten zur Unterstüt- zung oder Behebung von Defiziten zwingend eingebun- den. Wäre eine stärkere politische Steuerung des Bologna- Prozesses vorstellbar und wünschenswert? Wie sollte eine solche Steuerung aussehen? Bologna- Einsatzteams, die den Staaten erklären, wie sie ihre Ge- setzgebung und Hochschulrealität zu gestalten haben? Da wäre ich zurückhaltend. Der freiwillige Ansatz im Bologna- Prozess, kombiniert mit dem nötigen Peer-Pressure – sei es im Rahmen der Ministerkonferenzen wie auch in der Bologna Follow-Up Group – ist meiner Meinung nach 15
Gastbeitrag Gastbeitrag: Klaus Fahle, NA beim BIBB Education, Participation, Integration – Die Orientierung an Lernergebnisse kann dabei hilfreich eine gemeinsame Initiative der Nationalen sein. Von besonderer Bedeutung ist Qualifikation des Bil- Agenturen in Deutschland, Erasmus+ für dungspersonals. Auch das Angebot hochwertiger career Flüchtlinge zu nutzen guidance ist für den Bildungsbereich zentral. Jeder Sektor hat dabei seine besonderen Herausforderungen. Ein Tagungsort kann auch Programm sein: die Zeche Die Situation von Flüchtlingen ist oftmals durch komplexe Zollverein in Essen war Veranstaltungsort einer gemein- Herausforderungen gekennzeichnet, die die Möglichkei- samen Konferenz der deutschen Nationalen Agenturen ten einzelner Einrichtungen und Organisation überfordern. (NA) zum Thema Erasmus+ und Flüchtlinge. Das Ruhr- gebiet ist traditionell eine Region der Einwanderung- und Erfolgreiche Integration beruht daher auf dem Zusam- dies seit Jahrhunderten. Bereits die Fahrt von den Hotels menwirken vieler Akteure vor allem in lokalen und regio- in der Innenstand zur Zeche Zollverein führte den Teilneh- nalen Netzwerken. Die Weltoffenheit der Gesellschaft, ihre merinnen und Teilnehmern die kulturelle und ethnische Bereitschaft zu einer Auseinandersetzung, aber auch der Vielfalt der Region vor Augen. Respekt vor der Identität und Persönlichkeit der geflüchte- Die Konferenz hatte den Austausch und die Nutzung der ten Menschen sind dabei von zentraler Bedeutung. Erfahrungen und Projektergebnisse der Europäischen Bil- Die treffendste Zusammenfassung des s pirits unserer Kon- dungsprogramme für die Bewältigung der sogenannten ferenz gab der Parlamentarische Staatssekretär im BMBF, Flüchtlingskrise zum Gegenstand. Sie fand als Transnatio- nal Cooperation Activity (TCA) des Programms Erasmus+ Thomas Rachel: „Wir haben eine große humanitäre Aufga- statt. Ein TCA ist eine Plattform des Austausches und des be vor uns: Hunderttausende Menschen – vor allem junge gegenseitigen Lernens insbesondere von Vertreterinnen Menschen – kommen nach Europa, fliehen vor Krieg und und Vertretern geförderter Projekte, Stakeholdern, Mul- Verfolgung. (…) Wie schaffen wir es, all die Menschen, die tiplikatoren und politischen Entscheidungsträgern aus in Europa Zuflucht suchen, auch in Europa zu integrieren? mehreren europäischen Ländern sowie der Europäischen Aus meiner Sicht gibt es auf diese Frage vor allem eine Kommission. Dialog, Austausch und voneinander lernen Antwort: Bildung. Bildung ist der Schlüssel zur Integration.“ stehen im Mittelpunkt dieses Veranstaltungsformates. Erasmus+ wird dazu seinen Beitrag leisten. Fast 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 24 Staaten Europas trafen in Essen zusammen, sie kamen aus allen Klaus Fahle ist seit 2000 Bereichen des Programms Erasmus+: Schulbildung, Be- Leiter der Nationalen rufsbildung, Hochschulbildung, Erwachsenenbildung und Agentur Bildung für Europa Jugend. Die Nationalen Agenturen haben jeweils ihren Be- beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA beim reich inhaltlich „betreut“, viele übergreifende Themen aber BIBB). Die NA beim BIBB gemeinsam begleitet und wurden dabei von NA‘s aus an- arbeitet im Auftrag und mit finanzieller Förderung deren Ländern unterstützt. Im Rahmen eines Marktplatzes des Bundesministeriums präsentierten sich Projekte aus ganz Europa mit ihren Bei- für Bildung und Forschung (BMBF) und ist Nationale trägen zum Thema Flüchtlinge. Agentur für Erasmus+ im Bereich der Berufsbildung In der Konferenz wurde deutlich, dass die Integration von und Erwachsenenbildung Flüchtlingen eine gemeinsame europäische Herausfor- in Deutschland. 1991-2000 war Klaus derung ist, der sich kein Land auf Dauer entziehen kann. Fahle Leiter der Nationalen Umgekehrt gibt es einen großen Bedarf und eine große Koordinierungsstellen Petra II und Leonardo da Vinci sowie der Nationalen Agenturen Lingua und Sokrates in der Carl Duisberg Bereitschaft, Erfahrungen, Konzepte und Strategien auf Gesellschaft e.V., Köln (heute InWEnt gGmbH). Zuvor war er in europäischer Ebene zu teilen und auszutauschen. verschiedenen Funktionen im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, dem Europäischen Parlament sowie beim Europäi- Für den Bildungsbereich ist insbesondere die Anerken- schen Gewerkschaftsbund tätig. nung informell erworbener Kompetenzen von Bedeutung. 16
Gastbeitrag Die Zeche Zollverein war Veranstaltungsort der gemeinsamen Konferenz der deutschen Nationalen Agenturen: 17
Aktuelles Das Budget reicht für die Hälfte Im Erasmus-Programm gibt jedes neue Antragsjahr Ein- Im Ergebnis wurden rund 85 Prozent der beantragten För- blicke in die Entwicklung der Internationalisierungsaktivitä- dermonate für Studierende bzw. Praktikanten bewilligt. Die ten deutscher Hochschulen. Im Aufruf 2016 für die Mobilität Mobilität von Hochschulmitarbeitern (für die Lehre oder für mit Programmländern wurde deutlich, dass die Nachfrage Fort- und Weiterbildung) wird in Tagen beantragt und im nach Studierendenpraktika (+ 5 Prozent) und der Personal- Mittel zu 87,5 Prozent bewilligt. Auf das Budget bezogen mobilität zur Fort- und Weiterbildung (+17 Prozent) heraus- entfallen 53,3 Millionen Euro damit auf die Studierenden- ragt, stabil bleibt diese jedoch nach Studienaufenthalten. mobilität, 5,9 Millionen Euro auf Mobilität von Hochschul- personal. Allein für die Organisation der Mobilität im Sinne der Prinzipien der Erasmus University Charta (ECHE), er- Die Aufgabe der Nationalen Agentur ist es nun, den Bedarf halten deutsche Hochschulen 12,4 Millionen Euro. aus den Anträgen mit den verfügbaren Erasmus+ Förder- mitteln in Einklang zu bringen und dabei die beobachteten In der Mobilität mit Partnerländern zeichnet sich zwischen Trends so umzusetzen, dass die nächsten Projektverträge dem von deutschen Hochschulen beantragten Budget („Finanzhilfevereinbarungen“) die Entwicklungswünsche und den in dieser Förderlinie zur Verfügung stehenden und –perspektiven der antragstellenden Hochschulen Mitteln ein ähnliches Verhältnis ab. In Vorbereitung auf (332) und Mobilitätskonsortien (13) nachzeichnen, ohne den zweiten Aufruf der Erasmus+ Mobilität mit Partnerlän- das eherne Prinzip der Gleichbehandlung aus dem Auge dern stellte die Europäische Kommission dem deutschen zu verlieren: Rechnet man die deutschen Förderanträge Hochschulbereich rund 17,3 Millionen Euro in Aussicht. mit den im Programm erlaubten Höchstsätzen für die Stu- Im Vergleich zum Vorjahr ist das Gesamtbudget für die dierenden- und Personalmobilität hoch, ergibt sich die internationale Mobilität damit um rund 1,8 Millionen Euro beeindruckende Summe von 145 Millionen Euro. Dem gewachsen. Erstmals konnten für Projekte mit der Lauf- gegenüber stehen rund 71,6 Millionen Euro Fördermittel, zeit 2016-2018 auch Mobilitätsanträge für den Austausch diese Diskrepanz macht bereits den hohen Anspruch an mit Ländern der Regionen Afrika, Karibik und Pazifik (AKP) ein transparentes Fördermodell deutlich. eingereicht werden: Berücksichtigt man das „neue“ Bud- get für diese Region (rund 680.000 Euro), so ergibt sich Auf dem Weg zu einer Bewilligung wurden für jeden An- eine Steigerung des Budgets gegenüber 2015 um 7 Pro- trag zwei zentrale Eckdaten berücksichtigt: Die tatsäch- zent. Wurden im Vorjahr noch Fördermittel für die Zusam- liche Umsetzung bewilligter Mobilitäten im Projekt 2014 menarbeit und den Austausch sowohl von als auch nach („Realisierung“) einerseits sowie die Abweichung der An- Deutschland mit 49 Partnerländern bewilligt, so werden in tragsdaten bzw. Bedarfsmeldungen im Vergleich der Jah- den 2016 bewilligten Projekten erfreulicher Weise Aktivitä- re 2015 und 2016. ten mit 63 verschiedenen Ländern stattfinden. Auch hier Mobilität mit Programmländern: Anzahl der beantragten und bewilligten Länderanträge 2016 Anteil des bewilligten Budgets je Aktion 70 18% 60 50 40 3% 30 5% 20 Beantragt 56% 10 Bewilligt 0 18% SMS SMP STA STT OS 18
Aktuelles zeigt sich das zunehmende Interesse, die 2016 rund 20 schaft Süd über 85 Prozent, für Asien 70 Prozent und für Prozent mehr Länderanträge als im Aufruf 2015 stellten, Lateinamerika noch 33 Prozent der Anträge. nämlich 475 im Vergleich zu 394. Eine große Bandbreite gilt auch für die profitierenden Hochschulen in Deutsch- Als wichtigster Erfolg dieser Antragsrunde darf – neben land: Von der großen Volluniversität über Fachhochschu- der größeren Bandbreite – die gestiegene Qualität der len im ländlichen Raum bis hin zu einer Musikhochschule Anträge betrachtet werden, die es für alle Regionen er- waren sehr viele Hochschulen aus allen Regionen und den möglichte, das verfügbare Budget vollständig an deutsche meisten Bundesländern erfolgreich. Die Anzahl der bean- Hochschulen vergeben zu können. Im Vergleich der gro- tragenden Hochschulen veränderte sich hingegen kaum. ßen europäischen Länder kommt Deutschland damit eine besondere Position zu. Besonders erwähnenswert sind die Unterschiede in der Nachfrage nach den Weltregionen. Weit vorne steht La- Sehr spannend wird die Entwicklung und die Umsetzung teinamerika, gefolgt von Nordamerika und den Industri- der geplanten Aktivitäten deutscher Hochschulen mit Part- eländern. Zur Einordnung sei bemerkt, dass das Budget nern in den verschiedenen Regionen sein: Hierüber wer- für diese Regionen durchschnittlich bei einem Viertel des- den die Hochschulen selbst regelmäßig im DAADEuro jenigen für die Nachbarschaft Ost liegt. Wie für den Aus- letter berichten. tausch mit Programmländern übersteigt auch in Bezug auf Partnerländer die Nachfrage das verfügbare Budget um Dr. Markus Symmank das Doppelte. Bewilligt werden konnten für die Nachbar- Erasmus+ Leitaktion 1: Mobilität von Einzelpersonen Antragszahlen 2016 für Partnerschaften und Kooperationsprojekte Veröffentlichung erster Statistiken für Erasmus+ Stra- lionen Euro in 2015 auf 75 Millionen Euro in diesem Jahr. tegische Partnerschaften, Kapazitätsaufbauprojekte in der Damit können voraussichtlich 27 Masterkurse gefördert Hochschulbildung, Erasmus Mundus Joint Master De- werden. grees (EMJMDs) und Jean Monnet-Aktivitäten zeigen Auch für die Jean Monnet-Aktivitäten stiegen die Antrags- weiterhin großes Interesse deutscher Hochschulen an zahlen auf europäischer Ebene. Insgesamt gingen welt- diesen Fördermöglichkeiten. weit 1035 Anträge ein (2015: 879). Das Budget ist mit Für Erasmus+ Strategische Partnerschaften stehen in 11,4 Millionen Euro (+ 3 Millionen Euro aus dem Partner- diesem Jahr für den Hochschulbereich in Deutschland ship Instrument-Fonds für ausgewählte Länder) gegen- 4,18 Millionen Euro zur Verfügung. Die NA DAAD erhielt in über dem Vorjahr stabil geblieben. diesem Jahr 44 Projektanträge, was einen leichten Rück- gang im Vergleich zum Vorjahr (62 Anträge) bedeutet. Für die Wissensallianzen zur Förderung der langfristigen und strukturierten Zusammenarbeit zwischen Hochschu- Für Kapazitätsaufbauprojekte in der Hochschulbildung len und Unternehmen wurden 199 Anträge europäischer wurden weltweit 736 Projektanträge gestellt (2015: 515). Institutionen eingereicht, davon 12 Anträge mit deutscher Der Anstieg kann zum Teil mit der erstmaligen Möglich- Koordination. In der Auswahlrunde 2016 sollen in diesem keit begründet werden, mit Hochschulen der AKP-Staaten Bereich etwa 18 Projekte ausgewählt werden. Das Ge- (Afrika, Karibik, Pazifik) zu kooperieren. 53 Anträge gingen samtbudget wurde hier gegenüber 2015 nahezu verdop- für diese Region ein. Deutsche Hochschulen sind an 246 pelt und liegt bei insgesamt 15 Millionen Euro. Anträgen beteiligt und belegen hinter Spanien und Italien Platz 3 im EU-Vergleich. Voraussichtlich können mit dem Die Auswahlergebnisse für die einzelnen Förderlinien wer- gesamteuropäischen Budget von rund 131 Millionen Euro den zu Mitte/Ende Juli erwartet. Wir werden Sie darüber etwa 164 Projekte gefördert werden. im nächsten Erasmus+ Newsletter informieren. In der Förderlinie Erasmus Mundus Joint Master Degrees eu.daad.de (EMJMDs) stellten europaweit 92 Koordinatoren einen Projektantrag (2015: 76), davon fünf aus Deutschland. Das Yvonne Schnocks Gesamtbudget stieg in diesem Bereich von rund 45 Mil- Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte 19
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