Zuhören - Hinhören - nicht Hören

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Zuhören - Hinhören - nicht Hören
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Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell

                                                                                                          Postfach 1050
                                                                                                          Kasernenstrasse 64
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                                                                                                          Retouren an:

                                                                                                                                  CH-9102 Herisau 2 Dorf
                                                                                                                                       P.P. / Journal

                                                                                                                                                       AZB
                                                                                                                                  Post CH AG
                                                                        Januar 2023 Nr. 1 110. Jahrgang

                                         ent
                e s  U m w e ltmanagem
     Kirchlich                     ruar
         rg a n g s ta rtet im Feb
     Leh                   mehr au  f Seite 14
                                                        Zuhören – Hinhören – nicht Hören
Zuhören - Hinhören - nicht Hören
Biblische Betrachtung

bringen                gehör                   -losen                   Mann                    Je                          -sus

          Bringen gehörlosen Mann Jesus
             Das ist Gebärdensprache. Ich mag es sehr, Gespräche            Jesus nimmt den gehörlosen Mann zur Seite und be­
             von gehörlosen Menschen zu beobachten. Manchmal                netzt seine Zunge mit Speichel. Das ist nicht gerade
             sieht das aus wie Fingerballett. Aber: Gehörlos zu sein        appetitlich. Dabei schaut er in den Himmel. Der Mann
             ist hart. Gehörlose Menschen werden schnell überse­            wird von Jesus vor den Blicken der Menge geschützt.
             hen. Dann, wenn im Zug ausgerufen wird, dass alle auf          Und das ist – glaube ich – sehr wichtig, um Sprachlo­
             einen Ersatzbus umsteigen müssen. Dann, wenn viele             sigkeit zu überwinden. Das braucht einen geschützten
             Menschen am Tisch durcheinander diskutieren. Dann,             und sicheren Raum. Und gleichzeitig braucht es innere
             wenn jemand einen Schnauz oder eine Maske trägt                Weite, um die Sprache wieder zu finden. Die Aufmerk­
             und es unmöglich ist, von den Lippen abzulesen. Dann           samkeit muss weggelenkt werden von dem, was
             sind gehörlose Menschen ausgeschlossen. Das ist                sprachlos macht. Durch den Blick in den Himmel ent­
             heute nicht anders als es zur Zeit Jesu war.                   steht ein neuer Horizont. Für Jesus und für den Mann.
                                                                            Dabei löst sich die Zunge.
             Da bringen sie einen Gehörlosen zu ihm und bitten ihn,
             ihm die Hand aufzulegen. Und Jesus nahm ihn beiseite,
             weg aus dem Gedränge, legte die Finger in seine Ohren                   Gebärdensprache
             und berührte seine Zunge mit Speichel, blickte auf zum
             Himmel und seufzte, und er sagte zu ihm: Effata! Das                    ist wie Fingerballett.
             heisst: Tu dich auf! Und sogleich taten seine Ohren sich
             auf, und das Band seiner Zunge löste sich, und er
             konnte richtig reden. (Markus 7,32-35)                         Ich glaube, genau das brauchen wir auch, um Sprach­
                                                                            losigkeit zu überwinden: Sicherheit und einen neuen
             Hier passiert ein Wunder: Eigentlich sind es drei Wun­         Blick, Weite und Schutz. So kann es gelingen, wieder
             der. Der Mann hört, er kann Laute bilden und über­             Worte zu finden und diese mutig auszusprechen. So
             springt viele Jahre sprachlicher Entwicklung. Er kann          kann es gelingen, wieder an einem Gespräch teilzu­
             ab sofort richtig reden.                                       nehmen und Teil der Gesellschaft zu werden. Ich wün­
                                                                            sche Ihnen, dass Sie im neuen Jahr beides haben –
                                                                            einen weiten Horizont und genügend Sicherheit. Und
               Gehörlose Menschen werden                                    ich wünsche Ihnen, dass sie 2023 viele anregende
                                                                            Gespräche führen.
               schnell übersehen.
                                                                                                             Martina Tapernoux-Tanner
                                                                                         Kirchenratspräsidentin und Pfarrerin in Heiden
             Obwohl ich im Gehörlosenpfarramt gearbeitet habe,
             weiss ich nicht, wie es ist, gehörlos zu sein. Aber ich
             weiss, was es heisst, nicht richtig reden zu können. Ich
             kenne das Gefühl, die passenden Worte nicht zu finden
             und sprachlos zu sein. Wenn eine bestimmte Aussage
             erwartet oder eine Aussage belächelt wird, bleiben die
             Worte manchmal im Hals stecken. Wer verstummt, ge­
             hört nicht dazu, kann nicht mitdenken und seine Wün­
             sche nicht mitteilen. Wer nichts sagen kann, wird
             übersehen und übergangen.

MAGNET Nr.1/2023                                                        2
Zuhören - Hinhören - nicht Hören
Editorial

          Impressum                Liebe Leser:innen
 Kirchenblatt für die Evan-
 gelisch-reformierten Kirch-       Das leichte Gruseln, das ich fühlte, kommt mir in den Sinn,
 gemeinden beider Appenzell        wenn ich an unser Spiel auf dem Schulweg zurückdenke.
 (erscheint monatlich)
 Herausgegeben im Auftrag
                                   Wir waren zwei Freundinnen, eine schloss die Augen, die
 der Synode der Evangelisch-       andere führte über die Strasse, das schmale Kiesweglein hinauf
 reformierten Landeskirche
 beider Appenzell
                                   und über die Wiese bis zur Schule. Es brauchte eine grosse
 Redaktionskommission              Portion Vertrauen, die Augen geschlossen zu halten und sich
 Judith Husi­stein, Stein (jh);    der Freundin völlig auszuliefern. So stellten wir uns vor, blind
 Isabelle Kür­steiner, Walzen-                                                                        Karin Steffen, Redaktorin
 hausen (iks); Heinz Mauch-        zu sein. Und wenn wir die Ungewissheit nicht mehr aushielten,
 Züger, Stein (hmz); Jonathan      Angst hatten, über einen Randstein zu stolpern oder die Treppe
 Németh, St.Gallen (jn); Annette
 Spitzenberg, Präs., Reute-        hinunter zu fallen, blinzelten wir unter den Lidern hervor.
 Oberegg (as); Lars Syring,           Doch wie fühlt es sich an, nichts zu hören? Die Frage ist
 Bühler (sy)
 Redaktion
                                   vermutlich falsch gestellt, sie beweist aber, dass wir Hörende
 Karin Steffen (ks)                uns das Nichthören nicht vorstellen können. Ein Leben in der
 Oberer Rickenbach 3
 9411 Schachen b. Reute
                                   Stille; kein Vogelgezwitscher im Frühling, weder selber Musi­
 Tel. 071 891 64 14                zieren noch Musik hören, kein alarmierendes Hupen auf der
 magnet@ref-arai.ch
                                   Strasse, keine Zwischentöne im Gespräch, die Schwierigkeit,
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 www.ref-arai.ch                   überhaupt ein Gespräch zu führen.
 Produktion                           Mitunter ist es auch für Hörende schwierig, sich Gehör zu
 Appenzeller Druckerei AG,         verschaffen. Wir hören oft nur das, was wir hören möchten
 9100 Herisau
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                                   und blenden aus, was unbequem ist. Diese Ausgabe beschäftigt
 Sie bitte direkt der örtlichen    sich mit verschiedenen Aspekten des nicht Hörens, gibt Einblick
 Kirchgemeinde
                                   in das Gehörlosenpfarramt und beschreibt die Freude, wieder
 WEMF
 Beglaubigte Auflage 3300          besser hören zu können.
 Magnet online                        Mit dieser Ausgabe laden wir Sie ein, einander liebevoll
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                                   zuzuhören und wünschen Ihnen ein glückliches neues Jahr.

                                   Herzlich, Ihre

Titelbild: Hören
Bild: Jonathan Németh

                                                             3                                                   MAGNET Nr.1/2023
Zuhören - Hinhören - nicht Hören
Thema

                                        Kein Gehör finden
                  Haben Sie Kinder? Dann kennen Sie das. Da ruft man             etwas Bewegung ins Thema, so veränderte sich für die
                  zum Essen, weist darauf hin, dass etwas weggeräumt             «klassischen» Flüchtlinge und Migranten praktisch
                  werden sollte – und nichts passiert. Also zweiter An-          nichts. Sie stecken hier fest, dürfen nicht arbeiten und
                  lauf – und immer noch passiert nichts. Die Stimme              verbringen oftmals Jahre mit Nothilfe, wenn sie nicht
                  wird lauter, der Ton eindringlicher und dann kommt             zurückgeschafft werden können, weil die Situation in
                  ein «ja, ja ich komme …» zurück und weiter passiert            ihrem Herkunftsland kritisch ist. Keine Statusänderun­
                  nichts.                                                        gen wie bei den ukrainischen Flüchtlingen und damit
                                                                                 keine Möglichkeiten zu einer vertieften Integration.
                  Nicht gehört werden, kein Gehör finden, wer kennt              Die Stimmen, die sich nun schon ebenfalls jahrzehnte­
                  das nicht. Was in der Familie und/oder in der Bezie­           lang für diese Menschen einsetzen, sie werden kaum
                  hung oft alltäglich ist, findet auch in grösseren Zusam­       gehört.
                  menhängen immer wieder statt.                                     Ein anderes Thema ist das der Fahrenden. Stell­
                                                                                 plätze sind kaum durchsetzbar, ihre Lebensweise ist
                                                                                 uns Sesshaften suspekt und Beispiele von Fehlverhal­
                                                                                 ten werden auf alle Menschen dieser Gruppe übertra­
                                                                                 gen. Ein weiteres Thema ist dasjenige der zunehmen­
                                                                                 den Armut in unserem Land. Mit der Entwicklung
                                                                                 2022, wo die Preise für Energie, Lebensmittel und
                                                                                 Krankenversicherungen markant gestiegen sind, hat
                                                                                 sich die Situation für diese Menschen nochmals ver­
                                                                                 schärft. Auch in diesem Bereich wird vor allem von der
                                                                                 Caritas seit Jahren auf die Situation aufmerksam ge­
                                                                                 macht, die Wirkung ist bescheiden.
Alleinerzie-
hend,                                                                            Man hört, was man hören will
Flüchtling,
Fahrende –
                                                                                 Was braucht es, damit man hört? Zuhören ist eine Leis­
welche The-                                                                      tung, die erlernt werden muss. Wir alle bewegen uns
men werden                                                                       im Feld der eigenen Interessen. Es ist gewissermassen
gehört,                                                                          die persönliche Bubble, wo das wahrgenommen wird,
welche nicht?                                                                    was einem Nahe ist. In der eigenen Komfortzone sind
Quelle:
Steven van Loy,
                                                                                 wir hellhörig und verbinden uns auch gerne mit Men­
unsplash                                                                         schen, die gleiche oder ähnliche Ansichten haben. Da­
                                                                                 gegen ist auch nichts einzuwenden, problematisch
                  Zuhören – nein danke                                           wird es dann, wenn das, was ausserhalb unserer Inte­
                  Wie lange dauerte es, bis die Hinweise zur Klimaver­           ressen liegt einfach ignoriert wird.
                  änderung gehört wurden? Mehr als dreissig Jahre wie­
                  sen die Spezialisten aus den relevanten wissenschaft­          Zuhören lernen – dringend
                  lichen Bereichen auf die Veränderungen hin. Sie wur­           Man spricht gegenwärtig viel von der Krise der Demo­
                  den ignoriert. Mit der Klimajugend und ihren scharf            kratie. Und tatsächlich ist die Demontage dieser
                  formulierten Anklagen und dem Aushängeschild Greta             Gesellschaftsform schon recht weit fortgeschritten.
                  Thunberg gewann das Thema an Aufmerksamkeit.                   Politische Führungspersönlichkeiten, die ihre Welt­
                  Mittlerweile zeigt sich das Klima selbst mehr und              anschauung für massgebend halten, nehmen zu. Der
                  mehr bedrohlich und verschafft den Hinweisen zuneh­            Prozess, welcher zur Bildung demokratischer Staats­
                  mend Gehör. Für viele Aktivisten ist das jedoch zu we­         formen führte und zu einem grossen Teil auf der Ein­
                  nig. Aus den anfänglichen Streiks wurden Aktionen,             bindung anderer Ansichten basierte, ist mehr und
                  die ein grosses Medienecho finden. Einzelne Länder             mehr gefährdet. Es beginnt bei mir persönlich. Bin ich
                  bewegen sich und der politische Prozess läuft. Welt­           in der Lage mit anderen Ansichten umzugehen? Kann
                  weit, das hat die Weltklimakonferenz in Ägypten vom            ich Kompromisse schliessen und dabei offen bleiben
                  vergangenen November gezeigt, ist der Weg jedoch               für die damit verbundene Entwicklung? Oder will ich
                  noch lange.                                                    gar nichts mehr hören von all dem Zeug und einfach
                     Das Klima geht uns alle an. Die damit verbundenen           meinen Frieden haben? Hören Sie mich?
                  Migrationsströme werden jedoch nach wie vor in alter
                  Manier abgehandelt. Brachte der Krieg in der Ukraine                                                 Heinz Mauch-Züger

MAGNET Nr.1/2023                                                             4
Zuhören - Hinhören - nicht Hören
Thema

                             Erfahrungen aus
                          dem Gehörlosenpfarramt
                   2011 bot sich mir nach einigen Jahren als Gemeinde-           Gehörlosengemeinden verändern sich
                   pfarrer die Möglichkeit, in die Gehörlosenseelsorge           Wir haben eine treue Gemeinde. Doch sie verändert
                   einzusteigen. Anfangs war ich mit einem kleinen Pen-          sich langsam. Unsere Gemeindemitglieder werden äl­
                   sum angestellt, danach zu 50 Prozent bis heute. Das           ter und es kommen kaum mehr Junge nach. Die letzte
                   Erlernen der Gebärdensprache (GS) gehörte von An-             Konfirmation fand 2008 statt. Das passiert aber auch in
                   fang an wie selbstverständlich dazu. Ich begann ab            anderen Gehörlosengemeinden und es betrifft auch die
                   Januar 2012 GS-Kurse des Schweizerischen Gehör­               Gehörlosenvereine. Derjenige im Kanton Glarus be­
                   losenbundes zu besuchen, dies dauerte bis 2017.               sitzt seit 54 Jahren das Berghaus Tristel in Elm und
                                                                                 unterhielt und bewirtschaftete es mit viel Fronarbeit.
                   Ich bin mit einem gehörlosen Vater aufgewachsen,              Doch nun muss sich der Verein überlegen, das Haus zu
                   denn er war im Kindergartenalter infolge einer Hirn­          verkaufen. Es fehlen die jüngeren Mitglieder, welche
                   hautentzündung ertaubt. Er war ganz auf die orale             mithelfen könnten. Der Verein wird älter und kleiner.
                   Kommunikation ausgerichtet, wie das damals unter
                   Gehörlosen in der Schweiz üblich war, das Gebärden            Leben in der Stille
                   galt als verpönt (bis ab ca. 1980 eine Gegenbewegung          Viele jüngere Gehörlose haben ein Cochleaimplantat,
                   einsetzte, welche sich für die GS stark machte).              also ein künstliches Gehör/Ohr, mit dem sie in die
                                                                                 Welt der Hörenden besser integriert werden können.
                                                                                 Es gelingt aber nicht immer und viele Gehörlose sind
Gehörlosen-
gemeinde
                                                                                 mit ihrem Leben in der Stille zufrieden. Wegen dem
hat treue                                                                        Implantat und weil auch gewisse Krankheiten, die
Mitglieder.                                                                      manchmal zu Gehörlosigkeit führen, heute seltener
Freude beim                                                                      vorkommen, gibt es weniger Gehörlose.
jährlichen
Gottesdienst
                                                                                 Behinderte Kommunikation
mit Schifffahrt.
Quelle: Ruedi
                                                                                 Gehörlos/hörbehindert sein bedeutet: man ist gehin­
Hofer                                                                            dert, schnell und einfach mit den Hörenden zu kommu­
                                                                                 nizieren. Man ist darauf angewiesen, dass das Gegen­
                   Ich hatte damit keinen Vorteil bezüglich Gebärdenspra­        über langsam und deutlich hochdeutsch spricht, so kann
                   che, doch immerhin hatte ich schon ein Verständnis            man von den Lippen ablesen. Man kann seine eigene
                   für die Bedürfnisse und Besonderheiten von gehör­             Stimme nicht hören, und weiss nicht, wie die Hörenden
                   losen Menschen erworben. Das Erlernen der GS war              reagieren, wenn man mit einer besonderen Stimme
                   eine rechte Herausforderung. Nach vier Semestern              spricht. Das kann Hemmungen auslösen. Und über­
                   wagte ich eine erste Predigt mit Laut- und Gebärden­          haupt, können Sie sich, liebe Lesende, vorstellen, keine
                   sprache parallel. Eigentlich war es Lautsprache mit Ge­       Musik zu hören? Wohl nicht. Dafür sind Gehörlose von
                   bärden begleitet. Diese Predigt brachte mich echt ins         jeglichem Lärm verschont. Haben Sie schon erlebt, wie
                   Schwitzen. Die Predigt zu sprechen und gleichzeitig zu        mühsam es sein kann, in einem Saal, wo viele Men­
                   gebärden, erschien mir damals, aber auch heute noch           schen versammelt sind, sich akustisch zu verständigen?
                   wie Höchstarbeit fürs Gehirn. Zum Glück haben wir             Manchmal herrschen ein Stimmengewirr und ein hoher
                   auch GebärdensprachdolmetscherInnen, welche für               Lärmpegel. Wenn aber Gehörlose miteinander in einem
                   uns übersetzen können.                                        Saal sprechen, bleibt es angenehm ruhig. Als gehörlose
                      In unserer evang.-ref. Gehörlosengemeinde Ost­             Person zu leben ist eine Herausforderung. Zum Glück
                   schweiz, die ökumenisch ausgerichtet ist, kennen sich         helfen die modernen Kommunikationsmittel wie Video­
                   fast alle wie in einem Verein. Die meisten besuchten          telefon, Videobotschaften und Mails, einfacher mit­
                   schon miteinander die Sprachheilschule St. Gallen. Un­        einander zu kommunizieren. Und zum Glück gibt es
                   ser Gehörlosenpfarramt wurde 1951 von den refor­              DolmetscherInnen, deren Dienste man beispielsweise
                   mierten Kantonalkirchen St. Gallen, Appenzell und             zum Gespräch mit einem Arzt, auf einem Amt oder am
                   Glarus geschaffen. Später beteiligten sich auch die           Arbeitsplatz in Anspruch nehmen kann.
                   Thurgauer und Bündner Kirche. Wir bieten regelmäs­
                   sig Gottesdienste für Gehörlose an.                                     Pfarrer Ruedi Hofer, Gehörlosenpfarramt St. Gallen

                                                                             5                                                           MAGNET Nr.1/2023
Zuhören - Hinhören - nicht Hören
Thema

         Ganz Ohr sein – vom Mutterleib
               bis zum Sterbebett
                Wenn Sie wählen könnten zwischen zwei Übeln, ob               sers auch hören können, aber in viel höheren Tonlagen.
                Sie lieber erblinden wollten oder ertauben, was               Der Schall gelangt über die Knochenleitung in seine
                würden Sie wählen?                                            Gehörschnecke. Ungeborene hören die Geräusche der
                                                                              Mutter und ihrer Organe, ihren Herzschlag und ihre
                Bereits als junger Mensch kam ich zur Überzeugung:            Stimme. Auch können sie bereits Umgebungsgeräu­
                ich möchte zwar am liebsten keines von beiden, doch           sche wahrnehmen. Wiederkehrende Melodien erken­
                erblinden stellte ich mir trotz Orientierungsschwierig­       nen sie nach der Geburt und lassen sich dadurch beru­
                keiten, erheblichen Einschränkungen im Alltag und             higen, ebenso natürlich durch die vertraute Stimme
                dem Erlernen der Blindenschrift, als weniger schlimm          der Mutter.
                vor als das Ertauben. Ich könnte nicht mehr wie ver­             Ihr Hörorgan ist nach der Geburt fertig ausgewachsen,
                gangenen Sonntag in einem Konzert sitzen (Gaia von            nur die Ohrmuscheln werden grösser. Doch die winzi­
                Peter Roth), die Augen bisweilen schliessen und mich          gen Knöchelchen – die Kleinsten unseres Körpers –
                von den Klängen so füllen lassen, als wäre ich nur Ohr,       Hammer, Amboss und Steigbügel, die hinter dem Trom­
                als wäre ich Resonanzkörper für die Musik.                    melfell den Schall an die Gehörschnecke weiterleiten,
                                                                              sind fertig ausgebildet.

                                                                              Stimulation des Gehirns
                                                                              Als junge Mutter, die ich einst war, faszinierten mich
                                                                              die Theorien von Alfred Tomatis, einem französischen
                                                                              HNO-Arzt und Pionier auf dem Gebiet des pränatalen
                                                                              Hörens, welcher eine Methode entwickelt hat, die das
                                                                              Gehirn stimuliert. Auf das pränatale Hören hin bear­
                                                                              beitete Musik wird sowohl über die Knochenleitung
                                                                              als auch über die Luftleitung gehört und spezifisch für

                                                                                  Das Hören ist unser erster
                                                                                  und zugleich letzter Sinn.

                                                                              die betreffende Person anhand ihres Hörspektrums
                                                                              bearbeitet. Sprach- und motorische Störungen und
                                                                              Aufmerksamkeitsdefizite können bei Kindern oft zum
                                                                              Besseren verändert werden und eine Energetisierung
                                                                              des Gehirns wird erreicht. Denn – Sie erraten es – die
                                                                              sensorische Stimulation des Gehirns erfolgt überwie­
                                                                              gend durch das Ohr (80 %). Und auch das Gleichge­
                                                                              wichtsorgan, die Vestibula, sitzt in der Gehörschne­
                                                                              cke.
Höhren –        Frühe Bildung des Hörorgans                                      Später als Spitalseelsorgerin begleitete ich auch Ster­
Glasbild von    Unsere Ohren, sie sind ein phantastisches Organ! Die          bende oder Menschen in einem Koma auf Intensivsta­
Felix Hoff-
                Bildung des Hörorgans beginnt bereits zwischen dem            tionen. Die Augen waren geschlossen, Sprechen nicht
manns aus
der ref. Kir-   15. und 18. Tag des Embryos, da ist er erst 2 mm gross!       mehr möglich. Doch oft konnte ich wahrnehmen, dass
che Bellach.    Ab der 22. Schwangerschaftswoche kann der Fötus               sehr wohl gehört wurde, was gesprochen wurde. Feine
Quelle: zVg.    hören (nicht aber sehen). Er hört anders als nach der         Signale, das leichte Flattern von Lidern, ein veränder­
                Geburt, vielleicht eher den Delphinen und Walen ver­          ter Puls, ein anderer Hauttonus, ein Schlucken oder
                gleichbar, welche die Geräusche ausserhalb des Was­           eine veränderte Atmung, manchmal auch nur verän­

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Zuhören - Hinhören - nicht Hören
Thema

derte Kurven auf dem Bildschirm der Intensivstation             Gottes Stimme hören
machten dies wahrnehmbar. Eindrücklich einmal eine              Ob wir als Menschen wieder mehr zu Hörenden wer­
Segens- und Abschiedsfeier auf der Intensivstation im           den sollten? Über meinem Bett hängt seit vielen Jahren
Kreis aller Angehörigen, als plötzlich die Pflegefachfrau       eine Reproduktion des Glasbildes Felix Hoffmanns aus
auf den Bildschirm mit den veränderten Kurven wies.             der ref. Kirche Bellach mit dem Titel Hören. Diese ganz
Interessanterweise «hören» in solchen Momenten                  nach innen gewandte Aufmerksamkeit, das tiefe Lau­
auch schwerhörige Patienten oft wieder (so wie auch             schen, die Heilige Geistkraft als weisse Taube beim
demente Menschen in Sterbeprozessen Augenblicke                 Ohr, erinnern mich immer wieder daran, dass ich als
von luzider Klarheit haben können). Das Hören ist also          Hörende unterwegs bin, hörend auf die Stimme Gottes.
unser erster und zugleich letzter Sinn. Wir Menschen            Alle Gebete sind eine Form von Kommunikation. Psal­
sind zutiefst hörende Wesen.                                    men bitten Gott um Gehör oder wissen darum, dass
                                                                Gott hört, oder sie beklagen sein Schweigen. Gott
Zorn raubt das Hören                                            spricht sein Volk an als eines mit tauben Ohren, das
Sehr vieles von unserer Kommunikation läuft über das            nicht zu hören vermag. Da sind all die Prophetinnen
Gehör. Wir hören und sprechen. Und wir hören nicht              und Propheten, radikal Hörende, die auch Unbeque­
nur die Worte, sondern auch den Klang der Stimme,               mes verkündeten. Und Jesus erweist sich als Hörender,
die Modulation, leise Seufzer, das Sprechtempo, die             indem er sich immer wieder zurückzieht in die Ein­
Emotionen, die sich nicht nur in Worten, sondern auch           samkeit und daraus sein Wirken, sein Reden und Sein
in der Art des Sprechens ausdrücken. Auch unsere                schöpft.
Muttersprache gehört dazu.                                         Ich bin mir bewusst, dass das Hören auf Gott miss­
                                                                braucht werden kann und auch wird. Ich bin skep­
                                                                tisch, wenn Menschen selbstsicher von sich behaup­
      Wenn ich von Zorn erfüllt                                 ten, Gott hätte ihnen das gesagt, sie würden in seinem
                                                                Auftrag handeln. Und dann werden Waffen gesegnet,
      bin, dann kann ich nicht                                  Kriege gutgeheissen, Verfolgung Andersdenkender
                                                                gerechtfertigt, Unterdrückung von Minderheiten
      mehr hören.                                               sanktioniert.
                                                                   Doch ich glaube, Gottes Stimme ist immer eine, die
                                                                wie damals bei Elia auf dem Berg Horeb im Verwehen
Wenn ich über sie nachsinne, kommt mir ein Wort in              eines Windhauchs gehört wird. Stille, nicht Gewalt,
den Sinn, aus meinem berndeutschen Dialekt: «Toube              liegt in ihr. Ihr Ruf ist Liebe, und ihr zu lauschen ge­
si» oder «töibbele» sind Ausdrücke, die deutlich ma­            lingt, wenn wir als Hörende uns auch der Stille aus­
chen, dass jemand wütend oder am Trotzen ist. Und sie           setzen.
haben denselben Wortstamm wie «toub», also gehörlos                Würde es uns vielleicht ergehen wie den Walen und
sein. Und in der Tat, wenn ich von Zorn erfüllt bin,            Delphinen, dass wir friedlicher werden würden, wenn
dann kann ich nicht mehr hören. Ob ich nun als klei­            wir anfangen würden, mehr zu hören. Aufeinander, auf
nes Kind in einem Trotzanfall stecke oder ob ich als            uns selbst, auf Gott, auf die ganze Schöpfung?
erwachsener Mensch von Zorn gepackt bin, ich kann
mein Gegenüber nicht mehr wahrnehmen. Der Zorn
hat mir vorübergehend das Hören geraubt (und er kann
auch das Sehen rauben – «blind vor Zorn»).
                                                                        Gottes Stimme wird im
   Vielleicht zeigt dieser Zusammenhang auch auf, dass                  Verwehen eines Wind-
das Hören viel mit unseren Emotionen zu tun hat. Die
Musik, die mich erfüllte am oben erwähnten Konzert                      hauchs gehört.
löste in mir Gefühle aus, die sich nur schwer beschrei­
ben lassen. Von Ergriffenheit über Staunen und Freude
bis hin zu Einheitsgefühlen. Umgekehrt kann mich Ge­            Und daher vermute ich, heute könnte ich damit umge­
hörtes in Schrecken versetzen, ängstigen, wütend ma­            hen, sollte ich ertauben. Ich würde darunter leiden,
chen oder von einer Qualität sein, in der ich lieber            sehr sogar, aber die inneren Klänge wären immer noch
gerne weghören würde.                                           da, und das Lauschen auf die Stimme von Gottes Lie­
   Hörende Tierarten, die eine reiche, differenzierte           beskraft, dazu braucht es keine äusseren Ohren.
sprachliche Kommunikation haben wie Wale und Del­                 
phine, sind überaus friedliche und soziale Tiere. Wo­                                               Annette Spitzenberg
hingegen Raubtiere oft ein ausgeprägtes Sehvermögen
haben, am Eindrücklichsten sicherlich der Adler, der
seine Beute in der Grösse einer Maus mit drei Kilome­
ter Distanz erkennen kann!

                                                            7                                                       MAGNET Nr.1/2023
Thema

                   Kompetenzzentrum Hören
                     und Kommunikation
             Das Ostschweizer Wohn- und Altersheim für Gehör-
             lose in Trogen, heute «haus vorderdorf», hat sich zu
             einem Kompetenzzentrum rund um Gehör und Kom-
                                                                                                                                         Das speziali-
             munikation entwickelt.
                                                                                                                                         sierte Team
                                                                                                                                         vom haus
             1958 wurde die Stiftung Ostschweizerisches Wohn-                                                                            vorderdorf:
             und Altersheim für Gehörlose Trogen von den gemein­                                                                         Gaby Müller,
             nützigen Gesellschaften beider Appenzell, St. Gallen,                                                                       Ilir Selmanaj,
             Thurgau und Glarus errichtet. Bis zu 45 Personen im                                                                         Ingrid Schei-
                                                                                                                                         ber, Sabine
             Arbeits- und Seniorenalter lebten dort. Mit der Über­
                                                                                                                                         Selmanaj
             nahme der Geschäftsleitung durch Ilir und Sabine Sel­                                                                       und Suzana
             manaj vor 20 Jahren öffnete sich die Institution auch                                                                       Rexhepi.
             für Hörende. Dazu Ilir Selmanaj: «Die Gesellschaft                                                                          Quelle: zVg.
             hatte sich seit 1958 weiterentwickelt, sodass schwer­
             hörige Menschen in gut eingerichteten eigenen Woh­             Verständigungstraining von Pro Audito, um das Gehör
             nungen und auf dem Arbeitsmarkt bestehen konnten.              und somit auch das Gehirn zu schulen. In der heutigen
             Dieser Wandel unterstrich die Namensänderung des               Zeit gibt es unzählige weitere technische Hilfsmittel,
             Gehörlosenheims im Jahr 2004 in ‹haus vorderdorf›.»            wie beispielsweise in Sälen und Kirchen mittels Höran­
                                                                            lagen. Diese werden von Betroffenen selber getestet
             Fachstelle für Gehörlose                                       unter www.proaudito-sg.ch oder www.hoeranlagen.ch
             Die Geschäftsleitung mit Ilir und Sabine Selmanaj und          erfahren Sie mehr darüber. Und hier kommt das «haus
             ihrem Team haben in all den Jahren viel Fachwissen             vorderdorf» wieder ins Spiel. Ihre grosse Fachkompe­
             rund ums Gehör angesammelt. Deshalb kommt es nicht             tenz kann jederzeit abgefragt werden. Zum Team ge­
             von ungefähr, dass sie seit 2011 die Fachstelle für Ge­        hört auch Ingrid Scheiber, sie spricht und übersetzt in
             hörlose St. Gallen im «haus vorderdorf» führen. Ausser­        Gebärdensprache. Sabine Selmanaj freut sich, dass in
             dem bildete sich Sabine Selmanaj vor neun Jahren bei           der Ausbildung in Gesundheitsberufen das Thema Hö­
             «Pro Audito Schweiz» zur Audioagogin aus. Sie hält             ren ebenfalls behandelt wird. «Mein Wunsch ist, dass
             heute noch Vorträge über Hören, Hörverluste und Al­            in Institutionen einmal im Jahr das Hören thematisiert
             tersschwerhörigkeit, bis vor kurzem gab sie Lippenlese-        wird, zum Beispiel am Tag des Hörens!»
             Kurse und Hörtrainings bei Pro Audito in St. Gallen. Das
             Hörtraining nach Cochlea-Implantat gibt sie weiterhin.         Tipps aus Trogen
                                                                            So kann es vorkommen, dass das Gehör beeinträchtigt
             Erste Anzeichen von Altersschwerhörigkeit                      ist, weil ein Ohrpfropf den Gehörgang verstopft. Wich­
             Ein Drittel aller über 65-Jährigen ist schwerhörig. Da­        tig ist beim Kontakt mit Menschen mit Hörbeeinträch­
             bei handelt es sich um einen schleichenden Prozess,            tigung, und das sind ja ein Drittel aller über 65-Jähri­
             der oft erst nach Jahren wahrgenommen wird. Erste              gen, das Sprechen mit Augenkontakt. So kann auch
             Anzeichen zeigen sich oft schon ab dem 40. Altersjahr.         von den Lippen abgelesen werden. Bei Hörgeräten gilt
             Folgen sind ein Zurückziehen von der Gesellschaft bis          es, die Batterien regelmässig zu kontrollieren, es nicht
             hin zu depressiven Stimmungen und verfrühter De­               mit Haarspray zu verkleben, das Schläuchlein und die
             menz. Zeichen für eine Abklärung beim Ohren-Nasen-             Muschel oft zu reinigen und auszublasen. Ausserdem
             Hals Facharzt sind Nachfragen, Denken der Gesprächs­           sitzen die Geräte nur in dem für sie vorgesehenen Ohr,
             partner spreche undeutlich, das Radio und der Fernse­          ein Verwechseln der Seiten kann zu Irritationen füh­
             her müssen immer lauter gestellt werden, Telefon- oder         ren. Um Hausglocken oder Telefonate anzukündigen,
             Haustürklingeln werden nicht mehr gehört ebenso das            sind Lichtsignale im Haus und am Handy leicht zu ins­
             Zwitschern der Vögel.                                          tallieren. Für Gespräche mit Nichthörenden gibt es
                                                                            heute eine App, auf die gesprochen, respektive in die
             Hörgeräte und Verständigungstraining                           getippt werden kann.
             Das frühzeitige Anpassen von geeigneten Hörgeräten
             ist deshalb sehr wichtig. Sinnvoll ist dabei auch ein                                                Isabelle Kürsteiner

MAGNET Nr.1/2023                                                        8
Thema

                               Was hast du gesagt?
               Ich höre noch immer das durchdringende Pfeifen,                 ihnen auf Augenhöhe zu sprechen, musste ich ständig
               das die Predigt des Pfarrers beinahe übertönte.                 nachfragen. Und ich ertappte mich dabei, dass ich ver­
               Sichtlich verlegen gelang es dem älteren Mann nach              mehrt tat, als hätte ich etwas verstanden, obwohl ich
               einiger Zeit, den kleinen Schalter an seinem Hör­               kaum wusste, worüber gesprochen wurde. Dafür er­
               gerät zu betätigen, damit Ruhe einkehrte.                       staunte es mich, dass ich den Autolärm in unserer neuen
                                                                               Wohnung kaum hörte. Erst später gestanden mir unsere
               Weitere Erinnerungen tauchen auf. Da war die betagte            Kinder, dass sie mein abwesender Blick oft irritiert hatte.
               Nachbarin, die seit ihrer Kindheit sehr schlecht hörte.
               Unsere Eltern ermahnten uns, mit ihr langsam, deut­
               lich und laut zu sprechen. Trotzdem spürte ich, dass sie               Das Verdrängen der eigenen
               meistens nicht verstand, was ich sagte. Und ich denke
               an den humorvollen, lebensfreudigen und hellwachen                     Schwerhörigkeit kann
               Senior, der sich an Gesprächen in unserem Familien­
               kreis stets lebhaft beteiligte, gerne lachte und mit Kom­
                                                                                      weitreichende Folgen haben.
               plimenten nicht geizte. Plötzlich wurde er in geselliger
               Runde immer stiller, ernster und schaute missmutig              Risikofaktor Demenz und Einsamkeit
               drein. Wir machten uns Sorgen, befürchteten, es könn­           Und dann las ich folgenden Text: «Das Verdrängen der
               ten Anzeichen von Demenz oder Depressionen sein.                eigenen Schwerhörigkeit kann weitreichende Folgen
               Seine Frau ermutigte ihn, das Gehör prüfen zu lassen.           haben: Das Gehirn gewöhnt sich an das geringere Hör­
               Er benötigte dringend Hörgeräte. Dank diesen wurde              vermögen, dadurch wird der Hörverlust beschleunigt.
               er wieder der charmante, wache Mann mit den schel­              Der Mangel an akustischen Reizen und der soziale
               misch funkelnden Augen. Und ich erinnere mich an                Rückzug können zudem zu einem Abbau der intellek­
               zahlreiche Menschen, denen ich im Laufe der Jahre               tuellen Leistungsfähigkeit führen. Experten bezeich­
               begegnet bin. Menschen, die sich immer mehr zurück­             nen eine nicht versorgte Altersschwerhörigkeit sogar
               gezogen haben, sich nicht trauten nachzufragen, wenn            als einen der Hauptrisikofaktoren für Altersdemenz
               sie etwas nicht verstanden, Veranstaltungen mieden              und Altersdepression. Es ist also wichtig, eine Schwer­
               und langsam vereinsamten, weil sie ihre Schwerhörig­            hörigkeit früh zu erkennen und gegenzusteuern.»
               keit einfach hingenommen haben.
                                                                               Eine neue Lebensqualität
                                                                               Das gab endgültigen den Ausschlag, zu handeln. Abklä­
                                                                               rungen im Hörcenter und beim Arzt ergaben ein klares
                                                                               Resultat. Mein Hörverlust war beträchtlich und die
                                                                               Chancen, dies zu verbessern gut. Ich suchte einen
                                                                               Akustiker, bei dem ich mich wohl fühlte und nutzte die
                                                                               Möglichkeit, verschiedene Systeme und Geräte unver­
                                                                               bindlich zu probieren. Nach etwas Eingewöhnungszeit
                                                                               freundete ich mich mit diesen kleinen, technisch aus­
                                                                               gereiften Hilfsmitteln an. Erst jetzt merkte ich, wie
                                                                               gross die Einschränkungen tatsächlich waren. Ohne
                                                                               die kleinen Geräte habe ich nun das Gefühl, alles durch
Hörgeräte                                                                      ein dickes Wattekissen zu hören. Welch ein Genuss,
führen zu                                                                      diesen Sommer den Gesang der Vögel wieder gehört zu
mehr Lebens-
                                                                               haben. Und was für eine Freude, Gesprächen auch in
qualität.
Quelle:
                                                                               grosser Runde folgen zu können, Kinderstimmen zu
neuroth.com                                                                    verstehen, nicht immer nachfragen zu müssen. Ich
                                                                               kann meine Hörhilfen jederzeit am Smartphone genau
               Die Welt wird still                                             auf meine Bedürfnisse einstellen, ohne dass es jeman­
               Vor einiger Zeit holte es auch mich ein. Im Fernsehen           dem auffällt und nachts werden sie ins Ladegerät ge­
               sprachen plötzlich alle leise und undeutlich. Auch eine         steckt. Und wenn es irgendwo zu lärmig ist, stelle ich
               Zusatzbox und das Erhöhen der Lautstärke halfen nicht.          ab und zu einfach die Lautstärke zurück. Ein kleiner
               Dafür beklagten sich die Familienmitglieder über den            Vorteil gegenüber all jenen, die gut hören!
               unnötigen Lärm. Die Grosskinder redeten auf einmal
               leise und undeutlich. Auch wenn ich mich bemühte, mit                                                     Judith Husistein

                                                                           9                                                         MAGNET Nr.1/2023
Weitblick

    «Du bist ein Gott, der mich sieht.» (Genesis 16,13)
                                                         Gedanken zur Jahreslosung 2023

             Wir wollen gesehen werden. Aufmerk­         aber gleichzeitig eine grosse Nachkom­
             samkeit ist in Beziehungen der Kitt, der    menschaft verspricht und einen starken
             durch Konflikte zusammenhält. Nicht         Sohn, den sie Ismael nennen soll: Gott
             nur wir als Personen wünschen uns           hört. Darauf spricht sie Gott als El-Roi
             Aufmerksamkeit. Auch Unternehmen,           an: «Du bist ein Gott, der mich sieht»
             politische Parteien, Medien, Kirchen        und kehrt zurück in die konfliktschwan­
             wollen wahrgenommen werden. Wer             gere Situation im Hause von Abram und
             gesehen wird, fühlt sich relevant und       Sara. Sie geht als eine von Gott Gesehe­
             bedeutend. Wer nicht wahrgenommen           ne zurück: Sie ist zuversichtlich, dass
             wird, verkümmert oder geht ein.             sie allen Schikanen zum Trotz, einen
                Woran erkennen wir, dass wir gese­       gesunden, starken Jungen gebären wird.
             hen, wahrgenommen werden? Wenn              Gott sieht sie nicht nur, sondern hat sie
             unsere Liebsten uns kleine Aufmerk­         «ersehen». Sie ist ausgewählt. Sie hat       denen, die gar nicht mehr hinsehen          Rita Famos,
             samkeiten widmen, uns Komplimente           einen Platz in der Welt, den ihr Sara        mögen und über denjenigen, die über­        Präsidentin
             machen? Oder auch nur, wenn sie uns         nicht streitig machen kann. Gottes Zu­       sehen wurden. Mit denen, die nach           der Evange-
             richtig zuhören und verstehen?              sage gilt, komme was wolle. Die Um­          Anerkennung heischen und um Auf­            lisch-refor-
                                                         stände mögen grauenhaft sein. Aber                                                       mierten
                Die Jahreslosung stellt einen der vie­                                                merksamkeit streiten, können wir auf­
                                                                                                                                                  Kirche
             len Gottesnamen an den Anfang unseres       Hagar ist mehr als diese Umstände ihr        blicken. Weil da ein umsichtiger Gott
                                                                                                                                                  Schweiz.
             Jahres: El Roi – der Gott des Sehens,       suggerieren und Gott kommt mit ihr           ist.
                                                                                                                                                  Quelle:
             oder wie es die Lutherbibel übersetzt:      ans Ziel.                                        Anstatt uns zu fragen, ob wir auch      Remo Eisner
             «Du bist ein Gott, der mich sieht.» Der        Manchmal wünschen wir uns einen           gesehen werden, können wir zuver­
             biblische Zusammenhang, aus dem die­        anderen Gott. Einen, der die Missstän­       sichtlich und selbstbewusst unseren
             se schöne Aussage hervorgeht, ist je­       de beseitigt, einen, der als strahlender     Auftrag leben: Weil Gott uns sieht und
             doch alles andere als eine unproblemati­    Held eingreift und für Gerechtigkeit         uns dazu ausersehen hat. Ich wünsche
             sche Geschichte. Sara, die Frau Abrams,     sorgt. Manche verlieren ob all dem           uns für dieses Jahr die Aufmerksamkeit
             kann keine Kinder mehr bekommen. An         Schrecklichen in der Welt das Zutrauen       für das, wozu wir ersehen sind. Das
             ihrer Stelle soll ihre Dienerin Hagar zu­   in Gott. Die Jahreslosung will unsere        Selbstverständnis als Menschen, auf die
             sammen mit Abram die Nachkommen­            Hoffnung und Zuversicht stärken, dass        Gott selbst schaut. Das Vertrauen aufzu­
             schaft sichern. Jedoch: Kaum ist Hagar      auch dort, wo wir nicht durchblicken         blicken und den Mut hinzuschauen. Als
             schwanger, wird Sara eifersüchtig. Sie      und weitersehen, Gott uns sieht, mit         einzelne Menschen und zusammen als
             quält ihre Dienerin, bis diese es nicht     uns eine Zukunft im Blick hat und zu         Kirche.
             mehr ertragen kann und flieht.              uns schaut. Er «lässt sein Angesicht
                Auf der Flucht erscheint ihr ein En­     leuchten über uns», wie es im aaroniti­                   Rita Famos, Präsidentin der
             gel, der sie zu Sara zurückschickt, ihr     schen Segen heisst. Über uns und all          Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz

                   Hackbrettbau und Appenzellermusik
                                                   Vortrag und Konzert in der Kirche Grub AR

             Werner Alder, Hackbrettbauer und Gei­       Werner Alder, Hackbrettbauer und Mit­
             gerin Maya Stieger laden zu einem Vor­      glied der Streichmusik Alder, gibt Ein­
             trag und Konzert ein.                       blicke in Geschichte, Bau und in die
                                                         Klangwelt des Hackbretts. Zusammen
             25. Januar 2023, 14.00 Uhr in der           mit Maya Stieger an der Geige geben sie
             Reformierten Kirche Grub AR                 spannende und humorvolle Anekdoten
                                                         zum Hackbrettbau und zur Appenzel­
                                                         lermusik bekannt und unterhalten da­
                                                         zwischen mit löpfigen Melodien.

                                                         Werner Alder und Maya Stieger geben
                                                         Einblick in die Welt der Appenzellermusik.
                                                         Quelle: zVg.

MAGNET Nr.1/2023                                                            10
Weitblick

                Sie wollen ihre Liebe festigen
                                                   Hochzeit in der Kapelle

Als homosexuelles Paar waren sie             dass der Wegzug aus ihrer Heimat eine
lange benachteiligt, mit Einführung          Befreiung war. «Im konservativen Wal­
der «Ehe für alle» sind Stefanie Rufi-       lis fühlte ich mich als lesbische Frau
natscha und Tanja Fux endlich gleich-        nicht willkommen. Ausserdem störte
gestellt. Nun wollen sich die Ex-            mich, dass die katholische Kirche unse­
Katholikinnen in einer reformierten          re Lebensform verurteilt», sagt Fux. In­
Kirche das Ja-Wort geben.                    zwischen sind beide Frauen aus der
                                             katholischen Kirche ausgetreten.
Beim Treffen in der Zürcher Altstadt             Dabei ist Spiritualität für sie weiter
wirken Stefanie Rufinatscha und Tanja        wichtig. «Ich glaube durchaus an Gott
Fux ein bisschen wie ein frisch verlieb­     oder eine höhere Macht. Das Problem
tes Paar. Die beiden Frauen mit Brille       ist für mich die Institution», sagt Rufi­
und Kurzhaarschnitt strahlen sichtlich       natscha. Manchmal mache sich die ka­
Lebensfreude aus. «Wir sind glücklich,       tholische Prägung im Alltag noch im­          Derzeit leben Fux und Rufinatscha           In einer
unsere Beziehung fühlt sich stimmig          mer bemerkbar, schmunzelt sie. «Wir           noch in einer eingetragenen Partner­        kleinen Kapelle
an», bestätigt Tanja Fux diesen Ein­         beide können zum Beispiel an keiner           schaft. Damit haben sie zwar annä­          im Engadin
druck.                                       Kapelle vorbei gehen, ohne eine Kerze         hernd die gleichen Rechte wie andere        wollen
    Seit rund siebeneinhalb Jahren sind      für die Verstorbenen anzuzünden».                                                         Stefanie
                                                                                           Paare. Zugleich sei dieser Status aber
                                                                                                                                       Rufinatscha
sie inzwischen zusammen, kennenge­               Der Glaube war ausschlaggebend da­        stigmatisierend, sagt Fux. «Wenn ich
                                                                                                                                       (links) und
lernt haben sich die Informatikerinnen       für, dass sie sich für eine kirchliche Hei­   im Lebenslauf oder einem Formular
                                                                                                                                       Tanja Fux den
bei der Arbeit. «Wir waren früher in         rat entschieden. Bereits vor einigen Jah­     eingetragene Partnerschaft angebe, ist      Bund der Ehe
der gleichen Firma und durften in Pro­       ren hatte das Paar eine Segnungsfeier         sofort klar, dass ich lesbisch bin. Ich     eingehen.
jekten immer mal wieder zusammen­            erwogen, diese dann aber wegen Coro­          muss mich also outen, bevor man mich        Quelle:
arbeiten. So sind wir uns näher gekom­       na aufgeschoben. Rufinatscha freut sich,      kennt.»                                     Goran Basic
men», sagt Fux.                              dass nun eine Trauung in einer refor­            Wichtig findet Rufinatscha zudem,
   Auch für sie und ihre Partnerin war       mierten Kirche möglich ist – auch für         dass gleichgeschlechtliche Paare seit
der 1. Juli dieses Jahres ein Freudentag.    ausgetretene Katholikinnen. «Es ist uns       der «Ehe für alle» das Recht auf Adop­
Gleichgeschlechtliche Paare liessen die      wichtig, dass unsere Verbindung von           tion und Zugang zur Samenspende ha­
Champagnerkorken          knallen:     Die   Gott gutgeheissen wird und ein Pfarrer        ben. «Dass wir alle Pflichten wie zum
Schweiz führte als eines der letzten         uns dafür den Segen gibt», sagt sie.          Beispiel die Heiratsstrafe haben, aber
westeuropäischen Länder die «Ehe für                                                       von einigen Rechten ausgenommen
alle» ein. «Für uns ist ein Stigma weg­      Kinderwunsch blieb unerfüllt                  sind, hat mein Gerechtigkeitsempfin­
gefallen. Wir haben endlich die glei­        Heute können die beiden Frauen offen          den immer gestört.»
chen Rechte und Pflichten wie alle an­       mit ihrer Homosexualität umgehen.                 Für Rufinatscha und Fux kommt dies
deren Paare», sagt Stefanie Rufinatscha.     Das war nicht immer so. In den 1990er-        allerdings zu spät – ein kleiner Wer­
    Im kommenden Jahr wollen sich Fux        Jahren sei die gesellschaftliche Akzep­       mutstropfen, wie sie sagen. Ein Versuch,
und Rufinatscha das Ja-Wort geben – auf      tanz noch nicht so gross gewesen. Auch        durch Samenspende im Ausland zu ei­
dem Standesamt und in der Kirche. Ge­        in der eigenen Familie wurde die gleich­      nem Kind zu kommen, ist vor ein paar
plant ist eine Feier in kleinen Kreis, mit   geschlechtliche Liebe nicht akzeptiert,       Jahren gescheitert. Inzwischen steht
Familie und engen Freunden. Für die          erinnert sich Fux. «Vor allem meine           diese Option aufgrund ihres Alters nicht
kirchliche Trauung hat sich das Paar ei­     Mutter hatte Mühe damit, dass ich             mehr offen. Auch eine Adoption ist eher
ne malerische Kapelle im Engadin, der        Frauen liebe.» Bei Stefanie Rufinatscha       ausgeschlossen. Denn in der Schweiz
Heimat von Stefanie Rufinatscha, ausge­      kam es gar zum Bruch mit der Mutter.          darf der Altersunterschied zwischen El­
sucht. «Es ist eine Kirche katholischen      «Wir haben uns übel verkracht und             tern und adoptiertem Kind maximal 40
Ursprungs, die heute aber reformiert ist.    konnten das Thema zu ihren Lebzeiten          Jahre betragen. «Daher haben wir uns
Ich fand diese Symbolik spannend, das        nicht mehr bereinigen», sagt sie.             dagegen entschieden», sagt Fux.
passt irgendwie zu uns», sagt Rufinat­          Inzwischen sei die Öffentlichkeit              Sie hätten einem Kind ein schönes
scha.                                        viel toleranter. «Ich habe gelernt: Je un­    Zuhause bieten können, sind Tanja Fux
                                             verkrampfter ich mit dem Thema umge­          und Stefanie Rufinatscha überzeugt. Ihr
Aus der Enge ausgebrochen                    he, umso entspannter ist auch mein            Glück lassen sie sich nicht trüben. «Wir
Beide Frauen sind sie in einem Berg­         Umfeld». Homophobe Übergriffe haben           sind jetzt als Universalgotten und -Tan­
kanton in einem katholischen Umfeld          weder Rufinatscha noch Fux erlebt.            ten unterwegs und hüten die Kinder
aufgewachsen und in jungen Jahren            «Das hängt aber auch damit zusammen,          unserer Geschwister. So können wir die
nach Zürich gekommen. Fux, die einen         dass man als lesbisches Paar ohnehin          Mutterrolle auch ausleben», lacht Fux.
Teil ihrer Jugend in einem Mädchenin­        weniger angefeindet wird als ein schwu­
ternat verbrachte, erinnert sich daran,      les Paar», sagt Rufinatscha.                                     Heimito Nollé, ref.ch

                                                                11                                                             MAGNET Nr.1/2023
Weitblick

                                            Ein Jahr in Palermo
                                            Fotoausstellung in der reformierten Kirche Rehetobel

             Erdmann Habenicht hat ein freiwilli-       Palermo als Stadt hat mir auch sehr gut
             ges soziales Jahr in Palermo in einer      gefallen, das Chaotische und Lebendige
             Einrichtung der Waldenser, der Refor-      ist ein grosser Kontrast zur Schweiz. In
             mierten in Italien, absolviert. Bis Ende   Palermo spielt sich das Leben auf der
             Januar zeigt der junge Hobbyfotograf       Strasse ab. Zwischen schreienden
             in der ref. Kirche in Rehetobel Bilder     Markthändlern drängeln sich Motorol­
             von Palermo. Nachfolgend erzählt er        ler durch die Menschenmenge, auf den
             von seinem Jahr auf Sizilien.              Plätzen sitzen die Menschen bis spät
                                                        abends und trinken Aperol Spritz. Her­
             Meine Erfahrung in Palermo                 untergekommene Häuser wechseln
             Mein Freiwilligendienst in Palermo war     sich mit schönen Palazzi ab und geben
             eine sehr gute Entscheidung. Ich habe      eine schöne Kulisse. So konnte ich mei­
             in diesem Jahr unheimlich viel gelernt     nem Hobby, der Fotografie, in diesem
             und konnte viel mitnehmen. Zusammen        Jahr viel nachgehen.
             mit fünf anderen Freiwilligen habe ich         Mein Auslandsjahr hat mir die Au­
                                                                                                       Erdmann Habenicht, Jahrgang
             im Centro Diaconale La Noce gearbeitet     gen geöffnet. Davor war ich unheimlich
                                                                                                       2002, hat von September 2021
             und gelebt. Ich war im Kindergarten in     in meiner Schulwelt gefangen gewesen,
                                                                                                       bis August 2022 ein freiwilliges
             der Klasse der Dreijährigen eingeteilt     doch in Palermo habe ich gemerkt, dass
                                                                                                       soziales Jahr im Centro Diacolale
             und habe der Lehrerin bei praktisch al­    sich das Leben ausserhalb der Schule
                                                                                                       La Noce in Palermo absolviert.
             lem geholfen. Ich konnte die Kinder ein    abspielt. Auch wenn ich nicht im
             Jahr lang begleiten und habe gesehen,      Wohnheim der minderjährigen Flücht­
             wie sie sich weiterentwickelt haben. Es    linge gearbeitet habe, habe ich doch
             war auch spannend zu sehen, was für        einige Geschichten von Flüchtlingen         schlupf und Betreuung. Im Wohnheim
             Unterschiede es gab, je nachdem aus        mitbekommen und erzählt bekommen            für minderjährige Flüchtlinge wohnen
             welchen Familienverhältnissen die Kin­     und auch das hat mir einen neuen Blick      zwischen 10 und 15 Migranten, die oh­
             der kamen. In diesem Jahr habe ich die     auf die Realität gegeben: es haben nicht    ne Begleitung nach Italien gekommen
             Kinder sehr ins Herz geschlossen und       alle Menschen so gut wie ich. Das Le­       sind. Das Centro bietet ihnen ein Zu­
             der Abschied war sehr traurig.             ben in Palermo ist für viele Leute nicht    hause mit Betreuung und kümmert sich
                                                        einfach, es ist schwierig an Arbeitsplät­   um schulische Ausbildung und Behör­
                                                        ze zu kommen und der öffentliche Nah­       dengänge. Das «Social Housing» ist ein
                                                        verkehr existiert praktisch nicht. Trotz­   Projekt, in dem Migranten, aber auch
                                                        dem sind die Palermitaner lebensfreu­       Italiener und ganze Familien, eine Un­
                                                        dig und freundlich und der Umgang           terkunft und Unterstützung bekommen.
                                                        untereinander ist sehr herzlich.            Das gleiche ist die «Casa Polo» für ehe­
                                                                                                    malige Obdachlose. Das Centro Diaco­
                                                        Centro Diaconale La Noce in Palermo         nale La Noce bietet so vielen Menschen
                                                        Das Centro Diaconale La Noce ist ein        Hilfe an und leistet wertvolle Arbeit, in
                                                                                                                                                Quelle Bilder:
                                                        soziales Zentrum der reformierten Wal­      einem Umfeld, in dem von Staat und          Erdmann
                                                        denser – Kirche in Palermo. Der grösste     Stadt nicht viel zu erwarten ist.           Habenicht

                                                        Sektor ist die Schule mit Kindergarten.
                                                        Beide werden von ca. 200 Kindern be­
                                                        sucht, von denen ein Fünftel aus
                                                        schwierigen       Familienverhältnissen
                                                        kommt. Die Familien, die es sich leisten
                                                        können, zahlen für die Schule und zah­
                                                        len damit für die Kinder mit, die es sich
                                                        nicht leisten können. Mit diesem integ­
                                                        rativen Ansatz werden benachteiligte
                                                        Kinder gefördert und es gibt eine gute
                                                        Durchmischung der Klassen. Daneben
                                                        gibt es auch ein Rehabilitationszentrum,
                                                        in dem Kinder von Heilpädagogen/in­
                                                        nen und Logopäden/innen eine profes­
                                                        sionelle Therapie erhalten. Das Mutter-
                                                        Kind-Haus bietet Müttern mit ihren
                                                        Kindern in Krisensituationen Unter­

MAGNET Nr.1/2023                                                          12
Weitblick

                 Seniorenferien in Interlaken
                                   Kirchgemeinde Appenzeller Hinterland lädt ein

Die Evangelisch-reformierte Kirchge-       Zelle des Nationalheiligen Bruder Klaus.
meinde Appenzeller Hinterland und          Die Seniorenferien begleitet Pfarrerin
Ramsauer Carreisen laden Sie ganz          Johanna Spittler. Wir hoffen, Ihnen sagt
herzlich ein zu den diesjährigen Seni-     das Programm zu, und freuen uns auf
orinnen- und Seniorenferien. Sie fin-      viele Anmeldungen bis 28. Februar
den vom 22. bis 26. Mai 2023 statt.        2023 an:
   Geplant ist ein Aufenthalt im Frei­         Sekretariat der Evang.-ref. Kirch­
lichtmuseum Ballenberg, eine Schiff­       gemeinde Appenzeller Hinterland,
fahrt auf dem Thunersee, ein Ausflug       Poststrasse 14, 9100 Herisau, Telefon:        Weitere Informationen und einen An­
auf die Kleine Scheidegg und ein Be­       071 354 70 60, E-Mail: sekretariat@           meldetalon finden Sie auch auf der
such in der Kapelle Flüeli Ranft mit der   ref-hinterland.ch                             Webseite www.ref-hinterland.ch.

                                                                           Einladung
                                                                           Einladung
                                                                           Einladung
                                                                           Einladung
                                                                           zum festlichen Start der
                                                                           Einladung
                                                                           zum festlichen Start der
                                                                           Einladung
                                                                           neuen
                                                                           zum   Kirchgemeinde
                                                                               festlichen
                                                                           zum festlichen
                                                                           neuen
                                                                                          Start der
                                                                                          Start der
                                                                                 Kirchgemeinde
                                                                           neuen
                                                                           zum       Kirchgemeinde
                                                                                  festlichen   Start  der
                                                                           neuen
                                                                           Sonntag,
                                                                           zum       Kirchgemeinde
                                                                                      15. Januar
                                                                                  festlichen     2023,der
                                                                                               Start   17 Uhr,
                                                                           neuen
                                                                           Sonntag,
                                                                           in der    Kirchgemeinde
                                                                                      15. Januar
                                                                                  reformierten
                                                                           Sonntag,
                                                                                                 2023,Herisau
                                                                                               Kirche  17 Uhr,
                                                                                      15. Januar 2023, 17 Uhr,
                                                                           neuen
                                                                           in der    Kirchgemeinde
                                                                                  reformierten Kirche Herisau
                                                                           Sonntag, 15. Januar 2023, 17 Uhr,
                                                                           in der reformierten Kirche Herisau
                                                                           Sonntag,
                                                                           in
                                                                            • der
                                                                                        15.  Januar
                                                                                    reformierten
                                                                               Jodelchörli
                                                                                                       2023,
                                                                                                     Kirche
                                                                                           Schönengrund,  Band
                                                                                                                17   Uhr,
                                                                                                               Herisau
                                                                                                                 «Impuls»,
                                                                           Sonntag,
                                                                           in
                                                                            • der
                                                                               Heidi
                                                                                        15.Orgel
                                                                               Jodelchörli
                                                                                             Januar
                                                                                    reformierten       2023,
                                                                                                  undKirche
                                                                                     Meier,Schönengrund,
                                                                                                      Klavier,
                                                                                                          Band
                                                                                                                17   Uhr,
                                                                                                               Herisau
                                                                                                               Sibylle Künzle, Gesang
                                                                                                                 «Impuls»,
                                                                           •in
                                                                            • der
                                                                               Heidireformierten
                                                                                     Meier, Orgel undKirche
                                                                               Jodelchörli Schönengrund,
                                                                               Grussadressen              Band Herisau
                                                                                                                 «Impuls»,
                                                                                                      Klavier, Sibylle Künzle, Gesang
                                                                           •• Jodelchörli
                                                                                     Einzug   der Schönengrund,
                                                                                     Heidi Meier,
                                                                                     Grussadressen                 Band
                                                                                                   Orgel und Klavier,
                                                                                                  Holzfiguren             «Impuls»,
                                                                                                                        Sibylle Künzle, Gesang
                                                                                     Heidi Meier,
                                                                            •• Grussadressen
                                                                                     Jodelchörli
                                                                                     «Aus
                                                                                     Einzugvier    Orgel   und
                                                                                                  Schönengrund,
                                                                                              dermach          Klavier,
                                                                                                                   Band Sibylle
                                                                                                        eins oder nie mehr
                                                                                                  Holzfiguren                   Künzle,
                                                                                                                          «Impuls»,
                                                                                                                            allein?»  – Gesang
                                                                             •• Grussadressen
                                                                                     Einzug
                                                                                     Heidi    dermach
                                                                                           Meier,
                                                                                     Jodelchörli  Holzfiguren
                                                                                                   Orgel
                                                                                     Zukunftsgedanken
                                                                                     «Aus   vier           und
                                                                                                  Schönengrund,
                                                                                                           von
                                                                                                        eins   Klavier,
                                                                                                             oder  Band
                                                                                                                Monika
                                                                                                                  nie   Sibylle
                                                                                                                      mehr      Künzle,
                                                                                                                          «Impuls»,
                                                                                                                        Wilhelm,      – Gesang
                                                                                                                                  Pfarrerin
                                                                                                                            allein?»        und
                                                                              • «Aus Einzug
                                                                                     Autorin  der
                                                                                            vier
                                                                                     Grussadressen
                                                                                     Heidi Meier,
                                                                                              des Holzfiguren
                                                                                                 mach
                                                                                                   Orgel
                                                                                                   Buchs
                                                                                     Zukunftsgedanken   eins oder
                                                                                                           und    nie mehr
                                                                                                               Klavier,     allein?»
                                                                                                                        Sibylle
                                                                                                           «Gemeindeentwicklung
                                                                                                           von  Monika  Wilhelm,    in– 7Gesang
                                                                                                                                Künzle,   Tagen»
                                                                                                                                  Pfarrerin und
                                                                              •• «AusEinzug
                                                                                     Autorinvier
                                                                                              dermach
                                                                                     Zukunftsgedanken
                                                                                     Grussadressen
                                                                                     Wurst   und
                                                                                              des       eins
                                                                                                  Holzfiguren
                                                                                                  Brot im
                                                                                                   Buchs     oder
                                                                                                           von    nie mehr
                                                                                                                Monika
                                                                                                           Kirchgemeindehausallein?»
                                                                                                                        Wilhelm,
                                                                                                           «Gemeindeentwicklung     in– 7 Tagen»
                                                                                                                                  Pfarrerin und
                                                                                     Zukunftsgedanken
                                                                               •• Autorin
                                                                                     «Aus
                                                                                     Wurstvier
                                                                                     Einzug   des
                                                                                              der
                                                                                             und   Buchs
                                                                                                 mach      von
                                                                                                        eins
                                                                                                  Holzfiguren
                                                                                                  Brot im       Monika
                                                                                                             oder       Wilhelm,
                                                                                                           «Gemeindeentwicklung
                                                                                                                  nie mehr
                                                                                                           Kirchgemeindehaus      Pfarrerin
                                                                                                                            allein?»        und
                                                                                                                                    in– 7 Tagen»
                                                                                • Autorin
                                                                                     Wurst
                                                                                     «Aus vierdes
                                                                                             und   Buchs
                                                                                                  Brot
                                                                                     Zukunftsgedanken
                                                                                                 mach  im  «Gemeindeentwicklung
                                                                                                           Kirchgemeindehaus
                                                                                                           von
                                                                                                        eins    Monika
                                                                                                             oder       Wilhelm,
                                                                                                                  nie mehr          in– 7 Tagen»
                                                                                                                                  Pfarrerin
                                                                                                                            allein?»        und
                                                                                • Wurst
                                                                                     Autorin und
                                                                                              desBrot  im Kirchgemeindehaus
                                                                                                   Buchs
                                                                                     Zukunftsgedanken      «Gemeindeentwicklung     in 7 Tagen»
                                                                                                           von Monika Wilhelm, Pfarrerin    und
                                                                                • Wurst
                                                                                     Autorinund
                                                                                              desBrot  im Kirchgemeindehaus
                                                                                                   Buchs   «Gemeindeentwicklung in 7 Tagen»
                                                                                •DieWurst    und Brot im Kirchgemeindehaus
                                                                                      Kirchenvorsteherschaft
                                                                                 freut sich  auf Sie!
                                                                                 Die Kirchenvorsteherschaft
                                                                                 Die
                                                                                 freutKirchenvorsteherschaft
                                                                                       sich auf Sie!
                                                                                 Die Kirchenvorsteherschaft
                                                                                 freut sich auf Sie!
                                                                                 freut sich auf Sie!
                                                                                 Die Kirchenvorsteherschaft
                                                                                 freut sich auf Sie!
                                                                                 Die Kirchenvorsteherschaft
                                                                                 freut sich auf Sie!

                                                             13                                                                    MAGNET Nr.1/2023
Weitblick

                        Kirchliches Umweltmanagement
                                                          Lehrgang 2023 startet im Februar

             Von Februar bis Juni 2023 bietet die         Jede Kirchgemeinde legt die Schwer­        sierte sind willkommen; eine oder meh­
             oeku (Kirchen für die Umwelt) einen          punkte ihrer Umweltarbeit selber fest.     rere Personen pro Kirchgemeinde, Vor­
             Lehrgang «Kirchliches Umweltma-                                                         kenntnisse werden nicht vorausgesetzt.
             nagement» an. An sechs Kurstagen             Kirchgemeinden entdecken
             erfahren die Teilnehmenden, wie sie          Umweltmanagement                           Referenten
             in 10 Schritten eine Kirchgemeinde           Der Lehrgang «Kirchliches Umweltma­        Milena Hartmann und Andreas Frei
             zusammen mit dem Umweltteam                  nagement» richtet sich an Personen, die    (Umweltbeauftragte oeku Kirchen für
             zum Zertifikat Grüner Güggel leiten          ihre Kirchgemeinde zum Umweltlabel         die Umwelt) sowie weitere Referenten.
             und begleiten.                               Grüner Güggel führen wollen. Mit dem       An den Kurstagen berichten die örtli­
                                                          erworbenen Wissen leiten und beglei­       chen Mitglieder der Umweltteams von
             Kirchgemeinden übernehmen zuneh­             ten die Teilnehmenden das Umweltteam       ihren Erfahrungen.
             mend Verantwortung für «unser ge­            einer Kirchgemeinde. Dieses Umwelt­
             meinsames Haus» (Laudato si). Doch           team ist der Motor, der mit Unterstüt­     Kosten
             was können Kirchgemeinden zur Be­            zung der Behörden die kirchliche Um­       Die Lehrgangskosten betragen CHF 1 280
             wahrung der Schöpfung tun? Das Um­           weltarbeit voranbringt. Der Lehrgang ist   (inkl. Dokumentation und Verpflegung).
             weltzertifikat «Grüner Güggel» ist eine      geeignet für Mitglieder der Kirchenpfle­   Die Kosten sind bis vier Wochen vor Kurs­
             mögliche Antwort. Es zeichnet Kirchge­       ge, des Seelsorge oder Sigristenteams,     beginn zu überweisen. Eine schriftliche
             meinden aus, die ein vorgegebenes 10-        für kirchliche Angestellte oder Ehren­     Abmeldung bis vier Wochen vor dem ers­
             Punkte-Programm erarbeiten und dieses        amtliche. Vorkenntnisse werden nicht       ten Kurstag ist ohne Kostenfolge möglich.
             in einem Audit prüfen lassen. Ziel ist die   vorausgesetzt, die Verbindung mit einer    Bis zwei Wochen vor Kursbeginn werden
             Verbesserung der Umweltleistung der          lokalen Kirchgemeinde ist erwünscht.       50 % der Kurskosten verrechnet. Bei spä­
             Kirchgemeinde, sei es beim Energiever­       Der Lehrgang findet an Orten statt, die    terer oder fehlender Abmeldung wird der
             brauch, bei der Förderung der Vielfalt       im Umweltmanagement bereits aktiv          volle Betrag in Rechnung gestellt. Bis zum
             von einheimischen Pflanzen und Tieren,       sind. So lernen die Teilnehmenden prak­    Kursbeginn kann ein:e Ersatzteilnehmer:in
             beim Einkauf von umweltgerechten Pro­        tische Beispiele und die involvierten      gemeldet werden. Der Lehrgang kann
             dukten oder bei der Abfalltrennung. Die      Personen kennen. Sie erwerben in die­      dank der Unterstützung von Energie­
             Ziele und Massnahmen werden von ei­          sem Kurs das Knowhow, um Kirchge­          Schweiz und verschiedenen Landeskir­
             nem Umweltteam vor Ort erarbeitet und        meinden selbständig zum Zertifikat Grü­    chen angeboten werden.
             in einem Umweltprogramm festgelegt.          ner Güggel zu begleiten. Die Teilneh­
                                                          menden erhalten ein Kursattest.            Kontakt
                                                                                                     Informationen zum UMS Grüner Güg­
                                                          Zielgruppe                                 gel und zum Lehrgang «Kirchliches
                                                          Mitglieder von kirchlichen Behörden,       Umweltmanagement» bei der Fachstel­
                                                          kirchliche Angestellte, Seelsorgende,      le oeku Kirchen für die Umwelt:
                                                          Sigristinnen oder Sakristane, Ehrenamt­    031 398 23 45, info@oeku.ch, Web­
                                                          liche. An nachhaltiger Kirche Interes­     link: grüner-güggel.ch

                   Energieverschwendung führt                                                                               KlimaGerechtigkeit-jetzt.ch

                     zu Überschwemmungen.                                                                                   Jetzt spenden
                                                                                                                            PK 60-707707-2

  RZ_Klima_OEK22_182x58_ZS_COATED_D.indd 1                                                                                                        16.12.21 10:44

MAGNET Nr.1/2023                                                            14
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