1|172|171|19 - Formate der Hochschulweiterbildung SCHWERPUNKTTHEMA: Zeitschrift Hochschule ...

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Zeitschrift
Hochschule und
Weiterbildung
                   WWW.HOCHSCHULE-UND-WEITERBILDUNG.NET

                 SCHWERPUNKTTHEMA:

                 Formate der
                 Hochschulweiterbildung
Impressum

    Die Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung (ZHWB) ist die führende deutschsprachige Zeitschrift für Themen der
    wissenschaftlichen Weiterbildung und erscheint halbjährlich als Open-Access-Journal.

    Herausgeber

    Deutsche Gesellschaft für
    wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium e.V.
    Universitätsplatz 12
    D-34109 Kassel

    Geschäftsführender Herausgeber

    Prof. Dr. Wolfgang Jütte
    Universität Bielefeld

    Redaktion

    Wolfgang Jütte, Prof. Dr.
    Universität Bielefeld

    Maria Kondratjuk, Dr.
    Martin-Luther-Unviversität Halle-Wittenberg

    Claudia Lobe, Dr.
    Universität Bielefeld

    Mandy Schulze, Prof. Dr.
    Hochschule Zittau/Görlitz

    Therese E. Zimmermann, Dr.
    Universität Bern

    Redaktionsassistenz

    Kirsten Meyer, Dipl. Päd.
    Universität Bielefeld

    Mailadresse der Redaktion:
    zhwb@dgwf.net

    © Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung 1 | 2019
!   Juli 2019
    e-ISSN 2567-2673
    ISSN: 0174-5859

    Satz
    Svenja Klau
SCHWERPUNKTTHEMA:

Formate der
Hochschulweiterbildung
2

    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
Inhaltsverzeichnis · 3

Inhaltsverzeichnis

7	Editorial

7       WOLFGANG JÜTTE, CLAUDIA LOBE

        Stichwort: Formate der Hochschulweiterbildung

12	Thema
        Formate der Hochschulweiterbildung

12      BERNHARD CHRISTMANN

        Funktion und Gestaltung von Formaten wissenschaftlicher Weiterbildung

22	THERESE E. ZIMMERMANN

        Die Weiterbildungsformate CAS, DAS und MAS in der Schweizer Hochschullandschaft
        Eine Betrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln

30      KIRSTEN MEYER, MARKUS WALBER, WOLFGANG JÜTTE

        Weiterbildungsstudiengänge als Formate der interaktionalen Professionalisierung
        Eine empirische Beobachtung

40	ANITA MÖRTH, EVA CENDON

        Theorie-Praxis-Verzahnung als zentrales Element von Formaten wissenschaftlicher Weiterbildung

48	LISA LIEBKE, RENATE STROHMER, HEIKE LAUBER, ANDREA WINZER, VERONIKA STRITTMATTER-HAUBOLD, JENS J. KADEN

        Weiterbildung von Hochschuldozierenden in der medizinischen Lehre
        Ein Blended-Learning basiertes Format

56      Dokumente

56      Struktur und Transparenz von Angeboten der wissenschaftlichen Weiterbildung an
        Hochschulen in Deutschland
        Empfehlung der DGWF, beschlossen vom erweiterten Vorstand in Köln am 5. September 2018

                               ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
4 · Inhaltsverzeichnis

58      Publikationen

59      Buchbesprechungen

64	Aus der Fachgesellschaft

64      DGWF Vorstand kommentiert: Formate in der wissenschaftlichen Weiterbildung

66      Die DGWF-Jahrestagungen als Format für Wissensaustausch und Vernetzung
        Eine Zeitreihenanalyse unter Berücksichtigung der aktuellen Evaluationsdaten der
        DGWF-Jahrestagung 2018 an der Technischen Hochschule Köln

73      Forschung im Spannungsfeld von Erkenntnis- und Verwertungsinteresse
        Bericht zur 7. Forschungswerkstatt wissenschaftliche Weiterbildung der AG Forschung in der DGWF
        12. bis 13. April 2019 an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

75	Verzeichnis der Autor_innen

                                   ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
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ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
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    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
EDITORIAL · 7

Stichwort: Formate der Hochschulweiterbildung
WOLFGANG JÜTTE
CLAUDIA LOBE

Begriffliche Annäherung                                     Formatbegriff in der wissenschaftlichen
Ungeachtet der zentralen Funktion von Formaten im Feld wis- Weiterbildung
 senschaftlicher Weiterbildung sind die Begriffsschattierungen                Grundlegend und systematisierend hat sich vor allem Christ-
 vielfältig. Häufig werden Begriffe der „Angebotsformen“ und                  mann (2018) mit dem Thema der Formate in der wissenschaft-
„Formate“ synonym verwendet; jedoch gewinnt zunehmend der                     lichen Weiterbildung auseinandergesetzt (siehe auch seinen
 Format-Begriff an Bedeutung (Christmann, 2018, S. 3).                        Beitrag in diesem Heft). Mit ihm kann festgehalten werden:

Wenn wir uns zunächst mit einem gewissen Abstand dem                                „Der Begriff Format bezeichnet allgemein eine Vorga-
Begriff nähern, dann fällt auf, dass der Format-Begriff be-                          be an Form, Größe oder Struktur einer Sache. Es geht
sonders im Bereich der Medien verankert ist – und damit                              vorrangig um zählbare Merkmale, die der eindeutigen
verschiedentlich als Referenzfolie für pädagogische Forma-                           Beschreibung dienen. Bezogen auf Studienangebote
te dient (Schäffter, 2009; Wildt, 2006). TV-Formate wie die                          sind dies z.B. Anforderungen hinsichtlich der Größe
Nachrichten-Sendung, die Talk-Show, die Dokumentation,                               über den Studienumfang und die Studiendauer, ge-
ja selbst der „Tatort“, sind charakterisiert durch profilgeben-                      messen in Stundenaufwand (Workload) und dafür
de Qualitätsdimensionen. Auch für Felder pädagogischen                               vergebene Leistungspunkte“ (Christmann, 2018, S. 2).
Handelns lassen sich prototypische Formate finden, bspw. in
der Beratung (Coaching, Supervision, Consulting etc.) oder
                                                                              Wie bereits oben dargelegt wurde, sind damit Erwartungs-
im Bereich digitaler Bildungsformate (Blended Learning,
                                                                              haltungen verbunden, „die
MOOCS, Erklärfilme etc.), wobei dieser nicht zuletzt auf-
grund seiner Dynamik als „Format-Dschungel“ (Robes, 2017)                       --   Vergleichbarkeit und Bewertung und damit auch
bezeichnet wird.                                                                     Qualitätssicherung ermöglichen,
                                                                                --   Orientierung geben und Anleitung bei der Ent-
Für eine grundsätzlichere Klärung ist die heuristische Unter-                        wicklung, Ausgestaltung und Durchführung eines
scheidung zwischen Formaten und Verfahren von Wildt (2006)                           Studienangebotes seitens der Anbieter und
aufschlussreich: „Formate betreffen – bildhaft ausgedrückt                      --   Transparenz vermitteln bezüglich Anforderungen
als ‚Hardware‘ verdrahtete – Handlungsverkettungen, die als                          und Nutzen seitens der Abnehmer“ (Christmann,
Regeln in die Institution eingeschrieben sind. Darüber hinaus                        2018, S. 2).
betreffen sie das ganze Gefüge von Bedingungen, unter denen
interaktives Handeln stattfindet“ (Wildt, 2006, S. 16). In Bezug Insofern ist es wenig verwunderlich, dass die Fachgesell-
auf den Formatbegriff in den Medien lässt sich dies auf Insti- schaft DGWF sich schon früh den Fragen nach Angebots-
tutionen übertragen als „den Zuschnitt der Dienstleistungen, formen und -formaten zugewandt hat. Dazu zählen zunächst
die in Institutionen von spezialisierten Berufsangehörigen – angetrieben durch die Reorganisation der Studienstruktur
gegenüber denjenigen erbracht werden, die die Dienstleistun- in Folge des Bologna-Prozesses – die „DGWF-Empfehlungen
gen in Anspruch nehmen. Sind diese Dienstleistungen in ein       zu Formaten wissenschaftlicher Weiterbildung“ (DGWF,
bestimmtes Format eingepasst, wird dadurch die Erwartungs- 2010). Sie lassen sich rückblickend auch als ein Versuch lesen,
haltung aufgebaut“ (Wildt, 2006, S. 17).                         auf neu aufgetauchte Strukturfragen Antworten zu finden.1

1
    Als Fragen werden aufgelistet: „Soll es weiterbildende Bachelor-Studiengänge geben? Sind Masterstudiengänge insgesamt als Weiterbildung zu behandeln?
    Welchen Umfang sollen weiterbildende Masterstudiengänge haben? Wie können im Studium – als Lernen in der Hochschule – vorgängige, in der Berufs-
    ausbildung oder auf andere Art erworbene Kompetenzen angerechnet werden? Wie werden Weiterbildungsanteile in die konsekutive BA-/MA-Struktur
    einbezogen? Wie können Übergangsmöglichkeiten zwischen Beruf, Berufsausbildung, Bachelor und Master, sowie zu gleichzeitiger oder anschließender
    Berufstätigkeit gestaltet und gesichert werden?“ (DGWF, 2010, S. 2).

                                         ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
8 · EDITORIAL

Das Dokument „Struktur und Transparenz von Angeboten                ihrer Zeitformate (Fürst, 2017) oder ihrer Funktionen. Das
der wissenschaftlichen Weiterbildung an Hochschulen in              Potenzial des Vorgehens kann beispielhaft anhand der Cha-
Deutschland“ (DGWF, 2018) (abgedruckt im aktuellen Heft)            rakterisierung des „Kurses“ von Kade und Nolda „als für das
ist dagegen weitaus stärker vom Bemühen der Strukturbil-            organisierte Lernen Erwachsener prototypische Sozialform“
dung geprägt, wie es bereits im ersten Satz deutlich wird: „Die     (Kade & Nolda, 2015, S. 143) aufgezeigt werden. Letztlich geht
DGWF hat das Anliegen, die Vielfalt der Weiterbildungs-             es um Fragen der Formatentwicklung: das Spektrum reicht
angebote, -formate und -abschlüsse der Hochschulen über-            von der Auseinandersetzung mit innovativen Formaten
sichtlich und transparent zu gestalten. Sie legt deshalb einen      bis hin zu einrichtungsübergreifenden Formaten wie das
Vorschlag vor, wie die differenzierten Angebote strukturiert        duale (Weiterbildungs-) Studium (Kamm, Lenz & Spexard,
und mit Blick auf Formate und Abschlüsse geclustert und             2015). Dabei könnte auch der Systembezug der Formate mit
benannt werden können“ (DGWF, 2018, S. 1). Bei der Ent-             in den Blick genommen werden, bspw. wenn Weber (2018)
wicklung des Vorschlags wurden auf die Entwicklungen des            im Systembezug zur Welt der Arbeit professionsorientierte,
Schweizer Modells (siehe dazu auch den Beitrag von Zimmer-          tätigkeitsfeldorientiert und funktionsorientierte Angebote
mann in diesem Heft) zurückgegriffen. Auch in Österreich            unterscheidet.
sind Fragen von Formaten virulent (Gornik, 2018).
                                                                    Für eine intensivere Beschäftigung mit Fragen pädagogisch-
Das Bemühen um eine stärkere Systematisierung entspringt            didaktischer Gestaltung sensibilisiert das Konzept der Pro-
zweifellos auch exogenen Anforderungen, wenn bspw. in ei-           grammformate, so wie es von Schäffter (2009) in der Erwach-
nem nationalen (Weiter-)Bildungsmonitoring Angebote und             senenbildung entfaltet wurde und dessen vier allgemeine
Nachfrage auszuweisen sind: „Datenbasiertes, steuerungsre-          Merkmale hier auszugsweise wiedergegeben werden:
levantes empirisches Wissen zu den verschiedenen Themen-
feldern, Angebotsformaten und Beteiligungsstrukturen in                  „(1) Im Mittelpunkt steht zunächst eine integrative or-
der wissenschaftlichen Weiterbildung ist also auf der Grund-              ganisationale Dimension. […]
lage der heute verfügbaren hochschul- und weiterbildungs-
spezifischen Datenquellen weder im erforderlichen Umfang                 (2) Zweitens stellt sich die Frage nach der dem Format
noch in der notwendigen Datenqualität verfügbar“ (Widany,                zugrunde liegenden handlungsleitenden l‘idée direc-
Wolter & Dollhausen, 2018, S. 3).                                        trice, d.h. der Leitidee, aus der die gesellschaftlich le-
                                                                         gitimierende Begründung und die im Format gültige
Die Dokumente der DGWF zeugen ebenso wie die vorliegen-                  Funktionsbestimmung von Erwachsenenlernen hervor-
den Beiträge von einem Diskurs, in dem sowohl die Vorteile               geht. […]
einer stärkeren Standardisierung als auch die Gefahren der
Engführung eines von der Angebotsvielfalt lebenden Be-                   (3) Die Bestimmung und Ausgestaltung von Pro-
reichs thematisiert werden.                                              grammformaten beschränkt sich nicht allein auf eine
                                                                         organisationale und eine programmatische Ebene,
                                                                         sondern hat beide Aspekte letztlich in ihrer lebens-
Programmformate lebenslangen Lernens                                     weltlichen Fundierung abzusichern. […]
Die vom Wissenschaftsrat 2019 vorgelegten „Empfehlungen
zu hochschulischer Weiterbildung als Teil des lebenslangen               (4) Schließlich laufen alle Gestaltungsbemühungen
Lernens“ fordern die Hochschulen auf, „ihr Selbstbild als                des erwachsenenpädagogischen Programmformats in
Anbieter für Vollzeitstudierende in der Erstausbildung zu                ihrem konkreten Design auf einen vierten Aspekt hin-
erweitern und sich der Normalität von berufsbegleitendem                 aus: Wie lässt sich eigentlich die spezifische Leistung
Studieren sowie Weiterbildung und lebenslangem Lernen                    des Formats beschreiben?“ (Schäffter, 2009, S. 33-34).
stärker zu öffnen“ (Wissenschaftsrat, 2019, S. 84). Eine konse-
quentere Ausrichtung der wissenschaftlichen Weiterbildung           Damit wird der Blick stärker auf die Angebotsentwicklung
auf das Konzept des lebenslangen Lernens ist jedoch folgen-         und Programmplanung in der wissenschaftlichen Weiterbil-
reich: „Formate sind die Bausteine des lebensbegleitenden           dung (Reich-Claassen, 2018) gelenkt; einem Thema, dem wir
Lernens. An ihnen entscheidet es sich, ob das Studieren ne-         zukünftig einen eigenen Schwerpunkt widmen werden.
ben Beruf, Familie und zivilgesellschaftlichem Engagement
erfolgreich umgesetzt werden kann“ (siehe Kommentar von
Vierzigmann, Lehmann & Vergara in diesem Heft).                     Zum vorliegenden Heft
                                                                    Bernhard Christmann und Therese E. Zimmermann geben
Aus Sicht der Weiterbildungsforschung stellt sich die Auf-          jeweils einen Einblick in nationale Format-Strukturen in der
gabe, die Debatte um Formate stärker inhaltlich weiterzu-           Hochschulweiterbildung. Bernhard Christmann skizziert
treiben. Wünschenswert wäre etwa die Entwicklung eines              die deutsche Hochschullandschaft und stellt dabei vor allem
heuristischen Rasters prototypischer Formate, bspw. auf Ba-         die aktuelle Format-Vielfalt und damit verbundene Standar-
sis ihrer jeweiligen Sozialformen des Lehrens und Lernens,          disierungsbedarfe heraus. Er geht der Frage nach, welchen

                                       ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
EDITORIAL · 9

Anforderungen sich Hochschulen grundsätzlich bei der Ge-          terten Vorstand in Köln am 5. September 2018 beschlossen
staltung von Angebotsformaten gegenübersehen und welche           wurde. Ziel des Strukturierungsvorschlags ist es, die Ver-
Standardisierungsbemühungen und -barrieren sich derzeit           ständlichkeit und Vergleichbarkeit für Anbieter und Nach-
abzeichnen. Der Artikel bietet damit einen Überblick über         frager_innen zu erhöhen, ohne die Durchlässigkeit im Sys-
den Stand der Forschung und aktuelle Standardisierungs-           tem einzuschränken. In einem eigenen Kommentar zum
Diskurse im Feld. In der Schweiz ist eine Standardisierung        Themenheft in der Rubrik „Aus der Fachgesellschaft“ poin-
der Formate bereits gelungen. CAS-, DAS- und MAS-Studien-         tieren Gabriele Vierzigmann, Burkhard Lehmann und Silke
gänge (Certificate, Diploma und Master of Advanced Studies)       Vergara diese Position und stellen weitere damit verbundene
schreiben hier schon eine ca. 20-jährige Erfolgsgeschichte,       Aktivitäten der DGWF vor. Den Analysefokus „Formate“
die Therese E. Zimmermann in ihrem Beitrag rekonstruiert          legen Claudia Lobe und Markus Walber auch auf die Zeit-
und auf ihre Gelingensbedingungen befragt. Anhand der             reihenanalyse zu den DGWF Jahrestagungen an, die um die
Einträge der CAS-, DAS-und MAS-Angebote in der Daten-             aktuellen Evaluationsdaten zur Jahrestagung 2018 ergänzt
bank von www.swissuniversities.ch zeichnet sie zudem eine         wurden. Angesichts veränderter Teilnehmerstrukturen und
empirische Momentaufnahme zur Verteilung der Angebote             austauschorientierter Formate hat die Jahrestagung zuletzt
auf Hochschultypen und Themenfelder.                              an diskursivem Profil gewonnen.

Es folgen Beiträge, die die Relationierung von Wissenschaft
und Praxis als besondere Funktion wissenschaftlicher Weiter-      Literatur
bildungsformate in den Blick nehmen. Kirsten Meyer, Markus        Christmann, B. (2018). Angebotsformen und Formate wissen-
Walber und Wolfgang Jütte untersuchen weiterbildende Mas-           schaftlicher Weiterbildung. In W. Jütte & M. Rohs (Hrsg.),
terstudiengänge als Formate der interaktionalen Professio-          Handbuch Wissenschaftliche Weiterbildung (S. 1–16). Wiesba-
nalisierung. Anhand einer qualitativen Interview-Studie mit         den: Springer Fachmedien. doi:10.1007/978-3-658-17674-
Weiterbildungsstudierenden werden Professionalisierungsef-          7_13-1_
fekte weiterbildender Masterstudiengänge sichtbar gemacht.
In einem wissenstheoretischen Zugriff werden Gelegenheits-        DGWF. (2010). DGWF-Empfehlungen zu Formaten wissen-
strukturen identifiziert, in denen eine Relationierung von          schaftlicher Weiterbildung. Abgerufen am 19. Juli 2019 von
wissenschaftlichem Wissen und (berufs-)praktischem Wissen           https://www.dgwf.net/files/web/service/DGWF-empfeh-
gelingt. Anita Mörth und Eva Cendon beleuchten Fragen der           lungen_formate_12_2010.pdf
Theorie-Praxis-Verzahnung vorwiegend aus Anbieterperspek-
tive. Sie fragen danach, in welchen konkreten didaktischen        DGWF. (2018). Struktur und Transparenz von Angeboten der wis-
Formaten (z.B. Fallstudien, Planspiele, Labore) und Lehr-           senschaftlichen Weiterbildung an Hochschulen in Deutschland.
Lern-Interaktionen die Verknüpfung von theoretisch-wis-             Abgerufen am 19. Juli 2019 von https://www.dgwf.net/files/
senschaftlichem mit beruflichem Wissen vorgesehen ist. Als          web/service/publikationen/DGWF_WB-Abschluesse.pdf
Datenmaterial dienen vorwiegend Dokumentenanalysen ver-
schiedener Studienangebote, aber auch vertiefende Fallstudi-      Fürst, C. (2017). Zeitformate in der wissenschaftlichen Wei-
en anhand von Interviews mit Studierenden, Lehrenden und            terbildung. In W. Seitter (Hrsg.), Zeit in der wissenschaftli-
Programmleitungen. Im Ergebnis wird die Berücksichtigung            chen Weiterbildung. Theorie und Empirie Lebenslangen Ler-
von beruflichen Wissens- und Handlungslogiken in Lehr-              nens (S. 87-117). Wiesbaden: Springer VS.
Lern-Interaktionen an zwei Lernorten aufgezeigt: am Lernort
Hochschule und am Lernort Praxis.                                 Gornik, E. (2018). Wissenschaftliche Weiterbildung in Ös-
                                                                    terreich. In W. Jütte & M. Rohs (Hrsg.), Handbuch Wissen-
Der abschließende Beitrag von Lisa Liebke, Renate Strohmer,         schaftliche Weiterbildung (S. 1–21). Wiesbaden: Springer
Heike Lauber, Andrea Winzer, Veronika Strittmatter-Hau-             Fachmedien. doi:10.1007/978-3-658-17674-7_32-1_
bold und Jens J. Kaden zeigt exemplarisch, wie spezifische
Herausforderungen für die hochschuldidaktische Weiterbil-         Kade, J., & Nolda, S. (2015). Kurse. In J. Dinkelaker & A. von
dung (hier: in der Medizin) mit entsprechenden Gestaltungs-         Hippel (Hrsg.), Erwachsenenbildung in Grundbegriffen.
merkmalen des Angebotsformats adressiert werden können.             (S. 143–149). Stuttgart: Kohlhammer.
Der Heterogenität der Lehrenden und ihrer unterschiedli-
chen Lehrwirklichkeiten bei gleichzeitig knappen zeitlichen       Kamm, C., Lenz, K., & Spexard, A. (2015). „Duale Weiterbil-
Ressourcen wird mit einem modularen Blended-Learning-               dung“ Duale Studienformate als Form der Hochschulwei-
Konzept und kollegialem Coaching begegnet.                          terbildung? Hochschule und Weiterbildung, (1), 32–37.

Ergänzt wird der Thementeil durch Dokumente und Beiträ-           Reich-Claassen, J. (2018). Angebotsentwicklung und Pro-
ge aus der Fachgesellschaft. In der Rubrik „Dokumente“ ist           grammplanung in der wissenschaftlichen Weiterbildung.
das Arbeitspapier der DGWF zur Struktur und Transparenz             In W. Jütte & M. Rohs (Hrsg.), Handbuch Wissenschaftliche
von Angeboten der wissenschaftlichen Weiterbildung an               Weiterbildung (S. 1–20). Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Hochschulen in Deutschland abgedruckt, das vom erwei-                doi:10.1007/978-3-658-17674-7_18-1

                                 ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
10 · EDITORIAL

Robes, J. (2017). Mein Wochenausklang: Wege durch den Format-
  Dschungel. Weiterbildungsblog. Abgerufen am 19. Juli 2019
  von https://weiterbildungsblog.de/blog/2017/10/06/mein-
  wochenausklang-wege-durch-den-format-dschungel/

Schäffter, O. (2009). Lernort Gemeinde – ein Format Werte
   entwickelnder Erwachsenenbildung. In A. Mörchen &
  M. Tolksdorf (Hrsg.), Lernort Gemeinde. Ein neues Format der
  Erwachsenenbildung (S. 21–40). Bielefeld: W. Bertelsmann.

Weber, K. (2018). Differenzierung, Systembezug und Dy-
  namik der wissenschaftlichen Weiterbildung. In W. Jüt-
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                                                                                                                    Autor_innen
                                                                                                            Prof. Dr. Wolfgang Jütte
                                                                                                    wolfgang.juette@uni-bielefeld.de

                                                                                                                   Dr. Claudia Lobe
                                                                                                       claudia.lobe@uni-bielefeld.de

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ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
12 · THEMA

Funktion und Gestaltung von Formaten
wissenschaftlicher Weiterbildung1
BERNHARD CHRISTMANN

    Kurz zusammengefasst …                                                   und Formaten zu berücksichtigen. Die Herstellung einer
                                                                             Balance zwischen der Vielfalt und flexiblen Nutzung von
    Nach einer längeren Zeit der Kontinuität unterliegen Forma-              Formaten, die auch eine Durchlässigkeit bietet, und der
    te wissenschaftlicher Weiterbildung aktuell einer Neuaus-                als notwendig angesehenen Standardisierung ist ein nicht
    richtung ihrer Funktion und Gestaltung. Die Anschlussfä-                 trivialer Gestaltungs- und Organisationsprozess, der an-
    higkeit an die Bologna-Formate, die Ausdifferenzierung des               gesichts der Vielfalt und diverser Rahmenbedingungen
    Zielgruppenbezugs, eine verstärkte Nachfrage- und Bedarfs-               der Zielgruppen erforderlich ist, und zwar nicht einmal
    orientierung sowie die Forderung nach Durchlässigkeit der                abschließend, sondern immer wieder auch situations- und
    Angebote erfordern klare Regelungen hinsichtlich Zulassung,              anforderungsbezogen.
    Struktur, Dauer und Abschluss. Warum eine konsequente
    und allgemein verbindliche Systematisierung und Standardi-
    sierung der Formate bisher nicht realisiert wurde und welche             2 Begrifflichkeit, Vielfalt und Einsatz von
    Empfehlungen hierzu vorliegen und diskutiert werden, ist                   Formaten
    Gegenstand dieses Beitrages.                                             In der Praxis der wissenschaftlichen Weiterbildung zeigt
                                                                             sich ein geringer Grad an Standardisierung der Formate un-
                                                                             terhalb des weiterbildenden Masters. Hauptursache für diese
1 Einleitung                                                                 Situation ist die uneinheitliche und zum Teil nur vage Rege-
Die Diskussion zu Formaten wissenschaftlicher Weiter-                        lung für diese Formate in den Hochschulgesetzen der Bun-
bildung als Gestaltungsmerkmal in formaler Hinsicht war                      desländer2. In der Folge ergibt sich eine ungeklärte formale
lange Zeit nachrangig gegenüber einer die Angebote prägen-                   Zuständigkeit für diese Angebote innerhalb der Hochschu-
den Zielgruppen- und Bedarfsorientierung. Im Unterschied                     len. Während es für das abschlussbezogene Studium „eine
zu den grundständigen Studienangeboten sind die Formate                      eindeutige Verortung gibt, fehlt diese für die nicht abschluss-
der wissenschaftlichen Weiterbildung traditionell vielfäl-                   bezogene Weiterbildung fast durchgängig. BA-, konsekutive
tig und heterogen und nur in geringem Maße formalisiert.                     und weiterbildende MA-Studiengänge sind Sache der Fakul-
Der zunehmend zu beobachtende Wechsel der Perspektive                        täten und Fachbereiche“ (Vogt, 2012, S. 168). Die Zuständig-
auf Anschlussfähigkeit dieser Formate zu den Bologna-                        keit für nicht abschlussbezogene Angebote wissenschaftli-
Formaten sowie einer stärker an Verwertbarkeitsinteressen                    cher Weiterbildung liegt in den überwiegenden Fällen bei
orientierten Ausrichtung der Angebote erhöht das Interesse                   speziell hierfür gegründeten Einrichtungen, die jedoch nicht
an einer Formalisierung, die Transparenz, Anschlussfä-                       berechtigt sind, allgemein verbindliche Regelungen für For-
higkeit und „Abschlüsse“ bietet. Um hierbei nicht in einen                   mate festzulegen. Versuche einer übergreifenden Systemati-
unreflektierten Formalismus zu verfallen, sind wesentliche                   sierung und Regelung sind bisher auf der Empfehlungsebene
Rahmenbedingungen an die Gestaltung von Angeboten                            verblieben (DGWF, 2010).

1
     Dieser Beitrag basiert auf Christmann, 2018.                           2
                                                                                 Eine Synopse der Hochschulgesetze findet sich in WR, 2019.

                                                ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
BERNHARD CHRISTMANN · 13

In den Hochschulgesetzen der Länder finden sich die folgen-               wickelten Formate (CRUS, 2008) in modifizierter Form zum
den Benennungen:                                                          Einsatz. Das von der Landesgruppe Baden-Württemberg in
  --   Weiterbildendes Studium (mit und ohne Zertifikat),                 der DGWF entwickelte Transparenzraster wurde mit dem
                                                                          Ziel entworfen, „die Vielfalt der Weiterbildungsangebo-
  --   Kontaktstudium (mit und ohne Zertifikat),
                                                                          te, -formate und -abschlüsse der Hochschulen übersichtlich
  --   Weiterbildender Masterstudiengang,                                 und transparent zu gestalten“ (DGWF, 2018). Bei den Zerti-
  --   Weiterbildender bzw. berufsbegleitender Bachelor-                  fikaten wird zwischen „Certificate of Basic Studies“ (CBS)
       Studiengang,                                                       und „Certificate of Advanced Studies“ (CAS) sowie „Diploma
  --   sonstige Weiterbildungsangebote.                                   of Basic Studies“ (DBS) und „Diploma of Advanced Studies“
                                                                          (DAS) sowie dem „Weiterbildungskurs mit Prüfung“ unter-
In der Praxis kommen weitere Formate zum Einsatz. Wol-                    schieden. Die Abschlüsse sind mit Credit Points nach ECTS
ter nennt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die Formate                 versehen und den Niveaustufen des DQR zugeordnet (DGWF,
Abschlussorientierte Studiengänge, Zertifikatsprogramme,                  2018, S. 2). Der in der Schweiz praktizierte „Master of Advan-
Weiterbildungsmodule, Weiterbildungsseminare, kurzfris-                   ced Studies“ (MAS) wird nicht angeboten, da er nicht zu den
tigere Angebote, Allgemeinbildende Angebote, Traditionelle                Berechtigungen eines Masterabschlusses einer deutschen
Formen extra-muraler Angebote (Seminarkurse), Koopera-                    Hochschule führt (Klenk, Armborst-Weihs, Eggert, Schaub
tive Angebote (in-house) sowie Franchise-Modelle (Wolter,                 & Wacker, 2017, S. 51).
2016, S. 25).
                                                                         Der mit dem Bologna-Prozess neu eingeführte weiterbildende
Für Angebote unterhalb einer Graduierung steht der Zugang                Masterstudiengang ist abschlussbezogen und in Deutschland
gemäß den Hochschulgesetzen Bewerberinnen und Bewer-                     formal den anderen Masterstudiengängen gleichgestellt.
bern mit abgeschlossenem Hochschulstudium und solchen                    Erstmals verfügt die wissenschaftliche Weiterbildung damit
Personen offen, die die für eine Teilnahme erforderliche                 über ein Format, das mit einem Hochschulgrad abschließt.
Eignung im Beruf oder auf andere Weise erworben haben. In                Die Regelungen in den Hochschulgesetzen der Länder folgen
zehn Hochschulgesetzen der Länder findet sich die Regelung,              dem Beschluss der Kultusministerkonferenz:
dass Angebote mit der Bezeichnung Weiterbildendes Studium
bzw. Kontaktstudium mit der Vergabe eines Zertifikates ab-                     „Weiterbildende Masterstudiengänge setzen qualifi-
schließen können, ohne dass hierfür Regelungen definiert                        zierte berufspraktische Erfahrung von in der Regel
sind. Häufig wird ausgeführt, dass die Voraussetzungen des                      nicht unter einem Jahr voraus. […] Weiterbildende
Zugangs und das Verfahren der Zulassung, des Abschlusses                        Masterstudiengänge entsprechen in den Anforde-
und der Abschlussbezeichnung von den Hochschulen zu re-                         rungen […] den konsekutiven Masterstudiengängen
geln sind.                                                                      und führen zu dem gleichen Qualifikationsniveau
                                                                                und zu denselben Berechtigungen. Die Gleichwer-
Auch wenn dies in steigendem Maße auf Hochschulebene                            tigkeit der Anforderungen ist in der Akkreditierung
erfolgt, so bleibt es doch weitgehend bei diesen separaten Lö-                  festzustellen“ (KMK, 2010, S. 5).
sungen.
                                                                          Voraussetzung für die Zulassung ist i.d.R. ein erster berufs-
Bei der Bezeichnung der Formate unterhalb des weiterbil-                  qualifizierender Hochschulabschluss. Darüber hinaus kann
denden Masterstudiengangs mangelt es insgesamt an den                     in neun Bundesländern3 bei der Zulassung zum weiterbil-
wesentlichen Merkmalen einer Standardisierung:                            denden Masterstudium der erste berufsqualifizierende Stu-
  --   zeitlicher Umfang (Dauer in Semestern, Monaten                     dienabschluss durch eine Eignungsprüfung ersetzt werden.
       oder Studienjahren),                                               Grundlage hierfür ist die Regelung in den Ländergemeinsa-
                                                                          men Strukturvorgaben, „dass in definierten Ausnahmenfäl-
  --   innere Organisation,
                                                                          len […] an die Stelle des berufsqualifizierenden Hochschulab-
  --   äußere Zusammenhänge,                                              schlusses eine Eignungsprüfung treten kann“ (KMK, 2010, S.
  --   die Anschlussfähigkeit zu anderen Angeboten,                       4). Auch hier sind die Regelungen in den Länderhochschul-
  --   die Regelung von Zugang und Abschluss des Stu-                     gesetzen allgemein gehalten und uneinheitlich gestaltet.
       diums                                                              Mit der Konsequenz, „dass es weitgehend den Hochschulen
                                                                          überlassen bleibt, wie sie den Zugang beruflich qualifizierter
  --   und damit auch dessen Durchlässigkeit, hierfür
                                                                          Personen zum Masterstudium genau gestalten wollen“ (Base-
       erforderliche Leistungsnachweise sowie der zu er-
                                                                          dahl & Graeßner, 2011, S. 41).
       werbenden Leistungspunkte nach ECTS.
In jüngerer Zeit kommen an deutschen Hochschulen, insbe- Weiterbildende bzw. berufsbegleitende Bachelorstudiengänge,
sondere in Baden-Württemberg, auch die in der Schweiz ent- „die im Rahmen individueller Bildungsentscheidungen

3
    Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Schleswig Holstein, Thüringen.

                                       ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
14 · THEMA

zwar als Weiterbildung genutzt werden, jedoch bildungs- bzw.           Vor diesem Hintergrund ist im Folgenden zu klären, welche
ordnungspolitisch nicht zum Bereich der wissenschaftlichen             Rahmenbedingungen und Intentionen die Gestaltung der
Weiterbildung zählen“ (Bade-Becker & Walber, 2016, S. 99),             Formate beeinflussen, ob es Gründe und Bedarf, aber auch
stehen zunehmend im Blickpunkt. Mit ihnen sollen insbe-                die Möglichkeit gibt, an der bestehenden Situation etwas zu
sondere qualifizierte Berufstätige für ein Hochschulstudi-             ändern und welche bildungspolitischen Intentionen hierfür
um gewonnen werden. In vier Ländergesetzen4 finden sich                leitend sein sollten.
Regelungen für berufsbegleitende Bachelorstudiengänge.
Die HRK spricht sich gegen die Einführung weiterbildender
Bachelorstudiengänge aus, da sie „die staatliche Verantwort-
                                                                        3 Anforderungen an die inhaltliche Gestaltung
lichkeit zu Lasten privater Finanzierung reduzieren [würde]“
                                                                          von Angeboten wissenschaftlicher
(HRK, 2008, S. 3).
                                                                          Weiterbildung
                                                                       3.1 Zielgruppenorientierung
Empirische Untersuchungen zum Einsatz von Formaten                     Trotz vielfältiger Anforderungen und Inanspruchnahmen
(Faulstich, Graeßner, Bade-Becker & Gorys, 2007; Minks,                der wissenschaftlichen Weiterbildung sind sowohl in der kon-
Netz, & Völk, 2011; Fürst, 2017) geben detaillierte Auskunft           zeptionellen Debatte als auch in der Praxis Zielgruppen 5 die
über Vielfalt, Heterogenität und Häufigkeit des Einsatzes der          beständigste Bezugsgröße bei der inhaltlichen und formalen
Formate. Bei aller Vorsicht bezüglich der Vergleichbarkeit der         Gestaltung der Angebote. Im Gegensatz zu der traditionellen
Studien aufgrund des unterschiedlichen Erhebungsdesigns er-            Angebotsorientierung, insbesondere der Universitäten, geht
geben sich bei den untersuchten Angebotstypen in Bezug auf             es hierbei stärker um eine Nachfrageorientierung. „Mit der
die Merkmale Dauer, Zeitraum bzw. Laufzeiten, Zugangsvor-              zielgruppenorientierten Perspektive werden zielgruppensei-
aussetzungen und erzielbare Abschlüsse ähnliche Ergebnisse.            tige Bedarfe bei der Entwicklung von wissenschaftlichen Wei-
Bezogen auf die Angebote unterhalb einer Graduierung kann              terbildungsangeboten einbezogen“ (Schwikal & Neureuther,
auf der Basis dieser Untersuchungen festgehalten werden:               2018, S. 9). „Die Zielgruppenorientierung profiliert die wis-
   1. Sie stellen im Gesamtangebot das mit weitem Ab-                  senschaftliche Weiterbildung“ (Jütte & Bade-Becker, 2016, S.
        stand größte Kontingent.                                       6) und ist zugleich aufgrund der Heterogenität der Zielgrup-
                                                                       pen die größte Herausforderung an die Hochschulen.
   2. Die Angaben zu den Zugangsvoraussetzungen sind
        vielfältig und wenig formalisiert, berücksichtigen
                                                                In Anlehnung an eine internationale Studie (Schuetze & Slo-
        die gesetzlichen Vorgaben und häufig auch die be-
                                                                wey, 2012) unterscheidet Wolter mehrere Typen von „lifelong
        rufliche Vorerfahrung und bieten damit eine rela-
                                                                learners“ an Hochschulen. „Zielgruppen wissenschaftlicher
        tive Öffnung gegenüber Interessent_innen ohne
                                                                Weiterbildung im herkömmlichen Sinne (als postgraduale
        Hochschulabschluss.
                                                                Weiterbildung) sind in dieser Typologie vor allem die ‚recur-
   3. Ein großer Anteil der Angebote richtet sich jedoch        rent learners‘ und die ‚refreshers‘“ (Wolter, 2011, S. 28). Die
        vorrangig oder gar ausschließlich an Hochschulab-      „recurrent learners“ kehren „mit dem Ziel eines weiteren und
        solvent_innen; mit längerer Laufzeit der Angebote       in der Regel höheren akademischen Abschlusses an die Hoch-
        steigt dieser Anteil an.                                schule zurück[…]“ (Wolter & Geffers, 2013, S. 33). Für die „re-
   4. Der überwiegende Teil der Angebote wird in Prä-           freshers“ steht hingegen „eine Aktualisierung ihres Wissens
        senzform durchgeführt, wobei sich die angewen-          oder eine weitergehende Spezialisierung im Vordergrund […],
        deten Zeitformate an den zeitlich engen Rahmen-         die vor allem durch kürzere Weiterbildungsangebote unter-
        bedingungen der Teilnehmenden orientieren.              halb eines Masterstudiums erreicht werden soll“ (Wolter &
        Auffallend ist die (zum Zeitpunkt der Erhebung)         Geffers, 2013, S. 33). Mit diesen klassischen Zielgruppen sind
        vergleichsweise geringe Nutzung des onlinebasier-       vor allem Berufstätige mit erstem Hochschulabschluss sowie
        ten Lernens.                                            einschlägiger Berufserfahrung von mindestens einem Jahr
   5. Die Verwendung der Begrifflichkeiten für Forma-           gemeint.
        te ist vielfältig und uneinheitlich und es fehlt häu-
        fig an Regelungen für Leistungsnachweise und die        Die Hochschulgesetze der Länder ermöglichen jedoch eine
        daran gekoppelte Vergabe von Abschlüssen. Credit        Öffnung für weitere Zielgruppen, die die für eine Teilnahme
        Points nach ECTS werden (zum Zeitpunkt der Er-          erforderliche Eignung im Beruf oder auf andere Weise er-
        hebungen) nur in geringem Maße vergeben.                worben haben. Mit dieser „normativ-politischen Perspektive
   6. Die ermittelten Angaben über Umfang und Lauf-             werden […] insbesondere bisher unterrepräsentierte hoch-
        zeit dieser Angebote weisen eine große Spannweite       schulische Zielgruppen adressiert, womit maßgeblich eine
        auf und es fehlt daher auch an einem einheitlichen      breite  gesellschaftliche Beteiligung an Hochschulbildung
        formalen Bezug zu den Formaten und Abschlüssen.         gefördert  wird“ (Schwikal & Neureuther, 2018, S. 8).

4
    Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Thüringen.               5
                                                                            Zum Zielgruppen-Begriff siehe Schwikal & Neureuther (2018, S. 4-6)
                                                                            sowie Seitter (2017).

                                           ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
BERNHARD CHRISTMANN · 15

 3.2 Nachfrage- und Bedarfsorientierung                               Im Hinblick auf die formalen Interessen und inhaltlichen
 Vor dem Hintergrund der Zielgruppenorientierung ist                  Bedarfe der Adressat_innen, Zielgruppen und Teilnehmen-
„eine konsequente Ausrichtung des Planungs- und Ent-                  den, die man mit diesen Angeboten ansprechen und dafür
 wicklungsprozesses am Bedarf und der Nachfrage am Wei-               gewinnen möchte, sind Formate zu sehen als das jeweils an-
 terbildungsmarkt verbunden“ (Schwikal & Neureuther,                  forderungsbezogene Bündel an Merkmalen, die
 2018, S. 13). Diese Konsequenz war bereits in der Forderung            --   Vergleichbarkeit und Bewertung der Inhalte und
 des Hochschulrahmengesetztes angelegt, wonach die Ver-                      formalen Struktur gewährleisten und damit Trans-
 anstaltungen „die aus der beruflichen Praxis entstande-                     parenz vermitteln bezüglich der Anforderungen
 nen Bedürfnisse der Teilnehmer berücksichtigen [sollen]“                    und dem Nutzen seitens der Interessent_innen,
 (HRG, 1976, §21). Das in jüngerer Zeit auch an Hochschu-
                                                                        --   Orientierung geben und Anleitung bei der Ent-
 len international diskutierte Konzept des lebenslangen
                                                                             wicklung, Ausgestaltung und Durchführung eines
 Lernens reicht in seiner Zielsetzung noch weiter, indem
                                                                             Studienangebotes seitens der Anbieter und
 es nun darum geht, die „Passfähigkeit der Institutionen,
 Angebote und Programme mit den individuellen Anfor-                    --   über eine (noch zu erreichende) Standardisierung
 derungen, Bedürfnissen und den sozialen Lebenslagen der                     eine langfristige Qualitätssicherung ermöglichen.
 (potentiellen) Teilnehmer und Teilnehmerinnen über alle              Trotz der unterschiedlichen Benennung der nicht abschluss-
 Phasen des Bildungs- und Lebensverlaufs hinweg zu erhö-              bezogenen Formate in den einzelnen Hochschulgesetzen
 hen. […] Wichtiger als der Studiengang ist die Biographie“           und einer Vermischung der Begrifflichkeiten sowohl in den
 (Wolter, 2011, S. 27).                                               gesetzlichen Regelungen als auch in der Praxis sind die Ziel-
                                                                      setzungen des Weiterbildenden Studiums und des Kontaktstudi-
     „Bedarfe sind dabei keine isolierten Größen, die ein-            ums sehr ähnlich beschrieben. Je nach Zielgruppe und ermit-
      fach abgefragt, erhoben und ausgewertet werden kön-             teltem Weiterbildungsbedarf können dies Angebote sein, die
      nen, sondern artikulieren und konkretisieren sich               beispielsweise
      mit Blick auf bestimmte Zielgruppen ebenso wie mit                --    Fachkenntnisse dem neuesten wissenschaftlichen
      Blick auf bestimmte Angebote. Bedarfe, Zielgruppen                      und künstlerischen Entwicklungsstand anpassen,
      und Angebote stehen in einem wechselseitigen Er-
                                                                        --    den Überblick über Zusammenhänge des Fachge-
      schließungsverhältnis, das eher prozessual und weni-
                                                                              bietes erweitern und die Fähigkeit zum Umgang
      ger punktuell zu bestimmen ist […]“ (Seitter, 2018, S. 2).
                                                                              mit wissenschaftlichen Arbeitsmethoden und Er-
                                                                              kenntnissen entwickeln,
 Ermittlung und Erschließung des jeweiligen Bedarfs sowie
 die daraus abgeleitete Entwicklung passender Angebote stel-            --    passgenau den Qualifizierungsbedarf bestimmter
 len die Hochschulen bzw. deren Weiterbildungseinrichtun-                     Institutionen oder Organisationen aufgreifen,
 gen vor nicht unerhebliche Herausforderungen, die hierfür              --    vorrangig einem gesellschaftlichen Bildungsauf-
 notwendigen Ressourcen zu schaffen. Hinzu kommt die                          trag und der Öffnung der Hochschulen dienen
 Notwendigkeit, bei längerfristig angelegten Programmen                       (Wolter, 2005, S. 111).
 Veränderungen, die sich in der Zielgruppenstruktur und
-zusammensetzung als auch in der Entwicklung des Berufs-              Entscheidenden Einfluss auf die Bedeutung und den Stel-
 feldes ergeben, bei der Weiterentwicklung des Programms              lenwert der traditionellen Formate wissenschaftlicher Wei-
 zu berücksichtigen. Die verstärkte Nachfrageorientierung             terbildung hatte der Bologna-Prozess mit der Einführung
 wissenschaftlicher Weiterbildung ist auch eine Reaktion auf          gestufter Studiengänge und in diesem Zuge auch des weiter-
 eine zunehmende Nutzenerwägung bei der Wahl und Wahr-                bildenden Masterstudiengangs. Erstmals kann mit einem
 nehmung von Weiterbildungsangeboten. Wissenschaftliche               Studienangebot der wissenschaftlichen Weiterbildung ein
 Weiterbildung „steht somit in einem Spannungsfeld zwi-               akademischer Abschluss erworben werden. Bezüglich der
 schen pädagogischen und ökonomischen Rationalitäten, die             traditionellen Formate stellt sich damit die Frage nach deren
 sich teilweise kaum vereinbaren lassen“ (Banscherus, Pickert         Anschlussfähigkeit an das neue Format des Masters.
 & Neumerkel, 2016, S. 109).
                                                                      In der Praxis ist eine Tendenz zu beobachten hin zur Mo-
                                                                      dularisierung solcher Angebote und der Vergabe von Credit
4 Anforderungen an die Gestaltung von                                 Points, um die Anschlussfähigkeit zu andern Studienan-
  Formaten                                                            geboten und die formale Verwertbarkeit zu steigern. Dies
4.1 Zur Funktion von Formaten                                         korrespondiert mit der gestiegenen Bedeutung nach per-
Ausgehend von der Zielgruppen- und Bedarfsorientierung                sönlicher Verwertbarkeit von Abschlüssen und Zertifikaten
sowie einer weitgehend zu ermöglichenden Durchlässigkeit              insbesondere im beruflichen Kontext. Der Wissenschaftsrat
folgen Formate der zu erfüllenden Funktion, sie werden aus-           (2019) konstatiert in diesem Zusammenhang, dass „Weiter-
gehend von den jeweils ermittelten Anforderungen der Ziel-            bildungsangebote ohne Hochschulabschluss wie Zertifikats-
gruppe und den Potenzialen der Hochschule entwickelt und              kurse oder Kontaktstudien bereits mit großer Nachfrage
eingesetzt.                                                           erfolgreich durchgeführt[werden]. […] [Er] empfiehlt, zum

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16 · THEMA

Abschluss der Kurse hochschulische Prüfungen vorzusehen           Zu der zeitlichen und organisatorischen Flexibilisierung
und bei bestandener Prüfung ECTS-Punkte zu vergeben“              kommt die Anforderung einer inhaltlichen Flexibilisierung
(WR, 2019, S. 75).                                                durch die Berücksichtigung der beruflichen Expertise und
                                                                  professionellen Kompetenzen der Teilnehmenden, z.B. durch
4.2 Flexible Studienorganisation                                  die Bearbeitung konkreter Praxisprobleme in Form von Se-
Flexibilität wird verstanden „als ein Indikator dafür, in         mester- oder Abschlussarbeiten (Wonneberger, Weidtmann,
welchem Ausmaß Hochschulsysteme und einzelne Insti-               Hoffmann & Draheim, 2015, S. 76). Eine intensive Betreuung
tutionen den Zugang zur Hochschulbildung auch für Stu-            und Beratung der Studierenden in allen Phasen des Studi-
dierende abseits des ‚Normalstudenten‘ beziehungsweise            ums ist unumgänglich, um Probleme, die sich aus der zeitlich
der ‚Normalstudentin‘ ermöglichen, welches Angebot                schwierigen Koordination von hohen Selbststudienanteilen
an alternativen Wegen zum Hochschulabschluss es gibt              und beruflichen bzw. familiären Aufgaben ergeben, abzumil-
und welche flexiblen Formen der Studienorganisation […]           dern. „Daher wird es notwendig, auf die gesamte Bandbreite
an den Hochschulen […] vorhanden sind. […] Ausgegan-              zur Verfügung stehender Medien zur Information, Kommu-
gen wird dabei von den Bedürfnissen des Individuums“              nikation und Kollaboration zurückzugreifen“ (Zawacki-Rich-
(Spexard, 2016, S. 270).                                          ter & Stöter, 2018, S. 10). Die Ambivalenz der Flexibilisierung
                                                                  zeigt sich in dem erhöhten Organisationsaufwand seitens der
Herausragendes Merkmal der genannten Zielgruppen ist              Anbieter, der sich auch finanziell niederschlägt.
deren eingeschränkter zeitlicher Verfügungsrahmen. „Die
Integration eines weiteren Bereiches in das bereits bestehen-     4.3 Durchlässigkeit und Verknüpfung mittels
de, zum Teil fragile, Geflecht aus beruflichen, sozialen und/         Modularisierung
oder familiären Verpflichtungen stellt Weiterbildungsteil-            „Unter dem Aspekt […] individueller Entwicklungs-
nehmende vor die Herausforderung, eine Neu- bzw. Umver-                möglichkeiten sollen Bildungsangebote durchlässig
teilung der zeitlichen Ressourcen zwischen den Lebensberei-            sein, sie sollen aufeinander aufbauen und kombiniert
chen zu bewältigen“ (Präßler, 2017, S. 24).                            werden können. Zudem sollen Entscheidungen über
                                                                       Bildungswege revidierbar sein“ (Freitag, 2018, S. 3).
Die Reaktion der Weiterbildungsanbieter darauf, die Prä-               Zu unterscheiden sind hierbei die vertikale Durch-
senzzeiten zu blocken und an das Wochenende bzw. bis in                lässigkeit, die einen Übergang in ein niveauhöheres
das Wochenende hinein zu platzieren, ist durchgängig zu                Bildungsangebot ermöglicht, und die horizontale
beobachten. Damit entsteht aber noch keine ausreichende                Durchlässigkeit, die einen Wechsel auf gleichem Ni-
Flexibilität für die Teilnehmenden, denn Präsenzzeiten                 veau vorsieht. Diese „strukturelle Durchlässigkeit
sind i.d.R. Pflichtzeiten, für die es nur selten zeitliche Al-         institutioneller Bildung [ist] Grundlage für die Rea-
ternativangebote gibt. Flexibilität entsteht erst, wenn die            lisierung des Konzepts des Lebenslangen Lernens […]“
Teilnehmenden zu einem relevanten Teil selbst entschei-                (Freitag, 2018, S. 4).
den können, wann sie lernen und wo sie lernen. Notwendig
ist also eine Flexibilisierung bezogen auf Zeit und Ort des        Die Anrechnung von Kompetenzen, die außerhalb der Hoch-
Lernens und damit der vermehrte Einsatz von Angebotsfor-           schule, vor allem im Rahmen von Aus-, Fort- und Weiterbil-
men des Fernstudiums und hier insbesondere der digitalen           dungen der beruflichen Bildung und durch (Berufs-)Erfah-
Medien.                                                            rung erworben wurden, sowie die Anerkennung der durch
                                                                   Studien- und Prüfungsleistungen erworbenen Credit Points,
    „Die Möglichkeiten zur raumzeitlichen Flexibi-                 ermöglichen Regelungen beim Zugang und der Zulassung
     lisierung, welche entsprechende Medien mit sich               auch zu Angeboten der wissenschaftlichen Weiterbildung.
     bringen, haben einen erheblichen Einfluss auf das             Eine stärkere Formalisierung der Weiterbildungsformate,
     jeweilige Angebotsformat. Da insbesondere im Wei-             insbesondere Modularisierung und Vergabe von Credit Points
     terbildungskontext Lernen als sozialer Prozess ver-           eröffnen und steigern die Möglichkeit der Durchlässigkeit in-
     standen wird, werden Bildungstechnologien vor al-             nerhalb der Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung.
     lem unter dem Gesichtspunkt der Möglichkeiten zur
     Kommunikation und Interaktion zwischen den Ak-               Die bisherigen Weiterbildungsangebote sind daher im Hin-
     teuren (Lehrende, Lernende und auch den Inhalten)            blick auf Kompatibilität im neuen Studiensystem so zu ge-
     im Lehr-Lernprozess zu betrachten sein“ (Zawacki-            stalten, dass sie den Anforderungen an Module entsprechen
     Richter & Stöter, 2018, S. 6).                               und Leistungsnachweise mit Credit Points nach dem ECTS
                                                                  versehen werden. Der Wissenschaftsrat empfiehlt „den
Hierfür besonders geeignet sind Angebotsformate des Blen-         Aufbau eines breiten Angebots an Zertifikatskursen, […] die
ded Learning, „in denen internetgestütztes Lernen stark mit       zertifiziert werden, aber jeweils für sich zu keinem akademi-
der Präsenz verzahnt sind […]. Die grundlegende Idee ist es,      schen Abschluss führen […]. [Diese sollten sich] gleichsam in
die Möglichkeiten zum sozialen Austausch der Präsenz mit          einem ‚Baukastensystem‘ – als Einzelmodule zu einem kom-
den flexiblen Lernmöglichkeiten durch onlinegestützte An-         pletten Bachelor- oder Masterstudiengang zusammensetzen
teile zu verbinden“ (Zawacki-Richter & Stöter, 2018, S. 9).       lassen“ (WR, 2014, S. 87).

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                                                                     boten und zwar innerhalb der weiterführenden als auch zu
5 Empfehlungen zur Gestaltung von Formaten                           den grundständigen Angeboten, zwischen den Angeboten
Die Nachfrage nach kürzeren, in sich geschlossenen Wei-              einzelner Hochschulen und zur beruflichen Weiterbildung.
terbildungsformaten wird durch die zitierten empirischen             Hinzu kommt die Verdeutlichung der inhaltlichen und for-
Studien belegt. Auch die Ergebnisse der wissenschaftlichen           malen Wertigkeit der Abschlüsse über Leistungspunkte und
Begleitung des Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: Offene           Abschlussbezeichnungen. Hierin liegt für die Hochschulen
Hochschulen“ bestätigen den anhaltenden Trend zu kürzeren            die Chance einer Flexibilisierung und Diversifizierung ihrer
Formaten. „Insgesamt besitzt aktuell fast die Hälfte aller im        Studienstruktur als Grundlage eines Konzeptes lebenslan-
Rahmen der 2. WR6 erarbeiteten Angebote einen Umfang, der            gen Lernens.
sich zwischen sechs und 30 Kreditpunkten (ECTS) und damit
unterhalb dessen bewegt, was bei umfassenden Studiengängen           Mit der verstärkten Standardisierung und Abschlussbezogen-
üblich ist. […] Damit setzt sich ein Trend zu kürzeren Forma-        heit wächst jedoch für die wissenschaftliche Weiterbildung die
ten in der wissenschaftlichen Weiterbildung fort, der bereits        Gefahr einer mehrfachen Eingrenzung ihrer Intentionen. Zu
2016/17 beobachtbar war“ (Nickel, Schulz & Thiele, 2019, S. 111).    beobachten ist eine stärkere Verschulung der Studienprozesse,
                                                                     die Dominanz einer beruflichen Orientierung und der Verlust
Mit dieser Nachfrage „einher geht die Notwendigkeit einer            der inhaltlichen und didaktischen Besonderheiten bisheriger
klaren Systematik der Abschlusszertifikate im Bereich des            Formate zugunsten einer formalisierten Anschlussfähigkeit
wissenschaftlichen Kontaktstudiums […] [. Diese] bezieht sich        und Durchlässigkeit der Module. Eine Abschlussorientierung
dabei sowohl auf die Dokumentation des Niveaus und der               kann die Programme einerseits stabilisieren, andererseits „ist
Intensität der geleisteten Weiterbildung als auch auf deren          zu beobachten, dass sich das Interesse der Hochschulen vor al-
überinstitutionelle Vergleichbarkeit“ (Schanz, 2015, S. 29).         lem auf weiterbildende Masterprogramme konzentriert und
Die große Uneinheitlichkeit und Vagheit der praktizierten            die frühere Vielfalt der Angebote und Formate tendenziell re-
Regelungen – mangels einheitlicher und verbindlicher Vor-            duziert wird“ (Wolter, 2011, S. 30).
gaben – und die damit verbundene Schwierigkeit einer Ver-
gleichbarkeit der Angebote erschwert die praktische Realisie-        5.2 Empfehlungen der DGWF
rung von Durchlässigkeit zwischen einzelnen Programmen               Unter Berücksichtigung der genannten Ambivalenz, die eine
und Hochschulen. Erforderlich ist daher die Entwicklung              Standardisierung mit sich bringen kann, plädiert die DGWF
von und die verbindliche Entscheidung „für eine kohärente,           in ihren „Empfehlungen zu Formaten wissenschaftlicher
überinstitutionell anerkannte Systematik von Abschluss-              Weiterbildung“ (DGWF, 2010) für eine „maßvolle Systemati-
zertifikaten in der wissenschaftlichen Weiterbildung neben           sierung und Standardisierung“ (DGWF, 2010, S. 7). Eine Ver-
dem bisher gesetzlich vorgesehenen Mastergrad“ (Schanz,              einheitlichung im Hinblick auf zeitlichen Umfang, Zugang,
2015, S. 29). Auch der Wissenschaftsrat empfiehlt, dass für          Abschluss, Durchlässigkeit und Qualitätssicherung sei denk-
Weiterbildungsangebote ohne Hochschulabschluss „mittel-              bar, ohne die Vielfalt zu gefährden (DGWF, 2010, S. 4).
fristig je nach Umfang der Angebote vergleichbare Standards
eingeführt werden“ (WR, 2019, S. 75).                                Für das Format Weiterbildender Masterstudiengang „wird empfoh-
                                                                     len, Angebote dieser Art in Schwerpunkte zu gliedern, die for-
5.1 Nutzen und Nachteile einer Standardisierung                      mal jeweils ein „Weiterbildendes Zertifikatsstudium“ ergeben.
    der Formate                                                     „Kumulativ kann darüber der Masterabschluss erreicht werden“
Der Nutzen einer Standardisierung besteht für Abnehmer               (DGWF, 2010, S. 4). Das Format Weiterbildender bzw. berufsbeglei-
darin, dass die Angebote transparenter und vergleichba-              tender Bachelorstudiengang wird eher zurückhaltend dargestellt,
rer werden, sowohl bezogen auf die einzelnen Angebote                da diese zwar faktisch als Weiterbildung genutzt würden, aber
als auch zwischen den Anbietern. Außerdem entsteht die              „bildungs- bzw. ordnungspolitisch bisher nicht zum Bereich der
Möglichkeit, flexiblere Teilzeitformen zu realisieren, die           wissenschaftlichen Weiterbildung“ gehörten (DGWF, 2010, S.
bessere Zugangs- und Rückkehrmöglichkeiten eröffnen                  4). Gleichwohl wird empfohlen, dass diese „inhaltlich die beruf-
und somit individuelle Lernwege ermöglichen. Über die                lichen Erfahrungen der Weiterbildungsstudierenden aufneh-
Vergabe von Leistungspunkten nach ECTS werden Ab-                    men und an diese anknüpfen“ (DGWF, 2010, S. 5). Das Format
schlüsse auch zu Anschlüssen, die Durchlässigkeit wird               Weiterbildende Zertifikatsstudien wird als „längerfristige Weiter-
erhöht. Die formale Verwertbarkeit der Abschlüsse tritt              bildungsangebote“ bezeichnet. Der Zugang soll zielgruppenori-
damit klarer hervor, was insbesondere für arbeitsmarktre-            entiert mit einer mindestens einjährigen Berufstätigkeit über
levante Angebote gilt.                                               Zulassungs- Studien- und Prüfungsordnungen geregelt werden.
                                                                     Mit einem Umfang von 12 bis 60 Leistungspunkten nach ECTS,
Für die Anbieter liegt der Nutzen einer Standardisierung             einem curricular festgelegten, modularisierten Programm,
insbesondere in der Möglichkeit einer systematischen Ver-            dem Abschlusszertifikat einschließlich der Vergabe von Cre-
knüpfung und Durchlässigkeit zwischen den Studienange-               dit Points soll eine Durchlässigkeit einzelner Module in affine

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    Wettbewerbsrunde (BC)

                                    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2019 (1)
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