Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement

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Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
G 21233
                                                                  17. Jahrgang · Heft 3
                                                                     Mai/Juni 2011
                                                                  Einzelpreis: 19,80 
                                                                    ISSN 0947-9546

                                                            3/11
Wissenschafts
management
Z e i t s c h r i f t              f ü r   I n n o v a t i o n

Schwerpunkt                                Außenwirkung
Reporting an Hochschulen                   Die internationale Rezeption
Vom Rapport zum Report                     des Bologna-Prozesses

Gestaltung des Berichtswesens              Aktueller Trend
                                           Diversity Management an Hochschulen
Beispiel Ohm-Hochschule Nürnberg
                                           Marketingpraxis
Die Bedeutung von Kennzahlen               Die Website als wichtigstes
                                           Marketinginstrument

                                           Praxisbeispiel
                                           Change Management
                                           an der Hochschule Bochum
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
lemmens online
 Hochschul-, Forschungs- und Innovationspolitik

Innovation für
     den Fachjournalismus
       Das Internet-Portal lemmens online setzt im
       Wissenschaftsjournalismus Akzente durch
       Themenfindung im Dialog mit den Lesern als
       Web 2.0-Anwendung.
       Diese neue Kombination ist ein echter Seismograf
       in der wissenschaftspolitischen Berichterstattung
       in Deutschland. So entstehen richtungsweisende
       Themenrankings.

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       www.lemmens-online.net
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
editorial
		         3

Wider bloße Sammelwut – für ein sinn-
volles Reporting an Hochschulen
                                                                                                           17. Jahrgang · Heft 3 · Mai/Juni 2011 · Einzelpreis: 19,80 D

                              Balanced Scorecard, Kennzahlenbericht, Leistungsbilanz – an Hoch-
                                                                                                       news & facts                                                       4
                              schulen haben Controllinginstrumente Einzug gehalten. Innerhalb
                              einer Hochschule sollte das Reporting Entscheidungen und Steue-          wissenschaftsmanager
                              rungsprozesse unterstützen. Ist das Reporting nach außen gerich-         Nachgefragt                             10
                              tet, dient es vor allem der Legitimation und Autonomierechtfertigung     bei Dr. Robert Fischer, Forschungsreferent
                                                                                                       Philosophische Fakultät und Fachbereich
                              („accountability“), gegebenenfalls aber auch PR-Zwecken.
                                                                                                       Theologie, Universität Erlangen-Nürnberg
                               Soweit die Theorie. Die Praxis ist aber vielfach noch weit davon ent-
                                                                                                       aktuelle diskussion                                               12
                               fernt. Beispielsweise gelingt es noch nicht an allen Hochschulen, in-
                                                                                                       Bachelor und Master in der Medizin
                               terne und externe Zwecke auszutarieren. So werden viele personell
                               knapp besetzte Controllingabteilungen von den externen Berichtsan-      personalia                                                        14
forderungen getrieben und schaffen es nicht, ein internes Reporting aufzubauen. Interne Berich-        management
te folgen zum Teil eher der Struktur der Datenquellen (KLR-Bericht, Studierendenstatistik, Haus-       Schwerpunkt
haltsdaten etc.) als der Frage, welche Zahlen für welche konkrete Entscheidung benötigt werden.        Reporting an Hochschulen 
Zum Teil werden Berichte zu „Datenfriedhöfen“; Informationen werden zu wenig zielgruppen- und          Informationsarmut trotz
entscheidungsbezogen aufbereitet und nicht immer mit relevanten Kommunikations- und Steue-             Informationsvielfalt      15
rungsprozessen verknüpft.                                                                              Vom Rapport zum Report16
                                                                                                       Gestaltung des Berichtswesens
Die Leitfrage bei der Erhebung und Auswertung von Daten für das interne Reporting sollte dem-
                                                                                                       an Hochschulen20
entsprechend sein: Welche Informationen in welcher Form benötigen Entscheidungsträger in der
                                                                                                       Reporting an der Ohm-
Hochschule? Wenn es etwa um Zielvereinbarungen zwischen der Hochschulleitung und einer Fa-
                                                                                                       Hochschule Nürnberg26
kultät geht, lassen sich damit verbundene Gespräche durch ein fakultätsbezogenes Datentableau
                                                                                                       Die Bedeutung von Kennzahlen
aufbereiten. Die FH Münster nutzt beispielsweise ihre „Academic Scorecard“ als Frühwarnsystem,
                                                                                                       für Hochschulen31
indem bei Unter-/Überschreiten bestimmter Grenzwerte für Kennzahlen Aktionen ausgelöst wer-
den. Die Universität Göttingen hat im Rahmen ihres Risikomanagements Risikoklassen eingeführt
                                                                                                       Außenwirkung                                                      35
                                                                                                       Die internationale Rezeption
und leitet daraus direkt Maßnahmen zum Umgang mit den Risiken ab. Es gibt also Good Practice.
                                                                                                       des Bologna-Prozesses
Betrachtet man die externe Funktion des Reportings an Hochschulen, steht dagegen ein anderer           Aktueller Trend                      41
Aspekt im Vordergrund: Welche Daten benötigt man in welcher Aufbereitung, um die hochschul-            Diversity Management an Hochschulen –
eigene Autonomie abzusichern? In einer Zeit, in der die Autonomie der Hochschulen durch den            Chancen und Herausforderungen
Staat bedroht ist, bietet das externe Reporting die Möglichkeit, die Leistungen der Hochschulen        Marketingpraxis                                                   47
aufzuzeigen. Diese Option sollte wahrgenommen werden, auch wenn die erforderliche Transparenz          Die Webseite als wichtigstes
nicht allen gefällt.                                                                                   Marketinginstrument
                                                                                                       Praxisbeispiel                                                    55
In einem Schwerpunkt widmet sich die vorliegenden Ausgabe „Wissenschaftsmanagement“ dem                Change Management am Beispiel
Thema: Sei es das Reporting an Kunst- und Musikhochschulen, die Gestaltung des Berichtswesens          der Hochschule Bochum
an Hochschulen oder das Fallbeispiel der Hochschule Aalen – erfahren Sie mehr über das „Re-
                                                                                                       weiterbildung
porting an Hochschulen“. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.
                                                                                                       Aktueller Begriff                                                 61
                                                                                                       Kompetenzorientierung
                                                                                                       buchbesprechung
                                                                                                       Barbara Hölscher/
                                                                                                       Justine Suchanek (Hrsg.)                                          64
Frank Ziegele                                                                                          Wissenschaft und Hochschulbildung
                                                                                                       im Kontext von Wirtschaft und Medien
                                                                                                       Buchmarkt                                                         66
                                                                                                       Impressum                                                         66

                                                                                                              wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
4                            news & facts

ESMU-HUMANE Winter School 2011

Europäische Hochschuladministratoren
bilden sich weiter
Förderung durch Erasmus möglich

                                                                                                                Teilnehmer unabhängig von ihrer speziellen be-
                                                                                                                ruflichen Erfahrung mit allen Themen einer Uni-
                                                                                                                versitätsverwaltung konfrontiert werden. Auch
                                                                                                                wer sich bisher nie mit Finanzen beschäftigt hat,
                                                                                                                erhält einen Einblick in strategisches Finanzma-
                                                                                                                nagement. Ebenso müssen sich Menschen, die
                                                                                                                in der Vergangenheit keine Personalverantwor-
                                                                                                                tung hatten, mit den wesentlichen Elementen
                                                                                                                des Personalmanagements vertraut machen. Die
                                                                                                                Winter School soll nicht eine Fachfortbildung er-
                                                                                                                setzen, sondern künftigen Führungskräften einen
                                                                                                                generalistischen und zugleich europäischen
                                                                                                                Überblick über alle wichtigen Fragen des Hoch-
                                                                                                                schulmanagements geben.

                                                                                                                Unterstützung von erfahrenen Experten
Internationale Weiterbildung vor der modernen Kulisse der Kunst- und Wissenschaftsstadt in Valencia.            Bei angenehm warmen Temperaturen arbeite-
Foto: fischliloewe/Pixelio                                                                                      ten die Teilnehmer in Kleingruppen intensiv an
                                                                                                                der Fallstudie mit dem Titel „Heliopolis: eine
VALENCIA. Zum neunten Mal trafen sich Mit-                   tionalen Gruppen diskutiert, damit die Teilneh-    Fusion einer Universität mit einem außeruni-
arbeiter aus Hochschulverwaltungen von                       mer voneinander und von den unterschiedli-         versitären Forschungsinstitut“ – ein Thema
Finnland bis Zypern zu einer Weiterbildungs-                 chen Verwaltungskulturen der europäischen          das überall in Europa im Fokus von neuen
veranstaltung für Nachwuchsführungs-                         Länder lernen. Die Ergebnisse der Gruppen-         Zukunftskonzepten für die Hochschulen steht.
kräfte, veranstaltet von dem Hochschulfor-                   arbeit werden dann einer internationalen Jury      Unterstützt wurden sie dabei in diesem Jahr
schungsinstitut ESMU und dem internati-                      vorgestellt und detailliert kommentiert.           von international angesehenen Wissenschafts-
onalen Netzwerk HUMANE vom 20. bis 26.                                                                          managern wie Frans van Vught, Berater des
                                                             Die Winter School unterscheidet sich deutlich
März in Valencia. Diesmal dabei waren 35                                                                        Präsidenten der Europäischen Kommission
                                                             von herkömmlichen Managementkursen. Inter-
Teilnehmer aus zwölf Ländern. Ziel dieser                                                                       und ehemaliger Rektor der Universität Twente,
                                                             national agierende Hochschuladministratoren
Einrichtung, die den Namen „Winter School“                                                                      Ada Pellert, Präsidentin der Deutschen Uni-
                                                             aus dem ESMU- und HUMANE-Netzwerk geben
trägt, ist es, „High Potentials“ aus den Uni-                                                                   versität für Weiterbildung in Berlin, Stéphane
                                                             ihre Erfahrungen direkt in Vorträgen und als
versitäten Europas zusammenzubringen und                                                                        Berthet, Generalsekretär der Universität von
                                                             Gruppenbetreuer weiter. Sie berichten von den,
ihnen gemeinsam zentrale Fragen der Hoch-                                                                       Genf, und Jon Baldwin, Registrar (Kanzler) der
                                                             trotz unterschiedlicher nationaler Systeme, ähn-
schulverwaltung in Form von Vorträgen und                                                                       Universität Warwick, Großbritannien.
                                                             lichen Fragen, denen sich die Hochschulgemein-
Gruppenarbeiten zu erläutern.
                                                             schaft in ganz Europa zu stellen hat und geben     Frans van Vught widmete sich in seinen Bei-
Dabei geht es zum einen um Themen wie                        den zukünftigen Führungskräften Anleitungen        trägen der aktuellen Situation der Hochschulen
Strategiebildung, Personalmanagement, Fi-                    zu Handlungsstrategien aus erster Hand. Die        vom Standpunkt der Europäischen Gemein-
nanzen und Führungsstrukturen, zum an-                       angesprochenen Konzepte und Praktiken kön-         schaft aus. Er stellte die Veränderungen seit
deren werden anhand einer vorgegebenen                       nen dann im Anschluss selbst auf die Fallstudie    den Verträgen zum Bologna-Prozess und zur
Fallstudie Handlungsoptionen in gemischtna-                  übertragen werden. Wichtig ist dabei, dass alle    Lissabon-Agenda heraus und erläuterte deren

wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
news & facts
		            5

Einfluss auf das strategische Management der         zur Diskussion gestellt. Ada Pellert zeigte die
                                                                                                       Aus Deutschland nahmen in diesem Jahr Heike
Hochschulen. Hierbei zeigte sich ein Trend zu        Trends im Personalwesen, Jan Meinsma ver-
                                                                                                       Schäfer-Dammert vom Karlsruher Institut für
länderübergreifenden Abmachungen und Ko-             deutlichte die Grundzüge zu strategischen         Technologie und Lothar Pelz von der Universität
operationen, neuen Mobilitätskonzepten für Stu-      Finanzentscheidungen, Jon Baldwin gab An-         Paderborn teil. Sie waren beide begeistert und
denten und Wissenschaftler, gemeinsamen eu-          leitungen für verantwortungsvolle Führung         sehen viele Vorteile für ihre tägliche Arbeit durch
                                                                                                       die Auseinandersetzung mit Ideen und Konzepten
ropäischen Forschungsinitiativen und der Bün-        in unterschiedlichen Leitungsmodellen und         ihrer europäischen Kollegen.
delung von Forschungsinfrastruktur. Dabei geht       Stéphane Berthet brachte über seine Ausfüh-
es um die Frage, auf welche Weise sich euro-         rungen zu Kommunikationsstrategien den Teil-      „Mit der in Teams zu bear-
päische Hochschulen im Wettbewerb mit Uni-           nehmern auch die Grundzüge des schweizeri-        beitenden Fallstudie konnte
                                                                                                       ich mich besonders gut
versitäten in den USA und Asien positionieren        schen Hochschulsystems und die Forschungs-
                                                                                                       identifizieren. Spannend
können, wie sie, ohne ihre Identität zu verlieren,   dichte im Umfeld der Universität Genf nahe.       war hier für mich, die un-
untereinander vergleichbare Normen entwickeln                                                          terschiedlichen Ideen und
                                                     Die Organisation der Winter School obliegt        Ansätze meiner Teamkol-
und welche Methoden und Messgrößen es gibt,
                                                     HUMANE, der Vereinigung der Leiter der Uni-       leginnen und -kollegen aus
die unterschiedlichen regionalen Ansätze trans-                                                        den unterschiedlichen Län-
                                                     versitätsverwaltungen in Europa zusammen
parent aufzuzeigen.                                                                                    dern zu diskutieren. Dies hat an einigen Stellen
                                                     mit ESMU, dem Europäische Zentrum für             bei mir zu wichtigen Erkenntnissen geführt.“
Im Weiteren wurden jeweils verschiedene              strategisches Hochschulmanagement. HUMA-          „Die Vorträge habe ich insgesamt auf einem
Säulen einer Universitätsverwaltung aus dem          NE ist eines der Netzwerke, das ESMU, ein in      sehr hohen fachlichen Niveau erlebt. Als Perso-
Erfahrungshorizont der Referenten vor- und           Brüssel ansässiger internationaler Non-Profit-    nalentwicklerin war für mich insbesondere der
                                                                                                       Themenkomplex „Internationalisierung und Glo-
                                                     Verein, unterhält. ESMU hat sich seit mehr als
                                                                                                       balisierung im universitären Kontext“ relativ neu.
                                                     20 Jahren zum Ziel gesetzt, das strategische      Hier habe ich wichtige Impulse erhalten.“
 Kontakt und Anmeldung
                                                     Management an Universitäten europaweit mit        „Die während der gesamten Woche geforderte
 Die Winter School findet traditionell im März in
                                                     verschiedenen Programmen und Projekten zu         englische Sprache ist eine nicht zu unterschät-
 Valencia statt. Bewerber für die nächste Winter
                                                     fördern und zu vernetzen.                         zende Herausforderung. Gerade der sprachliche
 School 2012 können sich bis zum 15. Oktober
                                                                                                       Aspekt ist aus meiner Sicht ein wichtiger Teil der
 bei ESMU mit einer Referenz ihrer Leitung der
                                                     Die Veranstaltungssprache ist Englisch. Die       Qualifizierung im Rahmen der Winter School.“
 Universitätsverwaltung bewerben. Von den Be-
 werbungen wählt dann ein erfahrenes Gremium         meisten Teilnehmer sind jedoch keine engli-                              Heike Schäfer-Dammert
 von ESMU-HUMANE 35 Teilnehmer aus. Die              schen Muttersprachler, sodass immer großen         Stellvertretende Leitung Personalentwicklung
 Ausschreibung geht in der Regel allen deutschen                                                               Karlsruhe Institut für Technologie (KIT)
 Universitätsleitungen zu, kann aber auch auf der    Wert darauf gelegt wird, dass man sich gut
 Webseite von HUMANE oder ESMU eingesehen            versteht, ohne dass es „perfekter“ Sprach-
                                                                                                                            „Für mein tägliches Berufs-
 werden (http://www.humane.eu/Winter-School-         kenntnisse bedarf. Der Austausch zwischen                              leben habe ich mitgenom-
 Alumni-Network.14.0.html oder http://www.
                                                     den Teilnehmern bleibt auch nach dem Lehr-                             men wie wichtig es ist, vor
 esmu.be/winterschool.html).
                                                     gang intensiv. Bereits seit 2003 besteht das                           der Suche nach Problem-
 Die Kosten für die Teilnehmer an der Winter                                                                                lösungen zunächst aus-
 School und ggf. an Folgeseminaren können teil-      Winter School Alumni Netzwerk (WSAN) mit                               drücklich ein gemeinsames
 weise über Erasmus-Mittel (Mobilität zu Fort-       zurzeit über 260 Mitgliedern von 116 Univer-                           umfassendes Verständnis
 und Weiterbildungszwecken getragen werden.          sitäten aus 19 verschiedenen Ländern als ein                           der Problemlage und der
 Nach Auskunft des zuständigen Referats des                                                            Rahmenbedingungen herzustellen. Einige Ent-
 DAAD werden die vorgesehenen Mittel zur Mo-         unabhängiges Netzwerk innerhalb von HUMA-
                                                                                                       scheidungsprozesse und die umfassende Kom-
 bilität von Hochschuladministratoren viel zu        NE, dem die ehemaligen Teilnehmer automa-         munikation der Ziele einzelner Entscheidungen
 wenig in Anspruch genommen. Es wäre daher           tisch angehören. WSAN ist sehr aktiv und ver-     wären mit dieser Erkenntnis in der Vergangenheit
 wünschenswert, dass die deutsche Beteiligung                                                          sicher einfacher gelaufen.“
                                                     anstaltet ein bis zwei Seminare zu speziellen
 an Veranstaltungen wie der Winter School und
                                                     Themen. Die Teilnehmer organisieren zum Teil      „In der einen Woche intensivster gemeinsamer
 den Alumni Seminaren deutlich erhöht wird.
                                                                                                       Arbeit habe ich sehr viele Kolleginnen und Kol-
 Informationen zu den Eramusstipendien unter         weitere Austauschmaßnahmen auf individu-          legen aus anderen EU-Ländern kennengelernt,
 http://www.eu.daad.de/eu/llp/personalmobili-        eller Basis, in denen sie den Arbeitsplatz mit    bei denen ich mir mit Sicherheit bei neu auftre-
 taet/09372.html, bei Erasmuskoordinatoren oder
                                                     einem Kollegen aus einem anderen Land für         tenden Problemen Rat holen kann, den ich bei
 Akademischen Auslandsämtern der Universitäten.
                                                                                                       meinen deutschen Kollegen so nicht bekommen
 Persönliche Auskünfte:                              eine gewisse Zeit tauschen und unterstützen
                                                                                                       könnte.“
 Dr. Dietmar Ertmann, Kanzler a. D.                  sich auch sonst auf vielfältige Weise. Mehrere
                                                                                                                                            Lothar Pelz
 Karlsruhe Institut für Technologie                  Alumni sind inzwischen in Leitungspositionen                         Stellvertretender Kanzler der
 E-Mail: dietmar.ertmann@kit.edu
                                                     an anderen Universitäten berufen worden.                                    Universität Paderborn
 Tel.: +49 721 608-45796
                                                                                  Dietmar Ertmann

                                                                                                              wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
6                        news & facts

preispolitik

Förderung der Spitzenforschung macht Schule
Bilanz im dritten Jahr der Humboldt-Professur

Bei der Auswahl der Humboldt-Professuren geht es um Exzellenz.                                                                            Foto: Monoxyle/Pixelio

BONN. „Hervorragende Köpfe ziehen her-                     nisse enormen Summe können sich deutsche         genden Hochschule: Trägt der Preisträger
vorragende Köpfe an“. Kurz und knapp                       Hochschulen im internationalen Wettbewerb        dazu bei, Profil und Wettbewerbsfähigkeit der
erkärte Helmut Schwarz, Präsident der                      um Spitzenkräfte behaupten. Ein konkurrenz-      Hochschule im internationalen Vergleich zu
Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH),                     fähiges Gehaltsangebot ist nicht zu unter-       stärken? Wie stellt die Hochschule eine lang-
das Prinzip der Humboldt-Professur bei                     schätzen, vor allem aber lockt die Forscher      fristige Perspektive sicher?
der diesjährigen Preisverleihung im Mai.                   die exzellente Ausstattung der Lehrstühle, die
Bereits zum dritten Mal wurde der höchst-                  das Preisgeld ermöglicht und die unverzicht-     Internationalität gewünscht – nicht
dotierte deutsche Wissenschaftspreis an                    bar für den Aufbau neuer, zukunftsweisender      immer erreicht
acht Forscherpersönlichkeiten verliehen.                   Forschungsprojekte ist.                          Die bislang ausgewählten Wissenschaftler
Zeit für eine erste Bilanz.                                                                                 sind durch die Bank engagierte und interes-
                                                           Bislang sind insgesamt 20 Humboldt-Profes-
Je 3,5 Millionen Euro für Theoretiker sowie                suren an deutschen Hochschulen eingerichtet      sante Persönlichkeiten. Ihre Mission: Innova-
fünf Millionen für experimentell arbeitende                worden; vier weitere Kandidaten sind bereits     tive universitäre Strukturen schaffen sowie
Wissenschaftler stellt das Bundesministerium               nominiert und befinden sich aktuell in Berufs-   neue Institute und Labore aufbauen, um wei-
für Bildung und Forschung für die Humboldt-                verhandlungen. Neben den Qualifikationen         tere Spitzenkräfte anzuziehen und die inter-
Professur über eine Laufzeit von fünf Jahren               der Preisträger zählt für die Nominierung vor    nationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen
zur Verfügung. Mit der für deutsche Verhält-               allem auch das Gesamtkonzept der vorschla-       Forschung zu stärken. Trotz mittelmäßiger

wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
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news & facts                                  7

Rankingplätze und heftiger wissenschaftspo-         „Die Unterrepräsentation von Frauen in der        klar, dass daneben reichlich Gremien- und
litischer Diskussionen im Land, scheint der         Spitzenforschung macht mir allerdings große       Verwaltungsarbeit auf die sie zukommt. Man-
Ruf der deutschen Forschungslandschaft im           Sorgen“, so Gaul. Diese wirke sich auch auf       che Strukturen an den deutschen Hochschu-
Ausland gut zu sein: Abgesagt haben bislang         die Wissenschaftskultur aus, die „männlich        len sind „wirklich furchtbar bürokratisch“,
nur wenige. Und bei denjenigen, die einen           dominiert“ und damit einseitig sei. Hier liege    findet Ulrike Gaul. Zwar habe sich seit ihrem
Rückzieher gemacht haben, gaben oft auch            ein ernstes Problem, das Deutschland ange-        Weggang vor zwei Jahrzehnten vor allem
private Gründe den Ausschlag. In der Alexan-        hen müsse. Zwar werden zunehmend Gelder           auch durch die Exzellenzinitiative einiges
der von Humboldt-Stiftung ist man allerdings        für Frauenförderung bereitgestellt, das allein    getan, allerdings seien viele Abläufe nach wie
überrascht über den relativ hohen Anteil            reicht aber ihrer Einschätzung nach nicht aus.    vor sehr umständlich und mühsam. „Einer-
deutschsprachiger Wissenschaftler unter den         „Viele Forscherinnen sind noch immer im           seits wird ohne mit der Wimper zu zucken viel
Preisträgern. „Die Professur ist nicht als Rück-    Zwiespalt zwischen Familie und Karriere und       Geld für teure Laborausstattung bereitgestellt,
holprogramm gedacht“, sagt Georg Scholl,            rückten nur selten in Top-Positionen“, betont     gleichzeitig aber müssen beispielsweise klei-
Leiter des Referats Presse, Kommunikation           Gaul. Die Mentalitäten und sozialen Rahmen-       ne Ausgaben oft doppelt und dreifach belegt
und Marketing der AvH. „Entscheidend ist die        bedingungen seien nach wie vor dem berufli-       werden“, beklagt sie. Gaul plädiert für einen
internationale Spitzenstellung eines Kandida-       chen Aufstieg von Frauen nicht förderlich.        Globalhaushalt wie er in den USA üblich ist
ten und nicht seine Staatsangehörigkeit.“                                                             und inzwischen auch von der DFG verfochten
                                                    Diesen Eindruck teilt auch Georg Scholl,          wird. Dort werde auf den mündigen Wissen-
Frauen unterrepräsentiert                           macht aber deutlich: „Bei der Nominierung         schaftler vertraut, der selbstbestimmt und
Auch die zurückkehrenden deutschen Wis-             und Auswahl der Preisträger gibt es grund-        verantwortungsvoll mit seinem Etat umge-
senschaftler, die über viele Jahre in anderen       sätzlich kein Quoten, weder was das Ge-           hen könne. Damit habe der Wissenschaftler
Ländern und Wissenschaftskulturen gear-             schlecht angeht, noch die Nationalität.“ Es       selbst unmittelbar einen Anreiz, unverhält-
beitet haben, bringen wertvolle neue Per-           gehe allein um Exzellenz, die sich anhand         nismäßige Ausgaben zum Beispiel bei Rei-
spektiven mit. So wie Ulrike Gaul. Die Ent-         von Gutachten und Publikationen messen            sekosten zu unterlassen, könne anderseits
wicklungsbiologin, Preisträgerin des ersten         lassen müsse. Die Funktion der Humboldt-          aber auch selbst entscheiden, wie viel Gehalt
Jahrgangs und noch immer einzige Frau, ist          Stiftung sei nur beratend. „Wir können nur an     ihm ein wichtiger Mitarbeiter wert ist. „Mehr
nach zwanzig Jahren an US-amerikanischen            die Hochschulen appellieren, gezielter nach       Vertrauen in die Eigenverantwortung der Wis-
Universitäten, zuletzt an der Rockefeller Uni-      qualifizierten Frauen Ausschau zu halten“, so     senschaftler würde auch in Deutschland den
versity in New York, zurück nach Deutschland        Georg Scholl.                                     Forschern mehr Freiraum und Flexibilität er-
gekehrt, wo sie inzwischen im zweiten Jahr                                                            möglichen und das Land noch attraktiver für
am Münchener Genzentrum der Ludwigs-Ma-             Lehrstühle auf Dauer angelegt                     weitere internationale Persönlichkeiten aus
ximilians-Universität (LMU) das Zukunftsfeld        Bis dahin bleibt die Rückkehr von Ulrike Gaul     der Wissenschaft machen“, so Gaul.
der Systembiologie mit aufbaut. Sie zieht eine      ein beispielhafter Einzelfall. Wie auch bei den
                                                    meisten anderen Preisträgern ist ihre Tätigkeit   Insgesamt ist die Bilanz der Humboldt-Pro-
positive Bilanz: „Das Model Humboldt-Profes-
                                                                                                      fessur nach drei Jahren positiv. Der Preis
sur hat auf jeden Fall seine Ziele erfüllt“, sagt   in Deutschland auf Dauer angelegt. Ihr Lehr-
                                                                                                      passt in die allgemeine Aufbruchstimmung
sie. Dank der exzellenten finanziellen Ausstat-     stuhl bleibt auch nach Ablauf der Förderung
                                                                                                      der deutschen Wissenschaft. Die Stiftung will
tung eröffnen sich für sie Möglichkeiten, die       erhalten. Und sie ist dabei, ihre Expertise und
                                                                                                      bald beginnen, das Programm zu evaluieren.
es ansonsten nie gegeben hätte. Weiteres            Vision in die deutsche Wissenschaftsland-
                                                                                                      „Dann wird sich zeigen, wie groß die Wirkung
Argument für Deutschland: Grundsätzlich sei         schaft einzubringen. Ein Neuantrag für die
                                                                                                      tatsächlich ist“, sagt Scholl. Eine positive Be-
die Forschungsförderung hier stetiger und           Graduiertenschule „Quantitative Biosciences
                                                                                                      achtung im europäischen Ausland sei aller-
berechenbarer als in den USA. Hinzu kommt           Munich (QBM )“, für den sie den Anstoß gab
                                                                                                      dings jetzt schon spürbar.
für sie das hervorragende wissenschaftliche         und als Koordinatorin wirkte, hat es bereits in
Umfeld in München.                                  die Endrunde der zweiten Exzellenzinitiative                                    Klaudia Gerhardt
                                                    geschafft.
Nennenswerte Probleme bei der Rückkehr
hatte die gebürtige Schwäbin keine. Die Hoch-       Für die Forschungs- und Laborarbeit bietet
schulleitung habe sich in den Verhandlungen         die Humboldt-Professur hervorragende Vo-
ausgesprochen konstruktiv verhalten, und bis        raussetzungen. Spätestens nach Antritt der
heute funktioniere die Zusammenarbeit gut.          Professur wird vielen Preisträgern allerdings

                                                                                                             wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
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8                         news & facts

Berufsbegleitende Studienangebote

Studium und Beruf verbinden
                                                            des HIS-Instituts für Hochschulforschung aber    engänge an allen Hochschulformen gleicher-
                                                            noch ausbaufähig. In einer Vollerhebung hatte    maßen zu finden. Beide Abschlüsse sind in
                                                            das Hannoveraner Institut im Auftrag des Bun-    erster Linie in den Wirtschaftswissenschaften
                                                            desministeriums für Bildung und Forschung        zu finden, in einigem Abstand gefolgt von den
                                                            das Angebot an berufsbegleitenden und dua-       Ingenieurswissenschaften.
                                                            len Studiengängen im Jahr 2009 in Deutsch-
                                                                                                             Die Studienangebote müssen an die speziellen
                                                            land erfasst. Die erstmals stattgefundene Un-
                                                                                                             Bedürfnisse der berufstätigen Teilnehmer an-
                                                            tersuchung umfasst alle berufsbegleitenden
                                                                                                             gepasst sein. Flexible Lehr- und Lernformen,
                                                            Studiengänge von staatlichen und staatlich
                                                                                                             Finanzierungsstrukturen, Beratung und Coa-
                                                            anerkannten Hochschulen sowie von Berufs-
                                                                                                             ching der Studierenden, die Einbindung hoch-
                                                            akademien, die zu einem akademischen Ab-
                                                                                                             schulischer Weiterbildung in die Personalent-
Herausforderung für Hochschulen: Studienangebote für        schluss (Bacherlor oder Master) führen, aber
                                                                                                             wicklung der Betriebe sowie die transparente
Berufstätige.                      Foto: BirgitH/Pixelio   auch kürzere Angebote ab einer Dauer von
                                                                                                             Darstellung der Angebote stellen die anbieten-
                                                            drei Tagen, sogenannte Zertifikatskurse. Dabei
                                                                                                             den Einrichtungen vor große Herausforderun-
                                                            wurde deutlich: Während es ein relativ großes
                                                                                                             gen. Um dem bildungspolitischen Anspruch,
HANNOVER. Rund um die Diskussion zum                        Angebot an berufsbegleitenden Masterstudi-
                                                                                                             individuelle Bildungsbiografien zu ermöglichen
Thema „Durchlässigkeit“ und „Lebenslanges                   engängen (rund 17 Prozent des Gesamtan-
                                                                                                             gerecht zu werden, muss auch das Problem
Lernen“ stehen die Hochschulen vor der He-                  gebots an Masterstudiengängen) gibt, haben
                                                                                                             der Anrechnung von beruflichen Kompetenzen
rausforderung, neue flexible Studienangebote                sich berufsbegleitende Bachelorstudiengänge
                                                                                                             auf ein Studium gezielter angegangen werden.
zu gestalten, um sich für Berufstätige und Stu-             mit nur fünf Prozent am Gesamtangebot bis-
                                                                                                             Hier müssen vergleichbare Lernergebnissbe-
dieninteressierte ohne traditionelle schulische             lang nur wenig etabliert. Die bestehenden An-
                                                                                                             schreibungen und Anrechnungsverfahren ge-
Studienberechtigung zu öffnen, gleichzeitig                 gebote bleiben zudem weitgehend auf Fach-
                                                                                                             funden werden, die das Potenzial beruflicher
dabei aber ihre Qualität zu sichern. Das Ange-              hochschulen und private Einrichtungen be-
                                                                                                             Erfahrung widerspiegeln. (KG)
bot an berufsbegleitenden Studiengängen in                  schränkt. Nur jeder siebte berufsbegleitende
Deutschland ist in den letzten Jahren stark ge-             Bachelor wird von einer Universität angeboten.   Download der Studie unter www.his.de/pdf/
stiegen, laut einer jetzt veröffentlichten Studie           Dagegen sind berufsbegleitende Masterstudi-      pub_fh/fh-201111.pdf.

Veranstaltungstipp

Internationaler Dialog zur Ingenieursausbildung
HANNOVER. Gemeinsam mit dem Stifterver-                     die zentrale Frage. Die alle zwei Jahre statt-   ter Lernformen vorgestellt. Abgerundet wird
band für die Deutsche Wissenschaft und der                  findende Tagung will neue Lehrstrategien und     das Programm durch vier moderierte Arbeits-
Hochschulrektorenkonferenz lädt der Verein                  Studiengangskonzepte etablieren, um unter        gruppen, in denen neue Ausbildungsstruktu-
Deutscher Ingenieure (VDI) zum „3. Quali-                   Erhalt des hohen Niveaus mehr Studierende        ren diskutiert werden.
tätsdialog Lehre und Lernen in der Ingeni-                  erfolgreich durch das Studium der Ingenieurs-
eursausbildung“. Am 12. und 13. September                   wissenschaften zu führen.                        Information und Anmeldung unter:
diskutieren in Hannover internationale Exper-
                                                            Neben Vorträgen zur aktuellen Situation im       www.vdi.de/konferenzen-lehre oder
ten aus Hochschule, Forschung und Industrie
über die Entwicklungen in der Ausbildung                    Studium oder zur Notwendigkeit externer          www.stifterverband.org/veranstaltungen/
deutscher Ingenieure. Was sind die Anforde-                 Qualitätssicherung in der Hochschulausbil-       2011_09_12_qualitaetsdialog_ingenieur-
rungen an die Ingenieure von morgen, lautet                 dung werden Praxisbeispiele projektorientier-    ausbildung/index.html

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Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
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                                                         		            9

                                                         Dual Career Couples

                                                         Forscher im Doppelpack
                                                         FRANKFURT. Mit dem Rhein-Main Dual Ca-            aber selten zwei passenden Stellen frei hat,
                                                         reer Network haben vier Hochschulen und elf       bietet das Netzwerk attraktive Möglichkeiten
                                                         außeruniversitäre Einrichtungen der Rhein-        der wissenschaftlichen Stellenvermittlung.
                                                         Main-Region eine in Deutschland bislang ein-      Angeregt wurde die Initiative von der Goethe-

                                                                                                                                                                                                                       Foto: Gabi Schoenemann
                                                         zigartige strategische Vereinbarung zur För-      Universität Frankfurt und der Technischen
                                                         derung sogenannter Dual Career-Paare un-          Universität (TU) Darmstadt, das Hessische Mi-
                                                         terzeichnet. Das sind Paare, bei denen beide      nisterium für Wissenschaft und Kunst fördert
                                                         Wert darauf legen, ihre berufliche Laufbahn       den Prozess. „Im nationalen und internationa-
                                                         konsequent zu verfolgen. Anstoß für das groß      len Wettbewerb um die besten Wissenschaft-
                                                         angelegte und verbindliche Netzwerk gab die       ler spielt die Förderung der Vereinbarkeit         Doppelkarriere – Die wissenschaftliche Stellenvermitt-
                                                         gemeinsame Erfahrung der wissenschaftli-          von Karriere und Partnerschaft eine immer          lung des Netzwerkes macht es möglich.
                                                         chen Einrichtungen, dass in Anwerbungsver-        größere Rolle“, sagt Manfred Efinger, Kanzler
                                                         fahren Spitzenwissenschaftler in der Regel        der TU Darmstadt. Die beteiligten Einrichtun-      gen über ihren Beitritt zum Netzwerk sind im
                                                         die angebotene Stellung ablehnen, wenn            gen erhöhen ihre internationale Sichtbarkeit       Gang. (KG)
                                                         dadurch die Karriere des Partners leidet. Da      nicht nur als Forschungseinrichtung, sondern
                                                         rund die Hälfte aller Forschenden in einer Be-    auch als attraktiver Arbeitgeber. Das Angebot      Informationen unter:
                                                         ziehung mit jemandem leben, der ebenfalls         überzeugt – Gespräche mit rund einem hal-          www.gleichstellungsbuero.uni-frankfurt.de/30_
                                                         in der Wissenschaft tätig ist, eine Einrichtung   ben Dutzend weiterer Forschungseinrichtun-         arbeitsbereich/33_dualcareer/index.html

                                                         Interkultureller Dialog

                                                         Weiterbildung für Imame
                                                                                                           OSNABRÜCK. Das im vergangenen Herbst an            terbildungsprogramm stehen – neben Sprach-
                                                                                                           der Universität Osnabrück gestartete, bun-         kursen für die aus der Türkei stammenden
                                                                                                                                                              Imame – Seminare mit deutschen und eu-
Foto: Emin Albayrak/Pressestelle Universität Osnabrück

                                                                                                           desweit erste universitäre Weiterbildungspro-
                                                                                                           gramm für Imame und muslimische Seelsor-           ropäischen Themen aus Geschichte, Politik,
                                                                                                           gerinnen ist mit einer Abschlusstagung zum         Recht und Gesellschaft auf dem Stundenplan.
                                                                                                           Thema „Zur Geschichte und Gegenwart isla-          Daneben erleichtern ihnen die gewonnenen
                                                                                                           mischer Wissenschaften“ zu Ende gegangen.          pädagogischen Kenntnisse über die Jugend-
                                                                                                           Nach zwei Semestern ziehen Hochschule und          und Gemeindearbeit sowie den interreligiösen
                                                                                                           Teilnehmer eine positive Bilanz. „Das Interesse    Dialog die Arbeit in Deutschland.
                                                                                                           ist ungebrochen. Da haben wir Pionierarbeit in     Der Abschluss der Weiterbildung hat eher
                                                                                                           Deutschland geleistet“, so Bülant Ucar, Leiter     symbolischen Charakter, zeigt aber Integra-
                                                                                                           des Zentrums für Interkulturelle Islam-Studien     tionsbereitschaft. Die Teilnahme ist kosten-
                                                                                                           (ZIIS). Auch Iman Abdul-Jalil Zeitun und seine     los. Finanziert wird das Programm vom nie-
                                                         Osnabrücker Iman-Weiterbildung als Vorreiter      Tochter Dua, zwei der 30 Teilnehmer, erken-        dersächsischen Sozialministerium und dem
                                                                                                           nen die Bedeutung solcher Programme für            Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Der
                                                                                                           ihre Arbeit in der Moscheegemeinde. Denn           nächste Kurs startet im Oktober. Für das Win-
                                                                                                           Imame sind schon lange nicht mehr nur tradi-       tersemester 2012/2013 plant die Universität
                                                                                                           tionelle Vorbeter. Sie helfen auch bei kulturel-   Osnabrück dann einen Bachelor-Studiengang
                                                                                                           len Konflikten oder Alltagsproblemen. Im Wei-      für die Ausbildung von Imanen. (KG)

                                                                                                                                                                      wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
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10 wissenschaftsmanager

                         NACHGEFRAGT

                         Jeden Antrag zum Erfolg führen
                         Dr. Robert Fischer, Forschungsreferent Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie
                         an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

                                                                                    1                                                 2
                                                                                    	Wie sind Sie Wissenschafts-­                      Worin besteht Ihre aktuelle
                                                                                      manager/in geworden?                            	Tätigkeit?

                                                                                    Ich hatte gerade die Studie „Traumberuf For-      Das reizvolle an der ausgeschriebenen Stel-
                                                                                    schungsreferent“ gelesen und war überzeugt,       le war für mich die institutionelle Anbindung
                                                                                    zukünftig in diesem Berufsfeld Fuß fassen zu      an die Philosophische Fakultät und damit die
                                                                                    wollen. Als dann an der Universität Erlangen-     Zuständigkeit für geistes- und sozialwissen-
                                                                                    Nürnberg eine Stelle als Forschungsreferent       schaftliche Fächer von der Archäologie bis zur
                                                                                    der Philosophischen Fakultät und Fachbereich      Zeitgeschichte des Nahen und Mittleren Ostens.
                                                                                    Theologie frei wurde, habe ich mich ganz          Während viele Forschungsreferenten bei der
                                                                                    einfach beworben. Ich sah darin die Chance,       zentralen Universitätsverwaltung angesiedelt
                                                                                    meine bisherige Erfahrung aus verschiedenen       sind, bin ich direkt der Fakultät zugeordnet und
Foto: Glasow, Erlangen

                                                                                    Forschungsprojekten und mein breites sozial-      damit nah dran an den Wissenschaftlern, ihren
                                                                                    und geisteswissenschaftliches Wissen, das ich     Problemen und Bedürfnissen. Meine Hauptauf-
                                                                                    während meines Magisterstudiums erworben          gabe besteht in der persönlichen und vertrau-
                                                                                    hatte, optimal einbringen zu können. Ich habe     lichen Antragsberatung für alle Förderformen
                                                                                    Politische Wissenschaft, Soziologie, Philoso-     und Fördergeber von der lokalen Stiftung bis
                         Robert Fischer will die bundesweite Vernetzung und den
                         Erfahrungsaustausch unter Kolleginnen und Kollegen         phie, Germanistik und Psychologie studiert        zum EU-Verbundprojekt. Ferner bin ich auch für
                         voranbringen und die Professionalisierung der Arbeit von   und anschließend in Politikwissenschaft pro-      die Forschungsberichterstattung und die for-
                         Forschungs- und Technologiereferenten fördern.
                                                                                    moviert. Schon während des Studiums habe          schungsbezogene Öffentlichkeitsarbeit zustän-
                                                                                    ich mich mit dem Verhältnis von Disziplinarität   dig. So findet am 22. Oktober zum fünften Mal
                                                                                    und Interdisziplinarität und der Emergenz un-     „Die Lange Nacht der Wissenschaften“ in der
                                                                                    terschiedlicher Wissenskulturen beschäftigt.      Region Nürnberg-Fürth-Erlangen statt, eines der
                                                                                    Während ich in meiner Dissertation noch den       größten Wissenschaftsfestivals in Deutschland,
                                                                                    Einfluss von wissenschaftlichem Wissen auf        an dem sich meine Fakultät mit zahlreichen
                                                                                    politische Entscheidungsprozesse untersuch-       Veranstaltungen beteiligen wird. Hier gilt es eine
                                                                                    te, kann ich nun umgekehrt den Einfluss von       Menge zu organisieren und zu koordinieren.
                                                                                    Politik auf Wissenschaft und Forschung be-

                                                                                                                                      3
                                                                                    obachten. Das finde ich ungeheuer spannend               Welche beruflichen
                                                                                    und anregend.                                            Ziele haben Sie?

                                                                                    Eine weitere Professionalisierung erreichte       Als gewählter Vertreter der deutschen For-
                                                                                    ich durch das Stipendienprogramm „Stifter-        schungs- und Technologiereferenten möchte
                                                                                    verband-Fellowship Wissenschaftsmanage-           ich die bundesweite Vernetzung und den Erfah-
                                                                                    ment“ des Stifterverbandes für die Deutsche       rungsaustausch unter Kolleginnen und Kollegen
                                                                                    Wissenschaft, das mir den Besuch der Weiter-      weiter voranbringen und die Professionalisie-
                                                                                    bildungsangebote des Zentrums für Wissen-         rung der Arbeit von Forschungs- und Techno-
                                                                                    schaftsmanagement in Speyer (ZWM) und der         logiereferenten fördern. Hierbei sind wir schon
                                                                                    Fachhochschule Osnabrück mit ihrem MBA-           ein gutes Stück vorangekommen, wenn man
                                                                                    Programm Hochschul- und Wissenschaftsma-          sich die Koordinationsplattform forschungsrefe-
                                                                                    nagement ermöglichte.                             renten.de anschaut.

                         wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
wissenschaftsmanager 11

4                                                                                                    ”
	Ihr gelungenstes                                  den Disziplinen enorm sind. Das fängt schon
   Projekt?                                         bei der Organisation der Forschung an, gilt                 Was im Bereich der Lehre
                                                    aber erst recht für die Darstellung und Bewer-              unter dem Stichwort
Kundenzufriedenheit und Serviceorientierung
                                                    tung von Forschungsergebnissen. Was im Be-                  „Diversity Management“
stehen bei mir an erster Stelle. Insofern versu-
                                                    reich der Lehre unter dem Stichwort „Diversity              bereits Einzug in die Ide-
che ich, dass jeder Projektantrag, unabhängig
                                                    Management“ bereits Einzug in die Hochschu-                 enwelt der Hochschulen
von seinem Drittmittelvolumen, ein gelungenes
                                                    len gehalten hat, ist auch eine Herausforde-                gefunden hat, ist auch
Projekt wird. Das klappt leider nicht immer. Den-
                                                    rung für das Management der Forschung und                   eine Herausforderung für
noch sollte bei jedem Beratungsgespräch deut-
                                                    den adäquaten Umgang mit den verschiede-                    das Management der For-
lich werden, dass die Unterstützung durch den
                                                    nen wissenschaftlichen Disziplinen.
Forschungsreferenten für den Wissenschaftler                                                                    schung und den adäqua-

                                                    6
einen erheblichen Mehrwert darstellt. Wenn                Wohin wird sich das Wissenschafts-
                                                                                                                ten Umgang mit den ver-
der Ratsuchende mit zufriedenem Lächeln und               management entwickeln?                                schiedenen wissenschaft-
neuer Motivation für sein Forschungsprojekt                                                                     lichen Disziplinen.
mein Büro verlässt, bin ich auch zufrieden. Am      Die funktionelle Differenzierung wird weiter
meisten gefreut hat mich in letzter Zeit die        zunehmen und damit auch die Quantität und
Bewilligung unseres DFG-Graduiertenkollegs          Komplexität der Aufgaben im Wissenschafts-
„Präsenz und implizites Wissen“. Mit seinem         management. Die Nachfrage und Bedeutung
kulturvergleichenden Ansatz passt es hervor-        von Tätigkeiten, die im weitesten Sinne dem
ragend zu den Forschungsfeldern unserer Fa-         Wissenschaftsmanagement zugeordnet wer-
kultät. Da ich selbst in einem DFG-Graduier-        den können, wird daher noch zunehmen.
tenkolleg promoviert habe und diese Struktur        Damit sich die Wissenschaftler verstärkt auf
gerade für geistes- und sozialwissenschaftli-       ihre Kernaufgaben von Forschung und Lehre
                                                    konzentrieren können, müssen sie durch Wis-
che Forschungsprojekte geeignet finde, habe
                                                    senschaftsmanager, die ihre Profession vor
ich bei der Begehung mit den Antragstellern
                                                    allem als Dienstleister und weniger als Mana-
mitgefiebert.
                                                    ger im unternehmerischen Sinne verstehen,

5
	Die größte Herausforderung für                    entlastet werden. Die weitere Professiona-
  das Wissenschaftsmanagement?                      lisierung dieser Aufgaben in Forschung und
                                                    Lehre, aber auch die parallel dazu erfolgen-
Die größte Herausforderung ist nach wie vor
                                                    de Herausbildung einer Berufsidentität wird
das bestens bekannte Problem, dass sich
                                                    dabei eine wichtige Rolle spielen.
Wissenschaft insbesondere universitäre

                                                    7
Forschung nicht genauso managen lassen,             	Ihre Botschaft an die Kolleginnen
wie man das aus dem BWL-Lehrbuch und                  und Kollegen?
dem Unternehmensumfeld gewohnt ist. Das
                                                    Kopf hoch für ein selbstbewusstes Auftreten
fängt bei der grundgesetzlich garantierten
                                                    gegenüber den anderen Professionen des Hoch-
Forschungsfreiheit und der Autonomie der
                                                    schul- und Wissenschaftssystems. Wir wollen in
einzelnen Lehrstühle an, wird durch die Ka-
                                                    Zukunft verstärkt als Berufsgruppe wahrgenom-
meralistik und die Beamtenbesoldung noch
                                                    men werden. Vielen Dank für das Vertrauen bei
verstärkt und stößt letztlich auch auf kul-
                                                    der Wahl zum Sprecherrat der deutschen For-      Kontakt:
turelle Unterschiede und Vorbehalte in den
                                                    schungs- und Technologiereferenten.
einzelnen Disziplinen. Diese dürften in der                                                          Dr. Robert Fischer
Betriebswirtschaftlehre zwar geringer sein als                                                       Forschungsreferent
                                                                                                     Philosophische Fakultät und
in marktferneren Disziplinen, die Besonder-                                                          Fachbereich Theologie
heit des Wissenschaftssystems, insbesondere                                                          Universität Erlangen-Nürnberg
der Hochschulen, bleibt dennoch erhalten. In-                                                        Bismarckstraße 1, Raum: A6A5
                                                                                                     Tel.: +49 9131 85-23049
nerhalb einer Hochschule gilt es zu beachten,                                                        Fax: +49 9131 85-22176
dass die kulturellen Unterschiede zwischen                                                           E-mail: Robert.Fischer@phil.uni-erlangen.de

                                                                                                            wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
12        aktuelle diskussion                      Bachelor und Master in der Medizin

Auf die Haltung kommt es an
Prof. Dr. Sigrid Harendza, Master of Medical Education, Professorin für Innere Medizin/Ausbildungs-
forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg

In der hitzigen Diskussion über die mögli-                                                             An vielen Hochschulen besteht jedoch ein
che Einführung von Bachelor und Master                                                                 großes Interesse, Kompetenzen für die un-
in der Medizin wird in Deutschland oft völ-                                                            terschiedlichen Stufen der medizinischen
lig vergessen, dass beide Begriffe in der                                                              Ausbildung zu definieren und sich an einer
„Bologna-Deklaration“ gar nicht genannt                                                                konsequenten Orientierung an diesen defi-
werden. Ob das Medizinstudium in der                                                                   nierten Ausbildungszielen der verschiedenen
momentanen Form überhaupt noch zeit-                                                                   Abschnitte des Studiums zu beteiligen. Ins-
gemäß ist, um Studierende auf die kom-                                                                 besondere muss durch die Kompetenzstufen
plexen Situationen vorzubereiten, mit denen                                                            auch festgelegt werden, für welche Aufgaben
sie in ihrem späteren Berufsalltag konfron-                                                            die Personen mit dem jeweiligen Abschluss im
tiert sein werden, ist die Frage.                                                                      Gesundheitssystem befähigt sind und einge-
                                                                                                       setzt werden können.
Vor dem Hintergrund des Ärztemangels vor
allem in ländlichen Gebieten, in denen teilweise                                                       Dass es viele Qualifikationen im medizini-
medizinische Fachangestellte zum Durchfüh-                                                             schen Bereich gibt, für die ein dreijähriges
                                                                                           Foto: UKE
ren von Hausbesuchen angeleitet werden, und                                                            Studium mit entsprechenden Zielen absolut
angesichts der Tatsache, dass viele Medizin-                                                           ausreichend erscheint, zeigen bereits etab-
                                                   tigkeiten rücken, die dem zunehmend komple-
studierende in Arbeitsbereiche abwandern, in                                                           lierte Bachelor-Studiengänge zum „Physician
                                                   xeren Wissensmanagement Rechnung tragen,
denen keine Patientenversorgung stattfindet,                                                           Assistant“, die für eine eigenständige, ärztlich
                                                   mit dem das erforderliche fachspezifische Spe-
scheint eine Weiterentwicklung des Medizinstu-                                                         delegierte Tätigkeit beispielsweise im Berufs-
                                                   zialwissen individuell erworben werden kann. In
diums dringend erforderlich.                                                                           feld des Operationsdienstes, der Intensivstati-
                                                   den Niederlanden wird der Aspekt des lebens-
                                                   langen Lernens, der vor allem in medizinischen      on, der Notfallambulanz oder der Funktionsdi-
Kompetenzen statt Faktenwissen                                                                         agnostik qualifizieren.
                                                   Bereichen mit hoher Forschungsleistung eine
War das Medizinstudium für viele Jahrzehnte
                                                   besondere Rolle für zukünftige Ärztinnen und        Dass es eine weitere fundierte wissenschaft-
durch das Erlernen von Faktenwissen geprägt,
                                                   Ärzte spielt, bereits seit einigen Jahren im Me-    liche Qualifikation für später ärztlich tätige
so hat sich in den vergangenen Jahren das
                                                   dizinstudium besonders berücksichtigt.              Personen geben muss, ist selbstverständlich.
Bewusstsein dahingehend gewandelt, dass
zum medizinischen Beruf neben den wissen-                                                              Warum beide Komponenten nicht zu einem ge-
                                                   „Barfußdoktor“?
schaftlichen Kenntnissen auch praktische und                                                           meinsamen Bachelor-/Masterstudiengang Me-
                                                   Im Zentrum der Überlegungen steht also die
kommunikative Fähigkeiten sowie eine ent-                                                              dizin vereint werden können, in dem nach dem
                                                   Frage, ob das Gesundheitssystem – und damit
sprechende Haltung gehören. Dies spiegelt                                                              Bachelor-Abschluss eine Berufsqualifizierung
                                                   auch das Medizinstudium – in Deutschland
sich inzwischen in vielen Curricula wider, wobei                                                       erreicht wird und durch drei weitere Studien-
                                                   derzeit vor einer grundlegenden Veränderung
jedoch größtenteils noch immer eine artifizielle                                                       jahre mit verstärkt wissenschaftlichem Arbeiten
                                                   steht, bei der neue Berufsfelder geschaffen
Trennung zwischen vorklinischen und klini-                                                             der Master (Arzt) erworben werden kann, leuch-
                                                   werden müssen, in denen beispielsweise der
schen Lerninhalten besteht.                                                                            tet nicht unmittelbar ein.
                                                   Bachelor als interprofessionelle Schnittstelle
Die Einrichtung eines nationalen kompetenzba-      zwischen Gesundheitsanbietern und Patienten         Dass der Bachelor sich nicht Arzt nennen wird,
sierten Lernzielkatalogs für das Medizinstudium    fungieren könnte. Die vorschnelle Degradierung      ist klar. Dass er mit einer bedarfsgerechten
in Deutschland stellt daher einen wichtigen        des Bachelors zum „Barfußdoktor“ polarisiert        Qualifikation in Zukunft einen wesentlichen Bei-
Schritt in eine zeitgemäße Richtung dar. In den    diese dringend notwendige Debatte in unnöti-        trag als Mitarbeiter im Gesundheitswesen leis-
Vordergrund sollen wesentliche Kompetenzen         ger Weise und erstickt kreative Überlegungen,       ten wird, wenn die Hochschulen sich in diese
wie Abstraktionsfähigkeit und Problemlösefer-      die jetzt erforderlich sind, im Keim.               Richtung bewegen, steht außer Frage.

wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
Bachelor und Master in der Medizin     aktuelle diskussion                         13

Auf die Qualität kommt es an
Prof. Dr. Josef M. Pfeilschifter, Professor der Pharmakologie und Dekan der Medizinischen Fakultät
am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main

Mit einem Medizinstudium kann man vie-            haben wir ihn dann, den fertigen Bachelor der
les werden. Bundesgesundheitsminister             Medizin. Schlüsselkompetent. Im Wesentlichen.
zum Beispiel. Man kann aber auch kura-
                                                  Es ist nicht unwesentlich anzumerken, dass
tiv tätiger Arzt werden und einer aktuel-
                                                  diese zu manchem fähigen Bachelors nach
len Untersuchung zufolge tun das sogar
                                                  geltendem, europäischem Recht nicht ärzt-
94 Prozent der Absolventen. Mehr als 70
                                                  lich tätig werden dürfen. Weswegen auch kein
Prozent der Deutschen fühlen sich von der
                                                  Medizinstudent sich mit diesem Abschluss
Ärzteschaft gut behandelt – ein Spitzen-
                                                  begnügt. Natürlich wollen alle Ärzte werden.
wert in Europa. Etwa 78.000 Medizinstu-
                                                  Also müsste dem Bachelor ein Tätigkeitsfeld
dierende sind an deutschen Universitäten
                                                  geschaffen werden. Im Wesentlichen geht
immatrikuliert. Das Studium ist überaus
                                                  es nämlich darum, ihn statt des Landarztes
begehrt. Von denen, die sich einmal imma-
                                                  auf die Runde zu schicken, ihn die ärztlichen
trikuliert haben, erreichen 95 Prozent das
                                                  Leistungen erbringen zu lassen, für die man
Ausbildungsziel, weit mehr als in jedem
                                                  die Ärzte selbst nicht mehr bezahlen will oder
anderen Studiengang. Laut einer Umfra-
                                                  kann. Dies aber würde den Einstieg in die
ge des Bundesministeriums für Bildung                                                                                                      Foto: Privat
                                                  Zweiklassenmedizin endgültig machen.
und Forschung fühlen sich die Studieren-
den der Medizin – im Fächervergleich – in         Werfen wir noch einen Blick auf das Studium
                                                                                                   – was machen wir dann mit den „wesent-
ihrem Curriculum am wohlsten und kaum             selbst. Was würde ein Bachelor dort bedeu-
                                                                                                   lich schlüsselkompetenten“ Bachelors, die
einer denkt ans Wechseln.                         ten? Zunächst: Absenkung der Standards,
                                                                                                   wir für das Masterstudium zulassen? Ihnen
                                                  vor allem in der (natur-)wissenschaftlichen
Vor dem Hintergrund dieser Kennzahlen kann                                                         nachträglich die Theorie zu ihrer Kompetenz
                                                  Grundlagenausbildung. Erfreulich für die Stu-
man sich fragen, warum am Studium der Me-                                                          vermitteln? Ihnen jetzt erst erklären, dass es
                                                  dierenden: Man ersparte sich das lästige erste
dizin herumgedoktert werden soll. Es ist ein                                                       den Hauptschlüssel zur Medizin, die Schlüs-
                                                  Staatsexamen, das gefürchtete Physikum.
universitäres Studium, und zwar eines der                                                          selkompetenz nicht gibt, sondern dass es ein
                                                  Und sicher hätten so viele junge Leute, die an
wenigen, das den Spagat zwischen wissen-                                                           ungeheuer großer Schlüsselbund an Wissen,
                                                  den gegenwärtigen Anforderungen des Stu-
schaftlicher Bildung und Berufsausbildung                                                          Können, Kombinieren, Probieren, Studie-
                                                  diums scheitern würden, eine Chance. Man
schafft, und sich im wahrsten Sinne bereits                                                        ren, Sichern, Verwerfen, Hypothetisieren und
                                                  könnte sogar mehr von ihnen für dasselbe
im Post-Bologna-Zeitalter befindet.                                                                Überprüfen – kurz: Wissenschaft ist, die die
                                                  Geld ausbilden, es fällt ja so viel weg, was
                                                                                                   Medizin ausmacht?
Drohende „Entwissenschaftlichung“                 nicht „wesentliche Schlüsselkompetenz“ ist.
Es ist sicher nicht der Ausbildung der Medizi-                                                     Es ist nicht einzusehen, warum wir einen
ner anzulasten, dass zu wenige Lust haben als     Die Ganzheit des Fachs nicht beschneiden         funktionierenden, erfolgreichen universitären
Landarzt zu arbeiten oder viele lieber ins Aus-   In den Studiengängen, die die Bachelor-/Mas-     Studiengang, der eine große Zahl von quali-
land gehen. Dennoch soll es die Ausbildung        terstruktur bereits übernommen haben, sind       fizierten Ärzten hervorbringt, auf den Altären
richten. Praxisnäher müsse sie werden, Hand-      die Ergebnisse zu besichtigen: Vermassung,       des Bologna-Prozesses und der Kostensen-
lungskompetenzen habe sie zu vermitteln, am       damit einhergehende Entwissenschaftlichung,      kung opfern sollen. Der Universität, der wis-
besten nur die „wesentlichen Schlüsselkom-        endlose Streitereien über die Zulassung zu       senschaftlichen Bildung ist diese Beschrän-
petenzen“. Das theoretisch-wissenschaftliche      den knappen Masterstudienplätzen. Warum          kung aufs Wesentliche fremd. Ihr geht es ums
Wissen müsse zurücktreten, überhaupt sei          sollten wir in der Medizin ein anderes Ergeb-    Ganze des Faches. Denn auch die Beschrän-
die unselige Trennung von Theorie und Praxis      nis erwarten? Und – wenn wir nach wie vor        kung auf das Wesentliche ist eine Form der
zu überwinden – und nach sechs Semestern          wissenschaftlich ausgebildete Ärzte wollen       Beschränktheit.

                                                                                                          wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
14                          personalia

                              Das Fernstudium                                                                            Nachwuchs                                                                          Interdisziplinär
                              ausbauen                                                                                   vernetzen                                                                          arbeiten
                                                   Dr. Holger Sommerfeldt ist                                                               Die neue Projektmanagerin                                       Die Rechtsanwältin und Po-

                                                                                  Foto: Stiftung Mercator, S. Bierwald
                                                   neuer Leiter Fernstudium                                                                 der Global Young Faculty –                                      litikwissenschaftlerin Julia
                                                   an der IUBH International                                                                einer Initiative der Stiftung                                   Fahl ist neue Leiterin der
                                                   University of applied Scien-                                                             Mercator und des Merca-                                         Abteilung Wissenschafts-
          Foto: IUBH 2011

                                                   ces Bad Honnef Bonn. Der                                                                 tor Research Center Ruhr                                        management beim Berlin-

                                                                                                                                                                                                                                                                Foto: BCRT
                                                   Diplom-Wirtschaftsingenieur                                                              (MERCUR) – heißt Dr. Mag-                                       Brandenburger Centrum
                                                   war zunächst als Unter-                                                                  dalena Zürner. Die Neuro-                                       für Regenerative Therapien
                              nehmensberater, danach als Manager und Ge-                                                 biologin betreut mit der Global Young Faculty                                      (BCRT). Hier ist sie zuständig für Administra-
                              schäftsführer bei der Bertelsmann AG tätig und                                             ein Netzwerk junger Forscher und Forscher-                                         tion, Kommunikation und Wissenschaftsma-
                              arbeitet seit drei Jahren als Dozent für Service-                                          innen in der Metropole Ruhr. Das Programm                                          nagement. Nach ihrem Doppelstudium war sie
                              management bei der IUBH. Zu seinen neuen Auf-                                              bietet hochqualifizierten Nachwuchswissen-                                         nach einer Station bei einem internationalen
                              gaben zählt hauptsächlich der Aufbau des neuen                                             schaftlern die Möglichkeit, sich lokal und inter-                                  Hochtechnologieunternehmen im Fertigungs-
                              innovativen Fernstudiumangebots innerhalb der                                              national zu vernetzen und selbstbestimmt über                                      und Medizintechniksektor zuletzt als Bundes-
                              IUBH, der mit deutschsprachigen Bachelor- und                                              Fach- und Institutsgrenzen hinweg zusammen-                                        geschäftsführerin des Verbandes Deutscher
                              Masterstudiengängen in Betriebswirtschaft im                                               zuarbeiten. „Was mich an MERCUR reizt, ist das                                     Privatschulverbände (VDP) tätig. „Mich fasziniert
                              Oktober 2012 starten soll. „Ich bin motiviert von                                          Ziel durch eine Kombination von Forschungs-                                        an meiner neuen Aufgabe die Interdisziplinarität
                              der Überzeugung, dass es auf dem deutschen                                                 und Nachwuchsförderung die Wissenschaftsre-                                        des BCRT, seine Verknüpfung von klinischen
                              Markt ein großes Bedürfnis nach einem moder-                                               gion Ruhr zu stärken.“                                                             Bereichen und Technologieplattformen, die
                              nen, multimedialen Fernstudium gibt.“                                                                                                                                         Beschäftigung mit modernen Schlüsseltechno-
                                                                                                                                                                                                            logien sowie die Fokussierung auf die Themen
                                                                                                                         Mehrwert schaffen                                                                  Translation und personalisierte Medizin.“

                              Die Leitung                                                                                Seit dem 1. Juni 2011 ist Dr.
                              unterstützen                                                                               Alexander Kurz neues Vor-                                                          Projekte koordinieren
                                                                                                                                                                              Foto: Kurt Fuchs/Fraunhofer

                                                                                                                         standsmitglied der Fraunho-
                                                   Die Geschäftsführung des                                              fer-Gesellschaft für Personal                                                      Nach seinen Erfahrungen

                                                                                                                                                                                                                                                                Foto: Art + Photo Urbschat, Berlin
                                                   Forschungsverbunds Ber-                                               und Recht. Der erfahrene                                                           als Postdoctoral Fellow an
Foto: Helmholtz/Ausserhofer

                                                   lin e.V. hat mit Lisa Besler                                          Forschungsmanager ist Voll-                                                        der Yale University, war der
                                                   eine neue Referentin. Nach                                            jurist und Verwaltungswis-                                                         promovierte Biochemiker
                                                   dem Studium des deutschen                                             senschaftler. Nach einer Station beim For-                                         Henning Otto als Dozent
                                                   und französischen Rechts in                                           schungszentrum Karlsruhe, wechselte er zum                                         an der Freien Universität
                                                   Potsdam, Berlin und Straß-                                            Kernforschungszentrum CERN nach Genf. 2007                                         Berlin tätig. Dort übernimmt
                              burg sowie einem interdisziplinären Studien-                                               kehrte er nach Karlsruhe zurück und ist seit                                       er jetzt auch die Koordination naturwissenschaft-
                              aufenthalt in Wroclaw, arbeitete sie nach ihrem                                            Oktober 2009 Vizepräsident des Karlsruher Ins-                                     licher Verbundforschungsprojekte, wie der Fo-
                              zweiten Staatsexamen ab Herbst 2008 in der                                                 tituts für Technologie KIT. Alexander Kurz reizen                                  cus Area NanoScale, sowie die Kommunikation
                              Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft                                                 an der neuen Aufgabe in München die heraus-                                        innerhalb der Verbundprojekte. Außerdem ist er
                              in Berlin. Bei ihrer neuen Tätigkeit für den For-                                          ragenden Gestaltungsmöglichkeiten. Sicherung                                       Geschäftsführer für zwei Sonderforschungsbe-
                              schungsverbund unterstützt sie sowohl den                                                  der Attraktivität als Arbeitgeber, eine leistungs-                                 reiche. „Ich befinde mich mit meiner neuen Arbeit
                              administrativen Geschäftsführer als auch den                                               gerechte Vergütung, die objektiv differenziert,                                    an einer sehr spannenden Schnittstelle zwischen
                              Vorstandssprecher. Schwerpunkte bilden hier-                                               Diversity auch über die Chancengleichheit hin-                                     Wissenschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit, die
                              bei die inhaltliche Vor- und Nachbereitung der                                             aus sowie eine Personalentwicklung, die an die                                     abwechslungsreiche, herausfordernde Aufgaben
                              Gremienangelegenheiten (Vorstand, Mitglieder-                                              Strategien des Hauses angepasst ist – das sind                                     bereithält. Es ist äußerst spannend, […] wenn
                              versammlung und Kuratorium) sowie die Koor-                                                die Themen, denen sich Alexander Kurz vorran-                                      ein neuer Verbund wie der SFB 958 seine Arbeit
                              dinierung bereichsübergreifender Projekte.                                                 gig widmen will.                                                                   aufnehmen kann.“

                              wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2011
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