Boden braucht Schutz - BLE-Medienservice
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Magazin für Ländliche Räume AUSGABE 1.19 Dinner-Erlebnis-Varieté im Hunsrück _ 36 Wie Kühe sich wohler fühlen _ 42 Innovatives zur Bewässerung _ 50 Boden braucht Schutz Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.
INHALT Inhalt Seite 36 Seite 42 Seite 50 Kornnattern, Kunst und Kulinarik Eine Frage der Haltung Innovativ bewässern Für das Netzwerk Im Fokus INSIDE EINFÜHRUNG 05 Preisverleihung Wettbewerb Gemeinsam stark sein 12 INTRO 05 Neues Tool zur Kooperationspartnersuche 14 Multitalent Boden 05 Broschüre zu Tourismusprojekten FORSCHUNG 05 Neu im Social-Media-Team 16 Klimafreundlich wirtschaften DAS WAR 18 Kompost innovativ 06 Grünland-Tagung PRAXIS 08 Rück- und Ausblick zu EIP-Agri 08 DVS beim Zukunftsforum 2019 20 Ein Boden blüht auf 09 Forum Klimaanpassung und Klimaschutz 22 Moore und Klima schützen 09 DVS-Förderhandbuch erschienen 24 Wenn der Pflug in der Scheune bleibt 27 Humus bringt mehr als hohe Erträge DAS KOMMT 28 Kalk gegen saure Verhältnisse 10 Workshop Naturschutz und Landwirtschaft INSTRUMENTE 10 DVS-Jahresprogramm Fotos: Oleg Elkov/iStock.com, Horst Hornig, demachi/iStock.com 11 Workshop zu Coworking 30 Kooperativ mit LEADER – Interview 11 Erfahrungsaustausch zu Wasserrahmenrichtlinie 31 Die Balance finden – Interview 11 Vormerken: Tagung zum Thema Integration 32 In den Boden blicken 33 Was noch fehlt – Interview 2 LandInForm 1/2019
ab Seite 12 Im Fokus: Gesunde Böden sichern nicht nur unsere Ernährung, sie schützen das Klima, filtern das Wasser und erhalten die biologische Vielfalt. Aber die menschliche Nutzung beeinträchtigt ihre Funktionen. Was können Land- und Forstwirtschaft für den Schutz des Bodens tun? Aus der Praxis Perspektiven 34 pampa – die Mitfahr-App fürs Land BILDUNG & FORSCHUNG 36 Kornnattern, Kunst und Kulinarik 46 Turbulente Energiewende Wie lockt ein Tierpark auf dem Land auch im Winter Besucher an? Ein junges Unternehmerpaar im Hunsrück entwickelte eine ungewöhnliche Idee: PARTNER & EXPERTEN ein Dinner-Erlebnis-Varieté. 48 Kooperieren statt konfrontieren 38 Über Ländergrenzen hinweg 50Innovativ bewässern – Interview 40 Brot aus dem Glas, Saft von der Wiese Wissenschaftler und Praktiker aus verschiedenen Bundesländern haben sich mit dem Thema Bewässerung auseinandergesetzt – und Übertrag- bares gefunden. Forschung trifft Praxis 42 Eine Frage der Haltung POLITIK UND GESELLSCHAFT Fühlen Kühe sich wohl, steigt auch ihre Leistung. Mitarbeiter der Hochschule Neubrandenburg 52 Kleinstprojekte machen LEADER sichtbar – Interview fanden heraus: Die meisten Fehler im Stall lassen sich kurzfristig und kostengünstig beheben. 53 Die Position Prozesse und Methoden Service 54 angelesen 44 Damit Jugend gestaltet 55 angekündigt 56 Termine Foto: kivitimof/iStock.com LandInForm 1/2019 3
EDITORIAL Impressum LandInForm – Magazin für Ländliche Räume Erscheinungsweise: vierteljährlich Auflage: 10 000 / ISSN: 1866-3176 Herausgeber: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Bonn Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Liebe Leserinnen und Leser, Räume (DVS), Redaktion: Dr. Juliane Mante, Anja Rath, Ökosysteme sind ein komplexes Gefüge von Stoffflüssen und biotischen und Andrea Birrenbach, abiotischen Abhängigkeiten. Manche ihrer Leistungen werden öffentlich diskutiert, Dr. Jan Swoboda (V.i.S.d.P.) Redaktionelle Unterstützung: wie, dass blütenreiche Feldstreifen gut für die Tierwelt sind. Sie sind aber nicht neues handeln GmbH schützenswerter als andere. Das betrifft auch den Boden als Träger der Ökosysteme. Boden lässt sich nicht vermehren – aber verringern. Die Ausweitung der mittlerweile Titelbild: danishc/iStock.com 14 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche geht meist zu Lasten von vorher forst- Grafik: MedienMélange: Kommunikation! oder landwirtschaftlich genutzten Böden. Etwa die Hälfte davon ist versiegelt Rückseite: Carlos_bcn/iStock.com und damit jeder 15. Quadratmeter in Deutschland aus Stein; Asphalt oder Beton – kein guter Lebensraum. Gestaltung: MedienMélange: Kommunikation! www.medienmelange.de Im Wald und noch mehr auf den rund 50 Prozent landwirtschaftlicher Fläche kommt der Bewirtschaftung besondere Bedeutung zu. Landwirte können einiges Druck: Bonifatius GmbH beim Bodenschutz bewegen. Grünlandnutzung und vielfältige Fruchtfolgen sind Gedruckt auf Recyclingpapier dabei besonders wertvoll. Auch das seit 2002 von der Bundesregierung anvi- Bezugsadresse und Redaktionsanschrift: sierte Ziel, den Flächenanteil des Ökolandbaus 2010, dann 2020 und aktuell Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bis 2025 auf 20 Prozent anzuheben, kann dazu beitragen. Einige Bundesländer Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume machen sich diese Ziele zu eigen, andere nicht. Dabei lastet auf vielen land- Deichmanns Aue 29, 53179 Bonn wirtschaftlichen Böden ein hoher Nutzungsdruck, der nicht nur den Humus – Telefon: 0228 6845-3461, -3435, -3081 die organische Bodensubstanz – sondern auch die unter- und überirdische Fax: 030 1810 6845-3361 Biodiversität beeinflusst. E-Mail: landinform@ble.de www.netzwerk-laendlicher-raum.de Unbestritten wird einiges getan, das Artensterben betreffend – aber offen- sichtlich nicht genug. Hier wird die Situation eher schlechter. Das Volks Bezug: kostenfrei, LandInForm als PDF-Datei unter www.land-inform.de begehren „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ greift das in Bayern auf. Die Initiatoren fordern, dass 13 Prozent der Landesfläche als Biotopverbund Anmerkungen der Redaktion: ausgewiesen werden – also ungefähr die Fläche, die bundesweit durch Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht die Meinung Siedlung und Verkehrswege beansprucht wird. Sie fordern 20 Prozent der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte Ökolandbau bis 2025 – das alte Bundesziel. Diese Form der direkten und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. Demokratie zeigt: Jeder Einzelne kann etwas beeinflussen, wozu er viel- Die Urheberrechte liegen beim Herausgeber. Eine Genehmigung leicht aufgrund der Größe des Problems bisher keine Möglichkeit sah. zur Zweitverwertung auch in Auszügen in Wort, Schrift und Die Politik hat bislang nicht genug getan. Ein Fazit könnte sein, dass Bild erteilt die Redaktion gern gegen Nennung der Quelle und auch bei der ebenso großen, aber weniger direkten Gefahr des Klima- Belegexemplar. wandels noch nichts verloren ist. Beim Humusaufbau sind passende Förderangebote und gute Beispiele in diesem Heft hilfreich. Als Zugeständnis an die Lesbarkeit der Texte verzichten wir auf Doppelformen bei den Geschlechtern. Ein Volksbegehren dafür wird es wohl nicht geben. LandInForm wird durch den Bund und die Europäische Union Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gefördert. Zuständige Verwaltungsbehörde: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Kürzel der DVS-Autoren: Andrea Birrenbach: abb, Jan Freese: jaf, Isabell Friess: isf, Nina Jürges: nkj, Stefan Kämper: stk, Simon Keelan: sik, Moritz Kirchesch: mok, Irene Lange: ila, Isabella Mahler: ima, Juliane Mante: jum, Stephanie Müller: stm, Dagmar Nitsch: dan, Natascha Orthen: nao, Sofia Oxencroog: soo, Jost Pütz: jop, Anja Rath: arh, Bettina Rocha: ber, Susanne Schniete: sus, Jan Swoboda: jas, Anke Wehmeyer: awr 4 LandInForm 1/2019
FÜR DAS NETZWERK Inside Neues aus der DVS Die stolzen Gewinner des DVS-Wettbewerbs „Gemeinsam stark sein 2018“ BUNDESMINISTERIN ZEICHNET GEWINNER-PROJEKTE AUS Großer Applaus für die Sieger des DVS-Wettbe- Gärten schauen“ der ILE „Rund um die Neubürg – werbs „Gemeinsam stark sein 2018“ in Berlin: Am Fränkische Schweiz“, ebenfalls aus Bayern. Platz 3 23. Januar ehrten Bundeslandwirtschaftsministerin belegte das Projekt „ErlebnisReich Bienenstraße“ SERVICE: Julia Klöckner und BLE-Präsident Hanns-Christoph der LEADER-Region Warnow-Elde-Land aus Meck- www.netzwerk-laendlicher- Eiden im Rahmen der Internationalen Grünen Wo- lenburg-Vorpommern. Die Teams der Projekte raum.de/wettbewerb che (IGW) die drei Gewinner-Projekte. Dabei wurde erhielten als Preis einen zweitägigen Aufenthalt endlich auch die Reihenfolge der Platzierung be- in Berlin, Karten für das Zukunftsforum Ländliche kanntgegeben: Platz 1 ging an „Wandern im Herzen Entwicklung und die IGW sowie eine Stadtrundfahrt KONTAKT: Europas“ der ILE-Region „Nationalparkgemeinden und ein Abendessen. [ism] Isabella Mahler, DVS im Bayerischen Wald“, Platz 2 machte „Ins Land der Telefon: 0228 6845-3974 isabella.mahler@ble.de Neue DVS-Broschüre NEU IM SOCIAL- mit Tourismusprojekten MEDIA-TEAM Wie können LEADER und ILE den Annika Risse unterstützt seit Dezember ländlichen Tourismus unterstüt- 2018 das Social-Media-Team der DVS zen? Das zeigen 27 Projektbeispie- und ist für die Projektanalyse und le in einer neuen Broschüre der -darstellung auf der DVS-Website DVS. Die Projekte waren Finalisten verantwortlich. Sie studierte Geografie im Wettbewerb „Gemeinsam stark an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Neue Kooperationspartnersuche sein“, der 2018 unter dem Motto Universität in Bonn und absolviert auf der ENRD-Website „Tourismus und Naherholung“ zurzeit berufsbegleitend ihren Master stand. [ism] in der „StadtLand-Entwicklung“. Bereits Lokale Aktionsgruppen (LAGs), die an einer Koope- während ihres Erststudiums sammelte ration interessiert sind, können auf der Website sie Erfahrungen in den Bereichen des European Networks for Rural Development, LEADER-Förderung und Öffentlichkeits- des ENRD Contact Points, nach Partnern suchen. Service: arbeit. [jop] Registrieren kann sich jede LAG, unabhängig da- Download und Bestellung unter: von, durch welchen Fonds sie gefördert wird. Bei www.netzwerk-laendlicher-raum. der Partnersuche haben die LAGs die Möglichkeit, de/service/publikationen/ über die verschiedenen Fonds nach Themen oder wettbewerbe Mitgliedsstaaten zu filtern. [awr] Fotos: BMEL/Ingo Heine, DVS KONTAKT: KONTAKT: https://enrd.ec.europa.eu Annika Risse, DVS Gem >leader-clld starkeinsam Projek sein Telefon: 0228 6845-3119 >clld-partner-search te des Motto bun : Tourism desweiten annika.risse@ble.de us und We Naherh ttbewerbs olung 2018 LandInForm 1/2019 5
FÜR DAS NETZWERK Rückblick Das war EINE STRATEGIE FÜRS GRÜNLAND Ob als Futter oder ökologischer Dämmstoff – Grünland hat viele Funktionen. Bei einer Veranstaltung der DVS diskutierten Vertreter aus Landwirtschaft und Naturschutz, wie sie es erhalten, schützen und nachhaltig nutzen können. [VON BETTINA ROCHA UND SIMON KEELAN] Grünland zu erhalten, ist politisch erhalten bleiben. Eine reine Pflege dass extensiv genutztes Grünland nur gesetztes Ziel. Denn: Grünland ist ohne Verwertung sahen die meisten erhalten werden kann, wenn Förder- Futtergrundlage für Wiederkäuer wie als nicht sinnvoll an. Ob sich die programme den ökonomischen Nach- Rinder, Schafe oder Ziegen und schützt Verwertung für den Betrieb lohnt, teil bei der Verwertung ausgleichen. landwirtschaftliche Flächen vor Erosion. hängt von der Intensität der Nutzung Es dient dem Aufbau von Humus und ab. Wollen Landwirte ihre Milchkühe Eine Region, in der viel Grünland bindet so das Treibhausgas Kohlendi- und Fleischrinder mit Heu füttern, ist extensiv genutzt wird, ist die Eifel: oxid (CO2). Extensiv genutztes Grünland ein gewisses Intensitätsniveau not- Dort setzen zahlreiche Betriebe das ist zudem besonders artenreich. All wendig: Für gute Futterqualität müssen Heu von artenreichem Grünland auch diese Gründe haben die DVS bewogen, sie die Fläche über Dünger ausreichend als Futter ein, vor allem für Fleisch im November 2018 eine Tagung zu mit Nährstoffen versorgen und häufig rinder. Für die Milcherzeugung ist diesem Thema im Saarland anzubieten. genug mähen oder beweiden. Das eine höhere Energiedichte im Futter Der Deutsche Verband für Landschafts erhöht den Eiweiß- und somit Energie- notwendig. Deshalb kann das Heu pflege und das saarländische Umwelt- gehalt des Futters. hier in der Regel nur eine Ergänzung ministerium konzipierten die Veran- zu energiereichem Futter sein. staltung mit. Extensiv genutztes Grünland erhält zwar die Artenvielfalt, sein Aufwuchs Eine Frage der Fläche Vertreter aus Landwirtschaft und hat in diesem Fall aber weniger Energie Als naturgegebene Nahrungsquelle Naturschutz diskutierten über tradi- und Eiweiß und mehr Fasern als der für Rinder und andere Wiederkäuer tionelle und neuartige Nutzung von intensiver genutzter Flächen. Zudem spielt Grünland auch in puncto Nach- Gras und Heu. Intensiv sprachen darf der Grünlandaufwuchs erst spät haltigkeit und Klimaschutz eine Rolle: sie auch über die Herausforderungen im Jahr genutzt werden, damit die Nur Wiederkäuer sind in der Lage, beim Erhalt von artenreichem Pflanzen blühen und bis zur Samen- Gras zu verdauen. Gleichzeitig werden Grünland. reife gelangen und als Lebensraum heutzutage Futtermittel wie Getreide für verschiedene Tierarten dienen. Als oder Soja weltweit auf einem großen Intensiv oder extensiv nutzen? Futterquelle für Kühe und Rinder eig- Teil der Ackerfläche angebaut – diese Die Teilnehmer waren sich weitgehend net er sich deshalb nur begrenzt. Die Flächen fehlen für die Produktion von einig: Grünland soll durch Nutzung Veranstaltungsteilnehmer bestätigten, Nahrungsmitteln für Menschen. Dabei 6 LandInForm 1/2019
FÜR DAS NETZWERK Rückblick Gras- oder Kleegras- Bettinger vom Ministerium für Umwelt Pellets, wie Erik Fog des Saarlandes und Franziska Nicke vom SEGES Danish von der Landwirtschaftskammer Saar- Agriculture & Food land – vorstellten. Sie ist vergleichbar Council F.m.b.A. mit anderen Mittelgebirgsregionen vorstellte. Voraus- Deutschlands, jedoch finden sich setzung dafür ist hier noch Anteile artenreichen Grün- jedoch auch hier, lands außerhalb von Schutzgebieten. dass der verwendete Während der Erhalt der Flächen mit Grünlandaufwuchs Schutzstatus in der Regel gesichert jung und damit ist, werden die Areale außerhalb der besonders eiweiß- Schutzgebiete teilweise aufgegeben. haltig ist. Dazu muss Deshalb sind Förderinstrumente für den das Gras früh und Erhalt notwendig, wie Prof. Dr. Rainer häufig genutzt sowie Luick von der Hochschule Rottenburg gedüngt werden, darstellte. Aktuell reiche jedoch das was den Interessen Finanzvolumen nicht aus, um das des Naturschutzes artenreiche Grünland zu erhalten. entgegensteht. Grünlandstrategie gewünscht Grünland in Aus Sicht des Naturschutzes wären neuen Formen effizientere Fördermaßnahmen und Um diesem Wider- eine Grünlandstrategie mit gezielten spruch zu entgehen, Nutzungskonzepten wünschenswert. entstehen zuneh- Eine deutschlandweite Strategie könn- mend Ideen für neue te nicht nur eine Richtung vorgeben, Produkte aus reife- sondern gezielte Nutzungskonzepte – rem Grünlandauf- im Idealfall in Verbindung mit ange- wuchs, bei denen passter Wertschöpfung – berücksichti- ein höherer Faseran- gen. Dabei sollte sie die Qualität des teil sogar einen Grünlandaufwuchses und die jeweils sind zwei Drittel der landwirtschaftli- Vorzug darstellt. Ein Beispiel stellte unterschiedlichen Verwertungsmög- chen Nutzfläche weltweit Grünland Jean-Luc Friedrich, ein Landwirt aus lichkeiten beachten, wie Dr. Simone und nicht ackerfähig. In Deutschland Luxemburg vor: Bau-Panels aus hoch- Schneider von SICONA Luxemburg sind es rund 40 Prozent. Wiederkäuer verdichtetem Heu, das in Quader und betonte. Die Tagung konnte einen sollten deshalb idealerweise mit Platten gepresst wird und eine Außen- Beitrag dazu leisten, sich dem Thema Grünlandaufwuchs gefüttert werden. schicht aus Karton und Leim erhält. Grünlandnutzung von unterschiedli- Zusammen mit dem Verzicht auf Kraft- Die Panels kommen im Innenausbau chen Seiten zu nähern. Ein zentrales futter von Ackerflächen zeige dies von Gebäuden zum Einsatz; für tragen- Ergebnis: Wenn es um Grünland geht, einen Weg für eine klimafreundlichere de Wände können sie wegen des sollten Naturschutz und Landwirtschaft Tierernährung auf, wie Referentin Brandschutzes nicht eingesetzt wer- zusammenarbeiten – und Schutz und Dr. Karin Jürgens vom Büro für Agrar- den. Prof. Dr. Michael Wachendorf Nutzung zusammendenken. soziologie und Landwirtschaft vorstell- von der Universität Kassel beschrieb te. Da Kraftfutter-Komponenten häufig eine weitere zukunftsweisende Idee – importiert werden, entfiele auch der die Herstellung von Bio-Kohle aus Transport. dem Kohlenstoff im älteren Grünland- aufwuchs. Sie kann für Aktivkohlefilter Die Veranstaltung bot auch neuartigen verwendet werden, die in Kläranlagen Erzeugnissen aus Grünlandaufwuchs Hormone oder Rückstände von Raum. So stellte Thorsten Breitschuh Arzneimitteln aus dem Abwasser SERVICE: vom Beratungsbüro BELANU ein EIP- herausfiltern. Bio-Kohle stellt zudem Dokumentation zur Fotos: DVS, Gaschwald/iStock.com, Mordolff/iStockcom Agri-Projekt vor, in dem Grünlandauf- eine umweltfreundlichere Alternative Veranstaltung online unter: wuchs als Futter für Heuschrecken zu Kohle aus fossiler Herkunft dar. www.netzwerk-laendlicher- getestet wird, die in Zukunft wichtige raum.de/gruenland Eiweißlieferanten für die menschliche Die Situation im Saarland und tierische Ernährung sein könnten. Ein besonderer Fokus der Tagung lag Auch für Schweine und Geflügel sei auf dem Saarland als Grünlandregion, KONTAKT: Gras als Futter interessant: Für sie gibt dessen Situation drei Referenten – Bettina Rocha, DVS es mittlerweile veredelte Produkte wie Dr. Steffen Caspari und Dr. Andreas Telefon: 0228 6845-3882 bettina.rocha@ble.de LandInForm 1/2019 7
FÜR DAS NETZWERK Rückblick Das war GEFLÜGEL, SCHWEINE, BEWÄSSERUNG – EIP-AGRI IST VIELSEITIG Landwirte und Forscher arbeiten in vielen Bereich zusammen. Die DVS bietet daher Veranstaltungen zu verschiedenen Themen an – ein Einblick in EIP-Agri. Im Jahr 2018 bot die DVS erstmals thema als auch Legehennen gehalten werden. Seit Ergebnisse weit streuen tische Workshops für die Aktiven in der 2019 macht der Bauckhof bei einem EIP-Pro- Damit Praktiker die Ergebnisse der OGs Europäischen Innovationspartnerschaft jekt mit; für direkt vermarktende Landwirte nutzen können, sollten sie veröffentlicht „Landwirtschaftliche Produktivität und Nach- soll eine wirtschaftliche Öko-Putenkreuzung werden: Im Rahmen der regelmäßigen Work- haltigkeit“ (EIP-Agri) an. So tauschten sich im entwickelt werden. shops für Innovationsdienstleister stellte die Mai 2018 die Mitglieder von Operationellen DVS deshalb im vergangenen Jahr Kommuni- Gruppen (OGs) über die Ergebnisse von EIP- Weitere thematische Workshops gab es 2018 kationswege für Print- und Online-Medien Projekten aus, die sich mit Legehennen und zu den Themen „Schweinehaltung“, „Nach- vor. Neben der Fachpresse eignen sich auch Mastgeflügel befassen. 15 OGs stellten ihre haltige Bewässerung“ und „Precision Farming“. Blogs sowie Social-Media-Kanäle wie Twitter Projekte vor. Ergänzt wurde das Programm Wenn mindestens vier OGs aus zwei Ländern und Facebook dafür. Ab 2019 veröffentlicht durch eine Exkursion zum ökologisch wirt- Bedarf anmelden, bietet die DVS auch in die- die DVS ausgewählte abgeschlossene EIP- schaftenden Bauckhof im niedersächsischen sem Jahr solche Workshops an. Im Februar Projekte als Kurzfilme. Klein Süstedt. Im Fokus stand das mobile Of- gab es beispielsweise einen zum Thema fenstallsystem, in dem sowohl Mastgeflügel „Eiweißpflanzen“. Der dritte bundesweite Workshop für OGs und Innovationsdienstleister findet im März 2019 in Arnstadt statt. Hier können alle OGs Siebenter Work- ihre Projekte per Poster vorstellen, sich über shop der EIP neue Erkenntnisse aus EIP-Projekten infor- Agri-Innovations- mieren und neue potenzielle Projektpartner dienstleister 2018: kennenlernen. [nao] Dr. Laura Junker, Mitglied einer Operationellen Gruppe, erklärt einen Geräte- KONTAKT: Prototypen zur Natascha Orthen, DVS präzisen Erken- Telefon: 0228 6845-3268 nung von Blatt- natascha.orthen@ble.de lausbefall. NICHT WARTEN, MACHEN! Gesellschaftliche Veränderungen, abhängige Dörfer: Die lokale Demokratie braucht vielerorts neue Impulse. Ideen dafür wurden beim DVS-Fachforum „Demokratie anders denken – neue Formen der Mitsprache in ländlichen Kommunen“ beim Zukunftsforum Ländliche Entwicklung im Rahmen der Internationalen Grünen Woche 2019 diskutiert. „Auf dem Dorf kennt jeder jeden – und das meis- organisation und auch darum, wie die Belange te, was hier entschieden wird, geht jeden an“, der Dörfer auf politischer Ebene besser gehört sagte Ralf-Uwe Beck, Bundesvorstandssprecher werden können. Fazit: Menschen nehmen Dinge von Mehr Demokratie e. V. Gerade dort, auf dem gerne selbst in die Hand, wenn die Rahmen SERVICE: Dorf, sei eine neue Beteiligungskultur nötig, die bedingungen stimmen. Dazu gehört auch ein Dokumentation mit Vorträgen es den Bürgern erleichtere, sich einzubringen. „echtes“ Budget sowohl für die Beteiligungspro- und Audio-Mitschnitten: Hierzu gab es konkrete Impulse in vier Kurzvor- zesse als auch für Bürgerprojekte. Kümmerer, www.netzwerk-laendlicher- trägen, über die rund 100 Teilnehmer diskutier- die Verbindungen zwischen den Menschen vor raum.de/zukunftsforum ten; Mitveranstalter waren die Bundesarbeitsge- Ort, der Verwaltung und Förderinstitutionen meinschaft der LEADER-Aktionsgruppen (BAG herstellen, sind genauso wichtig wie frei zugäng- LAG), die Agrarsoziale Gesellschaft (ASG) und das liche Räume, die zu Ideenschmieden fürs Dorf Fotos: DVS, da-vooda/iStock.com KONTAKT: Thünen Institut für Regionalentwicklung. werden können. Damit nicht nur geredet wird, Stefan Kämper, DVS ist es wichtig, auch auf Projektebene schnell Telefon: 0228 6845-3722 Dabei ging es um eine Bürgerbeteiligung, die erste Ergebnisse sehen zu können. Das bestärkt, stefan.kaemper@ble.de als kommunale Satzung verankert ist, um Selbst nicht zu warten, sondern loszulegen. [stk] 8 LandInForm 1/2019
FÜR DAS NETZWERK Rückblick Das war THEORIE UND PRAXIS MÜSSEN VERKNÜPFT SEIN! Wie fundamental dies für Klimaanpassung und Klimaschutz in der Landwirtschaft ist, machte das Forum von Deutschem Bauernverband (DBV) und DVS deutlich. Mehr als 100 Teilnehmer aus Ministerien, Ver- erweitern oder gezielt bewässern. Ein weiteres bänden, Wissenschaft und Praxis diskutierten im Handlungsfeld ist, die Landwirtschaft klima November 2018 in Berlin miteinander in einem freundlicher zu machen. Im Forum wurden Gezielt beregnen hilft, die neuen Format: Aktive Landwirte kommentierten deshalb Beratungs- und Finanzierungsansätze Folgen von Dürren im Rahmen Beiträge aus Wissenschaft und Unternehmens- vorgestellt, die Potenziale zur Reduzierung von des Klimawandels abzumildern. forschung. Dadurch wurde die praktische Um- Treibhausgasen aufzeigen, analysieren und in setzbarkeit unterschiedlicher theoretischer An- die Betriebe integrieren können. sätze bewertet – das fehlt häufig bei Tagungen und Workshops. Es wurde deutlich, dass sich Die Teilnehmer diskutierten außerdem die viele Betriebe bereits intensiv mit Klimaschutz- Speicherfunktion von Böden: Über den Humus und Anpassungsstrategien auseinandersetzen. können Böden Kohlendioxid binden. Wie Land- wirte Humus aufbauen können, beschreibt auch SERVICE: Ein wichtiger Aspekt hat sich wie ein roter Faden das Fokusthema in diesem Heft. Für den Klima- Zur Dokumentation der durch die Veranstaltung gezogen: die Risiko schutz in der Landwirtschaft gilt es also, diese Veranstaltung: streuung. Deutschland wird zwar voraussichtlich Leistungen stärker zu nutzen – und bestenfalls www.netzwerk-laendlicher- ein landwirtschaftlicher Gunststandort bleiben, zu honorieren. Nicht thematisiert wurde das raum.de/klimaforum aber die Risiken durch extreme Wetterereignisse Themenfeld „Tierhaltung und Klimawandel“. wie Dürren, Spätfröste und Starkregen nehmen Aber die Teilnehmer und Veranstalter merkten zu. Landwirte können deren Wirkung abschwä- bereits während des Forums, dass es Bedarf KONTAKT: chen, indem sie beispielsweise ihre Bewirtschaf- und Interesse an einer Folgeveranstaltung gibt. Simon Keelan, DVS tung anpassen und ihre angebauten Kulturen [sik] Telefon: 0228 6845-3091 simon.keelan@ble.de FRISCH GEDRUCKT Das kostenlose DVS-Förderhandbuch ist erschienen 2018 und wird bereits eifrig bestellt. DVS-Förderhandbuch für die ländlichen Räume EU-und Bundesprogramme Finanzen für Projekte zu akquirieren, ist das All- und was finanziell unterstützt werden soll. tagsgeschäft vieler Akteure im ländlichen Raum. Deshalb spielen sie bei der Auswahl der Pro- Neben dem Europäischen Landwirtschaftsfonds gramme im Handbuch eine Rolle. Es beginnt mit zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) einem Überblick über die großen Fördertöpfe und der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Europäischen Union und des Bundes. An- der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ hand eines idealtypischen Projektablaufs zeigt (GAK) gibt es sowohl auf europäischer als auch es danach auf, was bei der Finanzierung eines SERVICE: auf Bundesebene weitere Fördermöglichkeiten. Projekts zu beachten ist. Das Förderhandbuch kann Die DVS möchte mit dem Handbuch mehr Trans- hier heruntergeladen werden: parenz im Förderdschungel schaffen. Potenzielle Den Hauptanteil der Publikation machen rund www.netzwerk-laendlicher- Projektträger, Berater und Regionalmanager er- 50 Steckbriefe von Programmen aus. Sie sind raum.de/service/ halten Ideen, welche Fördermöglichkeiten sich einem oder mehreren Handlungsfeldern zuge- publikationen/handbuecher/ ihnen zusätzlich zum ELER für die Umsetzung ordnet. Darüber hinaus finden sich auch Ansät- Die Druckversion können ihrer Konzepte und Visionen bieten. ze der Bundesländer sowie Möglichkeiten der Sie hier bestellen: Finanzierung über private und halb-öffentliche www.netzwerk-laendlicher- Bei der Suche nach einem passenden Förder- Geldgeber. Ein Glossar der Fachbegriffe rundet raum.de/bestellung programm sind die Fragen entscheidend, wer das Handbuch ab. [ifr] Fotos: DVS LandInForm 1/2019 9
FÜR DAS NETZWERK Ausblick Das kommt NATURSCHUTZ UND LANDWIRTSCHAFT – WIE GEHT DAS ZUSAMMEN? Workshop für Verantwortliche aus Politik und Verwaltung sowie Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz Agrarumweltmaßnahmen und Vertragsnaturschutz sind das wichtigste Instrument des freiwilligen Naturschutzes von Landwirten in Deutschland. Wie können dabei Landnutzer untereinander und mit Naturschützern so kooperieren, dass beide Seiten davon profitieren? Wie können Förderpro- gramme diese Zusammenarbeit unterstützen und vereinfachen? Die DVS möchte diesen Fragen bei einem Workshop in der zweiten Maiwoche 2019 nachgehen. Eingeladen sind Verantwortliche aus Bund und Ländern sowie Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz, die sich über bereits umge- setzte Kooperationen in Deutschland und das neue kooperative und regio- nale Agrarumweltsystem in den Niederlanden austauschen. Gemeinsam KONTAKT: wollen wir über die Möglichkeiten von Pilotprojekten, deren Umsetzung Dr. Jan Freese, DVS und auch Zukunftsperspektiven diskutieren. [jaf] Telefon: 0228 6845-3477 jan.freese@ble.de DAS PLANT DIE DVS DIESES JAHR Kooperationen, Wasserrahmenrichtlinie und Digitalisierung – mit diesen Schlagworten lassen sich einige der Themenbereiche anreißen, zu denen die DVS 2019 Veranstaltungen anbietet. Im DVS-Jahresprogramm 2019 bildet „Kooperation“ als Kooperationen. Für 2019 plant die EU, den „Fitness- methodischer Ansatz eine Klammer um unterschiedli- Check“ der WRRL abzuschließen. Bis 2027 soll europa- che Veranstaltungen – Tagungen, Workshops, Schulun- weit ein guter Zustand aller Oberflächengewässer gen und Transferbesuche. Das betrifft die Zusammen- erreicht sein. Bei unserer Veranstaltung werden wir arbeit in Themenfeldern wie Coworking und Agrar- Maßnahmen aufzeigen, die helfen können, diesem umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) sowie Ziel näherzukommen. Schulungen zur Gestaltung von Kooperationsprozes- sen. In diesem Kontext stehen auch die im vorigen Das Thema Digitalisierung ist für landwirtschaftliche Jahresprogramm gestarteten Best-Practice-Projekt- Familienbetriebe ebenso wichtig wie für das Leben auf besuche zu LEADER zwischen Österreich, Luxemburg dem Dorf. Ein Transferbesuch wird zeigen, wie digitale und Deutschland, die über einen Zeitraum von drei Lösungen helfen können, Zeit einzusparen und damit Jahren geplant sind. Dieses Format soll dabei helfen, die Arbeits- und Lebensqualität der Landwirte und transnationale Kooperationsprojekte zu entwickeln. ihrer Familien zu erhöhen. Die Workshopreihe „Dorf Auch die seit mehreren Jahren auf Nachfrage angebo- erneuerung und -entwicklung“ greift das Thema eben- tene kollegiale Beratung für Managements Lokaler falls auf. Beispielsweise sind Kommunen durch das Aktionsgruppen (LAGs) setzt auf Kooperation. Die Online-Zugangsgesetz gefordert, bis 2022 ihre Dienste vermittelten Methoden führen meist zu einem länge- über das Internet verfügbar zu machen. Die Digitalisie- ren Austauschprozess zwischen den Teilnehmern. rung könnte also dabei helfen, Dienstleistungen der Verwaltung für die Bürger effizienter zu gestalten. Bei den Tagungen der DVS reicht das Spektrum von der Fachkräftesicherung bis zur Umsetzung der Was- Größere bundesweite Treffen werden dieses Jahr für serrahmenrichtlinie (WRRL). Wir fragen, wie Fachkräfte LEADER- und andere Regionalentwicklungsgruppen, für gewonnen und gehalten werden können und welche Dorfnetzwerke und -akteure sowie zu EIP-Agri für alle KONTAKT: Perspektiven junge Menschen, auch solche mit Migrati- deutschen Operationellen Gruppen und deren Umfeld Dr. Jan Swoboda, DVS onshintergrund, Familien und Rückkehrer haben. Wir angeboten. Sie sind im Herbst und für EIP-Agri im Telefon: 0228 6845-3956 Fotos: DVS, Tatomm/iStock.com diskutieren darüber, wie regionale Strategien abge- Frühjahr 2020 geplant. Darüber hinaus werden weitere jan.swoboda@ble.de stimmt werden können: zwischen LAGs, Wirtschafts Veranstaltungen stattfinden. Es lohnt sich also, auch www.netzwerk- förderung, Industrie- und Handelskammern und Hand- 2019 das Veranstaltungsangebot auf der DVS-Website laendlicher-raum.de/ werkskammern oder auch durch interkommunale zu verfolgen. [jas] veranstaltungen 10 LandInForm 1/2019
FÜR DAS NETZWERK Ausblick Das kommt COWORKING GANZ IM VORMERKEN SÜDEN DEUTSCHLANDS: MAI Neues Zuhause ländlicher Raum – angekommen auf 2019 ERST DIE ARBEIT UND dem Arbeitsmarkt Tagung am 27. und 28. Mai 2019 DANN DER URLAUB? in Niedersachsen Kooperationsveranstaltung mit Die DVS organisiert am 23. und 24. Juli Experten Vor- und Nachteile diskutie- der Landwirtschaftskammer 2019 in Herrsching am Ammersee einen ren, Stolpersteine, aber auch Pushfak- Niedersachsen Workshop zum Thema Coworking. Neue toren herausarbeiten. Am zweiten Tage Arbeits- und Lebensformen bestimmen werden wir uns Beispiele in der Region die heutige Gesellschaft, der Wunsch anschauen, wie das Ammersee Denker- Informationen unter: nach einer größeren Work-Life-Balance haus oder das Innovationsquartier in www.netzwerk-laendlicher-raum. wird immer wichtiger. Mehr Zeit für Murnau. de/integration Freundschaften und Familie und weni- ger Zeit für lange Arbeitswege, bessere Wichtige Information zur Anreise: Wir Vereinbarkeit von Beruf und Familie starten am Dienstagvormittag, den oder arbeiten da, wo andere Urlaub 23. Juli 2019. Um Interessenten aus ganz machen: Das alles sind Gründe, warum Deutschland die Teilnahme zu ermög Coworkingräume auch in ländlichen lichen, werden wir für Montag, den Räume funktionieren können. Zielgrup- 22. Juli auch in München ein Zimmer- pe unseres Workshops sind Regional- kontingent einrichten, da eine Anreise KONTAKT: manager. Am ersten Tage können sie aus München per S-Bahn auch noch Isabell Friess, DVS gute Beispiele kennenlernen und mit am Dienstagmorgen möglich ist. [isf] Telefon: 0228 6845-3459 isabell.friess@ble.de WIE GEHT ES WEITER MIT DER WASSERRAHMENRICHTLINIE? Die DVS organisiert Ende Juni 2019 einen Transferbesuch mit Erfahrungs austausch zum praktischen Gewässerschutz in der Landwirtschaft. Nach 18 Jahren wird die EU-Wasserrahmenricht- diffuse Stoffeinträge, insbesondere in das linie (WRRL) auf ihre Wirksamkeit überprüft. Der Grundwasser. Diese werden – nach aktuellem sogenannte „Fitness-Check“ soll bis Ende des Kenntnisstand der Umweltagentur – zu großen Jahres 2019 abgeschlossen sein. Erste Ergebnisse Teilen durch Nitrat und Pestizide aus der land- bietet der Bericht der Europäischen Umwelt- wirtschaftlichen Nutzung verursacht. Sowohl in agentur. Sie hat über 130 000 Oberflächen- und Nordrhein-Westfalen als auch in Niedersachsen Grundwasserkörper auf Grundlage der Bewirt- gibt es Modellbetriebe, auf denen mithilfe von schaftungspläne der Mitgliedsstaaten bewertet. Beratern innovative Techniken und Maßnahmen Das Fazit des Berichts klingt ernüchternd: Eine zum landwirtschaftlichen Gewässerschutz um- große Mehrheit der europäischen Gewässer er- gesetzt werden. Der DVS-Transferbesuch bietet Illustration: gmast3r/iStock.com, Fotos: Medienmelange.de, olgalngs/iStock füllt nach wie vor nicht das in der Europäischen daher die Möglichkeit, auf ausgewählten Betrie- Union angestrebte Minimalziel des „guten Zu- ben im nordwestdeutschen Tiefland, in der stands“. Laut Bericht haben die Mitgliedsstaaten Grenzregion zwischen Niedersachsen und Nord- SERVICE: zwar bereits erhebliche Anstrengungen unter- rhein-Westfalen, den praktischen Gewässer- Weitere Informationen: nommen, um sowohl die Wasserqualität als schutz und betriebliche Strategien der Landwir- www.netzwerk-laendlicher- auch die Struktur von Gewässern zu verbessern, te kennenzulernen. Darüber hinaus bietet die raum.de/wrrl aber nur einige Maßnahmen zeigen unmittelbare Veranstaltung Raum für Erfahrungsaustausch, Wirkung, andere werden erst längerfristig zu Anregungen und Diskussionen. Zielgruppe der Verbesserungen führen. Veranstaltung sind Maßnahmenträger der KONTAKT: WRRL, beteiligte Verwaltungsbehörden, Land- Susanne Schniete, DVS Ein Hindernis auf dem Weg zu einer guten Ge- wirte, Berater und Gewässerschutzinteressierte. Telefon: 0228 6845-2675 wässerqualität sind und bleiben laut Bericht [sus] susanne.schniete@ble.de LandInForm 1/2019 11
IM FOKUS Boden braucht Schutz Gesunde Böden sichern nicht nur unsere Ernährung, sie schützen das Klima, filtern das Wasser und erhalten die biologische Vielfalt. Aber die menschliche Nutzung beeinträchtigt ihre Funktionen. Was können Land- und Forstwirtschaft für den Schutz des Bodens tun? 12 LandInForm 1/2019 2/2017
IM FOKUS Boden braucht Schutz Die landwirtschaftliche Nutzung kann Böden beeinträchtigen. Eiweißpflanzen als Zwischenfrüchte auf dem Acker helfen beim Humusaufbau und steigern die Bodenfruchtbarkeit. Nur noch rund fünf Prozent der heimischen Moore sind intakt, der Rest wurde für die Landwirtschaft entwässert. Es gilt, einen Kompromiss zwischen Landwirtschaft und Klimaschutz zu finden. Fotos: Thomas Heinkele, Alexandra Iakovleva/iStock, brytta/iStock, KatieDobies/iStock Durch Schadstoffeinträge sind viele Waldböden geschädigt. Forstwirtschaftliche Maßnahmen können helfen, sie regenerieren zu lassen. LandInForm 1/2019 13
IM FOKUS Boden braucht Schutz Multitalent Boden Ein gesunder Boden produziert nicht nur Lebensmittel. Er schützt das Klima, das Wasser und die biologische Vielfalt. Dafür braucht er vor allem eines: Humus. [VON ERIK GRÜNEBERG UND NICOLE WELLBROCK] Der Boden ist Basis für alles Leben. den Boden verdichten, sodass Regen Klimaschutz. Das betrifft auch land- Pflanzen können in ihm wurzeln, wasser schlechter versickert und die und forstwirtschaftlich genutzte Bö- wachsen und sich vermehren, indem Erträge sinken. Werden durch die den: Sinkt ihr organischer Kohlen sie Sonnenenergie, das Kohlenstoff- Ernte mehr Nährstoffe abgefahren, stoffvorrat, wird das Treibhausgas dioxid (CO2) aus der Atmosphäre als durch organischen Dünger oder CO2 freigesetzt. Nimmt der Vorrat zu, sowie das Regenwasser und die Zwischenfrüchte wieder zugeführt, wird CO2 gebunden. Deshalb müssen Nährstoffe aus dem Boden nutzen. sinkt der Humusanteil. Zu viel mine- die Veränderungen des Kohlenstoff- Sterben sie oder andere Lebewesen ralischer Dünger kann den Boden speichers im Boden entsprechend ab, dienen sie Bodentieren und mit Schwermetallen belasten, zu bilanziert werden. Neben dem Klima, Mikroorganismen als Nahrung oder viele Pflanzenschutzmittel wichtige der Vegetation, dem Grundwasser- werden als organisch gebundene Bodenorganismen schädigen und stand sowie den physikalischen Nährstoffe dem Stoffkreislauf zuge- damit die Fruchtbarkeit verringern. und chemischen Eigenschaften des führt. Böden speichern auch Nähr- Bodens wird der Kohlenstoffvorrat stoffe und Treibhausgase, wirken Für Wälder gilt ebenfalls: Wie sie auch durch die Nutzung des Men- zudem als Filter oder Puffer für aufgebaut sind, wachsen, genutzt schen gesteuert und ist mitunter Grund- und Oberflächengewässer. und erhalten werden können, hängt sehr variabel. Sie werden für die Land- und Forst- von Umweltbedingungen ab. Auch wirtschaft, als Baugrund, Rohstoff- hier beeinflusst der Mensch die Kohlenstoffspeicher variieren quellen und zur Erholung genutzt. Eigenschaften von Waldböden und je nach Nutzung All diese Funktionen sind gratis, das Erscheinungsbild des Waldes – Mit den Bodenzustandserhebungen sehr leistungsstark und lassen den sei es durch Emissionen von Treib in der Landwirtschaft (BZE‑LW) und Wert des Bodens erahnen. So sind hausgasen und Luftschadstoffen im Wald (BZE‑Wald) lassen sich erst- sauberes Wasser und gesunde Le- oder durch Kalkung, Düngung, die mals repräsentative Aussagen zu den bensmittel nur mit intakten Böden Wahl der Baumart und die Holznut- Kohlenstoffvorräten und ihren Ver- zu haben. zung. änderungen über einen bestimmten Zeitraum treffen. Bei beiden Inventu- Nutzung beeinflusst den Boden Humus: Schlüsselrolle beim ren zogen Wissenschaftler deutsch In Deutschland werden 52 Prozent Klimaschutz landweit insgesamt 3 804 Bodenpro- der Fläche landwirtschaftlich ge- Der Begriff Humus steht häufig für ben in einem Raster von acht mal nutzt, 32 Prozent forstwirtschaftlich. die organische Bodensubstanz: Sie acht Kilometern und werteten diese Wo die Böden von Natur aus ertrag- umfasst alle abgestorbenen pflanz- aus. Dabei fand die BZE-LW einmalig reich sind, wird Ackerbau betrieben, lichen und tierischen Stoffe, die sich zwischen 2001 und 2018 statt, die während sich Wälder und Grünland auf dem Mineralboden befinden – BZE-Wald bereits zwei Mal – zwischen auf unfruchtbare Standorte vertei- inklusive ihrer Umwandlungspro- 1987 und 1992 sowie zwischen 2006 len. Wie fruchtbar ein Boden ist, dukte. Humus ist deshalb so wichtig, und 2008. Die Ergebnisse zeigen: bestimmen Klima, Humusgehalt, die weil er nahezu alle Bodeneigen- Kohlenstoff ist sehr unterschiedlich Korngrößen und die Bodenstruktur. schaften verbessert. Er bindet klima verteilt. Von weniger als 25 Tonnen relevante Gase wie CO2 und Methan je Hektar in land- und forstwirt- Genutzte Böden sind häufig belastet. und hält die natürlichen Bodenfunk- schaftlich genutzten, flachgründigen Die moderne Landwirtschaft erzielt tionen aufrecht. Besonders wichtig und sandigen Böden bis über mit mineralischen Düngemitteln, ist seine Rolle als Speicher: Etwa 500 Tonnen je Hektar in Moor- und maschineller Bodenbearbeitung und 80 Prozent der terrestrischen orga- moorähnlichen Böden. Durch- Pflanzenschutzmitteln hohe Erträge. nischen Kohlenstoffvorräte sind in schnittlich 123 Tonnen organischer Das kann jedoch die natürlichen den Böden gebunden und nur etwa Kohlenstoff je Hektar sind in den Bodeneigenschaften verändern und 20 Prozent in der Vegetation. oberen 90 Zentimetern landwirt- damit wichtige Funktionen beein- schaftlich genutzter Böden gespei- trächtigen. Ist der Boden vegetations Die Bundesrepublik Deutschland chert, bei Waldböden sind es 119. frei, führen Wasser oder Wind zu verpflichtet sich in mehreren inter- Allerdings wiesen Ackerböden mit Erosion. Schwere Maschinen können nationalen Vereinbarungen zum rund 101 Tonnen je Hektar geringere 14 LandInForm 1/2019
IM FOKUS Boden braucht Schutz Ein Wissenschaftler des Thünen Instituts nimmt im Rahmen der Boden zustandserhebung Proben auf dem Acker. Kohlenstoffvorräte auf als Dauer- grünland-Böden (rund 200 Tonnen je Hektar). Unter Grünland reichert sich organischer Kohlenstoff stärker an, da die Böden intensiver von Wurzeln durchdrungen sind und nicht bearbeitet werden. Die Kohlen stoffvorräte in Waldböden können beträchtlich schwanken. Insgesamt sind derzeit in den land- wirtschaftlich genutzten Böden Deutschlands rund 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden, in den Waldböden rund 1,3 Milliarden Tonnen. Somit sind landwirtschaft- lich genutzte Böden der größte ter- restrische Kohlenstoffspeicher in Deutschland. Das liegt daran, dass es in Deutschland mehr landwirt- schaftlich genutzte Fläche gibt als Wälder, die Böden unter Acker und Dauergrünland tiefer sind und viele Moor- und moorähnliche Böden auf landwirtschaftlichen Flächen liegen. Die Vorräte sind nicht stabil Die Wiederholungsinventur der BZE‑Wald hat gezeigt: Der im Wald- boden gespeicherte organische Kohlenstoff stieg zwischen 1990 und 2006 um 0,75 Tonnen je Hektar. Ak- tuelle Modellrechnungen prognosti- zieren für Ackerstandorte zukünftig jedoch Verluste, und zwar beson- ders dort, wo aktuell viel Kohlen- stoff vorrätig ist, aber wenig über bedingte niedrigere Erträge auf wirtschaftlichen Erträge. Im SERVICE: Biomasse und organische Düngung landwirtschaftlich genutzten Flä- Forst sorgen eine schonende Die Ergebnisse der eingetragen wird. Dies kann bei- chen könnten bewirken, dass Bodenbearbeitung, eine Bodenzustandserhebungen spielsweise in reinen Ackerbaube- weniger Kohlenstoff in den Boden standortgerechte Baum finden Sie hier: trieben der Fall sein, die wenig viel- eingetragen wird. artenmischung und das Be- www.thuenen.de/media/pub- fältige Fruchtfolgen haben und lassen von Reisig und Tot- likationen/thuenen-report/ keine Zwischenfrüchte anbauen. Es zeigt sich, wie wichtig es ist, Hu- holz nach der Thuenen_Report_64.pdf Zudem stellten die Wissenschaftler mus als Kohlenstoffspeicher in der Ernte für stabile und für gekalkte Waldstandorte Kohlen- Land- und Forstwirtschaft nachhaltig gesunde Bestände, die www.thuenen.de/media/pub- stoffverluste in der Humusauflage aufzubauen und zu erhalten. Je nach über längere Zeiträume likationen/thuenen-report/ und im Oberboden fest. Da die Betrieb und Standort eignen sich in Humus aufbauen kön- Thuenen_Report_43.pdf Böden durch die Kalkung weniger der Landwirtschaft dafür verschie- nen. Gelingt die Anpas- sauer sind, werden die Mikroorga- dene Möglichkeiten: Eine möglichst sung der Land- und KONTAKT: nismen aktiver und bauen Humus dauerhafte Bodenbedeckung durch Forstwirtschaft an den schneller ab. Einen ähnlichen Effekt Zwischenfrüchte und Untersaaten, Klimawandel, ist dies Dr. Erik Grüneberg wie die Kalkung haben steigende eine pfluglose Bodenbearbeitung zugleich ein wichtiger Dr. Nicole Wellbrock Temperaturen und weniger Regen in oder eine bedarfsgerechte organi- Beitrag zum Klima- Johann Heinrich von Thünen Institut Telefon: 03334 3820-368, -304 Foto: Thünen-Institut der Vegetationsperiode. Die Kohlen- sche Düngung sind einige von ihnen. schutz. stoffverluste können also durch Gleichzeitig erhöht und stabilisiert erik.grueneberg@thuenen.de klimawandelbedingte Änderungen ein höherer Humusgehalt die Boden nicole.wellbrock@thuenen.de noch stärker ausfallen. Auch klima- fruchtbarkeit und damit die land- LandInForm 1/2019 15
IM FOKUS Boden braucht Schutz Klimafreundlich wirtschaften Wie kann Landwirtschaft klimafreundlicher und gleichzeitig widerstandsfähiger werden? Das hat das EU-Forschungsprojekt SOLLMAC untersucht und auf landwirtschaftlichen Betrieben getestet. [VON SIGRID GRIESE UND LIN BAUTZE] Hohe Temperaturen, Starkregen, mehr Pflanzenschäd- unterschiedlichen Betriebsstrukturen, Klimaregionen, linge und -krankheiten: Der Klimawandel ist auch in Interessen und finanziellen Möglichkeiten in der EU. der Landwirtschaft deutlich spürbar. Wenn sie sich nicht Während des Projektes optimierten sie ihr Nährstoffma- grundlegend anpasst, wird sie immer anfälliger für hohe nagement, ihre Fruchtfolgen und die Bodenbearbeitung Ernteverluste. Das gilt für ganz Europa – auch wenn und integrierten Agroforstwirtschaft in ihren Betrieb. die Auswirkungen in südlichen Ländern wie Italien, wo Dabei testeten die Landwirte 48 Maßnahmen. Die Wis- Dürren und Hitze im Sommer die Ernten ganzer Regio- senschaftler des FiBL werteten sie aus. nen zerstören, sichtbarer sind. Auch in Deutschland kam es im vergangenen Jahr zu hohen Ernteverlusten, zum Bunter Maßnahmenmix wirkt Beispiel bei Getreide. Einer der vier teilnehmenden Betriebe in Deutschland ist der Pfänder-Hof in der Nähe von Augsburg in Bayern: Gleichzeitig erzeugt die landwirtschaftliche Produktion Seit 1998 bewirtschaftet Familie Pfänder ihren Bioland- mehr als zehn Prozent der durch Menschen verursach- Betrieb in Schwabmünchen ohne Tiere. Auf 54 Hektar ten Treibhausgas(THG)-Emissionen in der Europäischen Ackerland wachsen Feldgemüse, Kleegras und Getreide. Union. Dabei sind die Herstellung von Tierfutter in Hinzu kommen drei Hektar Dauergrünland und andert- Drittländern, die Lebensmittelverarbeitung, Transport halb Hektar Hecken und Wälder. „Auch ein Betrieb ohne und Abfall noch gar nicht berücksichtigt. International Tierhaltung kann mit hofeigenen Düngemitteln hoch- stammen ein Drittel bis die Hälfte der weltweiten wertige Lebensmittel anbauen und die Bodenfruchtbar- THG-Emissionen aus dem Ernährungssystem. Diesen keit erhalten“, ist Betriebsleiter Johannes Pfänder Anteil können die Länder nur gemeinsam reduzieren. überzeugt. Im Projekt haben er und sein Bruder Florian Dabei kann der ökologische Landbau Vorreiter sein. ein neues Mulchverfahren eingeführt: Sie bringen ge- Deshalb untersuchte das vom europäischen Fördertopf schnittenes Kleegras zwischen den Gemüsekulturen aus. Life+ ko-finanzierte Projekt SOLMACC (Strategies for Das schützt vor Bodenerosion und Austrocknung, ist ein Organic- and Low-input-farming to Mitigate and Adapt guter Dünger und unterdrückt das Unkraut. Außerdem to Climate Change) von 2013 bis 2018 klimafreundliche ernähren sich Regenwürmer und Pilze vom Kleegras. und anpassungsfähige Landwirtschaftspraktiken. Nach etwa sechs Wochen haben sie den Mulch größten- teils verarbeitet, das weitere Unkraut wird gehackt. Landwirtschaft und Klima profitieren Da der Mulch sehr kurz geschnitten ist, verstopft er die Das Ziel des Projekts: eine EU-Landwirtschaft, die Hacke nicht, sodass die Maschinen bei der weiteren Treibhausgase reduziert, das Risiko von Klimafolge- mechanischen Unkrautregulierung flüssig fahren können. schäden mindert sowie ökonomisch und ökologisch tragfähig ist. Dafür arbeiteten die Internationale Verei- Bauten die Pfänders vorher auf 13 Hektar Ackerland nigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM), Mais an, wachsen dort heute Kleegras, Bohnen, Erbsen der deutsche Ökolandbau-Verband Bioland, der italieni- und Soja. Die Hülsenfrüchte werden auf dem Biomarkt sche Bio-Verband AIAB, der schwedische Bio-Verband stark nachgefragt und lassen sich gut vermarkten. Auf Ekologiska Lantbrukarna und das Forschungsinstitut für 19 Hektar Ackerland mit Winterweizen, Hafer und Dinkel Biologischen Landbau Deutschland (FiBL) zusammen. verzichten die Landwirte auf den Pflug – und sparen da- In Schweden, Deutschland und Italien beteiligten sich mit ein Prozent THG-Emissionen ein. Dies ist möglich, da zwölf Demonstrationsbetriebe. Sie stehen für die sie diese Kulturen immer nach Hackfrüchten wie Kartof- 16 LandInForm 1/2019
IM FOKUS Boden braucht Schutz Ackerbohnen zwischen Pflanzzwiebeln: Sie liefern Stickstoff, schützen den Boden vor Erosion und feln oder Möhren anbauen. Sie hinterlassen den Boden unterdrücken Beikräuter. in einem sehr guten Zustand. Außerdem reguliert die Hier werden sie gefräst, die Bodenbearbeitung das Unkraut so intensiv, dass im Reste verbleiben auf der Folgejahr in der Regel keine Probleme auftreten. Setzt Fläche und dienen als sich das Unkraut doch einmal durch, striegeln die Pfän- organischer Dünger. ders. Bei der Zucchini regulieren die Landwirte das Unkraut gar nicht, da eine zehn Zentimeter dicke Schicht Mulch es stark genug unterdrückt. Familie Pfänder stellte bereits während der Projekt- laufzeit positive Veränderungen fest: Die Bodenver- dichtungen haben sich etwas reduziert, die Erträge sind durch das optimierte Nährstoffmanagement gestiegen. Außerdem ersetzen die Landwirte fossile Brennstoffe: Auf etwa einem halben Hektar Land pflanzten sie neue Hecken und nutzen das Holz für die eigene Heizung. Alle Maßnahmen haben die Betriebsleiter mit der Bioland-Beratung intensiv besprochen und sorgfältig geplant. Ohne Unterstützung geht es nicht Im gesamten Projekt reduzierten die Landwirte die THG-Emissionen, wenn sie ganz auf den Pflug verzichte- ten oder die Bearbeitungstiefe wesentlich reduzierten – und damit weniger Treibstoff für die Maschinen ver- brauchten. Keiner der SOLMACC-Landwirte hatte dadurch mit mehr Unkraut zu kämpfen. Dabei half ihnen, die Bodenbearbeitung je nach Bodentyp, Niederschlags- muster, Fruchtfolge sowie verfügbaren Maschinen betriebsindividuell anzupassen. Die meisten THG spar- ten die Landwirte aber durch ein optimiertes Nährstoff- management ein, beispielsweise durch Kompostierung, und durch Agroforstmaßnahmen. Mit diesen und weiteren Maßnahmen können Landwirte damit beginnen, Ressourcen zu schonen, den Maschi- neneinsatz zu reduzieren oder klimafreundliche Anbau- methoden einzuführen. Egal, ob sie konventionell oder ökologisch wirtschaften. Allerdings können nicht alle SERVICE: Landwirte in der EU alle Maßnahmen anwenden. Die im Projekt erstellten Deshalb brauchen sie Unterstützung – von politischen Informationsmaterialien finden Sie hier: Instrumenten wie der Gemeinsamen Agrarpolitik, aber http://solmacc.eu/de/solmacc-publications/ auch von Verbrauchern, die eine klimafreundliche und widerstandsfähige Landwirtschaft befürworten. So kön- nen sie ihren Betrieb aus einer klimafreundlichen Pers- KONTAKT: pektive betrachten, lokal angepasste Lösungen finden Fotos: Sigrid Griese/Bioland und integrieren. Die landwirtschaftliche Beratung ist Sigrid Griese der Schlüssel zum Wissenstransfer. Aber auch einzelne Bioland Beratung GmbH Landwirte, die als Vorbild interessierten Kollegen mit Telefon: 06131 2397917 Rat und Tat zur Seite stehen, können hier viel bewirken. sigrid.griese@bioland.de LandInForm 1/2019 17
IM FOKUS Boden braucht Schutz Kompost innovativ Eigenen Kompost aufzusetzen, ist für Landwirte sehr aufwendig. Eine Gruppe aus Landwirten und Wissenschaftlern in Schleswig-Holstein vergleicht und optimiert verschiedene Verfahren – und sorgt so für fruchtbare Böden. [VON ROMANA HOLLE] Stroh, Mist und Holzreste fallen auf vielen Ökonomie. Das Landesprogramm Ländlicher nenten vorrätig haben und immer wieder landwirtschaftlichen Betrieben an. Kompos- Raum des Landes Schleswig-Holstein (LPLR) pünktlich umsetzen. Das ist aufwendig. tiert können die darin enthaltenen Pflanzen- unterstützt das Projekt. Allerdings kann der Landwirt den Prozess nährstoffe in den Nährstoffkreislauf zurück- laufend kontrollieren und bei Bedarf korri- gelangen. Doch für viele Betriebe ist das Die OG verglich zwei Methoden zur Kompos- gieren. eigenständige Kompostieren aufwendig und tierung, die die Betriebsleiter oft individuell mit Investitionen verbunden. Und oft sind sich modifizierten: das etablierte, aber sehr auf- Bei der Microbiellen Carbonisierung (MC) Landwirte nicht sicher, wie gut ihr Kompost wendige Controlled Microbial Composting setzt der Landwirt einmalig den Kompost- eigentlich geworden ist. Dabei sorgt Humus nach den Kompostforschern Angela Lübke haufen, die sogenannte Miete, auf und nicht nur für gesündere Pflanzen und eine und Urs Hildebrandt, für das sich drei Betrie- lässt ihn mindestens zwölf Wochen unbe- bessere Ernte, sondern bindet Kohlendioxid be entschieden. Zwei von ihnen und die übri- rührt liegen. Die Temperatur muss dabei und fördert das Bodenleben. Im Arbeitskreis gen Betriebe erprobten außerdem die neue unter 50 Grad Celsius bleiben, damit Mikro- Humus wollten einige Betriebe in Schleswig- Methode der Mikrobiellen Carbonisierung organismen Huminsäuren – die Vorstufe Holstein ihren Humusaufbau selbst in die nach Ökologe Walter Witte. von Humus – aufbauen können. Das Mate- Hand nehmen. Was ihnen fehlte, war wissen- rial mischt der Landwirt möglichst homo- schaftliche Unterstützung. Deshalb schlossen Zwei Verfahren gen und setzt es etwa mit einem Miststreu- sich ein konventioneller und 17 ökologisch Beim Controlled Microbial Composting er auf. Dafür dürfen die Komponenten wirtschaftende Landwirte mit dem Ökoring im (CMC) setzt der Landwirt den Kompost nicht von Pilzen besetzt sein. Nach zwölf Norden e. V. und der Christian-Albrechts-Uni- häufig um. Das heißt, er mischt den Kom- Wochen entsteht dann zwar kein Kompost versität zu Kiel (CAU) zu einer Operationellen post in regelmäßigen Abständen neu. im Sinne von Pflanzenerde, sondern gut Gruppe (OG) zusammen. Ihr Ziel: die gängigen Das verhindert, dass die Temperaturen zu vorgerottetes Material, das sich besser Kompostierverfahren optimieren. stark schwanken und die Mikroorganismen streuen lässt als Mist. Auf dem Acker rottet darunter leiden. Dazu benötigt er einen es nach. In der Praxis war diese Mischung Optimierungspotenzial Kompostumsetzer, der die angesammelten jedoch oft zu trocken: Dann verlief die Im Rahmen der Europäischen Innovations- Haufen Mist, Holzhackschnitzel oder Stroh Kompostierung nicht erfolgreich. Die MC- partnerschaften Landwirtschaftliche Produk- gut durchmischen und aufsetzen kann. Methode ist für Betriebe interessant, die tivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri) startete Durch die natürlichen Prozesse steigt die nicht in einen Kompostwender investieren die OG im Juni 2015 ihr Projekt „Innovation Temperatur im Substrat dann auf etwa und den Arbeitsaufwand überschaubar Kompost Bodenfruchtbarkeit“. Sie unter- 70 Grad Celsius an. Das hygienisiert das halten wollen. suchte in Feldversuchen, wie betriebseigene Material. Nach mindestens acht Wochen und zugekaufte Komposte wirken und teste- erreicht der Kompost schließlich die stabile Sehr variabel: Nähr- und Inhaltsstoffe ten die Kompostqualitäten. Bei alldem be- Krümelstruktur, in der Pflanzen sofort wach- Woraus aber setzen sich die Komposte trachtet die OG auch die betriebswirtschaft sen können. Um CMC anzuwenden, müssen aus den beiden Verfahren zusammen? lichen Aspekte, verbindet also Ökologie und die Landwirte beim Aufsetzen alle Kompo- Die MC-Miete besteht zu 50 bis 80 Prozent 18 LandInForm 1/2019
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