Märchenschloss Giessbach - Fondation Franz Weber
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unabhängig | unerschrocken | kompromisslos Januar | Februar | März | Nr 95 | Fr. 5.– | AZB/P.P. Journal 1820 Montreux 1 | Postcode 1 Märchenschloss Giessbach Zootiere Stierkampf Die kleine Ecke, Spiele am Abgrund Kommt die Wende aus Südamerika? die niemand liest: Stromproduktion durch Sport 7 15 24 www.ffw.ch
Fondation Franz Weber: ein Begriff für wirksamen Tier- und Umweltschutz Zugunsten der Tiere und der Natur Unsere Arbeit ist eine Arbeit im Dienste der Allgemeinheit. Die Tätigkeit der FFW wird durch die Überzeugung motiviert, dass auch die Tiervölker als Teile der Schöpfung ein Anrecht auf Existenz und Entfaltung in einem dafür geeigneten Lebensraum haben, und dass auch das einzelne Tier als empfindendes Wesen einen Wert und eine Würde besitzt, die der Mensch nicht missachten darf. In ihren Schutz- und Rettungskampagnen für unversehrte Landschaf- ten und verfolgte und gequälte Tiere ist die Stiftung unermüdlich bestrebt, immer wieder die Verantwortung des Menschen für die Natur zu wecken und den Tieren und Tiervölkern in der menschli- chen Rechtsordnung eine Stellung zu verschaffen, die ihnen Schutz, Recht und Überleben sichert. Um weiterhin ihre grossen Aufgaben im Dienste von Natur und Tier- welt erfüllen zu können, wird die Stiftung Franz Weber immer auf die Wenn alle Stricke reissen, wenn alles Grosszügigkeit hilfsbereiter Menschen zählen müssen. Als politisch unabhängige, weder von Wirtschaftskreisen noch durch staatliche vergeblich scheint, wenn man verzweifeln Zuwendungen unterstützte Organisation ist sie auf Spenden, Schen- möchte über die Zerstörung der Natur und das kungen, Legate, usw. angewiesen. Die finanziellen Lasten, die die Stiftung tragen muss, werden nicht leichter sondern immer schwe- Elend der gequälten und verfolgten Tiere, rer – entsprechend dem unaufhaltsam wachsenden Druck auf Tier- dann kann man sich immer noch an die welt, Umwelt und Natur. Fondation Franz Weber wenden. Steuerbefreiung Die Fondation Franz Weber ist als gemeinnützige Institution von der Erbschafts- und Schenkungssteuer sowie von den direkten Staats- Sie hilft oft mit Erfolg auch in scheinbar und Gemeindesteuern befreit. Zuwendungen können in den meis- hoffnungslosen Fällen ... ten Schweizer Kantonen von den Steuern abgezogen werden. Helfen Sie uns, damit wir weiter helfen können! Spendenkonten SCHWEIZ: Landolt & Cie., Banquiers, Chemin de Roseneck 6, 1006 Lausanne, Konto Fondation Franz Weber IBAN CH76 0876 8002 3045 00003 oder Postscheck-Konto No 18-6117-3, Fondation FRANZ WEBER, 1820 Montreux, IBAN CH31 0900 0000 1800 61173 DEUTSCHLAND: Raiffeisenbank Kaisersesch, Postfach, D-56759 Kaisersesch, Konto Nr. 163467, BLZ 570 691 44, BIC GENODED1KAI, IBAN DE41 5706 9144 0000 1634 67 Bitte bevorzugen Sie das E-Banking www.ffw.ch Auskunft FONDATION FRANZ WEBER Case postale, CH-1820 Montreux, Tel. 021 964 37 37 oder 021 964 24 24, Fax 021 964 57 36, E-mail: ffw@ffw.ch, www.ffw.ch
Nr 95 Januar | Februar | März 2011 JFW | Editorial 3 Tiere Kommunikation mit den Tieren Neue Disziplin der Veterinärmedizin >> 4 Franz Weber, Chefredaktor Zoos und Tierparks Gehören nicht ins 21. Jahrhundert >>7 Stierkampf Kommt die Wende aus Ecuador? >>15 Liebe Leserinnen, liebe Leser Australien Die Rettung der Kimberley-Wildpferde >>17 Wie in jedem anderen Land sind auch in unserem Land der schwarzen Schafe viele – Zugvögel am Col de l’Escrinet Freier Pass für die Ringeltauben >>22 man denke nur an die Horden von Spekulanten, die sich in den Kopf gesetzt haben, unser Mittelland in ein Betonland zu verwandeln, die unsere Alpentäler und Berghän- ge verspekulieren und verzementieren, und die nun auch noch unsere letzten unver- Schweiz bauten Landschaften und sogar unsere Wälder der Industrialisierung durch Windkraft- Windkraftturbinen Eine hoch umweltfeindliche Technologie >> 9 maschinen, mit anderen Worten dem überbordenden Energieverbrauch und der Kampfjetlärm im Berner Oberland Die Verteidigung geht weiter >> 12 hemmungslosen Stromverschwendung opfern wollen, – man denke auch an die zunehmende Gewalttätigkeit, den Alkoholismus und die Drogensucht zahlloser Jugendlicher. Aber das alles ist nicht wirklich die Schweiz, obwohl es zur Schweiz Natur gehört. Landschaft und Traum Wie die Natur unseren Schlaf beeinflusst >>24 Was die Schweiz ausmacht, ist das, was Bestand hat. Und was Bestand hat, ist nicht nur das Matterhorn, der schönste Berg der Welt, nicht nur die herrliche Jungfrau und Gesellschaft der ganze grandiose Alpenkranz mit seinem Firnenlicht. Das ist auch – und vor allem – unsere Staatsform, auf die wie stolz sein können. Das ist unsere direkte Demokratie. Vor 50 Jahren in Paris Bruno Coquatrix, König des Music-Hall >> 27 Das ist unsere 720jährige Geschichte. Die Leser haben das Wort >> 32 Welches Land kann sich einer solchen Geschichte rühmen?! Wir haben allen Grund, unser Land zu lieben, trotz seiner, fast möchte ich sagen, notgedrungenen Mängel. Wir JFW plus können stolz sein auf das, was die Schweiz in ihrem 720jährigem Bestehen hervorge- Die kleine Ecke, die niemand liest >> 26 bracht hat. Heben wir aus dieser Fülle nur das eine hervor: die Schweiz hat der Welt Grand V – die vegetarische Palette >> 36 das Rote Kreuz geschenkt, die bis heute vornehmste Errungenschaft der Menschheit. Giessbach-Saisonprogramm 2011 >> 39 Die Stimme der Schweiz hat in der ganzen Welt einen unverkennbaren Ton. Auf jedem Gebiet, sei es in der Malerei, der Musik, der Dichtung, der Philosophie oder Theologie, sei es in der Technik, ja selbst im Sport, im Film, hat die Schweiz ihren Mann und sehr oft auch ihre Frau gestellt. Im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl, stellt sie sogar die meisten Nobelpreisträger der Welt! Wir könnten in hunderten, ja tausenden von Zahlen schwelgen, wollten wir uns hier die Liste der berühmten Schweizer vornehmen. Doch wir wollen uns nicht rühmen, nur einmal ganz einfach stolz sein auf die Vielseitigkeit, Vielschichtigkeit, Verschiedenar- tigkeit unserer Bevölkerung, stolz auf unsere vier Landessprachen, stolz auf unsere 23 Schluss mit Kantone, stolz auf die Schönheit unserer Natur und unserer Landschaften, stolz auf das Herz Europas. Die Schweiz ist nicht nur das geographische Herz Europas, sie ist uferlosem auch das Herz der Freiheit Europas. Bau von Aus all diesen Vorzügen ergibt sich mit aller Deutlichkeit, dass wir nicht nur stolz sein Zweit- dürfen auf unser Land, sondern dass wir auch für unser Land noch und noch kämpfen wohnungen. müssen: für und um unsere letzte noch intakt gebliebene Natur. Wenn wir nicht sofort Halt rufen und unser Halt landesweit durchsetzen, ist es um die in der ganzen Welt berühmte landschaftliche Schönheit und Einzigartigkeit der Schweiz geschehen, dann JA droht uns schon morgen oder übermorgen nicht nur die Verödung unserer Täler und Berge, sondern auch, vom Genfer- bis zum Bodensee, das fratzenhafte Gesicht einer zur Initiative! einzigen Stadt! Einmal mehr ist es unsere viel beneidete Staatsform, die es uns Bürgern und Bürgerin- Impressum nen erlaubt, selber in ein verderbliches Geschehen einzugreifen: im vorliegenden Fall Herausgeber: Franz Weber für die Fondation Franz Weber und Helvetia Nostra dank der erfolgreichen Landschaftsinitiative und unserer ebenso erfolgreichen Initiati- Chefredaktor: Franz Weber ve “Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen” – deren Abstimmungsdaten Redaktion: Judith Weber, Walter Fürsprech,Vera Weber, Alika Lindbergh unaufhaltsam näher rücken… Druck: Ringier Print Adligenswil AG Layout: Vera Weber und Ringier Print Es ist meine Bitte an Sie, liebe Leserinnern und Leser, schon heute in Ihrem Freundes- Redaktion und Administration: Journal Franz Weber, case postale, CH-1820 Montreux (Schweiz), und Bekanntenkreis für ein wuchtiges Ja zu diesen beiden Initiativen zu werben. e-mail: ffw@ffw.ch, www.ffw.ch, Tel. 021 964 24 24 oder 964 37 37. Fax: 021 964 57 36. Unser gemeinsamer Kampf ist ein Kampf für uns selbst und für die Zukunft unserer Abonnements: Journal Franz Weber, Abonnements, case postale,1820 Montreux. Kinder ! Tel. 021 964 24 24 oder 964 37 37 Franz Weber Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Fotos oder Texten nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unver- langt eingesandte Manuskripte oder Fotos kann keine Verantwortung übernommen werden.
4 JFW | Tiere Nr 95 Januar | Februar | März 2011 Telepathie mit Tieren ■ Alika Lindbergh Eine großartige neue Disziplin bediente, um mit Patterson zu zen, um durch Koko verstehen anderen Fähigkeiten zur Kom- der Veterinärmedizin bricht kommunizieren, musste die zu lernen, was den Geist eines munikation verkümmern ließ sich Bahn: die Kommunikati- Wissenschaftsgemeinde offi- Gorillas ausmacht, worin sei- oder aufgab), fiel ihm nicht on mit den Tieren. ziell anerkennen, dass Tiere ne Gedanken und nicht zuletzt nur das Lügen leichter; er des Denkens mächtig sind und seine Seele bestehen. trennte sich damit auch end- König Salomo, so will es die sogar ein Seelenleben besit- gültig von den anderen leben- Legende, „…redete mit dem zen. Tierfreunde wussten das Tierbeobachtungen lassen kei- den Arten und kommunizierte Vieh, den Vögeln und den Fi- natürlich längst, doch welche nen Zweifel daran, dass Tiere nur noch mit den Vertretern schen“. Wer von uns, liebe Befriedigung lag darin, allen nicht nur denken, sondern seiner eigenen stammelnden Tierfreunde, hat nicht schon Betonköpfen den Mund end- nachdenken, und dass der Spezies. Darin lag kein Fort- davon geträumt, es ihm gleich- lich mit „wissenschaftlich be- Geist, der ihre kleinen oder schritt sondern im Gegenteil zutun? Wirklich mit Tieren zu wiesenen“ Argumenten stop- großen Körper beseelt, genau ein unschätzbarer Verlust, den sprechen, vor allem jedoch die fen zu können! wie beim Homo sapiens die wir immer dann schmerzlich Antworten zu verstehen, die Essenz ihres Wesens aus- empfinden, wenn unser Haus- sie uns zu geben versuchen Nichtsdestotrotz hat sich das macht. tier krank ist und wir es drin- und – mehr noch – endlich zu faszinierende Experiment gend fragen möchten, was ihm erfahren, was sie denken? Die dann sonderbarerweise darauf Als der Mensch eine artikulier- fehlt. Welcher gute Tierarzt Gedanken zu kennen, die im beschränkt, Koko nur die aller- te Sprache entwickelte, die zu hat sich nicht schon sehnlich Geist unserer Katze oder unse- simpelsten, einfältigsten Fra- seinem bevorzugten Verstän- gewünscht, seinen Patienten res Kanarienvogels schlum- gen zu stellen, anstatt die ein- digungsmittel werden sollte direkt befragen zu können, mern oder tanzen, oder im zigartige Gelegenheit zu nut- (so sehr, dass er darüber alle statt sich an dessen aufgeregt Geist des Pferdes, das uns aus seinen wunderbaren dunklen Augen ruhig und voll beredter Sanftmut anschaut? Wer von uns hat noch nie die Pferdeflüsterer beneidet? Und wer von uns hat noch nie ein Tier, dessen sprechender Blick ihm bis auf den Grund der See- le drang, gefragt: „Was willst du mir sagen?“ Und mag unser Vertrauen in die Macht der Liebe auch noch so groß sein – wie enttäuschend ist es in sol- chen Momenten, die Antwort nur vermuten zu können, oder schlimmer – sie erfinden zu müssen? Verpasste Chance Als die Verhaltensforscherin Penny Patterson dem Gorilla- weibchen Koko die Sprache der Taubstummen beibrachte und Koko sich dieser Sprache dann ganz selbstverständlich Tiere sprechen nicht mit Worten und schreiben keine Briefe. Aber sie lesen unsere Gedanken.
Nr 95 Januar | Februar | März 2011 JFW | Tiere 5 stotternden Besitzer wenden mitzuteilen, so fürchten wir scheinlich auch unsere Urur- Kriegsgeschehen und insbe- zu müssen, der zu keiner nur allzu oft, dass wir uns die ahnen vor der Existenz der ge- sondere für Spionagezwecke brauchbaren Auskunft fähig Nachricht einbilden, sie uns sprochenen Sprache nutzten. einzusetzen). ist? nur ausdenken, dass wir das Die Telepathie ist es, die unse- Tier „vermenschlichen“, und rem tierischen Gefährten Ungeahnte Möglichkeiten Eine cartesianische Angst diese cartesianische Angst ver- gleich einem natürlichen Tele- Immer dringlicher stellt sich Es ist schon immer meine stärkt noch unsere parapsy- fon mitteilt, dass wir gerade indessen die Frage, warum (durchaus persönliche) Ûber- chische Unfähigkeit. auf dem Rückweg nach Hause man die Telepathie nicht zeugung gewesen, dass unsere sind, und die Botschaft ist für längst dazu benutzt, die Per- sogenannt „geringeren Brü- Der verschüttete ihn ebenso klar wie für uns ein spektiven zu erforschen, die der“ uns in vielerlei Hinsicht sechste Sinn Telefonanruf. Also legt er sich sie uns in Hinsicht auf unsere deutlich überlegen sind. Je- Ohne Zweifel versteht das an die Wohnungstüre, um auf Beziehungen zur Tierwelt er- denfalls lässt sich nicht leug- Tier, dass unser Geist, anders uns zu warten, und sorgt sich öffnet. Und oh Wunder! End- nen, dass Menschen, die mit als der seine, unter einer mehr nicht länger. Die Telepathie ist lich, ENDLICH ändert sich Tieren leben und sie ohne Vor- oder weniger ausgeprägten es auch, die ihn erkennen das! ENDLICH zeichnet sich urteile, dafür aber mit Liebe Taubheit leidet, und ist darü- lässt, dass wir einen Kummer ein wirklicher Fortschritt ab! und Respekt beobachten, un- ber ebenso betrübt wie wir. verbergen, und während kei- Zaghaft noch, aber stetig ent- fehlbar zur Erkenntnis gelan- Doch auch wenn wir nur hie ner unserer Nächsten etwas wickelt sich derzeit eine neue gen, dass sie uns sehr gut ver- und da erfassen, was es uns sa- ahnt, schmiegt er sich an uns, paraveterinäre Disziplin: der stehen, und dies mitunter so- gen möchte, wird es niemals um uns zu sagen: „Ich bin da!“ Beruf des Tierkommunika- gar auf ganz erstaunliche Art aufgeben und sich uns immer Und diese wundervolle Fähig- tors. und Weise, sei es über unsere wieder aufs Neue mitteilen in keit ist es auch, die ihm Ein- Worte (die sie rasch wiederer- der Sprache der Seele. Denn blick in die verborgensten Ge- Vor wenigen Jahren erst erfuh- kennen und deren Sinn sie be- ihm ist sehr wohl bewusst, danken eines Besuchers ge- ren wir in Fernsehreportagen greifen), sei es durch die au- dass wir über diesen außer- währt und ihn erkennen lässt, von den ersten Gehversuchen ßersinnliche Wahrnehmung, sinnlichen Kanal, den wir ob sich dieser in guter oder in einer in der Veterinärmedizin mit der sie die Bedeutung un- manchmal als Intuition be- böser Absicht nähert, ganz sporadisch genutzten Praxis, serer Rede erfassen. zeichnen, miteinander „spre- gleich, was er vorgibt… die vor allem in Belgien zum chen“ könnten; für das Tier ist Einsatz kommt, wenn es da- Tiere können ohne jeden der sechste Sinn etwas ganz Jeder Tierfreund macht frü- rum geht, den Tierarzt im Fal- Zweifel unsere Gedanken le- Natürliches, und hätte unser her oder später die Erfahrung le von Schwierigkeiten bei der sen. Uns hingegen gelingt dies evolutionärer Sonderweg ihn von der außerordentlichen Diagnose bestimmter Tier- kaum. Auf ähnliche Weise, wie nicht tief in uns verschüttet Hellsichtigkeit seiner tieri- krankheiten zu unterstützen, wir uns einem schwerhörigen und uns dadurch auf Erden schen Begleiter, und es ist inte- die umso komplexer sein kön- Mitmenschen gegenüber ver- sehr allein gelassen, dann wä- ressant, dass sich dieses Phä- nen, als sie, wie beim Men- halten würden, kompensieren re er das auch für uns… nomen auch bei Pflanzen be- schen, von psychosomati- Tiere unseren Mangel durch obachten lässt. Denn wie die schen Faktoren abhängen mö- Mimik, Gebaren und Gestik Hoffnungslos verschüttet, un- Studien hochqualifizierter For- gen. und mit allerlei ausdrucksstar- ser sechster Sinn? Nicht sicher. scher ergeben haben, besitzen ken Lauten. Manchmal aber Es bleibt uns ein Weg der Kom- auch Pflanzen eine untrügli- Mit Hilfe telepathischer Kom- auch, und sogar vor allem, in- munikation, wir müssen ihn che Wahrnehmungsfähigkeit munikation mit den Tieren dem sie uns ansehen, denn sie nur wiederfinden, wiederbele- für die Absichten der sich ih- lässt sich häufig das mühsame wissen sehr wohl, wie dies ben, wiederherstellen, so wie nen nähernden Menschen Herantasten an die Krankheit auch die Sensibelsten unter wir dies mit einem verletzten und „wissen“, ob letztere sie vermeiden, das die Heilung oft uns wissen, dass die Augen die und vorübergehend gelähm- pflegen oder zerstören wollen. verzögert oder beeinträchtigt. Fenster der Seele sind. ten Körperglied tun würden: Tierärzte wie Anne Evans in es ist die Telepathie, diese Aus- Die Telepathie, die insbeson- Belgien sind entweder selbst Trotzdem sind wir leider auch drucksmöglichkeit aus der dere am berühmten Rhine Re- telepathisch tätig (vorausge- bei einem geliebten Wesen, Tiefe der Zeiten, diese Fähig- search Center in Durham USA setzt, sie besitzen die Bega- das uns so nahe steht wie un- keit, von der manche von uns eingehend erforscht wird, ist bung dafür und haben sie wei- ser Hund, niemals ganz sicher, (bewusst oder unbewusst) die einzige außersinnliche Fä- terentwickelt) oder bedienen ob wir seine wortlose Bot- noch einen Teil in ihrem In- higkeit, die von der offiziellen sich eines Mediums, um das schaft tatsächlich begriffen ha- nersten bewahrt haben. Wissenschaft weder abgelehnt erkrankte Tier zu befragen. ben. Wenn ein Hund uns mit noch geleugnet wird – was so seinem treuen Blick tief in die Wie ein weit geht, dass man sich sogar Die Ergebnisse sind verblüf- Augen schaut und ganz offen- natürliches Telefon in den Labors der Kriegsindus- fend, da sie nicht nur einmal sichtlich versucht, uns etwas Gemeinhin nutzen alle Tiere trie intensiv mit ihr beschäftigt mehr den Beweis dafür erbrin- unmittelbar von Geist zu Geist die Telepathie, so wie sie wahr- (freilich in der Absicht, sie im gen, dass Kommunikation oh-
6 JFW | Tiere Nr 95 Januar | Februar | März 2011 ne Worte funktioniert, son- derheit des telepathischen tigt, das (leider sehr schlecht) blieb. Kim Sheridans Buch, das dern auch, dass die Antworten Austauschs wird im Übrigen in aus dem Amerikanischen ins eine Reihe von Zeugnissen der Tiere von Vernunft und ei- Science-Fiction-Werken aus- Französische übersetzt wor- über das Weiterleben der Tier- ner oftmals erstaunlichen In- giebig ausgekostet, wenn E.T. den ist. Die Autorin, Kim She- seele enthält, stellt das Offen- telligenz zeugen. und andere kleine grüne ridan, scheint eine außerge- sichtliche klar heraus: Da die Männchen die Gedanken von wöhnliche Persönlichkeit zu Telepathie, die es gestattet, mit Natürlich ist Vorsicht geboten, Menschen und Außerirdi- sein: davon zeugen ihr Ver- Tieren zu kommunizieren es gilt, sich gut zu informieren, schen in alle erdenklichen ständnis für Tiere und ihre (und sie zum Beispiel nach ih- bevor man einem Kommuni- Dialekte übersetzen. Die uns vorbehaltlose Liebe zu ihnen ren Empfindungen zu fragen), kator sein Vertrauen schenkt: etwas näheren Amazonas-In- ebenso wie der Weg, den sie ein Austausch von Geist zu Schließlich besteht die Mög- dianer pflegen zum Beispiel mit ihren Schriften und Konfe- Geist ist, kann man sich ihrer lichkeit, dass dessen Gaben ihre Besucher zu berühren renzen, die in den USA auf gro- auch dann noch bedienen, nur unzureichend entwickelt oder ihnen tief in die Augen zu ßes Interesse stoßen, für eine wenn der Geist seine sterbli- sind und er das ihm Mitgeteil- schauen, um ihre Gedanken bessere Kommunikation mit che Hülle bereits verlassen te schlecht übersetzt. Vor al- und damit ihre wahren Ab- Tieren ebnet. Die Gründerin hat. Ein qualifizierter Kommu- lem jedoch darf man dabei sichten zu ergründen. des „Compassion Circle“, der nikator kann folglich Antwor- nicht außer Acht lassen, dass sich zum Ziel gesetzt hat, das ten von einem Tier erhalten, es in der Welt der medialen Mein King Charles-Rüde Elfie, Mitgefühl auf alle Lebewesen das „auf die andere Seite“ ge- Kommunikation, ebenso wie der durch die Begleitumstände auszuweiten, betreut zusam- langt ist. in allen parapsychologischen des Handels mit Hunden aus men mit ihrem Mann einen Bereichen, von Spinnern, Zentraleuropa ein Trauma er- Zufluchtsort für zahme Ratten, Dieser Aspekt der Kommuni- Scharlatanen und notorischen litten hatte, war, als ich ihn die im Stich gelassen oder kation wird gewiss heftiger dis- Lügnern wimmelt. Das gilt lei- zum ersten Mal beim Händler misshandelt wurden, sowie ei- kutiert und angezweifelt wer- der (und besonders) auch für sah, bedrückt und reagierte nen Hundebetreuungs- und - den als die medizinische Nut- diejenigen mit der größten auf Menschen äußerst miss- ausführdienst. Die auffallend zung der Tierkommunikation. Überzeugungskraft. trauisch. Doch kaum bei mir hübsche blonde Frau mit dem Doch für aufgeschlossene Zeit- zu Hause angelangt, sah er fröhlichen Gesicht, die in den genossen ist sie eine Wohltat, Anderseits: Wenn ein kurz- mich aus nächster Nähe an: USA Berühmtheit erlangte, hat denn nach den erschüttern- sichtiger Zeuge einen wirren Hundenase an Menschenna- sich zu einer Expertin der den Zeugnissen zu schliessen, Bericht dessen liefert, was er se, Auge in Auge, ein Verhal- Tierkommunikation entwi- die Kim Sheridan uns liefert, gesehen hat, muss das nicht ten, dem man bei Großaffen ckelt und tritt für die Schaf- gedenken unsere verstorbe- heißen, dass es das, was er ge- häufig begegnet, das ich je- fung einer echten Berufsaus- nen Haustiere der Menschen, sehen hat, nicht gibt, ebenso doch nie zuvor bei einem bildung auf diesem Gebiet ein. die sich um sie gekümmert ha- wenig wie die schlechte Über- Hund beobachtet hatte. Mein ben, mit Dankbarkeit und Lie- setzung eines Buches bedeu- kleiner Elfie verharrte fast ei- Ihr Buch „Animals and the Af- be und besänftigen diejenigen, ten muss, dass das Original ne Minute lang so, witternd terlife“ (Tiere und das Jen- die sich in Selbstvorwürfen kein Meisterwerk ist. Auch und mir tief in die Augen bli- seits) geht indes weit darüber verzehren, ihr Umgang mit ih- wenn es passieren kann, dass ckend. Das war der Moment, hinaus. Da sie selbst unter nen und ihre Entscheidungen die wortlose Sprache der Tele- in dem er begriff, und von da dem Tod der ersten Tiere, die seien nicht immer richtig ge- pathie falsch eingesetzt wird, an schenkte er mir (und nur sie sterben sah, bis aufs Äu- wesen. ist sie gleichwohl ein wertvol- mir) sein uneingeschränktes ßerste litt, möchte sie die Er- les Instrument, wenn sich ein Vertrauen. Er legt dieses Ver- kenntnisse aus sogenannten Wir werden dem Tod unserer qualifizierter Kommunikator halten seitdem häufiger an „Nahtod-Erfahrungen“ weiter- Haustiere und den Erkennt- ihrer bedient, ebenso wie sich den Tag, wiederholt das Studi- entwickeln, die Menschen in nissen, die wir aus den jüngs- der Wert der Medizin nicht an- um meiner innersten Gedan- ihrer Trauer um ein geliebtes ten Erfahrungen und Zeugnis- hand der Irrtümer eines unfä- ken, und wenn er sich dann Tier wirklich Trost spenden sen von ihrem Leben nach higen Arztes beurteilen lässt. von mir löst, benimmt er sich können. dem Leben gewinnen, einen wie ein Freund, der die Ant- späteren Artikel widmen. Trotz dieser Vorbehalte und wort auf grundsätzliche Fra- Antworten von „der ande- Freuen wir uns für heute an bei aller angebrachten Vor- gen erhalten hat… ren Seite?“ der Tatsache, dass die neue sicht ist die Idee dennoch Ihr leider so stümperhaft ins Disziplin existiert und hoffen großartig und eröffnet unge- Für echte Kommunikation Französische übersetztes Buch wir, dass sie sich weiterentwi- ahnte Möglichkeiten. mit Tieren ist auf diesem Gebiet ebenso ckeln und zum besseren Ver- Mit etwas gutem Willen ist der wichtig wie das berühmte „Le- ständnis von Mitgeschöpfen Auge in Auge Dialog also auf diesem Weg ben nach dem Tod“ von Dr. beitragen wird, die eine arro- In der Telepathie wird Bedeu- möglich. Das fand ich einmal Moody, der in seiner Welt der gante Menschheit bislang wie tung in ihrer reinsten Form in mehr durch die Lektüre eines Erforschung menschlicher Objekte behandelt hat. Worte übersetzt. Diese Beson- erstaunlichen Werkes bestä- Nahtod-Erfahrungen gefangen ■
Nr 95 Januar | Februar | März 2011 JFW | Tiere 7 Wildtiere in Zoos und anderen Schauanlagen hervorbringen, und was unbe- fangene Besucher dann für Spiele am Abgrund Spaziergänge halten mögen, ist in Wirklichkeit nur der klägliche Ausdruck der kolos- salen Langeweile des Tieres, ■ Pierre Demeure das unentwegt die gleichen Bewegungen vollführt, die Sie spielen unbekümmert un- heit der Behörden, die den Be- in dem sich ein echtes Bären- gleichen wenigen Meter ter den wachsamen Augen ih- suchern auf diese Weise ein leben führen lässt. durchschreitet, auf und ab, im- rer Mutter. Sie ahnen nicht, Spektakel bieten konnten, das mer wieder, in einer Spur, die dass sie sich in der Todeszelle dem Wappen der Stadt alle Eh- Verzweifelte Langeweile seine Schritte austreten, bis befinden und das Urteil in ge- re machte. Der Leitung des Bärenparks ist der Boden abgenutzt ist… wisser Hinsicht durch das La- bewusst, dass schon sehr bald chen der Kinder und die Be- Nur leider muss für die nächs- Probleme auf sie zukommen Unterbrochen werden wird geisterungsstürme der Er- te Zukunft vorausgeplant wer- werden. In freier Wildbahn der monotone Tagesablauf nur wachsenen gefällt wurde. den. Denn Bärenjunge wach- verlassen Jungbären mit etwa von den Fütterungszeiten – sen schnell. Die Fellkugeln zwei Jahren ihre Mutter, um ein trauriges Schicksal für die Sie, das sind Urs und Berna, werden mit jedem Tag stattli- ihr Leben als erwachsene Tie- Herrscher der Wälder und die beiden Bärenjungen aus cher. Spiele werden zur He- re in anderen Revieren als ihre Weiten. dem Bärenpark Bern (eigent- rausforderung, der Mutter fällt Eltern zu verbringen. In ei- lich eher Ursa und Berna, es immer schwerer, ihre Jun- nem Tierpark kann diese end- Lebenslänglich denn wie sich herausstellte, gen zu bewachen, die übermü- gültige Ablösung nicht erfol- oder Todesspritze handelt es sich um zwei Weib- tig auf Bäume klettern, Äste gen und die kleine Familie Es gibt nur zwei Möglichkei- chen), vor Monaten noch zwei abbrechen, in ungestümer wird zum Gefängnis. Konflikte ten, damit uns dieses jämmer- überaus niedliche kleine Fell- Kraft den Boden umpflügen werden allmählich häufiger liche Schauspiel und den Tie- kugeln. Die Besucher ström- und versuchen, sich unter den und problematischer werden. ren dieses Schicksal erspart ten in Scharen herbei, um sie Zäunen hindurchzuzwängen Die Eltern werden ihre Jun- bleibt: für die Jungbären muss zu betrachten, lachten über ih- und wegzulaufen. Denn so gen zurückweisen, das Zusam- ein neues Zuhause gefunden re Streiche und waren hinge- zweckmäßig ein Park auch ge- menschrumpfen des individu- oder sie müssen eingeschlä- rissen, wenn sie gesäugt wur- staltet sein mag, wird er doch ellen Lebensraums wird ste- fert werden. den. Zur größten Zufrieden- niemals ein Bärenrevier sein, reotype Verhaltensweisen Sie in die freie Wildbahn zu entlassen, kommt nicht in Fra- ge, denn ein Bärenjunges er- lernt bereits in den ersten Le- bensmonaten von seiner Mut- ter die Verhaltensweisen, die notwendig sind, damit es in der Natur heranwachsen und als freilebender Bär existieren kann. Das neue Zuhause kann daher nur ein Zoo oder ein speziell für die Unterbringung von Bären geeignetes Schutz- gebiet sein. Bliebe zu hoffen, dass ihnen dort mehr geboten würde, als ein paar Quadrat- meter in Fels verwandelten Beton, auf dem die Pflanzen und Blumen fehlen, die ein freies Bärenleben möglich ma- chen. Die zweite Lösung ist – leider – schneller und endgültiger: Ei- nes Tages wird, unter Aus- Spiele werden zur Herausforderung. Der Mutter fällt es immer schwere, ihre Jungen zu bewachen… schluss der Öffentlichkeit, in
8 JFW | Tiere Nr 95 Januar | Februar | März 2011 Platz für die lästig gewordenen in denen Bären gehalten wer- Jungtiere finden lässt? Han- den, dass jedermann die Tiere delt es sich hier um einen ech- in einer artgerechten Umge- ten Hilferuf angesichts einer bung betrachten kann. Vor al- Situation, die man nicht be- lem Tiere, die aus der Gefan- dacht hatte, oder um eine genschaft unter erbarmungs- wohlüberlegte Taktik, mit der würdigen Bedingungen im man sich Problemtiere vom Zirkus, im Zoo, aber auch aus Hals schaffen möchte? Und privater Haltung befreit wur- darf man, wenn dann eine in den, sind in solchen Anlagen jeder Hinsicht vernünftige Lö- zu sehen. Den Organisatio- sung angeboten wird, beson- nen, Verbänden und Stiftun- dere Ansprüche stellen und gen, die diese Schutzgebiete fi- die Entscheidung hinauszö- nanzieren, ist es zu verdan- gern? ken, wenn die Sohlengänger dort ihre Lebensfreude wie- Wo sind die Wälder? Instinktiv folgt der Jungbär dem Ruf der Wildnis in seinem Blut und Nicht mehr vertretbar derfinden und mit ihren Art- sucht sich unter dem Zaun hindurchzuzwängen. Die Zeit ist reif, die Lebensum- genossen harmonisch zusam- stände der Tiere in Parks und menleben. der nächtlichen Dunkelheit der klimatischen Bedingun- Anlagen, in denen sie Besu- des Käfigs, eine tödliche Injek- gen, durch Unfälle, durch An- chern vorgeführt werden, neu Es ist gewiss nicht das Nächst- tion verabreicht, um allen griffe des männlichen Bären, zu bewerten. Wildlebende liegende, lange Reisen auf sich künftigen Problemen aus dem der sich erneut fortpflanzen Großtiere gehören nicht län- zu nehmen, um Tiere in freier Weg zu gehen. will), das Recht, alle zwei Jah- ger in eine Umgebung, die ih- Wildbahn zu erleben. Doch re eine Generation von Jung- ren artspezifischen Bedürfnis- wenn biologische Vielfalt in Fragwürdiges und Uneinge- bären zu opfern? Zeugt diese sen nicht gerecht wird. Es ist unserer Gesellschaft wirklich standenes Praxis nicht eher vom ent- nicht länger hinnehmbar, sie akzeptiert würde, jene Vielfalt, Sind die unerwünscht gewor- schiedenen Willen, in regel- zur Ergötzung eines Publi- die den wildlebenden Tieren denen Jungbären erst einmal mäßigen Abständen neue Pu- kums zu missbrauchen, dem ein wenig authentischen Le- beseitigt, beginnt der Teufels- blikumsmagnete zu produzie- es heutzutage problemlos bensraum zugesteht – auch kreis von Neuem. Das lang ge- ren? möglich ist, das Leben in freier den Räubern, die von Zeit zu trennte Bärenpaar findet wie- Wildbahn in unzähligen gross- Zeit ein Schaf reißen – so der zusammen, und wenige Echter Hilferuf oder emo- artigen Filmen und Dokumen- könnten wir Entdeckungen, Monate später erblicken neue tionale Erpressung? tationen zu bewundern. die uns Tierfotografen und – Bärenbabys das Licht der Welt, Entscheidet man sich für eine filmer mit ihren einzigartigen zum Entzücken einer neuen Umsiedlung, stellt sich die Fra- Schritte Bildern ermöglichen, auch im Kindergeneration und zur Be- ge, welche Haltungsbedingun- zur Wiedergutmachung wirklichen Leben und aus lustigung ihrer Eltern… gen die Verbannten erwarten. Darüber hinaus verfügt nächster Nähe machen. Kommen sie in den Genuss ei- Europa über so viele Anlagen, ■ Wie sind diese von Zoo- und ner angemessenen Umge- Parkdirektoren vorgesehenen bung, oder sind sie dazu ver- Lösungsmöglichkeiten und dammt, auf einem Zementbo- Optionen zu bewerten? Ent- den im Kreis zu laufen? Wer scheiden sie sich für die Ein- kommt für ihre Haltung auf? schläferung, stellt sich die Fra- Werden sie auf die Barmher- ge, weshalb sie nicht schon im zigkeit von Tierschutzorgani- Vorfeld die Sterilisation als Al- sationen angewiesen sein? ternative wählten, mit der sich Wird ihr Zweck womöglich da- die Geburten hätten vermei- rin bestehen, neue Jungbären den lassen. Ist das Argument zur Welt zu bringen, um Besu- zulässig, wonach man die Bä- cher anzulocken? rin Junge bekommen lassen soll, im Interesse ihres Wohl- Wie ist weiterhin jene Form befindens? Gibt uns die Tatsa- der emotionalen Erpressung che, dass in freier Natur nicht zu bewerten, die darin besteht, wenige Jungtiere eines „natür- das Schreckensbild der Ein- lichen“, in ihrer Art begründe- schläferung heraufzubeschwö- Die verzweifelte Langeweile und Einsamkeit des männlichen Bären, den alle Fasern sei- ten Todes sterben (aufgrund ren, für den Fall, dass sich kein nes Wesens zur Gefährtin treiben…
Nr 95 Januar | Februar | März 2011 JFW | Schweiz 9 Industrialisierte Jurahöhen setzt. Nicht jedoch in der Schweiz. Er beträgt in unse- rem Land immer noch 300 für «grüne» Energie Meter. Was, wenn eine solche Turbine bei einem Sturm umstürzen ■ Fabian Dreher sollte? Dass dieses Szenario nicht ausgeschlossen werden kann, wurde bereits mehrfach dokumentiert. Zur Erinne- rung: Die höchsten Windkraft- anlagen erreichen eine Ge- samthöhe von mehr als 180 Metern! Zum hörbaren Lärm der Wind- turbinen gesellt sich der nicht hörbare Tieffrequenz-Lärm hinzu. Auch wenn nicht hör- bar, so richtet er nicht weniger Schaden an. In einschlägigen Studien werden bis drei Kilo- meter Entfernung Symptome wie Kopfschmerzen, unstetes Gleichgewicht, Brechreiz, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Depressionen, Konzentrati- ons- und Gedächtnisprobleme dokumentiert. Einige Schritte weiter, hinter dem neugebauten Stromver- Bei grösseren Windparks kann der Strom nicht direkt in das Netz eingespiesen werden, sondern eine spezielle Einspeiseanlage wird teilerzentrum, sind die ersten notwendig. Diese wird, wie hier auf dem Mont Crosin, direkt in die empfindliche Natur auf den Jurahöhen gebaut. Windräder zu sehen. Impo- sant stehen sie in der Land- Der Nebel liegt noch über dem wegen sich nur langsam über mimmissionen der Windturbi- schaft und passen zur umlie- Vallon de St-Imier, als ich früh die Kreten. Das Geräusch, das nen. Der hörbare Lärm ist laut genden Natur wie die Faust an diesem Herbstmorgen mei- die Windturbinen an diesem einer Lärmstudie der EMPA aufs Auge. nen Aufstieg Richtung Mont Tag machen, gleicht einem (Eidgenössische Materialprüf- Crosin beginne. Nach rund ei- dumpfen Schaben und wird anstalt) auf Nabenhöhe 107 Aus natürlichen Landschaf- ner Stunde Wanderung durch beim Näherkommen lauter Dezibel (DbA), nimmt aber ten werden Industriezonen den feuchten Herbstwald tref- und lauter. Direkt vor den An- mit zunehmender Distanz ex- Die Anlagen auf dem Mont fe ich beim Bauernhof Le Ser- lagen stehend, ist das Ge- ponentiell ab. (100 Dezibel Crosin werden von der Stom- gent ein, auf der Höhe des Hü- räusch allgegenwärtig und entspricht dem Lärmgrenz- lobby als Pioniertat gefeiert. gelzugs, zu dem neben dem durchdringend. Nicht laut, ei- wert von Konzerten und Dis- Aus Sicht der Landschaft je- Mont Crosin auch der weiter ne Unterhaltung ist problem- kotheken.) Laut der Studie der doch sind sie Vorboten eines nördlich gelegene Mont Soleil los möglich. Auf Dauer je- EMPA vom Januar 2010 ist in- Schreckensszenarios, das allen gehört. Die Windturbinen des doch geht das Geräusch in nerhalb von 450 Metern mit ei- unverbauten Berg- und Hügel- Mont Crosin sind hier noch Mark und Bein über und ner Überschreitung der Grenz- zügen in der Schweiz droht. von mächtigen Tannen ver- macht klares Denken bei- werte für Landwirtschaftszo- Seit dem Ausbau im Frühjahr deckt, der Wegweiser zeigt nahe unmöglich. nen zu rechnen. und Sommer 2010 stehen auf noch 20 Minuten bis zu den dem Mont Crosin und dem Anlagen an. Doch bereits hier Ungeheure Lärmbelastung In vielen Ländern Europas Mont Soleil 16 Windturbinen. sind sie deutlich zu hören. – mitten in der Natur! wurde der Mindestabstand der Die ersten wurden zwischen Nicht, das heute ein besonders Bis heute existieren nur weni- Windturbinen zu bewohnten 1996 und 2004 installiert und windreicher Tag wäre. Nein, ge Studien über die Risiken für Gebäuden von 300 auf 600 waren mit 60-80 Metern Ge- die tiefliegenden Wolken be- die Gesundheit durch die Lär- oder sogar 900 Meter hochge- samthöhe noch relativ klein.
10 JFW | Schweiz Nr 95 Januar | Februar | März 2011 Zumindest im Vergleich mit sogenannte “Windparks“ wird grösseren Windpark zusätz- nach den wenigen günstigen den acht neusten Turbinen, die Landschaft aber im Eiltem- lich ein Verteilerzentrum er- Standorten für Windkraft- die 120 bis 150 Meter aus der po von der Industrialisierung richtet werden. werke in der Schweiz neue Juralandschaft ragen. eingeholt. Wo gestern noch zu- Begehrlichkeiten aufkom- friedene Kühe weideten, ste- Ich gehe weiter über den Mont men lässt. Die sanfte Hügellandschaft hen inzwischen riesige Beton- Crosin Richtung Mont Soleil. des Jura wird durch die Wind- türme, werden Zufahrtsstras- Kindheitserinnerungen kom- Die andere Seite der KEV turbinen und ihre markanten sen erstellt und Kabel verlegt. men hoch. Oft ist unsere Fami- Bis vor zehn Jahren war Wind- Türme von Grund auf verän- Denn Windturbinen bedeuten lie früher im Sommer in diese kraft in der Schweiz kaum ein dert. Während Jahrhunderten einen gravierenden Eingriff in Gegend gekommen auf der Su- Thema. Zu wenig Wind und zu griff der Mensch hier nur in die Landschaft. Nicht nur prä- che nach Ruhe und Natur. unbeständige Windverhältnis- die Natur ein, um Landwirt- gen sie von weitem den Hori- Doch die Landschaft rund um se war das Fazit sämtlicher Ab- schaft zu betreiben und seine zont, sie benötigen ebenfalls mich herum hat ihre Un- klärungen. Auf die Angstma- Ernährung sicherzustellen. eine massive Infrastruktur, die schuld verloren. Offiziell noch che der Stromkonzerne und Saftige Weiden und Wälder mitten in die Natur gebaut eine Landwirtschaftszone, hat ihrer Lobbyisten mit einer dro- bedeckten die weitläufigen werden muss. Jede Turbine ihre Industrialisierung durch henden “Stromlücke“ reagier- Hügel und boten Mensch braucht einen Turm, der sie den Bau der Windräder begon- ten die Politiker nach langen und Natur einen Rückzugs- trägt und eine Zufahrtsstrasse nen und ist kaum mehr aufzu- Verhandlungen mit der Schöp- raum und Ruhe vor der Hek- für die Wartung; kilometerwei- halten. Momentan plant die fung der kostendeckenden tik der Städte. se Kabel müssen verlegt wer- Betreiberfirma Juvent SA, eine Einspeisevergütung (KEV). den, um den produzierten Tochterfirma der Berner BKW Wo gestern noch Kühe un- Strom ins Netz einspeisen zu FMB AG, zwar keine weiteren Diese gut gemeinte staatliche gestört weideten können. Dazu müssen Windturbinen auf dem Mont (d.h. durch die Steuerzahler Durch den Bau von Windturbi- Stromleitungen gebaut oder Crosin. Doch es wird nicht lan- und Stromkonsumenten fi- nen und ihre Gruppierung in ausgebaut und bei einem ge dauern, bis der Goldrausch nanzierte) Massnahme zur Anlässlich der Erstellung einer Windturbine wird das Ausmass der Zerstörung der Natur und Landschaft auf den Jurahöhen gut ersichtlich.
Nr 95 Januar | Februar | März 2011 JFW | Schweiz 11 Förderung erneuerbarer Ener- sie wenigstens für die Promo- nommen. Auch hier wurden mus und an Verachtung der gien entpuppt sich jedoch im- toren und Stromkonzerne zu die Turbinen mitten in die lebenden Welt, um sich mit mer mehr als trojanisches einem guten Geschäft. Ein idyllische, natürliche Land- Zerstörung von Natur und Pferd der Promotoren und Geldsegen für eine finanzkräf- schaft gepflanzt. Wiesen und Umwelt noch einen grünen Energiekonzerne. Land- tige private Minderheit auf Felder wurden für Zufahrts- Anstrich zu geben, wie dies schafts- und Umweltschutzbe- dem Rücken der ausgebeute- strassen zerstört, Betonfunda- die Stromwirtschaft gegen- stimmungen werden systema- ten Landschaft und Natur. mente in den Boden gestampft wärtig praktiziert. Und die tisch aufgeweicht und zuguns- und Gräben für die Kabel aus- Städte machen bei dieser ten der Produktion von 800 Windturbinen gehoben. Ein Stück Schweiz, wahnwitzigen Ausbeutung sogenannt “grünem Strom“ in der Schweiz? das der Mensch seit Jahrhun- mit. Für die lokale, ländliche aufgehoben. Selbst kantonale Über den Mont Soleil, wo wei- derten im Einklang mit der Bevölkerung bleibt ausser und nationale Schutzgebiete tere der 16 Anlagen stehen, ge- Natur genutzt hat, wurde für zerstörten Landschaften sind vor dieser Entwicklung lange ich auf einem gemütli- kurzfristigen Profit für immer nichts übrig. nicht sicher, wie die Pläne im chen Wanderweg über Cer- zerstört. Und was auf dem Kanton Neuenburg zeigen. neux-Veusil nach Le Mont Crosin, in Le Peuchapat- Der Widerstand Und dies, obwohl die Windver- Peuchapatte (JU). Hier stehen te und in St-Brais bereits Reali- formiert sich hältnisse in der Schweiz sich die neusten drei Windturbi- tät ist, droht zahlreichen Land- Aber noch ist nicht alle Hoff- weiterhin schlecht für die Pro- nen der Schweiz, erbaut im schaften, Berg- und Hügelzü- nung verloren. Auch wenn die duktion von Strom eignen. Sommer 2010 und erst im No- gen in der Schweiz. Suisse Übermacht der Stromlobby Aber durch die KEV werden vember 2010 in Betrieb ge- Eole, die Lobbyorganisation und der Promotoren im Mo- der Stromwirtschaft, listet 108 ment gross scheint, so mobili- geplante Anlagen an 19 Stand- sieren doch immer mehr loka- orten auf, die bis 2015 reali- le Initiativen die Bevölkerung siert werden sollen. Bis 2030 gegen die Windturbinen. Der sind sogar bis 800 Windturbi- vor einigen Jahren gültige nen in der Schweiz vorgese- Konsens, wonach Windener- hen, die meisten davon in gie per se gut ist, hat Risse be- landschaftlich wertvollen kommen. Am Schwyberg (FR) und für die Natur sensiblen und am Heiterenberg (AG) Gebieten. kämpft die betroffene Bevölke- rung gegen die Zerstörung ih- Natur- und Umweltzerstö- rer Natur und Landschaft. Und rung im grünen Mantel im Kanton Neuenburg hat ein Dies alles, um dem unauf- Initiativkomitee mit kräftiger haltsam steigenden Energie- Unterstützung der Fondation hunger der Städte und Ag- Franz Weber eine Initiative glomerationen nachzukom- vorgelegt, die der Bevölkerung men. Denn die „grüne, ein Mitspracherecht beim Bau lokale“ Produktion der von Windturbinen geben will. Windkraftanlagen geht nicht Wie dies eigentlich in einer di- etwa, obwohl dieser Ein- rekten Demokratie selbstver- druck absichtlich erweckt ständlich sein sollte... wird, in die „lokalen Haus- halte“ sondern ins allgemei- Dank der Mitarbeit der Fonda- ne Verbrauchernetz, wo sie tion Franz Weber kann die Be- in den Stunden des Höchst- völkerung nun den Schutz der konsums zu Höchstpreisen Jurahöhen bestätigen und den verkauft wird. Promotoren und dem Energie- hunger der Konzerne eine Ab- Die Zerstörung der Land- fuhr erteilen. Überall in der schaft wird von Stromkon- Schweiz, wo private Interes- zernen und Technokraten, sen und Bereicherung auf Kos- die zur Natur keinerlei Be- ten der Natur unsere Land- zug mehr haben, stillschwei- schaft bedrohen, ist nun unse- gend in Kauf genommen re Arbeit gefragt. und sogar mutwillig voran- Bau, Betrieb und Unterhalt von Windturbinen brauchen Zufahrtswege, die einer Schnei- getrieben. Es braucht schon se gleich in die empfindliche Landschaft geschlagen werden. ein gehöriges Mass an Zynis- ■
12 JFW | Schweiz Nr 95 Januar | Februar | März 2011 Kampfjetlärm im Berner Oberland Die Verteidigung gegen Höllenkrach und Luftverschmutzung geht weiter ■ Hans Peter Roth Medien vor. «In Unterbach selber erreicht der maximale Lärmpegel leicht 120 Dezibel – die Schmerzgrenze liegt bei 130 Dezibel.» Dabei ist zu be- tonen, dass die Dezibel-Lärm- messwerte nicht linear, son- dern exponentiell ansteigen: Von 100 auf 110 Dezibel wird es nicht um 10 Prozent lauter, sondern um ein Vielfaches unerträglicher. An vorderster Front wehrt sich HELVETIA NOSTRA ge- meinsam mit betroffenen An- wohnern und Touristikern wie etwa dem Hotelierverein Brienz oder dem Freilichtmu- seum Ballenberg seit Jahren gegen den Lärmangriff der Luftwaffe. In den letzten drei «Wenn eine F/A-18-Doppelpatrouille auf dem Militärflugplatz Meiringen in Unterbach mit Nachbrenner startet, werden noch in Jahren gab es auf dem Flug- Brienz 100 Dezibel gemessen» platz Meiringen durch- schnittlich 3260 Flugbewe- gungen mit dem F/A-18. In In Meiringen (BE) dürfte der Der Saal ist voll im Rössli, das sich die Dienste des auf Flug- Aussicht gestellt werden vom Militärflugplatz Unterbach Thema der hier stattfinden- lärm spezialisierten Zürcher VBS nun aber sogar 5000 Be- ein Fall für die Justiz werden. den Pressekonferenz brisant: Anwalts Peter Ettler gesi- wegungen jährlich. Lärmgeplagte Anwohner wol- Fluglärm! Mit dem Militär- chert. len den Rechtsweg beschrei- flugplatz Meiringen im Ber- Gefahr von Sachzwängen ten, um eine markante Be- ner Oberland müssen sich Schmerzgrenze In Verhandlungen mit dem grenzung der Flugbewegun- wohl schon bald die Richter Als Mitglied der Eidgenössi- VBS wird indessen eine Ober- gen zu erreichen. befassen. Den lärmgeplagten schen Kommission für Lärm- grenze von 2500 Flugbewe- Haslitalern reicht es jetzt bekämpfung will Ettler das gungen gefordert, davon Der Ort könnte nicht besser nämlich: Sie glauben nicht Verteidigungsdepartement höchstens die Hälfte mit den gewählt sein. Um zum Res- mehr an eine politische Lö- VBS zunächst zu einer Verfü- enorm lauten F/A-18. Dazu taurant Rössli in Unterbach- sung und wollen nun den gung auffordern. Darin soll vier Monate Pause im Som- Meiringen zu gelangen, muss Rechtsweg beschreiten, um die Zahl der Flugbewegungen mer, wenn die Hotels in der man zuerst die Piste des Mili- auf dem Militärflugplatz Un- mit den besonders lauten Region 60 bis 70 Prozent des tärflugplatzes Meiringen terbach bei Meiringen eine F/A-18-Jets auf jährlich 1250 Jahresumsatzes mit Ruhe su- überqueren. Die Barriere an Flugreduktion durchzuset- begrenzt werden. «Wenn eine chenden Gästen erwirtschaf- der Unterbachstrasse ist ge- zen. Das kündigt die «IG für F/A-18-Doppelpatrouille auf ten. Bisher zeigten die Ver- öffnet. Eine Abschrankung weniger Fluglärm in der Al- dem Militärflugplatz Meirin- handlungen keinen Erfolg – wie am Bahnübergang. Doch penregion» (IGF) vor den Me- gen in Unterbach mit Nach- im Gegenteil: Der Bundesrat hier kommen keine Züge. Die dien an. Die Interessenge- brenner startet, werden noch hat die 15-jährige Frist, wel- Unterbachstrasse quert das meinschaft zählt mehrere in Brienz 100 Dezibel gemes- che die Lärmschutzverord- Rollfeld für Militärjets. hundert Mitglieder und hat sen», rechnet Peter Ettler den nung für die Sanierung der
Nr 95 Januar | Februar | März 2011 JFW | Schweiz 13 Lärmsituation gewährte und chen. Der wirtschaftliche versehrtheit betont und eine en, eine davon durch die die im Juni 2010 auslief, ein- Schaden, den das VBS verur- Beurteilung der Belastung ge- Weltgesundheitsorganisation fach verlängert. Und zwar sacht, ist für den Tourismus fordert, die explizit auf ein- WHO schon 1999 veröffent- gleich um weitere zehn Jah- in unserer Gegend verhee- zeln wahrnehmbare Lärmer- licht, gehen in eine ähnliche re, bis 2020. «So lange können rend.» eignisse eingeht. Danach wä- Richtung. Bis jetzt hätten Me- wir nicht warten», sagt IGF- ren wohl das Bundesgericht thoden gefehlt, um die Lärm- Präsident Emil Feuz. «Denn Ebenfalls auf die Herbstferi- und sogar der Europäische belastung zu messen; mit den mit der Zeit werden durch en fällt noch ein weiteres Er- Gerichtshof für Menschen- neuesten Studien lägen die den Ausbau des Flugplatzes eignis: Das Axalp-Flieger- rechte in Strassburg an der Dinge nun aber anders, sagt und die Schliessung anderer schiessen. Obgleich das VBS Reihe. «Der Anspruch auf Peter Ettler. Auch wenn erst Militärflugplätze immer von verschiedenen Seiten körperliche Unversehrtheit wenige Studien zum Thema mehr Sachzwänge geschaf- mehrmals ersucht wurde, ist ein Menschenrecht», be- erschienen sind, rechnet er fen.» dieses nach den Herbstferien tont Peter Ettler. Der Jurist ist sich vor Gericht Chancen Dabei hatte alles erfolgver- zu organisieren, wird es er- zuversichtlich, dass eine aus: «Schliesslich hat sich die sprechend begonnen: Im neut während den Schulferi- Lärmschutzklage Aussicht Justiz bei der Bewertung des Oberhasli war die Kampfjet- en 2011 durchgeführt. «Auch auf Erfolg hat. Werteverlusts von Immobi- lärm-Initiative 2008 deutlich diese Entscheidung, die un- lien rund um Flughäfen sogar angenommen worden (siehe ser Tal mit enormem Flug- Begründete Zuversicht auf eine einzige Studie ge- Kasten). Der bernische Mili- lärm überzieht, können wir Ettlers Zuversicht hat ihre stützt.» tärdirektor Hans-Jürg Käser nicht akzeptieren», sagt Mo- Gründe: Bis vor kurzem war (FDP) machte sich für ein ru- nique Werro klar und deut- Lärm zwar als etwas Lästiges Fluchtreflex und Stress- higeres Meiringen stark. Und lich. In diesem Fall liegt im anerkannt. Aber schulwis- hormone Verteidigungsminister Mau- Übrigen die Vermutung nahe, senschaftlich gesehen galten «Beim Fluglärm ist das abrup- rer sprach von einer gerech- dass die Verantwortlichen Gesundheitsschädigungen te Anschwellen des Lärms ten Verteilung des Fluglärms. während der Herbstferien durch Lärm als nicht nach- noch ein zusätzlicher Faktor», Als Maurer aber im Frühling nicht bloss mehr Schaulusti- weisbar. Doch nun weist eine ergänzt der Lärmschutz- 2010 nach Meiringen kam, ge anlocken wollen, sondern neue, im November 2011 he- Anwalt. «Besonders Bauern, zeichnete sich bereits ab, dass vor allem auch Kinder und rausgekommene Studie des die sehr oft draussen arbei- er in Sachen Flugbewegun- Jugendliche, um diesen mit Instituts für Sozial- und Prä- ten, sind diesen Maximalpe- gen und Sommerpause hart einer «geilen» Flugshow die ventivmedizin der Uni Bern geln extrem ausgesetzt. Diese bleiben würde. Armee und Luftwaffe eben diese Gesundheitsge- Spitzenwerte verursachen schmackhaft zu machen. fährdung nach. Die Berner Stress.» Denn schnelles An- «Inakzeptabel» Nachwuchs gesucht! Fluglärm-Studie, die auch im schwellen von Lärm löse au- Zumindest dieses und nächs- wissenschaftlichen Fachma- tomatisch einen Fluchtreflex tes Jahr dürfte sich für die Notfalls bis nach Strass- gazin Epidemiology publi- aus und führe zur Ausschüt- Flugplatz-Anwohner sowieso burg ziert wurde, zeigt: Bei Lärm- tung von Stresshormonen. wenig ändern: Der im Herbst Daher wollen die lärmgeplag- spitzen ab 60 Dezibel im In- «Eine gewisse Weile können 2010 publizierte Flugplan für ten Anwohner eine Redukti- nern und ab 88 Dezibel im Körper und Psyche diese 2011 gleicht mit 4000 bis 5000 on der Flugbewegungen nun Freien steigt das Risiko für Belastungen kompensieren. vorgesehenen Bewegungen auf dem Rechtsweg durchset- Hypertonie und damit für Dann aber nicht mehr.» Es ge- und den 16 Wochen, in denen zen. Die IGF droht dem VBS Herz- und Gefässerkrankun- he dabei jedes Mal um ein kein Jet-Betrieb geplant ist mit einer Klage. Eine Chance, gen signifikant – zumindest ohrenbetäubendes, marker- (davon acht Wochen im Som- diese abzuwenden, bleibt bei Menschen, die dem unre- schütterndes Ereignis, viel in- mer), dem letztjährigen. Zu- Vorsteher Ueli Maurer (SVP) gelmässigen Krach mindes- tensiver als das andauernde dem fällt der jährliche Wie- noch: Das VBS solle eine Ver- tens 15 Jahre lang ausgesetzt laute Rauschen neben einer derholungskurs dieses Mal fügung erlassen und damit sind. Autobahn oder einer Bahn- ausgerechnet in die Herbstfe- die Flugbewegungen der be- strecke mit nicht lärmsanier- rien, unter der Angabe des sonders lauten F/A-18-Jets Genau diese Bedingungen ten Güterwagen. Deshalb VBS, dass ein anderer Termin auf jährlich 1250 begrenzen sind im Haslital im Bereich dürfe man nun nicht mehr nicht möglich sei. «Der Plan und die Sommerpause in der von Unterbach bis Brienz ge- zuwarten und die Bevölke- ist inakzeptabel», ärgert sich Ferienregion von zwei auf geben. Hier ist die Bevölke- rung weiter unnötig höheren Monique Werro von der IGF vier Monate verlängern. rung bei einem F/A-18-Start Gesundheitsrisiken aussetzen, und Vizepräsidentin des Ho- Kommt das VBS der Forde- selbst hinter den vom VBS be- folgert der Jurist. «Als der teliervereins Brienz: «Die Ho- rung bis in rund anderthalb zahlten Lärmschutzfenstern Anhang über Militärflugplät- teliers und Touristiker von Jahren nicht nach, folgt eine noch 78, respektive 65 Dezi- ze zur Lärmschutzverord- Brienz und Umgebung haben Klage vor Bundesverwal- bel ausgesetzt. Und dies über nung vor 21 Jahren geschrie- eine einzige Saison, in wel- tungsgericht – dabei würde viele Jahre hinweg. Zwei wei- ben wurde, baute man die cher Gäste unseren Ort aufsu- das Recht auf körperliche Un- tere bereits publizierte Studi- Vorschriften noch auf den
14 JFW | Schweiz Nr 95 Januar | Februar | März 2011 Dauerschallpegel auf. Heute die Flugbewegungen ausge- schadstoffen in der betroffe- ders Kinder, Schwangere, zeigt die aktuelle Forschung rechnet in einem engen Tal nen Region sei nebst der Kranke und Betagte. Nach- aber eben, dass man unbe- zu konzentrieren, welches Lärmverschmutzung nun weislich können sie Erkran- dingt auch maximale Lärm- seitlich teilweise durch senk- ebenfalls eingehend zu prü- kungen der Atmungsorgane pegel einbeziehen muss.» rechte Felswände abge- fen. Für den Verein IGF hat und des Kreislaufs oder Krebs schlossen ist. Diese natürli- Albin Mätzener die Wirkung herbeiführen und bewirken Minimale Wertschöpfung chen Schallreflektoren ver- des Jetbetriebs auf die Luft- teilweise sogar Schäden am Zwar gibt es auch Haslitaler, stärken den Krach noch verschmutzung im Haslital Erbgut.» Auswirkungen habe die sich um die mit dem Mili- massiv. Auch in der Umge- untersucht. Entstanden ist die Luftverschmutzung auch tärflugplatz verbundenen Ar- bung des Militärflugplatzes unter seiner Feder ein aus- auf den Boden und die Vege- beitsplätze sorgen und des- Payerne, wohin die Flugbe- führlicher und fundierter tation. halb nicht gegen den Flug- wegungen der Schweizer Luftschadstoffbericht. «An ei- lärm vorgehen wollen. Doch Luftwaffe ebenfalls zuneh- nem „Flugtag“ mit 20 Flugbe- Mittlerweile ist die Abteilung der Rückhalt der IGF mit ih- mend verlagert werden, ist wegungen werden 9 Tonnen Immissionsschutz des Berner ren rund 450 überzeugten die Lärmbelastung gross. Weil Kerosin verbraucht, ohne Fil- Wirtschaftsamtes BECO hell- Mitgliedern ist in der Bevöl- sich die Schallwellen über ter, ohne Katalisatoren», sagt hörig geworden. Während die kerung gross. Dies zeigen dem flachen Gelände um Vereinsmitglied Mätzener: nächstgelegene Luftschad- zweifellos auch die konkre- Payerne aber anders ausbrei- «Bei jedem Verbrennen von stoff-Messstelle in der Region ten Resultate, welche Franz ten, weit weniger verheerend Treibstoffen aus Erdöl entste- bisher in Form eines Passiv- Webers Kampfjetlärm-Initita- als im Haslital. hen Schadstoffe», betont er sammlers in Interlaken tive in den betroffenen Ge- und zählt auf: «Die Luftschad- stand, wird seit dem 15. Juli meinden vor drei Jahren er- Massive Umweltver- stoffe beeinflussen die Wär- 2010 nun auch in der Region zielte (siehe Tabelle). schmutzung me-Abstrahlung der Erde, al- Unterbach gemessen. Resul- Anwalt Peter Ettler fordert, so den Treibhauseffekt. Sie tate sollten im ersten Quartal Kampfjetlärm-Initiative 2008 die Belastung wegen Luft- schädigen Menschen, beson- dieses Jahres vorliegen. – Ja-Stimmenanteil in den be- troffenen Gemeinden Forderung bekräftigt Initiative: Kein Kampfjetlärm in Trotz all dieser Faktoren gibt Brienzwiler 72 % Tourismusgebieten es bislang kaum Hinweise, Hofstetten 70 % dass das VBS die Sorgen der Schwanden 68 % Am 3. November 2005 lancierte Franz Weber die Eidgenössische Volksinitiative 'Ge- Betroffenen sowie die Fakten- Brienz 67 % gen Kampfjetlärm in Tourismusgebieten'. Sie war unter anderem eine Reaktion auf lage ernst nehmen würde. Meiringen 52 % die Umstrukturierung der Luftwaffe im Rahmen der Armeereform XXI, welche zur Die IGF werde das VBS daher («Flugplatz-Gemeinde»!) Folge hat, dass die F/A-18-Kampfjets seit Jahren vorwiegend über alpinen Gebieten nun zunächst zu einer Verfü- Oberried 51 % fliegen. Ganz konkret trugen die Diskussionen um den Fluglärm in der Region des gung auffordern, die Zahl der Militärflugplatzes Meiringen zur Entstehung der Initiative bei. Sie wollte touristisch Flugbewegungen mit den be- Hinzu kommt, dass auch rein genutzte Erholungsgebiete in der Schweiz durch ein Verbot militärischer Übungsflü- sonders lauten FA-18-Jets auf wirtschaftlich gesehen die ge mit Kampfjets in der heutigen Friedenszeit vor unerträglichem Lärm und inak- jährlich 1250 zu begrenzen, Militärfluganlage im Haslital zeptabler Umweltverschmutzung schützen. sagt Lärmschutz-Anwalt Pe- – deren Betrieb im Übrigen Durch Annahme der Volksinitiative wäre die Bundesverfassung vom 18. April 1999 ter Ettler. «Kommt das VBS von der IGF gar nicht grund- wie folgt geändert worden: Art. 74a Lärmschutz (neu) «In touristisch genutzten der Aufforderung nicht nach, sätzlich infrage gestellt wird – Erholungsgebieten dürfen in Friedenszeiten keine militärischen Übungen mit will sich die Interessenge- eine minimale Wertschöp- Kampfjets durchgeführt werden.» meinschaft ans Bundesver- fung generiert. Diese steht in waltungsgericht wenden.» In keinem Verhältnis zu den Die Initiative war nie gegen die Armee, wohl aber gegen die Auswüchse der Armee letzter Konsequenz sei auch wirtschaftlichen Schäden, gerichtet. Das F/A-18-Kampfflugzeug ist überdimensioniert, ineffizient und ruinös ein Gang nach Strassburg welche sie anrichtet. Sie für unser Land. Die schweren Umweltbelastungen, die es unseren Alpentälern, d.h. denkbar. macht die fragile Randregion unseren wichtigsten touristischen Erholungsgebieten in Friedenszeiten aufzwingt, zum Abwanderungsgebiet. sind völlig unangemessen. Eine zahlenmässige Reduktion und bessere Verteilung Mit ihrer klaren Stellungnah- Der Tourismus wird massiv der Trainingsflüge sowie eine entsprechende Stationierung der Maschinen würde me haben sich das Haslital beeinträchtigt. Davon bei- die Luftwaffe keineswegs mit einem «Groun-ding» bedrohen. Der Einsatz von Flug- und die Brienzerseeregion für spielsweise betroffen: das simulatoren ist ebenfalls eine wirksame Massnahme, um die schädlichen Auswir- ihre Forderungen nach weni- über die Landesgrenzen hi- kungen der Flugzeuge drastisch zu reduzieren. ger Kampfjetflügen und mehr naus bekannte Freilichtmu- Rücksicht auf ihren Touris- se-um Ballenberg oder die An der Volksabstimmung vom 24. Februar 2008 wurde die Initiative abgelehnt, in mus eine Ausgangsposition Hotellerie in Brienz. den vom Kampfjetlärm unmittelbar betroffenen Gebieten jedoch klar angenom- geschaffen, wie sie sie bisher men. noch nie besassen. Geradezu absurd mutet es an, ■
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