1/2020 Nachhaltig Wirtschaften
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Ergebnisband Gebäudetechn0logien Ergebnisse aus dem Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Berichte aus Energie- und Umweltforschung 1/2020 © SALZBURG AG
Liste sowie Downloadmöglichkeit aller Berichte dieser Reihe unter http://www.nachhaltigwirtschaften.at Impressum Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Radetzkystraße 2, 1030 Wien Verantwortung und Koordination: Abteilung für Energie- und Umwelttechnologien Leiter: DI Michael Paula Die Fotos wurden, soweit nicht anders angegeben, von den ProjektnehmerInnen zur Verfügung gestellt. Auszugsweiser Abdruck ist nur mit Quellenangabe gestattet. Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Publikation trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Republik Öster- reich und der Autorin/des Autors ausgeschlossen ist. Nutzungsbestimmungen: https://nachhaltigwirtschaften.at/de/impressum/
Ergebnisband Gebäudetechnologien Ergebnisse aus dem Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Redaktionelle Gestaltung: Bianca Pfefferer, MSc Mag. (FH) Hannes Warmuth Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) Texte aus den Projektberichten Wien, Jänner 2020 Aktualisierung: Mai 2021 Ein Ergebnisband im Rahmen des Programms des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)
Vorbemerkung Der vorliegende Ergebnisband stellt die Ergebnisse abgeschlossener Projekte aus dem Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) vor. Dieses Programm baut auf dem langjährigen Pro- gramm „Haus der Zukunft“ auf und hat die Intention Konzepte, Technologien und Lösungen für zukünf- tige Städte und Stadtquartiere zu entwickeln und bei der Umsetzung zu unterstützen. Damit soll eine Entwicklung in Richtung energieeffiziente und klimaverträgliche Stadt unterstützt werden, die auch dazu beiträgt, die Lebensqualität und die wirtschaftliche Standortattraktivität zu erhöhen. Eine integrierte Planung wie auch die Berücksichtigung von allen betroffenen Bereichen wie Energieerzeugung und -ver- teilung, gebaute Infrastruktur, Mobilität und Kommunikation sind dabei Voraussetzung. Um die Wirkung des Programms zu erhöhen, sind die Sichtbarkeit und leichte Verfügbarkeit der inno- vativen Ergebnisse ein wichtiges Anliegen. Daher werden nach dem Open Access Prinzip möglichst alle Projektergebnisse des Programms in der Schriftenreihe des BMK publiziert und elektronisch über die Plattform www.HAUSderZukunft.at zugänglich gemacht. In diesem Sinne wünschen wir allen Interessier- ten und AnwenderInnen eine interessante Lektüre. DI Michael Paula Leiter der Abt. Energie- und Umwelttechnologien Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Ergebnisband Gebäudetechnologien 5
Inhalt VORBEMERKUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 BAUTEILE & MATERIALIEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Thermisch optimierte Balkonsanierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Low-tech Lösungen für Gebäudefassaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Innovative Technologien von transparenten Bauelementen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Energieeffiziente Fassaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Visueller und thermischer Komfort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Altbau-Revitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Innovative Fenstersanierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Reflektierende Oberflächen zur Gebäudekühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Smarte Fensterprototypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Außergewöhnliche Architekturelemente mit Wärmespeichereffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 GEBÄUDE- UND ANLAGENTECHNIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Brandschutzkonzepte für Lüftungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Minimalinvasives Sanierungs-Gesamtpaket . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 ENERGIEBEREITSTELLUNG, -SPEICHERUNG & -UMWANDLUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Wärmespeicherung im Gebäude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Bauteilaktivierung zur Netzentlastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 BIPV-Potenzial in der frühen Entwurfsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Reduzierung von Lastspitzen mittels Batterispeichersystemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Kleinwindanlagen in der Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 STEUERUNG & REGELUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Modellbasierte Regelungskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Energieeinsparungen durch aktives Einbeziehen der NutzerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Nachrüsten von non-invasiver Monitoring-Messtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 BEGRÜNUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Gebäudebegrünung und erneuerbare Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Pflegesysteme für Gebäudebegrünung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 6 Ergebnisband Gebäudetechnologien
© FLORIAN MAYER BAUTEILE & MATERIALIEN Der Gebäudesektor macht einen erheblichen Anteil am Gesamtenergiever- brauch aus. Eine effiziente Gebäudehülle kann dabei nicht nur den Energie- verbrauch senken, sondern auch den Nutzerkomfort optimieren. Die Anforde- rungen an Fassaden haben sich im Laufe der letzten Jahre verändert und die Komplexität hinsichtlich Energieeffizienz und thermischer Behaglichkeit hat zugenommen. In diesem Kapitel werden innovative Konzepte verschiedener Bauteile wie Fenster und Verglasungen, Fassadenelemente sowie Anschlussdetails für die thermische Sanierung dargestellt. Ergebnisband Gebäudetechnologien 7
BAUTEILE & MATERIALIEN Thermisch optimierte Balkonsanierung THERM-opti-BALKON-P2 – Phase 2: In-Situ-Versuchsanlage Bei der thermischen Sanierung von Gebäuden stellen frei auskragende Balkone ein besonderes Problem dar. Mit dem THERM-opti-BALKON-System wird derzeit unter Laborbedingungen ein diesbezüglicher Lösungsansatz er- forscht. Phase 2 soll eine In-Situ-Versuchsanlage unter realen Bedingungen als Technologiedemonstrator schaffen. Wichtigster Untersuchungsgegenstand ist das Langzeitverhalten des THERM-opti-BALKON-Systems. Keywords • Sanierung • Wärmedämmung • Demoprojekt Factbox • optimiertes thermisches Entkopplungselement • optimiertes Rückveranke- rungssystem • Nachweis der Tragfähigkeit des Gesamtsystems durch Laborversuche und numeri- sche Simulationen • messtechnisches Verfahren zur Bestandsaufnahme: Bestimmung der Lage und Dimension der vorhandenen Bei der nachträglichen Anbringung von Im derzeit laufenden FFG Projekt THERM- Bewehrung Wärmedämmungen an den Außenwän- opti-BALKON wird unter Laborbedingun- • Pilotanwendung: Technolo- den im Zuge der thermischen Sanierung gen das THERM-opti-BALKON-System er- gie-Demonstrator von Bestandsgebäuden stellen frei auskra- forscht. Dieses System soll die thermisch gende Balkone ein besonderes Problem entkoppelte Neuerrichtung von Balkonen dar. Stand der Technik bzw. gemeinhin an thermisch zu sanierenden Fassaden geübte Praxis ist es entweder: bei optimierter Praxistauglichkeit und optimiertem Kostenaufwand mit einem • die Balkone vor der Anbringung der Betonschrauben-Rückverankerungssys- Dämmung abzureißen und danach als tem ermöglichen. Im vorliegenden Projekt selbst tragende Konstruktion (d.h. mit THERM-opti-BALKON-P2 (Phase 2) wird Stehern auf eigenen Fundamenten) der derzeitige Entwicklungsstand aufge- neu zu errichten, was in vielen Fällen griffen und das THERM-opti-BALKON-Sys- technisch nicht möglich oder ästhetisch tem in einer In-Situ-Versuchsanlage vor nicht gewünscht ist, oder Ort an einem 30 Jahre alten Gebäude- • die Bestandsbalkone zu belassen und objekt unter realen Bedingungen imple- damit grobe thermische Kompromisse mentiert. Projektleitung einzugehen, da die Bestandsbalkone Die stetige Weiterentwicklung des Ge- Dipl.-Ing. Nikolaus Wärmebrücken durch die neu ange- samtprojektes wird durch Anwendung der FLEISCHHACKER, BSc. brachte Dämmung darstellen, oder iterativen Problemlösungsmethodik nach Universität Innsbruck • die Balkone nach der thermischen E. Fleischhacker (1994) sichergestellt. Sanierung der Fassade einfach wegzu- ProjektpartnerInnen lassen, was eine eklatante Minderung • FEN Sustain Systems GmbH der Wohnqualität und einen mitunter • Architekt DI Gerhard Hauser massiven Wertverlust der Liegenschaft nach sich zieht. 8 Ergebnisband Gebäudetechnologien
BAUTEILE & MATERIALIEN Low-tech Lösungen für Gebäudefassaden LEIse-Wand – Innovative Fassaden für natürliche Raumlüftung und optimierten Schallschutz Natürliche Raumlüftung (im speziellen die sommerliche Nachtlüftung) wird im Falle herkömmlicher Fassadenkonst- ruktionen im innerstädtischen Bereich sehr oft durch das lärmbelastete Umfeld verunmöglicht. Innovative Entwick- lungen von Fassaden, die natürliche Lüftung und hinreichenden Lärmschutz kombinieren, können zu einer wesent- lichen Steigerung der Energieeffizienz bei gleichzeitiger Gewährleistung der Nutzeranforderungen führen. Keywords • Fassade • Lärmschutz • Belüftung Factbox • Gleichzeitige Bereitstellung von natürlicher Lüftung und ausreichendem Schallschutz • Zahlreiche Variationen hin- sichtlich Öffnungspositionen, -größen, Versatz, Schalendis- tanz etc. vorgenommen • unter Ausnützung der besten Variationen ist eine „offene“ Die Anforderungen an moderne Fassaden Dabei wird die Optimierung jener Eigen- Lüftung durch die Demonst- sind vielfältig. Einerseits soll die Fassade schaften eines generischen doppelschali- rationsfassade möglich vor Umwelteinflüssen schützen (Hitze ge Fassade empirisch untersucht, die • Erreichung der Schalldämm- und Kälte, Niederschlag, Lärm, etc.) und deren akustisches Verhalten beeinflussen. leistung eines geschlosse- andererseits die Möglichkeit bieten, die Diese beinhalten die Größe und die Form nen, traditionellen Kasten- Gebäudenutzer ausreichend mit Licht und der Lüftungsöffnungen in den Schalen, fensters frischer Luft zu versorgen. Besonders im die relative Lage der Öffnungen (z.B. das innerstädtischen Bereich stehen Planer Versetzungsmaß oder Formfaktor) und immer wieder vor der Frage, wie energie- das Vorhandensein von akustischem Ab- effiziente Raumlüftung und ausreichende sorptionsmaterial in den Zwischenraum. Lärmschutz gleichzeitig gewährleistet Um den Einfluss dieser Variablen unter werden können. zuverlässig kontrollierten Bedingungen In vielen Fällen wird heute aufgrund von experimentell zu untersuchen, wurde ein Lärmbelastung auf natürliche (Fenster-) modulares und flexibles Musterbeispiel Lüftung verzichtet. Stattdessen werden eines doppelschaligen Aufbaus zwischen oftmals Klima- oder Lüftungsanlagen den beiden Hallräumen des Akustik-La- verwendet. Neben den komplexeren An- bors realisiert. forderungen an die Haustechnikplanung Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass Projektleitung verursacht deren Betrieb einen höheren der Versatz der Öffnungen in beiden Scha- Univ. Prof. Dr. A. Mahdavi Energieverbrauch. Darüber hinaus be- len und die Applikation von Schallabsorp- TU Wien, Abteilung Bauphysik nötigen viele dieser Geräte bedenkliche tionsmaterialien im Schalenzwischenraum und Bauökologie Substanzen (z.B. Kühlmittel). einen durchaus beachtlichen Effekt auf Die vorliegende Forschung fokussiert auf die Schalldämmung von doppelschaligen das Potenzial von (und Planungsinstru- Fassaden mit Öffnungen für die natürliche mente für) innovativen doppelschaligen Lüftung haben können. Fassadenkonstruktionen. Ergebnisband Gebäudetechnologien 9
BAUTEILE & MATERIALIEN Innovative Technologien von transparenten Bauelementen MOTIVE – Modellierung, Optimierung, und technische Integration von Va- kuumglas-Elementen Im Rahmen dieses Projekt fand eine Auseinandersetzung mit der Entwicklung von Anschlussdetails für die Imple- mentierung von Vakuumglas in völlig neuartigen Fenstersystemen statt. Zu den Ergebnissen dieser Sondierung enstand ein europaweit erster Realisierungsversuch in Form eines Mock-Ups. Es wurden umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in der Gestaltung von Baudetails von solchen innovativen Produkten gewonnen. Keywords • Vakuumglas • Fenster • Gebäudehülle Factbox • Fensterkonstruktionen mit Vakuumgläsern sind leicher und dünner als Dreischei- benfenster, bieten aber den gleichen Wärmeschutz • Unübliche Öffnungsmecha- nismen, welche Vorteile hin- sichtlich Sonnenschutzinte- gration, Platzersparnis oder Das Projekt MOTIVE befasst sich mit der mittels experimenteller und simula- Bedienungskomfort bieten Applikation von neuartigen, hochwärme- tionsgestützter Bewertung und Analyse dämmenden Gläsern in neuen (bzw. Neu- ausführlich getestet. Hierzu gehörten • Acht Konzepte, vier davon bau-) Fenstern und verglasten Bauteilen. thermische und statische Versuche, sowie als „Mock-Ups“ umgesetzt Die Entwicklung von „Vakuumgläsern“ für begleitende numerische 2D- und 3D- neue Bauprodukte (Fenster, Balkontüren, Wärmebrückensimulation, um auf das etc.) steht im Vordergrund. Verhalten der Konstruktion in typischen Belastungsszenarien rückschließen zu Zunächst wurden typische Bestandskons- können. truktionen von hocheffizienten, zeitgemä- ßen Verglasungsformen auf Ihre Tauglich- Aufbauend auf den ermittelten Prinzipien keit für Vakuumgläser evaluiert. Darauf und Ergebnissen dieser Studie wurden aufbauend wurden eigene Detaillierungs- Empfehlungen für die weitere Forschung varianten für Vakuumverglasungen in und Entwicklung im Bereich „Zeitgemäße Holz- und Holz/Alu-Rahmen entwickelt Fenster mit Vakuumgläsern“ ausgearbei- Projektleitung und unter Zuhilfenahme von State-of- tet und ein Leitfaden für die Konstruktion the-Art Technologien und Projektbearbei- von Fenstern und Verglasungen mit Vaku- Univ. Prof. Dr. A. Mahdavi Univ. tungsmethoden (normatives Assessment, umgläsern abgeleitet. Ass. DI. Dr. U. Pont Einbeziehung von Fachmeinungen, TU Wien - Abteilung Den Prozess begleitete eine umfassende Bauphysik und Bauökologie Wärmebrückensimulation und andere) Praxis- und Stakeholder-Kommunikation, vorevaluiert und weiter optimiert. ProjektpartnerInnen um Möglichkeiten für künftige industrielle Die vielversprechendsten Ansätze aus Umsetzung und Markteinführung von ent- • Holzforschung Österreich diesen Bemühungen wurden in eine aus- sprechenden, für Vakuumgläser optimier- führbare Konstruktion übertragen und ein ten Fenster- und Verglasungsprodukten zu Mock-Up gebaut. Dieses Mock-Up wurde schaffen. 10 Ergebnisband Gebäudetechnologien
BAUTEILE & MATERIALIEN Energieeffiziente Fassaden smart façade - energetische Potentiale von adaptiven Fassadensystemen Ermittlung der energetischen Potentiale von adaptiven Fassadensystemen unter Einsatz eines eigens dafür entwi- ckelten Simulationsmodells. Das dynamische Verhalten der physikalischen Eigenschaften von adaptiven Fassaden wird dabei von den NutzerInnen und den klimatischen Umgebungsbedingungen beeinflusst. Ziel war die Abbildung einer adaptiven Fassade mit maximalem Komfort für die NutzerInnen bei gleichzeitig minimalem Energieeinsatz. Keywords • Fassade • Komfort • Simulation Factbox Energetische Potentiale von adaptiven Fassaden in Graz: • In allen Himmelsrichtungen im Winter ca. 75% und im Sommer ca. 83% (Norden 75%) • Im Winter in Wohnräumen 65% und in Büros 72%, • Im Sommer 85% in Wohn- räumen und Büros © UNSPLASH Energetische Potentiale bau- physikalischer Parameter in Physikalischen Eigenschaften von Fassa- Die Manipulation und Unterbrechung Graz: den und Wänden von Gebäuden, welche von üblicherweise linear verlaufenden • U-Wert: 46% im Winter und in der Lage sind, auf klimatische Verände- Simulationsprozessen marktüblicher 8% im Sommer rungen oder individuelles Nutzerverhal- Softwarewerkzeuge für die thermische ten zu reagieren, stehen im Zentrum der Gebäudesimulation steht im Zentrum des • g-Wert: 38% im Winter und Forschungsarbeit „smart façade“. vorliegenden Forschungsprojektes. 77% im Sommer • voll adaptive Fassade (vari- Die speziellen Eigenschaften wie Wär- Dem Simulationsprozess konnten intelli- abler U, g, T (Transmissions- meleitfähigkeit, solare Wärmegewinne, gente Selektions- und Optimierungspro- grad) und n-Wert (Luftwech- Energiedurchlassgrad, Lichtdurchlassgrad zesse (Loops) vorgeschaltet werden. sel): im Winter 73% und 87% oder Porosität von Fassaden, verhalten im Sommer Die aus dem Forschungsprojekt hervor- sich bei konventionellen Fassaden im We- gegangene Grasshopper-Simulations- sentlichen statisch und bleiben konstant, definition ist ein voll funktionsfähiges obwohl sich die Anforderungen an eine Simulationswerkzeug zur Untersuchung energieeffiziente Wand bei unterschied- adaptiver Fassadensysteme. Die Flexibili- lichen, klimatischen Randbedingungen tät des Werkzeugs lässt die Reduktion des deutlich unterscheiden. Die Entwicklung Komplexitätsgrades, eine Weiterentwick- adaptiver Fassadensysteme, deren phy- lung bzw. einen Ausbau der zu berücksich- sikalische Eigenschaften in Abhängigkeit tigten Parameter zu. äußerer Einflussfaktoren stehen, ver- sprechen einen hohen Grad an Reduktion Die Auswertung der Simulationsergeb- Projektleitung des Energiebedarfs durch gleichzeitige Er- nisse erfüllt die Erwartung über das Prof. Brian Cody höhung der Behaglichkeit von Büro- und Einsparungspotential durch adaptive DI Sebastian Sautter Wohnräumen. Die vorliegende wissen- Fassadensysteme. Die Effekte auf den TU Graz, Institut für Gebäude schaftliche Studie eröffnet neue Zugänge Energieverbrauch sind bei Bürogebäuden und Energie zur Entwicklung smarter Fassaden und als auch Wohngebäuden beachtlich. smarter Fassadenkomponenten. Ergebnisband Gebäudetechnologien 11
BAUTEILE & MATERIALIEN Visueller und thermischer Komfort FFF-TaliSys - Freiformflächen-Tageslichtsysteme für Fassaden und Oberlichter Im Rahmen von FFF-TaliSys wurden neuartige Tageslichtsysteme auf Basis der Freiformflächentechnologie erarbeitet und bis zu Funktionsmustern weiterentwickelt. Das Ziel war die Entwicklung von Systemen für Fassaden und Ober- lichter, welche möglichst ohne bewegte Teile und ohne komplexe Steuerung auskommen, aber dennoch eine optima- le optische und thermische Funktionalität bieten. Keywords • Belichtung • Lichtlenkung • Fassade Factbox • Lenkung des direkten Son- nenlichts in die Raumtiefe – ohne Überhitzung • Entwicklung einer patentier- fähigen Linsenplatte aus Frei- formflächen-Optiken • Entwicklung eines Aufsatzes für Lichtrohre, der das direk- te Sonnenlicht nutzt Für die Integration der Systeme in die werden starre Systeme sowohl von Archi- • beide Systeme sind resilient Gebäudehülle wurden neben lichttech- tekten als auch von Nutzern häufig abge- – sie benötigen keine Steue- nischen auch bauphysikalische Rand- lehnt. Eine Realisierung als innenliegende, rung (Sonnennachführung) bedingungen berücksichtigt und in die wegfahrbare Vertikaljalousie löst diese Optimierung der Optiken miteinbezogen. Probleme. Abhängig von den Miniaturi- Ziel waren energieeffiziente Lösungen, die sierungsmöglichkeiten sind auch andere gleichzeitig höchsten visuellen und ther- Aufbauten denkbar, etwa als Rollladen. mischen Komfort in neu gebauten und Das gewählte Konzept ermöglicht eine sanierten Gebäuden garantieren. flexible Anpassung an die geographische Der Schwerpunkt wurde auf die Nut- Lage, die Gebäudeorientierung, die ther- zung der direkten Sonne zu gelegt. Die mischen Gebäudeeigenschaften und die Ergebnisse der Marktanalyse und einer Raumnutzung. Als Oberlicht-System wur- Patentrecherche haben diese strategische den Aufsätze für Lichtrohre zur besseren Projektleitung Ausrichtung des Projekts nahegelegt. Nutzung der direkten Sonne entwickelt. Mag. Wilfried Pohl Dabei wurden unterschiedliche Realisie- Bartenbach GmbH Beim System für Seitenlicht handelt es rungsmöglichkeiten untersucht, die als ProjektpartnerInnen: sich um Linsenplatten, die das Sonnen- Baukastensystem speziell auf die Gege- licht an die Decke in der Raumtiefe • HELLA Sonnen- und Wetter- benheiten und den Anwendungszweck lenken. Damit wird die natürliche Sonnen- schutztechnik GmbH zugeschnittene Lösungen ermöglichen. strahlung nicht durch Sonnen- und Blend- • Universität Innsbruck, schutzsysteme vom Raum ferngehalten, Zwei der im Projekt erarbeiteten System- Institut für Konstruktion und sondern gezielt genutzt, um in fassa- konzepte wurden als Funktionsmuster Materialwissenschaften, denfernen Bereichen ohne Einsatz von umgesetzt. Damit konnte die prinzipielle Arbeitsbereich Energie Primärenergie einen wesentlichen Beitrag Machbarkeit praktisch gezeigt werden. effizientes Bauen zum Human Centric Lighting zu leisten. Eine industrielle Umsetzung dieser Tages- lichtsysteme erfordert weitere Anstren- Besonders für sehr hohe Gebäude sind gungen. außenliegende Systeme auf Grund der Windlasten nicht praktikabel. Außerdem 12 Ergebnisband Gebäudetechnologien
BAUTEILE & MATERIALIEN Altbau-Revitalisierung EnerPHit-Grünkonzept - Modernisierung eines Gründerzeitgebäudes mit Anwendung eines Aerogel-Dämmputzes In diesem Demonstrationsvorhaben wurde eine umfassende Modernisierung im gründerzeitlichen Gebäudebestand beispielgebend für die Randbedingungen einer regionalen Schutzzone umgesetzt. Durch die Anwendung des Aero- gel-Hochleistungsdämmputzes wurde eine gründerzeitliche Fassadendämmung im Rahmen einer hocheffizienten, umfassenden Sanierung bei gleichzeitiger Erhaltung des Fassadenbildes umgesetzt. Keywords • Sanierung • Fassade • Revitalisierung Factbox Baubeginn: Juni 2016 Fertigstellung: März 2018 Baukosten: 7,0 Mio. € Förderung MA 50: 4,4 Mio. € • historische Fassade ge- dämmt mit 5,5 cm Aerogel- putz • U-Wert Reduktion der Außenwand liegt im 1. OG bei 0,07 W/m2K • Auszeichnung mit Staatspreis Die Sanierung von Gebäuden mit histo- Im Bestand sowie nach Abschluss der für Architektur & Nachhaltig- rischer Bausubstanz erfordert innovative Sanierungsarbeiten wurde an mehreren keit 2019 Konzepte, um sowohl den gestalterischen Stellen eine Wärmestrommessung durch- Anforderungen, als auch einer technisch- geführt und der resultierende U-Wert be- wirtschaftlichen Betrachtung zu entspre- rechnet. Zudem wurde das Gebäude mit chen. Das Aerogel-Hochleistungsdämm- einem Energieverbrauchs- und Komfort- putzsystem stellt eine neue Alternative monitoring ausgestattet. für den Anwendungsbereich der Altbau- Sichtbares Ergebnis ist die erfolgreiche sanierung mit erhaltenswürdigen Fassa- Sanierung eines historischen Gebäudes, den zur Verfügung. bei der es gelungen ist, das äußere Er- Die Demonstration fand im Zuge des Neu- scheinungsbild so herzustellen, dass kein aufbaus und der Revitalisierung eines in Unterschied zwischen Altbau und Wide- Folge einer Gasexplosion schwer beschä- raufbau vorhanden ist. digten, vor 1872 errichteten Gebäudes Der Aerogelputz stellt eine Möglichkeit statt. Oberstes Ziel war die Erprobung Projektleitung dar, um den Spagat zwischen Erhaltung neuer Technologien in der Sanierung. Da- Immobilienverwaltung und des äußeren Erscheinungsbildes und bei sollte zum einen die technische Mach- -vermittlung Helga BRUN gleichzeitiger Erfüllung von Energieef- barkeit und Praxistauglichkeit solcher fizienzstandard zu schaffen. Im Projekt ProjektpartnerInnen Sanierungslösungen demonstriert werden konnten die hohen bautechnischen und und zum anderen eine hohe Sichtbarkeit • Trimmel Wall Architekten gestalterischen Anforderungen erfüllt und Multiplikationswirkung transportiert ZTGmbH werden, allerdings wurde die erwartete werden. Weiteres Projektziel war die • Schöberl und Pöll GmbH wärmetechnische Performance nicht er- messtechnische Begleitung des Sanie- Bauphysik und Forschung reicht. rungsvorhabens, um einerseits den Effekt • e7 Energie Markt Analyse des Putzes festzustellen und andererseits GmbH die Gesamtsanierung zu evaluieren. Ergebnisband Gebäudetechnologien 13
BAUTEILE & MATERIALIEN Innovative Fenstersanierung VIG-SYS-RENO - Sondierung von Fenstersystemen mit innovativen Gläsern – speziell Vakuum-Isoliergläsern – zur Gebäudesanierung Sondierung des Einsatzes von neuem, innovativem High-Performance-Wärmeschutz-Vakuum-(Isolier)glas (VG), für hocheffiziente Fenstersysteme speziell für die Bestandssanierung. Die Verfügbarkeit und die Qualitäten von VG im Weltmarkt werden evaluiert, thermische Simulationen durchgeführt und konstruktive Optimierungskonzepte für Gesamtsysteme erarbeitet. Keywords • Vakuumglas • Fenster • Sanierung Factbox • Kastenfenster können bei optisch geringer Verände- rung auf etwa einen U-Wert von 1,0 bis 1,1 W/m2K ge- bracht werden • Spezielle Berücksichtigung des Randverbunds und der Abstandhalter in baukons- truktiver und bauphysika- Moderne Wärmeschutzgläser sind eine formance, Life-Cylce Analyse und Aspekte lischer Sicht beim Einsatz wichtige Komponente der Bestrebungen der breiten Anwendbarkeit). in bestehenden und neuen zur Reduktion des Energieverbrauchs von Fenstern erforderlich Ziel war die Urbarmachung des Wissens, Gebäuden. Die aktuell am Markt verfüg- um die genannten Technologien um eine • großes Potential für den baren, besten Lösungen mit beschichte- weitere, konstruktiv machbare Alter- Einbau von Vakuumglas vor- ten Dreifach-Isolier-Gläsern sind jedoch handen – von Wissenschaft native bzw. Möglichkeit zur Erreichung (gewichtsmäßig und optisch) schwer und und Industrie gestützter Ent- von Klima- und Energie-Effizienzzielen im besitzen darüber hinaus eine sehr große wicklungsprozess notwendig Bausektor anzubieten, sowie in Anbe- Gesamtstärke. Seit vielen Jahren wird tracht der „emerging technology“ öster- weltweit die Entwicklung von Vakuum- reichischen Stakeholdern (Unternehmen, gläsern (in diesem Report kurz als VG Verwaltung, Bauträgern, etc.) einen Wett- bezeichnet) als neues Produkt voran- bewerbsvorteil in diesem sich rasch ent- getrieben, um eine Alternative zu den wickelnden Technologiefeld anzubieten. genannten Isoliergläsern zu schaffen. Es fehlt allerdings bis dato an einer ent- Die Ergebnisse der Sondierung, insbeson- sprechenden Wissensbasis hinsichtlich dere das gebaute Mock-Up-Fenster für der technologischen Umsetzung und Klimaversuche und Präsentationszwecke, Anpassung vorhandener Systeme an diese die durchgeführten numerischen Wärme- Technologien. brückensimulationen und gebäudebe- Projektleitung zogene Impact-Rechnungen, zeigen das TU WIEN, Institut für Architek- Ziel dieser Sondierung war es, die Basis Potential der Vakuumgläser auf. Sollten turwissenschaften – Abt. Bau- für die weitere Entwicklung von dafür in Folgeprojekten Detaillösungen für physik und Bauökologie (BPI) angepassten und einsetzbaren Fenster- Bestands- und Neubauten entwickelt wer- rahmen für neue Fenster /Verglasungs- ProjektpartnerInnen: den, die den heiklen Übergang zwischen systeme aufbauend auf der Vakuumglas- Rahmen und Glas entsprechend in den • Holzforschung Austria, Wien technologie zu schaffen. Hierbei wurde Griff bekommen, steht einer weit verbrei- (HFA) eine Analyse aus vielen Gesichtspunkten teten Anwendung dieser Gläser grund- angestrebt (thermische Performance, sätzlich nichts im Wege. hochbautechnisch und konstruktive Per- 14 Ergebnisband Gebäudetechnologien
BAUTEILE & MATERIALIEN Reflektierende Oberflächen zur Gebäudekühlung Photonic Cooling - Effizientere Gebäudekühlung durch Nutzung von Photonik In diesem Sondierungsprojekt wurde der Ansatz des Photonic Cooling zur Gebäudekühlung auf seine praktische und kos- tengünstige Umsetzbarkeit und im Bezug zu seiner Wirkung bewertet. Darauf aufbauend wurden Konzepte zur Gebäude- kühlung mittels Photonic Cooling erarbeitet, sowie Modellrechnungen zur möglichen Kühlleistung durchgeführt und deren Auswirkung auf das Stadtklima abgeleitet. Keywords • Photonik • Kühlung • Oberflächen Factbox • Anstieg der maximalen loka- len Temperatur in urbanen Gebieten durch den Einsatz von Klimaanlagen um etwa 0,8 °C bis 2050 • Anstieg der benötigten elektrischen Energie zur Gebäudekühlung von derzeit 22 GWh/a auf 95 (33 - 189) GWh/a bis 2050 Bedingt durch den Klimawandel ist zu schen Wärmeinseln evaluiert. Ziel dieser • mittelfristig kein kommerziel- erwarten, dass die Anzahl der Klimaan- Untersuchungen war eine Abschätzung, les Verwertungspotential für lagen und damit der Stromverbrauch im inwieweit und unter welchen Voraus- Photonic Cooling gegeben – Sommer in städtischen Gebieten steigen setzungen ein Photonic Cooling Ansatz Potential wird eher langfris- wird. In diesem Zusammenhang stellen in- zur Gebäudekühlung sinnvoll eingesetzt tig gesehen novative und energieeffiziente Kühlsyste- werden und in weiterer Folge zu einer me eine erstrebenswerte Zielsetzung dar. höheren Lebensqualität in Städten bei- tragen kann. Im Projekt wurde abgeklärt, inwieweit die Technologie des Photonic Cooling zur Im Bereich der Photonic Cooling Techno- Reduktion von Wärmeinseln im städti- logie wurden effiziente Funktionsmus- schen Bereich sowie zur Verminderung ter mit kostengünstigen, kommerziell des Stromverbrauchs von Klimageräten verfügbaren Materialien realisiert und beitragen kann. Konkret wurden kos- anschließend deren Wärmeabstrahlungs- tengünstige photonische Oberflächen leistung experimentell bestimmt. Aus den und Konzepte evaluiert, die einerseits Ergebnissen der SWOT Analyse lässt sich eine große Reflexion der einfallenden die Schlussfolgerung ziehen, dass sich Solarstrahlung (> 97%) aufweisen und mittelfristig kein kommerzielles Verwer- andererseits die Wärmeabstrahlung im tungspotential bietet. Projektleitung Wellenlängenbereich zwischen 8 und 13 Dr. Gerhard Peharz Das ökonomische Potential lässt sich Mikrometer nicht behindern. Darauf auf- JOANNEUM RESEARCH langfristig in Kombination mit innovati- bauend wurden verschiedene Konzepte Forschungsgesellschaft mbH ven Kühlkonzepten erschließen. Aktuell zur Gebäudekühlung mittels Photonic besteht kein akuter Handlungsbedarf an ProjektpartnerInnen Cooling erarbeitet, sowie Modellrechnun- weiterführenden Verwertungsaktivitäten. • Zentralanstalt für Meteoro- gen zu möglich erzielbaren Kühlleistungen Die Photonic Cooling Technologie kann logie und Geodynamik durchgeführt, als auch deren Auswirkung nur in Kombination mit Klimasystemen auf das Stadtklima abgeleitet. Auf Basis funktionieren, die sich von heutigen Stan- von Mikroklimamodellierungen wurde die dardlösungen deutlich unterscheiden. Auswirkung eines derartigen Ansatzes zur Minimierung der Ausbildung von städti- Ergebnisband Gebäudetechnologien 15
BAUTEILE & MATERIALIEN Smarte Fensterprototypen FIVA - Fensterprototypen mit integriertem Vakuumglas Vakuumgläser zeichnen sich durch sehr niedrige Ug-Werte und sehr schlanke Glasstärken aus und stellen damit eine neue Alternative für die Hebung des Energieeffizienz-Potentials von transparenten Bauteilen der Gebäudehülle dar. Das Projekt widmet sich der Fortentwicklung von Fenstern mit Vakuumgläsern. Dazu wird auf Erfahrungen hinsicht- lich verschiedener Aspekte aus vorangegangen Sondierungsprojekten zurückgegriffen und mit WirtschaftspartnerIn- nen an der Realisierung von Funktionsprototypen gearbeitet. Keywords • Vakuumglas • Fenster • Gebäudehülle Factbox • Entwicklung smarter und energieeffizienter Fenster- prototypen mit ungewöhn- lichen Öffnungsszenarien (radikale Innovation: Abstell- Schiebefenster mit ver- steckten Teleskopschienen), © HOLZFORSCHUNG AUSTRIA © HOLZFORSCHUNG AUSTRIA teilweise motorisiert und Integration von hochwärme- Gebäude sind für einen Großteil des Ener- • Typ C: Schwing-Klapp-Fenster ohne be- dämmenden Vakuumgläsern gieverbrauchs und der Emission klima- wegliche Verriegelungselemente (mit • Präsentation beim Fenster- schädlicher Gase verantwortlich, dabei Lüftungsausstellung) Türen-Treff 2020 als Full-Sca- wird in Europa bei Wohngebäuden (das ist le Funktionsprototypen • Typ D: Abstell-Schiebe-Fenster mit un- die überwiegende Mehrheit der Gebäu- sichtbar integrierten Teleskopschienen de) dem Bauteil Fenster ein erheblicher (mit Lüftungsstellung) Anteil dieser Problematik zugeschrieben. Projektleitung Zu den Technologien zur Verbesserung Alle vier Fenster zeigen hervorragende Univ.Prof. DI. Dr.techn. A. Mah- dieses „Schwachpunkts Fenster“ gehört wärmetechnische Eigenschaften und kön- davi und Univ.Ass. DI. Dr.techn. der Einsatz zeitgemäßer und innovativer nen einen exzellenten Fenster U-Wert von U. Pont Glasprodukte, wie zum Beispiel Vaku- bis zu Uw=0,55 W/(m²K) erreichen. Auch TU WIEN, Institut für Architek- umglas. Dabei gilt es, die Spezifika von die anderen getesteten Performancewerte turwissenschaften – Abt. Bau- Vakuumglas - exzellenter Ug-Wert ≤ 0,5 in Hinblick auf die Gebrauchstauglichkeit, physik und Bauökologie (BPI) W/(m²K) bei extrem dünnen Glasdicken wie z.B. Luftdurchlässigkeit, Schlagregen- (8-10 mm), geringes Gewicht und der not- dichtheit, Windwiderstandsfähigkeit und ProjektpartnerInnen wendige tiefe Glaseinstand von ca. 40 mm Schallschutz zeigen, dass die Funktions- • Holzforschung Austria - Öster- - in entsprechenden innovativen Fenster- prototypen auf einem sehr guten Niveau reichische Gesellschaft für konstruktionen zu berücksichtigen. liegen, aber noch weitere Optimierungen Holzforschung möglich sind. Insgesamt sollten diese vier • Gaulhofer - Industrieholding Die TU Wien und die Holzforschung Prototypen in naher Zukunft zur Serienrei- GmbH Austria haben zusammen mit sieben fe weiterentwickelt werden. • IEB Gummitechnik Eisele Co WirtschaftspartnerInnen vier voll funk- GmbH tionsfähige Prototypen entwickelt und • Internorm International GmbH Systemkomponenten, wie z.B. Vakuum- • KPA Katzbeck Produkti- dichtungen oder Steuermodule entwor- onsGmbH Austria fen, gebaut und getestet. • Mayer & Co Beschläge GmbH • Typ A: Raumseitig flächenbündiges, • Alois Svoboda GmbH nach innen öffnendes Dreh-Fenster (mit • Josef Wick & Söhne GmbH & Lüftungsstellung) Co KG • Typ B: Nach außen öffnendes Parallel-Ab- stell-Dreh-Fenster (mit Lüftungsstellung) © HOLZFORSCHUNG AUSTRIA 16 Ergebnisband Gebäudetechnologien
BAUTEILE & MATERIALIEN Außergewöhnliche Architekturelemente mit Wärmespeichereffekt EVA - Evaluierung visionärer Architekturkonzepte Zielsetzung dieses Projektes ist es zu zeigen, dass auch auf den ersten Blick ungewöhnliche und nicht-alltägliche Lösungsan- sätze durchaus zur Bewältigung stärker werdender, globaler Probleme beitragen können. Dafür werden bauphysikalisch und energetisch innovative Gebäudekonzepte auf ihre Machbarkeit geprüft. Keywords • Architektur • Sonnenschutz • thermisch-aktive Elemente Factbox • Überprüfung innovativer, ungewöhnlicher Architektur- konzepte auf deren Eignung für „nachhaltige“ Architektur • Erstellung einer Datenbank © PROJEKT EVA nationaler und internationa- Die Stadt, wie auch das (Einzel-)Gebäude dernen Produktionstechniken, Aktuatoren ler Projekte inklusive empiri- des 21. Jahrhunderts stehen vor zahlreichen und Sensortechnik werden zwei Mock-Ups scher Wirkungsabschätzung komplexen Herausforderungen, dazu zählen (MU) konstruiert, welche zum „Proof of • Recherche-basierter Entwurf rapide Veränderungen hinsichtlich Nutzun- Concept“ mit State-of-the-Art Monitoring und Errichtung von zwei gen und NutzerInnen, sowie Umwelt- und Technik ausgestattet sind: 1:1 Mock-Ups: (i) Variable Klima-Rahmenbedingungen, Nachhaltig- thermische Masse für die • MU1: Während ein Tiefensensor die Kühlung/Heizung von Büro- keit bei gleichzeitigem Komfort, Bewegung Position einer Person im Raum erfasst, und Dynamik bei gleichzeitiger Ruhe und räumen und (ii) Sonnen/ steuert ein Micro-Controller relevante Sichtschutzes, jeweils mittels Bezugspunktrolle. Wandpanele an, um punktgenau kühlere einfach verfügbarer Techno- Da „herkömmliche“ Lösungsansätze, die Oberflächen bereitzustellen. logien durch eine paramet- einer linearen Denkweise folgen, immer • MU2: Nach der Positionserfassung mittels risierte Komponentensteue- öfter an ihre Grenzen stoßen, soll das Tiefensensoren öffnen sich Abdeckungen rung Forschungsprojekt zeigen, dass auch auf und ermöglichen dort, wo sich eine Per- den ersten Blick unrealistische und wenig son befindet, den Sichtbezug ins Freie. machbar erscheinende Lösungen durchaus Durch die dynamische, interaktive Ausrich- Projektleitung zur Bewältigung stärker werdender, globaler tung kann die gespeicherte Energie bzw. • Arch. DI. Bernhard Sommer, Probleme beitragen können. im konkreten Fall Wärmesenke effizienter Universität für Angewandte genutzt werden, wobei die Interaktivität der Kunst Das Projekt EVA sieht sich als Beitrag zur • DI. Dr.techn. Ulrich Pont, TU beiden Mock-Ups hervorragend funktio- Ermöglichung der Erschließung neuer Wien niert. Energiequellen von niedriger Exergie und Projektbeteiligte von temporären Wärmesenken. Es zeigt das Zur Vereinfachung der Implementierung Potential moderner Sensortechnik zur effi- und Steigerung der Akzeptanz werden die • Universität für Angewandte zienten Nutzung von Energie durch zeitliche verwendeten Bauteile als Einrichtungs- Kunst - Abt. Energie Design, und lokale Einschränkungen. Energie wird gegenstand oder Designstück behandelt. • TU Wien - Abteilung Bauphy- nur dann bereitgestellt/abgeführt, wenn sik und Bauökologie Dem Charakter einer Sondierung entspre- notwendig und sinnvoll (just in time) und chend ist ein prinzipieller „Proof of Con- nur dort, wo erforderlich (just in location). cept“ als erbracht anzusehen. Nichtsdesto- Ermöglicht wird dies durch den vermehrten trotz muss eine längerfristige, maßstäblich Einsatz von Sensoren und die Integration größere Realisierung als nächster Schritt für von thermisch aktiven Elementen in die Ge- die Erhöhung des Technology-Readiness-Le- staltung von Umschließungsflächen. vel folgen, bevor über eine Produktentwick- Mit Hilfe von innovativen Materialien, mo- lung nachgedacht werden kann. Ergebnisband Gebäudetechnologien 17
BAUTEILE & MATERIALIEN 18 Ergebnisband Gebäudetechnologien
© NEUE HEIMAT TIROL GMEINNÜTZIGE WOHNUNGSGMBH GEBÄUDE- UND ANLAGENTECHNIK Neue Gebäude- und Anlagentechnik spielt aus Effizienz- und Komfortgründen eine wichtige Rolle. So kann beispielsweise das Risiko für Schimmelbildung minimiert und für eine angemessene CO2-Menge in geschlossenene Räumen gesorgt werden. Die Integration solcher Anlagen in bestehende Gebäude kann jedoch zu großen Herausforderungen führen. Die in diesem Kapitel beschriebenen Forschungsprojekte widmen sich Ge- bäude- und Anlagentechnik, die sich neben innovativer Konzeption durch eine kostengünstige Umsetzung auszeichnet. Ergebnisband Gebäudetechnologien 19
GEBÄUDE- UND ANLAGENTECHNIK Brandschutzkonzepte für Lüftungsanlagen E.Vent - Effiziente, kostengünstige und wartungsfreundliche zentrale Mehr- familienhaus-Lüftungsanlagen – Planung, Betrieb und Brandschutz Ziel des Projekts war es, innovative technische Lösungen und Planungshilfen für eine kostengünstige Umsetzung und einen energieeffizienten und wartungsarmen Betrieb von zentralen Wohnraumlüftungssystemen zu erarbeiten. Dabei wurde ein starker Fokus auf die Themen Brandschutz und Balanceabgleich gelegt. Keywords • Zentrale Lüftungsanlagen • Brandschutz • Effizienzsteigerung Factbox • Innovative Brandschutzkon- zepte helfen sowohl Kosten- als auch Energieeffizienz zent- raler Anlagen zu verbessern • Mit der kostengünstigen Kom- bination aus Kaltrauchsperre und Volumenstromregler werden Energieeinsparungen von mindestens 10% erreicht • Zentrale Lüftungsanlagen kön- nen mit dem neu entwickelten Zentrale Lüftungsanlagen bieten gerade Volumenstrommessung, wofür im Projekt 3D-Tool bereits in der Entwurfs- im Mehrfamilienhaus- und Geschosswoh- eine Messeinrichtung konzipiert und phase vordimensioniert werden nungsbau große Vorteile, werden aber aufgebaut wurde. Es zeigte sich, dass in • Der möglichst automatisierte häufig aus Komplexitäts- und Kostengrün- nahezu allen untersuchten Gebäuden Balanceabgleich von Zu- und den nicht optimal in Hinsicht auf Effi- Disbalancen bestanden und die trans- Abluft (max. +/- 10%) wirkt zienz, Balanceabgleich und Brandschutz portierten Luftmengen an verschiedenen sich stark auf die Effizienz realisiert. Im Rahmen des Projekts sollen Tagen oder Tageszeiten stark voneinander der Anlage aus daher innovative Lösungen für den Brand- abweichen. Diese Disbalancen können schutz und den kontinuierlichen Balance- negative Folgen wie höhere Wärmever- Projektleitung abgleich bei gleichzeitiger Kostenreduk- luste und Bauschäden verursachen. Um tion für zentrale Lüftungsanlagen sowohl mögliche Synergien zwischen Brandschutz Assoz. Prof. Dr.-Ing. Rainer im Neubau als auch in der Sanierung (Kaltrauchsperre) und Volumenstrom- Pfluger, Universität Innsbruck, geschaffen werden. regelung nutzten zu können, wurde ein Institut für Konstruktion und Funktionsmuster entwickelt. Materialwissenschaften, Auf Basis einer Recherche und Bestands- Arbeitsbereich Energieeffizien- analyse wurden die Anforderungen Im Rahmen des Projekts wurde außerdem tes Bauen an den Brandschutz klar definiert. Die ein zweiteiliges Planungstool ausgearbei- Einsatzmöglichkeiten unterschiedlicher tet. Zum einen können AnwenderInnen Projektbeteiligte Brandschutzkomponenten für Lüftungs- mit einem Excel-Tool in der sehr frühen • AEE - Institut für Nachhaltige anlagen wie Brandschutzklappen, FLI-VE Planungsphase einen Überblick be- Technologien und Kaltrauchsperren wurden detailliert kommen, welche Lüftungsvarianten und • J. Pichler Ges. m. b. H., untersucht und bewertet. Schwerpunkt Brandschutzkonzepte überhaupt möglich • IIG – Innsbrucker Immobi- bei der Entwicklung der Konzepte lag sind inklusive einer groben Kostenab- liengesellschaft dabei auf Kosteneffizienz, geringem schätzung. Zum andern erleichtert eine • Neue Heimat Tirol Druckverlust durch die eingesetzten 3D CAD Anwendung die Entscheidungsfin- • Gemeinnützige Alpenländische Komponenten sowie möglichst geringer dung beim Entwurf und ermöglicht eine Gesellschaft für Wohnungsbau Wartungsaufwand. bessere Wirtschaftlichkeit und höhere und Siedlungswesen m.b.H. Effizienz über die Lüftungsanlage hinaus • Alpsolar Klimadesign OG Für die Überprüfung des Balanceaus- für das gesamte Projekt. • Architectural Services im Auf- gleichs bedarf es einer hochgenauen trag vom Passivhaus Institut • Passivhaus Austria 20 Ergebnisband Gebäudetechnologien
GEBÄUDE- UND ANLAGENTECHNIK Minimalinvasives Sanierungs-Gesamtpaket SalüH! - Sanierung von Mehrfamilienhäusern mit kleinen Wohnungen - Kosten- günstige technische Lösungsansätze für Lüftung, Heizung und Warmwasser Im Projekt werden innovative Lüftungs- und Heizungs-Konzepte für die Sanierung von Mehrfamilienhäusern mit kleinen Wohnungen untersucht. Platzsparende Heizungs- und Trinkwarmwasser (TWW)-Kleinstwärmepumpen mit Außen- bzw. Fortluft als Wärmequelle, welche optional in die bestehende Brüstung bzw. eine vorgehängte Holzleichtbau-Fassade integ- riert werden können, werden für diesen Zweck entwickelt. Keywords • Sanierungs-Gesamtpaket • Kleinst-Wärmepumpen • Fassadenintegration Factbox • Entwicklung eines Gesamt- pakets für die dezentrale Lüftung, Heizung und TWW- Versorgung • Entwickeln und optimieren einer kompakten Hybrid- Kleinst-Wärmepumpe sowie einer kompakten Trinkwarm- wasser-Wärmepumpe • Integration der aktiven Kom- © SIEGELE ponenten in die bestehende Fenster-Brüstung bzw. in Bei Geschoßwohnbauten, welche häufig • Lüftungs-Heizungs-Wärmepumpe, eine vorgehängte Holzrah- kleine Wohnungen mit sehr inhomogener menleichtbaufassade • Kompakte Trinkwasser-Wärmepumpe Wärmeversorgung aufweisen, sind Ge- mit Speicher, samtsanierungen inklusive Umstellung auf zentrale Heizung und TWW-Versorgung • Aktive Überströmer. mit z.B. Fernwärmeanschluss, Biokessel Die Funktionsmuster wurden im Labor mit oder ohne Solarthermie oder Grund- und in Simulationsstudien unter ver- wasserwärmepumpen in der Regel nicht schiedenen Randbedingungen getestet, möglich. Aus Platz- und Kostengründen optimiert und bewertet. Es konnte gezeigt scheiden auch derzeitig verfügbare de- werden, dass eine ausgezeichnete Luft- zentrale Lösungen aus. qualität und ein hoher thermischer Kom- Im Rahmen des Forschungsvorhabens fort erreicht werden können. Praktisch wurde ein Gesamtpaket (Wärmedäm- müssen die Technologien zu marktreifen mung, Fenster, Lüftungsanlage mit Wär- Produkten entwickelt werden und sich merückgewinnung, sowie Heizung und am Markt durchsetzen, was wesentlich © PROJEKT SALÜH! TWW) entwickelt, welches eine kosten- von den wirtschaftlichen und politischen günstige und baulich einfache Umstellung Rahmenbedingungen abhängt. Projektleitung auf effiziente Haustechnik im Rahmen der Universität Innsbruck, Arbeitsbe- Das Projekt hat gezeigt, dass Lösungen für Sanierung auch schrittweise Wohnung für reich für Energieeffizientes Bauen die Heizung und Warmwasseraufberei- Wohnung ermöglicht, ohne NutzerInnen tung im Mehrgeschosswohnbau auf Basis Projektbeteiligte in ihrem gewohnten Umfeld einzuschrän- von dezentralen Kleinst-Wärmepumpen • J. Pichler Gesellschaft m.b.H. ken. in Kombination mit einem Lüftungsgerät • Arbeitsgemeinschaft ERNEU- Dabei konnten drei ergänzende techni- vielversprechend sind, jedoch bei den ERBARE ENERGIE Institut für sche Lösungsansätze erarbeitet und als derzeitigen Rahmenbedingungen ein wirt- Nachhaltige Technologien Funktionsmuster umgesetzt werden: schaftlicher Einsatz kaum möglich ist. • Internorm International GmbH • SIKO Energiesysteme Gesell- schaft m.b.H. & Co. KG • Kulmer Holz-Leimbau GesmbH • Vaillant GmbH Ergebnisband Gebäudetechnologien 21
GEBÄUDE- UND ANLAGENTECHNIK 22 Ergebnisband Gebäudetechnologien
© HERTHA HURNAUS © ROBERT FREUND ENERGIEBEREITSTELLUNG, -SPEICHERUNG & -UMWANDLUNG Die Versorgung von Gebäuden und Stadteilen mit erneuerbarer Energie erfor- dert eine gesamtheitliche Betrachtung von Bedarf, Verfügbarkeiten sowie der Bereitstellung von Speicherpotential zur Lastverschiebung und dem Ausgleich fluktuierender Energieträger. Eine Entlastung des Energienetzes und ein Ab- fangen von Lastspitzen kann zum Beispiel durch die Installation von thermisch aktivierten Bauteilen als gebäudeimmanente Energiespeicher erreicht wer- den, welche anstelle von großvolumigen, kostenintensiven Wasserspeichern zum Einsatz kommen. Dieses Kapitel behandelt unterschiedliche Möglichkeiten zur Integration er- neuerbarer Energieträger in städtischen Gebieten und zeigt das Potential der Interaktion von Energiebereitstellung und -speicherung zu optimierten Sys- temkonzepten und Regelungsstrategien auf. Ergebnisband Gebäudetechnologien 23
ENERGIEBEREITSTELLUNG, -SPEICHERUNG & -UMWANDLUNG Wärmespeicherung im Gebäude solSPONGEhigh - Hohe solare Deckungsgrade durch thermisch aktivierte Bauteile im urbanen Umfeld Die intensive Nutzung von thermisch aktivierten Bauteilen (TABs) als zusätzlicher thermischer Speicher in verschiede- nen Gebäuden unter vorrangigem Einsatz von Solartechnologien (Solarthermie bzw. Photovoltaik) wurde untersucht. Die Arbeitshypothese ging davon aus, dass durch die Aktivierung und Nutzung der bauteilimmanenten thermischen Speicher eine Deckung des Gebäudeenergiebedarfs mit Solartechnologien von bis zu 100 % erreicht werden könnte. Keywords • Bauteilaktivierung • Energiespeicher • Solartechnologie Factbox • Thermisch aktive Decken- elemente – ideal zum Heizen und Kühlen • Hohe solare Deckungsgrade durch thermisch aktive Bau- teile erreichbar • Bauteile zur thermischen Speicherung führen zu mini- Das Erreichen hoher solarer Deckungs- rung der TABs als gebäudeimmanenter malem Primärenergiebedarf grade in der Wärmeversorgung von Energiespeicher analysiert. Es soll gezeigt • Auftretende Leistungsspitzen Gebäuden wird derzeit meist mit großvo- werden, ob und unter welchen Vorausset- werden minimiert lumigen, wassergefüllten Pufferspeichern zungen eine 100 % Deckung des Energie- realisiert. Bei derartigen Konzepten sind bedarfs erreicht werden kann. Ergänzend mit Nachteilen hinsichtlich hoher Inves- zu den energietechnischen Analysen Projektleitung titionskosten, großem Platzbedarf und werden Analysen zu den Systemkosten hohen thermischen Verlusten zu rechnen. durchgeführt. Weiters werden auch Dr. Richard Heimrath Entsprechend dem Ansatz des gegen- ökologische und ökonomische Analysen Institut für Wärmetechnik ständlichen Forschungsvorhabens soll die vorgenommen. Bei der Dissemination der TU Graz Speicherung von solarer Wärme direkt in der Projektergebnisse wird neben den ProjektpartnerInnen den gebäudeeigenen Bauteilen erfolgen. üblichen Verbreitungsmaßnahmen eine • AEE Institut für Nachhaltige groß angelegte Transferveranstaltung zum Technologien (AEE INTEC) Die thermische Aktivierung von Bau- Projektthema abgehalten. • EAM Systems GmbH teilen lässt sich grundsätzlich für alle Raumflächen (Fußboden, Decke, Wände) Die im Projekt gewonnenen Erkenntnis- • Uponor Vertriebs GmbH durchführen. Dabei werden die ohnehin se liefern Aussagen über die Interaktion • energetica Energietechnik vorhandenen Bauteile im Gebäude als zwischen TABs, Solartechnologien, Wär- GmbH thermische Speicher genutzt, wodurch mepumpen und der urbanen Energiever- • Vereinigung der Österreichi- auch ohne groß dimensionierte Wasser- sorgung. Es wird gezeigt, in wieweit TABs schen Zementindustrie (VÖZ) speicher eine hohe Deckung des Gebäu- zu optimierten Systemkonzepten und • GASOKOL GmbH deenergiebedarfs mit Solartechnologien Regelungsstrategien mit hohem solarem • DIEHAUSTECHNIKER Techni- (Solarthermie bzw. Photovoltaik) erreicht Deckungsgrad beitragen können. sches Büro GesmbH werden könnte. • OCHSNER Wärmepumpen GmbH Es werden zwei solSPONGE-Konzepte • Fin-future is now untersucht, eines nutzt vorrangig So- • Architekturbüro Lingenhöle larthermie und das andere vorrangig • Zement + Beton Handels- Photovoltaik zur Energieversorgung. Auf und Werbe Ges.m.b.H. der Grundlage dieser Systemkonzepte werden anhand thermischer Gebäude- und Anlagensimulationen, die Ausfüh- 24 Ergebnisband Gebäudetechnologien
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