102 Baudirektion ZUP - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
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Kanton Zürich Baudirektion ZUP 102 Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung April 2022 Waldentwicklung Was der Wald alles für uns tut und wie es ihm geht Lärm Weichenstellung für den Lärmschutz der Zukunft Ökobilanz Wie das Kantonale Tiefbauamt seine Umweltbelastungen reduzieren kann
Editorial Einfach irgendwo anfangen, oder …? 3 Vorwort RR Martin Neukom Der Baudirektor meint … der Klimaschutz gehört in die Verfassung 4 Wald Zehn Jahre Waldentwicklung – wo stehen wir? 5 Wald Weniger CO2 dank Mehrfachnutzung von Holz 9 Biosicherheit / Wald Invasive Plattwürmer fressen Regenwürmer 11 Verkehr Zürcher Umweltpraxis Wege zur tieferen Umweltbelastung und Raumentwicklung (ZUP) des Tiefbauamts 13 Informations-Bulletin der Umweltschutz- Fachverwaltung des Kantons Zürich Verkehr / Naturschutz 28. Jahrgang Holz für die Konstruktion von Wildtierbrücken? 17 Inhalt Die inhaltliche Verantwortung liegt bei Naturschutz den am Anfang jedes Beitrags genannten Das kleine Einmaleins für vielfältige Flächen 21 Personen bzw. bei der Verwaltungsstelle. Naturschutz Redaktion, Koordination und Produktion Interview: Wie Uster einfach Naturräume schafft 25 Koordination Bau und Umwelt (KOBU) Kanton Zürich, Baudirektion Raum / Landschaft 8090 Zürich Einzigartigste Zürcher Landschaften evaluiert 27 Telefon 043 259 24 17, kofu@bd.zh.ch Redaktorin: Raumplanung Isabel Flynn, isabel.flynn@bd.zh.ch Schattenwurf bei Hochhäusern 31 Redaktionsteam Daniel Aebli (Tiefbauamt / Lärm) Klima Daniela Brunner (AWEL / Betriebe) Klimadialog zwischen Kanton und Gemeinden 33 Isabel Flynn (Redaktorin, KOBU) Nathalie Barengo (ALN / Wald) Lärm Thomas Hofer (Statistisches Amt) Weichenstellung für den Lärmschutz der Zukunft 35 Sarina Laustela (Stadt Uster, Abfall) Regula Müller Brunner (ARE) Boden Alex Nietlisbach (AWEL / Energie) Den Boden im Blick behalten 39 Isabelle Rüegg (BD / Kommunikation) Nicole Schwendener-Perret (KOBU) Mobilität / Umweltdaten Fabio Wintsch (Gemeinde Lindau, Bau + Werke) Zürcher Autoflotte im Wandel 41 Erscheinungsweise Dreimal jährlich. Gedruckt bei der Zürcher Impressum 2 Druckerei ROPRESS auf 100 % Recycling- Vollzugshinweise 4 papier Refutura mit dem blauen Engel, klima- neutral und mit erneuerbarer Energie. Vermischtes, Publikationen, Veranstaltungen 45 Jeder Artikel kann dank spezieller Leimung einfach aus dem Heft gelöst und abgelegt oder weitergegeben werden. Abonnements Die ZUP ist kostenfrei erhältlich (gedruckt oder / und elektronisch) unter: www.zh.ch/umweltpraxis, kofu@bd.zh.ch. Nachdruck Die in der ZUP erscheinenden Beiträge sind unter Quellenangabe zur weiteren Veröffent- lichung frei. Auf Anfrage (Tel. 043 259 24 18) stehen auch die verwendeten Grafiken zur Verfügung. Titelbild Der Wald erfüllt verschiedenste Funktionen. Im Bild: Im Naturschutzgebiet Haseder Busch, Hildesheim, blüht gerade der einheimische Lerchensporn (Corydalis cava). Quelle: Christian Kothe, Flickr, CC BY-ND 2.0. Sämtliche erschienenen ZUP-Beiträge finden Sie über die Artikelsuche auf www.zh.ch/umweltpraxis Hier können Sie auch direkt auf Themen- hefte zugreifen.
Editorial 3 ZUP Nr. 102 April 2022 Editorial Einfach irgendwo anfangen, oder …? Manchmal weiss man gar nicht wo anfangen, so viel gäbe es zu tun. Dann wird ge- nau hingeschaut, geplant, evaluiert und konzipiert … So wird das nie etwas, könnte man befürchten. Tu etwas! Jeder Schritt wäre besser als nichts! Vieles spricht tatsächlich für eine gute Bestandsaufnahme. Sie macht sichtbar, wie es steht und wohin die Entwicklung geht. Die Tätigkeiten des Tiefbauamts zum Bei- spiel sind mit einem hohen Ressourcenverbrauch verbunden und haben entspre- chend bedeutsame Auswirkungen auf die Umwelt – im Durchschnitt der letzten Jah- re werden es dank gezielter Optimierungen immer weniger (Seite 13). Der Wald er- füllt seine Funktionen als Holzlieferant, Erholungsraum und Hotspot der Biodiversität dank bisheriger Massnahmen ziemlich gut. Trockenheit, steigende Temperaturen und ([WUHPHUHLJQLVVHVHW]HQLKPDEHULPPHUPHKU]X 6HLWH 'LH$XWRĻRWWHLP.DQWRQ unterliegt einem Wandel, die Zahl neu zugelassener Diesel und Benziner sinkt, neue Isabel Flynn Elektroautos und Hybride sind auf der Überholspur (Seite 39). Doch eine viel zu ho- Redaktorin «Zürcher Umweltpraxis und he Zahl an Menschen ist noch immer von übermässigem Strassenlärm betroffen (Sei- Raumentwicklung» Koordinationsstelle für Umweltschutz WH ,PPHUKLQEHVLW]WGHUGLFKWEHYÓONHUWH.DQWRQ=ÙULFK QRFKLPPHU HLQH9LHO- Generalsekretariat Baudirektion zahl einzigartiger Landschaften (Seite 27). Telefon 043 259 24 18 isabel.flynn@bd.zh.ch Eine solche Bestandsaufnahme muss aber auch Entscheide zu künftigen Stoss- www.zh.ch/umweltpraxis richtungen nach sich ziehen: Wird genug getan? Am richtigen Ort? Wohin soll es gehen? Mit welchen Massnahmen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich verschiedene Artikel dieser Ausgabe. Wie kann man zum Beispiel diese einzigartigen Landschaften bewahren, wie den Boden schüt- ]HQ 6HLWHQXQG ":LHNDQQPDQLP*URVVHQXQGLP.OHLQHQYLHOIÁOWLJH1DWXU oasen schaffen (Seiten 21 und 25)? Wie die Waldverjüngung mit klimaangepassten Arten fördern und möglichst viel klimaschädliches CO2 in Holz gebunden halten (Sei- ten 9 und 17)? Wie soll man die Auswirkungen einer grossen Institution wie dem 7LHIEDXDPWPLWVHLQHQULHVLJHQ5HVVRXUFHQVWUÓPHQZHLWHUXQGHIĺ]LHQWUHGX]LHUHQ (Seiten 13 und 17)? Die Artikel geben Antworten, zeigen Stossrichtungen und lang- fristige Massnahmen. Dann muss aber auch etwas geschehen. Dafür müssen nicht immer zuerst umfassende Evaluationen abgeschlossen sein. Philipp Jucker, Leiter Biodiversität der Stadt Uster, rät dazu, innerhalb des grossen Ganzen einfach einmal anzufangen (Seite 25). So hat er es in Uster getan, und das (UJHEQLV OÁVVW VLFK VHKHQ 'DV IXQNWLRQLHUW DXFK EHLP .OLPDVFKXW] 6HLWH XQG bei anderen Themen. Für beide Herangehensweisen helfen Tipps, Anleitungen, Vorbilder und Beispiele konkret weiter. Etwas zusammen tun, etwas bewirken – als Gemeinde, Unternehmen, Organisation oder auch als Einzelner – steckt an und macht Mut. .RPPHQ6LHPLW6FKZXQJXQG0XWLQGHQ)UÙKOLQJ Herzlich Isabel Flynn Redaktorin Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung (ZUP) www.zh.ch/umweltpraxis
Recht und Vollzug 4 ZUP Nr. 102 April 2022 Verfahren für Wasserkraft- und Kantonale Gewässernummern in Der Baudirektor meint … Windenergieanlagen beschleunigen den Geodaten des AWEL … der Klimaschutz gehört Der Bundesrat schlägt vor, die Planungs- 'LH ÓIIHQWOLFKHQ 2EHUĻÁFKHQJHZÁVVHU in die Verfassung und Bewilligungsverfahren für die bedeu- des Kantons Zürich wurden bisher ge- tendsten Anlagen der Wasserkraft und der meindeweise in analogen Gewässerüber- Windenergie zu vereinfachen und zu straf- sichtsplänen (1:5 000) und in dazugehö- fen, ohne Abstriche beim Natur-, Umwelt- renden Gewässerverzeichnissen mit und Denkmalschutz zu machen. Zusätz- einer kommunalen Nummer und Namen lich will der Bundesrat den Ausbau der verfügt. Mit der Umstellung von gedruck- Photovoltaik vorantreiben, indem die In- ten kommunalen Plänen auf einen ge- vestitionen für Photovoltaikanlagen auch samtkantonalen digitalen Gewässerplan bei Neubauten steuerlich abgezogen wer- führt das AWEL eine eindeutige vierstelli- den können und die Zulassung von Solar- ge kantonale Gewässernummer ein. anlagen an Fassaden vereinfacht wird. Der www.zh.ch Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 2. Februar 2022 eine entsprechende Vor- Stärkung der Kreislaufwirtschaft lage in die Vernehmlassung gegeben. und der Ressourceneffizienz www.admin.ch Verschiedene Hürden bremsen die Ent- wicklung der Kreislaufwirtschaft und Regierungsrat Martin Neukom, Ladestationen für die Elektro- YHUKLQGHUQ HLQH HIĺ]LHQWH 5HVVRXUFHQ- Baudirektor fahrzeugflotte der Kantonspolizei nutzung. Im Bausektor und in der Ernäh- Die Kantonspolizei Zürich setzt bei ihrer rungswirtschaft ist das Verbesserungs- Am 15. Mai stimmt die Bevölkerung des Fahrzeugstrategie auf Nachhaltigkeit und potenzial besonders gross. Die Bundes- Kantons Zürich über die Aufnahme Klimafreundlichkeit. So verfügen schon verwaltung prüft Massnahmen, um diese eines Klimaschutzartikels in die Kan- 20 Prozent der Dienstfahrzeuge über Hemmnisse anzugehen. In Erfüllung tonsverfassung ab. Dieser neue Artikel einen alternativen Antrieb – Tendenz wei- eines Postulats hat der Bundesrat an sei- 102 a schliesst an den bestehenden ter steigend. Einen bedeutenden Anteil ner Sitzung vom 11. März 2022 den Be- Artikel 102 an, der primär die lokale machen dabei Elektrofahrzeuge aus. Um ULFKW'LH+ÙUGHQJHJHQ5HVVRXUFHQHIĺ- Umwelt des Kantons betrifft. die Ladeinfrastruktur an den verschiede- zienz und Kreislaufwirtschaft abbauen» Es geht nicht zuletzt darum, diesem Lo- nen Standorten sicherzustellen, hat der verabschiedet kalbezug ein Pendant zu verschaffen, Regierungsrat eine Ausgabe von 3,4 Mil- www.admin.ch das die globale Dimension des Klima- lionen Franken bewilligt. wandels unterstreicht. Der Kanton In einem ersten Schritt sind bisher 15 Geänderte Verordnungen im stützt also nicht das kantonale Klima, Standorte der Kantonspolizei mit Wech- Umweltbereich sondern leistet einen Beitrag, um das selstrom-Ladeinfrastruktur für die Elek- Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom globale Klima zu stabilisieren. Es ist tromobilität ausgestattet worden. In 23. Februar 2022 Änderungen an drei folglich nicht so, dass unsere beste- einem nächsten Schritt folgen weitere Verordnungen im Umweltbereich geneh- henden Normen ausreichen, wie die 47 Standorte. Insgesamt benötigt die migt. Die Anpassungen zielen insbeson- Gegner der Vorlage gerne ins Feld füh- Kantonspolizei zurzeit 129 Wechsel- dere darauf ab, die Ablagerung von Aus- ren. Ebenso unzutreffend ist der Vor- strom-Ladestationen und 6 Gleichstrom- bauasphalt in Deponien zu begrenzen. wurf, eine solche Verfassungsände- Schnell-Ladestationen, damit rund ein Weiter betreffen sie neue Bestimmungen rung sei blosse Symbolpolitik. Die Kan- Drittel der Parkplätze für Dienstfahrzeuge IÙU &KHPLNDOLHQ XQG 3ĻDQ]HQVFKXW]PLW- tonsverfassung ist unser höchster mit Ladestationen ausgerüstet sind. tel sowie Vereinfachungen im Vollzug der Rechtserlass und umschreibt die wich- | Regierungsratsbeschluss Nr. 1203/2021 /HQNXQJVDEJDEH DXI ĻÙFKWLJHQ RUJDQL- tigsten öffentlichen Aufgaben zuhan- | Artikel «Zürcher Autoflotte im Wandel», schen Verbindungen. den des Kantons und der Gemeinden. Seite 39 www.admin.ch Wörtlich genommen gibt die Verfas- sung Auskunft darüber, «in welcher Submission nachhaltiger Nutzung von Mobilitätsdaten und Verfassung» ein Gemeinwesen ist, und Erosionsschutz und Begrünung effizientes Verkehrssystem darüber, welche Normen von besonde- %HL*UÙQĻÁFKHQHQWODQJYRQ6WUDVVHQLVW Um die Infrastrukturen und Angebote des rer Bedeutung sind. Was dort steht, ist neben der eigentlichen Begrünung vor al- öffentlichen und privaten Verkehrs opti- grundsätzlich wichtig. lem mit zunehmender Neigung der mal nutzen zu können, braucht es einen Es kann kein Zweifel darüber bestehen, Böschungen der Erosionsschutz von EHVVHUHQ,QIRUPDWLRQVĻXVV]ZLVFKHQ,Q- dass die stark gewachsene Bedeutung massgebender Bedeutung. Mit Erosions- frastrukturbetreibern, Verkehrsunterneh- des Klimaschutzes eine solche Platzie- schutzprodukten aus Schweizer Holzwol- men, privaten Anbietern und Verkehrsteil- rung auf höchster Stufe rechtfertigt. le- oder Bio-Stroh mit kurzen Transport- nehmenden. Der Bundesrat schlägt vor, Wenn dort nun das Ziel der Treibhaus- wegen, die ohne Einsatz von Herbiziden dazu eine staatliche Mobilitätsdateninfra- gasneutralität, auch Netto-Null ge- und unter fairen Arbeitsbedingungen her- struktur aufzubauen, über die sich die nannt, definiert wird, nimmt sich der gestellt werden, stehen gute Optionen zur verschiedenen Akteure einfacher vernet- Kanton Zürich mit seinem hohen Aus- Verfügung, die bei Ausschreibungen be- zen sowie Daten bereitstellen und aus- stoss an Treibhausgasen selbst in die rücksichtigt werden können. tauschen können. An seiner Sitzung vom Verantwortung. Die Aufnahme des Ar- www.zh.ch/tiefbau | geplante Strassen- 2. Februar 2022 hat der Bundesrat einen tikels 102 a setzt ein klares Klimaziel, ist projekte | Submissionen | Ausschrei- entsprechenden Gesetzesentwurf in die ein gemeinsames Commitment und bungstexte | Vorlagen Planer und Unternehmer Vernehmlassung geschickt. schafft dadurch Planungssicherheit für www.admin.ch Wirtschaft und Gesellschaft. www.zh.ch/umweltpraxis
Wald 5 ZUP Nr. 102 April 2022 Zehn Jahre Waldentwick- Damit der Zürcher Wald alle seine Funktionen wie Biodiversität, Schutz gegen Natur- gefahren, Erholung oder Holz erfüllen kann, muss er bewirtschaftet und gepflegt werden. Quelle: Jürg Altwegg lung – wo stehen wir? Das behördenverbindliche Planungs- auffolgende, starke Borkenkäferbefall zu Der Zwischenbericht zur instrument WEP 2010 hat zum Ziel, die einer beschleunigten Waldverjüngung Umsetzung des Waldent- verschiedenen Ansprüche an den Zür- beitragen. cher Wald zu koordinieren. Der Schutz Ebenfalls wird die Esche, welche heute wicklungsplans Kanton vor Naturgefahren, die Holzproduktion, mit einem Anteil von acht Prozent am Zürich (WEP 2010) doku- die biologische Vielfalt sowie die Erho- Holzvorrat die viertwichtigste Baumart mentiert die Fortschritte lung – diese wichtigen Waldleistungen ist, durch das Eschentriebsterben stark der letzten zehn Jahre und müssen gemäss gesetzlichem Auftrag reduziert werden. Die entstandenen Kahl- zeigt den Handlungsbedarf nachhaltig sichergestellt sein. ĻÁFKHQ ZHUGHQ PLW VWDQGRUWJHUHFKWHQ für die verbleibenden fünf Fünf Jahre nachdem der Waldentwick- Baumarten und vorzugsweise durch Jahre auf. lungsplan 2010 in Kraft gesetzt worden Naturverjüngung wiederbewaldet, damit Dr. Jürg Altwegg, Kreisforstmeister war, wurde ein erster Zwischenbericht eine zukunftsfähige, standortgerechte, Forstkreis 1 Abteilung Wald herausgegeben (ZUP 95 / 2016). Wie be- vielfältige und ökologisch wertvolle Be- Amt für Landschaft und Natur (ALN) reits im Jahr 2015 wird im jetzigen Zwi- stockung entsteht. Baudirektion Kanton Zürich schenbericht der Umsetzungsstand an- Telefon 043 259 29 71 hand der entsprechenden Indikatoren Der Wald steht vor einigen juerg.altwegg@bd.zh.ch www.zh.ch/wald aufgezeigt und in einer einfachen Skala Herausforderungen | ZUP 102 / 2022, Artikel «Weniger CO2 bewertet. Dies ermöglicht es, Aussagen Gesamthaft betrachtet ist der Zürcher dank Mehrfachnutzung von Holz», Seite 9 über die Waldentwicklung zu machen. In Wald in den vergangenen Jahren natur- | ZUP 95 / 2016, Artikel «Was fünf Jahre diesem Artikel werden die wichtigsten näher und strukturreicher geworden. Dies Waldentwicklungsplan gebracht haben» Punkte zusammengefasst. fördert seine Vitalität. Stürme, Trocken- | ZUP 63 / 2010, Artikel «Waldentwick- KHLWXQG%RUNHQNÁIHUEHIDOOEHHLQĻXVVWHQ lungsplan Kanton Zürich 2010» Stürme und Borkenkäfer tragen den Zürcher Wald in den letzten drei Jah- zur Waldverjüngung bei ren regional stark. Besonders die Fichte Fläche und Verteilung des Waldes sind hat im Flachland unter den Extremereig- seit 2015 praktisch unverändert geblie- nissen gelitten. ben. Insgesamt sind die Wälder noch im- Neben solch offensichtlichen Waldschä- mer etwas überaltert, doch dürften die den durch Stürme oder Schadorganis- Extremereignisse mit Stürmen und Tro- men muss weiterhin den schleichenden ckenheit der letzten Jahre sowie der dar- Veränderungen durch Stickstoffeintrag, www.zh.ch/umweltpraxis
Wald 6 ZUP Nr. 102 April 2022 Klimawandel und Wildverbiss genügend massnahmen notwendig, um eine rei- WHQ]DKOUHLFKH3ĻHJHUÙFNVWÁQGHLQ%DFK- Beachtung geschenkt werden. bungslose Erholung und Freizeitnutzung gerinnen aufgeholt werden (Foto Seite 8). im Wald für die unterschiedlichen An- *URVVHJHSĻHJWH(LFKHQZÁOGHUVLQGDXFK Schutzwälder muss man pflegen spruchsgruppen zu ermöglichen. mit Blick auf den Klimawandel zukunfts- Die Bedeutung der Schutzwälder für die weisend. Die Eigentumsstrukturen konn- Sicherheit von Siedlungen, Infrastruktu- Verschiedene Herausforderungen ten im Rahmen von Korporationsgrün- ren und Verkehrswegen ist gross. Neben in den letzten fünf Jahren … dungen und Waldzusammenlegungen dem Schutz vor Naturgefahren ist der Auch in den vergangenen fünf Jahren des weiter verbessert werden. Wald auch für den Wasserhaushalt und WEP Kanton Zürich entwickelte sich der Nicht alle quantitativen Ziele wurden in- damit für den Hochwasserschutz von Wald grundsätzlich in die gewünschte des erreicht. Hier sollen die bisherigen entscheidender Bedeutung. Dank Beiträ- Richtung. Sturmereignisse, Trockenheit Massnahmen in den nächsten Jahren gen von Bund und Kanton verbessert und Borkenkäfer, die in den letzten bei- konsequent beziehungsweise verstärkt VLFKGHU3ĻHJH]XVWDQGGHU6FKXW]ZÁOGHU GHQ-DKUHQ3ĻHJHXQG1XW]XQJGHV:DO- weiterverfolgt werden. Daraus ergeben kontinuierlich. des prägten, schlagen sich noch nicht in sich die künftigen Schwerpunkte für die allen erhobenen Indikatorwerten nieder, nächsten fünf Jahre des Waldentwick- Der Wald ist artenreich stellten aber dennoch besondere Heraus- lungsplans. Standortgerechte und artenreiche Baum- forderungen dar. bestände bieten Raum für Lebewesen al- *URVVH6FKDGKRO]PHQJHQSĻHJHLQWHQVL- Schwerpunkt Erholungsnutzung ler Art. Sowohl der Anteil naturnaher Wäl- YH -XQJZDOGĻÁFKHQ 6LFKHUKHLWVIUDJHQ koordinieren GHUDOVDXFKGLH)OÁFKHPLWVSH]LĺVFKHQ aber auch die sukzessive Verjüngung al- Die Möglichkeit, dass die Gemeinden Er- Massnahmen zur Förderung von Lebens- ternder Waldbestände und die Förderung holungswälder bezeichnen können, bie- räumen und Arten nimmt im Kanton Zü- von klimatoleranten Baumarten werden tet Chancen, die Erholungsnutzung lokal rich zu. Waldbesitzerinnen und -besitzer sowie und regional besser zu koordinieren. Es den Forstdienst in den kommenden Jah- ist wichtig, dass die Gemeinden gemein- Erholungsfunktion des Waldes ren stark beschäftigen (Artikel Seite 9). sam mit der Waldeigentümerschaft und Der Wald als Ort der Erholung ist im Kan- dem Forstdienst überprüfen, wo die Er- ton Zürich zentral. Das ganzjährige hohe … und viele erfreuliche holungsnutzung kanalisiert und konzent- Besucheraufkommen hat starke Auswir- Entwicklungen riert werden kann und soll. kung auf die Waldbewirtschaftung. Zu- In verschiedenen Bereichen lassen sich sätzlich steigt der Aufwand der Wald- weitere Fortschritte im Hinblick auf die Schwerpunkt Eiben schützen eigentümerinnen und -eigentümer für gesetzten Ziele für das Jahr 2025 fest- und fördern spezielle Leistungen wie zum Beispiel stellen. Hervorzuheben sind die zuneh- Die Ausbreitung des Rotwilds im Kanton den Unterhalt von Waldstrassen, für mend naturnähere Bestockung oder ein Zürich führt lokal in wichtigen Gebieten Feuerstellen oder für das gesamte Abfall- steigender Totholzanteil sowie eine zu- mit Eibenvorkommen zu starken Schäl- management. Solche Aufwände werden nehmende Fläche lichter, artenreicher schäden an jungen und alten Eiben. Mit in den meisten Fällen nicht abgegolten. Wälder. geeigneten technischen Massnahmen In vielen siedlungsnahen Wäldern sind 'LH6FKXW]ZDOGSĻHJHLVWHWDEOLHUWXQGPLW 6FKÁOVFKXW] XQG 3ĻHJHHLQJULIIHQ DEHU weitere Aufklärungs- und Lenkungs- der Ausscheidung der Tobelwälder konn- auch mit jagdlichen Massnahmen, sollen das Aufkommen und der Erhalt der Eibe verstärkt unterstützt und gefördert wer- den. Es gilt, diese Eibenbestände zu si- chern, da der Kanton Zürich für sie eine besondere Verantwortung trägt. Zudem werden sie mit Beiträgen gefördert. Schwerpunkt Holzpotenziale im Privatwald nutzen Auch wenn der Holzvorrat im Privatwald leicht abgenommen hat, besteht regional noch ungenutztes Potenzial. Die jüngsten Extremereignisse (Stürme und Trocken- heit sowie starker Käferbefall) machten einmal mehr das Risiko von Waldschäden in überalterten Beständen deutlich. Die Holznutzung sollte im Privatwald weiter- hin mindestens auf dem Niveau des Zu- wachses gehalten werden. Die Bedeu- tung des kommunalen Forstdienstes für die Beratung der Waldeigentümerinnen und -eigentümer ist ungebrochen hoch. Schön gewachsener Nussbaum für die Wertholzproduktion, Die Försterinnen und Förster brauchen Forschungsfläche Obfelden. dazu genügend zeitliche Ressourcen. Quelle: Jürg Altwegg www.zh.ch/umweltpraxis
Wald 7 ZUP Nr. 102 April 2022 Grün und nützlich: Ein gut gepflegter, gerinnerelevanter Schutzwald mit vielen Funktionen. Quelle: Jürg Altwegg Schwerpunkt Baumartenvielfalt Schwerpunkt Reservatflächen, Waldentwicklungsplan fördern, Wildverbiss senken lichte Wälder und Totholzanteil (WEP) Die klimatischen Bedingungen ändern erhöhen Der Waldentwicklungsplan Kanton sich. Die letzten Jahre zeigten deutlich, Trotz Fortschritten müssen im Bereich Zürich stellt für das gesamte Waldareal dass eine vielfältige Baumartenzusam- GHU 5HVHUYDWĻÁFKHQ GHU OLFKWHQ :ÁOGHU sicher, dass der Wald seine Funktionen mensetzung für einen vitalen und stabilen und des Totholzanteils die Bemühungen nachhaltig erfüllen kann. Er ist als Pla- Wald und für die Erbringung seiner Leis- verstärkt werden, damit die gesetzten nungsinstrument für alle Behörden von tungen entscheidend ist. Gerade auf den Ziele erreicht werden können. Die Sensi- Kanton und Gemeinden verbindlich. in den letzten Jahren entstandenen bilisierung der Waldbesitzerinnen und Die vollständigen Berichte sind erhält- 6FKDGĻÁFKHQ EH]LHKXQJVZHLVH %OÓVVHQ -besitzer ist nach wie vor zentral. Die Flä- lich unter: www.zh.ch/wald | waldpla- ist die Sicherung einer zukunftsfähigen chen sollen zudem mit geeigneten Instru- nung-bewirtschaftung. Verjüngung zentral. menten gefördert und erhalten werden. Dies kann nur gelingen, wenn die notwen- digen jagdlichen und forstlichen Mass- Schwerpunkt Verbreitung in- nahmen zur Reduktion des Wildverbisses vasiver Schädlinge verhindern ergriffen werden. Dies wiederum erfordert Invasive, neuartige und eingeschleppte eine zielgerichtete Zusammenarbeit der fremdländische Schädlinge sollen weiter- zuständigen Akteure. Weitere Anstren- hin beobachtet und bekämpft werden, gungen in Bezug auf Wald-Wild-Konzep- soweit Aussicht auf Erfolg besteht. Dies te, wie dies zum Beispiel bereits in gilt beispielsweise für gebietsfremde Fischenthal geschehen ist, sollen den 3ĻDQ]HQ ZLH +HQU\V *HLVVEODWW XQG -D- fachlichen Austausch verschiedener Inte- panknöterich (ZUP 87 / 2017 und ZUP ressensgruppen und Akteure fördern. 49 / 2007). Grosse Sorgen bereiten dem Forstdienst auch eingeschleppte Krank- heiten wie die Eschentriebwelke. www.zh.ch/umweltpraxis
Wald 8 ZUP Nr. 102 April 2022 Immer mehr Waldbesuchende nutzen Infrastrukturen im Wald. Wege, Bänke und Feuerstellen benötigen regelmässig Unterhalt, Abfall muss entsorgt werden. Quelle: Jürg Altwegg Wald unter Druck Dank den Waldeigentümerinnen und kaum verbessert und ist nach wie vor Waldeigentümern ist der Wald für die eine Herausforderung. zahlreichen Erholungssuchenden attrak- Auch während der Einschränkungen auf- tiv gestaltet. Sie pflegen ihre Wälder und grund der Corona-Pandemie im Frühjahr unterhalten Wege und Anlagen oft in und Sommer 2020 war eine starke Zunah- einem Ausmass, welches über das für die me von Waldbesuchenden festzustellen. Waldbewirtschaftung notwendige Mass Trendsportarten wie Geocaching oder hinausgeht. Mountainbiking fordern vermehrt Ange- Die Abgeltung der Waldeigentümer für bote und Anlagen im Wald wie Trails oder solche Leistungen zugunsten der Bevöl- Parcours. Auch viele Reiter sind quer kerung hat sich in den letzten fünf Jahren durch den Wald unterwegs. Biotopbäume Neben dem Anteil von stehendem Tot- holz sind dicke, alte Bäume mit beson- deren ökologischen Merkmalen wie Höhlen, Stammwunden, viel Kronentot- holz, Moos- oder Efeubewuchs und Ähnlichem von grossem Wert für Tiere und Pflanzen. Solche Biotopbäume, die auch nach dem Absterben im Wald verbleiben, leis- ten längerfristig einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt im Wald. Seit 2018 wer- den Biotopbäume gezielt mit Bundes- und Kantonsbeiträgen gefördert. Bis 2019 konnten 228 Bäume im Kanton vertraglich gesichert werden. Einer von 228 für die Artenvielfalt so wichtigen Biotopbäumen. Quelle: Jürg Altwegg www.zh.ch/umweltpraxis
Wald 9 ZUP Nr. 102 April 2022 Weniger CO2 Diese Douglasie ist rund 140 Jahre alt, schön gewachsen und wurde dank Mehr- im Dezember im Staatswald Kyburg geerntet. Sandro Krättli, Leiter Staatswald und Ausbildung des Kantons Zürich, freut sich, dass dieser Stamm den Weg fachnutzung zu einer Wertholzsubmission finden wird. Quelle: Brigitt Hunziker von Holz Bäume binden im Laufe Die 51 Meter lange Douglasie, die hier am zersetzt. Das eingelagerte CO2 gelangt ihres Lebens viel CO2 und Boden liegt, wird höchstwahrscheinlich zurück in die Atmosphäre. Dieser Prozess in einem Sägewerk zu Furnierholz weiter- kann dank Nutzung des Rohstoffs Holz – ğ[LHUHQHVLQLKUHP+RO] verarbeitet und jahrzehntelang Menschen am besten mehrfach und in unterschied- Wird dieses langfristig und mit ihrer Holzstruktur beglücken, zum licher Form (Kaskadennutzung) – um YLHOOHLFKWVRJDUPHKUIDFK Beispiel als Parkettböden oder Möbel. Jahrzehnte, wenn nicht um Jahrhunderte verwendet, bleibt das CO2 Sie ist nicht nur ein hölzernes Pracht- verzögert werden. Antike Möbel sowie al- EHVRQGHUVGDXHUKDIWGHU exemplar, sondern bietet dank ihrer te Häuser enthalten vielfach jahrhun- $WPRVSKÃUHIHUQ'D]X schnell wachsenden Art und der Weiter- dertealtes Holz. Sie wurden nicht abge- könnten schnellwachsende verarbeitung des Stamms einen wichti- rissen, sondern repariert, erweitert und KLW]HXQGWURFNHQUHVLVWHQ gen Beitrag zur Verminderung des Treib- abgeändert (Fotos Seite 10). WH%ÃXPHZLHGLH'RXJODVLH hausgaseffekts. EHLWUDJHQ Schön gewachsene Bäume Sandro Krättli Ein Zyklus aus CO2-Speicherung verlängern den Zyklus Leiter Staatswald und Ausbildung und -Freisetzung «Unsere Douglasie wird vielseitig genutzt Abteilung Wald Amt für Landschaft und Natur Bäume entziehen der Atmosphäre stetig werden. Das CO2 bleibt die ganze Lebens- Baudirektion Kanton Zürich Kohledioxid (CO2). Dieses wird in Stäm- dauer eines Bauwerks oder Werkstücks Telefon 043 259 55 39 men, Ästen und Wurzeln je nach Alter der gebunden», erklärt Forstingenieur Sandro sandro.kraettli@bd.zh.ch zh.ch/wald Bäume jahrzehntelang gebunden. Wäh- Krättli. Der heute 38-jährige gebürtige rend der Fotosynthese entstehen aus CO2 Bündner ist seit rund 15 Monaten Leiter in Verbindung mit Wasser und Sonnen- des Staatswaldes und der forstlichen Autorin: Brigitt Hunziker Kempf OLFKWGLH1ÁKUVWRIIHGHU3ĻDQ]HQXQGGD- Ausbildung des Kantons Zürich. Rund | ZUP99 / 2021, Artikel «Heute schon das bei gelangt Sauerstoff in die Atmosphäre. 3600 Hektaren umfasst das Waldgebiet, rechte Holz für morgen bereitstellen» Im Schweizer Wald lagern, gemäss Eidge- das dem Kanton Zürich gehört, und es ist nössischer Forschungsanstalt WSL, rund über den ganzen Kanton verteilt. «Jährlich 520 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Die weisen wir einen Hiebsatz von rund 31 000 :DOGĻÁFKHQVLQGVRPLWHLQEHGHXWHQGHU Kubikmeter auf.» Der Hiebsatz ist die für Speicher des wichtigsten Hauptverursa- eine nachhaltige Waldbewirtschaftung chers des Treibhauseffekts. festgelegte Erntemenge. Über 50 Prozent Wie alles Leben auf der Erde unterliegen des geernteten Holzes wird einer hoch- aber auch die Bäume einem Lebenszyk- wertigen, langfristigen Nutzung zuge- lus. Sie können Kohlendioxid also nicht führt. Schön gewachsene, geerntete für immer binden. Sterben sie ab, wird ihr Bäume entlasten das Klima durch ihre Holz allmählich von Mikroorganismen Weiterverarbeitung vielschichtig. www.zh.ch/umweltpraxis
Wald 10 ZUP Nr. 102 April 2022 Antike Möbel und Fachwerkhäuser sind Beispiele dafür, wie lange Holz in Verwendung bleiben kann: Im Haus zur Farb in Stäfa etwa ist ein Teil des Holzes rund 560 Jahre alt. Das heutige Ortsmuseum entstand im Kern als Bohlenständerbau um 1460 (Foto rechts). Quelle links: fotoerich, Pixabay; Quelle rechts: Tonywirthlin, Wikimedia Commons, CC BY 3.0 Mehrfachnutzung in einer Gastbäume und optimal Die Wälder fit machen Kaskade speichert CO2 länger durchmischter Wald Die Douglasie wurde bereits im vorletz- Dank einer sogenannten Kaskadennut- «Die schnellwachsende Douglasie ist im ten Jahrhundert in die Zürcher Wälder zung wird der Rohstoff Holz mehrfach in Staatswald kein Normalfall», erklärt San- eingebracht. Im Staatswald taucht sie aufeinanderfolgenden Anwendungen ge- dro Krättli. «Sie ist eine Gastbaumart, sowohl im Altbestand wie auch in der nutzt. Das heisst: Der Baum im Wald wird welche zu unserer heimischen Waldge- Verjüngung auf. Seit einigen Jahren zu Baumaterial oder der Grundlage für sellschaft passt.» In dieser sind je nach werden dem Wald versuchsweise un- Möbel, das Material wird wiederverwen- Standort zum Beispiel Buchen, Fichten, terschiedliche Baumarten beigemischt, det oder recycliert, bis schliesslich das Eschen, Birken oder Eichen anzutreffen. jedoch auf verhältnismässig kleiner Flä- Holz oder daraus gewonnenes Material Nicht alle Bäume werden wie die 140-jäh- che. zur Gewinnung von Wärme und Strom rige Douglasie zu grossen, alten Wald- Je nach Standort setzt der Staatswald eingesetzt wird. monumenten gedeihen – dies wäre aller- Zürich auf unterschiedliche Strategien, Neben dieser Mehrfachnutzung kann der dings auch nicht im Sinne einer möglichst um die Wälder fit für den Klimawandel Einsatz von Holz energieintensives Bau- hohen CO2 -Reduktion. So ist die jährliche zu machen. Erste Priorität haben die material wie Beton und Metalle ersetzen. CO2 -Bindung aus der Luft am grössten, Naturverjüngung und der Aufbau arten- Während der Holzerntearbeiten fällt im wenn der jährliche Zuwachs an Holz über reicher Dauerwaldstrukturen. Oft Staatswald aber natürlich auch weniger die gesamte Fläche möglichst hoch ist. wachsen durch Vogelsaat oder Wind wertvolles Holzsortiment an. Rund 50 Dies gelingt dank einer guten Mischung bereits Baumarten an, die bisher noch Prozent des Holzes wird darum als Ener- von Baumarten und Baumgenerationen, nicht da waren (Eichen, Linden, Mehl- gieholz deklariert. «Dieses wird an regio- die unterschiedliche Kronen- und Wurzel- beere, Bergahorn etc.). Weiter sollen nale Holz-Wärmeverbundanlagen gelie- räume erschliessen und das Angebot an Erntebestände überprüft und die den fert. Während der Verbrennung wird das Licht, Wasser und Nährstoffen unter- künftigen Anforderungen am besten gebundene CO2 freigesetzt», so Krättli. schiedlich nutzen können. entsprechenden Bäume aus Samen- Das ist gleichsam, wie es im natürlichen Der Zürcher Wald ist im Wandel begriffen, material nachgezogen werden. Der Lebenszyklus eines Baums beim Abbau und die Forstleute reagieren entspre- Staatswald hat den grossen Vorteil, mit durch Pilze oder Mikroorganismen ge- chend auf den spürbaren Klimawandel. dem kantonalen Forstpflanzgarten schehen würde, nur Jahre später. Sie sorgen dafür, dass die grüne Oase Finsterloo Pflanzenmaterial selbst Die Nutzung als Energieholz in einem auch künftig verschiedene multifunktio- nachziehen zu können. Wärmeverbund hat aber zwei grosse Vor- nale Aufgaben erfüllen kann – und zudem Neben der Optimierung der Naturver- teile, erklärt der Forstingenieur: «Die An- eine grosse CO2 -Speicherin bleiben wird. jüngung und der eigenen Pflanzennach- lagen sind im Gegensatz zu einigen pri- «Unter anderem gehört dazu auch, dass zucht, wird auch vermehrt mit Baum- vaten Holzverbrennungen immer mit Fil- wir offen sind für sogenannte Zukunfts- arten experimentiert, welche bisher teranlagen bestückt», so dass Feinstaub bäume, wie die Douglasie. Die Waldbäu- südlicher wachsen: neue Arten wie zurückgehalten wird. «Und dank dem me müssen zukünftig vermehrt trocken- Baumhasel und Edelkastanie oder aber Holz kann vor allem auch fossiler Roh- heitsresistent sein, die Böden zur Sicher- Pflanzen südlicheren Ursprungs, bei- stoff gespart und ersetzt werden.» heit von uns allen festigen, Stürme intakt spielsweise Weisstannen aus dem Bal- überstehen und noch unbekannte Krank- kan oder Italien. Zudem sollen die Er- heiten aushalten.» fahrungen der Forschung sowie ande- rer Forstbetriebe, wenn sinnvoll, für den Staatswald Zürich adaptiert werden. www.zh.ch/umweltpraxis
Biosicherheit / Wald 11 ZUP Nr. 102 April 2022 Invasive Bianca Saladin von der Sektion Biosicherheit im AWEL schaut als Vollzugsverantwortli- Plattwürmer che «Grüne Branche» in den Gartencentern genauer hin. Der invasive Feind des Regenwurms versteckt sich unter Töpfen und in der Erde von importiertem Pflanzengut. fressen Quelle: Brigitt Hunziker Regenwürmer In der kälteren Jahreszeit liegt er zusam- aber seit rund zwei Jahren ein anderer Regenwürmer sind stille mengerollt tief in der Erde und hält eine gefährlicher Feind den Regenwurm: der Schaffer. Emsig lockern Art Winterschlaf. Aber im Frühjahr und im gebietsfremde invasive Plattwurm «Oba- Herbst gräbt und frisst der Regenwurm ma nungara». und durchmischen sie die beinahe ununterbrochen. Er belüftet und Böden und führen ihnen lockert während seiner täglichen bis zu Plattwurm: Ein Feind ohne Feinde wertvollen, nährstoffrei- drei Meter in die Tiefe reichenden Tunnel- «Der Plattwurm ernährt sich von Regen- chen Humus zu. Seit zwei bauarbeiten den Boden und vermischt würmern und Schnecken und hat bei uns Jahren werden sie von dabei intensiv die verschiedenen Boden- keine natürlichen Feinde», erklärt Bianca einem gefährlichen Feind schichten. Saladin. Sie ist Wissenschaftliche Mitar- bedroht: einem invasiven, beiterin der Sektion Biosicherheit im Amt ĠHLVFKIUHVVHQGHQ3ODWW- Der Regenwurm düngt den Boden für Abfall, Wasser, Energie und Luft wurm. Dessen Ausbreitung Dank seines Nahrungsverhaltens führt er (AWEL). «Man weiss noch wenig über sei- in Gärten und Wald muss dem Boden wertvolle Nährstoffe zu. Der ne Verbreitung und Bekämpfung.» verhindert werden. braun-rote Wurm zieht in seine Röhre Man nimmt an, dass das Neozoon ur- Bianca Saladin %OÁWWHUDEJHVWRUEHQH3ĻDQ]HQUHVWHXQG sprünglich aus Südamerika stammt. Sektion Biosicherheit Mikroorganismen, welche hier von Pilzen Abteilung Abfallwirtschaft und Betriebe Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft und Bakterien zersetzt werden. So kann Baudirektion Kanton Zürich der zahnlose Wurm seine vorkompostier- Der rege Wurm Telefon 043 259 32 20 te Nahrung aufsaugen. Und zu guter Letzt Bereits der Naturforscher Charles Dar- bianca.saladin@bd.zh.ch www.zh.ch/neobiota ist auch sein Ausscheidungsprodukt, die win hats gewusst. Der Regenwurm ist Regenwurmlosung, bedeutend für die ein sehr wertvoller Erdbewohner. In sei- Urs Kamm Sektion Waldentwicklung und Ressourcen Bodenqualität. Sie enthält mehr Stick- nem 1881 erschienenen Buch erklärte er Abteilung Wald stoff, Phosphor und Kalium als die umlie- bereits: «Man kann wohl bezweifeln, ob Amt für Landschaft und Natur gende Bodenerde. es noch viele andere Tiere gibt, welche Baudirektion Kanton Zürich Telefon 043 259 27 45 eine so bedeutende Rolle in der Ge- urs.kamm@bd.zh.ch Ein neuer Feind stösst zu den schichte der Erde gespielt haben wie www.zh.ch/wald bisherigen dazu diese niedrig organisierten Geschöpfe.» Autorin: Brigitt Hunziker Kempf Feinde des Regenwurms sind verschie- Die wohl bekannteste Regenwurmgat- dene Vogelarten, Marder, Mäuse usw. tung in unserer Region ist der Tauwurm Auch menschliche Aktivitäten wie Boden- «Lumbricus terrestrics». Im 16. Jahrhun- verdichtung, Einsatz von Dünger und dert wurde er der «rege Wurm» genannt. 3ĻDQ]HQVFKXW]PLWWHOQ VFKDGHQ LKP ,Q Europa und auch in der Schweiz bedroht www.zh.ch/umweltpraxis
Biosicherheit / Wald 12 ZUP Nr. 102 April 2022 Heute verbreitet sich der Plattwurm durch GHQ +DQGHO YRQ 7RSI XQG *DUWHQSĻDQ- zen rasant in Europa weiter. Der schleimi- ge Eindringling verdaut einen Regen- wurm durch abgesonderten Enzymbrei, ZHOFKHUGHQ:XUPYHUĻÙVVLJW Bianca Saladin ist auch als Leiterin der Arbeitsgruppe «Vollzug Grüne Branche» der schweizweiten Organisation Cercle Exotique aktiv. Diese Organisation hat zum Ziel, die Kantone bei ihren Aufgaben gemäss Freisetzungsverordnung im Be- reich invasiver Neobiota zu unterstützen. Pflanzensendungen kontrollieren Die Arbeitsgruppe «Vollzug Grüne Bran- che» ist nun dabei, alle Meldungen zum 2021 wurden schweizweit acht Sichtungen des Plattwurms gemeldet. Die Vorkommen der invasiven Plattwürmer zu betroffenen Kantone sind Tessin, Basel, Zürich, Zug. Der Plattwurm wurde vor sammeln und erarbeitet zusammen mit allem in Gartencentern entdeckt, aber auch Einzeltiere in Siedlungen. Quelle: Piterkeo, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 dem Branchenverband Jardin Suisse schweizweite Empfehlungen rund um den Umgang mit den Fremdlingen. Be- reits wurde ein Merkblatt zur Befallskon- trolle kreiert und an die Fachleute der Grünen Branche verschickt (www.cercle- exotique.ch, siehe unten). «Es ist wichtig, dass die Kisten und Töp- IH YRQ 3ĻDQ]HQVHQGXQJHQ NRQWUROOLHUW werden. Die Würmer versammeln sich unter den Töpfen oder stecken im Wur- ]HOVWRFNGHU3ĻDQ]HQ%HLHLQHUJHQDXHQ Kontrolle sind auch die fünf Millimeter grossen Eier des Plattwurms zu entde- cken. Bei Befall mit Plattwürmern oder seinen Eiern sollte der Befund sofort der kantonalen Neobiota-Fachstelle gemel- det werden», so Bianca Saladin. «Eine Weiterverschleppung zum Garten der Der Regenwurm trägt viel zur Bodenfruchtbarkeit bei. Nun werden ihm aber invasive Plattwürmer gefährlich. Kundschaft muss verhindert werden. Wir Quelle: catarina132, Pixabay wissen noch nicht, wie der Schädling sich in Gärten verhält und wie er sich verbrei- ten wird.» Plattwurm entdeckt – was tun? C ercle exotique Plattwürmer KVU CCE CCA Leitfaden für Gärtnereien zur Befalls Kontrolle Ausbreitung im Wald verhindern – Machen Sie eine Meldung an die Kan- Stand: Mai 2021 Invasive Plattwürmer breiten sich in Europa durch Dringend abzuwenden ist auch, dass der tonale Neobiota Fachstelle (Dr. GHQ+DQGHOYRQ7RSIXQG*DUWHQSƅDQ]HQUDVDQWDXV $XFKLQGHU6FKZHL]JLEWHVYHUPHKUW0HOGXQJHQ 'XUFKHLQHQVRUJIÁOWLJHQ8PJDQJNDQQHLQHZHLWHUH Exot den Waldboden für sich entdeckt. Bianca Saladin, neobiota@bd.zh.ch, 9HUVFKOHSSXQJXQGJURVVH6FKÁGHQYHUKLQGHUWZHU- GHQ Dorthin könnte er durch illegal und ge- 043 259 32 60). • Eingehende Ware sorgfältig prüfen (besonders aus dem Ausland Importiertes). • Gefundene Plattwürmer sofort bekämpfen und den Behörden melden. • Eine Weiterverschleppung zum Kunden verhindern. setzlich verbotene Gründeponien im – Würmer & Eier regelmässig sammeln Bis heute sind in der Schweiz zwei problematische gebietsfremde invasive Plattwürmer be- kannt: Obama nungara und Caenoplana variegata (auch genannt: Caenoplana bicolor). Oba- Wald gelangen. Der kälteresistente, ge- & töten: Eier zerdrücken (Achtung, ma nungara stammt ursprünglich aus Südamerika und Caenoplana variegata aus Australien und Neuseeland. frässige Fremdling könnte sich unkontrol- dabei tritt eine weissliche Flüssigkeit liert im Wald verbreiten und das Ökosys- aus), Würmer in Seifenwasserbad ge- WHPHPSĺQGOLFKVWÓUHQ ben, danach Hände waschen. Der aktive Schnecken- und Regenwurm- – Tote Tiere sicherheitshalber in die KVA Bildquelle links: Autor Sylvain Petiet, Quelle: https://theconversa- tion.com/obama-nungara-le-ver- venu-dargentine-qui-envahit-les- jardins-francais-131004). Jäger stiesse im Waldboden auf ein geben. Plattwurm Obama nungara mit einem Ei, welches anfangs rötlich ist und nach einigen Stunden schwarz wird. Obama nungara Plattwürmer sind ausgewachsen ca. 4-7cm lang, Eier ca. 5mm gross. Plattwurm Caenoplana variegata gefunden bei einer Inspektion im Kanton Zürich. Die- se Art wird deutlich länger als O.nungara: kann 15-20 cm lang werden. Schlaraffenland. So leben im Waldboden – Kontrollieren Sie unbedingt alle Kisten auf einem Quadratmeter rund 120 Regen- und Töpfe, die vom befallenen Bereich würmer! Aber noch sind die Meldungen stammen. Bildquelle links: Bild unverändert übernommen. Autor Jean-Lou Justine, Leigh Winsor, Delphine Gey, Pierre Gros, Jessica Thévenot. CC BY-SA 4.0: https://creative- commons.org/licenses/by-sa/4.0/ über die Vorkommnisse des Plattwurms – Kontrollieren Sie unbedingt den Wa- deed.en Rechts: Autor Pierre Gros. Quelle: https://www.derstandard.at/sto- ry/2000115579655/die-invasion- des-obama-wurms Plattwurm Obama nungara verdaut einen Regenwurm mittels Plattwurm Obama nungara frisst eine selten und überblickbar. Bianca Saladin renausgang des Betriebs auf Platt- abgesondertem Enzymbrei, welcher den Wurm verflüssigt. Schnecke. hofft: «… dass sich der Plattwurm noch würmer. Es gilt eine weitere Ver- Das Merkblatt zur Befallskontrolle soll nicht bei uns etabliert hat, weil wir genü- schleppung zum Kunden zu verhin- Fachleuten der Grünen Branche im gend früh das Problem erkannt haben dern. Kampf gegen die Plattwürmer helfen. Quelle: www.cercleexotique.ch und dank des vernetzten schweizweiten Miteinanders eine Invasion verhindern können.» www.zh.ch/umweltpraxis
Verkehr 13 ZUP Nr. 102 April 2022 Wege zur Das Tiefbauamt setzt zur Erfüllung seiner Aufgaben – beispielsweise für Strassen, Brü- tieferen cken und Lichtsignale – viele Ressourcen ein. Dies hat Auswirkungen auf die Umwelt. Quelle: TBA Umwelt- Das kantonale Tiefbauamt (TBA) projek- Welche Umweltwirkungen des belastung tiert, baut, betreibt und unterhält kanto- TBA sind relevant? nale Autobahnen, Strassen, Brücken, Werden alle Tätigkeitsfelder des TBA ana- des TBA Busspuren und -haltestellen sowie Velo-, lysiert und systematisch aufgelistet, zeigt In welchem Ausmass belas- Wander- und Reitwege. Diese wichtige sich, wo Umweltwirkungen anfallen. Da- ten die Aktivitäten des Infrastruktur dient dem öffentlichen und bei gibt es sowohl Umweltbelastungen privaten Verkehr und trägt damit mass- («Environmental Footprints») als auch po- kantonalen Tiefbauamts geblich zu einem attraktiven Kanton Zü- sitive Umweltwirkungen, sogenannte Um- (TBA) Umwelt und Klima? rich bei. Das TBA hat den Anspruch, sei- weltentlastungen («Environmental Hand- Was wird bereits getan? ne Auswirkungen auf die Umwelt mög- prints»). Diese kommen durch den Vollzug Eine umfassende Ökobilanz lichst zu reduzieren. und die Überwachung der Umweltschutz- hat nun gezeigt, wo rele- gesetzgebung sowie durch konsequente vante Schäden entstehen Regierungsrat hat Nachhaltigkeit Umsetzung der Nachhaltigkeit im Bau und wo Massnahmen am als Strategie vorgegeben und Unterhalt der Infrastruktur zustande. wirksamsten ansetzen. Dies deckt sich auch mit dem Ziel des Um geeignete Massnahmen zur Redukti- Christoph Abegg, Regierungsrats zu mehr Nachhaltigkeit, RQGHU8PZHOWEHODVWXQJLGHQWLĺ]LHUHQ]X Projektleiter Umwelt Projektieren und Realisieren wie es in den «Richtlinien der Regie- können, wurde die Umweltwirkung im Tiefbauamt rungspolitik 2019 – 2023» als Legislatur- Rahmen dieses Projekts durch eine Öko- Baudirektion Kanton Zürich ziel beschrieben ist: «Die Belastung von bilanz modelliert. In das System der Öko- Telefon 043 259 31 23 Raum, Umwelt und Infrastruktur reduzie- bilanz wurden alle als relevant betrachte- christoph.abegg@bd.zh.ch www.zh.ch/tba ren, einen Beitrag zum Klimaschutz leis- WHQ 6WRII XQG (QHUJLHĻÙVVH t LQNOXVLYH Thomas Pohl ten und die Auswirkungen des Wachs- vor- und nachgelagerter Prozesse («crad- Umtec Technologie AG tums von Bevölkerung und Mobilität be- le-to-grave») – miteinbezogen. Telefon 055 211 02 82 wältigen.» Damit ist auch das TBA in der | ZUP95 / 2019, Interview «Stolpersteine 3ĻLFKW GLH 8PZHOWEHODVWXQJ LQ VHLQHP Ökobilanzierung aller Tätigkeiten und Chancen für neue Verbindungen» Wirkungsbereich durch gezielte Mass- pro Betriebsjahr | ZUP102 / 2022, Artikel «Holz für die nahmen zu reduzieren. Wo aber sollen Zur Berechnung der Ökobilanz wurde die Konstruktion von Wildtierbrücken?», diese ansetzen, um eine möglichst gros- Methode der Umweltbelastungspunkte Seite 17 se Wirkung zu erreichen? UBP verwendet. Sie gewichtet die Wir- kungskategorien anhand politischer Zie- le und der Gesetzgebung. Sie ist eine ge- samtaggregierende Methode, die Um- weltwirkungen ganzheitlich bewertet. www.zh.ch/umweltpraxis
Verkehr 14 ZUP Nr. 102 April 2022 Berücksichtigt werden dabei viele ver- massnahme das Geld hinsichtlich ökolo- Ergebnisse der Ökobilanz – die schiedene Umweltbereiche wie zum Bei- gischen Nutzens am besten investiert ist. wesentlichen 80 Prozent der spiel Überdüngung, Wasser-, Luft- und $PÓNRHIĺ]LHQWHVWHQVLQG8PZHOWPDVV- Umweltbelastung Bodenschadstoffe, Ressourcenverbrauch, nahmen, die pro ausgegebenem Schwei- Aus der Ökobilanz ist ersichtlich, dass die Energie, Klima, Landnutzung und viele zer Franken am meisten Umweltnutzen wesentlichen Umweltbelastungen des mehr. abwerfen, also viele Umweltbelastungs- Tiefbauamts in den Bereichen Ressour- Die Systemgrenze der Ökobilanz umfasst punkte vermeiden. FHQ VRZLH $EIÁOOH HQWVWHKHQ *UDĺN XQ- ein durchschnittliches Betriebsjahr des ten). TBA. Damit kann das Tiefbauamt mit der Schnell wirksame, günstige Die Gesamtumweltwirkung der Ressour- Ökobilanz die mittlere Umweltbelastung Massnahmen zuerst umsetzen cen entsteht vor allem durch ihren Einsatz %HVRQGHUV ÓNRHIĺ]LHQWH 0DVVQDKPHQ (Environmental Footprint) sowie den mitt- bei Bau, Instandhaltung & Instandset- leren Umweltnutzen (Environmental stellen sogenannte «low-hanging-fruits» zung sowie Rückbau & Entsorgung von Handprint) pro Betriebsjahr ausweisen. dar und sollten prioritär umgesetzt wer- Verkehrsinfrastruktur. Besonders die Wichtig: Die durchgeführte Studie liefert den. Was nicht heisst, dass die anderen Fahrbahnen sowie die Geh- und Radwe- eine andere Aussage als eine klassische Massnahmen nicht auch umgesetzt wer- ge dominieren die Ökobilanz. Aber auch Produkt- oder Prozessökobilanz, bei der den, sondern einfach zu einem späteren Kunstbauten wie Brücken und Stützmau- zwei Produkte oder Prozesse auf ihre Zeitpunkt oder im Sinn von Pilotprojek- ern tragen wesentlich zu den Auswirkun- ökologische Performance verglichen ten. gen auf die Umwelt bei. 1DFK GHU %HUHFKQXQJ GHU ³NRHIĺ]LHQ] werden (z. B. eine Wildtierbrücke aus Holz Bei den Umweltwirkungen der Abfälle versus Stahlbeton, Seite 17). Der Fokus folgt die Ermittlung der Ökoeffektivität. schlagen besonders der Ausbauasphalt liegt stattdessen auf einer Auslegeord- Die Ökoeffektivität zeigt den relativen und der Strassenaufbruch sowie die Son- nung des ökologischen Impacts sämtli- Beitrag einer Umweltmassnahme zur Ver- derabfälle im weiteren Sinne zu Buche cher relevanter Tätigkeitsbereiche des besserung der Ökobilanz auf, zum Bei- (insb. PAK-haltige Beläge). Letztere sind Tiefbauamts, um danach mittels Ökoef- spiel wie viel Prozent des gesamten Um- zwar massenmässig im Verhältnis zu den IHNWLYLWÁWXQG³NRHIĺ]LHQ]NRQNUHWH9HU-weltnutzens die Erstellung einer Photo- anderen Abfällen untergeordnet, weisen besserungspotenziale zu erschliessen. voltaikanlage im Gesamtkontext aller DEHU HLQH KRKH VSH]LĺVFKH 8PZHOWZLU- Umweltmassnahmen ausmacht. Aus der kung pro Tonne auf. Auch der Winter- Wo bringt das investierte Geld den .RPELQDWLRQYRQ5HVXOWDWHQGHU³NRHIĺ- dienst mit dem Ausbringen des Tausalzes grössten «Ökonutzen»? zienz- und Ökoeffektivitätsanalyse kann VFKHQNWÓNRORJLVFKVWDUNHLQ *UDĺN6HL- Nach der Berechnung der Ökobilanz man konkrete Handlungsoptionen und te 15). Werden die genannten Tätigkeiten wurde der von Thomas Pohl entwickelte -prioritäten für das TBA ableiten. kumuliert, betragen sie rund 80 Prozent ³NRHIĺ]LHQ],QGLNDWRU 6(%, 6SHFLĺF der gesamten Umweltwirkung des TBA! (FR%HQHĺW,QGLFDWRU DQJHZDQGW 'LH- ser Indikator zeigt, in welche Umwelt- Umweltwirkungen des TBA im Durchschnitt der letzten fünf Jahre 90 000 79 952 80 000 70 000 Anteil Umweltentlastung (Handprint): 11.9 % 60 000 Umweltwirkung [Mio. UBP / a] 50 000 Umweltentlastung Umweltbelastung 40 000 29 635 30 000 20 000 8 934 8 459 10 000 5 515 1 408 1 211 750 2 711 0 -586 -79 -159 -1 465 -10 000 -2 512 -10 233 -20 000 ) c. r) t g) en e a ng ) g de c. tä gi im un se et in et in du n si er l Kl as tz te yc n ch er e En ei to nu ei lz bw iv ec as m Be rb sa od nd r .R /M ,A ve ita au Bi lt, La kl ch rm M ge (T ha ( in au Lä ät eu el sp lle ili t it t br rz (A fä sm ob r h Ve en Ab Fa M eb r( rc tr i se ou Be as ss W Re Die Ökobilanz mittels Umweltbelastungspunkte-Methode UBP für ein durchschnittliches Betriebsjahr des TBA verdeutlicht den hohen Anteil an der Belastung von Ressourcennutzung sowie Abfällen (rot= Umweltbelastungen, grün = Umweltentlastungen). Quelle: TBA www.zh.ch/umweltpraxis
Verkehr 15 ZUP Nr. 102 April 2022 Auch positive Wirkungen Wasserschadstoffe durch Strassenverkehr auf die Umwelt Im Umweltbereich Wasser spielen die mögen von Retentionsfilterbecken mit Nicht ganz unerwartet zeigt die Ökobi- Wasserschadstoffe des Strassenver- Sand-Schilffilter, Mulden-Rigolen-Sys- lanz, dass die Belastungen (Footprint) die kehrs eine wichtige Rolle. Die durch den tem und Bankette weisen ein Schad- Umweltentlastungen (Handprint, ca. Strassenverkehr verursachten Schad- stoffrückhaltevermögen von 80 bis 90 12 %) durch das TBA bei weitem übertref- stoffemissionen in Gewässer können Prozent auf, so dass ein Teil der Schad- fen. Die bereits umgesetzten Umweltent- ökologisch nicht kompensiert werden stoffe nach wie vor ins Gewässer gelangt. lastungen sind jedoch erheblich und kön- durch vorhandene Strassenabwasserbe- Andererseits sind bei weitem noch nicht nen noch ausgebaut werden. handlungsanlagen (SABA). Dies liegt da- alle Strassenflächen an eine SABA ange- Die grössten ökologischen Entlastungen ran, dass SABAs einerseits nicht alle schlossen. Bei den Schadstoffemissio- JUÙQH%DONHQLQ*UDĺN6HLWH VWDPPHQ Schadstoffe abscheiden und zurückhal- nen kommt der Löwenanteil aus dem Rei- aus biodiversitätsfördernden Massnah- ten können. Die Schadstoffrückhaltever- fenabrieb. men, zum Beispiel dem Bau von Land- schaftsverbindungen (Wildtierbrücken), Betriebs- und Hilfsmittel des TBA Querungs- und Leitbauwerken. 9 000 8 459 Tausalz für Winterdienst 8 000 Ökoeffizienz SEBI Chemikalien Unterhalt Umweltwirkung [Mio. UBP / a] 'LHHEHQIDOOVGXUFKJHIÙKUWH³NRHIĺ]LHQ] 7 000 Materialien Unterhalt analyse SEBI zeigt auf, in welche Mass- QDKPHGDVYHUIÙJEDUH*HOGDPHIĺ]LHQ- 6 000 Transport Betriebs- und Hilfsmittel testen investiert ist. Die Genauigkeit der berechneten Werte liegt bei rund 25 Pro- 5 000 Treibstoff PKW TBA Diesel zent. 4 000 Treibstoff PKW TBA Benzin Die SEBI-Analyse hat gezeigt, dass bei- spielsweise folgende Massnahmen eine 3 000 Verbrauchsmaterial KRKH³NRHIĺ]LHQ]DXIZHLVHQ – Recycling von Elektro(nik)geräten, 2 000 Reinigungsmittel Glas, Metallen und Bodenwäsche 1 000 Papier Aushubmaterial – Bei Kleinwagen: Elektro statt Verbren- 0 Schutzkleidung ner einsetzen Betriebs- und Hilfsmittel – Gütertransport kombiniert mit Bahn Wird der Bereich «Betriebs- und Hilfsmittel» mittels Umweltbelastungspunkten und LKW statt nur per LKW (UBP) für ein durchschnittliches Betriebsjahr des TBA ausgewertet, zeigt sich die grosse Bedeutung des Tausalzes. – Weitere Wildtierbrücken, Querungs- Quelle: TBA bauwerke, zusätzliche Korridore schaffen, Ausstiegshilfen Amphibien Umwelt- Anteil an nutzen in umge- – Revitalisierung Gewässer und Uferbe- Mio. ver- setzten reich (soweit im Rahmen von TBA-Pro- miedenen Mass- jekten möglich, z. B. im Rahmen öko- Bereits umgesetzte Massnahmen UBP / a nahmen % logischer Ausgleichs- oder Ersatz- Biodiversitätsmassnahmen (Wildtierbrücken, massnahmen) Querungsbauwerke, Austiegshilfen etc.) 10 985.4 32.1 % – Balkenmäher, Ladetrommel und er- 60 % Recyclingasphalt Binder- und Tragschicht höhte Absaugung statt Schlegelmul- vs. 30 % RC 5 905.1 17.3 % cher mit Absaugung verwenden 70 % Recyclingasphalt Fundationsschicht vs. 30 % RC 5 829.6 17.0 % – Hitzemindernde Massnahmen CO2-Speicherung neue Vegetation 2 511.5 7.3 % – Lärmoptimierter Belag, Schallschutz- Ökostrom vs. Strommix CH 2 277.1 6.7 % wand, Schallschutzfenster Lärmschutzwände 1 931.0 5.6 % – Holzschnitzel statt Ölheizung – Strassenabwasserbehandlungs- 30 % Recycling Asphalt Deckschicht vs. 0 % RC 1 636.3 4.8 % anlagen (SABA) Recyclingbetonabbruch vs. Deponierung 750.2 2.2 % – Randsteine mit Gestein aus der Bodenwäsche kontaminierter Aushub vs. Deponie 700.7 2.0 % Schweiz statt aus dem Ausland Lärmoptimierter Belag 611.9 1.8 % – Hochwertigen Konstruktionsbeton mit Abfallrecycling 585.9 1.7 % nassaufbereiteter Recycling-Gesteins- körnung einsetzen Abscheidung Wasserschadstoffe 158.7 0.5 % – Aushub in Flüssigboden einsetzen Klinkerreduzierter Zement (CEM-IIA) 105.2 0.3 % statt auf Deponie. Ökologische Flächen mit Pflegeplan 78.6 0.2 % Holzschnitzel-Heizung vs. Ölheizung 45.4 0.1 % Ökoeffektivität Retentionsfilterbecken 37.3 0.1 % 1HEHQGHU³NRHIĺ]LHQ]LVWDXFKGLH³NR- Restliche Massnahmen 55.5 0.3 % effektivität zu beachten. Unter Ökoeffek- tivität versteht man den relativen Beitrag Total 34 205.1 100.0 % einer Umweltmassnahme zur Verbesse- Vermiedene Umweltbelastung durch umgesetzte Massnahmen der letzten 15 Jahre. Quelle: TBA rung der Ökobilanz des betrachteten Sys- tems insgesamt, zum Beispiel wie viel www.zh.ch/umweltpraxis
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