125 JAHRE SIHLTALBAHN - 1892-2017 JUBILÄUM - EINE BAHN SCHREIBT GESCHICHTE MOBILITÄT UND INNOVATION IM SIHLTAL - SZU
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JUBILÄUM 67/2017 125 JAHRE SIHLTALBAHN 1892–2017 EINE BAHN SCHREIBT GESCHICHTE MOBILITÄT UND INNOVATION IM SIHLTAL
EDITORIAL 125 JAHRE INNOVATIV 03 UND OFFEN Die Sihltalbahn hat mit 125 Jahren ein stattliches Alter erreicht. Sie 1892–1990 hat alle Weichenstellungen in der DIE GESCHICHTE Bahngeschichte schadlos überstan den und steht nach der Fusion mit der Uetlibergbahn besser da denn FÜR NEUES DER SZU je. Dies hat sie den typisch schweizerischen Eigen schaften der Beteiligten zu verdanken: Bescheiden heit, Ideenreichtum und Offenheit für Neues. GEMEINSAM DIE ZUKUNFT 19 PLANEN Ihren Innovationsgeist stellten die frühen Väter der Sihltalbahn etwa unter Beweis, als die noch unab hängige Uetlibergbahn elektrifiziert wurde. Der Um gang mit den jeweils unterschiedlichen Stromsyste men war technisch clever: Das Verschieben der Fahr leitung für die Züge der Uetlibergbahn nach rechts 20 zeigte, dass man gemeinsam genutzte Strecken spar sam bewirtschaften kann, ohne die Fahrzeuge aus wechseln zu müssen. Vorausschauend war überdies die Anbindung der Bahn an den Zürcher Hauptbahnhof. Als 1975 – nur zwei HEUTE Jahre nach der Fusion zur Sihltal-Zürich-Uetliberg- Bahn (SZU) – die Zürcher U-Bahn scheiterte, nutzte WIDERSTAND GEGEN die SZU die Gunst der Stunde. Das bereits gebaute, nun aber zwecklose Stück U-Bahn-Tunnel wurde zur MODERNISIERUNG neuen SZU-Endhaltestelle. UND DOPPELSPUR Lobend erwähnt sei schliesslich eine personelle Pio- niertat: 1994 wurde Christiane V. Weibel zur Direkto rin gewählt. Sie war die erste Bahndirektorin in der DIE SZU ALS IMPULSGEBER FÜR Schweiz. 24 DIE STADTENTWICKLUNG Ich wünsche der SZU in der Zukunft eine unfallfreie Fahrt und zufriedene Kunden. Möge das Unternehmen 26 DIE ZUKUNFT WARTET NICHT weiterhin von kreativen Köpfen geführt werden und DIE SZU DER ZUKUNFT – seine wichtige Rolle für den Verkehr in der Agglome ration Zürich erfolgreich ausüben. 28 WIE KINDER SIE SEHEN Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des Eidgenössischen Departements WAS ZAHLEN ÜBER DIE SZU für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation 30 VERRATEN
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 03 DER TRAUM VOM ANSCHLUSS AN DEN GOTTHARD Am Anfang stand die Vision einer Sihltalbahn als Transitverbindung von Zürich nach Zug mit Anschluss an die Gotthardlinie. Gebaut wurde die Bahn 1892 aber für den Personen- und Güter verkehr zwischen Zürich Selnau und Sihlwald. Texte: Stefan Schneiter // Bilder: Archiv SZU Weit reichen die Träume für eine Bahnverbin dung im Sihltal zurück. Bereits 1860, 13 Jahre nachdem die Spanisch-Brötli-Bahn 1847 als erste Bahn in der Schweiz ihren Betrieb aufge AKTIE DER SIHLTHALBAHN- GESELLSCHAFT AUS DEM JAHR 1892 nommen hatte, kamen erstmals Ideen für eine Zürich und Zug via Sihltal durch eine Bahn zu Anschlusses an die Gotthardbahn vorerst be Verbindung auf Schienen von Zürich nach Lu ersetzen. Dahinter stand der Wunsch, den An graben. Fortan richteten sie ihre Bemühungen zern durchs Sihltal auf. Nach dem Bau einer schluss an die Gotthardbahn herzustellen. nicht mehr auf den grossen Transitverkehr, Eisenbahnlinie im Knonauer Amt zog aber ab sondern auf eine Lokalbahn von Zürich nach 1864 diese den Schienenverkehr von Zürich in «Stiefmütterlich bedachtes Sihltal» dem Sihlwald. Dadurch sollte die zweimal täg die Innerschweiz an sich. So erfolgte erst 1887 Doch als für die Strecke Zürich – Zug eine Kon lich verkehrende Pferdepost zwischen Zürich die Gründung eines Initiativkomitees mit dem zession für eine Linie über Thalwil erteilt wurde, und Langnau ersetzt werden. Ziel, den Verkehr mit Postkutschen zwischen mussten die Initianten ihre grosse Vision eines Auch der Gütertransport spielte eine wichtige Rolle. Ein Initiativkomitee begründete seine Forderungen folgendermassen: «Die Sihlthal bahn soll das in seinen Verkehrsverhältnissen bisher aufs stiefmütterlichste bedachte Sihl thal mit dem Verkehrszentrum Zürich in eine den beidseitigen Interessen und den wirtschaft lichen Verhältnissen überhaupt angemessene Verbindung bringen». Wirtschaftlich interes sant war nicht nur der Passagierverkehr, son dern auch die eisenbahntechnische Erschlies sung des holzreichen Sihlwalds, da der Holz Die Station Sihlbrugg um das Jahr 1900.
04 transport durch das traditionelle Flössen nach dem Bau mehrerer Wasserkraftanlagen an der Sihl nicht mehr möglich war. Im ersten Betriebsjahr 1892 startet die Sihltalbahn mit drei 1888 Am 27. Juni 1888 erteilte der Bund die Kon Dampflokomotiven und zession. Als Richtlinie galt: «Die Sihlthalbahn soll als normalspurige Secundärbahn gebaut sechs Bahnwagen, werden und sowohl dem Personen- als dem Güterverkehr dienen». Im April 1891 – noch vor welche 280 Sitzplätze Eintreffen der Genehmigung durch den Bun desrat – begannen die Bauarbeiten in Sood- anbieten. Oberleimbach. Verschiedene Projektänderun gen und unvorhergesehene Schwierigkeiten beim Bahnbau – vor allem über den Kanal der Papierfabrik – führten zu Verzögerungen. So erfolgte die Eröffnung der 13 609 km langen Bahnstrecke Zürich Selnau – Sihlwald für den Personenverkehr am 3. August 1892, für den Güterverkehr am 1. Oktober 1892. Budgetiert waren Kosten von 2,5 Millionen Franken, effek tiv betrugen die Ausgaben dann gegen 3,3 Mil lionen. Die Mehrausgaben waren vor allem bedingt durch höhere Landerwerbskosten so wie höhere Kosten für den eigentlichen Bahn bau und das Rollmaterial. Die Sihltalbahn ermöglichte nun der erho Die Station Sihlwald um das Jahr 1892, Fahrtenplan der Sihlthalbahn vom 1. Mai 1893. lungsbedürftigen Stadtzürcher Bevölkerung einen leichteren Zugang zum Sihlwald. Der Andrang überstieg offenbar das Angebot, hielt beförderte Personen und 54 000 Tonnen Gü schluss des Sihltals an die Verbindungen nach doch der erste Geschäftsbericht fest: «Es ter, vor allem Holz aus dem Sihlwald sowie Zug und in die Zentralschweiz. Für diesen An ist zweifelsohne, dass in den Monaten August Rohmaterialien für die Textilindustrie und de schluss musste die Strecke ab Sihlwald um und September (1892) weit mehr Passagiere ren Fertigprodukte. 4 km bis nach Sihlbrugg erweitert werden. Just zu befördern gewesen wären, wenn man ge am selben Tag wie die Strecke Thalwil – Zug nügendes Rollmaterial gehabt hätte». An Roll Doch noch Anschluss an die Gotthardbahn der Nordostbahn, am 31. Mai 1897, wurde die material standen im ersten Betriebsjahr drei Im Sihltal war man fürs Erste froh, anstelle Strecke Sihlwald – Sihlbrugg der Sihltalbahn Dampflokomotiven und sechs zweiachsige der angestrebten Transitbahn wenigstens eine eröffnet. Der Gotthardbahn-Anschluss war da Bahnwagen zur Verfügung. 1893 verzeichnet gut funktionierende Lokalbahn erhalten zu ha mit gewährleistet, die Passagierzahlen für die die Statistik für die Sihltalbahn über 343 000 ben. Doch hoffte man weiterhin auf einen An neue Strecke blieben aber enttäuschend. ▪ ACHTUNG VELOFAHRER! Probleme ergaben sich in den Anfangsjahren der Sihltalbahn mit Velofahrern. Immer wieder machten sich einige von ihnen einen Spass daraus, auf den parallel zu den Geleisen angelegten Strassen mit ihren Fahrrädern zum Wettkampf mit den Zügen anzutreten. Fussgänger hörten wegen des Zuglärms die Glocken Bild: Stadtarchiv Zürich signale der Velofahrer nicht. Einmal fuhr ein Velofahrer derart BAUARBEITER AUF DEM nah neben dem Zug her, dass er von den Wagentritten erfasst wurde. NEU ERRICHTETEN TRASSEE ENTLANG DER SIHL IM JAHR 1896 In der Folge untersagten Verbotstafeln solche Wettfahrten und das Sich-Anhängen an die Züge.
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 05 AUFSCHWUNG DURCH ELEKTRISCHEN BETRIEB FEIER ZUR ERÖFFNUNG DES ELEKTRISCHEN BETRIEBS AM 31. MAI IN ADLISWIL 1924 Der steigende Kohlepreis im Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 für eine eventuell notwendig werdende Lohn- brachte die Sihltalbahn – wie viele andere oder Personalreduktion gewappnet zu sein. Zu Ersten Weltkrieg brachte die Sihl Transportunternehmen – in Bedrängnis. Die Entlassungen kam es dann aber nicht. Doch talbahn in Schwierigkeiten. Passagierzahlen gingen massiv zurück, die Koh am allgemeinen Landesstreik im November le verteuerte sich, Fahrleistungen und Bahn 1918 beteiligte sich auch das Personal der Die Umstellung auf elektrischen unterhaltsarbeiten wurden drastisch zurück Sihltalbahn. Betrieb erlaubte nach 1924 gefahren. So fuhr etwa an Sonntagen kein Zug mehr durchs Sihltal. Im Oktober 1914 kün Der nach wie vor bestehende Mangel an Kohle einen massiven Ausbau des An digte die Geschäftsleitung gar vorsorglich liess 1919, nach dem Ende des Ersten Welt gebots. alle Anstellungsverträge auf Ende Jahr, um kriegs, erste Diskussionen zur Elektrifizierung aufkommen. Eine Studie kam damals zum Schluss: «Da die gegenwärtigen Betriebsmit tel der Dampftraktion in kürzester Zeit ohne hin einer notwendig werdenden kostspieligen Erneuerung entgegensehen, ist es gegeben, die Elektrifikationsarbeiten zu beschleunigen». In der Folge sank der Kohlepreis wieder, die Elektrifizierungspläne wurden vorerst schub ladisiert. Doch als 1922 die Preise für Elektri fikationsmaterialien sanken, stieg das Interes se an einer Elektrifizierung wieder an. Im No vember 1922 bat die Sihltalbahn den Bund um 1924 ein Darlehen von 2,2 Millionen Franken für ei Titelblatt nen Umbau auf elektrischen Betrieb. Der Bund des Fahrplans übernahm die Hälfte, der Kanton Zürich einen von 1924. Viertel, den restlichen Viertel berappten die
06 1925 Wagenputzfrau der Sihltalbahn, Aufnahme um 1923. Die Station Langnau-Gattikon um 1925. Stadt Zürich sowie die Gemeinden Adliswil, Langnau, Thalwil und Horgen. Am 31. Mai 1924 konnte die Aufnahme des elektrischen Be triebs gefeiert werden, unter grosser Anteil 1920 WURDEN 935 000 PERSONEN TRANSPORTIERT, 1,48 MIO. WAREN ES 1930 nahme von Behörden und Bevölkerung. Eisenbahntechnisches Unikum Schon im Juni 1923 hatte die Uetlibergbahn auf elektrischen Betrieb umgestellt – aller dings mit Gleichstrom. Für die Sihltalbahn kam hingegen nur Wechselstrom in Frage, da 1920 sie dasselbe Stromsystem wie die SBB (Span nung von 15 000 Volt Wechselstrom, Frequenz von 16²⁄₃ Hertz) wollte, um die Stromlieferung und den Austausch von Bahnfahrzeugen zu 1930 erleichtern. Darum musste auf der gemein sam genutzten Strecke Selnau – Giesshübel im Abstand von 1,3 m eine Gleichstromleitung TOLLKÜHNE UND UNFLÄTIGE BAHNFAHRENDE Auf den fahrenden Zug aufspringende Passagiere, abrupte Zug 17.Juni 1936: «Bei der Ausfahrt von Zug 316 sprang obgenannter stopps wegen Pferdekutschen, Autos und Velos, die auf den (Eduard Fürrer) auf die Plattform des zweiten Anhängerwagens Gleisen standen, gefährliche Situationen wegen Menschen, wel auf. Er rutschte dabei aus, hielt sich aber mit der einen Hand che geschlossene Barrieren ignorierten – Bahnpolizei-Meldungen am Treppengeländer fest, sodass er ca. 10 bis 12 Meter nachge aus den 1930er und 1940er Jahren zeigen, mit welchen Pro schleppt wurde. Ein Unfall wurde dadurch verhütet, dass blemen sich das Bahnpersonal der Sihltalbahn herumzuschlagen Abonnent Bruhin Hch. der sich schon im Zug befand, Fürrer am hatte. Drei Beispiele im Originaltext: Arm auf die Treppe zog.» (Busse 5 Fr.) 24. Feb. 1934: «Bütler Adolf ist in Adliswil auf den ausfahrenden 10. Jan 1933: «Seit ca. 14 Tagen kommt Frau Peter mit ihrem Zug 29 aufgesprungen. Da er nicht im Besitze eines Fahraus ca. 1 jährigen Kind in den Wartsaal vor Zug 4 und jeden weises war, habe ich die Taxe mit 50 Cts. Zuschlag erhoben. Bütler Morgen nässt das Kind den Bank im Wartsaal, sodass derselbe hat sich hierauf unflätig aufgeführt und das Personal aufs den Glanz verloren hat, da ich denselben jeden Morgen ab gröbste beschimpft.» (Übertretung von Art. 6 des Bundesgesetzes waschen muss. Eine mündliche Mahnung vom letzten Samstag betr. Handhabung der Bahnpolizei vom 18. Februar 1878, Busse nützte nichts, denn heute geschah dasselbe wieder.» 10 Fr. für den Fehlbaren) (Busse 3 Fr.)
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 07 Güterzugslokomotive De3/4 in Adliswil, ca. 1931. Die Aufnahme des elektri- schen Betriebs 1924 ermög- lichte eine Anhebung der Höchstgeschwindigkeit von 35 auf 50 km/h. mit 1200 Volt für die Uetlibergbahn und dane ben eine Wechselstromleitung mit 15 000 Volt für die Sihltalbahn eingerichtet werden – ein eisenbahntechnisches Unikum, das bis heute Bestand hat! Der elektrische Betrieb brachte neben der Redu zierung der Fahrzeiten – die Höchstgeschwin digkeit konnte nun von 35 auf 50 km/h herauf gesetzt werden – einen starken Fahrplanaus bau mit einer Verdoppelung der Fahrten: 32 statt 16 Züge an Werktagen, 30 statt 18 Züge an Sonntagen. Auch an Nachtschwärmer wurde gedacht: Neu verkehrte nach 23 Uhr ein Zug ab dem Bahnhof Selnau ins Sihltal. Pläne für eine Albisbahn Neu gab es auch Eilzüge. Dank ihnen konnten Arbeitnehmer in Zürich während der Mittags pause nach Hause ins Sihltal essen gehen. Generell stiegen die Benutzungsfrequenzen Der Bahnhof Zürich Giesshübel 1927 mit Niveauübergang Manessestrasse. rasch: Hatte die Sihltalbahn 1920 noch rund 935 000 Personen transportiert, waren es 1930 deren 1,48 Millionen. Auch der Güterverkehr 1939, die «Landi», an der die Sihltalbahn die legte von 1920 bis 1930 massiv zu, vor allem legendäre Luftseilbahn über den Zürichsee dank zahlreichen rund um den Bahnhof Giess betrieb, brachte nicht den erhofften Auf hübel angesiedelten Industriebetrieben. Die schwung. Weltwirtschaftskrise ab 1929 und die steigen de Arbeitslosigkeit in der Schweiz bescherten 1932 war noch nicht 1973. Noch war die Zeit danach aber Jahre der Stagnation. 1940 be nämlich nicht reif für eine Fusion von Sihltal förderte die Sihltalbahn nur noch 1,46 Millio bahn und Uetlibergbahn. Die beiden Bahnbe nen Personen. Auch die Landesausstellung triebe lagen sich immer wieder in den Haaren, etwa wegen der Mitbenützungsgebühr für die zunächst durch die Uetlibergbahn betriebene Station Selnau und die Gemeinschaftsstrecke. 1934 Doch 1932 kam es zu einer Annäherung: die Sihltalbahn übernahm die Direktion der Uetli bergbahn. Das ermöglichte gewisse Rationa Blieb eine Vision: Eine Werbebroschüre zeigte lisierungsschritte, etwa beim Personal. Einem 1934, wo die Albisbahn hätte durchführen sollen.
08 1939 Zusammenstoss eines Personenzugs mit einem Dienstzug im Sihlwald am 16. Mai 1939. STATION BRUNAU, UM 1942 vollständigen Zusammenschluss standen finan Grosse Pläne hegte die Sihltalbahn – zusam zielle Probleme gegenüber, da die Uetliberg men mit der Baufirma Hatt-Haller AG in Zürich Werbeplakat der Sihltalbahn, als bahn als lokale Touristenbahn finanziell von und der Von Roll’schen Giesserei in Bern – in Holzrelief gefertigt, wie es der Stadt Zürich und der Gemeinde Uitikon dieser Zeit für den Bau einer 2,2 km langen 1951 in Zürich in einer Bankverein- Filiale ausgestellt war. abhängig war, derweil die Sihltalbahn als Standseilbahn vom Bahnhof Langnau auf den Bild: Geschichtsverein Adliswil, Bahn des allgemeinen Verkehrs Geldmittel Albis hinauf. Es begann vielversprechend. Franz Sommer vom Bund und Kanton Zürich erhielt. Der Bund erteilte 1933 die Konzession dafür, 1934 stimmte eine Gemeindeversammlung in Langnau oppositionslos der Zeichnung von 30 000 Franken in Form von Aktien zu. Die Baukosten wurden auf eine Million Franken veranschlagt. Die Vision einer Albisbahn erlitt danach aber bald Schiffbruch. Zweifel an der Rentabilität der Bahn kamen auf, ebenso ent standen ernsthafte Finanzierungsprobleme. Als 1935 eine Albis-Postautolinie ihren Betrieb aufnahm, erlosch das Interesse der Initianten endgültig. Im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) fuhr die Sihltalbahn zeitweise nach reduzierten Kriegs fahrplänen. Dennoch verdoppelte sich die Zahl der Passagiere zwischen 1940 und 1950 auf 2,93 Millionen. Hierzu trugen der massive Rückgang des Motorfahrzeugverkehrs während der Kriegsjahre und der starke Wohnungsbau im Sihltal nach dem Krieg bei. ▪
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 09 AUS ZWEI MACH EINS: DIE SZU Die Sihltalbahn geht 1954 in Waren die Pläne für eine Standseilbahn auf ihr Trassee vom linken auf das rechte Sihlufer. den Albis in den 1930er-Jahren noch geschei Der Grund hierfür: Der stetig wachsende Au die Luft, wechselt später tert, so war die 1954 gebaute Luftseilbahn toverkehr erforderte einen Ausbau der Sihl die Flussseite, fusioniert mit Adliswil-Felsenegg (LAF) von Anfang an ein strasse. Strasse und Bahnlinie kamen sich in Erfolg. Bereits 1961 war der einmillionste gewissen Streckenabschnitten gegenseitig in der Uetlibergbahn und Fahrgast zu verzeichnen. Die Sihltalbahn hat die Quere, auch kreuzten sie sich zweimal auf schafft die Kondukteure ab. te von Anfang an die operative Geschäfts Niveauübergängen. So entschied der Kanton, leitung der LAF inne. 1957 – 1959 verlegte die die Bahnlinie auf die andere Uferseite zu ver Sihltalbahn zwischen Langnau und Sihlwald legen. Die 1959 fertiggestellte Strecke war 1954 Liebevoll gestaltete Grafik, mit gezeichnet. Zwischen dem Haupt- welcher die Sihltalbahn nach 1954 bahnhof und der Station Selnau warb. Sie stammt vom bekannten sind als Orientierungshilfe die Tram- Zürcher Grafiker Otto Martin Müller. verbindungen detailliert einge Die Felseneggbahn ist bereits ein zeichnet.
10 AKTIENANTEIL (UNVERÄNDERT BIS HEUTE) 1959 Anliegergemeinden Private Stadt Zürich 6,8 % 9,0 % 32,6 % ALS WEICHENSTELLEN Aktienkapital der SZU NOCH WÄHRSCHAFTE HANDARBEIT WAR: STELLWERK GIESSHÜBEL 1954 9,723 Mio. Franken Kanton Zürich Bund 23,8 % 27,8 % Eröffnungsfeier in Langnau-Gattikon am 3. Oktober 1959 nach dem Umbau der Strecke.
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 11 Güterhalle in Zürich Giesshübel, Foto um 1967. um 250 Meter kürzer als der bisherige Ab schnitt auf dem linken Ufer. 1932 hatte die Sihltalbahn den Betrieb und die Verwaltung der Bahngesellschaft Zürich-Uet liberg (BZUe) von der Stadt Zürich übertragen erhalten. Finanziell ging es der Uetlibergbahn zu Beginn der 1970er-Jahre nicht gut. Als sie 1971 den Bund und den Kanton Zürich um eine Übernahme der Defizite ersuchte, kam ein deutlicher Bescheid von Bundesseite: «Es gibt zwar Geld, aber nur bei der Fusion der Sihltal bahn mit der Uetlibergbahn». Und zu diesem Schritt kam es in der Folge, am 1. Januar 1973. Die Sihltalbahn-Gesellschaft übernahm die Aktienmehrheit an der BZUe. Gleichzeitig än derte sie ihren Namen in Sihltal-Zürich-Uetli berg-Bahn (SZU). Da eine gemeinsame Direk tion schon seit 1932 bestanden hatte, war die PENDELZÜGE DER SIHLTALBAHN, AUFNAHMEN VON 1967 Zusammenführung der beiden Bahnunterneh men fast eine rein juristische Angelegenheit. Die erfolgreiche Fusion regte einen damaligen WEINPROBE ALS BAHNAMTLICHE HANDLUNG Regierungsrat an, gleich noch einen Schritt weiterzugehen: Er wollte die SZU mit den Ver In früheren Jahren hatten Mitarbeiter der Wagen nur noch schwer zu bremsen ge kehrsbetrieben Zürich (VBZ) zusammenlegen. Sihltalbahn auch sogenannte offizielle wesen wäre. Unten angekommen, ver An der ersten Generalversammlung der SZU «Bahnamtliche Handlungen» auszuführen. langte der Kellermeister der Weinhand 1974 musste er jedoch den dagegen vorge Eduard Müller, Gruppenleiter Leitstelle lung, dass man Muster zog – das war brachten Einwand anerkennen. Argumentiert und seit über 45 Jahren bei der SZU, eine bahnamtliche Handlung. Also klet wurde nämlich, die unterschiedliche Träger erinnert sich an die frühen 1970er-Jahre: terten wir auf die Zisternenwagen, liessen schaft – VBZ als kommunaler Verkehrsbe «In Leimbach wurden damals mit dem ein 3dl-Fläschchen an einer Schnur trieb, SZU als von Bund, Kanton und Anlieger Güterzug Weine aus der Westschweiz, aus in den Wein hinunter. Das gefüllte Fläsch gemeinden getragenes Bahnunternehmen – Frankreich oder Spanien in Zisternenwa chen wurde verkorkt und mittels über lasse eine Fusion nicht zu. So kam es zu gen zum Anschlussgleis der Weinhand einer Kerze erhitztem Wachs und Siegel keinem weiteren Zusammenschluss. Die GV lung Egli gefahren. Während der Güterzug stempel versiegelt. Das diente der lehnte auch einen Vorschlag zur Vereinheitli weiterfuhr, liessen wir die mit Handbrem Qualitätskontrolle des Weins, um nach sen versehenen Zisternenwagen das weisen zu können, dass der Wein ohne Gleis hinunter rollen. Dabei mussten wir Schaden zu nehmen transportiert worden aufpassen, nicht ruckartig zu bremsen, war. Die Fläschchen mit den Weinproben 1969 um den Wein – rund 15 000 Liter – nicht in wurden viele Jahre lang im Bahnhof Schwingung zu versetzen, da sonst der Leimbach eingelagert.»
12 1976 chung der beiden Stromsysteme zwischen Selnau und Giesshübel ab. «Integrale Fahrgastselbstbedienung» Zum Fahrplanwechsel 1976 hin erfolgte bei der SZU die Einführung des kondukteurlosen Betriebs. «Integrale Fahrgastselbstbedienung» lautete der Fachbegriff dazu. Damit konnten neun Zugbegleiter eingespart werden. Zug führer und Kontrolleure absolvierten damals einen eintägigen Kurs des Instituts für ange wandte Psychologie, um möglichst reibungs lose Stichkontrollen durchführen zu können. Mit dem Fahrplanwechsel steigerte die SZU ihr Zugsangebot um gut 25 Prozent, dank der Beschleunigung des Zugsumlaufs, dem aus schliesslichen Einsatz von Pendelzugskompo sitionen und einem den Tageszeitfrequenzen angepassten Taktfahrplan. So verkehrten die SZU-Züge morgens und abends zu Spitzenzei ten im 10-Minuten-Takt. ▪ BAHNHOF ZÜRICH SELNAU 1970er 1976 führt die SZU den kondukteurlosen Betrieb ein. «Nimm’s gmüetli uf de Uetli», ein legendärer Werbespruch aus den 1970er-Jahren. Originelles Plakat, mit dem in den 1970er-Jahren für die Wandergebiete Uetliberg und Sihlwald vor den Toren der Stadt Zürich geworben wurde.
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 13 ENDLICH: VERLÄNGERUNG IN DEN HAUPTBAHNHOF Fast hundert Jahre dauerte es nach der Gründung der Sihltalbahn, bis die SZU endlich die lang ersehnte Verbindung in den Hauptbahnhof realisie ren konnte. 1990 wurde der Anschluss ans SBB-Netz Tatsache. Die ersten Jahre der SZU ab 1973 verliefen trotz des Ausbaus des Zugsangebots harzig. Das hatte seinen Grund im Ölschock 1973 und in der nachfolgenden Rezession, die der Schweiz zu schaffen machte. 1973 lehnte die Zürcher Bevölkerung den Bau einer U- und S- Bahn ab. Andere Vorortsbahnen rund um Zü rich verzeichneten trotz der schwierigen Um stände Frequenzsteigerungen. Es wurde im mer deutlicher, wo das Problem für die SZU lag: Noch immer endete die Bahnstrecke im Bahnhof Selnau. Wer vom Sihltal aus per Bahn nach Bern, Basel oder St. Gallen reisen wollte oder seinen Arbeitsplatz im Kern von Zürich erreichen wollte, der musste einen längeren Fussmarsch in Kauf nehmen oder umständli che und zeitraubende Umwege hinnehmen. Auch eine direkte Tramverbindung zwischen Selnau und HB existierte damals nicht. «Nur einen Fehler hat die SZU» «Pro Sihltal» das Fehlen des Bahnanschlus Bei der Abstimmung Forderungen nach einer Verlängerung der Bahn ses in den HB als «grosses Handicap», das zur zur Verlängerung der SZU wurde auch strecke vom Bahnhof Selnau in den Zürcher «Schicksalsfrage für die SZU» geworden sei. auf unkonventionelle Hauptbahnhof waren schon Jahrzehnte zuvor Art für ein Ja ge gestellt worden. Konkrete Pläne dazu waren Auf dem Weg zur Realisierung der für die SZU worben. jedoch nie über ein Anfangsstadium hinausge wichtigen Verlängerung waren mehrere Schrit langt. 1982 schrieb Hans Tempelmann, SZU- te notwendig. 1980 genehmigte der SZU-Ver 1980 Direktor 1973 – 1990, in der Eisenbahn-Revue: waltungsrat das Projekt «Sihl-Tief-Hauptbahn «Nur einen Fehler hat die SZU: Sie führt für hof». Im November 1981 sagte die Zürcher viele Leute nicht an den richtigen Ort!». Zehn Bevölkerung klar Ja zur S-Bahn-Vorlage und Jahre später, 1992, bezeichnete er im Heft von zu einem Staatsvertrag von 523 Millionen
1983 14 Bauarbeiten 1986 bei der Station Zürich Selnau für die Verlängerung der SZU in den Hauptbahnhof. Franken. Am 27. Februar 1983 hiess sie mit 67,5 Prozent Ja auch einen 72,4-Millionen- Kredit gut für die Verbindung Selnau – Zürich HB. Am gleichen Tag stimmten zudem die Stadt Zürich, Adliswil und Langnau zusätz lichen Beiträgen für den Ausbau des SZU- Streckennetzes zu. Bautechnisch galt es verschiedene Heraus forderungen zu bewältigen. Oberirdisch hätte eine direkte Verbindung zwischen Selnau und HB durch dicht überbautes Stadtgebiet – un ter anderem durch die Kasernenanlagen der Armee – führen müssen. Auch hätte sie drei Tramspuren kreuzen müssen. Eine oberirdi sche Führung im Bereich der Sihl kam aus Gründen des Landschaftsschutzes nicht in Am 27. Februar Frage. Einem ebenerdigen Anschluss standen auch Platzprobleme beim HB entgegen. Gegen 1983 heissen die Tunnel zwischen HB und Zürich Selnau. eine Tunnelverbindung sprach ein zu jener Zeit noch vorgesehener Vollausbau der städtischen Stimmberech Nationalstrasse unter dem Flussbett der Sihl. Als dann 1978 entschieden wurde, die Strasse tigten im Kanton unter der Sihl zu redimensionieren, machte dies den Platz frei für einen zweispurigen Bahn Zürich den An- tunnel. Für die Option Tunnel sprach auch, dass im HB planerisch ausreichend Raum für eine schluss der SZU ans S-Bahnnetz mit 67,5 % gut. AM 4. MAI WURDE DER TUNNEL FEIERLICH ERÖFFNET 1990 LÄNGENPROFIL TUNNELSTRECKE SELNAU – ZÜRICH HB U-Bahnstation ausgespart worden war, die Stimmbürger 1973 aber den Bau einer U-Bahn abgelehnt hatten. Nun stand für die neue End Stauffacherbrücke Schanzengraben, Gessnerbrücke 50 ‰ station der SZU unter der Fussgängerpassage Militärbrücke Gessnerallee Sihlbrücke des ShopVille ein idealer Platz zur Verfügung. Der Spatenstich für die Bauarbeiten erfolgte ShopVille im März 1986. Am 4. Mai 1990 wurde das Bau Zürich Selnau Zürich HB werk feierlich eingeweiht. Tags darauf rollten erstmals Züge der SZU fahrplanmässig bis in km 1,5 1,0 0,5 0 den HB. ▪
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 15 ALS S-BAHN ZU NEUER DYNAMIK AM 27. MAI BEGINNT DAS S-BAHNZEITALTER IM KANTON ZÜRICH 1990 SZU – AUCH AUF DER STRASSE Seit 1995 ist die SZU marktverantwort liches Verkehrsunternehmen für das Gebiet Zimmerberg, zu dem alle Gemein den des Bezirks Horgen ausser Kilch berg und Rüschlikon gehören. Als solches ist sie für die Angebotsplanung (Fahr plangestaltung und -optimierung) sowie für die betriebliche Beratung der mit den Transportleistungen beauftragten Unternehmen zuständig. Sie hat zudem Einsitz in Verkehrskommissionen auf Gemeindeebene. Sie nimmt auch Koordi nationsaufgaben mit angrenzenden Gemeinden im Kanton Schwyz sowie bei 1990 den Linien 184 (VBZ Zürich) und 240 (PostAuto Zürich) wahr.
1995 16 Mit der Integration in den Zürcher Verkehrsverbund wandelt sich die SZU 1990 mit einem Schlag von der eher beschaulichen Vororts- und Ausflugsbahn zu einer stark frequentierten Pendler bahn. Die Passagierzahlen steigen in ungeahntem Ausmass. Nur wenige Tage nach der Eröffnung der SZU- Die S-Bahn verlieh dem öffentlichen Verkehr Verlängerung in den HB erfolgte am 27. Mai im Kanton Zürich einen enormen Schub. Auch 1990 der Start der Zürcher S-Bahn und des bei der SZU explodierten die Passagierzahlen: Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV). Für die diver Im Sihltal stiegen sie zwischen 1989 und 2015 sen daran beteiligten Verkehrsbetriebe be um mehr als 250 Prozent, auf der Uetliberg deutete das, dass sie nicht mehr als einzelne strecke gar um fast das Fünffache. Unternehmen mit eigenem Tarif und einem klar abgegrenzten Gebiet funktionieren, son Schon im Hinblick auf die Integration der SZU dern als Teil eines grossen Ganzen. Der ZVV in die Zürcher S-Bahn waren auf 1990 hin definiert seither die strategischen Ziele und zahlreiche Streckenabschnitte und Haltestel Stossrichtungen, trägt die Finanzverantwor len ausgebaut und erneuert worden. 1991 tung und übernimmt das Marketing. Die Ver folgte als weiterer wichtiger Schritt der Dop kehrsunternehmen sind aber nach wie vor für pelspurausbau zwischen Saalsporthalle und die eigentlichen Verkehrsleistungen zuständig. Brunau, um ein Kreuzen der Züge zu ermög lichen. Auf den gewaltigen Anstieg der Passa Werbeflyer für MüXXi's Märlitage. Passagierzahlen explodieren gierzahlen reagierte die SZU auch mit Erneue Illustration: SZU Auch für die SZU begann damit eine neue rungen und Erweiterungen des Fahrzeugparks. Epoche: Mit der baulichen Verlängerung vom Ab 1992 setzte sie – zum Hundertjahr-Jubilä Selnau in den HB war der direkte Anschluss um der Sihltalbahn – als erste Privatbahn der beider Linien ans S-Bahn- und ans SBB-Netz Schweiz Doppelstockwagen ein. Dieser Schritt vollzogen. Die Sihltalbahn wurde, 98 Jahre war aus Platzgründen notwendig, denn SZU- nach ihrer Eröffnung, zur S4 der Zürcher S- Zugskompositionen dürfen wegen der be Bahn, die Uetliberglinie, 115 Jahre nach ihrem schränkten Perronlängen im HB und im Sel Start, zur S10. nau maximal 125 m lang sein. Eine erfolgreiche Kampagne lancierte die SZU FAHRGASTZAHLEN SZU 1995 mit MüXXi. In einem speziell dekorierten 1989 – 2015 Märli-Zug fuhr MüXXi, das Waldeichhörnchen 16 Millionen S4 S10 vom Uetliberg, im Sommer Kinder – und auch Erwachsene – vom HB auf den Zürcher Haus 14 berg. Im Zug und oben unter freiem Himmel bekamen die Kinder Märchen zu hören. Der 12 Erfolg war mit über 6000 Teilnehmern derart gross, dass schon in der Vorweihnachtszeit in 10 einem geheizten Zelt beim Restaurant Uto Kulm eine MüXXi-Winteraktion folgte. Und in 8 den folgenden Jahren fanden auf dem Uetli berg immer wieder MüXXi’s Märlitage statt, ab 6 2003 dann im Sihlwald. 4 Am 22. Juni 2005 kam es zu einem schweiz 2 weiten Bahnstromausfall. Die SBB und ande re Bahnen verwandelten sich am Abend ab 0 17.35 Uhr in Geisterbahnen. Kein einziger Zug fuhr mehr, 200 000 Reisende sassen fest, aus 2000 2004 2009 2006 2008 2003 2005 2002 2007 2001 2010 2014 1990 2013 2015 1994 2012 1999 1996 1989 1998 1993 1995 2011 1992 1997 1991 gelöst durch eine Überlastung an einer Über
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 17 tragungsleitung der SBB zwischen Amsteg und wegen des Einkaufszentrums und nicht we Rotkreuz. Eine ganze Reihe von Fehlern, Fehl gen der Saalsporthalle ein- und aussteigen. planungen und falschen Verhaltensmustern Der Verzicht auf einen Namenswechsel hat führten zum mehrstündigen Bahnausfall – wäh einen triftigen Grund: Die Bezeichnung von rend vier Stunden war das gesamte Netz der Bahnstationen mit kommerziellen Namen ist Normalspurbahnen lahmgelegt. Davon betrof gemäss Bahnverordnung nicht zulässig. Die fen war auch die SZU. Die Unterstützung unter SZU kommt jedoch den Kundenbedürfnissen den Verkehrsunternehmen aber funktionierte. So fuhren Busse der VBZ für die vom Strom ausfall betroffene S4 der SZU, bis der Bahn betrieb wieder möglich war. Sihlwald – Sihlbrugg eingestellt Am 9. Dezember 2006 wurde mit dem Fahr planwechsel der durchgehende 20-Minuten- Takt von Montag bis Sonntag eingeführt. In SIHLWALD – SIHLBRUGG WIRD EINGESTELLT UND NUR NOCH SPORADISCH BEFAHREN 2006 den Hauptverkehrszeiten verkehren die Züge seither noch häufiger, im 10-Minuten-Takt. Dieses Datum markiert auch das Ende der fahrplanmässigen Personenzüge, die bis da hin zwischen Sihlwald und Sihlbrugg verkehr ORKAN LOTHAR WÜTET ten. In den vorangehenden Jahren hatte die Strecke allerdings nur noch ein Randdasein Am 26. Dezember 1999 fegte der Orkan Lothar mit verheerenden Auswirkun gefristet. Während bis Sihlwald die Zahl der gen über die Schweiz. Er traf auch die SZU massiv. Betroffen von umgestürzten beförderten Passagiere kontinuierlich ange Bäumen war vor allem die Uetliberglinie. Gleich zweimal wurde sie zwischen stiegen war und deshalb laufend zusätzliches Triemli und Uetliberg verwüstet. Die Räumung der Schienen ging zwar Wagenmaterial eingesetzt werden musste, relativ rasch vonstatten, so dass immerhin schon bald einmal Dieselloks ver fuhren von Sihlwald nach Sihlbrugg zuletzt kehren konnten; die Reparatur der Fahrleitungen dagegen nahm über einen gerade mal noch acht Züge pro Tag. Nun wur Monat in Anspruch. Die Uetlibergstrecke war von allen Schweizer Bahnstrecken de der Betrieb dieser 4,2 km langen Teilstrecke diejenige, welche am längsten gesperrt war – 33 Tage lang, bis am gestrichen, um Fahrzeuge für die Fahrplan 28. Januar 2000. verdichtung der S4 freizustellen. Die Strecke blieb aber betriebsfähig erhalten; sie wird seit her sporadisch von Dampfzügen der Zürcher Museumsbahn und Extrazügen befahren. Im Hinblick auf die Eröffnung des Einkaufs- und Unterhaltungszentrums Sihlcity 2007 wur de der Streckenabschnitt zwischen Giesshübel und Saalsporthalle auf Doppelspur erweitert und die Haltestelle Saalsporthalle völlig neu gebaut. Deren Name blieb bis heute erhalten, obwohl dort wesentlich mehr Bahnpassagiere 2007 Die Aufräum- und Re- paraturarbeiten auf der Uetliberglinie nach Orkan Lothar zogen sich lange hin.
2008 18 Eine S4 überquert die Sihlbrücke zwischen den Stationen Manegg und Leimbach. Bild: Pino Ala LUFTAUFNAHME DES GIESSHÜBEL-AREALS MIT DER SZU-VERWALTUNG 2013 insofern entgegen, als auf den Bildschirmen in den Zügen neben «Saalsporthalle» auch der Zusatz «Sihlcity» angezeigt wird. 2006 nahm die SZU den behindertengerech ten Umbau all ihrer Haltestellen in Angriff. Dieser Schritt erfolgte im Sinne des 2004 in Kraft getretenen Behindertengleichstellungs gesetzes, wonach Benachteiligungen für Be hinderte beim Zugang zu einem Fahrzeug des öffentlichen Verkehrs zu beseitigen sind. Im Dezember 2007 erfolgte die Aufnahme der Verbindung zwischen HB und Langnau ins ZVV-Nachtnetz. Als SN4 verkehren jeweils Freitag/Samstag, Samstag/Sonntag sowie in Festtagsnächten stündlich Bahnen nach Mit ternacht für Nachtschwärmende. Alles unter einem Dach Ein für die Fahrgäste kaum spürbarer, aber dennoch wichtiger Entwicklungsschritt folg te Ende 2008: Seither werden alle Strecken der SZU von der Leitstelle im Giesshübel ferngesteuert. Einen direkt wahrnehmbaren Nutzen können die SZU-Kunden hingegen da raus ziehen, dass die SZU-Haltestellen 2010 mit optischen Haltestellenanzeigen ausgerüs tet wurden. 2013 bezog die SZU die neue Bahnleitstelle im Giesshübel-Areal. 40 Jahre nach der Fusion der Sihltalbahn mit der Uetlibergbahn wurde damit erstmals die gesamte Verwaltung unter Bild: Manfred Richter einem Dach vereint. ▪
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 19 GEMEINSAM DIE Seit 1990 ist die SZU Teil des Zürcher Verkehrsverbunds. Die S4 gehört zu den wachstumsstärksten Linien des ZUKUNFT PLANEN Verbundgebiets – und wird es auch inskünftig sein. um dem ganzen Verbund zu Gute, denn sie leitet das strategische Geschäftsfeld für Frei zeitverkehr im ZVV. Wachstum setzt sich fort Die beachtliche Entwicklung dieser anfangs kleinen Unternehmung zu einer leistungsfähi gen Pendler- und Tourismusbahn belegt auch eine eindrückliche Zahl: Nach der Inbetrieb nahme des Sihltunnels vervierfachten sich die Passagierzahlen innert 25 Jahren. Heute ist die Verbindung zwischen Zürich Selnau und dem Hauptbahnhof eine Selbstverständlich keit, die grosse Auswirkungen auf die Sied lungsentwicklung im dynamischen Marktge biet der SZU hat. Gemessen am Wachstum Die SZU ist Teil des flächen gehört die S4 zu den erfolgreichsten Linien im deckenden ZVV-Angebots im Verbundgebiet – und daran wird sich so rasch Kanton Zürich. Bild: ZVV nichts ändern: Die Entwicklungsprognosen bis 2030 sehen nochmals ein grosses Wachstum vor. Das stellt die SZU und den ZVV vor Her Text: Franz Kagerbauer, Region direkt mit dem wichtigsten öV-Knoten ausforderungen. Die Pläne, um ihnen zu be Direktor Zürcher Verkehrsverbund punkt des Kantons vernetzt. Die SZU war nicht gegnen, sind unter dem Arbeitstitel «Gesamt zuletzt dank dieses Ausbaus von Anfang an schau SZU» bereits vorhanden. Anders als Mit der SZU dürfen wir als Zürcher Verkehrs ein wichtiger Teil des ZVV und das partner vor 27 Jahren wird es keinen einzelnen Befrei verbund ZVV seit gut 27 Jahren zusammenar schaftliche Verhältnis gestaltet sich bis heute ungsschlag wie den Sihltunnel geben. Viel beiten. Was für uns gleichbedeutend mit der kooperativ. mehr braucht es gezielte Eingriffe in die In Dauer unseres Bestehens ist, steht bei der frastruktur an verschiedenen Stellen im Stre SZU nur gerade für ein gutes Fünftel ihrer Exemplarisch für den ZVV ckennetz sowie die Beschaffung von neuem 125-jährigen Geschichte. Und doch ist diese Die SZU ist auch ein kleiner ZVV punkto Viel Rollmaterial. Die Kapazitäten werden erhöht jüngste Zeitperiode für die SZU eine ganz be falt und Vernetzung. Sie bietet in ihrem Markt und die Fahrpläne im städtischen Bereich ver sondere. Zeitgleich mit der Gründung des ZVV gebiet sowohl Bahn- als auch Busleistungen dichtet. Gleichzeitig wird dadurch auch der katapultierte sie sich nämlich im Mai 1990, an und betreibt überdies die einzige konzessi Betrieb zuverlässiger und stabiler. Damit rüs fast 100 Jahre nach ihrer Gründung, in eine onierte Luftseilbahn im Kanton Zürich. Auch tet sich die SZU für die Zukunft und behauptet neue Ära: Die SZU wurde mit der Einweihung die Zusammensetzung der Fahrgäste ist ex sich auch weiterhin als Rückgrat des öffentli des Sihltunnels an den Hauptbahnhof ange emplarisch für den ganzen Verbund: Während chen Verkehrs in der Region. schlossen. Ganz im Sinne des neu gegrün die Jubiläumslinie der Sihltalbahn hauptsäch deten Verbunds wurde dadurch eine ganze lich Pendler transportiert, wird die Uetliberg Wir sind froh, dass wir diesen Weg gemeinsam bahn ab dem Triemli vor allem von Touristen mit der SZU gehen können. Dank der partner und Ausflüglern genutzt. Dasselbe gilt auch schaftlichen Beziehung bin ich davon über für den ganzen ZVV. Die Bewohner des Gross zeugt, dass wir diese Herausforderungen ge 2015 raums Zürich profitieren sowohl in den Haupt meinsam meistern werden. Ich gratuliere der verkehrszeiten als auch in ihrer Freizeit von SZU im Namen des gesamten Zürcher Ver einem attraktiven öffentlichen Verkehrsange kehrsverbunds zu ihrem stolzen Jubiläum und bot. Die Vielseitigkeit der SZU kommt wieder freue mich auf die gemeinsame Zukunft. ▪
2016 20 WIDERSTAND GEGEN MODERNISIERUNG UND DOPPELSPUR Im Zuge der Modernisierung und der Straffung der Vertriebsstruk Text: Stefan Schneiter turen konzentrierte die SZU 2016 ihren Bahnreiseservice in Im Sommer 2015 gab die SZU bekannt, sie wer Adliswil. Die Schliessung des Billettschalters Langnau-Gattikon de auf den kommenden Sommer hin den be dienten Ticketschalter im Bahnhof Langnau sorgte im Dorf für Empörung. schliessen. Dieser Schritt erfolge aus wirt schaftlichen Gründen. Über drei Viertel aller Billette würden via Selbstbedienungsautoma ten verkauft, viele weitere über Internet oder Callcenter, gab das Unternehmen bekannt. Be diente Verkaufsstellen verlören dadurch im mer mehr an Bedeutung. Zwei Bahnreisezent ren in Adliswil und Langnau zu unterhalten, die nur sechs Minuten Fahrtzeiten voneinander entfernt seien, rentiere nicht. Da der Bahnhof Adliswil besser frequentiert ist, nahm die SZU dort die Einrichtung eines modernen ZVV-Con Verkauf und Beratung in tact-Kundenberatungscenters in Angriff. modernem Ambiente: Das im November 2016 Was folgte, war ein Sturm der Entrüstung in eröffnete ZVV-Contact- Langnau. Während Monaten erschienen in der Kundencenter in Adliswil. Lokalzeitung «Sihltaler» empörte Leserbriefe. Bild: Urs Benz Eine Schliessung sei «völlig inakzeptabel», STRECKENPROFIL Höhe/km Zürich HB Selnau 398/91,0 414/91,2 Giesshübel 418/1,1 Saal- sporthalle 420/1,8 Brunau 422/2,7 Manegg 431/4,1 Leimbach 435/4,7 Sood- Oberleimbach 443/6,4 396/90,0 396/90,2 Kopfbahnhof ehemaliger und km 0 Brücken Doppelspurausbau Spurwechselausbau
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 21 hiess es etwa. Bahnbenützer, vor allem älte Zürich und Winterthur ist das Kundencenter die SZU benötigt für den geplanten Ausbau re, würden brutal vor den Kopf gestossen. das dritte seiner Art im Kanton Zürich. In mo zusätzliches Land. An einer Informationsver Die Interparteiliche Konferenz Langnau (IPK) dernem Interieur werden Kunden nicht mehr anstaltung setzte die SZU im Mai 2016 die sammelte 3000 Unterschriften gegen eine an einem schwarz-grauen Schalter durch Anwohner über ihre Pläne ins Bild, noch ohne Schliessung des Schalters. Selbst die Ge Glastrennscheiben hindurch bedient, sondern genau sagen zu können, wie viel zusätzliches meinde Langnau intervenierte und prüfte die an einer offenen und geräumigen Verkaufs- Land für die zweite Bahnlinie tatsächlich not Option eines eigenen Bahnschalters. Sie ver und Beratungstheke. Verkauft werden natio wendig sein wird. warf dieses Ansinnen allerdings schnell, an nale und internationale öV-Tickets und Abon gesichts der jährlich zu erwartenden Kosten nements, SBB RailAway-Kombi-Angebote usw. Im November kam es zu einem weiteren Tref von 600 000 Franken. Hinzu kommen Geldwechsel sowie die Annah fen zwischen einer Anwohnerdelegation, Lang me von Reisegepäck. Das Kundencenter trägt nauer Gemeinderäten sowie SZU-Vertretern. Auf eine Anfrage im Kantonsrat hin verteidigte auch dem nach wie vor verbreiteten Bedürfnis Die SZU legte dabei dar, sie habe ein Vorpro auch der Regierungsrat die geplante Schlies nach persönlicher Information Rechnung, in jekt in Auftrag gegeben, über das sie im Som sung, ebenfalls mit Verweis auf die fehlende dem es eine umfassende Beratung zu allen mer 2017 genauer informieren könne. Auch Wirtschaftlichkeit des Bahnschalters in Lang Bahnfragen garantiert, und das an 365 Tagen beteuerte sie gegenüber den Anwohnern, da nau. Die IPK gab jedoch nicht auf. Anfang 2016 im Jahr. rauf zu achten, möglichst wenig Privatland in versuchte sie, Kantonsräte aus verschiedenen Anspruch zu nehmen. Die Gegenseite präsen Parteien zur gewinnen, um eine Motion im Aufregung wegen Doppelspur tierte demgegenüber einen eigenen Vorschlag: Kantonsrat gegen die Schliessung einzurei Nicht nur die Schliessung des Bahnschalters, Um Land im Gartendörfli zu verschonen, soll chen. Doch vergeblich. Ende Juli 2016 war das sondern auch ein geplanter Doppelspuraus für die zweite Gleisspur die Sihltalstrasse ver Ende des SZU-Schalters in Langnau Tatsache. bau sorgte 2016 in Langnau für Aufregung. schmälert werden. Das Trottoir sowie der Rad Die SZU plant den Ausbau des Streckenab streifen könnten in diesem Abschnitt aufgeho Im November erfolgte die Eröffnung des ZVV- schnitts zwischen dem Gartendörfli und der ben werden. Ein aus Sicht der SZU prüfens Contact-Kundencenters im Bahnhof Adliswil, Tennishalle, unmittelbar bei der Station Wild werter Vorschlag, der nun in Gesprächen mit das nach viermonatiger Umbauzeit das ehe park-Höfli, auf Doppelspur. Das wiederum be dem Kanton als Eigentümer der Sihltalstrasse malige SZU-Bahnreisezentrum ersetzte. Nach unruhigt die Anwohner im Gartendörfli, denn weiterverfolgt wird. ▪ Streckenabschnitt beim Gartendörfli. Bild: Zürichsee Zeitung KEINE EXPANSION INS LIMMATTAL 2015 reichte die SZU eine Offerte zum Betrieb der Limmattalbahn ein. Diese soll ab 2022 zwischen Altstetten und Killwangen ihren Betrieb aufnehmen. Im Frühling 2016 entschieden sich aber die Kantone Aargau und Zürich sowie das Bundesamt für Verkehr für eine andere Bewerberin: Den Zuschlag erhielt die BDWM Transport AG (Verkehrsbetrieb Bremgarten-Dietikon- Wohlen-Meisterschwanden), ein Unternehmen, das hauptsächlich im Aargau tätig ist. Neben der SZU hatten sich auch die VBZ beworben. Adliswil 452/7,3 Sihlau 456/8,3 Wildpark-Höfli 458/9,5 Langnau-Gattikon 468/10,7 Sihlwald 488/13,2 Sihlbrugg 514/17,3
22 STIMMEN VON INNEN Aufgezeichnet: Stefan Schneiter // Bilder: Maria von Gunten PETER WIEDEMANN MARION MONNET RENATO ARPAGAUS LOKOMOTIVFÜHRER (45) FAHRDIENSTLEITERIN (35) GRUPPENLEITER FAHRLEITUNG (46) «Ich bin gelernter Landschaftsgärtner, wech «Meine Aufgabe als Fahrdienstleiterin besteht «In einem Dreierteam, zusammen mit einem selte aber 2001 zu der SZU, als Lokomotiv in der Überwachung des Zugverkehrs. Ich habe Transportchauffeur und einem Monteur, bin ich führer gesucht wurden. Ich suchte eine neue auf einen reibungslosen Ablauf zu achten, da dafür zuständig, dass die Fahrleitung auf dem Herausforderung. Bei diesem Job bin ich in rauf, dass immer alles rund läuft. Gibt es Pro gesamten SZU-Streckennetz intakt bleibt. Zu meiner Führerkabine für mich allein und mein bleme, einen Störungsfall etwa, habe ich so zu vor war ich bei der SBB, nun bin ich zum Grup eigener Chef. Mir gefällt der gute Zusammen disponieren, dass die Bahnkunden trotzdem penleiter aufgestiegen, das ist eine neue Her halt unter Kollegen, da kann man auch mal möglichst schnell von A nach B kommen. ausforderung für mich. Mir gefällt mein Job, einen Dienst abtauschen, wenn in der eigenen ich arbeite viel lieber für ein kleines statt für Familie mal was dazwischenkommt. Zwar ist der Fahrplan weitgehend immer dersel ein grosses Unternehmen. Die Arbeit ist nicht be und das SZU-Streckennetz mit nur zwei Stre Herausfordernd ist es als Lokführer, die Fahr cken ein kurzes. Doch stellt die Arbeit insbe zeuge bei herbstlichem oder schlechtem Wet sondere während den Zeiten des 10-Minuten- «Nicht alles weit ter zu bedienen. Da können auf der Uetliberg Takts eine grosse Herausforderung dar. Klemmt strecke, die ja die steilste Normalspuradhä zum Beispiel bei einem Zug irgendeine Türe vorausgeplant» nur für zwei Minuten, so kann das Auswirkun gen auf den gesamten Fahrplan haben. Eine auf Monate hinaus vorausgeplant, man kann «Im Sihltal ist stete Herausforderung ist auch, zu jeder Zeit die Einsätze auch kurzfristig umdisponieren. einen optimalen Fahrzeugeinsatz sicherzustel Die SZU ist wie ein Familienbetrieb aufgebaut, mehr los» len. Hier ist ein gutes Zusammenspiel zwischen jeder hilft jedem, wenn es nötig ist. Fällt je Leitstelle und den Mitarbeitern in der Werk mand aus, kann man schnell einen Ersatzmann sionsbahn von Europa ist, schon mal die Räder statt wichtig, damit immer genügend Fahrzeu organisieren. durchdrehen und beim Anhalten kann es rut ge einsatzbereit sind. Diese Zusammenarbeit schig werden. In diesem Fall haben wir eine Nicht so toll ist, dass wir für unsere Unterhalts Magnetschienenbremse zum Runterlassen, die «Zehn-Minuten- arbeiten an den Stromleitungen immer mal sich an den Schienen festsaugt. Vorwärts kom wieder kurze Sperrzeiten haben. Da reicht es men wir zwar immer noch, aber der Fahrplan Takt ist sehr nicht immer, die notwendigen Arbeiten in weni ist dann nicht mehr einzuhalten. Überhaupt fah gen Stunden zu erledigen. Schade finde ich, re ich lieber im Sihltal als auf den Uetliberg. anspruchsvoll» dass in einigen Jahren die Seitenfahrleitung bei Die Sihltalstrecke ist länger und anspruchs der Uetlibergbahn herausgenommen werden voller zu fahren, es ist zum Beispiel auch soll. Die SZU ist ja das einzige Bahnunterneh schwieriger, den richtigen Halteort genau zu klappt sehr gut, wie mit allen andern Abteilun men der Schweiz, das sowohl über eine Wech erwischen. gen. Das ist überhaupt das Besondere an der selstromleitung verfügt, die bei der S4 über SZU: Die gute Atmosphäre unter allen Mitar der Mitte der Gleise angebracht ist, als auch Was mich immer wieder ärgert, ist, wenn Leute, beitenden. Es geht richtig familiär zu und her. über eine Seitenstromleitung, die bei der S10 die auf dem Perron warten, auf die Uhr zeigen, So etwas habe ich noch nirgendwo sonst erlebt, neben den Gleisen montiert ist. Um diese Sei wenn man zu spät mit dem Zug einfährt.» und ich habe schon in mehreren Bahnunter tenfahrleitung zu ersetzen, werden noch viele nehmen gearbeitet.» technische Hindernisse zu überwinden sein.»
PRO SIHLTAL JAHRHEFT 2017 23 DAMPFENDE NOSTALGIE Bahnfahren wie Die Sihltalbahn gabs am 20-Jahr-Jubiläum anno dazumal. der ZMB auch im Kleinformat fahrend zu erleben. Bilder: Urs Benz Die Zürcher Museums-Bahn (ZMB) hält die Erinnerung an die Dampfloks bei diesen Fahrten historische Wagen der frühen Sihltalbahn, deren Geburts- die gute alte Zeit aufrecht. Im Sommerhalbjahr respektive Baujahr ebenfalls ins 19. Jahrhun dampfen regelmässig historische Züge durchs Sihltal. dert zurückgehen. «Schnaaggi-Schaaggi» und «Hansli» heissen Gepflegt wird die Bahn von der Zürcher Muse die beiden Dampflokomotiven, die mit Bau ums-Bahn (ZMB), einem gemeinnützigen Ver jahr 1899 und 1893 noch die Gründungszeiten ein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, wert der Sihltalbahn miterlebt haben. Und noch volle alte Schienenfahrzeuge in betriebsfähi immer – oder wieder – fahren sie regelmässig gem Zustand zu erhalten und für breite Kreise durchs Sihltal. Die weissen Dampfwolken, die der Bevölkerung zugänglich und erlebbar zu sie aufsteigen lassen, und das laute Pfeifen, machen. Der Verein setzt sich seit 1996 für die das dann jeweils im ganzen Sihltal ertönt, las Erhaltung des historischen Rollmaterials der sen nicht nur das Herz von Bahnfreunden hö Sihltalbahn ein. Im Mai 2016 konnte er mit ei her schlagen. Jeweils von April bis Oktober, nem grossen Fest sein 20-Jahr-Jubiläum fei am letzten Sonntag des Monats, finden die ern. Die historischen Züge sind in einer Remise öffentlichen Fahrten statt, die allen Interes beim Bahnhof Sihlwald untergebracht. In auf sierten offenstehen (Reservationen nur fürs wendiger Fronarbeit sorgen die Mitglieder des «Spiiswägeli» notwendig). Im Schlepptau haben ZMB dafür, dass diese fahrtüchtig bleiben. ▪ DIE ENTWICKLUNG DES SCHRIFTZUGS DER SZU um 1940/1950 ab ca. 1924 ab ca. 1957 ab ca. 1975 ab ca. 1991 um 1900
24 In den letzten 125 Jahren entwickelten sich das Sihltal und der Südwesten der Stadt Zürich – geprägt durch die SZU – zu einem wichtigen Wohn- und Arbeitsplatzstandort. DIE SZU ALS IMPULSGEBERIN FÜR DIE STADTENTWICKLUNG Greencity ist das erste zertifizierte 2000-Watt-Areal der Schweiz. Bild: Losinger Marazzi AG Text: Wilhelm Natrup, Kantonsplaner Zürich Bei der Betrachtung der Siegfriedkarte aus Uetlibergbahn (zusätzliche Haltestellen) bis 1960). In dieser Zeit entstanden mitunter auch dem Jahr 1880 fällt auf, dass der Südwesten in die Mitte des 20. Jahrhunderts änderte sich die meisten Wohnbauten am Friesenberg, wel der Stadt Zürich hauptsächlich durch Fabri die Ausgangslage für diese Dörfer und Stadt che das Quartierbild aufgrund ihrer kleinteili kareale (Lehmgruben und Ziegeleien, Braue gebiete aber grundlegend. Einerseits konnten gen Struktur und der Durchgrünung bis heute reien) geprägt war. Ebenso ist ersichtlich, dass die Produkte der Fabriken per Bahn schnell für stark prägen und in der Wohnbevölkerung gros entlang der Sihl verschiedene Fabriken be den Markt abtransportiert werden, was dazu se Beliebtheit erfahren. standen, welche von der Wasserkraft profi beigetragen hat, dass sich die Fabriken (u. a. tierten (u. a. Seidenwebereien). Beinahe der die Zürcher Ziegeleien AG) vergrössern und Neue Entwicklungsperspektiven ganze Hang zwischen Wiedikon und dem Uet flächenmässig weiterentwickeln konnten. An Nach dem Produktionsende in den Lehmgru libergwald war damals frei von Bebauungen dererseits trug die neue Bahnerschliessung zu ben und Ziegeleien sowie strukturellen Verän und auch Adliswil und Langnau a.A. besassen einer ersten Bautätigkeit für Wohnungsbau derungen anderer Industriebetriebe (u. a. Sihl damals lediglich Dorfcharakter. Mit dem Bau und der damit verbundenen rasanten Bevölke papier) entstanden insbesondere für die von und der Eröffnung der Sihltalbahn 1892 sowie rungsentwicklung bei (z. B. Verzehnfachung der der SZU erschlossenen Gebiete innerhalb der der Weiterentwicklung der 1875 eröffneten Wohnbevölkerung von Adliswil von 1836 bis Stadt Zürich bzw. um den Bahnhof Giesshübel
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