Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...

Die Seite wird erstellt Mercedes Körner
 
WEITER LESEN
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
   Nr. 2, Juli 2012

Landesinfo
Baden-Württemberg

                         iStockphoto.com/macfoto80
                                                     Fiskalpakt
                                                     Die LINKE sagt
                                                     Nein!         Seite 4

                                                     Landespolitik
                                                     Klasse Kitas für

      Ihnen einen                                    ­unsere Kinder!Seite 7
                                                     Gesundheitswesen

      schönen                                        Krankenhäuser
                                                     im Flächenkreis

      Urlaub!
                                                                       Seite 10

                                                     Linksjugend
                                                     Vernetzung, Azubi-

      Der Kellnerin                                  konferenz   Seite 12

                                                     In den Kommunen

      einen guten                                    Wohnen, OB-Wahl,
                                                     Asyl, gegen

      Lohn!                                          Nazis …    Seite 13

                                                     Landesparteitag
                                                     „Lohndumping
                                                     ­bekämpfen“ Seite 21
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
Seite 2    Linke. Landesinfo Baden-Württemberg

Inhalt
                                                    Zu den Ergebnissen des Bundesparteitags
                                                 der LINKEN in Göttingen
Wir sagen Nein zum Fiskalpakt!                4    Liebe Genossinnen und Genossen,          Gemeinsamkeiten groß sind. Jetzt geht
                                                    der Parteitag in Göttingen war ein Er-   es darum, im Land aktionsorientierte
                                                 folg für DIE LINKE. Wir haben eine       Impulse zu setzen, wie zum Beispiel un-
Klasse Kitas für unsere Kinder!               6    neue Parteispitze mit Katja Kipping      sere Urlaubskartenaktion gegen prekäre
                                                    und Bernd Riexinger als Vorsitzen-       Beschäftigung und unsere begonnene
                                                 de, den neu gewählten stellvertreten-    Kampagne „Klasse Kitas für unsere
Für ein solidarisches Gesundheits-                  den Parteivorsitzenden, mit Matthias     Kinder“. Dazu findet ihr Anregungen
wesen                                         9    Höhn als Bundesgeschäftsführer und       in diesem Landesinfo. Weiter bieten wir
                                                    Raju Sharma als Bundesschatzmeister.     den Kreisverbänden ReferentInnen an
                                                 Und wir haben einen ausgewogenen Ge-     rund um das Thema „Eurokrise, Fiskal-
Krankenhäuser im Flächenkreis                 9    samtvorstand. Aus Baden-Württemberg      pakt, soziales Europa“ und zum Thema
                                                    sind neben Bernd Riexinger auch Biggi    „Grundlagen der Kommunalpolitik“
                                                 Ostmeyer, Tobias Pflüger und Michael         Außerdem müssen die nächste Bun-
Linke.SDS vernetzt sich landesweit 12              Schlecht in den Parteivorstand gewählt   destagswahl mit Hochdruck vorberei-
                                                    worden. Wir gratulieren zur Wahl.             tet und die Wahlkämpfe für die
                                                     Damit ist die Personalde-                      Landtagswahlen in Nieder-
Zivilklausel für Hochschulen!                12    batte beendet. Maßgebliche                           sachsen und Bayern unter-
                                                    Genossinnen und Genos-                                 stützt werden. Nach der
                                                 sen aus allen Landesver-                                Sommerpause werden in
Freiburg: Wenn MieterInnen in                       bänden, die lieber Diet-                                 allen 38 Wahlkreisen in
Aktien wohnen …14                                  mar Bartsch als Bernd                                    Baden-Württemberg Di-
                                                    Riexinger an der Spitze                                  rektkandidatinnen und
                                                 gesehen hätten, haben                                   Direktkandidaten für die
Linke Stuttgart unterstützt Hannes                  bereits ihre Unterstützung                             Bundestagswahl im nächs-
Rockenbauch als OB-Kandidaten  15                  und solidarische Zusam-                              ten Jahr nominiert.
                                                    menarbeit signalisiert. Die von                       Der Landesverband hat fünf
                                                 einzelnen Kommentatoren an die                gleichberechtigte Sprecherinnen und
Mannheim: Asylbewerberheim                          Wand gemalte Gefahr einer Spaltung       Sprecher des Landesvorstandes. Bernd
schließen!                                   17    der Partei entbehrt der Grundlage. In    Riexinger und Sybille Stamm waren mit
                                                    Baden-Württemberg arbeiten Mitglie-      der rechtlichen Vertretung des Landes-
                                                 der und Vorstände der verschiedenen      vorstandes, z.B. gegenüber der Wahl-
Die Terroristen der NSU                      18    Gliederungen des Landesverbandes seit    leiterin, beauftragt. Diese Aufgabe wird
                                                    jeher gut zusammen, auch wenn sie zu     Sybille Stamm in den nächsten Wochen
                                                    Einzelfragen unterschiedlichen Flügeln   allein wahrnehmen. Sie hat dabei die
                                                    angehören.                               Unterstützung des gesamten Landesvor-
Das nächste Landesinfo erscheint Anfang Ok-             Mit Katja Kipping und Bernd Rie-     standes.
tober 2012.                                         xinger wird das Spektrum der Linken in       Die notwendig gewordene Nachwahl
                                                    Ost und West in hohem Maße abgedeckt.    für den Landesvorstand ist vorgeschla-
Redaktionsschluss für das Landesinfo 3/2012 ist     Die Arbeitsgrundlage ist das Erfurter    gen für die nächste reguläre Tagung des
der 20. September.                                  Programm vom Herbst 2011. Auch der       Landesparteitages.
                                                    in Göttingen fast einstimmig verab-      Bernhard Strasdeit
Beilagenhinweis: „Klar“, Zeitung der Bundes-        schiedete Leitantrag beweist, dass die   (Geschäftsführer des Landesvorstand)
tagsfraktion DIE LINKE

Bezug: Das Landesinfo ist das Informationsorgan
der Partei DIE LINKE. Baden-Württemberg. Es
erscheint vier- bis fünfmal im Jahr. Der Bezug
des Landesinfo ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Herausgeber und Verlag: DIE LINKE. Baden-
Württemberg, Marienstr. 3a, 70178 Stuttgart, Tel.
0711-241045, Fax 0711-241046, e-mail: info@
die-linke-bw.de

Redaktion: Ute Gsöls-Puhl, Barbara Hoffmann,
Alfred Küstler, Dirk Spöri, Bernhard Strasdeit
(verantw.), Lars Stern und Matthias Paykowski.
Für Antragsmaterialien, Mitteilungen, Protokolle
und Adressen ist der Landesvorstand verant-
wortlich. Inhaltliche Beiträge, LeserInnenbriefe,
Stellungnahmen usw. sind herzlich willkommen.
Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.

Herstellung: GNN-Verlag, Stubaier Str. 2, 70327
Stuttgart, e-mail: stutt.gart@gnn-verlage.com
Druck: Druckhaus Dresden GmbH, Bärensteiner         Die baden-württembergischen Parteitagsdelegierten und Gäste mit dem neuen
Str. 30, 01277 Dresden.                             Bundesgeschäftsführer Mathias Höhn in Göttingen.
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
… nach dem Parteitag                                                         Linke. Landesinfo Baden-Württemberg    Seite 3

Bernd Riexinger:

Aufbruch organisieren – Antworten auf die
drängenden Fragen liefern
Bernd Riexinger, bisher Landessprecher    widerliche Entwicklung die wir nicht        Millionäre und Milliardäre. Sie können
der LINKEN in Baden-Württemberg und       akzeptieren können. Es ist unerträglich,    ihre Kinder in die Privatschule schicken,
Verdi-Geschäftsführer in Stuttgart, ist   dass wir eine zunehmende Prekarisie-        Schwimmbäder neben der Doppelgarage
auf dem Bundesparteitag der LINKEN        rung der Lebens- und Arbeitswelt erle-      errichten und für einen Theaterbesuch
zum Parteivorsitzenden gewählt wor-       ben, Stress und Angst zunehmen und          ins Ausland reisen. Was aber wäre, wenn
den. Zahlreiche Glückwünsche gingen       die Menschen gegeneinander ausgespielt      die Mehrheitsverhältnisse im Bund sich
dazu im Landesbüro ein. Ko-Partei-        werden. Wir werden deshalb in den           ändern, können wir den Fiskalpakt dann
vorsitzende ist Katja Kipping. Beide      kommenden Monaten unsere parlamen-          kündigen, einen anderen Kurs einschla-
stellten nach ihrer Wahl gemeinsam ein    tarischen und außerparlamentarischen        gen? Die fatale Antwort lautet Nein:
120-Tage-Programm vor, mit dem ein        Aktivitäten für einen flächendeckenden      Mitgliedsstaaten können den Vertrag
neuer Aufbruch der LINKEN eingeleitet     Mindestlohn, gegen Leiharbeit und für       nicht kündigen, er hat eine Ewigkeits-
werden soll. Für das Landesinfo fasste    eine armutsfeste Rente fortsetzen. Es       garantie.
uns Bernd die wichtigsten Punkte zu-      ist doch bezeichnend, dass die neuen
sammen:                                   Koalitionäre in NRW – SPD und Grüne         Kampf um das Öffentliche
                                          – meinen, mit einem Mindestlohn von         aufnehmen
In den kommenden 120 Tagen gilt es ei-    8,50 Euro sei die Rente „armutsfest“.         Eine absehbare Folge dieser wahn-
nen neuen Aufbruch für DIE LINKE zu           Dabei ist heute schon klar, dass sich witzigen Politik ist schon heute klar.
organisieren. Zum einen wollen wir ein-   die Situation in den kommenden Mo-        Wenn die Schulden nur über die Aus-
laden, unsere Partei partizipativer zu ge-naten weiter zuspitzen wird, wenn der     gabenseite zurückgeführt werden sol-
stalten, wollen die Kunst des Zuhörens    „Fiskalpakt“ in Kraft ist. Damit wird     len, Löhne und Gehälter, Renten und
stärken, Mitglieder zum Mitmachen und     Angela Merkels falsche Finanz- und        Sozialleistungen, öffentliche Ausgaben
Mitdiskutieren einladen. Hier sind wir    Europapolitik in Stein gemeißelt. Davon,  aber nicht mehr weiter gekürzt wer-
auf einem guten Weg und die ersten Er-    dass unterregulierte Finanzmärkte, Un-    den können, dann rückt für den Staat
fahrungen sind ermutigend. Die zweite     gleichgewichte in den Außenhandelsbi-     eine andere Einnahmequelle in den Fo-
Botschaft die wir aussenden: DIE LIN-     lanzen und eine ungerechte Lohnpolitik    kus. Meine Antwort wäre klar. Höherer
KE liefert Antwor-                                                                                     Spitzensteuersatz,
ten auf die drängen-                                                                                   Ver mögensabgabe
den Fragen, steht für                                                                                  zur      Bewältigung
gute Arbeit, für ein                                                                                   der Krise, Millio-
soziales Europa, für                                                                                   närssteuer etc. Dies
ein Ende des Privati-                                                                                  ist aber nicht der zu
sierungswahns. Ge-                                                                                     erwartende Kurs.
meinsam mit den so-                                                                                    Vielmehr werden
zialen Bewegungen,                                                                                     wir einen weiteren
den Gewerkschaften                                                                                     Privatisierungswahn
und vielen ande-                                                                                       erleben. Infrastruk-
ren wollen wir das                                                                                     tur – öffentliches
Ende einer Politik,                                                                                    Eigentum wie Woh-
die den Menschen                                                                                       nungen, Stadtwerke
in Deutschland und                                                                                     oder Krankenhäuser
Europa immer mehr                                                                                      werden verhökert
Opfer abverlangt,                                                                                      werden. Erste Vor-
um den Reichtum                                                                                        boten erleben wir
Weniger zu mehren                                                                                      schon. In Berlin soll
und uns für eine Po-                                                                                   die S-Bahn teilpri-
litik für die Mehrheit Die neuen Vorsitzenden der LINKEN: Katja Kipping und Bernd Riexinger             vatisiert werden und
der Bürgerinnen und                                                                                     in     Deutschlands
Bürger einsetzen – für soziale Gerech- die gegenwärtige Krise ausgelöst haben Großstädten fehlen schon heute 100 000
tigkeit, Umverteilung von oben nach und eben nicht zu hohe Löhne, zu hohe Wohnungen. Ursache ist u.a. der Rück-
unten und ein faires Miteinander.          Sozialleistungen und zu hohe öffent- zug des Bundes aus der staatlichen Woh-
                                           liche Ausgaben, ist in ihrem Weltbild nungsbauförderung von der besonders
Prekarisierung geht weiter.                kein Platz, das ist fatal und wird sich Menschen mit normalen und niedrigen
Die gegenwärtige Situation ist             rächen. Die Bürgerinnen und Bürger Einkommen profitiert haben. Es gilt des-
unerträglich.                              kennen die Realität in ihren Städten und halb den Kampf um das Öffentliche
Mittlerweile arbeiten bei uns knapp 23 Gemeinden, wissen, dass schon heute anzunehmen, den Diebstahl öffentlichen
Prozent aller Beschäftigten zu Niedrig- Schulen verfallen, Theater geschlossen Eigentums nicht länger hinzunehmen.
löhnen – in Minijobs, Leiharbeit, Teil- werden und Schwimmbäder verfaulen.              Das Zutrauen in Politik, auch in LIN-
zeit und befristeten Arbeitsverhältnis- All dies wird durch den „Fiskalpakt“ KE, hat in den letzten Jahren gelitten.
sen. Gleichzeitig hat sich seit Ausbruch multipliziert. Diese Schuldenbremse Dies darf aber kein Grund zum Nach-
der Krise das Vermögen der Reichen wird kommunale Ausgaben minimie- lassen sein, im Gegenteil. Wir müssen
und Reichsten kontinuierlich vermehrt. ren. Die einzigen, die sich eine solche heute intensiver als je zuvor für einen
In Deutschland leben heute mehr Mil- Politik leisten können, sind die Profi- Politikwechsel werben und sind dazu
lionäre als jemals zuvor. Das ist eine teure der gegenwärtigen Situation, die bereit.
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
Seite 4    Linke. Landesinfo Baden-Württemberg                                                    Nein zum Fiskalpakt …

Katja Kipping: Wir sagen Nein zum Fiskalpakt                                                Und es soll Wachstumsimpulse ge-
                                                                                        ben! Das naheliegende wird komplett
Die Vorsitzende der LINKEN, Katja Kip-      Fiskalpakt puren Sozialabbau.               ausgeblendet, ist überhaupt nicht dis-
ping, erklärte zu der Einigung zwischen        DIE LINKE sagt im Bundestag zum          kutiert worden: Auf Druck vor allem
Schwarz-Gelb und Rot-Grün über die          Fiskalpakt als einzige Fraktion geschlos-   von Merkel wird Europa bis 2014 mit
Verabschiedung des Fiskalpakts:             sen Nein. Wir können keinem Gesetz          Sozial- und anderen Haushaltskürzun-
                                            zustimmen, das die Lebenschancen der        gen von mehr als 500 Milliarden Euro
Die Einigung zwischen Rot-Grün und          Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,         überzogen. Dies hat zur Folge, dass die
Schwarz-Gelb löst die Grundprobleme         der Rentnerinnen und Rentner und der        Wirtschaft nicht nur in Griechenland,
des Fiskalpakts nicht. Die Kürzung von      Erwerbslosen nachhaltig einschränkt.        sondern auch in Spanien und Italien
Löhnen, Renten und Sozialleistungen         Wir können nicht Ja sagen, wenn per         immer stärker einbricht und der Kollaps
wird in Marmor gemeißelt. Zu allen          Gesetz demokratische Kernrechte des         droht. Wer meint diese gefährliche Lo-
Fragen der Wachstumsförderung und           Parlaments eingeschränkt werden. Wir        gik verstanden zu haben und Wachstum
Finanzmarktregulierung gibt es hinge-       werden uns entschieden dagegen weh-         fordert, der müsste ja wohl erst einmal
gen nur unverbindliche Absichtserklä-       ren, dass die Lasten der europäischen       diese Kürzungen stoppen. Oder zumin-
rungen. Der Fiskalpakt ist und bleibt       Wirtschafts- und Bankenkrise auf die        dest massiv abschwächen.
ein Sargnagel für die europäische Idee.     Bürgerinnen und Bürger abgewälzt wer-           Stattdessen wurde in der Arbeits-
Eine wirkliche Beteiligung der Profi-       den. Wir werden, falls eine Mehrheit        gruppe Wirtschaft im Sandkasten ge-
teure und Verursacher der Krise an          in Bundestag und Bundesrat Fiskalpakt       spielt. Als die Bundesregierung ver-
den Finanzmärkten ist nicht vorgesehen.     und ESM verabschiedet, vor dem Bun-         sprach sich für eine Kapitalaufstockung
Ohne eine drastische Besteuerung hoher      desverfassungsgericht klagen und eine       um zehn Milliarden bei der Europäi-
Vermögen und Einkommen ist kein Aus-        Eilentscheidung beantragen, um die          schen Investitionsbank stark zu machen,
weg aus der Krise möglich. Ohne eine        Ratifizierung im Hauruckverfahren zu        geriet der Unterhändler der SPD, der
gerechte Lastenverteilung bedeutet der      stoppen.                                    stellvertretende Fraktionsvorsitzende
                                                                                        Hubertus Heil vor Verzückung glatt ins
Michael Schlecht: SPD und Grüne stimmen                                                 Schwärmen. Schnell wurde ausgerech-
                                                                                        net, dass so in den nächsten vier Jahren
Fiskalpakt zu                                                                           zusätzliche Kredite von 60 Milliarden
                                                                                        Euro möglich sein könnten.
Damit wird eine scharf wirkende euro-       destens neun Länder gefunden werden,            Ein „wunderbarer“ Wachstumsim-
paweite Schuldenbremse im Grundge-          die mitmachen und sich in wenigen           puls: Erst knüppelt man die Länder mit
setz festgeschrieben. Und zwar mit einer    Monaten einigen. Die Gefahr des Schei-      Kürzungen von mehr als 500 Milliarden
„Ewigkeitsgarantie“. In Zukunft kann        terns ist riesengroß. Ist dies der Fall,    herunter und dann bietet man ihnen Kre-
keine andere Mehrheit im Bundestag die      dann „wird sich die Bundesregierung         dite von vier mal 15 Milliarden an. Wenn
Regelung wieder streichen.                  dafür einsetzen, eine Besteuerung in        viele Unternehmen dann erst mal pleite
    Dann werden die Staatshaushalte         möglichst vielen Mitgliedsstaaten im        sind, wird es auch keine Kreditnachfra-
auf Teufel komm raus herunter gekürzt,      Rahmen der zwischenstaatlichen Zu-          ge geben.
der Sozialstaat europaweit weiter zu-       sammenarbeit zu erreichen,“ so heißt            SPD und Grüne haben ihr Feigen-
sammengeknüppelt. Denn: Haushalts-          es in dem Beschlusspapier. Na prima,        blatt. Sie wollen von Anbeginn an die
sanierung mit Mehreinnahmen durch           sagt sich da die FDP, dann wird es wohl     Schuldenbremse, die sie ja für Deutsch-
massive Besteuerung von Vermögenden         kaum bis zur nächsten Bundestagswahl        land selbst vor wenigen Jahren mit ein-
und Reichen ist nicht vorgesehen! Etwa      eine Finanztransaktionssteuer geben.        geführt haben, auf Europa in verschärf-
eine groß dimensionierte europaweite            Hinzu kommt, dass „die Auswirkung       ter Form übertragen.
Vermögensabgabe für Millionäre und          der Steuer auf … die Realwirtschaft (!!!        SPD und Grüne wollen faktisch ihre
Milliardäre ist für Union, FDP, SPD und     d.V.) zu bewerten und negative Folgen       Politik der Agenda 2010 fortsetzen. Des-
Grüne tabu. Damit wäre es möglich die       zu vermeiden“ sind. Na, noch besser,        halb stehen sie an der Seite von Merkel
europaweite Verschuldung massiv zu          sagt sich da FDP-Mann Brüderle, da          und Brüderle. Die Dramatik beschreibt
drücken.                                    haben wir einen weiteren Hebel um die       der österreichische Wirtschaftswissen-
    Offiziell erklärten SPD und Grü-        Finanztransaktionssteuer ins Leere lau-     schafter Stephan Schulmeister: „Gegen
ne in den letzten Wochen, sie wollten       fen zu lassen. Denn: Eine Finanztrans-      den Fiskalpakt ist Hartz IV eine Lap-
nur zustimmen, wenn eine Finanztrans-       aktionssteuer ohne „negative Folgen“,       palie.“
aktionssteuer und Wachstumsimpulse          also Kosten für „die Realwirtschaft“ ist    (Michael Schlecht, MdB, Chefvolkswirt
gleichzeitig mit vereinbart würden. An-     schier undenkbar.                           der Bundestagsfrakton)
geblich sei dieses Ziel jetzt erreicht.
Das „Entgegenkommen“ der Regierung
ist jedoch mehr als dünn und vage, es
gleicht einem Feigenblatt für SPD und
Grüne. Und um mehr ging es nie.
    Dies wurde auch in den Verhandlun-
gen deutlich. Ich habe selbst erlebt, wie
in der Arbeitsgruppe Wirtschaft SPD
und Grüne ihre ohnehin bescheidenen
Forderungen eher bettelnd vortrugen.
Sie hätten offensiv mit der Verweige-
rung der Zustimmung im Parlament dro-
hen können. Da sie das nicht wollten,
haben sie damit auch nicht gedroht.
    Bis Ende 2012 wird eine europäische
Regelung für eine Finanztransaktions-
steuer angestrebt. Dazu müssen min-         Blockupy-Demonstration in Frankfurt am 26. Mai.              Fotos: Jürgen Patzelt
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
… Nein zum Fiskalpakt!                                                          Linke. Landesinfo Baden-Württemberg    Seite 5

Antrag der LINKEN (Auszüge) im Deutschen Bundestag (17/10153) vom 27. Juni: „Ratifizierung des Fiskalvertrags stoppen –
Maßnahmen für nachhaltiges Wachstum und eine ursachenorientierte Politik zur Krisenbewältigung einleiten“
Neustart für ein freies, demokratisches, soziales, ökologisches und friedliches Europa
I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:        demokratische Budgetverantwortung          bart. nebst eines verbindlichen Zeitplans
1. Der Bundestag lehnt das Gesetz zur         des jeweiligen Bundestags folgt. Eine      zur Erreichung dieser Vorgabe in allen
Ratifizierung des „Vertrags über Stabi-       Aufhebung oder Änderung dieser Be-         Mitgliedstaaten;
lität, Koordinierung und Steuerung der        stimmungen durch den deutschen Ver-            g) sich dafür einzusetzen, dass die
Wirtschafts- und Währungsunion“ ab.           fassungsgeber soll durch den Fiskalver-    krisenverschärfende Sparpolitik so-
    2. Eurozone und Europäische Union         trag sogar dauerhaft unmöglich gemacht     fort beendet und ein umfassendes Zu-
(EU) befinden sich in der Krise (…)           werden. Das Ratifizierungsgesetz zum       kunftsinvestitionsprogramm von min-
Die ökonomische und soziale Situation         Fiskalvertrag verstößt damit gegen auch    destens 3 Prozent der europäischen
Griechenlands bleibt dramatisch. (…).         gegen die Ewigkeitsgarantie des Artikel    Wirtschaftsleistung aufgelegt wird, das
Die Austeritätspolitik gefährdet zuneh-       79 Absatz 3 GG.                            insbesondere den sozial-ökologischen
mend die wirtschaftliche und soziale          II. Der Deutsche Bundestag fordert         Umbau befördert und die Jugendarbeits-
Entwicklung. Um die längst nicht nur          die Bundesregierung auf,                   losigkeit abzubauen hilft;
im südlichen Euroraum drohende Re-                 1. die Ratifizierung des „Vertrags        h) sich für eine koordinierte europäi-
zession abzuwenden und die angebli-           über Stabilität, Koordinierung und Steu-   sche Steuerpolitik einzusetzen, die Steu-
che „Schuldenkrise“ zu überwinden,            erung in der Wirtschafts- und Wäh-         erhinterziehung und Schattenfinanzplät-
braucht Europa nachhaltige Wachstum-          rungsunion“ bzw. des Fiskalvertrags        ze wirksam bekämpft sowie Steuerdum-
sprogramme, eine effektive Regulierung        nicht weiter zu verfolgen und das Gesetz   ping verhindert;
der Finanzmärkte und eine umfassende          zur Ratifizierung der Vertragsänderung         i) alles in ihrer Macht stehende zu
Reform der Staatsfinanzierung.                zurückzuziehen (…).                        tun, um in der EU im Rahmen der
    3. (…) Der Vertrag sieht Sanktio-              2. (…) bei Mitgliedstaaten dafür zu
nen bei Regelverstößen vor und greift         werben, den Fiskalvertrag nicht zu ra-
damit massiv in die Haushaltssouverä-         tifizieren;
nität der Staaten ein. Die strikten fiskal-        3. die wirklichen Krisenursachen zu
politischen Regeln werden europaweit          bekämpfen und deshalb
zu einem beschleunigtem Staats- und                a) sich dafür einzusetzen, dass die
Sozialabbau sowie zur fortschreitenden        öffentlichen Haushalte der Eurozone
Aushöhlung von Arbeitnehmerrechten            vom Diktat der Finanzmärkte befreit
führen. Sie machen eine aktive antizy-        werden, indem eine Bank für öffentli-
klische Konjunkturpolitik unmöglich,          che Anleihen ohne Umweg über private
hemmen das Wachstum und vertiefen             Banken und ohne Zinsaufschlag den
das sozio-ökonomische Gefälle zwi-            Staaten Kredit einräumt und sich bei der
schen den Mitgliedsländern weiter. Der        Europäischen Zentralbank refinanziert;
Fiskalvertrag soll den Austeritätskurs             b) sich dafür einzusetzen, dass bei
somit nicht nur fortsetzten, sondern ver-     überschuldeten Staaten ein ausreichen-
schärfen, vertraglich bindend festschrei-     der Schuldenschnitt erfolgt und dass ein
ben und unumkehrbar machen.                   Insolvenzverfahren für Staaten geschaf-    Verstärkten Zusammenarbeit die un-
    4. (…) Die am 24. Juni 2012 ge-           fen wird, welches einen rechtzeitigen      verzügliche Einführung einer Finanz-
troffene Einigung mit den Ministerprä-        und ausreichenden Schuldenschnitt zu-      transaktionssteuer auf alle börslichen
sidenten enthält zwar Zugeständnisse          künftig in einem geordneten Verfahren      und außerbörslichen Wertpapierumsät-
an Länder und Kommunen, die durch             ermöglicht;                                ze, Derivate- und Devisenumsätze mit
den Fiskalvertrag massiv unter Druck               c) sich dafür einzusetzen, eine EU-   einem Steuersatz von mindestens 0,05
geraten, da dessen Vorgaben zu Neu-           weit koordinierte Vermögensabgabe zur      Prozent nach dem Ansässigkeitsprinzip
verschuldung und Schuldenabbau stren-         Krisenfinanzierung heranzuziehen;          umzusetzen, um Handelsverlagerungen
ger sind und schneller greifen als die             d) sich dafür einzusetzen, die        zu vermeiden, und darüber hinaus ent-
deutsche Schuldenbremse. Die Zusagen          Finanzmärkte streng zu regulieren und      schieden darauf hinzuwirken, dass die
der Bundesregierung sind jedoch nicht         einen Gesetzentwurf vorzulegen, der        Finanztransaktionssteuer auch in der ge-
ausreichend, so dass Länder und insbe-        eine Vergesellschaftung der privaten       samten EU umgesetzt wird;
sondere Kommunen mit Inkrafttreten            Großbanken vorsieht und diese Banken           4. sich für eine grundlegende Reform
des Fiskalvertrags zu weitreichenden          auf die Kernfunktionen Zahlungsver-        der EU-Verträge einzusetzen (…) und
Kürzungen gezwungen werden.                   kehr, Ersparnisbildung und Finanzie-       ein Neustart für ein freies, demokrati-
    5. Der Fiskalvertrag verletzt grund-      rung zurückführt;                          sches, soziales, ökologisches und fried-
legende Prinzipien der Demokratie in               e) unverzüglich Gesetzentwürfe für    liches Europa zu ermöglichen. Dabei
Deutschland und Europa, da er die Ent-        geeignete Maßnahmen – wie einen ge-        dürfen weder die demokratischen Rech-
scheidungsspielräume der nationalen           setzlichen Mindestlohn von 10 Euro pro     te der mitgliedsstaatlichen Parlamente
Parlamente in der zentralen Frage der         Stunde – vorzulegen, die die Inlands-      noch die des Europäischen Parlaments
Haushaltsgestaltung massiv einschränkt        nachfrage erhöhen und Leistungsbi-         geschmälert oder umgangen werden;
und das Budgetrecht faktisch außer            lanzungleichgewichte auch mit anderen          5. zum Zweck einer solchen Reform
Kraft setzt, wenn ein Staat die Defi-         Staaten abbauen;                           der EU-Verträge vorzuschlagen, einen
zit- und Schuldenabbauregeln verfehlt.             f) sich im Rat der Europäischen       Konvent einzuberufen, der die Zusam-
Auch das Europäische Parlament (EP)           Union dafür einzusetzen, dass entspre-     mensetzung sowohl des Europäischen
wird völlig marginalisiert. Nicht zuletzt     chend der Entschließung des Europäi-       Parlaments als auch der nationalen Par-
verstößt der Fiskalvertrag auch gegen         schen Parlaments vom 9. Oktober 2008       lamente angemessen widerspiegelt und
das deutsche Grundgesetz (GG). Eine           (2008/2034(INI)) die EU eine Zielvor-      Zivilgesellschaft und Sozialpartner ein-
Schuldenbremse ist nicht nur unverein-        gabe zum Niveau von Mindestlöhnen          bindet. Über das Ergebnis des Konvents
bar mit dem Demokratieprinzip nach            in Höhe von mindestens 60 Prozent des      sollen die Bevölkerungen der EU in
Artikel 20 Absatz 2 GG, aus dem die           nationalen Durchschnittslohns verein-      einem Referendum entscheiden.
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
Seite 6    Linke. Landesinfo Baden-Württemberg                                                      Solidarität konkret …

                                                                                       Betriebsräte fordern Politik
                                                                                       Solidarität mit den
                                                                                       Beschäftigten bei
                                                                                       Iveco Magirus in Ulm
                                                                                       und Weisweil!
                                                                                       Beim LKW-Hersteller Iveco Magirus
                                                                                       AG in Ulm, einem Unternehmen des
                                                                                       Fiat-Konzerns, sollen Hunderte von Ar-
                                                                                       beitsplätzen abgebaut und nach Spanien
                                                                                       verlagert werden. Auch im badischen
                                                                                       Iveco-Magirus-Standort Weisweil ban-
                                                                                       gen die Kollegen um ihre Arbeitsplätze.
                                                                                       Dabei zeichnet sich folgende Konzern-
                                                                                       strategie ab: Schritt 1: Rasche Einstel-
                                                                                       lung der LKW-Produktion in Ulm bis
                                                                                       zum 24. September und Verlagerung
                                                                                       nach Madrid. Schritt 2: Schließung von
                                                                                       Brandschutzproduktionsstandorten in
                                                                                       Weisweil (Baden), in Chambery (Frank-
                                                                                       reich) in Kainbach (Österreich) und
                                                                                       eventuell in Görlitz (Sachsen) bis zum
                                                                                       Jahresende und Verlagerung nach Ulm,
                                                                                       getarnt als (Ersatz-)Arbeitsplätze für
LINKE Freiburg: Aktion gegen Fiskalpakt                                                Ulm. In Wirklichkeit ist das ein Konzept
Ein dutzend Aktive aus der Freiburger LINKEN haben am 17. Juni, auf der Blauen
Brücke in Freiburg gegen den Fiskalpakt und in internationaler Solidarität gegen
die europaweite Kürzungspolitik demonstriert. Mit Transparenten wurden SPD
und Grünen und deren Bundestagsabgeordnete aufgefordert, gemeinsam mit der
LINKEN „Nein zum Fiskalpakt, Ja zur Demokratie“ zu sagen und bei der Bundes-
tagsabstimmung den Fiskalpakt abzulehnen. Das wäre ein Beitrag aus Deutschland
zur Unterstützung der Menschen in Griechenland und Spanien, die von der Merkel-
Regierung und durch die Sparpakete immer stärker in die Armut gedrängt werden.

                                                                                       Heilbronn, 13.6.12. Im Rahmen einer
                                                                                       Unterschriftenaktion zeigten sich mehr
                                                                                       als 1.300 Beschäftigte aus dem Unter-
                                                                                       land solidarisch. Die Unterschriftenlis-
                                                                                       ten wurden auf der Betriebsversamm-
                                                                                       lung bei CNH Deutschland in Heilbronn
                                                                                       an den Betriebsrat von Iveco-Magirus
                                                                                       Brandschutztechnik (Weisweil) überge-
                                                                                       ben. Auf unserem Bild von links: Johan-
                                                                                       nes Müllerschön (BRV CNH Deutsch-
                                                                                       land), Stefan Beha, Michael Hoffeat
                                                                                       (Betriebsräte Iveco-Magirus Brand-
                                                                                       schutztechnik Weisweil) Quelle: http://www.
                                                                                       neckarsulm.igm.de/news/meldung.html?id=52567

                                                                                       zur industriellen Zentralisierung und
                                                                                       Rationalisierung der bisher eher regional
                                                                                       und handwerksmäßig organisierten Pro-
Solidarität mit Schlecker-Frauen                                                       duktion von Brandschutztechnik. Paral-
Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Richard Pitterle besuchten im März            lel zu beiden Schritten ist das Kassieren
22. Mai Betriebsrätinnen von Schlecker mit ihrer Verdi-Gewerkschaftssekretärin         von Steuer- und EU-Mitteln für die
Christina Frank den Deutschen Bundestag in Berlin. Dort wurde der aktuelle             Schaffung angeblich neuer Arbeitsplätze
Stand der Schlecker-Insolvenz erörtert und Möglichkeiten zum Erhalt weiterer           in Spanien und anderswo vorgesehen
Arbeitsplätze und der Einrichtung einer Transfergesellschaft beraten. Gregor Gysi      oder sogar ursächlich. Danach wird un-
diskutierte mit den Kolleginnen über arbeitnehmerorientierte Wirtschaftspolitik,       auffällig weitergemacht wie bisher als
Demokratie in der Arbeitswelt und Lohnpolitik. Gregor Gysi und Richard Pitterle        sei nichts geschehen, nur noch profitab-
erklärten ihre Solidarität mit der Belegschaft. – Inzwischen sind die 600 Schlecker-   ler. Diese Strategie kommt ins Wanken.
Filialen geschlossen. Bernd Riexinger forderte eine Qualifizierungsgesellschaft,       Aktuell über 25 000 Unterstützungs-
um allen Beschäftigten eine verlässliche, qualifizierte und fair bezahlte Berufsper-   unterschriften „Für eine Zukunft der
spektiven zu bieten. Die linken Bundestagsabgeordneten aus Baden-Württemberg           Iveco Arbeitsplätze in Deutschland und
forderten am 29. Juni von Wirtschaftsminister Nils Schmid und der Landesregierung      in Europa“ – „Für ein Miteinander ohne
die Unterstützung eines Genossenschaftsmodells zur Weiterführung von Filialen,         Standortkonkurrenz“ stehen ebenso ge-
insbesondere zum Erhalt der Infrastruktur im ländlichen Raum.                          gen diese Konzernstrategie wie gemein-
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
… Solidarität konkret                                                          Linke. Landesinfo Baden-Württemberg    Seite 7

                                            eingeschaltet. Der baden-württembergi-      Fiat/Iveco Standorten unter anderem aus
                                            sche Wirtschaftsminister Nils Schmidt       Weisweil, Heilbronn, Reutlingen, Ber-
                                            gründete eine Task Force Iveco und          lin, Potsdam, Dresden und München.
                                            bekam sogar einen Termin beim Iveco-        Davor hat sich in Ulm ein Bürgerforum
                                            Manager Alfredo Altavilla. Der Ulmer        Pro Iveco Magirus medienwirksam ge-
                                            OB Gönner und Hilde Mathis, SPD-            gründet und die Unterstützungsarbeit
                                            MdB in Ulm, haben Unterstützung zu-         aufgenommen.
                                            gesagt. Am Rande des „Ulmer Südwest             Die Frage um die Zulässigkeit von
                                            Presse“-Forum mit dem EU Kommissar          EU- und staatlichen Subventionen im
                                            Günther Oettinger wurde diesem das          Zusammenhang mit Produktionsverla-
                                            Anliegen der Ulmer Belegschaft ebenso       gerungen innerhalb der EU könnte sich
DIE LINKE unterstützt Iveco-Beschäf-        vorgetragen, unterstützt durch 17-Iveco-    noch als Schlüsselfrage herausstellen.
tigte gegen Entlassungen!                   Kolleginnen und -Kollegen mit ihren         Immerhin sind da 500 Millionen Euro im
Ulm, 23.6.12. Michael Schlecht (MdB-        schwarzen „Wir sind Iveco Magirus“-         Gespräch ohne die der geplante Transfer
DIE LINKE) und Eva-Maria Glathe-            T-Shirts. Der Bundestagsabgeordnete         für den Konzern uninteressant werden
Braun (DIE LINKE, KV Ulm) beim              Richard Pitterle (DIE LINKE) lud Be-        könnte. Sicher ist, dass ohne weiteren
Unterschriftensammeln in der Innen-         triebsräte der Heilbronner Fiat Betriebe    heftigen Druck von Belegschaften, Be-
stadt am Iveco-Infostand. Rechts im Bild    in sein dortiges Wahlkreisbüro ein zum      triebsräten, Bürgerforum und „Politik“
der KBR-Vorsitzende von Iveco Willy         Erfahrungsaustausch.                        noch nicht mal der gesetzwidrige Zeit-
Schmidt.                                        Allein am Samstag, dem 23.6.12,         plan der Konzernspitze geknackt werden
                                            wurden in der Ulmer Innenstadt 3559         kann. Über eine längere Zeitschiene
same Aktionen und standortübergreifen-      Unterschriften gesammelt von ca. 150        möchte der Betriebsrat Verhandlungen
de Solidaritätsaktionen.                    Aktivisten im „Wir sind Iveco Magi-         beginnen über langfristige Lösungen
   Bereits kurz nach Publizierung der       rus“ T-Shirt. Die Ulmer Beschäftigten       für die Standorte ohne betriebsbedingte
Verlagerungspläne am 7.5.12 wurde von       von Iveco Magirus bekamen dabei bun-        Kündigungen und ohne Standortkonkur-
IG Metall und Betriebsrat die Politik       desweite Unterstützung von weiteren         renz.            Johannes Müllerschön

Klasse Kitas für unsere Kinder!
Am 5. Mai fand in Stuttgart die                                                                 Leidtragende sind besonders Kin-
Auftaktveranstaltung für die                                                                    der aus benachteiligten Familien
landesweite Kita-Kampagne der                                                                   und mit Migrationshintergrund,
LINKEN statt. Gastreferentinnen                                                                 die besondere Förderung benöti-
waren Dagmar Schorsch-Brandt                                                                    gen. Leidtragende sind Familien
(stv. Landesleiterin von Verdi),                                                                mit geringem Einkommen, die
Cornelia Vogel (GEW-Fachgrup-                                                                   sich keine private Betreuung leis-
pe Kitas) und Rosemarie Hein                                                                    ten können. Leidtragende sind
(MdB, Parteivorstand der Lin-                                                                   alleinerziehende Frauen, die auf-
ken). Bernd Riexinger machte die                                                                grund fehlender Betreuungsplät-
Einleitung, Elke Ehinger mode-                                                                  ze häufig eine schlecht bezahlte
rierte die Veranstaltung. Petra                                                                 Teilzeitarbeit annehmen müssen.
Fritsch, Vereinsvorsitzende des                                                                 Und schließlich leidet die Ent-
landesweiten Kita-Bündnisses,                                                                   wicklung unseres ganzen Landes
stellte die Arbeit ihrer Organisation und   Abschlusserklärung der Stuttgarter          unter der Abwanderung von Familien
deren Positionen vor: bessere Betreu-       Tagung der Partei DIE LINKE. Baden-         aus Landkreisen mit schlechter sozialer
ungsschlüssel, kleinere Gruppen, mehr       Württemberg „Klasse Kitas für unse-         Infrastruktur.
Verfügungszeit, zweckgebundene Lan-         re Kinder“ am 5. Mai 2012                       Deshalb fordern die Teilnehmerin-
deszuschüsse, bundeseinheitliche Ori-       Das „Kinderland“ Baden-Württemberg          nen und Teilnehmer der Tagung „Klasse
entierung.                                  liegt im Bundesgebiet West im Mit-          Kitas für unsere Kinder“ (5. Mai 2012 in
    Das Kita-Bündnis Baden-Württem-         telfeld bei der Kinderbetreuung. Um         Stuttgart) zusammen mit den Gewerk-
berg ist erreichbar unter www.kita-bu-      die gesetzliche Verpflichtung des Kita-     schaften und dem Deutschen Städte- und
endnis.de und lädt zur Mitarbeit ein.       Ausbaus bis zum Juli 2013 zu erfüllen,      Gemeindebund von der Landesregierung
Derzeit wird ein Reader unserer Veran-      fehlen nicht nur 26 000 Betreuungsplät-     ein Aktionsprogramm für den sofortigen
staltung erstellt. DIE LINKE hat inzwi-     ze und über 6 000 Erzieher und Erziehe-     Ausbau der Kitas im Land. Laut dem
schen eine landesweite Postkartenaktion     rinnen. Es fehlen Ganztagesplätze und       Kita-Urteil, das Nordrhein-Westfalen er-
gestartet. Alle Kreisverbände wurden        Plätze für die Inklusion von Kindern        stritten hat, ist jede Landesregierung zur
gebeten, diese zu unterstützen. Die Kar-    mit Behinderung. In vielen ländlichen       Finanzierung verpflichtet. Wir akzep-
ten werden im Landesbüro gesammelt          Landkreisen sind noch nicht einmal 10%      tieren weder die seit vier Jahren unge-
und der Landesregierung bei passender       der vorgeschriebenen Plätze vorhanden.      löste Finanzkrise noch die so genannte
Gelegenheit übergeben. Mit der Karten­      Diese Notsituation ist Folge einer jahre-   Schuldenbremse als Rechtfertigung, die-
aktion machen wir Werbung für bes-          langen Verschleppung des Kita-Ausbaus       se große gesellschaftliche Aufgabe wei-
sere Qualität, gebührenfreie Kitas und      durch die ehemalige CDU-FDP-Landes-         ter hinauszuschieben. Vielmehr muss
Umsetzung des Rechtsanspruchs. Mit          regierung.                                  die Landesregierung neue Prioritäten für
regionalen Veranstaltungen, Gesprächs-          Die Leidtragenden dieser Situation      unsere Kinder setzen, statt die Eltern mit
runden mit Eltern, ErzieherInnen und        sind vor allem die Kinder. Denn Ver-        schlecht bezahlten Tageseltern und ei-
Kommunalpolitikerinnen, Besuchen von        säumnisse in der frühen Entwicklung         nem völlig unzureichenden „Pakt für Fa-
Einrichtungen und Infoaktionen soll die     werden später nur mühsam oder gar nicht     milien mit Kindern“ zu vertrösten. Die
Kita-Kampagne fortgesetzt werden.           mehr aufgeholt und kosten viel Geld.        wichtigsten Forderungen sind aktuell:
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
Seite 8    Linke. Landesinfo Baden-Württemberg                                                                             Klasse Kitas! …

•   500 Millionen Euro für den fristge-     Kinder bemerkt werden. Umso weni- der Mangelverwaltung. Der empfohlene
    rechten Ausbau der Kitas, um den        ger akzeptabel und verständlich ist die Betreuungschlüssel (U3: 1:3, Ü3: 1:6)
    Rechtsanspruch der Eltern zu erfül-     geplante Einführung des sogenannten muss eingehalten, die Landes-Bildungs-
    len und Klagen gegen die Kommu-         Betreuungsgeldes.                                      pläne müssen umgesetzt, die Finanzmit-
    nen abzuwenden                               Eine bessere Infrastruktur im Be- tel erhöht werden.
• Verbesserung des Personalschlüssels       reich der frühkindlichen Pädagogik                           Je jünger ein Kind desto mehr sollte
    in den Kitas und deutliche Erhöhung     kann langfristig steuerliche Mehrein- in seine Bildung, Erziehung und Betreu-
    des Entgelts für Tageseltern, damit     nahmen von 14 Milliarden Euro jährlich ung investiert werden. Versäumnisse im
    die Betreuung attraktiver für junge     einbringen!                                            Kleinkindalter sind später nur sehr be-
    Menschen wird                                In unserem Land wird wenig zum grenzt wieder aufzuholen. Leider wird
• Deutliche Erhöhung der Ausbil-            Thema frühkindliche Pädagogik ge- bei uns genau umgekehrt verfahren: Das
    dungsplätze für Erzieher und Erzie-     forscht, es gibt nur wenige Professo- Jahresgehalt etwa eines Lehrers/einer
    herinnen, um mittelfristig den Perso-   renstellen für Elementarpädagogik. Al- Lehrerin im Oberstufen-/Gymnasial-Be-
    nalnotstand zu beseitigen.              lerdings wurden in den                                                         reich beträgt bis 64 000
• Eine schrittweise Einführung der          letzten fünf Jahren an                                                         Euro, im Realschul-Be-
    Gebührenfreiheit.                       Universitäten und Hoch-                                                        reich bis 57 000 Euro,
Das Geld für dieses Aktionsprogramm         schulen eine Reihe von                                                         im Grundschul-Bereich
ist vorhanden. Die Beschäftigten dür-       Bachelor- und Master-                                                          bis 51 400 Euro und
fen nicht um die Steuermehreinnahmen        studiengängen einge-                                                           der Lohn einer Erziehe-
des Landes betrogen werden, denn sie        richtet. Aber, hochqua-                                                        rin 28 000 Euro. Dazu
wurden von ihnen erwirtschaftet. Au-        lifizertes Personal lässt                                                      kommt: Etwa ein Drittel
ßerdem tritt die Tagung für eine starke     sich nicht am Fließband                                                        der ErzieherInnen been-
Besteuerung der Millionärseinkommen         produzieren, zudem wird                                                        den ihre Berufstätigkeit
ein: Unsere Kinder brauchen Zukunft         in keinem vergleichbaren                                                       vorzeitig – dies ist nicht
und keine Spekulation an den Börsen auf     Land so wenig Geld für                                                         verwunderlich – leider
unsere Kosten!                              frühkindliche Betreuung                                                        ist auch Altersarmut hier
                                            und Bildung ausgegeben                                                         vorprogrammiert.
                                            wie bei uns (nur 0,5% Deshalb:
Imagekampagne für                           des BIP).
                                                                        w Qualität erhöhen – mehr ErzieherInnen einstellen
                                                                        w gebührenfreie Kitas
                                                                        w Anspruch auf Kitaplätze umsetzen
                                                                                                                           Lothar Schuchmann,
                                                                                                                           DIE      LINKE,        KV
den Beruf ErzieherIn                             Daher: Schluss mit                                                        Freiburg

In Deutschland gibt es nicht nur viel zu
wenig Kita-Plätze, es fehlen in unse-        Die Linke im Gemeinderat Schwäbisch-Gmünd:
rem Land schon jetzt mehr als 30 000
ErzieherInnen. Der schon seit langem
                                             ­Gegen Gebührenerhöhung bei der Kinderbetreuung
bekannte Fachkräftemangel wurde von          Bei der Gemeinderatssitzung am 14.                       Der Verweis auf die bundesweiten
den Regierungen in Bund und Ländern          Juni erklärte Gemeinderat Sebastian                  Familienfördermöglichkeiten und den
jahrelang einfach ignoriert, doch jetzt      Fritz:                                               speziellen in Schwäbisch Gmünd ist
– ein Jahr bevor der Rechtsanspruch                                                               zwar richtig, gleichzeitig hinkt er aber
der Eltern auf einen Kita-Platz wirksam      Die letzten Beratungen über die Ge-                  auch gewaltig. Was bringt es einem
wird – bricht Hektik, ja schon fast Panik    bührenordnung für die Kinderbetreu-                  alleinerziehenden Elternteil, wenn sie
aus. Ursula von der Leyen, die doch          ung standen unter dem Eindruck von                   oder er zwar von der Riesterkinder-
früher einmal den Beruf der Erzieherin       Elternprotest und völligem Unverständ-               förderung profitieren könnten, sich es
aufwerten wollte, schlug zunächst vor,       nis über die extremen Steigerungen,                  aber schlichtweg nicht leisten kann, zu
Hartz-IV-Empfängerinnen zu Erziehe-          die vorgesehen waren. Die Verwaltung                 „riestern“, da das Geld zu knapp ist?
rinnen umzuschulen und kam jetzt auf         hat damals gezeigt, dass sie lernfä-                     Im Übrigen ist die Gebührenerhe-
die entlarvende Idee, Schlecker-Kassie-      hig ist, und hat dem Protest und dem                 bung nach Einkommen gestaffelt in
rerinnen könnten sich mit ihrer – von        Druck nachgegeben. Aus Sicht von                     den Kindertagesbetreuungen tägliche
der Arbeitsministerin wohl vermuteten        uns Linken sind wir aber noch nicht                  Praxis in 50% der Städte in Deutsch-
– „großen frühkindlich-pädagogischen         am Ende des Lerngangs angekommen,                    land, wie auch in unserer Nachbarstadt
Kompetenz“ in den Kitas bewähren.            da die Gebührenordnung noch immer                    Aalen!
Kleinkindererziehung und -bildung ist        sehr ungerecht und unausgewogen ist.                     Wir fordern daher, dass die Belas-
in unserem Land „Gedöns“.                    „Eine einheitliche Gebührenerhebung                  tung gleichmäßig verteilt wird, denn
    Dabei gehört der Beruf der Erziehe-      für die Kindertagesbetreuung ist sozial              die jetzt vorgeschlagene „moderate“
rIn zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten     unausgewogen und wird der Nachfrage                  Erhöhung mag für die einen wirklich
überhaupt; er verlangt hohes Einfüh-         und dem Angebot nicht gerecht.“ Zu                   moderat sein, für die anderen ist es aber
lungsvermögen, Nervenstärke, umfang-         diesem Fazit kommt die 102-Städte-                   eine weitere zusätzliche Belastung. Wir
reiche Kenntnisse in den Bereichen der       Studie, die im Auftrag der führenden                 fordern Sie daher auf, den Schritt in
Entwicklungsphysiologie und der Päd-         Finanzplattform Geld.de erstellt wurde.              eine sozial ausgewogene Gebührener-
agogik, hohe körperliche und seelische       Besonders erwähnt wurden dabei die                   hebung zu gehen und dies nochmals zu
Belastbarkeit und viel soziale Kompe-        unteren Lohngruppen und die Alleiner-                überdenken.
tenz im Umgang mit den oft schwierigen       ziehenden. Es ist schon verwunderlich,                   Herr Dr. Bläse, Sie haben in ei-
Eltern und Familien. Für Kinder aus          wie die Verwaltung von Gerechtigkeit                 nem Vorgespräch gesagt, dass Sie der
bildungsfernen Schichten erhöht sich die     bei der bestehenden Gebührenerhebung                 Meinung sind, dass wir in Schwäbisch
Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu         sprechen kann, wenn die alleinerzie-                 Gmünd die sozialen Ungerechtigkeiten
besuchen um 60%, wenn sie regelmäßig         hende Mutter oder der alleinerziehende               nicht aufheben können. Da ist etwas
eine Krippe besucht. Die soziale Schere      Vater oder eine Familie, die aufstockt,              dran, aber wir können unseren Beitrag
geht schon im Kleinkindesalter auf und       denselben Beitrag aufbringen muss wie                dazu leisten, etwas dafür zu tun, dass
nicht erst bei der Einschulung, wenn         ein besserverdienendes Elternpaar.                   es besser wird!
mangelnde Deutschkenntnisse mancher
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
… Frauenarmut                                                                   Linke. Landesinfo Baden-Württemberg    Seite 9

 Linke in Tübingen: Soziale Ungerechtigkeiten wieder rückgängig machen!
 „Politik von un-                            städtischen Zuschüsse haben sich von       diesem Jahr erhöht, werden sie totge-
 ten erneuern“. So                           Jahr zu Jahr reduziert, es konnten im-     spart.
 war es im Tagblatt                          mer weniger Ausgaben gedeckt werden.           Gleichzeitig ist es uns Linken im-
 nach der Tübinger                           Die Vereine stehen vor der Frage, ob sie   mer noch wichtig, dass die gekürzten
 Bü rgerkon feren z                          sich endgültig von der Tariftreue verab-   Verfügungszeiten der ErzieherInnen in
 mit Minister Peter                          schieden oder Personal einsparen, das      den Kindertageseinrichtungen wieder
 Friedrich zu lesen.                         dann zu Lasten der Angebote.               erhöht werden. Durch die Verkürzung
 „Die Entwicklungs-                              Die Vorlage zeigt, dass dringender     von 9 Stunden pro Woche auf 7,5 Stun-
 z u s a m m e n a r b e it                  Handlungsbedarf besteht. Das heißt:        den werden fast zehn ErzieherInnen-
 lebe von Menschen die sich engagieren       jetzt sind Zuschusserhöhungen notwen-      stellen zur Haushaltskonsolidierung
 – im Weltladen, in Gruppen, in Ver-         dig, um die aktuellen Tariferhöhungen      eingespart und somit macht weniger
 bänden“, so der Minister weiter. Doch       und sonstigen Kostensteigerungen wie       Personal die gleiche Arbeit. Das be-
 bei uns in Tübingen werden dringende        z.B. Energiekosten zu decken und wenn      deutet eine Verschlechterung der pä-
 städtische Zuschussverbesserungen für       gewollt ist, dass die Vereine möglichst    dagogischen Arbeit mit Kindern. Das
 die Sozialvereine seit 2009 ausgesetzt.     ohne Einschränkungen weiter arbeiten       Spar- und Streichpaket wird auf dem
      Die aktuelle Vorlage der Verwaltung    können und ihre Fachkräfte nicht von       Rücken der Beschäftigten und der Kin-
 zur „Beschäftigungsstruktur Zuschuss        der Einkommensentwicklung abgekop-         der ausgetragen. Jetzt muss die verbes-
 empfangender Vereine und Initiativen“       pelt werden. Die geplante Erarbeitung      serte Einnahmesituation der Kommu-
 macht die prekäre Lage der Vereine          einer Sozialkonzeption dauert zu lange.    nen genutzt werden, um solche sozialen
 und deren Angestellten sehr deutlich.       Werden die städtischen Zuschüsse für       Ungerechtigkeiten wieder rückgängig
 Auch wenn der Anteil der hauptamtlich       die Vereine, die in den Bereichen Sozi-    zu machen!
 Beschäftigten gering ist, wird über die     ales, Gesundheit sowie Gleichstellung      Angela Hauser, Stadt- und Kreisrätin
 Hälfte nicht tarifgerecht bezahlt. Die      und Integration arbeiten, nicht noch in    in Tübingen

Altersvorsorge bei Frauen nach wie vor alarmierend
Sie räumen Supermarktregale ein, sie         Rentenanspruch von 3,11 Euro. Nach 45      profitieren. Zum einen ist das Instrument
gehen putzen, sie servieren Essen – Mil-     Versicherungsjahren läge der Anspruch      nur für ArbeitnehmerInnen gedacht, die
lionen Frauen haben einen 400-Euro-          bei 139,95 im Monat.                       vorzeitig Rente beziehen und weiterar-
Job. Nach einem gängigen Vorurteil                                                      beiten möchten, zum anderen besteht ein
wollen viele Frauen das so, angelockt        Rentenansprüche ­deutlich geringer         Anspruch nur für diejenigen, die eine
vom Prinzip „Netto gleich Brutto“. Die       Frauen sind aber nicht nur wegen ge-       45-jährige Mitgliedschaft in der gesetz-
meisten aber bekommen nichts anderes         ringfügiger Beschäftigung im Alter von     lichen Rentenversicherung nachweisen
als einen Minijob, weil Unternehmen zu       Armut bedroht. Sie haben auch des-         können und außerdem eine private Zu-
wenige feste Stellen anbieten. Für die       halb einen deutlich niedrigeren Ren-       satzvorsorge haben. Zur Bekämpfung
Altersabsicherung dieser Frauen sind die     tenanspruch als Männer, weil sie meist     von Altersarmut taugt die Zuschussrente
Konsequenzen fatal, weil nur geringe         Lebensphasen ohne eigenes Erwerbs-         ebenso wenig wie die Kombirente, bei
Beiträge für die gesetzliche Rentenversi-    einkommen durchlaufen und generell         der es um die Erhöhung der Zuverdienst-
cherung anfallen. Die Süddeutsche Zei-       niedrigere Löhne beziehen. In Baden-       grenzen für RentenbezieherInnen ab 63
tung vom 28.3.2012 zitiert Berechnun-        Württemberg sind rund 56% der älte-        geht.
gen des Bundesministeriums für Arbeit        ren Menschen Frauen. Knapp 40% von
und Soziales: eine Minijobberin, die ein     ihnen müssen mit einem monatlichen         Kein Grund für Rentenkürzung
Jahr lang tätig ist, hat einen monatlichen   Nettoeinkommen von weniger als 700         Die Bundesregierung muss dringend
                                             Euro auskommen. Zum Vergleich: das         neue Pläne zur Beitragszahlung in ge-
                                             trifft nur auf 7% der Männer zu!           ringfügigen Beschäftigungsverhältnis-
                                                 „Die Altersvorsorge von Frauen ist     sen vorlegen, anstatt derartige Mogelpa-
                                             und bleibt alarmierend“, sagt Yvonne       ckungen als „Instrument gegen Alters-
                                             Ploetz, die frauenpolitische Sprecherin    armut“ anzupreisen. Die Rentenkassen
                                             der LINKEN im Bundestag. Sie hat           sind auch nicht „aufgrund der demogra-
                                             zu diesem Thema eine Anfrage an die        fischen Entwicklung“ leer, wie uns die
                                             Bundesregierung gestellt, die ja in den    Regierung weismachen will, sondern
                                             nächsten Monaten rentenrechtliche Re-      wegen der Ausweitung des Lohndum-
                                             formen umsetzen will. Vorhaben der         pings und der Vernichtung sozialver-
                                             Regierung wie Zuschussrente für Ge-        sicherungspflichtiger Arbeitsplätze. Es
                                             ringverdienende oder Kombirente kön-       gibt keinen demographischen Grund für
                                             nen das Problem drohender Altersarmut      Rentenkürzungen. Trotz des wachsen-
                                             von Frauen aber ganz sicher nicht lösen.   den Anteils der älteren Bevölkerung
                                             Die Zuschussrente verkauft die Bundes-     sind steigende Renten realisierbar: durch
                                             regierung als „zentrales Instrument im     steigende Produktivität der Arbeit und
                                             Kampf gegen die Altersarmut“ – wer         eine solidarische Verteilung. DIE LIN-
                                             viele Jahre zu Niedriglöhnen gearbeitet    KE will eine solidarische Rentenversi-
                                             hat, soll die Niedrigrente künftig bis     cherung als Alterssicherung, die allen
                                             maximal 850 Euro aufgestockt bekom-        Menschen ein würdevolles Leben über
                                             men. Das klingt zunächst gut, aber in      der Armutsgrenze ermöglicht.
                                             der Praxis werden nur wenige von den                 Marta Aparicio, Susanne Weiß,
                                             6,5 Millionen Frauen mit Minijob davon            LAG Frauen Baden-Württemberg
Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
Seite 10    Linke. Landesinfo Baden-Württemberg                         … für ein solidarisches Gesundheitswesen

Fachtagung „Für ein solidarisches Gesundheitswesen“
Einen ganzen Tag widmete die Landes-       bewerb als Steuerungsinstrument in der      gestellt und diskutiert. In der Diskussion
arbeitsgemeinschaft (LAG) Gesundheit       Daseinsvorsorge zu engagieren, wurde        zeigte sich, dass damit die Frage noch
am 12. Mai den aktuellen Fragen des Ge-    eine solidarisch kritische Positionierung   nicht ausreichend beantwortet ist, wie
sundheitswesens. Nach Stuttgart waren      gegenüber der Gewerkschaft vorgenom-        die paritätische Beteiligung der Arbeit-
etwa 30 Interessierte und hochkarätige     men, wie sie selten vorgebracht wird.       geberseite wieder vorangebracht wird,
ReferentInnen gekommen. Eine lohnen-       Einig war man sich hingegen in der          deren Gewinne pro Arbeitsplatz nicht
de, fachlich aufschlussreiche und poli-    Forderung gegenüber der grün-roten          einbezogen werden, während beschäfti-
tisch sehr aktuelle Veranstaltung war      Landesregierung, endlich die Investiti-     gungsintensive Wirtschaftszweige einen
das. Sie soll von der LAG dokumentiert     onskosten der Kliniken voll zu tragen.      relativ hohen Sozialabgabenstand haben
werden.                                        Die Themen marktkonforme medi-          und alle Einkommensarten der Versi-
    Das Themenfeld war weit gespannt.      zinische Versorgung und Veränderun-         cherten verbeitragt werden.
Eine Einschätzung der Situation nach       gen im Arzt-Patientenverhältnis waren           Doch blieb man nicht stehen bei der
den Tarifabschlüssen im öffentlichen       bereits in der Einführung zur Veran-        Beschreibung des Jetzt. Die neoliberale
Dienst und den Auswirkungen der Fall-      staltung von Lothar Schuchmann (LAG-        Gesetzgebung im deutschen Gesund-
pauschalen, das Finanzierungssystem in     Sprecher und selber Arzt) dargestellt       heitswesen wird zukünftig zu wettbe-
den Krankenhäusern, wurde im Gruß-         und als ethisches Problem neuerer Zeit      werbsrechtlichen Zuständigkeiten der
wort von Günter Busch und im Referat       aufgezeigt worden. Auch Marianne Lin-       EU-Kommission führen. Man muss also
von Dr. Thomas Böhm (beide Verdi)          ke (BAG-Sprecherin und ehemalige Ge-        damit rechnen, dass Zug um Zug die
gegeben. Dort befürchtet man, dass die     sundheitsministerin in MV) kritisierte      nationale Regelungskompetenz für die
Krankenkassen künftig mit Selektiv-        einführend im Kern die sachwidrige          Daseinsvorsorge und für die Finanzie-
verträgen mit einzelnen Krankenhäu-        Ökonomisierung des Gesundheitswe-           rung verloren gehen wird.
sern („5000 Nieren im Raum Stuttgart“)     sens. Um ethische und frauenrechtliche          Nach fünf Stunden konzentrierten
niedrige Preise für die medizinischen      Fragen der Fortpflanzungsmedizin ging       Zuhörens und äußerst faktenreicher
Leistungen erzielen wollen. Der Wett-      es auch im auf Frauen im Gesundheits-       Vorträge stand der Wunsch im Raum,
                                           wesen bezogenen Referat von Monika          das alles nochmal nachlesen zu können.
                                           Knoche (Landesvorstand), das nicht nur      Und dennoch, so ein Teilnehmer, sind
                                           die zehn teilnehmenden Frauen mit Inte-     wichtige Fragen, beispielsweise die im
                                           resse verfolgten. Hier wurde darauf hin-    ländlichen Raum, gar nicht behandelt
                                           gewiesen, dass die neoliberale Gesund-      worden. Auch die ambulante Versor-
                                           heitspolitik der letzten zehn Jahre vor     gung und eine neue Konzeption „ge-
                                           allem auch zu Lasten dieser Frauen ging.    sunde Städte und Gemeinden“, die sich
                                           Wie stark noch heute Geschlechterrol-       an den Bedürfnissen der Bevölkerung
                                           lenbilder zu schlechterer Versorgung        und nicht an den Niederlassungsinteres-
Gesundheitstagung am 12. Mai, die Re-      führen, war ein gedanklicher Ausflug,       sen der Kassenärztlichen Vereinigungen
ferentInnen v.l.n.r.: Thomas Böhm, Lo-     den man in der sonst sehr männerlasti-      richtet, mussten auf dieser Tagung vor-
thar Schuchmann, Ronald Borkowski,         gen Gesundheitsszene selten hörte.          erst zurückstehen. Alles in Allem aber
Marianne Linke, Harald Weinberg, Mo-           Auf der Finanzierungsseite des          zeigte sich deutlich: Die Linke hat gute
nika Knoche, Günter Busch.                 Gesundheitssystems wurde das Mo-            Fachleute und alle Veranlassung, das
                                           dell der Bürgerversicherung von             Thema Gesundheit stärker nach außen
bewerb um billige Angebote würde den       Harald Weinberg (linker MdB im              zu transportieren.
Druck auf das Pflegepersonal verstär-      Gesundheitsausschuss) ausführlich vor-            Monika Knoche, Ronald Borkowski
ken, und die gesetzlich Versicherten
sollen ihr freies Zugangsrecht zu den
Krankenhäusern verlieren, wenn es da-      Krankenhauswesen im Flächenkreis
nach geht.
     Ob eine tarifpolitische Regelung      Biberach
des Pflegepersonalschlüssels dabei aus-    Der Kreis Biberach unterhielt bis 2011      ein riesiger Investitionsstau festgestellt,
reicht, um das Auspressen der Klinik-      vier unterschiedlich große Kreiskran-       verursacht durch neue Herausforderun-
beschäftigten einzudämmen, wurde im        kenhäuser, die alle der Grundversorgung     gen zum Teil der Medizin, zum Teil der
Laufe der Diskussion bezweifelt. Die       dienten. Der große Flächenlandkreis         Technik, zum Teil durch neue rechtliche
flächendeckende Einführung der Fall-       war dadurch medizinisch einigermaßen        Regelungen, zum Teil aber auch durch
preispauschalen hat starke und zwin-       gleichmäßig wohnortnah versorgt.            die Gewinnerzielungsabsicht der Kran-
gende Systemwirkungen: Einstieg in die         Diese Kliniken waren bis zum Jahr       kenhaus-GmbH. So wie bisher waren die
Privatisierung und Deregulierung, De-      2005 ein Eigenbetrieb des Landkrei-         Kliniken im Kreis jedenfalls nicht weiter
qualifizierung der vornehmlich weibli-     ses. Die Finanzierung erfolgte aus dem      zu betreiben.
chen Beschäftigten, Sterben öffentlicher   Kreishaushalt. Die Verwaltung und               Im März 2011 beschloss der Kreis-
Allgemeinkrankenhäuser und steigende       Ausschüsse des Kreistags steuerten          tag, die kleinste der drei Kliniken zu
Krankenhauskonzernmacht. Die Patien-       und überwachten den Betrieb. Danach         schließen und in ein „Gesundheitszen-
tInnen werden zu Kunden, deren Krank-      wurde der Eigenbetrieb in eine GmbH         trum“ umzuwandeln. Diese Absicht
heiten vorwiegend noch wirtschaftliche     umgewandelt, deren Gesellschafter der       scheiterte allerdings bis heute, auch an
Erfolgsfaktoren sind. Inzwischen neh-      Kreistag war. Das war gewissermaßen         der mangelnden Kooperation der nie-
men beispielsweise Diagnosen zu, die       die „Ursünde“. Der Aufsichtsrat wurde       dergelassenen Ärzte. Gleichzeitig wurde
den Krankenhäusern mehr Geld bei ge-       aus dem Kreistag besetzt, Aufsichts-        beschlossen, in Biberach ein Kranken-
ringerem Aufwand pro Fallzahl bringen.     ratsvorsitzender war der Landrat. An        haus neu zu bauen und die beiden ande-
     Mit der Forderung an Verdi, die po-   die Stelle des Dezernenten trat ein Ge-     ren in Riedlingen und Laupheim „fort-
litisch falsche Entscheidung zugunsten     schäftsführer. Nach der Kommunalwahl        zuentwickeln“. D.h. nicht mehr an allen
der rot-grünen Fallpauschalen zurück zu    2009 fanden mehrere Klausurtagungen         Standorten wurden alle Abteilungen wie
nehmen und sich gegen Markt und Wett-      zum Thema statt. Dabei wurde vor allem      Geburtshilfe, Gynäkologie, Chirurgie
Sie können auch lesen