Landesinfo Baden-Württemberg - DIE LINKE. Baden ...
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Nr. 2, Juli 2012 Landesinfo Baden-Württemberg iStockphoto.com/macfoto80 Fiskalpakt Die LINKE sagt Nein! Seite 4 Landespolitik Klasse Kitas für Ihnen einen unsere Kinder!Seite 7 Gesundheitswesen schönen Krankenhäuser im Flächenkreis Urlaub! Seite 10 Linksjugend Vernetzung, Azubi- Der Kellnerin konferenz Seite 12 In den Kommunen einen guten Wohnen, OB-Wahl, Asyl, gegen Lohn! Nazis … Seite 13 Landesparteitag „Lohndumping bekämpfen“ Seite 21
Seite 2 Linke. Landesinfo Baden-Württemberg Inhalt Zu den Ergebnissen des Bundesparteitags der LINKEN in Göttingen Wir sagen Nein zum Fiskalpakt! 4 Liebe Genossinnen und Genossen, Gemeinsamkeiten groß sind. Jetzt geht der Parteitag in Göttingen war ein Er- es darum, im Land aktionsorientierte folg für DIE LINKE. Wir haben eine Impulse zu setzen, wie zum Beispiel un- Klasse Kitas für unsere Kinder! 6 neue Parteispitze mit Katja Kipping sere Urlaubskartenaktion gegen prekäre und Bernd Riexinger als Vorsitzen- Beschäftigung und unsere begonnene de, den neu gewählten stellvertreten- Kampagne „Klasse Kitas für unsere Für ein solidarisches Gesundheits- den Parteivorsitzenden, mit Matthias Kinder“. Dazu findet ihr Anregungen wesen 9 Höhn als Bundesgeschäftsführer und in diesem Landesinfo. Weiter bieten wir Raju Sharma als Bundesschatzmeister. den Kreisverbänden ReferentInnen an Und wir haben einen ausgewogenen Ge- rund um das Thema „Eurokrise, Fiskal- Krankenhäuser im Flächenkreis 9 samtvorstand. Aus Baden-Württemberg pakt, soziales Europa“ und zum Thema sind neben Bernd Riexinger auch Biggi „Grundlagen der Kommunalpolitik“ Ostmeyer, Tobias Pflüger und Michael Außerdem müssen die nächste Bun- Linke.SDS vernetzt sich landesweit 12 Schlecht in den Parteivorstand gewählt destagswahl mit Hochdruck vorberei- worden. Wir gratulieren zur Wahl. tet und die Wahlkämpfe für die Damit ist die Personalde- Landtagswahlen in Nieder- Zivilklausel für Hochschulen! 12 batte beendet. Maßgebliche sachsen und Bayern unter- Genossinnen und Genos- stützt werden. Nach der sen aus allen Landesver- Sommerpause werden in Freiburg: Wenn MieterInnen in bänden, die lieber Diet- allen 38 Wahlkreisen in Aktien wohnen …14 mar Bartsch als Bernd Baden-Württemberg Di- Riexinger an der Spitze rektkandidatinnen und gesehen hätten, haben Direktkandidaten für die Linke Stuttgart unterstützt Hannes bereits ihre Unterstützung Bundestagswahl im nächs- Rockenbauch als OB-Kandidaten 15 und solidarische Zusam- ten Jahr nominiert. menarbeit signalisiert. Die von Der Landesverband hat fünf einzelnen Kommentatoren an die gleichberechtigte Sprecherinnen und Mannheim: Asylbewerberheim Wand gemalte Gefahr einer Spaltung Sprecher des Landesvorstandes. Bernd schließen! 17 der Partei entbehrt der Grundlage. In Riexinger und Sybille Stamm waren mit Baden-Württemberg arbeiten Mitglie- der rechtlichen Vertretung des Landes- der und Vorstände der verschiedenen vorstandes, z.B. gegenüber der Wahl- Die Terroristen der NSU 18 Gliederungen des Landesverbandes seit leiterin, beauftragt. Diese Aufgabe wird jeher gut zusammen, auch wenn sie zu Sybille Stamm in den nächsten Wochen Einzelfragen unterschiedlichen Flügeln allein wahrnehmen. Sie hat dabei die angehören. Unterstützung des gesamten Landesvor- Das nächste Landesinfo erscheint Anfang Ok- Mit Katja Kipping und Bernd Rie- standes. tober 2012. xinger wird das Spektrum der Linken in Die notwendig gewordene Nachwahl Ost und West in hohem Maße abgedeckt. für den Landesvorstand ist vorgeschla- Redaktionsschluss für das Landesinfo 3/2012 ist Die Arbeitsgrundlage ist das Erfurter gen für die nächste reguläre Tagung des der 20. September. Programm vom Herbst 2011. Auch der Landesparteitages. in Göttingen fast einstimmig verab- Bernhard Strasdeit Beilagenhinweis: „Klar“, Zeitung der Bundes- schiedete Leitantrag beweist, dass die (Geschäftsführer des Landesvorstand) tagsfraktion DIE LINKE Bezug: Das Landesinfo ist das Informationsorgan der Partei DIE LINKE. Baden-Württemberg. Es erscheint vier- bis fünfmal im Jahr. Der Bezug des Landesinfo ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Herausgeber und Verlag: DIE LINKE. Baden- Württemberg, Marienstr. 3a, 70178 Stuttgart, Tel. 0711-241045, Fax 0711-241046, e-mail: info@ die-linke-bw.de Redaktion: Ute Gsöls-Puhl, Barbara Hoffmann, Alfred Küstler, Dirk Spöri, Bernhard Strasdeit (verantw.), Lars Stern und Matthias Paykowski. Für Antragsmaterialien, Mitteilungen, Protokolle und Adressen ist der Landesvorstand verant- wortlich. Inhaltliche Beiträge, LeserInnenbriefe, Stellungnahmen usw. sind herzlich willkommen. Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht. Herstellung: GNN-Verlag, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart, e-mail: stutt.gart@gnn-verlage.com Druck: Druckhaus Dresden GmbH, Bärensteiner Die baden-württembergischen Parteitagsdelegierten und Gäste mit dem neuen Str. 30, 01277 Dresden. Bundesgeschäftsführer Mathias Höhn in Göttingen.
… nach dem Parteitag Linke. Landesinfo Baden-Württemberg Seite 3 Bernd Riexinger: Aufbruch organisieren – Antworten auf die drängenden Fragen liefern Bernd Riexinger, bisher Landessprecher widerliche Entwicklung die wir nicht Millionäre und Milliardäre. Sie können der LINKEN in Baden-Württemberg und akzeptieren können. Es ist unerträglich, ihre Kinder in die Privatschule schicken, Verdi-Geschäftsführer in Stuttgart, ist dass wir eine zunehmende Prekarisie- Schwimmbäder neben der Doppelgarage auf dem Bundesparteitag der LINKEN rung der Lebens- und Arbeitswelt erle- errichten und für einen Theaterbesuch zum Parteivorsitzenden gewählt wor- ben, Stress und Angst zunehmen und ins Ausland reisen. Was aber wäre, wenn den. Zahlreiche Glückwünsche gingen die Menschen gegeneinander ausgespielt die Mehrheitsverhältnisse im Bund sich dazu im Landesbüro ein. Ko-Partei- werden. Wir werden deshalb in den ändern, können wir den Fiskalpakt dann vorsitzende ist Katja Kipping. Beide kommenden Monaten unsere parlamen- kündigen, einen anderen Kurs einschla- stellten nach ihrer Wahl gemeinsam ein tarischen und außerparlamentarischen gen? Die fatale Antwort lautet Nein: 120-Tage-Programm vor, mit dem ein Aktivitäten für einen flächendeckenden Mitgliedsstaaten können den Vertrag neuer Aufbruch der LINKEN eingeleitet Mindestlohn, gegen Leiharbeit und für nicht kündigen, er hat eine Ewigkeits- werden soll. Für das Landesinfo fasste eine armutsfeste Rente fortsetzen. Es garantie. uns Bernd die wichtigsten Punkte zu- ist doch bezeichnend, dass die neuen sammen: Koalitionäre in NRW – SPD und Grüne Kampf um das Öffentliche – meinen, mit einem Mindestlohn von aufnehmen In den kommenden 120 Tagen gilt es ei- 8,50 Euro sei die Rente „armutsfest“. Eine absehbare Folge dieser wahn- nen neuen Aufbruch für DIE LINKE zu Dabei ist heute schon klar, dass sich witzigen Politik ist schon heute klar. organisieren. Zum einen wollen wir ein- die Situation in den kommenden Mo- Wenn die Schulden nur über die Aus- laden, unsere Partei partizipativer zu ge-naten weiter zuspitzen wird, wenn der gabenseite zurückgeführt werden sol- stalten, wollen die Kunst des Zuhörens „Fiskalpakt“ in Kraft ist. Damit wird len, Löhne und Gehälter, Renten und stärken, Mitglieder zum Mitmachen und Angela Merkels falsche Finanz- und Sozialleistungen, öffentliche Ausgaben Mitdiskutieren einladen. Hier sind wir Europapolitik in Stein gemeißelt. Davon, aber nicht mehr weiter gekürzt wer- auf einem guten Weg und die ersten Er- dass unterregulierte Finanzmärkte, Un- den können, dann rückt für den Staat fahrungen sind ermutigend. Die zweite gleichgewichte in den Außenhandelsbi- eine andere Einnahmequelle in den Fo- Botschaft die wir aussenden: DIE LIN- lanzen und eine ungerechte Lohnpolitik kus. Meine Antwort wäre klar. Höherer KE liefert Antwor- Spitzensteuersatz, ten auf die drängen- Ver mögensabgabe den Fragen, steht für zur Bewältigung gute Arbeit, für ein der Krise, Millio- soziales Europa, für närssteuer etc. Dies ein Ende des Privati- ist aber nicht der zu sierungswahns. Ge- erwartende Kurs. meinsam mit den so- Vielmehr werden zialen Bewegungen, wir einen weiteren den Gewerkschaften Privatisierungswahn und vielen ande- erleben. Infrastruk- ren wollen wir das tur – öffentliches Ende einer Politik, Eigentum wie Woh- die den Menschen nungen, Stadtwerke in Deutschland und oder Krankenhäuser Europa immer mehr werden verhökert Opfer abverlangt, werden. Erste Vor- um den Reichtum boten erleben wir Weniger zu mehren schon. In Berlin soll und uns für eine Po- die S-Bahn teilpri- litik für die Mehrheit Die neuen Vorsitzenden der LINKEN: Katja Kipping und Bernd Riexinger vatisiert werden und der Bürgerinnen und in Deutschlands Bürger einsetzen – für soziale Gerech- die gegenwärtige Krise ausgelöst haben Großstädten fehlen schon heute 100 000 tigkeit, Umverteilung von oben nach und eben nicht zu hohe Löhne, zu hohe Wohnungen. Ursache ist u.a. der Rück- unten und ein faires Miteinander. Sozialleistungen und zu hohe öffent- zug des Bundes aus der staatlichen Woh- liche Ausgaben, ist in ihrem Weltbild nungsbauförderung von der besonders Prekarisierung geht weiter. kein Platz, das ist fatal und wird sich Menschen mit normalen und niedrigen Die gegenwärtige Situation ist rächen. Die Bürgerinnen und Bürger Einkommen profitiert haben. Es gilt des- unerträglich. kennen die Realität in ihren Städten und halb den Kampf um das Öffentliche Mittlerweile arbeiten bei uns knapp 23 Gemeinden, wissen, dass schon heute anzunehmen, den Diebstahl öffentlichen Prozent aller Beschäftigten zu Niedrig- Schulen verfallen, Theater geschlossen Eigentums nicht länger hinzunehmen. löhnen – in Minijobs, Leiharbeit, Teil- werden und Schwimmbäder verfaulen. Das Zutrauen in Politik, auch in LIN- zeit und befristeten Arbeitsverhältnis- All dies wird durch den „Fiskalpakt“ KE, hat in den letzten Jahren gelitten. sen. Gleichzeitig hat sich seit Ausbruch multipliziert. Diese Schuldenbremse Dies darf aber kein Grund zum Nach- der Krise das Vermögen der Reichen wird kommunale Ausgaben minimie- lassen sein, im Gegenteil. Wir müssen und Reichsten kontinuierlich vermehrt. ren. Die einzigen, die sich eine solche heute intensiver als je zuvor für einen In Deutschland leben heute mehr Mil- Politik leisten können, sind die Profi- Politikwechsel werben und sind dazu lionäre als jemals zuvor. Das ist eine teure der gegenwärtigen Situation, die bereit.
Seite 4 Linke. Landesinfo Baden-Württemberg Nein zum Fiskalpakt … Katja Kipping: Wir sagen Nein zum Fiskalpakt Und es soll Wachstumsimpulse ge- ben! Das naheliegende wird komplett Die Vorsitzende der LINKEN, Katja Kip- Fiskalpakt puren Sozialabbau. ausgeblendet, ist überhaupt nicht dis- ping, erklärte zu der Einigung zwischen DIE LINKE sagt im Bundestag zum kutiert worden: Auf Druck vor allem Schwarz-Gelb und Rot-Grün über die Fiskalpakt als einzige Fraktion geschlos- von Merkel wird Europa bis 2014 mit Verabschiedung des Fiskalpakts: sen Nein. Wir können keinem Gesetz Sozial- und anderen Haushaltskürzun- zustimmen, das die Lebenschancen der gen von mehr als 500 Milliarden Euro Die Einigung zwischen Rot-Grün und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, überzogen. Dies hat zur Folge, dass die Schwarz-Gelb löst die Grundprobleme der Rentnerinnen und Rentner und der Wirtschaft nicht nur in Griechenland, des Fiskalpakts nicht. Die Kürzung von Erwerbslosen nachhaltig einschränkt. sondern auch in Spanien und Italien Löhnen, Renten und Sozialleistungen Wir können nicht Ja sagen, wenn per immer stärker einbricht und der Kollaps wird in Marmor gemeißelt. Zu allen Gesetz demokratische Kernrechte des droht. Wer meint diese gefährliche Lo- Fragen der Wachstumsförderung und Parlaments eingeschränkt werden. Wir gik verstanden zu haben und Wachstum Finanzmarktregulierung gibt es hinge- werden uns entschieden dagegen weh- fordert, der müsste ja wohl erst einmal gen nur unverbindliche Absichtserklä- ren, dass die Lasten der europäischen diese Kürzungen stoppen. Oder zumin- rungen. Der Fiskalpakt ist und bleibt Wirtschafts- und Bankenkrise auf die dest massiv abschwächen. ein Sargnagel für die europäische Idee. Bürgerinnen und Bürger abgewälzt wer- Stattdessen wurde in der Arbeits- Eine wirkliche Beteiligung der Profi- den. Wir werden, falls eine Mehrheit gruppe Wirtschaft im Sandkasten ge- teure und Verursacher der Krise an in Bundestag und Bundesrat Fiskalpakt spielt. Als die Bundesregierung ver- den Finanzmärkten ist nicht vorgesehen. und ESM verabschiedet, vor dem Bun- sprach sich für eine Kapitalaufstockung Ohne eine drastische Besteuerung hoher desverfassungsgericht klagen und eine um zehn Milliarden bei der Europäi- Vermögen und Einkommen ist kein Aus- Eilentscheidung beantragen, um die schen Investitionsbank stark zu machen, weg aus der Krise möglich. Ohne eine Ratifizierung im Hauruckverfahren zu geriet der Unterhändler der SPD, der gerechte Lastenverteilung bedeutet der stoppen. stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hubertus Heil vor Verzückung glatt ins Michael Schlecht: SPD und Grüne stimmen Schwärmen. Schnell wurde ausgerech- net, dass so in den nächsten vier Jahren Fiskalpakt zu zusätzliche Kredite von 60 Milliarden Euro möglich sein könnten. Damit wird eine scharf wirkende euro- destens neun Länder gefunden werden, Ein „wunderbarer“ Wachstumsim- paweite Schuldenbremse im Grundge- die mitmachen und sich in wenigen puls: Erst knüppelt man die Länder mit setz festgeschrieben. Und zwar mit einer Monaten einigen. Die Gefahr des Schei- Kürzungen von mehr als 500 Milliarden „Ewigkeitsgarantie“. In Zukunft kann terns ist riesengroß. Ist dies der Fall, herunter und dann bietet man ihnen Kre- keine andere Mehrheit im Bundestag die dann „wird sich die Bundesregierung dite von vier mal 15 Milliarden an. Wenn Regelung wieder streichen. dafür einsetzen, eine Besteuerung in viele Unternehmen dann erst mal pleite Dann werden die Staatshaushalte möglichst vielen Mitgliedsstaaten im sind, wird es auch keine Kreditnachfra- auf Teufel komm raus herunter gekürzt, Rahmen der zwischenstaatlichen Zu- ge geben. der Sozialstaat europaweit weiter zu- sammenarbeit zu erreichen,“ so heißt SPD und Grüne haben ihr Feigen- sammengeknüppelt. Denn: Haushalts- es in dem Beschlusspapier. Na prima, blatt. Sie wollen von Anbeginn an die sanierung mit Mehreinnahmen durch sagt sich da die FDP, dann wird es wohl Schuldenbremse, die sie ja für Deutsch- massive Besteuerung von Vermögenden kaum bis zur nächsten Bundestagswahl land selbst vor wenigen Jahren mit ein- und Reichen ist nicht vorgesehen! Etwa eine Finanztransaktionssteuer geben. geführt haben, auf Europa in verschärf- eine groß dimensionierte europaweite Hinzu kommt, dass „die Auswirkung ter Form übertragen. Vermögensabgabe für Millionäre und der Steuer auf … die Realwirtschaft (!!! SPD und Grüne wollen faktisch ihre Milliardäre ist für Union, FDP, SPD und d.V.) zu bewerten und negative Folgen Politik der Agenda 2010 fortsetzen. Des- Grüne tabu. Damit wäre es möglich die zu vermeiden“ sind. Na, noch besser, halb stehen sie an der Seite von Merkel europaweite Verschuldung massiv zu sagt sich da FDP-Mann Brüderle, da und Brüderle. Die Dramatik beschreibt drücken. haben wir einen weiteren Hebel um die der österreichische Wirtschaftswissen- Offiziell erklärten SPD und Grü- Finanztransaktionssteuer ins Leere lau- schafter Stephan Schulmeister: „Gegen ne in den letzten Wochen, sie wollten fen zu lassen. Denn: Eine Finanztrans- den Fiskalpakt ist Hartz IV eine Lap- nur zustimmen, wenn eine Finanztrans- aktionssteuer ohne „negative Folgen“, palie.“ aktionssteuer und Wachstumsimpulse also Kosten für „die Realwirtschaft“ ist (Michael Schlecht, MdB, Chefvolkswirt gleichzeitig mit vereinbart würden. An- schier undenkbar. der Bundestagsfrakton) geblich sei dieses Ziel jetzt erreicht. Das „Entgegenkommen“ der Regierung ist jedoch mehr als dünn und vage, es gleicht einem Feigenblatt für SPD und Grüne. Und um mehr ging es nie. Dies wurde auch in den Verhandlun- gen deutlich. Ich habe selbst erlebt, wie in der Arbeitsgruppe Wirtschaft SPD und Grüne ihre ohnehin bescheidenen Forderungen eher bettelnd vortrugen. Sie hätten offensiv mit der Verweige- rung der Zustimmung im Parlament dro- hen können. Da sie das nicht wollten, haben sie damit auch nicht gedroht. Bis Ende 2012 wird eine europäische Regelung für eine Finanztransaktions- steuer angestrebt. Dazu müssen min- Blockupy-Demonstration in Frankfurt am 26. Mai. Fotos: Jürgen Patzelt
… Nein zum Fiskalpakt! Linke. Landesinfo Baden-Württemberg Seite 5 Antrag der LINKEN (Auszüge) im Deutschen Bundestag (17/10153) vom 27. Juni: „Ratifizierung des Fiskalvertrags stoppen – Maßnahmen für nachhaltiges Wachstum und eine ursachenorientierte Politik zur Krisenbewältigung einleiten“ Neustart für ein freies, demokratisches, soziales, ökologisches und friedliches Europa I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: demokratische Budgetverantwortung bart. nebst eines verbindlichen Zeitplans 1. Der Bundestag lehnt das Gesetz zur des jeweiligen Bundestags folgt. Eine zur Erreichung dieser Vorgabe in allen Ratifizierung des „Vertrags über Stabi- Aufhebung oder Änderung dieser Be- Mitgliedstaaten; lität, Koordinierung und Steuerung der stimmungen durch den deutschen Ver- g) sich dafür einzusetzen, dass die Wirtschafts- und Währungsunion“ ab. fassungsgeber soll durch den Fiskalver- krisenverschärfende Sparpolitik so- 2. Eurozone und Europäische Union trag sogar dauerhaft unmöglich gemacht fort beendet und ein umfassendes Zu- (EU) befinden sich in der Krise (…) werden. Das Ratifizierungsgesetz zum kunftsinvestitionsprogramm von min- Die ökonomische und soziale Situation Fiskalvertrag verstößt damit gegen auch destens 3 Prozent der europäischen Griechenlands bleibt dramatisch. (…). gegen die Ewigkeitsgarantie des Artikel Wirtschaftsleistung aufgelegt wird, das Die Austeritätspolitik gefährdet zuneh- 79 Absatz 3 GG. insbesondere den sozial-ökologischen mend die wirtschaftliche und soziale II. Der Deutsche Bundestag fordert Umbau befördert und die Jugendarbeits- Entwicklung. Um die längst nicht nur die Bundesregierung auf, losigkeit abzubauen hilft; im südlichen Euroraum drohende Re- 1. die Ratifizierung des „Vertrags h) sich für eine koordinierte europäi- zession abzuwenden und die angebli- über Stabilität, Koordinierung und Steu- sche Steuerpolitik einzusetzen, die Steu- che „Schuldenkrise“ zu überwinden, erung in der Wirtschafts- und Wäh- erhinterziehung und Schattenfinanzplät- braucht Europa nachhaltige Wachstum- rungsunion“ bzw. des Fiskalvertrags ze wirksam bekämpft sowie Steuerdum- sprogramme, eine effektive Regulierung nicht weiter zu verfolgen und das Gesetz ping verhindert; der Finanzmärkte und eine umfassende zur Ratifizierung der Vertragsänderung i) alles in ihrer Macht stehende zu Reform der Staatsfinanzierung. zurückzuziehen (…). tun, um in der EU im Rahmen der 3. (…) Der Vertrag sieht Sanktio- 2. (…) bei Mitgliedstaaten dafür zu nen bei Regelverstößen vor und greift werben, den Fiskalvertrag nicht zu ra- damit massiv in die Haushaltssouverä- tifizieren; nität der Staaten ein. Die strikten fiskal- 3. die wirklichen Krisenursachen zu politischen Regeln werden europaweit bekämpfen und deshalb zu einem beschleunigtem Staats- und a) sich dafür einzusetzen, dass die Sozialabbau sowie zur fortschreitenden öffentlichen Haushalte der Eurozone Aushöhlung von Arbeitnehmerrechten vom Diktat der Finanzmärkte befreit führen. Sie machen eine aktive antizy- werden, indem eine Bank für öffentli- klische Konjunkturpolitik unmöglich, che Anleihen ohne Umweg über private hemmen das Wachstum und vertiefen Banken und ohne Zinsaufschlag den das sozio-ökonomische Gefälle zwi- Staaten Kredit einräumt und sich bei der schen den Mitgliedsländern weiter. Der Europäischen Zentralbank refinanziert; Fiskalvertrag soll den Austeritätskurs b) sich dafür einzusetzen, dass bei somit nicht nur fortsetzten, sondern ver- überschuldeten Staaten ein ausreichen- schärfen, vertraglich bindend festschrei- der Schuldenschnitt erfolgt und dass ein ben und unumkehrbar machen. Insolvenzverfahren für Staaten geschaf- Verstärkten Zusammenarbeit die un- 4. (…) Die am 24. Juni 2012 ge- fen wird, welches einen rechtzeitigen verzügliche Einführung einer Finanz- troffene Einigung mit den Ministerprä- und ausreichenden Schuldenschnitt zu- transaktionssteuer auf alle börslichen sidenten enthält zwar Zugeständnisse künftig in einem geordneten Verfahren und außerbörslichen Wertpapierumsät- an Länder und Kommunen, die durch ermöglicht; ze, Derivate- und Devisenumsätze mit den Fiskalvertrag massiv unter Druck c) sich dafür einzusetzen, eine EU- einem Steuersatz von mindestens 0,05 geraten, da dessen Vorgaben zu Neu- weit koordinierte Vermögensabgabe zur Prozent nach dem Ansässigkeitsprinzip verschuldung und Schuldenabbau stren- Krisenfinanzierung heranzuziehen; umzusetzen, um Handelsverlagerungen ger sind und schneller greifen als die d) sich dafür einzusetzen, die zu vermeiden, und darüber hinaus ent- deutsche Schuldenbremse. Die Zusagen Finanzmärkte streng zu regulieren und schieden darauf hinzuwirken, dass die der Bundesregierung sind jedoch nicht einen Gesetzentwurf vorzulegen, der Finanztransaktionssteuer auch in der ge- ausreichend, so dass Länder und insbe- eine Vergesellschaftung der privaten samten EU umgesetzt wird; sondere Kommunen mit Inkrafttreten Großbanken vorsieht und diese Banken 4. sich für eine grundlegende Reform des Fiskalvertrags zu weitreichenden auf die Kernfunktionen Zahlungsver- der EU-Verträge einzusetzen (…) und Kürzungen gezwungen werden. kehr, Ersparnisbildung und Finanzie- ein Neustart für ein freies, demokrati- 5. Der Fiskalvertrag verletzt grund- rung zurückführt; sches, soziales, ökologisches und fried- legende Prinzipien der Demokratie in e) unverzüglich Gesetzentwürfe für liches Europa zu ermöglichen. Dabei Deutschland und Europa, da er die Ent- geeignete Maßnahmen – wie einen ge- dürfen weder die demokratischen Rech- scheidungsspielräume der nationalen setzlichen Mindestlohn von 10 Euro pro te der mitgliedsstaatlichen Parlamente Parlamente in der zentralen Frage der Stunde – vorzulegen, die die Inlands- noch die des Europäischen Parlaments Haushaltsgestaltung massiv einschränkt nachfrage erhöhen und Leistungsbi- geschmälert oder umgangen werden; und das Budgetrecht faktisch außer lanzungleichgewichte auch mit anderen 5. zum Zweck einer solchen Reform Kraft setzt, wenn ein Staat die Defi- Staaten abbauen; der EU-Verträge vorzuschlagen, einen zit- und Schuldenabbauregeln verfehlt. f) sich im Rat der Europäischen Konvent einzuberufen, der die Zusam- Auch das Europäische Parlament (EP) Union dafür einzusetzen, dass entspre- mensetzung sowohl des Europäischen wird völlig marginalisiert. Nicht zuletzt chend der Entschließung des Europäi- Parlaments als auch der nationalen Par- verstößt der Fiskalvertrag auch gegen schen Parlaments vom 9. Oktober 2008 lamente angemessen widerspiegelt und das deutsche Grundgesetz (GG). Eine (2008/2034(INI)) die EU eine Zielvor- Zivilgesellschaft und Sozialpartner ein- Schuldenbremse ist nicht nur unverein- gabe zum Niveau von Mindestlöhnen bindet. Über das Ergebnis des Konvents bar mit dem Demokratieprinzip nach in Höhe von mindestens 60 Prozent des sollen die Bevölkerungen der EU in Artikel 20 Absatz 2 GG, aus dem die nationalen Durchschnittslohns verein- einem Referendum entscheiden.
Seite 6 Linke. Landesinfo Baden-Württemberg Solidarität konkret … Betriebsräte fordern Politik Solidarität mit den Beschäftigten bei Iveco Magirus in Ulm und Weisweil! Beim LKW-Hersteller Iveco Magirus AG in Ulm, einem Unternehmen des Fiat-Konzerns, sollen Hunderte von Ar- beitsplätzen abgebaut und nach Spanien verlagert werden. Auch im badischen Iveco-Magirus-Standort Weisweil ban- gen die Kollegen um ihre Arbeitsplätze. Dabei zeichnet sich folgende Konzern- strategie ab: Schritt 1: Rasche Einstel- lung der LKW-Produktion in Ulm bis zum 24. September und Verlagerung nach Madrid. Schritt 2: Schließung von Brandschutzproduktionsstandorten in Weisweil (Baden), in Chambery (Frank- reich) in Kainbach (Österreich) und eventuell in Görlitz (Sachsen) bis zum Jahresende und Verlagerung nach Ulm, getarnt als (Ersatz-)Arbeitsplätze für LINKE Freiburg: Aktion gegen Fiskalpakt Ulm. In Wirklichkeit ist das ein Konzept Ein dutzend Aktive aus der Freiburger LINKEN haben am 17. Juni, auf der Blauen Brücke in Freiburg gegen den Fiskalpakt und in internationaler Solidarität gegen die europaweite Kürzungspolitik demonstriert. Mit Transparenten wurden SPD und Grünen und deren Bundestagsabgeordnete aufgefordert, gemeinsam mit der LINKEN „Nein zum Fiskalpakt, Ja zur Demokratie“ zu sagen und bei der Bundes- tagsabstimmung den Fiskalpakt abzulehnen. Das wäre ein Beitrag aus Deutschland zur Unterstützung der Menschen in Griechenland und Spanien, die von der Merkel- Regierung und durch die Sparpakete immer stärker in die Armut gedrängt werden. Heilbronn, 13.6.12. Im Rahmen einer Unterschriftenaktion zeigten sich mehr als 1.300 Beschäftigte aus dem Unter- land solidarisch. Die Unterschriftenlis- ten wurden auf der Betriebsversamm- lung bei CNH Deutschland in Heilbronn an den Betriebsrat von Iveco-Magirus Brandschutztechnik (Weisweil) überge- ben. Auf unserem Bild von links: Johan- nes Müllerschön (BRV CNH Deutsch- land), Stefan Beha, Michael Hoffeat (Betriebsräte Iveco-Magirus Brand- schutztechnik Weisweil) Quelle: http://www. neckarsulm.igm.de/news/meldung.html?id=52567 zur industriellen Zentralisierung und Rationalisierung der bisher eher regional und handwerksmäßig organisierten Pro- Solidarität mit Schlecker-Frauen duktion von Brandschutztechnik. Paral- Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Richard Pitterle besuchten im März lel zu beiden Schritten ist das Kassieren 22. Mai Betriebsrätinnen von Schlecker mit ihrer Verdi-Gewerkschaftssekretärin von Steuer- und EU-Mitteln für die Christina Frank den Deutschen Bundestag in Berlin. Dort wurde der aktuelle Schaffung angeblich neuer Arbeitsplätze Stand der Schlecker-Insolvenz erörtert und Möglichkeiten zum Erhalt weiterer in Spanien und anderswo vorgesehen Arbeitsplätze und der Einrichtung einer Transfergesellschaft beraten. Gregor Gysi oder sogar ursächlich. Danach wird un- diskutierte mit den Kolleginnen über arbeitnehmerorientierte Wirtschaftspolitik, auffällig weitergemacht wie bisher als Demokratie in der Arbeitswelt und Lohnpolitik. Gregor Gysi und Richard Pitterle sei nichts geschehen, nur noch profitab- erklärten ihre Solidarität mit der Belegschaft. – Inzwischen sind die 600 Schlecker- ler. Diese Strategie kommt ins Wanken. Filialen geschlossen. Bernd Riexinger forderte eine Qualifizierungsgesellschaft, Aktuell über 25 000 Unterstützungs- um allen Beschäftigten eine verlässliche, qualifizierte und fair bezahlte Berufsper- unterschriften „Für eine Zukunft der spektiven zu bieten. Die linken Bundestagsabgeordneten aus Baden-Württemberg Iveco Arbeitsplätze in Deutschland und forderten am 29. Juni von Wirtschaftsminister Nils Schmid und der Landesregierung in Europa“ – „Für ein Miteinander ohne die Unterstützung eines Genossenschaftsmodells zur Weiterführung von Filialen, Standortkonkurrenz“ stehen ebenso ge- insbesondere zum Erhalt der Infrastruktur im ländlichen Raum. gen diese Konzernstrategie wie gemein-
… Solidarität konkret Linke. Landesinfo Baden-Württemberg Seite 7 eingeschaltet. Der baden-württembergi- Fiat/Iveco Standorten unter anderem aus sche Wirtschaftsminister Nils Schmidt Weisweil, Heilbronn, Reutlingen, Ber- gründete eine Task Force Iveco und lin, Potsdam, Dresden und München. bekam sogar einen Termin beim Iveco- Davor hat sich in Ulm ein Bürgerforum Manager Alfredo Altavilla. Der Ulmer Pro Iveco Magirus medienwirksam ge- OB Gönner und Hilde Mathis, SPD- gründet und die Unterstützungsarbeit MdB in Ulm, haben Unterstützung zu- aufgenommen. gesagt. Am Rande des „Ulmer Südwest Die Frage um die Zulässigkeit von Presse“-Forum mit dem EU Kommissar EU- und staatlichen Subventionen im Günther Oettinger wurde diesem das Zusammenhang mit Produktionsverla- Anliegen der Ulmer Belegschaft ebenso gerungen innerhalb der EU könnte sich DIE LINKE unterstützt Iveco-Beschäf- vorgetragen, unterstützt durch 17-Iveco- noch als Schlüsselfrage herausstellen. tigte gegen Entlassungen! Kolleginnen und -Kollegen mit ihren Immerhin sind da 500 Millionen Euro im Ulm, 23.6.12. Michael Schlecht (MdB- schwarzen „Wir sind Iveco Magirus“- Gespräch ohne die der geplante Transfer DIE LINKE) und Eva-Maria Glathe- T-Shirts. Der Bundestagsabgeordnete für den Konzern uninteressant werden Braun (DIE LINKE, KV Ulm) beim Richard Pitterle (DIE LINKE) lud Be- könnte. Sicher ist, dass ohne weiteren Unterschriftensammeln in der Innen- triebsräte der Heilbronner Fiat Betriebe heftigen Druck von Belegschaften, Be- stadt am Iveco-Infostand. Rechts im Bild in sein dortiges Wahlkreisbüro ein zum triebsräten, Bürgerforum und „Politik“ der KBR-Vorsitzende von Iveco Willy Erfahrungsaustausch. noch nicht mal der gesetzwidrige Zeit- Schmidt. Allein am Samstag, dem 23.6.12, plan der Konzernspitze geknackt werden wurden in der Ulmer Innenstadt 3559 kann. Über eine längere Zeitschiene same Aktionen und standortübergreifen- Unterschriften gesammelt von ca. 150 möchte der Betriebsrat Verhandlungen de Solidaritätsaktionen. Aktivisten im „Wir sind Iveco Magi- beginnen über langfristige Lösungen Bereits kurz nach Publizierung der rus“ T-Shirt. Die Ulmer Beschäftigten für die Standorte ohne betriebsbedingte Verlagerungspläne am 7.5.12 wurde von von Iveco Magirus bekamen dabei bun- Kündigungen und ohne Standortkonkur- IG Metall und Betriebsrat die Politik desweite Unterstützung von weiteren renz. Johannes Müllerschön Klasse Kitas für unsere Kinder! Am 5. Mai fand in Stuttgart die Leidtragende sind besonders Kin- Auftaktveranstaltung für die der aus benachteiligten Familien landesweite Kita-Kampagne der und mit Migrationshintergrund, LINKEN statt. Gastreferentinnen die besondere Förderung benöti- waren Dagmar Schorsch-Brandt gen. Leidtragende sind Familien (stv. Landesleiterin von Verdi), mit geringem Einkommen, die Cornelia Vogel (GEW-Fachgrup- sich keine private Betreuung leis- pe Kitas) und Rosemarie Hein ten können. Leidtragende sind (MdB, Parteivorstand der Lin- alleinerziehende Frauen, die auf- ken). Bernd Riexinger machte die grund fehlender Betreuungsplät- Einleitung, Elke Ehinger mode- ze häufig eine schlecht bezahlte rierte die Veranstaltung. Petra Teilzeitarbeit annehmen müssen. Fritsch, Vereinsvorsitzende des Und schließlich leidet die Ent- landesweiten Kita-Bündnisses, wicklung unseres ganzen Landes stellte die Arbeit ihrer Organisation und Abschlusserklärung der Stuttgarter unter der Abwanderung von Familien deren Positionen vor: bessere Betreu- Tagung der Partei DIE LINKE. Baden- aus Landkreisen mit schlechter sozialer ungsschlüssel, kleinere Gruppen, mehr Württemberg „Klasse Kitas für unse- Infrastruktur. Verfügungszeit, zweckgebundene Lan- re Kinder“ am 5. Mai 2012 Deshalb fordern die Teilnehmerin- deszuschüsse, bundeseinheitliche Ori- Das „Kinderland“ Baden-Württemberg nen und Teilnehmer der Tagung „Klasse entierung. liegt im Bundesgebiet West im Mit- Kitas für unsere Kinder“ (5. Mai 2012 in Das Kita-Bündnis Baden-Württem- telfeld bei der Kinderbetreuung. Um Stuttgart) zusammen mit den Gewerk- berg ist erreichbar unter www.kita-bu- die gesetzliche Verpflichtung des Kita- schaften und dem Deutschen Städte- und endnis.de und lädt zur Mitarbeit ein. Ausbaus bis zum Juli 2013 zu erfüllen, Gemeindebund von der Landesregierung Derzeit wird ein Reader unserer Veran- fehlen nicht nur 26 000 Betreuungsplät- ein Aktionsprogramm für den sofortigen staltung erstellt. DIE LINKE hat inzwi- ze und über 6 000 Erzieher und Erziehe- Ausbau der Kitas im Land. Laut dem schen eine landesweite Postkartenaktion rinnen. Es fehlen Ganztagesplätze und Kita-Urteil, das Nordrhein-Westfalen er- gestartet. Alle Kreisverbände wurden Plätze für die Inklusion von Kindern stritten hat, ist jede Landesregierung zur gebeten, diese zu unterstützen. Die Kar- mit Behinderung. In vielen ländlichen Finanzierung verpflichtet. Wir akzep- ten werden im Landesbüro gesammelt Landkreisen sind noch nicht einmal 10% tieren weder die seit vier Jahren unge- und der Landesregierung bei passender der vorgeschriebenen Plätze vorhanden. löste Finanzkrise noch die so genannte Gelegenheit übergeben. Mit der Karten Diese Notsituation ist Folge einer jahre- Schuldenbremse als Rechtfertigung, die- aktion machen wir Werbung für bes- langen Verschleppung des Kita-Ausbaus se große gesellschaftliche Aufgabe wei- sere Qualität, gebührenfreie Kitas und durch die ehemalige CDU-FDP-Landes- ter hinauszuschieben. Vielmehr muss Umsetzung des Rechtsanspruchs. Mit regierung. die Landesregierung neue Prioritäten für regionalen Veranstaltungen, Gesprächs- Die Leidtragenden dieser Situation unsere Kinder setzen, statt die Eltern mit runden mit Eltern, ErzieherInnen und sind vor allem die Kinder. Denn Ver- schlecht bezahlten Tageseltern und ei- Kommunalpolitikerinnen, Besuchen von säumnisse in der frühen Entwicklung nem völlig unzureichenden „Pakt für Fa- Einrichtungen und Infoaktionen soll die werden später nur mühsam oder gar nicht milien mit Kindern“ zu vertrösten. Die Kita-Kampagne fortgesetzt werden. mehr aufgeholt und kosten viel Geld. wichtigsten Forderungen sind aktuell:
Seite 8 Linke. Landesinfo Baden-Württemberg Klasse Kitas! … • 500 Millionen Euro für den fristge- Kinder bemerkt werden. Umso weni- der Mangelverwaltung. Der empfohlene rechten Ausbau der Kitas, um den ger akzeptabel und verständlich ist die Betreuungschlüssel (U3: 1:3, Ü3: 1:6) Rechtsanspruch der Eltern zu erfül- geplante Einführung des sogenannten muss eingehalten, die Landes-Bildungs- len und Klagen gegen die Kommu- Betreuungsgeldes. pläne müssen umgesetzt, die Finanzmit- nen abzuwenden Eine bessere Infrastruktur im Be- tel erhöht werden. • Verbesserung des Personalschlüssels reich der frühkindlichen Pädagogik Je jünger ein Kind desto mehr sollte in den Kitas und deutliche Erhöhung kann langfristig steuerliche Mehrein- in seine Bildung, Erziehung und Betreu- des Entgelts für Tageseltern, damit nahmen von 14 Milliarden Euro jährlich ung investiert werden. Versäumnisse im die Betreuung attraktiver für junge einbringen! Kleinkindalter sind später nur sehr be- Menschen wird In unserem Land wird wenig zum grenzt wieder aufzuholen. Leider wird • Deutliche Erhöhung der Ausbil- Thema frühkindliche Pädagogik ge- bei uns genau umgekehrt verfahren: Das dungsplätze für Erzieher und Erzie- forscht, es gibt nur wenige Professo- Jahresgehalt etwa eines Lehrers/einer herinnen, um mittelfristig den Perso- renstellen für Elementarpädagogik. Al- Lehrerin im Oberstufen-/Gymnasial-Be- nalnotstand zu beseitigen. lerdings wurden in den reich beträgt bis 64 000 • Eine schrittweise Einführung der letzten fünf Jahren an Euro, im Realschul-Be- Gebührenfreiheit. Universitäten und Hoch- reich bis 57 000 Euro, Das Geld für dieses Aktionsprogramm schulen eine Reihe von im Grundschul-Bereich ist vorhanden. Die Beschäftigten dür- Bachelor- und Master- bis 51 400 Euro und fen nicht um die Steuermehreinnahmen studiengängen einge- der Lohn einer Erziehe- des Landes betrogen werden, denn sie richtet. Aber, hochqua- rin 28 000 Euro. Dazu wurden von ihnen erwirtschaftet. Au- lifizertes Personal lässt kommt: Etwa ein Drittel ßerdem tritt die Tagung für eine starke sich nicht am Fließband der ErzieherInnen been- Besteuerung der Millionärseinkommen produzieren, zudem wird den ihre Berufstätigkeit ein: Unsere Kinder brauchen Zukunft in keinem vergleichbaren vorzeitig – dies ist nicht und keine Spekulation an den Börsen auf Land so wenig Geld für verwunderlich – leider unsere Kosten! frühkindliche Betreuung ist auch Altersarmut hier und Bildung ausgegeben vorprogrammiert. wie bei uns (nur 0,5% Deshalb: Imagekampagne für des BIP). w Qualität erhöhen – mehr ErzieherInnen einstellen w gebührenfreie Kitas w Anspruch auf Kitaplätze umsetzen Lothar Schuchmann, DIE LINKE, KV den Beruf ErzieherIn Daher: Schluss mit Freiburg In Deutschland gibt es nicht nur viel zu wenig Kita-Plätze, es fehlen in unse- Die Linke im Gemeinderat Schwäbisch-Gmünd: rem Land schon jetzt mehr als 30 000 ErzieherInnen. Der schon seit langem Gegen Gebührenerhöhung bei der Kinderbetreuung bekannte Fachkräftemangel wurde von Bei der Gemeinderatssitzung am 14. Der Verweis auf die bundesweiten den Regierungen in Bund und Ländern Juni erklärte Gemeinderat Sebastian Familienfördermöglichkeiten und den jahrelang einfach ignoriert, doch jetzt Fritz: speziellen in Schwäbisch Gmünd ist – ein Jahr bevor der Rechtsanspruch zwar richtig, gleichzeitig hinkt er aber der Eltern auf einen Kita-Platz wirksam Die letzten Beratungen über die Ge- auch gewaltig. Was bringt es einem wird – bricht Hektik, ja schon fast Panik bührenordnung für die Kinderbetreu- alleinerziehenden Elternteil, wenn sie aus. Ursula von der Leyen, die doch ung standen unter dem Eindruck von oder er zwar von der Riesterkinder- früher einmal den Beruf der Erzieherin Elternprotest und völligem Unverständ- förderung profitieren könnten, sich es aufwerten wollte, schlug zunächst vor, nis über die extremen Steigerungen, aber schlichtweg nicht leisten kann, zu Hartz-IV-Empfängerinnen zu Erziehe- die vorgesehen waren. Die Verwaltung „riestern“, da das Geld zu knapp ist? rinnen umzuschulen und kam jetzt auf hat damals gezeigt, dass sie lernfä- Im Übrigen ist die Gebührenerhe- die entlarvende Idee, Schlecker-Kassie- hig ist, und hat dem Protest und dem bung nach Einkommen gestaffelt in rerinnen könnten sich mit ihrer – von Druck nachgegeben. Aus Sicht von den Kindertagesbetreuungen tägliche der Arbeitsministerin wohl vermuteten uns Linken sind wir aber noch nicht Praxis in 50% der Städte in Deutsch- – „großen frühkindlich-pädagogischen am Ende des Lerngangs angekommen, land, wie auch in unserer Nachbarstadt Kompetenz“ in den Kitas bewähren. da die Gebührenordnung noch immer Aalen! Kleinkindererziehung und -bildung ist sehr ungerecht und unausgewogen ist. Wir fordern daher, dass die Belas- in unserem Land „Gedöns“. „Eine einheitliche Gebührenerhebung tung gleichmäßig verteilt wird, denn Dabei gehört der Beruf der Erziehe- für die Kindertagesbetreuung ist sozial die jetzt vorgeschlagene „moderate“ rIn zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten unausgewogen und wird der Nachfrage Erhöhung mag für die einen wirklich überhaupt; er verlangt hohes Einfüh- und dem Angebot nicht gerecht.“ Zu moderat sein, für die anderen ist es aber lungsvermögen, Nervenstärke, umfang- diesem Fazit kommt die 102-Städte- eine weitere zusätzliche Belastung. Wir reiche Kenntnisse in den Bereichen der Studie, die im Auftrag der führenden fordern Sie daher auf, den Schritt in Entwicklungsphysiologie und der Päd- Finanzplattform Geld.de erstellt wurde. eine sozial ausgewogene Gebührener- agogik, hohe körperliche und seelische Besonders erwähnt wurden dabei die hebung zu gehen und dies nochmals zu Belastbarkeit und viel soziale Kompe- unteren Lohngruppen und die Alleiner- überdenken. tenz im Umgang mit den oft schwierigen ziehenden. Es ist schon verwunderlich, Herr Dr. Bläse, Sie haben in ei- Eltern und Familien. Für Kinder aus wie die Verwaltung von Gerechtigkeit nem Vorgespräch gesagt, dass Sie der bildungsfernen Schichten erhöht sich die bei der bestehenden Gebührenerhebung Meinung sind, dass wir in Schwäbisch Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu sprechen kann, wenn die alleinerzie- Gmünd die sozialen Ungerechtigkeiten besuchen um 60%, wenn sie regelmäßig hende Mutter oder der alleinerziehende nicht aufheben können. Da ist etwas eine Krippe besucht. Die soziale Schere Vater oder eine Familie, die aufstockt, dran, aber wir können unseren Beitrag geht schon im Kleinkindesalter auf und denselben Beitrag aufbringen muss wie dazu leisten, etwas dafür zu tun, dass nicht erst bei der Einschulung, wenn ein besserverdienendes Elternpaar. es besser wird! mangelnde Deutschkenntnisse mancher
… Frauenarmut Linke. Landesinfo Baden-Württemberg Seite 9 Linke in Tübingen: Soziale Ungerechtigkeiten wieder rückgängig machen! „Politik von un- städtischen Zuschüsse haben sich von diesem Jahr erhöht, werden sie totge- ten erneuern“. So Jahr zu Jahr reduziert, es konnten im- spart. war es im Tagblatt mer weniger Ausgaben gedeckt werden. Gleichzeitig ist es uns Linken im- nach der Tübinger Die Vereine stehen vor der Frage, ob sie mer noch wichtig, dass die gekürzten Bü rgerkon feren z sich endgültig von der Tariftreue verab- Verfügungszeiten der ErzieherInnen in mit Minister Peter schieden oder Personal einsparen, das den Kindertageseinrichtungen wieder Friedrich zu lesen. dann zu Lasten der Angebote. erhöht werden. Durch die Verkürzung „Die Entwicklungs- Die Vorlage zeigt, dass dringender von 9 Stunden pro Woche auf 7,5 Stun- z u s a m m e n a r b e it Handlungsbedarf besteht. Das heißt: den werden fast zehn ErzieherInnen- lebe von Menschen die sich engagieren jetzt sind Zuschusserhöhungen notwen- stellen zur Haushaltskonsolidierung – im Weltladen, in Gruppen, in Ver- dig, um die aktuellen Tariferhöhungen eingespart und somit macht weniger bänden“, so der Minister weiter. Doch und sonstigen Kostensteigerungen wie Personal die gleiche Arbeit. Das be- bei uns in Tübingen werden dringende z.B. Energiekosten zu decken und wenn deutet eine Verschlechterung der pä- städtische Zuschussverbesserungen für gewollt ist, dass die Vereine möglichst dagogischen Arbeit mit Kindern. Das die Sozialvereine seit 2009 ausgesetzt. ohne Einschränkungen weiter arbeiten Spar- und Streichpaket wird auf dem Die aktuelle Vorlage der Verwaltung können und ihre Fachkräfte nicht von Rücken der Beschäftigten und der Kin- zur „Beschäftigungsstruktur Zuschuss der Einkommensentwicklung abgekop- der ausgetragen. Jetzt muss die verbes- empfangender Vereine und Initiativen“ pelt werden. Die geplante Erarbeitung serte Einnahmesituation der Kommu- macht die prekäre Lage der Vereine einer Sozialkonzeption dauert zu lange. nen genutzt werden, um solche sozialen und deren Angestellten sehr deutlich. Werden die städtischen Zuschüsse für Ungerechtigkeiten wieder rückgängig Auch wenn der Anteil der hauptamtlich die Vereine, die in den Bereichen Sozi- zu machen! Beschäftigten gering ist, wird über die ales, Gesundheit sowie Gleichstellung Angela Hauser, Stadt- und Kreisrätin Hälfte nicht tarifgerecht bezahlt. Die und Integration arbeiten, nicht noch in in Tübingen Altersvorsorge bei Frauen nach wie vor alarmierend Sie räumen Supermarktregale ein, sie Rentenanspruch von 3,11 Euro. Nach 45 profitieren. Zum einen ist das Instrument gehen putzen, sie servieren Essen – Mil- Versicherungsjahren läge der Anspruch nur für ArbeitnehmerInnen gedacht, die lionen Frauen haben einen 400-Euro- bei 139,95 im Monat. vorzeitig Rente beziehen und weiterar- Job. Nach einem gängigen Vorurteil beiten möchten, zum anderen besteht ein wollen viele Frauen das so, angelockt Rentenansprüche deutlich geringer Anspruch nur für diejenigen, die eine vom Prinzip „Netto gleich Brutto“. Die Frauen sind aber nicht nur wegen ge- 45-jährige Mitgliedschaft in der gesetz- meisten aber bekommen nichts anderes ringfügiger Beschäftigung im Alter von lichen Rentenversicherung nachweisen als einen Minijob, weil Unternehmen zu Armut bedroht. Sie haben auch des- können und außerdem eine private Zu- wenige feste Stellen anbieten. Für die halb einen deutlich niedrigeren Ren- satzvorsorge haben. Zur Bekämpfung Altersabsicherung dieser Frauen sind die tenanspruch als Männer, weil sie meist von Altersarmut taugt die Zuschussrente Konsequenzen fatal, weil nur geringe Lebensphasen ohne eigenes Erwerbs- ebenso wenig wie die Kombirente, bei Beiträge für die gesetzliche Rentenversi- einkommen durchlaufen und generell der es um die Erhöhung der Zuverdienst- cherung anfallen. Die Süddeutsche Zei- niedrigere Löhne beziehen. In Baden- grenzen für RentenbezieherInnen ab 63 tung vom 28.3.2012 zitiert Berechnun- Württemberg sind rund 56% der älte- geht. gen des Bundesministeriums für Arbeit ren Menschen Frauen. Knapp 40% von und Soziales: eine Minijobberin, die ein ihnen müssen mit einem monatlichen Kein Grund für Rentenkürzung Jahr lang tätig ist, hat einen monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 700 Die Bundesregierung muss dringend Euro auskommen. Zum Vergleich: das neue Pläne zur Beitragszahlung in ge- trifft nur auf 7% der Männer zu! ringfügigen Beschäftigungsverhältnis- „Die Altersvorsorge von Frauen ist sen vorlegen, anstatt derartige Mogelpa- und bleibt alarmierend“, sagt Yvonne ckungen als „Instrument gegen Alters- Ploetz, die frauenpolitische Sprecherin armut“ anzupreisen. Die Rentenkassen der LINKEN im Bundestag. Sie hat sind auch nicht „aufgrund der demogra- zu diesem Thema eine Anfrage an die fischen Entwicklung“ leer, wie uns die Bundesregierung gestellt, die ja in den Regierung weismachen will, sondern nächsten Monaten rentenrechtliche Re- wegen der Ausweitung des Lohndum- formen umsetzen will. Vorhaben der pings und der Vernichtung sozialver- Regierung wie Zuschussrente für Ge- sicherungspflichtiger Arbeitsplätze. Es ringverdienende oder Kombirente kön- gibt keinen demographischen Grund für nen das Problem drohender Altersarmut Rentenkürzungen. Trotz des wachsen- von Frauen aber ganz sicher nicht lösen. den Anteils der älteren Bevölkerung Die Zuschussrente verkauft die Bundes- sind steigende Renten realisierbar: durch regierung als „zentrales Instrument im steigende Produktivität der Arbeit und Kampf gegen die Altersarmut“ – wer eine solidarische Verteilung. DIE LIN- viele Jahre zu Niedriglöhnen gearbeitet KE will eine solidarische Rentenversi- hat, soll die Niedrigrente künftig bis cherung als Alterssicherung, die allen maximal 850 Euro aufgestockt bekom- Menschen ein würdevolles Leben über men. Das klingt zunächst gut, aber in der Armutsgrenze ermöglicht. der Praxis werden nur wenige von den Marta Aparicio, Susanne Weiß, 6,5 Millionen Frauen mit Minijob davon LAG Frauen Baden-Württemberg
Seite 10 Linke. Landesinfo Baden-Württemberg … für ein solidarisches Gesundheitswesen Fachtagung „Für ein solidarisches Gesundheitswesen“ Einen ganzen Tag widmete die Landes- bewerb als Steuerungsinstrument in der gestellt und diskutiert. In der Diskussion arbeitsgemeinschaft (LAG) Gesundheit Daseinsvorsorge zu engagieren, wurde zeigte sich, dass damit die Frage noch am 12. Mai den aktuellen Fragen des Ge- eine solidarisch kritische Positionierung nicht ausreichend beantwortet ist, wie sundheitswesens. Nach Stuttgart waren gegenüber der Gewerkschaft vorgenom- die paritätische Beteiligung der Arbeit- etwa 30 Interessierte und hochkarätige men, wie sie selten vorgebracht wird. geberseite wieder vorangebracht wird, ReferentInnen gekommen. Eine lohnen- Einig war man sich hingegen in der deren Gewinne pro Arbeitsplatz nicht de, fachlich aufschlussreiche und poli- Forderung gegenüber der grün-roten einbezogen werden, während beschäfti- tisch sehr aktuelle Veranstaltung war Landesregierung, endlich die Investiti- gungsintensive Wirtschaftszweige einen das. Sie soll von der LAG dokumentiert onskosten der Kliniken voll zu tragen. relativ hohen Sozialabgabenstand haben werden. Die Themen marktkonforme medi- und alle Einkommensarten der Versi- Das Themenfeld war weit gespannt. zinische Versorgung und Veränderun- cherten verbeitragt werden. Eine Einschätzung der Situation nach gen im Arzt-Patientenverhältnis waren Doch blieb man nicht stehen bei der den Tarifabschlüssen im öffentlichen bereits in der Einführung zur Veran- Beschreibung des Jetzt. Die neoliberale Dienst und den Auswirkungen der Fall- staltung von Lothar Schuchmann (LAG- Gesetzgebung im deutschen Gesund- pauschalen, das Finanzierungssystem in Sprecher und selber Arzt) dargestellt heitswesen wird zukünftig zu wettbe- den Krankenhäusern, wurde im Gruß- und als ethisches Problem neuerer Zeit werbsrechtlichen Zuständigkeiten der wort von Günter Busch und im Referat aufgezeigt worden. Auch Marianne Lin- EU-Kommission führen. Man muss also von Dr. Thomas Böhm (beide Verdi) ke (BAG-Sprecherin und ehemalige Ge- damit rechnen, dass Zug um Zug die gegeben. Dort befürchtet man, dass die sundheitsministerin in MV) kritisierte nationale Regelungskompetenz für die Krankenkassen künftig mit Selektiv- einführend im Kern die sachwidrige Daseinsvorsorge und für die Finanzie- verträgen mit einzelnen Krankenhäu- Ökonomisierung des Gesundheitswe- rung verloren gehen wird. sern („5000 Nieren im Raum Stuttgart“) sens. Um ethische und frauenrechtliche Nach fünf Stunden konzentrierten niedrige Preise für die medizinischen Fragen der Fortpflanzungsmedizin ging Zuhörens und äußerst faktenreicher Leistungen erzielen wollen. Der Wett- es auch im auf Frauen im Gesundheits- Vorträge stand der Wunsch im Raum, wesen bezogenen Referat von Monika das alles nochmal nachlesen zu können. Knoche (Landesvorstand), das nicht nur Und dennoch, so ein Teilnehmer, sind die zehn teilnehmenden Frauen mit Inte- wichtige Fragen, beispielsweise die im resse verfolgten. Hier wurde darauf hin- ländlichen Raum, gar nicht behandelt gewiesen, dass die neoliberale Gesund- worden. Auch die ambulante Versor- heitspolitik der letzten zehn Jahre vor gung und eine neue Konzeption „ge- allem auch zu Lasten dieser Frauen ging. sunde Städte und Gemeinden“, die sich Wie stark noch heute Geschlechterrol- an den Bedürfnissen der Bevölkerung lenbilder zu schlechterer Versorgung und nicht an den Niederlassungsinteres- Gesundheitstagung am 12. Mai, die Re- führen, war ein gedanklicher Ausflug, sen der Kassenärztlichen Vereinigungen ferentInnen v.l.n.r.: Thomas Böhm, Lo- den man in der sonst sehr männerlasti- richtet, mussten auf dieser Tagung vor- thar Schuchmann, Ronald Borkowski, gen Gesundheitsszene selten hörte. erst zurückstehen. Alles in Allem aber Marianne Linke, Harald Weinberg, Mo- Auf der Finanzierungsseite des zeigte sich deutlich: Die Linke hat gute nika Knoche, Günter Busch. Gesundheitssystems wurde das Mo- Fachleute und alle Veranlassung, das dell der Bürgerversicherung von Thema Gesundheit stärker nach außen bewerb um billige Angebote würde den Harald Weinberg (linker MdB im zu transportieren. Druck auf das Pflegepersonal verstär- Gesundheitsausschuss) ausführlich vor- Monika Knoche, Ronald Borkowski ken, und die gesetzlich Versicherten sollen ihr freies Zugangsrecht zu den Krankenhäusern verlieren, wenn es da- Krankenhauswesen im Flächenkreis nach geht. Ob eine tarifpolitische Regelung Biberach des Pflegepersonalschlüssels dabei aus- Der Kreis Biberach unterhielt bis 2011 ein riesiger Investitionsstau festgestellt, reicht, um das Auspressen der Klinik- vier unterschiedlich große Kreiskran- verursacht durch neue Herausforderun- beschäftigten einzudämmen, wurde im kenhäuser, die alle der Grundversorgung gen zum Teil der Medizin, zum Teil der Laufe der Diskussion bezweifelt. Die dienten. Der große Flächenlandkreis Technik, zum Teil durch neue rechtliche flächendeckende Einführung der Fall- war dadurch medizinisch einigermaßen Regelungen, zum Teil aber auch durch preispauschalen hat starke und zwin- gleichmäßig wohnortnah versorgt. die Gewinnerzielungsabsicht der Kran- gende Systemwirkungen: Einstieg in die Diese Kliniken waren bis zum Jahr kenhaus-GmbH. So wie bisher waren die Privatisierung und Deregulierung, De- 2005 ein Eigenbetrieb des Landkrei- Kliniken im Kreis jedenfalls nicht weiter qualifizierung der vornehmlich weibli- ses. Die Finanzierung erfolgte aus dem zu betreiben. chen Beschäftigten, Sterben öffentlicher Kreishaushalt. Die Verwaltung und Im März 2011 beschloss der Kreis- Allgemeinkrankenhäuser und steigende Ausschüsse des Kreistags steuerten tag, die kleinste der drei Kliniken zu Krankenhauskonzernmacht. Die Patien- und überwachten den Betrieb. Danach schließen und in ein „Gesundheitszen- tInnen werden zu Kunden, deren Krank- wurde der Eigenbetrieb in eine GmbH trum“ umzuwandeln. Diese Absicht heiten vorwiegend noch wirtschaftliche umgewandelt, deren Gesellschafter der scheiterte allerdings bis heute, auch an Erfolgsfaktoren sind. Inzwischen neh- Kreistag war. Das war gewissermaßen der mangelnden Kooperation der nie- men beispielsweise Diagnosen zu, die die „Ursünde“. Der Aufsichtsrat wurde dergelassenen Ärzte. Gleichzeitig wurde den Krankenhäusern mehr Geld bei ge- aus dem Kreistag besetzt, Aufsichts- beschlossen, in Biberach ein Kranken- ringerem Aufwand pro Fallzahl bringen. ratsvorsitzender war der Landrat. An haus neu zu bauen und die beiden ande- Mit der Forderung an Verdi, die po- die Stelle des Dezernenten trat ein Ge- ren in Riedlingen und Laupheim „fort- litisch falsche Entscheidung zugunsten schäftsführer. Nach der Kommunalwahl zuentwickeln“. D.h. nicht mehr an allen der rot-grünen Fallpauschalen zurück zu 2009 fanden mehrere Klausurtagungen Standorten wurden alle Abteilungen wie nehmen und sich gegen Markt und Wett- zum Thema statt. Dabei wurde vor allem Geburtshilfe, Gynäkologie, Chirurgie
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