30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg

 
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30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
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Brandenburgisches

Ärzteblatt                                                                                               11 | 2020
Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 30. Jahrgang | November 2020

         30 Jahre
          Landesärztekammer Brandenburg

                                                 30 Jahre LÄKB

                                                 Seiten 5 - 17
                                                                     30
                                                                     1990 – 2020

                                                 KKRBB: Entitätenspezifische
                                                                                      Kammerwahlen 2021

                                                                                      Seiten 20 - 36

                                                                                      „PRÄP-GO“ geht an den Start
                                                 Qualitätskonferenzen
                                                 Seite 39                             Seite 40
30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol
                                             • 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums
                                             • Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums
                                             www.aerzteselbsthilfealkohol.de
                              Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken

                                               Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen
                              Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym.
                              Bitte bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben.

                                  Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de
 Weitere Informationen
unter „Arzt und Gesund-           Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de
               heit“ auf
        www.laekb.de              PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de
                                  Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de
                                  Prof. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Johannes Lindenmeyer, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, lindenmeyer@salus-lindow.de
                                  Dipl.-Med. Manfred Schimann, 03046 Cottbus, mschimann@web.de
                                  Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de

Impressum                                               Redaktion                                               Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint
                                                        Landesärztekammer Brandenburg                           monatlich
Inhaber und Verleger                                    Anja Zimmermann M.A.                                    (Doppelnummer Juli/August).
Landesärztekammer Brandenburg                           Pappelallee 5, 14469 Potsdam                            Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010):
Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz              Telefon: 0331 505605-525                                jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten
Pappelallee 5, 14469 Potsdam                            Telefax: 0331 505605-538                                € 17,50. Einzelpreis € 3,35.
Telefon: 0331 505605-520                                E-Mail: aerzteblatt@laekb.de                            Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz
Telefax: 0331 505605-769                                                                                        GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus.
                                                                                                                Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt
                                                        Repro, Satz, Druck, Herstellung,
Herausgeber                                                                                                     sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für
                                                        Verlagswesen
Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz                                                                                 die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam-
                                                        Druckerei Schiemenz GmbH
                                                                                                                mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag
                                                        Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus
                                                                                                                abgegolten.
Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an       Telefon 0355 877070
den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren­            Telefax 0355 87707-128
namen gekennzeichnete Beiträge wissenschaft-                                                                    Hinweise für die Autoren
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                                                        Vertrieb
die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“                                                                  Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For-
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Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah-
me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung
erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte
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30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
Brandenburgisches

            Ärzteblatt
            Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 30. Jahrgang | November 2020                                                                                                            11 | 2020
              30 JAHRE LÄKB
            Gespräch zwischen den Präsidenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
            Grußwort Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
            Aufbau der ärztlichen Selbstverwaltung im Land Brandenburg –
            Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft erinnert sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
            30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg: Ein Rückblick .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
            30 Jahre LÄKB – Jubiläumsfeier auf 2021 verschoben .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
              KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK
            Landesärztekammer fordert Förderung auch für
            den ambulanten Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               17
Seite 8
            Seminar zur Erlangung der Qualifikation „Leitender Notarzt“ –
            Erster E-Learning Kurs der Akademie für ärztliche Fortbildung .. . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                              18
            BITTE FRISTGERECHT EINREICHEN! –
            Wahlvorschläge zur Kammerwahl 2021 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                           18
            Präsidentenlogbuch .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                     19
              KAMMERWAHLEN
            Bündnis für Brandenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
            Liste: „Freier Arztberuf“  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
            Hartmannbund Brandenburg .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
            Dr. med. Beatrix Kaltenmaier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Seite 11    Hausärzteverband Brandenburg .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
           „Marburger Bund“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
            Deutscher Hausärzteverband/Medi .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
           „Mensch und Medizin“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
              AKTUELL
            Das System der Krankenhausfinanzierung – quo vadis .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
            Die mangelnde Wertschätzung der Vertragsärzteschaft –
            Ignoranz oder politisches Kalkül? .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
            KKRBB – Künftig mehr Entitätenspezifische Qualitätskonferenzen .. . . . . . . . . . 39
            kkrbb – Einladung zur 3. Gemeinsamen Qualitätskonferenz 2020 . . . . . . . . . . . 39
Seite 39    Verbesserung des postoperativen Outcomes bei älteren Patienten –
           „PRÄP-GO“ gefördert durch den Innovationsfonds geht an den Start . . . . . . . 40
              FORTBILDUNG
            Zertifizierte Kasuistik – Folge 66 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
            Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
            Informationsveranstaltung für junge Ärztinnen und Ärzte .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
              PERSONALIA
            Wir gratulieren zum Geburtstag im November . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
              WEITERE RUBRIKEN
            Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
            Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
            KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
            LAGV: Infektionsschutz/Impfschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

                                                                                                                              Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020 |                                           3
30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
EDITORIAL

                               Liebe Kolleginnen und Kollegen,

                                 wenn Sie diese Ausgabe unseres             Die Antwort ist einfach. Wir wollten
                               Brandenburgischen Ärzteblattes in der       unser ärztliches Leben, frei von äuße-
                               Hand halten, werden Sie viele Informa-      ren Zwängen, selbst bestimmen. Wir
                               tionen zum dreißigjährigen Kammerju-        wollten die Möglichkeit haben, die Be-
                               biläum finden. Das schließt sich an eine    handlung der Patienten allein auf der
                               Artikelserie in den vergangenen Ausga-      Grundlage unseres ärztlichen Wissens
                               ben an, in denen die Protagonisten der      und Gewissens zu gestalten. Auf die-
                               ersten Stunde zu Wort kamen. Gern           sem Weg hat uns die Kammer einen
                               hätten wir das Jubiläum mit Ihnen zu-       großen Schritt vorangebracht.
                               sammen gefeiert, aber Sie kennen ja
                               die Situation.                               Ja, wir leben auch heute wieder unter
                                                                           ökonomischen Zwängen. Die Staatsbü-
                                 Parallel dazu laufen in den Medien        rokratie hat keinesfalls abgenommen.
                               zahlreiche Sendungen zum dreißigsten        Die Mangelwirtschaft glaubten wir
                               Jahrestag der Wiedervereinigung. Hier       überwunden zu haben, die Coronakri-
                               hört man viele lobenden und optimis-        se hat uns eines Besseren belehrt.
                               tische Worte, aber auch sehr viel Kritik.
Dr. med. Steffen König
                               Der große Unterschied zwischen bei-          Was wir aber erreicht haben, ist ein
Foto: Anja Zimmermann M.A.     den Jubiläen besteht nach meiner Mei-       hoher Grad an Selbstbestimmung. Wir
                               nung darin, dass wir den Aufbau der         brandenburgischen Ärzte entscheiden
                               Kammer weitgehend selbst gestaltet          darüber, unter welchen Voraussetzun-     als Kammerdelegierte oder in Arbeits-
                               haben, während die Deutsche Einheit         gen die Weiterbildung zum Facharzt       gruppen. Ein noch einfacherer Weg ist
                               gestaltet wurde.                            oder der Erwerb der Zusatzbezeichnun-    es, dass jeder Einzelne von Ihnen da-
                                                                           gen stattfindet. Wir entscheiden dabei   für sorgt, dass die richtigen Vertreter
                                 Ich kann mich noch lebhaft an die         nach objektiven Kriterien, wer weiter-   der brandenburgischen Ärzteschaft
                               Diskussionen der Jahre 1989 und 1990        bilden und wo weitergebildet werden      in der Kammerversammlung sind. Die
                               erinnern. Wir hatten genug von Man-         darf. Wir bestimmen die Inhalte und      Gelegenheit dazu bekommen Sie am
                               gelverwaltung und Staatsmedizin. Da-        Regularien der Fortbildungsordnung.      Ende des Jahres. Hier bestimmen Sie
                               mals war es in meiner Einrichtung üb-       Wir legen in der Berufsordnung die       Ihre Vertreter für die kommenden fünf
                               lich, dass alle Ärzte des Kreises – Kran-   grundlegenden Regeln der ärztlichen      Jahre.
                               kenhausärzte, ambulante Ärzte und           Berufsausübung fest und überwachen
                               Zahnärzte – in regelmäßigen Abstän-         deren Einhaltung. Außerdem kümmern        Unglücklicherweise werden die Wahl­
                               den zu einer Versammlung gebeten            wir uns mit der Schlichtungsstelle um    unterlagen fast zeitgleich mit der übli-
                               wurden, wo die neuesten Errungen-           die außergerichtliche Bewertung und,     chen Weihnachtspost verschickt. Las-
                               schaften der Partei- und Staatsführung      falls erforderlich, Regulierung von      sen Sie sie dort nicht untergehen. Egal
                               verbreitet wurden. Diese Verkündun-         Haftpflichtansprüchen der Patienten.     ob in Krankenhäusern, MVZs, Praxen
                               gen wurden plötzlich durch lebhafte                                                  und Behörden: „Machen Sie sich Ge-
                               Diskussionen und laute Forderungen Unsere Vertreter sind in den Gremien              danken, wer Ihre Interessen am besten
                               ersetzt. So gab es beispielsweise die der Bundesärztekammer aktiv tätig.             vertritt und stimmen Sie für diese Kan-
                               Forderung nach der Gründung eines Sie bringen ihre Expertise in Ständigen            didaten.“
                               unabhängigen Ärzteverbandes.              Kommissionen, Arbeitsgemeinschaften
                                                                         und im Vorstand der BÄK ein. Damit          Sorgen Sie dafür, dass wir auch in
                                 Einige besonders engagierte Ärzte beeinflussen wir auch die Politik auf            Zukunft eine lebendige Ärztekammer
                               trafen sich in Cottbus und bereiteten Bundesebene.                                   haben!
                               die Gründung der Landesärztekam-
                               mer vor. Ich gebe zu, ich hatte damals Sie sehen also, die Landesärztekam-
                               nicht die geringste Vorstellung, was mer ist eine wirkliche Errungenschaft
                               Ärztekammer bedeutet. Nachdem die und gehört zu den positiven Dingen,
                               Gründung vollzogen war und die ers- welche die deutsche Einheit hervorge-            ■ Dr. med. Steffen König
                               ten Beitragsbescheide hereinflatterten, bracht hat. Sie alle können die Arbeit
                               war ich sogar sehr skeptisch. Wir woll- der Kammer beeinflussen, ja sogar
                               ten doch einen unabhängigen Ärzte- mitbestimmen. Das kann zum Beispiel
                               verband und nicht eine neue Bürokra- im Rahmen eines persönlichen Engage-
                               tie. Die zentrale Frage war aber: Was ments erfolgen. Ich denke hier an die
                               wollen wir eigentlich erreichen?          Mitarbeit in Prüfungskommissionen,

                        4    | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020
30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
30 JAHRE LÄKB

30 JAHRE LÄKB:

Gespräch zwischen den Präsidenten

                                                                                                                                 Bild links:
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                                                                                                                                 Foto: Anja Zimmermann M.A.

                                                                                                                                 Bild mitte:
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                                                                                                                                 Foto: Thomas Kläber

                                                                                                                                 Bild rechts:
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                                                                                                                                 Frank-Ullrich Schulz
                                                                                                                                 Foto: LÄKB

 Drei Präsidenten führten die          Arbeit erklären lassen. Neben einer       bestand der Druck, sich niederzulas-
Kammer durch 30 Jahre. Grün-           Vielzahl von Verwaltungsmitarbei-         sen. Ein Verbleiben im Angestellten-
dungspräsident Dr. med. Roger          tern westdeutscher Kammern waren          verhältnis war für diese Gruppe nur
Kirchner legte den Grundstein für      das insbesondere deren Präsidenten:       schwer realisierbar. Nur wenige Ärz-
eine erfolgreiche ärztliche Selbst-    Prof.Franz-Carl Loch aus Saarbrücken;     tinnen und Ärzte hatten die Möglich-
verwaltung gleich nach der politi-     Prof. Horst Bourmer aus Köln und Dr.      keit, in einem sogenannten Gesund-
schen Wende ab 1990. Sechs Jah-        Rüdiger Fritz aus Münster.                heitszentrum weiterzu­arbeiten.
re später übernahm Dr. med. Udo        Auf den Deutschen Ärztetagen stan-
Wolter die Landesärztekammer           den wir vor der Aufgabe, die Weiter-      Worauf lag der Fokus in den 20
Brandenburg und lenkte ihre Ge-        bildungsordnungen der DDR und der         Jahren, die danach folgten?
schicke für die nächsten 20 Jah-       westdeutschen Länder miteinander          Dr. med. Wolter: Selbstverständlich
re. Der amtierende Präsident,          kompatibel zu gestalten, z. B. Allge-     lag mein Hauptaugenmerk bei der
Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz,       meinmedizin, Physikalische Medizin,       Weiterbildung der Ärztinnen und
leitet die Kammer seit Januar          Psychotherapeutische Medizin, Ana-        Ärzte. Die Verabschiedung der Über-
2017. Anlässlich des Jubiläums er-     tomie, Biochemie und Physiologie –        gangsweiterbildungsordnung hat vie-
innern sich alle drei an Eindrücke     diese Facharztdisziplinen existierten     le Fragen aufgeworfen. Wie gehen
und Erlebnisse.                        bis dahin im Westen nicht.                wir mit den Gebieten um, die es in
                                       Schließlich war der Aufbau einer Ärz-     der gemeinsamen WBO nicht mehr
Worauf lag der Fokus Ihrer Tätig-      teversorgung für die Altersrente ein      gab? Wie kommen wir mit den un-
keit als Gründungspräsident?           weiterer Schwerpunkt, wobei uns die       terschiedlichen Rechtslagen klar,
Dr. med. Kirchner: In den ersten       Kammern des Saarlandes, von Nord-         denn nach der Wende wurde in Ost-
sechs Jahren des Kammeraufbaus lag     rhein und von Westfalen sehr unter-       deutschland das westdeutsche Ge-
der Schwerpunkt unserer Arbeit zu-     stützten. Am Ende entschieden wir         setzesgut übernommen. Als Präsident
nächst in der Aneignung und im Ver-    uns für eine enge Zusammenarbeit          war man aber auch für alle anderen
stehen der bundesdeutschen Rechts-     mit dem Münsteraner Versorgungs-          Aufgaben zuständig. Auch ich musste
räume wie des öffentlichen Rechts,     werk unter der Leitung von Herrn          mich hier einarbeiten. Als Präsident
des Verwaltungs-, Arzt- und Sozial­    Saam. Die Transformation der ost-         und gleichzeitig Mitglied im Vorstand
rechts. Diese Kenntnisse mussten       deutschen Medizin in das westdeut-        der Bundesärztekammer hatten wir
die Grundlage der Entwicklung der      sche System befasste schließlich über     mit der Politik eines Horst Seehofer
Kammerstrukturen bilden. Schließ-      lange Zeit viele Gremien der Ärzte-       zu tun. Budgetierungen, Reglements
lich waren wir mit der Auflösung der   kammer. So wurden die Krankenhaus-        und DRGs in den Krankenhäusern
DDR durch den zweiten Staatsvertrag    betten nachhaltig reduziert und die       kamen immer näher auf uns zu. Das
vom 30.09.1990 Fremde im eigenen       Leistungsstrukturen der Krankenhäu-       Land Brandenburg war eines der ers-
Land und mussten uns von west-         ser veränderten sich drastisch. Für die   ten Länder, welches Krankenhausbet-
deutschen Helfern erst einmal unsere   Mehrzahl der ambulant tätigen Ärzte       ten in großer Zahl abbaute. Trotzdem

                                                                                      Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020 |   5
30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
KAMMERWAHLEN

      gab es Ärztemangel. Dieser war bei       gegenüber Politik und Krankenkassen       Ärztekammern kann ich heute nicht
      uns im Osten in den Leitungsetagen       zu vertreten. Ärztinnen und Ärzte er-     aussagekräftig beantworten, da ich
      präsent. Einige Kliniken hatten keinen   warten zu Recht von ihrer Kammer,         keinen Einblick mehr in das Tagesge-
      Chefarzt mehr. Dazu kam eine sehr        dass sie sich für die Weiterentwick-      schäft habe. Die Problematik besteht
      schlechte Tarifpolitik. Die intensive    lung des Berufes einsetzt und dabei       wohl weniger in „der Mauer in den
      Mitarbeit im Marburger Bund war          die Belange aller Kolleginnen und         Köpfen“ als viel mehr in dem Tatbe-
      wichtig, konnte uns aber nur langfris-   Kollegen im Blick hat. Dafür braucht      stand, dass wenige Ärzte ostdeut-
      tig Besserungen bringen.                 es den Konsens, den ich auch bei          scher Provenienz Chefärzte in west-
      Die Landesärztekammer Brandenburg        schwierigen Themen stets suche.           deutschen Kliniken sind und Ostdeut-
      hatte sich relativ früh für die Durch-                                             sche kaum medizinische Lehrstühle
      führung eines Ärztetages beworben.       Auf welchen Themen lag ihr Fo-            an westdeutschen Universitäten inne-
      Die Realisierung dieser Veranstaltung    kus in den vergangenen Jahren?            haben. Umgekehrt ist dies wohl der
      gehörte nun zu unseren Aufgaben.         Dipl.-Med. Schulz: Wir haben einen        Standard. Dieser Prozess begann un-
      Der 102. Deutsche Ärztetag fand          sehr dynamischen Gesundheitsmi-           mittelbar nach der deutschen Vereini-
      vom 1. bis 5. Juni 1999 in Cottbus       nister, der nicht nur eine Vielzahl an    gung und hat sich seitdem offenbar
      statt. Die vorbereitenden Arbeiten       Gesetzen auf den Weg gebracht hat,        verstetigt.
      haben sowohl den Mitarbeitern der        sondern auch die Strukturen des Ge-       In ähnlicher Weise haben sich die Ver-
      Ärztekammer als auch vielen Kolle-       sundheitssystems neu ausrichten will.     hältnisse auf den Führungsebenen der
      ginnen und Kollegen viel abverlangt.     Deshalb müssen wir als Ärzteschaft        deutschen Wirtschaft entwickelt. Da
      Im Ergebnis haben wir aber eine ge-      sehr darauf achten, dass die Grund-       bleibt also noch viel zu tun.
      lungene Veranstaltung abgeliefert.       lagen ärztlichen Handelns immer im
      Prof. Hoppe, der in Cottbus zum Bun-     Fokus auch der Politik bleiben. Ich       Dr. med. Wolter: Die Hilfsbereitschaft
      desärztekammerpräsidenten gewählt        denke, wir waren und wollen nicht         der westdeutschen Ärztekammern
      wurde, blieb dieser Ärztetag in sehr     immer ein bequemer Partner für die        war aus meiner Sicht toll. Bereits
      guter Erinnerung. In vielen Gesprä-      Landes- und Bundespolitik sein. Aber      nach der Gründungsveranstaltung im
      chen erzählte er immer von einer         wir waren und sind verlässlich und        Juni 1990, wir waren noch DDR, ha-
      „Zeit vor Cottbus“ und einer „Zeit       das ist auch mir persönlich besonders     ben uns die Kolleginnen und Kollegen
      nach Cottbus“. Auch die Stadt Cott-      wichtig.                                  aus den alten Ländern Ordnungen
      bus hatte sich große Mühe gegeben                                                  und andere Dokumente geschickt,
      und wurde für ihre Gastfreundlichkeit    Wie beurteilen Sie die Zusam-             damit wir uns einarbeiten konnten,
      gelobt.                                  menarbeit westdeutscher und               sowohl bei der umfänglichen WBO
                                               ostdeutscher Kammern bzw. Kol-            und der BO. Wir erhielten von den
      Was waren Ihre Ziele, als Sie 1996       legen 30 Jahre nach dem Mau-              Geschäftsstellen Saarland und West-
      zum Präsidenten der LÄKB ge-             erfall: hat auch hier eine Einheit        falen Kopierer und Papier. Wir konn-
      wählt wurden?                            stattgefunden oder existiert aus          ten damit unsere ersten Wahlen und
      Dr. med. Wolter: Als ich 1996 zum        Ihrer Sicht noch immer die in vie-        Kammerversammlungen, die mo-
      Präsidenten der LÄKB gewählt wurde       len Bereichen oft erwähnte „Mau-          natlich stattfanden, vorbereiten und
      begann für mich keine neue Ära. Ich      er in den Köpfen“?                        durchführen. Intensiver wurden unse-
      war Gründungsmitglied der Kammer         Dipl.-Med. Schulz: Auch nach 30           re Beziehungen auf den Ärztetagen
      im Juni 1990 und dann Vorsitzender       Jahren Deutsche Einheit wird bedau-       und gemeinsamen Veranstaltungen.
      der Arbeitsgruppe Weiter- und Fort-      erlicherweise immer noch über beste-      Wir „Ossis“ haben viel gelernt. Ob das
      bildung, 1992-1996 war ich Vizepräsi-    hende Unterschiede zwischen Ost und       bei den „Wessis“ auch so war, weiß
      dent. Auf dem Gebiet der ärztlichen      West berichtet. In der Medizin und im     ich nicht. Es gab ja auch nicht viel
      Selbstverwaltung hatte ich bereits       ärztlichen Handeln sehe ich da weni-      zu lernen oder zu übernehmen. Auch
      eine sechsjährige Erfahrung. Der Auf-    ger Probleme. Bei meiner Tätigkeit im     gute gesundheitspolitische Dinge wie
      bau der Ärztekammer war noch nicht       Vorstand der Bundesärztekammer er-        Polikliniken, Dispensaire-Sprechstun-
      abgeschlossen. Meine ersten Gedan-       lebe ich eine vertrauensvolle Zusam-      den, auch in den Krankenhäusern
      ken waren die, zur Stabilisierung der    menarbeit der Kammerpräsidenten           von angestellten Ärzten durchgeführt,
      Arbeit beizutragen.                      aus allen Bundesländern. Ich denke,       wurden durch das duale Gesundheits-
                                               dass es nach 30 Jahren nun wirklich       system schnell kaputtgemacht. Bei
      Gut 20 Jahre später erfolgte der         an der Zeit ist, den Blick nach vorn zu   uns schossen die Einzelpraxen bereits
      Führungswechsel. Was waren Ihre          richten. Nostalgie oder gar Ostalgie      ab dem Herbst 1990 wie Pilze aus
      ersten Gedanken, als Sie 2017            bringen niemanden weiter. Branden-        dem Boden. Credo war „ambulant
      zum Präsidenten der LÄKB ge-             burg hat gute Chancen, zu einem der       vor stationär“. Durch meine Arbeit
      wählt wurden?                            innovativsten Länder der Bundesre-        im Bundesärztekammerverstand und
      Dipl.-Med. Schulz: Mir war vor allem     publik zu werden. Daran möchte ich        auch lange Jahre im Bundesvorstand
      die Verantwortung bewusst, die mit       gerne mitarbeiten und meine Kräfte        des Marburger Bundes habe ich viel
      diesem Amt verbunden ist. Ich hatte      dafür einsetzen.                          gelernt. Ich hoffe aber auch, viel
      mir das Ziel gesetzt, die Interessen al-                                           dazu beigetragen zu haben, uns Ost-
      ler im Vorstand gewählten Fraktionen Dr. med. Kirchner: Die Zusammenar-            deutsche besser zu verstehen und die
      im Sinne einer geeinten Ärzteschaft beit ostdeutscher und westdeutscher            Mauer in den Köpfen abzubauen.

6   | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020
30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
KAMMERWAHLEN

Welchen Ansporn können Sie                  gab es nicht. Die Wende und der          Dr. med. Wolter: Ich habe als Grün-
jungen Kolleginnen und Kollegen             Beitritt zur Bundesrepublik waren Be-    dungsmitglied der LÄKB, als Vizeprä-
mitgeben, sich in der ärztlichen            freiungsschläge. Bereits die Zeit im     sident, Präsident und als Vorsitzender
Selbstverwaltung zu engagieren              Virchow Bund war interessant und         des Weiterbildungsausschusses eine
und was muss dafür getan wer-               dann erst der Aufbau der Ärztekam-       dankbare Aufgabe beim Aufbau un-
den, dass Gesundheitspolitik für            mer Brandenburg und die Mitarbeit        serer ärztlichen Selbstverwaltung ge-
nachfolgende Generationen wie-              in der Bundesärztekammer. Diesen         habt und erlebt. Diese Vorzüge müs-
der interessanter wird?                     Enthusiasmus können wir 30 Jahre         sen wir erhalten und dafür kämpfen.
                                            danach nicht mehr bieten. Trotzdem       Wir müssen es allen Kolleginnen und
Dipl.-Med. Schulz: Junge Nachwuchs-         versuche ich immer wieder Kollegin-      Kollegen erklären und sie dazu be-
mediziner sollten einfach mitmachen.        nen und Kollegen sowohl aus der          wegen so weiterzumachen. Es muss
Zu den Aufgaben der Kammer gehört           Niederlassung als auch aus den Kran-     auch noch 50 Jahre LÄKB und 60 Jah-
es, die Rahmenbedingungen für die           kenhäusern dazu motivieren, mitzuar-     re LÄKB geben.
Berufsausübung so zu gestalten, dass        beiten. Es hilft sicher auch ein wenig
sie unseren Beruf weiterbringen. Das        die Vorbildwirkung. Die Reglementie-   Dipl.-Med. Schulz: Ich wünsche mir,
ist sicher für alle Ärztinnen und Ärz-      rung in der Gesundheitspolitik nimmt   dass wir auch in Zukunft Flagge zei-
te wichtig. Die jüngeren Kolleginnen        zu, nicht erst jetzt, sondern auch in  gen. Unsere Kammermitglieder aber
und Kollegen werden aber mit den            den letzten 30 Jahren. Unsere Erfah-   auch die Politik und die übrigen Be-
Ergebnissen deutlich länger arbeiten        rungen mit der ärztlichen Selbstver-   teiligten in der Patientenversorgung
und leben müssen. Daher nutzt ihnen         waltung müssen wir an unsere jungen    dürfen auch in Zukunft mit einer
frühzeitiges Engagement vor allem           Kolleginnen und Kollegen weiterge-     Landesärztekammer Brandenburg
auch selbst.                                ben, um ein Zurück zu verhindern.      rechnen, die sich in gesellschaftliche
                                                                                   Prozesse überall dort einbringt, wo
Dr. med. Kirchner: Für junge Ärztin-        Womit wird sich die Kammer aus ärztlicher Sachverstand gefragt ist.
nen und Ärzte bedeutet die Kammer           heutiger Sicht in den kommenden Bequem kann jeder, wir setzen auf
vielleicht zu allererst eine Institution,   Jahren besonders auseinanderset- kompetente Mitgestaltung.
die für die Weiterbildung, deren Re-        zen müssen?
gelung und Kontrolle zuständig ist          Dipl.-Med. Schulz: Die Digitalisierung
und nach Abschluss der Facharzt-            hat viel Potenzial, die Praxisabläufe ■ Das Gespräch führte
weiterbildung wird die Kammer dann          effizienter zu gestalten. Themen wie     Anja Zimmermann M.A.
weitgehend durch Fortbildungsange-          die Fernbehandlung und Videosprech-
bote und berufsrechtliche Regelungen        stunden zeigen aber auch, dass es
sowie durch den Einzug des Kammer-          um nicht weniger als um den Erhalt
beitrags wahrgenommen.                      eines vertrauensvollen Arzt-Patienten
Vielleicht können wir aber die Kam-         Kontaktes geht. Hier ist die Kammer
mer nicht nur als eigenfinanzierte,         als Selbstverwaltungskörperschaft
ausgelagerte Staatsmacht betrach-           besonders gefordert. Ein weiteres
ten, sondern zugleich als starke Inter-     großes Aufgabenfeld sehe ich in der
essenvertretung von mehr als 13.000         Umsetzung der neu verabschiedeten
brandenburgischen Ärzten, die über          Weiterbildungsordnung. Diese sollten
die Ausbildung der Ärzte in Branden-        wir für unsere, sich in Weiterbildung
burg am Beispiel der Gründung einer         befindenden jungen Kolleginnen und
medizinischen Fakultät in der Lausitz       Kollegen praxisnah und arztfreundlich
mitentscheiden wollen und die die           gestalten.
internationale Verflechtung medizini-
                                    Was wünschen Sie der LÄKB und
scher- und Bildungsaktivitäten voran-
treiben möchten, wie wir dies in dender ärztlichen Selbstverwaltung
90ern mit den Ärztekammern von      für die kommenden Jahre?
                                    Dr.med. Kirchner: Genau das eben
Österreich, Südtirol, Posen und Stet-
tin, mit der Swiss Medical Assoziation
                                    Gesagte wünsche ich der Landes-
und des National Health Service UK  ärztekammer für die nächsten 30
begonnen haben.                     Jahre. Möge sie stets mehr sein als
                                    Verwaltung, eine Aufsichtsbehör-
Die Mitgestaltung von Bildungsaktivi-
täten, auch im internationalen Kon- de und eine Rentenversicherung
text, könnte für die junge Ärzteschaft
                                    (Versorgungswerk). Möge sie ein
durchaus interessant sein und diese Raum für demokratische Mitgestal-
zur Mitarbeit motivieren.           tung medizinischer, gesundheitspo-
                                    litischer und wissenschaftlicher Ent-
Dr. med. Wolter: Meine ersten Jahre wicklung zum Wohle der Bevölkerung
nach dem Studium waren fremdge- durch die brandenburgische Ärzte-
steuert. Ärztliche Selbstverwaltung schaft sein.

                                                                                          Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020 |   7
30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
30 JAHRE LÄKB

                                  30 JAHRE LANDESÄRZTEKAMMER BRANDENBURG

                                  Grußwort von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher

                                   30 Jahre Landesärztekammer einen Aufruf gestartet, um Kollegin-                   Aktivität aller gefragt. Als Landesre-
                                 Brandenburg, drei Jahrzehnte nen und Kollegen aus dem Ruhestand                     gierung haben wir das Landärztepro-
                                 ärztliche Selbstverwaltung seit zu holen. Allgemeinmediziner, Internis-             gramm aufgelegt, um angehenden
                                 der Gründung im Juni 1990. Zu ten und Anästhesisten folgten Ihrem                   Ärztinnen und Ärzten die Entschei-
                                 dieser Erfolgsgeschichte möchte Ruf, um bei der Corona-Beratung zu                  dung für unser schönes Bundesland als
                                 ich Ihnen von Herzen gratulieren! helfen, teilweise in der unmittelbaren            Arbeits- und Lebensort zu erleichtern
                                                                          Patientenversorgung mitzuwirken und       – übrigens mit großem Erfolg. In den
                                   Vor dem, was Ihre Gründungsmütter so Praxen und Kliniken nachhaltig zu            ersten beiden Stipendien-Runden gab
                                 und Gründungsväter geleistet haben, entlasten. Es meldeten sich zahlreiche          es deutlich mehr Bewerbungen als wir
                                 habe ich höchsten Respekt. Das Jahr ärztliche Kolleginnen und Kollegen an-          bedienen konnten.
Brandenburgs Gesund-             1990 war ein Jahr des Umbruchs und derer Fachdisziplinen sowie Studieren-             Die Koalition bekennt sich zu einer
heitsministerin Ursula           des Aufbruchs, ein aufregendes Jahr, de der Humanmedizin und nichtärztli-           flächendeckenden gesundheitlichen
Nonnemacher
Foto: Henrik Rauch, MSGIV        aber auch eines, in dem vieles durch- ches Fachpersonal. Die ärztliche Selbst-      Versorgung, die neben den Kranken-
                                 einander ging. Die Unsicherheit war verwaltung hat sich in diesem Moment            hausstrukturen auch die niedergelas-
                                 groß, auch für Ärztinnen und Ärzte nicht nur als verlässliche Stütze gezeigt,       senen Haus- und Fachärztinnen und
                                 der auslaufenden DDR: das Gesund- das Zeichen der Solidarität und der              -ärzte einschließt. Wir brauchen eine
                                 heitswesen wurde umgekrempelt, wie übergreifenden Zusammenarbeit, das               gute und enge Zusammenarbeit zwi-
                                 überall in Ostdeutschland gab es Mas- Sie gesetzt haben, war und ist wichtig        schen Hochschulen, Krankenhäusern
                                 senentlassungen in den Polikliniken. für die ganze Gesellschaft und dafür           und ambulanten Strukturen in den
                                 Trotz dieser enormen Verunsicherung möchte ich noch einmal herzlich Dan-            ländlichen Regionen.
                                 haben Kolleginnen und Kollegen Ver- ke sagen. Corona hat uns gezeigt, wie             Der dreißigste Geburtstag ist ja ge-
                                 antwortung übernommen, sich inner- notwendig es ist, dass alle Bereiche             meinhin einer, an dem man stabil im
                                 halb kürzester Zeit in die neue Rechts- des Gesundheitswesens zusammenar-           Leben steht, gefestigt, voller Kraft
                                 lage eingelesen, die ärztliche Selbst- beiten – Teamarbeit eben.                    und Tatendrang. Mit Stolz können Sie
                                 verwaltung in Brandenburg gegründet Corona hat aber auch schonungslos               auf Erreichtes zurückschauen und mit
                                 und aufgebaut und in ruhiges Fahr- den Fokus auf die Bereiche gelenkt,              Energie in die Zukunft gehen: setzen
                                 wasser geführt. Vor dieser Leistung die wir dringend angehen müssen: so             Sie sich weiter engagiert ein für die Be-
                                 ziehe ich auch heute noch meinen Hut! zum Beispiel die Digitalisierung. Die         lange und die beruflichen Interessen
                                   Ärztliche Selbstverwaltung ist ein ho- Krise hat hier zwar wie ein Turbo ge-      der Ärztinnen und Ärzte in der Mark.
                                 hes Gut und bedeutet, Vertrauen in die wirkt und vieles, was bis vor kurzem         Sie waren und sind stets kompetente
                                 zu setzen, die am nächsten dran sind, unmöglich schien, wie bei der Vernet-         und verlässliche Partner für die Ärzte-
                                 die durch ihre fachliche Kompetenz in zung, war ganz plötzlich machbar und          schaft selbst und auch für uns als Lan-
                                 der Lage sind, dringende Themen im sei es nur, dass es nicht jedes Meeting          despolitik. Ich kann Ihnen versichern,
                                 Gesundheitswesen zu durchschauen erforderlich macht, einmal kreuz und               dass die Landesregierung die Arbeit
                                 und anzugehen: Ärztinnen und Ärzte, quer durch die Lande zu jetten. Vieles          der Brandenburger Ärzteschaft und ih-
                                 die täglich vor Ort in Klinik und Praxis geht eben auch per Videokonferenz. Ja,     rer Selbstverwaltung außerordentlich
                                 die Versorgung der Patientinnen und ich weiß, gerade in Ihren Reihen gab            hoch schätzt.
                                 Patienten sicherstellen.                 es anfangs Skepsis bei diesem Thema,         Bringen Sie sich weiter ein in der
                                   Selbstverwaltung bedeutet auch, auf aber auch da hat Corona als Katalysa-         Gesundheitspolitik des Landes Bran-
                                 Teamarbeit angewiesen zu sein. Team- tor gewirkt. Inzwischen bieten viele           denburg. Bleiben Sie konstruktiv und
                                 arbeit in der Kammer selbst, aber auch märkische Praxen Videosprechstunden          trotzdem kritisch, das ist die Basis einer
                                 mit allen Gesundheitsakteuren, das an. Das ist eine große Chance für das            fruchtbaren Zusammenarbeit. Auch
                                 hat uns ganz aktuell die Corona-Krise Flächenland Brandenburg, um auch in           auf die Gefahr hin, dass ich mich wie-
                                 deutlich vor Augen geführt: als Ärztin- Zukunft eine gute Versorgung in allen       derhole: nur als Team kann es gelingen,
                                 nen und Ärzte haben Sie Großes ge- Landesteilen aufrechtzuerhalten. Klar            die Herausforderungen für unser Land
                                 leistet und leisten es nach wie vor, sei ist aber auch, dass Digitalisierung und    zu bewältigen und die medizinische
                                 es bei der Testung, bei der Versorgung Telemedizin zu unseren großen Her-           Versorgung auch in den kommenden
                                 Erkrankter oder einfach bei der sach­ ausforderungen der Zukunft gehören,           Jahren nachhaltig zu sichern und aus-
                                 lichen Aufklärung über das Sars-Cov-2 auch wenn die Ärztin oder der Arzt nie        zubauen. Ich bin froh, mit der Landes-
                                 Virus.                                   ersetzbar sein werden.                     ärztekammer eine so starke Stütze in
                                   Als wir im Frühjahr dieses Jahres        Der Mangel an Medizinerinnen und         Brandenburg zu haben.“
                                 alle nicht wussten, was da auf uns zu Medizinern, vor allem in den entlege-
                                 kommt, die Bilder von Wuhan und Ber- nen Gebieten von Brandenburg, wird
                                 gamo vor Augen, haben Sie als Ärzte- uns die kommenden Jahre beschäf-               ■ Ursula Nonnemacher,
                                 kammer nicht lange gezögert und tigen. Auch hier ist unbedingt die                    Gesundheitsministerin Brandenburg

                            8   | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020
30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
30 JAHRE LÄKB

AUFBAU DER ÄRZTLICHEN SELBSTVERWALTUNG IM LAND BRANDENBURG

Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft erinnert sich

 Michael Ranft ist Staatssekre-           Ärztekammer auch beruflich beglei-
tär im Ministerium für Soziales,          ten können.
Gesundheit, Integration und Ver-          Aber auch privat hat mich die Er-
braucherschutz des Landes Bran-           richtung von Heilberufskammern in
denburg. Von 1991 bis 2005 hatte          der DDR beschäftigt. Ein sehr guter
er diverse Leitungstätigkeiten im         Freund von mir war als in Greifswald
Ministerium für Arbeit, Gesund-           tätiger Arzt an der Gründung der
heit, Soziales, Frauen und Familie        Ärztekammer in Mecklenburg-Vor-
inne, unter anderem die Leitung           pommern beteiligt.
des Referates 42 „Gesundheits-            Mit meinem Wechsel zum Land Bran-
recht, Heilberufe“. Dementspre-           denburg im Juni 1991 in das Ministe-
                                                                                                                                    Michael Ranft, Staats­
chend begleitete er den Aufbau            rium für Arbeit, Soziales, Gesundheit                                                     sekretär im Ministerium
der ärztlichen Selbstverwaltung           und Frauen war ich dann unmittelbar                                                       für Soziales, Gesundheit,
im Land Brandenburg. Für das              in die Zusammenarbeit mit der Ärz-                                                        Integration und Verbrau-
                                                                                                                                    cherschutz des Landes
Brandenburgische        Ärzteblatt        tekammer Land Brandenburg einge-                                                          Brandenburg
blickt er zurück.                         bunden. Das Kammergesetz der DDR                                                          Foto: Kristin-Baumert
                                          galt über den Einigungsvertrag zwar
1. Wie haben Sie den Aufbau der           als Landesrecht im Land Brandenburg      vorlegen und dem Landtag Branden-
 ärztlichen Selbstverwaltung im           fort, andererseits war es jedoch den     burg alsbald zur Beratung zuleiten.
 Land Brandenburg erlebt?                 Bedürfnissen der brandenburgischen       Nachdem der zuständige Gesund-
 Schon vor der (Neu-)Bildung des Lan-     Heilberufe entsprechend weiterzu-        heitsausschuss im Dezember 1991
 des Brandenburg gab es 1989 / 1990       entwickeln sowie den Vorstellungen       eine Anhörung mit allen Heilberufs-
 Bemühungen aus der Ärzteschaft, in       der 1. Brandenburgischen Landesre-       kammern durchgeführt hatte, be-
 der DDR berufsständische Vertretun-      gierung und der sie tragenden Land-      schloss der Landtag Brandenburg in
 gen zu errichten. Hierzu gründeten       tagsfraktionen anzupassen.               seiner Sitzung am 28. Januar 1992
 sich Anfang 1990 erste Initiativen und   Die Erarbeitung des Entwurfes eines      das Heilberufsgesetz – (GVBl. I, S. 30).
 Vereine in verschiedenen Bezirken der    Heilberufsgesetzes oblag dem MASGF,      Nach Inkrafttreten des Heilberufs-
 ehemaligen DDR. Diesem Wunsch aus        zugleich war dieses Ministerium auch     gesetzes waren sämtliche bis dahin
 der Ärzte- wie auch Tierärzte-, Zahn-    die Rechtsaufsicht über die nach dem     beschlossenen Satzungen von der
 ärzte- und Apothekerschaft folgend,      Kammergesetz der DDR schon errich-       sich am 04. April 1992 konstituierten
 erließ die Volkskammer der DDR am        teten Heilberufskammern. Hier gab es     Kammerversammlung der Landes-
13. Juli 1990 das Gesetz über die Be-     insbesondere bei der Genehmigung         ärztekammer Brandenburg (LÄKB)
 rufsvertretungen und die Berufsaus-      von den Kammerversammlungen be-          neu zu beschließen und vom MASGF
 übung der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte    schlossenen Satzungen einen intensi-     anschließend rechtsaufsichtlich zu ge-
 und Apotheker –Kammergesetz– (GBl.       ven, häufig persönlichen Austausch       nehmigen.
 DDR 1990, Nr. 44 vom 27. Juli 1990).     mit dem Kammervorstand, der Ge-          Ferner war die Gründung der Ärzte-
 Hierdurch wurde eine gesetzliche         schäftsstelle sowie der Geschäftsfüh-    versorgung Land Brandenburg (ÄVLB)
 Grundlage zur Errichtung von Heil-       rung und dem Kammerpräsidenten           gemeinsam mit dem Wirtschafts-
 berufskammern als (Personal-)Kör-        der Ärztekammer Land Brandenburg         ministerium als Finanzaufsicht über
 perschaften geschaffen, die unter der    im Sinne einer beratenden und ko-        freiberufliche Versorgungswerke zu
 Rechtsaufsicht des damaligen Minis-      operativen Rechtsaufsicht.               begleiten. Dies stellte sich als be-
 teriums für Gesundheitswesen der                                                  sonders herausfordernd dar, da zum
 DDR standen.                             2. Was waren diesbezüglich da-           einen politisch eine Befreiung der
 Als Mitarbeiter der Berliner Gesund-     mals Ihre Aufgaben?                      ärztlichen Pflichtmitglieder in der
 heitsverwaltung und zugleich Leiter      Als Leiter des Referates 42 (Heilberu-   ÄVLB von der gesetzlichen Renten-
 des Justitiariates der Magistratsver-    fe, Gesundheitsrecht) im MASGF war       versicherungspflicht zu erreichen war.
 waltung für Gesundheit in Ost-Berlin,    ich von Beginn meiner Tätigkeit im       Zum anderen stellte es sich als beson-
 habe ich im Sommer / Herbst 1990         Sommer 1991 an unmittelbar mit der       ders problematisch heraus, dass nach
 unmittelbar die Bemühungen der           Erarbeitung und Abstimmung eines         der Wende viele Ärztinnen und Ärzte
 Heilberufe in der DDR um die Errich-     Referentenentwurfes des Heilberufs-      privatrechtliche Altersversorgungs-
 tung von Kammern und so auch der         gesetzes für das Land Brandenburg        verträge abgeschlossen hatten und
„benachbarten“ Ärztekammer Bran-          sowie mit Fragen der Rechtsaufsicht      sich nunmehr als Pflichtmitglieder zu-
 denburg erleben und – zumindest für      persönlich befasst. Den Gesetzent-       sätzlich mit Beitragsforderungen der
 Ost-Berlin – mit dem Sonderthema         wurf konnten wir im Herbst 1990          ÄVLB konfrontiert sahen. Hiergegen
 der schon in West-Berlin bestehenden     dem Kabinett zur Beschlussfassung        wandten sich etliche Betroffene mit

                                                                                         Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020 |   9
30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg
30 JAHRE LÄKB

      Eingaben, Petitionen oder Rechtsbe-       und Ärzte im Land Brandenburg. Al-        Staatssekretär Affeld und mir, alle
      helfen an das MASGF. Letztendlich         lerdings bedeutet eine Verkammerung       Beteiligten auf dieses Dilemma hin-
      hielt das MASGF gemeinsam mit             des Berufsstandes, und dies führte in     zuweisen. Die Abstimmung war im
      LÄKB und ÄVLB an dem Prinzip ei-          den Aufbaujahren zu durchaus inten-       Ergebnis für ungültig zu erklären. Ei-
      nes (ggf. reduzierten) Pflichtbeitrages   siven Diskussionen zugleich, dass die     nige Anträge der Kammer wurden
      zur Ärzteversorgung fest, um die Zu-      Kammer als öffentlich-rechtlich ver-      dann aber von einzelnen Abgeordne-
      kunftsfähigkeit der Ärzteversorgung       fasste Personalkörperschaft Teil der      ten übernommen und mit Erfolg zur
      zu gewährleisten.                         mittelbaren Staatsverwaltung ist und      erneuten Abstimmung gestellt. Der
      Wertvolle Unterstützung erfolgte          insofern eben in ihrer Entscheidungs-     Vorgang zeigt eindrucksvoll die Wir-
      hier durch die Geschäftsführung der       findung und insbesondere deren            kungsmächtigkeit der Kammervertre-
      Ärzte­versorgung Westfalen-Lippe, mit     Umsetzung nicht völlig frei ist. Viel-    ter schon damals. Zum anderen ruft
      der ich eng und vertrauensvoll in die-    mehr steht sie unter der Aufsicht des     er in Erinnerung, mit welchem basis-
      sen Aufbaujahren zusammengearbei-         Staates. Es war für mich daher in den     demokratischen Ansatz die Politik in
      tet habe. Dies gilt in gleichem Maße      vielen Diskussionen, die ich als Ver-     den Aufbaujahren angetreten ist.
      mit Präsident, Kammervorstand, der        treter dieser Aufsicht zu führen hatte,   Besonders umstritten im Entwurf
      Geschäftsführung der LÄKB sowie           nachvollziehbar, dass gerade die Ärz-     des Heilberufsgesetzes der Landes-
      allen Kolleginnen und Kollegen in         teschaft in den neuen Ländern auf-        regierung war eine Bestimmung
      der Geschäftsstelle in Cottbus. Nach      grund ihrer persönlichen Erfahrungen      hinsichtlich der Mitgliedschaft der
      längeren Diskussionen hatte sich die      in der ehemaligen DDR im Einzelfall       sogenannten Fachwissenschaftler in
      Kammerversammlung im September            relativ allergisch auf Vorschläge, Hin-   der Medizin. Hierbei handelte es sich
      1992 für den Erhalt des Kammersit-        weise u.ä der staatlichen Rechtsauf-      um Naturwissenschaftler, die eine
      zes in der Lausitz entschieden. Und       sicht reagiert hat. Im Rückblick hoffe    Weiterbildung in der Labormedizin
      so gehörte es auch zu meinen Aufga-       ich, dass es mir dennoch gelungen         erfolgreich absolviert hatten und
      ben, regelmäßig an den Kammerver-         ist, im Rahmen dieses nie völlig auf-     danach entsprechend den Regelun-
      sammlungen der LÄKB in Cottbus als        zulösenden Spannungsverhältnisses in      gen der DDR in der laborärztlichen
      Vertreter der Rechtsaufsicht teilzuneh-   gegenseitigem Respekt und orientiert      Versorgung tätig waren. Da diese
      men und im Bedarfsfall Hinweise und       an der Sache zu zufriedenstellenden       Berufsgruppe auch nach der Wende
      Anregungen des MASGF geben zu             Ergebnissen zu gelangen.                  weiterhin ihren Beruf ausüben konn-
      können. Diese Veranstaltungen habe                                                  te und auch für die laborärztliche
      ich als spannend und außerordentlich      4. Welche persönlichen Erinnerun-         Versorgung notwendig war, sah der
      wichtig für die Meinungsbildung einer     gen haben Sie an die ersten Jahre         Regierungsentwurf vor, dass die in
      sich berufspolitisch emanzipierenden      des Bestehens der Landesärzte-            Brandenburg tätigen Mitglieder die-
      Ärzteschaft im Land Brandenburg           kammer Brandenburg?                       ser Berufsgruppe auf Antrag freiwilli-
      wahrgenommen.                             Neben den zahlreichen anregenden          ge Mitglieder der Landesärztekammer
                                                und intensiven Gesprächen, Bera-          werden konnten. Hiergegen brachte
       3. Welche Bedeutung kam einer            tungen und Versammlungen mit den          die Landesärztekammer Einwände
       ärztlichen Selbstverwaltung da-          Vertreterinnen und Vertretern der         im Gesetzgebungsverfahren vor, die
       mals zu und wie schätzen Sie die         Landesärztekammer Brandenburg             aber letztendlich keinen Erfolg hatten.
       Entwicklung der vergangenen              und ihrer Organe sind mir aus der         Ungeachtet dieses über mehrere Jahre
       30 Jahre ein?                            Anfangsphase zwei besondere Erleb-        bestehenden Konfliktes konnten aber
       Wie dargelegt, hatte seit dem Fall       nisse in Zusammenhang mit der Er-         alle Beteiligten weiterhin vertrauens-
       der Mauer in der DDR auch unter          arbeitung und Inkrafttreten des Heil-     voll und konstruktiv zusammenarbeiten.
       den Gesundheits- und Heilberufen         berufsgesetzes aus dem Jahr 1991/92
       eine Diskussion begonnen, wie und        in besonderer Erinnerung geblieben:
       unter welchen Bedingungen sich die       Als der Gesundheitsausschuss des          ■ Das Gespräch führte Anja Zimmermann M.A.
       jeweiligen Berufe bzw. Berufsgrup-       Landtages Brandenburg seine An-
       pen in einem sich rasant verändern-      hörung im Dezember 1991 durch-
       den Gesundheitswesen organisieren        geführt hatte, wurden, wie in einem
       sollten. Dabei standen die Strukturen,   derartigen Gesetzgebungsverfahren
       namentlich das Prinzip der Verkam-       völlig üblich, Änderungsanträge
       merung der Freien Berufe in den al-      eingebracht und zur Abstimmung
       ten Bundesländern, Pate und prägten      gestellt. Und so trug auch die Lan-
       stark diese Debatten.                    desärztekammer Brandenburg eini-
       Insofern war und ist für mich der        ge Änderungswünsche vor, die der
       Wunsch nach selbstverwalteten            mittlerweile leider verstorbene Aus-
       Strukturen in der Ärzteschaft und        schussvorsitzende Herr Dr. Wagner
       darüber hinaus nachvollziehbar und       auch entsprechend zur Abstimmung
       begründet. Er ist Ausdruck eines sich    stellte. Allerdings sind nach der Ge-
       als frei verstehenden Berufsstandes      schäftsordnung des Landtages nur
       und einer demokratisch legitimierten     Mitglieder desselben antragsberech-
       Interessenvertretung aller Ärztinnen     tigt und so oblag es dem damaligen

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30 JAHRE LÄKB

                                                Titelseite der
                                                ersten Ausgabe
                                                des Branden­
                                                burgischen
                                                Ärzteblattes

Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020 |   11
30 JAHRE LÄKB

                                30 JAHRE LANDESÄRZTEKAMMER BRANDENBURG:

                                Ein Rückblick

                                                                         1990
                                                                         16. Juni
                                                                         Gründung des Ärztekammer Land Brandenburg e. V.

                                                                         30. August
                                                                         Bestätigung der Ärztekammer Land Brandenburg als Körperschaft des öffent-
                                                                         lichen Rechts

                                                                         29. September
                                                                         erste konstituierende Sitzung
                                                                         Melde-, Beitrags- und Geschäftsordnung sowie Satzung werden beschlossen;
                                                                         Dr. Roger Kirchner wird Vorsitzender der 1. Legislaturperiode (1990 – 1992),
                                                                         Vizepräsident wird Dr. Friedhart Federlein
Dr. med. Roger Kirchner,
        erster Präsident
         Fotos: LÄKB/Archiv                                              12. Oktober
                                                                         Kammervorstand beschließt Einrichtung der Hauptgeschäftsstelle in der
                                                                         Thiemstraße 41; Dr. Reinhard Heiber wird Hauptgeschäftsführer

                                                                         1991
                                                                         Januar
                                                                         die erste Ausgabe des Brandenburgischen Ärzteblattes erscheint

                                                                         1. April
                                                                         Wiederaufnahme von Facharztprüfungen nach der neuen Weiterbildungs-
                                                                         ordnung

                                                                         11. Juni
                                                                         die Ethikkommission der LÄK berät sich erstmalig
                Dr. med.
    Friedhard Federlein,                                                 7. September
    erster Vizepräsident                                                 der erste Vorstand der Akademie für ärztliche Fortbildung wird gewählt, damit
                                                                         wurde die unselbstständige Fortbildungseinrichtung der Landesärztekammer
                                                                         Brandenburg gegründet

                                                                         Dezember
                                                                         Genehmigung der Satzung der Ärzteversorgung Land Brandenburg

                                                                          1992
                                                                          28. Januar
                                                                          Verabschiedung des ersten brandenburgischen Heilberufsgesetzes, welches die
                                                                          Grundlage zur Regelung der ärztlichen Selbstverwaltungsaufgaben darstellt,
                                                                          die offizielle Bezeichnung der Ärztekammer Land Brandenburg lautet nun
                                                                         „Landesärztekammer Brandenburg“

                                                                         4. April
                                                                         konstituierende Sitzung zur 2. Legislaturperiode (1992 – 1996),
                                                                         Präsident wird erneut Dr. Roger Kirchner, Vizepräsident wird Dr. Udo Wolter
     Gründungsurkunde
                                                                         14. November
                                                                         Cottbus wird als Sitz der Hauptgeschäftsstelle in die Satzung der LÄKB aufge-
                                                                         nommen

                                                                         1993
       Eine der ersten                                                   März
Kammerversammlungen                                                      erster Fortbildungskongress der LÄK in Potsdam

                      12      | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020
30 JAHRE LÄKB

15. Mai
der Kauf der Immobilie in der Dreifertstraße 12 wird beschlossen – sie soll der
neue Sitz der Hauptgeschäftsstelle werden

1994
29. Januar
Satzung über die Errichtung der Ethikkommission bei der Landesärzte­kammer
                                                                                                                             Deutscher Ärztetag in
Brandenburg                                                                                                                  Hamburg 1991

August / September
Umzug der Hauptgeschäftsstelle in die Dreifertstraße 12

1995
                                                                                                                             v.l.n.r.:
11. November
                                                                                                                             Dr. med. Musikowski,
Feier anlässlich des fünfjährigen Bestehens der LÄKB, Einweihung der neuen                                                   Dr. med. Kirchner,
Geschäftsstelle                                                                                                              Dr. Heiber

1996
20. April
konstituierende Sitzung zur 3. Legislaturperiode (1996 – 2000)
Dr. Udo Wolter wird neuer Präsident, Vizepräsidentin wird
Dipl.-Med. Elke Köhler

1997
Start des Internetauftritts www.laekb.de

1998
24. Januar
Protestbrief der LÄK gegen den geplanten „Großen Lauschangriff“

25. Februar
Aktionstag der brandenburgischen Vertragsärzte
                                                                                                                             Inhaltsverzeichnis aus
1999                                                                                                                         dem ersten BÄB
1. bis 5. Juni
der 102. Deutsche Ärztetag wird in Cottbus von der LÄKB ausgetragen

2000
20. Mai
konstituierende Sitzung der 4. Legislaturperiode (2000 – 2004)
Dr. Udo Wolter und Dipl.-Med. Elke Köhler werden in ihren Ämtern bestätigt

9. September
Feier anlässlich des zehnjährigen Bestehens der LÄKB

2002
6. März
die Beratungsstelle für Ärztinnen und Ärzte an der Landesärztekammer mit
der Ombudsfrau OMR Dr. Ingrid Hörning nimmt ihre Arbeit auf

2004
                                                                                                                             Aus dem ersten Branden-
12. Juni                                                                                                                     burgischen Ärzteblatt
konstituierende Sitzung zur 5. Legislaturperiode (2004 – 2008),                                                              (BÄB)
Dr. Udo Wolter und Dipl.-Med. Elke Köhler werden in ihren Ämtern bestätigt

2005
19. November
die Kammerversammlung verabschiedet eine Resolution zur prekären Lage
des Gesundheitssystems
                                                                                                                             Dr. med. Udo Wolter und
                                                                                                                             Dr. Reinhard Heiber

                                                                                  Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020 |   13
30 JAHRE LÄKB

                                                                       2006
                                                                       8. März
                                                                       auf einer außerordentlichen Kammerversammlung spricht sich die LÄK gegen
                                                                       das zweite Gesetz zur Änderung des Heilberufsgesetzes in Brandenburg aus

                                                                       13. Mai
            Bauarbeiten
       Dreifertstraße 12                                               Beschluss der Kammerversammlung, die Hauptgeschäftsstelle in Form eines
              in Cottbus                                               Neubaus zu erweitern

                                                                       18. November
                                                                       die Kammerversammlung verabschiedet eine Resolution gegen das GKV-WSG

                                                                       2007
                                                                       10. April
                                                                       Beginn der Bauarbeiten am Erweiterungsbau in der Dreifertstraße

                                                                       14. April
                                                                       die LÄKB bietet erstmals ein Existenzgründerseminar für niederlassungswil-
                                                                       lige Ärzte an

                                                                       17. November
                                                                       die Kammerversammlung verabschiedet eine Resolution, in der sie das Gemein-
                                                                       deschwester-Modell ablehnt
           Eröffnung des
102. Deutschen Ärztetags
               in Cottbus                                              Dezember
                                                                       Bezug des Neubaus

                                                                       2008
                                                                       29. Februar
                                                                       Hauptgeschäftsführer Dr. Reinhard Heiber verabschiedet sich in den Ruhestand,
                                                                       zum Nachfolger wird Ass. jr. Herbert Krahforst ernannt

                                                                       4. April
                                                                       feierliche Einweihung des Neubaus der Cottbuser Geschäftsstelle
              Präsidium
 102. Deutscher Ärztetag                                               6. September
                                                                       konstituierende Sitzung zur 6. Legislaturperiode (2008 – 2012),
                                                                       Dr. Udo Wolter und Dipl.-Med. Elke Köhler werden erneut im Amt bestätigt

                                                                       29. Oktober
                                                                       Eröffnung der ersten Kunstausstellung in den Räumlichkeiten der Landesärz-
                                                                       tekammer Brandenburg

   Kammerversammlung                                                   2009
       der LÄKB 2008                                                   28. November
                                                                       die Kammerversammlung der LÄKB beschließt die Wiedereinführung des
                                                                       Facharztes für Allgemeinmedizin in die Weiterbildungsordnung und nimmt
                                                                       damit bundesweit eine Vorreiterrolle ein

                                                                       2010
                                                                       1. Oktober
                                                                       Feier anlässlich des 20-jährigen Bestehens der LÄKB

                                                                       20. Oktober
                                                                       gemeinsames Symposion der KVBB und der LÄK Brandenburg

                                                                       2011
                                                                       Eröffnung einer Zweiggeschäftsstelle im Potsdamer Reiterweg
  Dipl.-Med. Elke Köhler,
         Vizepräsidentin
            (1996 - 2012)

                     14     | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020
30 JAHRE LÄKB

2012
28. April
Beschluss der Kammerversammlung, neben der Geschäftsstelle in Cottbus eine
Geschäftsstelle gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg
(KVBB) in Potsdam zu errichten

29. August
Gründung der „Baugemeinschaft Pappelallee GbR“                                                                             Neuer Vorstand gewählt,
                                                                                                                           2008
17. November
konstituierende Sitzung der Kammerversammlung zur 7. Legislaturperiode
(2012 – 2016)
Dr. Udo Wolter wird als Präsident bestätigt, Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes
wird neuer Vizepräsident

2013
27. April
                                                                                                                           Die ehemalige Potsda-
neben einem Seniorenbeauftragten soll auch ein Beauftragter für junge Ärzte                                                mer Geschäftsstelle im
eingeführt werden                                                                                                          Reiterweg

22. November
erster Spatenstich für den Neubau des Büro- und Verwaltungsgebäudes in
der Potsdamer Pappelallee 5

2014
                                                                                                                           Ass. jur.
30. April
                                                                                                                           Herbert Krahforst,
Grundsteinlegung für das neue gemeinsame Potsdamer Büro- und Verwal-                                                       Geschäftsführer
tungsgebäude der LÄKB und KVBB                                                                                             (2008 - 2020)

26. September
Fertigstellung des Rohbaus Pappelallee 5, Richtfest

2015
5. März
Verwaltungsvereinbarung über die Zusammenarbeit und Finanzierung eines
Krebsregisters zwischen dem Land Brandenburg und dem Land Berlin

2. Dezember
                                                                                                                           Prof. Dr. med.
die Landesärztekammer Brandenburg und die Kassenärztliche Vereinigung
                                                                                                                           Ulrich Schwantes,
Brandenburg feiern ihren Einzug in das neue Verwaltungsgebäude in der                                                      Vizepräsident
Potsdamer Pappelallee 5, beide Körperschaften begehen zugleich ihr 25-jähri-                                               (2012 - 2016)
ges Bestehen

2016
Januar
Mitarbeiter beziehen den Potsdamer Neubau

1. Juli
die Klinisches Krebsregister Brandenburg und Berlin gGmbH (KKRBB) nimmt                                                    Neubau der Cottbuser
als Tochtergesellschaft der LÄKB ihre Arbeit auf                                                                           Geschäftsstelle

2017
21. Januar
konstituierende Sitzung zur 8. Legislaturperiode, Dipl.-Med. Frank-Ullrich
Schulz wird neuer Präsident, Dr. med. Hanjo Pohle wird neuer Vizepräsident

8. November
die erste „gesundheitspolitische Gesprächsrunde“ der Landesärztekammer
Brandenburg findet statt, Thema ist die „Digitalisierung im Gesundheitswesen“
                                                                                                                           Auszählung von Wähler-
                                                                                                                           stimmen in den 90ern

                                                                                Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2020 |   15
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