Ärzteblatt Baden-Württemberg 12
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
www.aerzteblatt-bw.de Ä r zteblatt Baden-Württemberg Amts- und Mitteilungsblatt der ärztlichen Körperschaften | ISSN 0720-3489 | E 1041 | 66. Jahrgang | Gentner Verlag 12 | 2011 Foto: © Milan Klima, Neu-Isenburg
AB COPD STADIUM III* NET:* * EZ EICH AUSG ZTE EINÄR ALLGEM T I K E R K PRA TEN RNIS INTE END MA TR te PHAR s DAXAS – ® n ovativ Das in dukt 11 Pro DIE COPD-ENTZÜNDUNG NG G GEZIELT BEKÄMPFEN FÜR EINE UMFASSENDE COPD-THERAPIE: Bronchodilatator gegen die Symptome DAXAS® gegen die Entzündung 1 Weniger Exazerbationen 2, 3, 4 Verbesserte Lungenfunktion 3, 5 Tiefer gehen. Mehr erreichen. 11-12-DAX-2011-D-15448-J * Für Patienten mit schwerer COPD mit chronischem Husten und Auswurf sowie häufigen Exazerbationen in der Vergangenheit und begleitend zur bronchodilatatorischen Dauertherapie. ** Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage bei 301 APIs, ausgeführt von der Dr. Jung Group GmbH (DJG) im Jahr 2011 1 Fachinformation DAXAS®, Mai 2011 2 Hanania NA et al. Am J Respir Crit Care Med 2010; 181: A4435 3 Calverley PM et al. Lancet 2009; 374: 685-694 4 Hurst JR et al. N Engl J Med 2010; 363: 1128-1138 5 Fabbri LM et al. Lancet 2009; 374: 695-703 DAXAS® 500 Mikrogramm Filmtabletten · Wirkstoff: Roflumilast. Zusammensetzung: Eine Tablette enthält: Arzneilich wirksamer Bestandteil: 500 μg Roflumilast. Sonstige Bestandteile: Kern: Lactose- Monohydrat, Maisstärke, Povidon (K90), Magnesiumstearat. Überzug: Hypromellose 2910, Macrogol 4000, Titandioxid (E171), Gelbes Eisenoxid (E172). Anwendungsgebiete: Dauertherapie bei er- wachsenen Patienten mit schwerer COPD (FEV1 nach Anwendung eines Bronchodilatators weniger als 50% vom Soll) und chronischer Bronchitis sowie häufigen Exazerbationen in der Vergangenheit, begleitend zu einer bronchodilatatorischen Therapie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Roflumilast oder einen der sonstigen Bestandteile. Mittelschwere bis schwere Leberfunktionsstörung (gemäß Klassifizierung nach Child-Pugh B oder C). Nebenwirkungen: Häufig: Diarrhoe, Gewichtsverlust, verminderter Appetit, Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen. Gelegent- lich: Überempfindlichkeit, Angstzustände, Zittern, Schwindel, Benommenheit, Palpitationen, Gastritis, Erbrechen, Gastroösophageale Refluxerkrankung, Dyspepsie, Rötung, Muskelspasmen, Muskelschlaffheit, Myalgie, Rücken- schmerzen, Unwohlsein, Asthenie, Müdigkeit. Selten: Gynäkomastie, Depressionen, Nervosität, Geschmacksstö- rungen, Infektionen des Respirationstraktes (ausgenommen Pneumonien), Hämatochezia, Verstopfung, erhöhte γ-GT/Aspartat-Aminotransferase (AST)/Blut-Kreatinin-Phosphokinase (CPK), Urticaria. In seltenen Fällen: Suizi- dales Verhalten (klin. Studien). Warnhinweis: Enthält Lactose. Packungsbeilage beachten. Verschreibungspflich- tig. Nycomed GmbH, Byk-Gulden-Straße 2, 78467 Konstanz. Örtliche Ansprechpartner: Nycomed GmbH, Byk- Gulden-Straße 2, 78467 Konstanz; MSD SHARP&DOHME GMBH, Lindenplatz 1, 85540 Haar (Stand 05/2011) www.daxas.de as
www.aerzteblatt-bw.de Ä r zteblatt Anzeige Baden-Württemberg Amts- und Mitteilungsblatt der ärztlichen Körperschaften 12 | 2011 Editorial Rechtsfragen 608 Klinische Ethikkomitees 618 Eine Ära geht zu Ende Die BW-Bank präsentiert auf der Titelseite „Fantastische Anatomie“ von Prof. Dr. med. Milan Klima: Kammern und KV Wirtschaft 609 Vernetzungsprojekt 620 Neues aus der Finanzwelt Galaktischer Granulozyt Frühe Hilfen Dieses Gemälde könnte man auch „Zwillinge“ 610 Bezirksärztekammer- Vermischtes Vertreterversammlungen nennen, denn es handelt sich um die Dar stellung von Zwillingsstrukturen, denen 611 Hohe Auszeichnungen 621 Leserbrief: Ärzte-Bashing man um uns herum überall begegnen kann. für verdiente Persönlichkeiten 622 Symposium: Im Hintergrund einer Doppelstruktur des 612 Vertreterversammlung Hat der Arztberuf eine Zukunft? planetarischen Nebels NGC 604 ist ein eosi- der Landesärztekammer 622 Hartmannbund nophiler Granulozyt mit seinem Doppel- 612 Entschließungen mit neuer Führungsspitze kern abgebildet. Der Makrokosmos spiegelt sich im Mikrokosmos wieder. 613 Idiopathische Adoleszentenskoliose Veranstaltungsübersicht Die Baden-Württembergische Bank (BW- 613 Präsidenten-Hotline 623 Bank) ermöglicht auf der Titelseite des Ärzteblattes eine neue Sichtweise auf Bekanntmachungen den menschlichen Körper. Alle Bilder Ethik 624 entstammen dem beruflichen Umfeld von 613 Ethikarbeit im Klinikverbund Ärztinnen und Ärzten. Die BW-Bank ver Impressum deutlicht damit ihre enge Beziehung zur 638 Ärzteschaft in Baden-Württemberg, nicht zuletzt, weil ihre Beratungsspezialisten für Heilberufe seit vielen Jahren kompetente Unterstützung und Beratung in allen wirt- Simulatortraining „Ärztliche Leichenschau“ schaftlichen Fragen von Medizinern bieten. S Beispielsweise ist Die BW-Bank ist mit knapp eit Anfang Dezember können Mit- o ptimiert der Teilnehmer das systematisch 200 Filialen in allen Landesteilen vor Ort. glieder der Landesärztekammer Baden- und auch ökonomisch sinnvolle Diagnos Beispielsweise in Heidelberg beraten Württemberg kostenlos ein neues tizieren und das Erstellen der Todesbeschei- Sie Ihre VermögensManager Heilberufe online-Lernmodul nutzen, das anhand von nigung. Antonia Lindner (Tel. 0 62 21 / 918-221, 15 Fällen die rechtlichen und medizinischen Bei erfolgreichem Abschluss einer Fax -2 30), Carmen Schmitt (Tel. -2 10) und Grundlagen der Ärztlichen Leichenschau Lerneinheit werden die erworbenen Fort Torsten Schuhmacher (-1 56) kompetent vermittelt. bildungspunkte an den Elektronischen Infor- und umfassend. Die „virtuelle Leichenschau“ basiert auf mationsverteiler (EIV) gemeldet und über Fällen des Instituts für Rechtsmedizin am diesen dem Fortbildungskonto des Teil Mehr Informationen zum Angebot für Heil- Universitätsklinikum Münster. Teilnehmer nehmers zugeschrieben. Sofern noch kein berufler oder zu Beratungsspezialisten in lernen die Interpretation der morpholo- Konto bestand, wird dieses eingerichtet. Ihrer Nähe erhalten Sie im Internet unter gischen Zeichen forensisch relevanter Ge- Darüber hinaus erhält der Arzt eine Teil www.bw-bank.de/heilberufe oder telefo- walteinwirkung, die richtige Klassifizierung nahmebescheinigung. Für die vollständige nisch unter 07 11 / 1 24-4 90 95. der Todesart sowie das korrekte Ausfüllen Bearbeitung aller fünfzehn Fälle können der Todesbescheinigung. 45 Fortbildungspunkte erworben werden. Das Lernmodul fußt auf dem INMEDEA- Die „virtuelle Leichenschau“ ist über die Simulator, der aus dem vom Bundesmini Website der Landesärztekammer Baden- sterium für Bildung und Forschung ge Württemberg erreichbar. förderten Projekt „Prometheus“ hervorging. Weitere Infos: Auf der Basis virtueller Leichen übt und www.aerztekammer-bw.de C ÄBW 12 • 2011 607
Editorial Herausforderungen bei der Etablierung klinischer Ethikberatung Klinische Ethikkomitees D ie Anzahl klinischer Ethik dungen – sind inzwischen fest eta- sem Heft): Durch eine bemerkenswert komitees an den Krankenhäu- bliert. Standards für die Qualifizierung kreative Öffentlichkeitsarbeit ist es sern in Baden-Württemberg von Ethikberatern sowie für die dem Team gelungen, nicht nur die hat in den letzten Jahren erheb- Durchführung von Ethikberatung in Ethikberatung bekannt zu machen, lich zugenommen. Die Etablierung Einrichtungen des Gesundheitswe- sondern darüber hinaus Kommunika- ethischer Beratungsangebote folgt sens wurden entwickelt. Auch für die tion und sozialen Zusammenhalt im dabei der Einsicht, dass sich die Dokumentation von ethischen Fallbe- Klinikum über Fach- und Berufsgren- ethischen Herausforderungen der ratungen hat eine Arbeitsgruppe der zen hinweg zu fördern. Auch die zwei modernen Medizin gemeinsam im Akademie für Ethik in der Medizin Ebenen der Ethikarbeit im Verbund Prof. Dr. med. berufsgruppenübergreifenden Dis- Empfehlungen erarbeitet. Verschie- – zentrales „Komitee der Klinischen Georg Marckmann kurs besser bewältigen lassen. In vie- dene Möglichkeiten stehen den Ethik“ (KKE) und dezentrale „Arbeits- len Fällen spielte zudem die freiwillige Ethikkomitee-Mitgliedern für die kreise der Klinischen Ethik“ (AKE) an Zertifizierung nach KTQ (Kooperation Aus-, Fort- und Weiterbildung zur den einzelnen Standorten – könnten für Transparenz und Qualität im Ge- Verfügung, vom Wochenendseminar anderen Krankenhausverbünden ein sundheitswesen) eine Schlüsselrolle, über Aufbaustudiengänge bis hin zur Vorbild sein. Nicht zuletzt belegen die da die Kliniken nachweisen müssen, „in-house-Schulung“ des gesamten Singener Erfahrungen, wie wertvoll wie „ethische Problemstellungen sy- Komitees. einzelne Mitarbeiter sein können, die stematisch berücksichtigt“ werden. Im Trotz der verbesserten Rahmen- – wie der im Juni dieses Jahres viel zu Idealfall kommt beides zusammen: bedingungen sieht sich vor allem die früh verstorbene Andreas Ruh – mit Die Mitarbeiter haben bereits eine nachhaltige Etablierung von Ethikbe- besonderem Engagement, zeitlichem Arbeitsgemeinschaft zu ethischen ratung mit verschiedenen Herausfor- Aufwand, visionärer Kraft und Charis- Prof. Dr. med. Fragen gegründet, die dann im Rah- derungen konfrontiert. Der wirt- ma die Etablierung der Ethikarbeit am Dr. phil. Urban Wiesing men der Zertifizierung in ein „offizi- schaftliche Druck auf die Krankenhäu- Klinikum vorantreiben. Bleibt zu hof- elles“ klinisches Ethikkomitee über- ser führt zu einer zunehmenden Ar- fen, dass das von ihm entfachte Feuer führt wird. Dass dieser Weg sehr er- beitsverdichtung, was die zeitlichen der Begeisterung für die Ethikbera- folgreich sein kann, zeigen unter an- Spielräume der Mitarbeiter für die tung im HBH-Verbund nicht erlischt. derem die Erfahrungen der SLK- Ethikberatung einengt. Dabei kann Zudem wäre es der Sache dienlich, Kliniken Heilbronn (vgl. Ethikbeilage die Ethikberatung durch eine frühzei- wenn der vom Ethikkomitee des Kli- 104 im Ärzteblatt Baden-Württem- tige Verständigung über die gebote- nikums Stuttgart begründete Erfah- berg 02-2010) und des Singener HBH- ne Behandlung und eine verbesserte rungsaustausch zwischen den Ethik- Klinikverbunds (in diesem Heft). Kommunikation im Team durchaus komitees in Baden-Württemberg In den letzten Jahren hat sich die Zeit einsparen. Eine ausreichende weiter geführt werden könnte. Auf klinische Ethikberatung zunehmend Anzahl von Mitarbeitern längerfristig diese Weise werden sich auch die professionalisiert: Die drei Hauptauf- für die Ethikarbeit zu motivieren, stellt praktischen Herausforderungen bei gaben der Ethikkomitees – Beratung ebenfalls eine Herausforderung dar. der Etablierung von Ethikberatung im Einzelfall, Erstellung von ethischen Besonders erfolgreich war hierbei das meistern lassen. Empfehlungen bzw. Leitlinien und die Ethikkomitee des Singener HBH-Ver- Organisation von ethischen Fortbil- bundes (vgl. die Ethikbeilage in die- Georg Marckmann, Urban Wiesing Relaunch für Landesärztekammer Baden-Württemberg im Web Neuer Internetauftritt D ie Landesärztekammer Baden-Württemberg hat ihre Website komplett über- arbeitet. Neben der Anpassung der Inhalte und einem technischen Relaunch wurde auch das „Look and Feel“ des Internetauftritts, jedoch mit großem Wiedererkennungswert, modernisiert. So finden sich jetzt Informationskanäle für die vier Zielgruppen Ärzte, Bürger, Medizinische Fachangestellte und Presse. Unter dem Dach der Landesärztekammer sind auch die Webauftritte der vier Bezirksärz- tekammern und der Ärzteschaften, Kreisärzteschaften und Ärztlichen Kreisvereine im ganzen Land vereint. Weitere Infos: www.aerztekammer-bw.de C 608 ÄBW 12 • 2011
Kammern und KV Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und Jugendhilfe Vernetzungsprojekt Frühe Hilfen A uffälligen Familien möglichst die auf Gewalt in der Familie hindeu- frühzeitig Unterstützung anzu- ten. Hier setzt das Projekt „Frühe Hil- bieten, damit es nicht zu Fehl- fen“ an und bringt Ärzte und Sozialar- entwicklungen und Gefährdungen beiter zusammen. In Qualitätszirkeln des Kindes kommt – das ist das Ziel führen die Mediziner gemeinsam mit des gemeinsamen Vernetzungspro- Mitarbeitern der Jugendhilfe ano- jekts „Frühe Hilfen“ der Kassenärzt- nyme Fallbesprechungen durch und lichen Vereinigung Baden-Württem- beraten über die jeweils beste Hilfe. berg und des Nationalen Zentrums Das Hilfsangebot trägt der Arzt als Frühe Hilfen. Die ersten Ergebnisse der Vertrauensperson der betroffenen Initiative wurden Mitte November bei Familie vor und versucht behutsam, einem Symposium in Stuttgart vorge- den Kontakt zum Amt herzustellen. stellt, an dem auch Gesundheitsmini- Das wissenschaftlich begleitete sterin Katrin Altpeter, Christopher Projekt startete im September 2010. gung zu verankern. Die ökono- Hermann von der AOK Baden-Württ- Eine jetzt vorgelegte Evaluation zeigt, mischen Voraussetzungen hierfür emberg und Jacqueline Kühne vom dass das Projektziel nachweislich er- sind gegeben, denn die Bundesmittel BKK-Landesverband teilnahmen. reicht wurde: Durch die interdiszipli- für Frühe Hilfen werden verlängert. Kaum jemand sieht besser hinter näre Zusammenarbeit zwischen Ärz- Am Ende waren sich die Teilnehmer die Fassaden von Familien als Haus- teschaft und Jugendhilfe können Fa- des Symposiums einig: „Jede Investi- und Kinderärzte oder Gynäkologen. milien passgenauere Hilfen angebo- tion in unsere Kinder ist eine Investi- Im Rahmen der Vorsorgeuntersu- ten werden. Im nächsten Schritt gilt tion in die Zukunft.“ chungen für Kinder und Schwangere es, die Instrumente zu verbessern und Weitere Infos: können Symptome erkannt werden, das Screening fest in der Regelversor- www.kvbawue.de C Anzeige DEG DEGERLOCHER Mit leicht verändertem Profil geht die DEGMED 2012 erneut an den Start. Die Fortbil- dungsmodule werden auf vier Termine verteilt, jeweils mit anderen Schwerpunkten für MED AKADEMIE unterschiedliche Zielgruppen. MEDIZIN FÜR Wir freuen uns, Sie bald in den neuen Räumen der Bezirksärztekammer in Stuttgart- DIE ZUKUNFT Degerloch begrüßen zu dürfen! Themenauswahl • Führungskompetenz • Fit für den ersten Dienst NEUE TERMINE • • Klinische Visite Medizin und Familie IM JAHR 2012 • • Typische Fehler Diagnostische Rätsel • Konsil bei Dr. House 02. März – 03. März • Der unklare Todesfall 22. Juni – 23. Juni 14. Sep. – 15. Sep. Nähere Informationen zu den 30. Nov. – 01. Dez. Inhalten folgen in Kürze! Veranstalter in Kooperation mit Veranstaltungsort Organisation und Information Bezirksärztekammer Nordwürttemberg MedCongress GmbH MEDICA Deutsche Gesellschaft für Jahnstraße 5 | 70597 Stuttgart Tel. +49 711 72 07 12-0 BEZIRKS ÄRZTEKAMMER Interdisziplinäre Medizin e. V. info@medcongress.de N O R DW Ü R T T E M B E R G ÄBW 12 • 2011 609
Kammern und KV Aktuelle Gesundheitspolitik im Fokus der Präsidenten-Berichte Bezirksärztekammer-Vertreterversammlungen M itte November tagten in Auch Kammerpräsident Dr. struktur erstmals nicht ausschließlich den vier baden-württem Christoph von Ascheraden ging in als Kostendämpfungsgesetz daher- bergischen Bezirksärztekam- Südbaden unter anderem auf das komme, wie die unzähligen vorhe- mern die Vertreterversammlungen. Versorgungsstruktur- und das Pati- rigen Gesundheits-Reformgesetze. Im Mittelpunkt der Sitzungen stand entenrechtegesetz ein. Bei Letzterem Ziel des Entwurfs sei vielmehr die der Bericht des jeweiligen Kammer- sah er vor allem die Gefahr, dass der Schaffung von finanziellen Anreizen präsidenten zu aktuellen gesundheits- Kern ärztlicher Tätigkeit durch die für Ärzte, sich in unterversorgten Re- und berufspolitischen Themen. geplanten gesetzlichen Vorgaben gionen neu niederzulassen oder Pra- Die Parteien und insbesondere beschädigt werden könnte und die xen zu übernehmen. Ferner würden die mittlerweile gewerkschaftlich damit einhergehende Veränderung die Zulassungsvoraussetzungen für orientierten Krankenkassen hätten der Beweislast im Arzt-Patienten- Medizinische Versorgungszentren ge- Dr. Klaus Baier den heranrollenden Ärztemangel in Verhältnis zu einer Verrechtlichung ändert. Dem Vordringen gewerblicher seiner Dramatik immer noch nicht führen werde. Die Vertrauensbasis Investoren, etwa unter dem Deck- realisiert, stellte Nordwürttembergs zwischen Patient und Arzt dürfe aber mantel eines zugelassenen Hilfsmit- Kammerpräsident Dr. Klaus Baier keinesfalls durch rechtliche Vorgaben telerbringers in der Rechtsform von fest. Zudem würde von Krankenkas- aufs Spiel gesetzt werden. Aktiengesellschaften, werde Einhalt sen, Politik und Wirtschaft die Ge- Südbadens Kammerchef bezog geboten. sundheit immer noch als reiner Ko- auch klare Position bei der geplanten Mit Blick auf die Aktivitäten sei- stenfaktor gesehen. Dies habe nach Übertragung heilberuflicher Tätig- nes Hauses hob Dr. Benninger die Jahrzehnten einer inadäquaten Spar- keiten an nichtärztliche Fachberufe. Fortschritte bei der Förderung der politik im Gesundheitswesen bei Diese Diskussion um Delegation bzw. Verbundweiterbildung hervor. Der- gleichzeitiger Abkoppelung von der Substitution löse die anstehenden zeit gebe es, ausgehend vom Klini- allgemeinen Wirtschaftsentwicklung Probleme im Gesundheitswesen je- kum der Stadt Karlsruhe, dem Kreis- dazu geführt, dass Preis und Leistung doch keinesfalls. Wenn andere Berufe klinikum Calw-Nagold sowie den nicht mehr zueinander passten und künftig Entscheidungsbefugnisse be- Ruhland-Kliniken, vereinbarte Wei- dass junge Menschen ein nachlas- kämen, die sie in eigener Verantwor- terbildungsverbünde in der Allge- Dr. Christoph sendes berufliches Interesse erken- tung und Haftung übernehmen, so meinmedizin. von Ascheraden nen ließen. Die Politik versuche, über habe das vielmehr unübersehbare In Reutlingen ging der Präsi- planwirtschaftliche dirigistische Me- Auswirkungen auf das Arzt-Patienten- dent der Bezirksärztekammer Süd- chanismen das Problem zu lösen. Verhältnis. Statt dessen müsse über württemberg, Dr. Michael Schulze, Und sie fordere sogar noch ungeniert eine „professionelle Delegation“ nach- ebenfalls auf das Versorgungsgesetz von den Ärzten, dass diese – ihrer gedacht werden, bei der der Arzt auch ein, welches grundsätzlich zu begrü- Berufsordnung und Ethik verpflichtet weiterhin kontrolliere. Eine Abgabe ßen sei. So solle die Sicherstellung – die strukturellen Probleme der pe- von ärztlichen Kernkompetenzen in einer wohnortnahen, flächen- ripheren Regionen richten. Die Ärzte- Diagnostik und Therapie lehnte der deckenden ambulanten medizi- schaft versuche immer noch, eine Kammerpräsident zum Beifall der nischen Versorgung durch eine ziel- Qualität aufrecht zu erhalten, die Delegierten entschieden ab. genauere und flexible, den regionalen nicht mehr zu erbringen sei. Drei- Die südbadische Bezirksärzte- Besonderheiten entsprechende Aus- Minuten-Medizin oder Flatrate-Medi- kammer sieht die ärztliche Fort- und gestaltung der Bedarfsplanung mit zin seien aber keine Qualität, betonte Weiterbildung als Kernaufgaben. Be- erweiterten Einwirkungsmöglich- Dr. Baier unter dem Beifall der Dele- sonders hob der Kammerpräsident keiten der Länder erfolgen. Zudem PD Dr. Christian gierten. die Kurse „Update Notfalldienst“ her- sollen entsprechende Anreize auch im Benninger Das Versorgungsgesetz, die Situ- vor, die kontinuierlich von der Akade- Vergütungssystem geschaffen sowie ation im ländlichen Raum und der mie für ärztliche Fort- und Weiterbil- mobile Versorgungskonzepte geför- unabwendbare Ärztemangel werden dung angeboten werden. dert und die Vereinbarkeit von Familie nach Analyse von Dr. Baier in den Vor der Vertreterversammlung und Beruf verbessert werden. Mit der nächsten Jahren zu deutlichen Verän- der Bezirksärztekammer Nordba- ambulanten spezialärztlichen Versor- derungen in der ärztlichen Versor- den beschrieb Kammerpräsident gung werde ein völlig neuer Lei- gung führen. Seine Bezirksärztekam- PD Dr. Christian Benninger als we- stungsbereich außerhalb der Bedarfs- mer habe beschlossen, die Gründung, sentliche Probleme des Gesundheits- planung geschaffen. Grundsätzlich die Betreuung und den Ausbau von wesens den demografischen Wandel, seien solche Pläne richtig, denn ein regionalen Weiterbildungsverbünden die Morbiditätsentwicklung bei entscheidendes Potenzial zur Opti- zu fördern. Aktuell seien vier Weiter- gleichzeitigem medizinischem Fort- mierung der Versorgung liege in einer bildungsverbünde Allgemeinmedizin schritt sowie die immer knapper besseren, sektorenübergreifenden in Nordwürttemberg geschaffen und werdenden Ressourcen. Der Kammer- Verknüpfung der fachärztlichen Ver- weitere sieben, auch für andere Fach- chef betonte jedoch, dass das Gesetz sorgung. Der Gesetzentwurf regele Dr. Michael Schulze gebiete, in Planung. zur Verbesserung der Versorgungs- dies nach Überzeugung des Kammer- 610 ÄBW 12 • 2011
Kammern und KV Ehrungen in den vier Bezirksärztekammern Hohe Auszeichnungen B präsidenten aber nur unzureichend. ei der Vertreterversammlung Im Rahmen der nordbadischen Ansätze und Anreize zu einer tatsäch- in Stuttgart erhielt Prof. Dr. Vertreterversammlung wurde Dr. lichen Förderung einer transsekto- Ingolf Peter Arlart für seinen Ernst-Rainer Sexauer die Ehrenna- ralen Verzahnung und Kooperation unermüdlichen Einsatz die Ehren del der Bezirksärztekammer Nordba- fehlten. nadel der Bezirksärztekammer Nord- den verliehen. Mit herausragendem Dr. Schulze ging auch auf die württemberg. Prof. Arlart hatte als Engagement hat er über nahezu drei Änderung der Approbationsordnung berufspolitisches Urgestein nicht Jahrzehnte hinweg die ärztliche für Ärzte ein. Dieses Vorhaben ergän- unwesentlich zum Erfolg des Medi- Selbstverwaltung ganz entscheidend ze die Regelungen des Versorgungs- zinkongresses der BÄK NW beige mitgeprägt, vor allem auf der Ebene gesetzes zur gezielten Nachwuchsge- tragen. Viele Jahre war er dazu noch der Ärzteschaft Karlsruhe, aber auch winnung und Förderung von Medi- Delegierter der Vertreterversamm- auf Bezirks- und Landesebene. zinstudierenden und ziele zugleich lung und bringt sich auch heute Die Bezirksärztekammer Süd- ebenfalls darauf, die Allgemeinmedi- noch in den unterschiedlichen Aus- württemberg zeichnete gleich zwei zin in der ärztlichen Ausbildung zu schüssen ein. Persönlichkeiten mit ihrer Wilhelm- stärken. Dr. Schulze begrüßte das In Freiburg wurde Dr. Gerhard Griesinger-Medaille aus: Zum einen Gesetzesvorhaben ausdrücklich und Schade mit der Albert-Fraenkel-Pla- Prof. Dr. Hans Kamps, langjähriger wies auch darauf hin, dass in Süd- kette geehrt. Er hatte sich mit stets Geschäftsführer der Kammer, der sich württemberg bereits mehrere Weiter- großem Engagement für die ärztliche durch seinen Einsatz für die Mit- bildungsverbünde etabliert seien. Allgemeinheit eingesetzt. Dr. Schade glieder von Kammer und KV sowie Spezielle Weiterbildungsstellen für blickt auf zwanzig Jahre Mitglied- um die Ärzteschaft in Südwürttem- angehende Allgemeinärzte gebe es schaft in der Vertreterversammlung berg in höchsten Maße verdient ge- inzwischen in den Kreiskliniken Reut- der Bezirksärztekammer Südbaden macht hatte. Zum anderen Prof. Dr. lingen und im Klinikum Zollernalb; zurück, ferner hat er sich auch in den Wolfgang Mangold, der sich nicht Verhandlungen mit der Oberschwa- Gremien der Kassenärztlichen Verei- nur in vorbildlicher Weise in den benklinik Ravensburg liefen. Ergän- nigung engagiert. Besonders gelobt Dienst seiner Patientinnen und Pati- zend habe der Vorstand der Bezirks wurde seine stets fürsorgliche und enten gestellt hatte, sondern mit ärztekammer beschlossen, allen Ärz- vorbildliche Amtsführung in den vier großem Engagement zum Wohle tinnen und Ärzten, die sich in der Jahren als Vizepräsident bzw. acht seiner ärztlichen Kollegen, der medi- Weiterbildung Allgemeinmedizin be- Jahren als Präsident der südbadischen zinischen Wissenschaft und des ge- finden, ein spezielles Schulungspro- Kammer. samten Gesundheitswesens gewirkt gramm anzubieten. hatte. Unter anderem stand er seiner Kammer nahezu zwei Dekaden als OE Präsident vor und wirkte stets zum Wohle der Ärzteschaft, des Gesund- heitswesens und der ärztlichen Selbstverwaltung. Nordwürttemberg: Kammerpräsident Dr. Baier und Prof. Arlart Südbaden: Dr. Schade und Nordbaden: Dr. Sexauer und Südwürttemberg: Prof. Dr. Mangold, Fr. Mangold, Kammerpräsident Kammerpräsident Dr. von Ascheraden Kammerpräsident Dr. Benninger Dr. Schulze, Fr. Kamps, Prof. Dr. Kamps. (von links; Foto: Fany Fazii)
Kammern und KV Präsidenten-Bericht: Öffentlichkeitsarbeit, Ärztemangel, Patientenrechte, GOÄ, etc. Entschließungen Vertreterversammlung Vergütung der Notärzte: Ein- stimmig wurden die gesetzlichen Krankenkasse aufgefordert, sich der Landesärztekammer schnellstmöglich in Verhand- lungen mit der LÄK und der KV auf eine angemessene Vergütung der E nde November kam die Vertreter- Gesellschaft auf, endlich zu handeln, notärztlich tätigen Vertragsärzte versammlung der Landesärzte- nachdem der Ärztemangel durch die und Nicht-Vertragsärzte zu eini- kammer Baden-Württemberg in Landtagsdrucksache 15/515 „Fach- gen. Dr. Ulrich Clever, Stuttgart zusammen. Zentrale Tages- kräftemangel und Abwanderung von Blutuntersuchungen: Es wurde Präsident ordnungspunkte der Sitzung waren Ärztinnen und Ärzten“ quasi amtlich eine landesgesetzliche Regelung der Landesärztekammer der Bericht des Kammerpräsidenten sei. Dies alles sei auch immer wieder gefordert, die es der Polizei ermög- Baden-Württemberg, zur aktuellen Lage und die Haushalts- Gegenstand von Interviews bzw. licht, körperliche Untersuchungen bei seiner Rede vor der beratungen. Ferner verabschiedeten werde bei der Kontaktpflege auf allen und Blutentnahmen bei Personen Vertreterversammlung die Delegierten neben einer Änderung Ebenen permanent kommuniziert, – auch gegen deren Willen – zu der Gebührenordnung weit reichende sagte Dr. Clever. veranlassen, wenn dies zur Ab- Entschließungen (s. Kasten). Die Kritik an den Rahmenbedin- wehr einer Gefahr für Leib oder In seinem Rechenschaftsbericht gungen ärztlicher Arbeit zog sich wie Leben eines Dritten erforderlich stellte Kammerpräsident Dr. Ulrich ein roter Faden durch den Vortrag des ist. Clever zunächst die erfolgreichen öf- Präsidenten. So bemängelte er u. a. Arbeits-/Weiterbildungssituati- fentlichkeitswirksamen Aktivitäten der die aktuell von den A-Ländern – auch on: Es soll eine Konzeption erar- Kammer dar. So hat die Außendarstel- Baden-Württemberg mit SPD-ge- beitet werden, mit der die Zahl der lung für die Kollegenschaft - bspw. führtem Sozialministerium war Mitau- Weiterbildungsstellen, der -assi- durch die „Präsidenten-Hotline“ und tor – vorgelegten Eckpunkte für ein stenten und der Fachärzte nach die Besuchstour „Zur Sache“ durch die Patientenrechtegesetz. Demnach sol- Fachgruppen erhoben werden Ärzteschaften im Lande - zu einer völlig len beispielsweise die Kassenärzt- kann. neuen Präsenz und Akzeptanz der lichen Vereinigungen und die Kran- Kernenergie: Die Delegierten be- Kammer geführt. Auch die Pressearbeit kenkassen verpflichtet werden, eine grüßten den Ausstieg aus der En- profitiere ausdrücklich und könne angemessene Frist bei der Terminver- ergiegewinnung durch Kernkraft- zahlreiche Print- und Hörfunk-Clip- gabe zu gewährleisten. Zudem soll der werke bis 2022. Sie betonte je- pings vorweisen, betonte Dr. Clever. Behandlungsvertrag als eigenstän- doch, dass ein schnellerer Ausstieg Der Kammerpräsident beklagte in diger Vertrag in das Bürgerliche Ge- zu fordern ist. seiner Rede wiederholt die massive setzbuch aufgenommen werden. Die Versichertenstammdaten: Die Abwanderung von Ärztinnen und Länder fordern darüber hinaus beson- teure und zeitintensive Einführung Ärzten ins Ausland. So hätten in den dere Vorschriften für das Erbringen des Stammdatenmanagements letzten zehn Jahren rund 3000 Medi- von Zusatzleistungen (IGeL) und den wurde abgelehnt. Die Einführung ziner den Südwesten verlassen, um regelmäßigen Nachweis einer Haft- der elektronischen Gesundheits- vornehmlich in die Schweiz und die pflichtversicherung für heilberufliche karte berge große Gefahren für die USA auszuwandern. „Das ist Folge der Tätigkeiten. Dr. Clever betonte hin Datensicherheit. miesen Rahmenbedingungen in gegen, dass die Ärzteschaft den Amtsträger: Die Delegierten wi- Deutschland“, konstatierte der Kam- Patienten als Partner im Behandlungs- dersprachen vehement der Rechts- merpräsident. Er forderte Politik und prozess sehen wolle – und nicht als auffassung, dass Vertragsärzte als Gegner im Gerichtsprozess. Amtsträger oder Beauftragte der Anzeige „Die Ärzteschaft will sich Krankenkassen agieren. vom Staat nicht qua Gesetz (Muster-)Weiterbildungsord- unter Generalverdacht stel- nung: Künftig sollen auch einzel- Kompetente Partner für Ultraschall len lassen – auch wir haben ne, konkret zu benennende An- Rechte, um deren Erhalt teile der Weiterbildung im Sinne bzw. für deren Verbesse- von Modulen erworben werden rung wir kämpfen werden“, können, insbesondere Zusatzwei- Weißerlenstr. 1e 79108 Freiburg bekräftigte der Kammerprä- terbildungen, die berufsbeglei- Fon +49 761 4568760 Fax +49 761 4568765 sident unter dem Beifall der tend oder fachgebunden absol- PHILIPS ClearVue 550 Lange Str. 12 Vertreterversammlung. viert werden können. NEU auf der 70794 Filderstadt Fon: +49 7158 9158000 Dr. Clever informierte MEDIZIN 2012! Fax +49 7158 9158001 die Delegierten über die Alle Entschließungen einschließ- Smart und Intuitiv info@sonozentrum.de Aktivitäten der baden- lich Begründungen sind im Inter- www.sonozentrum.de württembergischen Koordi- netauftritt der Landesärztekam- nierungsstelle, in der KVBW, mer verfügbar: BWKG und LÄK mit dem gemeinsamen Ziel zusam- www.aerztekammer-bw.de C menarbeiten, Angebote 612 ÄBW 12 • 2011
management akademie der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg Veranstaltungshinweis und Maßnahmen zur Förderung des Weitere Berichtspunkte des Kam- Die Management Akademie der Kassenärztlichen Vereinigung hausärztlichen Nachwuchses zu merpräsidenten waren unter ande- Baden-Württemberg (MAK) lädt gemeinsam mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank zu einer Fortbildungsveranstaltung schaffen. Weiter berichtete der Präsi- rem die anstehende Änderung der für Mediziner ein. dent, dass der Kammervorstand die Approbationsordnung, das Versor- Umsetzung des Modells zum sog. gungsstrukturgesetz, die Ärztestreiks Veranstaltungstitel: „Quereinstieg“ für den Südwesten sowie die Delegations- und Substitu- Der Weg in die eigene Praxis – Ihr Zukunftsplan beschlossen habe. Demnach können tions-Problematik. für mehr Freude im Beruf Ärzte, die eine Facharztanerkennung Dr. Michael Schulze, LÄK-Weiter- Ziele: in einem Gebiet der unmittelbaren bildungsausschuss-Vorsitzender, in- Bei der Gründung einer eigenen Praxis ist neben der medizinischen Patientenversorgung erworben ha- formierte die Delegierten über erste Qualifikation auch unternehmerisches Know-how gefragt. Durch ben, die Anerkennung im Gebiet Ergebnisse der bundesweiten Weiter- die neue Gesetzgebung hat sich der Gestaltungsspielraum für jun- Allgemeinmedizin erwerben, wenn bildungsevaluation. Demnach lande- ge Unternehmer enorm erweitert. In diesem Seminar zeigen wir, sie die entsprechenden Weiterbil- te Baden-Württemberg mit einer Be- worin die Chancen einer Praxisgründung bestehen und wo Fußan- dungsinhalte erfüllen. fugten-Rücklaufquote von 35,9 Pro- geln und Fallstricke liegen. Dabei gehen wir hauptsächlich auf die Hinsichtlich einer Novellierung der zent auf dem vorletzten Platz, wäh- verschiedenen Möglichkeiten der ärztlichen Zusammenarbeit ein. Gebührenordnung für Ärzte gab sich rend die Assistentenantworten mit Wir erläutern die rechtlichen Rahmenbedingungen und helfen der Präsident vor dem Hintergrund der 34,6 Prozent im Bundesdurchschnitt dabei, Optionen und Gestaltungsspielräume erfolgreich zu nutzen. unangemessenen GOZ-Neufassung lagen und gegenüber der letzten Weitere Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie weniger optimistisch als bei der letz- Befragung zugenommen haben. Die im Internet unter www.mak-bw.de. ten Vertreterversammlung. Dennoch: detaillierte Auswertung lief zum Zeit- Referent: „Eine neue GOÄ muss her, es ist ein punkt der Vertreterversammlung auf • Theo Sander, Rechtsanwalt, Diplom-Betriebswirt, Fachanwalt Unding wie hier von der Politik gepo- Hochtouren; die Ergebnisse der bun- für Steuerrecht, Tätigkeitsschwerpunkt Arzt- und Zahnarztrecht kert wird. Wir wollen nicht mehr so mit desweiten Umfrage werden Mitte Termin und Veranstaltungsort: uns umspringen lassen! Als ob es eine Dezember veröffentlicht; die Be- • 11. Februar 2012 (10.00 Uhr bis ca. 14.00 Uhr) Gnade wäre, uns nach 27 Jahren mal kanntmachung der Weiterbildungs- • KVBW Stuttgart, Albstadtweg 11, 70567 Stuttgart einen bescheidenen Aufschlag zu ge- stätten-bezogenen Daten ist für Information und Anmeldung: währen“, fasste Dr. Clever den Unmut Frühjahr 2012 geplant. • Management Akademie der KV Baden-Württemberg, der baden-württembergischen Ärzte- Telefon (07 11) 78 75-35 35, Fax (07 11) 78 75-48-38 88, schaft pointiert zusammen. OE E-Mail: info@mak-bw.de • oder Online-Anmeldung unter www.mak-bw.de Teilnahmegebühr: Die Teilnahme ist kostenlos, setzt jedoch eine Anmeldung voraus. Einmalige Fortbildung am 7. März 2012 in Stuttgart Adoleszentenskoliose Anzeige I m allgemeinmedizinischen, kin- Die Kassenärztliche Vereinigung derärztlichen und orthopädischen Baden-Württemberg (KVBW) bietet Alltag steht am Ende einer Unter- gemeinsam mit der Landesärztekam- suchung häufig die Diagnose „Skolio- mer Baden-Württemberg, der Bezirk- se“. Moderne Verfahren der Diagnos- särztekammer Nordwürttemberg und tik und Therapie sowie neu diskutier- te Indikationen verleihen dem Thema eine besondere Bedeutung. Aber den Berufsverbänden eine einmalige Fortbildung zur idiopathischen Ado- leszentenskoliose an. Dabei wird der Präsidenten- auch die zunehmende Diskussion um die Evidenz ärztlichen Handelns und aktuelle Stand der medizinischen Diskussion zur Behandlung von Sko- Hotline die Vorteile einer Behandlung im liose bei Heranwachsenden beleuch- D Vergleich zum natürlichen Verlauf der tet. Im Mittelpunkt steht dabei vor ie „Telefonsprechstunde“ von Kam- Erkrankung bestimmen die aktuelle allem die Frage nach der Evidenz merpräsident Dr. Ulrich Clever er- wissenschaftliche Debatte. einzelner Behandlungsverfahren wie möglicht Kammermitgliedern die konservative und operative Therapie direkte Kontaktaufnahme mit dem Kam- sowie Physio- und Korsetttherapie. merchef. Am 20. Dezember wird der Prä Die Fortbildung findet statt am sident der Landesärztekammer Baden- 7. März 2012, von 15.00 Uhr bis 19.00 Württemberg wieder von 12.00 bis Uhr, in der KVBW Stuttgart, Albstadt- 14.00 Uhr direkt an der Präsidenten- weg 11, 70567 Stuttgart. Kontakt und Hotline (07 11) 7 69 89-4 23 erreichbar Anmeldung über die Management sein. Rufen Sie an! Akademie der KVBW, Telefon (07 11) 78 75-35 35, Fax -48 38 88, E-Mail: info@mak-bw.de Die Teilnahme ist kostenlos, setzt jedoch eine Anmeldung voraus.
Ethik 111 Ein Erfahrungsbericht aus dem Singener HBH-Klinikverbund Ethikarbeit im Klinikverbund Gewidmet dem Andenken von Andreas Ruh (* 25. Februar 1969 † 14. Juni 2011), Koordinator Ethikarbeit Singen 2006 bis 2011 Kontext Leitung eines Intensivmediziners mit neun Mitgliedern gegründet wurde, erwies sich hierbei von Vorteil für das In vielen Krankenhäusern Deutschlands wurden in den „Singener Modell“, da auf Vorarbeiten im Bereich der kli- vergangenen Jahren Ethikkomitees eingerichtet. Häufiger nischen Ethik zurückgegriffen werden konnte. 2006 gab es Anlass ist hierbei die freiwillige Zertifizierung nach KTQ zunächst zwei zentrale Auftaktveranstaltungen für interes- (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheits- sierte Mitarbeiter aller Standorte. Im Anschluss daran wesen), in deren Rahmen nachgewiesen werden muss, wie wurde eine kleinere Gruppe um den Ärztlichen Direktor mit ethischen Fragestellungen umgegangen wird. Oft aber mit der Formulierung einer Satzung und einer Geschäfts- entspricht die intensive Beschäftigung mit ethischen Fra- ordnung betraut. Aufgrund der enormen Resonanz in den Andreas Ruh † gestellungen nicht nur Zertifizierungsvorgaben, sondern Initialveranstaltungen mit rund 50 sehr engagierten Teil- auch dem Bedürfnis der Mitarbeiter nach Einrichtung einer nehmern aus verschiedenen Standorten des Verbundes solchen „institutionalisierten Ethik“, welche von Vielen stand von Anfang an ein großes Mitarbeiterpotential zur dankbar angenommen wird – als Gegengewicht zum Verfügung. Primat der Ökonomie und auch zu einer dominierenden Die Herausforderung, ein Ethikkomitee in einem Ge- „Gerätemedizin“. sundheitsverbund mit unterschiedlichen Einrichtungen An Empfehlungen und Fachliteratur zur Begründung an seinerzeit noch sieben Standorten (mit Fahrzeiten und Implementierung von Ethikkomitees und zur Praxis teilweise bis zu zwei Stunden!) möglichst gut an einer ethischer Fallbesprechungen mangelt es aufgrund des breiten Basis zu verankern, führte zum einen zur Grün- zunehmenden Erfahrungsschatzes inzwischen nicht mehr. dung des Häuser übergreifenden „Komitees der Klinischen So hat beispielsweise Michalsen 2010 eine Übersichtsar- Ethik“ (KKE) zum 1. Januar 2007, zum anderen zur Grün- beit zur Errichtung und Arbeitsweise innerklinischer Ethik- dung von autarken „Arbeitskreisen der Klinischen Ethik“ Michael Kotzerke gremien veröffentlicht und Paoli et al. haben im gleichen (AKE) vor Ort an den jeweiligen Standorten des Unter Jahr ihre Erfahrungen bei der Einrichtung des Klinischen nehmens. Ethikkomitees (KEK) im Klinikum Heilbronn sehr praxisnah und anschaulich publiziert. Von der ähnlich verlaufenden Aufgabenteilung: Entwicklung in Singen sollen hier einige Besonderheiten zentral (KKE) – peripher (AKE) wiedergegeben werden, was den Erfahrungsaustausch zur Etablierung ethischer Strukturen an Kliniken und Klinikver- Die zunächst 15, später 18 Mitglieder des übergeord- bünden fördern möge. neten KKE werden jeweils für drei Jahre von der Ge- schäftsführung auf Vorschlag aus den einzelnen AKE be- Die Herausforderung rufen, wobei möglichst alle Berufsgruppen im Kranken- haus auch im KKE vertreten sein sollten. Externe Mitarbei- Der Visitationsbericht besagter Zertifizierung nach ter waren und sind ebenfalls im KKE vertreten – teils KTQ veranlasste 2005 auch die Geschäftsführung der wegen ihrer Qualifikation als Sachverständige, teils auch Hegau-Bodensee-Hochrhein-Kliniken (HBH-Kliniken) in ehemalige Mitarbeiter aus Verbundenheit. Das KKE trifft Singen am Hohentwiel (damals ca. 1780 Betten bei etwa sich drei- bis viermal jährlich. Hierbei erhält und gibt jeder 2850 Mitarbeitern) dazu, die Implementierung eines AKE Anregungen für die Arbeit vor Ort und bringt sich in Komitees der Klinischen Ethik anzustreben. 2005 bestand die Erstellung von gemeinsamen Leitlinien, in die Koope- der Gesundheitsverbund der HBH-Kliniken aus mehreren ration zu ethischen Fragestellungen und in die Organi Häusern der Grundversorgung, einem Haus der Zen- sation von Weiterbildungsveranstaltungen ein, die alle tralversorgung, einem neurologischen Fachkrankenhaus Häuser in ähnlicher Weise betreffen. und Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche, Die Anwesenheit des Klinikverbundgeschäftsführers zwei Rehabilitationskliniken mit den Schwerpunkten in diesem Gremium als Mitarbeiter hat sich im Sinne Gefäßmedizin und Orthopädie sowie Altenheimen, ver- einer flachen Hierarchiegestaltung bewährt und ge- teilt auf insgesamt sieben Standorte im Süden Baden- holfen Vorurteile abzubauen. Rückhalt und Vertrauen Württembergs. Derzeit (2011) befindet sich der Verbund des Geschäftsführers verliehen der Ethikarbeit von An- aus betriebswirtschaftlichen Gründen in einer Phase der fang an einen sicheren Stand im Unternehmen. Für Umstrukturierung mit Beschränkung auf fünf Standorte. den KKE-Vorsitz wurde ein Oberarzt gewählt, der auch Das Krankenhaus der Zentralversorgung in Singen ist gegenüber der Geschäftsführung, der Chefarztgemein- Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitätsklinik schaft und der Pflegedienstleitung akzeptierter Ge- Freiburg. sprächspartner war. In diesen Kontakten konnten mit Der Umstand, dass bereits vor der Zertifizierung im einem konstruktiven Kooperationsstil überwiegend gute, August 2005 am Klinikstandort Radolfzell eine in Eigenini- für alle Beteiligte zufriedenstellende Ergebnisse erzielt tiative entstandene Arbeitsgemeinschaft Ethik unter der werden. 614 ÄBW 12 • 2011
Ethik Die AKE der einzelnen Standorte treffen sich i. d. R. Strukturen der Ethikarbeit monatlich und sorgen für die praktische Ethik-Arbeit vor Ort, im HBH-Klinikverbund insbesondere Organisation, Durchführung und Dokumen- tation ethischer Fallbesprechungen sowie Diskussionsver- Komitee klinische Ethik (KKE) Arbeitskreis Ethik (AKE) anstaltungen zu aktuellen ethischen Themen (z. B. „Umgang „Dachorganisation“ Eigener AKE an jedem Standort mit Sterbenden und Verstorbenen und ihrer Angehörigen“, Teilnehmer aus den AKE, Engagierte Mitarbeiter, Interessierte „Für und Wider der PEG-Anlage in Abhängigkeit von der von Geschäftsführung berufen stets willkommen, auch von extern individuellen Patientensituation“, „Ethische Grundsätze im (Pflege-, Palliativ-, Hospizdienste, Umgang unter den Mitarbeitern“). Sie greifen damit zum sonstige) einen die Mitarbeiterbedürfnisse auf, zum anderen geben Tagt 3-4 mal jährlich Tagt monatlich Sie Impulse für die übergeordnete KKE-Arbeit. Um die An- bindung der AKE-Arbeitskreise an die Mitarbeiterbasis zu Archiviert zu Ausbildungszwecken Führt eigenverantwortlich ethische anonymisierte Protokolle von ethischen Fallbesprechungen durch gewährleisten, stehen die Sitzungen allen Mitarbeitern zur Fallbesprechungen Teilnahme unbegrenzt offen. Mancher Mitarbeiter des Krankenhauses kam hier vom „Schnuppern“ zu einer aktiven Pflegt Kommunikationsmedien Bringt Fragen von grundsätzlicher Ethik-Mitarbeit. Ein wichtiges Signal der Geschäftsführung wie Intranet, Flyer, Leitlinien Bedeutung ins KKE an die regelmäßigen (nicht sporadischen) Sitzungsteilneh- Organisiert Fortbildungsveranstaltungen Organisiert Fortbildungsveranstaltungen mer von KKE und AKE, die auch durch Flyer und Intranet und Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit publik sind, war hierbei der Grundsatz „Sitzungszeit ist Ar- im Rahmen des Klinikverbundes eigenverantwortlich vor Ort beitszeit“ – wobei die Praxis bis heute bemerkenswerter- Vertritt die Ethikarbeit vor der Geschäfts- weise gezeigt hat, dass viele Mitarbeiter ihr Engagement als führung, der Pflegedienstleitung, „Ehrensache“ und nicht als Arbeitszeit ansehen. der Chefarztrunde und im Rahmen Die HBH-Kliniken verfolgen bei der Implementierung der Zertifizierung ihres Komitees der Klinischen Ethik also nicht nur eine „top-down“, sondern gleichzeitig auch eine „bottom-up“ Strategie mit klarer Aufgabenverteilung zwischen KKE und realistische Aussagen über den Kräftezustand des Patienten AKE. Entscheidend für die Mitarbeit in beiden Gremien ist zu erhalten sind. Erfahrungsgemäß ist es erforderlich, vor- letztendlich nicht die „Prominenz“ der Teilnehmer, sondern ab zu bedenken, ob die jeweiligen Angehörigen zur Teil- Interesse, Profession und die zeitliche Valenz. nahme an der eigentlichen Fallbesprechung geeignet sind, Das KKE wird vom Vorstand geleitet, welcher sich aus oder ob für sie ein separates Gespräch besser ist. Es zeigte dem Vorsitzenden, zwei Stellvertretern und dem Koordi- sich, dass nicht selten die Anwesenheit von Angehörigen nator (geschäftsführende Position für Organisation, Einla- hilfreich war, um gerade im Falle nicht ansprechbarer Pati- dungen, Protokolle etc.) zusammensetzt. Hinzu kommt enten ein noch konkreteres Bild von Wesen und Werten des ein/e Dokumentationsbeauftragte/r, zu dessen/deren Patienten zu erhalten. Zudem erleben Angehörige bei Aufgaben die zentrale Qualitätssicherung der Fallbespre- dieser Gelegenheit, wie intensiv die interdisziplinären Be- chungsdokumentation einschließlich Anonymisierung der mühungen um ihr krankes Familienmitglied sind. Der Zeit- Fallbesprechungen zu Weiterbildungszwecken, sowie die und Kraftaufwand für diese moderierte und gut vorberei- Moderatorenschulungen zählen. Inzwischen besteht ein tete Teamsitzung lohnt sich erfahrungsgemäß immer. Oft relevanter Fundus an anonymisierten Fallbesprechungen, erhalten die Teilnehmer hier erstmals durch die jetzt inte- der jedem an Moderatorentätigkeit interessierten Mitar- grierte Sichtweise der Anderen einen Gesamteindruck von beiter zugänglich gemacht werden kann. So profitieren die dem Patienten. Mehrmals haben wir erlebt, dass der Ehe- lokalen AKE von der zentralen KKE-Einrichtung. Die AKE partner jetzt erst berichtet, der Patient habe in den Tagen werden in analoger Weise von Vorsitzendem, Stellvertre- vor der stationären Einlieferung aus innerem Antrieb heraus tendem Vorsitzenden und Koordinator geleitet. Die Vor- Details für seine Bestattung geregelt. Oder er habe schon und Nachbereitung sowie Durchführung der ethischen einmal eine ähnlich schwere Krisensituation mit eisernem Fallbesprechungen in den Standorten zählt zu den Aufga- Lebenswillen durchgestanden. Redaktion: ben der Dokumentationsbeauftragten. Diese Fallbesprechung bringt nicht nur hilfreiche Emp- Prof. Dr. med. fehlungen für den besprochenen Patienten, sondern trägt Dr. phil. Urban Wiesing, Erfahrungen mit Fallbesprechungen auch erheblich zu einem guten gegenseitigen Verständnis Universität Tübingen, und besserer Kooperation im Behandlungsteam und mit Institut für Ethik Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass auch bei sehr den Angehörigen bei. So berichten immer wieder Mitar- und Geschichte komplexen Dilemmasituationen oder gar „verfahrenen“ beiter, die einmal gemeinsam an einer ethischen Fallbe- der Medizin, Patientenschicksalen eine von geschulten Ethikmitarbei- sprechung beteiligt waren, dass sie bei allen weiteren Gartenstraße 47 tern moderierte Fallbesprechung einen erheblichen Beitrag Kontakten miteinander rascher und unkomplizierter zu 72074 Tübingen zur Klärung leisten kann. Dabei werden stets alle an der gemeinsamen Lösungen finden. Es ist ganz sicher nicht www.iegm.uni-tuebingen.de Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen für eine übertrieben, von einer Zunahme der Zahl ethischer Fallbe- Besprechung von bis zu 60 Minuten an einen Tisch gebracht sprechungen auch eine Verbesserung in dem „Chronischen Prof. Dr. med. (was der größte Kraftakt ist!), wobei Telefone und Piepser Konflikt zwischen Ärzten und Pflegekräften“ (Deutsches Georg Marckmann, vorher abgegeben werden sollen. Wir setzen für eine solche Ärzteblatt 2011/41) zu erwarten. Ludwig-Maximilians- Besprechung mindestens zwei geschulte Ethikmitarbeiter Anfragen zu Fallbesprechungen sind bislang typischer- Universität München, ein, einen zur Moderation und einen zum Schreiben des weise von der Intensivstation zum Problem von Therapie- Institut für Ethik, Geschichte Protokolls. Außer ärztlichem und pflegerischem Dienst, begrenzung/Therapieausweitung erfolgt. Ferner zeigte und Theorie der Medizin, Seelsorge und Sozialdienst hat sich die Teilnahme des/r sich großer Besprechungsbedarf in Fragen der PEG-Anlage Lessingstraße 2 zuständigen Physiotherapeuten/in bewährt, da hier sehr bei geriatrischen Patienten. Sitzungen mit vielen Teilneh- 80336 München ÄBW 12 • 2011 615
Ethik Inhalte der Ethikarbeit im HBH-Klinikverbund, Näheres siehe Text Patientenbezug Mitarbeiterbezug Kooperationsbezug Öffentlichkeitsbezug Ethik-Flyer mit Kontaktdaten Ethik-Flyer mit Kontaktdaten Kooperation / Vereinbarungen / Ethik-Flyer mit Kontaktdaten Infoveranstaltung mit Pflege-, Sozial-, Palliativ-, Hospiz einrichtungen Fallbesprechungen Moderatorenschulung Fallbesprechungen auf Anfrage Regelmäßige Veranstaltungen zu ethischen Themen Fortbildungsthemen: Info über alle Leitlinien Gemeinsame Veranstaltungen Pressearbeit „Patientenverfügung“ mit Patientenbezug mit Ethikkomitees anderer Kliniken „Therapiebegrenzung Vorträge zu Klinik-Kino mit Gesprächsrunde auf Intensivstation / ethischen Themen auf Normalstation“ „Künstliche Ernährung“ Klinik-Kino mit Gesprächsrunde „Umgang mit Sterbenden, Seminar „Humor in der Klinik“ Verstorbenen und Angehörigen“ inkl. Begehung der Räumlichkeiten Kommunikations- und Klimapflege (Tischkickerturnier) mern aus Geburtshelfern und Pädiatrie ergaben sich bei dem AKE Singen konnte mit dem Arzt und dem Pflegeper- neonatologischen Fällen. Besonders bei Schwanger- sonal vor Ort eine adäquate Empfehlung erarbeiten. schaften mit zuvor bekannten Schwerstbehinderungen Die Kooperation mit möglichst vielen Ethikkomitees ließ sich so in Ruhe nach Abwägung aller Aspekte das anderer Unternehmen zwecks Bildung eines Netzwerks Prozedere vorgeben, wie weit perinatal bei Auftreten von wird angestrebt. Es zeigte sich, dass die unterschiedliche Problemen interveniert werden soll. Eine plötzliche Kon- Trägerschaft von verschiedenen Gesundheitseinrichtungen frontation von Diensthabenden mit eskalierenden Prozes- keinerlei Hemmnis bei der Kooperation in ethischen Fragen sen konnte so im Vorfeld vermieden werden. darstellt. Beispielsweise wurde eine Moderatorenschulung Einige Sonderfälle von Fallbesprechungen ergaben vom KKE des HBH-Klinikums (kommunaler Träger) in Zu- sich dadurch, dass Angehörige mit Klagen und Beschwer- sammenarbeit mit dem Ethikkomitee der Schmieder-Kli- den (angesprochen vom Ethik-Flyer) ihren Gesprächs niken Allensbach und Konstanz (Privater Träger) organisiert bedarf nicht bei den Patientenfürsprechern oder beim und durchgeführt. Auch die Teilnahme von AKE-Mitgliedern Beschwerdemanagement, sondern beim Arbeitskreis aus Singen an der Sitzung des Ethikkomitees Spital Mün- Ethik formulierten. Unter der Leitung eines erfahrenen sterlingen (Schweiz) brachte für die Mitarbeiter aus beiden Moderators des AKE konnten diese Gespräche konstruk- Ländern erhebliche Horizonterweiterungen. tiv und zur Zufriedenheit der Beteiligten geführt werden. Andere Anträge wurden je nach Situation und Zustän Typische Themen digkeit weitergeleitet. Diese Erfahrungen bestätigen, dass Patienten und Angehörige gegenüber einem „Ethik- Im AKE Singen wurde auf Wunsch der Mitarbeiter stets Komitee“ a priori ein großes Vertrauen haben – ein wert- ein „Thema des Jahres“ festgelegt, dessen verschiedene Fa- volles Gut, mit dem wir verantwortungsvoll umgehen cetten in den monatlichen Veranstaltungen ausgeleuchtet müssen. wurden. So erfolgte beim Jahresthema „Umgang mit Ster- benden, Verstorbenen und ihren Angehörigen“ beispielswei- Über die Klinik hinaus se auch eine Begehung der Räumlichkeiten in der Pathologie und des Aufbahrungsraumes für später eintreffende Ange- Ausdrücklich erwünscht in den AKE sind externe Mit- hörige, die noch einmal vom Verstorbenen Abschied neh- glieder. Die Zusammenarbeit zwischen Krankenhausmitar- men möchten. Die Begehung fand statt zusammen mit beitern sowie Gruppierungen im Umfeld des Unterneh- Mitarbeitern aus Pathologie, Pflegedienst und Ärzteschaft, mens (Hospizverein, kath./ev. Seelsorge, Krankenhausför- der Geschäftsführung und der technischen Abteilung, wobei derverein, interessierte Rechtsanwälte, unterschiedliche dringend notwendige Veränderungen sofort beschlossen Sozial- und Palliativeinrichtungen, Pflegeheime etc.) wird und für mittelfristige Maßnahmen eine Projektgruppe ein- aktiv gelebt. Unser Formular zur Therapiebegrenzung/ gesetzt wurde. Sehr anregend war auch die unter dem Verzicht auf Wiederbelebung wurde von einem mitarbei- gleichen Jahresthema einberufene Gesprächsrunde zwi- tenden externen Juristen geprüft. Auch ergab sich mit schen Pflegedienst, Ärzten und Bestattern, die manch uner- zunehmender Erfahrung in ethischen Fallbesprechungen wartete Rückmeldung an die Klinik mit sich brachte. Einige eine Anfrage eines Hausarztes mit Bitte um Fallbespre- Bestatter hatten als Erstbetreuer von trauernden Angehöri- chung zu einer komatösen Altenheimpatientin unter dem gen erfahren, wo diese sich vom Klinikpersonal nicht ver- Aspekt der Therapiebegrenzung. Ein erfahrenes Team aus standen oder nicht gut betreut gefühlt hatten. 616 ÄBW 12 • 2011
Sie können auch lesen