Ärzteblatt Baden-Württemberg 12

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                                    Baden-Württemberg
                                    Amts- und Mitteilungsblatt der ärztlichen Körperschaften | ISSN 0720-3489 | E 1041 | 66. Jahrgang | Gentner Verlag   12 | 2011
Foto: © Milan Klima, Neu-Isenburg
Ärzteblatt Baden-Württemberg 12
AB COPD STADIUM III*                                                                                                                                                                                         NET:*
                                                                                                                                                                                                                           *
                                                                                                                                                                                                EZ             EICH
                                                                                                                                                                                           AUSG
                                                                                                                                                                                                        ZTE
                                                                                                                                                                                                  EINÄR
                                                                                                                                                                                            ALLGEM T I K E R
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                                                                                                                                                                                            PRA         TEN
                                                                                                                                                                                                  RNIS
                                                                                                                                                                                             INTE        END
                                                                                                                                                                                                   MA TR

                                                                                                                                                                                                                      te
                                                                                                                                                                                              PHAR

                                                                                                                                                                                                           s
      DAXAS –                                     ®                                                                                                                                            n    ovativ
                                                                                                                                                                                         Das in dukt 11
                                                                                                                                                                                                 Pro

      DIE COPD-ENTZÜNDUNG
                        NG
                         G
      GEZIELT BEKÄMPFEN

                        FÜR EINE UMFASSENDE
                        COPD-THERAPIE:
                               Bronchodilatator gegen die Symptome
                               DAXAS® gegen die Entzündung 1
                        Weniger Exazerbationen 2, 3, 4
                        Verbesserte Lungenfunktion 3, 5

                                                                                                                                                                    Tiefer gehen. Mehr erreichen.
                                                                                                                                                                                                                                   11-12-DAX-2011-D-15448-J

 * Für Patienten mit schwerer COPD mit chronischem Husten und Auswurf sowie häufigen Exazerbationen in der Vergangenheit und begleitend zur bronchodilatatorischen Dauertherapie.

** Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage bei 301 APIs, ausgeführt von der Dr. Jung Group GmbH (DJG) im Jahr 2011 1 Fachinformation DAXAS®, Mai 2011 2 Hanania NA et al. Am J Respir Crit
Care Med 2010; 181: A4435 3 Calverley PM et al. Lancet 2009; 374: 685-694 4 Hurst JR et al. N Engl J Med 2010; 363: 1128-1138 5 Fabbri LM et al. Lancet 2009; 374: 695-703
                               DAXAS® 500 Mikrogramm Filmtabletten · Wirkstoff: Roflumilast. Zusammensetzung: Eine Tablette enthält: Arzneilich wirksamer Bestandteil: 500 μg Roflumilast. Sonstige Bestandteile: Kern: Lactose-
                               Monohydrat, Maisstärke, Povidon (K90), Magnesiumstearat. Überzug: Hypromellose 2910, Macrogol 4000, Titandioxid (E171), Gelbes Eisenoxid (E172). Anwendungsgebiete: Dauertherapie bei er-
                               wachsenen Patienten mit schwerer COPD (FEV1 nach Anwendung eines Bronchodilatators weniger als 50% vom Soll) und chronischer Bronchitis sowie häufigen Exazerbationen in der Vergangenheit,
                               begleitend zu einer bronchodilatatorischen Therapie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Roflumilast oder einen der sonstigen Bestandteile. Mittelschwere bis schwere Leberfunktionsstörung
                               (gemäß Klassifizierung nach Child-Pugh B oder C). Nebenwirkungen: Häufig: Diarrhoe, Gewichtsverlust, verminderter Appetit, Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen. Gelegent-
                               lich: Überempfindlichkeit, Angstzustände, Zittern, Schwindel, Benommenheit, Palpitationen, Gastritis, Erbrechen,
                               Gastroösophageale Refluxerkrankung, Dyspepsie, Rötung, Muskelspasmen, Muskelschlaffheit, Myalgie, Rücken-
                               schmerzen, Unwohlsein, Asthenie, Müdigkeit. Selten: Gynäkomastie, Depressionen, Nervosität, Geschmacksstö-
                               rungen, Infektionen des Respirationstraktes (ausgenommen Pneumonien), Hämatochezia, Verstopfung, erhöhte
                               γ-GT/Aspartat-Aminotransferase (AST)/Blut-Kreatinin-Phosphokinase (CPK), Urticaria. In seltenen Fällen: Suizi-
                               dales Verhalten (klin. Studien). Warnhinweis: Enthält Lactose. Packungsbeilage beachten. Verschreibungspflich-
                               tig. Nycomed GmbH, Byk-Gulden-Straße 2, 78467 Konstanz. Örtliche Ansprechpartner: Nycomed GmbH, Byk-
                               Gulden-Straße 2, 78467 Konstanz; MSD SHARP&DOHME GMBH, Lindenplatz 1, 85540 Haar (Stand 05/2011)

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                                                                     Editorial                                              Rechtsfragen
                                                         608	Klinische Ethikkomitees                     618	Eine Ära geht zu Ende
               Die BW-Bank präsentiert auf
          der Titelseite „Fantastische Anatomie“
             von Prof. Dr. med. Milan Klima:                         Kammern und KV                                         Wirtschaft
                                                         609	Vernetzungsprojekt                          620	Neues aus der Finanzwelt
                  Galaktischer Granulozyt                     Frühe Hilfen

          Dieses Gemälde könnte man auch „Zwillinge“
                                                         610	Bezirksärztekammer-                                           Vermischtes
                                                              Vertreterversammlungen
          nennen, denn es handelt sich um die Dar­
          stellung von Zwillingsstrukturen, denen        611	Hohe Auszeichnungen                         621	Leserbrief: Ärzte-Bashing
          man um uns herum überall begegnen kann.             für verdiente Persönlichkeiten              622	Symposium:
          Im Hintergrund einer Doppelstruktur des        612	Vertreterversammlung                                          Hat der Arztberuf eine Zukunft?
          planetarischen Nebels NGC 604 ist ein eosi-         der Landesärztekammer                       622	Hartmannbund
          nophiler Granulozyt mit seinem Doppel-         612	Entschließungen                                               mit neuer Führungsspitze
          kern abgebildet. Der Makrokosmos spiegelt
          sich im Mikrokosmos wieder.
                                                         613	Idiopathische
                                                              Adoleszentenskoliose
                                                                                                                            Veranstaltungsübersicht
          Die Baden-Württembergische Bank (BW-           613	Präsidenten-Hotline                         623	
          Bank) ermöglicht auf der Titelseite des
          Ärzteblattes eine neue Sichtweise auf                                                                             Bekanntmachungen
          den menschlichen Körper. Alle Bilder                       Ethik                                624	
          entstammen dem beruflichen Umfeld von          613	Ethikarbeit im Klinikverbund
          Ärztinnen und Ärzten. Die BW-Bank ver­                                                                            Impressum
          deutlicht damit ihre enge Beziehung zur                                                         638	
          Ärzteschaft in Baden-Württemberg, nicht
          zuletzt, weil ihre Beratungsspezialisten für
          Heilberufe seit vielen Jahren kompetente
          Unterstützung und Beratung in allen wirt-       Simulatortraining „Ärztliche Leichenschau“
          schaftlichen Fragen von Medizinern bieten.

                                                          S
          Beispielsweise ist Die BW-Bank ist mit knapp           eit Anfang Dezember können Mit-          o­ ptimiert der Teilnehmer das systematisch
          200 Filialen in allen Landesteilen vor Ort.            glieder der Landesärztekammer Baden-      und auch ökonomisch sinnvolle Diagnos­
          Beispielsweise in Heidelberg beraten                   Württemberg kostenlos ein neues           tizieren und das Erstellen der Todesbeschei-
          Sie Ihre VermögensManager Heilberufe            ­online-Lernmodul nutzen, das anhand von         nigung.
          Antonia Lindner (Tel. 0 62 21 / 918-221,         15 Fällen die rechtlichen und medizinischen          Bei erfolgreichem Abschluss einer
          Fax -2 30), Carmen Schmitt (Tel. -2 10) und      Grundlagen der Ärztlichen Leichenschau          Lerneinheit werden die erworbenen Fort­
          Torsten Schuhmacher (-1 56) kompetent            vermittelt.                                    bildungspunkte an den Elektronischen Infor-
          und umfassend.                                       Die „virtuelle Leichenschau“ basiert auf   mationsverteiler (EIV) gemeldet und über
                                                           Fällen des Instituts für Rechtsmedizin am      diesen dem Fortbildungskonto des Teil­
          Mehr Informationen zum Angebot für Heil-         Universitätsklinikum Münster. Teilnehmer       nehmers zugeschrieben. Sofern noch kein
          berufler oder zu Beratungsspezialisten in        lernen die Interpretation der morpholo-        Konto bestand, wird dieses eingerichtet.
          Ihrer Nähe erhalten Sie im Internet unter        gischen Zeichen forensisch relevanter Ge-      Darüber ­hinaus erhält der Arzt eine Teil­
          www.bw-bank.de/heilberufe oder telefo-           walteinwirkung, die richtige Klassifizierung   nahmebescheinigung. Für die vollständige
          nisch unter 07 11 / 1 24-4 90 95.                der Todesart sowie das korrekte Ausfüllen      Bearbeitung aller fünfzehn Fälle können
                                                           der Todesbescheinigung.                        45 Fortbildungspunkte erworben werden.
                                                               Das Lernmodul fußt auf dem INMEDEA-        Die „virtuelle Leichenschau“ ist über die
                                                           Simulator, der aus dem vom Bundesmini­         Website der Landesärztekammer Baden-
                                                           sterium für Bildung und Forschung ge­          Württemberg erreichbar.
                                                           förderten Projekt „Prometheus“ hervorging.      Weitere Infos:
                                                           Auf der Basis virtueller Leichen übt und        www.aerztekammer-bw.de                     C

                                                                                                                 ÄBW 12 • 2011       607
Ärzteblatt Baden-Württemberg 12
Editorial

                            Herausforderungen bei der Etablierung klinischer Ethikberatung

                            Klinische Ethikkomitees

                            D
                                    ie Anzahl klinischer Ethik­         dungen – sind inzwischen fest eta-          sem Heft): Durch eine bemerkenswert
                                    komitees an den Krankenhäu-         bliert. Standards für die Qualifizierung    kreative Öffentlichkeitsarbeit ist es
                                    sern in Baden-Württemberg           von Ethikberatern sowie für die             dem Team gelungen, nicht nur die
                            hat in den letzten Jahren erheb-            Durchführung von Ethikberatung in           Ethikberatung bekannt zu machen,
                            lich zugenommen. Die Etablierung            Einrichtungen des Gesundheitswe-            sondern darüber hinaus Kommunika-
                            ethischer Beratungsangebote folgt           sens wurden entwickelt. Auch für die        tion und sozialen Zusammenhalt im
                            dabei der Einsicht, dass sich die           Dokumentation von ethischen Fallbe-         Klinikum über Fach- und Berufsgren-
                            ethischen Herausforderungen der             ratungen hat eine Arbeitsgruppe der         zen hinweg zu fördern. Auch die zwei
                            modernen Medizin gemeinsam im               Akademie für Ethik in der Medizin           Ebenen der Ethikarbeit im Verbund
        Prof. Dr. med.      berufsgruppenübergreifenden Dis-            Empfehlungen erarbeitet. Verschie-          – zentrales „Komitee der Klinischen
    Georg Marckmann         kurs besser bewältigen lassen. In vie-      dene Möglichkeiten stehen den               Ethik“ (KKE) und dezentrale „Arbeits-
                            len Fällen spielte zudem die ­freiwillige   Ethikkomitee-Mitgliedern für die            kreise der Klinischen Ethik“ (AKE) an
                            Zertifizierung nach KTQ (Kooperation        Aus-, Fort- und Weiterbildung zur           den einzelnen Standorten – könnten
                            für Transparenz und Qualität im Ge-         Verfügung, vom Wochenendseminar             anderen Krankenhausverbünden ein
                            sundheitswesen) eine Schlüsselrolle,        über Aufbaustudiengänge bis hin zur         Vorbild sein. Nicht zuletzt belegen die
                            da die Kliniken nachweisen müssen,          „in-house-Schulung“ des gesamten            Singener Erfahrungen, wie wertvoll
                            wie „ethische Problemstellungen sy-         Komitees.                                   einzelne Mitarbeiter sein können, die
                            stematisch berücksichtigt“ werden. Im            Trotz der verbesserten Rahmen-         – wie der im Juni dieses Jahres viel zu
                            Idealfall kommt beides zusammen:            bedingungen sieht sich vor allem die        früh verstorbene Andreas Ruh – mit
                            Die Mitarbeiter haben bereits eine          nachhaltige Etablierung von Ethikbe-        besonderem Engagement, zeitlichem
                            Arbeitsgemeinschaft zu ethischen            ratung mit verschiedenen Herausfor-         Aufwand, visionärer Kraft und Charis-
           Prof. Dr. med.   Fragen gegründet, die dann im Rah-          derungen konfrontiert. Der wirt-            ma die Etablierung der Ethikarbeit am
Dr. phil. Urban Wiesing     men der Zertifizierung in ein „offizi-      schaftliche Druck auf die Krankenhäu-       Klinikum vorantreiben. Bleibt zu hof-
                            elles“ klinisches Ethikkomitee über-        ser führt zu einer zunehmenden Ar-          fen, dass das von ihm entfachte Feuer
                            führt wird. Dass dieser Weg sehr er-        beitsverdichtung, was die zeitlichen        der Begeisterung für die Ethikbera-
                            folgreich sein kann, zeigen unter an-       Spielräume der Mitarbeiter für die          tung im HBH-Verbund nicht erlischt.
                            derem die Erfahrungen der SLK-              Ethikberatung einengt. Dabei kann           Zudem wäre es der Sache dienlich,
                            Kliniken Heilbronn (vgl. Ethikbeilage       die Ethikberatung durch eine frühzei-       wenn der vom Ethikkomitee des Kli-
                            104 im Ärzteblatt Baden-Württem-            tige Verständigung über die gebote-         nikums Stuttgart begründete Erfah-
                            berg 02-2010) und des Singener HBH-         ne Behandlung und eine verbesserte          rungsaustausch zwischen den Ethik-
                            Klinikverbunds (in diesem Heft).            Kommunikation im Team durchaus              komitees in Baden-Württemberg
                                In den letzten Jahren hat sich die      Zeit einsparen. Eine ausreichende           weiter geführt werden könnte. Auf
                            klinische Ethikberatung zunehmend           Anzahl von Mitarbeitern längerfristig       diese Weise werden sich auch die
                            professionalisiert: Die drei Hauptauf-      für die Ethikarbeit zu motivieren, stellt   praktischen Herausforderungen bei
                            gaben der Ethikkomitees – Beratung          ebenfalls eine Herausforderung dar.         der Etablierung von Ethikberatung
                            im Einzelfall, Erstellung von ethischen     Besonders erfolgreich war hierbei das       meistern lassen.
                            Empfehlungen bzw. Leitlinien und die        Ethikkomitee des Singener HBH-Ver-
                            Organisation von ethischen Fortbil-         bundes (vgl. die Ethikbeilage in die-                  Georg Marckmann, Urban Wiesing

Relaunch für Landesärztekammer Baden-Württemberg im Web

Neuer Internetauftritt
D
       ie Landesärztekammer Baden-Württemberg hat ihre Website komplett über-
       arbeitet. Neben der Anpassung der Inhalte und einem technischen Relaunch
       wurde auch das „Look and Feel“ des Internetauftritts, jedoch mit großem
Wiedererkennungswert, modernisiert. So finden sich jetzt Informationskanäle für
die vier Zielgruppen Ärzte, Bürger, Medizinische Fachangestellte und Presse. Unter
dem Dach der Landesärztekammer sind auch die Webauftritte der vier Bezirksärz-
tekammern und der Ärzteschaften, Kreisärzteschaften und Ärztlichen Kreisvereine
im ganzen Land vereint.                        Weitere Infos:
                                                   www.aerztekammer-bw.de         C

                    608     ÄBW 12 • 2011
Ärzteblatt Baden-Württemberg 12
Kammern und KV

Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und Jugendhilfe

Vernetzungsprojekt Frühe Hilfen

A
         uffälligen Familien möglichst                die auf Gewalt in der Familie hindeu-
         frühzeitig Unterstützung anzu-               ten. Hier setzt das Projekt „Frühe Hil-
         bieten, damit es nicht zu Fehl-              fen“ an und bringt Ärzte und Sozialar-
entwicklungen und Gefährdungen                        beiter zusammen. In Qualitätszirkeln
des Kindes kommt – das ist das Ziel                   führen die Mediziner gemeinsam mit
des gemeinsamen Vernetzungspro-                       Mitarbeitern der Jugendhilfe ano-
jekts „Frühe Hilfen“ der Kassenärzt-                  nyme Fallbesprechungen durch und
lichen Vereinigung Baden-Württem-                     beraten über die jeweils beste Hilfe.
berg und des Nationalen Zentrums                      Das Hilfsangebot trägt der Arzt als
Frühe Hilfen. Die ersten Ergebnisse der               Vertrauensperson der betroffenen
Initiative wurden Mitte November bei                  Familie vor und versucht behutsam,
einem Symposium in Stuttgart vorge-                   den Kontakt zum Amt herzustellen.
stellt, an dem auch Gesundheitsmini-                       Das wissenschaftlich begleitete
sterin Katrin Altpeter, Christopher                   Projekt startete im September 2010.             gung zu verankern. Die ökono-
Hermann von der AOK Baden-Württ-                      Eine jetzt vorgelegte Evaluation zeigt,         mischen Voraussetzungen hierfür
emberg und Jacqueline Kühne vom                       dass das Projektziel nachweislich er-           sind gegeben, denn die Bundesmittel
BKK-Landesverband teilnahmen.                         reicht wurde: Durch die interdiszipli-          für Frühe Hilfen werden verlängert.
     Kaum jemand sieht besser hinter                  näre Zusammenarbeit zwischen Ärz-               Am Ende waren sich die Teilnehmer
die Fassaden von Familien als Haus-                   teschaft und Jugendhilfe können Fa-             des Symposiums einig: „Jede Investi-
und Kinderärzte oder Gynäkologen.                     milien passgenauere Hilfen angebo-              tion in unsere Kinder ist eine Investi-
Im Rahmen der Vorsorgeuntersu-                        ten werden. Im nächsten Schritt gilt            tion in die Zukunft.“
chungen für Kinder und Schwangere                     es, die Instrumente zu verbessern und            Weitere Infos:
können Symptome erkannt werden,                       das Screening fest in der Regelversor-           www.kvbawue.de                      C
                                                                                                                                                                         Anzeige

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                                                                                  dungsmodule werden auf vier Termine verteilt, jeweils mit anderen Schwerpunkten für

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                                              AKADEMIE
                                                                                  unterschiedliche Zielgruppen.
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                                                                                  Wir freuen uns, Sie bald in den neuen Räumen der Bezirksärztekammer in Stuttgart-
                                              DIE ZUKUNFT
                                                                                  Degerloch begrüßen zu dürfen!

                                                                                                                                       Themenauswahl
                                                                                                                                       •   Führungskompetenz
                                                                                                                                       •   Fit für den ersten Dienst

       NEUE TERMINE                                                                                                                    •
                                                                                                                                       •
                                                                                                                                           Klinische Visite
                                                                                                                                           Medizin und Familie
       IM JAHR 2012                                                                                                                    •
                                                                                                                                       •
                                                                                                                                           Typische Fehler
                                                                                                                                           Diagnostische Rätsel
                                                                                                                                       •   Konsil bei Dr. House
       02. März   –     03. März                                                                                                       •   Der unklare Todesfall
       22. Juni   –     23. Juni
       14. Sep.   –     15. Sep.                                                                                                       Nähere Informationen zu den
       30. Nov.   –     01. Dez.                                                                                                       Inhalten folgen in Kürze!

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      BEZIRKS ÄRZTEKAMMER                       Interdisziplinäre Medizin e. V.                                                        info@medcongress.de
               N O R DW Ü R T T E M B E R G

                                                                                                                                  ÄBW 12 • 2011        609
Ärzteblatt Baden-Württemberg 12
Kammern und KV

                      Aktuelle Gesundheitspolitik im Fokus der Präsidenten-Berichte

                      Bezirksärztekammer-Vertreterversammlungen

                      M
                                itte November tagten in             Auch Kammerpräsident Dr.            struktur erstmals nicht ausschließlich
                                den vier baden-württem­        Christoph von Ascheraden ging in         als Kostendämpfungsgesetz daher-
                                bergischen Bezirksärztekam-    Südbaden unter anderem auf das           komme, wie die unzähligen vorhe-
                      mern die Vertreterversammlungen.         Versorgungsstruktur- und das Pati-       rigen Gesundheits-Reformgesetze.
                      Im Mittelpunkt der Sitzungen stand       entenrechtegesetz ein. Bei Letzterem     Ziel des Entwurfs sei vielmehr die
                      der Bericht des jeweiligen Kammer-       sah er vor allem die Gefahr, dass der    Schaffung von finanziellen Anreizen
                      präsidenten zu aktuellen gesundheits-    Kern ärztlicher Tätigkeit durch die      für Ärzte, sich in unterversorgten Re-
                      und berufspolitischen Themen.            geplanten gesetzlichen Vorgaben          gionen neu niederzulassen oder Pra-
                          Die Parteien und insbesondere        beschädigt werden könnte und die         xen zu übernehmen. Ferner würden
                      die mittlerweile gewerkschaftlich        damit einhergehende Veränderung          die Zulassungsvoraussetzungen für
                      orientierten Krankenkassen hätten        der Beweislast im Arzt-Patienten-        Medizinische Versorgungszentren ge-
    Dr. Klaus Baier   den heranrollenden Ärztemangel in        Verhältnis zu einer Verrechtlichung      ändert. Dem Vordringen gewerblicher
                      seiner Dramatik immer noch nicht         führen werde. Die Vertrauensbasis        Investoren, etwa unter dem Deck-
                      realisiert, stellte Nordwürttembergs     zwischen Patient und Arzt dürfe aber     mantel eines zugelassenen Hilfsmit-
                      Kammerpräsident Dr. Klaus Baier          keinesfalls durch rechtliche Vorgaben    telerbringers in der Rechtsform von
                      fest. Zudem würde von Krankenkas-        aufs Spiel gesetzt werden.               Aktiengesellschaften, werde Einhalt
                      sen, Politik und Wirtschaft die Ge-           Südbadens Kammerchef bezog          geboten.
                      sundheit immer noch als reiner Ko-       auch klare Position bei der geplanten        Mit Blick auf die Aktivitäten sei-
                      stenfaktor gesehen. Dies habe nach       Übertragung heilberuflicher Tätig-       nes Hauses hob Dr. Benninger die
                      Jahrzehnten einer inadäquaten Spar-      keiten an nichtärztliche Fachberufe.     Fortschritte bei der Förderung der
                      politik im Gesundheitswesen bei          Diese Diskussion um Delegation bzw.      Verbundweiterbildung hervor. Der-
                      gleichzeitiger Abkoppelung von der       Substitution löse die anstehenden        zeit gebe es, ausgehend vom Klini-
                      allgemeinen Wirtschaftsentwicklung       Probleme im Gesundheitswesen je-         kum der Stadt Karlsruhe, dem Kreis-
                      dazu geführt, dass Preis und Leistung    doch keinesfalls. Wenn andere Berufe     klinikum Calw-Nagold sowie den
                      nicht mehr zueinander passten und        künftig Entscheidungsbefugnisse be-      Ruhland-Kliniken, vereinbarte Wei-
                      dass junge Menschen ein nachlas-         kämen, die sie in eigener Verantwor-     terbildungsverbünde in der Allge-
     Dr. Christoph    sendes berufliches Interesse erken-      tung und Haftung übernehmen, so          meinmedizin.
   von Ascheraden     nen ließen. Die Politik versuche, über   habe das vielmehr unübersehbare              In Reutlingen ging der Präsi-
                      planwirtschaftliche dirigistische Me-    Auswirkungen auf das Arzt-Patienten-     dent der Bezirksärztekammer Süd-
                      chanismen das Problem zu lösen.          Verhältnis. Statt dessen müsse über      württemberg, Dr. Michael Schulze,
                      Und sie fordere sogar noch ungeniert     eine „professionelle Delegation“ nach-   ebenfalls auf das Versorgungsgesetz
                      von den Ärzten, dass diese – ihrer       gedacht werden, bei der der Arzt auch    ein, welches grundsätzlich zu begrü-
                      Berufsordnung und Ethik verpflichtet     weiterhin kontrolliere. Eine Abgabe      ßen sei. So solle die Sicherstellung
                      – die strukturellen Probleme der pe-     von ärztlichen Kernkompetenzen in        einer     wohnortnahen,       flächen-
                      ripheren Regionen richten. Die Ärzte-    Diagnostik und Therapie lehnte der       deckenden ambulanten medizi-
                      schaft versuche immer noch, eine         Kammerpräsident zum Beifall der          nischen Versorgung durch eine ziel-
                      Qualität aufrecht zu erhalten, die       Delegierten entschieden ab.              genauere und flexible, den regionalen
                      nicht mehr zu erbringen sei. Drei-            Die südbadische Bezirksärzte-       Besonderheiten entsprechende Aus-
                      Minuten-Medizin oder Flatrate-Medi-      kammer sieht die ärztliche Fort- und     gestaltung der Bedarfsplanung mit
                      zin seien aber keine Qualität, betonte   Weiterbildung als Kernaufgaben. Be-      erweiterten       Einwirkungsmöglich-
                      Dr. Baier unter dem Beifall der Dele-    sonders hob der Kammerpräsident          keiten der Länder erfolgen. Zudem
   PD Dr. Christian   gierten.                                 die Kurse „Update Notfalldienst“ her-    sollen entsprechende Anreize auch im
        Benninger         Das Versorgungsgesetz, die Situ-     vor, die kontinuierlich von der Akade-   Vergütungssystem geschaffen sowie
                      ation im ländlichen Raum und der         mie für ärztliche Fort- und Weiterbil-   mobile Versorgungskonzepte geför-
                      unabwendbare Ärztemangel werden          dung angeboten werden.                   dert und die Vereinbarkeit von Familie
                      nach Analyse von Dr. Baier in den             Vor der Vertreterversammlung        und Beruf verbessert werden. Mit der
                      nächsten Jahren zu deutlichen Verän-     der Bezirksärztekammer Nordba-           ambulanten spezial­ärztlichen Versor-
                      derungen in der ärztlichen Versor-       den beschrieb Kammerpräsident            gung werde ein völlig neuer Lei-
                      gung führen. Seine Bezirksärztekam-      PD Dr. Christian Benninger als we-       stungsbereich außerhalb der Bedarfs-
                      mer habe beschlossen, die Gründung,      sentliche Probleme des Gesundheits-      planung geschaffen. Grundsätzlich
                      die Betreuung und den Ausbau von         wesens den demografischen Wandel,        seien solche Pläne richtig, denn ein
                      regionalen Weiterbildungsverbünden       die Morbiditätsentwicklung bei           entscheidendes Potenzial zur Opti-
                      zu fördern. Aktuell seien vier Weiter-   gleichzeitigem medizinischem Fort-       mierung der Versorgung liege in einer
                      bildungsverbünde Allgemeinmedizin        schritt sowie die immer knapper          besseren,      sektorenübergreifenden
                      in Nordwürt­temberg geschaffen und       werdenden Ressourcen. Der Kammer-        Verknüpfung der fachärztlichen Ver-
                      weitere sieben, auch für andere Fach-    chef betonte jedoch, dass das Gesetz     sorgung. Der Gesetzentwurf regele
Dr. Michael Schulze   gebiete, in Planung.                     zur Verbesserung der Versorgungs-        dies nach Überzeugung des Kammer-

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Ärzteblatt Baden-Württemberg 12
Kammern und KV

                                         Ehrungen in den vier Bezirksärztekammern

                                         Hohe Auszeichnungen

                                         B
präsidenten aber nur unzureichend.              ei der Vertreterversammlung            Im Rahmen der nordbadischen
Ansätze und Anreize zu einer tatsäch-           in Stuttgart erhielt Prof. Dr.     Vertreterversammlung wurde Dr.
lichen Förderung einer transsekto-              Ingolf Peter Arlart für seinen     Ernst-Rainer Sexauer die Ehrenna-
ralen Verzahnung und Kooperation         unermüdlichen Einsatz die Ehren­          del der Bezirksärztekammer Nordba-
fehlten.                                 nadel der Bezirksärztekammer Nord-        den verliehen. Mit herausragendem
    Dr. Schulze ging auch auf die        württemberg. Prof. Arlart hatte als       Engagement hat er über nahezu drei
Änderung der Approbationsordnung         berufspolitisches Urgestein nicht         Jahrzehnte hinweg die ärztliche
für Ärzte ein. Dieses Vorhaben ergän-    ­unwesentlich zum Erfolg des Medi-        Selbstverwaltung ganz entscheidend
ze die Regelungen des Versorgungs-        zinkongresses der BÄK NW beige­          mitgeprägt, vor allem auf der Ebene
gesetzes zur gezielten Nachwuchsge-       tragen. Viele Jahre war er dazu noch     der Ärzteschaft Karlsruhe, aber auch
winnung und Förderung von Medi-           Delegierter der Vertreterversamm-        auf Bezirks- und Landesebene.
zinstudierenden und ziele zugleich        lung und bringt sich auch heute              Die Bezirksärztekammer Süd-
ebenfalls darauf, die Allgemeinmedi-      noch in den unterschiedlichen Aus-       württemberg zeichnete gleich zwei
zin in der ärztlichen Ausbildung zu       schüssen ein.                            Persönlichkeiten mit ihrer Wilhelm-
stärken. Dr. Schulze begrüßte das             In Freiburg wurde Dr. Gerhard        Griesinger-Medaille aus: Zum einen
Gesetzesvorhaben ausdrücklich und         Schade mit der Albert-Fraenkel-Pla-      Prof. Dr. Hans Kamps, langjähriger
wies auch darauf hin, dass in Süd-        kette geehrt. Er hatte sich mit stets    Geschäftsführer der Kammer, der sich
württemberg bereits mehrere Weiter-       großem Engagement für die ärztliche      durch seinen Einsatz für die Mit-
bildungsverbünde etabliert seien.         Allgemeinheit eingesetzt. Dr. Schade     glieder von Kammer und KV sowie
Spezielle Weiterbildungsstellen für       blickt auf zwanzig Jahre Mitglied-       um die Ärzteschaft in Südwürttem-
angehende Allgemeinärzte gebe es          schaft in der Vertreterversammlung       berg in höchsten Maße verdient ge-
inzwischen in den Kreiskliniken Reut-     der Bezirksärztekammer Südbaden          macht hatte. Zum anderen Prof. Dr.
lingen und im Klinikum Zollernalb;        zurück, ferner hat er sich auch in den   Wolfgang Mangold, der sich nicht
Verhandlungen mit der Oberschwa-          Gremien der Kassenärztlichen Verei-      nur in vorbildlicher Weise in den
benklinik Ravensburg liefen. Ergän-       nigung engagiert. Besonders gelobt       Dienst seiner Patientinnen und Pati-
zend habe der Vorstand der Bezirks­       wurde seine stets fürsorgliche und       enten gestellt hatte, sondern mit
ärztekammer beschlossen, allen Ärz-       vorbildliche Amtsführung in den vier     großem Engagement zum Wohle
tinnen und Ärzten, die sich in der        Jahren als Vizepräsident bzw. acht       seiner ärztlichen Kollegen, der medi-
Weiterbildung Allgemeinmedizin be-        Jahren als Präsident der südbadischen    zinischen Wissenschaft und des ge-
finden, ein spezielles Schulungspro-      Kammer.                                  samten Gesundheitswesens gewirkt
gramm anzubieten.                                                                  hatte. Unter anderem stand er seiner
                                                                                   Kammer nahezu zwei Dekaden als
                                   OE                                              Präsident vor und wirkte stets zum
                                                                                   Wohle der Ärzteschaft, des Gesund-
                                                                                   heitswesens und der ärztlichen
                                                                                   Selbstverwaltung.

 Nordwürttemberg: Kammerpräsident
            Dr. Baier und Prof. Arlart

Südbaden: Dr. Schade und                 Nordbaden: Dr. Sexauer und                Südwürttemberg: Prof. Dr. Mangold, Fr. Mangold, Kammerpräsident
Kammerpräsident Dr. von Ascheraden       Kammerpräsident Dr. Benninger             Dr. Schulze, Fr. Kamps, Prof. Dr. Kamps. (von links; Foto: Fany Fazii)
Ärzteblatt Baden-Württemberg 12
Kammern und KV

                               Präsidenten-Bericht: Öffentlichkeitsarbeit,
                               Ärztemangel, Patientenrechte, GOÄ, etc.                                                       Entschließungen
                               Vertreterversammlung                                                                          Vergütung der Notärzte: Ein-
                                                                                                                             stimmig wurden die gesetzlichen
                                                                                                                             Krankenkasse aufgefordert, sich
                               der Landesärztekammer                                                                         schnellstmöglich in Verhand-
                                                                                                                             lungen mit der LÄK und der KV auf
                                                                                                                             eine angemessene Vergütung der

                               E
                                      nde November kam die Vertreter-              Gesellschaft auf, endlich zu handeln,     notärztlich tätigen Vertragsärzte
                                      versammlung der Landesärzte-                 nachdem der Ärztemangel durch die         und Nicht-Vertragsärzte zu eini-
                                      kammer Baden-Württemberg in                  Landtagsdrucksache 15/515 „Fach-          gen.
        Dr. Ulrich Clever,     Stuttgart zusammen. Zentrale Tages-                 kräftemangel und Abwanderung von          Blutuntersuchungen: Es wurde
                Präsident      ordnungspunkte der Sitzung waren                    Ärztinnen und Ärzten“ quasi amtlich       eine landesgesetzliche Regelung
der Landesärztekammer          der Bericht des Kammerpräsidenten                   sei. Dies alles sei auch immer wieder     gefordert, die es der Polizei ermög-
   Baden-Württemberg,          zur aktuellen Lage und die Haushalts-               Gegenstand von Interviews bzw.            licht, körperliche Untersuchungen
 bei seiner Rede vor der       beratungen. Ferner verabschiedeten                  werde bei der Kontaktpflege auf allen     und Blutentnahmen bei Personen
 Vertreterversammlung          die Delegierten neben einer Änderung                Ebenen permanent kommuniziert,            – auch gegen deren Willen – zu
                               der Gebührenordnung weit reichende                  sagte Dr. Clever.                         veranlassen, wenn dies zur Ab-
                               Entschließungen (s. Kasten).                             Die Kritik an den Rahmenbedin-       wehr einer Gefahr für Leib oder
                                    In seinem Rechenschaftsbericht                 gungen ärztlicher Arbeit zog sich wie     Leben eines Dritten erforderlich
                               stellte Kammerpräsident Dr. Ulrich                  ein roter Faden durch den Vortrag des     ist.
                               Clever zunächst die erfolgreichen öf-               Präsidenten. So bemängelte er u. a.       Arbeits-/Weiterbildungssituati-
                               fentlichkeitswirksamen Aktivitäten der              die aktuell von den A-Ländern – auch      on: Es soll eine Konzeption erar-
                               Kammer dar. So hat die Außendarstel-                Baden-Württemberg mit SPD-ge-             beitet werden, mit der die Zahl der
                               lung für die Kollegenschaft - bspw.                 führtem Sozialministerium war Mitau-      Weiterbildungsstellen, der -assi-
                               durch die „Präsidenten-Hotline“ und                 tor – vorgelegten Eckpunkte für ein       stenten und der Fachärzte nach
                               die Besuchstour „Zur Sache“ durch die               Patientenrechtegesetz. Demnach sol-       Fachgruppen erhoben werden
                               Ärzteschaften im Lande - zu einer völlig            len beispielsweise die Kassenärzt-        kann.
                               neuen Präsenz und Akzeptanz der                     lichen Vereinigungen und die Kran-        Kernenergie: Die Delegierten be-
                               Kammer geführt. Auch die Pressearbeit               kenkassen verpflichtet werden, eine       grüßten den Ausstieg aus der En-
                               profitiere ausdrücklich und könne                   angemessene Frist bei der Terminver-      ergiegewinnung durch Kernkraft-
                               zahlreiche Print- und Hörfunk-Clip-                 gabe zu gewährleisten. Zudem soll der     werke bis 2022. Sie betonte je-
                               pings vorweisen, betonte Dr. Clever.                Behandlungsvertrag als eigenstän-         doch, dass ein schnellerer Ausstieg
                                    Der Kammerpräsident beklagte in                diger Vertrag in das Bürgerliche Ge-      zu fordern ist.
                               seiner Rede wiederholt die massive                  setzbuch aufgenommen werden. Die          Versichertenstammdaten: Die
                               Abwanderung von Ärztinnen und                       Länder fordern darüber hinaus beson-      teure und zeitintensive Einführung
                               Ärzten ins Ausland. So hätten in den                dere Vorschriften für das Erbringen       des Stammdatenmanagements
                               letzten zehn Jahren rund 3000 Medi-                 von Zusatzleistungen (IGeL) und den       wurde abgelehnt. Die Einführung
                               ziner den Südwesten verlassen, um                   regelmäßigen Nachweis einer Haft-         der elektronischen Gesundheits-
                               vornehmlich in die Schweiz und die                  pflichtversicherung für heilberufliche    karte berge große Gefahren für die
                               USA auszuwandern. „Das ist Folge der                Tätigkeiten. Dr. Clever betonte hin­      Datensicherheit.
                               miesen Rahmenbedingungen in                         gegen, dass die Ärzteschaft den           Amtsträger: Die Delegierten wi-
                               Deutschland“, konstatierte der Kam-                 ­Patienten als Partner im Behandlungs-    dersprachen vehement der Rechts-
                               merpräsident. Er forderte Politik und                prozess sehen wolle – und nicht als      auffassung, dass Vertragsärzte als
                                                                                              Gegner im Gerichtsprozess.     Amtsträger oder Beauftragte der
Anzeige                                                                                       „Die Ärzteschaft will sich     Krankenkassen agieren.
                                                                                              vom Staat nicht qua Gesetz     (Muster-)Weiterbildungsord-
                                                                                              unter Generalverdacht stel-    nung: Künftig sollen auch einzel-
                         Kompetente Partner für Ultraschall                                   len lassen – auch wir haben    ne, konkret zu benennende An-
                                                                                              Rechte, um deren Erhalt        teile der Weiterbildung im Sinne
                                                                                              bzw. für deren Verbesse-       von Modulen erworben werden
                                                                                              rung wir kämpfen werden“,      können, insbesondere Zusatzwei-
                                                              Weißerlenstr. 1e
                                                              79108 Freiburg                  bekräftigte der Kammerprä-     terbildungen, die berufsbeglei-
                                                              Fon +49 761 4568760
                                                              Fax +49 761 4568765             sident unter dem Beifall der   tend oder fachgebunden absol-
                   PHILIPS ClearVue 550                       Lange Str. 12                   Vertreterversammlung.          viert werden können.
                              NEU auf der                     70794 Filderstadt
                                                              Fon: +49 7158 9158000
                                                                                                   Dr. Clever informierte
                             MEDIZIN 2012!                    Fax +49 7158 9158001            die Delegierten über die       Alle Entschließungen einschließ-
                       Smart und Intuitiv                     info@sonozentrum.de             Aktivitäten der baden-         lich Begründungen sind im Inter-
                                                              www.sonozentrum.de
                                                                                              württembergischen Koordi-      netauftritt der Landesärztekam-
                                                                                              nierungsstelle, in der KVBW,   mer verfügbar:
                                                                                              BWKG und LÄK mit dem
                                                                                              gemeinsamen Ziel zusam-         www.aerztekammer-bw.de      C
                                                                                              menarbeiten,       Angebote

                     612       ÄBW 12 • 2011
Ärzteblatt Baden-Württemberg 12
management akademie
                                                                           der Kassenärztlichen Vereinigung
                                                                                       Baden-Württemberg                                         Veranstaltungshinweis

und Maßnahmen zur Förderung des                Weitere Berichtspunkte des Kam-                                Die Management Akademie der Kassenärztlichen Vereinigung
hausärztlichen Nachwuchses zu              merpräsidenten waren unter ande-                                   Baden-Württemberg (MAK) lädt gemeinsam mit der Deutschen
                                                                                                              Apotheker- und Ärztebank zu einer Fortbildungsveranstaltung
schaffen. Weiter berichtete der Präsi-     rem die anstehende Änderung der
                                                                                                              für Mediziner ein.
dent, dass der Kammervorstand die          Approbationsordnung, das Versor-
Um­setzung des Modells zum sog.            gungsstrukturgesetz, die Ärztestreiks                              Veranstaltungstitel:
„Quereinstieg“ für den Südwesten           sowie die Delegations- und Substitu-                               Der Weg in die eigene Praxis – Ihr Zukunftsplan
beschlossen habe. Demnach können           tions-Problematik.                                                 für mehr Freude im Beruf
Ärzte, die eine Facharztanerkennung            Dr. Michael Schulze, LÄK-Weiter-                               Ziele:
in einem Gebiet der unmittelbaren          bildungsausschuss-Vorsitzender, in-                                Bei der Gründung einer eigenen Praxis ist neben der medizinischen
­Patientenversorgung erworben ha-          formierte die Delegierten über erste                               Qualifikation auch unternehmerisches Know-how gefragt. Durch
 ben, die Anerkennung im Gebiet            Ergebnisse der bundesweiten Weiter-                                die neue Gesetzgebung hat sich der Gestaltungsspielraum für jun-
 Allgemeinmedizin erwerben, wenn           bildungsevaluation. Demnach lande-                                 ge Unternehmer enorm erweitert. In diesem Seminar zeigen wir,
 sie die entsprechenden Weiterbil-         te Baden-Württemberg mit einer Be-                                 worin die Chancen einer Praxisgründung bestehen und wo Fußan-
 dungsinhalte erfüllen.                    fugten-Rücklaufquote von 35,9 Pro-                                 geln und Fallstricke liegen. Dabei gehen wir hauptsächlich auf die
     Hinsichtlich einer Novellierung der   zent auf dem vorletzten Platz, wäh-                                verschiedenen Möglichkeiten der ärztlichen Zusammenarbeit ein.
Gebührenordnung für Ärzte gab sich         rend die Assistentenantworten mit                                  Wir erläutern die rechtlichen Rahmenbedingungen und helfen
der Präsident vor dem Hintergrund der      34,6 Prozent im Bundesdurchschnitt                                 dabei, Optionen und Gestaltungsspielräume erfolgreich zu nutzen.
unangemessenen GOZ-Neufassung              lagen und gegenüber der letzten                                    Weitere Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie
weniger optimistisch als bei der letz-     Befragung zugenommen haben. Die                                    im Internet unter www.mak-bw.de.
ten Vertreterversammlung. Dennoch:         detaillierte Auswertung lief zum Zeit-                             Referent:
„Eine neue GOÄ muss her, es ist ein        punkt der Vertreterversammlung auf                                 • Theo Sander, Rechtsanwalt, Diplom-Betriebswirt, Fachanwalt
Unding wie hier von der Politik gepo-      Hochtouren; die Ergebnisse der bun-                                   für Steuerrecht, Tätigkeitsschwerpunkt Arzt- und Zahnarztrecht
kert wird. Wir wollen nicht mehr so mit    desweiten Umfrage werden Mitte                                     Termin und Veranstaltungsort:
uns umspringen lassen! Als ob es eine      Dezember veröffentlicht; die Be-                                   • 11. Februar 2012 (10.00 Uhr bis ca. 14.00 Uhr)
Gnade wäre, uns nach 27 Jahren mal         kanntmachung der Weiterbildungs-                                   • KVBW Stuttgart, Albstadtweg 11, 70567 Stuttgart
einen bescheidenen Aufschlag zu ge-        stätten-bezogenen Daten ist für                                    Information und Anmeldung:
währen“, fasste Dr. Clever den Unmut       Frühjahr 2012 geplant.                                             • Management Akademie der KV Baden-Württemberg,
der baden-württembergischen Ärzte-                                                                               Telefon (07 11) 78 75-35 35, Fax (07 11) 78 75-48-38 88,
schaft pointiert zusammen.                                                            OE                         E-Mail: info@mak-bw.de
                                                                                                              • oder Online-Anmeldung unter www.mak-bw.de
                                                                                                              Teilnahmegebühr:
                                                                                                              Die Teilnahme ist kostenlos, setzt jedoch eine Anmeldung voraus.
Einmalige Fortbildung am 7. März 2012 in Stuttgart

Adoleszentenskoliose
                                                                                                                                                                       Anzeige

I
   m allgemeinmedizinischen, kin-               Die Kassenärztliche Vereinigung
   derärztlichen und orthopädischen        Baden-Württemberg (KVBW) bietet
   Alltag steht am Ende einer Unter-       gemeinsam mit der Landesärztekam-
suchung häufig die Diagnose „Skolio-       mer Baden-Württemberg, der Bezirk-
se“. Moderne Verfahren der Diagnos-        särztekammer Nordwürttemberg und
tik und Therapie sowie neu diskutier-
te Indikationen verleihen dem Thema
eine besondere Bedeutung. Aber
                                           den Berufsverbänden eine einmalige
                                           Fortbildung zur idiopathischen Ado-
                                           leszentenskoliose an. Dabei wird der
                                                                                                                     Präsidenten-
auch die zunehmende Diskussion um
die Evidenz ärztlichen Handelns und
                                           aktuelle Stand der medizinischen
                                           Diskussion zur Behandlung von Sko-                                        Hotline
die Vorteile einer Behandlung im           liose bei Heranwachsenden beleuch-

                                                                                                                     D
Vergleich zum natürlichen Verlauf der      tet. Im Mittelpunkt steht dabei vor                                              ie „Telefonsprechstunde“ von Kam-
Erkrankung bestimmen die aktuelle          allem die Frage nach der Evidenz                                                 merpräsident Dr. Ulrich Clever er-
wissenschaftliche Debatte.                 einzelner Behandlungsverfahren wie                                               möglicht Kammermitgliedern die
                                           konservative und operative Therapie                                       direkte Kontaktaufnahme mit dem Kam-
                                           sowie Physio- und Korsetttherapie.                                        merchef. Am 20. Dezember wird der Prä­
                                                Die Fortbildung findet statt am                                      sident der Landes­ärztekammer Baden-
                                           7. März 2012, von 15.00 Uhr bis 19.00                                     Württemberg wieder von 12.00 bis
                                           Uhr, in der KVBW Stuttgart, Albstadt-                                     14.00 Uhr direkt an der Präsidenten-
                                           weg 11, 70567 Stuttgart. Kontakt und                                      Hotline (07 11) 7 69 89-4 23 erreichbar
                                           Anmeldung über die Management                                             sein. Rufen Sie an!
                                           Akademie der KVBW, Telefon (07 11)
                                           78 75-35 35, Fax -48 38 88, E-Mail:
                                           info@mak-bw.de
                                                Die Teilnahme ist kostenlos, setzt
                                           jedoch eine Anmeldung voraus.
Ethik

       111         Ein Erfahrungsbericht aus dem Singener HBH-Klinikverbund

                   Ethikarbeit im Klinikverbund
                   Gewidmet dem Andenken von Andreas Ruh (* 25. Februar 1969 † 14. Juni 2011),
                   Koordinator Ethikarbeit Singen 2006 bis 2011

                   Kontext                                                        Leitung eines Intensivmediziners mit neun Mitgliedern
                                                                                  gegründet wurde, erwies sich hierbei von Vorteil für das
                       In vielen Krankenhäusern Deutschlands wurden in den        „Singener Modell“, da auf Vorarbeiten im Bereich der kli-
                   vergangenen Jahren Ethikkomitees eingerichtet. Häufiger        nischen Ethik zurückgegriffen werden konnte. 2006 gab es
                   Anlass ist hierbei die freiwillige Zertifizierung nach KTQ     zunächst zwei zentrale Auftaktveranstaltungen für interes-
                   (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheits-      sierte Mitarbeiter aller Standorte. Im Anschluss daran
                   wesen), in deren Rahmen nachgewiesen werden muss, wie          wurde eine kleinere Gruppe um den Ärztlichen Direktor
                   mit ethischen Fragestellungen umgegangen wird. Oft aber        mit der Formulierung einer Satzung und einer Geschäfts-
                   entspricht die intensive Beschäftigung mit ethischen Fra-      ordnung betraut. Aufgrund der enormen Resonanz in den
  Andreas Ruh †    gestellungen nicht nur Zertifizierungsvorgaben, sondern        Initialveranstaltungen mit rund 50 sehr engagierten Teil-
                   auch dem Bedürfnis der Mitarbeiter nach Einrichtung einer      nehmern aus verschiedenen Standorten des Verbundes
                   solchen „institutionalisierten Ethik“, welche von Vielen       stand von Anfang an ein großes Mitarbeiterpotential zur
                   dankbar angenommen wird – als Gegengewicht zum                 Verfügung.
                   Primat der Ökonomie und auch zu einer dominierenden                 Die Herausforderung, ein Ethikkomitee in einem Ge-
                   „Gerätemedizin“.                                               sundheitsverbund mit unterschiedlichen Einrichtungen
                       An Empfehlungen und Fachliteratur zur Begründung           an seinerzeit noch sieben Standorten (mit Fahrzeiten
                   und Implementierung von Ethikkomitees und zur Praxis           teilweise bis zu zwei Stunden!) möglichst gut an einer
                   ethischer Fallbesprechungen mangelt es aufgrund des            breiten Basis zu verankern, führte zum einen zur Grün-
                   zunehmenden Erfahrungsschatzes inzwischen nicht mehr.          dung des Häuser übergreifenden „Komitees der Klinischen
                   So hat beispielsweise Michalsen 2010 eine Übersichtsar-        Ethik“ (KKE) zum 1. Januar 2007, zum anderen zur Grün-
                   beit zur Errichtung und Arbeitsweise innerklinischer Ethik-    dung von autarken „Arbeitskreisen der Klinischen Ethik“
Michael Kotzerke   gremien veröffentlicht und Paoli et al. haben im gleichen      (AKE) vor Ort an den jeweiligen Standorten des Unter­
                   Jahr ihre Erfahrungen bei der Einrichtung des Klinischen       nehmens.
                   Ethikkomitees (KEK) im Klinikum Heilbronn sehr praxisnah
                   und anschaulich publiziert. Von der ähnlich verlaufenden       Aufgabenteilung:
                   Entwicklung in Singen sollen hier einige Besonderheiten        zentral (KKE) – peripher (AKE)
                   wiedergegeben werden, was den Erfahrungsaustausch zur
                   Etablierung ethischer Strukturen an Kliniken und Klinikver-        Die zunächst 15, später 18 Mitglieder des übergeord-
                   bünden fördern möge.                                           neten KKE werden jeweils für drei Jahre von der Ge-
                                                                                  schäftsführung auf Vorschlag aus den einzelnen AKE be-
                   Die Herausforderung                                            rufen, wobei möglichst alle Berufsgruppen im Kranken-
                                                                                  haus auch im KKE vertreten sein sollten. Externe Mitarbei-
                          Der Visitationsbericht besagter Zertifizierung nach     ter waren und sind ebenfalls im KKE vertreten – teils
                   KTQ veranlasste 2005 auch die Geschäftsführung der             wegen ihrer Qualifikation als Sachverständige, teils auch
                   Hegau-Bodensee-Hochrhein-Kliniken (HBH-Kliniken) in            ehemalige Mitarbeiter aus Verbundenheit. Das KKE trifft
                   Singen am Hohentwiel (damals ca. 1780 Betten bei etwa          sich drei- bis viermal jährlich. Hierbei erhält und gibt jeder
                   2850 Mitarbeitern) dazu, die Implementierung eines             AKE Anregungen für die Arbeit vor Ort und bringt sich in
                   ­Komitees der Klinischen Ethik anzustreben. 2005 bestand       die Erstellung von gemeinsamen Leitlinien, in die Koope-
                    der Gesundheitsverbund der HBH-Kliniken aus mehreren          ration zu ethischen Fragestellungen und in die Organi­
                    Häusern der Grundversorgung, einem Haus der Zen-              sation von Weiterbildungsveranstaltungen ein, die alle
                    tralversorgung, einem neurologischen Fachkrankenhaus          Häuser in ähnlicher Weise betreffen.
                    und Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche,            Die Anwesenheit des Klinikverbundgeschäftsführers
                    zwei Rehabilitationskliniken mit den Schwerpunkten            in diesem Gremium als Mitarbeiter hat sich im Sinne
                    ­Gefäßmedizin und Orthopädie sowie Altenheimen, ver-          einer flachen Hierarchiegestaltung bewährt und ge-
                     teilt auf insgesamt sieben Standorte im Süden Baden-         holfen Vorurteile abzubauen. Rückhalt und Vertrauen
                     Württembergs. Derzeit (2011) befindet sich der Verbund       des Geschäftsführers verliehen der Ethikarbeit von An-
                     aus betriebswirtschaftlichen Gründen in einer Phase der      fang an einen sicheren Stand im Unternehmen. Für
                     Umstrukturierung mit Beschränkung auf fünf Standorte.        den KKE-Vorsitz wurde ein Oberarzt gewählt, der auch
                     Das Krankenhaus der Zentralversorgung in Singen ist          gegenüber der Geschäftsführung, der Chefarztgemein-
                     Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitätsklinik          schaft und der Pflegedienstleitung akzeptierter Ge-
                     Freiburg.                                                    sprächspartner war. In diesen Kontakten konnten mit
                          Der Umstand, dass bereits vor der Zertifizierung im     einem konstruktiven Kooperationsstil überwiegend gute,
                     August 2005 am Klinikstandort Radolfzell eine in Eigenini-   für alle Beteiligte zufriedenstellende Ergebnisse erzielt
                     tiative entstandene Arbeitsgemeinschaft Ethik unter der      werden.

            614    ÄBW 12 • 2011
Ethik

     Die AKE der einzelnen Standorte treffen sich i. d. R.      Strukturen der Ethikarbeit
monatlich und sorgen für die praktische Ethik-Arbeit vor Ort,   im HBH-Klinikverbund
insbesondere Organisation, Durchführung und Dokumen-
tation ethischer Fallbesprechungen sowie Diskussionsver-         Komitee klinische Ethik (KKE)                  Arbeitskreis Ethik (AKE)
anstaltungen zu aktuellen ethischen Themen (z. B. „Umgang        „Dachorganisation“                             Eigener AKE an jedem Standort
mit Sterbenden und Verstorbenen und ihrer Angehörigen“,          Teilnehmer aus den AKE,                        Engagierte Mitarbeiter, ­Interessierte
„Für und Wider der PEG-Anlage in Abhängigkeit von der            von Geschäftsführung ­berufen                  stets will­kommen, auch von extern
individuellen Patientensituation“, „Ethische Grundsätze im                                                      (Pflege-, Palliativ-, Hospizdienste,
Umgang unter den Mitarbeitern“). Sie greifen damit zum                                                          sonstige)
einen die Mitarbeiterbedürfnisse auf, zum anderen geben          Tagt 3-4 mal jährlich                          Tagt monatlich
Sie Impulse für die übergeordnete KKE-Arbeit. Um die An-
bindung der AKE-Arbeitskreise an die Mitarbeiterbasis zu         Archiviert zu Ausbildungszwecken               Führt eigenverantwortlich ethische
                                                                 ­anonymisierte Protokolle von ethischen        ­Fallbesprechungen durch
gewährleisten, stehen die Sitzungen allen Mitarbeitern zur
                                                                  Fallbesprechungen
Teilnahme unbegrenzt offen. Mancher Mitarbeiter des
Krankenhauses kam hier vom „Schnuppern“ zu einer aktiven          Pflegt Kommunikationsmedien                   Bringt Fragen von grundsätzlicher
Ethik-Mitarbeit. Ein wichtiges Signal der Geschäftsführung        wie Intranet, Flyer, Leitlinien               ­Bedeutung ins KKE
an die regelmäßigen (nicht sporadischen) Sitzungsteilneh-         Organisiert Fortbildungsveranstaltungen        Organisiert Fortbildungsveranstaltungen
mer von KKE und AKE, die auch durch Flyer und Intranet            und Öffentlichkeitsarbeit                      und Öffentlichkeitsarbeit
publik sind, war hierbei der Grundsatz „Sitzungszeit ist Ar-      im Rahmen des Klinikverbundes                  eigenverantwortlich vor Ort
beitszeit“ – wobei die Praxis bis heute bemerkenswerter-          Vertritt die Ethikarbeit vor der Geschäfts-
weise gezeigt hat, dass viele Mitarbeiter ihr Engagement als      führung, der Pflegedienstleitung,
„Ehrensache“ und nicht als Arbeitszeit ansehen.                   der Chefarztrunde und im Rahmen
     Die HBH-Kliniken verfolgen bei der Implementierung           der Zertifizierung
ihres Komitees der Klinischen Ethik also nicht nur eine
„top-down“, sondern gleichzeitig auch eine „bottom-up“
Strategie mit klarer Aufgabenverteilung zwischen KKE und        realistische Aussagen über den Kräftezustand des Patienten
AKE. Entscheidend für die Mitarbeit in beiden Gremien ist       zu erhalten sind. Erfahrungsgemäß ist es erforderlich, vor-
letztendlich nicht die „Prominenz“ der Teilnehmer, sondern      ab zu bedenken, ob die jeweiligen Angehörigen zur Teil-
Interesse, Profession und die zeitliche Valenz.                 nahme an der eigentlichen Fallbesprechung geeignet sind,
     Das KKE wird vom Vorstand geleitet, welcher sich aus       oder ob für sie ein separates Gespräch besser ist. Es zeigte
dem Vorsitzenden, zwei Stellvertretern und dem Koordi-          sich, dass nicht selten die Anwesenheit von Angehörigen
nator (geschäftsführende Position für Organisation, Einla-      hilfreich war, um gerade im Falle nicht ansprechbarer Pati-
dungen, Protokolle etc.) zusammensetzt. Hinzu kommt             enten ein noch konkreteres Bild von Wesen und Werten des
ein/e Dokumentationsbeauftragte/r, zu dessen/deren              Patienten zu erhalten. Zudem erleben Angehörige bei
Aufgaben die zentrale Qualitätssicherung der Fallbespre-        dieser Gelegenheit, wie intensiv die interdisziplinären Be-
chungsdokumentation einschließlich Anonymisierung der           mühungen um ihr krankes Familienmitglied sind. Der Zeit-
Fallbesprechungen zu Weiterbildungszwecken, sowie die           und Kraftaufwand für diese moderierte und gut vorberei-
Moderatorenschulungen zählen. Inzwischen besteht ein            tete Teamsitzung lohnt sich erfahrungsgemäß immer. Oft
relevanter Fundus an anonymisierten Fallbesprechungen,          erhalten die Teilnehmer hier erstmals durch die jetzt inte-
der jedem an Moderatorentätigkeit interessierten Mitar-         grierte Sichtweise der Anderen einen Gesamteindruck von
beiter zugänglich gemacht werden kann. So profitieren die       dem Patienten. Mehrmals haben wir erlebt, dass der Ehe-
lokalen AKE von der zentralen KKE-Einrichtung. Die AKE          partner jetzt erst berichtet, der Patient habe in den Tagen
werden in analoger Weise von Vorsitzendem, Stellvertre-         vor der stationären Einlieferung aus innerem Antrieb heraus
tendem Vorsitzenden und Koordinator geleitet. Die Vor-          Details für seine Bestattung geregelt. Oder er habe schon
und Nachbereitung sowie Durchführung der ethischen              einmal eine ähnlich schwere Krisensituation mit eisernem
Fallbesprechungen in den Standorten zählt zu den Aufga-         Lebenswillen durchgestanden.                                      Redaktion:
ben der Dokumentationsbeauftragten.                                  Diese Fallbesprechung bringt nicht nur hilfreiche Emp-       Prof. Dr. med.
                                                                fehlungen für den besprochenen Patienten, sondern trägt           Dr. phil. Urban Wiesing,
Erfahrungen mit Fallbesprechungen                               auch erheblich zu einem guten gegenseitigen Verständnis           Universität Tübingen,
                                                                und besserer Kooperation im Behandlungsteam und mit               Institut für Ethik
    Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass auch bei sehr       den Angehörigen bei. So berichten immer wieder Mitar-             und Geschichte
komplexen Dilemmasituationen oder gar „verfahrenen“             beiter, die einmal gemeinsam an einer ethischen Fallbe-           der Medizin,
Patientenschicksalen eine von geschulten Ethikmitarbei-         sprechung beteiligt waren, dass sie bei allen weiteren            Gartenstraße 47
tern moderierte Fallbesprechung einen erheblichen Beitrag       Kontakten miteinander rascher und unkomplizierter zu              72074 Tübingen
zur Klärung leisten kann. Dabei werden stets alle an der        gemeinsamen Lösungen finden. Es ist ganz sicher nicht             www.iegm.uni-tuebingen.de
Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen für eine          übertrieben, von einer Zunahme der Zahl ethischer Fallbe-
Besprechung von bis zu 60 Minuten an einen Tisch gebracht       sprechungen auch eine Verbesserung in dem „Chronischen            Prof. Dr. med.
(was der größte Kraftakt ist!), wobei Telefone und Piepser      Konflikt zwischen Ärzten und Pflegekräften“ (Deutsches            Georg Marckmann,
vorher abgegeben werden sollen. Wir setzen für eine solche      Ärzteblatt 2011/41) zu erwarten.                                  Ludwig-Maximilians-
Besprechung mindestens zwei geschulte Ethikmitarbeiter               Anfragen zu Fallbesprechungen sind bislang typischer-        Universität München,
ein, einen zur Moderation und einen zum Schreiben des           weise von der Intensivstation zum Problem von Therapie-           Institut für Ethik, Geschichte
Protokolls. Außer ärztlichem und pflegerischem Dienst,          begrenzung/Therapieausweitung erfolgt. Ferner zeigte              und Theorie der Medizin,
Seelsorge und Sozialdienst hat sich die Teilnahme des/r         sich großer Besprechungsbedarf in Fragen der PEG-Anlage           Lessingstraße 2
zuständigen Physiotherapeuten/in bewährt, da hier sehr          bei geriatrischen Patienten. Sitzungen mit vielen Teilneh-        80336 München

                                                                                                                ÄBW 12 • 2011     615
Ethik

Inhalte der Ethikarbeit im HBH-Klinikverbund, Näheres siehe Text
 Patientenbezug                     Mitarbeiterbezug                     Kooperationsbezug                   Öffentlichkeitsbezug
 Ethik-Flyer mit Kontaktdaten       Ethik-Flyer mit Kontaktdaten         Kooperation / Vereinbarungen /      Ethik-Flyer mit Kontaktdaten
                                                                         Infoveranstaltung mit Pflege-,
                                                                         Sozial-, Palliativ-, Hospiz­
                                                                         einrichtungen
 Fallbesprechungen                  Moderatorenschulung                  Fallbesprechungen auf Anfrage       Regelmäßige Veranstaltungen
                                                                                                             zu ethischen Themen

 Fortbildungsthemen:                Info über alle Leitlinien            Gemeinsame Veranstaltungen          Pressearbeit
 „Patientenverfügung“               mit Patientenbezug                   mit Ethikkomitees
                                                                         anderer Kliniken
 „Therapiebegrenzung                Vorträge zu                                                              Klinik-Kino mit Gesprächsrunde
 auf Intensivstation /              ethischen Themen
 auf Normalstation“
 „Künstliche Ernährung“             Klinik-Kino mit Gesprächsrunde
 „Umgang mit Sterbenden,            Seminar „Humor in der Klinik“
 Verstorbenen und Ange­hörigen“
 inkl. Begehung
 der Räumlichkeiten
                                    Kommunikations- und Klimapflege
                                    (Tischkickerturnier)

                          mern aus Geburtshelfern und Pädiatrie ergaben sich bei       dem AKE Singen konnte mit dem Arzt und dem Pflegeper-
                          neonatologischen Fällen. Besonders bei Schwanger-            sonal vor Ort eine adäquate Empfehlung erarbeiten.
                          schaften mit zuvor bekannten Schwerstbehinderungen               Die Kooperation mit möglichst vielen Ethikkomitees
                          ließ sich so in Ruhe nach Abwägung aller Aspekte das         anderer Unternehmen zwecks Bildung eines Netzwerks
                          Prozedere vorgeben, wie weit perinatal bei Auftreten von     wird angestrebt. Es zeigte sich, dass die unterschiedliche
                          Problemen interveniert werden soll. Eine plötzliche Kon-     Trägerschaft von verschiedenen Gesundheitseinrichtungen
                          frontation von Diensthabenden mit eskalierenden Prozes-      keinerlei Hemmnis bei der Kooperation in ethischen Fragen
                          sen konnte so im Vorfeld vermieden werden.                   darstellt. Beispielsweise wurde eine Moderatorenschulung
                               Einige Sonderfälle von Fallbesprechungen ergaben        vom KKE des HBH-Klinikums (kommunaler Träger) in Zu-
                          sich dadurch, dass Angehörige mit Klagen und Beschwer-       sammenarbeit mit dem Ethikkomitee der Schmieder-Kli-
                          den (angesprochen vom Ethik-Flyer) ihren Gesprächs­          niken Allensbach und Konstanz (Privater Träger) organisiert
                          bedarf nicht bei den Patientenfürsprechern oder beim         und durchgeführt. Auch die Teilnahme von AKE-Mitgliedern
                          Beschwerdemanagement, sondern beim Arbeitskreis              aus Singen an der Sitzung des Ethikkomitees Spital Mün-
                          Ethik formulierten. Unter der Leitung eines erfahrenen       sterlingen (Schweiz) brachte für die Mitarbeiter aus beiden
                          Moderators des AKE konnten diese Gespräche konstruk-         Ländern erhebliche Horizonterweiterungen.
                          tiv und zur Zufriedenheit der Beteiligten geführt werden.
                          Andere Anträge wurden je nach Situation und Zustän­          Typische Themen
                          digkeit weitergeleitet. Diese Erfahrungen bestätigen,
                          dass Patienten und Angehörige gegenüber einem „Ethik-             Im AKE Singen wurde auf Wunsch der Mitarbeiter stets
                          Komitee“ a priori ein großes Vertrauen haben – ein wert-     ein „Thema des Jahres“ festgelegt, dessen verschiedene Fa-
                          volles Gut, mit dem wir verantwortungsvoll umgehen           cetten in den monatlichen Veranstaltungen ausgeleuchtet
                          müssen.                                                      wurden. So erfolgte beim Jahresthema „Umgang mit Ster-
                                                                                       benden, Verstorbenen und ihren Angehörigen“ beispielswei-
                          Über die Klinik hinaus                                       se auch eine Begehung der Räumlichkeiten in der Pathologie
                                                                                       und des Aufbahrungsraumes für später eintreffende Ange-
                              Ausdrücklich erwünscht in den AKE sind externe Mit-      hörige, die noch einmal vom Verstorbenen Abschied neh-
                          glieder. Die Zusammenarbeit zwischen Krankenhausmitar-       men möchten. Die Begehung fand statt zusammen mit
                          beitern sowie Gruppierungen im Umfeld des Unterneh-          Mitarbeitern aus Pathologie, Pflegedienst und Ärzteschaft,
                          mens (Hospizverein, kath./ev. Seelsorge, Krankenhausför-     der Geschäftsführung und der technischen Abteilung, wobei
                          derverein, interessierte Rechtsanwälte, unterschiedliche     dringend notwendige Veränderungen sofort beschlossen
                          Sozial- und Palliativeinrichtungen, Pflegeheime etc.) wird   und für mittelfristige Maßnahmen eine Projektgruppe ein-
                          aktiv gelebt. Unser Formular zur Therapiebegrenzung/         gesetzt wurde. Sehr anregend war auch die unter dem
                          Verzicht auf Wiederbelebung wurde von einem mitarbei-        gleichen Jahresthema einberufene Gesprächsrunde zwi-
                          tenden externen Juristen geprüft. Auch ergab sich mit        schen Pflegedienst, Ärzten und Bestattern, die manch uner-
                          zunehmender Erfahrung in ethischen Fallbesprechungen         wartete Rückmeldung an die Klinik mit sich brachte. Einige
                          eine Anfrage eines Hausarztes mit Bitte um Fallbespre-       Bestatter hatten als Erstbetreuer von trauernden Angehöri-
                          chung zu einer komatösen Altenheimpatientin unter dem        gen erfahren, wo diese sich vom Klinikpersonal nicht ver-
                          Aspekt der Therapiebegrenzung. Ein erfahrenes Team aus       standen oder nicht gut betreut gefühlt hatten.

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