Nach dem Urteil des BVerwG: 100 % auf dem richtigen Weg
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Rheinland-pfälzische Schule 02/2015 Zeitschrift des Verbandes Bildung und Erziehung Rheinland-Pfalz 03.02.2015 / 66. Jahrgang Mehr Gerechtigkeit wa(a)gen. Damit Lehrer nicht sitzen bleiben. Nach dem Urteil des BVerwG: 100 % auf dem richtigen Weg n Zuwanderung: Sprachförderung und mehr n VBE lehnt Anhebung der Pensionsaltersgrenze ab
–– Magazin Inhalt – – Kommentar 3 Magazin 4 Aktuell 6 Klartext 8 Thema 9 Gastkommentar 19 Reportage 20 Personalräte & Co. 26 Studium/Seminar/Berufsanfang Seniorinnen & Senioren 27 28 –––– Editorial –––– Recht & Beratung 29 Infos & Technik 31 heit sind bekanntlich auch in der Demokratie Kreisverbände stellen sich vor 33 Liebe Leserinnen und Leser, Legende. Zur aufgeklärten Öffentlichkeit ge- Wir gratulieren 34 hört: dass die Religion ein wichtiges Element Aus den Kreisverbänden 35 der Terroranschlag auf die Redaktion der Sati- menschlicher Lebensführung ist; dass die Re- VBE Bund 37 rezeitung Charlie Hebdo hat uns den Wert der ligion aber nicht über dem Staat steht. Die Kurz vor Schluss ... 38 Meinungsfreiheit neu bewusst werden lassen. freie Ausübung der Religion wird garantiert, Rätsel 38 Selten hat ein Ereignis eine solche Bekennt- die Ausübung der Religion ist jedoch Element niswelle für unsere unveräußerlichen Grund- insbesondere des Privaten. Gottesstaaten ha- Impressum rechte hervorgerufen, Grundrechte, ohne die ben keine Parlamente. 03. Februar 2015, 66. Jahrgang eine plurale, im besten Sinn gebildete Gesell- Herausgeber schaft nicht Auch die Rhein- Verband Bildung und Erziehung (VBE), Landesverband Rheinland-Pfalz existieren kann. land-pfälzische Adam-Karrillon-Str. 62, 55118 Mainz Der politische Schule sieht Telefon: 0 61 31-61 64 22, Telefax: 61 64 25 info@vbe-rp.de Reflex auf den sich der Traditi- Redaktion dieser Ausgabe: Anschlag war on einer freien Hjalmar Brandt (verantwortlich) br eine Selbstver- Pre s s e ve r- h.brandt@vbe-rp.de gewisserung pflichtet, selbst Dr. Markus Bachen mb (Veranstaltungen / Regionales) der modernen wenn als Ver- m.bachen@vbe-rp.de Zivilisation. bands- und Marlies Kulpe mkl Bemerkenswert Mitgliederzeit- (Bildungspolitik / Rubriken) m.kulpe@vbe-rp.de auch, dass da- schrift ein er- Klaus Schmidt kfs bei nicht nur die kennbarer (Reportage / Berufspolitik / Zum Schluss) Meinungsfreiheit als solche reklamiert wurde, Tenor gepflegt wird. Diese Freiheit drückt sich k.schmidt@vbe-rp.de sondern auch das Grundrecht der freien Religi- nicht selten in harter Kritik an den schulpoliti- Frank Handstein fh (Reportage / Recht) onsausübung, gaben doch die Attentäter reli- schen Verhältnissen aus. Doch deshalb wollen f.handstein@vbe-rp.de giöse Motive für ihren fanatischen Terror an. wir nicht mit einem Rollkommando in unseren Sabine Asal sa Dies hatten die Mörder mit der Maske sicher Redaktionsräumen rechnen. (Referentin für Mitgliederentwicklung) s.asal@vbe-rp.de nicht auf ihrer Rechnung. Dominik Hoffmann dh Freiheit ist keine Gewohnheit, sie erfordert (Recht) Wer freie Zeitungen macht und Zeitungen frei Mut, immer wieder. In unsere Trauer über die- d.hoffmann@vbe-rp.de liest, tut dies als Kind der Aufklärung. Eine sä- sen entsetzlichen Anschlag auf die Pressefrei- Fotos/Grafik: Typoly: Titel, 15, 21, 23 kulare Gesellschaft setzt in deren Tradition die heit mischt sich der große Respekt vor dem Thomas Plaßmann: Karikatur Rückseite Jan Roeder: 3, 4, 8, 9(2), 10, 11(2), 12, 13(4), Rechte des Einzelnen ganz oben an. Das ist ihr Mut von Charlie. 16(2), 24, 27, Erbe, das I esN zuD verteidigen, ja stets aufs Neue n Ihre RpS-Redaktion Klaus Schmidt: 14(2), 15 E R S T E R L E T Z T E N M I N U T E D E S Rudolf Merod: 19 zu gewinnen gilt. Angriffe auf die Pressefrei- Erich Westendarp/pixelio.de: 20 Jan Brenner: 28, 37 (oben) André Wünstel: 36 (oben) Gerhard Julier: 36 Unser Rätsel aus Heft 12/2014-01/2015: Die Gewinner des letzten Rätsels und damit Bettina Panse: 37 Gewinner von je 6 Flaschen Wein sind: Hjalmar Brandt: 2, 5, 7, 17, 38 Die RpS erscheint elfmal im Jahr. Hier ist die Auflösung Die Gewinner des letzten Rätsels und damit Gewinner von je 6 Flaschen Wein sind: Für VBE-Mitglieder ist der Bezugspreis durch den Frau Renate Bendel, 76891 Bruchweiler-Bärenbach Frau Renate Bendel, Mitgliedsbeitrag abgegolten. Nichtmitglieder E S E L R A B E P O S T Frau Theresia Ochsenreither, 76751 Jockgrim 76891 Bruchweiler- bestellen beim Verlag zum Preis von 4,80 Euro Bärenbach vierteljährlich einschließlich Vermittlungsgebühren. X I O N L D A M E R Herr Wolfgang Müller, 54329 Konz P C A L L E E N E O O Frau Theresia Ochsenreither, Redaktionsschluss O H Z A L T D Z I M T 09.02.2015 für Heft 03/2015. R H E H A N W M E O U 76751 JockgrimDie Redaktion gratuliert herzlich! Den Inhalt namentlich gezeichneter Artikel T R I E L N A S E verantworten deren Verfasser. Nachdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion U L M E E L I T E D E S Herr Wolfgang E R S T I N D E R J A K T E S O B H Müller, 54329 Konz und Quellenangabe zulässig. Für unverlangt eingesandte Manuskripte besteht keine Gewähr. A R M H I E R H L O S R O M E L L I P S E E R K E R R Die Redaktion gratuliert herzlich! L E T Z T E N M I NU T E Gesamtherstellung, Anzeigenverwaltung R O T S U R S U L A P I T C H I D E S J A H R E S ME R K T Gebrüder Wilke GmbH, Druckerei und Verlag Oberallener Weg 1, 59069 Hamm T O T M K T S E L A N E-Mail: info@wilke-gmbh.de W A I O E M U O G MA N , W I E V I E L E I V I E R S R U L E W T ISSN: 1869 3717 N A L A N S G E N I E D R E I L O G E N T A G E E I N J A H R H A T Die nächste RpS erscheint am 03. März 2015. G J A H R H A T E R S T I N D E R L E T Z T E N M I N U T E D E S 2 Rheinland-pfälzische Schule 02/2015 J A H R E S M E K R T M N A , W I E V I E L T A E G E I N J A H R H A T
– VBE kompakt – Magazin – – Ein Urteil auch für Klemm‘s Abschied Mit ihrer Frühjahrsbotschaft, die Klas- Grundschulen! sengrößen nicht weiter abzusenken, hat sich Bildungsministerin Vera Reiß vom Klemm-Gutachten aus dem Jahr E in erster Schritt ist getan! Um das eiserne Tor zu öffnen, das den Weg zu einer ge- Mit der Abschaf- fung der Haupt- 2012 verabschiedet. Dieses Gutach- ten diente der Landesregierung als rechteren Besoldung unter den Lehrern ver- schule im Zuge Grundlage für die Lehrerversorgungs- schließt, hat der VBE nun den Dietrich geliefert! der Schulstruk- planung, aber auch zur Rechtferti- turreform und gung der schulpolitischen Einsparun- Auf seiner Delegiertenversammlung im Jahr dem Einsatz der Sabine Mages gen (Seite 6). 2012 hatte sich der VBE als Leitsatz auf die Fah- Hauptschullehrer/-innen an Realschulen plus ne geschrieben „Mehr Gerechtigkeit wa(a)gen“. ohne entsprechende Besoldungsanpassung sah VBE lehnt Erhöhung der Bestärkt durch ein Gutachten des Rechtswis- der VBE die Möglichkeit, einen ersten Schritt zu Pensionsaltersgrenze ab senschaftlers Christoph Gusy, für den eine glei- tun, um konkret an diesen Strukturen zu rütteln. Die von der Landesregierung be- che Lehrerbesoldung Verfassungsauftrag ist, schlossene Anhebung der Pensionsal- hatte der VBE sich entschlossen, eine Haupt- Was hat der VBE mit der Klage für mehr soziale tersgrenze für Beamtinnen und Beam- schullehrerin an einer Realschule bei ihrer Klage Gerechtigkeit über drei Instanzen bis zum Bun- te ist eine faktische Pensionskürzung. gegen das Land Rheinland-Pfalz auf Besol- desverwaltungsgericht in Leipzig erreicht? Sie wird vom VBE Rheinland-Pfalz dungsgerechtigkeit zu unterstützen. Das Gericht hat höchstrichterlich festgestellt, strikt abgelehnt. Der VBE wird im Ge- dass das dauerhafte Auseinanderfallen von Amt setzgebungsverfahren alle Möglichkei- Dass die Zeit hierfür reif war, sah der VBE durch und Funktion – hier bei Hauptschullehrkräften ten ausschöpfen und insbesondere zwei Sachverhalte bestätigt: an Realschulen plus – rechtswidrig ist. Dies sei die geplanten Benachteiligungen für n Zum einen sind alle politischen Initiativen, nur bei Einführung der neuen Schulart, für die Lehrerinnen und Lehrer bekämpfen selbst bei einer rot-grünen Landesregierung, es anfangs gar keine speziell ausgebildeten (Seite 7). im Sande verlaufen – nichts als schöne Wor- Lehrer/-innen gab, vorübergehend tragbar. Die te und Sonntagsreden. gültige Lehrerwechselprüfungsordnung (LWPO) Die aktuelle Zahl: 418.512 n Zum anderen hatte das Land durch die Ab- wurde als „Verhinderungsordnung“ enttarnt. Kinder und Jugendliche schaffung der Hauptschule im Zuge der Das Land muss jetzt seine Hausaufgaben ma- In Rheinland-Pfalz besuchen zurzeit Schulstrukturreform und den Einsatz der chen. 418.512 Kinder und Jugendliche eine Hauptschullehrer/-innen an Realschulen allgemeinbildende Schule oder einen plus ohne Angleichung der Besoldung einen Das Urteil bringt die Politik auf die Spur, das Schulkindergarten. Das sind 5.276 Präzedenzfall geschaffen. Land muss den rechtswidrigen Zustand einer bzw. 1,2 Prozent weniger als im Schul- Mehr soziale Gerechtigkeit für Schüler/-innen Zweiklassengesellschaft an Realschulen plus jahr 2013/14. Damit setzt sich der wurde geschaffen, das muss man der Landesre- und integrierten Gesamtschulen beenden. Zum Trend sinkender Schülerzahlen weiter gierung zugestehen. Aber man hat dabei die so- ersten Mal ergibt sich eine realistische Perspek- fort. Der Rückgang macht sich an den ziale Gerechtigkeit unter den Lehrern vergessen tive für mehr soziale Gerechtigkeit unter den meisten Schularten bemerkbar. Ledig- – offensichtlich ganz bewusst. Lehrern. Das geht auch Grundschulen an. lich an den Integrierten Gesamtschulen (plus 3,3 Prozent) und den Grundschu- Daher wäre es höchste Zeit gewesen, ein mo- Der nächste Schritt wird sein, auch die Grund- len (plus 0,5 Prozent) stieg die Zahl der dernes Laufbahnrecht zu etablieren, das die schullehrer/-innen in diesen Prozess einzube- Schülerinnen und Schüler. Deutliche Gleichwertigkeit der Lehrämter abbildet. Statt- ziehen und für sie mehr soziale Gerechtigkeit in Rückgänge zeigen sich in der Sekun- dessen wurden mit der Dienstrechtsreform im Ausbildung, Arbeitszeit und Besoldung durch- darstufe I (minus 3,2 Prozent). Jahr 2012 wiederum uralte Strukturen zemen- zusetzen. Trotz aller Beteuerungen, dass alle tiert. Die Grundschule wird nach wie vor in die Schularten gleichwertig sind, werden Grund- Größere Zuwächse gab es in der Se- unterste Schublade der Lehrerbesoldung und schullehrer(-inne)n nach wie vor nur kürzere kundarstufe II (plus 2,9 Prozent). Ur- somit auch der Wertschätzung gesteckt. Haupt- Studienzeiten zugestanden. Und dies nur, um sächlich für den Anstieg sind die relativ schullehrer/-innen sind gut genug, zu Tausen- sie „billiger“ zu machen. Das ist mangelnde starke Besetzung der entsprechenden den die Realschule plus seit dem ersten Tag ih- Wertschätzung nicht nur für die Betroffenen, Altersjahrgänge in der Bevölkerung rer Existenz zu verwirklichen, aber eine Besol- sondern auch für ihre gesellschaftliche Aufgabe. und der wachsende Anteil von jungen dungsanpassung ließ das Land nur in Es muss gelten: Alle Lehrer sind Lehrer! Menschen, die die Studienberechti- Führungspositionen zu. gung anstreben. Zudem gibt es im Vor- Der VBE hat einen wichtigen Schritt für mehr so- jahresvergleich mehr Schülerinnen und Auch bei der Umstrukturierung der universitä- ziale Gerechtigkeit unter den Lehrern getan. Schüler in der Jahrgangsstufe zehn an ren Ausbildung zu Masterstudiengängen wurde Weitere Schritte, da kann das Land sicher sein, achtjährigen Gymnasien (G8-GTS). Die- darauf geachtet, der Grundschule eine längere werden folgen. Weil wir mehr Gerechtigkeit se werden nicht zur Sekundarstufe I Studiendauer zu verwehren. Durch eine inhalt- wa(a)gen. gezählt, sondern der Sekundarstufe II lich nicht begründbare Abstufung der Studienin- zugeordnet. halte wurde die Grundschule wiederum abge- n Sabine Mages (Quelle: Statistisches Landesamt hängt. stellvertretende VBE-Landesvorsitzende Rheinland-Pfalz, Januar 2015) Rheinland-pfälzische Schule 02/2015 3
– Magazin – Bund kann Hochschulen dauerhaft fördern – Mehr Bafög B bei und und Länder dürfen der Förderung der Studenten und Schüler bekommen in zwei Jahren sieben Prozent mehr Bafög. Der Bafög-Höchstsatz steigt im Herbst Hochschulen künftig enger zu- 2016 von 670 auf 735 Euro. Wohnzuschlag und Kinderbe- sammenarbeiten. Zudem wird treuungszuschlag werden überproportional gesteigert. erstmals nach Jahren das Durch eine Anhebung von Einkommensfreibeträgen werde Bafög erhöht. Entsprechende der Kreis der Bafög-Empfänger im Jahresdurchschnitt um Gesetze passierten am 19. De- rund 110 000 Studierende und Schüler erweitert, betonte zember 2014 den Bundesrat in das Bundesbildungsministerium. Es ist die erste Anhebung Bafög: Der Bund zahlt jetzt allein. Berlin. Die Grundgesetzände- der Ausbildungsförderung nach sechsjähriger Pause. Mit rung zur Lockerung des Kooperationsverbots zwischen Beginn 2015 übernimmt der Bund den Länderanteil an der Bund und Ländern im Bildungsbereich beschloss die Län- Finanzierung. Die Länder, die bislang 35 Prozent der derkammer einstimmig. Im November hatte bereits der Bafög-Kosten zahlen, sparen dadurch jährlich rund 1,2 Mil- Bundestag mit Zwei-Drittel-Mehrheit zugestimmt. Der liarden Euro. Bund darf nun Vorhaben an Hochschulen auch dauerhaft Internet: finanzieren – vorausgesetzt, es handelt sich um Fälle von n Gesetzentwurf Kooperationsverbot: http://dpaq.de/tXN5f überregionaler Bedeutung. Bislang war eine solche Förde- n Infos des Bundesbildungsministeriums: http://dpaq.de/ rung nur zeitlich begrenzt erlaubt. Mit dem Gesetz wird die jCAFR 2006 beschlossene Föderalismusreform teils korrigiert. Po- n Gesetzentwurf Bafög-Änderung: http://dpaq.de/tUuSN litisch verknüpft war die Grundgesetzänderung mit der Zu- n dpa sage des Bundes, sämtliche Bafög-Kosten zu übernehmen. Kurth will einheitliche Bildungsstandards forcieren S achsens Kultusministerin Brunhild Kurth will im kom- menden Jahr als Präsidentin der Kultusministerkon- te hinzu: „Man kann das mit Hochsprung vergleichen: Am Ende der vierten Klasse muss ich eine bestimmte Höhe ferenz (KMK) einheitliche Bildungsstandards forcieren. überspringen können.“ Welche Technik man wähle, sei in- „Sie sind nötig, damit Kinder beim Umzug der Eltern in ein des „jedem selbst überlassen“. Mehr Vergleichbarkeit in anderes Bundesland auf gleichem Niveau weiterlernen den Bildungsabschlüssen bedeute nicht, den Bildungsfö- können“, sagte die CDU-Politikerin am 12. Dezember 2014 deralismus infrage zu stellen, betonte Kurth bei einem Ge- im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. spräch in Berlin. Sie verwies auf gute Erfahrungen ihres „Auf dem Arbeitsmarkt wird heute Flexibilität gefordert, Bundeslandes – 2014 hatten sechs Länder erstmals ein- was den Familien mehr Mobilität abverlangt. Deshalb brau- heitliche Prüfungsstandards beim Abitur genutzt. Schüler chen wir einheitliche Bildungsstandards in Deutschland.“ aus Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nieder- Standards zu setzen, heiße nichts anderes, als dass Schü- sachsen, Sachsen und Schleswig-Holstein lösten zeitgleich ler am Ende eines Schulabschnittes ein bestimmtes Wissen vereinheitlichte Aufgaben in den Leistungsfächern und bestimmte Fähigkeiten aufweisen müssen, erklärte Deutsch, Mathematik und Englisch. Kurth: „Das ist ein die 60-Jährige, die seit März 2012 in Sachsen als Kultusmi- wichtiger Schritt zu mehr Vergleichbarkeit und damit höhe- nisterin amtiert – bis zum Herbst 2014 in einem CDU/FDP- rer Chancengerechtigkeit für die Abiturientinnen und Abi- Kabinett, nun in einer schwarz-roten Regierung. Kurth füg- turienten.“ n dpa Länder-Tarifrunde: 5,5 Prozent mehr Gehalt gefordert D ieProzent Gewerkschaften ziehen mit der Forderung nach 5,5 mehr Gehalt in die bevorstehende Tarifrunde Beschäftigte in Straßenmeistereien, beim Zoll, in der Justiz, in Hochschulen, Theatern und im Küstenschutz. Nur Hes- für die rund 800 000 Angestellten der Länder. Das Tarifer- sen ist außen vor, weil das Land nicht in der Tarifgemein- gebnis solle zudem deckungsgleich auf die 1,9 Millionen schaft deutscher Länder (TdL) ist. Verhandlungsstart ist am Beamten und Pensionäre übertragen werden, verlangten 16. Februar 2014 in Berlin. die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Beamten- Internet: bund (dbb) am 18. Dezember in Berlin. Mindestens müsse n Tarifforderung: http://dpaq.de/1JsbD es 175 Euro mehr geben. Die Laufzeit solle zwölf Monate n Tarifvertrag für die Länder 2013: http://dpaq.de/CZido betragen. Alle Auszubildenden sollten 100 Euro mehr be- n TdL zu Tarifrunde öffentlicher Dienst Länder 2015: http:// kommen und nach erfolgreicher Ausbildung übernommen dpaq.de/MCs3g n dpa werden. Betroffen sind etwa Krankenpfleger, Polizisten und 4 Rheinland-pfälzische Schule 02/2015
– Magazin – Pensionswelle bei Lehrern S o viele Lehrer wie noch nie sind im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen. Auch die Zahl der von 2008 bis 2012 waren jedes Jahr im Schnitt 20 600 verbeamtete Lehrer in den Ruhestand gegangen. Vor pensionierten Lehrer insgesamt hat damit einen Rekord- 1999 hatte es pro Jahr nie mehr als 11 000 Pensionierun- stand erreicht. Rund 26 600 verbeamtete Pädagogen tra- gen gegeben. Gleichzeitig wurden noch nie so wenige ten ihre Pension an, wie das Statistische Bundesamt in Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand Wiesbaden am 16. Dezember 2014 mitteilte. Im Vergleich versetzt wie 2013. Ihr Anteil betrug im vergangenen Jahr zu 2012 stieg die Zahl um neun Prozent. Der starke An- nur noch 13 Prozent. Grund dürfte die Einführung von Ab- stieg ist nach Angaben der Statistiker eine Folge der zahl- schlägen bei vorzeitiger Pensionierung sein. Davor – von reichen Einstellungen von Lehrern in den 1970er-Jahren. 1993 bis 2001 – war mehr als die Hälfte der Pädagogen Deshalb werde sich der Trend in den nächsten Jahren wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand gegangen. fortsetzen. Insgesamt erhielten Anfang 2014 rund Seitdem sank der Anteil kontinuierlich. 346.400 ehemalige Lehrer Pensionsbezüge, 6,2 Prozent Internet: mehr als ein Jahr zuvor und so viele wie noch nie seit Be- n Destatis-Mitteilung: http://dpaq.de/PH3Nh ginn der statistischen Erfassung 1993. In den fünf Jahren n dpa Fast jedes sechste Kind von Hartz IV abhängig Wir haben J edes sechste Kind in Deutschland ist von Hartz-IV-Leistungen abhängig. Darauf machte die lichen. „Die Regelsätze für Kinder müssen erhöht werden“, sagte sie Zeit für unsere Arbeitsmarkt-Expertin der Linken-Fraktion, Sabine Zim- mermann, unter Bezug auf eine offizielle Statistik der der Deutschen Presse-Agentur. Pers- pektivisch brauche es eine Kinder- Mitglieder Bundesagentur für Arbeit in Berlin aufmerksam. Nach grundsicherung als eigenständige Noch Fragen? den jüngsten offiziellen Zahlen waren im Juli 2014 mehr Leistung. In der enormen Anzahl der Der VBE nimmt sich Zeit für Sie. als 1,64 Millionen unter 15-Jährige auf Hartz IV angewie- Hartz-IV-Bezieher mit Kindern spie- sen oder lebten in einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft. gelte sich zudem die in vielen Regio- Ihre Das waren 15,5 Prozent. Binnen eines Jahres war die Zahl nen immer noch angespannte Ar- Ansprechpartnerin: um gut 7.000 gestiegen. Bis zum Jahr 2012 ging die Zahl beitsmarktlage mit viel zu wenigen der von Hartz IV betroffenen Menschen unter 15 von zu- Arbeitsplätzen sowie ausufernden vor teils deutlich höheren Werten bis auf 1,62 Millionen Niedriglöhnen wider, so Zimmer- zurück. Seitdem gab es wieder einen leichten Anstieg. mann. War in Berlin zuletzt jedes dritte Kind betroffen, waren es Internet: in Bayern nur 7,2 Prozent. In Ostdeutschland lag die Quo- n BA-Statistik zu Hartz IV: te mit 23,5 Prozent wesentlich höher als im Westen (13,7 http://dpaq.de/TMmje Prozent). Zimmermann forderte soziale Leistungen, die n dpa Armut verhindern und gesellschaftliche Teilhabe ermög- Kommunen klagen vor VGH in Koblenz D erundStreit zwischen rheinland-pfälzischen Kommunen dem Land um Geld für den Kita-Ausbau be- ten allein die baulichen Maßnahmen Städte und Gemeinden im Land 615 schäftigt seit dem 30. Dezember 2014 den Verfassungs- Millionen Euro gekostet. Davon sei- Sabine Asal gerichtshof (VGH) in Koblenz. Dort ging eine Klage der en 143 Millionen erstattet worden. Referentin für Stadt Neustadt an der Weinstraße und der Verbandsge- „Rechnerisch geht es also aktuell Mitgliederentwicklung meinde Flammersfeld ein, wie ein VGH-Sprecher sagte. um mehr als eine halbe Milliarde (Az: VGH N65/14) Die Kläger werfen Bund und Land vor, Euro allein an Baukosten, dabei sind Schwerpunkte: dass die Kommunen nach dem angeordneten Kita-Aus- die millionenschweren Personalkos- n Alles zur Mitgliedschaft im bau für die Betreuung von unter Dreijährigen auf Millio- tensteigerungen, die jährlich anfal- VBE Rheinland-Pfalz nenkosten sitzenbleiben. Mit der Klage wollten die Kom- len, überhaupt noch nicht erfasst.“ n Events an Unis und munen durchsetzen, dass ein Begleitgesetz zum Ki- Die kommunalen Spitzenverbände Studienseminaren ta-Ausbau erlassen werde, das die Kostenträgerschaft unterstützen den Angaben zufolge n Tagungen, Fortbildungen regele, sagte der Neustadter Bürgermeister Ingo Röth- die Klage. und Messen lingshöfer (CDU). Bislang gebe es das nicht. „Wir verkla- Kontakt: gen Landtag und Landesregierung darauf, dass sie ein n dpa Fon 0 61 31 / 61 64 22 Gesetz machen, um die finanziellen Folgen abzuwickeln“, E-Mail: s.asal@vbe-rp.de erklärte er. Seit dem Start des Ausbaus im Jahr 2008 hät- Rheinland-pfälzische Schule 02/2015 5
– Aktuell – Aktuelles zur Pensionsaltersgrenze Nun ist die Katze aus dem Sack ... D iePensionsaltersgrenze von der Landesregierung geplante Anhebung der für Beamtinnen und Beamte ist Auch Mütterrente (für vor dem Jahr 1992 geborene Kinder) sowie der abschlagsfreie Eintritt in die Pension nach langjäh- seit Langem umstritten. Die faktische Pensionskürzung un- rigem Dienst wird im Gesetzentwurf mit keiner Silbe er- ter dem Deckmantel der „wirkungsgleichen Anpassung“ wähnt. Bis heute müssen Beamte auch bei mehr als 45 der Veränderungen in der gesetzlichen Rentenversicherung Dienstjahren Abschläge von bis zu 10,8 % hinnehmen, wenn wird vom dbb und vom VBE Rheinland-Pfalz abgelehnt. Sie vor Erreichung der Altersgrenze pensioniert werden. Nun hat das Kabinett überraschend den Gesetzentwurf ge- Der VBE fordert die Landesregierung auf, im Zuge der Ver- billigt, der die stückweise Anhebung der Altersgrenze auf änderungen im Pensionsrecht eine umfassende Reform 67 Jahre vorsieht. Die Landesregierung betreibt damit Ro- vorzunehmen, die die Kolleginnen und Kollegen nicht iso- sinenpickerei zulasten der Beamtinnen und Beamten. Das liert schlechterstellt, sondern die den veränderten gesamt- Argument, die Anpassung sei notwendig, um „Wirkungs- gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Rechnung trägt. gleichheit“ zwischen den gesetzlichen Rentenregelungen und den Pensionsregeln herzustellen, ist nicht haltbar. Tat- Hierzu gehören aus Sicht des VBE vor allem: sächlich werden ausschließlich die Veränderungen über- n Kein Rasenmäherprinzip: eine Flexibilisierung des Ein- nommen, die dem Land Geld ersparen – auf Kosten der Be- tritts in die Pension, der ausgehend von beruflichem amtinnen und Beamten. Einsatz und gesundheitlicher Situation individuelle Lö- sungen für die Kolleginnen und Kollegen zulässt. Dies Die Realität zeigt, dass bereits heute viele Kolleginnen und ist Bestandteil der Fürsorgepflicht des Landes! Kollegen die Altersgrenze nicht erreichen, da die Arbeitsbe- n Weniger Versorgungsabschläge: Wer „wirkungsgleiche dingungen eine Aufrechterhaltung der beruflichen Leistung Anpassung“ predigt, muss auch die abschlagsfreie Ren- vielerorts unmöglich macht. So scheiden bereits zahlreiche te in Abhängigkeit der Dienstzeiten übernehmen. Das Kolleginnen und Kollegen – wegen schlechter Arbeitsbe- ist Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen, die dingungen – vorzeitig aus, was durch die Veränderung der langjährigen Dienst geleistet haben! Altersgrenze weiter verschärft wird. n Auch Beamtinnen sind Mütter: Die Verbesserung der Berücksichtigung von Erziehungszeiten von vor 1992 Derzeit ist noch nicht absehbar, inwieweit Lehrerinnen und geborenen Kindern (sog. „Mütterrente“) muss auch für Lehrer von den Tarifverhandlungen im Bereich des TV-L pro- Kolleginnen gelten! Dies ist Gleichberechtigung und fitieren werden. Die Forderung zur Anhebung sämtlicher Wertschätzung für Frauen, die Familie und Beruf er- Entgeltgruppen im TV-L um 5,5 % bei einer Mindesterhö- folgreich gemeistert haben! hung von 175,00 Euro unterstützen VBE und dbb. Wer eine „wirkungsgleiche Anpassung“ ernsthaft umsetzen will, Der VBE verschließt sich keiner Reform der Pension – wird die Ergebnisse der TV-L-Verhandlungen im Laufe des aber er befürwortet sie nur unter Einschluss von verbes- Jahres – idealerweise noch im Rahmen des Gesetzge- serten Arbeitsbedingungen und tatsächlicher „wirkungs- bungsprozesses – übertragen müssen. gleicher Anpassung“! n dh Absenkung der Klassengröße wird ausgesetzt: Abschied vom Klemm-Gutachten Die Schülerzahlen im Land gehen insgesamt weiter zurück, auf der Annahme, dass eine Absenkung der Klassenmess- aber bei Weitem nicht so stark, wie am Anfang der Legisla- zahl in den weiterführenden Schulen wegen eines gleich- turperiode nach den damals vorliegenden statistischen zeitigen Schülerrückgangs nicht zu zusätzlichen Klassen Kennzahlen zu erwarten war. Diese Tendenz wird sich vor- und damit zu zusätzlichem Raumbedarf führt. Diese An- aussichtlich auch in den kommenden Schuljahren fortset- nahme wird so nicht mehr eintreffen. zen. Deshalb wird auch der prognostizierte Rückgang der Klassenzahlen an den weiterführenden Schulen geringer Daher hat die rheinland-pfälzische Landesregierung be- ausfallen als zum Beispiel im Gutachten von Professor schlossen, den nächsten Schritt zur Absenkung der Klas- Klaus Klemm von 2012 zur Entwicklung des Lehrkräftebe- senmesszahl in der Orientierungsstufe der Gymnasien und darfs bis zum Schuljahr 2016/2017 angenommen. Integrierten Gesamtschulen vorerst auszusetzen. Das heißt: Die Klassenmesszahl in der Orientierungsstufe Der Stufenplan der Landesregierung zur Senkung der ma- bleibt an diesen Schularten bei 28 Schülerinnen und Schü- ximalen Klassengröße (Klassenmesszahl) basiert jedoch lern und gehört – so die Pressemitteilung der Landesregie- 6 Rheinland-pfälzische Schule 02/2015
– Aktuell – rung – damit zu den niedrigsten Richtwerten im Vergleich Gerhard Bold in seiner Stellungnahme. Doch jetzt die Klas- aller Bundesländer. Dieser Schritt sei angesichts der aktu- sengrößen im Bereich der weiterführenden Schulen auf ellen Entwicklungen der Schülerzahlen notwendig und pä- dem bisherigen hohen Niveau festzuschreiben, sei eine dagogisch verantwortbar, so Bildungsministerin Reiß am völlig falsche Reaktion auf den Anstieg der Schülerzahlen 15. Januar 2015. durch Zuwanderung. Darunter leide die Bildungsqualität der Schulen. „Die Landesregierung wird nicht umhinkom- „Mit der Verabschiedung von den erst seit Mai 2012 gülti- men, mehr Geld für die Bildung und die Lehrerversorgung gen Planungsdaten des Klemm-Gutachtens ‚Zur Entwick- in die Hand zu nehmen, wenn sie die Eltern – so kurz vor lung des Lehrkräftebedarfs in Rheinland-Pfalz‘ hat sich die den nächsten Landtagswahlen 2016 – nicht verprellen will.“ rheinland-pfälzische Landesregierung endlich wieder der Schulrealität angenähert“, so der VBE-Landesvorsitzende n MBWWK/VBE dbb rheinland-pfalz: Der öffentliche Dienst muss attraktiver werden Immer weniger qualifizierte junge Leute entscheiden sich ten Experten mehr im öffentlichen Dienst. Mit den Konse- für einen Beruf im öffentlichen Dienst. Hauptargument ist quenzen muss dann der Bürger leben: Sinkende Qualität, dabei die im Vergleich zur Privatwirtschaft zu niedrige Be- verzögerte Dienstleistung, verlängerte Wartezeiten bis zahlung. Bei starker Konkurrenz hat der „Arbeitgeber öf- hin zur Gefährdung wichtiger, dringender Projekte.“ fentlicher Dienst“ keine Chance. Erzieherinnen, Ingenieure, IT-Fachleute, Bautechniker, Straßenwärter, Amtsärzte, Lebensmittelkontrolleure – die Für die dbb-Landesvorsitzende Lilli Lenz ist die Sache Liste der vom Land und insbesondere von den Kommunen klar: „Der öffentliche Dienst muss unbedingt seine Anzie- jetzt schon dringend gesuchten Spezialisten wird immer hungskraft erhöhen, um wirksam Fachkräftegewinnung länger. Bundesweit fehlen tausende Lehrer für naturwis- betreiben zu können. Attraktive Arbeitgeber sind verlo- senschaftliche Fächer, Polizisten und Lebensmittelchemi- ckender als der öffentliche Dienst. Sind die qualifizierten ker genauso wie Mitarbeiter in Jobcentern, Jugendämtern Kräfte dort, greift der Magneteffekt: Gute Leute bleiben und Feuerwehren. In ganz Deutschland fehlen 170.000 bei guten Arbeitgebern. Offensichtlichste Stellschraube Fachkräfte in den Dienststellen. Aus dbb-Sicht ist die dafür ist die Bezahlung. Passiert da nicht schnellstens et- Funktionsfähigkeit des Staates gefährdet. Jetzt muss ge- was, dann gibt es keine erfahrenen und hochqualifizier- gengesteuert werden! n dbb Im Gespräch mit der CDU Am 21. Januar 2015 trafen sich Mitglieder der CDU-Landtagsfraktion unter Leitung der bildungspolitischen Sprecherin Bettina Dickes MdL (2. v. l.) mit dem Landesvorstand des VBE Rheinland-Pfalz, um aktuelle schulpolitische Fragen zu erörtern. Mit von der Partie waren für die CDU-Fraktion Marion Schneid MdL (3. v. l.)und der bildungspolitische Referent der Landtagsfraktion, Gereon Geissler (2.v.r.). Unter Leitung des Landesvorsitzenden Gerhard Bold (d. r. v. r.) war der VBE mit den stellvertretenden Landesvorsitzenden Sabine Mages und Hubertus Kunz sowie mit Landeschatzmeister Gerhard Walgenbach (l.) vertreten. – Schwerpunkt des Gedankenaustausches war das BVerwG-Urteil zur Gleichstellung der Hauptschullehrkräfte an Realschulen plus und dessen Auswirkungen auf das Land Rheinland Pfalz, gerade auch in Hinblick auf das zu erwartende Lehrkräftebildungsgesetz. Sobald die schriftliche Begründung des Urteils vorliegt, wird der Gedankenaustausch konstruktiv fortgesetzt. Rheinland-pfälzische Schule 02/2015 7
KLA RT E X T Pegida – dumpf und bildungsfeindlich Da demonstrieren nahezu 20.000 in Dresden unter dem magogisch die Anwesenheit friedliebender Muslime mit Motto „Patriotische Europäer gegen Islamisierung des den Taten von Killern vermischt wird, die mit dem Islam Abendlandes“, und sie wissen nicht was sie tun. überhaupt nichts zu tun haben und von denen sich alle muslimischen Verbände distanziert haben, ist besonders Sie demonstrieren in Sachsen gegen den Islam und war- geschmacklos und üble Volksverhetzung. nen vor Islamisierung, obwohl dort weniger als 2 Prozent der Bevölkerung Muslime sind; mit rassistischen Parolen Genau so geschmacklos ist das Absingen von Weih- demonstrieren sie gegen Flüchtlinge und Asylanten, de- nachtsliedern bei der Pegida-Demo vor Weihnachten, ren Prozentsatz sich dort im Pro-Mille-Bereich bewegt. noch dazu in Sachsen, einem Bundesland in dem die christlichen Religionen in einer Minderheitenposition Sie fordern, dass „ausländische Kriminelle besonders sind. Die Engel von Bethlehem hatten nicht die deutsche hart bestraft werden müssen“ (von deutschen Kriminellen Staatsangehörigkeit und die heiligen drei Könige waren ist nicht die Rede, denn da müssten sie ja ihre eigenen keine Europäer und das Christentum predigt nicht den vorbestraften Anführer nennen) und vergessen dabei, Fremdenhass sondern die Nächstenliebe. dass die Gleichheit vor dem Gesetz zu den patriotischen Errungenschaften Europas gehört. Mit ihrer Forderung Offensichtlich stößt die Tatsache, anders zu sein, eth- nach besonderer Härte gegen hier lebende Muslime, de- nisch oder religiös, bei Pegida unreflektiert auf Ableh- ren Mehrheit einen deutschen Pass besitzt, und Flüchtlin- nung. Islam und Islamismus wurden unreflektiert über ei- ge bedienen die Anführer von Pegida dumpfe, rassisti- nen Kamm geschoren. Nicht die Religionen sind es, die sche und ausländerfeindliche Vorurteile. Damit stellen sie gefährlich sind, es sind ihre jeweiligen Fundamentalisten. sich auch gegen alles, was uns in der Bildung so wichtig ist. Sicher laufen bei Pegida welche mit, die sich mit dem Ein- heitsbrei der Berliner Politik nicht mehr identifizieren können, die Angst haben vor Jobverlust, Rentenformel und Absenkung des Lebensstandards. Hier ist eine muti- ge Politik gefordert, die den Menschen klar sagt, dass es nicht die Muslime und Flüchtlinge waren, die bei der Ban- kenkrise 500 Milliarden in den Sand setzten, dass nicht die Asylanten die Ursache für die immer größeren Unter- schiede zwischen Arm und Reich sind und dass die Migranten seit Jahrzehnten zu unserem Wohlstand und zur Sicherung unserer Sozialsysteme beitragen. Die Politik muss auch sagen, dass wir aufgrund unserer demografischen Entwicklung unsere Wirtschaftskraft und unsere Sozialkassen nur sichern können, wenn wir die jungen Migranten so integrieren, dass sie als Fachkräfte dauerhaft zu unserem Wohlstand beitragen können. Das Flüchtlingsproblem ist nicht primär eine Sache der Unter- bringung und Versorgung, es ist vielmehr eine Qualifizie- rungsaufgabe. Also eine Herausforderung für die Bildung in ihnen. 90 Prozent der Asylbewerber sind Bürgerkriegsflüchtlinge Viele der Mitläufer von Pegida sind die Erben von Flücht- und kommen aus Syrien, nahezu alle werden anerkannt lingen aus der Nachkriegszeit, deren Flucht die Folge der und hier bleiben. Patriotische Europäer sehen hier ihre Nazikriege war. Offensichtlich haben sie aus unserer Ge- zukünftigen Mitbürger. schichte nichts gelernt und mit dem Kampfbegriff „Lügen- presse“ demaskieren sie sich selbst als Teil der Neonazis in Deutschland. n Manfred Schreiner Unverfroren missbraucht diese Bewegung – zusammen mit Teilen der AfD – die blutigen Anschläge von Paris als Rechtfertigung für ihre Anti-Islam-Bewegung. Dass da de- 8 Rheinland-pfälzische Schule 02/2015
– Thema – D eutschland ist ein Einwanderungsland. Wer anderes denkt, verkennt die Realität. Als Einwanderungs- land genießen wir natürlich nicht nur die angenehmen Seiten der Zuwanderung, wie zum Beispiel die kulturelle Bereicherung, sondern haben uns auch mit zahlreichen Problemen auseinanderzusetzen, die Zuwanderungen mit sich bringen. So auch die Flüchtlingsproblematik, die sich verschärft hat, seitdem in Syrien der Krieg tobt, der nun auch noch durch die Verbrechen des IS in Syrien und im Nordirak weiter angeheizt wird. Hierdurch ergibt sich eine doppelte Problematik. Zum ei- nen kommen die meisten Flüchtlinge – so wie viele osteu- ropäische Aussiedler auch – ganz ohne deutsche Sprach- kenntnisse zu uns, zum anderen sind diese Menschen – Zugewandert – hier muss geholfen werden. und ganz besonders die Kinder – oft durch ihre schrecklichen Erlebnisse aus Krieg und Flucht tief trauma- erschwert die Einrichtung und Kontinuität sinnvoller För- tisiert. Dies führt häufig zu einem Teufelskreis, denn trau- dermaßnahmen. matisierte Kinder lernen nicht leicht. Der Erwerb der deut- schen Sprache ist für sie doppelt schwer. Ohne Sprach- Sind also Flüchtlingskinder auf dem Land gegenüber je- kenntnisse jedoch ist eine Therapie ihrer posttraumatischen nen in den Städten benachteiligt? Angesichts der hohen Zustände kaum denkbar. bürokratischen Hürden, die Lehrkräfte überwinden müs- sen, bevor eine effektive Förderung stattfinden kann: Gerade in ländlichen Gebieten, die einen wachsenden Muss dann nicht hinterfragt werden, wie groß das Inter- Flüchtlingszustrom auffangen müssen, fehlt es jedoch esse an der Integration der Flüchtlinge tatsächlich ist? häufig an Möglichkeiten, den Spracherwerb der Kinder zu Was tut die Landesregierung, um in den Schulen Sprach- fördern, da es im Vergleich zu den Städten weniger (und förderung und kulturelle Integration auszubauen? – Die- manchmal zu wenige) Schüler gibt, mit denen sich ein sen und weiteren Fragen gehen wir in den folgenden Bei- Sprachvorkurs bilden ließe. Zudem sind die bürokrati- trägen dieses RpS-Themenschwerpunktes nach. schen Hürden sehr hoch und eine hohe Fluktuation, z. B. bei traditionell migratorischen ethnischen Minderheiten, n RED Kriege und Krisen: Zuwanderung braucht Sprachförderung D Schulleben ass sich unsere Gesellschaft und somit auch das durch die Globalisierung und durch ein Schulen zu jedem Zeitpunkt zur Aufnahme verpflichtet. Bei der Aufnahme in die Schule stellt sich die Frage, wie offenes Europa verändert haben, ist sicher keine Neuig- diese Kinder und Jugendlichen pädagogisch versorgt und keit. gefördert werden können. So gefördert, dass aus dem Anspruch „Bildung“ auch Bildung in der Realität wird. So haben immer mehr Schulen immer mehr Schüler oft Dies steht und fällt mit dem Erwerb der Gastlandsprache ohne Deutschkenntnisse z. B. aus Polen, aus Spanien, – in unserem Fall Deutsch. aus Italien, aus Ungarn usw. in den letzten Jahren aufge- nommen. Hinzu kommt aber eine neue Flüchtlingswelle. Im- mer mehr Flüchtlinge aus Krisen- oder Kriegsgebie- ten kommen nach Deutschland, aus dem „nahen Os- ten“, vor allem aus Syrien, politisch Verfolgte, wie z. B. Angehörige der Kurden. Sie werden zunächst auf die Bundesländer, dann wiederum auf Städte und Landkreise verteilt. Bis zur Überprüfung des Asylantrages – und das kann viele Monate dau- ern – sollen die zu uns gekommenen Familien ein möglichst normales Leben führen können. Dazu gehört auch der Schulbesuch. So sind die Rheinland-pfälzische Schule 02/2015 9
– Thema – – Thema – Eine humanitäre Pflicht Ressourcenmangel Wenn unser Land diese verfolgten und getriebenen Men- Zu den oben angegebenen Stunden kamen in unserer schen aufnimmt, dann haben wir nicht nur eine politi- Beispielschule seit Schuljahresbeginn noch 7 weitere sche, sondern auch eine humanitäre und gesellschaftli- Schüler ohne Deutsch, ja teilweise ganz ohne Schul- che Pflicht, diese Kinder und Jugendlichen über den Er- kenntnisse hinzu. Ganz abgesehen davon, dass auch äl- werb der Sprache zu integrieren und ihnen den Zugang tere Schüler – z. B. aus Syrien – erst einmal alphabetisiert zur Bildung zu verschaffen. Von der nicht behandelten werden müssen, denn diese haben im Herkunftsland in Traumatisierung, die viele der Kinder aus Kriegsgebieten aller Regel die arabische Schrift erlernt. mitbringen, einmal ganz zu schweigen. Mit 6 mal 45 Minuten für nunmehr über 20 Kinder wie in Die Realität sieht leider anders aus: Obwohl absehbar unserem Beispiel sind weder Sprachförderung noch hu- war, dass die Bundesrepublik Deutschland im Zuge der manitäre Hilfe – und schon gar nicht beides – machbar. globalen Verantwortung eines reichen Landes zuneh- Außerschulische Deutschkurse werden zwar angeboten; mend Flüchtlinge aufnehmen muss, ist in den Bildungs- diese können Asylbewerber in aller Regel aber nicht be- kassen für die betreffenden Kinder aber keine finanzielle zahlen, weil ihnen – u. a. wegen mangelnder Sprachkom- Rücklage eingestellt worden, die der aktuellen Zuwande- petenz – die Mittel fehlen. rung gerecht wird. Können wir es uns als Gesellschaft leisten, hier zu spa- Im konkreten Fall heißt dies u. a., dass der Gliederungs- ren? Können wir es zulassen, dass durch fehlende Aus- plan einer beispielhaften Sek.-I-Schule insgesamt 6 Stun- stattungen ein schnellstmöglicher Zugang zur Bildung den für 10 Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse über den Spracherwerb ausgebremst wird? Können wir und für 4 Kinder ganz ohne Deutschkenntnisse vorsieht. wollen, das Potenzial dieser Menschen für unsere globa- Man muss weder Prophet noch Mathematiker sein, um zu lisierte Gesellschaft, für unsere Wirtschaft und für unsere erkennen, dass diese Versorgungsparameter nicht zu ei- kulturelle Vielfalt zu vergeuden? nem adäquaten, von uns gewollten und schnellen Erwerb des Deutschen führen. Dies ist allerdings nur der Stand Möglich ist, dass die Flüchtlinge unserer Tage nur die rund um Ostern, zum Zeitpunkt der Abgabe des vorläufi- Spitze des Eisberges einer viel größeren Bewegung sind. gen Gliederungsplanes. Kommen im so geplanten nächs- Die politische Entwicklung in den Kriegs- und Krisenge- ten Schuljahr noch weitere Schüler ohne Deutschkennt- bieten lässt für die dort lebenden Menschen nichts Gutes nisse hinzu, so erhöht sich die Anzahl der Lehrerwochen- erahnen. Wir, und damit die Landesregierung, müssen stunden für den Ersterwerb des Deutschen nicht. Zum also handeln. einen ist – der Kostendämpfungspauschale sei Dank – kein Geld da, zum anderen aber fehlt an nahezu jeder Hierzu gehört es ganz sicher auch, vorliegende Konzepte Schule das entsprechend mit DaZ (Deutsch als Zweitspra- an den Schulen einzusetzen oder auch neue zu entwi- che) ausgebildete Personal. ckeln. Darüber hinaus müssen natürlich die Kolleginnen und Kollegen entsprechend ausgebildet werden. So bie- tet z. B. die Mainzer Universität ein Fortbildungsmodul für Deutsch als Zweitsprache an. Wenn aber solche Fortbildungen zudem faktisch mindes- tens hälftig privat finanziert werden müssen, ist dann die gesellschaftspolitische Dringlichkeit des Problems über- haupt schon bei den politisch Verantwortlichen angekom- men? Zweifel sollten erlaubt sein. n Monika Schüller-Diewald VBE-KV Cochem-Zell moschuedie@web.de Sprachförderung allein reicht nicht 10 Rheinland-pfälzische Schule 02/2015
– Thema – Integration und Sprache – das Beispiel Grundschule E ine „bunte Klasse“ mit Kindern aus verschiedenen Ländern kann sehr spannend sein und einen Ge- winn für alle darstellen. Es belastet jedoch viele Lehrer zunehmend, wenn sich folgende Frage stellt: Ist es mög- lich, dass eine Lehrerin von 24 Schülerinnen und Schü- lern allen Kindern gleichermaßen gerecht wird, wenn sich Kinder mit unterschiedlichster Herkunft, unterschied- lichsten Nöten oder gar Traumata in der Klasse befinden? ideal. Sprachförderunterricht ist integrativ möglich. Er Gelingt es einer einzelnen Person, sich um Ängste und lässt sich im ersten Schuljahr mit dem Erlernen der Buch- Verhaltensschwierigkeiten optimal zu kümmern, ohne staben und Laute verbinden. Erfahrungsgemäß ist es dass der Unterricht gestört wird? wichtig, dass die Sprachförderkraft Herzblut in ihre Arbeit investiert. Gerade Kinder im Grundschulalter, welche die Möglicherweise löst ein Probe-Feueralarm eine Angstat- Sprache nicht verstehen, spüren umso mehr, wie man ih- tacke aus, wenn einem Kind nicht sprachlich erklärt und nen begegnet. Gelassenheit und innere Ruhe werden le- durch ständig spürbare Sicherheiten vermittelt wird, dass diglich dann vonseiten der Schüler wahrgenommen, es kein „Kriegssignal“ ist. Die Assoziationen sind geprägt wenn diese Eigenschaften „echt“ sind und dem der Klas- durch traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit. Da- senlehrer/-in Phasen der Entlastung ermöglicht werden. mit nicht nur Sicherheiten durch schützende Anwesenheit von Erwachsenen, sondern auch Sicherheiten durch Spre- Auch wenn eine Grundschule personell relativ gut ver- chen erzeugt werden können, muss die Sprachförderung sorgt ist, ist es doch in der Regel der Förderunterricht, der unabhängig von Curricula und Dokumentationen rasch ausfällt, um Unterricht zu vertreten. Das ist sicher auch stattfinden. Einen Dolmetscher für eine Art „erste Hilfe“ organisatorisch sinnvoll. Pädagogisch betrachtet, sind – beispielsweise für Roma – zu finden, hat sich bislang dies jedoch versäumte „Chancen auf Wissen“ für die Zu- mehr als schwierig dargestellt. Zumal die Frage offen ist, wandererkinder. wer diese Übersetzungshilfen angemessen entlohnt. Ein wichtiger Grund, der Lernen trotz Intelligenz verhindert, Benachteiligte Region? ist die Blockade des Frontalhirns durch die Stressreaktion Vielen Grundschulen im ländlichen Raum steht – wenn (Spektrum der Wissenschaft, Dezember 2012). Denn die überhaupt – an einem einzigen Vormittag pro Woche eine Stressreaktion blockiert die Konzentrationsfähigkeit (wie Schulsozialarbeiterin zur Verfügung. Diese kümmert sich in einer Prüfung) und erzeugt den sogenannten um die verschiedensten Belange aller Kinder: seien es in- „Blackout”. Alle traumatisierten Kinder sollten daher auf nerfamiliäre Schwierigkeiten oder schulische Probleme. Konzentrationsstörungen hin untersucht und eventuell Diese Zeit ist kurz und kostbar. Da fällt es nicht leicht, un- behandelt werden. regelmäßigen Schulbesuch abzuklären und ein Vertrauens- verhältnis zu den nicht deutsch sprechenden Kindern auf- Kinder ohne Deutschkenntnisse benötigen ein erhöhtes zubauen. Zumal auch häufig kyrillische oder arabische Maß an Zuwendung und sprachlicher Förderung, um sich Schriftsprache den Briefverkehr mit den Eltern erschwert. im Alltag zurechtzufinden! Gerade in den ersten beiden Schuljahren benötigen Kinder eine zeitintensivere Zuwen- Dies gilt, zumal Zuwanderer in der Regel als Quereinstei- dung, dies gilt auch für deutsche Kinder. Diese wurden im ger, also „unvermittelt“ an den Schulen vorstellig werden. Normalfall jedoch nicht bereits „entwurzelt“ und ihrer Wer fängt diese Kinder dann auf? Im Hinblick auf die poli- Heimat beraubt. Abgesehen von täglicher Sprachförde- tische Entwicklung muss bedacht werden, dass Präventi- rung durch „Deutsch als Zweitsprache (DaZ)“ und päda- on unbedingt wichtiger als Intervention ist. Diese beginnt gogische Sprachförderkräfte, die aus naheliegenden schon im Kindergartenalter oder früher. Gründen unbefristet für die Kinder da sein sollten, wäre ein vermehrter Einsatz von Sozialarbeitern und Schulpsy- Wir alle sind gefragt, flexibel über neue Konzepte nachzu- chologen an Grundschulen mehr als wünschenswert! denken! n Claudia Griebling Integrativer Sprachförderunterricht VBE KV-Westerwald Eine zweite Lehrkraft in Klassen, die von mehreren Kin- claudia@griebling.de dern aus einem Krisengebiet besucht werden, wäre gar Rheinland-pfälzische Schule 02/2015 11
– Thema – Sprachförderung im ländlichen Raum für Schüler der Sekundarstufe I mit Migrationshintergrund: Das „Westerwald-Modell“ D Menschen as „Westerwald-Modell“ zielt darauf ab, jungen mit Migrationshintergrund in der Sekun- All dies passiert aber nicht aufgrund mangelhafter Intelli- genz oder sonstiger Beeinträchtigungen, sondern weil die darstufe I, die als sogenannte „Quereinsteiger“ bezeich- Schüler der deutschen Sprache nicht mächtig sind und net werden, eine möglichst schnelle schulische Integrati- weil die Aufnahmegesellschaft sich eher um Verwaltungs- on zu ermöglichen. vorschriften, Fristen und sonstige administrativen Ange- legenheiten kümmert, anstatt den Kindern vernünftig die Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine sofortige Zu- deutsche Sprache beizubringen. weisung in eine Regelklasse die schnellstmögliche Inte gration gewährleistet und eine Segregation somit vermie- Man kann es auch so ausdrücken: Die Aufnahmegesell- den wird. Dies scheint aber vor allem dann sinnvoll, wenn schaft drückt sich um eine rechtzeitige Präventionsmaß- der Anteil von Migrantenkindern/-jugendlichen in einer nahme, erntet dafür aber einen Teil ungebildeter Jugend- Regelklasse recht hoch ist und der Unterricht mit einem licher. Später wiederum werden dann verschiedene Pro- Fachlehrer und einem Sprachförderlehrer gleichzeitig ge- gramme aufgelegt, um diese Jugendlichen mit führt wird. „besonderem Förderbedarf“ zu schulen und in den Ar- beitsmarkt zu integrieren. Somit schaffen wir uns „künst- Dies trifft für die Schulen im ländlichen Raum nicht zu. lich“ ein Kontingent von Jugendlichen, die keine oder ge- Häufig mangelt es an der Anzahl. Außerdem muss des Öf- ringe Bildung haben und dementsprechend auch kaum teren eine Alphabetisierung bei Jugendlichen vor allem Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werden. Logisch ist aus Herkunftsländern Asiens und dem arabischen Raum es auch, dass dabei keinerlei Gelder eingespart werden. oder zum Teil aus dem Balkan vorgeschaltet werden. Eher ist das Gegenteil der Fall: Die aufgelegten Program- me für eine Resozialisierung kosten erheblich mehr als Daraus resultiert, dass die meisten dieser Schüler – wenn eine rechtzeitige präventive Maßnahme. sie es nicht „packen“ – ohne Benotung sozusagen „durchgeschleppt“ werden und später ohne Abschluss Hier soll das „Westerwald -Modell“ greifen: Jugendliche von der Schule gehen. der Jahrgangsstufen 5 bis 10 werden an einer Standort- schule – die zentral und verkehrsgünstig liegt – zusam- Die Mühe lohnt – immer. 12 Rheinland-pfälzische Schule 02/2015
– Magazin – Thema – mengefasst. Ziel ist es, durch genaue Sprachförderstufen die Schüler möglichst schnell in die Regelklasse der Stammschulen zu integrieren. Bereits nach drei Monaten soll hierzu eine erste Leistungsüberprüfung erfolgen. Im Regelfall sollten die Jugendlichen nicht länger als 6 Mo- nate in den Sprachförderstufen verbleiben. Die jahrgangsübergreifende Sprachförderung hat zum Ziel, auf der Grundlage der individuellen Voraussetzun- gen der Schüler innerhalb eines möglichst kurzen Zeit- raums entsprechende deutsche Sprachkenntnisse inklu- sive Alphabetisierung (Erlernen der lateinischen Schrift- sprache) so zu vermitteln, dass eine Eingliederung in eine Regelklasse der örtlichen Stammschule erreicht wird. Ein Angebot in den sportlichen, musischen und kreativen Bereichen sowie im Fremdsprachenunterricht Englisch kann nachmittags zusätzlich angeboten werden. Die Klassengröße soll nicht mehr als 20 Schüler betragen. Der Deutschförderunterricht muss von Lehrkräften erteilt werden, die das Lehramt Deutsch studiert haben und eine zusätzliche Qualifikation Deutsch als Zweitsprache nachweisen können. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die Zusammenarbeit zwi- schen Schule, Eltern, Schülern und dem Jugendmigrati- onsdienst des Diakonischen Werkes im Westerwaldkreis. Hierzu wird mit den Beteiligten eine Kooperationsverein- barung getroffen. Die Schüler werden gemäß des Auftra- ges des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frau- en und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Case Manage- ments vom Jugendmigrationsdienst betreut. Somit ist die sozialpädagogische Begleitung, die gerade bei traumati- sierten Schülern sehr wichtig ist, gegeben (Info: http:// www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Kinder-und-Jugend/integrati- on-und-chancen.html). Eine Evaluation findet kontinuierlich statt. Die daraus er- zielten Kenntnisse werden aufgegriffen und in die nach- folgende Sprachförderung integriert. Das „Westerwald-Modell“ ist für den ländlichen Raum ausgelegt und es zielt vor allem auf Nachhaltigkeit. Dafür spricht, dass dieses Projekt als Modell mit zwei Schulen aus benachbarten Verbandsgemeinden mit Erfolg durch- geführt wird. Es begann mit 12 Schülern, die zu Beginn zweimal pro Woche eine Förderung erhielten. Nach erfolgreichen Ergebnissen haben sich beide Schu- len bereit erklärt – und dies in Eigenleistung, das Modell zu übernehmen, und sie haben die Förderung auf viermal pro Woche erhöht. n Alexander Böhler Diakonisches Werk im Westerwaldkreis A.Boehler@diakonie-westerwald.de Rheinland-pfälzische Schule 02/2015 13
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