BEGEGNUNG AUF AUGENHÖHE - Die Zahnärztekammer ...
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W W W.ZAEK-SA .DE W W W.KZV-LSA .DE JAHRGANG 29 // MAI 2019 05/ 2019 ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN S A C H S E N - A N H A LT THEMA S. 6 BEGEGNUNG AUF AUGENHÖHE 100 Jahre Bauhaus Die Meisterhäuser Reger Austausch zwischen Gesundheits- und Sozialpolitikern in Dessau
DESSAUER ABEND HISTORISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT ON T Interdisziplinäre Gespräche IN NEO UR BR A Die Veranstaltungsreihe der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt geht wieder „on tour“: Mittwoch, 12. Juni 2019 zur Arche Nebra Inspiriert von der reichen Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts, soll der Dialog von Zahnärzten mit Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern aus Sachsen-Anhalt initiiert werden. Der Blick über den Tellerrand der eigenen Profession kann die Augen öffnen für die Weltsicht des Nachbarn, kann eigene Probleme relativieren, kann Anregungen vermitteln für das eigene Sein – dieses Mal im Informations- und Erlebniszentrum Arche Nebra, dem Fundort der Himmelscheibe Nebra. Wir freuen uns auf Sie! Bitte per Fax (0391 73939-20) oder Post (PF 3951, Zu Gast beim 39014 Magdeburg) an die Zahnärztekammer DESSAUER ABEND Sachsen-Anhalt schicken! – ANMELDUNG – BETTINA PFAFF DESSAUER ABEND DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT wissenschaftliche Mitarbeiterin die archäologische Abteilung Besuch der Arche Nebra des Pommerschen Landesmuse- Gespräch mit GF Bettina Pfaff, ums mit aufbaute. Seit 2007 ist am 12. Juni 2019 ab 18.30 Uhr Bettina Pfaff Geschäftsführerin der Arche Nebra, deren Planung Arche Nebra und Realisierung sie von Anfang An der Steinklöbe 16 Bettina Pfaff wurde im Schwarz- an in verantwortlicher Position D-06642 Nebra wald geboren und studierte mitgestaltete. Ihr ist es wichtig, an der Universität Freiburg die Gäste mit spannend erzähl- 18.30 Uhr: Führung durch die Arche Nebra Urgeschichte, Mittelalterliche ten Ausstellungsgeschichten für anschließend Gespräch mit Bettina Pfaff Geschichte und Germanistik. die Archäologie zu begeistern Achtung! Dieses Mal müssen wir einen Unkosten- Während des Studiums nahm und ihre persönliche Faszina- beitrag in Höhe von 15 Euro berechnen, sie an zahlreichen archäologi- tion für die vorgeschichtliche der vor Ort erhoben wird. schen Ausgrabungen teil und Vergangenheit mit ihnen zu Ich komme gerne! verbrachte ein Auslandsse- teilen. Nach über zehn Jahren Name/Anschrift: mester am Britischen Museum mit zehn größeren und vier klei- Personenzahl: in London. Für ihre berufliche neren Ausstellungen hat Bettina Laufbahn zog sie nach Greifs- Pfaff das Profil des Hauses wald, wo sie mehrere Jahre als maßgeblich geprägt. 2
INHALT ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 EINLADUNG Dessauer Abend geht "on tour" zur Arche Nebra................ S. 2 MITTEILUNGEN DER Tag der offenen Tür bei der KZV Sachsen-Anhalt............... S. 4 KZV SACHSEN-ANHALT Hinweise der Abteilung Abrechnung........................................S. 40 EDITORIAL EU-Abgeordneter zu Gast beim LFB.........................................S. 42 ZäPP, eine Erfolgsgeschichte Vorstandssitzung.................................................................................S. 43 von Dr. Bernd Hübenthal.................................................................. S. 5 SEMINARPROGRAMM DER BERUFSSTÄNDISCHES KZV SACHSEN-ANHALT Begegnung auf Augenhöhe Seminarprogramm der KZV Sachsen-Anhalt...................... S. 44 Gesundheitspolitik im Gespräch................................................... S. 6 Wussten Sie eigentlich, wie viel Zeit Sie haben? SACHSEN-ANHALT GOZ-Minutenrechner.......................................................................... S. 9 Zum Titelbild: Meisterhäuser in Dessau.................................S. 46 Lehrreiches aus der Kieferchirurgie/ 20. Halberstädter Termine/Service..................................................................................S. 47 Fortbildungsabend/ 20 Jahre MKG-Chirurgie am Krankenhaus Halberstadt......................................................S. 10 MITTEILUNGEN DES Von A wie Alters- bis Z wie Zahnpflege..................................S. 14 FVDZ SACHSEN-ANHALT Kompromisse + Feingefühl = Schlichtung.............................S. 16 Frisches Blut...........................................................................................S. 49 Freiheit, Spielräume, Niederlassung........................................S. 18 Start der Famulaturen in Sachsen-Anhalt.............................S. 18 27. FORTBILDUNGSTAGE WERNIGERODE Anmeldung und Gebühren ab......................................................S. 50 NACHRICHTEN UND BERICHTE Erkenntnisse abseits des Klinikalltags/ Studierende zu Gast auf der GZMK-Herbsttagung...........S. 20 2. Herzwoche Sachsen-Anhalt............................................................... Neues Lehrkonzept für Landärzte.............................................S. 21 BAROMETER Umfrage zum ehrenamtlichen Engagement........................S. 22 FORTBILDUNGSINSTITUT E. REICHENBACH Fortbildungsprogramm für Zahnärzte....................................S. 23 Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen........S. 25 Programm der 27. FB-Tage in Wernigerode..........................S. 28 FORTBILDUNG Warum Podologen zum Zahnarztbesuch raten sollten Dr. Wolfram Reeg................................................................................S. 30 BÜCHERSCHRANK Politik lebendig dargestellt Lektüre zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes...............S. 36 MITTEILUNGEN DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Einladung zur Kammerversammlung......................................S. 37 Treffen mit jungen Kollegen/Neubesetzung Referat Berufsausübung/Praxisführung.................................S. 38 Vorstandssitzung.................................................................................S. 39 Die Meisterhäuser in Dessau Titelbild: Fredi Fröschki 3
EDITORIAL ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 ZÄPP, EINE ERFOLGS- GESCHICHTE Als vor circa zwei Jahren die Vorbereitungen für eine neue bundesweite Fragebogen-Erhebung Dr. Bernd Hübenthal zur betriebswirtschaftlichen Situation in den Zahnarztpraxen begannen, konnte keiner der gefüllt oder es fehlte mitunter die Testierung durch die Steuer- Initiatoren wissen, ob dieses Vorhaben zu ver- berater. Diese Fehler können sicherlich ohne großen Aufwand abgestellt werden, wodurch das Analyseergebnis verbessert wertbaren Ergebnissen führen würde. Nach der werden könnte. An der vereinbarten Aufwandspauschale wird erstmaligen Datenerfassung im vergangenen sich nichts ändern, Ihre Bemühungen sind also auch finanziell Jahr steht nun fest: Das Zahnärzte-Praxis-Panel nicht umsonst. Darüber hinaus vergessen Sie bitte nicht, dass es bei den Vergütungsverhandlungen mit den Krankenkassen um (ZäPP) ist eine Erfolgsgeschichte! die Honorierung IHRER beruflichen Tätigkeit geht. Dafür brau- chen wir sichere, überzeugende Argumente. Mit der neuen Erhebung konnte eine valide, aussagekräftige Da- tengrundlage über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Apropos Vergütungsverhandlungen, wie Sie alle wissen, gibt es in den Zahnarztpraxen gewonnen werden. Die Ergebnisse wer- bundesweit große Probleme bei den Vertragsabschlüssen mit den in Kürze im Statistischen Jahrbuch der KZBV veröffentlicht. dem VDEK. Mühevoll zustande gekommene Vereinbarungen auf Anfängliche Bedenken, es könnten sich zu wenige Kolleginnen Landesebene wurden durch den Bundesvorstand des VDEK e.V. und Kollegen am ZäPP beteiligen und folglich die statistisch not- ein ums andere Mal kassiert. Der im vorigen Jahr für Sachsen-An- wendige Repräsentativität fehlen, haben sich nicht bestätigt, es halt zustande gekommene Schiedsspruch für das Jahr 2017 wur- fanden sich im Gegenteil deutlich mehr Teilnehmer als erwartet. de auf diesem Wege beklagt und so kommt es, dass Sie Ihre beim An dieser Stelle bedankt sich der Vorstand der KZV Sachsen-An- VDEK versicherten Patienten immer noch für die 2016er Punkt- halt ausdrücklich bei all denjenigen, die sich die Mühe gemacht werte behandeln müssen. haben, ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Diese absolut unbefriedigende Situation hat die Vorstände der Vor dem Hintergrund der immer komplexer werdenden Ver- Ost-KZVen inklusive Berlin dazu veranlasst, sich an die Vor- gütungsverhandlungen mit den Krankenkassen gewinnt die standsvorsitzende des VDEK e.V. in Berlin zu wenden. Am 1. Ap- Bereitstellung belastbarer, wissenschaftlich fundierter Daten ril 2019 fand daraufhin eine Gesprächsrunde in der Hauptstadt zur Kosten-, Einnahmen- und Versorgungsstruktur zunehmend statt; in deren Ergebnis einigte man sich auf die Verfassung ei- an Bedeutung. Als Weiterentwicklung der bisherigen Kosten- ner gemeinsamen Erklärung. Die Stärkung der vertragspartner- strukturerhebung durch die KZBV – welche lediglich eine Quer- schaftlichen Zusammenarbeit, die Akzeptanz der Parameter schnittsanalyse darstellte – wird es durch das Panel nunmehr Kostenstruktur, Versicherten- und Versorgungsstruktur sowie möglich, die Entwicklung dieser Strukturen über mehrere Jahre die regionale Kompetenz der Verhandlungspartner sollen darin hinweg darzustellen. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass zum Ausdruck gebracht werden. Wir werden sehen, ob die Veröf- diejenigen, die sich bereits an der Erhebung beteiligt haben, auch fentlichung dieser Erklärung Signalwirkung erreicht. in diesem und in den nachfolgenden Jahren mitmachen. Daher unsere Bitte: Stellen Sie Ihre Daten erneut zur Verfügung, damit Freundliche und kollegiale Grüße die Betrachtung von VERÄNDERUNGEN der Rahmenbedingun- Dr. Bernd Hübenthal gen möglich wird! Selbstredend sind auch alle Kolleginnen und Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes Kollegen, die es im vorigen Jahr nicht geschafft haben, die Fra- der KZV Sachsen-Anhalt gebögen auszufüllen und zu versenden, aufgerufen, in diesem Jahr einzusteigen. Der Versand der neuen Erhebungsunterlagen wird voraussichtlich Ende Juli 2019 starten. Wie nicht anders zu erwarten, gab es beim Start des Panels auch eine Reihe von Problemen. Teilweise waren die Fragebögen unvollständig aus- 5
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 BEGEGNUNG AUF AUGENHÖHE Gesundheitspolitik im Gespräch: Kammer und KZV zu Gast im Landtag Sprechen Tacheles: Tobias Krull, sozialpolitischer Sprecher der CDU im Landtag Sachsen-Anhalt im Gespräch mit Dr. Nicole Primas von der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt und Dr. Hans-Jörg Willer von der KZV Sachsen-Anhalt (v. l.) Foto: Jana Halbritter Wie wichtig es ist, dass Standespolitik und Landtagsabgeord- die Early Childhood Caries (ECC) zu gewinnen. Zwar konnte nete im Gespräch bleiben, bewies einmal mehr ein Treffen bundesweit in den vergangenen 20 Jahren ein beträchtlicher an der Wirkungsstätte des Landtages Sachsen-Anhalt vis- Kariesrückgang verzeichnet werden. Dennoch zeichnen sich à-vis des Magdeburger Domes. Dabei hatten sich Landtag- schon seit längerem zwei neue, sehr ernste Aufgabenfelder sabgeordneter Tobias Krull (CDU), zugleich sozialpolitischer in der Zahngesundheit von Kindern ab. Zum einen ist der Ka- Sprecher seiner Fraktion, Dr. Hans-Jörg Willer als Beauftrag- riesbefall zwischen Geburt und Einschulung ein wachsendes ter des KZV-Vorstandes für die Gesundheitsziele des Landes Problem. Zum anderen ist eine stets zunehmende Polarisie- und Dr. Nicole Primas als Präventionsbeauftragte der Zahn- rung der Kariesverteilung zu verzeichnen: „Ein hoher Anteil ärztekammer vieles rund um Prävention und Prophylaxe zu der gesamten Karieslast im Land verteilt sich auf eine kleine sagen. Gruppe von Kindern“, klärte Dr. Willer auf. Zahlen des Lan- desamtes für Verbraucherschutz zufolge weisen rund fünf Im Fokus stand das Thema Frühkindliche Karies, ein Pro- Prozent der bis Dreijährigen mehr als 70 Prozent aller kari- blem, auf das die Zahnärzteschaft des Landes seit Jahren ösen Zähne auf. Betroffen sind vor allem Familien mit nied- aufmerksam macht. Dafür gilt es Fürsprecher zu finden und rigem sozial-ökonomischen Status und mit Migrationshinter- insbesondere in der Politik Unterstützer im Kampf gegen grund (siehe Grafik Seite 8). 6
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 Und hier liegt die Crux. „Das Problem ist“, informierte Dr. Pri- „Prävention sollte so früh wie möglich ansetzen. Wenn es mas den Landtagsabgeordneten Tobias Krull, „dass wir genau nach den Zahnärzten geht, sogar schon im Mutterleib“, so diese Eltern schwer erreichen.“ Sie gehen tendenziell selte- Dr. Primas. Von daher begrüßen die Zahnärzte, dass Früh- ner zum Zahnarzt. Und Hinweise, die die Zahnärzte des ÖGD kindliche Untersuchungen ab Juli im Leistungskatalog mit während der Gruppenprophylaxe geben, werden oftmals aufgenommen wurden. ignoriert. Tobias Krull hatte nach einem Gespräch mit den Zahnärzten im April 2018 genau zu diesem Thema eine Klei- ZAHNGESUNDHEIT ALS ne Anfrage an die Landesregierung gestellt. Mit einer leider für die Zahnärzteschaft ernüchternden Antwort aus dem Mi- LEHRINHALT FÜR HEBAMMEN nisterium für Arbeit, Soziales und Integration. Auf Krulls Fra- Auch mit den Hebammen ist die Kammer schon seit einiger ge, welche Möglichkeiten es gebe, die zahnärztliche Präven- Zeit im Gespräch, informierte Dr. Nicole Primas weiter. Mit tion insbesondere für Kinder stärker zu verankern, verwies der Neuregelung der Hebammenausbildung erhoffen sich das Ministerium auf die durch den Öffentlichen Gesundheits- die Zahnärzte eine Integration der Zahn- und Mundgesund- dienst durchgeführten Reihenuntersuchungen und Gruppen- heit in den Ausbildungsplan der angehenden Geburtshelfer. prophylaxen oder auf die Verteilung des Zahngesundheits- passes in den U-Heften. Eine noch stärkere Verankerung, so argumentierte die Landesregierung in ihrem Antwortschrei- ben, sei aus Kapazitäts- und Finanzierungsgründen nicht möglich. Bedauerlich – aus Sicht der Zahnärzte. Tobias Krull sieht ebenso wie seine zahnärztlichen Ge- sprächspartner weiteren Handlungsbedarf. „Nach der Som- merpause sollen Gespräche mit unseren Koalitionspartnern dazu stattfinden“, versprach er. So soll es u. a. darum gehen, ob noch finanzielle Mittel für die Gruppenprophylaxe bereit- gestellt werden können. Auch brachte er eine weitere Option ins Gespräch: Der Bund unterstützt mit dem Gute-KiTa-Ge- setz (verabschiedet am 1. Janur 2019) die Länder bis 2022 mit insgesamt 5,5 Milliarden Euro bei Maßnahmen zur Weiter- entwicklung der Qualität in der Kindertagesbetreuung und zur Entlastung der Eltern bei den Gebühren. Ein Schwerpunkt in dem 10-Punkte-Programm ist „Gesundes Aufwachsen“. To- bias Krull: „Eventuell ist aus diesem Topf eine finanzielle Un- Dr. Nicole Primas: „Prävention sollte im besten Fall schon im terstützung für die Gruppenprophylaxe möglich.“ Mutterleib beginnen.“ ZÄHNEPUTZEN MUSS RITUAL IN DEN KITAS WERDEN Aus Sicht der Zahnärzte wäre eine Integration des täglichen Zähneputzens in den KiTas in das Bildungsprogramm des Landes „Bildung: elementar – Bildung von Anfang an“ das Non plus ultra. Denn die Folgen frühkindlicher Karies sind allumfassend. „Nicht nur, dass betroffene Kinder Schmer- zen erleiden“, so Dr. Willer: „sie können nicht richtig essen, erleben Ausgrenzungen durch Altersgenossen wegen der schlechten Zähne und machen zwangsläufig negative Er- fahrungen beim Zahnarzt.“ Entfernte Zähne im frühen Kin- desalter haben nachgewiesenermaßen einen schlechten Einfluss auf die Sprach- und Gebissentwicklung. Zahnärztli- che Behandlungen in diesem Lebensalter müssen häufig in Dr. Hans-Jörg Willer: „Wir haben eine Polarisierung der Karieslast Vollnarkose vorgenommen werden, um die traumatischen im Land." Da wird auch Tobias Krull, der sozialpolitische Sprecher Erlebnisse beim Zahnarzt nicht noch mehr zu vergrößern. der CDU, hellhörig. Fotos: Jana Halbritter 7
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 Zur Information: Die Geburtshilfe soll ein akademischer Beruf werden. Hebammen und Entbindungspfleger sollen Polarisierung der frühkindlichen Karies künftig in einem dualen Studium auf den Beruf vorbereitet bei 0-3-Jährigen in Sachsen-Anhalt, werden. Gesundheitsminister Spahn (CDU) setzt damit eine (9-Jahres-Mittelwert 2007/08-2015/16) EU-Richtlinie um, nach der die Ausbildung für das Berufsfeld bis zum Januar 2020 reformiert sein muss. Bereits jetzt enga- 95,3% giert sich die Zahnärztekammer und schult Hebammen zum Thema Zahn- und Mundgesundheit. ca. 3300 Kinder pro Jahr Dr. Willer berichtete, dass es schon seit längerem eine gute Zusammenarbeit mit dem Zentrum Frühe Hilfen am Minste- rium für Arbeit, Soziales und Integration gibt, um auch die Eltern in einer weniger gut situierten Lage zu erreichen. So werden die Zahnärzte am 18. Juni auf einer Fachtagung 4,7% des Netzwerkes gegen Kinderarmut in Magdeburg vertre- ten sein, ebenso am 13. September auf einer gemeinsamen Fachtagung des Zentrums Frühe Hilfen mit der KZV. Dabei geht es um die Vermeidung von Kindeswohlgefährdungen, die auch für die ECC relevant sein können. ca. 21.700 kariöse LEHRPLÄNE VON PFLEGE-AZUBIS 72,3% Zähne pro Jahr SOLLTEN ANGEPASST WERDEN Ein Thema, das Dr. Primas noch ansprach, betraf die Ausbil- dung von Pflegepersonal. Insbesondere bei dem prämier- ten Projekt „AzuBiss“ stelle sie regelmäßig fest, dass die 27,7% Alarmierende Polarisierung: Lehrpläne examinierter Altenpflege-Azubis keine Inhalte 4,7 Prozent der Null- bis Drei- zur Zahngesundheit enthalten. Kleiner Exkurs: Das Pflege- jährigen 72,3 Prozent im Land berufereformgesetz löst ab dem 1. Januar 2020 das Alten- vereinen aller kariösen Zähne pflegegesetz und das Krankenpflegegesetz ab. Kern ist die auf sich. Quelle: Landesamt für Einführung einer generalisierten, dreijährigen beruflichen Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt Ausbildung mit dem Abschluss Pflegefachfrau/Pflegefach- mann. Die Azubis aus den Bereichen Altenpflege, Kinder- krankenpflege, Erziehung starten mit einer zweijährigen ge- meinsamen Ausbildung. Im dritten Ausbildungsjahr können Azubis sich spezialisieren auf die Pflege alter Menschen oder von Kindern und Jugendlichen. Der Berufsabschluss wird europaweit anerkannt. „Zahn- und Mundgesundheit muss ein Lehrinhalt werden“, betonten Dr. Willer und Dr. Primas im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten. Zahnmedizi- nische Inhalte sollten in der Ausbildungsordnung der Pfle- AM RANDE geberufe stärker repräsentiert werden. Auch diesen Hinweis nahm Landtagsabgeordneter Tobias Krull mit in seine Arbeit Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat zur als gesundheitspolitischer Sprecher der CDU im Landtag von Vermeidung frühkindlicher Karies Anfang dieses Jah- Sachsen-Anhalt. res den Anspruch auf zahnärztliche Früherkennungs- untersuchungen und Vorsorgemaßnahmen für Kinder Fazit bei allen Beteiligten des Gespräches: Es lohne sich ausgeweitet. Danach besteht nun ab Durchbruch des immer, im Gespräch zu bleiben. Oftmals würden Vorurteile ersten Zahnes Anspruch auf diese Maßnahmen. abgebaut werden, es eröffne neue Blickwinkel und das Ver- ständnis für die Arbeit des jeweils anderen. 8
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 WUSSTEN SIE grober Vorkontakte müsste innerhalb 1,4 Minuten erledigt EIGENTLICH, sein. Im Screenshot können Sie beispielhaft weitere Werte erkennen. Die gesamte Tabelle und weitere Erläuterungen finden Sie auf der Homepage der Zahnärztekammer Bremen WIE VIEL ZEIT in der Rubrik GOZ (https://zaek-hb.de/goz). Die Zeitrelation bezieht über den Sollumsatz zwar die Praxiskosten mit ein. SIE HABEN... Diese sind jedoch je nach Materialkosten, Aufbereitungsbe- darf und ggf. Rüstzeiten sehr unterschiedlich für die einzel- ne Leistung. für die Erbringung von Leistungen Im Übrigen reicht bei einer Betrachtung der GOÄ unter glei- nach der GOZ? chen Gesichtspunkten das Honorar für die GOÄ 3, Einge- hende Beratung (Dauer mindestens zehn Minuten) bei einer Setzt man die von der Prognos AG regelmäßig weiterentwi- Minuten-Honorar-Relation von 4,41 beim 2,3-fachen Satz ckelten Daten für den Sollumsatz einer zahnärztlichen Mus- und 6,71 beim 3,5-fachen Satz nicht für die Erfüllung der terpraxis in Höhe von 273,93 Euro pro Stunde für 2015/2016 Abrechnungsbestimmung! Ein krasses Beispiel für die feh- (Näheres im Statistischen Jahrbuch der BZÄK, 2017/18) in lende Vergütungsanhebung in unserem Bereich. Selbst mit Relation zu den Honoraren für bestimmte Leistungen in der den eigenen Zahlen des Bundesgesundheitsminsteriums im GOZ, kommt man zu teilweise erstaunlichen Ergebnissen. Vorfeld der GOZ-Novellierung 2012 wurden die zehn Minu- Diese verlangen – neben der ohnehin notwendigen Punkt- ten der Abrechnungsbestimmung in der Honorierung schon wertanhebung – dringend eine Neubetrachtung der praxis- nicht mehr erreicht! individuellen Einschätzung des erhöhten Zeitaufwandes bei der Festlegung des Steigerungssatzes nach § 5 Abs. 2 GOZ. // Dr. Wolfgang Menke Denn zu häufig wird leider aus Bequemlichkeit durchgehend Präsident der Zahnärztekammer Bremen und der 2,3-fache Satz ohne weitere Überlegung berechnet. GOZ-Vorstandsreferent der BZÄK Für die Entfernung eines einwurzeligen Zahnes stehen knapp Anmerkung der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt: Die ge- zwei Minuten bei 2,3-fachem Satz und für eine zweiflächige samte Tabelle und weitere Erläuterungen finden Sie auf der Füllung nur 6,86 Minuten zur Verfügung. Die Beseitigung Homepage der ZÄK Sachsen-Anhalt in der Rubrik GOZ. 9
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 LEHRREICHES AUS DER KIEFERCHIRURGIE Der 20. Halberstädter Fortbildungsabend für Zahnärzte und Ärzte Vom Umgang mit dem Kieferknochen im Rahmen der Im- plantologie bis zu schweren Erkrankungen in Folge chroni- scher Entzündungen an den Zähnen, sogenannter odonto- gene Herde, handelte die Thematik des wissenschaftlichen Programms des 20. Halberstädter Fortbildungsabends für Zahnärzte und Ärzte am 3. April 2019. Zur Jubiläumsveran- staltung hatten Dr. Dr. Steffen Mokros, Leiter der MKG-Ab- teilung des AMEOS-Klinikums und sein Team eingeladen, die diese Fortbildung im Rathaussaal der alten Roland-, Dom- und Hansestadt wieder ausrichteten. Der Erhalt oder die Wiederherstellung der Kaufähigkeit so- wie eine möglichst ansprechende Zahnästhetik spielen für viele Patienten eine zunehmend wichtige Rolle. Dafür haben sich Zahnimplantate seit langem bewährt. Voraussetzung für die feste und anhaltende Integration der Implantate im Kieferknochen ist u. a. die passende Form und Qualität desselben. Knochen- und Weichgewebsdefizite, z. B. nach Die Referenten der 20. Halberstädter Fortbildungsveranstaltung der länger zurückliegendem Zahnverlust, als Unfallfolge, nach MKG-Chirurgie: Dr. Frank Aedtner, Dr. Linda Eichel, Prof. Dr. Dr. Tumorresektionen und anderen Knochenschädigungen in- Hendrik Terheyden und Dr. Dr. Steffen Mokros (von links nach klusive operativen Substanzverlusten, verlangen besondere rechts). Foto: Uwe Seidenfaden vorbereitende Maßnahmen. Der prominente Referent Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, Direktor der MKG in den DRK-Kli- niken Nordhessen in Kassel und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) stellte anhand einer bildreichen Präsentation eindrucksvoll und ausgiebig die NIERENPROBLEME DURCH Grundlagen und Möglichkeiten des Kieferaufbaus mit körper- CHRONISCHE ZAHNINFEKTIONEN eigenem Knochen und Knochenersatzmaterialien dar. Ein In einem gemeinsam erarbeiteten Vortrag berichteten der genügend hoher und breiter Alveolarfortsatz bietet prinzi- Internist Dr. Frank Aedtner, Chefarzt der Klinik für Nephro- piell die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ver- logie, Diabetologie und Hypertensiologie, und die Oralchi- ankerung und Einheilung dentaler Implantate im Ober- und rurgin Dr. Linda Eichel aus der MKG am Halberstädter Klini- Unterkiefer. Diese Bedingungen müssen notfalls durch Ver- kum über eine Kasuistik, der die Folgen des über viele Jahre pflanzung körpereigenen Knochens, vorwiegend aus dem aus Angst vor zahnärztlicher Kontrolle und Behandlung Unterkiefer selbst oder aus dem Beckenknochen, geschaf- vernachlässigten Gebisses eines noch recht jungen Mannes fen werden. Auch technisch völlig von organischen Anteilen (U 30) demonstrierte. Er war mit der Symptomatik eines aku- befreiter Fremdknochen und sogar mineralische Ersatzstof- ten Nierenversagens als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert fe werden zu diesem Zweck verwendet. Der körpereigene worden. Bereits bei der Einlieferung viel seine undeutliche, Knochen bleibt jedoch der Goldstandard. Dass Körper- und verwaschene Artikulation der Sprache auf. Die routinemäßi- Zahngesundheit zusammenhängen, wurde mit den beiden ge Konsultation der MKG erbrachte in der klinischen Unter- folgenden Vorträgen belegt. suchung eine ausgeprägte kariöse Zerstörung der meisten 10
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 Zähne und im Röntgenbefund die Zeichen von zahnbeding- ten Entzündungen im Ober- und Unterkiefer. Die Labordiag- nostik war zielführend mit pathologischen Nierenwerten. Es lag eine lebensbedrohliche bakterielle Entzündung des Nie- rengewebes vor, unterhalten durch die vielen Entzündungen an den Zähnen bzw. Zahnwurzelresten. Durch eine sofort vorgenommene Dialyse und den hochdosierten Einsatz von Kortisonmedikamenten und entsprechender Antibiose konn- te bei gleichzeitiger chirurgischer Zahnsanierung (Extrak- tion von 17! Zähnen) der akute Krankheitsverlauf gestoppt und zur weitgehenden Abheilung gebracht werden. NEKROTISIERENDE FASCIITIS AUS ODONTOGENER URSACHE Bei der nekrotisierenden Fasciitis handelt es sich um eine hochakut verlaufende, von Bakterien verursachte Entzün- Anlässlich der bestandenen mündlichen Prüfung der ZÄK überreich- dung des Weichgewebes unter der Haut samt der soge- te Dr. Dr. Steffen Mokros der Oralchirurgin Dr. Linda Eichel einen nannten Faszien – der die Muskeln einhüllenden Bindege- Blumenstrauß. Fotos: Uwe Seidenfaden websstrukturen. Die Eintrittspforte der Infektion ist oft eine unbedeutende Wunde im Mund. Für den ohne Behandlung meist tödlichen Verlauf bedarf es zusätzlicher Bedingungen, z. B. einer Immunabwehrschwäche, einer unausgeglichenen Stoffwechselstörung (z. B. Diabetes) und eines Bakterienre- servoirs in der Region der Ausbreitung der Erkrankung (Na- sennebenhöhlenentzündungen, odontogene Infektionen, Parodontitiden). Das Bild der nekrotisierenden Fasciitis ist gekennzeichnet durch die flächigen subkutanen Nekrosen mit starker Rötung und Schwellung der darüber liegenden Haut und den rapi- de sich verschlechternden Zustand des Patienten. Der Tod des befallenen Gewebes führt schließlich innerhalb weniger Stunden zur dunklen bis schwarzen Verfärbung der bede- ckenden Haut und deren Absterben. Die körperliche Abwehr durch das Immunsystem bricht zusammen, wenn nicht radi- kal chirurgisch saniert und in breitem Spektrum antibiotisch Das Publikum zeigte großes Interesse an den behandelt wird, am besten durch Kombination von Breit- Vortragsthemen bandantibiotika noch vor Eingang des Erregernachweises und der Resistenzbestimmung. Diese ergeben dann häufig Mischinfektionen von aeroben und anaeroben Keimen, was eine gezielte und effektive Antibiose erforderlich macht. Die nekrotisierende Fasciitis ist relativ selten und wird deshalb nicht immer gleich richtig erkannt. Sie ist als Notfall einzu- ordnen und dementsprechend intensivmedizinisch zu be- handeln. gewebe, die meist in den Hals und bis in den Brustbereich reichen können, werden sekundär durch Transplantate oder Der Referent, Dr. Dr. Mokros, konnte in seinem Vortrag drei Lappenplastiken gedeckt. Zahlreiche Nachfragen aus dem Patienten im Alter zwischen 52 und 76 Jahren aus seinem Auditorium belegten das Interesse an den Vortragsthemen Krankengut vorstellen, die letztlich geheilt werden konnten. auch dieses Halberstädter Fortbildungsevents, das im Laufe Die sich aus der radikalen operativen Sanierung ergebenden, der 20 Jahre in der Region zu einem willkommenen Angebot zum Teil ausgedehnten Verluste an Haut und Unterhautfett- für Zahnärzte und Ärzte geworden ist. (use) ▶ 11
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 BREITES SPEKTRUM 20 Jahre Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Krankenhaus Halberstadt Vor 20 Jahren, am 01. Juni 1999, wurde im AMEOS Klinikum Halberstadt die Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie (MKG) eröffnet. Das damalige Salvatorkranken- haus sah sich veranlasst, eine Erweiterung seines Behand- lungsangebots mit diesem Spezialfach einzurichten. Die Leitung wurde Dr. Dr. Steffen Mokros aus der Universität Magdeburg verantwortlich übertragen. Die neue Abteilung entwickelte sich positiv und bietet heute so gut wie das ganze Behandlungsspektrum des Faches an. Sie ist zur Zeit fachärztlich neben dem Leiter mit einer Fachärztin und ei- nem Facharzt für MKG sowie einer Fachzahnärztin für Oral- Dr. Dr. Steffen Mokros ist der Leiter der Abteilung Mund-, Kiefer- und chirurgie besetzt. Gesichtschirurgie Ameos Klinikum Halberstadt, die dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Foto: privat In der Versorgung von Unfallfolgen werden sämtliche Frak- turen des Gesichtsschädels sowie Weichteil- und dento- alveoläre Verletzungen behandelt, wobei alle modernen Verfahren der operativen Frakturversorgung zum Einsatz wechsel, ein Vorteil der übersichtlichen personellen Situ- kommen. Weichteilwunden werden primär verschlossen. ation. Hier engagiert sich seit Jahren Frau Oberärztin Dr. Bei Defektwunden ist die plastische Rekonstruktion ge- Nicole Schwarz. Hinzu kommen die Patienten unter antire- währleistet. Die Abteilung ist dem entsprechend im Normal- sorptiver Therapie (Bisphosphonate, Denusomab u. a.). Die und im Bereitschaftsdienst des Klinikums organisiert. In der Hilfesuchenden wissen es zu schätzen, eine kompetente Tumortherapie werden sowohl gutartige als auch bösartige fachärztliche Ansprechpartnerin nach ihrer schwierigen Neubildungen der Mundschleimhaut, des Gesichtsschädels stationären Behandlungsphase vorzufinden. und der Gesichtshaut einschließlich der plastisch-chirur- gischen Wiederherstellung von Substanzverlusten behan- In der Fehlbildungschirurgie sind es vor allem die Dys- delt. Bei Kieferdefekten werden erforderlichenfalls Kno- gnathien, die in unserem Behandlungsspektrum einen ho- chentransplantationen durchgeführt. Weichteildefekte hen Stellenwert haben. Nach entsprechender Planung und werden mit Gewebe aus lokalen oder regionalen Lappen- Vorbereitung durch den vorbehandelnden Fachzahnarzt plastiken oder durch Hauttransplantationen aufgefüllt ein- für Kieferorthopädie werden die Patienten zur operativen schließlich mikrochirurgischem Gewebstransfers. Umstellung der Kieferstrukturen vorgestellt. Durch ein von uns entwickeltes Verfahren der sicheren Kiefergelenkpo- Durch die kollegiale Zusammenarbeit mit benachbarten sitionierung und eine weniger traumatische Osteotomie Fachdisziplinen – hier sei vor allem und beispielhaft die des Ramus mandibulae bei Klasse-II-Dysgnathien sind Re- HNO erwähnt – können auch umfangreiche Operationen visionsoperationen nicht mehr erforderlich und bleiben- bei fachübergreifenden Tumorerkrankungen geplant wer- de Nervenschädigungen mit sensorischen Ausfällen des den. Patienten mit bösartigen Tumoren werden in der inter- N. mandibularis die absolute Ausnahme. Die Eingriffe sind disziplinären Tumorkonferenz des Krankenhauses vorge- für die Patienten weniger belastend und der stationäre Auf- stellt zur Festlegung einer effektiven, meist chirurgischen enthalt beträgt nur wenige Tage. Ein zunehmender, auch Behandlung. Erforderliche adjuvante oder palliative Maß- überregional generierter Patientenzulauf, bestätigt den Er- nahmen werden dabei abgestimmt und eingeleitet. Die folg unseres Vorgehens. In einer prospektiven Studie wird Patienten verbleiben mindestens fünf Jahre in Betreuung die Kiefergelenkfunktion bei Patienten mit Umstellungsos- unseres Tumordispensaires, weitgehend ohne Behandler- teotomie über zwei Jahre nachuntersucht. 12
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 Oberarzt Dr. Dr. Aaron Schwarz konnte die guten Zwi- Diese Veranstaltung findet seitdem alljährlich im Frühjahr schenergebnisse der Nachuntersuchungen auf einer wis- statt und zeichnet sich durch eine interessierte und zu- senschaftlichen Fachtagung präsentieren. Angeboten nehmende Teilnahme aus. Anliegen war und ist es, pra- werden auch Umstellungsosteotomien beim obstruktiven xisrelevante Themen zu vermitteln, wie zum Beispiel die Schlafapnoesyndrom. Hier ist die Zusammenarbeit mit ei- Behandlung von Patienten unter antiresorptiver Therapie nem sog. Schlaflabor Voraussetzung für die erfolgreiche oder unter laufender Antikoagulation, nach Bestrahlung im Behandlung. Kopf-Halsbereich u. v. m. Jeweils im Herbst bieten wir einen Arbeitskreis zu aktuellen Themen rund um das zahnärztli- Eingriffe am Kiefergelenk, z. B. nach Wachstumsstörungen che Implantat an. oder Gewebedegeneration bei Patienten mit belastenden rezidivierenden Kiefergelenkluxationen gehören zu unse- Wir sind als Abteilung zur Weiterbildung für 48 Monate im rem operativen Standardrepertoire. Fachgebiet der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und zur Weiterbildung von Fachzahnärzten für Oralchirurgie In die Implantologie haben wir frühzeitig moderne Pla- zugelassen. nungsverfahren, wie die virtuelle 3D-Planung, integriert. Bei unzureichendem Knochenlager führen wir augmenta- Der Abteilungsleiter leistet als Vorsitzender der Fach- und tive Maßnahmen durch, wobei das patienteneigene Kno- Prüfungskommission für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie bei chentransplantat erste Wahl ist. Auch werden bei entspre- der Ärztekammer Sachsen-Anhalt und Mitglied der Prü- chender Indikation Knochenersatzmaterialien verwendet. fungskommission für Oralchirurgie bei der Zahnärztekam- Die Planung schwieriger Implantatversorgungen wird in mer Sachsen-Anhalt einen Beitrag zur Aus- und Weiterbil- Abstimmung mit der überweisenden Zahnarztpraxis und dung junger Kolleginnen und Kollegen. Er vertritt darüber dem zahntechnischen Labor angegangen. Nach erfolgrei- hinaus das Fach in den wissenschaftlichen und berufsstän- cher Implantation stellen sich die Patienten dort wieder zur dischen Organisationen als Landesvorsitzender der Deut- prothetischen Behandlung vor. schen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirur- gie (DGMKG), als Vertreter der Kreisstelle Halberstadt in Für die Behandlung schwerer odontogener Infektionen (Ab- der Vertreterversammlung der Zahnärztekammer und als szesse etc.) und anderweitig Schwerstkranker stehen uns Mitglied des Arbeitskreises der Krankenhausärzte der au- ggf. Kapazitäten auf der interdisziplinären Intensivthera- ßeruniversitären Kliniken bzw. Abteilungen in der DGMKG. piestation des Klinikums zur Verfügung. Eine konsiliarische Betreuung multimorbider Patienten ist durch die gute Ko- Wir schauen in diesen Wochen auf eine aus unserer Sicht operation mit den betroffenen Fachrichtungen gewährleis- erfolgreiche, wenn auch mitunter mühsame und belasten- tet. de Zeit von 20 Jahren des Bestehens unsere Fachabteilung zurück. Wir danken allen für die bisherige Unterstützung Die MKG-Abteilung hat Zugang zu allen Verfahren der mo- und möchten gern weiterhin als Ansprechpartner für Pati- dernen Bildgebung (CT, MRT, DVT, Ultraschall) am Haus. enten, Zahnärzte und Ärzte in unserer Region wahrgenom- Die Abteilung besteht aus einem stationären Sektor und ei- men werden. ner Ambulanz. Die Patienten stellen sich mit Überweisung nach Terminabsprache in der Ambulanz vor. Anschließend // Dr. Dr. Steffen Mokros erfolgen die erforderliche Diagnostik und die Therapie- Leiter der Abteilung Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie planung. Dabei wird entschieden, ob eine ambulante oder Ameos Klinikum Halberstadt stationäre Behandlung indiziert ist. Ambulante kieferchir- urgische Eingriffe sind sowohl in Lokalanästhesie als auch in Analgosedierung oder Narkose möglich. Hier sind es vor allem dentoalveoläre Eingriffe, deren Anzahl durch den steigenden Anfall von Risikopatienten permanent zunimmt. KURZ-VITA Der Kontakt zu den ärztlichen und zahnärztlichen Kolle- ginnen und Kollegen der Region wird gepflegt. Bereits im Als Zahnarzt und als Chirurg ist Dr. Dr. Steffen Mokros Dezember 1999 wurde der erste Halberstädter Fortbil- Mitglied beider Kammern des jeweiligen Berufs- dungsabend für Ärzte und Zahnärzte von der Abteilung mit standes, in der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt Referenten aus dem Klinikum und aus wissenschaftlichen Mitglied im Prüfungsausschuss angehender Fachzahn- Einrichtungen der Region und darüber hinaus durchgeführt. ärzte für Oralchirurgie und bei der Ärztekammer im Prüfungsausschuss für Mund-, Kiefer- und Gerichtschi- rurgen. Seit 2016 ist er ebenso Mitglied der Kammer- versammlung. 13
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 Fremdzahnpflege ist gar nicht so leicht. An einer Puppe erlernen die Azubis von Dr. Nicole Primas die richtige Technik. Foto: Uwe Seidenfa- den VON A WIE der Zahnärztin Dr. Nicole Primas, Leiterin des Ausschusses für Präventive Zahnheilkunde, und der ZÄK-Mitarbeiterin Chris- ALTERS- BIS Z WIE tina Göllner betreut wird. Ziel ist es, Altenpflege-Azubis und auszubildende Zahnmedizinische Fachangestellte gegen- seitig für Themen der Mundgesundheit und im allgemeinen ZAHNPFLEGE Umgang mit pflegebedürftigen Menschen zu qualifizieren. Eine möglichst gute Zusammenarbeit von Altenpflegern und ZFAs wird angesichts der künftigen demografischen Entwick- Gemeinsamer Projekttag von Azubis lung und der Tatsache, dass immer mehr ältere Menschen der Altenpfleger, Zahntechniker und der ZFAs mit eigenen Zähnen oder Zahnimplantaten gepflegt werden müssen, auch immer wichtiger. Diese Menschen kommen Am 10. April kamen 37 Auszubildende der Berufe Altenpfle- aufgrund fehlender Mobilität oftmals nicht mehr regelmäßig ger, Zahntechniker und Zahnmedizinische Fachangestellte zur Kontrolle in die Zahnarztpraxis. Als Folge kognitiver und (ZFA) zu einem gemeinsamen schulinternen Projekttag in körperlicher Einschränkungen (Demenz, Diabetes, Arthrosen, der Berufsbildenden Schule „Dr. Otto Schlein“ in Magde- Seheinbußen etc.) kommt auch nicht selten die eigenständige burg-Westerhüsen zusammen. Es war die erste von zwei Zahn- und Mundpflege zu kurz. Gefragt sind deshalb zuneh- derartigen Veranstaltungen in diesem Jahr. Organisiert wird mend Pflegekräfte und ZFAs, die Kenntnisse in der Zahn- und dieser Projekttag bereits seit 2013 von der Zahnärztekam- Mundpflege haben und darüber hinaus Wissen im Umgang mer Sachsen-Anhalt und der BbS, in der jährlich fast 1.200 mit Demenzkranken und Menschen mit körperlichen Ein- Schülerinnen und Schüler in diversen Gesundheits-, Sozial- schränkungen. Das hat auch die Politik erkannt, indem sie und Laborberufen ausgebildet werden. Hervorgegangen mit vom Deutschen Bundestag mehrheitlich verabschiedeten sind diese Projekttage aus dem Modellprojekt „Altern mit Pflege-Neuausrichtung-Gesetz, die Alten- und Pflegeheime Biss“, das seitens der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt von für eine zahnärztliche Versorgung in die Pflicht nimmt. 14
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 ERFAHRUNGEN IM UMGANG MIT HEIMBEWOHNERN In einem einleitenden Vortrag zum Projekttag in der Schulbi- bliothek der BbS „Dr. Otto Schlein" in Magdeburg schilderte die Zahnärztin Dr. Nicole Primas unter anderem ihre eigenen, praktischen Erfahrungen bei der zahnmedizinischen Versor- gung in einem Pflegeheim in der Magdeburger Jakobstraße. Dort ist Dr. Primas seit mehreren Jahren einmal pro Woche zwischen 10 und 12 Uhr Ansprechpartnerin für die Bewohner der Einrichtung. Die Senioren haben ganz unterschiedliche zahnmedizinische Probleme, z. B. Parodontitis und Karies an noch vorhandenen eigenen Zähnen oder Implantaten sowie Aphten im Mund und Druckstellen von Prothesen. Zu den Aufgaben der Zahnärztin gehört es, „Hausbesuche“ bei den Heimbewohnern auf den Zimmern zu machen. Dabei mach- te sie die Erfahrung, dass so mancher Demenzkranker und verwirrter Bewohner nicht den Mund zur Kontrolluntersu- chung oder Behandlung aufmachen will – eine Hürde, die viel Einfühlungsvermögen und Geduld erfordert. Vor ganz ähnlichen Herausforderungen stehen oftmals auch Pflegekräfte und ZFAs bei der Fremdzahnflege. Dr. Primas und die Heimleitung des Magdeburger Vitanas-Pflegehei- mes in der Jakobstraße haben eine mögliche Problemlösung Treppensteigen ist für junge Menschen eigentlich kein Problem. gefunden. Die Zahnärztin konnte dort ein Zimmer so ein- Auf dem Gero-Parcours konnten die Azubis fühlen, welche Prob- richten, das auch verwirrte Senioren an eine Zahnarztpra- leme ältere Menschen mit körperlichen Einschränkungen haben. xis erinnert. „Das schafft eine bekannte Atmosphäre und die Foto: Uwe Seidenfaden Heimbewohner sind eher bereit, sich in den Mund schauen zu lassen sowie Hilfe anzunehmen“, sagt Dr. Primas. dere erforderten praktische Lösungsvorschläge im Umgang PARCOURS LÄSST AZUBIS mit schwierigen Situationen. Ein Teil der zu absolvierenden „DAS ALTER“ ERLEBEN Aufgaben waren ganz praktisch orientiert – beispielsweise Kern des Projekttages von Altenpflege-Azubis, Zahntechni- der sogenannte Gero-Parcours. Dabei konnten die Azubis di- kern und Zahnmedizinischen Fachangestellten im zweiten verse Kleidungsstücke anlegen, die ihre Beweglichkeit beim Lehrjahr waren die gemeinsamen Schulungen. Dabei durch- Aufstehen, Laufen und Treppensteigen stark einschränken. liefen zehn gemischte Azubi-Teams von jeweils drei bis vier Mit speziellen Brillen erlebten die Jugendlichen wie es ist, Altenpflege-Azubis, Zahntechniker und ZFAs sieben Ausbil- als älterer Mensch mit mehreren körperlichen Einschrän- dungstationen, die von fünf Lehrerinnen der BbS sowie von kungen den Alltag zu bewältigen, oder wie es sich anfühlt, Dr. Nicole Primas und Christina Göllner von der ZÄK Sach- mit zittrigen Händen den Blister einer Tablettenverpackung sen-Anhalt geleitet wurden. In den verschiedenen Ausbil- zu öffnen. Letzteres konnten die Azubis mit Hilfe eines so dungsstationen wurde sowohl theoretisches als auch prakti- genannten „Tremorhandschuhs“ erfahren. Für die angehen- sches Wissen der Alten- und Zahnpflege vermittelt. den ZFAs nützlich zu erfahren war, wie der Transfer körper- lich eingeschränkter Menschen vom Bett in einen Rollstuhl Was wissen Azubis der Altenpflege und angehende ZFA und umgekehrt zu erfolgen hat. So manche engagierte ZFAs über die Grenzen ihres Faches hinaus? Der gemeinsame erfuhr dabei, dass ihre Technik schädigend für die eigene Schul-Projekttag sensibilisierte die Azubis beider Ausbil- Gesundheit ist. Die Ausbilderinnen zeigten, wie es schonen- dungsrichtungen für verbindende Ziele. Etwa eine halbe der für den eigenen Rücken gehen kann. Die in „AzuBiss“ Stunde stand jedem Team für die Bearbeitung der sieben He- gemachten Erfahrungen werden auch anderen Pflege- und rausforderungen pro Station zur Verfügung. Auf einigen Sta- Bildungseinrichtungen zur Nachahmung angeboten – dem- tionen wurde vorrangig theoretisches Wissen abgefragt, an- nächst auch auf einer CD-ROM. (use) 15
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 KOMPROMISSE + FEINGEFÜHL = SCHLICHTUNG Resümee nach 25 Jahren: Eine sorgfältige Dokumentation ist entscheidend im Streitfall Schlichten, bevor es vor Gericht geht – so kurz und knapp ließe sich die Arbeit des Schlichtungsausschusses der Zahn- ärztekammer Sachsen-Anhalt umschreiben. Doch es ist weit Die Mitglieder des Schlichtungsausschusses: Prof. Dr. Detlef mehr – es erfordert Fingerspitzengefühl und ein enormes Schneider, Dipl.-Stomat. Andreas Warnow, Vorsitzende Dr. Gabriele Fachwissen sowie die Fähigkeit, Kompromisse zu finden. Theren und Anne-Katrin Niemann aus der Geschäftsstelle der Dr. Gabriele Theren ist seit mehr als 25 Jahren ehrenamt- Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt (v. l.). Foto: Jana Halbritter liche Vorsitzende des Schlichtungsausschusses und im „wahren“ Berufsleben Volljuristin und Abteilungsleiterin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration Sachsen-An- halt. Im Interview mit den Zahnärztlichen Nachrichten Sach- sen-Anhalt berichtet Dr. Theren über die Arbeit des Schlich- tungsauschusses. zur Sachverhaltsaufklärung beiträgt. Am Ende steht immer Dr. Theren: Schlichtungsausschuss, Schlichten ... Das klingt eine Empfehlung zur Konfliktbeilegung, nie ein Urteil, schon nach Kompromissen, ist das die Aufgabe des Ausschusses? gar keine Aussagen zu Schadenersatz oder Schmerzensgeld. Das Wort Kompromisse hat für manche einen negativen An- Das ist Sache der Gerichte und Haftpflichtversicherungen. klang. Unsere Aufgabe besteht darin, dass wir bei der Aufklä- rung helfen und somit einen Ausgleich zwischen zwei sich Frau Dr. Theren, Sie blicken auf mehr als 25 Jahre als Vor- streitenden Parteien bewirken. Es geht in der Regel um eine sitzende des Schlichtungsausschusses zurück. Was hat sich Art persönlichen Konflikt, eine der beiden Parteien fühlt sich aus Ihrer Sicht verändert bzw. hat sich überhaupt etwas ge- nicht verstanden. Wir unterstützen im Schlichtungsprozess ändert? beide Parteien, eine maximal objektive Sachverhaltsaufklä- Anfangs haben wir die Parteien immer noch persönlich ein- rung herbeizuführen. Und versuchen das Gefühl zu vermit- geladen. Uns wurde dann aber relativ schnell klar, dass wir teln, dass beide Parteien dabei die gleiche Ausgangslage dieses Pensum ehrenamtlich nicht bewältigen können. Und haben. Bei uns steht nicht die Schuldfrage im Mittelpunkt, auch die Emotionen kochen in einem persönlichen Gespräch sondern das Bemühen um einen Ausgleich. eher hoch, sodass die Schriftform am Ende zielführender ist. Wie ist dabei der übliche Werdegang, sozusagen der Ablauf Und thematisch? eines Schlichtungsverfahrens? Hier spüren wir den Einfluss bestimmter Trends. Ein Beispiel: Derjenige, der eine Schlichtung anstrebt (i. d. R. sind das Als die Möglichkeiten der Versorgung mit Implantaten um- die Patienten) legt das Problem schriftlich dar. Der Antrag- fangreicher wurden, häuften sich auch die Fälle aus diesem steller entbindet den Zahnarzt aus der Schweigepflicht Bereich. Das betrifft ebenso Brackets oder jeden anderen und der Ausschuss holt vom Zahnarzt das Einverständnis Trend, der aufkommt. Mittlerweile haben wir komplexere Fäl- zum Schlichtungsverfahren sowie eine Stellungnahme ein. le zu verarbeiten, die im Zusammenhang mit Allergien, Un- Dann werden alle erforderlichen Unterlagen gesammelt. verträglichkeiten oder Phobien stehen. In so einem Fall wird Anschließend diskutieren die Schlichter aus juristischer und es schwieriger einen Konsens zu finden, da das subjektive zahnmedizinischer Sicht und anhand der vorliegenden Be- Empfinden mitunter nicht mit dem zahnmedizinischen Befund handlungsunterlagen und des bildgebenden Materials. In zusammenpasst. Klassiker bleiben nach wie vor die Extrakti- vielen Fällen bestellen wir auch einen Gutachter, der ebenso on von Weisheitszähnen oder Wurzelspitzenresektionen. 16
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 Was raten Sie Zahnärzten im Umgang mit ihren Patienten? Ich kann es den Zahnärzten nur immer wieder ans Herz le- gen: Eine kontinuierliche Dokumentation ist das A und O. Hier sollte der eiserne Grundsatz gelten: „Wer schreibt, der bleibt!“ Die Dokumentation ist besonders wichtig in Haf- tungsfällen, die dann ein wichtiges Beweismittel in einem möglichen Prozess sind. So geht der Gesetzgeber nach dem Patientenrechtegesetz davon aus, dass etwas, das nicht do- kumentiert wurde, auch nicht stattgefunden hat. Wer also ordentlich dokumentiert, dem kann im Grunde nichts pas- sieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der uns in den vergan- genen Jahren aufgefallen ist, betrifft eine gewissenhafte Aufklärung, die ebenso wichtig wie eine sorgfältige Doku- mentation ist. Aus Ihrer langjährigen Erfahrung heraus, was denken Sie führt in den meisten Fällen dazu, dass ein Fall bei Ihnen auf dem Tisch landet? Kommunikation! Eindeutig! Wenn die nicht stimmt, dann IC MED kommt es mitunter zu Missverständnissen und Streitfällen. Die Hauptverantwortung liegt meiner Meinung nach beim ANZEIGE Zahnarzt, diese Kommunikation zu steuern. Und die Ver- mittlung darüber, was er tut, gehört aus meiner Sicht mit zu seiner Dienstleistung. Eine gute Kommunikation ist auch in einem freundlichen, wertschätzenden Umgang zu spüren. Aber: Es sollte auch Grenzen geben. Wenn es kommunikativ nicht mehr geht, sollte man es auch lassen. Mit einer Gefäl- ligkeitsbehandlung, um den Patienten ruhig zu stellen, ma- chen sich Zahnärzte eher fachlich angreifbar. DIE SCHLICHTUNGSSTELLE Seit 1993 gibt es die Schlichtungsstelle der Zahnärz- tekammer Sachsen-Anhalt. Sie soll bei Missverständ- nissen und Problemen zwischen Zahnärzten und Patienten einen Vergleich herbeiführen und somit eine gerichtliche Auseinandersetzung möglichst vermeiden. Die Stelle besteht aus einem externen Volljuristen, einem Hochschullehrer und einem niedergelassenen Zahnarzt. Voraussetzung für ein Schlichtungsverfahren ist das beiderseitige Einver- ständnis. Das Verfahren wird schriftlich durchge- führt und ist kostenlos. Der Rechtsweg steht beiden Parteien weiterhin offen. Bis heute wurden 868 Fälle behandelt, 2017 waren es 22, 2018 vier Fälle und dieses Jahr bisher 9 Fälle. Diese kommen vor allem aus den Gebieten Implan- tologie, Endodontie, Prothetik und Zahnverlust. 17
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 5 I Mai 2019 FREIHEIT, SPIELRÄUME, NIEDERLASSUNG Zahnarzt Martin Zielske: Vom Studium zur eigenen Praxis Im September vergangenen Jahres startete die Zahnärzte- kammer Sachsen-Anhalt das Kurzcurriculum „Praxiseinstieg – der Weg in die Niederlassung 2018“. Es gab seitens der jungen Kollegenschaft ein reges Interesse. Und Erfolgsge- schichten. Einer der Teilnehmer war der Magdeburger Zahn- arzt Martin Zielske, der sich Anfang des Jahres mit einer ei- genen Praxis niedergelassen hat und im Gespräch mit den Wer wagt, gewinnt: Für den Magdeburger Zahnarzt Martin Zielske Zahnärztlichen Nachrichten berichtet, wie es dazu kam. stand schon früh fest, dass er seine eigene Praxis führen möchte. Foto: Jana Halbritter Kurz zusammengefasst: Zahnarzt Martin Zielske, gebo- ren in Magdeburg, ausgebildet als Zahntechniker in einem Haldensleber Dentallabor, dort haben Sie Ihren Meister ge- macht und sind dann zum Studium der Zahnmedizin nach Halle, Anfang des Jahres haben Sie sich niedergelassen... Herzlichen Glückwunsch! Sie hatten klare Vorstellungen satorische und „künstlerische“ Freiheit, meine Arbeit so zu von Ihrem Berufsweg, oder? gestalten, wie ich es mir vorstelle. Ich habe große Spielräu- Ja, das stimmt. Aufgrund meines beruflichen Werdegangs me, die ich sehr schätze. Und es ist natürlich auch toll, wenn wurde mir schnell klar, dass ich in die Selbstständigkeit es ein gut harmonisierendes Praxisteam gibt, da der Spaß an gehen möchte. Mir wurde während meiner Ausbildung be- der Arbeit auch wichtig ist. wusst, dass ich gerne auf der anderen Seite des Telefons sitzen möchte. Und ich habe mich bereits während meines Und wie entstand der Bezug zur Praxis? Studiums mit der Freiberuflichkeit befasst, um am Ende auch Die Praxis gab es am Standort schon seit 2001. In erster Linie Zeit zu sparen. hat mich die gute Logistik und das moderne Layout der Pra- xis überzeugt und natürlich der feste, bestehende Patienten- Was hat Sie von der eigenen Niederlassung überzeugt? stamm. Über eine Empfehlung bin ich zu meiner Vorgängerin Dass ich mein eigener Herr bin – das ist im Grunde der größte Dr. Ingrid Meyer gekommen, bei der ich mich während mei- Luxus. Die unternehmerische Freiheit, die ich damit genieße, ner zweijährigen Assistenzzeit sehr gut aufgehoben gefühlt ist für mich wertvoll. habe. Nun wird ja oft von der Work-Life-Balance gesprochen, die Was würden Sie jungen Kollegen empfehlen, die darüber bei der nun nachkommenden Generation mehr eine Rolle nachdenken, eine Praxis zu übernehmen oder neu zu grün- spielt als bei den vorangegangenen Generationen, wenn den? man die Gespräche darüber resümiert. Hat Sie das abge- Auf jeden Fall sich Zeit zu nehmen für die Gründung. Man schreckt oder hat es überhaupt eine Rolle gespielt bei Ihren kann die Assistenzzeit sehr gut nutzen, um den Rahmen ab- Überlegungen? zuklären. Und gerade vor dem Hintergrund des demografi- Durch meinen Werdegang bin ich im Grunde davon geprägt schen Wandels ist eine eigene Niederlassung eine Option worden. Ich habe schon immer gerne gearbeitet. Im Bereich mit Perspektive. Zahntechnik herrscht ja oft ein hoher Leistungsanspruch. Ja, na klar, ich trage eine hohe Verantwortung als niedergelas- Inwiefern hat Ihnen das Kurz-Curriculum den Weg noch sener Zahnarzt. Aber andersrum habe ich auch die organi- mehr geebnet? 18
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