Agrar aktuell - Universität Göttingen

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Agrar aktuell - Universität Göttingen
Ausgabe 6
                agrar  aktuell       Newsletter  der  Fakultät  für  Agrarwissenschaften
Mai 2011

                        Tierwohl steigern                                                     Karriere starten
                        Göttinger Wissenschaftler haben                                       Der Karrieretag gab Überblick
                        eine Initiative für ein Animal-                                       über die vielfältigen Möglichkeiten
                        Welfare-Label gestartet.      Seite 8                                 zum Berufseinstieg.        Seite 20

75 zusätzliche Studienplätze                                                                Neuer Dekan:
im Bachelor Agrarwissenschaften                                                             Verbesserung der Lehre
Fakultät auf doppelten Abiturjahrgang vorbereitet                                           besonderes Anliegen
Die Fakultät für Agrarwissenschaften          eingestellt werden. Notwendig sind aber       Seit dem 1. April ist Professor Dr. Achim Spil-
ist auf den doppelten Abiturjahrgang in       auch organisatorische Veränderungen. Da       ler neuer Dekan der Fakultät für Agrarwis-
Niedersachsen, der ab Wintersemester          häufiger größere Hörsäle benötigt werden,     senschaften. Der Leiter der Abteilung „Mar-
2011/12 an die Hochschulen strebt, vor-       müssen einige Veranstaltungen auf den frü-    keting für Lebensmittel und Agrarprodukte“
bereitet. Im Bachelor Agrarwissenschaften     hen Abend oder auf Samstage verlegt und       am Department für Agrarökonomie und Ru-
können durch die vom Wissenschaftsmini-       die Prüfungsphasen voll ausgeschöpft wer-     rale Entwicklung löst
sterium im Rahmen des Hochschulpaktes         den.                                          Prof. Dr. Dr. Bertram
2020 finanzierten 75 zusätzlichen Studien-    Bei den Planungen zugute kommt der Fa-        Brenig ab, der seit
plätze deutlich mehr Studierende im stark     kultät, dass sie bereits in den vergangenen   2008 bereits in zwei-
nachgefragten Bachelorstudiengang Agrar-      Jahren mit wachsenden Studierenden-           ter Amtszeit Dekan
wissenschaften aufgenommen werden. Die        zahlen Erfahrungen gesammelt hat. Aktuell     der Fakultät war.
Fakultät hat sich deshalb entschieden, wei-   studieren mit 1.690 jungen Menschen an        Ein besonderes An-
terhin keine uni-interne Zugangsbeschrän-     der Fakultät 60 Prozent mehr Studierende      liegen ist dem neuen
kung einzuführen, so dass eine Einschrei-     als noch im Jahr 2004. Damals waren le-       Dekanat die Verbes-
                                                                                                                      Prof. Spiller
bung für das Wintersemester 2011/12 bis       diglich 1.050 Studierende eingeschrieben.     serung der Lehre. Die
zum 30. September 2011 möglich ist.           Insgesamt werden an der Universität Göt-      bereits jetzt erfreulich gestiegene Zahl der
Die zusätzlichen Mittel werden zielgerich-    tingen über 1.000 neue Studienplätze ein-     Studierenden und die kommenden dop-
tet und bedarfsorientiert – mit Schwer-       gerichtet. Schwerpunktmäßig – neben den       pelten Abiturjahrgänge sind laut Spiller eine
punkt bei Modulen aus dem Grundstu-           Agrarwissenschaften – vor allem in BWL,       große Herausforderung für die Fakultät.
dium – verwendet. Insbesondere sollen         Jura und Biologie sowie durch die Einfüh-     Durch gezielte Investitionen sollen die Hot-
zusätzliche wissenschaftliche Mitarbeiter     rung neuer Studiengänge.                      Spots in Vorlesungen und Übungen ent-
                                                                                            schärft und eine intensive Betreuung ermög-
                                                                                            licht werden. „Die Exzellenz-Uni Göttingen
                                                                                            muss noch besser als bisher im Masterstudi-
                                                                                            um ein forschungsorientiertes Studieren er-
                                                                                            möglichen und zugleich im Bachelorstudium
                                                                                            die Praxisnähe ausbauen“, so Spiller.
                                                                                            Unterstützt wird der neue Dekan vom
                                                                                            bisherigen Studiendekan Dr. Christian Ahl,
                                                                                            Forschungsdekanin Prof. Dr. Elke Pawelzik,
                                                                                            Leiterin der Abteilung „Qualität pflanzlicher
                                                                                            Erzeugnisse“ und kommissarische Leiterin
                                                                                            der Abteilung „Pflanzenernährung und Er-
                                                                                            tragsphysiologie“ und Prof. Dr. Dr. Matthias
                                                                                            Gauly, Leiter der Arbeitsgruppe „Produkti-
                                                                                            onssysteme der Nutztiere“ und Koordina-
Beliebtes Studienfach: Innerhalb weniger Jahre ist die Zahl der Agrar-Studierenden          tor des Masterstudienganges Pferdewissen-
bereits um 60 Prozent gestiegen. Jetzt kommt der doppelte Abiturjahrgang.                   schaften.

1                                                                                               Georg-August-Universität Göttingen
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Namen und Nachrichten

                                               Welternährungsausschuss beruft
                                               Prof. Dr. Kerstin Wydra in Expertengruppe
                                               Der Welternährungsausschuss der Verein-         Agrarwissenschaften und der Fakultät für
                                               ten Nationen, das Committee on World            Forstwissenschaften und Waldökölogie.
                                               Food Security, hat die Göttinger Wissen-        Die Expertengruppe, das High Level Panel
                                               schaftlerin Prof. Dr. Kerstin Wydra in seine    of Experts on Food Security and Nutrition
                                               Expertengruppe zur Ernährungssicherheit         (HLPE), berät den Welternährungsaus-
                                               und Ernährung berufen. Prof. Wydra ist          schuss in Fragen der Ernährung und Er-
                                               Geschäftsführende Direktorin des Tropen-        nährungssicherheit. Ihre Mitglieder ana-
    Liebe Leserinnen,                          zentrums der Universität Göttingen, einer       lysieren die Ursachen dieser Fragen und
    liebe Leser,                               gemeinsamen Einrichtung der Fakultät für        liefern wissenschaftliche Untersuchungen
                                                                                               und Stellungnahmen zu spezifischen politi-
    turbulente Zeiten für die deutsche                                                         krelevanten Themen. Die Expertengruppe
    Agrarwirtschaft: Auf der einen Seite                                                       umfasst weltweit rund 400 Wissenschaftler.
    gute Preise an den Agrarmärkten, auf                                                       Kerstin Wydra, Jahrgang 1961, studier-
    der anderen Seite immer wieder neue                                                        te Agrarwissenschaften an der Universität
    Skandale und kritische Diskussionen.                                                       Göttingen, wo sie 1991 auch promoviert
    Allein der Dioxinfall Anfang 2011 soll                                                     wurde. Von 1993 bis 1999 war sie Pro-
    die deutschen Schweinemäster rund                                                          jektleiterin am International Institute of
    100 Mio. Euro Vermarktungsverluste                                                         Agriculture in Benin (West-Afrika). Im An-
    gekostet haben. Genug Herausforde-                                                         schluss daran war sie am Institut für Pflan-
    rungen also, dass der Agrarforschung                                                       zenpathologie und Pflanzenschutz der
    der „Stoff“ nicht ausgeht. Die Vielzahl                                                    Universität Göttingen und am Institut für
    der in diesem Newsletter vorgestell-                                                       Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz
    ten nationalen und internationalen                                                         der Universität Hannover tätig, wo sie sich
    neuen Forschungsprojekte der Fakul-        Berät Vereinte Nationen bei Fragen der          2004 habilitierte. Seit Juni 2009 ist sie Ge-
    tät belegen dies eindrucksvoll. Es ist     Ernährung und Ernährungssicherheit:             schäftsführende Direktorin des Tropenzen-
    auch mit Blick auf die Themen der          Prof. Dr. Kerstin Wydra                         trums der Universität Göttingen.
    Doktorandinnen und Doktoranden
    (übrigens auch derjenigen vor 50
    Jahren) immer wieder überraschend,
                                               Prof. Qaim erhält Förderpreis der DLG
    wie vielfältig unsere Disziplin ist.       Prof. Dr. Matin Qaim hat als erster Preisträ-   derungen des neu gestifteten Förderpreises
                                               ger den „Großen Internationalen DLG-För-        in idealer Weise“, betont Carl-Albrecht Bart-
    Dies dürfte auch einer der Gründe          derpreis für wissenschaftliche Leistungen“      mer, Präsident der DLG. „Er verfügt über
    für ihre zunehmende Beliebtheit bei        der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft       eine hervorragende wissenschaftliche Re-
    Abiturienten sein. Aus der Studienein-     (DLG) erhalten. Der Professor für Welter-       putation und trotz seiner jungen Jahre über
    gangsbefragung wissen wir übrigens,        nährungswirtschaft und Rurale Entwicklung       große Erfahrung in relevanten Bereichen
    dass es der Wunsch nach dem Um-            wurde für sein herausragendes wissen-
    gang mit Tieren ist, der als wichtigstes   schaftliches Engagement in Fragen der glo-
    Studienfachwahlmotiv von unseren           balen Ernährungssicherung sowie bei der
    Neustudierenden genannt wird. Erst         Untersuchung wirtschaftlicher und sozialer
    im Laufe der Zeit sehen sie dann, dass     Auswirkungen der Gentechnik im interna-
    auch Ökonomie und Agribusiness in-         tionalen Kontext geehrt. Die DLG hat den
    teressant sein können. Interessante        Preis zum ersten Mal anlässlich des 125. Jah-
    Arbeitsplatzoptionen       versprechen     res ihres Bestehens vergeben. Das Preisgeld
    dabei alle Studienrichtungen den Stu-      in Höhe von 25.000 Euro soll den Preisträ-
    denten und den – inzwischen zahlen-        ger bei seiner weiteren wissenschaftlichen
    mäßig leicht überwiegenden – Stu-          Arbeit unterstützen. Prof. Qaim hat die
                                                                                               Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner
    dentinnen.                                 Auszeichnung am 15. Dezember 2010 in
                                                                                               und DLG-Präsident Carl-Albrecht Bart-
                                               Berlin im Rahmen eines Festakts zum DLG-
                                                                                               mer (r.) überreichen den Preis an Prof.
    Viel Spaß beim Lesen des sechsten          Jubiläum entgegengenommen. Überreicht
                                                                                               Dr. Matin Qaim.
    Newsletters unserer Fakultät, der          wurde der Preis von der Bundesministerin
    versucht, die Vielfalt und Aktualität      für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-      der Agrarwissenschaft. Dabei verbindet er
    unseres Faches für alle Interessierten     cherschutz, Ilse Aigner.                        eine internationale Sichtweise mit der aus-
    aufzuzeigen.                               Der Förderpreis ist eine Ehrung für außer-      gezeichneten Fähigkeit zur ökonomischen
                                               gewöhnliches wissenschaftliches Engage-         Bewertung. Seine Arbeiten zeichnen sich
                                               ment im Agrar- und Lebensmittelsektor und       durch praktische Relevanz der gewonnenen
                                               geht an junge Wissenschaftler aus Deutsch-      wissenschaftlichen Erkenntnisse für die inter-
                                               land oder dem Ausland, die international        nationale Agrar- und Ernährungswirtschaft
    Prof. Dr. Achim Spiller                    relevante wissenschaftliche Leistungen er-      aus und leisten einen wertvollen Zukunfts-
                                               bracht haben. „Prof. Qaim erfüllt die Anfor-    beitrag zur globalen Ernährungssicherung.“

2                                                                                                  Georg-August-Universität Göttingen
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Namen und Nachrichten

Engere internationale Zusammenarbeit                                                            Nadine Würriehausen
in der Zuckerrübenforschung                                                                     berät jetzt Studierende
                                                                                                Seit Dezember 2010 ist die Studienberatung
                                                                                                für Bachelor- und Masterstudierende mit Na-
                                                                                                dine Würriehausen neu besetzt. Frau Wür-
                                                                                                riehausen hat an der Universität Göttingen
                                                                                                sowohl den Bachelor
                                                                                                „Agrarwissenschaften“
                                                                                                als auch den Master
                                                                                                „Agrarwissenschaften“
                                                                                                mit den Schwerpunk-
                                                                                                ten Wirtschafts- und
                                                                                                Sozialwissenschaften
                                                                                                des Landbaus bzw.
                                                                                                Agribusiness absol- N. Würriehausen
                                                                                                viert. Bei Fragen rund
Gruppenbild nach der Gründung: Im Forschungsnetzwerk COBRI arbeiten zukünftig
                                                                                                um unsere Bachelor- und Masterstudien-
die nationalen Institute für Zuckerrübenforschung von vier Ländern zusammen.
                                                                                                gänge sowie Schlüsselkompetenzen und
Das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ)    tutsübergreifende Zusammenarbeit lassen          Bewerbungen ist sie sowohl für Studierende
verstärkt seine internationale Zusammenar-     sich Synergieeffekte nutzen. Belastbarere        als auch für Studieninteressierte kompetente
beit. Mit der Gründung von COBRI (CO-          Forschungsergebnisse erhöhen die euro-           Ansprechpartnerin Frau Würriehausen ist zu
ordination Beet Research International) und    paweite Wettbewerbsfähigkeit z. B. bei der       folgenden Zeiten in ihrem Büro im Büsgen-
Vertragsunterzeichnung am 17. März 2011        Einwerbung von Forschungsmitteln.                weg 5 zu erreichen: Mi 9 – 12 Uhr und 13
werden die nationalen Institute für Zucker-    COBRI wird als virtuelle Institution mit         – 16.30 Uhr, Do 14 – 16.30 Uhr sowie
rübenforschung Dänemarks bzw. Schwe-           einem Netzwerk von Fachkräften arbeiten,         Fr 9 – 11.30 Uhr. Um vorherige Terminab-
dens (Nordic Beet Research, Holeby) und        um den zukünftigen Herausforderungen der         sprache per Mail oder Telefon wird gebeten,
der Niederlande (Institute of Sugar Beet       Rohstoffproduktion in der gesamten Wert-         insbesondere bei Terminanfragen außerhalb
Research, Bergen op Zoom) mit dem IfZ in       schöpfungskette Zucker gerecht zu werden.        der Sprechzeiten.
der angewandten Forschung zukünftig eng        Sprecher von COBRI ist Prof. Dr. Bernward
zusammenarbeiten.                              Märländer. Über COBRI werden gemein-             Agrarpolitik-Lehrstuhl
Immer mehr Aufgaben der angewandten            same Projekte der beteiligten unabhängigen
Forschung gleichen sich länderübergrei-        Institute koordiniert. Weitere Aktivitäten der   ist am EU-Projekt
fend. Beispiele sind die Untersuchung von      Institute, wie die regionale Beratung, sind
Krankheiten und Schädlingen sowie die          nicht einbezogen, die breite Datenbasis aus
                                                                                                TRANSFOP beteiligt
Konsequenzen der EU-Regelungen für             den gemeinsamen Versuchen kann jedoch            Neben elf weiteren namhaften europä-
eine nachhaltige Entwicklung. Durch insti-     zielorientiert genutzt werden.                   ischen Forschergruppen ist der Lehrstuhl
                                                                                                für Agrarpolitik unter der Leitung von Prof.
KMU-Netzwerk erhält Preis des Stiftungsrates                                                    Dr. Stephan von Cramon-Taubadel am EU-
                                                                                                Projekt TRANSFOP (Transparency of Food
Das KMU-Netzwerk der Göttinger Gra-                                                             Pricing) beteiligt. Über einen Zeitraum von
duiertenschule Gesellschaftswissenschaften                                                      drei Jahren wird dieses Projekt aus dem 7.
(GGG) ist am 1. März 2011 mit dem Preis                                                         Forschungsrahmenprogramm der Europä-
des Stiftungsrates der Stiftung Universität                                                     ischen Union mit insgesamt knapp 1 Mio.
Göttingen in der Kategorie „Wissenschaft                                                        Euro gefördert.
und Öffentlichkeit“ für die Veranstaltungs-                                                     Im Fokus der Untersuchungen steht die
serie „PraxisForum 2010 – Wir verbinden                                                         Weitergabe von Preisschwankungen land-
kluge Köpfe“ ausgezeichnet worden. Die                                                          wirtschaftlicher Produkte entlang der Wert-
Preisübergabe erfolgte im Rahmen der Sit-                                                       schöpfungskette, wobei insbesondere die
zung des Stiftungsrates. Die Veranstaltungs-                                                    Auswirkungen stark gestiegener Weltmarkt-
serie habe in vorbildlicher Art und Weise      Auszeichnung: Der Stiftungsrat würdigte          preise während der Jahre 2007 und 2008
aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und    die Verbindung aktueller wissenschaft-           auf Erzeuger- und Verbraucherpreise in
Anforderungen aus dem Unternehmensall-         licher Erkenntnisse mit Anforderungen            verschiedenen Ländern der EU analysiert
tag miteinander verbunden, heißt es in der     aus dem Unternehmensalltag.                      werden sollen. Göttinger Wissenschaftler
Begründung des Stiftungsrates. Den Preis       zu geben, während die Unternehmen                kooperieren dabei in einem Teilprojekt zur
nahmen Prof. Dr. Kilian Bizer (Sprecher des    gleichzeitig potenzielle zukünftige Mitar-       vertikalen Preistransmission mit Forschern
KMU-Netzwerks der GGG), Prof. Dr. Rai-         beiter und Führungskräfte kennenlernen           des Research Centre for Agri-Food Econo-
ner Marggraf (Sprecher der GGG) sowie          konnten. Die erfolgreiche Veranstaltungsse-      my & Development in Barcelona. Darüber
die beiden Koordinatoren Christina Qaim        rie wird im Jahr 2011 gemeinsam mit den          hinaus liegt die Verantwortlichkeit für die
und Lasse Becker entgegen. Die Reihe hat-      Kooperationspartnern der Industrie- und          Kommunikation der Projektergebnisse an
te das Ziel, den Wissenschaftlern Rückmel-     Handelskammer, der Handwerkskammer               Stakeholder aus Wirtschaft und Politik bei
dung über den Praxisbezug ihrer Forschung      sowie geniusgöttingen fortgesetzt.               der Göttinger Abteilung für Agrarpolitik.
Fakultät für Agrarwissenschaften                                                                                                          3
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Namen und Nachrichten

Nach halbem Jahrhundert zurück an der Georgia Augusta
Agrarminister Gert Lindemann hielt den Festvortrag für Goldene Promovenden

Elf Promovenden des Jahrgangs 1960 konnte Dekan Prof. Brenig (l.) die Urkunden persönlich überreichen.
Mit einer akademische Feierstunde hat die      der Landwirtschaftlichen Fakultät (GFL) mit    Hinblick auf globale Herausforderungen.
Fakultät für Agrarwissenschaften am 24. Ja-    dem Verein „Alumni Göttingen“ Sprecher         Trotz des hohen Wettbewerbdrucks
nuar ihre Goldenen Promovenden geehrt.         der Sektion Agrarwissenschaften, richtete      zeigten die jüngsten Entwicklungen der
Den Festvortrag bei der Veranstaltung in der   den Goldenen Promovenden seine herz-           Göttinger Fakultät für Agrarwissenschaften,
historischen Aula am Wilhelmsplatz hielt der   lichsten Glückwünsche aus. Im Hinblick auf     dass Praxisbezug und ein hervorragendes
erst kurz zuvor in seinem Amt vereidigte       die Diskussion um Exzellenz und Praxisbe-      wissenschaftliches Niveau sehr gut mit-
niedersächsische Minister für Landwirt-        zug verwies er auf einen seiner ehemaligen     einander vereinbar seien. Lindemann lobte
schaft, Ernährung, Verbraucherschutz und       Professoren, der sagte: „Die beste Düngung     die lange und gute Tradition der Kooperati-
Landesentwicklung, Gert Lindemann, zum         ist noch immer die Düngung der Gehirne“.       onsbeziehungen mit der Agrar- und Ernäh-
Thema „Agrarforschung in Niedersachsen –       Dies zeige sich einmal mehr auch an den        rungswirtschaft. Dennoch dürfe die Koope-
Exzellenz versus Praxisbezug?“                 erfolgreichen und spannenden Lebensläu-        ration zwischen öffentlicher Forschung und
Elf Doktorinnen und Doktoren der Agrar-        fen der Goldenen Promovenden.                  privaten Unternehmen nicht dazu führen,
wissenschaften, die im Jahr 1960 promo-        Zum Thema „Agrarforschung in Nie-              dass öffentliche Finanzierungsmittel durch
viert hatten, fanden sich anlässlich des 50.   dersachsen – Exzellenz versus Praxisbezug“     private Mittel ersetzt werden. Um den
Jahrestages ihrer Promotion in der Aula        sprach anschließend auch Gert Lindemann        gewaltigen Herausforderungen gerecht zu
ihrer „Georgia Augusta“ ein. Begrüßt wur-      in seinem Festvortrag. Lindemann war erst      werden, bedürfe es auch in Zukunft sub-
den sie von dem Dekan der Fakultät für         zwei Tage zuvor als Nachfolger von Astrid      stantieller öffentlicher Ressourcen. Für die
Agrarwissenschaften, Prof. Dr. Dr. Bertram     Grotelüschen im Amt des niedersächsischen      niedersächsische Agrarforschung wünscht
Brenig, der in seiner Ansprache neben den      Ministers für Landwirtschaft, Ernährung,       Lindemann sich eine tragende Rolle bei
faszinierenden Lebenswegen der Goldenen        Verbraucherschutz und Landesentwicklung        der Umsetzung nationaler Forschungsstra-
Promovenden und ihrem beruflichen Erfolg       vereidigt worden. In seiner Rede betonte er,   tegien und bot dazu bei Bedarf die Unter-
auch auf die – nach fünfzig Jahren nicht im-   dass die positiven Entwicklungstendenzen       stützung seines Hauses an. Neben einer
mer ganz leichte – „Suche“ nach den Ehe-       der niedersächsischen Landwirtschaft nur       verlässlichen Finanzierung komme es aber
maligen hinwies.                               gehalten und ausgebaut werden können,          auch darauf an, die bestehenden Kom-
Dr. Henning von der Ohe, seit dem Zusam-       wenn die Agrarforschung in Niedersachsen       munikations- und Kooperationsstrukturen
menschluss der Gesellschaft der Freunde        eine Spitzenstellung einnimmt – auch im        auszubauen und weiterzuentwickeln. Da-
                                                                                              bei betrachtet Lindemann sich in seinem
                                                                                              Ministeramt als „natürlicher Verbündeter“,
                                                                                              wenn es um die Zukunftsfähigkeit der nie-
                                                                                              dersächsischen Agrarforschung geht.
                                                                                              Mit der Überreichung der Goldenen Pro-
                                                                                              motionsurkunden durch Minister Lin-
                                                                                              demann und Dekan Brenig wurde ab-
                                                                                              schließend die Promotionsleistung der
                                                                                              Ehemaligen erneut gewürdigt.
                                                                                              Zur Tradition gehört mittlerweile die musi-
                                                                                              kalische Begleitung der Goldenen Promo-
                                                                                              tionsfeier durch Prodekan Hansjörg Abel.
                                                                                              Zusammen mit Michael Schäfer schuf er
                                                                                              mit den „Norwegischen Tänzen zu vier
Zellenbesichtigung vor der Feierstunde: Der renovierte Karzer im Dachgeschoss des             Händen“ von Edvard Grieg einen gelun-
Aulagebäudes beeindruckte die Alumi.                                                          genen Rahmen.

4                                                                                                Georg-August-Universität Göttingen
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Namen und Nachrichten

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert
agrarökonomisches Graduiertenkolleg „GlobalFood“
Exzellente Forschung und innovative Betreuung von Doktoranden
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft             ergeben sich für Landwirte und Verbraucher?     nomik. Nachwuchswissenschaftler werden
(DFG) fördert ein neues, agrar- und ent-        Und was sind die Folgen für Hunger und Ar-      interdisziplinär betreut und durch gezielte
wicklungsökonomisch ausgerichtetes Gra-         mut in den Entwicklungsländern? Solche und      Fördermaßnahmen auf Tätigkeiten im in-
duiertenkolleg, in dem exzellente Forschung     ähnliche Fragen werden im GlobalFood-Kol-       ternationalen Arbeitsmarkt vorbereitet. Das
und innovative Betreuung von Doktoranden        leg im Rahmen von zwölf Teilprojekten be-       Forschungs- und Trainingsprogramm wird in
und Postdoktoranden kombiniert werden.          arbeitet. Auf Basis der Forschungsergebnisse    Kooperation mit dem International Food Po-
Die Wissenschaftler des Graduiertenkollegs      werden Politikempfehlungen entwickelt und       licy Research Institute (IFPRI), welches seinen
(GRK 1666) beschäftigen sich mit der Trans-     untersucht, wie die Effizienz der Märkte ge-    Hauptsitz in Washington DC hat, durchge-
formation von Lebensmittelmärkten im Kon-       steigert und negative soziale Effekte vermie-   führt. Zur offiziellen Eröffnung findet am 19.
text der Globalisierung. Das Programm trägt     den werden können.                              Mai in der historischen Sternwarte ein Sym-
die Kurzbezeichnung „GlobalFood“. Die           Besonders innovativ ist dabei die Kombina-      posium statt. Weitere Informationen über das
DFG unterstützt das Kolleg am Department        tion von betriebs- und volkswirtschaftlichen    Graduiertenkolleg sowie das Programm des
für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung        Ansätzen mit Methoden der Entwicklungs-         Eröffnungssymposiums sind im Internet unter
der Georg-August-Universität Göttingen zu-      forschung und der experimentellen Öko-          www.uni-goettingen.de/globalfood abrufbar.
nächst viereinhalb Jahre lang mit insgesamt
3,5 Millionen Euro. Neben der Fakultät für
Agrarwissenschaften ist auch die Wirtschafts-
wissenschaftliche Fakultät der Universität
Göttingen beteiligt. Sprecher des Kollegs ist
Prof. Dr. Matin Qaim.
Globale Lebensmittelmärkte sind derzeit
einem rasanten Wandel unterworfen. Neue
Standards, Regeln der Lebensmittelkenn-
zeichnung und Zertifizierungssysteme führen
zu stärker integrierten Wertschöpfungsket-
ten – auch über Ländergrenzen hinweg. Die
Konzentration im Einzelhandel nimmt weiter
zu, und durch ausländische Direktinvesti-
tionen gewinnen große Supermarktketten
wie Metro, Wal-Mart und Carrefour auch in
vielen Entwicklungsländern zunehmend an
Bedeutung. Wodurch genau werden diese           Globale Agrar- und Lebensmittelmärkte werden mithilfe neuer Ansätze der Betriebs-
Trends getrieben? Welche Konsequenzen           und Volkswirtschaftslehre sowie experimenteller Ökonomik untersucht.

GFL und Alumni Göttingen wurden verschmolzen
Sektion Agrarwissenschaften im Alumni-Verein führt erfolgreiche Arbeit fort
Die Gesellschaft der Freunde der Land-          rem durch die Auslobung des Preises der         her gleich zwei positive Effekte erzielt: Alle
wirtschaftlichen Fakultät (GFL) wurde 1987      GFL für hervorragende Masterarbeiten,           ehemaligen Landwirtschaftsstudentinnen
gegründet und war damit Vorreiter der           und spezieller Vorhaben in den verschie-        und -studenten können nun einheitlich an-
Alumniarbeit an der Georgia Augusta. Mit        denen Abteilungen engagiert.                    gesprochen werden und die Verwaltungs-
rund 350 Alumni gehörte sie – in Relation       Mit der Gründung des fachrichtungsüber-         arbeiten werden professionell und effizient
zur Fakultät – zu den mitgliederstärksten       greifenden Vereins Alumni Göttingen e.V.        von Alumni Göttingen abgewickelt.
Vereinigungen dieser Art. Seit ihrem Be-        im Jahre 2001 haben besonders die inter-        Die zu Beginn des Jahres neu gegründete
stehen hat die GFL zahlreiche Veranstal-        nationalen Agrar-Alumni auch direkt den         „Sektion Agrarwissenschaften“ des Alumni-
tungen organisiert, um die Verbindungen         Weg zurück zu ihrer ehemaligen Univer-          Vereins kann sich somit voll und ganz auf
zwischen Ehemaligen und Aktiven sowie           sität gefunden, ohne Mitglied der GFL zu        die inhaltliche Arbeit konzentrieren und die
den Studierenden der Fakultät zu fördern.       werden. Dadurch gestaltete sich die gleich-     Schwerpunkte weiter ausbauen. Die Ver-
Zu diesem Zweck wurden unter anderem            mäßige Ansprache aller ehemaligen Agrar-        bindung der nun mehr als 400 Mitglieder
die „Goldene Promotionsfeier“ und das           wissenschaftler schwieriger. Aufgrund der       umfassenden Sektion zur Fakultät bleibt
„Silberne Diplom“ ins Leben gerufen, die        steigenden Mitgliederzahlen wurden zudem        dabei bestehen. Kontinuität ist außerdem
sich mittlerweile zu einer guten Tradition      die Verwaltungstätigkeiten der wachsenden       dadurch gesichert, dass alle bisherigen Vor-
entwickelt haben. Darüber hinaus hat die        GFL immer umfangreicher. Durch die zum          standsmitglieder der GFL auch in der „Sek-
GFL sich stets auch in der Förderung von        1. Januar 2011 erfolgte Verschmelzung der       tion Agrarwissenschaften“ weiterhin aktiv
Nachwuchswissenschaftlern, unter ande-          GFL mit Alumni Göttingen e.V. werden da-        mitwirken werden.
Fakultät für Agrarwissenschaften                                                                                                             5
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Namen und Nachrichten

Probieren, informieren und investieren auf der EuroTier
Ihren Geschmackssinn, ihre Risikobereit-                                                                    lehre“. In ihrem Promotionsvorhaben un-
schaft und ihr Verhalten in Investitionssitua-                                                              tersucht Syster Maart das Verständnis von
tionen konnten die Besucher der EuroTier                                                                    Landwirten für Investitionen und Desinve-
2010 am Stand der Fakultät für Agrarwis-                                                                    stitionen. Anhand eines computergestützten
senschaften testen. Daneben stand das                                                                       „Spiels“ wurde das Verhalten der Landwirte
vielfältige Angebot agrarwissenschaftlicher                                                                 in Investitionssituationen analysiert. Dazu
Studiengänge im Mittelpunkt des Messeauf-                                                                   wurden hypothetische Entscheidungssitiua-
tritts. Mit neuen Themenpostkarten und                                                                      tionen, wie zum Beispiel ein Münzwurfspiel
Fragen wie „Zu warm angezogen?“, „Alles                                                                     oder die Investition in Boden simuliert. Eine
Banane?“ oder „Reine Männersache?“ wur-                                                                     Lotterie im zweiten Abschnitt des Spiels gab
de wieder auf spannende Forschungspro-                                                                      Aufschluss über die Risikoeinstellung der
jekte der verschiedenen Abteilungen und                                                                     Teilnehmer. Um die Teilnahmebereitschaft
die Vielfalt der Agrarwissenschaften auf-               Auf dem Stand der Fakultät konnten sich             und Motivation der Probanden weiter zu
merksam gemacht.                                        Besucher an zwei Forschungsprojekten                erhöhen, wurden – abhängig von den im
„Reine Männersache“ zum Beispiel stellt ein             beteiligen.                                         Spiel getroffenen Entscheidungen – attrak-
Projekt der Abteilung „Qualität tierischer              Unterschied zwischen einer Eber-Salami              tive Geldpreise verlost. Die glückliche Ge-
Erzeugnisse“ vor, in dem die Sensorik von               und einer Salami von kastrierten Schweinen          winnerin des ersten Teils kann sich über eine
Eberfleisch getestet wird. Neben den Ver-               riechen oder schmecken.                             Geldprämie von 1.132 Euro freuen. Der
suchen im Göttinger Sensorik Labor hatten               Eine weitere Möglichkeit, aktiv an der For-         Gewinner der Lotterie erhielt 160 Euro.
nun auch die Besucher der EuroTier die                  schung teilzuhaben, bot ein Investitionsspiel       Insgesamt haben 106 Landwirte an dem
Möglichkeit, vor Ort zu testen, ob sie den              der Abteilung „Landwirtschaftliche Betriebs-        Spiel auf der EuroTier teilgenommen.

Neue Doktorandinnen und Doktoranden an der Fakultät
 Department für Nutztierwissenschaften
 Proteinqualitätsparameter, Verzweigtkettige Aminosäuren
 Anja Pastor                                          Vergleichende Studien zur Beeinflussung von Proteinqualitäts- und davon
 M. Sc. Agrarwissenschaften (Uni Göttingen), Jg. 1984 abgeleiteten Aminosäuren-Wirksamkeitsparametern durch wechselnde
 Abteilung Tierernährungsphysiologie                  Versorgungslagen mit verzweigtkettigen Aminosäuren (Schwerpunkt Leu-
 Betreuerin: Prof. Dr. F. Liebert                     cin)
  apastor@uni-goettingen.de       0551/39-3352

 Reproduktion, Immunhistologie, Sperma sexing
 Annabel Bergmann                                              Untersuchungen zur Bindung porciner Spermien an das Uterusepithel
 M. Sc. Agrarwissenschaften (Uni Göttingen), Jg. 1984
 Abteilung Reproduktion und Biotechnologie landwirt-
 schaftlicher Nutztiere / Institut für Nutztiergenetik - FLI
 Betreuer: Prof. Dr. C. Knorr, Prof. Dr. D. Rath (FLI)
  bergmann@tzv.fal.de            05034/871-173

 Besamung, Reduzierung Spermaportion, Sperma sexing,
 Marlene Strothmeyer                                         Neue Verfahren zur Nachkommenproduktion mit gesextem Bullensperma
 M. Sc. Agrarwissenschaften (Uni Kiel), Jg. 1984             bei Färsen
 Abteilung Reproduktion und Biotechnologie landwirt-
 schaftlicher Nutztiere / Institut für Nutztiergenetik - FLI
 Betreuer: Prof. Dr. C. Knorr, Prof. Dr. D. Rath (FLI)
  strothmeyer@tzv.fal.de            05034/871-173

 Department für Nutzpflanzenwissenschaften
 Winterraps, Ölgehalt
 Nina Behnke                                                   Erhöhung des Ölgehalts im Winterraps (Brassica napus L.) durch Nutzung
 Dipl.-Biologe (Uni Göttingen), Jg. 1981                       chinesischer Genressourcen
 Abteilung Pflanzenzüchtung
 Betreuer: Prof. Dr. H. Becker, Dr. C. Möllers
  nbehnke@uni-goettingen.de          0551/39-4366

6                                                                                                               Georg-August-Universität Göttingen
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Namen und Nachrichten

 Winterraps, Wachstumsregulatoren,
Arbeitsgruppe                         physiologische
              Animal Welfare Label: Göttinger Forscher Effekte
                                                       arbeiten eng mit der Praxis zusammen
 Christian Comberg                                            Untersuchungen zur Ertragsbeeinflussung von Pflanzenschutzmittelappli-
 Dipl.-Agr.-Ing. (Uni Bonn), Jg. 1985                         kationen in Winterraps. Es sollen vor allem physiologische Effekte, hervor-
 Abteilung Allg. Pflanzenpathologie u. Pflanzenschutz         gerufen durch verschiedene Pflanzenschutzmittel u.a. Wachstumsregula-
 Betreuer: Prof. Dr. A. von Tiedemann                         toren, näher untersucht werden. Die Untersuchungen finden sowohl im
  ccomber@uni-goettingen.de           0551/39-3720           Feld als auch im Gewächshaus statt.

 Rhizoctonia cerealis, sharp eyespot, wheat
 Ines Eikenberg                                               Intensivierte Landwirtschaft & enge Fruchtfolgen fördern die bis dato
 M. Sc. Plantbiotechnology (Uni Hannover), Jg. 1984           wenig bedachte Fußkrankheit Rhizoctonia cerealis am Weizen. Neben
 Abteilung Allg. Pflanzenpathologie u. Pflanzenschutz         generellen Untersuchungen sollen Feldversuche praktische Fragen
 Betreuer: Prof. Dr. A. von Tiedemann                         beleuchten. Untersucht wird u.a. der Erregerkomplex,
  ieikenb@uni-goettingen.de 0551/39-3723                     Fruchtfolgeeinflüsse & Ertragsauswirkungen.

 M. grisea, resistance
 Xia Ha                                                   „Epidemiological and phytopathological studies on wheat blast (Magnapor-
 M. Sc. Agriculture, Northwest A&F Univ., China, Jg. 1983 the grisea) - characterisation of pathotypes and resistance wheat”
 Abteilung Allg. Pflanzenpathologie u. Pflanzenschutz     Screening wheat lines for resistance to M. grisea, Characterisation of resi-
 Betreuer: Prof. Dr. A. von Tiedemann                     stance in wheat to M. grisea
  vasel@ifz-goettingen.de       0551/505662-44

 Rice, Temperature, Blast
 Geoffrey Onaga                                        Rice Blast: Pathogen diversity, and temperature regulation of rice gene expression in re-
 M. Sc. Crop Science (Makerere Univ., Uganda) Jg. 1981 sponse to Magnaporthe oryzae infection
 Abteilung Allg. Pflanzenpathologie u. Pflanzenschutz
 Betreuer: Prof. Dr. A. von Tiedemann
  gonaga@uni-goettingen.de 0551/39-12309

 Raps, Rohfasergehalt
 Edy Suprianto                                        Genetische Variation für Rohfasergehalt bei Winterraps (Brassica napus L.)
 M. Sc. Agrarwissenschaften (Uni Göttingen), Jg. 1974 Das Ziel der Arbeit ist es, die genetische Variation für Rohfasergehalt bei
 Abteilung Pfanzenzüchtung                            Winterraps zu untersuchen, seine Vererbung aufzuklären und Korrelati-
 Betreuer: Prof. Dr. H. Becker                        onen zu anderen Sameninhaltsstoffen fest zu stellen.
  esupria@uni-goettingen.de 0551/39-4366

 Rapeseed, QTL mapping, Phytosterol
 Li Shia Teh                                                Molecular mapping of QTL and candidate genes governing phytosterol
 M. Sc. Trop. a. Int. Agriculture (Uni Göttingen), Jg. 1985 content in winter oilseed rape (Brassica napus)
 Abteilung Pfanzenzüchtung
 Betreuer: Prof. Dr. H. Becker, Dr. C. Möllers
  lteh@uni-goettingen.de           0551/39-4366

 Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
 Econometrics, Spatial statistics, Productivity analysis
 Daniel Mauricio Castro Medina                          Scale problems in productivity analysis in agriculture over space and time. Ag-
 M. Sc. Economics (Univ. Javeriana, Colombia), Jg. 1982 gregation of efficiency and productivity measures over space, time, and farms:
 RTG 1644 „Scaling Problems in Statistics“              The role of learning-by-doing and agglomeration effects.
 Betreuer: Prof. Dr. B. Brümmer
  d.castromedina@stud.uni-goettingen.de
    0551/39-4821

 Vertical price transmission
 Wirkungsanalyse,   Landwirtschaftliche Beratung, Timor Leste
 Sabrina Scherzer                                             Consistent modeling of vertical price transmission processes at different
 M. Sc. (University of Reading), Jg. 1985                     levels of spatial disaggregation
 Abteilung Agrarpolitik / GRK 1644 „Skalenprobleme in
 der Statistik“
 Betreuer: Prof. Dr. S. von Cramon-Taubadel
  sscherz@uni-goettingen.de          0551/39-4859

Fakultät für Agrarwissenschaften                                                                                                                   7
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Themenschwerpunkt

Mit „Animal-Welfare-Label“ das Tierwohl
steigern und neue Marktpotentiale erschließen
Agrarunternehmen, Handel und Tierschützer an der Entwicklung beteiligt
Das Thema Tierschutz wird auf verschie-
denen Ebenen immer stärker diskutiert.
Auf EU-Ebene sind außerdem in den
vergangenen Jahren zahlreiche Initiativen
und große Forschungsprojekte wie z. B.
der „Action Plan on Animal Welfare“ oder
das „Welfare Quality“-Projekt beschlos-
sen worden. Aber auch aus Sicht der
Forschung gibt es Anlass zur Diskussion,
da neue Erkenntnisse aus den Bereichen
Tiergesundheitslehre, Nutztierethologie
und Biologie existieren.
Tierschutz ist, wie die Breite der aktu-
ellen Diskussion zeigt, kein kurzfristiges
Thema. Im Gegenteil, es sprechen neben
ethischen Gründen auch zunehmend ge-
sellschaftliche, politische und letztlich auch
ökonomische Gründe dafür, die Anforde-
                                                  Was sind Kriterien für das Tierwohl? Bei einem Workshop Ende Juni werden Vor-
rungen an den Tierschutz zu erhöhen. In
                                                  schläge für Standards für ein Animal-Welfare-Label für Mastschweine und Masthüh-
der Gesellschaft vollzieht sich seit einigen
                                                  ner vorgestellt.
Jahren ein Wertewandel hin zu einem
wachsenden gesellschaftlichen Interesse           zierungsstandards stehen die Aspekte Ver-       den. Als Startpunkt hat die Initiativgruppe
am Tierwohl.                                      braucherrelevanz und Glaubwürdigkeit            die Entwicklung von Zertifizierungsstan-
                                                  sowie ein hoher Wiedererkennungswert            dards für die Mast von Schweinen und
Arbeitsgruppe der Fakultät startet
                                                  im Mittelpunkt der Arbeit. Zur Erreichung       Hühnern gewählt. Langfristig sollen alle
Initiative für Tierschutzlabel
                                                  einer hohen Glaubwürdigkeit sollen die          Tierarten mit hoher Marktbedeutung
Konsumenten betrachten das Tierwohl               Standards des Labels paritätisch (d. h. un-     (Schwein, Rind, Milchvieh, Mutterkuh,
als Qualitätsindikator und fordern mehr           ter Berücksichtigung sowohl von Profit- als     Masthühner, Pute) eingebunden werden.
Information sowie ein verbessertes An-            auch Non-Profit-        Interessen) ent-        Mitglieder der „Initiativgruppe Tierwohl-
gebot von tiergerecht erzeugtem Fleisch.          wickelt                              w e r-     Label“ sind sowohl Wissenschaftler als
Gleichzeitig ist eine zunehmende Ent-                                                             auch wichtige Unternehmen aus Industrie
fremdung des Verbrauchers von der                      m             Man                           und Lebensmitteleinzelhandel (z. B. Vion,
landwirtschaftlichen Produktion zu               ssyste                  age
                                                                            me                        Edeka, Tegut) sowie der Deutsche
                                               ng
beobachten. Besonders für die               ltu                               nt                         Tierschutzbund, so dass möglichst
                                           a                                    pr
Fleischwirtschaft birgt das man-          H                                                                viele Interessengruppen vertre-
                                                                                                ax

gelhafte Wissen der Verbrau-                            Tierverhalten                                        ten sind.
                                                                                                  is

cher über die Art und Weise
                                                                                                              Landwirte und Wissenschaft
der Lebensmittelproduktion
                                                                                                               gewichten Animal-Welfare-
eine enorme Herausfor-
                                                                                                                Kriterien unterschiedlich
derung, die insbesondere
den Bereich Tierschutz                                                                                            Bei der Konzeptionierung
betrifft. Vor diesem Hin-                              Wohlbefinden                                               eines     Tierwohl-Labels
tergrund hat eine Arbeits-                                des Tieres                                              ist zunächst festzulegen,
gruppe aus der Göttinger                                                                                          welche Kriterien zur Mes-
Fakultät, in der u. a. Prof.                                                                                     sung von Animal Welfare
Gauly, Prof. Theuvsen                                                                                            geeignet sind. Aktuelle Er-
und Prof. Spiller vertreten                                                                                    gebnisse einer Landwirte-
sind, eine Initiative zur Kon-                                                                                befragung der Uni Göttingen
                                                        Tierverhalten
                                            xis

zeptionierung eines Animal-                                                                                  zeigen, dass Landwirte bei der
                                          ra

                                                                             H
Welfare-Labels initiiert. Ziel der                        tp                                               Frage nach der Messung bzw.
                                                                              alt
                                                        en                       un
Gruppe ist die privatwirtschaftliche                age
                                                       m                           gss
                                                                                      yste               Bewertung der Tiergerechtheit
Entwicklung eines freiwilligen Animal-           Man                                      m          besonderes Gewicht auf die baulich-
Welfare-Labels für den deutschen Le-                                                              technische Ausrüstung des Stalls, die Tier-
bensmittelmarkt. Neben der Erarbeitung                                                            gesundheit, die biologische Leistung und
konkreter umsetzungsorientierter Zertifi-        Abb. 1: Ebenen des Tierwohls                     das Management legen, während die in

8                                                                                                      Georg-August-Universität Göttingen
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Themenschwerpunkt

   Marktvolumen 100 %                                                                         „Unverträgliche Sauen
                                                                                              erhebliches Problem in
   Positives Image 75 %
                                                                                              neuen Haltungsformen“
                                                                                              Bei der Erstellung von Kriterien für ein
             Zahlungsbereitschaft für Tierschutz 20 %                Marktpotenzial           Tierwohl-Label sollen tierbezogene Merk-
                                                                                              male stärker als bisher in den Vordergrund
                                                                                              rücken. Die Abteilung „Produktionssysteme
    Heute: Kauf von Tierschutzprodukten 2 %                          Marktangebot
                                                                                              der Nutztiere“ untersucht in einem aktu-
                                                                                              ellen Projekt beispielsweise „Interieurmerk-
    Heute: Anteil Stammkäufer 1 %                                                             male beim Schwein als Anpassung an neue
                                                                                              Haltungsverfahren“.
Abb.2: 20 Prozent der Konsumenten bilden das Marktpotential für Tierschutzpro-
dukte.                                             Quelle: Eigene Darstellung                 Welche Auswirkungen haben neue Hal-
                                                                                              tungsverfahren auf die Anforderungen
der modernen Forschung heute am stärk-         welches beispielsweise in Berlin eine          an Mastschweine?
sten betonten Merkmale des Tierverhal-         gewisse Bedeutung hat, aber nicht flä-         Prof. Gauly: Mit der
tens kaum genannt werden. Aus Sicht der        chendeckend verbreitet ist. Anders sieht       Änderung der gesetz-
wissenschaftlichen Forschung ist dieses        die Situation dagegen in unseren europä-       lichen Vorgaben zur
Verständnis der Landwirte vom Tierwohl         ischen Nachbarländern aus. In den Nie-         Schweinehehaltung
zu einseitig: Bei der Bewertung des Tier-      derlanden zum Beispiel wird der größte         – zum Beispiel Grup-
wohls müssten zukünftig die direkten,          Lebensmitteleinzelhändler Albert Heijn         penhaltung von Sauen
tierbezogenen Merkmale im Vordergrund          sein Schweinefleischsortiment komplett         in Wartehaltung – so-
stehen und deutlich stärker in der prak-       umstellen. Es soll ab Ende 2011 nur            wie sich ändernder
tischen Landwirtschaft verankert werden.       noch Fleisch angeboten werden, das             Haltungsformen wie Prof. M. Gauly
Neben der Gestaltung der Kriterien ist         den Anforderungen des Tierschutzlabels         beispielsweise Groß-
im nächsten Schritt ein Animal-Welfare-        „Beter Leven“ entspricht. Das Zeichen          gruppe bei Mastschweinen ist das Sozialver-
Label im Markt einzuführen, was nicht          wurde vom niederländischen Tierschutz-         halten der Tiere immer wichtiger geworden.
nur Nachfrage bei den Verbrauchern,            bund initiiert und wird in drei Stufen         Unverträgliche Sauen stellen in solchen Sy-
sondern auch das Interesse der Food            (Sternesystem, Abb.3) für Fleischpro-          stemen ein erhebliches Problem dar und kön-
Chain voraussetzt. Schlachtindustrie und       dukte vergeben (nähere Infos dazu unter        nen sogar dazu führen, dass die eigentlich
Lebensmittelhandel standen dem Thema           http://beterleven.dierenbescherming.nl).       tiergerechten Systeme aufgrund intensiver
                                                                                              Auseinandersetzungen in den Gruppen auch
                                                                                              aus Tierschutzsicht nicht mehr ganz optimal
                                                                                              sind.

                                                                                              Was genau wird in Ihrem Forschungs-
Abb.3: “Beter-Leven“-Tierschutzlabel zur Kennzeichnung von Fleischprodukten in                projekt untersucht?
den Niederlanden                                                                              Wir untersuchen, ob die Verträglichkeit der
                                                                                              Tiere auch einen genetischen Hintergrund
bisher eher reserviert gegenüber. Viele                                                       hat und entsprechend züchterisch genutzt
                                               Workshop zur Vorstellung
Unternehmen bewerteten die Markt-                                                             werden kann. Das würde die Selektion auf
                                               von Vorschlägen für Standards
nachfrage eher kritisch und schätzten die                                                     Schweine für solche Gruppenhaltungen er-
Möglichkeiten der Produktdifferenzierung       Vor diesem Hintergrund plant die Göttin-       möglichen.
eher pessimistisch ein. In jüngerer Zeit ist   ger Arbeitsgruppe die Konzeption eines
jedoch Bewegung in den Markt gekom-            ähnlichen Systems für den deutschen            Gibt es erste Ergebnisse?
men. Nach unseren Studien geben rund           Markt. Im ersten Schritt haben Arbeits-        Wir haben erste Ergebnisse, die die Variation
20 Prozent der Konsumenten in Umfra-           gruppen für die Bereiche Standardent-          und Erblichkeit verschiedener Verhaltenswei-
gen eine grundsätzliche Bereitschaft an,       wicklung (Masthühner/Mastschwein) und          sen belegen, die mit der Verträglichkeit, oder
für Fleisch aus besonders tiergerechter        Marketing ihre Arbeit aufgenommen. Er-         besser Umgänglichkeit, der Tiere in Bezie-
Produktion mehr zu zahlen.                     ste Vorschläge für die Standardsetzung für     hung stehen.
                                               Schweine- und Hähnchenfleisch sollen am
Vorbild Niederlande
                                               30. Juni im Rahmen des Workshop „Stan-         Wie lange dauert es, bis verträglichere
Bisher haben deutsche Verbraucher              dardvorschläge für ein Animal-Welfare-         Sauen verfügbar sind?
aber kaum Gelegenheit, tiergerecht er-         Label“ vorgestellt und diskutiert werden.      Da wir die Arbeiten gemeinsam mit dem
zeugte Produkte zu kaufen. Tiergerecht-        Für weitere Informationen besuchen sie         Zuchtunternehmen BHZP durchführen,
heit als Marketinginstrument spielt im         bitte die folgende Homepage www.uni-           können die Ergebnisse schnell in die Zucht-
deutschen Lebensmittelmarkt fast keine         goettingen.de/tierschutzlabel                  praxis integriert werden. Die Forschung führt
Rolle. Es gibt lediglich Marktnischen wie            Marie v. Meyer, Annabell Franz, Achim    damit unmittelbar zu einer Steigerung des
das Neuland-Qualitätsfleischprogramm,                            Spiller und Anke Zühlsdorf   Tierwohls.
Fakultät für Agrarwissenschaften                                                                                                          9
Agrar aktuell - Universität Göttingen
Forschung

Göttinger Agrarökonomen stärken Partnerschaft mit Israel
Fünf Wissenschaftler der Hebrew University zu Gast in Göttingen
Der Lehrstuhl für Agrarpolitik am Depart-           Handlungsoptionen für eine friedliche Zu-       überbracht. Neben dem in Zusammenar-
ment für Agrarökonomie und Rurale Ent-              sammenarbeit beider Seiten im Zentrum           beit mit dem Partnerschaftsbeauftragten Prof.
wicklung hatte zwischen dem 22. und 27.             der Untersuchungen (weitere Informati-          Dr. Reinhard Kratz organisierten Symposium
März 2011 eine Gruppe von fünf israe-               onen unter http://www.uni-goettingen.de/        und dem Projektworkshop stellte Prof. Dr.
lischen Agrarökonomen vom Department                de/134706.html).                                Israel Finkelshtain am Courant Forschungs-
für Agrarökonomie und Management der                Das Projekt stand im Mittelpunkt des dies-      zentrum „Armut, Ungleichheit und Wachs-
Hebrew University Jerusalem und aus dem             jährigen Symposiums im Rahmen der Hoch-         tum in Entwicklungsländern“ der Universität
israelischen Landwirtschaftsministerium zu          schulpartnerschaft zwischen der Universität     Göttingen neueste Forschungsergebnisse
Gast. Der Lehrstuhl von Prof. Dr. Stephan           Göttingen und der Hebrew University und         aus dem Bereich der politischen Ökonomie
von Cramon-Taubadel arbeitet seit meh-              wurde am Mittwoch, den 23. März 2011,           zum Einfluss von Lobbygruppen auf den
reren Jahren mit den israelischen Wissen-           in der Paulinerkirche im Altbau der Staats-     Wassersektor Israels vor.
schaftlern zusammen. Der diesjährige Be-            und Universitätsbibliothek der Öffentlichkeit   Neben den fachlichen Gesprächen erfuhren
such fand anlässlich des u. a. von Prof. von        vorgestellt. Zur Einleitung wurden durch        die Gäste interessante Informationen zur
Cramon-Taubadel geleiteten trilateralen For-        Prof. Dr. Hiltraud Casper-Hehne (Vizeprä-       Geschichte der Göttinger Universität und
schungsprojektes „The Economic Integration          sidentin der Georg-August-Universität),         zum Wirken von Carl Friedrich Gauß, einem
of Agriculture in Israel and Palestine“ statt, zu   Prof. Dr. Israel Finkelshtain (Department für   ihrer berühmtesten Gelehrten. Außerdem
dem neben den Projektteilnehmern auch               Agrarökonomie und Management, Hebrew            bekam die Gruppe durch die Besichtigung
der international renommierte Agraröko-             University Jerusalem) und Prof. Dr. Reinhard    des Bioenergiedorfes Jühnde vielfältige Ein-
nom Prof. Dr. Barry Goodwin (North Ca-              Kratz (Lehrstuhl für Altes Testament, Theo-     blicke in die Initiativen der Universität Göt-
rolina State University) als Mitglied des wis-      logische Fakultät, Georg-August-Universität     tingen und den Bioenergiesektor Deutsch-
senschaftlichen Beirats aus den USA anreiste.       Göttingen) Grußworte beider Universitäten       lands.
Das von der DFG finanzierte Projekt be-
schäftigt sich mit den Auswirkungen des
Konfliktes zwischen Israelis und Palästinen-
sern auf die Agrarsektoren Israels und des
Westjordanlandes. Neben Mitarbeitern des
Lehrstuhls für Agrarpolitik an der Universität
Göttingen ist eine internationale Forscher-
gruppe bestehend aus Wissenschaftlern
der Hebrew University Jerusalem (Israel),
der Al-Quds Universität (Abu Dis, Westjor-
danland) und der Universität Hohenheim
daran beteiligt. Das Projekt beschäftigt sich
mit der ökonomischen Analyse der Folgen
der politischen Spannungen zwischen Israe-
lis und Palästinensern für die Agrarsektoren        Dr. Yael Kachel (Hebrew University) stellt das trilaterale Forschungsprojekt während
beider Seiten. Daneben stehen zukünftige            des Symposiums in der Paulinerkirche der Öffentlichkeit vor

Mehr Leistung und Wohlbefinden bei Mastschweinen
EU bewilligt Forschungsprojekt „PIGWISE“ zum Einsatz von HF RFID
Das im Rahmen des ersten „ERAnet ICT-               Radiofrequenz-Identifikation im Hochfre-        So kann zum Beispiel eine verminderte
Agri Calls“ eingereichte Forschungsprojekt          quenz-Bereich (HF RFID, 13,56 MHz-              Futteraufnahme sowohl auf Einzeltier-, als
„PIGWISE“ wurde bewilligt. Durch Identi-            Bereich), können Parameter, wie zum             auch auf Gruppenebene erfasst und auf
fikationssysteme auf Basis hochfrequenter           Beispiel die Tageszeiten, die Dauer und         Basis der Entscheidungsmodelle bewertet
Radiowellen (HF RFID) sollen Entschei-              die Häufigkeit der Futteraufnahme bei           werden. Das so entstehende gesundheit-
dungsmodelle zur Verbesserung der Ein-              Mastschweinen erfasst werden. Anders,           liche Frühwarnsystem ermöglicht neben
zeltiergesundheit und des Tierwohles bei            als bei den derzeit standardmäßig einge-        einer Steigerung des Tierwohls auch die
Mastschweinen entwickelt werden. Das                setzten Systemen im 134,2 kHz-Bereich           Optimierung von Mastleistungen, so PD
Projekt unter der Leitung der Abteilung             (LF RFID), können diese tierindividuellen       Dr. Engel Hessel, die für die Projektleitung
Verfahrenstechnik der Universität Göttin-           Daten dabei für mehrere Einzeltiere             verantwortliche Wissenschaftlerin.
gen beginnt am 1. September 2011 und                gleichzeitig erfasst werden. In dem Projekt     Weitere „PIGWISE“ Projektpartner sind
wird über zwei Jahre von der EU mit                 werden statistische Modelle entwickelt, die     die Katholieke Universiteit Leuven, das
465.000 Euro gefördert.                             Aussagen darüber ermöglichen, ab wann           Institute for Agricultural and Fisheries Re-
Ziel des Projektes „PIGWISE“ ist die Ent-           Veränderungen im Fressverhalten ein An-         search (Belgien), das Institut Superiore Ma-
wicklung einer Software für die Mast-               zeichen für gesundheitliche Beeinträchti-       rio Boella (Italien) und die Aarhus School of
schweinehaltung. Durch den Einsatz von              gungen sind.                                    Engineering (Dänemark).

10                                                                                                      Georg-August-Universität Göttingen
Forschung

Kulturlandschaften ohne Ackerbrachen verlieren ihre Artenvielfalt
Forscher machen Vorschläge zum Biodiversitäts-freundlichen Management von Ackerbrachen
Seit den späten 1980ern gab es die Flä-          stäubung und biologische Schädlingsbekämp-      Management von Ackerbrachen vorgelegt.
chenstilllegung in der Landwirtschaft, um die    fung sind rund zwanzig Prozent naturnaher       Danach ist es für die Förderung der Arten-
Überproduktion zu reduzieren, aber auch          Lebensräume in einer Landschaft notwendig       vielfalt in unseren Landschaften am besten,
um diverse ökologische Funktionen und die        – mit einer gut gemanagten Flächenstilllegung   die Ackerbrachen sich selbst begrünen zu
Artenvielfalt zu fördern. Auch wenn der Cha-     sollte dieser Wert aber deutlich reduzierbar    lassen und auch Brachen unterschiedlichen
rakter der stillgelegten Flächen sich im Laufe   sein. Die EU Politik hat das Instrument der     Alters (unterschiedlicher Sukzessionsstadi-
der Zeit stark wandelte – zu Beginn waren        Flächenstilllegung leider aufgegeben, ohne      en) nebeneinander zu erhalten. In manchen
es selbstbegrünte Brachen unterschiedlichen      wirksame Alternativen zur Förderung der Bio-    ausgeräumten Landschaften gibt es allerdings
Alters, später eingesäte einjährigen Rotati-     diversität in Kulturlandschaften anzubieten.    nicht mehr genügend artenreiche Wildkraut-
onsbrachen – so bedeuteten diese 5-15%           Teja Tscharntke, Leiter der Abt. Agraröko-      gesellschaften für eine bunte Selbstbegrü-
stillgelegten Ackerflächen doch eine wesent-     logie der Universität Göttingen, und Ko-        nung, so dass es hier sinnvoll ist, artenreichen
liche Bereicherung der Lebensräume in un-        autoren haben in der Zeitschrift „Agricul-      Saatmischungen zu nutzen. Da solche Saat-
seren Kulturlandschaften.                        ture, Ecosystems and Environment“ einige        mischungen leicht von einigen dominanten
Im Jahr 2006 verschwanden plötzlich die          Vorschläge zum Biodiversitäts-freundlichen      Unkräutern dominiert werden, ist es wichtig,
Ackerbrachen aus unseren Kulturland-                                                             die konkurrenzschwachen Arten aggregiert,
schaften, die darüber sehr viel monotoner                                                        d.h. in kleinen Gruppen, auszusähen und sie
wurden. Der Grund sind steigende Getrei-                                                         so vor unliebsamer Konkurrenz zu schützen.
depreise und die plötzliche Nachfrage nach                                                       Eine reiche Flora bedingt auch eine reiche
Energiepflanzen. Die 2008 erfolgte Aufgabe                                                       Fauna, insbesondere von Arten, die auf die
der Flächenstilllegung durch die EU lässt sich                                                   Nutzung junger Lebensräume spezialisiert
allerdings kaum vereinbaren mit dem erklär-                                                      sind.
ten politischen Ziel der Vereinten Nationen                                                      Tscharntke T, Batáry P, Dormann CF (2011):
und der Bundesregierung, den Rückgang der                                                        Set-aside management: How do succession,
Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen, ein Ziel,                                                     sowing patterns and landscape context affect
das bekanntlich nicht erreicht wurde.                                                            biodiversity? Agriculture, Ecosystems and En-
Für eine nachhaltige Förderung der Artenviel-    Inzwischen ein seltener Anblick: Brach-         vironment: doi:10.1016/j.agee.2010.11.025.
falt und der assoziierten Funktionen wie Be-     fläche in der Region Göttingen.                 (published online).

Die Rolle von Phenolen in der pflanzlichen Pathogenabwehr
Studie untersucht Auswirkungen von Pilzinfektion bei Emmer und Nacktgerste
Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe sind von         im Kontext von Produktion, Qualität und         der Arabinoxylane beeinträchtigt und damit
zentraler Bedeutung für die Photosynthe-         Verarbeitung“.                                  das Eindringen des Pilzes über die Zellwand
se, als Phytohormone für Wachstum und            Unter den in den Körnern von Emmer (Tri-        erleichtert wird. Der Gehalt an Catechin
Entwicklung der Pflanzen entscheidend und        ticum dicoccum) und Nacktgerste (Hordum         steigt dagegen nach einer Infektion mit
spielen nicht zuletzt bei der Abwehr von         vulgare ssp. nudum) vorkommenden Phe-           Fusarium um etwa 5% an. Die verstärkte
Krankheitserregern sowie als Lock- und           nolen dominiert das Zimtsäurederivat Feru-      Bildung von Catechin nach Infektion belegt
Botenstoffe eine Rolle. Neben den Alkalo-        lasäure. Ferulasäure ist an der Vernetzung      die Beteiligung dieses Phenols an Abwehr-
iden (z.B. Cocain), den Terpenoiden (z.B.        der Arabinoxylane beteiligt, die Bestandteil    mechanismen der Pflanze gegenüber pilz-
Carotinoide) und Steroiden (z.B. Vitamin         der Pflanzenzellwand sind. Daneben lassen       lichem Befall. Außerdem ist in Gerste im
D) gehören Phenole zu dieser großen Na-          sich mit Kaffeesäure und p-Coumarsäure          Vergleich zu Emmer die Möglichkeit der
turstoffgruppe. Vertreter der Phenole sind       weitere Zimtsäurederivate, die als Ferula-      Quervernetzung der Arabinoxylane durch
Bitterstoffe in Gewürzen, Bestandteile von       säure-Vorstufen angesehen werden kön-           den höheren Gehalt an Arabinose verbes-
etherischen Ölen z.B. Vanillin, Gerbstoffe in    nen, in geringeren Konzentrationen nach-        sert, was ebenfalls ein Eindringen des Pilzes
Rotwein sowie die in Blüten und Früchten         weisen. Neben den zellwandgebundenen            in die Pflanze erschweren könnte. Die
vorkommenden gelben, roten und blauen            Zimtsäurederivaten findet man in Gerste,        deutlich geringere Anfälligkeit der Nackt-
Farbstoffe, die Flavonole und Anthocyane.        jedoch nicht in Emmer, Catechin als ein lös-    gerste gegenüber Emmer bei Befall mit Fu-
In einer Studie haben Wissenschaftler der        liches Phenol der Flavonoid-Gruppe. Ca-         sarium zeigt sich auch durch eine geringere
Abteilung Qualität pflanzlicher Erzeugnisse      techin besitzt antimikrobielle Aktivität und    Toxinproduktion. Weitere Untersuchungen
untersucht, zu welchen Veränderungen             ist an der Pathogenabwehr von Pflanzen          zur Rolle der Phenole in der Pathogenab-
der Befall von Getreide mit Fusarium spp.        beteiligt.                                      wehr bei Getreide sind Gegenstand des
in der Zusammensetzung von Phenolen              Unter dem Einfluss einer künstlichen Infek-     laufenden Projektes.
im Korn führen kann. Die Studie entstand         tion mit Fusarium ssp. werden die gefun-        Kai Eggert, Jürgen Hollmann, Beate Hiller,
im Rahmen des Forschungsverbundes                denen Zimtsäurederivate in ihrem Gehalt         Hans-Peter Kruse, Hashadrai M. Rawel, Elke
Agrar- und Ernährungswissenschaften Nie-         um 5-7 % reduziert. Hier scheint die Syn-       Pawelzik (2010) Effects of Fusarium Infection
dersachsen (FAEN) zum Thema „Qualitäts-          these dieser Phenole durch den Einfluss des     on the Phenolics in Emmer and Naked Barley.
gerechte Pflanzenproduktion unter verän-         Pilzes gehemmt zu werden. Dies könnte           Journal of Agricultural and Food Chemistry.
derten Rahmenbedingungen: Mykotoxine             zur Folge haben, dass die Quervernetzung        (58): 3043-3049.
Fakultät für Agrarwissenschaften                                                                                                             11
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