Ankunft der Kanuten in Unken am 23.9.2018 - Kreisgruppe Berchtesgadener Land
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Kreisgruppe Berchtesgadener Land Mitgliederzeitschrift 1/2018 Saalach: Ankunft der Kanuten in Unken am 23.9.2018 Seite 17: Mitgliederversammlung der Kreisgruppe am 13. Dezember 2018
Editorial Liebe Mitglieder, liebe Förderer, liebe Freunde des Naturschutzes wir bitten um Entschuldigung, dass wir es erst so spät geschafft haben, zur Jahresversammlung einzuladen. Im Februar hatte ich mir leider einen komplizierten Knöchelbruch bei der Rückkehr von der Arbeitskreis Alpen-Sitzung in München beim Aussteigen aus dem Zug in Freilassing zugezogen. Eine langwierige Ange- legenheit und in den Monaten danach war ich auf viel Unterstützung angewiesen. Dafür möchte ich allen noch einmal ganz herzlich danken. Auch wenn es beim Umwelt- und Naturschutz unverän- dert große Probleme gibt, so haben sich in der letzten zeit doch auch Erfolge eingestellt, wie z. B. beim zumin- dest vorläufigen Erhalt des Hambacher Forsts und dem Kohleausstieg oder der Begrenzung des Flächenver- brauchs in Bayern. Auch die Änderung des Alpenplans soll zurückgenommen werden. Allerdings kommen die Impressum Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Berchtesgadener Land Redaktion: Rita Poser Geschäftsstelle: Poststraße 23 83435 Bad Reichenhall Telefon: 08651/7620892 E-mail: Berchtesgadener-Land@ Bund-Naturschutz.de Web: www.Berchtesgadener-land. Bund-Naturschutz.de Layout & Druck: www.druckhaus-bgd.de Fotos: BN-Archiv, Autoren gedruckt auf Recycling-Papier Redaktionsschluß: 14.11.2018 2 BUND Specht
Inhalt Grünlandtypen - erkennen, nutzen, schützen. ..... 4-5 verantwortlichen Politiker nicht durch Vernunft zur Ein Tag für die Saalach. .................................................. 6-7 Einsicht, sondern überwiegend müssen wir neben der Der unsinnige Kampf gegen den Öffentlichkeitsarbeit auch juristisch Nachhilfe geben. Borkenkäfer im Bergwald. ............................................. 8-11 Das ist oftmals teuer und nur Dank der Spenden unserer Mitglieder, Förderer und Unterstützer möglich. Für diese Sorgenkind Marzoller Au................................................ 12-13 Unterstützung bedanken wir uns ganz herzlich und wir Die Birkhuhnbalz am Jenner 2018 freuen uns sehr, wenn Ihr / Sie unsere Arbeit auch künf- in Zeiten der Großbaustelle.......................................... 14 tig unterstützen, wie z. B. auch einen geplanten Flächen- Flächenfrass - auch im Berchtesgadener ankauf im FFH-Gebiet am Höglwörther See. Land ein heißes Thema................................................... 15 Der Blaueisgletscher: ein trauriger Rest. .............. 16 Mitglieder des Kreisvorstandes und Aktive: Dr. Wolfgang Scherzinger (Beirat), Gitta Diersche, Dr. Wolf Guglhör Jahreshauptversammlung 2018. ................................ 17 (Schriftführer), Andreas Burkhart (Beirat), Dr. Volker Diersche (Beirat), Verkehr oder wie erschafft man immer Peter Renoth (Beirat), Monika Woelfel (Beirat), Rita Poser (Vorsitzende), Ulrich Scheuerl (Kassenprüfer), Peter Wörnle (Beirat), Bruno Rettelbach, neue Mobilitätskonzepte. .............................................. 18-19 Dr.-Ing. Ernst Billmeier (stellvertretender Vorsitzender), Richard Mergner Daten, Fakten, Zahlen...! (Landesvorsitzender), Ute Billmeier (Schatzmeisterin); Paul Grafwallner (Beirat) nicht im Bild Was ist los am Amphibienzaun 2018?..................... 20-21 Haus- & Straßensammlung 2018............................... 21 Was passiert am Götschen?......................................... 22-23 BUND Naturschutz erzwingt Umwelt- verträglichkeitsprüfung für den Weißbach. ........... 24-25 Totholzmikado im Brennessel-Dickicht................... 26-27 Sanierung des Klausbachdeich im Nationalpark Berchtesgaden................................. 28-29 Watzmannhaus-Erweiterungen. .................................. 30-31 Villa Schön in Berchtesgaden...................................... 32-33 Der Jenner und die Jennerbergstation..................... 34-35 Nachruf Kristin Bogner. .................................................. 35 Spendenkonto der Kreisgruppe.................................. 36 Fotos der Titelseite Großes Foto: Saalach - Ankunft der Kanuten in Unken am 23.09.2018 Kleine Fotos: Oben: Blaueis vor langer Zeit Mitte: Hat Borkenkäfer zum Fressen gern: Dreizehenspecht Rita Poser Unten: Almmagerweide am Götschen www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 3
Grünlandtypen... A ...erkennen rtenreiche Wiesen und Weiden zählen zum Schönsten, was unsere Kulturland- schaftlich zu bieten hat und sie sind nutzen Hotspots der Artenvielfalt in Bayern. Wer etwas für die Vielfalt tun möchte, der muss sich mit ihnen befassen. Trotz ihrer hohen Bedeutung existiert bislang kein allgemeinverständliches schützen Werk, das sich mit den verschiedenen Grünland- typen beschäftigt. In der Folge nimmt das Wissen über diese Kostbarkeiten immer weiter ab. Um hier einen Gegenpol zu setzen, wurde mit einem 4 BUND Specht
Team von insgesamt 10 Autoren ein erstes Grünlandbuch durch die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege herausge- geben. Dieses Buch lädt ein, sich mit diesen Hotspots der Biodiversität zu beschäftigen. Die Aufgabe war nicht leicht lösbar, da es noch keine Vorläufer für die- ses Werk gab und so unterschiedliche Fachdisziplinen wie die Pflanzen- soziologie, Ökologie, landwirtschaftliche Nutzung und Naturschutz zu berücksichtigen waren. Da es aber immer weniger Personen gibt, die noch umfassende Kennt- nisse zur Artenzusammensetzung und Ökologie artenreicher Wiesen und Weiden haben, war diese Publikation überfällig. In einer Reihe von Naturräumen Bayerns sind extensiv genutzte Wiesen und Weiden mit ihrer typischen Artenausstattung seit Jahrzehnten nicht oder kaum mehr vorhanden. Selbst im Berchtesgadener Land muss man die wenigen Reste artenreicher Grünländer suchen, da dauergrüne und intensiv ge- nutzte Flächen heute vorherrschen. So kennen nur noch ältere Bürgerin- nen und Bürger blütenreichen Wiesen aus ihrer Kindheit. Dieses freilandtauglichen Werk gibt erstmals einen Überblick über 23 Haupt- und über 40 Subtypen verschiedenen Grünlandtypen Deutsch- lands. Die Bearbeitungszeit von drei Jahren reichte nicht aus, um die Grünlandtypen der Alpen mit zu bearbeiten. Die bisher getrennt in pflan- zensoziologischen Werken behandelte Typologie wird mit den Aspekten Nutzung und Schutz sowie dem Erkennen der wichtigen Arten zusam- men dargestellt. Die typischen Pflanzenarten zu erkennen ist ein erster Schritt, um Grün- landtypen und Standortunterschiede festzustellen. Strukturmerkmale, kennzeichnende Pflanzenarten und die zentralen Standorteigenschaften erlauben, den jeweiligen Grünlandtyp festzustellen und Aussagen zu dessen Nutzung zu treffen. Zusammen mit einem guten Pflanzenbestim- mungsbuch können damit auch Laien einen Einstieg in die Grünland- kunde finden. Auch das Thema „Grünland in Gefahr“ kommt nicht zu Farbenprächtiger Blühaspekt mit der kurz und es werden Gegenstrategien vorgestellt. Sumpfgladiole (Gladiolus palustris) und der Großen Händelwurz Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt sich am Beispiel der 23 in die- (Gymnadenia conopsea) in einer Pfeifengras-Streuwiese im sem Buch beschriebenen Fauna-Flora-Habitat-Grünlandtypen sehr deut- Berchtesgadener Land. lich: 18 Typen sind in einem ungenügenden, vier in einem schlechten und lediglich einer in einem guten Erhaltungszustand. Dabei wiegt der Das letzte Vorkommen dieser europäisch bedeutsamen FFH-Art Verlust von Elementen der historischen Kulturlandschaft und ihrer Arten in Südostbayern ist wie viele andere besonders schwer, weil er in den meisten Fällen irreversibel ist. Grünlandarten vom Aussterben bedroht, ebenso ihr Lebensraum, die artenreichen Pfeifengraswiesen. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist die Erhaltung eines breiten Damit auch unsere Kinder diese Spektrums von Grünlandtypen und deren Artenvielfalt für die landwirt- Kostbarkeiten noch erleben, muss schaftliche Nutzung die beste Zukunftsstrategie, um dessen Folgen zu wesentlich mehr als bisher für diese vermindern. • herausragenden Grünländer getan werden. Peter Sturm www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 5
Ein Tag für die Saalach Ankunft von ca. 250 Kanuten in Unken, die zu einer Gemeinschaftsfahrt in Lofer gestartet waren. A m 16.September veranstaltete die neu Die Saalach – Allianz war vertreten durch den gegründete Bürgerinitiative „Wasser Bund Naturschutz i.B.e.V., den Österreichischen ist Leben – Rettet die Saalach“ einen Naturschutzbund, die Kanuverbände beider Län- Aktionstag in Unken an der Saalach. An- der und den Bezirksfischereiverein Saalachtal. lass war das geplante Ausleitungskraftwerk an Die Allianz setzt sich seit Jahren für den Erhalt der Saalach zwischen Unken und Schneizlreuth. und die weitgehende Renaturierung der Saalach Dabei besteht die Gefahr, dass der Flussabschnitt ein. Ihr Programm orientiert sich an der „Resolu- auf einer Länge von 7 Km zu einem Rinnsal ver- tion und Selbstverpflichtung“ der Bürgermeister kommt. Dieser Abschnitt ist bisher noch völlig na- aller Saalach Anliegergemeinden aus dem Jahr türlich und wildromantisch. Daher informierten die 2001. Leider erinnert sich keiner der Verantwort- betroffenen Organisationen die vielen Besucher lichen mehr an sein Versprechen mitzuhelfen die über ihre Gründung zur Ablehnung des geplanten Saalach zu erhalten und in einen guten ökologi- Wasserkraftwerkes. schen Zustand zu versetzen. Die Touristiker im Saalachtal werben mit dem Ein besonderer Höhepunkt des Tages war die Slogan „Wilde Wasser“ die zum Wandern, Baden Ankunft von ca. 250 Kanuten, die zu einer Ge- und Verweilen einladen für ihre Gemeinden. Durch meinschaftsfahrt in Lofer gestartet waren. Mit den Kraftwerksbau befürchten sie starke finan- Trillerpfeifen und Hupen machten sie darauf auf- zielle Einbußen. Eine intakte Natur ist die Existenz- merksam, dass sie sich die international bekannte grundlage für den Fremdenverkehr im Pinzgau. Wildwasserstrecke nicht durch ein Ausleitungs- 6 BUND Specht
Raftingunternehmen ermöglichen auch Urlaubern das Wildwassererlebnis. kraftwerk zerstören lassen wollen. Auch nach Einschätzung der Outdooranbieter wären Rafting- touren und Kanufahrten in der sieben Kilometer langen Ausleitungsstrecke nicht mehr möglich. Dies würde ebenfalls zu Einbußen im Fremdenver- kehr führen, da Wassersport im Saalachtal traditi- onell etabliert ist. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden von den Fischern unter der tatkräftigen Hilfe vieler Kinder BN und Saalach-Allianz präsentierten sich mit einem junge Äschen in die Saalach eingesetzt. Das Ar- Infostand (Mitte li. Monika Woelfl und Ute Bilmeier) tenhilfsprojekt für die Äsche läuft bereits seit 20 Jahren, erklärte Bezirksfischermeister Reinhold Riedlsberger. Alle Aktivisten, Fachleute aber auch die Besucher waren sich einig, dass der Bau eines Ausleitungs- Beteiligt ist daran auch der Bezirksfischereiverein kraftwerkes ein „Verbrechen an einem der letzten Saalachtal auf bayerischer Seite. Beide Seiten natürlichen Fließgewässerabschnitte im Alpen- befürchten ein Scheitern ihres Artenhilfsprojektes raum“ wäre. durch die Veränderung der Gewässerökologie in der Ausleitungsstrecke. • Erich Prechtl www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 7
Der unsinnige Kampf gegen den Borkenkäfer im Bergwald Abb. 1: Ein Teil der Westseite des Untersbergs, markiert die ungefähre Route des sog. Kniaschnaggla. Der Unfall der Leitung Der von Dr. Müller gegen den ehema- ligen (?) Forstfeind Nummer 1, den Borkenkäfer, M itte August habe ich mich auf dem Alm- aufzugreifen. steig von Hallthurm zum Zehnkaser am Untersberg, dem sog. Kniaschnaggla, Der Aktionismus des Forstbetriebs gewundert über einzelne, mit roter gegen die Käfer Leuchtfarbe nummerierte Fichten. Es handelte Ich finde es völlig unverständlich, wieso überall an sich um vom Borkenkäfer befallene Bäume und den Wegen und Steigen (s. Abb.1) diese Bäume um Windwurf. Dies kann man bei uns überall auf wegen der Borkenkäfergefahr entrindet werden den Bergen beobachten; hier fragte ich mich nur, müssen, wo doch, wie am Untersberg, unzählige unter welchem Risiko in diesem steilen Gelände Fichten in völlig unzugänglichem Gelände stehen. die teilweise schräg stehenden Bäume bearbeitet Dort darf der Borkenkäfer sich dann vermehren werden sollen. wie er will, weil man ihn nicht erreichen kann. Die Borkenkäferpopulation wird somit durch die Wie ich ein paar Tage später erfuhr, hatte sich Waldarbeiter in weiten Arealen allenfalls um we- Ende Juli ein 45-jähriger rumänischer Arbeiter bei nige Prozent vermindert. den Holzarbeiten an diesem Steig an Brustkorb, Wirbelsäule und Bein schwer verletzt. Nicht nur Weiter oben am Steig lagen dann einige entrin- den Berufsgenossenschaften ist bekannt, dass dete Borkenkäferbäume, auch die frisch entrin- Waldarbeit zu den gefährlichsten Tätigkeiten über- dete Spitze einer sehr großen Fichte, deren haupt zählt, dies muss umso mehr für die Arbeit Stamm offenbar mit dem Hubschrauber kürzlich im steilen Gelände und bei einem Windwurf gel- ausgeflogen worden war. Ökologisch ist dies eine ten. Dieser Unfall hat mich veranlasst, diesen Ak- Katastrophe, schon weil die geringe Humusdi- tionismus des Forstbetriebs Berchtesgaden unter cke dort oben am Berg dringend jede Biomasse 8 BUND Specht
Abb. 2: Am Reisenkaser auf dem Untersberg, ca. 1.500 m Seehöhe, 10 Jahre nach Kyrill (s. Text). braucht. Am Untersberg, und auch im Lattenge- schwald Bestand. Bei dem aktuellen Überangebot birge, kann man schön die nackten Felsrücken be- an Käferholz müsste es so gehen wie anderswo staunen, die nicht Kyrill sondern der Forstbetrieb in der Wirtschaft bei Überangebot: es gibt eben zurückgelassen hat. Die Begründung damals lau- einen Fichtenausverkauf! tete: Kampf gegen den Borkenkäfer. Abb. 2 vom Reisenkaser am Untersberg aus 2018 zeigt dieses Dr. Müller ist stolz auf 800fm Käferholz, die 2018 traurige Ergebnis, 10 Jahre nach Kyrill und dem am Untersberg entrindet wurden, und behauptet: Eingreifen des Forstamts. «Bisher weitgehend intakte Schutzwälder konn- ten so gerettet werden.» Dies ist m. E. eine völlig Die österreichische Aktion «RespekTiere deine haltlose Behauptung. Wenn der Borkenkäfer den Grenzen» geiselt sogar Hubschrauberrettungsflüge Fichtenbestand vernichtet, bleibt die Schutzwald- als Störung für das Wild; wie soll man dann diese funktion davon unberührt. Dann kommt nicht ein- Art des Holztransports einordnen? mal mehr ein Stein durch, der vorher noch einen Diese Holzgewinnung wäre natürlich auch ökono- Weg durch die Hochstämme hätte finden können. misch eine Katastrophe - wenn es der Steuerzah- Und im Schutz der abgestorbenen Fichten kann ler nicht bezahlen würde. Wann interessiert sich sich dann der natürliche Mischwald entwickeln, endlich der Rechnungshof für diesen Kampf gegen der später der geforderten Schutzwaldfunktion den Käfer, diese teure Rettung der Fichtenmo- besser gerecht werden kann als es der Fichten- nokulturen auf Kosten der Steuerzahler, obwohl monobestand jemals war. An der Fischunkelalm diese Waldstruktur keine Zukunft hat? Die Fichte am Obersee kann man die Entstehung des neuen ist sturmanfällig, durch die Klimaerwärmung und Waldes verfolgen (Abb. 3). Zitat Nationalparklei- Trockenheit gestresst; beides sind auch noch ter Dr. Baier in der SZ: «Da sage noch einer was Bedingungen, die der Borkenkäfervermehrung gegen den Borkenkäfer», «der tut mehr für die Bio- zugute kommen. Die Fichte hat nur noch im Mi- diversität als wir Menschen». www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 9
Abb. 3: Auf der Fischunkelalm 2017: aus einem Fichtenwald entsteht nach dem Borkenkäfer ein Mischwald ohne menschliche Einflußnahme. Der Waldboden im Mischwald ist im Vergleich zum man besser -autobahnen sagen?) begründet, so Fichtenwald in der Lage etwa die vierfache Nie- auch die Unterstützung des Forstbetriebs Berch- derschlagsmenge zu binden und damit die Hoch- tesgaden beim Bau der Straße zur ersten Stütze wassergefahr zu reduzieren. Eine Voraussetzung der Predigtstuhlseilbahn in Bad Reichenhall. Dr. für das Gelingen dieser Umstrukturierung ist der Müller behauptet, die Predigtstuhlbahn sei ver- Verbleib des Totholzes am Ort als wichtige Hu- pflichtet worden, einen Rettungsweg zur ersten musgrundlage, keinesfalls das Herausfliegen der Stütze zu bauen und Herr Max Aicher hätte die Stämme mit dem Hubschrauber, s.o.. Straße sowieso gebaut. Von der Bergwacht weiß ich, sie braucht diese Straße nicht. Welche Gre- Man braucht nicht unbedingt die Waldarbeiter mien haben dies also gefordert? Dr. Müller in einer zum Erhalt des Schutzwalds (höchstens zur for- schriftlichen Antwort: «Dies war eine in die Zukunft cierten Umstrukturierung: Stichwort Fichtenaus- gerichtete Investition, um künftige Pflegeeingriffe verkauf). Die Natur kann dies besser. Aber man im Schutzwald zu ermöglichen und im Fall eines braucht Jäger: Wesentliche Voraussetzung für größeren Schadereignisses bzw. bei Borkenkäfer- das Gelingen des Umbaus ist eine geringe Wild- befall kostengünstiger vorgehen zu können.» dichte in der Aufbauphase des neuen Waldes. Im Mischwald später wird die Wilddichte, auch zur Kann man damit nicht überall Forststraßenbau Freude der Jäger, höher sein können, als sie im begründen? Entstand diese Straße nicht genau Stangenwald jemals war. in dem Mischwald, der uns vor solchen Scha- densereignissen bewahren soll? Wir brauchen Der Forststraßenbau keine Straße zu jeder Fichte, schon gar nicht im Mit dem Kampf gegen den Borkenkäfer wurden Mischwald. Im Naturschutzkonzept des Forstbe- bei uns schon viele Forststraßen (oder sollte triebs Berchtesgaden steht unter 2.5.1: 10 BUND Specht
mein offener Brief vom August 2018 nachricht- lich auch an übergeordnete Stellen, die den Forstbetrieben die Richtung vorgeben. Nur die Politik kann entscheiden, wann hier ein Umden- ken (endlich) stattfinden kann. Wem gehört der Staatsforst? Dem Staat, also uns Bürgern. Wir sollten uns langsam darum kümmern, dass mit unserem Wald und auch mit unseren Steuergeldern nicht weiter so arglos umgegangen wird. Abb.4: Dreizehenspecht Fotos: Dr. med. Michael Wittmann «Im Schutzwald ist die Betriebsintensität auf dieje- Dr. Müller verweist gerne auf die Rechtsaufsicht nigen Maßnahmen zu konzentrieren, die zwingend und meint stur die Anordnung der Regierung von für die Erhaltung oder Verbesserung der Schutz- Oberbayern zur Borkenkäferbekämpfung umset- funktion erforderlich sind.» Ist damit der Bau einer zen zu müssen, die jedoch mit keinem Wort auf Straße vereinbar? Es mussten dieser Straße hun- die Situation im extensiv genutzten, unzugäng- derte Bäume geopfert werden, solch eine Straße lichen Bergwald oder gar Schutzwald Rücksicht am Hang fördert zudem die Erosion, und die nimmt. Und er gibt an, dass «die Bayerischen angrenzenden Bäume an der breiten (!) Schneise Staatsforsten seit Jahrzehnten erfolgreich dem sind verstärkt Windwurfgefährdet. Der Forst för- Ziel folgen, durch eine naturnahe Forstwirtschaft dert den Flächenfraß. standortangepasste Mischwälder zu fördern.» Den Borkenkäfer gab es bei uns immer schon, Davon ist jedoch noch zu wenig zu sehen: im erst man kann immer befallene Bäume direkt an den 20-jährigen Wald (dies ist ein kleiner Teil) des Forststraßen sehen. Die vom Dreizehenspecht Forstbetriebs Berchtesgaden beträgt der Tan- abgesprengten kleinen Rindenstücke sind ein weit nenanteil aktuell 7%, im Gesamtbestand 5%. Das erkennbarer Verdacht auf Käferbefall (Abb. 4). langjährige Ziel für den Gesamtbestand wurde festgelegt auf 12%. Mal sehen, wie lange der Wie geht es weiter? nächste Sturm den Fichten und dem Forst noch Borkenkäfer hilf! Zeit lässt. Der Klimawandel überholt den Wald und Wie lange wollen wir mit Vorschriften und Zu- den Forstbetrieb. Die Konsequenz daraus sollte schüssen überholte Strukturen wie Fichten–Mo- lauten: Lassen wir den Borkenkäfer nur machen! nokulturen schützen in Hinblick auf Klimawandel und Nachhaltigkeit? Vor diesem Hintergrund ging • Dr. med. Michael Wittmann www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 11
Sorgenkind Marzoller Au D ie Jahre 2017 & 2018 ist eine Zeit der Überraschungen, denn vieles ist im Wandel. Durch das soge- nannte Gebiet „Nasse Füße“ des Erlebnispfades ging man trockenen Fußes und Wege für Kinderwägen, Spaziergänger und Radfahrer zeigten deutliche Über- schwemmungen. Besorgnis um „unsere“ Au 2017wandelte sich 2018 zum Ärgernis. War erst ein Vor- zeige Idyll von stattlicher Eiche mit Bank im Wasser, so waren dann etliche Teiche total trocken gefallen. Notmaßnahmen der Fischer retteten unbürokratisch die Fische in den noch vorhandenen Teichen. Die Au, wie sie uns bekannt ist, hat ihren Beginn mit der Wiedervernässung in den 80 èr Jahren.Eine echte Fluss-Auenland- schaft lebt von natürlichen, immer wieder- kehrenden Überschwemmungen, was bei unserer Saalach nicht mehr der Fall ist. Zu tief hat sie sich eingegraben – ein Resultat von Begradigung und Wasserkraftwerk. Beherzte Bürger aus der Sparte der Fischer folgten ihrer Vision und veränderten diese Tatsache mit hohen fachkundigen Arbeits- einsatz. Ihrer Initiative ist die Ausweisung Natura 2000 Gebiet und Fauna Flora Schutzgebiet (FFH) zu verdanken.. Mit ca.140 ha ist die Marzoller Au der süd- lichste Au Wald Rest Deutschlands und eines der kleinsten Natura 2000 Gebiete. Die Bayerischen Staatsforsten und Haupt= Eigentümer, nennen es einen wichtigen „ökologischen Trittstein zwischen den ...die Eiche steht im Wasser Auen des Voralpenlandes und den Le- 12 BUND Specht
bensräumen der Alpen.“ Die Au besteht aus reich strukturiertem Wald der immer wieder mit lichten Freiflächen und Feuchtbiotopen durchbrochen ist. Sie zählt zu dem Lebensraumtypen Schwarzerle – Esche und wird bisher als einziges südbayerisches Refugium für den Tagschmetterling Kleiner Mai- vogel gelistet. Trotz Eschentriebsterben ist dieser Schmetterling hier noch beheimatet. Er benötigt ausschließlich die Eschen zur Eiablage. Mit einer Dauerwaldbewirtschaftung werden Fich- ten und gebietsfremde Bäume entfernt und Au- wald typische Gehölze gefördert. Nicht gerechnet bei diesem Waldumbau wurde mit dem Biber, der eben diese Laubbäume bevorzugt. Eschenscheckenfalter - er zählt zu den geschützten Die Auenlandschaft ist der ideale Lebensraum Arten im FFH-Gebiet für diesen Nager, der dort mindestens schon 5 Jahre seine Spuren erkennen lässt. Nicht nur wird genagt, gefällt und gefressen. Es werden Dämme gebaut und Areale mit großen alten Bäumen unter Wasser gesetzt. Der Grabenbach ist dadurch z.B. in einen Teich sozusagen umgeleitet worden und kehrt erst später, als kleine Wasserfälle, in den Weißbach zurück. Kritisch wurde es im Winter 2017/18 als etliche Teiche austrockneten. Es waren mit Amphibien bewohnte Teiche nähe Klärwerk und ein besonde- Biber-Dynamik - der Teich fiel trocken rer Teich bei dem der Eisvogel angesiedelt war. Weitere Teiche zeigten deutliche Veränderungen wurde sich selbst überlassen. Um Zuständigkeiten der Wasserstände. zu klären, wurde dann 2017ein Wasserrechtsver- fahren beantragt. Dazu gibt es detaillierte Pläne Der Hilferuf der Marzoller Au war somit endlich und Bestandaufnahme mit dem Vorhaben „der stark genug um Gehör zu finden. Vom BN wurde Aktivierung eines Altarmnetzes im Auwald der ein Treffen in der Au mit Vertretern der Ämter Marzoller Au“. Staatsforst, Stadt Bad Reichenhall Tiefbau, Land- ratsamt, Wasserwirtschaftsamt sowie dem Um- Auengebiete sind äußerst wichtig für den Wasser- weltreferenten, Verein der Fischer und Freunde haushalt der Natur. Für die Bürger ist die Marzoller der Marzoller Au Initiiert. Au sowie alle Saalach Auen wichtiges Naherho- lungsgebiet. Bleibt die Au sich selbst überlassen, so Das ingeniöse, aber komplizierte System der Be- sind auch die interaktiven Naturerlebnisstationen wässerung hatte jahrelang funktioniert, weil Herr entlang des Saalach Radweges gefährdet. Pfannenstiel vom Fischereiverein alle Zu und Ab- läufe, alle „Mönche“ regelmäßig gewartet hatte. Eine Auenlandschaft wird sich immer wieder ver- Es bedeutete oft anstrengendes Anpacken, auch ändern, besonders wenn der Biber aktiv mitwirkt Hüfthoch im Wasser zu stehen und war nicht und es bleibt spannend zu beobachten, welche immer ungefährlich. Seit dem Herr Pfannenstiel Veränderungen die Biberaktivitäten in Zukunft be- aus gesundheitlichen Gründen diese Arbeit been- wirken werden. Ausgetrocknete Teiche sollten es den musste und an die Stadt Bad Reichenhall die- jedenfalls nicht sein. ses „Erbe“ weitergab, geschah nichts und die Au • Monika Woelfel www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 13
Die Birkhuhnbalz am Jenner 2018 in Zeiten der Großbaustelle Foto: Christoph Ruisz S eit dem Frühsommer 2017 ist für die Wild- Fauchend, gurrend und flatternd wurden von tiere am Jenner nichts mehr wie es war: jedem Hahn einige Quadratmeter gegenüber Im Zuge der Neuerrichtung der Jennerbahn Konkurrenten verteidigt, auf denen man sich den finden seither beträchtliche Bauarbeiten hoffentlich zusehenden Hennen in voller Pracht und Geländeveränderungen statt. Die Bergstation präsentieren konnte. Unerwartet und wohl auf die und die Liftstützen wurden vollständig abgebro- zuvor geschehenen Eingriffe zurückzuführen war chen und durch Neubauten in verschiedenen allerdings die Eröffnung eines kleinen, weiteren Stadien der Fertigstellung ersetzt. Die bestehende Gemeinschaftsbalzplatzes an einer ungestörten schmale Fahrstraße, die vom Mitterkaser am Stelle, an der seit Jahren immer nur ein einzelner Vogelstein vorbei zur Bergstation führt, wurde Birkhahn aktiv gewesen war. Bis zu drei Hähne ergänzt bzw. ersetzt durch eine breite, für Schwer- rauften nun um das ruhige Flecklein, und auch lastverkehr taugliche Baustraße mit umfangrei- die Hennen versammelten sich ausschließlich chen Geländeabtragungen und Aufschüttungen. um diesen Nebenschauplatz herum. Obwohl der Diese Trasse führt nun direkt über den größten Hauptplatz also weiterhin von den robustesten Gemeinschaftsbalzplatz der Birkhühner weit und Hähnen genutzt wurde, fanden sich statt der breit. Die Auswirkungen der Fahrtätigkeiten und 2017 noch sieben nun nur noch maximal fünf der Baumaßnahmen, die mit kurzen Unterbre- Vögel auf dem großen Hang ein. Und die deutlich chungen auch den Winter über bis in den Beginn empfindlicheren Hennen mieden den veränderten der Vorbalz hinein durchgeführt wurden, konnten Gemeinschaftsbalz völlig – eine Situation, die sich nicht vorhergesagt werden – würden sich Hähne nach Beendigung der Bauarbeiten und Wieder- und Hennen weiterhin am seit Menschengeden- herstellung der ursprünglichen Geländeformen ken genutzten Platz einfinden? Erst am 30.03., hoffentlich wieder zurück entwickelt. Durch die etwa ein bis zwei Wochen nach dem üblichen jah- sommerliche Beobachtung einer Birkhenne mit reszeitlichen Beginn der Balz, wurden die Arbeiten Küken ist die erfolgreiche Fortpflanzung zumin- eingestellt und die Baustraße gesperrt. Entspre- dest für heuer nachgewiesen, allerdings darf der chend unklar war die Entwicklung der Balzak- Druck auf dieses letzte größere Vorkommen des tivität, die das ganze Frühjahr über regelmäßig Birkhuhns im Gebiet nicht zum Dauerzustand beobachtet wurde. werden. Eine Schwächung oder gar Verdrängung dieser örtlichen Population würde eine erhebliche Erfreulicherweise dauerte es nicht lange, und die Lücke in das empfindliche Netzwerk aus verstreu- Birkhähne versammelten sich im Morgengrauen ten Einzelvorkommen reißen. wieder auf ihren angestammten Plätzen zur Balz. • Mag. Toni Wegscheider, Biologe 14 BUND Specht
Flächenfrass - auch im Berchtesgadener Land ein heißes Thema ...und muss inbedingt auf dieser grünen Wiese unmittelbar daneben neu gebaut werden? Ist dieses gut erhaltene Landratsamt wirklich nicht mehr zu sanieren... F ast jeden Tag geistert es durch die Medien. jetzt ein neues Landratsamt auf der grünen Wiese In einer Größenordnung von 18 Fußball- direkt nebenan entstehen. Mit Ermächtigung des feldern gehen in Bayern täglich dringend Kreistags konnte von der Congregatio Jesu (Eng- benötigter Lebensraum und Nutzflächen für lische Fräulein) eine Grünfläche mit ca. 20.000 Pflanzen und Tiere verloren. Das Volksbegehren m2 (zu einem fairen Preis, so betont der Landrat) „Betonflut eindämmen“, bei dem der BUND Natur- angekauft werden. Eine Wiesenfläche, die bisher schutz Mitinitiator war, wurde vom Bayerischen intensiv für die Landwirtschaft genutzt wurde. Für Verwaltungsgericht am 17. Juli 2018 mit dem die Umwelt heißt das: es geht wieder eine Fläche Hinweis auf formale Mängel abgelehnt. In vielen verloren, die als Futter für die Kühe dient, die ent- Regionen gehen Menschen gegen Gewerbege- sprechende Mengen Gülle aufnehmen kann, die biete, Straßenbauprojekte und Einkaufszentren unverdichtet ist, also das schnelle Abfließen von auf der grünen Wiese auf die Straße. Die Bürger (Stark)Regenfällen verhindert, die als Lebensraum fordern den achtsamen Umgang mit den noch für Insekten und Kleintiere dient und vielen Vögeln vorhandenen Ressourcen. Wie sieht dieser acht- Nahrung bietet. Würde man eine Ökobilanz für same Umgang mit den Ressourcen in unserer Re- den Neubau des Landratsamtes aufmachen und gion aus? Schauen wir doch mal vor die Haustür. dazu noch die Vernichtung des Baumaterials beim Lange müssen wir nicht nachdenken und schon alten Landratsamt einfließen lassen, käme ein ver- fällt uns das geplante neue Landratsamt ein. Das nichtendes Ergebnis dabei heraus. Hauptgebäude wurde 1978 gebaut, der Ostflü- Im Zeitalter der Digitalisierung, d.h. von jedem Ort gel 2007 angebaut. Die gerade einmal ca. 40 und zu jeder Zeit alles erledigen zu können, fragt und 10 Jahre alten und gut erhaltenen Gebäude man sich wirklich, ob das Gesamtkonzept für ein sollen jetzt der Abrissbirne ausgeliefert werden. neues Landratsamt noch stimmig ist. Wer geht Relativ große Parkplatzflächen sind rund um das in ein paar Jahren noch persönlich zum Landrat- jetzige Landratsamt angeordnet. Da muss man samt? Wie viele Mitarbeiter werden lieber vom nicht lange nachdenken, um auf die Idee zu kom- Homeoffice aus arbeiten? Selbst Besprechungen men, dass man die Autos geschickter in einem laufen heute problemlos per Bildschirm über das Parkhaus unterbringen könnte, um auf den frei Internet. Kann es sein, dass in ein paar Jahren im gewordenen Flächen neue Büros erstellen zu kön- neuen Landratsamt Büros leer stehen werden, da nen. Dem Normalbürger erschließt es sich nicht, die Mitarbeiter zu Hause arbeiten und die Kunden dass man Büros aus den 70er Jahren nicht mehr ihre Anliegen per Computer erledigen? sanieren kann - vom 10 Jahre alten Ostflügel ganz Als Begründung für den Neubau wurden u.a. zu schweigen. Auch ein Hinweis darauf, dass der auch Klimaschutzziele des Landkreises in punkto Neubau „nur“ ein paar Millionen teuer wäre (ca. Nachhaltigkeit angeführt. Als nachhaltig kann der 37,5 Mio. für den Neubau und 32,5 Mio. für die Neubau auf der grünen Wiese und zudem noch in Sanierung), als eine Sanierung und Erweiterung einer Biosphärenregion jedoch in gar keinem Fall des bestehenden Landratsamtes, macht die Sache gewertet werden, bestenfalls als sinnfreie Wort- nicht besser. Anstatt vorbildlich vorzugehen, soll hülse. •Ute Billmeier www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 15
Der Blaueis- gletscher: a u r i g e r ein tr Rest! Der Blaueisgletscher 2005... E nde September 2018, es ist genau der hen hat. Das besondere des Klimawandels, den richtige Zeitpunkt, um auf die Blaueishütte wir erleben, ist also das Tempo und der extreme zu gehen. Um das anzusehen, was früher Ausschlag. Das macht nicht die Natur, das ist der einmal der Blaueisgletscher genannt wurde. Mensch! Eine einzige Generation bemerkt den Dass er schwindet und es allen Gletschern der Klimawandel normalerweise nicht. Wenn es aber Alpen schlecht ergeht, ist bekannt. Ihre geringste dann doch so ist, dass man oben steht und im Dimension haben sie kurz vor dem Winterbeginn. Rückschau nimmt, wird klar, dass wir dringend Wenn man dann oben steht, am 30 September, etwas an unserem Lebensstil ändern müssen. ganz nahe dran, dann wird es klar: das ist kein Gletscher und kein Blaueis mehr. Das ist nur noch traurig. • Ulrich Scheuerl ...und 2018 Das Thema Klimawandel ist derzeit allgegenwär- tig. Endlose theoretische Debatten gibt es. Bei uns kann man ihm sozusagen zuschauen. Obwohl sich die Fachleute mittlerweile ziemlich einig sind, dass es einen vom Menschen verursachten Klimawan- del gibt, soll der Hambacher Forst zur Braunkohle- gewinnung abgeholzt werden. Die Solarförderung wurde zum Stiefkind und der jährliche Zuwachs gedeckelt. Mobilität wird trotz Dieselaffäre und drohenden Fahrverboten nach wie vor über das Auto definiert und unser öffentlicher Verkehr bleibt auf einem sehr bescheidenen Niveau, stän- dig auf der Suche nach neuen Parkplätzen für die aus allen Nähten platzende Tourismusflut. Aber zurück zum Blaueisgletscher. Bilder, die noch gar nicht so alt sind, zeigen ihn in voller Mächtigkeit und ältere Semester können sich noch erinnern, wie er vor fünfzig Jahren ausgese- 16 BUND Specht
Kreisgruppe Berchtesgadener Land EI N L A D U N G zur Jahreshauptversammlung am Donnerstag, den 13. Dezember 2018 um 19.30 Uhr Bürgerbräu, Bad Reichenhall, Am Rathausplatz Tagesordnung: 1. Eröffnung durch die 1. Vorsitzende 2. Tätigkeitsberichte 2.1 Kreisgruppe mit Ausspache 2.2 Ortsgruppe mit Aussprache 3. Bericht des Schatzmeisters und des Kassenprüfers mit Entlastun 4. Besprechung und Beschluss Haushaltsplan 2019 5. Wünsche und Anträge 6. Filmbeitrag - Wie alles mit allem zusammenhängt Ende ca. 21.30 Uhr Bad Reichenhall, den 2310.2018 Rita Poser, Kreisvorsitzende Ute Billmeier, Ortsvorsitzende www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 17
Verkehr oder wie erschafft man immer neue Mobilitätskonzepte Man spricht ja nicht umsonst von „Ver- kehrsströmen“, die sich ebenso wie ein Fluss immer den bequemsten Weg sucht. Da die öffentliche Hand seit jeher mit sehr knappen Mitteln immer mehr für die größer werdende Infra- struktur zahlen musste, hat man den ÖPNV ausgehungert. Wenn man sich nicht bald zu einer große Verkehrs- wende entschließt, können wir den Zusammenbruch aller Systeme selbst noch erleben. Es ist einfach gesagt, aber es erfordert eine gewaltige An- strengung aller Beteiligten, hier einen grundlegenden Systemwechsel anzu- stoßen. Den Individualverkehr wird es im ländlichen Raum für die ansässige Bevölkerung immer geben müssen. Ob In Sachen Bahnhaltestellen war man schon vor Jahrzehnten einmal weiter, heute dieser Individualverkehr tatsächlich werden vor allem Konzepte gemacht. mit Verbrennungsmotoren stattfinden muss, darf hinterfragt werden. Fest D as Thema Verkehr brennt eigentlich allen auf den Nä- steht jedenfalls, dass dieses Ökosys- geln, nur gibt es dazu reichlich unterschiedliche An- tem Alpen diesem Ansturm von Indivi- sichten. Gerade jetzt bei der Veranstaltung „Mensch dualverkehr nicht mehr gewachsen ist! – Bergwald – Wild“ kam es ganz deutlich zur Spra- Von der Theorie zur Praxis im Berch- che, dass der Lebensraum Alpen enorm überbeansprucht ist. tesgadener Land: Das beginnt dann Alle Ämter, Politiker und Bewohner stellen immer wieder fest, eben mit dem Ausbau der A8 und geht dass wir hier eben kein „Fun-Park“ sind, sondern ein sehr weiter mit der Ortsumfahrung Bad Rei- empfindliches System aus dem Gleichgewicht bringen. Und chenhall in all seinen Varianten, und da spielt der Verkehr eine ganz gewichtige Rolle. Seit einem endet mit all den weiteren Wünschen halben Jahrhundert wurde der Schwerpunkt immer weiter der Ortsfürsten, die gerne noch die auf den Individualverkehr verlegt. Dieser Individualverkehr ist eine oder andere Kreisstraße ausge- auch im ländlichen Raum unverzichtbar, für die hier lebenden baut hätten. Menschen. Und dann wird aber dieser Alpenraum durch die touristische Nutzung mit dem zusätzlichen Individualverkehr Als Gegenvorschlag wäre nur konse- zweifelsfrei überbeansprucht. quent, den Tourist als Individualrei- senden zu lenken, auch um ihm das Der Trend der letzen Jahrzehnte, immer noch mehr Straßen (Verkehrs-) Leben einfacher zu ma- mit Ortsumfahrungen, waghalsigen Brücken und Tunnels chen. Am Parkplatz Königssee stehen hat insgesamt keine Erleichterung erbracht. Nur punktuell im Sommer oft bis zu 4000 Fahrzeuge wurde kurzzeitig entlastet, aber der Verkehr sucht sich recht von Besuchern. Die Parkplätze am Hin- schnell immer wieder den schnellsten und bequemsten Weg. tersee sind bei schönem Sommerwet- 18 BUND Specht
ter tagtäglich überfüllt. Maria Gern quillt über von geht in Piding ganz und gar nicht, das wird mit Fahrzeugen, und am Obersalzberg wird dann auch einem sechsspurigen Ausbau noch viel schlim- auf den Fahrbahnen geparkt und der weitere Ver- mer, egal welche Variante dafür gewählt wird. kehr massiv behindert. Muss das wirklich so sein, Und nicht nur in Piding, auch alle anderen Orte an ist das tatsächlich so gewollt? der BAB sind mehr oder weniger davon betroffen. Und die Kreisstadt Bad Reichenhall möchte ihre Mit dem jetzigen öffentlichen Nahverkehr kann Umfahrung, die schon seit rund 40 Jahren auf der man das nicht ändern. Die Bahn fährt zwar auch Agenda steht. Diese geplante Umfahrung –ob zu den Tagesrandzeiten, aber der Busverkehr kann Kirchholztunnel, Auentunnel oder drei weitere Va- noch nicht einmal von den Touristen sinnvoll ge- rianten- schafft aber auch nur eine punktuelle Ent- nutzt werden. Der hier weilende Urlauber kommt lastung, die dann wieder zu Lasten der Nachbarn nicht vor 06:00 Uhr zu seinem Ausganspunkt für eine Bergwanderung, und er kommt am Abend geht. Hier gilt KONUS Peter Renoth • von dort auch nicht mehr zurück. Er kommt auch Hier gilt KONUS nicht vom Königssee zurück, wenn er mit seiner Familie oder Freunden dort noch zu Abend essen KONUS gilt außerdem auf der ... und etwas trinken will, um 19:29 fährt der letzte Linie S1 Albtalbahn zwischen Karlsruhe inkl. Stadtgebiet, KONUS Bad giltHerrenalb außerdem überauf der ... Tarifwabe 100 Bus, Maria Gern 17:42, Kugelmühle 17:50, Ober- Ettlingen nach Karlsruhe Linie S1 Albtalbahn Ettlingen salzberg 17:39 Uhr, im Sommer! Von koordinier- Karlsruhe inkl. Stadtgebiet, zwischen Bad Herrenalb über Linie S6 Enztalbahn Pforzheim Hbf Tarifwabe 100 Ettlingen zwischen nach Karlsruhe Bad Wildbad und ten Ankunfts- und Abfahrtszeiten am Bahnhof Pforzheim Hbf Rastatt Ettlingen Linie S6 Enztalbahn Pforzheim Hbf Berchtesgaden oder Bad Reichenhall und den zwischen Kulturbahn Bad Wildbad und Bad Herrenalb Buslinie 880 Pforzheim zwischen BadHbfLiebenzell Rastatt Bad Liebenzell dazwischen liegenden Bahnhaltepunkten ganz zu und Pforzheim Hbf Baden-Baden Bad Wildbad Weil der Stadt Kulturbahn Calw schweigen. So kann es auf keinen Fall funktionie- Buslinie 670 Bad Herrenalb Buslinie 880 zwischen Bad Liebenzell Bad Liebenzell Weil der Stadt Baden-Baden und Pforzheim Hbf ren, es ist ganz offensichtlich auch kein politischer Bad Wildbad Calw Buslinie 670 Gestaltungswille vorhanden. Der Schwarzwald Kehl Jettingen ch ch Buslinie zeigt aber was möglich wäre, wenn der Wille dazu 7794 Mötzingen k r e ik r e i Kehl Jettingen Freudenstadt vorhanden ist. Dann ist auch das Geld dafür vor- Offenburg Buslinie Eutingen im Gäu 7794 handen, dann werden Verkehrsverbünde geschaf- Mötzingen F r a nF r a n Freudenstadt Offenburg Eutingen im Gäu fen, die so einen Verkehr auch effizient abwickeln. w w w. o r t e n a u l i n i e . d e Und dazu gehört auch die Wahrheit, dass der In- w w w. o r t e n a u l i n i e . d e dividualtourist nicht jeden Punkt in den Alpen mit Rottweil seinem Fahrzeug direkt anfahren kann, weil die zuständigen Politiker und Fachbehörden es nicht Neufra Rottweil Trossingen Bf Villingen- mehr verantworten wollen, dass in jedem Ge- Schwenningen Neufra birgstal riesige Parkplätze gebaut werden. Und mit Breisach Freiburg Villingen- Trossingen Bf dem Endzustand sollten dann eigentlich alle zu- Breisach Freiburg Schwenningen Donaueschingen frieden sein. Mit einem gut ausgebauten und ver- netzten ÖPNV können sehr viele Menschen dann Neuenburg Donaueschingen auch den Weg von und zur Arbeit damit nutzen. Es Weizen werden zehntauend und mehr Fahrzeugbewegun- Neuenburg Waldshut- gen vermieden, indem die Touristen wirklich den Tiengen Weizen ÖPNV nutzen können und damit auch finanzierbar Lörrach Erzingen Waldshut- wird. Der noch verbleibende Individualverkehr Basel SBB Lörrach Tiengen Erzingen Basel fließt wieder, der Urlauber ist froh, dass er nicht Basel SBB Schwei z im Verkehr erstickt, und ist trotzdem mobil in sei- Basel nem Zielort. Schwei z Verbundgrenze KONUS-Gültigkeitsbereich Aber es ist fraglich, ob es Verantwortliche gibt, Bahnlinie (auch im innerstädtischen Verkehr) XY Endhaltestelle Tarifgebiet KONUS die so eine Vision auch durchsetzen wollen. Denn Verbundgrenze KONUS-Gültigkeitsbereich Bahnlinie (auch im innerstädtischen Verkehr) die Alternativen kennt ja jeder. Man möchte mög- aktuelle Bedingungen unter: XY Endhaltestelle Tarifgebiet KONUS www.KONUS-schwarzwald.info lichst wenig vom Verkehr belästigt werden. Das aktuelle Bedingungen unter: www.KONUS-schwarzwald.info www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 19
Daten, Fakten, Zahlen...!! Was ist los am Amphibienzaun 2018? N ach Wetterkapriolen und ständigen Tem- wegs, so dass am 13.04.2018 der Zaun wieder peraturschwankungen mit Neuschnee abgebaut wurde. 762 Tiere konnten sicher zum Ende Februar 2018 stiegen Anfang März Laichen gebracht werden, soviele wie in den rasant die Temperaturen. Diese Woche letzten 5 Jahren nicht. Wenige überfahrene Tiere geht’s los mit der Wanderung war die Meinung der mussten in diesem Frühjahr gezählt werden. „Der Amphibienexperten und so wurde am 09.03.2018 Zaun ist gut, die Methode mit den Eimern passt der Zaun unter erschwerten Bedingungen aufge- und die Ehrenamtlichen nehmen ihren Job sehr stellt. Teilweise war der Boden noch gefroren und ernst“ bestätigte Monika Wölfel von Bund Natur- allen war klar, das wird eine Knochenarbeit. schutz. Jeden Morgen und jeden Abend wurde abgesucht – egal wie das Wetter und die Tempe- Fleißige Mitarbeiter vom Karlsgymnasium, dem raturen waren. Dafür braucht es eine straffe Orga- BUND Naturschutz sowie dem Vogelschutzbund nisation und zuverlässige Helfer. schafften es dann, am 10.03.2018 trotz widriger Umstände eine gute Barrie zur Straßen aufzustel- • Ute Billmeier len. Natürlich wurde dabei auch für das leibliche Wohl gesorgt. Bereits nach der ersten Nacht waren einige Gras- frösche und Molche in den eingegrabenen Eimern und konnten sicher zum Teich getragen werden. Ab Anfang April waren viele Rückwanderer unter- Fleißige Helfer beim Zaunaufbau in Karlstein (Bad Reichenhall) 20 BUND Specht
„Hoam mech i“ Haus- & Straßensammlung 2018 Sehr erfolgreich waren die fleißigen Naturbotschafter der Grundschulen Bayerisch Gmain, Karlstein und Hei- lingbrunner Straße sowie die 5. und 6. Klassen des Karlsgymnasiums bei der Haus- und Straßensammlung un- terwegs. Unser Dank gilt den engagierten Lehrerinnen und Lehrern und den aktiven Schülerinnen und Schülern für die tolle Unterstützung. Das großartige Sammelergebnis von 5.911,24 “ wird aufgeteilt und fließt ausschließlich in Naturschutzpro- jekte beim Landesverband und in die Kreisgruppe und Ortsgruppe. Kinder der Grundschule Karlstein gegenüber der Biberburg Natürlich werden auch die aktiven Klassen für die Mithilfe belohnt. In diesem Jahr am Thumsee wünschte sich das Karlsgymnasium Zuschüsse zu Ausflügen in die Natur und die Kin- der der Grundschulen erlebten einen interessanten Tag am Thumsee mit einer Biber- führung, einem Biberquiz und einer Eisbelohnung beim Seewirt. • Ute Billmeier www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 21
D Was passiert as Skigebiet am Götschen in der Ge- meinde Bischofswiesen besteht nun bereits seit mehr als 50 Jahren und ist am Götschen? seither einem stetigen Ausbau- und Er- weiterungsprozess unterzogen, dessen Ende nicht abzusehen ist. Alles begann in den Jahren 1964 und 1967 mit einer Flächeninanspruchnahme von ca. 7,5 Hektar um eine Skiabfahrt mit einer und sportpolitische Interessen die weitere Ent- ursprünglichen Länge von ca. 3,2 Kilometern wicklung übernommen. Alpin-Ski-Weltcups fin- und einer Breite zwischen 20 und 25 Metern zu den am Götschen aber schon lange nicht mehr schaffen. Zwischen 1972 und 1999 wurden wei- statt (zuletzt 2002), weil auch die technische tere Rodungen von ca. 18,5 Hektar an Bergwald Beschneiung in der relativ geringen Höhenlage vorgenommen um das Skigebiet zu einem Bundes- zwischen etwa 880 mNN (Talstation) und 1.300 leistungszentrum Ski Alpin zu entwickeln, in der mNN (Bergstation) die dafür erforderliche Schnee- Absicht Alpin-Ski-Weltcups nach Bischofswiesen sicherheit nicht mehr garantieren konnte. Daher zu bringen. Im Zuge einer 2009 genehmigten dauerte es auch nicht lange bis geschäftstüchtige Ertüchtigung der Anlage wurde die weitere Ro- und sportpolitische Interessensgruppen die Aus- dung von etwa 1,5 Hektar genehmigt. Bislang rufung eines „Snowboard-Mekkas“ am Götschen sind somit etwa 27,5 Hektar an Bergwald den propagierten, zumal die neuen Snowboarddiszipli- inzwischen überwiegend technisch beschneiten nen mit geringeren Schneemengen auskommen. Pisten und den damit verbundenen technischen Seitens der Protagonisten war man sich, um von Anlagen gewichen. Das ursprünglich natürliche der Bevölkerung Unterstützung für die Erweiterun- Gepräge des Berges wurde abgelöst, nun fällt dem gen zu bekommen, auch nicht zu schade, immer aus Richtung Hallthurm kommenden Betrachter, wieder die Sicherheit der Sportfördergruppe am beim Anblick auf das Watzmannmassiv, eine häss- Bundeswehrstandort in Strub, die der CJD Christo- liche Narbe ins Auge. Die hohe Bedeutung des phorusschulen und des Tourismus im Allgemeinen Bergwaldes für den Lawinen-, Klima-, Boden- und mit dem Regionalzentrum Ski und Snowboard am Hochwasserschutz blieb am Götschen gänzlich Götschen in Verbindung zu bringen, frei nach dem unbeachtet – vergessen die Murenabgänge Mitte Motto: „Wenn wir nicht bekommen, was wir möch- der 1970er Jahre nach Starkregenereignissen. ten, geht das alles flöten.“ Ein Vergleich mit der Studie von Roth et al. macht Mit Hilfe unterschiedlicher Genehmigungsverfah- deutlich, dass sich bereits zwischen dem Ausbau ren, in bekannter Salamitaktik, werden einzelne des Lifts im Jahr 1996 und der Erhe- Almmagerweide - verschwindet sie demnächst? bung von Zeitler 2003 ein fast voll- ständiger winterlicher Rückzug des Auerhuhns vom Götschenkopf voll- zogen hat – ein drastisches Resultat der damaligen Ausbauschritte und der bis heute andauernden Licht- und Lärmbelastung (Quelle: Toni Wegschneider 2018 „Das Auerhuhn am Götschen (BGL) Erhebung von Lebensraumparametern, Populati- onsverteilung und Veränderungen zwischen 2003 und 2017/18“). Stand anfangs noch die naturver- trägliche Ausübung von Wintersport als Breitensport im Mittelpunkt, haben schon bald wirtschaftliche 22 BUND Specht
nicht eingereicht. So wird u.a. versucht, dass die Forderung des BN nach einem Planfeststellungs- verfahren, mit UVP für alle Maßnahmen und Ein- griffe an Nachdruck verliert. Zudem verdichten sich die Anzeichen, dass künf- tig auch nach Ablauf der Skisaison, also auch im Sommer der Götschen als Trainingsstandort für Snowboarddisziplinen genutzt werden soll, mittels eines sogenannten „Landingbags“ - sieht Auffüllung am Götschen - Materialentsorgung? wie eine riesengroße, überdimensionale und von weitem sichtbare Luftmatratze aus. Bei allen bis- Projekte am Götschen umgesetzt, obwohl nach herigen Genehmigungen sind die Behörden von Ansicht der Kreisgruppe BGL des Bund Natur- ausschließlicher Winternutzung ausgegangen. Die schutz in Bayern e.V. (BN) Maßnahmen, die in im Raum stehende Sommernutzung würde sämt- einem engen zeitlichen Zusammenhang stehen, liche Dimensionen sprengen. Der fortschreitende mittels eines einzigen Planfeststellungsverfahrens Klimawandel, dessen Auswirkungen schon heute zusammen mit einer Umweltverträglichkeitsprü- vielen Menschen auf dem Globus das Leben kos- fung (UVP) für alle Projekte abgehandelt werden tet, spielt aber in Bischofswiesen, entgegen dem müssten. Anders läuft es in Bischofswiesen: Auf Zeitgeist, keine Rolle weil die wirtschaftlichen und dem Verwaltungswege, das heißt, ohne Einbin- sportpolitischen Interessen Vorrang haben. So dung des Gemeinderats, wurde im 2. Halbjahr ist hinsichtlich der im Gemeinderat geführten De- 2017 der Neubau der Bergstation umgesetzt. batte zur Vorstellung des Grobkonzepts im Berch- Der Bauausschuss befürwortete im Januar 2018 tesgadener Anzeiger vom 30.11.2017 folgendes Geländemodellierungen sowie Geländeauffüllun- Zitat nachzulesen: „Bürgermeister Weber wollte gen im Volumen von ca. 12.100 Kubikmetern auf nicht bestreiten, dass der Klimawandel fortschrei- Flächen, die zum Teil in der Alpenbiotopkartierung tet. »Der kommt aber nicht von heute auf morgen. verzeichnet sind, nur kurz nach einem am 28. Erst in den Jahren ab 2040 werden wir uns über November 2017 dem Gemeinderat vorgestellten andere Themen als über Beschneiungsanlagen Grobkonzept für die Sanierung des Sportleis- unterhalten müssen.«“ Die Maßnahmen am Göt- tungszentrums am Götschen, das vor allem die schen sind seit Jahrzehnten von hoher politischer Vergrößerung des Fassungsvolumens des Be- Brisanz, zumal die investiven Maßnahmen für u.a. schneiungsteichs um das Vierfache von derzeit Beschneiungsanlage, Half-Pipe und Flutlichtanlage 3.800 Kubikmetern auf 15.000 Kubikmeter sowie in Höhe von über 4,3 Millionen Euro vollständig eine Erneuerung und Erweiterung der 1998 errich- durch die Allgemeinheit finanziert wurden (Bund teten Beschneiungsanlagen sowie die Errichtung 56%, Land 25%, DSV 5%, Tourismusverband 2%, einer Pumpstation vorsieht. Der konkrete Antrag Gemeinde 12%). Der jeweilige Liftbetreiber trägt hinsichtlich des Grobkonzepts wurde aber noch dagegen den primären wirtschaftlichen Nutzen von Beschneidung und Flutlicht. Dieser politische Zündstoff hat sich durch die Übernahme der Göt- schen Skilift GmbH & Co. KG durch den Fraktions- sprecher der CSU im Jahr 2015 nicht vermindert, im Gegenteil, er beteiligt sich aktiv rege (auch durch Abstimmung) an den Gemeinderatssitzun- gen zum Thema Götschen. Dass der Staat (Bund und Land), trotz Klimawandel, auch die anstehen- den Investitionen über mindestens 2,6 Millionen Euro zu 80% bis 100% bezuschussen wird, ist nach unserer Ansicht ein Zeichen völlig falscher Um- „Wartet“ auf Vergrößerung weltpolitik. • Paul Grafwallner www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de 23
BUND Naturschutz erzwingt Unweltverträglichkeitsprüfung für den Weißbach L eider trifft auch nach zwei Jahren die Be- gen Form nur noch ca. drei Jahre genehmigten zeichnung „Kläranlage ohne Gewässer- Qualität des Kläranlagenablaufs der Gemeinde schutz“ entsprechend dem gleichlautenden Bayerisch Gmain sicherzustellen. – Zum andern im Bundspecht 2016 veröffentlichten sind die an vielen Tagen über sehr viele Stunden Bericht zur Kläranlage der Gemeinde Bayerisch im Jahr mit dem entlasteten Regenwasser in den Gmain unverändert und vollständig zu. Weißbach gelangenden großen Mengen an Fäka- lien, Hygieneartikeln, Plastikteilen und Rohabwas- Trotz zahlreicher naturschutzfachlicher Bemü- serschwimmstoffen sofort zu unterbinden. Leider hungen konnten weder der erste Bürgermeister wird dieser unerträgliche nicht nur ökologische noch die meisten Gemeinderäte davon überzeugt sondern insbesondere auch gesundheitsgefähr- werden, dass eine solche Anlage zuallererst dem dende schon seit vielen Jahren anhaltende Miss- in Bayerisch Gmain nach wie vor fehlenden Schutz stand vom Landratsamt Berchtesgadener Land des Weißbachs, der den Ablauf dieser Anlage (LRA BGL) nicht nur stillschweigend geduldet, aufnimmt, zu dienen hat. Stattdessen floss der sondern bis auf den heutigen Tag sogar noch aktiv weitaus größte Teil der inzwischen investierten ca. unterstützt, wie auch an den vom LRA BGL bisher vier Millionen Euro in eine fachtechnisch belegt acht stets provisorischen Verlängerungsbeschei- sinnlose Rechenanlage und völlig überflüssige den seit Ablauf der ursprünglichen Einleitungs- Fällmittelspeicherung sowie in eine nicht minder genehmigung dieser Entlastungen im Jahr 2007 überwiegend entbehrliche Behandlung des Klär- belegt ist! Von den sehr zahlreichen schon bei schlammes, zumal dieser entgegen allen Regeln kleinsten Niederschlägen vom Verfasser dieses der Technik nicht vor Ort aufbereitet sondern Artikels nachgewiesenen Schadstoffausträgen ohne jeden ökologischen Sachverstand unter aus diesen Entlastungsanlagen sind beispielhaft hohem Aufwand über eine Entfernung von 100 km die am 04.01.2018 und 09.03.2017 aus dem Re- bis nach Oberösterreich transportiert wird. Dass genüberlaufbecken und aus dessen Zulaufkanal diese hohen Kosten sehr viel nutzbringender an unmittelbar in den Weißbach strömenden hochpa- anderer Stelle investiert werden hätten müssen, thogenen Abwassereinleitungen dargestellt. wird vor allem sowohl an den künftigen Ablaufan- forderungen als auch an der dringend notwendi- Obwohl die Ortsgruppe Bad Reichenhall und die gen Sanierung des nach den Regeln der Technik Kreisgruppe Berchtesgadener Land des BUND völlig überalterten zum gemeindlichen Kanalnetz Naturschutz die Gemeinde wiederholt aufforderte, gehörenden Regenüberlaufbeckens samt Zulauf- diesen seit Jahren bestehenden rechtswidrigen kanal deutlich, aus welchem der Weißbach häufig Tatbestand der Gewässerverunreinigung zu be- mit Fäkalien unmittelbar beaufschlagt wird: heben, reagierte der Erste Bürgermeister stets nur mir Ablehnung. Leider verschärfte sich der So sind zum einen schon in naher Zukunft nach Widerstand des Gemeindeoberhauptes noch nach- der innerhalb der Europäischen Wasserrahmen- haltig durch dessen wiederholt strikte Weigerung richtlinie (WRRL) geltenden Oberflächengewässer- auf Einsichtnahme in die Bestandspläne dieser verordnung (OGewV) für den Weißbach erheblich schadensverursachenden Einrichtungen, obwohl verschärfte Anforderungen an die in ihrer jetzi- unter stets erfolgter Berufung auf das Bayerische 24 BUND Specht
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