April II 2022 Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
April II 2022 Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
Der Inhalt dieses Berichtes darf ganz oder teilweise nur mit unserer schriftlichen Genehmigung veröffentlicht, vervielfältigt, gedruckt oder in Informations- und Dokumentationssystemen (in- formation storage and retrieval systems) gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden. © Infratest dimap, Alt-Moabit 96a, 10559 Berlin
Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung .................................................................................................................. 1 Keine Einigkeit zum Ukraine-Kurs der Bundesregierung .................................................. 2 Zuspruch zu Flüchtlingsaufnahme und finanziellen Hilfen, Lieferung schwere Waffen umstritten .................................................................................................................................. 3 Mehrheit für schrittweise Beendigung von russischen Gas- und Ölimporten ................ 6 Regierungszufriedenheit rückläufig, Grüne am stärksten bewertet................................. 7 Politikerzufriedenheit: Baerbock und Habeck bleiben vorn, Scholz verliert ................. 10 Bewertung von Scholz: umsichtig, aber wenig überzeugend in der Kommunikation . 11 Sonntagsfrage: wenig Bewegung, Linke nur noch bei 3 Prozent .................................. 12 Studieninformation................................................................................................................. 14
Zusammenfassung Der Krieg in der Ukraine bestimmt seit mehr als zwei Monaten die bundespolitische Agenda und sorgt zunehmend für innenpolitische Kontroversen. Zum aktuellen Kurs der Bundesregierung besteht in der Bevölkerung keine Einigkeit. Knapp vier von zehn bewerten die Politik der Ampel-Koalition seit dem russischen Einmarsch als angemessen, für 41 Prozent geht die Reaktion der Bundesregierung nicht weit genug, für jeden Siebten geht sie bereits zu weit. Als mehrheitlich angemessen bezeichnen die Bundesbürger die Aufnahme und Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland, aber auch die finanziellen Hilfen gegenüber der Ukraine. Hinsichtlich der diplomatischen Anstrengungen Deutsch- lands zur Beilegung des Konflikts gehen die Meinungen dagegen auseinander. Vier von zehn betrach- ten sie als angemessen, ebenso vielen genügen sie jedoch nicht. Alles andere als einig sind sich die Bundesbürger auch in der Frage von Waffenlieferungen. In der Entscheidung über Militärhilfen für die Ukraine setzen zwar 52 Prozent der Deutschen auf Entschlos- senheit und Härte gegenüber Russland, vier von zehn jedoch auf Zurückhaltung, um Russland nicht zu provozieren. Zugleich sprechen sich derzeit nur 31 Prozent dezidiert für weitergehende Anstrengun- gen aus. Für ein gutes Drittel gilt die bisherige Unterstützung der Ukraine mit Waffen dagegen als angemessen, während sie für jeden Vierten bereits zu weit geht. Sichtbar uneins sind sich die Deut- schen in der konkreten Frage zur Lieferung schwerer Waffentechnik wie Panzer. Klare Fürsprecher finden sich allein in den Reihen von FDP und Grünen. Die deutsche Sanktionspolitik gegenüber Russ- land gilt bei einem Drittel als angemessen. Die Hälfte pocht dagegen auf einen schärferen Kurs. Zu- gleich jedoch bleiben die Bundesbürger gegenüber schnellen Boykottschritten bei Öl- und Gas- Importen äußerst zurückhaltend. Einen sofortigen Importstopp von russischen Energieträgern unter- stützt nur jeder Fünfte, über die Hälfte spricht sich für eine schrittweise Beendigung von russischen Energie-Importen in den kommenden Jahren aus, jeder Fünfte möchte an ihnen sogar grundsätzlich festhalten, darunter doppelt so viele Ost- wie Westdeutsche. Angesichts keineswegs eindeutiger und widerspruchsfreier Vorstellungen der Bürger von einer ange- messenen Ukraine-Politik fällt es der Berliner Ampelkoalition momentan schwer, eine Mehrheit der Bevölkerung mit ihren Regierungsleistungen zu überzeugen. Momentan überwiegt die Kritik an ihrer Arbeit. Allerdings kommen die Bündnispartner mit dem aktuellen Krisenkontext unterschiedlich zu- rande. Ungewöhnlich ist, dass nicht die Kanzlerpartei, sondern einer der kleineren Koalitionspartner im Bürgerurteil am besten abschneidet. Die Grünen-Partei punktet mit ihrer Regierungsarbeit bei vier von zehn Wahlberechtigten, die SPD bei einem guten Drittel, ebenso wie die FDP. Gleichzeitig erzielen die Grünen-Koalitionsspitzen derzeit die größten Sympathien in der Bevölkerung. Während Außenmi- nisterin Baerbock und Wirtschaftsminister Habeck mit Bestwerten die Politikerliste anführen, fällt Olaf Scholz auf den niedrigsten Wert seit Übernahme des Kanzleramts. Den vor der Bundestagswahl be- stehenden Erwartungen an seine Person wird der SPD-Amtsinhaber aktuell nur zum Teil gerecht. Wa- ren sich im vergangenen September zwei Drittel sicher, dass er dem Amt des Bundeskanzlers ge- wachsen sei, gelangt nunmehr knapp die Hälfte zu diesem Urteil. Statt sechs von zehn sind aktuell 37 Prozent der Ansicht, dass er das Land gut durch Krisen führen kann. 64 Prozent haben dabei keine Zweifel, dass der Kanzler momentan umsichtig handelt. Schwerer wiegen Fragen der Politikvermitt- lung. Für nur jeden Vierten kommuniziert der Kanzler überzeugend. Im Ergebnis findet auch sein per- sönlicher Kurs im Ukraine-Krieg nur bei jedem Dritten Anklang. In der bundespolitischen Stimmung ergeben sich nur wenig Veränderungen. Die CDU/CSU legt zu Mo- natsbeginn geringfügig auf 26 Prozent (+1) zu, die SPD hätte unverändert 24 Prozent in Aussicht. Die Grünen verlieren leicht und könnten mit 18 Prozent (-1) rechnen, AfD und FDP weiterhin mit 11 bzw. 9 Prozent. Die Linke liegt mit 3 Prozent (-1) schwächer als zu Beginn des Monats. Seit der Fusion von PDS und WASG lag die Partei im ARD-DeutschlandTREND durchweg besser als aktuell. Die PDS hatte letztmalig im Dezember 2003 in der Sonntagsfrage ähnlich schlecht abgeschnitten. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____1
Keine Einigkeit zum Ukraine-Kurs der Bundesregierung Der Ukraine-Krieg bestimmt derzeit die bundespolitische Agenda und sorgt zunehmend für innenpoli- tische Kontroversen. Zum Regierungskurs im Ukraine-Krieg besteht in der Bevölkerung keine Einigkeit. Weiterhin ist für knapp vier von zehn (36 Prozent; -1) die Politik der Ampel-Koalition seit dem russi- schen Einmarsch angemessen, für 41 Prozent (-4) und damit etwas weniger als zu Monatsbeginn geht die Reaktion der Bundesregierung nicht weit genug, für jeden Siebten (15 Prozent; +4) geht sie be- reits zu weit. ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Reaktion der Bundesregierung auf russischen Einmarsch in die Ukraine Parteianhänger zu weit angemessen nicht weit genug AfD 47 17 24 41 36 CDU/CSU 10 39 48 SPD 8 53 31 15 FDP 7 35 57 geht zu weit angemessen geht nicht weit genug Grüne 4 41 54 +4 -1 -4 zu weit angemessen nicht weit genug Russland ist Ende Februar in die Ukraine einmarschiert. Ist aus Ihrer Sicht die bisherige Reaktion der Bundesregierung auf den russischen Einmarsch angemessen, geht die Reaktion der Bundesregierung zu weit oder nicht weit genug? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April I 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Unterschiedliche Bewertungen hinsichtlich der aktuellen Ukraine-Politik der Bundesregierung beste- hen in den Reihen der Koalitionsparteien. Von den SPD-Anhängern (53 Prozent) hält über die Hälfte den derzeitigen Regierungskurs für angemessen. Unter den Wählern von Grünen (54 Prozent) und FDP (57 Prozent) überwiegt dagegen jeweils die Forderung nach weitergehenden Schritten. Von den Uni- ons-Anhängern favorisiert knapp die Hälfte (48 Prozent) eine stärkere Reaktion Deutschlands, wäh- rend vier von zehn (39 Prozent) die Regierung mit ihrer Ukraine-Politik unterstützen. Jeder zweite AfD- Anhänger (47 Prozent) lehnt den Berliner Regierungskurs im Ukraine-Konflikt als überzogen ab. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____2
Zuspruch zu Flüchtlingsaufnahme und finanziellen Hilfen, Lieferung schwerer Waffen um- stritten ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Reaktion Deutschlands auf russischen Einmarsch in die Ukraine Aufnahme und finanzielle Unterstützung diplomatische Unterstützung der Ukraine Sanktions-Maßnahmen Unterstützung ukrainischer der Ukraine Anstrengungen zur mit Waffen gegen Russland Flüchtlinge Beilegung des Krieges 75 59 45 41 42 35 34 31 27 20 14 14 11 10 6 geht zu weit angemessen geht nicht weit genug Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Als mehrheitlich angemessen bezeichnen die Bundesbürger die Aufnahme und Unterstützung ukraini- scher Flüchtlinge in Deutschland (75 Prozent), aber auch die finanziellen Hilfen für die Ukraine (59 Prozent). Weniger einig sind sich die Bundesbürger hinsichtlich der diplomatischen Anstrengungen Deutschlands zur Beilegung des Konflikts, die vier von zehn als angemessen betrachten (41 Prozent), ebenso viele (42 Prozent) jedoch als nicht ausreichend kritisieren. ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Reaktion Deutschlands auf russischen Einmarsch in die Ukraine - Parteianhänger Aufnahme und finanzielle Unterstützung diplomatische Unterstützung der Ukraine Sanktions-Maßnahmen Unterstützung ukrainischer der Ukraine Anstrengungen zur mit Waffen gegen Russland Flüchtlinge Beilegung des Krieges nicht weit nicht weit nicht weit nicht weit nicht weit zu weit angemessen zu weit angemessen genug genug zu weit angemessen genug zu weit angemessen genug zu weit angemessen genug SPD 9 79 8 13 73 10 4 61 28 23 48 22 10 43 42 Grüne 1 81 17 4 69 19 1 52 44 9 44 44 3 26 71 FDP 9 80 9 19 61 17 6 36 55 14 34 52 9 46 45 CDU/CSU 9 84 7 17 66 15 5 41 42 20 38 38 10 38 46 AfD 21 61 9 50 43 6 19 25 46 66 18 10 43 31 14 Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____3
ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Militärische Unterstützung der Ukraine: Bundesregierung sollte eher… Parteianhänger zurückhaltend sein entschlossen agieren 52 AfD 72 17 40 SPD 43 51 CDU/CSU 42 56 FDP 25 72 zurückhaltend sein, um Russland entschlossen agieren, Härte Grüne 18 77 nicht zu provozieren gegenüber Russland zeigen Welche der beiden folgenden Positionen unterstützen Sie eher, wenn es um die militärische Unterstützung der Ukraine geht? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Alles andere als leicht tun sich die Bundesbürger in der Frage von Waffenlieferungen. In der Entschei- dung über Militärhilfen für die Ukraine setzen zwar 52 Prozent der Deutschen auf Entschlossenheit und Härte gegenüber Russland, vier von zehn (40 Prozent) jedoch weiter auf Zurückhaltung, um Russland nicht zu provozieren. Zugleich sprechen sich derzeit nur 31 Prozent dezidiert für weitergehende An- strengungen aus. Für ein gutes Drittel (35 Prozent) gilt die bisherige Unterstützung der Ukraine mit Waffen dagegen als angemessen, während für jeden Vierten (27 Prozent) bisherige Waffenlieferun- gen bereits zu weit gehen. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____4
ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine Parteianhänger dafür dagegen FDP 70 25 45 45 Grüne 67 25 CDU/CSU 53 42 SPD 45 46 dafür dagegen AfD 12 84 -10 +8 Die Bundesregierung hat die Ukraine in den letzten Wochen bereits mit militärischer Ausrüstung und Waffenlieferungen unterstützt. Im Gespräch ist auch die Lieferung von sogenannten schweren Waffen wie Panzern. Sollte Deutschland Ihrer Meinung nach auch schwere Waffen an die Ukraine liefern oder nicht? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zum ARD-DeutschlandTREND im Morgenmagazin April 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe In der konkreten Frage zur Lieferung schwerer Waffentechnik wie Panzer, wie sie vom Kabinett in dieser Woche angekündigt wurde, sind sich die Deutschen zudem uneins. 45 Prozent sprechen sich aktuell dafür, 45 Prozent dagegen aus. Klare Fürsprecher finden sich allein in den Reihen von FDP (70:25 Prozent) und Grünen (67:25 Prozent). Von den Unions-Anhängern äußert sich zwar gut die Hälfte zustimmend (53 Prozent), immerhin 42 Prozent melden dagegen Widerspruch an. Tief gespal- ten präsentieren sich die Anhänger der SPD (45:46 Prozent). Deutlich ablehnend äußern sich die Wäh- ler der AfD (12:84 Prozent). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____5
Mehrheit für schrittweise Beendigung von russischen Gas- und Ölimporten ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Einfuhr von russischem Gas und Erdöl Parteianhänger schrittweise am Import sofortiger Stopp Beendigung festhalten 54 Grüne 40 55 3 CDU/CSU 23 62 13 22 FDP 15 64 19 19 SPD 14 64 17 für sofortigen Stopp für schrittweise am Import AfD 12 31 54 Beendigung festhalten In Deutschland wird weiter über einen Stopp der Einfuhr von russischem Gas und Erdöl und die zu erwartenden spürbaren Folgen für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Ver- braucher diskutiert. Sind Sie wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine für einen sofortigen Stopp der Einfuhr von russischem Gas und Erdöl? Für eine schrittweise Beendigung der Einfuhr von russischem Gas und Erdöl in den kommenden Jahren? Oder würden Sie grundsätzlich am Import von russischem Gas und Erdöl festhalten? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Die deutsche Sanktionspolitik gegenüber Russland gilt bei einem guten Drittel (34 Prozent) als ange- messen. 45 Prozent pochen dagegen auf einen schärferen Kurs. Zugleich jedoch bleiben die Bundes- bürger gegenüber schnellen Boykottschritten bei Öl- und Gas-Importen äußerst zurückhaltend. Einen sofortigen Importstopp von russischen Energieträgern unterstützt nur jeder Fünfte (22 Prozent), über die Hälfte (54 Prozent) spricht sich für eine schrittweise Beendigung von russischen Energie-Importen in den kommenden Jahren aus, jeder Fünfte (19 Prozent) möchte an ihnen sogar grundsätzlich festhal- ten, darunter etwa doppelt so viele Ost- wie Westdeutsche (32:15 Prozent). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____6
Regierungszufriedenheit rückläufig, Grüne am stärksten bewertet ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Zufriedenheit mit der Bundesregierung Parteianhänger sehr zufrieden / weniger / zufrieden gar nicht zufrieden SPD 70 28 39 39 Grüne 69 30 FDP 43 54 18 CDU/CSU 28 69 2 AfD 6 93 sehr zufrieden weniger gar nicht Keine Partei 27 67 zufrieden zufrieden zufrieden -2 -4 +6 ±0 Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April I 2022 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Angesichts keineswegs eindeutiger und widerspruchsfreier Vorstellungen der Bürger bei dem derzeit dominierenden Ukraine-Thema fällt es der Berliner Ampelkoalition momentan schwer, eine Mehrheit der Bevölkerung mit ihren Regierungsleistungen zu überzeugen. Erstmals seit Regierungsantritt über- wiegt die Kritik an der Arbeit des Drei-Parteien-Bündnisses deutlich: 41 Prozent (-6 zu Monatsbeginn) der Wahlberechtigten äußern sich momentan zufrieden, 57 Prozent (+6) unzufrieden. Zu einem positi- ven Urteil gelangen die Anhänger von SPD (70:28 Prozent) und Grünen (69:30 Prozent), während bei den FDP-Anhängern die negativen Stimmen zur eigenen Koalition die Kritik überwiegen (43:54 Pro- zent). Deutliche Kritik kommt aus den Reihen von Union (28:69 Prozent), vor allem aber der AfD (6:93 Prozent). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____7
Die Sicht auf die Regierungsarbeit fällt für die einzelnen Bündnispartner unterschiedlich aus. Eher un- gewöhnlich ist, dass nicht die Kanzlerpartei, sondern einer der beiden kleineren Koalitionspartner im Bürgerurteil am besten abschneidet. Die Grünen überzeugen mit ihrer Regierungsarbeit vier von zehn Wahlberechtigten (43 Prozent), die Sozialdemokraten ein gutes Drittel (37 Prozent), ebenso wie die Liberalen (36 Prozent). ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Zufriedenheit mit Arbeit der Koalitionsparteien 58 57 53 43 37 36 sehr zufrieden / weniger / gar zufrieden nicht zufrieden SPD Grüne FDP Wenn Sie die an der Bundesregierung beteiligten Parteien getrennt betrachten. Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der …? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____8
Die Grünen finden dabei mit ihrer Arbeit nicht nur in den eigenen Reihen (93 Prozent) jeweils größe- ren Rückhalt als SPD (80 Prozent) und FDP (87 Prozent), sie können auch am ehesten über die eigene Anhängerschaft hinaus punkten. Zugleich treten vier Monate nach Amtsantritt der Ampelkoalition Unstimmigkeiten zwischen den Anhängern der drei Koalitionsparteien zutage. So finden SPD und FDP mit ihren jeweiligen Regierungsleistungen allein in der eigenen Anhängerschaft mehrheitlichen Zu- spruch, nicht jedoch in den Reihen ihrer Koalitionspartner. Die Leistungen der Grünen wiederum wer- den zwar von den SPD-Wählern eher positiv beurteilt, keineswegs jedoch von denen der FDP. ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Zufriedenheit mit Arbeit der Koalitionsparteien - Parteianhänger SPD Grüne FDP sehr zufrieden / weniger / gar sehr zufrieden / weniger / gar sehr zufrieden / weniger / gar zufrieden nicht zufrieden zufrieden nicht zufrieden zufrieden nicht zufrieden SPD 80 18 Grüne 93 6 FDP 87 11 Grüne 42 56 SPD 53 44 SPD 38 53 FDP 32 66 CDU/CSU 43 55 CDU/CSU 38 60 CDU/CSU 23 75 FDP 42 56 Grüne 33 62 AfD 11 85 AfD 5 94 AfD 22 74 Wenn Sie die an der Bundesregierung beteiligten Parteien getrennt betrachten. Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der …? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____9
Politikerzufriedenheit: Baerbock und Habeck bleiben vorn, Scholz verliert Getragen ist das momentane Bild von der Grünen-Regierungsarbeit nicht zuletzt durch die populären Koalitionsspitzen der Partei. Außenministerin Annalena Baerbock (56 Prozent; +3) und Wirtschaftsmi- nister Robert Habeck (56 Prozent; +2) führen aktuell die Politikerliste mit persönlichen Bestwerten an. Olaf Scholz verliert dagegen zum Monatsbeginn an Rückhalt und fällt auf den niedrigsten Wert seit Übernahme des Kanzleramts. Mit einem Zuspruch von 39 Prozent (-12) liegt er im aktuellen ARD- DeutschlandTREND hinter SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (44 Prozent; -6) und auch hinter FDP-Finanzminister Christian Lindner (41 Prozent; +2). Mit deutlichem Rückstand auf den SPD-Kanzler folgt im Bevölkerungsurteil Friedrich Merz. Der CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende muss sich wei- terhin mit einem Platz im Mittelfeld zufriedengeben und gibt zum Monatsbeginn Sympathien ab (33 Prozent; -3). ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Politikerzufriedenheit Be- sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden kanntheit Robert Habeck Grüne +2 56 30 86 Annalena Baerbock Grüne +3 56 39 95 Karl Lauterbach SPD -6 44 51 95 Christian Lindner FDP +2 41 49 90 Olaf Scholz SPD -12 39 57 96 Friedrich Merz CDU -3 33 52 85 Marie-Agnes Strack-Zimmermann FDP 25 29 54 Christine Lambrecht SPD -4 20 49 69 Tino Chrupalla AfD ±0 10 37 47 Janine Wissler* Linke -1 8 33 41 Sind Sie mit der politischen Arbeit von …? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April I 2022 / *September 2021 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Kenne ich nicht / weiß nicht / keine Angabe Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges steht die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann verstärkt in der Öffentlichkeit. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag ist mittlerweile gut jedem zweiten Wahlberechtigten ein Begriff und erzielt aktuell mit 25 Prozent einen größeren Zu- spruch als SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (20 Prozent; -4). Auf den letzten Plätzen im Bevölkerungsurteil landen der AfD-Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla (10 Prozent; +/-0) sowie die verbliebene Linken-Vorsitzende Janine Wissler (8 Prozent; -1 zu September). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____10
Bewertung von Scholz: umsichtig, aber wenig überzeugend in der Kommunikation ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Bewertung Olaf Scholz trifft zu trifft nicht zu handelt umsichtig 64 28 ist dem Amt des Bundeskanzlers gewachsen -19 47 44 kann das Land gut durch eine Krise führen -23 37 49 überzeugt mich mit seinem Kurs im Ukraine-Krieg 33 57 kommuniziert überzeugend 27 66 Geben Sie bitte jeweils zu den folgenden Eigenschaften an, ob diese Ihrer Meinung nach auf Bundeskanzler Olaf Scholz zutreffen oder nicht zutreffen. Olaf Scholz … Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu „Deutschland vor der Wahl“ September 2021 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Olaf Scholz kann den vor der Bundestagswahl bestehenden Erwartungen an seine Person in der aktu- ellen Situation nur zum Teil gerecht werden: Waren sich im vergangenen September zwei Drittel si- cher, dass er dem Amt des Bundeskanzlers gewachsen sei, kommen nunmehr 47 Prozent (-19) zu diesem Urteil. Statt sechs von zehn sind nunmehr 37 Prozent der Ansicht, dass Scholz das Land gut durch Krisen führen kann. 64 Prozent haben dabei keine Zweifel, dass der Kanzler momentan umsich- tig handelt. Schwerer aber wiegen Fragen der Politikvermittlung. Für nur gut jeden Vierten (27 Pro- zent) kommuniziert der Kanzler überzeugend. Im Ergebnis findet auch sein persönlicher Kurs im Ukrai- ne-Krieg momentan nur bei jedem Dritten (33 Prozent) Anklang. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____11
Sonntagsfrage: wenig Bewegung, Linke nur noch bei 3 Prozent In der bundespolitischen Stimmung ergeben sich nur wenige Veränderungen. Die Union verbessert sich zu Monatsbeginn geringfügig auf 26 Prozent (+1), die SPD hätte unverändert 24 Prozent in Aus- sicht. Die Grünen verlieren leicht und könnten mit 18 Prozent (-1) rechnen, AfD und FDP weiterhin mit 11 bzw. 9 Prozent. Die Linke, die aktuell von Sexismus-Vorwürfen in verschiedenen Landesverbänden erschüttert wird, liegt mit 3 Prozent (-1) nochmals schwächer als zu Beginn des Monats. Seit der Fusi- on von PDS und WASG lag die Partei im ARD-DeutschlandTREND durchweg besser als aktuell. Die PDS hatte letztmalig im Dezember 2003 in der Sonntagsfrage ähnlich schlecht abgeschnitten. Alle übrigen Parteien kämen zusammen auf einen Wähleranteil von 9 Prozent (+1). ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl 26 24 18 11 9 9 3 SPD CDU/CSU Grüne FDP AfD Linke Andere ±0 +1 -1 ±0 ±0 -1 +1 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Reihenfolge der Parteien entspricht dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April I 2022 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____12
ARD-DeutschlandTREND April II 2022 Wahl- und Umfrageergebnisse Bundestagswahl Zeitverlauf Wahlergebnisse seit 1998 Umfrageergebnisse seit Bundestagswahl 2021 50 50 40 40 30 30 25,7 SPD 26 CDU/CSU 24,1 CDU/CSU 24 SPD 20 20 18 Grüne 14,8 Grüne 11,5 FDP 11 AfD 10 10,3 AfD 10 9 FDP 4,9 Linke 3 Linke 0 0 Nov 21 Dez 21 Jan 22 Mrz 22 Feb 22 Okt 21 Apr 22 1998 2002 2005 2009 2013 2017 2021 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl misst aktuelle Parteipräferenzen und nicht tatsächliches Wahl- verhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____13
ARD–DeutschlandTREND April II 2022 Repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Studieninformation ____________________________________________________________________________ Autorin WDR Elen Ehni 0221 220-1800 Redakteurin WDR Claudia Müller 0221 220-1800 Betreuung infratest dimap Roberto Heinrich 030 533 22-0 Grundgesamtheit Wahlberechtigte in Deutschland Erhebungsmethode Zufallsbasierte Telefon- (davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk) und Online-Befragung Fallzahl 1.314 Befragte (859 Telefoninterviews und 455 Online-Interviews) Gewichtung nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinne- rung Wahlverhalten Sonntagsfrage mit separater Gewichtung Erhebungszeitraum 25. bis 27. April 2022 Schwankungsbreite 2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent 3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent Durchführendes Institut infratest dimap Ansprechpartner infratest dimap Dr. Nico A. Siegel 030 53322-0 Reinhard Schlinkert 0228 32969-3 Roberto Heinrich 030 533 22-0 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D A P R I L I I 2 0 2 2 _____14
Sie können auch lesen