Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich - Deloitte.Radar 2016

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Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich - Deloitte.Radar 2016
Attraktivität des
Wirtschaftsstandortes
Österreich              Deloitte.Radar 2016
Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich - Deloitte.Radar 2016
Chancen entstehen
im Kopf

Mit dem Deloitte.Radar analysieren                 Mit dem Deloitte.Radar 2016 blicken wir
wir seit drei Jahren die Attraktivität des         gemeinsam mit anerkannten Persönlichkeiten
Wirtschaftsstandortes Österreich. Dieser ist für   selbst in den Spiegel: Welche mutigen
unsere Kunden, für unsere 1.200 Mitarbeiter,       Schritte wollen und können wir für
sowie für uns selbst Lebensraum und                zukünftige Chancen setzen?
-grundlage.                                        Diese Chancen entstehen zu allererst in unseren
Es kann niemandem gleichgültig sein, wie           Köpfen. Wir freuen uns daher, wenn Sie uns
wir uns im Wettbewerb mit einer immer              auch an Ihren Gedanken und Meinungen dazu
stärker vernetzten globalen Welt behaupten         teilhaben lassen (radar@deloitte.at).
und ob wir das mögliche Potenzial unseres          Im Namen aller, die an diesem Projekt
Landes sowie unserer Wirtschaft auch               mitgewirkt haben, wünschen wir Ihnen eine
tatsächlich zur vollen Entfaltung bringen.         spannende Lektüre und bedanken uns für Ihr
Mit dem gebündelten Know-how in den                Interesse.
Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,
Consulting und Financial Advisory tragen wir       Ihr/Ihre
tagtäglich dazu bei, das Vertrauen und die
                                                   Bernhard Gröhs            Claudia Fritscher
Zuversicht in die Wirtschaftskraft Österreichs     Managing Partner          Chairwoman
zu stärken. Nur wenn wir die wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Herausforderungen in
unserem Land mutig und entschlossen lösen,
fördern wir auch für künftige Generationen
den Wohlstand.
Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich - Deloitte.Radar 2016
Cockpit
                                                                                            Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs

1       Politisches und                                                                     hat sich 2015 weiter verschlechtert: Der
                                                                                            Indexwert über die sieben von Deloitte
        makroökonomisches                               Politisches und makro-              bewerteten Standortfaktoren sinkt von
        Umfeld                                               ökonomisches
                                                                Umfeld
                                                                                 Tendenz
                                                                                            3,00 im Jahr 2014 auf 2,86 von fünf
                                              Vorjahr
Österreich sieht sich aktuell mit einer der                                                 möglichen Punkten. Dies ist auf die Ver-
geringsten Wachstumsraten Europas,                                                          schlechterung der makroökonomischen
sinkenden Investitionen und einer hohen                                                     Gesamtsituation zurückzuführen.
Staatsverschuldung konfrontiert. Die
gute Beschäftigungssituation wird durch

                                                                                            2
einen anhaltenden Anstieg der Arbeits-
                                                                                                   Unternehmensinfra-
losigkeit getrübt. Die Bewertung sinkt
                                                                                                   struktur und Umfeld
gegenüber dem Vorjahr – kurzfristig ist                    Unternehmens-
keine Besserung in Sicht.                                 infrastruktur und                 Mit seiner gut ausgebauten allge-
                                     S 14                      Umfeld            Tendenz
                                              Vorjahr                                       meinen Infrastruktur zählt Österreich
                                                                                            zu den hochentwickeltsten Standor-
                                                                                            ten. Beim raschen technologischen

3       Regulatorisches
        Umfeld
                                                                                            Fortschritt und der dafür notwendi-
                                                                                            gen IKT-Infrastruktur besteht jedoch
                                                                                            noch Aufholbedarf auf die führenden
Die regulatorischen Auflagen werden als
                                                                                            Innovationsstandorte – hier darf der
größtes unternehmerisches Risiko und
                                                                                            Anschluss nicht verpasst werden.
Investitionshemmnis wahrgenommen.                         Regulatorisches
Österreich fällt dabei im europäischen                       Umfeld                                                                        S 20
                                              Vorjahr                            Tendenz
Vergleich durch einen anhaltend
hohen Bürokratieaufwand, viele

                                                                                           4
Einzelregelungen und vergleichsweise
wenig Flexibilität auf – eine Ent-                                                                 Kosten
spannung ist noch nicht zu erwarten.
                                     S 28                                                   Österreichs Fiskalpolitik schneidet im
                                                                                            Ö
                                                                                            internationalen Wettbewerb sowohl
                                                                                            hinsichtlich der hohen Steuer- und
                                                                                            Abgabenbelastung als auch bei der

5       Innovation, Forschung                                  Kosten
                                              Vorjahr                            Tendenz    Bewertung der Lenkungseffekte
        und Technologie                                                                     schlecht ab. Die Steuerreform war
Österreich zählt zu den überdurch-
Ö                                                                                           ein erster Schritt zur Entlastung des
schnittlich starken Forschungs- und                                                         Faktors Arbeit, allerdings mit einer
Innovationsstandorten in Europa und                                                         überwiegend einnahmenseitigen
konnte in den letzten Jahren die Innova-                                                    Gegenfinanzierung.
                                                                                                                                           S 34
tionseffizienz kontinuierlich verbessern.
Für eine dynamische Startup-Szene sind
der Abbau bürokratischer Hürden und                     Innovation, Forschung
                                                           und Technologie
die Förderung einer stärkeren Private
Equity-Kultur essentiell.
                                     S 38
                                              Vorjahr                            Tendenz

                                                                                           6       Verfügbarkeit von
                                                                                                   Arbeitskräften
                                                                                            Seit Jahren steht eine steigende Ar-
                                                                                            beitslosigkeit bei geringer qualifizierten
                                                                                            und älteren Arbeitnehmern den Eng-

7       Lebensqualität
Materieller Wohlstand und die                            Verfügbarkeit von
                                                                                            pässen bei gut ausgebildeten Arbeits-
                                                                                            und Fachkräften gegenüber. Österreich
                                                                                            hat die große Herausforderung zu
                                                          Arbeitskräften                    meistern, weitere Erwerbspotenziale
Qualität des Lebensstandards sind
                                              Vorjahr                            Tendenz    zu erschließen und das Bildungsniveau
überdurchschnittlich stark ausgeprägt.
                                                                                            kontinuierlich zu steigern.
Beim subjektiven Wohlbefinden
und bei der Einschätzung künftiger                                                                                                         S 46
Möglichkeiten liegt Österreich jedoch
hinter vergleichbaren Staaten zurück,
                                                                                                   z   Dringender Handlungsbedarf
wodurch die hohe Lebensqualität in                                                             zz    Handlungsbedarf
der Wahrnehmung vieler in Gefahr ist.                                                        zzz    Gute Basis für notwendige Verbesserung
                                                                                           zzzz    Standortvorteil mit Verbesserungspotenzial
                                     S 54                                                  zzzzz   Klarer Standortvorteil
                                                           Lebensqualität
                                              Vorjahr                            Tendenz
Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich - Deloitte.Radar 2016
Schlüsselfaktoren geortet
Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes beruht auch in hohem Maße auf der kollektiven Wahrnehmung und Stimmung in der
Bevölkerung. Politik, Unternehmer, Arbeitnehmer und die Gesellschaft als Ganzes müssen sich bewusst sein, auf welche Faktoren es
gerade jetzt ankommt. Wir haben die wesentlichen Ansatzpunkte zusammengefasst.

                                                  Mut       zukunftsorientierten
                                                  zu        Investitionen
                                                                                                  Mut       Vereinfachung
 Mut        Transparenz                          Fokus auf markterweiternde Investitionen         zu
 zu         und Reformen                         von Staat und Unternehmen durch
                                                 • Konzentration auf digitale und                 • Umsetzung der staatlichen
• Konsolidierte Darstellung aller öffentli-        physische Produktinnovationen                    Aufgabenreform zur Deregulierung
  chen Finanzen von Bund und Ländern                                                                und Entbürokratisierung
                                                 • Infrastrukturerweiterungen statt
• Kompetenz- und Aufgabenreform zur                reiner Ersatzinvestitionen                     • Neuregelungen als Chance für
  Beseitigung von Doppelgleisigkeiten,                                                              Reduktion und Vereinheitlichung
  dadurch Reduktion der                                                                           • Schaffung von Freiraum
  Verwaltungskosten                                                                                 und Konzentration auf die
• Reinvestition der frei werdenden                                                                  wertschöpfenden Aktivitäten
  Mittel in Bildung, Forschung und
  Infrastruktur

 Mut sozialer                                                                                             Mut Risiko
 zu Verantwortung                                                                                         zu und Innovation
• Steigerung der Achtsamkeit jedes                                                                      • Erleichterung des Zugangs
  Einzelnen und stärkeres Bewusstsein                                                                     zu Risikokapital und
  für gesellschaftliche Entwicklungen                                                                     Abschreibungsfähigkeit für
• Wertschätzung und Ausbau des                                                                            Risikoinvestments
  zivilgesellschaftlichen Engagements                                                                   • Vereinfachung des
  sowie der sozialen Verantwortung                                                                        F&E-Fördersystems als
  vieler Unternehmen und Bürger                                                                           Innovationsmotor vor allem
• Wahrung und nachhaltige Verbesserung                                                                    im KMU-Bereich
  bzw. Modernisierung des österreich-                                                                   • Etablierung einer „Kultur des
  ischen Sozialstaates                                                                                    Scheiterns“ und Verankerung
                                                                                                          eines breiten „Unternehmer-
                                                                                                          Mindsets“ in der Gesellschaft

                Mut Modernisierung                                         Mut SStrukturbereinigung
                zu der Arbeit                                              zu und Modernisierung
              • Flexibilisierung der Arbeit hinsichtlich Zeit, Ort        • Weitere Entlastung der Arbeitskosten,
                und Compensation, unter Nutzung technischer                 Gegenfinanzierung über strukturelle
                Möglichkeiten und vor einem zeitgemäßen recht-              Maßnahmen
                lichen Rahmen                                             • Vereinfachung des Steuerrechts durch
              • Kontinuierliche Anpassung des (Weiter-)Bildungs-            Reduktion von Ausnahmen
                angebots hinsichtlich Skills, Mindset und Technologie     • Besonderes Augenmerk auf Rechtssicherheit
              • Bewusste Nutzung und Förderung der Erwerbs-                 und investitionsfördernde Maßnahmen in der
                und Kompetenzpotenziale von Frauen, älteren                 Steuerpolitik
                Arbeitnehmern und Migranten
Auf den Punkt gebracht
Deloitte.Radar 2016 – Mehr Mut und neue Chancen für den
Wirtschaftsstandort Österreich

Der Befund zur Wettbewerbsfähigkeit Österreichs war in den letzten Jahren
ernüchternd – der Standort geriet gegenüber den Top-Volkswirtschaften
zunehmend ins Hintertreffen.

Gleichzeitig sorgen globale und kaum beeinflussbare Entwicklungen – minimales
Wirtschaftswachstum, niedrige Zinsen, Migration und Digitalisierung – für eine
pessimistische Stimmung, Unsicherheit und gefühlten Stillstand.

Das führt zu einer zögerlichen und zurückhaltenden Grundeinstellung der
Menschen in unserem Land, wodurch eine positive wirtschaftliche Entwicklung
verhindert wird.

Umgekehrt liegen zahlreiche Rezepte und Ideen vor, wie es wieder aufwärts gehen
kann. Und viele Unternehmen sowie die Zivilgesellschaft zeigen, wie konkretes
Anpacken eine positive Wirkung entfalten kann.

Wir sind davon überzeugt: Für eine Trendumkehr fehlen nicht die Ideen.

Der Schlüssel liegt im Mut jedes Einzelnen – für Veränderungen, neue Wege und
Entschlossenheit.

Dann wird die Wirtschaft wieder vermehrt investieren und es werden neue
Arbeitsplätze geschaffen. Denn Wirtschaften heißt immer auch Entscheidungen
für die Zukunft zu treffen.

Es braucht den Glauben an eine positive Zukunft, an Chancen für wirtschaftlichen
Einsatz und unternehmerischen Erfolg.

Mit dem Deloitte.Radar leistet Deloitte Österreich einen Beitrag dazu.
Mögen viele weitere folgen.
Impressum
Herausgegeben von Deloitte Österreich,
Renngasse 1/Freyung, 1010 Wien,
Bernhard Gröhs (Managing Partner)

Projektleitung: Christian Radauer
Autoren und Redaktion: Armin Nowshad, Marie-Therese Praniess,
Verena Moosbrugger mit den jeweiligen Fachexperten und ihren Teams
Koordination und Beratung: Melinda Mihóczy, Sepp Tschernutter (klar.)
Layout und Satz: Ilse Barth
Inhalt

                EXPERTENRAT
04
                GLOBALER STANDORT-WETTBEWERB
06
                WIE ATTRAKTIV IST DER STANDORT ÖSTERREICH?
12
                  1. POLITISCHES UND MAKROÖKONOMISCHES UMFELD
   14
                  2. UNTERNEHMENSINFRASTRUKTUR UND UMFELD
   20
                  3. REGULATORISCHES UMFELD
   28
                  4. KOSTEN
   34
                  5. INNOVATION, FORSCHUNG UND TECHNOLOGIE
   38
                  6. VERFÜGBARKEIT VON ARBEITSKRÄFTEN
   46
                  7. LEBENSQUALITÄT
   54
                METHODIK
60

Die in einer geschlechtsspezifischen Form verwendeten Begriffe, Bezeichnungen
und Funktionstitel gelten selbstverständlich jeweils für beide Geschlechter.

                                                                               Deloitte Radar 2016 | 3
Expertenrat – gemeinsam für den Standort Österreich
   Im dritten Jahr des Deloitte.Radar wurde der inhaltliche Austausch mit anerkannten Persönlichkeiten aus Wissenschaft
   und Wirtschaft aufgenommen, um wesentliche Aussagen zum Standort umfassender zu beleuchten. Die Mitglieder des
   Expertenrates haben ihrerseits bereits bewiesen, dass man durch Eigeninitiative und Mut vieles schaffen kann.
   Genau das benötigen wir auch für Österreich: Chancen und Zukunftspotenziale entstehen im Kopf – für die Umsetzung
   braucht es aber insbesondere Mut.

   Dkfm. Frank Hensel
   (Vorstandsvorsitzender der Rewe International AG)
                                                                                               „Die Bildungsreform ist ein erster richtiger
                     Als Vorstandsvorsitzender der REWE International AG verantwortet          Schritt. Wenngleich noch vieles zu tun ist, ist vor
                     Frank Hensel die Geschäfte der Handelsfirmen BILLA, MERKUR, BIPA           a
                                                                                               allem die „klimatische“ Auswirkung der Reform
                     und ADEG, den Zentraleinkauf, die Eigenmarken, inklusive der Bio-         --dass es nämlich in Österreich auch in festge-
                     Marke Ja! Natürlich und der Weinkellerei Wegenstein, die Revision,
                     die Unternehmenskommunikation, die Bereiche Nachhaltigkeit und             fahrenen Bereichen Bewegung geben kann –
                     Personal/Personalentwicklung sowie den Vollsortimentsbereich der           von großer Bedeutung.“
                     REWE Group in Italien.

   Mag. Georg Kapsch                                                                            „Österreichs Wirtschaft ist grundsätzlich bereit zu
   (Unternehmer, Präsident der Industriellenvereinigung)
                                                                                                investieren. Aber solche Investitionen müssen wie-
                     Seit Juli 1989 ist Georg Kapsch Mitglied des Vorstands der Kapsch
                     AG und seit Oktober 2001 deren CEO. Weiters ist er seit 2000 CEO           der leistbar werden und sich auch lohnen. Nur so
                     der Kapsch Group Beteiligungs GmbH und wurde im Dezember 2002              kann das Überleben der österreichischen Unterneh-
                     zum Mitglied des Vorstands der Kapsch TrafficCom AG ernannt und
                     ist seitdem auch deren CEO. Im Juni 2012 wurde Georg Kapsch zum
                                                                                                men langfristig sichergestellt werden. Und eines ist
                     Präsidenten der Industriellenvereinigung gewählt.                          klar, nur Unternehmen schaffen Arbeitsplätze.“

                                                                                               „Österreich braucht eines ganz besonders: Eine aus-
   Prof. Dr. Christian Keuschnigg
   (Professor der Volkswirtschaftslehre in St. Gallen,
                                                                                               geprägte Risikokultur. Vor allem ein ausbalancierter
   Direktor des Wirtschaftspolitischen Zentrums Wien)                                          Kapitalmarkt kann nur mit Risikokapital funktionie-
                     Christian Keuschnigg ist Professor für Nationalökonomie an der Uni-       rren – und davon gibt es gerade für Startups noch
                     versität St. Gallen und Direktor des Wirtschaftspolitischen Zentrums in    vviel zu wenig. Es braucht aber viele Gründungen,
                     Wien. Von 2012 bis 2014 leitete er das Institut für Höhere Studien in
                     Wien. Keuschniggs Forschungsinteressen betreffen u.a. Steuerreform,         damit einige wenige zu wirklich großen Unter-
                     Wachstum, Unternehmensfinanzierung, Kapitalmarktentwicklung,                 nehmen heranwachsen und neue Impulse für die
                     Alterung, Arbeitsmarkt sowie die Internationalisierung der Wirtschaft.
                                                                                                 Wirtschaft des Landes geben können.“

   Mag. Dr. h.c. Monika Kircher                                                                „Die Erhöhung der Forschungsprämie ist ein klares
   (Innovationsexpertin, Gründerin der Initiative für Kärnten,
   ehem. Vorstandsvorsitzende von Infineon)
                                                                                               Signal an forschende Unternehmen und Institute –
                    Monika Kircher war von 2007 bis 2014 Vorstandsvorsitzende der              damit wird das Vertrauen in die Rahmenbedingun-
                    Infineon Technologies Austria AG. Sie ist Gründerin der Initiative für      g
                                                                                               gen am Standort gestärkt. Das kann aber nur einer
                    Kärnten, deren Ziel es ist, dem Bundesland Kärnten wieder zu dem
                    Stellenwert zu verhelfen, der diesem eigentlich zusteht. Das besondere
                                                                                               von vielen Schritten sein, um die Attraktivität Öster-
                    Engagement von Monika Kircher gilt seit langem der Forcierung              reichs zu erhöhen. Die Errichtung der gemeinsamen
                    familienfreundlicher Rahmenbedingungen in Unternehmen und der              Plattform Industrie 4.0 weist hier in die Zukunft.“
                    Förderung von Frauen, gerade in technischen Berufen.

   DDr. Regina Prehofer
   (Finanzexpertin, diverse Aufsichtsratsmandate,                                              „Die Umsetzung der Reform der Verwaltungsgerichts-
   ehemalige WU Vizerektorin für Finanzen und Infrastruktur)
                                                                                               b
                                                                                               barkeit und die Überführung in einen zweistufigen Ins-
                     Regina Prehofer war von 2011 bis 2015 Vizerektorin für Finanzen
                     und Infrastruktur an der Wirtschaftsuniversität Wien. Davor war sie in    ttanzenzug geht genau in die richtige Richtung: Entlas-
                     mehreren Vorstandspositionen, unter anderem für die Bank Austria           ttung, Vereinfachung und klare Strukturen – Österreich
                     Creditanstalt AG und die BAWAG P.S.K. Heute ist Regina Prehofer als         braucht mehr von solchen gelungenen Reformen.“
                     Aufsichtsrätin einer Reihe von namhaften Unternehmen tätig.

   Dr. Eveline Steinberger-Kern                                                                „Österreich braucht kluge Infrastrukturinvestitionen,
   (Expertin für Energiewirtschaft, Gründerin der Blueminds-Company)                           um in den Stärkefeldern zum Top-Standort zu wer-
                     Eveline Steinberger-Kern ist Gründerin und Geschäftsführerin von The
                     Blue Minds Company GmbH, einem innovativen Beratungs- und Re-
                                                                                               d
                                                                                               den. Mit voranschreitender digitaler Transformation
                     search-Unternehmen, das sich mit der Transformation des Energiesys-       ssehe ich diese vor allem in der Bioökonomie, im Ma-
                     tems beschäftigt. In der Energie Burgenland AG und UniCredit Bank          n
                                                                                                nagement und Aufbau dezentraler und erneuerbarer
                     Austria AG hält Eveline Steinberger-Kern Aufsichts- und Verwaltungs-
                     ratsmandate.
                                                                                                Energieanlagen sowie in der Prozesseffizienz in den
                                                                                                österreichischen Grundindustrien.“

4 | Deloitte Radar 2016
In einem offenen Diskurs hat sich der Expertenrat mit den positiven und negativen Entwicklungen am heimischen
    Wirtschaftsstandort auseinandergesetzt und diese auf den Punkt gebracht. Dabei zeigt sich das durchaus
    ambivalente Bild des Wirtschaftsstandortes – mit vielen Vorzügen, aber auch klaren Handlungsfeldern.

    Politisches und Makroökonomisches Umfeld

       +   E-Government: in diesem Bereich ist Österreich führend                 _   Staatshaushalt: mangelnde Budgetdisziplin, dringender
           Investitionstätigkeit des Staates: zukunftsorientierte                     Reformbedarf
       +                                                                          _
           Ausgaben, wie Breitbandmilliarde und Hochschulmillionen                    Pensionssystem: fehlende Nachhaltigkeit, inkonsequente
                                                                                      Generationenpolitik
                                                                                  _   Verteilungspolitik: hohe Förderungstätigkeit, fehlende Trans-
                                                                                      parenz und Nachvollziehbarkeit
                                                                                  _   Föderalismus: unklare Kompetenzverteilung lähmt Reformen
                                                                                  _   Finanzmarktpolitik: fehlendes Leitkonzept zur Erhöhung
                                                                                      der Bedeutung des Finanzplatzes Österreich

    Unternehmensinfrastruktur und Umfeld

       +   Energiepolitik: erneuerbare Energien, Elektromobilität und             _   Infrastrukturstrategie: mangelnde Rechts- und
           Energieeffizienzgesetz als Investments in eine nachhaltige                  Planungssicherheit bei großen Infrastrukturprojekten
           Zukunft
       +   Qualität der Infrastruktur: hohes Niveau und Sicherheit
           der bestehenden Netze und Services

    Regulatorisches Umfeld
§     +    Verwaltungsgerichtsbarkeit: größte Reform seit 1920,                   _   Bürokratie: komplexe Gesetzgebung und überbordende
           dadurch Vereinfachung der Verfahren, klare Strukturen                      Regularien
           und Entlastung der Verwaltung                                          _   Komplexität: Vielzahl von Regularien auf allen Ebenen
      +    Aufgabenreform: erste Umsetzungsschritte der                               (EU, Bund, Länder & Gemeinden)
           Deregulierungskommission

    Kosten

       +   Lohnnebenkostensenkung: Faktor Arbeit erstmals                         +
                                                                                  _   Steuerreform: längst fällige Tarifreform und weitere
           entlastet, aber noch immer vergleichsweise hoch besteuert                  gute Lenkungseffekte, aber teilweise durch Gegenfinan-
       +   Eigenkapitalzufuhr an Unternehmen: nun ohne                                zierung konterkariert
           Steuerbelastung                                                        _   Steuern & Abgaben: überwiegend einnahmeseitige
                                                                                      Finanzierung des Staatshaushalts

    Innovation, Forschung und Technologie

       +   Forschungsprämie: Erhöhung macht F&E-Standort                          +
                                                                                  _   Kapitalbeschaffung: verbesserter Zugang für KMU
           Österreich attraktiver                                                     durch Crowdfunding-Gesetz, Risikokapital für innovative
       +   Innovationseffizienz: Verhältnis von Input und Output ist                   Unternehmen dennoch knapp
           seit Jahren steigend

    Verfügbarkeit von Arbeitskräften
       +   Arbeitnehmerflexibilität: sie tragen Beschäftigungs-                    +
                                                                                  _   Bildungsreform: zusehends im Fokus und positive
           schwankungen mit, stärken die Krisenrobustheit und                         Ansätze, aber langwieriger Prozess
           leisten Beitrag zur Beschäftigungssicherheit                           _   Arbeitsrecht: relativ strenge und unflexible Rahmen-
       +   Hochschulbereich: positiver Effekt durch Investitionen                     bedingungen und negative Effekte durch das Lohn- und
           erkennbar                                                                  Sozialdumpinggesetz
       +   Bildungsinitiativen: Potenzialentwicklung und neue
           Lernformen gewinnen an Bedeutung

    Lebensqualität
       +   Gemeinnützigkeitsgesetz: Förderung von Wohltätigkeit                   _   Polarisierung in der Gesellschaft: zunehmendes
           durch neues Gesetz, bringt Impulse für wirtschaftliche und                 Auseinanderdriften von Meinungen und Bevölkerungs-
           soziale Innovationen                                                       gruppen
       +   Zivilgesellschaftliches Engagement: Selbstorganisation in
           der Zivilgesellschaft hilft bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise

                                                                                                                                    Deloitte Radar 2016 | 5
Globaler
   Standort-Wettbewerb
                                                                                Die Standortvergleiche renommierter Institutionen
                                                                                veranschaulichen und reihen Volkswirtschaften
  Internationale Standortrankings                                               nach diversen Faktoren. Als Basis dienen sowohl
                                                                                volkswirtschaftliche Kennzahlen als auch qualitative
  sehen die Schweiz, die USA und                                                Umfragen unter Wissenschaftlern, Managern und
                                                                                Entscheidungsträgern. Da bei den Wirtschaftsdaten
  Singapur an der Spitze – in einer                                             oftmals auf dieselben Quellen zurückgegriffen wird,
                                                                                kommt in den Indizes den Einschätzungen und
  breiteren Betrachtung gelten                                                  Prognosen der Befragten eine hohe Bedeutung zu.
                                                                                Die mehrjährige Betrachtung von fünf anerkannten
  besonders die skandinavischen                                                 Standortrankings im Deloitte.Radar zeigt, dass dabei
                                                                                die Attraktivität einiger Wirtschaftsstandorte von
  Länder als Benchmark.                                                         einer sehr breiten Wahrnehmung gedeckt ist. Die
                                                                                Schweiz und Schweden nehmen seit Jahren in allen
                          Die Weltwirtschaft hat seit 2007/2008 mit einer       Indizes eine Top 10-Platzierung ein. Auch die USA,
                          „Dauerkrise“ zu kämpfen, die von Verunsicherung,      die Stadtstaaten Singapur und Hong Kong, viele
                          Vertrauensverlust und sich fundamental ändernden      nord- und mitteleuropäische Staaten sowie Kanada
                          Parametern begleitet wird. Damit werden im            und Neuseeland sind in allen untersuchten Rankings
                          globalen Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte die      unter den Top 20 gereiht.
                          Karten neu gemischt. Innovative und reformwillige
                          Volkswirtschaften profitieren, während andere Gefahr
                          laufen ihren Wohlstand mittelfristig zu verspielen.

                                                                Anzahl der Platzierungen 2015
                          z in den Top 10            z in den Top 20
                                            Schweiz           zzzzz                                       Japan         zzzz
                                        Schweden              zzzzz                                       Irland        zzzz
                                                  USA         zzzzz                                Australien           zzz
                                        Dänemark              zzzzz                                       Island        zzz
                                           Finnland           zzzzz                                     Belgien         zzz
                                         Singapur*            zzzz                               Österreich             zzz
                                     Deutschland              zzzzz              Vereinigte Arab Emirate*               zz
                                      Niederlande             zzzzz                                      Katar*         zz
                                                    UK        zzzzz                                     Taiwan          zz
                                        Norwegen              zzzzz                                  Malaysia           zz
                                             Kanada           zzzzz                              Korea, Rep.            z
                                       Luxemburg              zzzzz                                Frankreich           z
                                     Hong Kong*               zzzz                                     Spanien          z
                                      Neuseeland              zzzz                                Quellen: Global Competitiveness Index 2015
                                                                                                           World Competitiveness Index 2015
                                                                                                                Global Innovation Index 2015
                                                                                                           Corruption Perceptions Index 2015
                                Verbesserung gegenüber Vorjahr
                                                                                                                 OECD Better Life Index 2015
                                Verschlechterung gegenüber Vorjahr
                                                                                                  *beim OECD Better Life Index nicht bewertet
6 | Deloitte Radar 2016
Österreich büßt im internationalen Wettbewerb Plätze ein
In den beiden umfassendsten Standortvergleichen (Global                                  Corruption Perceptions Index, Better Life Index) reicht es hingegen
Competitiveness Index, World Competitiveness Index) ist die einst                        für Plätze zwischen 16 und 18. In den Bereichen Innovation
unter den Top 15 gereihte Alpenrepublik nicht mehr unter den Top                         und Anti-Korruption gab es bereits das zweite Jahr in Folge
20 zu finden. In den spezifischeren Indizes (Global Innovation Index,                      Verbesserungen im Ranking (siehe nächstes Kapitel).

Top-Nationen in internationalen Standortrankings
 Rang              Global                        World                          Global Innovation             Corruption             Better Life Index
                   Competitiveness               Competitiveness                Index (INSEAD) 2015           Perceptions Index (TI) (OECD) 2015
                   Index (WEF) 2015              Index (IMD) 2015                                             2015
        1          Schweiz                       USA                            Schweiz                       Dänemark                   Australien
        2          Singapur                      Hong Kong                      UK                            Finnland                   Schweden
        3          USA                           Singapur                       Schweden                      Schweden                   Norwegen
        4          Deutschland                   Schweiz                        Niederlande                   Neuseeland                 Schweiz
        5          Niederlande                   Kanada                         USA                           Niederlande                Dänemark
        6          Japan                         Luxemburg                      Finnland                      Norwegen                   Kanada
        7          Hong Kong                     Norwegen                       Singapur                      Schweiz                    USA
        8          Finnland                      Dänemark                       Irland                        Singapur                   Neuseeland
        9          Schweden                      Schweden                       Luxemburg                     Kanada                     Island
       10          UK                            Deutschland                    Dänemark                      Deutschland,               Finnland
                                                                                                              Luxemburg, UK
       11          Norwegen                      Taiwan                         Hong Kong                                                Niederlande
       12          Dänemark                      Vereinigte Arab. Emirate       Deutschland                                              Irland
       13          Kanada                        Katar                          Island                        Australien, Island         Deutschland
       14          Katar                         Malaysia                       Korea, Rep.                                              Belgien
       15          Taiwan                        Niederlande                    Neuseeland                    Belgien                    Luxemburg
       16          Neuseeland                    Irland                         Kanada                        Österreich, USA            UK
       17          Vereinigte Arab. Emirate      Neuseeland                     Australien                                               Österreich
       18          Malaysia                      Australien                     Österreich                    Hong Kong, Irland, Japan Frankreich
       19          Belgien                       UK                             Japan                                                    Spanien
       20          Luxemburg                     Finnland                       Norwegen                                                 Japan
                   Österreich (Rang 23)          Österreich (Rang 26)

 Herausgeber       World Economic Forum          International Institute        Cornell University (USA),     Transparency Internatio-   Organisation für interna-
                   / WEF (Schweiz)               for Management                 Eliteuniversität INSEAD       nal (Deutschland)          tionale Zusammenarbeit
                                                 Development / IMD              (Frankreich) und World                                   und Entwicklung / OECD
                                                 (Schweiz)                      Intellectual Property                                    (Frankreich)
                                                                                Organization (Schweiz)
 Anzahl der        140 Volkswirtschaften         61 Industrienationen           141 Volkswirtschaften         168 erfasste Staaten       36 (OECD Staaten plus
 untersuchten                                                                                                                            Brasilien, Russland)
 Nationen
 Veröffent-        Seit 1979, jährlich,          Seit 1989, jährlich,           Seit 2008, jährlich,          Seit 1995, jährlich, zu-   Seit 2011, jährlich,
 lichung           zuletzt im September          zuletzt im Mai 2015            zuletzt im September          letzt im Jänner 2016       zuletzt im Mai 2015
                   2015                                                         2015
 Erhebungs-        Umfassende Executive          Umfassende                     Analyse der Inno-             Umfragen unter             Beschreibung der
 methode           Opinion Survey (ca.           wissenschaftlich               vationsfähigkeit und          Managern und               allgemeinen Lebens-
                   14.000 Teilnehmer)            durchgeführte Executive        –unterstützung anhand         Analysten zur              qualität auf Basis
                   sowie statistische Kenn-      Opinion Survey                 diverser Indikatoren in       Wahrnehmung                zusammengesetzter
                   zahlen internationaler        (ca. 4.300 Teilnehmer)         Bereichen wie Infra-          von Korruption bei         Indikatoren, Berechnung
                   Institutionen (z.B. OECD,                                    struktur, Bildung,            Amtsträgern und            anhand amtlicher
                   Währungsfonds, WHO)                                          Knowledge, Kapazitäten        Politikern                 Datenquellen
                                                                                und Innovations-Output

Quellen: Global Competitiveness Index 2015, World Competitiveness Index 2015, Global Innovation Index 2015,
Corruption Perceptions Index 2015 und OECD Better Life Index 2015

                                                                                                                                                  Deloitte Radar 2016 | 7
Global Competitiveness Index (GCI)
                          Der Global Competitiveness Index (GCI) des Weltwirt-       Österreich wird in dieser Abbildung ebenfalls zur
                          schaftsforums ist der umfassendste Standortvergleich in    Gruppe der besten Wirtschaftsstandorte gezählt
                          Hinblick auf Umfang (3 Subindizes, 12 Säulen), Breite      („best“) – befindet sich allerdings nur mehr auf
                          der Executive Survey (14.000 Teilnehmer) und Anzahl        Rang 23 und hat damit gegenüber dem Vorjahr weitere
                          der untersuchten Volkswirtschaften (140 Länder).           zwei Plätze verloren. Im Jahr 2008 war Österreich mit
                          Die grafische Darstellung („Heat Map“) illustriert die      Platz 14 noch deutlich besser positioniert.
                          Konzentration der besonders wettbewerbsfähigen
                          Staaten in Nord- und Mitteleuropa, Nordamerika,
                          Südostasien und Ozeanien. Die Schweiz, Singapur und
                          die USA belegen auch im Ranking 2015 wieder die
                          ersten drei Plätze. Dahinter folgt Deutschland, das sich
                          dank verbesserter Wirtschaftsdaten sowie seiner hohen
                          und glaubwürdigen Bedeutung für die Weltwirtschaft
                          von Rang 5 auf Rang 4 verbessert hat.

                          World Heat Map – Die Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Länder im Vergleich

                                                                                                      Quelle: Global Competitiveness Index 2015-2016

8 | Deloitte Radar 2016
Der Zeitvergleich macht klar: Reformen zeigen
   Wirkung
   Neben dem Nord-Süd-Gefälle werden im Jahresvergleich                       Im direkten Vergleich mit den Top 5 Volkswirtschaften
   auch die Auswirkungen der jeweiligen Reformbereitschaft                    der EU* sieht man, dass Österreich – abgesehen von
   sichtbar. Nach den Strukturreformen der Vorjahre konnten                   der Marktgröße – insbesondere bei der Entwicklung auf
   sich beispielsweise Spanien sowie Italien verbessern und                   den Finanzmärkten, beim technologischen Fortschritt
   liegen nun auf Rang 33 (35 im Vorjahr) bzw. 43 (49 im                      und im Bereich der Innovation am stärksten vom
   Vorjahr). Tschechien holt seit 2013 Jahr für Jahr mehrere                  Spitzenfeld abweicht (d.h. Abweichung größer als 0,5
   Plätze auf und liegt im aktuellen GCI-Ranking auf Platz                    vom Durchschnitt der Top 5). Auch bei der Bewertung
   31. Umgekehrt führt Reformstau zu Stagnation oder                          der öffentlichen Institutionen und der Flexibilität des
   Verschlechterung.                                                          Arbeitsmarktes hat Österreich Aufholbedarf auf die fünf
                                                                              wettbewerbsfähigsten Nationen in der Europäischen
   Reformstau in Österreich bewirkte Verlust an
                                                                              Union.
   Wettbewerbsfähigkeit
   Österreich hat sich in den letzten beiden Jahren um sieben
   Ränge verschlechtert und damit auch im Vergleich zu
   anderen EU-Staaten an Wettbewerbsfähigkeit verloren.

   Handlungsfelder – Vergleich Österreich / Top 5-Volkswirtschaften der EU

                                                           Institutions
                                                           7,0
                              Innovation                                               Infrastructure
                                                           6,0

                                                           5,0

                                                           4,0
Business sophistication                                                                                 Macroeconomic environment
                                                           3,0

                                                           2,0

                                                           1,0

       Market size                                         0,0                                               Health and primary education

Technological readiness                                                                                 Higher education and training

        Financial market development                                                   Goods market efficiency

                                                    Labor market efficiency

                                                     Österreich           TOP 5 EU *

   *TOP 5 in der EU: Deutschland, Niederlande, Finnland, Schweden, UK

                                                                                                                        Deloitte Radar 2016 | 9
Social Progress Index (SPI)
                                 Die Chancen und Möglichkeiten unserer
                                 Kinder sind entscheidend für die zukünftige
                                 Wettbewerbsfähigkeit
                                 Die Ergebnisse des SPI 2015 zeigen, dass sich viele              Zukunftsorientierung – ausgedrückt in Möglichkeiten
                                 Aspekte des gesellschaftlichen Fortschritts durch                und Chancen – ein höheres Augenmerk geschenkt
                                 steigendes Einkommen verbessern. Wohlhabende                     werden muss. Die Alpenrepublik ist in dieser
                                 Länder wie der Spitzenreiter Norwegen erzielen                   Kategorie nur mehr knapp in den Top 20 zu finden.
                                 durchwegs bessere gesellschaftliche Ergebnisse                   Österreich schneidet vor allem in den Bereichen
                                 als Länder mit niedrigem Einkommen. Das BIP ist                  Bildung, Integration und Toleranz schlechter ab
                                 jedoch längst nicht der einzige Faktor, der sich auf             als vergleichbare Volkswirtschaften. Es gilt wichtige
                                 gesellschaftlichen Fortschritt auswirkt. Costa Rica              und mutige Schritte zu setzen, um negativen
                                 (Platz 28) mit einem BIP von USD 13.431 pro Kopf                 wirtschaftlichen Folgen entgegenzuwirken. Identifizierte
                                 erreicht ein viel höheres Level an gesellschaftlichem            Themen sind hier die Integration von Minderheiten, die
                                 Fortschritt als Italien und Südkorea, deren BIP ungefähr         Gleichberechtigung von Frauen am Arbeitsmarkt und
                                 doppelt so hoch ist. Die USA schneiden wiederum mit              eine weitreichende Reform des Bildungssystems.
                                 einem BIP von USD 51.340 pro Kopf in vielen vom
                                 SPI gemessenen Bereichen schlecht ab. Im Bereich
                                 „Gesundheit und Wohlbefinden“ liegen die USA                        Info
                                 beispielsweise auf Platz 16 hinter Kanada (6) und dem               Der Social Progress Index der Harvard Business School
                                 Vereinigten Königreich (11), die beide ein geringeres               und Deloitte beurteilt seit 2013 jährlich 133 Länder
                                 BIP pro Kopf aufweisen als die USA. Besonders die                   in drei Kategorien („menschliche Grundbedürfnisse“,
                                 Golfstaaten zählen zu den Verlierern, die trotz hohem               „Grundlagen des Wohlergehens“ sowie „Chancen &
                                 BIP beim gesellschaftlichen Fortschritt deutlich hinter             Möglichkeiten“). Der Index basiert ausschließlich auf
                                 ihren Möglichkeiten zurückbleiben.                                  sozialen und ökologischen Kennzahlen und stellt diese
                                 Der Social Progress Index bestätigt den Eindruck, dass              dem BIP gegenüber. Der SPI zielt darauf ab, Stärken
                                 Wohlstand und Wohlbefinden in Österreich hoch sind.                  und Schwächen der gesellschaftlichen Entwicklung zu
                                 Gleichzeitig zeigt sich aber auch hier, dass der                    identifizieren und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.

       Platzierung   Punktzahl     Land               BIP        Menschliche       Menschliche     Grundlagen des   Grundlagen des   Chancen &       Chancen &
                                                      pro Kopf   Grundbedürf-      Grundbedürf-    Wohlergehens     Wohlergehens     Möglichkeiten   Möglichkeiten
                                                      in USD     nisse             nisse           Punktzahl        Platzierung      Punktzahl       Platzierung
                                                                 Punktzahl (100)   Platzierung     (100)            (133)            (100)           (133)
                                                                                   (133)
           1            88,36 Norwegen                 62.448           94,80             9               88,46             1              81,82             9
           2            88,06 Schweden                 43.741           94,83             8               86,43             3              82,93             5
           3            87,97 Schweiz                  54.697           95,66             2               86,50             2              81,75           10
           4            87,62 Island                   41.250           95,00             6               86,11             4              81,73           11
           5            87,08 Neuseeland               32.808           92,87           17                82,77             6              85,61             2
           6            86,89 Kanada                   41.894           94,89             7               79,22            14              86,58             1
           7            86,75 Finnland                 38.846           95,05             3               82,58             8             82,63              7
           8            86,63 Dänemark                 41.991           96,03             1               82,63             7             81,23            12
           9            86,50 Niederlande              44.945           94,80             9               83,81             5             80,88            13
           10           86,42 Australien               42.831           93,73           13                79,98            12             85,55              3
           11           84,68 UK                       37.017           92,22           19                79,04            15             82,78              6
           12           84,66 Irland                   44.931           93,68           15                76,34            29             83,97              4
           13           84,45 Österreich               44.376           95,04             4               82,53             9             75,77            18
           14           84,04 Deutschland              43.207           94,12           12                81,50            10             76,49            16
           15           83,15 Japan                    35.614           95,01             5               78,78            20             75,66            19
           16           82,85 USA                      51.340           91,23           21                75,15            35             82,18              8
           17           82,83 Belgien                  40.607           93,73           13                76,57            27             78,19            14
           18           81,91 Portugal                 25.596           92,81           18                76,17            31             76,76            15
           19           81,62 Slowenien                27.576           92,88           16                80,87            11             71,12            24
           20           81,17 Spanien                  31.596           91,09           23                76,79            26             75,62            20

10 | Deloitte Radar 2016
Fortune 500
Der Trend setzt sich fort: Die weltweit größten
Unternehmen finden sich immer mehr in der
Asien-Pazifik-Region
Bei einer Betrachtung der Fortune 500-Unternehmen                   Südamerika hat in diesem Zeitraum seinen Anteil auch
der Jahre 2005 bis 2015 ist eine deutliche Kräfte-                  um acht zusätzliche Unternehmen erhöht und damit um
verschiebung von Nordamerika und Europa hin zu                      160% zugelegt. Aus Österreich ist die OMV als einziges
asiatischen und südamerikanischen Staaten feststellbar.             Unternehmen unter den Fortune 500 (erstmals 2006).
In diesem Zeitraum haben die USA 48 und Europa 30                   Das international tätige Öl- und Gasunternehmen hat
Nennungen in der Fortune 500-Liste eingebüßt. Dem                   im Vergleich mit dem Vorjahr einige Plätze verloren: Im
stehen 82 zusätzlich vertretene Unternehmen in China                letzten Ranking befindet es sich auf Rang 223, 2014
gegenüber.                                                          belegte es noch Rang 179.

Land                      Anzahl F500   Anzahl F500   Anzahl F500   Veränderung Veränderung   Langfristiger   Veränderung   Kurzfristiger
                             2005          2014          2015          absolut      in %         Trend            in %         Trend
                                                                     2005-2015                 2005-2015                    2014-2015
Europa (inkl. Russland)     177           153           147            -30         -17%                           -4%
Österreich                    0             1             1               1
Belgien                       3             2             2              -1
Belgien/Niederlande           1             1                            -1
UK                           35            28             28            -7
UK/Niederlande                2             1              1             -1
Dänemark                      2             1              1             -1
Finnland                      3             1                            -3
Frankreich                   39            31            31             -8
Deutschland                  37            28            28             -9
Irland                        1             2             2               1
Italien                       8             9             9               1
Luxemburg                     1             1             1               0
Niederlande                  14            13            13              -1
Norwegen                      2             1             1              -1
Polen                         0             1             1               1
Russland                      3             8             5               2
Spanien                       8             8             8               0
Schweden                      7             3             3              -4
Schweiz                      11            13            12               1
Naher Osten                   1             2             2               1        100%                            0%
Saudi Arabien                 1             1             1               0
VAE                           0             1             1               1
Südamerika                    5            12            13               8        160%                            8%
Brasilien                     3             7             7               4
Chile                         0             0             1               1
Kolumbien                     0             1             1               1
Mexiko                        2             3             3               1
Venezuela                     0             1             1               1
Kanada & U.S.               189           138           139            -50         -26%                            1%
Kanada                       13            10            11              -2
U.S.                        176           128           128            -48
Asien & Pazifik             128           195           199             71          55%                            2%
Australien                    9             8             8              -1
China                        16            95            98             82
Indien                        5             8             7               2
Indonesien                    0             0             2               2
Japan                        81            57            54            -27
Malaysien                     1             1             1               0
Singapur                      1             2             2               1
Südkorea                     11            17            17               6
Taiwan                        2             5             8               6
Thailand                      1             1             1               0
Türkei                        1             1             1               0
Total                       500           500           500

                                                                                                                Deloitte Radar 2016 | 11
Wie attraktiv ist der Standort
   Österreich?
                                                                       Österreich hat sich gegenüber 2008 in allen untersuchten
                                                                       Standortvergleichen verschlechtert. Im Global Competitiveness
    Unter den globalen                                                 Index des Weltwirtschaftsforums (WEF) ist der österreichische
                                                                       Wirtschaftsstandort in den letzten beiden Jahren um sieben
    Wirtschaftsstandorten spielt                                       Plätze zurückgefallen (von Rang 16 in den Jahren 2012 und 2013
                                                                       auf Rang 23 im Jahr 2015). Beim World Competitiveness Index
    Österreich eine geringere                                          des International Institute for Management Development (IMD)
                                                                       ist Österreich bereits seit vier Jahren nicht mehr in den Top 20
    Rolle als noch vor sieben                                          vertreten. Auch in der Bewertung der allgemeinen Lebensqualität
                                                                       im OECD Better Life Index kam es zuletzt zu einem schlechteren
    Jahren. Bei den bereits                                            Ranking (Rang 17, zuletzt 15). Positive Entwicklungen gibt
                                                                       es hingegen im Global Innovation Index der Eliteuniversität
    bekannten Schwächen                                                INSEAD und im Corruption Perceptions Index von Transparency
                                                                       International. In diesen beiden spezifischen Ländervergleichen
    braucht es endlich Mut                                             konnte sich Österreich bereits zwei Jahre in Folge verbessern
                                                                       und damit wieder unter den Top 20-Nationen landen. Das
    zu Veränderungen.                                                  Niveau von 2008 ist jedoch noch nicht erreicht, da sich andere
                                                                       Volkswirtschaften in Relation besser entwickelt haben.

    Indizes Ranking Österreich 2008-2015

                    2008          2009            2010            2011           2012           2013            2014          2015
             0

             5

            10
     Rang

            15                                                                                                                   16
                                                                                                                                 17
                                                                                                                                 18
            20
                                                                                                                                 23
            25
                                                                                                                                 26

            30
                           Global Competitiveness Index (WEF)                     Global Innovation Index (INSEAD)
                           World Competitiveness Index (IMD)                      Corruption Perceptions Index (TI)
                           OECD Better Life Index

                                                   2008         2009      2010       2011       2012        2013       2014     2015
     Global Competitiveness Index WEF               14          17         18           19        16         16        21       23
     World Competitiveness Index IMD                14          16         14           18        21         23        22       26
     Global Innovation Index INSEAD                 15          15         21           19        22         23        20       18
     Corruption Perceptions Index TI                12          16         15           16        25         26        23       16
     OECD Better Life Index                                                             14        16         13        15       17

12 | Deloitte Radar 2016
Global Competitiveness Index                                                                             Global Innovation Index
 World Economic Forum                                                                                     INSEAD
     2008        2009        2010        2011        2012        2013        2014        2015              2008    2009    2010    2011    2012     2013    2014     2015
 0                                                                                                    0
 5                                                                                                    5
10                                                                                                   10
15      14                                                                                           15       15      15
                    17                                     16       16
                                18          19                                                                                        19                                 18
20                                                                              21                   20                       21                                20
                                                                                            23                                                 22      23
25                                                                                                   25
30                                                                                                   30

 World Competitiveness Index                                                                              Corruption Perceptions Index
 IMD                                                                                                      Transparency International

     2008        2009        2010        2011        2012        2013        2014        2015              2008    2009    2010    2011    2012     2013    2014     2015
 0                                                                                                    0
 5                                                                                                    5
10                                                                                                   10
                                                                                                              12
15          14                      14                                                               15                       15
                        16                                                                                            16              16                                 16
                                                18
20                                                          21                                       20
                                                                        23          22                                                                          23
25                                                                                              26   25                                        25      26
30                                                                                                   30

 Better Life Index
 OECD
       2011                  2012               2013              2014               2015
 0
 5
10
             14                                       13
15                              16                                      15                                                                                            Quellen:
                                                                                           17                                               Global Competitiveness Index 2015
20                                                                                                                                          World Competitiveness Index 2015
25                                                                                                                                               Global Innovation Index 2015
                                                                                                                                            Corruption Perceptions Index 2015
30                                                                                                                                                 OECD Better Life Index2015

                                                                                                      Bernhard Gröhs, Managing Partner

                                     „Wir alle kennen die Handlungsfelder für die Rückkehr zur
                                          Spitze sehr gut. In Österreich braucht es jetzt MEHR MUT
                                         zum Anpacken – denn die Chancen der Zukunft beginnen
                                                                   im Kopf, beim richtigen Mindset.”

                                                                                                                                                     Deloitte Radar 2016 | 13
1.
      Politisches und                                                                   Vorjahr
                                                                                                      Politisches und
                                                                                                    makroökonomisches
                                                                                                          Umfeld           Tendenz

      makroökonomisches
      Umfeld
      Österreich sieht sich aktuell mit einer der geringsten Wachstumsraten Europas, sinkenden Investitionen und einer
      hohen Staatsverschuldung konfrontiert. Die gute Beschäftigungssituation wird durch einen anhaltenden Anstieg
      der Arbeitslosigkeit getrübt. Die Gesamtbewertung für diesen Standortfaktor sinkt gegenüber dem Vorjahr auf zwei
      Punkte – kurzfristig ist keine Besserung in Sicht.

       + Hoher Wohlstand (BIP/Kopf) und Reifegrad der                - Steigende Arbeitslosigkeit (+2%p in den letzten
           Wirtschaft                                                   8 Jahren), weiterhin negativer Ausblick
       + Stabilität und Sicherheit                                   - Sinkende Investitionsquote in den letzten drei
       + Hohe Beschäftigungsquote (Platz 8 in der                       Jahren, unter dem EU-Durchschnitt
           EU) und vergleichsweise noch immer niedrige               - Unterdurchschnittliches Exportwachstum im
           Arbeitslosenquote (Platz 5)
                                                                        EU-Vergleich
       + Anstieg des privaten Konsums und damit des
           Wirtschaftswachstums erwartet
                                                                     - Hohe Staatsverschuldung (rund 86% des BIP) und
                                                                        Ausgabeverhalten des Staates
       - Geringes Wirtschaftswachstum in den letzten vier
           Jahren (0,3 bis 0,8%), in den letzten beiden Jahren       - Nachhaltige Finanzierbarkeit des Pensions- und
           deutlich hinter Deutschland und dem EU-Durchschnitt          Sozialsystems in Gefahr
                                                                     - Geringe Bedeutung des Finanzplatzes

      MUT zu                                                                            Beispiele
      Transparenz                                                                       E-Government: Die öffentliche
                                                                                        Verwaltung bietet bereits eine
      und Reformen                                                                      Vielzahl an benutzerfreundlichen
      Die hohe Staatsverschuldung und                                                   Serviceleistungen im Internet an und
      die strukturellen Probleme sollten                                                kann sich dabei auch international
      durch eine klare Kompetenzvertei-                                                 messen lassen.
      lung zwischen den Gebietskörper-
      schaften behoben werden. Mit Mut                                                  Haushaltswesen: Vom BMF wurden
      zu einer transparenten Darstellung                                                einheitliche Budgetregeln für Bund,
      von Aufwand und Nutzen auf den                                                    Länder und Gemeinden erlassen und
      unterschiedlichen Ebenen können                                                   Spending Reviews vorbereitet, die die
      die notwendigen Reformen fak-                                                     Nachhaltigkeit der öffentlichen Haus-
      tenbasiert und zukunftsorientiert                                                 haltsführung stärken sollen.
      angegangen werden. Die eingespar-                                                 Die Umsetzung sollte rasch erfolgen.
      ten Budgetmittel wären in Bildung,
      Forschung und Infrastruktur
      wesentlich besser angelegt.

14 | Deloitte Radar 2016
Politik und Verwaltung

     Die Performance der Politik und des öffentlichen                    Bruttoverschuldung des Staates im Vergleich
     Sektors wird in internationalen Standortstudien                     in % des BIP
     konstant schlechter bewertet als jene des privaten                  100,0
     Sektors – eine Einschätzung, die sich beispiels-                     90,0                                                                                         86,0
     weise in Deutschland und der Schweiz umgekehrt                                                                                                                    85,3
                                                                          80,0
     darstellt. Während Österreich bei Stabilität und                            68,5
                                                                          70,0                                                                                         71,9
     Sicherheit Top-Bewertungen erzielt, werden das                              65,0
                                                                          60,0
     Ausgabeverhalten des Staates sowie die Belastungen                          61,0
     durch öffentliche Regulierung und Bürokratie seit                    50,0
                                                                                                                                                                       43,2
     Jahren kritisiert. Der „Reformstau“ – den es trotz einer             40,0
     Vielzahl an Konzepten und Ideen gibt – lähmt die                     30,0 36,8
     Dynamik der Wirtschaft. Die Auswirkungen zeigen                      20,0
     sich mittlerweile auch in der volkswirtschaftlichen                  10,0
     Performance.                                                          0,0
                                                                                  2008          2009      2010        2011       2012        2013     2014      2015
     Die Staatsverschuldung ist seit Ausbruch der welt-
     weiten Wirtschaftskrise aufgrund fremdfinanzierter                                  Österreich             Deutschland            Schweden           EU28
     Krisenprogramme und der Auswirkungen der
                                                                                                                                             Quelle: EUROSTAT (Februar 2016)
     Bankenrettungspakete stark angestiegen. Österreich
     liegt mit einer Staatsverschuldung in Höhe von fast
     86% des BIP mittlerweile nur mehr knapp unter dem
     EU-Schnitt – der seit 2008 noch stärker gestiegen ist
                                                                         Entwicklung der Neuverschuldung Deutschland/Österreich
     – und damit deutlich über den Maastricht-Kriterien                  in % des BIP
     von 60%.
                                                                                   2008          2009          2010       2011        2012       2013        2014
     Das strukturelle Defizit geht seit Jahren zurück und                   1,0
     betrug laut EU Kommission 2015 -0,6%.1 Damit liegt                                                                                                          0,3
                                                                           0,0
                                                                                        -0,2                                                         -0,1
     Österreich beim Saldo aus staatlichen Einnahmen und                                                                                  -0,1
                                                                          -1,0
     Ausgaben besser als der EU-Schnitt. In der Mischung                                 -1,4                                 -1,0
                                                                                                                                                     -1,3
     aus konjunkturellen Effekten und strukturellem Defizit                -2,0
                                                                                                                                          -2,2
     hat Deutschland bereits in den letzten Jahren ein                                                                         -2,6                              -2,7
                                                                          -3,0
     Nulldefizit bzw. einen leichten Budgetüberschuss                                                    -3,2
     erwirtschaftet, wodurch der Handlungsspielraum für                   -4,0                                     -4,2
                                                                                                                   -4,4
     wirtschaftspolitische Maßnahmen größer ist als in                    -5,0
     Österreich.                                                                                       -5,3
                                                                          -6,0
                                                                                                          Österreich           Deutschland

                                                                                                              Quelle: Statistik Austria bzw. Deutsches Bundesfinanzministerium

1
    Vgl. Budgetdienst des Österreichischen Parlaments, Administratives
    und strukturelles Defizit

                                                                                                                                                    Deloitte Radar 2016 | 15
Korruption
                               Seit über 20 Jahren wird von Transparency International               Jene Länder, die sich unter den Vorreitern befinden,
                               der Corruption Perceptions Index (CPI) veröffentlicht, der            weisen dieselben Besonderheiten auf: Pressefreiheit,
                               die Wahrnehmung betreffend Korruption im öffentlichen                 öffentlicher Zugriff auf Budgetdaten zur Darlegung
                               Sektor misst. Im CPI 2015 konnte Österreich – nach                    der Mittelherkunft und -verwendung, Unabhängigkeit
                               drei Jahren hinter den Top 20 – zuletzt eine deutliche                der Organe des öffentlichen Bereichs sowie der Justiz.2
                               Verbesserung verzeichnen und stieg im Vergleich zum                   Aufgrund der Tatsache, dass der Missbrauch von
                               Vorjahr um sieben Plätze von Rang 23 auf Rang 16. Trotz               anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil
                               dieser positiven Entwicklung liegt Österreich im Vergleich            stets im Geheimen stattfindet, sind seitens Österreichs
                               zu den entwickelten Industriestaaten, langjährigen                    weitere Maßnahmen zu setzen, die zu mehr Transparenz
                               Demokratien und Rechtsstaaten dennoch im Mittelfeld                   führen und letztlich das Vertrauen in den Standort
                               und befindet sich damit hinter den Nachbarstaaten                      Österreich stärken.
                               Schweiz (Rang 7) und Deutschland (Rang 10).1

                                                       Karin Mair, Partnerin, National Leader Forensic

                                                      „Der Korruptionswahrnehmungsindex 2015 bestätigt,
                                                      dass auch weiterhin Maßnahmen zur Korruptions-
                                                      prävention zu setzen sind.“

                           1
                               Vgl. Transparency International, Corruption Pereceptions Index 2015
                           2
                               Vgl. Transparency International, Presseinfo, 27.01.2016

16 | Deloitte Radar 2016
Allgemeine Wirtschaftslage                                  BIP-Wachstum im Vergleich
                                                            in % gegenüber Vorjahr
Österreich hat mit einem geringen Wirtschafts-               6
wachstum, zurückhaltenden Investitionen und einer
steigenden Arbeitslosigkeit zu kämpfen.                      4

                                                             2
Konjunktur: Angleichung an EU-Schnitt
Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (in                  0
                                                                    2008   2009    2010    2011     2012    2013     2014      2015     2016 p 2017p
Kaufkraftstandards) von rund EUR 36.000 zählt
                                                            -2
Österreich weiterhin zu den Top 5-Nationen der EU.
Das Wirtschaftswachstum von lediglich 0,6% im Jahr          -4
2015 liegt aber deutlich unter dem EU-Schnitt von
1,9%. Für heuer und nächstes Jahr erwarten sowohl die       -6
EU-Kommission als auch das WIFO ein Wachstum von
                                                            -8
+1,7%, was auch den durchschnittlichen EU-Prognosen
                                                                                  Österreich       Deutschland        EU (28 Länder)
entspricht. Grund dafür ist laut WIFO die Zunahme
                                                                                                                          Quelle: EUROSTAT (Februar 2016)
der Inlandsnachfrage durch die höheren verfügbaren
Einkommen der Haushalte (Steuerreform) sowie die
Ausgaben zur Bewältigung der Flüchtlingskrise.
                                                            Arbeitslosenquote
                                                            in % der Erwerbsbevölkerung
Investitionen: Zunahme erwartet
Trotz niedriger Zinsen war das Investitionsvolumen 2015
zum dritten Mal in Folge rückläufig (-0,1%), während es       12,0
                                                                                                                   10,9
im EU-Schnitt um 2,9% gewachsen ist. Laut dem CFO-           10,0                                                                   9,5
                                                                                                                                            9,0
Stimmungsbarometer sehen Österreichs Finanzvorstände                                                                                                8,7
                                                              8,0                 7,6
die wesentlichsten Gründe für eine verhaltene                        7,4
                                                                     7,0                                                            6,0    6,2      6,4
Investitionsbereitschaft in der allgemeinen Konjunktur,       6,0
den Wachstumsaussichten sowie den regulatorischen                                                                                   4,8     4,9     5,2
                                                              4,0          4,1                             4,0
Auflagen und den erhöhten Anforderungen an
Kreditunterlagen. In der letzten Umfrage Ende 2015            2,0
gaben 49% an, dass sie in den nächsten 12 Monaten
                                                              0,0
ihre Investitionen anheben wollen, 14% gehen                          2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016p2 017p
von einem Rückgang aus und 37% werden keine                                                                               Quelle: EUROSTAT (Februar 2016)
                                                                                      Österreich       Deutschland          EU28
Änderungen ihres Investitionsverhaltens vornehmen.

Beschäftigung: Negativer Trend hält an
Einst führend in der europäischen Arbeitslosenstatistik,
verzeichnet Österreich seit knapp zwei Jahren
eine Zunahme der Arbeitslosenquote. Obwohl die
Beschäftigung steigt (+0,7% im Jahr 2015), nimmt auch                                   Josef Schuch, Partner und Universitätsprofessor
die Arbeitslosigkeit kontinuierlich zu. Einerseits reicht                               „Minimalwachstum, geringe
die Anzahl der neuen Stellen nicht für das angestiegene
Arbeitskräftepotenzial. Andererseits passen die                                         Investitionsbereitschaft
angebotenen und die gesuchten Qualifikationen immer                                      und steigende Arbeitslosigkeit.
häufiger nicht zusammen (siehe auch Standortfaktor
„Verfügbarkeit von Arbeitskräften“).                                                    Leider eine klare Tendenz: Vom
                                                                                        einstigen Musterschüler Europas
                                                                                        zum Sorgenkind.“

                                                                                                                                  Deloitte Radar 2016 | 17
Bundesländer im Vergleich
  Im politischen Diskurs kommt dem Föderalismus eine besonders                Förderungen und Ausgaben sowie immer öfter auch die Idee für eine
  große Bedeutung zu. Dem Finanzausgleich sowie der                           Steuerautonomie der Bundesländer diskutiert.
  Kompetenzverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden wird
                                                                              Ein Vergleich einiger wesentlicher Kennzahlen zeigt die
  viel Energie gewidmet. Länder und Gemeinden tragen wesentlich
                                                                              Unterschiede hinsichtlich Wirtschaftsleistung, Arbeitsmarkt und
  zur hochdotierten Förderpolitik am Wirtschaftsstandort bei. In den
                                                                              Staatsverschuldung:
  letzten Jahren werden der Wunsch nach mehr Transparenz aller

                   Vorarlberg                                Tirol                                            Salzburg
                  Arbeitslosenquote 2015          6,1%      Arbeitslosenquote 2015                 7,0%      Arbeitslosenquote 2015             5,9%
                 Veränderung zum Vorjahr          2,4%     Veränderung zum Vorjahr               1,7%       Veränderung zum Vorjahr               4,1%
                  Schuldenstand/EW 2014            485      Schuldenstand/EW 2014                 309        Schuldenstand/EW 2014                4.134
                            BIP/EW 2014         41.496                BIP/EW 2014                41.237                BIP/EW 2014            45.225
                           BIP Wachstum          3,8%                BIP Wachstum                3,3%                 BIP Wachstum                 1,9%
                         Größtes Wachstum des BIP im               Niedrigster öffentlicher                         Niedrigste Arbeitslosenquote im
                         Bundesländervergleich                     Schuldenstand pro Einwohner                      BL-Vergleich
                         (lt. Statistik Austria)                   (lt. Deloitte Berechnung basierend               (lt. Arbeitsmarktservice Österreich)
                                                                   auf Daten der Statistik Austria)

                                                                                                              Oberösterreich
                                                                                                             Arbeitslosenquote 2015              6,1%
                                                                                                            Veränderung zum Vorjahr                8,3%
                                                                                                             Schuldenstand/EW 2014                1.312
                                                                                                                       BIP/EW 2014              39.245
                                                                                                                      BIP Wachstum               1,8%
                                                                                                                    Im BL-Vergleich führender Industries-
                                                                                                                    tandort gemessen an der Anzahl der
                                                                                                                    Beschäftigten im produzierenden
                                                                                                                    Bereich (lt. Statistik Austria)

                                                                                                              Wien
                                                                                                             Arbeitslosenquote 2015              13,5%
                                                                                                            Veränderung zum Vorjahr              16,0%
                                                                                                             Schuldenstand/EW 2014                3.218
                                                                                                                       BIP/EW 2014             47.282
                                                                                                                      BIP Wachstum                 1,6%
                                                                                                                    Höchstes Bruttoinlandsprodukt pro
                                                                                                                    Einwohner im BL-Vergleich
                                                                                                                    (lt. Deloitte Berechnung basierend
                                                                                                                    auf Daten der Statistik Austria)

                                                                                                              Niederösterreich
                                                                                                             Arbeitslosenquote 2015              9,1%
                                                                                                            Veränderung zum Vorjahr              7,4%
                                                                                                             Schuldenstand/EW 2014               4.765
                                                                                                                       BIP/EW 2014              31.377
                                                                                                                      BIP Wachstum               1,2%
                                                                                                                    Größte Kaufkraft pro Haushalt
                                                                                                                    und pro Einwohner im Jahr 2015
                                                                                                                    im BL-Vergleich
                                                                                                                    (lt. Kaufkraftstudie des GfK)

           Kärnten                                         Steiermark                                         Burgenland
          Arbeitslosenquote 2015           11,1%          Arbeitslosenquote 2015               8,3%          Arbeitslosenquote 2015              9,3%
         Veränderung zum Vorjahr           3,3%          Veränderung zum Vorjahr               4,8%         Veränderung zum Vorjahr              5,1%
          Schuldenstand/EW 2014             5.546         Schuldenstand/EW 2014                3.134         Schuldenstand/EW 2014               3.718
                    BIP/EW 2014            32.226                   BIP/EW 2014               34.716                   BIP/EW 2014              26.540
                   BIP Wachstum             1,2%                   BIP Wachstum                 2,7%                  BIP Wachstum               2,1%

                 Höchste Erfolgsquote bei der neuen                                                                 Höchste Kinderbetreuungsquote
                                                                 Höchste regionale F&E Quote im                     der 3-5-jährigen im BL-Vergleich
                 Reifeprüfung im BL-Vergleich                    BL-Vergleich (lt. Statistik Austria)
                 (lt. BM für Bildung und Frauen)                                                                    (lt. Statistik Austria)

                                                                                                                        Quellen: Statistik Austria, AMS 2015
18 | Deloitte Radar 2016
Herbert Kovar, Partner, International Tax

   „Die Wiederbelebung der Seidenstraße bietet attraktive Geschäftsmöglich-
keiten für zahlreiche österreichische Betriebe und kann damit einen wichtigen
    Beitrag zur Stärkung des Standortes und der globalen Vernetzung leisten.“

          One Belt, One Road: Die neue
          Seidenstraße als Chance für Österreich
          Lange Zeit war sie die wichtigste Lebensader zwischen China        Telekommunikationshauptleitungen auszubauen. Dabei
          und Europa: die legendäre Seidenstraße als Tor zum Reich der       kann die Expertise der österreichischen Betriebe im Bereich
          Mitte.                                                             der Glasfaserkabeltechnik einen fundamentalen Beitrag zum
                                                                             internationalen Netzwerkaufbau leisten.
          „One Belt, One Road“ stellt das neueste Erfolg versprechende
          Prestigeprojekt der chinesischen Führung zur Wiederbelebung        Österreichisches Know-how ist auch in den Bereichen
          der Seidenstraße dar und soll den Ausbau von Verkehrs- und         Feinverarbeitungstechnik, Anlagenbau und ingenieurstech-
          Transportverbindungen zwischen Asien und Europa massiv             nische Dienstleistungen gefragt. Darüber hinaus bringt
          vorantreiben. Der neue Wirtschaftsgürtel soll auf dem              die Wiederbelebung der Seidenstraße besonders in den
          Landweg von Xi’an in Zentralchina über Kasachstan, den Iran        Bereichen Transport (Hochgeschwindigkeitszüge, Flughäfen
          und Irak sowie die Türkei nach Europa führen. Die maritime         und Straßen), Energiewirtschaft, Telekommunikation, und
          Seeroute soll von der südostchinesischen Provinz Fujian            Petrochemie interessante Möglichkeiten für die heimischen
          ausgehend über Hainan, Kalkutta, Sri Lanka nach Kenya              Betriebe. In die Seidenstraßeninitiative sind bereits 16
          führen und sich schließlich über das Horn von Afrika via           zentral- und osteuropäische Staaten eingebunden, die
          Athen bis nach Venedig erstrecken.                                 gemeinsam zahlreiche Großprojekte, wie beispielsweise
                                                                             den „Trans-Eurasia-Express“ (Zugverbindung Budapest-
          Wirtschaftspolitisch erhofft sich China mit der Seidenstraßen-
                                                                             Belgrad), den massiven Ausbau des Hafens von Koper in
          initiative erneute Wachstumsimpulse durch die Erschließung
                                                                             Slowenien sowie die Transportstrecke Europa-Kaukasus-
          neuer Handelsrouten, Absatzmärkte und Energiequellen.
                                                                             Asien, vorantreiben. Der Donauraum hat mit einer
          Die Finanzierung von „One Belt, One Road“ soll dabei durch
                                                                             Einzugsregion von etwa 100 Mio. Menschen enormes
          einen eigens geschaffenen Fonds und die neu gegründete
                                                                             Potential die Logistikdrehscheibe Europas zu werden.
          Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) erfolgen.
                                                                             Geschäftschancen für österreichische Betriebe ergeben
                                                                             sich insbesondere in der verkehrstechnischen Anbindung
          Chancen für den Wirtschaftsstandort Österreich                     der zahlreichen Industriebetriebe an den Außengrenzen
          Nachdem die Hauptzielländer der chinesischen Direkt-               Europas an das europäische Schienennetz. Um zur
          investitionen in der Vergangenheit noch Australien, USA            europäischen Güterdrehscheibe an der Donau aufsteigen
          und Großbritannien hießen, investiert China nun vermehrt           zu können, sollte die Politik den weiteren Ausbau des
          strategisch in KMU und Hightech Hidden Champions. Diese            Wiener Hafens fördern, der bereits heute als trimodaler
          veränderte Investitionsstrategie Chinas hat für Österreich         Logistikumschlagknoten fungiert.
          als Brückenkopf für die CEE-Region eine große Bedeutung.
          So fungiert das Hochtechnologieland Österreich als                 Abbau der bürokratischen Hürden
          strategischer „Stepping Stone“ für chinesische Konzerne
          nach Osteuropa. Für österreichische Unternehmen                    Um langfristige bilaterale Beziehungen zwischen China
          entstehen insbesondere im Bereich Umwelttechnik gute               und Österreich herzustellen, bedarf es außerdem eines
          Geschäftschancen, da ein neues chinesisches Umweltgesetz           Abbaus bürokratischer Hürden. Durch eine Erleichterung
          die Betriebe zwingt, auf „Clean Production“ umzurüsten.            des Verfahrens für Geschäftsvisa („Red White Red
                                                                             Carpet“) können Handelsbeziehungen ermöglicht und die
          Der von der chinesischen Regierung präsentierte                    Realisierung länderübergreifender Projekte vereinfacht
          Fünfjahresplan 2016-2020 sieht den Ausbau erneuer-                 werden.
          barer Energien vor. Hier können österreichische
          Unternehmen durch die Zulieferung von Ausrüstung für               Österreich muss daher wirtschaftspolitische Anreize
          Wasserkraftwerke und die Bereitstellung von Fachwissen             setzen, damit die heimischen Betriebe ihr Wissen speziell
          für die Integration von Erneuerbaren Energien ins                  im Bereich der erneuerbaren Energien, des maritimen
          Stromnetz sowie durch umfangreiches Know-how                       Ingenieurswesens, der Biotechnologie, der Wasser- und
          über energiesparende Technologien partizipieren. Die               Windkraft sowie der Förderung von metallhaltigen
          bewährten Nachhaltigkeitskonzepte der österreichischen             Mineralien im Rahmen des Seidenstraßenprojektes optimal
          Hidden Champions, die den von den Initiatoren der                  einsetzen können. Dazu sind vor allem die Zusammenarbeit
          Seidenstraße geforderten Ansprüchen einer kohlen-                  in aufstrebenden Industriezweigen, die Etablierung einer
          stoffarmen Arbeitsweise nachkommen, müssen von                     Kooperationsstruktur und eine Risikokapitalbeteiligung
          Österreich noch viel mehr als bisher weltweit vermarktet           notwendig.
          werden. Weiters gilt es die länderüberschreitenden

                                                                                                                  Deloitte Radar 2016 | 19
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