Aus Kunden werden Gäste - BioHandel
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11-2019
Preis 7,50 €
biohandel-online.de
Aus Kunden
werden Gäste
Wie Läden mit einem Gastro-Angebot
überzeugen können
S. 08
tik:
Kosme e
Roug
s f ü r e inen
All e
i s c h e n Teint
f r
ab S. 48
S.17 UMSATZBAROMETER NRW wächst am stärksten
S.31 BRANCHENKONGRESS Deutungshoheit über „Naturkosmetik“ sichern
S.39 SORTIMENT Marzipan – eine klassische Bio-Nascherei
Meine
Bio-Lieblinge
für glänzendes Haar
SANTE
GLANZ SHAMPOO & SPÜLUNG
• Bio-Birkenblattextrakte
stärken & pegen
NEU • Lockeres Volumen &
verbesserte Kämmbarkeit
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BIO-ANB
NATRUE zertifizierte Produkte verzichten auf Mineralöle, Petrochemikalien, gentechnisch
veränderte Stoffe, synthetische Duftstoffe oder künstliche Konservierungsstoffe. Mehr auf Sante.de
Editorial
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
wer einen Laden führt, weiß in der Regel sehr
gut, wie seine Kunden ticken. Treue Stammkun-
den haben oft andere Ansprüche und Bedürfnisse
als Gelegenheitskäufer, Junge andere als Ältere.
Allen gemeinsam ist aber, dass sie im Laden alles
finden möchten, was sie suchen, zahlen und
dann wieder gehen. Gäste in einem Café oder
Bistro möchten etwas anderes. Sie suchen einen
schönen Ort zum Verweilen, leckeres Essen,
netten Service. Wenn man all das bieten kann,
lässt sich mit einem Gastronomie-Angebot ein
zweites Standbein zum Laden aufbauen. Dabei ist
allerdings einiges zu beachten, denn noch nicht
einmal die Hälfte der Teilnehmer einer Befra-
gung sagt, dass sie mit einem solchen Angebot
Profit erwirtschaften. Für unsere Titelgeschichte
ab Seite 08 hat Gudrun Ambros Beispiele von
Läden zusammengetragen, denen der Sprung
vom Ladner zum Gastgeber geglückt ist.
Dass es den Läden insgesamt recht gut geht,
zeigt das aktuelle regionale Umsatzbarometer.
Welche Region im ersten Quartal dieses Jahres
besonders zugelegt hat und in welchen Gegenden
noch Luft nach oben ist, erfahren Sie ab Seite 17.
Die positiven Zahlen sollten allerdings nicht
dazu verleiten, sich auf den Lorbeeren auszuru-
hen. Deshalb hat der BNN kürzlich auf der BioSüd
den Startschuss für die neue Kampagne „Öko
statt Ego“ gegeben. Sie soll den Verbrauchern
zeigen, was den Fachhandel so besonders macht
und was ihn vom LEH unterscheidet. Weitere
Highlights der Messe in Augsburg hat Horst
Fiedler auf Seite 29 für Sie zusammengefasst.
Viel Spaß beim Lesen!
Natascha Becker
Verantwortliche Redakteurin
11 | 2019 3
Inhalt
e r l i c h e
Wint omente... Backwarenhersteller Werz
M im Portrait S. 20
...jetzt auch mit Bistro im Laden:
...mit schwarzer Vollmilchschokolade So werden aus Kunden
Johannisbeer- Gäste S. 08
füllung
KOKOS-MAKRONEN:
nach traditioneller
TITEL BRANCHE
Rezeptur gebacken
08 Bistro 17 Umsatzbarometer
Außer-Haus-Gastronomie NRW wächst am stärksten
liegt im Trend. Für wen
DINKEL-KIPFERL: lohnt sich ein solches An- 20 Herstellerportrait
der Klassiker - gebot und welche Faktoren Werz: Umbauen für die
jetzt auch in sind wichtig für den Erfolg? Zukunft
Dinkelqualität
© pikselstock - stock.adobe.com / Tobias Burger – bio verlag / HandmadePictures - stock.adobe.com / Imke Sturm / iStockphoto – Plateresca
24 Biomarkt in Finnland
Graswurzel setzt auf Trends
...klein 29 BioSüd
und fein Neue Aktionen – neue
Produkte
31 Branchenkongress
Deutungshoheit über
„Naturkosmetik“ sichern
...auch als
3kg lose Ware 34 Interview
erhältlich „Der Gastronom „Die Kosmetikindustrie
steht an einem Wende-
ist Gastgeber. punkt.“
Sein Gast will
37 Steuer & Recht
sich entspan- Schwangerschaft und
nen.“ Elterngeld
Rainer Roehl auf S. 14
...jetzt bei Ihrem
Großhändler bestellen
info@bio-linea-natura.de 4 11 | 2019
Bio-Markt in Finnland
S. 24 Freetox® von Salus:
Erlebe ein ganz neues Ich
Marzipan: Die beste Zeit
ist jetzt! S. 39
Sorten:
k k u r in den
WISSEN STANDARDS 20-Tag
e-Trin
h n
essel
-Brennn s-Birke
n za
Löwe rstengr
a
39 Warenkunde 03 Editorial u n d Ge
Marzipan: Wenige Zutaten,
kaum verarbeitet – eine 07 Aktuell
klassische Bio- News aus der Branche
Nascherei
52 Marktplatz Energie-
Zell- Energie-
47 Steckbrief Neue Produkte stoff-
Kartoffeln: Ungewöhnliche schutz
schutz **
wechsel
wechsel **
Sorten schärfen das Profil 53 Impressum
eines Biomarktes
53 Inserentenverzeichnis
48 Naturkosmetik
Rouge sorgt für einen 54 Zu guter Letzt
jugendlich-frischen Teint. Die Kolumne von
Was die Naturkosmetik Ralf Hoppe
konventionellen Produkten
voraus hat.
Erhältlich bei BIOGARTEN oder direkt bei Herbaria
Tel: 0 80 28/9 05 70 · info@herbaria.de
DE-ÖKO-003
ROUGE Fragen Sie auch nach:
Ob fest, lose oder cremig: Die Auswahl an naturkosmeti- Freetox® Tees und Freetox® Kapseln.
schen Rouges – neuerdings auch „Blush“ genannt – ist
groß. Was sie konventionellen Produkten voraus haben,
lesen Sie ab Seite 48.
mehr Infos zu den Produkten unter: www.salus.de
11 | 2019 5 * Vitamin C leistet einen Beitrag zum Schutz von Zellbestandteilen vor oxidativer Schädigung und
trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei.
Fruits with benefits
Die fruchtigen Leckereien
mit dem „Plus“
Natürlich genießen
15 % Protein:
unterstützt den Muskel-
aufbau
Koffein-Kick:
schwungvoll in den Tag
Vitamin E Booster:
antioxidative Wirkung
Magnesium-Quelle:
für einen gesunden
Energiestoffwechsel
Weitere Informationen unter:
www.lubs.de
Aktuell
Bio-Palmöl Kurz notiert
ist nachhaltig,
Unverpackt-Stationen wer-
ergab eine den von der Hälfte der Kun-
Analyse des den, die sie wahrnehmen,
auch benutzt. Das ergab eine
FiBL. Die Wis- Befragung der Hochschule
senschaftler Eberswalde. Mangelnde Zeit,
verglichen die der Aufwand und die Produkt-
auswahl wurden als Gründe
Bio-Anbauer genannt, das Angebot links
mit konven- liegen zu lassen.
tionellen
Plantagen und Die Spiel-
Das Unternehmen Wessanen wird künftig privat geführt. dem Nachhal- berger Mühle
verpackt ne-
tigkeitssiegel
Wessanen geht RSPO.
ben Mehlen und Getreide nun
auch die ersten Nudeln in
von der Börse Beutel aus 100 Prozent Papier.
Bedruckt werden sie mit Far-
2
Ein Konsortium aus dem zogen. Wessanen wird damit ben auf Wasserbasis.
amerikanischen Investor von der Börse genommen
Charles Jobson und der und privat weitergeführt. Die Vegan-Marke Veganz
französischen Private-Equi- Zu Wessanen gehören meh- gibt es jetzt im Discounter.
ty-Gesellschaft PAI Partners rere Bio-Hersteller, darunter Millionen Das Unternehmen kooperiert
hat Wessanen übernommen. Allos, Tartex und Cupper. mit Lidl in der Region Ham-
Das Konsortium, dem bisher Das Konsortium will die Blüten blühen burg und ist mit einigen Pro-
ein Viertel der Aktien gehör- Strategie der Unterneh- auf einem Hektar dukten bei Aldi Süd gelistet.
te, hatte im April ein Über- mensführung verstärkt fort- Bio-Acker, hat das
nahmeangebot für die rest- führen. Wessanen hatte 2018 Kompetenzzent- Eine Koordinationsstelle
lichen Anteile in Höhe 885 628 Millionen Euro umge- rum Ökolandbau Bruderhahnfleisch Vermark-
Millionen Euro vorgelegt. setzt, drei Viertel der Pro- tung soll interessierte Händ-
Niedersachsen
Die Übernahme ist nun voll- dukte waren Bio. ler und Gastronomen bei der
ermittelt. Suche nach geeigneten Liefe-
ranten unterstützen. Geplant
sind auch Schulungen für den
Die Erlöse der Erfolgreiche Biofachhandel.
Bio-Bauern Hausmesse
Die Reformhauskette Vitalia
steigen Verpackung und CO2 war vor zehn Jahren insolvent
Die deutschen Bio-Bauern waren Topthemen auf der geworden. Nun wurde ein
bekamen 2018 2,39 Mrd. € diesjährigen Hausmesse damaliger Geschäftsführer
für ihre Erzeugnisse, des Großhändlers Weiling, wegen Betrugs in mehreren
11 Prozent mehr als im zu der 1.600 Besucher ka- Fällen zu elf Monaten auf
Vorjahr. So teilt sich das men. Weiling kündigte an, Bewährung verurteilt.
Geld auf: dass das für die Eigenmar-
23% ke Bioladen regional und
© dpa – ANP Remko de Waal / Weiling
Milch
Obst/Gemüse/Kartoffel 22% weltweit erzeugte Gemüse
Fleisch 18% CO2-neutral angebaut und
Eier 13% gehandelt werde. Auch MEHR INFOS
Getreide 11% Weiling-Kunden könnten Online halten wir Sie täglich auf
Sonstiges 13% ihren Standort mit Hilfe dem Laufenden:
Quelle: Gute Stimmung bei Ausstellern des Großhändler www.biohandel-online.de
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI und Besuchern der Hausmesse. CO2-kompensieren lassen. www.bio-markt.info
11 | 2019 7
Titelthema – Gastronomie Ein Fünftel ihrer Mahl- zeiten essen die Europäer inzwischen außer Haus. 8 11 | 2019
TITELTHEMA
Aus Kunden
werden Gäste
Außer-Haus-Gastronomie liegt im Trend. Nicht immer ist sie
wirklich profitabel, dient einigen Händlern aber dazu, sich
von der Konkurrenz abzuheben. Für wen lohnt sich ein solches
Angebot und welche Faktoren sind wichtig für den Erfolg?
Wir zeigen Beispiele von Ladnern, die den Schritt zum
Gastgeber gewagt haben.
Text: Gudrun Ambros
E
inkaufen und vor mit dem Segment der Han- 42 Prozent an Biomärkten, die
dem Rausgehen delsgastronomie. Eine Studie ein Bistro oder eine Kaffeebar
im angeschlosse- des Kölner EHI Retail Institute führten. Nach Schätzung des
nen Bistro einen hat in 2019 beispielsweise ge- Bio-Unternehmensberaters
Milchkaffee trin- zeigt, dass sich Verbraucher Klaus Braun sind es „mindes-
ken. Oder sich in der Pause von der Handelsgastronomie tens 30 Prozent, mit zuneh-
zum Essen verabreden. Viele mehr Angebote an vegetari- mender Tendenz“, die ein
Kunden schätzen ein gastro- schen, Bio- und nachhaltigen Gastroangebot bereitstellen.
nomisches Angebot im Biola- Gerichten wünschen, vor- Die Bandbreite des Ange-
den – vom belegten Brötchen zugsweise frisch und saisonal, bots ist groß: Im Natürlich
bis zum Mittagstisch. Damit gerne auch mal glutenfrei. Ei- Mavita (100 m2) bekommen
liegen sie im Trend. Laut ne Steilvorlage für den Bio-
IRA GIRA Foodservice wird handel.
rund ein Fünftel aller Mahl-
zeiten in Europa außer Haus Steigende Tendenz Mindestens ein
© mavoimages - stock.adobe.com
konsumiert. Das eröffnet Bio- Wie sich der Bio-Einzelhandel Drittel der Bio-
märkten interessante neue dazu positioniert ist statis-
Geschäftsfelder und Möglich- tisch nicht erfasst. Der bio ver- läden betreibt
keiten der Kundenbindung. lag kam 2017 in einer Erhe- ein Bistro oder
Konsumforscher beschäfti- bung mit nicht gewichteten
gen sich mittlerweile speziell Zahlen auf einen Anteil von eine Kaffeebar.
11 | 2019 9
Titelthema – Gastronomie
Im Biohof
Bursch gibt
es Frühstück,
drei Mittags-
menüs und
nachmittags
selbstgebacke-
nen Kuchen.
Gäste kalte Getränke oder nem Wetter nach draußen auf kunden, sondern auch andere
frisch gebrühten Kaffee zu die Terrasse. überzeugen“, sagt Laufer.
Kuchen, Kleingebäck oder be- Einzelhandel plus Gastro-
legten Brötchen. Das Platzan- Treffpunkt für die Kunden nomie – das bietet viele Chan-
gebot ist begrenzt: Den Kun- So individuell wie die Örtlich- cen. Dazu gehören:
den stehen zwei Bistrotische keiten sind auch die gastrono- ∙die
∙ Erhöhung der Kunden-
mit je zwei Stühlen zur Verfü- mischen Konzepte. Die ge- frequenz
gung. Bei NaturPur in Ber- lernte Köchin und Ladnerin ∙Kundenbindung
∙ durch län-
lin-Lichtenberg (50 m2) Korinna Groschupp (Naturpur) gere Verweildauer
bekommen Kunden mittags verwertet beispielsweise auch ∙Raum
∙ für Begegnung, Emo-
Rohkostsalat, selbst zuberei- nicht mehr ansehnliches Ge- tionalisierung im Bioladen
tete Suppe oder eine selbst müse und Gewürze aus dem ∙Profilierung
∙ und Image
gebackene Quiche, wofür die eigenen Laden und möchte ih- ∙Cross-over-Aktionen:
∙ Kun-
Angestellten eine Minimal- ren Kunden zeigen, was sich den werden an ungewohnte
ausstattung mit Camping daraus Genussvolles machen Lebensmittel herangeführt
kocher und Mini-Backofen lässt. Das nutzt sie, um den ∙Verwertung
∙ von Obst- und
nutzen. Kunden auch mal eher unbe- Gemüseresten
kannte Gemüsesorten nahe ∙Frischekompetenz
∙ zeigen
Frühstücksmenüs und Café zu bringen. „Bertram, Gal- ∙ein
∙ Erlebnis bieten und
Die Ähre in Schwabach (130 m2) gant, Steckrüben – das ken- schließlich
offeriert diverse Frühstücks- nen viele nicht.“ Manuela ∙Umsätze
∙ generieren.
menüs und eine täglich wech- Gringmuth in Waltrop hat mit Manche Ziele scheinen
selnde Mittagskarte. Im Biohof ihrem Angebot einen Treff- durchaus nicht unrealistisch.
Bursch in Bornheim (600 m2) punkt geschaffen. „Mein Das EHI Retail Institute hat he-
haben Kunden die Wahl zwi- Wohnzimmer“, sagt einer der rausgefunden, dass immerhin
45
schen drei Mittagsmenüs im Stammgäste. Gringmuth will 50 Prozent derer, die die Gast-
Bistro, sie können morgens mit dem Gastroangebot den ronomie nutzten, dies regel-
ausgiebig frühstücken oder Laden beflügeln und anders- mäßig mit einem Einkauf im
nachmittags im hauseigenen % herum. „Aber beides muss Handel verbinden.
Café Kaffeespezialitäten und sich tragen“, sagt sie. Tobias Bei der Umsetzung sind
selbstgebackene Kuchen ge- der Händler Laufer vom Hofladen Bio Ideen gefragt, die zum Inha-
nießen. Bei Biomichl in Weil- bezeichnen ihre Bursch will mit seinem Gast- ber und zur Klientel passen.
© Biohof Bursch
heim (900 m2) nehmen die roangebot Kundschaft von der Was für den einen perfekt ist,
Gäste in zwei Gasträumen
Gastronomie als Stadt aufs Land locken. „Ich muss für den anderen nicht
Platz und können bei schö- profitabel. will nicht nur klassische Bio- richtig sein. So scheiden
10 11 | 2019N E
ab 12 /
U
19
Für den kreativen
Zwerg in dir:
Vegane Mayo,
Remou und Senf.
· Aus der feinen Küche der Natur ·
DE-ÖKO-005 Wieso unser Alu nachhaltig ist, er ährst du unter www.zwergenwiese.de/alu.Titelthema – Gastronomie
sich etwa bei der durchaus In der Ähre in Schwabach
sinnvollen Verwertung von gibt es außer Kaffee und
nicht mehr für den Verkauf Kuchen verschiedene
Frühstücksmenüs und
geeignetem Gemüse die Geis- eine täglich wechselnde
ter. „Wirtschaftlich lohnt sich Mittagskarte.
das nicht“, gibt der Geschäfts-
führer von Steinofenbäcker,
Friedrich Dieter, zu bedenken.
Er beliefert Läden mit Snacks
und Cook-and-Chill-Suppen;
seine Mitarbeiterin berät Bio-
händler bei der Planung von
Gastronomieangeboten. Die
Unregelmäßigkeit der verfüg-
baren Rohware und die hohen
Verarbeitungskosten führten
unmittelbar zu negativen De-
ckungsbeiträgen im Bistro.
Für Tobias Laufer vom Hofla-
den Bursch, der sein selbst er-
zeugtes Gemüse aus der Land-
wirtschaft verarbeitet, bietet
sich gerade hier die Möglich-
keit, Ware, die es aus opti-
schen Gründen nicht ins Re-
gal schafft, kulinarisch zu
verwerten.
Profit nicht an erster Stelle
Schaut man sich Studiener-
gebnisse an, stehen für die Ab etwa 100
meisten Handelsgastronomen
nicht Umsatz und Rentabilität
Essen pro Tag den ein besonderes Einkaufs- wusst gefällt werden und je-
an erster Stelle. Die Mehrzahl kann sich erlebnis bieten. Nur 45 Prozent der Händler sollte wissen, ob
möchte sich mit dem kulina- der befragten Food-Händler seine Gastronomie über den
rischen Angebot im Wettbe-
Gastronomie bezeichneten ihre Gastrono- Handel subventioniert wird.
werb profilieren und den Kun- lohnen. mie als profitabel. „Das ist nur akzeptabel, wenn
Unternehmensberater Klaus der Handelsbetrieb so viel Ge-
Braun vermutet, dass wenige winn erwirtschaftet, dass er
Biohändler wissen, ob sich ihr die Gastronomie tatsächlich
Erfolgsfaktoren für Bistro oder Stehcafé über- auch subventionieren kann“,
Handelsgastronomie in % haupt trägt. „Viele greifen
sich beim Zubereiten schnell
so Braun. Über den Daumen
gepeilt könne sich dieser Un-
ein Öl aus dem Regal ohne das ternehmenszweig ab 100 Es-
Personal 66 in der Kasse zu erfassen“, ver- sen pro Tag lohnen. „Darunter
Hohe Qualität der Produkte 48 mutet er. Klar zu trennen, ist es primär Service, der im
© rulandphotodesign - bio verlag / oben: Christina Schirmer
Schnelligkeit 38 welche Umsätze der Handel besten Fall kostendeckend ist.“
Atmosphäre 31 und welche die Gastronomie
Frische 31 generiert – das bedeute Auf- Personal muss passen
Sichtbarkeit / Auffindbarkeit / Lage 28 wand und ginge nicht so ne- Wie immer steht und fällt der
Systematisierung / Prozesse 24 benbei. Klaus Brauns Plädo- Erfolg mit dem Personal. Das
Hygiene 24 sagt auch die EHI-Studie 2018.
yer: Wer sich für Handelgas-
Vielfalt / Variabilität im Angebot 24
tronomie entscheide, könne Gastronomie fordert andere
Glaubwürdigkeit / Authentizität 17
sehr wohl Marketing und Kompetenzen als der Handel,
0 20 40 60 80 100 Imageeffekt höher bewerten denn ein Kunde hat andere
Mehrfachnennungen möglich / Quelle: EHI-Studie 2018 als zusätzliche Gewinne. Aber Bedürfnisse als ein Gast. „Die
die Entscheidung sollte be- Leute kommen, bestellen und
12 11 | 2019wollen essen. Sie haben in der
Mittagspause vielleicht gerade
Beim Angebot
mal 20 Minuten Zeit dafür“, der Speisen Investitionen und Kosten
berichtet Friedrich Dieter vom
Steinofenbäcker. Gleichzeitig
sind Phantasie
suchen die Stammkunden und Kreativität Der Steinofenbäcker beliefert einen Überblick über mögliche
Kontakt. „Viele freuen sich deutschlandweit mit einem Investitionen: „Zum Start mit
über ein Gespräch“, sagt Ma-
gefragt. breiten Vollsortiment an Bio- belegten Brötchen und Früh-
nuela Gringmuth. Mitarbeiter Brot, -Brötchen, --Dauergebäck stück gehört eine professionelle
im Bistro müssen also einer- und -Konditoreiwaren, aber Kaffeemaschine, Kostenpunkt
seits den Überblick behalten, auch mit Snacks, vorgeba- 6.000 bis 7.000 Euro. Wer war-
sie sollten schnell, gut organi- ckenen pikanten Kuchen und me Speisen zubereitet, benötig
siert und praktisch veranlagt frischen Suppen in 2,5-Kilo-Ge- zwei Induktionsplatten: 150 bis
sein – und dabei auf Men- binden. Zur Bäckerei vor Ort 350 Euro. Ein Pizzaofen, der
schen zugehen können. gehört ein Bistro. Das Unter- Pizza und Flammkuchen backt,
nehmen berät Bio-Ladner bei kostet 1.500 Euro. Quiche, Brat-
Von Kochtrends inspiriert der Planung ihres gastrono- linge und Snacks lassen sich in
Nicht jeder Ladner identifiziert mischen Angebots. Geschäfts- einem kleinen Ofen aufwärmen,
sich mit diesem Profil, und ge- führer Friedrich Dieters gibt der ab 800 Euro zu haben ist.
eignetes Personal zu finden ist
nicht ganz einfach. Für Tobias
Laufer läuft es dann rund,
wenn es seinen Angestellten Laden hergibt, gerne mal in Wunsch auch zucker- und
gut geht: „Dann strahlen sie unkonventionellen Kombina- glutenfrei. Eher herzhaft def-
das nach außen. Und dann tionen, immer vegetarisch. tig geht’s hingegen im Hofla-
funktioniert der Laden, auch Dafür lässt sie sich von ver- den Bursch zu: Dort stehen auf
bei hohem Stresspegel.“ schiedenen Kochtrends inspi- der Speisekarte bodenständi-
Wie gut ein Bistro läuft, rieren – etwa ayurvedisch ge Gerichte wie Kassler, aber
hängt auch vom Speisenange- oder vegan. Auch in der Ähre auch Thai-Curry oder Linsen-
bot ab. Hier ist Phantasie und in Schwabach gibt es aus- eintopf. Manuela Gringmuth
Kreativität gefragt. Korinna schließlich vegetarische Kost. in Waltrop startete mit
Groschupp von NaturPur in Inhaberin Elfriede Schirmer Snacks, Kuchen und belegten
Berlin entscheidet oft ganz überrascht die Gäste bei- Brötchen von ihrem Bio-Bä-
spontan, was ihre Gäste am spielsweise mit Superfood- cker. Läuft das gut, will sie
Mittag auf den Teller bekom- Toppings, Obst mit Chia Quiches, Teigtaschen und
men. Sie verarbeitet, was ihr samen und Smoothies, auf Suppen dazunehmen. Die
wird sie allerdings nicht
selbst machen, sondern beim
Steinofenbäcker beziehen und
nur noch aufwärmen.
Einfache Gerichte gefragt
Damit erfüllt sie einen Kun-
denwunsch. Laut EHI
wünscht sich die Bistro-Klien-
tel eher einfache Gerichte.
Weil‘s oft schnell gehen muss
und günstig ist. Einen Trend
machen die Marktforscher bei
Burgern, Asia-Food, Smoo-
thies und Bowls aus.
Ihre Snacks mögen die Kun-
den gerne einfach, aber wenn
Purnatur in Kempten Ladner ihr Gastronomieange-
ergänzt sein Bistroangebot
bot doch mit etwas Besonde-
mit selbstgemachtem Eis
und frischen Waffeln. rem toppen, lassen sie sich
gerne überzeugen. Beim
11 | 2019 13Titelthema – Gastronomie
Brote und Snacks. Kunden
IM GESPRÄCH erfahren auf vielen Wegen,
Kunden er- dass ihr Biomarkt in die Gast-
Erste Schritte zum Bistro fahren in erster ronomie eingestiegen ist. Wer
kann, stellt Tische und Stühle
Kunde und Gast sind nicht das gleiche und Linie durch vor dem Laden auf: Das
beim Kollegen abschauen lohnt sich. Tipps schafft Atmosphäre, ist Einla-
für den Einstieg. Empfehlungen dung und vor allem Werbung.
von Gastro- Mit Gartenmöbeln vor der
Tür vergrößert Korinna Gro-
Angeboten. schupp von NaturPur ihren
tionen. Ist der Laden schon kleinen Berliner Bioladen.
bio-zertifiziert, dann läuft Dass es ein Bistro und was es
die Zertifizierung für die zu essen gibt, erfahren Pas-
Gastronomie nebenbei. Es santen über eine Schiefertafel
ist immer sinnvoll, die zu- an der Hauswand, die jeden
ständige Lebensmittelüber- Morgen neu beschriftet wird.
wachung mit einzubeziehen
und sich bei der Einrichtung Werbefilm im Kino
und Planung der Abläufe in Über die Ähre und ihr Bistro
Rainer Roehl puncto Hygienevorschriften ließ Elfriede Schirmer jüngst
Unternehmensberater beraten zu lassen. einen Werbefilm drehen, den
und Lehrbeauftragter demnächst das örtliche Kino
der FH Münster für Welches Gastro-Modell im Vorprogramm zeigt. Das
das Fach „Nachhaltige passt zu welchem Laden? jüngere Publikum wird über
Verpflegungsleistungen“ Für die meisten lohnt es Social Media informiert,
sich, das Angebot ein- freitags wirbt eine Anzeige in
facher zu halten, ohne der Tageszeitung für die vege-
braten, kochen, ohne große Hofladen Bursch erwartet die tarischen Burger. Und wer
F
ür wen lohnt sich ein Investitionen – da reichen Kunden in der Weihnachtszeit irgendwo das beschriftete
Bistro im Bioladen? eine professionelle Kaffee- etwas Besonderes: Tobias Lieferfahrrad der Ähre er-
Sinnvoll ist das für die maschine und ein Aufback- Laufer baut extra ein beheiztes blickt, weiß dann ebenfalls,
meisten, die neu starten, die ofen. Und Waren, die sie Festzelt vor dem Laden auf. dass es das Bistro gibt.
ihre Fläche erweitern oder zukaufen können – Snacks Dort gibt es Grünkohl oder Der Biohof Bursch profitiert
umbauen. Aber das Angebot vom Bäcker oder Cook-and- Sauerkraut, Waffeln und Glüh- von eigenen Werbeflächen:
muss zum Standort und zum Chill-Suppen beispielsweise. wein. Das hat sich rumgespro- „Wir stellen Schilder auf unse-
Laden passen. Damit lässt sich schon eine chen und kommt gut an. ren Feldern auf“, berichtet
recht gute Auswahl zusam- Die Ähre in Schwabach lie- Tobias Laufer. Außerdem ver-
Was sollte man vor dem menstellen. fert das Essen sogar an. Nicht weist ein Anhänger mit Tisch
Start bedenken? an jede Haustür, aber an ein und Tischdecke, der an der
Wer ein Gastro-Angebot Inwieweit unterscheidet Unternehmen, das jeden Tag Hauptverkehrsader in der
plant, muss zunächst über- sich der Kunde vom Gast? 92 Sandwiches für seine Mit- Nähe positioniert ist, auf den
legen: Was will ich und Ein Kunde möchte schnell arbeiter bestellt. Bei NaturPur Hofladen mit Bistro und Café.
warum – nur weil es alle seinen Einkauf erledigen. Er wissen die Gäste, dass sie Viele Menschen registrieren
machen oder weil ich selbst erwartet nicht unbedingt, auch ein Probierschälchen be- ein gastronomisches Angebot
voll und ganz dahinter gesehen oder begrüßt kommen, wenn sie nicht si- spontan, im Vorbeigehen. So
stehe? Als Einstieg mag zu werden, möchte sich cher sind, ob sie die neuste ist es in der EHI-Studie 2019
ein Tages-Seminar reichen. höchstens an der Käsetheke Kreation der Köchin mögen. zu lesen. An zweiter Stelle
Hilfreich ist es auf alle Fälle, bedienen lassen und an Purnatur in Kempten bietet steht Printwerbung (Flyer,
Betriebe anzuschauen, die der Kasse muss es schnell Wasser gratis aus dem Trink- Handzettel, Werbebeilagen,
funktionieren – idealer- gehen. Der Gastronom ist wasserbrunnen und ergänzt Zeitungen und Zeitschriften).
weise nicht gerade einen Gastgeber. Sein Gast will sein Bistroangebot mit selbst- Platz eins der Informations-
Wettbewerber. Die, die das sich entspannen, eine kleine gemachtem Eis und frischen quellen sind jedoch Empfeh-
gut und dauerhaft machen, Pause machen, sich bedie- Waffeln. Selbstgemacht sind lungen durch Kollegen, Freun-
geben die besten Informa- nen lassen. dort auch die Marmeladen de oder Familie. Die gibt’s
und Aufstriche fürs Früh- quasi gratis, wenn die
stück, die Kuchen, Torten, Gastronomie überzeugt hat.
14 11 | 20193 . 12 . 1 9
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bioverlaBranche
I
UMSATZBAROMETER REGIONAL m ersten Quartal 2019 hat
der Naturkostfachhandel
seine Tagesumsätze bun-
NRW wächst
desweit um lediglich knapp
zwei Prozent steigern können.
Ursache dafür sind die Um-
satzrückgänge im März (ver-
am stärksten
glichen mit dem Vorjahres-
monat) als Konsequenz aus
dem Wechsel des Osterfestes
ins zweite Quartal (2018 hatte
Ostern mit der verkaufsstar-
Mit einem durchschnittlichen Plus von 5,6 Prozent entwickeln ken Vor-Oster-Woche kom-
sich die Umsätze im Bio-Fachhandel im 1.Halbjahr 2019 durch- plett im März gelegen). Im
zweiten Quartal 2019 steigt
weg positiv. Nordrhein-Westfalen ragt deutlich heraus. der Umsatzzuwachs dann auf
9,2 Prozent (Ostern Mitte April
und ein Verkaufstag mehr
Umsatzentwicklung 2016 bis 1. Halbjahr 2019 in % zum Vorjahr). Kumuliert be-
deutet das für das erste Halb-
2016 2017 2018 1. Halbjahr 2019 jahr 2019 einen Umsatzzu-
8,1 wachs des Naturkost-Fach-
5,4 handels in Deutschland von
5,6 Prozent.
9,5 Damit schließt die Umsatz-
9,0 entwicklung in 2019 an die
7,7 Zuwächse aus 2018 an (mit
6,2% im Jahresdurchschnitt).
1,4 Nielsen 1
(Bremen, Hamburg, Das bestärkt die Vermutung,
0,4 Niedersachsen,
Schleswig-Holstein)
dass der Naturkost-Fachhan-
5,0
del die Stagnation der Jahre
2016 (1,3%) und 2017 (1,4%)
überwunden hat.
2,7
9,0
Nielsen 2
1,3
(Nordrhein-Westfalen) 0,9
7,6
Nielsengebiete
Nielsen 5,6,7 (Ost)
neue Bundesländer
%
-1,9
5,1 6,2
5,6
Umsatzplus
erzielt NRW im
1. Halbjahr 2019.
Nielsen 3a 1,3 Die vergangenen dreieinhalb
(Hessen, 4,9
Rheinland-Pfalz, 1,3 1,4 Jahre waren durch diese wech-
Saarland) 0,0
5,0 3,8 selhaften Umsatzentwicklun-
4,2
3,1 gen in der Branche gekenn-
zeichnet. Insgesamt konnte in
1,6 dieser Zeit bundesweit ein
2,8
Gesamt
kumulierter Umsatzzuwachs
1,3 von 15 Prozent erzielt werden.
Nielsen 3b Nielsen 4
(Baden-Württemberg) (Bayern)
Im Norden noch Potenzial
Nach einem (überdurch-
© ContRate
schnittlichen) Jahreswachs-
tum 2018 von 8,1 Prozent
11 | 2019 17Branche – Umsatzbarometer regional
liegen die Umsatzzuwächse im Brandenburg, Sachsen-An-
Norden (Nielsen 1: Schles- halt; Nielsen 7: Sachsen, Thü-
wig-Holstein, Bremen, Ham- ringen) erzielt im ersten Halb-
burg und Niedersachsen) im jahr 2019 Umsatzzuwächse
ersten Halbjahr 2019 bei 5,4 von 5 Prozent. Nach der über-
Prozent. Nach 1,4 Prozent in durchschnittlichen Entwick-
2016 und 0,4 Prozent in 2017 lung in 2018 (plus 7,7 %) wurde
erzielen die Betriebe im Nor- damit für die letzten dreiein-
den damit für die vergangenen halb Jahre ein kumulierter
dreieinhalb Jahre einen kumu- Umsatzzuwachs von 16 Pro-
lierten Umsatzzuwachs von zent erreicht.
16 Prozent.
Lange Zeit wuchsen die Über die letzten Jahre we-
Die stärksten Zuwächse Umsätze in Baden-Würt- nig regionale Unterschiede
wiederum in NRW temberg und Bayern Zusammenfassend lässt sich
überdurchschnitt-
In Nordrhein-Westfalen (Niel- für die letzten Jahre eine bun-
lich. In den letzten
sen 2) haben die Naturkost- Jahren fällt der desweit recht einheitliche Ent-
einzelhändler im ersten Halb- Zuwachs im Süden wicklung feststellen: In allen
jahr 2019 mit 9 Prozent das vergleichsweise Regionen erfolgten respektab-
stärkste Umsatzwachstum al- bescheiden aus. le Umsatzzuwächse, und diese
ler Regionen erreicht. Bereits liegen für die Zeit seit 2016
seit 2017 hält NRW diese ‚Vor- bundesweit im Durchschnitt
reiter-Rolle‘. In den vergange- bei 15 Prozent; die Schwankun-
nen dreieinhalb Jahren wurde mit 4,2 Prozent und Bayern gen für die jeweiligen Nielsen-
hier ein Gesamtzuwachs von (Nielsen 4) mit 3,8 Prozent gebiete bewegen sich in dem
20 Prozent erzielt. 2018 die mit Abstand Rahmen zwischen 14 und 20
schwächsten Tagesumsatz- Prozent.
Der Südwesten entwickelt Zuwächse erzielt; das bundes-
sich durchschnittlich weite Wachstum hatte 6,2 Umsatzbarometer-Zahlen
Die aktuellen Tages-Umsätze Prozent betragen. flächenbereinigt
in der Mitte und im Südwesten Im ersten Halbjahr 2019 hat Alle diese Umsatzauswertun-
Deutschlands betragen im ers- Baden-Württemberg einen gen beziehen sich auf flächen-
ten Halbjahr 2019 5,1 Prozent. Umsatzzuwachs von 5 Prozent bereinigte Größen; sie basie-
Die Bundesländer Hessen, erreicht. Insgesamt kommt der ren auf der Entwicklung der
Rheinland-Pfalz und Saarland Bio-Fachhandel in Baden- durchschnittlichen Tagesum-
(Nielsen 3a) konnten deutliche Württemberg in den letzten sätze auf bestehender Fläche
Umsatzzuwächse erzielen; sie dreieinhalb Jahren auf eine innerhalb der Naturkostbran-
haben die Stagnation aus den kumulierte Steigerung von che. Neueröffnete Betriebe
Jahren 2016 und 2017 über- 14 Prozent, ebenso wie Bayern. oder Betriebserweiterungen
wunden. In der Auswertung Damit liegen die beiden Bun- werden erst nach einem voll-
für die vergangenen dreiein- desländer im Süden hinter al- ständigen Geschäftsjahr in
halb Jahre erreichen diese Be- len anderen Regionen. Im ers- unseren Auswertungen
triebe eine kumulierte Steige- ten Halbjahr 2019 verzeichnet berücksichtigt.
rungsrate von 15 Prozent. Bayern (Nielsen 4) einen Um-
satzzuwachs von 4,9 Prozent. Text: Klaus Braun
Im Süden aktuell die ge- Die Entwicklung im Süden
ringsten Zuwächse zeigt deutlich die Schwierig-
Nachdem die Naturkost-Fach- keiten, in einem Marktumfeld
geschäfte im Süden der Repu- mit intensiver Wettbewerbs- MEHR INFORMATIONEN
blik bis vor einigen Jahren re- dichte kontinuierlich Spitzen- Nehmen auch Sie an der Aus-
gelmäßig überdurchschnitt- umsätze zu erzielen. wertung für den Betriebsver-
liche Umsatzzuwächse erzielt gleich teil. Weitere Infos telefo-
hatten, hat sich die Entwick- Auch im Osten noch nisch oder auf der Webseite
lung mittlerweile verändert: viel Potenzial unter: www.braunklaus.de,
Nach durchschnittlichen Stei- Auch der Osten (Nielsen 5: Bartholomäus-Weltz-Platz 4,
gerungen in 2017 haben Ba- Berlin; Nielsen 6: 67346 Speyer, Tel 06232-651166
den-Württemberg (Nielsen 3b) Mecklenburg-Vorpommern, oder E-Mail info@braunklaus.de
18 11 | 2019BIOLOGISCH-DYNAMISCH
SEIT 1959
Tobias Laufer
Biohof Bursch
Bornheim bei Bonn
Jetzt auch
mitmachen!
Bianca Maurer
freut sich
auf Ihren Anruf:
„ Nur wer auf Augenhöhe 07135-98 15 47
miteinander redet, „
schaut über den Horizont.
Tobias Laufer vom Biohof Bursch in Bornheim über unsere Aktions-Kampagne ,Der Sinn der Sache‘:
„Wir wollen unsere Kunden jeden Tag für die gute Sache begeistern. Mit Produkten, die wir bewusst
auswählen. Am liebsten von Partnern, mit denen wir reden können, von Mensch zu Mensch.
Auch über gemeinsame Werte. Und die verbinden uns mit unseren Kunden.“
Mehr dazu auf spielberger.de/kampagneBranche – Herstellerportrait
K
arl-Otto Werz ist ein
Pionier. 1959, mit 21
und voller Ideen,
übernahm er die Bäckerei sei-
nes Vaters August in Heiden-
heim. Er packte an und entwi-
ckelte seine Ideen weiter. Bald
mahlte er sein Getreide selbst.
Er wurde Vollkornbäcker, der
schon 1967 Demeter-Getreide
und später den ersten
Bio-Dinkel verarbeitete.
Er verkaufte zunächst in Re-
formhäusern, später im Bio-
fachhandel und war der erste
in der Biobranche, der gluten-
freies Gebäck im Sortiment
hatte. Werz-Rezepturen sind
vollwertig und puristisch: oh-
ne Milch, ohne Ei, mit Honig
oder Reissirup als Süßungs-
mittel, ohne Backhilfsmittel.
Erfahrung und Werte
Erst vor wenigen Jahren gab
der heute 81-Jährige seine Ge-
Geschäftsführer schäfte weiter. Inzwischen
Andreas Plietker hat seine Tochter Annette
und die alleinige Werz als alleinige Gesell-
Gesellschafterin
Annette Werz schafterin und Prokuristin
lenken heute die XXXX res unt quat. Si volupta die Verantwortung übernom-
Geschicke des ture Odisti accum examsd
men. Ihr 24-jähriger Sohn
Unternehmens. enderitatur, consequ ibusa
Dorian hat im Unternehmen
schon als Vertretung gearbei-
tet, ein Jahr lang als Assistent
der Geschäftsleitung den
WERZ Relaunch der Marke mit be-
gleitet, ist auf Messen präsent
und studiert in Witten-Herde-
Umbauen für
cke Ökonomie, Politik und
Philosophie, um später das
Familienunternehmen wei-
terzuführen. Geschäftsführer
die Zukunft
ist seit eineinhalb Jahren
Der Backwarenhersteller Werz wird 60 und ist mit großen
Schritten ins Jubiläumsjahr gestartet: mit Andreas Plietker
als neuem Geschäftsführer, mit Annette Werz als alleiniger
80 %
© Tobias Burger – bio verlag
des Umsatzes
Gesellschafterin und mit Dorian Werz, der das Unternehmen erzielt Werz mit
einmal übernehmen soll. glutenfreien
Produkten.
20 11 | 2019Andreas Plietker, Groß- und „Wir liegen mit gefüllten Folienbeutel. Eigent- edelgrauen Mitarbeiter-T-Shirts
Außenhandelskaufmann und lich könnte man Werz auch mit kleinem orangefarbenem
Betriebswirt, der für Unter- unseren zucker- als Manufaktur bezeichnen – Herz.
nehmen wie ProNaturkost und glutenfreien nach wie vor geschieht viel in Auch der Online-Auftritt ist
(mit den Marken Lebensbaum, Handarbeit. Dass die Men- wieder auf der Höhe der Zeit.
Logona, Söbbeke, Voelkel und Produkten voll schen nah am Produkt sind, „Online als Kommunikations-
Davert) und Biozentrale als Ge- im Trend.“ das soll so bleiben. mittel bietet optimale Mög-
schäftsführer agiert hat. Pliet- Das neue Führungsteam hat lichkeiten, um sich darzustel-
ker soll die Brücke bauen vom Annette Werz, sich als Ziel gesetzt, die Marke len“, findet Andreas Plietker.
Pionierunternehmen in Rich- Prokuristin Werz besser im Bewusstsein Und es hilft, mit den Kunden
tung Zukunft, während An- seiner Klientel zu verankern in Kommunikation zu treten.
nette Werz ihre Erfahrungen und neue Kundengruppen zu Das Führungsteam plant,
aus dem Unternehmen ein- erschließen, ein jüngeres Pub- einen Ernährungsberatungs-
bringt und für die Unterneh- likum beispielsweise. Andre- Blog einzurichten. „Ich glau-
menswerte steht. as Plietker setzte sich mit den be, wir hatten einen der ers-
Handelspartnern zusammen, ten Webshops“, sagt Annette
Viel Handarbeit so dass das Traditionsunter- Werz. Das bleibt wichtig, denn
Andreas Plietker ist es auch, nehmen mit neuen Displays mit seinem breiten Sortiment
der durch den Betrieb führt, und Vorstellung in Info- – 200 Produkte derzeit –
mit weißer Schiebermütze Handzetteln flächendeckend kommt das Unternehmen
und im weißen Arbeitsmantel präsent ist. nicht umfassend in den Han-
über der grünen Hose. Es del. Dabei waren es sogar mal
riecht nach Zimt und wir Modernisiertes Design fast 400 Produkte. Was zu we-
kommen an Wägen vorbei, in Der Markenrelaunch ist abge- nig lief, aber auch, was zu
denen sich Bleche voller schlossen. Das modernisierte sehr in Richtung 08/15 ten-
Weihnachtsgebäck überein- Corporate Design präsentiert dierte, wurde rausgenommen.
anderstapeln. Hier mal kurz sich auf den Verpackungen, Vieles, was das Unterneh-
ein Vanillekipferl stibitzt, dort den Etiketten, zeigt sich im mensprofil von Werz aus-
einen Spekulatius. Messeauftritt und auch auf macht, liegt im Trend: die
Eine Mitarbeiterin schichtet
Kekse mit Schokofuß in Kar-
tons, eine andere nimmt
Zwieback vom Blech und por-
tioniert ihn für die Folierma-
Fragen an Andreas Plietker und
schine, eine dritte kontrolliert Annette Werz
im Untergeschoss das Ge-
wicht der mit Hirseflocken
W as ist Ihre Aufgabe in
einem Unternehmen,
das ein Pionier zum Erfolg
Start-ups beraten, viel mit jun-
gen Leuten zusammengearbei-
tet. Es ist wichtig, offen zu sein
geführt hat? und nicht stehen zu bleiben.
Die Produktion Andreas Plietker: Mir ist es Das funktioniert mit einem ko-
besteht nach
vor allem wichtig, die familiäre operativen Führungsstil. Ich will
wie vor aus viel
Handarbeit. Tradition zu bewahren und die andere Menschen stark machen.
gute handwerkliche Qualität
zu sichern, die Werz schon Annette Werz: Darin sehe ich
immer ausgezeichnet hat. auch einen Weg für die Bio-
Meine Aufgabe ist es dabei, branche. Deutschland ist ein Vor-
die Brücke in die Zukunft zu zeigeland in Sachen Bio. Es wäre
bauen und diese Werte mit gut, wenn wir uns auf unsere
modernen Technologien und Werte, auf das Miteinander zu-
einem zeitgemäßen Manage- rückbesinnen. Statt unbedingtem
ment zu verbinden. Wachstum und Verdrängung, wie
es uns vorwiegend die Wirtschaft
Wie soll das geschehen? vormacht, plädiere ich für mehr
Andreas Plietker: Ich habe viele Kooperation.
11 | 2019 21Branche – Herstellerportrait Branche – Herstellerportrait
Die zum Unternehmen
gehörende Wangenmühle
„Wir brauchen gramm, Servertechnologie.
Wenn nötig, holt sich das Un-
liefert nachhaltigen Strom
aus Wasserkraft.
einen breiten ternehmen auch Hilfe von au-
Unterbau, um ßen: Eine Agentur unterstützt
den Vertrieb im Bereich Key-
stabil zu sein.“ account und Messen, damit
Andreas Plietker, die Kunden immer einen An-
Geschäftsführer sprechpartner haben.
Heute stellt das Unterneh-
men rund 200 verschiedene Die Zukunft im Blick
Produkte her. Vieles wurde innerhalb kurzer
Zeit auf die Wege gebracht.
Doch das ist erst der Anfang.
„Ein Werksverkauf wäre
schön“, sinniert Annette
Werz. „Und es kommen im-
mer mehr Anfragen nach
Großpackungen für die Gast-
ronomie. Wir würden auch
gerne Lieferpartnerschaften
ausbauen, Anbauprojekte auf-
bauen, weiterhin neue Roh-
stoffe erschließen.“ Die Konst-
rukteure des Übergangs ha-
ben gerade erst angefangen.
Ihr Blick geht in Richtung
Zukunft.
gesundheitsbewusste Ernäh- Werz schon 1978 erwarb.
rung, Superfood (Braunhirse Trendprodukt Superfood, das Text: Gudrun Ambros
beispielsweise oder Reiskleie), Bemühen um Nachhaltigkeit
vegetarisch und vegan. Ge- – all das zu kommunizieren,
treide wird erst kurz vor der ist gar nicht so einfach. Denn
Verarbeitung vor Ort frisch bei Werz ist das nicht neu,
vermahlen – um wertvolle sondern gehört zu den Selbst- WEITERE BILDER
Stoffe, aber auch Aromen op- verständlichkeiten. Es wurde gibt es online unter
timal zu bewahren. schon (fast) immer so ge- www.biohandel-online.de
macht.
An Verpackung getüftelt
Die Verpackung lässt sich pro- Neues System fürs Lager
blemlos in Recyclingkarton
und transparente, produkt-
Neu ist das Lagerverwaltungs-
system. Linien, Buchstaben
Zahlen – Daten – Fakten
Gründung 1932 durch August Werz
schützende Kunststofftüten und Zahlen auf den Fußböden Standort: Heidenheim
trennen. Daran wurde immer schaffen Ordnung und kurze Sortiment: Vollkorngebäck, ohne Ei, ohne Milch, mit alternativen
wieder gearbeitet. Bei Werz Wege und optimieren in Rich- Süßungsmitteln, vorwiegend glutenfrei
gibt es fünf verschiedene Ba- tung „First in, first out“. Neu Größter Umsatzbringer: Erdmandelflocken
sisschachteln, die mit Hilfe ist auch, dass es eine Lager- Anzahl Produkte: 200
der Etiketten Produktbezug verwaltungsleitung gibt, die
Anzahl Mitarbeiter: 55, davon 40 Frauen
herstellen. Auf Folie könne hierfür verantwortlich ist.
Produktions- und Lagerfläche: ca. 4.000 Quadratmeter
man nicht verzichten, berich- „Ich möchte eine neue Füh-
Exporte: Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Niederlande,
tet Annette Werz, denn nur rungsebene einziehen“, er-
Kroatien, Griechenland
sie bewahrt das Aroma opti- klärt Andreas Plietker. „Wir
Kunden: Naturkostfachhandel und Reformwarenhandel
mal und macht Lebensmittel brauchen einen breiten Unter-
© Tobias Burger – bio verlag
Umsatz: 4,4 Mio. Euro 2018
haltbar. Nachhaltigen Strom bau, um stabil zu sein.“
Geschäftsführer: Andreas Plietker
bezieht die Manufaktur aus Auch in Technik und Digi-
Prokuristin: Annette Werz (alleinige Gesellschafterin)
Solarzellen und aus der Was- talisierung wurde investiert:
www.werz.bio
serkraft der benachbarten in eine neue Telefonanlage,
Wangenmühle, die Karl-Otto ein neues Rezepturpro-
22 11 | 2019Branche – International
Die finnische Bio-Supermarktkette
Ruohonjuuri setzt auf den Trocken-
bereich und neue Trendprodukte.
G
emessen an seinen
Bewohnern ist der fin-
nische Markt in etwa
so groß wie die Städte Berlin
und Hamburg zusammen. Da-
von leben in der Region Hel-
sinki bereits 1,1 Millionen
Menschen – mit jährlichem
Zuwachs. Doch der Biomarkt
wächst seit Jahren stetig.
Allein von 2017 auf 2018 hat er
BIO-MARKT IN FINNLAND
8,7 Prozent zugelegt und
wuchs auf 336 Millionen Euro
Umsatzvolumen.
Graswurzel Starker Strukturwandel
Generell hat die Lebensmittel-
setzt auf Trends
branche in Finnland einen
starken Strukturwandel er-
lebt, ähnlich wie in anderen
europäischen Ländern. „Es
hat sich alles stark kommer-
zialisiert“, berichtet die Er-
Finnland ist mit seinen 5,3 Millionen Einwohnern ein nährungsexpertin Riitta Ok-
vergleichsweise kleiner Markt. Um sich gegenüber den großen konnen. Metzger und Bäcke-
reien gibt es kaum noch“,
konventionellen Filialisten zu behaupten, muss sich die
© Imke Sturm
konstatiert sie, die lange in
einzige Bio-Supermarktkette einiges einfallen lassen. Deutschland im gehobenen
Catering-Management gear-
24 11 | 2019Links: Jussi Aimola ist
der Einkaufsleiter der
Positionierung mit den örtlichen Handelsket-
ten ist einfach zu groß, sagt Ai-
Bio-Supermarktkette. über neue mola. So kaufen die Finnen ih-
Unten: Naturkosmetik
wird in einer großzügigen
Produkte, die re Frischeware primär in den
konventionellen Märkten. „Or-
Abteilung angeboten und
wird von den Kunden immer
die großen ganic gibt es in jedem kleinen
stärker nachgefragt. LEH-Ketten Supermarkt“, so der Einkaufs-
leiter. Für ihn liegt die Heraus-
nicht haben. forderung stattdessen darin,
sich stetig über neue Produkte
zu positionieren und eben ein-
zulisten, was die großen Ket-
ten nicht haben. Das geht fast
schon in Richtung Spezialitä-
ten. So setzt Ruohonjuuri beim
Kaffee eher auf hochwertige
äthiopische Sorten, Karda-
momkaffee oder solche mit
Chaga-Pilz, als auf normalen
Kaffee. Verständlich: Ein Pfund
Alltagskaffee kostet bei Stock-
mann 3,49 Euro, bei Alepa 3,65
Euro und bei Lidl nur 3,45 Euro.
Diese und weitere Geschäfte
liegen alle im näheren Um-
kreis. Der günstigste Kaffee
kostet bei Ruohonjuuri immer-
hin noch 4,90 Euro.
beitet hat. In der Tat sind 95 30-Millionen-Marke über-
Prozent des Handels in der schritten werden. „Wir tun es Graswurzel als Trendsetter
Hand von großen Ketten. Bio- auf unsere eigene Weise“, Aimola muss sich gegenpositi-
läden gibt es kaum, vielleicht führt Aimola aus und auch, onieren. „Wir verstehen uns als
mal als Stand in einer ehr- dass keine Fremdinvestoren Trendsetter und versuchen viel
würdigen alten Markthalle. beteiligt sind, sondern mehre- über Neuheiten zu gehen“, be-
Die einzige Bio-Supermarkt- re Privatpersonen aus dem richtet der regelmäßige Bio-
kette sitzt in Helsinki: Ruo- grünen Spektrum. Fach-Besucher. Superfoods und
honjuuri, zu deutsch: Gras- Ruohonjuuri betreibt Nüsse laufen gerade sehr gut,
wurzel, führt 15 Filialen in der Wenig Frische und MoPro 15 Filialen in Finnland aber auch Matcha-Tee und
Hauptstadt und im über- Schon beim Betreten des Flag- und eine in Stockholm.
wiegend südlichen Finnland. ship-Stores im City-Viertel
Unter dem Namen Happy Food Kamppi in Helsinki fällt auf,
Store hat der Händler zudem dass der Frischebereich deut-
eine Filiale in Stockholm auf- lich reduziert ist, anders als in
gemacht, eine weitere soll Deutschland also eher nicht
noch in diesem Jahr in Schwe- das Aushängeschild für Biolä-
den folgen. Auch in kleinere den. Das Obst- und Gemüsean-
finnische Städte soll künftig gebot ist sehr überschaubar,
expandiert werden. „Alles MoPro auch, Theken für Käse,
selbst finanziert“, bekräftigt Fleisch oder einen Backshop
Jussi Aimola, Einkaufsleiter gibt es nicht. „Es gibt nur noch
der Bio-Kette. „Wir nehmen drei Läden, in denen wir über-
keine Kredite in Anspruch“, haupt Obst und Gemüse anbie-
berichtet er nicht ohne Stolz. ten“, so der 40-jährige Aimola.
Es scheint zu funktionieren: Take-away, Backshop und
25 Millionen Euro Umsatz Fleisch habe man probiert,
machte das Unternehmen in aber wieder eingestellt. Ein Mi-
2018, in diesem Jahr soll die nus-Geschäft. „Die Konkurrenz
11 | 2019 25Branche – International
Kombucha sind derzeit der Das Trendprodukt Protein-
Renner. Der Paleo-Trend hin- pulver hat in den Läden
gegen sei schon wieder vorbei. sein eigenes Regal, ebenso
wie die Frucht-, Nuss- und
„Die bisherigen Anbieter labeln Süßriegel.
jetzt alle auf ‚Keto‘ um“, sagt
Aimola, auf eine kohlenhydrat-
reduzierte und proteinstarke
Ernährungsform. Der Trocken-
bereich ist also der stärkste
Umsatztreiber. Auch viele
deutsche Marken sind dabei,
darunter Rapunzel, Wheaty,
Voelkel, Arche, Andechser, Holle,
Bio Planète, Salus, aber auch
Sonnentor, Pukka oder A. Vogel.
Umsatzbooster Hautpflege
„Naturkosmetik geht gerade gen großzügige Kühltheken sal könnte den Reinigungsmit-
durch die Decke“, erzählt Jussi nur für Drinks. Es gibt ein ei- teln widerfahren. Denn Selbst-
Aimola. Davon zeugt auch die genes Regal für Proteinpulver, abfüllen aus Plastikflaschen ist
großzügige Naturkosmetikab- ein weiteres mit Frucht-, Nuss- derzeit in Finnland aus Hygie-
teilung in dem 300 Quadrat- und Süßriegeln. Ansonsten negründen noch nicht erlaubt.
meter großen Geschäft. Dar- setzt Ruohonjuuri stark auf Ruohonjuuri bietet es trotzdem
unter viele skandinavische Kundenberatung, die Mitarbei- an. Insgesamt 6.500 Produkte
Marken wie Madara, Frantsilla, ter werden kontinuierlich ge- führt das 300 Quadratmeter
Unique, aber auch Lavera, Sante schult und der Fokus im Happy große Geschäft, die kleineren
und ein wenig Dr. Hauschka Food Store – so die Positionie- Filialen liegen eher bei 2.500.
und Provida finden ihren Platz. rung – liegt darauf, dass man
Stark im Kommen sind die Ko- „superfriendly“ und „happy“ Über 100 Großhändler
reaner. Als besondere Aktion im Umgang mit seinen Kun- Ob er mit speziellen Großhänd-
hat er gerade neu den Deep- den ist. 100 Prozent bio-zerti- lern zusammenarbeitet? „Ja,
Rich-Toner von Whamisa im fizierte Ware gibt es hier hin- mit mehr als über 100“, lacht
Angebot, welcher zum Einstieg gegen nicht. 90 Prozent des Aimola. Denn eine Struktur
29,95 Euro kostet – in Deutsch- Food-Bereichs sind zertifiziert, aus größeren Händlern wie in
land liegt er standardmäßig die Nahrungsergänzungsmit- Deutschland gäbe es in Finn-
bei rund 42 Euro. „Ein tolles tel sind es eher nicht. Auch bei land nicht. Die Vielzahl ver-
Serum, ich benutze es selber“, Naturkosmetik ist man weni- blüfft dann doch. „Dies hängt
grinst er. Man sieht, er hat ger streng. „Hier nehmen wir damit zusammen, dass kleine
Spaß an seinem Job. Er ist viel auch mal solche Marken auf, Distributoren die Rechte an be-
unterwegs und schaut sich die zertifizierbar wären, es stimmten Marken haben“,
weltweit die Bioläden an, um aber aus Kostengründen noch erläutert er, begrüßt dies aber,
zu lernen oder Ideen zu sam- nicht sind“, so Aimola. da diese die Marken auch rich-
meln. Von Whole Foods in Lon- tig pflegen und den Vertrieb
don habe er beispielsweise Insekten als Küchendeko aktiv unterstützen würden.
mitgenommen, dass man die Bei wirklichen Innovationen Last but not least gibt es
25
Regale enger schalten kann wie Novel Food oder Verpa- noch einen weiteren Unter-
und so mehr Fläche hat. Davon ckungsvermeidung muss das schied zu Deutschland: Die
zeugen auch die mindestens Geschäft jedoch kreativ sein. Ladenöffnungszeiten. Ruohon-
fünf Regalreihen eng sortierter So wurden Nahrungsmittel aus juuri hat auch sonntags geöff-
Nahrungsergänzungsmittel –
Mio. Insekten so lange als Küchen- net. Denn seit 2016 können Lä-
ein weiterer starker Umsatz- Euro Umsatz dekoration verkauft, bis sie le- den per Gesetz selbst bestim-
zweig. Algen ebenso wie Mo- gal waren. CBD-Produkte, also men, ob sie an allen Tagen der
ringa, Frucht- und Gemüsepul- machte die Ket- solche auf Cannabis-Basis, Woche öffnen oder nicht.
ver erhalten weitere Flächen. te Ruohonjuuri wurden als Kosmetik angebo-
© Imke Sturm
„Functional Food“ und auch ten, aber diese verbannten die
Getränke mit speziellen Bene-
im Jahr 2018. Inspekteure kürzlich aus den
fits drehen schnell. Dies zei- Regalen. Ein ähnliches Schick- Text: Imke Sturm
26 11 | 2019NEU
Genuss & Präsente
aus feinstem Bio-Edelmarzipan
DER Spezialist in Sachen Marzipan
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Telefon 0921/13232
Telefax 0921/13014
email info@funsch.com
www.funsch.comBranche – Regionalmessen
BIOSÜD Euro spendeten die Denn-
ree-Kunden für den Saatgut-
fonds der Zukunftsstiftung
Neue Aktionen –
Landwirtschaft. Ziel sind Züch-
tungen, die auf natürlicher
Fruchtbarkeit basieren. „Der
neue Produkte
provokante Slogan hat selbst
bei den Teilnehmern für Ver-
wirrung gesorgt“, berichtetet
Lukas Nossol, Marketingleiter
bei Denn‘s.
Die Kampagne „Öko statt Ego“ und ein Bekenntnis zur
„Kernkraft“ waren neben vielen innovativen Produkten Met für Veganer
Wer Bienen nichts wegneh-
auf dem Machermarkt die Highlights der BioSüd. men und trotzdem nicht auf
Honigschnaps verzichten
will, hat mit Vet, dem „Elfen-
M
it 4.847 Besu- trunk“ von Vegablum, eine
chern konnte die Alternative. Er basiert auf
BioSüd einen neu- Wonig, einem Honiger-
en Rekord melden. Er unter- satz-Produkt aus Rohrohr
streicht die Aufbruchstim- zucker.
mung der Branche. Der Wett-
bewerb mit dem LEH hat
Kräfte formiert, die nun end-
lich freigesetzt werden: Für
die bereits in der BioHandel-
Ausgabe 10/2019 vorgestellte
und vom BNN auf den Weg ge-
brachte Kampagne „Öko statt 4.847 BESUCHER
Ego“ fiel der Startschuss. Eini- 514 AUSSTELLER
ge „Fans“ trugen bereits das
T-Shirt mit dem Kampag- Honig und Hanfsamen ge-
nen-Logo (s. Foto), das neben Oben: Andreas Roth, Ge- hören dagegen zu Hans‘ Brain-
schäftsführer von Sonett,
weiteren Kommunikations- zeigt stolz das T-Shirt der food, das die Gehirnleistung
tools neues Selbstbewusst- Kampagne. erhöhen soll. Und aus Kokosöl
sein für den Naturkostfach- besteht die Zahncreme Niyok,
handel bringen soll. Links: Vegablum-Inhaberin die in einer Kreidetube ver-
Daniela Nowak mit Partner
Mit der Aktion „Kernkraft? packt ist. Wer Lust auf Ei-
und reichlich Vet, dem Met
Ja, bitte! Wir essen, was wir für Veganer. Geschmack hat, ohne ein Ei
säen“ (s.u.) haben Denn‘s-Bio- essen zu müssen, kann sich
Unten: Vier Riegel Power-
märkte und die BioMarkt-Part- Salzgrotte-Salz förmlich auf
food fürs Gehirn von Hans.
ner neue Impulse für die Öko- der Zunge zergehen lassen.
züchtung gegeben: 300.000 Und flüssige Gemüsebrühe,
die nicht erhitzt wurde,
liefert Swema.
Text: Horst Fiedler
TIPP: VIDEOS IM NETZ
Weitere Berichte und Videos
über die Kampagnen „Öko
statt Ego“ und „Kernkraft? Ja,
© Katrin Muhl – bio verlag
bitte!“ sowie Bildberichte über
Neuheiten finden Sie unter
www.bio-markt.info
11 | 2019 29Sie können auch lesen
