Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD

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Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
◆ Österreichische Post AG – MZ 03Z035300 M – GÖD, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien ◆ nicht retournieren
                                                                                                     Der Öffentliche Dienst aktuell                                      Ausgabe 6 / September 2019 7 4,50

                                                                                                                                   UNSER HEER
                                                                                                                                                           Ein Blick hinter die Kulissen.

                                                                                                                          +++ NATIONALRATSWAHL: POSITIONEN DER SPITZENKANDIDATINNEN +++
Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
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                                                                                  -
                                                                          Service
 Für alle GÖD-Mitglieder                                                         ine
                                                                         gutsche bis
                                                                              t von
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   ¹ Versicherer: WIERNER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group
   ² Leasinggeber: Wiener Städtische Donau Leasing GmbH
Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
EDITORIAL

GESCHÄTZTE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!

GEHALTSVERHANDLUNGEN EINGEFORDERT! Es ist wieder so weit: In einem vor wenigen
Tagen übermittelten Schreiben an den für den Öffentlichen Dienst zuständigen Finanzminister
Eduard Müller fiel der Startschuss für die Gehaltsverhandlungen 2020. Wir fordern eine nach­
haltige Erhöhung der Gehälter, um eine dauerhafte Kaufkraftsteigerung für alle öffentlich
Bediensteten sicherzustellen. Ständig neue Aufgaben bei einer mittlerweile in nahezu allen
Bereichen prekären Personalsituation bringen für unsere Kolleginnen und Kollegen immer
schwierigere Arbeitsbedingungen mit sich. Nur durch Motivation und großen persönlichen
Einsatz können die Leistungen noch in gewohnt hoher Qualität erbracht werden. Auch die
von allen Parteien angekündigte Klimapolitik bedeutet eine zusätzliche Aufgabe für den
Öffent­lichen Dienst in allen Gebietskörperschaften. All das muss sich in einem guten Gehalts­
abschluss abbilden.

SCHWERPUNKT BUNDESHEER In den vergangenen Wochen stand das Bundesheer immer
wieder im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Wir haben die Titelgeschichte der aktuellen
Ausgabe unseres Mitgliedermagazins daher diesem Thema gewidmet – ein Blick hinter die
Kulissen unseres Heeres spricht Bände. Von teilweise prekären Zuständen ist die Rede, und
zwar in allen Bereichen, von der Ausstattung über die Infrastruktur bis zum Personal. Die
Situation ist enorm schwierig geworden, auch beim Katastropheneinsatz, wo es kaum mehr
Reserven gibt.
Die GÖD fordert daher – wie für alle Bereiche des Öffentlichen Dienstes – eine
substantielle Erhöhung der Budgetmittel, damit die öffentlichen Aufgaben
auch in Zukunft in gewohnter Qualität erfüllt werden können!

 NATIONALRATSWAHL 2019 Früher als geplant steht wieder eine National­
ratswahl vor der Tür. Eine hohe Wahlbeteiligung stärkt die Legitimation
der politischen Repräsentanten, Demokratie lebt von Beteiligung.
Daher meine persönliche Wahlempfehlung für den 29. September:
Stärken Sie die Demokratie und gehen Sie wählen!

                                      FOLLOW US!

NORBERT SCHNEDL
Vorsitzender

                                   3 · GÖD 6-19
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GÖD-CARD ����������������������������������������������� 18

                                                                      INHALT
     KOLUMNE������������������������������������������������� 19
     RECHT�������������������������������������������������������� 26
     SOCIAL MEDIA ��������������������������������������� 29
     BVA ������������������������������������������������������������� 32
     STARK. WEIBLICH����������������������������������� 33
     BV 22 PENSIONISTEN��������������������������� 40
     GÖD-HOTELS������������������������������������������� 44
     BV 2 WIRTSCHAFTSVERWALTUNG��� 48
     PANORAMA����������������������������������������������� 49

     Die GÖD-Leistungen                                                               8
     GÖD-Rechtsschutz                                                                 Titelgeschichte
           hat von 2014 bis 2018 in                                                   Unser Heer
Arbeitsgerichts- und Zivilverfahren                                                   Jahrzehntelange Budgetrestriktionen bringen
                                                                                      Österreichs Bundesheer an seine Grenzen.
          25 Millionen Euro                                                           Ohne das große Engagement der rund 24.000
   für unsere Mitglieder erkämpft.                                                    Kolleginnen und Kollegen wäre ein Funktionie-
                                                                                      ren kaum möglich. GÖD-aktuell blickt hinter
                                                                                      die Kulissen.

                                                                               Rudolf Hundstorfer
                                                                               Präsident des Österreichischen
                                                                               Gewerkschaftsbundes a. D.
                                                                               19. September 1951 – 20. August 2019
                                                                               „Als Person war er Zeit seines
                                                                               Lebens für die Arbeit­nehmerinnen
                                                                               und Arbeitnehmer da und Garant
                                                                               für einen sozialen Ausgleich. Mit
                                                                               dem Tod von Rudi Hundstorfer
                                                                               verlieren wir einen Großen aus der
                                                                               Gewerkschaftsbewegung, einen
                                                                               bekennenden Sozialpartner und
                                                                               einen guten Freund.“
                                                                               Norbert Schnedl, Vorsitzender der GÖD
                                                                               und ÖGB-Vizepräsident
Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
GEHALTSVERHANDLUNGEN6
                                                                                                                                                        Erhöhung der Gehälter
                                                                                                                                                        Die GÖD fordert die höhere Entlohnung
                                                                                                                                                        aller öffentlich Bediensteter. Zentrales
                                                                                                                                                        Argument der Verhandlungen sind die
                                                                                                                                                        gestiegenen Arbeitsbelastungen durch
                                                                                                                                                        die prekäre Personalsituation.

                                                                                                                                                        NATIONALRATSWAHL20
                                                                                                                                                        Die SpitzenkandidatInnen
                                                                                                                                                        GÖD-Vorsitzender Norbert Schnedl
                                                                                                                                                        stellt den KandidatInnen Fragen
                                                                                                                                                        hinsichtlich ihrer Vorhaben zum
                                                                                                                                                        ­Öffent­lichen Dienst.

                                                                                                                                                        VERFASSUNG24
                                                                                                                                                        Die Eleganz, die uns leitet
                                                                                                                                                        Die Verfassung aus dem Jahr 1926 hält
                                                                                                                                                        bis heute ein praktikables Instrumenta-
                                                                                                                                                        rium zur Krisenbewältigung bereit.

                                                                                                                                                        JUSTIZWACHE28
                                                                                                                                                        Wege aus der Krise

                                                                                                                                      34
                                                                                                                                                        Die untragbaren Bedingungen müssen
                                                                                                                                                        ein Ende haben – konkrete Forderun-
                                                                                                                                                        gen an die kommende Regierung.

                                                                                                                                                        PFLEGE30
                                                                                                                                                        Die Zeit wird kommen
                                                                                                                                                        Wir befinden uns mitten im Pflegenot-
                                                                                                                                                        stand – die GÖD fordert dringend Ver-
                                                                                                                                                        besserungen für Personal und Klienten.
COVERFOTO: HBF/PUSCH, FOTOS: JEFF MANGIONE / KURIER / PICTUREDESK.COM, ANDI BRUCKNER

                                                                                       Richtigstellung:                                                 GÖD-FERIENAKTION34
                                                                                       Vor wenigen Wochen wurde           System übergeleitet wurden    Strahlende Kinderaugen
                                                                                       eine GÖD-Sonderausgabe zur         und                           Die 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit
                                                                                       Besoldungsreform 2019 an all    • deren erstmalige Festset-      von Hermann Schmid wurde in Velden
                                                                                       jene KollegInnen verschickt,       zung des Vorrückungsstich-    am Wörthersee gebührend geehrt.
                                                                                       für die diese Neuregelungen –      tags unter Ausschluss von
                                                                                       Stichwort „Vorrückungsstich-       Vordienstzeiten vor dem
                                                                                       tag“ – von Bedeutung sein          18. Geburtstag erfolgte.
                                                                                       kann.                           Eine sich allfällig daraus
                                                                                       Auf Seite 2 hieß es dazu:       er­gebende Nachzahlung           Haben sich Name oder
                                                                                       „Amtswegig erfolgt eine Neu-    erfolgt rückwirkend ab dem       Adresse geändert?
                                                                                       festsetzung des BDA bei allen   1. Mai 2019.“
                                                                                                                                                        Auf der GÖD-Website www.goed.at
                                                                                       Bundesbediensteten und
                                                                                                                                                        im Mitgliederbereich bitte unter
                                                                                       ­LandeslehrerInnen,             Richtig sollte der letzte Satz
                                                                                                                                                        „Daten ändern“ die zu ändernden Daten
                                                                                        • die sich am 8. Juli 2019     heißen:
                                                                                                                                                        bekanntgeben. Gerne nimmt auch die
                                                                                          im Dienststand befunden      „Eine sich allfällig daraus
                                                                                                                                                        GÖD-Mitgliederverwaltung die Änderun-
                                                                                          haben und                    ergebende Nachzahlung
                                                                                                                                                        gen vor. Bitte entweder telefonisch unter
                                                                                        • die im Rahmen der Besol-     erfolgt rückwirkend ab dem
                                                                                                                                                        01/534 54 DW 139 oder per E-Mail an:
                                                                                          dungsreform 2015 ins neue    1. Mai 2016.“
                                                                                                                                                        mitgliederverwaltung@goed.at.

                                                                                                                                    5 · GÖD 6-19
Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
AKTUELL

DIE GÖD FORDERT DIE
AUFNAHME VON GEHALTS­
VER­HANDLUNGEN!
Der Brief von GÖD-
Vorsitzendem Norbert
Schnedl an den Bundes-
minister für Finanzen
und den Öffentlichen
Dienst, Eduard Müller,
mit dem Ansuchen um
Gehaltsverhandlungen.

                         18 · GÖD 6-19
Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
G
         ÖD-Vorsitzender Norbert Schnedl fordert          fordert eine nachhaltige Erhöhung der Gehäl­
         mittels Schreiben vom 29. August 2019 an         ter, Monatsent­gelte, Zulagen und Vergütungen,
         Finanzminister Eduard Müller, der für den        um eine dauer­hafte Kaufkraftsteigerung für alle
Öffentlichen Dienst zuständig ist, die rechtzeiti­        öffentlich Bediensteten sicherzustellen. Neben
ge Aufnahme der Gehaltsverhandlungen, damit               den Erkenntnissen der Wirtschaftsforschungs­
das Abkommen mit 1. Jänner 2020 in Kraft treten           institute bezüglich Inflationsrate und Wirtschafts­
kann. Das aktuelle Gehaltsabkommen für alle               wachstum soll auch die durch die prekäre Perso­
öffent­lich Bediensteten läuft mit 31. Dezember           nalsituation besonders hohe Belastung Grundlage
2019 aus. Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst            für die Verhandlungen sein.                     l

                                               19 · GÖD 6-19
Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
TITEL
                                              GESCHICHTE

D
        er Grundstein für die andauernden                 mehr.“ Seit einigen Monaten ist Bewegung in die
        Budgetprobleme des Österreichischen               öffentliche Debatte um die Situation des Öster-
        Bundesheeres wurde schon in den Grün-             reichischen Bundesheeres gekommen. Die GÖD-
dungsjahren der Zweiten Republik gelegt und bis           Bundesheergewerkschaft sieht sich dadurch in
heute nicht behoben“, erklärt Mag. Walter Hirsch,         ihren langjährigen Mahnungen und Forderungen
Vorsitzender der GÖD-Bundesheergewerkschaft,              bestärkt und angehalten, auch weiterhin Klartext
eines der Versäumnisse der Politik, die dafür ver-        zu sprechen.
antwortlich sind, warum die Ausgaben für das
Bundesheer mit weniger als 0,6 Prozent des BIPs           Katastrophenschutz in Gefahr
deutlich unter dem EU-Schnitt (1,3 Prozent) lie-          „Was macht eine Armee aus? Sie ist autark in
gen. Als ein weiteres Problem ortet er die öster-         ihrer Auftragserfüllung. Sie kann im Kampf oder
reichische Tagespolitik, in der der Budgetbedarf          auch im Katastrophenschutz voll ausgestat-
des Heeres eine zu geringe Rolle spielt. „Das ist         tet über einen langen Zeitraum durchhalten.
typischerweise ein nicht gut verkaufbares The-            Damit kann sie bei Katastropheneinsätzen nach
ma. Und da Politiker immer auch auf ihre Wie-             den ersteingesetzten Blaulichtorganisationen
derwahl schielen und sich nicht gerne mit unan-           länger­fristig helfen. Aber wir sind von diesem
genehmen Themen befassen wollen, gibt es seit             Ideal immer weiter entfernt. Wenn wir zu einem
Jahren kein angemessenes Verteidigungsbudget              Einsatz gerufen werden, müssen wir immer öfter

                                                8 · GÖD 6-19
Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
IM FOKUS:
BUNDESHEER
Österreichs Bundesheer hat einen guten Ruf. Das liegt überwiegend am Engagement der
Soldatinnen und Soldaten wie Zivilbediensteten, denn die Rahmen­bedingungen lassen
zu wünschen übrig. Die GÖD-Bundesheergewerkschaft mahnt deswegen schon lange
vor der Verschlechterung der Leistungsfähigkeit in vielen Bereichen und kämpft für ein
angemessenes Heeresbudget.
VON VERENA BACA

Busse anmieten, um die Soldaten zu transpor-                                Unterdotiertes Heer
tieren. Diese zivilen Busse können uns aber nur                             Es hakt in allen Bereichen: Mannesausrüstung,
bis zu der Stelle bringen, wo der Asphalt endet.                            Mobilität, Infrastruktur, Waffensysteme und Per-
Die Katastrophe findet aber meist in unzugängli-                            sonalaufnahmen. Zum Beispiel sind zu wenig
chem Gelände statt“, bringt der stellvertretende                            bzw. zu alte Fahrzeuge, für die man teuer Ersatz-
Vorsitzende der GÖD-Bundesheergewerkschaft,                                 teile ankaufen muss, vorhanden. Viele der Kaser-
Oberst Peter Schrottwieser, das Problem auf                                 nen stammen aus Weltkriegs- oder sogar noch
den Punkt. „Der Einsatz im Rahmen der schwe-                                aus der k.-u.-k.-Zeit. Mit Zehn- bis 16-Mannzim-
ren Schneefälle im letzten Winter, bei dem das                              mern, Stahlrohrbetten, Stahlspinden und lecken
Bundesheer zu Hilfe gerufen wurde, zeigt die                                Dächern müssen die Berufssoldatinnen und -sol-
Engpässe deutlich auf. Kein einziger Hubschrau-                             daten noch immer in zu vielen Unterkunftsberei-
berflug wäre zusätzlich möglich gewesen, weil                               chen leben. „Das Heer könnte ein noch viel attrak-
alles ausgespielt war – bis zur letzten M
                                        ­ aschine,                          tiverer Arbeitgeber sein, wenn die Infrastruktur
                                                     FOTOS: ANDI BRUCKNER

bis zur letzten Flugstunde, bis zum letzten Pilo-                           in allen Kasernen etwas zeitgemäßer wäre“, ist
ten. Das heißt, hätte man in der ganz harten                                Walter Hirsch überzeugt. Auch wenn es ein paar
Schneewoche einen zusätzlichen Hubschrauber                                 besser ausgestattete Bereiche wie die Militärpoli-
gebraucht, hätte es diesen nicht mehr gegeben.                              zei und den Truppenteilen im Assistenz- und Aus-
Aber wer v­ erantwortet so etwas?“                                          landseinsatz gibt, soll das nicht über die Tatsache

                                                9 · GÖD 6-19
Ein Blick hinter die Kulissen - Der Öffentliche Dienst aktuell - GÖD
TITEL
                                                    GESCHICHTE

                                                            „Es muss außer Diskussion
                                                            stehen, dass für alle Soldaten eine
                                                            moderne Uniform zur Verfügung
                                                            gestellt wird.“

                                                            OBERST PETER SCHROTTWIESER, STELLV. VOR­
                                                            SITZENDER GÖD-BUNDESHEERGEWERKSCHAFT

hinwegtäuschen, dass für die Masse des Heeres                    ten ist. Aber eines kann man der österreichischen
großer Investitionsbedarf besteht. Daher verlangt                Bevölkerung sagen: Jeder Euro für das Österreichi-
Schrottwieser: „Es muss außer Diskussion stehen,                 sche Bundesheer ist ein gut investierter Euro für die
dass für alle Soldaten endlich Helme, hochwertige                Sicherheit der österreichischen Bevölkerung.“
Stiefel, zeitgemäße Schutzwesten und Nachtsicht-
geräte, überhaupt eine moderne Uniform zur Ver-                  Österreichs guter Ruf
fügung gestellt werden!“                                         Dass Österreichs Heer dennoch funktioniert, Sol-
Auch im Bereich der Heeresverwaltung gibt es                     datinnen und Soldaten bei internationalen Wett-
Probleme. Rund 800 Zivilbedienstete verlassen                    bewerben Top-Plätze erobern, liegt an den Men-
heuer das Österreichische Bundesheer, dabei                      schen selbst – an dem Engagement der rund 24.000
hat die große Pensionierungswelle noch gar                       Bediensteten, die unter Aufbietung aller Kräfte eine
nicht begonnen. Nur ein Teil der freiwerdenden                   vorbildliche Arbeitsmoral an den Tag legen. „Das
Arbeitsplätze wird nachbesetzt. „Und wo sollen                   hat uns im Ausland einen hervorragenden Ruf
denn das Gewehr, die Munition oder der Stiefel                   eingebracht. Unter anderem heißt es: Die Öster-
herkommen? Den kauft sich der Soldat ja nicht sel-               reicher sind Weltmeister im Improvisieren. Dieser
ber. Das muss besorgt, eingeführt, administriert                 Ruf bringt genau das österreichische Problem zum
und zugewiesen werden“, macht der Vorsitzende                    Ausdruck – warum muss man die ganze Zeit impro-
der Bundesfachgruppe Heeresverwaltung in der                     visieren? Wir müssen wieder zu einem geordneten
GÖD-Bundesheergewerkschaft, ADir RgR Günther                     Betrieb kommen, in dem garantiert ist, dass die
Tafeit, deutlich, dass ohne intakte Heeresverwal-                Bediensteten die Arbeitsmittel in dem Umfang und
tung das Heer nicht funktioniert.                                der Qualität zur Verfügung haben, dass sie ihre Auf-
Es ist sogar für den Laien zu erkennen, dass für das             gaben bestens erledigen können“, fordert Hirsch.
Österreichische Bundesheer erhebliche Investiti-
onen notwendig sind. Daher wird eine zukünftige                  Die Gewerkschaft kämpft
Bundesregierung von den Sparplänen für das Bun-                  Um Forderungen wie diese durchzusetzen, kämpft
desheer abrücken müssen. Hirsch und Schrottwie-                  die Dienstnehmervertretung Tag für Tag. Die Anlie-
ser sind sich einig: „Es ist schwer, eine Prioritätenrei-        gen werden bis in die höchsten Ebenen getragen,
hung zu treffen, wo der Investitionsbedarf am größ-              und nach Möglichkeit wird eine vernünftige, nach-

         „Jeder Euro für das Österreichische
          Bundesheer ist ein gut investierter
                  Euro für die Sicherheit der
             österreichischen Bevölkerung.“

             MAG. WALTER HIRSCH, VORSITZENDER DER
                   GÖD-BUNDESHEERGEWERKSCHAFT

                                                      10 · GÖD 6-19
vollziehbare, sozial verträgliche Lösung gefunden.      Bereichen.“ Um solche nachhaltigen Lösungen
Allerdings merkt man auch bei den Bundesheer-           zu erreichen, müssen entsprechende Beschlüsse
Funktionären, dass die Situation immer schwie-          über die jeweilige Legislaturperiode hinaus halten.
riger wird: „Die Bediensteten leben mit einer           „Verantwortungsvolle Politik denkt über Legis-
                                                        ­
Unsicherheit, die zum Teil über Jahre andauert.         laturperioden hinaus. Die Sicherheit Österreichs
Von einer Reform zur anderen zu leben, ist mittler-     braucht langfristige Perspektiven“, fordert Hirsch. l
weile ein Dauerzustand. Uns fehlen ausgeglichene
Legislaturperioden, in denen die Hauptausrich-
tung des Heeres auch einmal über einen längeren         Erfolge und Ausblick
Zeitraum gleichbleibt. Die Situation jetzt können       Die GÖD-Bundesheergewerkschaft tritt mit Mut, Engagement
wir nur noch bedingt abfedern.“                         und Durchhaltevermögen für die Interessen der Soldatinnen,
Doch auch in schwierigen Zeiten bleibt die GÖD-         Soldaten und Bediensteten im Ressort Landesverteidigung
Bundesheergewerkschaft engagiert und erreicht           ein. Dazu bedient sie sich des riesigen Erfahrungsschatzes der
immer wieder Erfolge – wie attraktive Einstiegs-        Gewerkschaft Öffentlicher Dienst und ihrer vielen ausge-
bezüge, das Dienstverhältnis ab dem siebenten           zeichneten Funktionäre. Die langjährige sachliche Überzeu-
Monat für alle, die Verbesserungen für frühere          gungsarbeit bringt seit vielen Jahren Erfolge. Hier darf an
Zeitsoldaten und vieles mehr.                           die Pensionsharmonisierung für Zeitsoldaten, die endlich
Auch für die neue Regierung haben Walter Hirsch         Pensionsgerechtigkeit für unsere Zeitsoldaten brachte, die
und Peter Schrottwieser konkrete Themen, die es         deutliche Anhebung der Einstiegsgehälter für Unteroffiziere
umzusetzen gilt: „Wir erwarten eine klare Aussage       und Chargen des Bundesheeres, die Dienstgradeverordnung,
im Regierungsprogramm zum Budget. Auf einer             das Dienstverhältnis ab dem 7. Monat für alle Soldaten u. v. m.
sehr ambitionierten Zeitschiene muss eine Bud-          erinnert werden. Der GÖD-Bundesheergewerkschaft ist kein
gettangente realisiert werden, die sicherstellt, dass   Dienstgrad zu niedrig, kein Weg zu weit und kein Problem zu
die Defizite rasch abgefedert werden. Nur so errei-     klein – die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst ist für alle da!
chen wir in Zukunft eine stabile Planung in allen

Baulich ist die Amstettner Ostarrichi-Kaserne
durchaus ein Vorzeigebeispiel. Dafür mangelt es dem
Jägerbataillon 12 der Garnison Amstetten an dringend
benötigten Transportfahrzeugen.
TITEL
                                                 GESCHICHTE

FAHRZEUGE FEHLEN
Das Jägerbataillon 12 in der Amstettner Ostarrichi-Kaserne ist nicht mehr verlegungsfähig,
wie es im Bundesheerjargon heißt. Fahrzeuge für die Truppe sind Mangelware, die
Handlungs­fähigkeit eingeschränkt. Nur dank der großen Leistungsbereitschaft der
Belegschaft wird der Verband den Anforderungen noch gerecht.
VON CARINA WURZ

D
        ie Ostarrichi-Kaserne im niederösterrei-                               vorhandenen Unimogs werden derzeit behelfs-
        chischen Alpenvorland ist eine typische                                mäßig für den Transport der Einheiten verwendet,
        Bataillonskaserne, in deren sechs Kreuz-                               fehlen dann aber für den Materialtransport, da aus
bauten samt Kommando- und Wirtschaftsgebäu-                                    Sicherheitsgründen nicht Menschen und Gerät
den ein kompletter Infanterieverband unterge-                                  zugleich im Laderaum befördert werden dürfen.
bracht ist. 1982 errichtet, ist sie eine der jüngsten                          Im Einsatz ist außerdem noch ein Pinzgauer, Bau-
Kasernen des österreichischen Bundesheeres                                     jahr rund um 1973, der dank der Ersatzteile aus
und bietet eigentlich ideale Voraussetzungen für                               zwei ausgemusterten Fahrzeugen wieder fahr-
die 200 Bediensteten des Kaders und bis zu 250                                 tauglich gemacht wurde. Oberstabswachtmeis-
Rekrutinnen und Rekruten, die bei Vollbelegung                                 ter Gerold Strigl zieht einen passenden Vergleich:
hier ausgebildet werden. Doch auch dem Jäger-                                  „Würde man andere Einsatzkräfte so ausstatten
bataillon 12 macht der Sparkurs der vergangenen                                wie uns und mit den Autos aus den Siebzigern
15 Jahre zu schaffen.                                                          fahren lassen, dann wären sie noch mit dem
                                                                               VW Käfer unterwegs.“
Mangelnde Mobilität als Druckpunkt
„Wir sind heute nicht mehr aus eigener Kraft ver-                              Gute Ausstattung für die beste Mannschaft
legungsfähig“, bringt es Offizier-Stellvertreter                               Die Einschränkung bei der Mobilität fällt tagtäglich
Markus Gruber, Dienststellenausschussvorsitzen-                                auf: Der Verband ist spezialisiert für den gemein-
der in der Ostarrichi-Kaserne, auf den Punkt. Kon-                             samen Einsatz mit Panzern in bebautem Gebiet.
kret heißt das: Wird der Jägerverband zum Assis-                               Außerdem sind die Jäger zuständig für den Schutz
tenzeinsatz gerufen, wie zum Beispiel im Jänner                                kritischer Infrastruktur sowie für die Aufrechter-
2019 bei der extremen Schneelage am Hochkar,                                   haltung der inneren Sicherheit, etwa bei großen
müssen Busse angemietet werden, um überhaupt                                   gewalttätigen Demonstrationen oder Unruhen.
zum Einsatzort zu gelangen – oder zumindest in                                 Die Soldatinnen und Soldaten des Bataillons sind
dessen Nähe. „Das jahrzehntelange Truppenfahr-                                 mit ihren Infanteriewaffen jederzeit, in jedem
zeug, der typisch österreichische Pinzgauer, wur-                              Gelände, einsetzbar. So weit die Theorie. Doch
de ausgeschieden, und es gibt bis heute keinen                                 die Praxis sieht heute vielfach anders aus. Offi-
adäquaten Ersatz“, kritisiert Mag. Walter Hirsch,                              zier-Stellvertreter Gruber geht es unter anderem
Vorsitzender der GÖD-Bundesheergewerkschaft.                                   darum, auch für den Nachwuchs attraktiv zu blei-
Und das ist aus militärischer Sicht bedenklich: „Es                            ben: „Die Realität schaut ganz anders aus als die
                                                        FOTOS: ANDI BRUCKNER

ist eine ganz grundlegende Eigenschaft militäri-                               Möglichkeiten, die an der Akademie an die Jungen
scher Verbände, dass sie autark und damit jeder-                               vermittelt werden. Aktuell ist unsere Ausrüstung
zeit handlungsfähig sind“, betont Oberst Peter                                 größtenteils doppelt oder dreifach so alt wie die
Schrottwieser, stellvertretender Vorsitzender der                              Rekruten“, meint er. Dabei leidet die Ostarrichi-
GÖD-Bundesheergewerkschaft. Die in Amstetten                                   Kaserne noch nicht am gefürchteten Personal-

                                                  12 · GÖD 6-19
Vizeleutnant Wolfgang Buxbaum, Offizier-Stellvertreter Markus Gruber und Oberstabswachtmeister Gerold Strigl benötigen
eine adäquate materielle Ausstattung für das Jägerbataillon 12.

mangel: Heuer wurden 14 junge Wachtmeister zum                    entwickelt, es ist gut – da braucht es nicht alle paar
Jägerbataillon 12 ausgemustert, trotz steigender                  Jahre etwas Neues“, so Peter Schrottwieser. Doch
Zahl an Pensionierungen ist der Personalstand                     gerade dort, wo sich die Anforderungen ändern,
sogar leicht gestiegen. Das sei vor allem auf die                 müsse man auch die Ausrüstung adaptieren. „Die
exzellente Kameradschaft zurückzuführen. „Die                     Herausforderungen am Gefechtsfeld haben sich
Bediensteten leisten Großartiges, sind gewillt,                   verändert, Kämpfe finden vermehrt im verbau-
auch unter schwierigen Rahmen­bedingungen                         ten Gebiet statt. Da braucht es eine andere Aus-
das Letzte zu geben. Diese Einsatzbereitschaft                    rüstung als früher“, weiß er. Eine Notwendigkeit
hat Vorbildwirkung“, betont Walter Hirsch. Peter                  wäre, die Nachtkampftauglichkeit herzustellen
Schrottwieser mahnt aber: „Die besten Mitarbeiter                 oder die Ausrüstung auf die geänderten Einsatz-
können nicht dauerhaft die schlechte materielle                   schussweiten nachzurüsten. Denn im derzeitigen
Ausstattung ausgleichen, sondern sie brauchen                     Zustand sei man nicht umfassend einsatzbereit.
gute Voraussetzungen für ihre Leistungen. Da                      „Unsere Hauptaufgabe ist nach wie vor die mili-
geht es auch um eine Wertschätzung den Solda-                     tärische Landesverteidigung, dafür müssen wir
ten gegenüber.“                                                   gerüstet sein. Das Jägerbataillon hier in Amstet-
                                                                  ten stellt im Einsatz die ,Man-Power‘ zur Verfü-
Dringend gefordert: Schrittweise                                  gung, sie sind die Träger des Gefechts im urbanen
Modernisierung                                                    Gebiet und schwierigen Gelände. Dafür braucht
Dabei ist man beim Bundesheer bescheiden: Vie-                    es eine Ausrüstung, die am Stand der Technik ist.
le Ausrüstungsgegenstände seien zwar alt, aber                    Der Sparkurs der letzten 15 Jahre muss ein Ende
zweckmäßig. Etwa die Sturmgewehre, die seit den                   haben, und die Einheiten müssen endlich wieder
1980er-Jahren im Einsatz sind: „Das Modell ist aus-               adäquat ausgestattet werden“, fordert Hirsch.  l

                                                   13 · GÖD 6-19
Oberwachtmeister Rainer Zisser
                                                                                         und Oberst Peter Schrottwieser
                                                                                         am Schützenpanzer „Ulan“ in
                                                                                         der Zehner-Kaserne.

VOLLER EINSATZ MIT
SCHWEREM GERÄT
80 Jahre alt sind die Gebäude der Zehner-Kaserne in Ried im Innkreis. Eine Sanierung ist
längst fällig, wird aber aus Budgetgründen seit zehn Jahren immer wieder verschoben.
Dabei ist das Panzergrenadierbataillon 13 eine zentrale Einheit im österreichischen Heer.

S
      eit 1937 steht die Zehner-Kaserne in Ried im         Gefechtshandlungen im verbauten oder bewal-
      Innkreis nahezu unverändert da. Duschen,             deten Gebiet stattfinden – was bei kriegerischen
      Bäder und die 16-Mann-Zimmer mit Stahl-              Auseinandersetzungen heute immer öfter der Fall
rohrstockbetten stammen aus der Vorkriegszeit,             ist. Außerdem sind die Soldatinnen und Soldaten
ebenso Büros und Aufenthaltsräume. Die Duschen             der Zehner-Kaserne bei Katastrophen, als Assis-
wurden vor Jahrzehnten erneuert. Fassade und               tenzkräfte an der Staatsgrenze oder im Ausland
Fenster sind nur ein einziges Mal in all den Jahren        im Einsatz. Über 50 Panzer sind in der Garnison
saniert worden. Bilder, die man heute eigentlich           in Ried stationiert. Mit Baujahr 2003 ist der „Ulan“
nur in Schwarz-Weiß in Erinnerung hat, sind für die        ein modernes und zweckmäßiges Einsatzgerät.
rund 300 Bediensteten und derzeit 160 Rekruten             „Da im ,Ulan‘ noch nicht so viel Elektronik verbaut
tägliche Realität. Dass die in die Jahre gekomme-          ist wie in moderneren Panzern, wie sie beispiels-
ne Bausubstanz dennoch ein leistungsstarkes und            weise in Deutschland im Einsatz sind, können wir
modernes Panzergrenadierbataillon beherbergt,              die Feldverwendbarkeit selbst gewährleisten. Das
ist vor allem der Verdienst der Soldatinnen und            halte ich für einen Vorteil“, meint Oberwachtmeis-
Soldaten selbst.                                           ter Rainer Zisser, der den „Ulan“ aus der täglichen
                                                           Arbeit kennt. Aber auch, wenn der Panzer gut
Auch bei Katastrophen im Einsatz                           gerüstet für die aktuellen Anforderungen ist: Die
Das Panzergrenadierbataillon 13 ist einer von drei         Arbeit damit ist für die Soldatinnen und Solda-
Verbänden des Bundesheeres, bei denen schwe-               ten kein Spaziergang. „Die Lautstärke innerhalb
res Gerät zum Einsatz kommt, und gehört zu den             des Panzers ist extrem, die Besatzung trägt den-
mechanisierten Kräften des Bundesheeres. Mit               noch nur einen einfachen Gehörschutz – sie muss
seinen Gefechtsfahrzeugen, den Schützenpan-                sich ja auch verständigen können. Die üblichen
zern „Ulan“, ist es besonders dann gefordert, wenn         Arbeitnehmerschutzbestimmungen             kommen

                                                14 · GÖD 6-19
TITEL
                                                  GESCHICHTE

da nicht zur Geltung. Natürlich gäbe es entspre-                                                     „Der Zustand der
chende technische Möglichkeiten, in der aktuellen
finanziellen Situation des Bundesheeres ist deren
                                                                                                     Mannschaftsunterkünfte
Anschaffung aber nicht vorgesehen“, so der stell-                                                    ist teilweise unzumutbar.“
vertretende Vorsitzende der GÖD-Bundesheer­
gewerkschaft, Oberst Peter Schrottwieser.                                                            VIZELEUTNANT WOLFGANG
                                                                                                     EHWALLNER, DIENSTSTELLENAUS-
Kasernen-Sanierung längst überfällig                                                                 SCHUSSVORSITZENDER IN DER
Das auffälligste Sorgenkind der Rieder Kaserne                                                       ZEHNER-KASERNE
ist aber die Bausubstanz. Von außen merkt man
den Gebäuden nur bedingt an, was sich im Inne-                                  Rieder Herbstmesse. Ein wichtiger Werbeträger
ren abspielt. „Wir verbessern, was möglich ist, aus                             ist auch unser jährlicher Garnisonsball“, erzählt
eigener Kraft. Aber der Zustand der Mannschafts-                                Wolfgang Ehwallner. Das kann aber auf lange
unterkünfte ist teilweise unzumutbar“, so Vize-                                 Sicht die schlechten Rahmenbedingungen nicht
leutnant Wolfgang Ehwallner, Dienststellenaus-                                  wettmachen. Denn im Wettbewerb am Arbeits-
schussvorsitzender in der Zehner-Kaserne. Ein                                   markt um die besten Mitarbeiter, dem auch das
Konzept für den Umbau gibt es seit zehn Jahren,                                 Bundesheer unterworfen ist, spielen attraktive
immer wieder wurden die Panzergrenadiere aber                                   Arbeitsbedingungen eine große Rolle. „Wir brau-
vertröstet, was den Start der Bauarbeiten betrifft.                             chen eine adäquate finanzielle Ausstattung, um
„Derzeit ist geplant, dass es 2020/21 losgeht und                               das System aufrechtzuerhalten und weiterhin
die Sanierung dann etappenweise stattfinden                                     spannende, gute Arbeitsplätze zu bieten. Denn die
wird“, hofft Ehwallner auf einen Startschuss der                                Auswirkungen des Sparkurses der letzten 15 Jahre
Arbeiten in absehbarer Zeit. „Es ist demotivierend                              sind heute an allen Ecken und Enden sichtbar“, so
für alle, die hier täglich ihr Bestes geben, dass sie                           Gewerkschafter Hirsch. Für Ried fordert er, dass
seit einem Jahrzehnt auf die dringend notwendige                                die geplante Sanierung 2020 tatsächlich kommt:
Renovierung warten“, kritisiert Walter Hirsch.                                  „Der derzeitige Zustand ist dem Kaderpersonal
                                                         FOTOS: ANDI BRUCKNER

                                                                                und den Rekruten nicht länger zumutbar. Auch
Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen                                          wenn hier nach wie vor hervorragend gearbeitet
Dennoch mangelt es noch nicht am Nachwuchs.                                     wird, brauchen wir Rahmenbedingungen, die
Dazu tragen die Panzergrenadiere selbst bei: „Wir                               den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht
betreiben laufend Personalwerbung, etwa bei der                                 ­werden“, macht Hirsch deutlich.               l

                    Weit entfernt vom heutigen Standard: die Infrastruktur der Zehner-Kaserne in Ried.

                                                   15 · GÖD 6-19
TITEL
                                               GESCHICHTE

SANITÄTSVERSORGUNG
Lokalaugenschein im Sanitätszentrum Ost in der Van-Swieten-Kaserne in Wien.
Die Patienten: vom Rekruten bis zum Bundespräsidenten.
VON SUSANNE GOOSS

E
       s ist acht Uhr und auf den Fluren vor den                             zuletzt der Bundespräsident. „Bundespräsident
       Ambulanzzimmern warten schon geduldig                                 Fischer ist zum Beispiel sehr gerne hierhergekom-
       die Patienten, einige in Zivilkleidung, die                           men“, erzählt Oberst Peter Schrottwieser, stellver-
meisten aber in Uniform. Die Stimmung ist freund-                            tretender Vorsitzender der GÖD-Bundesheerge-
lich, und man spürt sofort: Hier steht das Wohl der                          werkschaft, nicht ohne Stolz und fügt mit einem
Patientinnen und Patienten im Vordergrund.                                   Augenzwinkern hinzu: „Wir haben ja auch die bes-
Das Sanitätszentrum Ost ist in der Van-Swieten-                              ten Leute hier.“ Dann wird der engagierte Gewerk-
Kaserne beheimatet. Insgesamt beläuft sich die                               schafter aber schnell wieder ernst und sagt: „Der
Zahl der vor Ort stationierten Mitarbeiterinnen                              Reduzierungszwang, der dem Bundesheer aufer-
und Mitarbeiter auf etwa 150, die Außenstellen                               legt wurde, hat hier ganz besonders starke Auswir-
in Bruckneudorf, Allentsteig, Eisenstadt und Göt-                            kungen. Von einem normalen Spitalsbetrieb kann
zendorf eingeschlossen, sind es sogar an die 200                             man eigentlich nicht mehr sprechen.“
Soldatinnen, Soldaten und Zivilbedienstete.
Hierher kommen Soldatinnen und Soldaten, die                                 Fachkäftemangel
für Auslandseinsätze einen Gesundheits-Check                                 Ambulanzen sollten in der Regel mindestens dop-
                                                      FOTOS: ANDI BRUCKNER

(Auslandstest) absolvieren müssen (und zwar vor                              pelt besetzt sein, mit je einem Facharzt (Primar)
und nach ihrem Einsatz) oder die tatsächlich aku-                            und einem Oberarzt. Das ist allerdings nicht immer
te medizinische Betreuung benötigen. Aber auch                               der Fall. „Und in Urlaubszeiten wird das natürlich
Mitglieder der BVA können sich hier behandeln                                zum Problem“, sagt Philipp Kastner, selbst Sani-
lassen, Häftlinge der Justizanstalten und nicht                              tätsunteroffizier im San-Zentrum Ost und auf der

                                                                                                            Notfallsanitäterin
                                                                                                            Korporal Elisabeth
                                                                                                            Leitinger im Einsatz.

                                                16 · GÖD 6-19
Augenambulanz tätig. Ver-                                   ren die Physiotherapie wegen Mangel an militäri-
tretungen zu bekommen,                                      scher Notwendigkeit gestrichen hat. Vorbeugung?
gestalte sich als äußerst                                   Fehlanzeige. Wie viele Patientinnen und Patienten
schwierig.                                                  vor Ort betreut werden, zeigt sich am Beispiel Der-
„Ärzte haben zum Beispiel                                   matologie: Hier werden 500 bis 600 Patientinnen
einen militärischen Son-                                    und Patienten im Monat behandelt. „Allein dieses
dervertrag“, erklärt Schrott-                               Jahr haben wir schon an die 110 Operationen vor
wieser, „weil die Besoldung                                 Ort durchgeführt“, erzählt Diplomkrankenpfleger
im Unterschied zum zivilen                                  Werner Bruschek.
Bereich sonst gar nicht mit- Philipp Kastner,
halten kann.“ Im Zuge der Sanitätsunteroffizier             Sicherstellung der Sanitätsversorgung
Heeresreform 2010 verlor im San-Zentrum Ost,                Für das Funktionieren einer Armee ist die Sanitäts-
dann der Standort seinen Augenambulanz.                     versorgung im Frieden und im Einsatz, im Inland
Status als Heeresspital                                     und im Ausland, bei Tag und bei Nacht von essen-
und wurde schließlich zur                                   tieller Bedeutung. „Darauf müssen sich unsere
Sanitätsanstalt. Durch teils                                Soldatinnen und Soldaten verlassen können, und
künstlich herbeigeführten                                   dafür setzen wir uns ein“, so Schrottwieser.
Fachpersonalmangel fehle
einigen Bereichen heute                                     Schulungszentrum
die Expertise, was dazu                                     Die Van-Swieten-Kaserne bietet jedoch nicht nur
geführt habe, dass man                                      medizinische Behandlung und Betreuung an, son-
Patientinnen und Patien-                                    dern beherbergt auch ein großes Schulungszent-
ten außer Haus behandeln Werner Bruschek,                   rum für Fachpersonal. Hier kann man etwa die Aus-
lassen müsse, was natür- Krankenpfleger auf                 bildung zum Notfallsanitäter absolvieren (derzeit
lich zusätzliche Kosten der Dermatologie.                   sind 50 Personen in Ausbildung, immerhin sieben
verursache. Und es man-                                     davon weiblich) oder aber eine Fachausbildung
gele an Ausstattung und Infrastruktur, so Philipp           zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfle-
Kastner. „Beginnend bei behindertengerechten                ger machen, die drei Jahre dauert und die derjeni-
Eingängen über die Klimatisierung bis hin zum               gen im zivilen Bereich gleichkommt. Dazu gibt es
Patientenbett“, zählt Kastner auf.                          pro Turnus 18 Kursplätze, auch für zivile Personen.
                                                            Außerdem werden laufend Fort- und Weiterbildun-
Fachbereiche                                                gen für Fachpersonal angeboten. Gutes, engagier-
In einigen Fachbereichen ist man aber nach wie vor          tes Fachpersonal auszubilden und auch zu halten,
ganz an der Spitze dabei, etwa bei der Fliegerme-           erfordere allerdings finanzielle Planungssicherheit.
dizin, denn, so Schrottwieser: „Diejenigen, die am          Das gilt für Ärztinnen und Ärzte genauso wie für
meisten ,liefern müssen‘, nämlich die Eurofighter-          Sanitäterinnen und Sanitäter, wie etwa Korporal
Piloten, sind ja auch den stärksten physischen Her-         Elisabeth Leitinger, die ihre Ausbildung zur Notfall-
ausforderungen unterworfen. Da geht es darum,               sanitäterin soeben abgeschlossen hat. Denn wenn
Langzeitschäden vorzubeugen.“ Ziel sei natürlich            auf lange Sicht die Perspektive fehlt, kann das Bun-
eine lange Nutzungsdauer, denn die Ausbildung               desheer mit zivilen Arbeitgebern nicht mehr kon-
ist langwierig und teuer. „Der Pilot sollte ja nicht        kurrieren, und das Know-how geht verloren.
vom Eurofighter auf den Rollstuhl umsteigen“, so
Schrottwieser bewusst provokant. „Die Piloten               Vorausschau
kommen ja nach ihrer Laufbahn als Eurofighter­              „Es gibt keine so günstige Armee in Europa wie
pilot oft noch weiter zum Einsatz als Piloten in            unsere“, so Schrottwieser. „Kein EU-Land gibt so
anderen Flugzeugmodellen.“ Gesunderhaltung ist              wenig von seinem BIP für die Sicherheit aus wie
aber nicht nur bei Piloten ein großes Thema, auch           wir. Unsere Forderung ist ganz klar eine dauer-
vom Grundwehrdiener bis zum Kader besteht hier              hafte, massive Aufstockung des Budgets, damit
ein hoher Bedarf. Umso erstaunlicher, wie Schrott-          über einen längeren Zeitraum Planungssicherheit
wieser berichtet, dass man erst vor knapp drei Jah-         ermöglicht wird.“                             l

                                                 17 · GÖD 6-19
bis

                                                                       € 1sp0are6n,–
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OLUMNE

                      Der Weg zum Frieden

I
     n diesen Septembertagen 2019                                       Im Artikel 1 der Charta setzt sich die
     gedenken wir zweier Ereignisse mit                                 UNO insbesondere die folgenden Ziele:
     ernstem und traurigem Hintergrund.                                 „freundschaftliche, auf der Achtung vor
Vor 100 Jahren, genau am 10. Septem-                                    dem Grundsatz der Gleichberechtigung
ber 1919, wurde der Staatsvertrag von                                   und Selbstbestimmung der Völker beru-
Saint-Germain-en-Laye unterzeichnet.                                    hende Beziehungen zwischen den Natio-
Mit diesem – und anderen Staatsverträ-                                  nen zu entwickeln und andere geeignete
gen – wurden die Grenzen Österreichs                                    Maßnahmen zur Festigung des Weltfrie-
neu gezogen und der 1. Weltkrieg formal                                 dens zu treffen; sowie eine internationa-
beendet; Österreich und seinen Verbün-                                  le Zusammenarbeit herbeizuführen, um
deten wurde die Alleinschuld am Krieg                                   internationale Probleme wirtschaftli-
zugewiesen. Dieser Krieg forderte unter                                 cher, sozialer, kultureller und humanitä-
den Soldaten etwa zehn Millionen Todes-        Otto Aiglsperger:        rer Art zu lösen und die Achtung vor den
opfer und 20 Millionen Verwundete, viele     Der Autor ist Leiter des   Menschenrechten und Grundfreiheiten
davon mit schwersten körperlichen und        Bereichs Organisation      für alle ohne Unterschied der Rasse, des
psychischen Langzeitfolgen. Die Anzahl         und Wirtschaft in        Geschlechts, der Sprache oder der Reli-
                                                   der GÖD.
der zivilen Opfer wird auf weitere sieben                               gion zu fördern und zu festigen“.
Millionen geschätzt. Große Landstriche                                  Mit dem Abzug der Besatzungstruppen
                                               Rückmeldungen zu
wurden verwüstet, Hunger und Seuchen         diesem Artikel bitte an:
                                                                        und dem Bundesverfassungsgesetz
forderten als Folge des 1. Weltkrieges         otto.aiglsperger@        vom 26. Oktober 1955 hat sich Öster-
weitere, unzählige Opfer.                           goed.at             reich folgendermaßen zur Neutralität
Mit dem Überfall Deutschlands auf Polen                                 verpflichtet: „Zum Zwecke der dauern-
am 1. September 1939 hat vor 80 Jahren                                  den Behauptung seiner Unabhängig-
der 2. Weltkrieg begonnen. Bis zur Kapitu-                              keit nach außen und zum Zwecke der
lation Japans am 2. September 1945 sind                                 Unverletzlichkeit seines Gebietes erklärt
durch direkte Kriegseinwirkung etwa 60                                  Österreich aus freien Stücken seine
bis 65 Millionen Menschen getötet wor-                                  immerwährende Neutralität. Österreich
den, unter Miteinbeziehung der durch                                    wird diese mit allen ihm zu Gebote ste-
Verbrechen Ermordeten – insbesondere                                    henden Mitteln aufrechterhalten und
des Massenmordes an 6 Millionen Juden                                   verteidigen.“ Das österreichische Bun-
– sowie an Kriegsfolgen Verstorbenen rei-                               desheer, deren Soldatinnen und Solda-
chen die Schätzungen auf bis zu 80 Mil-                                 ten sowie die Kolleginnen und Kollegen
lionen Opfer. Als unmittelbare Folge des                                der Heeresverwaltung, leisten seitdem
2. Weltkriegs wurden zur Sicherung des                                  im Rahmen der militärischen Landes-
Weltfriedens, der Einhaltung des Völker-                                verteidigung einen wichtigen Beitrag
rechts und des Schutzes der Menschen-                                   zur Aufrechterhaltung der Äußeren
rechte die Vereinten Nationen (UNO)                                     Sicherheit. Dauerhafter Friede kann nur
gegründet, deren Grundsätze im Febru-                                   durch Dialog auf internationaler Ebene
ar 1945 auf der Konferenz von Jalta fest-                               einerseits und die Verteidigungsbereit-
gelegt wurden. Die so genannte „Charta                                  schaft andererseits sichergestellt wer-
der Vereinten Nationen“ wurde schließ-                                  den. Es bleibt zu hoffen, dass die durch
lich von 51 Gründungsnationen im Juni                                   die Staatengemeinschaft geschaffenen
1945 unterzeichnet (Österreich ist nach                                 Instrumente sicherstellen, dass es nie
der Unterzeichnung des Staatsvertrages                                  zu einem militärischen Einsatz des Bun-
1955 als Mitglied aufgenommen worden).                                  desheeres kommen muss!                l

                                               19 · GÖD 6-19
AKTUELL

                                                                          ✗
                                                       Nationalratswahl 2019

  POSITIONEN ZUM
ÖFFENTLICHEN DIENST
                                                                                                     GÖD-aktuell präsentiert
                                                                                                     die Aussagen der
                                                                                                     Spitzenkandidatinnen
                                                                 Gewerkschaft Öffentlicher Dienst    und -kandidaten der
                                                                 Vorsitzender
                                                                 Dr. Norbert Schnedl                 Nationalratswahl zu ihren
     GEWERKSCHAFT ÖFFENTLICH
                             ER DIENST
                                                                 Teinfaltstraße 7
                                                                 1010 Wien
                                                                                                     Zukunftsplänen für den
                                                                                                     Öffentlichen Dienst.

                                                                                                     A
                                                                  Wien, 01. August 2019                       m 29. September
                                     Sehr geehrter Herr Spitze    nkandidat!                                  2019 finden die Nati-
Sehr geehrte Frau Spitzenkandidatin!
                                                                          l widmet sich der                   onalratswahlen statt.
                                 enden Mitgliedermagazin GÖD-aktuel
Einer der Schwerpunkte im komm                                       nkandidatinnen und
bevorstehenden Nationalratswahl
                                  2019. Darin stellen wir den Spitze
                                                                         aller
                                                                                                     Welcher Spitzenkandidat,
                                   Parteien, welche laut Umfragen mit
Spitzenkandidaten wahlwerbender                                        ew-Fragen zum                 welche Spitzenkandidatin
                                  alrat vertreten sein werden, Intervi
Wahrscheinlichkeit nach im Nation                      Nation alratsw ahl 2019 in einer
                                 be wird noch vor der
Öffentlichen Dienst. Diese Ausga
                                     erscheinen.
                                                                                                     setzt sich für Sie, als Mitglied
Auflage von mehr als 250.000 Stück
                                                                       n (max. 400 Zeichen           der Gewerkschaft Öffentlicher
                                     hst knappe Beantwortung der Frage
Wir ersuchen Sie daher um möglic                                         eines Fotos zur
inkl. Leerze ichen pro Frage ) bis 19. August 2019 sowie um Übermittlung                             Dienst, am besten ein? GÖD-
Veröffentlichung.                                                                                    Vorsitzender Norbert Schnedl
 Interview-Fragen:                                                                                    verfasste einen persönlichen
                                                                                Referat
     1. Der Philosoph Konrad Paul Liessm
                                             ann hat in einem viel beachteten
                                                                                   Welche
                                                                                                      Brief an die Spitzenkandida-
                                              t ist die Wirklichkeit des Staates.“
        festgehalten: „Der Öffentliche Diens
        Bedeutung  hat  der Öffent liche Diens t für Sie? Welche   Erfahr ungen haben  Sie mit        tInnen all jener Parteien, die
        dem Öffentlichen Dienst gemacht?                                                              mit höchster Wahrschein-
                                                                                  Bediensteten in
                                               n rund 50 Prozent aller öffentlich                     lichkeit im kommenden
     2. In den nächsten 10 Jahren werde
                    tand  übertr eten.  Diese   hohe   Quote wurde durch die restriktive
         den Ruhes                                                                   ngsqualität
         Personalpolitik der vergangenen
                                              Jahrzehnte verursacht. Um die Leistu
                                                                                        GÖD eine
                                                                                                      Nationalrat vertreten sein
                                                      hterhalten zu können, fordert die
         und einen sicheren Rechtsstaat aufrec                                                        werden, um sie nach ihrer
                             e. Wie  soll eine  ausrei  chend e Personalausstattun und
                                                                                   g
         Aufnahmeoffensiv                                                         ben und der
                                               angesichts der steigenden Aufga
         entsprechender Wissenstransfer
                                                  le sichergestellt werden?
                                                                                                       Einstellung zum Öffentlichen
         bevorstehenden Pensionierungswel
                                                                                Arbeitsmarkt
                                                                                                       Dienst und ihren Plänen
                                          als attraktiver Arbeitgeber auf dem
      3. Damit der Öffentliche Dienst
          konku rrenzf ähig bleibt, forder t die GÖD eineinheitliches, modernes
                                                                                    Dienst- und
                                                                                         Sie dazu?
                                                                                                       für dessen Bedienstete zu
                                                 htlicher Grundausrichtung. Wie stehen
          Besoldungsrecht mit öffentlich-rec                                                           befragen. Folgend finden Sie
                                                                               tand gebracht.
                                            eich Frieden, Sicherheit und Wohls                         die Antworten. Machen Sie
      4. Die Sozialpartnerschaft hat Österr                                       e mit Hilfe
              die Finanz - und Wirtsc haftsk rise wurde in Österreich insbesonder
         Auch
         der Sozialpartner gut überwunden
                                            . Wie sehen Sie die künftige Rolle
                                                                               der
                                                                                                        sich ein Bild und nützen Sie
            Sozialpartner?                                                                              die Chance, mit Ihrer Wahl
                                                                                                        etwas zu bewirken!
   Mit freundlichen Grüßen

                                                                   20 · GÖD 6-19
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      Der Philosoph Konrad Paul Liessmann                                                                                          Dienst keine funktionierende Gesellschaft. Im
      hat in einem viel beachteten Referat fest-                                                                                   Öffentlichen Dienst passiert all das, was unsere
      gehalten: „Der Öffentliche Dienst ist die                                                                                    Gesellschaft zu einer funktionierenden, moder-
Wirklichkeit des Staates.“ Welche Bedeutung                                                                                        nen, demokratischen und partizipativen Gesell-
hat der Öffentliche Dienst für Sie? Welche Erfah-                                                                                  schaft macht.
rungen haben Sie mit dem Öffentlichen Dienst

                                                                                                                                   2
gemacht?                                                                                                                                 In den nächsten zehn Jahren werden
                                                                                                                                         rund 50 Prozent aller öffentlich Bediens-
Sebastian Kurz, ÖVP: Der Öffentliche Dienst ist                                                                                          teten in den Ruhestand übertreten.
Träger der Verwaltung und stellt die Funktions­                                                                                    Diese hohe Quote wurde durch die restriktive
fähigkeit unseres Staates sicher. Ohne einen                                                                                       Personal­politik der vergangenen Jahrzehnte
funktionierenden Beamten- und Verwaltungsstab                                                                                      verursacht. Um die Leistungsqualität und einen
hätten unser Staat und unser politisches System                                                                                    sicheren Rechtsstaat aufrechterhalten zu kön-
keinen Bestand. Insofern bewerte ich den Öffent­                                                                                   nen, fordert die GÖD eine Aufnahmeoffensive.
lichen Dienst als maßgebliche Säule unserer                                                                                        Wie soll eine ausreichende Personalausstattung
Demokratie und des Sozialstaats.                                                                                                   angesichts der steigenden Aufgaben und der
Pamela Rendi-Wagner, SPÖ: Ich kann dem Philo-                                                                                      bevorstehenden Pensionierungswelle sicher­
sophen Liessmann in diesem Punkt nur voll und                                                                                      gestellt werden?
ganz zustimmen. Unsere öffentlich Bediensteten
leisten hervorragende Arbeit. Sie sind sozusagen                                                                                   Kurz: Die bevorstehende Pensionierungswelle im
das Herz dieser Republik. Ich habe selbst viele                                                                                    Öffentlichen Dienst stellt uns vor Herausforderun-
Jahre als Sektionschefin im Gesundheitsminis-                                                                                      gen, denen wir entsprechend begegnen müssen.
terium gearbeitet und so die Möglichkeit gehabt,                                                                                   Zentral ist dabei, dass wir neue Planstellen für
den Öffentlichen Dienst von innen kennenzuler-                                                                                     Jüngere schaffen, solange die älteren Beamten
nen. Dabei habe ich die Beamtinnen und Beam-                                                                                       noch im Dienst sind. So stellen wir sicher, dass
ten stets als professionelle, engagierte und dem                                                                                   ein entsprechender Wissenstransfer gegeben ist.
Gemeinwohl verpflichtete Mitarbeiterinnen und                                                                                      Speziell in den Bereichen Bildung, Soziales und
Mitarbeiter erlebt.                                                                                                                Sicherheit ist es wichtig, Handlungsfähigkeit und
Norbert Hofer, FPÖ: Der Öffentliche Dienst garan-                                                                                  Bedarfsorientierung durch ausreichend personel-
tiert Stabilität und Sicherheit im Staatsgefüge und                                                                                le Nachbesetzung sicherzustellen.
verdient daher nicht nur unsere Wertschätzung,                                                                                     Rendi-Wagner: Ich stehe für eine ausreichende
sondern auch moderne, bedarfsgerechte und fai-                                                                                     Finanzierung des Öffentlichen Dienstes. Steigende
                                                      FOTOS: ÖVP/D. BUTZMANN, SPÖ/KURT PRINZ, FPÖ, NEOS, DIE GRÜNEN/WOLFGANG ZAC

re Arbeitsbedingungen. Die FPÖ hat sich immer                                                                                      Anforderungen bei gleichbleibendem bzw. sogar
zum Öffentlichen Dienst bekannt und im Zuge                                                                                        reduziertem Personalstand stellen den Öffent­
der Regierungsbeteiligung insgesamt vier erfolg-                                                                                   lichen Dienst vor große Herausforderungen. Man
reiche Dienstrechts-Novellen unter freiheitlicher                                                                                  denke hier beispielsweise an die Justiz, die de facto
Federführung durch das BMOEDS vorgelegt.                                                                                           finanziell ausgehungert ist. Hier haben wir den SPÖ-
Beate Meinl-Reisinger, NEOS: Österreich kann                                                                                       Aktionsplan Justiz präsentiert, der unter anderem
stolz auf seinen Öffentlichen Dienst sein. So leis-                                                                                eine rasche Aufstockung des Personals vorsieht.
ten tausende Polizistinnen und Polizisten täglich                                                                                  Auch in den Bereichen Polizei und Bildung wird die
hervorragende Arbeit. Die Politik hat die Verant-                                                                                  bevorstehende Pensionierungswelle dieses Prob-
wortung, bestmögliche Rahmenbedingungen zu                                                                                         lem noch verschärfen. Man wird in den nächsten
schaffen. Aktuell wäre es zum Beispiel wichtig, für                                                                                Jahren also genau hinschauen müssen, wo es im
die Justizwachebeamtinnen und -beamten, die                                                                                        Öffentlichen Dienst mehr Personal oder auch bes-
am Rande ihrer Kräfte stehen, bessere Arbeits­                                                                                     sere berufliche Rahmenbedingungen braucht.
bedingungen zu gewährleisten.                                                                                                      Hofer: Die FPÖ hat sich als Regierungspartei stark
Werner Kogler, Die Grünen: Mit dem Öffentli-                                                                                       dafür eingesetzt, jene Planstellen zu schaffen und
chen Dienst hat jeder Mensch solche und solche                                                                                     sicherzustellen, die einen personellen Super-GAU
Erfahrungen gemacht. In der Regel sind meine                                                                                       im Öffentlichen Dienst verhindern, der durch die
gut. Unabhängig davon gibt es ohne Öffentlichen                                                                                    massive Pensionierungswelle droht.

                                                21 · GÖD 6-19
AKTUELL

                                                      ✗
          SEBASTIAN                                              PAMELA RENDI-
          KURZ, ÖVP:                                             WAGNER, SPÖ:
          „Speziell in                                           „Ich stehe für eine
          den Bereichen                                          ausreichende
          Bildung, Soziales                                      Finanzierung
          und Sicherheit                                         des Öffentli-
          ist es wichtig,                                        chen Dienstes.
          Handlungsfähig-                                        Unsere öffentlich
          keit und Bedarfs-                                      Bediensteten
          orientierung                                           leisten hervorra-
          durch ausrei-                                          gende Arbeit. Sie
          chend personelle                                       sind sozusagen
          Nachbesetzung                                          das Herz dieser
          sicherzustellen.“                                      Republik.“

Meinl-Reisinger: Es gilt hier mit Augenmaß zu han-         spezifischen Notwendigkeiten im Rahmen des
deln. Es gibt bestimmt Bereiche, wo es eine Auf-           Beamten-Dienstrechtsgesetzes vorgesehen. Gera-
nahmeoffensive braucht, wie bei den angespro-              de im Hinblick auf die oben erwähnten Herausfor-
chenen Justizwachebeamtinnen und -beamten.                 derungen ist dieses Ziel ein wesentlicher Schritt,
Allerdings gibt es mit Sicherheit auch Bereiche,           um auch weiterhin die volle Funktionsfähigkeit
wo Effizienzsteigerung möglich und auch not-               und Attraktivität des Öffentlichen Dienstes sicher-
wendig ist. In jedem Fall gilt es, den entsprechen-        zustellen und den Herausforderungen gerecht
den Wissens­transfer nicht zu gefährden, sondern           zu werden. Daher ist neben dieser einheitlichen
sicherzustellen.                                           dienstrechtlichen Basis auch eine Modernisierung
Kogler: Aus meiner ersten Antwort ergibt sich,             des Dienstrechts vorzunehmen, die insbesondere
dass alles geschehen muss, um das Leistungs­               auf eine höhere Durchlässigkeit und gesteigerte
niveau des Öffentlichen Dienstes zu erhalten und           Attraktivierung des Öffentlichen Dienstes abzielt.
sogar auszubauen. Das wird ohne entsprechend               Rendi-Wagner: Ich stimme zu. Öffentlich Bediens-
gut ausgebildetes Personal nicht funktionieren.            tete haben eine besondere Verantwortung, weil sie
Wir brauchen tatsächlich eine Aufnahmeoffensi-             im Dienste unseres Landes stehen. Dafür brauchen
ve sowie einen Wissenstransfer, um dieses Niveau           wir die besten Leute. Moderne und faire Arbeits­
halten und ausbauen zu können.                             bedingungen sind dabei genauso entscheidend
                                                           wie eine gerechte Entlohnung.

3
      Damit der Öffentliche Dienst als attrak-             Hofer: Durch die Einführung der Wiedereinglie-
      tiver Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt               derungsteilzeit, verbesserte Anrechnung von
      konkurrenzfähig bleibt, fordert die GÖD              Kindererziehungszeiten für Beamtinnen, Flexibi-
ein einheitliches, modernes Dienst- und Besol-             lisierung der Telearbeitszeit, Weiterentwicklung
dungsrecht mit öffentlich-rechtlicher Grund-               der Fachkarrieren im Öffentlichen Dienst und
ausrichtung. Wie stehen Sie dazu?                          eine Beschleunigung und Optimierung des Auf-
                                                           nahmeverfahrens im Öffentlichen Dienst hat die
Kurz: Bereits das letzte Regierungsprogramm hat            FPÖ bewiesen, dass ihr ein attraktiver Öffentlicher
die Schaffung einer einheitlichen dienstrecht­             Dienst wichtig ist.
lichen Basis auf Bundesebene für vertragliche              Meinl-Reisinger: Es spricht grundsätzlich nichts
wie auch öffentlich-rechtliche Dienstverhältnisse          dagegen, die bestmöglichen Arbeitsbedingun-
unter besonderer Berücksichtigung von berufs-              gen zu schaffen, allerdings müssten das private

                                                22 · GÖD 6-19
NORBERT                                                   BEATE MEINL-                                               WERNER
­HOFER, FPÖ:                                              REISINGER,                                                 KOGLER,
„Der Öffentliche                                          NEOS:                                                      DIE GRÜNEN:
Dienst garantiert                                         „Nun müssen wir                                            „Ohne den Öf-
Stabilität und                                            die Sozialpart-                                            fentlichen Dienst
Sicherheit im                                             nerschaft ins                                              gibt es keine
Staatsgefüge                                              21. Jahrhundert                                            funktionierende
und (…) ver-                                              führen. Starke                                             Gesellschaft.
dient moderne,                                            Kammern haben                                              Es muss alles ge-
bedarfsgerechte                                           keine Zwangs-                                              schehen, um das
und faire Arbeits-                                        mitgliedschaft                                             Leistungsniveau
bedingungen.“                                             notwendig – sie                                            des Öffentlichen
                                                          müssen durch                                               Dienstes zu erhal-
                                                          ihre Leistung                                              ten und sogar
                                                          überzeugen!“                                               auszubauen.“

          Arbeitsrecht auf der einen Seite, das öffentli-                men ist, ist zu einem großen Teil der Politik des
          che Dienstrecht auf der anderen möglichst auf­                 Interessenausgleichs zwischen Arbeitnehmer-
          einander abgestimmt werden. Rechte und Pflich-                 und ArbeitgebervertreterInnen zu verdanken.
          ten müssen also so gestaltet sein, dass sie für alle           Ich bekenne mich zur Sozialpartnerschaft und
          gelten.                                                        finde, dass sie in Zukunft wieder gestärkt wer-
          Kogler: Tatsächlich benötigen wir klare und ein-               den muss.
          heitliche Regelungen im Öffentlichen Dienst. Das               Hofer: Die Sozialpartner haben in der Nachkriegs-
          umfasst Arbeitsbedingungen, Entlohnung sowie                   geschichte großen Anteil an der Entwicklung unse-
          Weiterbildung und Qualifikation.                               res Landes und sind daher auch zukünftig wichtige
                                                                         Partner für jede Bundesregierung.

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                Die Sozialpartnerschaft hat Österreich                   Meinl-Reisinger: Die Sozialpartnerschaft hat
                Frieden, Sicherheit und Wohlstand                        enorme Verdienste an der Entwicklung der
                gebracht. Auch die Finanz- und Wirt-                     Zweiten Republik, damit ist sie unverzichtbar.
          schaftskrise wurde in Österreich insbesondere                  Nun müssen wir die Sozialpartnerschaft ins
          mit Hilfe der Sozialpartner gut überwunden. Wie                21. Jahrhundert führen. Starke Kammern haben
          sehen Sie die künftige Rolle der Sozialpartner?                keine Zwangsmitgliedschaft notwendig – sie
                                                                         müssen durch ihre Leistung überzeugen! Wir
          Kurz: Die Sozialpartnerschaft hat historisch eine              wollen bedarfsorientierte Interessenvertretun-
          große Bedeutung und ist auch heute ein zentra-                 gen, die ihren Service gegen freiwillige Bezah-
          ler Partner der Politik. Sie hat in Österreich ihre            lung anbieten.
          Verdienste und Zuständigkeiten. Als Interessen­                Kogler: Sozialpartnerschaft ist wichtig zur Lösung
          vertretung leistet sie einen zentralen gesellschaft-           von Konflikten in der Arbeitswelt. Leider gibt es
          lichen Beitrag. Gleichzeitig müssen sich die Sozial-           Kräfte in Wirtschaft, ÖVP und FPÖ, die das zerstö-
          partner an wandelnde strukturelle Rahmenbedin-                 ren und den sozialen Frieden gefährden wollen.
          gungen anpassen.                                               Um die Sozialpartnerschaft mit Leben zu füllen,
          Rendi-Wagner: Die Sozialpartnerschaft ist ein                  muss sie sich aktuellen Problemen stellen: Preka-
          österreichisches Erfolgsmodell. Dass in Öster-                 risierung, Niedriglohnsektoren, Teilzeitfalle, Digi-
          reich der Wirtschaftsaufschwung in den Nach-                   talisierung, die menschengemachte Klima­krise
          kriegsjahren und darüber hinaus wesentlich                     und ihre Auswirkungen auf Arbeit und soziale
          auch den arbeitenden Menschen zugutegekom-                     Standards.                                       l

                                                           23 · GÖD 6-19
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