33 lauschige Hinterhöfe in Köln - Höhns Restaurant
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Bewirtete Hinterhöfe und idyllische Gärtchen zum Speisen und Verwei- len gibt es in Köln mehr als man denkt. Deswegen haben wir schon vor einigen Jahren die Serie „Lauschige Plätze“ gestartet, die Restaurants und Cafés mit hübschen Terrassen zum Draußensitzen vorstellt. Da die Serie sich alljährlich hoher Beliebtheit erfreut, sind wir auch in diesem Sommer weiteren Oasen auf der Spur und gehen mit den „lauschigen Plätzen“ 2021 in die nun mittlerweile dritte Runde. Woche für Woche kommen Lokale dazu, über die Sie in jedem neuen Teil der Serie im Detail mehr erfahren können. Restaurants und Cafés aus Teil 1 auf dem neuesten Stand Die schon besprochenen Restaurants und Cafés der vergangenen Serie sollen aber nicht in Vergessenheit geraten – auch hier gibt es die ein oder andere Perle wieder zu entdecken. Deswegen haben wir in diesem Dossier alle Informationen zu den Lokalen auf den neuesten Stand ge- bracht. So haben Sie eine möglichst große Auswahl. Viel Vergnügen beim Lesen und vor allem natürlich beim Besuchen der Lokale wünscht Ihnen Susanne Hengesbach Inhalt Il Bagutta 2 Chante Cocotte 3 Hommage 4 Lizbät 5 Zollhof 6 Öz Harran Doy Doy 7 Zur Sülzburg 8 Maison Blue 9 Carlos 10 Secco 11 Tanoshii 12 Reef & Beef 13 Comedia 14 Waldschenke 15 Törtchen, Törtchen 16 E bom! 17 Café Chocolate 18 Meer sehen 19 Vreiheit 20 Van der Put 21 Sabor ´ermoso 22 Il Nido 23 Amabile 24 Christoph Pauls Restaurant 25 Potpourri 26 Limbourg 27 Villahotel Rheinblick 28 L‘Imprimerie 29 Acht 30 Ahle Kohberg 31 Höhns Restaurant 32 L‘accento 33 Café Kogi 34
Bild: Weiser Italienische Köstlichkeiten und morbider Charme Die Hofterrasse des Restaurants „Il Bagutta“ ist ein Ruhepunkt inmitten des urbanen Trubels. Die Hof-Terrasse vom Restaurant „Il Bagutta“ ist da- betrachten könnte, vervollständigen den Gesamtein- vvero straordinaria - fürwahr außergewöhnlich. Man druck von morbidem Charme und viel Authentizität. kann nicht anders, als eine italienische Umschreibung Von der nahen Zülpicher Straße dringt quasi keinen wählen; nicht allein deshalb, weil das türbedecken- Mucks hierher; es sei denn, im „Stiefel“ wird Fußball de Bild eindeutig Rom zeigt und somit den Bezug übertragen und Gladbach schießt ein Tor. Dann hört zum Land herstellt. Auch sonst wirkt der hinter dem man die Jubelschreie auch im Hof von „Il Bagutta“. Gastraum liegende Außenbereich des Lokals an der In seinem dritten Kölner Lokal setzt Gabriele Zanchetti Heinsbergstraße dermaßen italienisch, dass man nach seit mehreren Jahren auf klassische italienische Kü- mehreren Gläsern Wein allein aus Orientierungsgrün- che. Unter anderem erfreut sich die Pasta mit frischen den über den einzigen Hinweis auf das wahre Hier - Trüffeln (20,50 Euro) großer Beliebtheit bei den Gäs- einer Straßenlaterne mit der Aufschrift Gaffel-Kölsch ten, die Spaghetti Vongole wurden vor einiger Zeit mit - dankbar ist. Pasta Cozze (15,50 Euro) ersetzt. Besonders gefragt Dass sich der Gast hier quasi mit jedem Quadratme- sind zudem die Calamaretti an einem Wildkräutersa- ter Wand wie im Italienurlaub fühlt, liegt vor allem lat-Bouquet (18,50€). Außerdem bietet das Il Bagutta am alten Mauerwerk mit all den sichtbaren Regen- zwei verschiedene Drei-Gänge-Menüs an. Offene Wei- rinnen- und Kabelverläufen sowie Steckdosen, die ne kann man ab 4,50 Euro (Blanc du Noir aus der Pfalz, selbstverständlich in keinem Baumarkt in dem Fach 0,15l) genießen. Obwohl draußen 50 Plätze (genauso mit der Beschriftung „Unterputz“ zu finden wären. viel wie innen) zur Verfügung stehen, empfiehlt sich Papierlampions, die so wirken, als stammten sie vom eine zeitige Reservierung vor allem am Wochenende. vorvorletzten Kindergeburtstag, Wellplatte als Über- dachung, die schon ewig nicht mehr als „glasklar“ Il Bagutta, Heinsbergstraße 20a, Telefon: 0221/21 26 durchgehen würde und ein leicht erhöhter Pavillon, 94. Öffnungszeiten: montags bis freitags 12-16 und den man als Chambre Separée innerhalb des Hofes 18-24 Uhr, samstags und sonntags 17-24 Uhr 2
Bild: Heinekamp Efeu, Tartes und Omas Schöpfkellen Im französischen Café „Chante Cocotte“ verbirgt sich ein ebenso unerwarteter wie zauberhafter Hinterhof. Man muss erst einmal acht Schritte durch das eigent- geschlossene Dachkonstruktion dafür sorgt, dass man liche Café hindurch machen und dann noch mal fünf an mindestens zwei Tischen selbst bei einem kräfti- durch den Arbeitsbereich, respektive die Küche. Dann geren Regenguss trocken bleibt. Über die Backstein- ist man auf der zauberhaften kleinen Terrasse, die dort mauer wuchernder Efeu und ungefähr fünf Meter kein Mensch vermuten würde. Vor einem Jahr, als das hoch sprießender Bambus fungieren wie eine grüne Café noch Goetz hieß, waren es draußen zwei Tische, Umrandung. Alte Schöpfkellen und betagte Kannen der Rest der Fläche war immer irgendwie anderweitig aus Emaille, Erbstücke von Großmutter Alice, stehen vollgestellt. Seitdem Emilie Dones die Lokalität über- als Dekoration am Rande. Die junge Französin arbeitet nommen und in ein französisches Café namens „Chan- praktisch an sieben Tagen in der Woche für ihr klei- te Cocotte“ verwandelt hat, ist es für Gäste auf der nes Café. Dienstags ist zwar Ruhetag, doch diesen Tag Terrasse wesentlich geräumiger. braucht die 28-Jährige zum Backen. Ihre wechselnden Dank eines ganzen Dutzends von bunten Resopal-Kü- Kuchen und Tartes wie etwa die Variante mit Apriko- chenstühlen im 50er-Jahre-Look, die Papa Alain auf sen und Mandel kosten pro Stück 2,90 Euro, der Kä- französischen Flohmärkten entdeckte, wirkt die kleine sekuchen 3,50 Euro. Die Croissants und das Pain au Fläche noch einladender. Die runden Gartentischchen Chocolat (zwei Euro) ordert die Gastronomin in Frank- lassen gerade genug Platz für einen Café au Lait und reich. ein Stückchen Tarte oder Gateaux für zwei Personen. Chante Cocotte, Sülzburgstraße 96. Telefon: 0221 99 Zurück zum Innenhöfchen beziehungsweise „petite 029 669. Öffnungszeiten: Täglich außer dienstags von cour“, wie Emilie Dones sagen würde, wo eine halb- 9 bis 18 Uhr. 3
Bild: Roll Frühstück auch für Spätaufsteher Im „Hommage“ sitzt man bei gutem Wetter in einem bestuhlten Häuserdurchgang. An diesem lauschigen Platz dürften unzählige Kölner für 3,20 Euro. Bekannt ist das Café für das vielfältige und Kölnerinnen bereits vorbeigekommen sein, ohne Angebot an veganen, vegetarischen und glutenfreien wahrgenommen zu haben, was dieses Café so beson- Speisen und Getränken, zum Frühstück bekommt man ders macht: Klar, wer direkt gegenüber der Brauerei hier zum Beispiel Birchermüsli für 4,90 Euro. Die meis- Päffgen angesiedelt ist, läuft Gefahr, übersehen zu wer- ten Zutaten im Hommage kommen von regionalen Hö- den. Dabei gehört das Hommage zu den Lokalen, die fen, selbst das Buchweizenmehl für die Galettes und es gründlicher anzuschauen lohnt. Drinnen wie drau- Pancakes kommt aus einer Mühle ganz in der Nähe. ßen. Bestuhlt ist sowohl der Häuserdurchgang als auch Der Kaffee wird nach einer geheimen Röstung in ei- der dahinter liegende Bereich, der an der Begrünung ner kleinen Rösterei im Kölner Umland eigens für das der Terrasse des „Veedelseck“ endet, dem Restaurant Hommage produziert, die Kuchen werden selbst ge- des Lindner-Hotels. Bei schönem Wetter stellt das Ca- macht. Der beliebte Karottenkuchen, der gedeckte fé-Personal noch Tische von drinnen nach draußen. Apfelkuchen oder auch der Zitronenkuchen mit Hei- Wer dort keinen Platz ergattert, sollte sich entweder delbeeren und Creme (jedes Stück kostet 3,70 Euro) gleich links am Eingang auf die Kirchenbank der „Cafe- sind vegan, die meisten auch glutenfrei. Ansonsten drale“ setzen. Oder auf einen der drei Barhocker, weil gibt es eine Abwandlung des klassischen Crepes - man von dort den besten Blick auf die zwischen Kaf- verschiedene Galettes aus Buchweizenmehl; etwa feetüten und Gewürzgläsern drapierten Jesus-Bilder mit Ziegenkäse, Walnuss Honig, oder mit Brie und und die Espressomaschine hat. Den Spitznamen „Ca- Mango oder Hummus (6,90 Euro). fedrale“ und die sakralen Elemente hat das Café inne, weil Kafee trinken hier ein heiliges Ritual ist. Apropos: Hommage, Friesenstraße 75, Innenstadt. Öffnungszei- Den kleinen Cappuccino „Piccolo“ mit einem Espres- ten: Dienstag bis Sonntag 8-18 Uhr, keine Reservierun- so-Shot gibt es für 2,60 Euro, den mit doppeltem Shot gen 4
Bild: Rakoczy Crêpe „Jürgen“ im Hinterhof Im Innenhof des Ehrenfelder Lokal „Lizbät“ verbirgt sich eine grüne Oase. Im Ehrenfelder Lokal Lizbät dürften möglicherweise gibt es unkonventionellere Ausführungen wie bei Ava nicht mal die, die dort beim Frühstück oder einem (acht Euro) mit Kichererbsencurry, Spinat und Möhre. Salat sitzen, wissen, dass sie ihre Speisen auch un- Nach Worten von Inhaber Hendrik Recker wird im Win- ter freiem Himmel genießen könnten. Der Innenhof ter aber auch gerne mal Sauerkraut oder Grünkohl in ist nämlich wirklich so versteckt, dass man den Knei- Crêpes-Teig eingewickelt. pen-Innenraum erst komplett durchqueren muss, be- Apropos grün: Einen dichteren Bewuchs von Efeu und vor man nach draußen abbiegen kann. andere Kletterpflanzen wird man an Kölner Hauswän- 20 Jahre besteht das Lokal bereits und liegt gerade so den nur selten finden. Auf jedem der ungefähr 50 Stühle weit von der Hauptverkehrsader Venloer Straße ent- sitzt man wirklich wie vor einer grünen Tapete und kann fernt, dass man die bodentiefen Fenster der Fassade vormittags bei einem späten Frühstück darauf warten, von dort gut sehen, den Autoverkehr umgekehrt aber dass gegen Mittag die Sonne hereinschaut. Und wenn im Innenhof nicht mehr hören kann. Das Lizbät wird sie das nicht macht, bleibt der Blick auf den kleinen, mit aufgrund seiner Größe gerne von Eltern mit Kindern Wasserpflanzen gefüllten Brunnen. Mit 2,10 Euro für ei- frequentiert, könnte aber auch hilfreich für all diejeni- nen Cappuccino liegt dieses Lokal auch deutlich unter gen sein, die noch nicht entschieden haben, wie sie ih- den in der Stadt geltenden Kaffeepreisen. ren (erwarteten) Nachwuchs nennen sollen. Die mehr als 60 Crêpes (zwischen 3 und 10 Euro) auf der Karte Lizbät, Kneipe, Creperie, Café, Geisselstraße 6, Ehren- tragen nämlich so schöne Namen wie Tiziana, Marile- feld. Telefon: 0221/510 45 66. Öffnungszeiten: täglich na, Rachel, Sam, Elisa, Carmen, Sissy oder auch Gerda, 12-14 und 17-22 Uhr Rüdiger oder Jürgen. Neben den klassischen Varianten 5
Bild: Bopp Selbstgebrautes neben Oleander Der Biergarten des Restaurants „Zollhof“ liegt versteckt – und ist dennoch oft ausgebucht. Es gibt Kölner, die behaupten, das Beste an Zollstock Liebner über sich und sein Team. Das scheint sich her- sei die gute Infrastruktur und die Tatsache, dass man umgesprochen zu haben; denn obwohl nur ein winzi- mit der Bahn gut überall hinkomme. Ohne diesen As- ges Schild vorn auf den Biergarten verweist, ist dieser pekt schmälern zu wollen, muss – zumindest aus Sicht inzwischen selbst unter der Woche häufig ausgebucht. eines nicht völlig anspruchslosen Restaurant-Gängers Zu den Bestsellern auf der Karte zählen das Doppel- - ein wirkliches Highlight erwähnt werden: Das Restau- rippen-Kotelett vom Eifelschwein mit Kartoffelstampf rant Zollhof samt seiner völlig versteckt, weil nach hin- und geschmorten Zwiebeln. (15,50 Euro), das Ro- ten gelegenen Terrasse. te-Bete-Carpaccio mit Rucola, Ziegenkäse, Honig und Als Jakob Liebner vor viereinhalb Jahren das alte Wirts- karamellisierten Kernen (8,50 Euro), die gebratene haus in der Herthastraße übernahm, stellte er im Hof Wassermelone mit Cherrytomaten, Büffelmozzarella unter Beweis, dass er nicht nur ein Talent zum Kochen, und Pesto (10,50 Euro) oder die Tagliatelle mit Pilz- sondern auch zum Handwerken hat. Der 33-Jährige, ragout (13,50 Euro.) Die Teigwaren bezieht Liebner der Küchenchef David Witterin während dessen Ur- von der Pastawerkstatt in Rodenkirchen, das Brot von laubsabwesenheit ebenbürtig ersetzt, schuf im Hof der Bäckerei Adolphs in Weidenpesch. Neben Reiss- eine Fläche, die wirklich zum Verweilen einlädt. Mit dorf-Kölsch vom Fass (1,60 Euro) gibt es das hauseige- Blick auf eine circa 30 Meter hohe Tanne, von Efeu ne „Kulthopfen“, ein naturtrübes Bier, das der Zollhof überwuchertes, altes Mauerwerk, Brombeerhecken in Kooperation mit einer Brauerei herstellt. Das 0,3-Li- und Oleanderblüten, kann man hier an jedem Wo- ter-Glas kostet 2,70 Euro. chentag ab spätnachmittags sitzen. Dank einer gigan- tischen Markise bleibt man auf mehr als der Hälfte der Restaurant Zollhof, Herthastraße 64, Zollstock. Öff- rund 90 Plätze selbst bei Regen geschützt. nungszeiten: Täglich von 17 bis 23 Uhr, Telefon: „Was uns hier verbindet, ist die Leidenschaft“, sagt 0175/484 92 6
Bild: Bause Terrasse mit Kronleuchter Das „Öz Harran Doy Doy“ hat 23 Stunden am Tag geöffnet. Die Gegend um den Eigelstein ist vielleicht noch nie gegrillten Champignons mit Salat und Reis. 7,50 Euro). als besonders lauschig in Erscheinung getreten, doch Ansonsten gehört der Fischgrillteller mit Dorade Royal auch hier findet man bei genauem Hinschauen eine (14 Euro) zu den meistverkauften Speisen ebenso wie versteckt gelegene Terrasse. Sie gehört zum größten der große gemischte Doy Doy mit Kebab, Lammspieß, Doy Doy Kölns, dem Öz Harran Doy Doy. Das seit 20 Hähnchenbrust und vielem mehr (19 Euro). Das türki- Jahren an der Weidengasse bestehende Restaurant sche Lokal hat einen eigenen Bäcker, der die Gäste mit verfügt über mehr als 400 Plätze und hat täglich 23 täglich frisch gebackenem Brot versorgt. Sollte nach Stunden geöffnet. Lediglich zwischen fünf und sechs Vorspeise und Hauptgang tatsächlich noch Platz im Uhr in der Früh ruht der Betrieb. Was die Portionen Magen sein, empfehlen die Servicekräfte den Milchreis betrifft, ist man sichtlich bemüht, die Gäste doy - also aus dem Ofen (4,50) oder Künefe Sade - Nudelteig mit satt - zu verabschieden. Käse und Honigsirup. (5 Euro). Da die Terrasse von einer Art Zeltdach beschirmt wird, Weil hier die Fleischgerichte - insbesondere Grillgerich- an der ein Kronleuchter hängt, sitzt man hier sowohl te - definitiv zu den Bestsellern zählen, wird das Lokal an der frischen Luft als auch regengeschützt. täglich mit großen Mengen an frischem Fleisch belie- fert. Aber natürlich gibt es auch Auswahl für Vegeta- Öz Harran Doy Doy, Weidengasse 28-26. Telefon: rier wie den Falafel-Teller mit Salat (8 Euro) oder die 0221/1307394 www.ozharran-doydoy.de 7
Bild: Rakoczy Tafeln neben gestreiften Tomaten Jan Welbers züchtet im Biergarten seines Restaurants „Zur Sülzburg“ so manche Zutat für seine Küche. Der schöne Satz von von Karl Valentin, „Kunst ist schön, trachtet, sein eigenes Brot backt und seine eigene Pas- macht aber viel Arbeit“, trifft hundertprozentig auch ta herstellt. Dass er sich nun draußen gegen Wicken auf Gärten zu. Das weiß Jan Welbers, seitdem ihn die entschieden hat, liegt schlicht und ergreifend daran, Lust gepackt hat, die Terrasse seines Restaurants „Zurdass die im vorigen Jahr „alle ein, zwei Stunden nach Sülzburg“ in eine grüne Oase zu verwandeln, die nicht Wasser verlangten.“ Das ginge eindeutig zulasten der nur hübsch aussieht, sondern auch ordentlich was ab- Gäste, die das Restaurant gern wegen der Wester- wirft. Allein rund 60 Kilogramm Tomaten konnte er wälder Wild-Spezialitäten besuchen oder wegen der im vergangenen Jahr ernten; grüne, gelbe und ande- Innereien die regelmäßig auf der Karte stehen. Die re ansehnliche Sorten wie die gestreiften Black Zebra.Pasta Bolognese vom Rothirsch kostet 13,50 Euro, die Manche Exemplare seien echt riesig gewesen, betont hausgemachten Nudeln mit Rehragout 14,50 Euro und der 38-Jährige und formt mit den Händen eine kleine das Kaninchenrückenfilet im Mohnmantel 18,50 Euro. Melone. Dienstags gibt es eine neue Karte. Jan Welbers, der das Restaurant zusammen mit seiner Inzwischen steckt wohl auch ein kleines Vermögen in den Service wuppenden Frau Susan Kravert führt, hat Terrakotta-Töpfen, aus denen etwa leuchtend orange- bevor er sich vor gut vier Jahren selbstständig machte, farbene Kapuzinerkresse wuchert oder der Oleander unter anderem im Restaurant „L‘accento“ am Herd ge- emporwächst. Er sei täglich anderthalb Stunden mit standen. dem Wässern und Pflegen von Bohnen, Stachelbee- ren, Erdbeeren, Olivenbäumchen sowie etlichen Kräu- Restaurant zur Sülzburg, Sülzburgstraße 229 (Ecke Zül- tern beschäftigt. „Bei Regen spare ich natürlich eine picher Straße).Telefon: 0221/29816398 Öffnungszei- Dreiviertelstunde“, meint der Kölner, der seine Küche ten: Di-Sa 17-23 Uhr, Sonntags ab 12 nach wie vor als ausgesprochene One-Man-Show be- www.zursuelzburg.de 8
Bild: Schmülgen Lichtspiele an der Feuerstelle Auf der Terrasse des Restaurants „Maison Blue“ donnert „kein Bus durch die Suppe“. Würden wir unsere Reihe über lauschige Plätze in Ardèche lernte André Fische fangen, Feuer machen Form eines Rankings präsentieren, wäre das „Maison und hatte Geschmacks- und Geruchserlebnisse, die Blue“ eindeutig Anwärter für einen der Spitzenplätze: wegweisend für seine berufliche Laufbahn wurden. Eine liebevoll angelegte Terrasse, die neben einer aus-Wenn Niediek von Essen spricht, kann man förmlich geklügelten Lichtspielerei auch über eine Feuerstelle spüren, wie ihm alle Sinne auf Hochtouren laufen. und ein sprudelndes Brünnlein verfügt, wo, bitte, gibt Wer länger nicht im „Maison Blue“ war, wird dort Neu- es das sonst? es entdecken: Das alte Teakholzmobiliar auf der Terras- André Niediek formuliert die Vorzüge seiner Außen- se wurde durch bequeme Korbstühle ausgetauscht; es gastronomie auf die ihm eigene, burschikose Art: „Das gibt nun bei jedem Jahreszeitenwechsel ein neu kom- Schöne ist, es gibt keine marodierenden Junggesellen- poniertes Menü, das auch Zugeständnisse an Vegetari- horden, es donnert einem kein Bus durch die Suppe, er enthält - wie den Strudel von Urkarotte und Schafs- man sitzt komplett eingefriedet.“ käse mit Gemüsesoßen. Ansonsten ist und bleibt die Bouillabaisse der Bestseller schlechthin; ähnlich wie Als der 51-jährige Koch die ehemalige Bar Chin‘s vor die gratinierten Jakobsmuscheln (beides 16,50 Euro). 15 Jahren in sein „Maison Blue“ verwandelte, „war es Beliebteste Hauptgänge sind das Entrecote „Café de drinnen wie draußen ziemlich abgerockt“, erinnert sich Paris“ (250 Gramm für 29,50) oder der Loup de Mer Niediek. An ein Wachstum von Minze, Lavendel, Thy- provencal mit Ratatouille und Risoléekartoffeln (24 mian war jedenfalls nicht zu denken. Euro). Das Sommermenü mit vier Gängen kostet 52, Heute gedeihen auf dem Terrain auch essbare Pflan- das mit fünf Gängen 59 Euro. Das Baguette wird täglich zen wie Kornblumen, Kapuzinerkresse und Calendula. frisch selber gebacken. Dass an dieser Stelle der Südstadt französisch gekocht wird und kein Dönertempel steht, ist wohl Niedieks Restaurant Maison Blue, Im Ferkulum 18-22, Telefon: Mutter zu verdanken, die ihre beiden Söhne in den Fe- 0221/932 89 96. Öffnungszeiten: Mi-So ab 18 Uhr im rien regelmäßig mit nach Südfrankreich nahm. An der Zwei-Schicht-Betrieb. www.maisonblue-koeln.de 9
Bild: Rakoczy Rum aus eigener Fabrik Im „Carlos“ gibt es Sitzplätze an der Straße und im Hof. Was den Lauschigkeits-Faktor betrifft, wäre an dieser meine Heimat.“ Er sei kein kölscher, sondern ein Lin- Adresse definitiv noch Luft nach oben. Gleichwohl darf denthaler Kubaner, erklärt der freundliche Mann mit „Carlos“ in unserer Serie nicht unerwähnt bleiben, da der runden Metallbrille, und das „mit allem Stolz der die vorn vor dem Haus stehenden Tische ein falsches, Welt“. weil unzureichendes Bild von den Außensitzplätzen Da Carlos Morfa nicht nur Restaurantbesitzer, sondern vermitteln könnten. Der Kubaner auf der Dürener Stra- auch Inhaber einer kleinen Fabrik in der Dominikani- ße bietet beides: Die Möglichkeit des Sehens und Ge- schen Republik ist, kommen etliche seiner Stammgäste sehenwerdens und das versteckte Genießen auf der zum Rumtrinken. Die Hausmarke „Dos Ron“ gibt es in Terrasse mit dem apricotfarbenen Wandanstrich. acht, 16 und 21 Jahre alter Ausführung. Als einer der Der 62 Jahre alte Carlos Morfa kam als 20-Jähriger ältesten der wenigen Kubaner in Köln offeriert der im Rahmen eines Arbeitskräfteabkommens nach Ei- Mann aus Havanna allerdings noch die Küche seiner senstadt in die ehemalige DDR und lernte dort seine Heimat. Dazu zählen Gambas in Knoblauchsoße für Frau Gabi kennen, mit der er „seit 35 Jahren glücklich 9,50 Euro oder frittierte Tintenfischringe für 8 Euro so- verheiratet“ ist. Nach zwei früheren Standorten - un- wie gegrilltes Hähnchenbrustfilet kreolischer Art mit ter anderem im Belgischen Viertel - ist Carlos seit in- Gemüsereis (17 Euro). zwischen zehn Jahren im Herzen Lindenthals. Und die Menschen in Lindenthal, betont der Gastronom, „sind Carlos, Dürener Straße 152. Telefon: 0221/990 76 88. das Größte, was mir passieren konnte. Lindenthal ist Öffnungszeiten: Täglich ab 18 Uhr. 10
Bild: Rakoczy Inzwischen wachsen Trauben im Garten Als das „Secco“ in die Simrockstraße kam, waren die Weinpflanzen gerade mal flaschenhoch. Bei einigen der Lokale, die wir bisher im Rahmen der zuständig ist. Im Secco gibt es ein täglich wechselndes, Serie „Lauschige Plätze“ vorgestellt haben, ist der Au- kleines Mittagsmenü (9,80 Euro), das aus einer Suppe ßenbereich flächenmäßig kaum der Rede wert. Das oder einem kleinen Salat vorweg und einem Hauptgang macht diese Ort oft so charmant. Im Secco ist es um- – etwa dem Schnitzel „aus heiler Welt“ mit Kartoffel- gekehrt: Hier gibt es draußen eindeutig mehr Platz als gratin besteht. Abends erfreut sich das Lammfilet mit drinnen, was den Charme dieser Location aber keinen Kartoffelgratin und Salat (17,80 Euro) oder das Risotto Deut schmälert. Zudem hat die Inhaberin dieses Ehren- mit frischen Champignons und Parmesan (12,90 Euro) felder Weinlokals die Tische im Hinterhof so großzügig großer Beliebtheit. Selbstverständlich bieten die Mit- angeordnet, dass man sogar intime Gespräche führen tags- und Abendkarten auch vegetarische Speisen. könnte, ohne dass der Nachbar den Inhalt mitbekäme. Die Weine sind definitiv fair kalkuliert. Die Offenen be- Gäste, die zum Mittagessen kommen, erleben die Au- ginnen bei vier Euro (0,2l). Auf der Weinkarte des Sec- ßenfläche noch sonnig, zum Abend hin wird es dann co entdeckt man auch etliche Winzerweine, die nicht schattiger, was gerade bei hohen Sommertempera- so leicht im Handel zu finden sind, wie der Elbling von turen geschätzt wird. Gesine Brummack ist praktisch Franzen (Mosel) für 6,90 Euro oder vegane Bio-Weine eine Institution in Ehrenfeld, da sie vor dem Standort vom Weingut Schömann ab 6 Euro. Simrockstraße bereits 14 Jahre lang ihr „Secco“ am Lenauplatz (Hauffstraße) führte. Als sie vor elf Jahren Weinlokal Secco, Simrockstraße 2 Telefon: mit ihrem Lokal umzog, waren die Weinpflanzen, die 0221/5505200. Öffnungszeiten: Di-Fr 12-15, Abendes- sie auf der Terrasse pflanzte, gerade mal weinflaschen- sen: Mo-So 17.30-1 Uhr hoch. „Jetzt ernten wir da Trauben, es ist fantastisch“, freut sich die Frau, die auch für die Qualität der Speisen 11
Bild: Grönert Der Sushi-Reis ist eine Kunst für sich Im Hinterhof des „Tanoshii“ blüht und sprießt es. Beliebt sind selbst gemachte Eistees und Limonaden. Man würde gewiss von keinem Kölner Lokal behaup- Lachs mit Chili, Mayo, Avocado umhüllt mit einer ten, dass da etliche Flaschen rumhängen, aber in Be- knusprigen Panade (10,90 Euro) oder die Tanoshii Roll zug auf das „Tanoshii“ darf man das. Tanoshii ist japa- – ebenfalls acht Stück mit Paprika und Frühlingslaucht- nisch, heißt „angenehm“ und angenehm ist auch die empura, Lachs mit Shiso-Kresse und Misosoße (10,50 Tatsache, dass man bei diesem Asiaten im Belgischen Euro). Vegetarier mögen besonders gerne die Avocado Viertel in einem lauschigen Höfchen speisen kann, in Roll mit Gurke, Süßkartoffeln, Frischkäse und Sesam das bis etwa 19.30 Uhr noch Sonne scheint. Das Mar- und Avocado (10,50 Euro). kanteste an dieser Außengastronomie ist die in etwa Wer etwa Warmes essen möchte, könnte Black Salmon drei Meter Höhe gespannte Schnur, an der nicht nur Miso mit frittierten Süßkartoffeln wählen. Bei diesem bepflanzte Blumentöpfe hängen, sondern eben auch Gericht wird der Fisch vorab drei Tage lang in Miso- leere Sake-Flaschen. Natürlich gibt es auch einen gro- soße mariniert. Eine Alternative wäre die knusprig ge- ßen Buddha-Kopf, bunte Lichterketten und einen im bratene Ente mit Gemüse und Currysoße (17,50 Euro). Frühjahr weiß blühenden Baum, den der Hausbesitzer, Das Tanoshii ist ein Ort, wo nach Angaben des Chefs „ein großer Thailand-Fan“, von dort mitgebracht hat. vergleichsweise wenig Wein zum Essen getrunken „Mir gefällt das so“, sagt Chi Hieu Nguyen, der das wird. Deutlich beliebter ist der hausgemachte Eistee seit 2014 bestehende Lokal seit zwei Jahren führt. Der (4,90) oder die selbst gemachten Limonaden etwa aus 43-Jährige stammt aus Vietnam, hat als Koch demzu- Himbeeren, Lychees, frischer Minze und Soda (4,90 folge erstmal seine Heimatküche gelernt, danach, wie Euro). Übrigens: Wer keinem Platz in diesem – auch man thailändisch kocht, „und anschließend dann habe von unserem Restaurantkritiker Carsten Henn gelob- ich Sushi gelernt“. ten – Restaurant ergattern kann, hätte die Möglichkeit, Nguyen, dessen Nachname in Vietnam etwa so häufig nach nebenan auszuweichen. Das Warung Bayu mit wie Müller oder Meier ist, hat nach eigenen Worten indonesisch/balinesischen Spezialitäten hat ebenfalls ein ganzes Jahr das perfekte Reiskochen nach japani- ein entzückendes Höfchen. scher Art üben müssen. „Wenn man zu stark drückt zum Beispiel, ist der Reis kaputt. Und das merkt man Tanoshii, Brabanter Straße 3. Telefon: 0221/17 06 72 am Geschmack.“ 75. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 12 bis 14.30 Zu den beliebtesten Gerichten auf der von Sushi-Va- sowie 17.30 bis 23 Uhr. Sonntag 12 bis 15 und 17 bis riationen dominierten Karte gehört die Nummer 81: 22 Uhr. 12
Bild: Krasniqi Terrasse mit maßgefertigten Sonnenschirmen Ein Teil der Außengastronomie des Restaurants „Reef & Beef“ wird im Winter zum beheizten Zelt. Als Mansur Basam im Herbst 2016 an der Bonner Stra- So muss man sich also nicht zwangsläufig zwischen ße sein Restaurant „Reef & Beef“ eröffnete, hätte so Fleisch und Seafood entscheiden, sondern kann die mancher in dieser Stadt darauf wetten mögen, dass es Variante Surf & Turf wählen, wie sie in nordamerika- sich keine sechs Monate hält. Dass ausgerechnet ein nischen Steakhäusern populär ist. Das Special Triple Gastronom aus Düsseldorf mit der Behauptung antrat, Star Filet Mignon (300 Gramm für 57,90 Euro) lässt den Kölnern vormachen zu können, wie Fleisch geht, sich beispielsweise gut kombinieren mit einer schwar- das hatte uns hier gerade noch gefehlt. Allen Unken- zen Tigergarnele (12,90 Euro), einem Hummerschwanz rufen zum Trotz hat sich der gebürtige Afghane nicht (22,90 Euro), Beinen der Königskrabbe (100 Gramm 25 nur gehalten. Basam sagt , er habe sogar einen solchen Euro) oder der riesigen vor der Küste Nigerias vorkom- Zulauf über die Grenzen Kölns hinaus, dass man in der menden Colossal Black Tiger Prawn (29 Euro). kühleren Jahreszeit trotz der 140 Restaurantplätze un- Luxus pur in Form von Tajima Rind aus Kobe (100 bedingt reservieren müsse. Im Sommer fängt die luxu- Gramm Filet 89,90) steht ebenso auf der Karte wie riös gestaltete Terrasse weitere 50 Gäste auf. etwa Bison-Roastbeef (400 Gramm für 89,90 Euro) Schon der Begriff „Terrasse“ wirkt an dieser Stelle oder das Porterhouse Steak für zwei Personen (1400 Kölns wie ein Fremdwort. Hier, an der Schnittstelle zwi- Gramm für 109 Euro). Hin und wieder gebe es jedoch schen Bayenthal, Raderberg und Marienburg erwartet Gäste, verrät Betriebsleiter Manuel Frick, die dieses man Autohäuser, aber keinen lauschigen Innenhof. In Angebot „für den kleinen Hunger“ allein verspeisten. solch einem Zustand war er in Zeiten des alten „Belli- „Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen ni“ und später kurzfristig „Culinarius Süd“ auch noch Geschmack zu haben“, warb vor mehr als 50 Jahren ein nicht, aber Mansur hat es sich einiges kosten lassen, Zigarettenhersteller. Diesen Slogan könnte man sicher- Außenatmosphäre zu schaffen. Das fängt bei den gi- lich auch auf dieses Steakhouse übertragen. Allerdings gantischen, auf Maß gefertigten Sonnenschirmen an, ist das Valet-Parken, das man hier sonst nur aus First- setzt sich bei Beleuchtung und Feuerstellen fort sowie Class-Hotels kennt, im Kölner „Reef & Beef“ (anders als bei der Bepflanzung und bei dem Bereich, der im Win- in Düsseldorf) kostenlos.“ ter zum beheizten Zelt wird und den rauchenden Gäs- ten zur Verfügung steht. „Wir haben viel getan“, sagt Reef & Beef, Bonner Straße 328, Telefon: 022/53 40 der 47 Jahre alte Gastronom, der bereits seit mehr als 60 00. Öffnungszeiten: montags bis freitags, 12 bis 15 zehn Jahren in seinen Düsseldorfer Restaurants Premi- Uhr. Abends ist von montags bis samstags ab 18 Uhr um-Beef und Krustentiere von hoher Qualität anbie- bis 1 Uhr geöffnet, sonntags von 12 Uhr durchgehend tet, was er auch in Köln tut. bis 23 Uhr. 13
Bild: Rakoczy Ein grüner Daumen reicht nicht Im Hof der zur „Comedia“ gehörenden Wagenhalle kann man gut auftanken. Die kleinen Tischchen vor der „Comedia Colonia“ kann der Grün nicht fragen. „Definitiv, bei dem Namen!“ Ein man getrost ignorieren. Wem es bei einem Platz im Daumen allein reicht natürlich nicht. Damit dieser ver- Freien nicht vorrangig darauf ankommt, von möglichst steckte Auftank-Ort in solch prächtigen Zustand bleibt, vielen Leuten gesehen zu werden, geht ein paar Schrit- muss ein Mitarbeiter jeden Tag für anderthalb bis zwei te weiter in den Hof. Hier, im Außenbereich der „Wa- Stunden zum Wasserschlauch greifen. Der beeindru- genhalle“ genannten Gastronomie, ist Raum für wahre ckende Blauregen hat sich so ins Zeug gelegt, dass er Genießer und kontemplatives Verweilen. jetzt im Herbst erst mal ausgedünnt werden muss. Der Platz, der vor hundert Jahren noch den Pferden Was anderswo Tapas oder Meze genannt wird, heißt vorbehalten war, die vor die Löschzüge gespannt wur- in der Wagenhalle schlicht „Kleinigkeiten“. Ob frittier- den, ist heute eine Oase, die manchen Gast beim ers- te Quinoabällchen mit Pflaumendip, Babycalamaris, ten Betreten zu einem entzückten „Oh!“ veranlassen Lammtajine mit Backpflaumen oder spanische Kartof- wird. Besser als hier kann man kaum beweisen, dass feltorte – eine Auswahl mit drei Komponenten kostet sich Größe und Lauschigkeit keineswegs ausschließen jeweils 15,60 Euro. Auf der Karte stehen aber auch müssen. Nudelgerichte wie Spaghetti mit Pfifferlingen (15,90 Euro) oder Pfifferling-Graupen-Risotto für 14,30 Euro Dass auf dem bestimmt 500 Quadratmeter großen sowie gebratene Bachforelle mit Gemüse, Salat und Terrain Hainbuchen, Santana-Kletterrosen, besonde- Kräuterkartoffeln (19,40 Euro). Das Kölsch (Sion) kos- re Hortensien, Trompetenblumen und verschiedene tet zwei Euro, offene Weine gibt es ab 5,80 Euro (0,2l). Schlitzahorn-Arten gedeihen, ist dem Geschäftsführer Die Wagenhalle ist barrierefrei und es gibt ein Behin- der Wagenhalle-Gastronomie zu danken. „Hier war derten-WC. nichts, null!“, sagt Norbert von der Grün, der vor zehn Jahren parallel zum Umbau des Theaters den gastro- Wagenhalle, Vondelstraße 4-8, Telefon: nomischen Betrieb buchstäblich aus dem Boden ge- 0221/35558910. Öffnungszeiten: Di-So 12-23 Uhr stampft und mit einem Gärtner den Innenhof angelegt durchgehend warme Küche. hat. Ob er einen grünen Daumen habe, muss man von 14
Bild: Krasniqi Waldeslust am Rand der großen Stadt In der denkmalgeschützten Dünnwalder „Waldschenke“ bewirtet Koch Axel Müller die Gäste. Seit Beginn der Sommerferien haben wir im Rahmen Müller erzählt, kann man an diesem Ort völlig verges- dieser täglichen Serie schon einige lauschige Plätze be- sen, am Rande einer modernen Millionenstadt zu sit- schrieben, aber noch keinen, bei dem sich sogar die zen. Müller ist gebürtiger Kölner, jedoch erst vor gut Anfahrt lauschig gestaltet. Zufällig landet man gewiss fünf Jahre in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Zuvor nicht bei der „Waldschenke“ in Dünnwald; zumindest war er viele Jahre in Süddeutschland, hat unter ande- nicht mit dem Auto. Aufgrund der abgelegenen Positi- rem im Fünf-Sterne-Hotel Traube Tonbach gekocht, on nicht weit von der Stadtgrenze Leverkusen entfernt im Romantikhotel Spielweg im Obermünstertal und und seiner bemerkenswerten Vita als Koch hat Gast- im Schafhof in Amorbach. Nun bietet er mittags und ronom Axel Müller eine Klientel, die unterschiedlicher abends leckeres Essen aus der deutschen Küche mit kaum sein kann: Vom noch halb tropfenden Badegast mediterranen Einflüßen an. auf dem Rückweg vom benachbarten Baggerloch, über Abends sind die Jungschweinebäckchen im Tomaten- Spaziergänger, Wochenendausflügler, Radwanderer schmorfond mit Rahmspinat und Basilikumgnocchi (23 bis hin zum Gast in Anzug und Krawatte, der sich vom Euro) beliebt, die gebratenen Garnelen mit Spaghet- Fahrer in einer glänzenden Limousine herbeichauffie- toni, Schmortomate und Basilikum (14,50 Euro), aber ren lässt. auch die sommerlichen Blattsalate mit gebackenem Das 125 Jahre alte, denkmalgeschützte Fachwerkhaus Ziegenkäsebonbon (13,50 Euro) oder Spanferkelsülze ist Bestandteil der ältesten vorindustriellen Siedlung mit Radieschen, Schalotten und Schnittlauch (13 Euro). im Rheinland. Dank der Lage fast direkt am Wald könn- Zum Dessert geht es mit Grütze von Sommerbeeren te man hier tatsächlich von einem Ort sprechen, wo und Vanilleeis (8 Euro) sowie gebrannter Vanillecreme sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Dank des Kano- mit Pfirsichkompott oder Panna Cotta mit Aprikosen- nenofens, der im Winter für behagliche Wärme sorgt, röster und Pistazieneis (8,50 Euro) recht fruchtig zu. hat auch die Gaststube mit ihren kleinen Fenstern ih- Bei der Weinauswahl hat sich der 56-jährige Gastro- ren ganz eigenen Charme. Um in den Sommermona- nom ganz auf deutsche Weine beschränkt, und er bie- ten sonntagsnachmittags frische Waffeln oder selbst- tet auch nur solche an, „die mir selber schmecken“. gebackenen Kuchen zu essen, eignet sich natürlich der Preislich geht es los bei 5,20 Euro (für 0,2l). Außenbereich vortrefflich. Bis heute wird die „Wald- schenke“ in Dünnwald noch gelegentlich von Reitern Waldschenke Dünnwald, Am Kunstfeld 41. Telefon- angesteuert, die – wie die Menschen früher – dort ihre nummer: 0221/97771699; Öffnungszeiten: Fr&Sa 17- Pferde anbinden und Ruhe tanken. Nicht zuletzt auf- 22 Uhr So 12-21 Uhr www.waldschenkekoeln.de grund der uralten noch hinterm Haus existierenden, natürlich nicht mehr intakten Plumpsklos, von denen 15
Bild: Krasniqi Bienenkönigin über Kunstrasen Der Hof von „Törtchen, Törtchen“ in der Apostelnstraße ist etwas anders lauschig. Wenn uns bisher beim Blick in ein verstecktes Höf- hof-Gastronomie zu vermuten. Und noch weniger wer- chen Farben entgegen leuchteten, dann kam dies vom den sie vermutet haben, dass auf dem Dach ein Bie- blühenden Oleander oder von den Hortensien, die nenvolk samt Königin ansässig ist. Die Tierkarikatur auf buchstäblich ins Auge stachen. An diesem Ort sind dem überdimensionalen Wandbild kommt also nicht es pinkfarbene Kunststoff-Hirschgeweihe und eine von Ungefähr: Bei „Törtchen Törtchen“ sind sie auch quietschbunt bemalte Wand. Eine Figur mit Kochmüt- höchst willkommen; denn sie produzieren den Honig ze rührt in einer Schüssel, außerdem sieht man viele zu für das seit 2012 an dieser Stelle existierende Café. einem Stapel aufgetürmte Macarons, sowie Eishörn- Abgesehen von den hauseigenen Törtchen-Kreationen chen, Strohhalme und eine durch den blauen Himmel (um die fünf Euro), die in Riehl produziert werden, herbeifliegende Biene. bietet das Lokal verschiedene Frühstücksangebote Mit seinem Teppich aus pflegeleichtem Kunstrasen und an vom schmalen „Twiggy“ für 2,90 Euro bis hin zum den leicht im Wind flatternden, meterlangen Stoffbah- „Harry und Sally“-Angebot mit verschiedenen Wurst- nen aus weißer Ballonseide, die einen ähnlichen Effekt und Käsespezialitäten (17,90 Euro). Außerdem gibt es wie Sonnenschirme haben, ist dieser Innenhof auf an- Landbrot-Sandwiches in verschiedener Ausführung – dere Weise lauschig als die bisher beschriebenen. zum Beispiel mit Pastrami, steirischem Bergkäse und Bis auf einige Blumenampeln an den Wänden und klei- Dijonsenf (8,90 Euro). Die täglich wechselnden Suppen neren Beeten und Blumenkästen gibt es kein lebendes kosten 4,90 bis 5,90 Euro, die lauwarme Quiche mit Grün. Trotzdem eignet sich diese mit naturbelassenen kleinem Salat (6,90 Euro). Die Kaffeespezialitäten kom- Holzbänken und Tischen möblierte Außenfläche bes- men aus der Kölner Kaffeemanufaktur Heilandt, der tens, um den Einkaufsbummel für einen Kaffee oder Cappuccino kostet 2,70 Euro. einen Imbiss zu unterbrechen. Wahrscheinlich sind bereits Tausende von Kölnern durch die Apostelnstra- Törtchen Törtchen, Apostelnstraße 19. Telefon: ße gelaufen, ohne schräg gegenüber vom ehemaligen 0221/27253081 Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-17 Uhr und Geflügel Brock bei „Törtchen, Törtchen“ eine Innen- So 12-17 Uhr. www.tötö.de 16
Bild: Rakoczy Im Schatten einer Rotbuche Im Gärtchen des „E bom!“ in Sülz bleibt es auch im Hochsommer kühl. Schade, schade, dass die Pizzeria „I Fratelli“ das nach Lokalmatadoren (van Dyck und Heilandt) schuf. hinten gelegene Gärtchen nur als Lager nutzt und nicht Dank der imposanten Rotbuche auf dem Nachbar- bewirtet, wie es noch Hunderte von Sülzer Eltern in grundstück können Gäste, die Plätze im Freien schät- Erinnerung haben, als es dort - unweit von der Man- zen, selbst im Hochsommer auf ein wohltemperier- derscheider Schule – quasi konkurrenzlos die Eisdiele tes Ambiente bauen. Zu den Bestsellern im „E bom!“ „Schmecklecker“ gab. Den Frevel, die wenigen begrün- zählt gewiss die Rhabarberbaiser-Torte sowie der Ka- ten Quadratmeter als Abstellraum für Getränkekisten rotte-Walnuss-Kuchen oder der Florentiner Apfel mit zu nutzen, wurde an einer anderen Stelle an der Ber- Mandeln (jeweils 4,50 Euro). Neben einer umfang- renrather Straße gottlob nicht begangen, und so gibt reichen Frühstückskarte mit Wurstspezialitäten vom es wenigstens im „E bom!“ ein verstecktes Gärtchen Biometzger und Brot von Zimmermann, gibt es eine für circa 25 Personen. wechselnde Tageskarte: darauf zu finden sind Gerich- te wie beispielsweise Bio-Penne Bolognese vom Kalb E bom heißt zwar auch auf Portugiesisch „es ist gut“; oder Auberginen-Lasagne für rund neun Euro. Frische der Name des Sülzer Cafés kommt jedoch aus dem Smoothies gibt es hier ebenfalls. Bosnischen. Nachdem an diesem Standort erst die Rösterei Weyer zu finden war, etablierte sich vor fünf E bom!, Berrenrather 211, Zollstock, Telefon: 0152/29 Jahren dieses Café, das durch seine Festlegung auf den 55 75 65. Öffnungszeiten: Montags bis samstags 9 bis österreichischen Röster Meinl eine durchaus interes- 18.30, sonntags 10 bis 18.30 Uhr. sante Alternative zu den später im Veedel folgenden 17
Bild: Roll Zwischen Urwald und Schiff Das Höfchen im „Café Chocolate“ entzückt durch Charme. Man sollte es nicht glauben, aber die Möbel sind neu. acht Jahren gehört es ihr. Die Gäste im Höfchen sind Sie stehen jedenfalls erst seit etwa drei oder vier Mo- Stammkunden, die fast jeden Tag kommen, sich zwi- naten in diesem Höfchen, das die verniedlichende schen echten Pflanzen und ein paar an den Wänden Endsilbe völlig zurecht trägt. Keine der versteckten Ter- hängenden Trödelstücken niederlassen und einen Mit- rassen, die wir bisher vorgestellt haben, war so winzig tagspausen-Imbiss zu sich nehmen. wie der Außenbereich des Cafés Chocolate. Zwei klei- Glass‘ Zucchini-Fenchel-Schafskäse-Rösti mit Räucher- ne Tischchen stehen hier, eingefasst von zwei Wänden, lachs und Salat (14,90 Euro) stehen etwa seit 2011 auf die spitzwinklig aufeinander zulaufen und dem Gast der Karte. „Wenn ich sie runternähme, würde es einen ein wenig das Gefühl geben, in einem Schiffsrumpf zu Aufstand geben“, sagt die Wirtin. Das gleiche gilt für sitzen. Würde man die gestreifte Markise einfahren den großen Salatteller mit Datteln im Speckmantel und und auf eine Leiter klettern, könnte man achtern, also Hähnchenbrust (14,90 Euro). Ebenfalls ein Bestseller hinten, wahrscheinlich ein bisschen Kaufhof-Fassade ist die selbstgekochte Tomatensuppe mit Sahnehäub- sehen. chen (5,50 Euro). Neu – im Sinne von frisch aus der Fabrik – ist das Hof-In- Auf der Winter-Karte ist die Anzahl an herzhaften Ge- ventar definitiv nicht. Doch immer dann, wenn Smaro richten größer, dafür gibt es jetzt die berühmte Crê- Glass ein größeres Möbelstück aus ihrem ursprünglich pe-Eis-Rolle mit Erdbeeren oder Vanilleeis mit Him- unter dem Namen „Trödelcafé“ laufenden Etablisse- beer-Acai-Soße und Sahne (beides zum Preis von 7,90 ment verkauft, kann sich das auch auf die Hof-Bestuh- Euro). lung auswirken. Ein Großteil der Erfrischungsgetränke wie die Gingera- Dabei hat man hier als Gast insbesondere einen le-Gurken-Schorle mit Ingwer, Limette und Rohrzucker Wunsch: Dass niemand auf die Idee kommen möge, auf crushed Ice für 5,90 Euro (0,33 Liter) sind selbst den deutlich in die Jahre gekommenen zitrusgelben gemacht. Der Cappuccino in diesem Café kostet – egal Anstrich oder die ausufernde wilde Rhabarberpflan- ob mit Sahne oder Milchschaum – 2,80 Euro. Und zu ze auszutauschen. Dank der kiwigrünen Sitzkissen jedem Heißgetränk gibt es ein „Mini“, ein Gläschen mit und der gelb-grünen, mit floralen Mustern bedruck- Schlagsahne und einem Spritzer Eierlikör. ten Wachstuchdecken, auf denen zusätzlich bestickte Tischläufer liegen, erlebt der Gast hier eine Zeitreise Café Chocolate, ehemals Trödelcafé, An St. Agatha 29. zurück in eine Ära, als man hinter dem Wort „digital“ Telefon: 0221/2580228. Öffnungszeiten im Sommer: noch ausschließlich Herzmittel vermutet hat. Mo-Sa 11-18 Uhr Die Halbgriechin Smaro Glas hat das 1984 eröffne- te Café jahrelang als Geschäftsführerin geleitet, seit 18
Bild: Hengesbach Unterwasserwelt in Ehrenfeld Im „Meer sehen“ fällt das unterschiedliche Publikum drinnen und draußen auf. Kann man sich vorstellen, dass irgendwo zwischen circa 80 Gäste ausgelegten Hof, den man vorne von Venloer Straße und Ehrenfeldgürtel Aprikosen wach- der Straße aus niemals vermuten würde, geht es ruhig sen und Kiwis gedeihen? Es grenzt an ein Wunder, aber und beschaulich zu. „Richtig schön ist es, wenn das in- tatsächlich steht im Innenhof des Lokals „Meer sehen“ direkte Licht an ist und Fackeln und Kerzen brennen“, ein Aprikosenbaum, und der ist momentan üppiger betont Petra Völker. Die Karte wird alle vier bis sechs behangen als sämtliche weiblichen Mitglieder des eu- Wochen geändert. Es gibt immer eine Suppe – zur- ropäischen Hochadels bei der Hochzeit von Harry und zeit eine Tomaten-Kokossuppe (5,80 ohne und 7,60 Meghan. Euro mit Scampi) oder Salate wie den Sommersalat, Die Pflanze profitiere von der Wärme der Hauswand, der aus Blattspinat, Kirschtomaten mit Ofenlachs und erklärt Petra Völker, die das seit 2005 existierende Lo- Avocadokartoffelpüree besteht (18,50 Euro). Beson- kal im Jahr 2010 übernommen, am Konzept jedoch ders beliebt ist das Wiener Schnitzel mit lauwarmem nichts verändert hat. Also blickt man noch immer auf Kartoffel-Gurken-Salat (19,80 Euro). Es stehen aber Wände in einem Meerjungfrauen-Blaugrün, auf Ta- auch immer ein vegetarisches Hauptgericht und eine peten, die im Wasser aufsteigende Luftblasen andeu- fleischlose Pasta-Version auf der Karte. ten, auf einen Strandkorb und hölzerne Sitzelemente, Anstelle eines Hauptgangs kann man sich auch Kleinig- an denen ozeanblaues Licht durch ausgesägte Löcher keiten zusammenstellen. Die Karte mit den Tapas (2,70 schimmert. bis 7,20 Euro) reicht von Currywurst über mediterrane Gemüse mit Schafskäse überbacken, Ziegenkäse mit Mehr Meer geht fast nicht, zumal den ganzen Abend Honig und Thymian bis hin zum Sesamhühnchen mit mittels Beamer auf eine Wand projizierte Filme mit Satésoße. Das Gaffelkölsch kostet 1,70 Euro, die offe- faszinierenden Unterwasserwelten zu sehen sind. nen Weine beginnen bei 3,90 (0,15l). Mindestens genauso charakteristisch für dieses Lokal ist jedoch die Gästestruktur drinnen und draußen. Wer Meer sehen an der Philippstraße 1, Öffnungszeiten: jenseits der 40 (oder weit darüber hinaus) ist, sollte montags bis sonntags von 17 Uhr an. In den Sommer- sich nicht von dem jungen Publikum und der Musik- monaten ist keine Reservierung möglich. www.meer- beschallung drinnen abschrecken lassen. In dem auf sehenkoeln.de 19
Bild: Krasniqi Grüne Idylle nah am Rhein Das Cafè „Vreiheit“ punktet mit seiner Lage und einer ausgewogenen Karte. Ingo Thommes hat gerade ein ziemliches Problem mit ses Jahr erneut. Einziger Trost sind die kürzer werden- einer bestimmten Sorte von Gästen. Die sehen alle den Tage; denn wenn es anfängt zu dämmern, machen mehr oder weniger gleich aus, tragen schwarz-gelbe sich die fliegenden Gäste vom Acker, und man kann Kostüme und sind so penetrant – was ihren Anspruch sich in der Wallstraße wieder ungestört den Gaumen- auf das gesamte Speise- und Getränkeangebot betrifft freuden hingeben. Die Karte in der „Vreiheit“ versucht, – dass andere Gäste nicht selten die Flucht ergreifen. für jeden Geschmack etwas zu bieten. Italienische Nu- Das ist besonders ärgerlich, wenn man, wie Thommes, deln wie die Rote Bete Ravioli mit Ziegenfrischkäsefül- einen der schönsten Biergärten im Rechtsrheinischen lung in Weißweinrahm (14,50 Euro), Vegetarisches wie betreibt. die hausgemachten Kässpätzle mit Röstzwiebeln und Es scheint fast so, als hätten sich alle Wespen der Regi- Salat; Gebratenes wie die Freiland-Hähnchenbrust mit on abgesprochen: Mitten in den Sommerferien fliegen Balsamico-Linsensalat und Grilltomate (15,90 Euro) sie in der Wallstraße (bitte nicht verwechseln mit Wall- oder Asiatisches wie das indische Lammcurry mit ger- street) in Mülheim ein und beweisen, dass die im Res- östeten Cashews (16,90 Euro). „Was wir auf gar keinen taurant „Vreiheit“ servierten Schönwetter-Drinks trotz Fall von der Karte nehmen dürften, ist der Salat mit des reduzierten Zuckeranteils gut schmecken. Bratkartoffeln und Spiegelei“, sagt der Gastronom in Bezug auf seinen 9,90 Euro-Bestseller. Thommes war erst Betriebsleiter in diesem vielleicht 200 Meter vom Rhein entfernten Lokal, seit 2010 sind Unter der Woche gibt es eine wechselnde Wochen- er und seine Kollegin Sarah Meister Inhaber. Was den karte mit jeweils einem Gericht plus Getränk für rund auf der anderen Straßenseite befindlichen Biergarten zehn Euro wie zum Beispiel Seelachsfilet mit Kartoffeln mit 85 Plätzen so besonders macht, ist seine mit einem und Gurkensalat. Ferner kann man von 9 bis 18 Uhr auf Gotteshaus – der Friedenskirche – verbundene Lage verschiedenste Weise frühstücken - auch vegan. Mit und die auffallend engagierte Bepflanzung. 4,20 Euro (0,2l) ist der Preis für den weißen Bio-Haus- Bereits morgens um sieben, erzählt Ingo Thommes, wein gästefreundlich kalkuliert. Das Früh-Kölsch kostet könne man sehen, wie eine naturliebe Nachbarin zwi- 1,80 Euro. schen der Hagebuttenhecke und den an derWand auf- gereihten Terrakotta-Töpfen herumwusele, verwelkte Café, Bar, Restaurant Vreiheit, Wallstraße 91, Tel.: 02 Blüten abzupfe – und natürlich auch mit den Pflanzen 21/99 177 93. Öffnungszeiten: täglich 10-20 Uhr spreche. Vielleicht gefällt gerade das auch den Wespen. Im letzten Jahr sei es schon dramatisch gewesen, die- 20
Bild: Rakoczy Natur pur im Eisgarten am Südfriedhof Seit 1988 hat das Eiscafé „Van der Put“ eine Außengastronomie auch hinterm Haus. Der Herr des Eisgartens ist in unserem Fall nicht das es kein Aroma gehabt und „es brach“, erklärt der Ex- gleichnamige, etwas düstere Fantasy-Brettspiel, son- perte, der so viel Ahnung von der kühlen Materie hat, dern ein freundlicher Mann, dessen Name schier un- dass er relativ schnell erkennen kann, wer von seinen trennbar mit dem Stadtteil Zollstock verbunden ist: Mitbewerbern Volumenverstärker, künstliche Stabi- Ralf van der Put. Zwar war er es nicht, sondern sein Va- lisatoren oder sonstige chemischen Zusätze benutzt, ter, der Niederländer Bastian van der Put, der vor rund auf die das Unternehmen van der Put seinen Worten 70 Jahren gegenüber vom Südfriedhof mit seinem Na- nach von Anfang an verzichtet hat. Seit drei Jahren men ein Synonym für natürliches Speiseeis gesetzt hat. kostet das Bällchen 1,20 Euro. Schon als Junge hat Ralf van der Put sein Taschengeld dadurch aufgebessert, dass er an der Theke Hörnchen 1988 hat van der Put neben der Eisdiele den soge- füllte. Damals seien es acht bis zehn Sorten gewesen, nannten Eisgarten eingerichtet. „Nichts zieht Leute so heute zwölf bis 16. an wie die Möglichkeit, draußen zu sitzen“, sagt der Dafür, dass das Pinien-Mandelkrokant- oder Joghurteis 60-Jährige, der deshalb froh ist, neben den zehn Plät- immer gleich schmeckt, ist einzig und allein der Chef zen zur Straße hin noch weitere 50 anbieten zu kön- zuständig, denn er ist der einzige, der die alten Rezep- nen, auf denen man relativ gut abgeschirmt vom Ver- turen kennt und umsetzt. Apropos Joghurteis: Daran kehr am Höninger Platz sitzen kann. habe er besonders lange getüftelt, erzählt der Ge- schäftsmann. „Wir haben drei Saisons gebraucht, bis Van der Put am Südfriedhof, Höninger Platz 3, Telefon: es richtig gut war.“ Der Versuch, ein Quarkeis herzu- 0221/363398. Öffnungszeiten: täglich 11-20 Uhr stellen, habe indes nicht funktioniert. Irgendwie habe 21
Bild: Hengesbach Mit Surfbrett und Hängematte Im „Sabor ´ermoso“ in der Kölner Südstadt weht eine leichte Atlantikbrise. Man sieht sie immer wieder - diese nüchternen Schil- beheimatet ist, war Lucas früher schon mal im Urlaub der an Gaststätten: „Terrasse vorhanden“. Bei nähe- hier. Und dann reifte allmählich der Plan, ein Café in rem Hinschauen ist diese oft ähnlich lieblos wie das Deutschland zu eröffnen und zugleich ein wenig Ma- Hinweisschild. Solcherlei Befürchtung wäre bei einem te-Kultur zu importieren. kleinem Café in der Südstadt unbegründet. Im „Sabor Der Cappuccino (2,60 Euro), den Lucas zu den Gästen ´ermoso“ darf man getrost der Aufforderung folgen, bringt, sieht aus, als habe der 26-Jährige nie was an- die draußen auf eine Tafel geschrieben wurde: „Kommt deres gemacht, als Muster in Milchschaum zu gießen. rein und macht Urlaub in unserem schönen Innenhof.“ Tatsächlich ist er als Südamerikaner eher mit Mate-Tee Der Gastronom ist ein junger Mann aus Uruguay, der aufgewachsen. „Als natürlicher Wachmacher, der Kör- die Lokalität in der Kurfürstenstraße erst in diesem per und Geist belebt“, steht er deshalb ebenso auf der Jahr übernommen hat. Um „einen noch persönliche- Karte wie weitere Tees, die etwa aus Bambusblättern, ren Touch reinzubringen“, hat Lucas, wie er von allen Kaktusfeige und Mango oder aus Rosenblüten- und nur genannt wird, eine Hängematte in dem wunderbar Sonnenblumenblättern zubereitet werden (alle Tees verwinkelten Innenhof verankert und zwei Surfbretter 2,80 Euro). Neben verschiedenen Frühstücksvariati- aufgestellt. Mit dem kleineren ist er als Sechzehnjähri- onen – darunter Porridge mit Kokos und Dattel (4,90 ger selber über die Wellen des Atlantik geglitten. Euro) andalusisches Frühstück (2,80 Euro) oder die süße Version mit Bananenbrot (2,70 Euro) gibt es Nachdem er bereits Kirschlorbeer und Bambus ange- herzhafte Bocadillos, herzhafte Sandwiches auf unter- pflanzt hat, um die Mülltonnen vom Nachbargrund- schiedlichste Weise belegt (4,90 Euro) und auch Sala- stück optisch ganz verschwinden zu lassen, liebäu- te, zum Beispiel mit Apfel, Rettich und Gurke. gelt er noch mit einer Palme und vor allem mit einer Terrassenabdeckung, damit man auch noch später im Sabor ‚ermoso, Kurfürstenstraße 1. Öffnungszeiten: Jahr mit einer muckeligen Jacke draußen sitzen kann. Di-Fr 9-18 Uhr, Sa und So 10-18 Uhr Da ein entfernterer Teil seiner Familie in Deutschland 22
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