Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich

Die Seite wird erstellt Georg-Thomas Falk
 
WEITER LESEN
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Kanton Zürich
Baudirektion

ZUP
 96               Zürcher Umweltpraxis
                           Monat
                            April 2020
                                  2016

Energie / Bauen

Photovoltaik –
wo sie steht
Seite 9
Bauen

Nachhaltigkeit prägt Baukultur
Seite 15

Lärm / Bauen

Gut geplante Tiefgaragen
minimieren den Lärm
Seite 5
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Editorial
So bauen, dass uns wohl ist –
jetzt und in Zukunft                                     3
Lärm / Bauen
Gut geplante Tiefgaragen minimieren
den Lärm                                                 5
Luft / Bauen
Beim Bauen Gesundheitsrisiko
Radon minimieren                                         7    Zürcher Umweltpraxis (ZUP)
                                                              Informations-Bulletin der Umweltschutz-
Energie / Bauen                                               Fachverwaltung des Kantons Zürich
                                                              26. Jahrgang
Photovoltaik – wo sie steht                              9
                                                              Inhalt
Bauen                                                         Die inhaltliche Verantwortung liegt bei
                                                              den am Anfang jedes Beitrags genannten
INTERVIEW mit Kantonsbaumeister                               Personen bzw. bei der Verwaltungsstelle.
Thomas Jung: Das HBA vereint                                  Redaktion, Koordination und Produktion
Nachhaltigkeit und Baukultur                             11   Leitung der Gesamtproduktion:
                                                              Koordinationsstelle für Umweltschutz
                                                              des Kantons Zürich (KofU), Baudirektion
Bauen                                                         Postfach, 8090 Zürich
Erdbebenrisiko und -vorsorge                                  Telefon 043 259 24 17, kofu@bd.zh.ch
                                                              Redaktorin:
im Kanton Zürich                                         15   Isabel Flynn, isabel.flynn@bd.zh.ch

Raumplanung                                                   Redaktionsteam
                                                              Daniel Aebli (Tiefbauamt/Lärm)
Mehrwertausgleich – ein Instrument                            Daniela Brunner (AWEL Amt für Abfall,
der Raumplanung                                          17   Wasser, Energie und Luft/Betriebe)
                                                              Isabel Flynn (Redaktorin, KofU)
                                                              Franziska Heinrich (ALN/Amt für Landschaft
Gesundheit                                                    und Natur)
Intakte Umwelt kommt Gesundheit                               Thomas Hofer (Statistisches Amt)
                                                              Sarina Laustela (Stadt Uster)
zugute                                                   19   Thomas Maag (BD/Kommunikation)
                                                              Alex Nietlisbach (AWEL Amt für Abfall,
Naturschutz                                                   Wasser, Energie und Luft/Energie)
                                                              Nicole Schwendener-Perret (KofU)
Der Natur per App auf der Spur                                Fabio Wintsch (Gemeindeberatung, Springer)
in Andelfingen                                           21   Erscheinungsweise
                                                              Drei- bis viermal jährlich. Gedruckt bei der
Umweltdaten                                                   Zürcher Druckerei ROPRESS. Jeder Artikel
Univox: Klimaveränderung                                      kann dank spezieller Leimung einfach aus
                                                              dem Heft gelöst und abgelegt oder weiter-
sensibilisiert für Umweltschutz                          23   gegeben werden.

Impressum                                                2    Abonnements
                                                              Die ZUP ist kostenfrei erhältlich (gedruckt
Vollzugshinweise                                              oder / und elektronisch) unter: www.umwelt-
Kolumne: Der Baudirektor meint …                              schutz.zh.ch l Zürcher Umweltpraxis;
                                                              kofu@bd.zh.ch. Dort oder per Mail sind
... zum Gemeingut Wasser                                  4   auch Adress- und Abonnementsänderungen
Publikationen, Vermischtes, Veranstaltungen              25   möglich.

                                                              Nachdruck
Sämtliche erschienenen ZUP-Beiträge finden Sie                Die in der Zürcher Umweltpraxis (ZUP)
über die Artikelsuche auf www.umweltschutz.zh.ch/zup          erscheinenden Beiträge sind unter Quellen-
Hier können Sie auch direkt auf Themenhefte zugreifen.        angabe zur weiteren Veröffentlichung frei.
                                                              Bei Kontaktnahme (Tel. 043 259 24 18) stehen
                                                              auch die verwendeten Grafiken zur Verfügung.
                                                              Belege sind erbeten an die Koordinations-
                                                              stelle für Umweltschutz des Kantons Zürich,
                                                              Postfach, 8090 Zürich.

                                                              Quelle Titelbild
                                                              Im Bereich Photovoltaik hat sich in den letzten
                                                              Jahren viel getan.
                                                              Quelle: Solarimo, Pixabay

                                                              Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
                                                              Refutura mit dem blauen Engel,
                                                              klimaneutral und mit erneuerbarer
                                                              Energie

www.umweltschutz.zh.ch/zup
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Editorial                                 3
ZUP Nr. 96 April 2020

                                                So bauen, dass uns wohl ist –
                                                jetzt und in Zukunft
                                                Die gebaute Umwelt beeinflusst uns Menschen mehr, als uns oft bewusst ist. So
                                                empfinden wir lärmige Orte meist als unangenehm. Bei der Planung einer Tief-
                                                garageneinfahrt versucht man darum beispielsweise, Wohnräume, und ganz
                                                besonders Schlafzimmer, vor Lärm zu schützen (Seite 5).
                                                An anderen Orten dagegen fühlen wir uns automatisch wohl, vielleicht weil das
                                                Gesamtbild stimmt, ein Ort belebt ist oder er im Sommer nicht überhitzt. Mit
                                                guter Baukultur will das Hochbauamt gezielt Einfluss darauf nehmen, dass
                                                neue Bauten einen Ort besser machen – und das nicht nur heute, sondern auch
                                                in Zukunft –, sagt Kantonsbaumeister Thomas Jung im Interview (Seite 11).
                                                Dazu soll auch der kantonale Standard «Nachhaltig Bauen» beitragen, zum Bei-
                                                spiel indem, wo möglich, alternative Energieversorgung zum Zug kommt. Gerade
                                                im Bereich der Photovoltaik hat sich in den letzten Jahren einiges getan (Seite 9).
                                 Isabel Flynn
        Redaktorin «Zürcher Umweltpraxis»       Baustandards wie SIA-Normen sorgen für gute Bauten. Erdbebenvorsorge ist
       Koordinationsstelle für Umweltschutz
            Generalsekretariat Baudirektion     dabei wichtig. Bebt es im dicht besiedelten Kanton Zürich, ist das Schadens-
                     Telefon 043 259 24 18      potenzial hier besonders hoch (Seite 15).
                      Isabel.flynn@bd.zh.ch
                  www.umweltschutz.zh.ch        Neue Zahlen des Bundesamts für Umwelt zeigen, dass wir unserer Gesundheit
                                                zuliebe beim Bauen und Umbauen den Schutz gegen Radon beachten müs-
                                                sen. Baubehörden sind in der Pflicht, Bauherrschaften darauf hinzuweisen (Sei-
                                                te 7).
                                                Überhaupt sind unsere Umwelt und unsere Gesundheit eng miteinan-
                                                der verknüpft (Seite 19). Die Klimadiskussion hat uns unsere Verletzlichkeit be-
                                                wusster gemacht, das geht auch aus der neusten UNIVOX-Studie zu Umwelt-
                                                einstellungen und -verhalten hervor (Seite 23). Jetzt müssen wir auch ent-
                                                sprechend handeln.
                                                Die nachhaltige Gestaltung von Gebäuden und Siedlungen betrifft uns alle. Was
                                                heute gebaut wird, wird noch viele Jahren stehen und unser Leben beeinflussen.
                                                Eine gute und nachhaltige Baukultur lohnt sich, unserer Gesundheit und unserer
                                                Umwelt zuliebe.

                                                Herzlich

                                                Isabel Flynn
                                                Redaktorin Zürcher Umweltpraxis

www.umweltschutz.zh.ch/zup
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Recht und Vollzug                       4
ZUP Nr. 96 April 2020

«eBaugesucheZH» in ersten                     vom Bund zusätzlich eingeschossenen        Der Baudirektor
Gemeinden online                              Mittel aus der CO2-Abgabe sich nicht       meint ...
Seit Anfang Februar 2020 können Bau-          nur nach der Einwohnerzahl der Kan-        ... zum Gemeingut Wasser
gesuche im Kanton Zürich elektronisch         tone, sondern auch nach der Höhe des
eingereicht werden. Der Zugriff auf die       kantonalen Beitrags richten.
Plattform «eBaugesucheZH» erfolgt             www.zh.ch
über den Link www.portal.ebaugesu-
che.zh.ch.                                    Neuauflage des Wassergesetzes
Welche Gemeinden «eBaugesucheZH»              durch Regierungsrat
bereits anbieten, ist auf der Plattform       Knapp ein Jahr nachdem das Wasser-
und auf der Projektseite www.zh.ch/           gesetz an der Urne gescheitert ist, legt
ebaugesuche ersichtlich. Gemeinden,           der Regierungsrat einen überarbeiteten
die eine Anbindung an die Plattform           Gesetzesentwurf vor. Der neue Entwurf
anstreben, können sich an den Projekt-        schärft den ursprünglichen Vorschlag
leiter Samuel Zuber (Telefon 043 259 39 07,   des Regierungsrats und trägt den im
samuel.zuber@bd.zh.ch) wenden. Ge-            Abstimmungskampf geäusserten Be-
meinden mit Bausoftware bestellen zu-         denken Rechnung.
sätzlich die Erweiterung ihrer Bausoft-       www.zh.ch
ware beim jeweiligen Anbieter.                                                                        Regierungsrat Martin Neukom,
Vorgesehen ist, bis zum Projektab-        Chlorothalonil seit Dezember                                                  Baudirektor
schluss im Sommer 2020 rund 30            verboten                                       Als das Zürcher Stimmvolk am 10. Feb-
Gemeinden an «eBaugesucheZH» an-          Das Bundesamt für Landwirtschaft               ruar 2019 dem Referendum gegen das
zubinden und anschliessend eine aktu-     (BLW) hat im Dezember 2019 ent-                neue Wassergesetz zustimmte, sprach
alisierte Version der Plattform im gan-   schieden, die Zulassung für das Inver-         es sich unter anderem gegen die Mög-
zen Kanton einzuführen.                   kehrbringen von Produkten, die das             lichkeit einer Teilprivatisierung der öf-
www.ebaugesuche.zh.ch                     Fungizid Chlorothalonil enthalten, mit         fentlichen Wasserversorgung aus. Der
                                          sofortiger Wirkung zu entziehen. Im            Regierungsrat hat dem Kantonsrat nun
Aktualisierte Karte                       Rahmen des Programms zur Überprü-              eine überarbeitete Fassung vorgelegt,
der Fruchtfolgeflächen                    fung von alten Pflanzenschutzmitteln           in welcher festgeschrieben ist, dass
Seit Januar 2020 zeigt die Karte «Frucht- wurden bis heute nahezu 100 Wirkstof-          die Wasserversorgung vollständig in
folgeflächen (FFF)» im GIS-Browser den fe einer solchen Überprüfung unterzo-             öffentlicher Hand bleiben soll.
nachgeführten Stand von 2019. Die FFF gen.                                               Offensichtlich wurde mit der Frage, wer
des Kantons Zürich sind im kantonalen www.blw.admin.ch                                   über unsere natürlichen Ressourcen
Richtplan mit ihren Zielen und Massnah-                                                  verfügen darf, ein empfindlicher Nerv
men (Kompensationspflicht) festgelegt. Strenge Grenzwerte stärken                        getroffen. Das Abstimmungsresultat
Die Nachführung erfolgt jährlich durch Gewässerschutz                                    lässt darauf schliessen, dass die Mehr-
die Fachstelle Bodenschutz zusammen Das Eidgenössische Departement für                   heit der Bevölkerung im Trinkwasser
mit der Karte der landwirtschaftlichen Umwelt, Verkehr, Energie und Kom-                 ein Gemeingut sieht, vergleichbar mit
Nutzungseignung und der Karte der munikation (UVEK) hat die Gewässer-                    der Luft, die uns allen unbegrenzt zur
anthropogenen Böden.                      schutzverordnung angepasst. Wie bis-           Verfügung steht und nicht kommerziali-
www.gis.zh.ch, alexander.lehmann@bd.zh.ch her dürfen Pestizide in allen Bächen,          siert werden soll und kann.
                                          Flüssen und Seen, aus denen Trink-             Nun wird die Frage, ob Wasser tat-
Regierungsrat will klimaneutrale wasser gewonnen wird, den Grenzwert                     sächlich ein solches Gemeingut ist,
Wärmeversorgung von Gebäuden von 0.1 Mikrogramm pro Liter nicht                          juristisch sehr kontrovers diskutiert,
fördern                                   überschreiten. Für 12 Pestizide, die           wobei die Meinung vorherrscht, dass
Der Regierungsrat hat dem Kantonsrat für Wasserlebewesen besonders pro-                  die Lösung dieser Frage gar nicht ju-
einen neuen Rahmenkredit zur Förde- blematisch sind, führt die Verordnung                ristisch entschieden werden kann, son-
rung von Energieeffizienz-Massnah- zusätzlich strengere Grenzwerte ein.                  dern politisch. Es verhält sich somit
men und klimaneutraler Wärmeversor- Erstmals werden auch für drei Arznei-                ähnlich wie beim Erdöl, das in Texas
gung von Gebäuden beantragt: gut 33 mittel Grenzwerte festgelegt. Die revi-              privat und in Kuwait staatlich ist, wo-
Millionen für die vier Jahre von 2020 dierte Gewässerschutzverordnung tritt              bei auch dies mit Bestimmtheit nicht
bis 2023 (Regierungsratsbeschluss Nr. am 1. April 2020 in Kraft.                         juristisch begründet wird, sondern aus-
1148/2019).                               www.admin.ch                                   schliesslich politisch.
So können stärkere Anreize zur bes-                                                      Im Nein zum Zürcher Wassergesetz
seren Wärmedämmung von Häusern Änderungen VVEA                                           äussert sich eine ganz fundamentale
und für den Ersatz fossiler durch Der Bundesrat hat im Februar 2020 die                  Haltung zum Verhältnis von öffentlicher
CO2-neutraler Heizungen geschaffen Änderungen an der Abfallverordnung                    und privater Zuständigkeit für lebens-
sowie die bisherige finanzielle Unter- VVEA zum Siedlungsabfall aus öffent-              notwendige Ressourcen, die theore-
stützung von Pilotprojekten, kommu- lichen Verwaltungen präzisiert. Die Än-              tisch zu einem neuen Grundrecht füh-
nalen Energieplanungen sowie Infor- derung tritt am 1. April 2020 in Kraft.              ren könnte, dem Recht auf Zugang zu
mations- und Beratungsmassnahmen www.admin.ch                                            Wasser. Das ist nicht ohne Brisanz in
fortgeführt werden.                                                                      einem weltpolitischen Umfeld, in dem
Der neue Rahmenkredit erzeugt eine                                                       das Wasser aufgrund der Klimaver-
eindrückliche Hebelwirkung, weil die                                                     änderung immer mehr zur Schlüssel-
                                                                                         ressource wird.

www.umweltschutz.zh.ch/zup
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Lärm                                     5
ZUP Nr. 96 April 2020

Gut geplante
Tiefgaragen
minimieren
den Lärm
Mit der notwendigen Ver-
dichtung im Siedlungsraum
sind unterirdische Parkplät-
ze eine vernünftige Lösung,                                          Gutes Beispiel zur Lärmreduktion: Einfahrt nah an der Strasse,
nutzbaren Platz zu schaf-                                                            von Wohnräumen abgewandt und eingehaust.
                                                                                                                         Quelle: FALS
fen. Die Zufahrten aller-
dings sind Lärmquellen und
müssen überlegt platziert
werden.
Kanton Zürich                                Lärm ist auf Plänen nicht sichtbar und   Möglichkeit, die Anzahl Abstellplätze
Baudirektion                                 kann daher leicht vergessen gehen – bis  in der Bau- und Zonenordnung oder in
Stefan Stauber                               der geplagte Bewohner mit Schlafzim-     der kommunalen Parkplatzverordnung
Fachstelle Lärmschutz
Tiefbauamt                                   mer direkt über einer Tiefgaragenein-    zu begrenzen, zum Beispiel abhängig
Baudirektion Kanton Zürich                   fahrt den Lärm Nacht für Nacht hautnah   von der Erschliessung mit dem öffent-
Telefon 043 259 55 28                        erlebt. Gerade laute Einzelereignisse in lichen Verkehr. Zudem kann im Rahmen
stefan.stauber@bd.zh.ch
www.laerm.zh.ch
                                             einer ruhigen Umgebung können den        von Gestaltungplänen die Anzahl Park-
                                             Schlaf empfindlich stören.               plätze an geeigneten Standorten weiter
Werkzeuge für die Lärmberechnung:                                                     reduziert werden. So können autoarme
www.bauen-im-laerm.ch | Neuanlagen /         Die Anzahl Parkplätze überprüfen und autofreie Wohnkonzepte ermög-
Parkierung
Informationen für eine Grobabschätzung       Am wirkungsvollsten ist es, Lärm gänz- licht und gefördert werden.
und Berechnungswerkzeuge für Park-           lich zu vermeiden. Im Fall der Tiefgara-
flächen und Tiefgaragen                      gen heisst das, weniger Parkplätze zu Auf die Platzierung
                                             erstellen, denn jeder Parkplatz verur- der Einfahrten kommt es an
                                             sacht Fahrten und somit Lärmemissio- Die Tiefgarageneinfahrt sollte möglichst
                                             nen.                                     geschickt platziert werden, nach dem
                                             Das Planung- und Baugesetz Art. 242 Motto: «Lärm gehört zu Lärm.» Im Ge-
                                             Abs. 2 PBG gibt den Gemeinden die staltungsplanverfahren oder Architek-

                                                              Heikel: Ein- und Ausfahrt direkt vor dem Wohnzimmerfenster mit Sicht
                                                                                                 auf die schallharten Rampenwände.
                                                                                                                         Quelle: FALS

www.zh.ch/umweltpraxis
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Lärm                                  6
ZUP Nr. 96 April 2020

turwettbewerb können die Weichen bei              Beispiel Lärmreduktion im                            Beispiel Lärmreduktion in der
grösseren Anlagen bereits früh richtig-           Gestaltungsplan                                      Baubewilligung
gestellt werden.
Die Lage der Tiefgaragenerschliessung                                                                                           A
sollte so gelegt werden, dass die Autos
möglichst schnell im Boden verschwin-
den. Wo möglich sollte eine Mindest-                              A       B
distanz zu den nächsten lärmempfind-

                                                                                                                                          Quartierstrasse
lichen Nutzungen wie Schlafzimmern
eingehalten werden. Noch besser ist,
wenn die Autos an weniger lärmemp-
                                                                          C
findlichen Nutzungen wie Gewerbe
oder Treppenhäusern vorbeifahren.                                                                                               B

Rückwärtige Erschliessen                               Hauptstrasse                                        Hauptstrasse
Nach Art. 240 Abs. 3 PBG hat die Ver-
kehrserschliessung im Bereich wichtiger                Einfahrt Tiefgarage, Varianten A B C                Einfahrt Tiefgarage, Varianten A B
öffentlicher Strassen nach Möglichkeit                 Verkehrsführung Erschliessung                       Verkehrsführung Erschliessung

rückwärtig oder durch Zusammenfas-                    Variante A bringt mit unnötig langer                 Varianten A und B sind identisch
sen von mehreren Ausfahrten zu erfol-              Erschliessung durch den Innenhof viel                     in der Distanz und Lage zu den
gen. Aus Sicht des Lärmschutzes ist die             Lärm ins Areal, Variante B bringt eine                Wohngebäuden. Mit der Variante B
                                                   deutliche Verbesserung gegenüber A,                     wird dafür die verkehrsberuhigte
zweite Möglichkeit klar zu bevorzugen.              Variante C ist lärmtechnisch am bes-                           Quartierstrasse entlastet.
So wird die wertvolle lärmabgewand-                   ten, der Innenhof wird aufgewertet.                                                      Quelle: FALS
                                                                                        Quelle: FALS
te Seite vor unerwünschtem Schall ge-
schützt. Zudem kann so auf einer Seite
des Gebäudes eine vollkommen ver-
kehrsfreie Fläche entstehen, wo sich
kleine Kinder ohne Gefahr aufhalten        Sinnvolle und weniger sinnvolle                      Gedanken zu Klima
können.                                    Massnahmen                                           und Parkierungsanlagen
Häufig wird als Argument für die rück-     Als wenig sinnvoll zu bewerten ist der               Werden die Autos unter der Erde «ver-
wärtige Erschliessung vorgebracht, dass    Versuch, die geltenden Grenzwerte                    sorgt», schafft das oben Platz. Damit
sich der Verkehrsfluss auf der Hauptver-   einzuhalten, indem die Tiefgarage mit                schattenspendende Bäume wachsen
kehrsachse leicht verlangsamen kann,       mehreren Einfahrten erschlossen wird,                können, braucht es genügend dickes
wenn Erschliessungen direkt einmün-        welche alle für sich alleine die Grenz-              Erdreich. Kann die Tiefgarage nicht un-
den. Der dadurch entstehende Zeit-         werte knapp einhalten. Dadurch wird                  ter das Gebäude gelegt werden, so ist
verlust ist jedoch vernachlässigbar. Die   der Lärm nur auf unnötig grosse Gebie-               wo immer möglich Platz für Baum-
leicht tiefere Fahrgeschwindigkeit hat     te verteilt. Eine gute Lösung ist dage-              pflanzungen vorzusehen.
hingegen positive Auswirkungen auf die     gen, wenn Tiefgaragen verschiedener                  Die oberirdischen Parkplätze müssen
Strassenlärmbelastung sowie auf die        Baufelder zusammengehängt werden                     nicht mit Asphalt versiegelt werden.
Sicherheit. Beides kommt der in vielen     und nur über eine Einfahrt erschlossen               Teilbewachsene Systeme wie bei-
Richtplanungen geforderten besseren        werden.                                              spielsweise Rasengittersteine entlas-
Siedlungsverträglichkeit der Ortsdurch-    Neben einer sinnvollen Planung bei der               ten die Schmutzwasserkanalisation,
fahrten entgegen.                          Platzierung von Einfahrten und Rampen                helfen das Grundwasser zu regenerie-
                                           können auch bauliche Massnahmen die                  ren und schaffen durch Verdunstung
«Rechtliche Grundlagen                     Lärmemissionen verringern, zum Bei-                  an Hitzetagen ein besseres Mikroklima.
und technische Beurtei-                    spiel Einhausungen oder schallabsor-                 Im künftig immer wärmeren Sommer
lung»                                      bierende Rampenwände. Auch sollten                   sind unversiegelte und grüne Flächen
Neue Parkierungsanlagen werden             Regenrinnen immer fest verschraubt                   besonders wertvoll. Die erhöhte Schall-
rechtlich als Industrie- und Gewerbe-      ausgeführt werden. So können bei mi-                 absorption und -streuung verbessert
lärm beurteilt und müssen die              nimalen Kosten störende Impulsgeräu-                 zudem die akustische Qualität des
Planungswerte einhalten. Für die Beur-     sche eliminiert werden.                              Aussenraums.
teilung werden auf der Webseite
www.bauen-im-laerm.ch stufengerech-
te Beurteilungshilfen angeboten (Neu-
anlagen | Parkierung). Die Beurteilung
stützt sich auf die Schweizerische
Norm (SN) 640 578 für Lärmimmissio-
nen von Parkierungsanlagen des
Schweizerischen Verbandes der Stras-
sen- und Verkehrsfachleute (VSS) vom
31. Dezember 2016.

www.zh.ch/umweltpraxis
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Luft                                  7
ZUP Nr. 96 April 2020

                                                  Interaktive Radonkarte der Schweiz

Beim Bauen
Gesundheits-
risiko Radon
minimieren
Radon kann Lungenkrebs
verursachen. Daher sind
bei Neu- und Umbauten
vorsorgliche bauliche                            Das Bundesamt für Gesundheit BAG stellt unter www.ch-radon.ch | «Radonkarte
Massnahmen zum Ra-                                    der Schweiz» eine interaktive Karte zur Verfügung, die mit einer Auflösung von
donschutz zu treffen. Die                   1 x 1 Kilometer die prozentuale Wahrscheinlichkeit mit Vertrauensindex anzeigt, mit der
Baubewilligungsbehörden                         an einem bestimmten Ort der Radonreferenzwert von 300 Bq/m3 in einem Gebäude
                                                 überschritten wird. Das Resultat kann zur Ermittlung der Dringlichkeit einer Radon-
müssen Bauherrschaften                            messung bei bestehenden Gebäuden sowie zur Ermittlung der Notwendigkeit vor-
beziehungsweise Eigen-                        sorglicher Radonschutzmassnahmen bei Neu- und Umbauten herangezogen werden.
tümerschaften darüber                                                                               Quelle: Bundesamt für Gesundheit, 2018

informieren.
Seraina Steinlin
AWEL, Amt für
Abfall, Wasser, Energie und Luft          Gebäude im Kanton Zürich können              Verordnung sowie ergänzende Informati-
Abteilung Luft, Klima und Strahlung
Radonfachstelle                           mit gesundheitsschädlichem Radon-            onen stehen unter www.ch-radon.ch |
Baudirektion Kanton Zürich                gas belastet sein. Das Gesundheitsri-        «Gesetzliche Bestimmungen bezüglich
Telefon 043 259 30 53                     siko Radon ist allgemein noch wenig          Radon» zur Verfügung.
seraina.steinlin@bd.zh.ch
www.luft.zh.ch
                                          bekannt und wird daher häufig unter-         Die maximal erlaubte Radonkonzen-
www.ch-radon.ch                           schätzt.                                     tration für Räume, in denen sich Per-
                                                                                       sonen über längere Zeit aufhalten, be-
Autorin: Nadia Vogel                      Gesundheitsgefahr Radon                      trägt 300 Becquerel pro Kubikmeter
                                          Radon entsteht durch den Zerfall von         [Bq / m3]. Dabei kann es sich um Wohn-
                                          radioaktivem Uran, einem natürlichen         räume, Schulzimmer, Kindergärten oder
                                          Bestandteil von Gesteinen und Böden.         Arbeitsplätze handeln. Die Einhaltung
                                          Das gasförmige Radon steigt aus dem          dieses Referenzwerts kann durch Ra-
                                          Untergrund auf. Gelangt es über Natur-       donmessungen überprüft werden. Ba-
                                          bodenkeller oder undichte Fundamente         sierend auf bisherigen Messungen wer-
                                          in Gebäude, kann es sich besonders in        den Überschreitungen bei rund fünf
                                          den unteren Stockwerken in der Raum-         Prozent aller Gebäude im Kanton Zü-
                                          luft anreichern. Dort zerfällt Radon in      rich erwartet.
                                          weitere radioaktive Folgeprodukte,
                                          die als feinste Partikel in der Raumluft     Schulen und Kindergärten
                                          schweben.                                    In allen Schulen, Kindergärten und wei-
                                          Werden diese Partikel eingeatmet, kön-       teren Kinderbetreuungseinrichtungen
                                          nen sie das Lungengewebe schädigen           sind Radonmessungen obligatorisch.
                                          und Lungenkrebs verursachen. Das             Sie werden durch den Kanton koordi-
                                          Krebsrisiko steigt mit der Radonkon-         niert. Bei einer Überschreitung des Ra-
                                          zentration und der Expositionsdauer.         donreferenzwerts ist in der Regel eine
                                          Zwischen Exposition und Erkrankung           Radonsanierung notwendig.
                                          können Jahre bis Jahrzehnte vergehen.
                                                                                       Neubauten, Umbauten, Bestand
                                          Revision                                     Bei Neu- und Umbauten sorgt die Bau-
                                          der Strahlenschutzverordnung                 herrschaft respektive die Eigentümer-
                                          Um die Bevölkerung besser vor gesund-        schaft dafür, dass dem Stand der Tech-
                                          heitsschädlichem Radon zu schützen,          nik entsprechende präventive bauliche
                                          wurde die Strahlenschutzverordnung           Massnahmen getroffen werden, um den
                                          des Bundes (StSV SR 814.501) überar-         Radonreferenzwert einzuhalten. Die
                                          beitet und an internationale Richtlinien     entsprechende Informationspflicht liegt
                                          angepasst. Die Strahlenschutzverord-         gemäss Strahlenschutzverordnung bei
                                          nung ist seit 1. Januar 2018 in Kraft. Die   den Baubewilligungsbehörden.

www.zh.ch/umweltpraxis
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Luft                                               8
ZUP Nr. 96 April 2020

                                                         ten, wenn das Bauvorhaben nicht von        Basismassnahmen
                                                         der Radonproblematik betroffen ist,        Immer umgesetzt werden müssen die
                                                         zum Beispiel beim Umbau einer Hoch-        Massnahmen bezüglich Radonschutz
                                                         hauswohnung auf einer höheren Etage.       der SIA-Norm 180 / 2014 «Wärme-
                                                         Damit präventive Radonschutzmass-          schutz, Feuchteschutz und Raumklima
                                                         nahmen im Bauvorhaben eingeplant           in Gebäuden». Besonders zu achten ist
                                                         werden können, muss die Information        auf die Verminderung des Unterdrucks
                                                         zur Verpflichtung zu radonsicherem         im Gebäude, durch den Radon schnel-
                                                         Bauen möglichst früh im Ablauf des         ler ins Gebäude eindringen kann.
                                                         Bewilligungsverfahrens erfolgen. Die-
                                                         se Verpflichtung sollte auch schriftlich   Weiterführende
  In der Schweiz ist Radon für mehr als die              in der Baubewilligung festgehalten wer-    Radonschutzmassnahmen
 Hälfte der durchschnittlichen persönlichen              den.                                       Weiterführende      Radonschutzmass-
 Strahlenbelastung verantwortlich. Pro Jahr              Ein entsprechender Textvorschlag           nahmen sind zum Beispiel eine Radon-
    sterben bis zu 300 Personen an radon-
  bedingtem Lungenkrebs. Damit ist Radon                 ist unter www.luft.zh.ch | Radon als       sperre oder eine Radondrainage. Diese
     nach dem Rauchen die zweithäufigste                 Word-Dokument verfügbar. Es liegt in       sind notwendig, wenn die Wahrschein-
                 Ursache für Lungenkrebs.                der Verantwortung der Gemeinde, das        lichkeit einer Referenzwertüberschrei-
 Quelle: Strahlenschutz und Überwachung der Radioak-     Verfahren entsprechend anzupassen.         tung gemäss der Radonkarte des BAG
 tivität in der Schweiz, Bundesamt für Gesundheit BAG,                                              über zehn Prozent liegt (Karte Seite 7)
                                       Ergebnisse 2018
                                                         Anpassbares Informationsblatt              oder wenn das Gebäude über einen
                                                         zu Neu- und Umbauten                       Naturbodenkeller oder erdberührende
                                                         Das Bundesamt für Gesundheit BAG           Räume mit Personenaufenthalt verfügt.
                                                         hat ein «Informationsblatt zu Radon bei    Technische Empfehlungen zu weiter-
In bestehenden Gebäuden liegt die                        Neu- und Umbauten» für Bauherrschaf-       führenden baulichen Radonschutz-
Einhaltung des Referenzwerts grund-                      ten respektive Eigentümerschaften er-      massnahmen stehen auf der Internet-
sätzlich in der Verantwortung der                        stellt. Dieses enthält die wichtigsten     seite des BAG unter www.ch-radon.ch
Eigentümerin beziehungsweise des                         Informationen zur Radonthematik und        | «Bauliche Massnahmen zum Radon-
Eigentümers des Gebäudes.                                den rechtlichen Grundlagen in Bezug        schutz» zur Verfügung und sind im «Ra-
                                                         auf Neu- und Umbauten. Vor allem legt      don Praxis-Handbuch Bau» des Faktor
Informationspflicht                                      es dar, in welchen Fällen Basismass-       Verlags zusammengestellt.
der Baubewilligungsbehörde                               nahmen zum vorsorglichen Radon-
Bei Neu- und Umbauten sind gemäss                        schutz ausreichen und wann weiterfüh-    Erfolgskontrollmessung
Strahlenschutzverordnung die Baube-                      rende Massnahmen notwendig sind.         Über die Wirksamkeit der getroffe-
willigungsbehörden verpflichtet, die                     Das Informationsblatt steht unter        nen Radonschutzmassnahmen kann
Bauherrschaft respektive die Eigentü-                    www.luft.zh.ch | Radon als Word-Do-      nur eine Radonmessung Auskunft ge-
merschaft auf die Anforderungen der                      kument zum Download zur Verfügung.       ben. Es empfiehlt sich daher, nach Ab-
Strahlenschutzverordnung betreffend                      Bei Bedarf kann es von der Gemeinde      schluss der Bauarbeiten eine anerkann-
Radonschutz aufmerksam zu machen,                        angepasst und an Bauherrschaften res-    te Radonmessung durchzuführen. Das
soweit dies sinnvoll ist. Dies ist in der                pektive Eigentümerschaften abgege-       Vorgehen ist unter www.ch-radon.ch
Regel der Fall, wenn vom Bauvorhaben                     ben werden.                              | «Radonkonzentration messen» be-
direkt oder indirekt Räume betroffen                                                              schrieben. Werden die Bauarbeiten
sind, in denen sich Personen mindes-                     Verpflichtung zu radonsicherem           durch ein Unternehmen durchgeführt,
tens 15 Stunden pro Woche aufhalten.                     Bauen                                    kann die Erfolgskontrolle getroffener
Dies gilt beispielsweise für:                            Die Gebäudeeigentümerschaft oder bei Radonschutzmassnahem vertraglich
| Neubauten von Wohn- und Gewer-                         Neubauten die Bauherrschaft sind dafür festgehalten werden.
    begebäuden,                                          besorgt, dass dem Stand der Technik
| Sanierung bestehender Wohn- oder                       entsprechende präventive bauliche Ra- Informationen zum Radonschutz
    Gewerbegebäude (besonders bei                        donschutzmassnahmen getroffen wer- bei bestehenden Gebäuden
    Sanierung der Gebäudehülle mit                       den. Mit diesen muss eine Radongas- Bei Anfragen zum Radonschutz bei be-
    Fenstererneuerung),                                  konzentration erreicht werden, die unter stehenden Gebäuden kann ebenfalls
| Umbauten beziehungsweise Um-                           dem Referenzwert von 300 Bq / m3 liegt. auf die Internetseite des BAG unter
    nutzungen erdberührender Räume                       Das «Informationsblatt zu Radon bei www.ch-radon.ch | «Radonkonzent-
    zu Wohn- oder Arbeitsräumen,                         Neu- und Umbauten» des BAG enthält ration messen» verwiesen werden. Die-
| Perforation des Gebäudefunda-                          Kriterien, mit deren Hilfe schnell abge- se bietet online einen «Radon-Check»
    ments oder erdberührender Wände                      schätzt werden kann, ob zusätzlich zu an: Mit Hilfe der Wohnadresse und we-
    für Zuführungen in Wohn- oder Ge-                    den immer zu treffenden Basismass- nigen Fragen zum Gebäude und seiner
    werbegebäuden.                                       nahmen weitergehende Schutzmass- Nutzung kann die Dringlichkeit einer
Für Räume beziehungsweise Gebäu-                         nahmen notwendig sind.                   Radonmessung ermittelt und allenfalls
de, die nicht oder weniger als 15 Stun-                  Es kann sinnvoll sein, für die Planung eine Messung durchgeführt werden.
den pro Woche genutzt werden, gilt der                   und Umsetzung von Radonschutz- Zeigt eine anerkannte Messung eine
Radonreferenzwert der Strahlenschutz-                    massnahmen eine Radonfachperson Überschreitung des Radonreferenz-
verordnung nicht, und die Baubewilli-                    beizuziehen. Eine Liste anerkannter Ra- werts, sind Massnahmen zur Radon-
gungsbehörde kann auf eine Informati-                    donfachpersonen ist unter www.ch-ra- sanierung zu treffen.
on verzichten. Auch kann die Behörde                     don.ch | «Beratung durch Radonfach-
im Einzelfall auf die Information verzich-               personen» zu finden.

www.zh.ch/umweltpraxis
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Energie                                    9
ZUP Nr. 96 April 2020

Photovoltaik –
wo sie steht
Die Produktion der Photo-
voltaikmodule hat sich
technisch weiterentwickelt.
Folglich sind die Preise
gesunken und die Anwen-
dungsmöglichkeiten vielfäl-
tiger geworden.                                              Aufgestellte Photovoltaikanlage auf dem Dach der kantonalen Verwaltung.
Sascha Gerster                                                                                                                  Quelle: AWEL
Alex Nietlisbach
Tracy Napitupulu
Abteilung Energie
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft
Baudirektion Kanton Zürich                     Erneuerbare Ressourcen übernehmen           Ertragseinbusse von bis zu 20 Prozent
Telefon 043 259 42 66                          für die Stromproduktion schon bisher        zu rechnen.
energie@bd.zh.ch                               eine tragende Rolle. Für die künftige
www.energie.zh.ch
                                               Stromversorgung gewinnt neben der           Module als Teil der Architektur
| Artikel «Erste grossflächige Solar-          Wasserkraft vor allem eine Quelle an        Dank neuer, flexibler einsetzbarer Tech-
  fassade des HBA», ZUP Nr. 92,                Bedeutung: die Sonne.                       nologien wie Dünnschichtzellen sowie
  Dezember 2018                                Die Produktion der Photovoltaikanlagen      verschieden farbig bedruckbarer Mo-
                                               hat in den letzten Jahren grössere Fort-    dule finden auch Photovoltaikanlagen
                                               schritte gemacht. Heute stehen vielfälti-   den Zugang zur Architektur. Die vielsei-
                                               ge und technisch ausgereifte Lösungen       tigeren Gestaltungsmöglichkeiten las-
                                               zur Auswahl. Neben Anlagen für Dach-        sen dabei Wirkungsgrade in den Hinter-
                                               flächen werden individuell gestaltete       grund rücken.
                                               Fassadensysteme wichtiger.
                                                                                           Platzierung am Gebäude
                                               Wirkungsgrade                               Ein wichtiger Einflussfaktor ist die Plat-
                                               Die Wirkungsgrade der mehrheitlich          zierung und Ausrichtung der Photovol-
                                               eingesetzten mono- und polykristalli-       taikmodule. Besteht der Strombedarf
                                               nen Solarzellen sind schon heute nahe       vor allem im Sommerhalbjahr, zum Bei-
                                               am theoretischen Maximum. Bei den           spiel für Gebäudekühlung, sind süd-
                                               weniger effizienten Dünnschichtzellen       lich ausgerichtete Dachflächensysteme
                                               wird noch eine Effizienzsteigerung er-      eine gute Wahl. Vertikal angebrachte
                                               wartet. Einen besseren Wirkungsgrad         Fassadensysteme wiederum erreichen
                                               weisen bifaziale Solarzellen aus, wel-      vor allem im Winterhalbjahr, wenn der
                                               che Strahlungen auf der Vorder- wie auf     Sonnenstand tief ist, einen hohen Ertrag
                                               der Rückseite in Strom umwandeln kön-       (bis zu 90 Prozent des standortspezifi-
                                               nen. Werden Module zusätzlich mit Far-      schen Potenzials).
                                               ben beschichtet, ist hingegen mit einer

                                               Ertragsanteile nach Ausrichtung und Jahreszeit
                                                                      100                                        65

                                                                                 85                                        60
                                                                     100    95                                 100    90

                                                                                  60                                        45
                                                                     60     65                                 90     75

                                                                             Sommerhalbjahr                            Winterhalbjahr
                                                      Die absoluten Stromerträge sind im Sommer rund doppelt so hoch wie im Winter.
                                                                        Photovoltaikanlagen an Südfassaden sind im Winter im Vorteil.
                                                                                                                                Quelle: AWEL

www.zh.ch/umweltpraxis
Baudirektion ZUP 96Zürcher Umweltpraxis - Zürcher Umweltpraxis April 2020 - Photovoltaik - wo sie steht - Kanton Zürich
Energie                             10
ZUP Nr. 96 April 2020

Strom für zwei Rappen                      voltaikmodule an. Hier ist der CO2-Aus-
Solarstrom aus Grosskraftwerken in         stoss der für die Herstellung erforderli-
sonnigen Regionen wie Portugal wird        chen Energie der entscheidende Faktor.
schon heute für weniger als zwei Rap-      Werden Module dereinst mit erneuerba-
pen pro Kilowattstunde produziert. In      ren Energien hergestellt, wird sich de-
der Schweiz werden die weiterhin fal-      ren CO2-Belastung deutlich reduzieren.
lenden Kosten für Photovoltaikmodu-        Umgerechnet auf eine Lebensdauer
le nur noch einen geringen Einfluss auf    von 30 Jahren stösst eine Photovoltaik-
die Preise von kleinen und mittleren An-   anlage in der Schweiz rund 54 Gramm
lagen haben. Die Kosten können vor         CO2-Äquivalent pro Kilowattstunde aus
allem dann weiter sinken, wenn Pro-        (Grafik unten).
zessabläufe optimiert werden. Grund-       Zum Vergleich: Der in der Schweiz mit
sätzlich kann festgestellt werden, dass    einem hohen Anteil an Wasserkraft her-
sich die Gestehungskosten von Photo-       gestellte Strom (Produktionsmix) verur-
voltaikstrom zunehmend in einer ähnli-     sacht heute mit 27 Gramm CO2-Äquiva-
chen Bandbreite bewegen wie bei an-        lent pro Kilowattstunde sehr wenig CO2.
deren Technologien.                        Der Ausstoss des tatsächlich konsu-
Wodurch werden die Kosten einer Anla-      mierten Stroms (Verbrauchermix) liegt
ge beeinflusst?                            mit 102 Gramm CO2-Äquivalent pro                              Quelle: www.energie.zh.ch
                                           Kilowattstunde deutlich höher, weil hier
Kostentreibende Faktoren:                  mit fossilen Brennstoffen produzierter Wo steht die Photovoltaik?
– Gerüst für den Anlagenbau                importierter Strom einfliesst.            Die Broschüre «Photovoltaik» gibt aus
– Umbau der Elektroverteilung                                                        technischer, praktischer, wirtschaftli-
– Anpassungsarbeiten am Dach               Photovoltaik ersetzt Import               cher und ökologischer Perspektive
– Administratives (Gesuche, Bewilli-       Zwar verschlechtert Solarstrom so die einen Überblick über den Stand dieser
   gungen)                                 CO2-Bilanz der Schweiz. Jedoch ver- Technik. Sie ist keine Planungshilfe für
– Steuerpflicht für verkauften Solar-      drängt Solarstrom nicht die umwelt- Bauwillige, sondern richtet sich an alle,
   strom                                   freundliche Wasserkraft, sondern den die sich für aktuelle Energiethemen in-
– Beratung und Planung bei Kleinanla-      Import von stark CO2-belastetem euro- teressieren.
   gen                                     päischem Strom – ganz im Sinn der Um-
                                           welt, denn Photovoltaik weist bei den
Kostensenkende Faktoren:                   meisten Faktoren eine gute Umwelt-
– Tiefes Zinsniveau                        bilanz auf. Zudem produzieren Photo-
– Abzugsfähigkeit der Photovoltaik-        voltaikanlagen über ihre Lebensdauer
   anlage von den Steuern bei beste-       rund 10- bis 15-mal mehr Energie, als
   henden Gebäuden                         für ihre Produktion aufgewendet wer-
– Massenproduktion von Photovol-           den muss.
   taikmodulen in günstig produzieren-
   den Ländern                                         Treibhausgasbilanz der Stromproduktion
                                                                                   600
54 Gramm CO2
Im Betrieb stösst eine Photovoltaikanla-                                                                                    524
                                                                                   500
ge kein CO2 aus. Hingegen sind bei der
Herstellung der nötigen Komponenten
                                                       CO2-Äquivalent in g / kWh

diverse Emissionen zu verzeichnen.                                                 400
Rund 80 Prozent fallen für die Photo-
                                                                                   300
Batteriespeicher
eingeschränkt ökologisch
Die heute meistverkauften Batteriesys-                                             200
teme basieren auf Lithium. Die Um-
weltbilanz dieser Speicher ist durchzo-                                            100
                                                                                                          102                                                  91
gen: Besonders der Bedarf an Lithium                                                                                                          54
und Kobalt führt in den Abbauländern                                                         27
lokal zu grossen Umweltbelastungen                                                   0
und sozialen Spannungen. Dem steht                                                       CH Produk-   CH Verbrau-      EU Verbrau-       Solarstrom        Solarstrom
                                                                                          tionsmix     chermix          chermix                            mit Batterie
gegenüber, dass Batteriespeicher das
                                                                                         Interessanterweise verschlechtert Solarstrom trotz insgesamt guter
Potenzial haben, den Übergang zu ei-                                                                 Umweltbilanz die bereits tiefe CO2-Bilanz der Schweiz.
ner erneuerbaren Stromversorgung zu                                                                   Der Grund: Die Herstellung von Photovoltaikmodulen,
unterstützen.                                                                             weiteren Komponenten und Batterien verursacht CO2-Emissionen.
                                                                                                                    Quelle: KBOB und Treeze, Solarbildung Schweiz (SBS)

www.zh.ch/umweltpraxis
Bauen                                      11
ZUP Nr. 96 April 2020

INTERVIEW                                                                             ter unter nachhaltigem Bauen versteht.
                                                                                      Seine Bestimmungen werden ins Pro-
                                                                                      jektcontrolling übernommen. So ist er
                                                                                      gleichzeitig Massstab und Instrument
                                                                                      zur Qualitätssicherung.
                                                                                      Das Streben nach Nachhaltigkeit ist
                                                                                      aber kein Selbstzweck, sondern folgt
                                                                                      Regeln der Baukunde. Holz zum Bei-
Das HBA                                                                               spiel hat als Gestaltungselement und
                                                                                      Baustoff einiges zu bieten.
vereint Nach-
haltigkeit und                                                                        Und die gesellschaftliche Seite
                                                                                      der Nachhaltigkeit?

Baukultur                                               «Es geht nicht darum ob,
                                                                                      Wir müssen auch sozial nachhaltig bau-
                                                                                      en. Wir brauchen Gebäude, die wäh-
Seit März 2019 ist Thomas                           sondern wie man bauen soll!.»     rend ihrer ganzen Lebensdauer ver-
Jung Kantonsbaumeister                                                                schiedensten Zwecken dienen können.
des Kantons Zürich. In                                                                Aufgrund der Langfristigkeit baulicher
dieser Funktion will er mit                                                           Massnahmen müssen diese auch den
dem Hochbauamt (HBA) für               Was hat Sie in Ihrem ersten Jahr               Anforderungen der Zukunft genügen.
mehr gute Bauten sorgen:               als Kantonsbaumeister des Kan-                 Mit unseren Bauten schaffen wir kultu-
nachhaltig, flexibel, heute            tons Zürich überrascht?                        relle Werte und wollen das Verständnis
sowie künftig nutzbar und              Das enorme Streben der Mitarbeiten-            der Öffentlichkeit für eine hohe archi-
Beispiele guter Baukultur.             den nach Qualität und guten Lösungen           tektonische und städtebauliche Quali-
Isabel Flynn Redaktorin ZUP            in allem, was sie tun. Es ist mir eine Freu-   tät fördern.
Koordinationsstelle für Umweltschutz   de, mit allen Menschen im Hochbauamt
Baudirektion Kanton Zürich             zu arbeiten und gemeinsam mit ihnen            Geht es bei Baukultur
Telefon 043 259 24 18
isabel.flynn@bd.zh.ch                  einen Beitrag für eine hochstehende Bau-       um Denkmalpflege?
www.zh.ch/umweltpraxis                 kultur im Kanton Zürich zu realisieren.        Die Denkmalpflege sowie der Substanz-
                                       Als kantonales Baufachorgan ist das            erhalt generell gehören ebenfalls zur
Thomas Jung, Kantonsbaumeister
Hochbauamt Kanton Zürich
                                       Hochbauamt ab der Bestellung bis zur           Baukultur. Wir wollen aber weder al-
Telefon 043 259 28 30,                 Gebäudeübergabe zuständig. Die Be-             les bewahren noch einfach alles erset-
thomas.jung@bd.zh.ch                   wirtschaftung der erstellten oder umge-        zen, sondern wo sinnvoll, Bestehendes
www.bd.zh.ch                           bauten Gebäude obliegt dem Immobi-             umbauen und ergänzen. Dazu arbeiten
                                       lienamt. Der Bestellerdirektion wird für       wir mit der Denkmalpflege im Amt für
                                       die Nutzung eine Miete verrechnet.             Raumentwicklung zusammen.

                                       Was bedeutet der neue Leitsatz                 Wie erreicht das Hochbauamt
                                       «Nachhaltigkeit prägt Baukultur»?              nachhaltige und baukulturell
                                       Wir wollen im Hochbauamt anhand von            hochstehende Lösungen?
                                       verschiedenen gemeinsamen Aktivi-              Durch Wettbewerbsausschreibungen,
                                       täten und Veranstaltungen zeigen, wie          in welchen wir unsere Ansprüche und
                                       man diesen Leitsatz mit Leben füllt.           Vorgaben definieren. Eine faire Wett-
                                       Das Hochbauamt ist nach dem Umwelt-            bewerbskultur ist mir sehr wichtig. Die
                                       managementsystem ISO 14001 zertifi-            Auseinandersetzung mit einer Bauauf-
                                       ziert. Das Streben nach Nachhaltigkeit
                                       wurde uns nicht aufoktroyiert, es ist          Ein Jahr Kantonsbaumeister
                                       ein Anliegen unseres Amts. So hat sich         Thomas Jung, dipl. Architekt ETH/SIA,
                                       das kantonale Hochbauamt schon un-             ist seit März 2019 Kantonsbaumeister
                                       ter meinen Vorgängern eine Art «Nach-          und Chef des Hochbauamts Zürich.
                                       haltigkeitsverfassung» gegeben, die            Nach seinem Architekturstudium an
                                       «Umweltpolitik des HBA». Deren wich-           der ETH Zürich leitete er das Hochbau-
                                       tigste Aussage ist: Wir wollen schad-          amt der Stadt Dübendorf und später
                                       stoffarm sowie ressourcen- und ener-           als Stadtarchitekt die Hochbauabtei-
                                       gieschonend bauen. Heute werden die            lung in Dietikon. Vier Jahre amtete er
                                       kantonalen Neubauten nach Minergie-            als Kantonsarchitekt und Bereichsleiter
                                       P/-A-ECO projektiert und, so dies wirt-        Immobilien des Kantons Basel-Land-
                                       schaftlich ist, mit einer Photovoltaikan-      schaft. Ebenfalls tätig war er als Leiter
                                       lage ausgerüstet. Beauftragte Planer           der Akquisition Öffentliche Bereiche
                                       und Unternehmen werden vertraglich             bei der Losinger Marazzi AG sowie als
                                       zur Einhaltung unserer Umweltpolitik           Dozent für Betriebs- und Volkswirt-
                                       verpflichtet.                                  schaft sowie Privatrecht.
                                       Unser Standard «Nachhaltigkeit Hoch-
                                       bau» definiert, was der Kanton als
                                       Eigentümer, Bauherr und Bewirtschaf-

www.zh.ch/umweltpraxis
Bauen                                             12
ZUP Nr. 96 April 2020

gabe im Wettbewerb ergibt die besten          den ganzen Kanton ist. Es ist ein sehr      Jetzt geht es darum, wie man dieses of-
Lösungen (| Artikel «Lärmschutz im Ar-        breites und spannendes Aufgabenfeld.        fene Forum zum Leben erwecken kann.
chitekturwettbewerb», ZUP93, 2019).           Viel grösser als das eines klassischen      Die Gebäudefigur bedingt, dass unter-
Auch in den Phasen nach dem Wettbe-           Architekturbüros, welches meist mehr        irdisch zu liegen kommt, was nicht drin-
werb muss regelmässig überprüft wer-          auf eine Typologie Gebäude fokussiert,      gend Tageslicht braucht. Hörsäle zum
den, ob wir auf Kurs sind – auch bezüg-       zum Beispiel auf den Wohnungsbau.           Beispiel. Dies muss zusammen mit der
lich Nachhaltigkeit. Das gilt besonders                                                   Erschliessung sorgfältig geplant wer-
bei Bestellungsänderungen. Wir arbei-         Beschäftigen Sie einige                     den.
ten mit internen und externen Fach-           Ihrer Projekte besonders?
stellen wie dem Verein Minergie, eco-         Ein Kantonsbaumeister hat zu seinen         Welches Projekt ist noch beson-
bau oder privaten Experten zusammen.          verschiedenen Projekten ein Verhält-        ders spannend?
Es wäre uns nicht möglich, alles «in-         nis wie ein Vater zu seinen Kindern.        Die Sanierung des Zürcher Rathauses.
house» zu machen.                             Eines ist vielleicht eher brav, ein ande-   Sie gehört mit rund zehn Mio. Franken
                                              res braucht manchmal mehr Aufmerk-          zwar im Vergleich zum «Forum UZH»,
Weil Planung und Realisierung                 samkeit oder ist etwas anstrengender.       bei dem es um einen Betrag von rund
immer anspruchsvoller werden?                 Dennoch hat er sie gleich gern. Die         500 Mio. Franken geht, eher zu den klei-
Die zu erstellenden Gebäude werden im         Verschiedenartigkeit macht die Aufga-       nen Projekten. Es ist aber ein Gebäude
Zusammenspiel von Gebäudetechnik,             be spannend. Besonders am Herzen            von grosser Bedeutung für den Kanton
Statik, Fassadenbau, Landschaftsarchi-        liegen mir einige Projekte, die noch in     und die Stadt Zürich.
tektur etc. immer komplexer, weil die         einer sehr frühen Phase sind.               Das Spannende daran: Wir müssen für
Ansprüche an sie höher werden. Nach-                                                      drei Jahre einen Ersatzstandort für vier
                                      Welche zum Beispiel?
haltigkeit ist ein weiterer Aspekt, der                                                   Parlamente bereitstellen, für das kanto-
wiederum mit Fragen der Energie- und  Ich freue mich besonders auf die Her-               nale und für das kommunale Parlament,
Wärmeerzeugung sowie -verteilung ge-  ausforderung, das «Forum UZH» von                   für die Kirchensynode sowie für den Kir-
koppelt ist. Als Kantonsbaumeister binHerzog & de Meuron umzusetzen (Vi-                  chenrat. Zu möglichen Lösungen kann
ich darum nicht nur Architekt, sondernsualisierung unten). Dieses Projekt der             ich noch nicht mehr sagen. Gleichzei-
ich erfülle eine Managementfunktion.  Universität Zürich im Hochschulquartier             tig wird zudem die Rathausbrücke er-
                                      ist ein gutes Beispiel dafür, warum wir
Die meisten unserer 130 Mitarbeiter sind                                                  setzt durch einen schönen Neubau. Das
                                      Wettbewerbe ausloben. Eine Lösung
Projektleiter, die mehrere Projekte führen.                                               Hochbauamt arbeitet hier mit dem städ-
                                      mit offenem Forum vor den Gebäuden,                 tischen Tiefbauamt eng zusammen.
Der Kanton ist für unterschied-       wo sich die Menschen treffen können,
liche Gebäudearten zuständig:         war bei der Formulierung des Gestal-                Und gibt es ein besonders zu-
Schulen, Spitäler, Büros, Werk-       tungsplans nicht vorhersehbar. Die op-              kunftsweisendes Projekt?
höfe …                                timale Gestaltung bringt jedoch einen               Ja. Dieses ist ebenfalls für die Stadt Zü-
Der kantonale Gebäudepark enthält Mehrwert für alle – mit grosser sozia-                  rich bedeutend: Die so genannte «Bil-
sogar noch viel exotischere Objekte: ler Komponente und einem wichtigen                   dungsmeile» am Zürcher Sihlquai un-
Das Grossmünster zum Beispiel, wel- städtebaulichen Beitrag.                              weit des Limmatplatzes. Die heute
ches von grossem kulturellem Wert für                                                     verstreuten kantonalen Berufsschu-

                                                         «FORUM UZH» von Herzog & de Meuron am Übergang von der Rämistrasse
                                                                          zur Gloriastrasse im Hochschulgebiet Zürich Zentrum.
                                                                                                                Quelle: www.media.uzh.ch

www.zh.ch/umweltpraxis
Bauen                                           13
ZUP Nr. 96 April 2020

len werden hier in einem grossen, zu-
kunftsweisenden und anspruchsvollen
Projekt konzentriert.

Gibt es in Zürich generell einen
Trend zur Konzentration?
Für das «Forum UZH» hat die Universi-
tät diese Konzentration vorgegeben. Als
Stadtuniversität möchte sie sich an zwei
Standorten mit ihren Einrichtungen kon-
zentrieren: im Hochschulgebiet Zürich
Zentrum (HGZZ) sowie auf dem Irchel.
Gleichzeitig werden viele Einzelnutzun-
gen in Villen im Kreis 6 und Kreis 7 auf-
gegeben, welche in der Folge wieder für
Wohnnutzungen umgebaut werden kön-
nen.
Der Vorteil einer solchen Konzentra-
tion für den tertiären Bildungssektor
sind Synergien und kurze Wege. Müs-
sen beispielsweise Lehrkräfte und Stu-
dierende weniger pendeln, verlieren sie                     Die provisorische Kanti Uetikon ist nachhaltig, flexibel sowie ästhetisch.
weniger Zeit, und es entsteht weniger                                                       Quelle: Erudin, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Verkehr in der Stadt.

Kann der Kanton anderen Behör-
den Vorbild bezüglich Nachhal-              völkerung sind aber zielführender. Wir Was zeichnet denn den Provisori-
tigkeit und Baukultur sein?                 wollen ein Miteinander finden. Dies ge- umsbau der Kanti Uetikon aus?
Wir arbeiten regelmässig mit dem Amt        lingt bei neuen Projekten in der Regel gut. Seine Flexibilität. Schon der Prozess zu
für Städtebau sowie dem Hochbauamt                                                      diesem nachhaltigen, modularen Provi-
der Stadt Zürich zusammen und tau-          Profitieren Sie beim Kontakt mit sorium war spannend. Besonders wich-
schen uns auch bezüglich Nachhaltig-        Gemeinden von Ihren Jahren in               tig finde ich aber, dass man sich auch
keit sowie baukultureller Fragen aus.       Dübendorf und Dietikon?                     im Provisorium wohlfühlt. Die Heraus-
Kontakte gibt es auch mit den Gemein-       Ich denke schon. Es scheint mir wich- forderung bestand darin, ein Provisori-
den, in welchen wir bauen. Hervorzu-        tig, den unterschiedlichen Bedürfnissen um zu bauen, dem man den provisori-
heben wäre hier die sehr gute Zusam-        und Befindlichkeiten der Standortge- schen Charakter nicht anmerkt.
menarbeit mit der Stadt Winterthur          meinden und deren Bevölkerung Rech- Modulares Bauen hat Zukunft. Ein Ge-
und deren sehr aktiven Stadtbaumeis-        nung zu tragen.                             bäude muss nicht in einer bestimmten
ter. Generell könnte die Zusammenar-        So ist es beispielsweise für Uetikon Form 60 Jahre in Betrieb sein. Gerade
beit zwischen Kanton und Gemeinden          wichtig, dass am Seeufer neben der wenn es viele technische Anforderun-
meines Erachtens aber noch intensiver       geplanten Kantonsschule ein grosser gen erfüllen muss, muss man es regel-
sein.                                       öffentlicher Park projektiert wird. Ueti- mässig anpassen, also umbauen oder
                                            kon ist überhaupt ein spezieller Fall erweitern können.
Kann der Kanton Gemeinden zu                (Foto oben): Der 2018 erstellte Bau der
guten Bauten zwingen?                       Kantonsschule hat nur eine temporäre Was würden Sie sich von den
Im Gegensatz zu den kantonalen              Bewilligung. Mit dem Provisorium müs- Zürcher Gemeinden wünschen?
«A-Ämtern» (ARE, AWEL, ALN) ha-             sen wir zehn Jahre überbrücken, um Die Gemeinden sind aufgefordert,
ben wir keine hoheitlichen Aufgaben.        auf dem Land der ehemaligen Chemi- selbstbewusster zu werden – bei eige-
Dennoch kann der Kanton seinen Ein-         schen Fabrik Altlasten zu bereinigen, nen Bauten, aber auch bei Bauten pri-
fluss auf die Gemeinden geltend ma-         den Baugrund vorzubereiten, einen vater Bauherren in der Gemeinde. Meist
chen. Für kantonale Gebäude, die wir in     Wettbewerb für die definitive Schulan- können kommunale Bauämter wenig
einer Gemeinde erstellen, haben wir         lage unten am Seeufer auszuschreiben Einfluss nehmen auf das, was gebaut
eine Vorbildfunktion inne. Dabei ist mir    und diese zu errichten. Unsere Kriteri- wird. Das sind im ganzen Kanton jähr-
das Verständnis der Positionen der Ge-      en für eine nachhaltige, gute Baukultur lich immerhin 2500 Gebäude, für deren
meinden sowie ein gutes Einvernehmen        werden in der Auschreibung enthalten Bewilligungen die Zürcher Gemeinden
mit der lokalen Behörde sehr wichtig.       sein. Selbst das Provisorium erfüllt die- zuständig sind.
Zwar verfügt der Kanton mit dem Mit-        se Vorbildrolle bereits (| Artikel «Kanti In Baselland ist das anders gelöst. Die
tel des kantonalen Gestaltungsplans         Uetikon: Provisorium mit Vorbildfunkti- Baugesuche im Kanton werden durch
über ein Planungsinstrument, mit dem        on», ZUP92,2018).                           das kantonale Bauinspektorat bearbei-
eine Gemeinde theoretisch gezwungen                                                     tet, welches einheitlicher entscheidet,
werden könnte, eine kantonale Baute an                                                  als verschiedene Gemeinden dies tun
einem bestimmten Ort und in einer be-                                                   würden.
stimmten Art hinzunehmen. Demokrati-                                                    Der Kanton Zürich hat einen anderen
sche und partizipative Prozesse mit den                                                 Weg gewählt; hier entscheiden die Ge-
Gemeinden und der interessierten Be-                                                    meinden über Baugesuche. Der Vor-

www.zh.ch/umweltpraxis
Bauen                                           14
ZUP Nr. 96 April 2020

                                                                                                 Betrachtet man den periurbanen Raum,
                                                                                                 stellt sich die Frage des künftigen Trans-
                                                                                                 ports, die Verbindung der Agglomera-
                                                                                                 tion mit den Kernstädten. Die Bevöl-
                                                                                                 kerung wird heterogener und mobiler.
                                                                                                 Wie und womit wird man sich künftig
                                                                                                 im Raum bewegen? Wie funktioniert
                                                                                                 die Mobilität innerhalb der Stadt? Auch
                                                                                                 Elektro- oder Wasserstoffautos brau-
                                                                                                 chen Strassen und teilen sich diese mit
                                                                                                 dem Langsamverkehr. Die Stadt aber
                                                                                                 wird grüner, und die Lärmbelastung
                                                                                                 geht zurück. Das eröffnet neue gestal-
                                                                                                 terische Möglichkeiten.

                                                                                                 Und welche grossen Fragen müs-
                                                                                                 sen noch gelöst werden?
                               Wie wird ein Quartier lebendig? Im Bild: Neu-Oerlikon.
                                Quelle: Joachim Kohler Bremen, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0   Es ist mein Ziel und mein Anspruch, Ge-
                                                                                                 bäude multifunktional auszulegen, so
                                                                                                 dass eine Schule beispielsweise mit
                                                                                                 wenig Aufwand zu einem Alterszentrum
teil dabei ist, dass die Gemeinden oft     Was hätte aus Ihrer Sicht                             umnutzbar wäre, statt sie rückzubauen.
besser wissen, was an einem Ort üb-        nie gebaut werden sollen?                             Holz wird als Baustoff an Bedeutung ge-
lich und was gestalterisch möglich ist.    Manche mögen jetzt an triste Platten-                 winnen, selbst im Hochhausbau. Flexi-
Ich wünsche mir aber, dass Gemeinden       bausiedlungen in Osteuropa denken.                    bilität und Materialisierung sind gestal-
die Orts- und Regionalplanung von un-      Es gibt aber auch hierzulande städ-                   terische Themen, die bereits in Planung
ten nach oben stärker mitbeeinflussen      tebauliche Beispiele, die man nicht                   und Entwurf berücksichtigt werden
als heute.                                 mehr so machen würde, beispielswei-                   müssen. Das sind baukulturelle Fragen
Heute fragt niemand danach, ob eine        se Neu-Oerlikon (Foto oben). Hier ist                 der Zukunft.
neue Baute ein wertvoller Beitrag für      rasch eine grosse Struktur entstan-                   Die Verdichtung der Schweiz findet
die Zukunft einer Gemeinde ist – ab-       den, in einer Massstäblichkeit, die den               überwiegend im Mittelland statt. Dem
gesehen vom willkommenen zusätzli-         Schweizer Gegebenheiten (noch) nicht                  knappen Bauland und insbesonde-
chen Steuersubstrat. Jedes Gewerbe         entspricht. Zürich Nord war abends vie-               re den Städten ist mit einer voraus-
hat eine Lobby, auch Umwelt-, Lärm-        lerorts dunkel, weil die Mischung von                 schauenden Innenentwicklung Sorge
oder Gewässerschutz. Aber nicht die        Wohnen und Arbeiten nicht gestimmt                    zu tragen. Wir müssen die kommen-
Baukultur.                                 hat. Es geht um Fragen der Stadtsozio-                den Bauaufgaben ökologisch und sozi-
                                           logie; wie kann gelebte Nachbarschaft                 al nachhaltig planen und uns den sich
Was erwarten Sie von Planern               entstehen? Welche bauliche und sozi-                  verändernden Anforderungen künftiger
und Architekten?                           ale Durchmischung ist erwünscht und                   Nutzungen stellen.
Ich würde mir wünschen, dass Planer        wie kann man sie erreichen?
und Architekten die grossen Fragen im-     In der Schweiz wird viel in Liegenschaf-              Beim Bauen geht es
mer wieder neu überdenken: Leisten wir     ten investiert, daher entstehen schnell               um grosse Zahlen
unseren Beitrag zur Baukultur – oder       überbaute Areale wie zum Beispiel                     In der Bauwirtschaft werden zehn
entsteht die Stadt quasi ungeplant und     die Europaallee auf einer ehemaligen                  Prozent des Bruttoinlandprodukts er-
nur ökonomischen Überlegungen ge-          SBB-Brache. Es geht hier nicht nur um                 wirtschaftet. Der Gebäudepark bean-
horchend. Plane ich stadträumlich oder     teure Wohnungen und um ökonomische                    sprucht rund 50 Prozent des Schweizer
interessiert mich nur mein Perimeter?      Fragestellungen. Jede Überbauung soll                 Energieverbrauchs und ist verantwort-
Gebäude prägen Menschen und bilden         auch einen guten Beitrag zur stadt-                   lich für 40 Prozent des CO2-Ausstos-
«Heimat». Wo habe ich mich wohlge-         räumlichen Qualität bilden. Sie muss                  ses. Für Neu- und Rückbauten werden
fühlt und warum? Was sind die Krite-       ausgehend vom Einzelobjekt betrach-                   im Kanton Zürich (ohne Aushub) jähr-
rien dort? Es geht auch um die Frage,      tet und ganzheitlich mit dem Siedlungs-               lich 12 Mio. Tonnen Material bewegt.
ob wir lediglich in Einzelobjekten den-    raum geplant werden.                                  Der Kanton Zürich investiert jährlich
ken oder ob wir im grösseren Zusam-                                                              rund 300 Mio. Franken in seine Hoch-
menhang bauen. Der Kunsthistoriker         Wie wird der Kanton in 20 bis 30                      bauten. Sein Anteil an der Bauwirt-
und emeritierte Vorsteher des Instituts    Jahren aussehen?                                      schaft des Kantons ist substanziell,
für Denkmalpflege der ETH Zürich, Prof.    Mit zunehmendem Klimawandel müs-                      sein Beispiel ist wichtig und wird in der
Georg Mörsch, hat die Verantwortung        sen wir etwas gegen städtische Hitze-                 Öffentlichkeit wahrgenommen.
des Bauwilligen einmal prägnant zu-        inseln unternehmen. Ein Versuch dazu                  2019 bearbeitete das Hochbauamt des
sammengefasst: «Wer verändert, bleibt      ist der «Bosco verticale» in Mailand.                 Kantons Zürich mit 130 Mitarbeiten-
beweispflichtig.» Es geht also um die      Hier gibt es auch hundert Meter über                  den ein Investitionsvolumen von über
Frage, ob eine bauliche Situation durch    Grund Wasser und Grün. Was können                     600 Mio. Franken. In seinem Port-
die Veränderung besser wird oder nicht.    wir daraus für unsere Gebäude, für die                folio befanden sich 846 Projekte mit
                                           Städte der Zukunft lernen? Wie werden                 9.57 Mrd. Franken Investitionsvolu-
                                           wir unsere Gebäude künftig kühlen, wie                men.
                                           Energie und Wärme erzeugen wollen?

www.zh.ch/umweltpraxis
Sie können auch lesen