Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2014 - Geist und Geld: Wieviel wert sind uns unsere Hochschulen? Wird aus Wil eine ETH Science City? Wie Unternehmer ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
WWW.IHK.CH SC HW ER PU N K T: Geist und Geld: Wieviel wert sind uns unsere Hochschulen? SC HW ER PU N K T: Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2014 Wird aus Wil eine ETH Science City? W I R T SC HAF T & P OL I T I K : Wie Unternehmer auf Unsicherheiten reagieren
Mein erstes Erfolgsrezept. Meine erste Bank. Eine gute Idee. Eine Portion Mut. Viel Können und Weitsicht. Daraus entwickeln sich starke Marken und erfolgreiche Unternehmen. Dazu gehört auch eine Partnerin wie die St.Galler Kantonalbank, die Visionen unterstützt, umsichtig handelt und rasch entscheidet. Das hat sie für viele Unternehmer zur ersten Bank gemacht. sgkb.ch
EDITORIAL Die zweite Ausgabe unseres neuen Magazins IHKfacts präsentiert das Schwerpunktthema Hochschulbildung in der Ostschweiz und befasst sich aus verschiedenen Perspektiven mit künftigen Entwicklungen und Vorstellungen in diesem Sektor. Der Zukunftsforscher Robert Jungk war überzeugt: «Die Zukunft hat schon begonnen.» In der Tat werden heute Projekte und Prozesse von morgen geplant. Doch Zukunft ist natürlich nicht vorhersehbar und der Erfolg von Planungen lässt sich nicht garantieren. Aber selbstver- ständlich werden aufgrund fundierter Analysen bereits vorliegender Daten und mittels kreativer Gestaltungskonzepte die Erfolgsaussichten zukünftiger Unternehmungen verbessert. Von ausschlaggebender Bedeutung für die Zukunft der Ostschweiz sind kommende Entwicklungen auf dem tertiären Bildungssektor. Ge- rade für die Ausbildung von ökonomisch, juristisch, technologisch und Peter Spenger Präsident IHK St. Gallen-Appenzell naturwissenschaftlich geschulten Fachkräften verfügt unsere Region über attraktive, exzellente und international renommierte Einrichtun- gen. Dennoch sei die Frage erlaubt, ob nicht unter überregionalen Gesichtspunkten – Stichwort Dichtestress – eine Erweiterung des Aus- bildungsangebots neue Chancen böte und deshalb bedenkenswert wäre. In der Ostschweiz sind beispielsweise erfolgreiche Unternehmen des Maschinenbaus, der Elektroindustrie und der IT-Branche angesiedelt. Warum also nicht einmal darüber nachdenken, ob zu den schon be- stehenden externen Standorten der ETH Zürich ein weiterer innovati- ver Spin-off in unserer Region zu beiderseitigem Nutzen hinzukommen könnte? Ein ETH-Stützpunkt in Wil beispielweise würde die Infrastruk- tur des Zentrums Zürich entlasten. Industrieunternehmen der Region böten Absolventen attraktive Arbeitsplätze und stünden als starke Partner für eine solche Institution bereit. Vor diesem Hintergrund mögen Ihnen die gebotenen «facts» eine an- regende Lektüre sein.
Wirtschaft und Werte: Kann Wachstum Sünde sein? Montag, 9. Februar 2015, 13 – 19 Uhr, Universität St.Gallen Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch! Nadja Barthel, Programmleiterin HBM Unternehmerschule Tel. 071-224 7501, E-Mail: unternehmerschule@unisg.ch Mehr Informationen unter www.unternehmerschule.unisg.ch 8 Modulwochen: Unternehmensentwicklungskompetenz, Sozial- und Persönlichkeitskompetenz, Betriebswirtschaft- liche Fach- und Führungskompetenz Start: 18. Mai 2015 | Ende: 28. Okt. 2016 „Das Erfolgsgeheimnis des Diplomprogramms „Management von Wachstum in Technologie- unternehmen (TU-HSG)“: hochkarätige Dozenten, Management von Wachstum top motivierte Peers, viel Reflexion, eine Menge praktischer Beispiele und beste Organisation – in Technologieunternehmen perfekt dosiert entstehen daraus wertvolle Impulse für das eigene Unternehmen.“ (TU-HSG) Marcel Gamweger, Dipl. Masch. Ing. ETH, Geschäftsführer PWB AG, CH-Altstätten Anmeldeschluss: 10. APrIl 2015
INHALT B LITZLICHT 6 Geist, Geld und Gebühren SCHWERPUNKT8 Die Ausgaben für Hochschulen sinken – was tun? Abschied vom «free lunch» Idee der nachlaufenden Studiengebühr wird wieder aktuell Ostschweizer Hochschulen: Konkurrenten oder Partner? Umfrage unter den Rektoren von Universität und Fachhochschulen «Struktur der FH Ostschweiz ist nicht zukunftsfähig» Regierungsrat Stefan Kölliker im Gespräch ETH Science City Wil IHK schlägt zusätzlichen Standort der ETH Zürich vor Ruhe als erste Bürgerpflicht? WIRTSCHAFT UND POLITIK 21 Demokratie braucht den Wettbewerb der Ideen IHK-Cockpit – Wirtschaftskennzahlen aus der Ostschweiz Konjunktur im Zeichen der Unsicherheit Wie reagieren Ostschweizer Unternehmer auf Unsicherheiten? Diplomlehrgang wird 2015 wieder angeboten KNOW-HOW29 Exportsachbearbeiter/-in mit SIHK-Diplom Vernetzen, weiterbilden und geniessen IHK31 IHK-Veranstaltungen im nächsten Jahr Zukunft Ostschweiz 2014 Fotoimpressionen Wirtschaft und Werte: Kann Wachstum Sünde sein? «EcoOst – das Symposium» findet zum zweiten Mal statt IHK-Neumitglied FIRMENNEWS39 NETZWERK41 AGENDA42
BLITZLICHT IHK-Vorstand bei AG Cilander IHK gratuliert den In diesem Jahr feiert die AG Cilander ihr Young Leaders 200-jähriges Jubiläum. Grund genug für Vin- Es ist bereits eine geschätzte Tradition ge- cenzo Montinaro, CEO des Textilveredlers und worden: Nachdem die siegreichen FHS-Stu- gleichzeitig das amtsjüngste IHK-Vorstands- dierenden den WTT Young Leader Award in mitglied, den Vorstandskollegen «sein» Un- einer festlichen Veranstaltung in der Ton- ternehmen zu zeigen. Die letzte Vorstandssit- halle in Empfang genommen haben, zung fand deshalb in Herisau statt. Nach der begrüsst IHK-Direktor Kurt Weigelt die Ge- Behandlung der Traktanden erhielt der Vor- winner des Preises jeweils bei der IHK zu ei- stand bei einer Führung Einblicke in die Tätig- nem Apéro. Prämiert wurden dieses Jahr die keiten der AG Cilander – von der Vorbehand- Arbeiten für die Ebnat AG und Solenthaler lung über die Färberei, die Hochveredelung Recycling AG. Für die Herstellerin von Pre- bis hin zur abschliessenden Endkontrolle der mium-Haushaltsbürsten untersuchten die veredelten Textilien im eigenen Prüflabor. Studierenden das Marktpotenzial ihrer Pro- dukte in den Märkten Deutschland und Ös- terreich. Im Bereich Managementkonzep- tion gewann das Team Solenthaler Recyc- ling. Ziel der Arbeit war es, den Verarbei- tungsprozess von Elektro-Schrott anhand von aussagekräftigen operativen Kennzah- len zu messen. Herzlichen Glückwunsch den Preisträgern des WTT Young Leader Award! Wirtschaftsgruppe besucht Grossbaustelle im Rheintal Die Wirtschaftsgruppe des St.Galler Kantons- durch den imposanten Rohbau führen, der im rates führte ihren jährlichen Gesamtanlass im Endausbau in zwei Produktionshallen und ei- Rheintal durch – genauer auf deren grössten nem 25 Meter hohen Büroturm gegen 600 Industriebaustelle. Auf der Schützenwiese in Arbeitsplätze beherbergen wird. Ende 2014 Kriessern entsteht ein Industrie- und Gewerbe- ziehen die ersten Mieter ein. Mit den Firmen bau mit beeindruckenden Ausmassen. Die Menzi Muck, Dietsche Montageprofis und Mitglieder der Wirtschaftsgruppe des Kan- swissQprint sind drei Branchenleader die tonsrates liessen sich von Projektleiter Rolf Hauptmieter. Gantenbein und Investor Roland Dietsche 6 Nr. 4/2014
BLITZLICHT Textilwirtschaft sichtbar machen «Textilland Ostschweiz» baut die Angebote, den Tapeten bis zu den Vorhängen – konnten die den prägenden Einfluss der Textilwirtschaft wir den drei Repräsentationsräumen im Haus touristisch erlebbar machen, kontinuierlich den textilen Atem wieder einhauchen, der aus. Auch die Universität St.Gallen möchte ihre seine Geschichte geprägt hat.» textile Vergangenheit sichtbar machen und re- Thomas Bieger verwies auf die Verbundenheit novierte das Kirchhoferhaus mit dem St.Galler der Universität mit der Region und der Textil- Textilunternehmen Jakob Schlaepfer. HSG- wirtschaft. Schliesslich verdanke man das Rektor Thomas Bieger hat am 22. Oktober mit Kirchhofergut, auf dem die Universität seit Gästen drei renovierte Räume im Kirchhofer- 1963 beheimatet ist, dem Textilunternehmer haus eingeweiht. Die Universität nutzt das Erd- Paul Kirchhofer respektive einer Schenkung geschoss des Hauses für Empfänge und Sit- seiner Grossnichte Lily Heer-Huber an die Stadt zungen. Die Räume können über das Rektorat St.Gallen. Kirchhofer war Teilhaber der Sticke- auch von Externen gemietet werden. rei- und Exportfirma Vonwiller, der heutigen Martin Leuthold, Creative Director von Jakob Union AG, und Mitglied des Kaufmännischen Thomas Bieger, Rolf Schmitter und Martin Leuthold bei der Einweihung der neuen Repräsentationsräume Schlaepfer, erläuterte die Ausstattung: «Mit Directoriums, der Vorläuferin der IHK St.Gal- im Kirchhoferhaus. der speziell abgestimmten Gestaltung – von len-Appenzell. Quelle: Universität St.Gallen (HSG) / Robert Stürmer Das Parteiprogramm des Toni Brunner Sie sind sich zwar inhaltlich in vielerlei Hinsicht nicht einig (Stichwort Masseneinwanderungsinitiative), aber dies tat dem Unterhaltungswert des Gesprächs keinerlei Abbruch, im Gegenteil. Im September war Nationalrat Toni Brunner, Präsident der SVP Schweiz, Gast im Dinner Talk der IHK Merchants Club-Reihe und wurde von IHK-Direktor Kurt Weigelt interviewt. Im Zentrum des Gesprächs stand aber auch weniger die am 9. Februar angenommene SVP-Initiative, als vielmehr Persönliches sowie Widersprüche, die Kurt Weigelt bei der Vorbereitung des Gesprächs im Parteiprogramm der SVP Schweiz entdeckte. Dieses Programm der an- sonsten für ihre schlagwortartigen Verkürzungen bekannten Partei ist mit über 130 Seiten ein veritabler Wälzer! Willi Haag wirbt für neues Baugesetz Nach den Spitalvorlagen beschäftigt Regierungsrat Willi Haag bereits wieder ein nächstes Mammut-Projekt: die Totalrevision des über 40-jährigen Planungs- und Baugesetzes. Es ist bereits der zweite An- lauf, nachdem ein erster Entwurf 2012 in der Vernehmlassung viel Kri- tik auslöste – auch von Seiten der IHK St.Gallen-Appenzell. Das Gesetz wurde mittlerweile überarbeitet. Um Bedenken wichtiger Anspruchs- gruppen frühzeitig einzuholen, wurde ein (rein beratendes) Koordi- nationsgremium im Sinne eines «sounding board» eingesetzt. Unter anderem engagierte sich auch das frühere IHK-Vorstandsmitglied Balthasar Heer in dem Gremium. Regierungsrat Willi Haag informierte kürzlich eine Delegation des IHK- Vorstandes über den Stand der Dinge und diskutierte mit den IHK- Vertretern über die für die Wirtschaft relevantesten Punkte. Das Gesetz wird Anfang 2015 in eine zweite Vernehmlassungsrunde gehen. Nr. 4/2014 7
SCHWERPUNKT Ausgaben für das Hochschulsystem sinken: Braucht es andere Finanzierungsmodelle? Geist, Geld und Gebühren Verliert die Schweiz den Anschluss im Bereich der Hochschulbildung? Ein kürzlich erschienener Bericht der OECD könnte diesen Anschein erwecken. Denn die Ausgaben pro Studierenden sind in den letzten zehn Jahren gesunken, da sich die Studierenden- zahlen viel stärker erhöht haben als die Ausgaben für die Hochschulbildung. Die Kan- tone stehen unter Druck, diese Finanzierungslücke zu schliessen. Kürzlich machte ein neuer Bericht der OECD Schlagzeilen, wicklung im letzten IHKfacts von diesem September do- welcher für die Schweiz ein Sinken der Bildungsausgaben kumentiert. Die öffentlichen Ausgaben für die Bildung an Dr. Frank Bodmer pro Studierenden feststellte.1 Damit entstand der Ein- den Hochschulen haben sich ebenfalls stark erhöht, näm- Ökonom druck, dass sich die Schweiz zu wenig um ihr Hochschul- lich von rund fünf auf knapp acht Milliarden Franken (Ab- system kümmert. Die Kritik der OECD am schweizerischen bildung unten). Die Ausgaben konnten aber mit der Ver- Hochschulsystem ist nicht neu. Wiederholt hat sie der doppelung der Studierendenzahlen nicht ganz Schritt hal- Schweiz empfohlen, den Anteil der Hochschulabgänger ten, was angesichts der knappen öffentlichen Mittel nicht zu erhöhen. Die grossen Vorteile des schweizerischen überrascht. dualen Systems werden dabei aber nicht angemessen ge- würdigt mit seinem Nebeneinander von praktischer Be- Bund zahlt relativ gesehen weniger rufsbildung und theoretischer Hochschulbildung. Bei näherem Hinsehen stellt sich zudem heraus, dass der Nun hat sich die Zahl der Studierenden in der Schweiz seit Rückgang der Ausgaben pro Studierenden Teil eines Ma- dem Jahr 2000 fast verdoppelt, vor allem aufgrund des laises bei der Hochschulfinanzierung ist. Grundsätzlich ist Aufbaus des Fachhochschulsystems. Wir haben diese Ent- die Finanzierung der Hochschulen Sache der Kantone. Öffentliche Bildungsausgaben, ohne Forschung (in Mio. CHF) 9000 8000 7000 eigene Berechnung auf Basis von BfS- und EFV-Daten. 6000 5000 Ausgaben korrigiert um Inflation; Quelle: 4000 3000 2000 1000 Sparpakete des Bundes 0 führten 2007 zu einer 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 deutlichen Delle in den öffentlichen Bildungs- Bund Kantone Gesamt Kantone OCH ausgaben. 8 Nr. 4/2014
SCHWERPUNKT Öffentliche Bildungsausgaben pro Studierenden, ohne Forschung (in CHF) 70000 60 000 eigene Berechnung auf Basis von BfS- und EFV-Daten 50 000 40 000 Ausgaben korrigiert um Inflation; Quelle: 30 000 20 000 10 000 Dank dem hohen Selbst- 0 finanzierungsgrad der 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 HSG fallen die Ausgaben pro Studierenden in der Bund Kantone Gesamt Kantone OCH Ostschweiz tiefer aus als in anderen Kantonen. Ausnahmen bilden die beiden Eidgenössischen Techni- des Fachhochschulsystems beteiligt und müssen so neben schen Hochschulen in Lausanne und Zürich, welche vom den Beiträgen für ihre eigenen Studierenden noch für Grund- Bund finanziert werden. Bei den kantonalen Universitäten beiträge an die Fachhochschule St.Gallen aufkommen. und Fachhochschulen leistet der Bund gewisse Beiträge für Ausbildung und Forschung. Die Beiträge des Bundes HSG akquiriert erfolgreich private Mittel für die Ausbildung der Studierenden sind seit dem Jahre Im Vergleich zu anderen Universitätskantonen muss der 2000 aber praktisch konstant geblieben, bei etwa 1,5 Mil- Kanton St.Gallen nur relativ tiefe Kosten pro Studierenden liarden Franken, dies trotz Neuaufbaus des Fachhoch- schultern. Dabei profitiert er vor allem vom Erfolg der Uni- schulbereichs und massiv gestiegenen Studierendenzah- versität St.Gallen, welche fast die Hälfte ihrer Kosten über len. Angesichts der Verdoppelung der Studierenden führte private Mittel finanziert. Insbesondere in der angewand- dies etwa zu einer Halbierung der Bundesausgaben pro ten Forschung ist die Universität sehr erfolgreich. Kürzlich Studierenden (Abbildung oben). 2 wurden auch die Studiengebühren für die vielen auslän- Insbesondere die Sparprogramme des Bundes Mitte des dischen Studierenden erhöht. Nach wie vor decken diese letzten Jahrzehntes führten zu einer klar sichtbaren Delle aber nur einen kleinen Teil der Kosten des Studiums. Wäh- bei den Bundesausgaben für die Hochschulbildung. Es rend bei schweizerischen Studierenden die Herkunftskan- blieb an den Kantonen, die Finanzierungslücke zu schlies- tone einen erheblichen Teil der Studienkosten überneh- sen, was sie nur teilweise schafften. Die Kantone stehen men, fällt dieser Finanzierungsbeitrag bei den ausländi- nämlich ihrerseits unter grossem Druck, sparsam zu wirt- schen Studierenden nämlich weg. Und die Bundesbeiträge schaften und ihre Ausgaben zu begrenzen. Die Finanzie- sind bei ausländischen zwar höher als bei Schweizer Stu- rung des schnell wachsenden Hochschulbereichs stellt für dierenden, können die Finanzierungslücke aber bei Wei- sie deshalb eine (zu) grosse Herausforderung dar. tem nicht schliessen.3 Nachdem der internationale Aus- tausch von Studierenden eine Bundesaufgabe ist, sollten Herausforderung Hochschulfinanzierung die Bundesbeiträge für die ausländischen Studierenden ei- Auch die Ostschweizer Kantone kämpfen mit dieser finan- gentlich höher ausfallen. In der nahen Zukunft liegt die ziellen Herausforderung. St.Gallen hat als Hochschulkan- grosse Herausforderung in der Ostschweiz aber vor allem ton die grösste Finanzierungslast zu schultern. Brutto darin, die privaten Mittel für die Fachhochschulen zu er- zahlt er pro eigenen Studierenden (inkl. Forschung) über höhen. 40 000 Franken. Allerdings kommt ein Teil des Geldes wie- 1 OECD-INDIKATOREN, Bildung auf einen Blick 2014, Paris. der in Form von Bundesbeiträgen und Beiträgen der Her- 2 Zu den Bildungsausgaben von 1,5 Milliarden Franken kommen kunftskantone der Studierenden zurück, weshalb die Fi- noch einmal etwa 4 Milliarden für die Forschung. Die Forschungs- nanzierungslast netto nur etwa 25 000 Franken pro Stu- ausgaben kommen allerdings vor allen den naturwissenschaft- lich-technischen Bereichen der Universitäten zugute, insbesondere dierenden beträgt. Die beiden Appenzell haben mit knapp den beiden ETHs. 20 000 Franken etwas kleinere Ausgaben pro Studieren- 3 Die genauen Zahlen finden sich in Frank Bodmer, Anreize und den zu tragen. Auch sie sind als Trägerkantone der Fach- Fehlanreize im schweizerischen Hochschulsystem, Studie für die IHK St.Gallen Appenzell, 2011. hochschule Ostschweiz aber an der Grundfinanzierung Nr. 4/2014 9
Ecknauer+Schoch ASW version internet ABACUS Business Software goes mobile ABACUS bringt Bewegung in Ihr Business. AbaSmart, die App für das iPad, informiert Sie schneller, macht Sie und Ihre Mitarbeiter effizienter und flexibler: > Unterwegs Leistungen, Spesen, Stunden erfassen, Rapporte ausfüllen, Adressen und Projektdaten bearbeiten und sofort mit der Software in Ihrem Unternehmen synchronisieren > Überall und jederzeit Stammdaten und Standard- auswertungen einsehen www.abacus.ch/links/mobile
SCHWERPUNKT IHK-Idee der nachlaufenden Studiengebühr gewinnt wieder an Aktualität Abschied vom «free lunch» Um langfristig die Qualität der Hochschulbildung garantieren zu können, braucht es zu- sätzliche finanzielle Mittel. Angesichts der Perspektiven der öffentlichen Haushalte führt dabei kein Weg an alternativen Finanzierungsmodellen vorbei. Die direkten Nutz- niesser der tertiären Bildung sind verstärkt in die Verantwortung zu nehmen. Die IHK St.Gallen-Appenzell hatte mit der nachlaufenden Studiengebühr bereits vor drei Jahren einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Uns allen ist klar, dass in einer Wissensgesellschaft die Anzahl absolvierter Semester ergibt. Die Zahlungspflicht Dr. Kurt Weigelt Qualität der Bildung von zentraler Bedeutung ist. Dies gilt erlischt, sobald die gegenüber der öffentlichen Hand auf- Direktor IHK für alle Stufen und alle Bereiche, von der Primarschule gelaufenen Verpflichtungen bezahlt sind. Bei der Bemes- über die Berufslehre bis zur tertiären Ausbildung. Und sung der jährlich zu zahlenden Hochschulabgabe wird auf ebenfalls unbestritten ist, dass eine gute Ausbildung nicht die direkte Bundessteuer abgestellt. Damit entfallen zu- billig zu haben ist. Wie die Darstellungen von Frank Bod- sätzliche administrative Aufwendungen bei der Veranla- mer zeigen, stossen wir dabei zunehmend an Grenzen. gung. Zudem zeichnet sich die direkte Bundessteuer durch Dies gilt insbesondere für die Hochschulbildung. Die Zahl eine starke Progression aus. Hochschulabgänger mit klei- der Studierenden wächst rascher als die von der öffentli- nem Einkommen werden nur mit einer bescheidenen jähr- chen Hand zur Verfügung gestellten Mittel. Nun ist es lichen Zahlungspflicht belastet, dafür über eine längere auch im Bereich der Bildung keinesfalls so, dass mehr Geld Laufzeit. Die nachlaufende Studiengebühr hat den Vorteil, zwingend eine bessere Qualität bedeutet. Und trotzdem, dass die freie Studienwahl nicht durch die finanziellen ohne eine langfristig gesicherte finanzielle Ausstattung Verhältnisse eingeschränkt wird. kann es keine überdurchschnittliche Bildungsleistungen geben. Wie die Finanzperspektiven der öffentlichen Haus- Wer profitiert, bezahlt halte zeigen, wäre es fatal, dabei einseitig auf Subventionen Bei ausländischen Studierenden wird die Hochschul zu setzen. Vielmehr gilt es, über alternative Finanzierungs- abgabe sofort fällig. Im Interesse der Internationalität des modelle nachzudenken. Aus- und Weiterbildungsstandortes Schweiz sind begabte Studierende aus dem Ausland über Darlehens- und Nachlaufende Studiengebühr Stipendienmodelle finanziell zu entlasten. Zusammen Angesichts der wirtschaftlichen Vorteile, die eine Hoch- fassend: Wir müssen uns auch im Bereich der tertiären schulbildung für den Einzelnen nach sich zieht, führt kein Bildung vom «free lunch» verabschieden. Wer profitiert, Weg an einer stärkeren finanziellen Beteiligung der Stu- bezahlt. Dies im Interesse der langfristigen Sicherung der dierenden an ihrer akademischen Ausbildung vorbei. Die Qualität der Hochschulbildung und damit zugunsten der direkten Nutzniesser der tertiären Bildung sind vermehrt Studierenden selbst. in die Verantwortung zu nehmen. 2011 hat die IHK St.Gallen- Appenzell das Konzept einer nachlaufenden Studiengebühr vorgestellt. Die Hochschul-Absolventen bezahlen nach IHK-Schriftenreihe Nr. 34, Abschluss respektive nach dem Abbruch ihres Studiums «Erst studieren, dann zahlen», eine Hochschulabgabe, deren Gesamtbetrag sich aus der Kurt Weigelt Nr. 4/2014 11
SCHWERPUNKT Rektoren von Universität und Fachhochschulen im Interview Ostschweizer Hochschulen: Partner oder Konkurrenten? Auch im Bereich der Universitäten und Fachhochschulen besteht Wettbewerb – um Dozierende, Studierende, Forschungsaufträge und Finanzen. Die Rektoren der Universität St.Gallen sowie der Fachhoch- Robert Stadler schulen in Rapperswil, Buchs und St.Gallen nehmen Stellung zur Leiter Kommunikation / Stv. Direktor IHK Zusammenarbeit untereinander und zu Finanzierungsmodellen. Thomas Bieger, und regionalwirtschaftliche Effekte generieren. Sehr gross sind dagegen die positiven Effekte Prof. Dr. rer. pol., 2010, als die Universität St.Gallen noch um ei- der Studierenden aus dem Ausland für die Rektor Universität niges kleiner war, generierte sie schon einen Qualität und Entwicklung der HSG. Studie- St.Gallen (HSG) Betrag zum regionalen Volkseinkommen von rende aus dem Ausland werden über Prü- 200 Millionen Franken. Jeder Franken, den der fungsverfahren hart selektioniert. Die akzep- Kanton St.Gallen in die HSG investiert, gene- tierten Studierenden tragen mit ihrem hohen riert damit fünf Mal mehr regionalwirtschaftli- Leistungsniveau zur Qualität des Unterrichts Die Universität St.Gallen will zu einem che Effekte. Die HSG hat in den letzten Jahren und zur Reputation bei. Es sind oft auch Stu- globalen Denkplatz werden: Verliert verschiedene Initiativen ergriffen, um den Nut- dierende, die sich speziell an der Entwicklung die HSG damit nicht vermehrt den Be- zen ihrer internationalen Ausstrahlung noch der Universität engagieren und sich als Alumni zug zur regionalen Wirtschaft? besser zugänglich zu machen. Wichtige Mass- besonders der HSG und der Schweiz als Lebens- Die HSG ist die Universität des Kantons St.Gal- nahmen sind dabei die Stärkung des öffentli- und Arbeitsort verbunden fühlen. len, die einzige Universität östlich von Zürich chen Programms, die Entwicklung neuer For- und die einzige Wirtschaftsuniversität der men des Austauschs mit Politik und Bevölke- Der Selbstfinanzierungsgrad der HSG Schweiz. Sie vertritt damit diesen dritten Uni- rung – beispielsweise «HSG Hautnah», aber ist vergleichsweise hoch: Was macht versitätstyp in unserem Land. Eine Universität auch der regionale KMU-Desk im Career Ser- die Universität St.Gallen besser? muss aufgrund ihres disziplinären Forschungs- vices Center, die Kongressstrategie oder die Primär macht der Kanton St.Gallen es besser, auftrages immer international ausgerichtet Massnahmen zur Stärkung des Beitrags der indem er der Universität respektive deren Ins sein. Die HSG hat in ihrer Strategie den Leit- Marke Universität St.Gallen – HSG. tituten unternehmerische Autonomie lässt. satz, die regionale Verankerung und die inter- Dazu gehört auch das Recht, Reserven für die nationale Ausstrahlung synergetisch zu entwi- Ein Viertel der HSG-Studierenden Forschung zu bilden und sich als unterneh- ckeln. Die Märkte für hervorragende Professo- stammt aus dem Ausland: Ist es volks- merische Einheiten weiterentwickeln zu kön- rinnen und Professoren, für herausragende wirtschaftlich richtig, dass die nen. Die seit über 75 Jahren bestehende spe- Studierende, für rekrutierende Unternehmen Schweizer Steuerzahler jungen zielle Institutskultur der HSG ist so kaum imi- und Forschungsgelder sind heute auf universi- Erwachsenen aus dem Ausland, die tierbar. Mit der im Rahmen des Entlastungs- tärer Ebene international. Junge Forschende nur im Ausnahmefall nach dem programms der Regierung vorgesehenen er- qualifizieren sich in internationalen wissen- Studium in der Schweiz arbeiten, höhten finanziellen Autonomie mit vierjährigen schaftlichen Gemeinschaften. Als spezialisierte die Ausbildung finanzieren? Leistungsaufträgen hoffen wir, diese Stärke der Universität muss die HSG über die Region hin- Ausländische Studierende zahlen mit gut HSG weiter steigern zu können. ausstrahlen. Nur damit kann sie eine ausrei- 6 000 Franken heute rund zweieinhalb Mal Zusätzlich hat die HSG auch über ihre Alumni chende Grösse erreichen. Und nur damit kann höhere Studiengebühren als inländische Stu- und die Verankerung in der Wirtschaft und sie Nutzen für die Region generieren – eine dierende. Zusätzlich bekommt die HSG für Gesellschaft eine Tradition im Spendenbe- qualitativ hochstehende Ausbildung bieten, Studierende aus dem Ausland höhere Bundes- reich. Schon der 1963 auf dem Rosenberg be- ein kompetenter Forschungspartner für regio- beiträge – die durch den Kanton zu decken- zogene Campus wurde durch namhafte nale Unternehmen und die Verwaltung sein den Restkosten sind damit heute sehr klein. Spendenbeiträge aus der ganzen Schweiz 12 Nr. 4/2014
SCHWERPUNKT mitfinanziert. Mit der HSG-Stiftung wollen zu tragen hat. Es studieren mehr Studierende dem real existierenden Wirtschaftsraum wir diese Spendenkultur weiterhin pflegen. aus dem Kanton St.Gallen in Zürich als Zürcher Alpenrhein–Bodensee, andererseits auch dem Studierende an der HSR in Rapperswil. Haupteinzugsgebiet der Studierenden. Die Ist dies ein Modell auch für andere Der Austritt des Kantons Zürich aus der Trä- Wirtschaft profitiert davon, dass Fachkräfte Bildungsstätten, um auf die (pro gerschaft hat für die HSR keine operative wie auch Forschungs- und Dienstleistungen Studierende/n) sinkenden Investitionen Auswirkung. Vielmehr hat sich der Entschei- der NTB über die Grenzen hinaus markt- und zu reagieren? dungsspielraum für den Kanton St.Gallen bei bedarfsgerecht «fliessen» können. Seit eini- Vielleicht langfristig, aber wie erwähnt, der der Führung der HSR deutlich erhöht. gen Jahren bietet die NTB ihre Ingenieuraus- notwendige Aufbau einer unternehmerischen bildung dank eines erweiterten Trägerschafts- Kultur und der notwendigen Kompetenzen Die HSR ist erfolgreich beim Akquirieren vertrages auch an den Standorten St.Gallen dauert Jahrzehnte. von Drittmitteln. Wo und wie finden und Chur an. Damit konnten Synergieeffekte Sie diese Partner? Aus welchen Kantonen und eine Förderung der Ingenieurausbildung stammen die Auftraggeber hauptsäch- im Wirtschaftsraum Alpenrhein–Bodensee er- Hermann Mettler, lich? reicht werden. Dank der räumlichen Nähe der Prof. Dr. sc. techn. Die Firmen suchen sich ihre Partnerschulen drei NTB-Ausbildungszentren zur lokalen ETH, Rektor Hoch- nach den vorhandenen Kompetenzen. Kan- Wirtschaft sind Ausbildungsformen wie das schule für Technik tonsgrenzen sind kein Thema. Die HSR ist berufsbegleitende Studium (Abend-Ingenieur- Rapperswil (HSR) schweizweit und zum Teil sogar im Ausland studium) möglich geworden, die den indivi- tätig. Die Verteilung auf die Kantone ändert duellen Bedürfnissen von Unternehmen und ständig, wobei über die letzten Jahre eine Studierenden in besonderem Mass Rechnung Das Linthgebiet gehört zum Wirt- Zunahme der Projekttätigkeiten im Kanton tragen. Oftmals wird für solche Absolventen schaftsraum Zürich. Der Kanton Zürich St.Gallen festzustellen ist. dadurch ein Ingenieurstudium überhaupt erst ist jedoch aus dem Konkordat der möglich – und die Firmen profitieren während HSR ausgetreten. Welche Folgen hat Mit der NTB Buchs als ebenfalls tech des Studiums von topmotivierten Teilzeitmit- dies für Ihre Schule? nische Fachhochschule und Teil der arbeitenden. Ohne die spezielle Trägerschafts- Der Kanton Zürich ist damals aus allen ausser- FH Ostschweiz gäbe es viele Synergien. struktur wäre eine Hochschule NTB mit drei kantonalen Konkordaten ausgetreten und hat Wie werden diese genutzt? lokalen Bildungszentren kaum denkbar. sich entschieden, die Konkordate im eigenen In der Ausbildung gibt es einen Austausch Kantonsgebiet aufzulösen und die Schulen von Professoren für bestimmte Fachgebiete Mit der HSR als ebenfalls technische selber zu finanzieren. Als Summe hat sich dies und Lehrveranstaltungen. Die Zusammen Fachhochschule und Teil der Fachhoch- für den Kanton Zürich finanziell im Wesentli- arbeit in der Masterausbildung ist ebenfalls schule Ostschweiz (FHO) gäbe es viele chen nicht ausgewirkt. erwähnenswert. Je nach Thema gibt es auch Synergien. Werden diese genutzt? Die Schweizer Fachhochschulen werden zu gemeinsame Projekte der anwendungsorien- Das Synergiepotenzial innerhalb der FHO im einem Drittel vom Bund und zu zwei Dritteln tierten Forschung und Entwicklung. Bereich der Technik wird mit der oben be- von den Kantonen getragen. Die Kantonsbei- schriebenen Zusammenführung und Über träge teilen sich wiederum auf: 85% werden tragung ausgesuchter Ausbildungs- und For- durch die FHV-Beiträge gedeckt. Diese sind in Lothar Ritter, Dipl. schungsaufgaben von unterschiedlichen Bil- einer gesamtschweizerischen Vereinbarung Math. ETH, Rektor dungsinstitutionen der Region Alpenrhein– festgelegt. Darin ist festgehalten, wie viel der Interstaatliche Bodensee (Abend-Ingenieurschulen in Vaduz, Wohnortkanton eines Studierenden an die Hochschule für St.Gallen und Chur) an die NTB bereits stark Hochschule zu zahlen hat. Die restlichen 15% Technik Buchs (NTB) genutzt. Die HSR unterscheidet sich im werden durch die Trägerkantone übernom- Haupteinzugsgebiet ihrer Aktivitäten deutlich men. Beim Austritt des Kantons Zürich hat von der NTB. Trotzdem werden Synergien im der Kanton St.Gallen entschieden, die Rest- Die NTB wird getragen von den Bereich des Dozierendenaustausches, der ge- kosten während einer Übergangsphase bis Kantonen St.Gallen und Graubünden meinsamen Nutzung von teurer Infrastruktur 2016 zu übernehmen. Bis zu diesem Zeit- sowie dem Fürstentum Liechtenstein. und der engen Zusammenarbeit in komple- punkt wird mit den verbleibenden Trägerkan- Wie werden die Chancen dieser grenz- mentären Spezialgebieten der angewandten tonen der HSR eine neue Trägervereinbarung überschreitenden Struktur zugunsten Forschung und Entwicklung (z.B. Analytik im ausgehandelt. Möglicherweise kann auch der Wirtschaft genutzt? Kunststoffbereich) seit Jahren genutzt. Bei überlegt werden, dass der Kanton St.Gallen Die Kantons- und Landesgrenzen überschrei- kompetitiven Forschungsausschreibungen für jene Studierende, die an einer Fachhoch- tende Trägerstruktur (auch Vorarlberg ist ver- bspw. des Bundes treten die HSR und die schule in Zürich studieren, keine Restkosten traglich eingebunden) entspricht einerseits NTB als «FHO-Technik-Kompetenz» auf, um Nr. 4/2014 13
10 IH % R K- ab M i at tg t f li e ür de r Bezahlen Sie immer noch zu viel? Hallenstrahler 30–210 W Sparen Sie bis zu 90% Stromkosten bei der Beleuchtung und stellen jetzt auf LED um. LEDLUX – Div. of 3LED Vertrieb, CH-9428 Walzenhausen Telefon 071 540 32 85 – www.ledlux.cc Wir sind beauftragt, einige Gastronomiebetriebe neu zu besetzen. • in Arbon am Bodensee GESUCHT WERDEN: Gastro-Profis • insgesamt 6 Gastro-Betriebe • sehr gute Lage am See • bekannte und etablierte Betriebe für Gastronomie- • Pacht nach Vereinbarung und Eigen- betriebe an attraktiver investitionsrahmen • Ausbau und Erweiterung nach Prüfung und Seelage. Absprache möglich Ausschreibung und Informationen erhältlich bei: Ralf Schönung ralf.schoenung@awit.ch T +41 (0)71 447 88 88 www.awit.ch/marktplatz SICHER? SICHER! Damit Sie immer einen Schritt voraus sind. Tel. +41 58 750 00 75 | www.maqs.ch Immobilientradition, die bewegt! HEV Verwaltungs AG Poststrasse 10 | Postfach Tel. 071 227 42 42 info@hevsg.ch CH-9001 St. Gallen Fax 071 227 42 29 www.hevsg.ch St. Gallen | Rapperswil | Wattwil | Buchs SG
SCHWERPUNKT schweizweit noch wettbewerbsfähiger zu lichkeit, in der NTB-eigenen Labor-Infrastruk- der Masterstufe an den Fachhochschulen und sein. Die augenscheinlichste Nutzung von Sy- tur Geräte und Einrichtungen von RhySearch der Doktoratsstufe an Universitäten gute und nergien ist in der abgesprochenen komple- so zu integrieren, dass aus der Kombination praktikable Übertrittsmodelle geben soll. mentären Auslegung von besonders kosten- vor Ort ein Mehrwert an Forschungs- und Pro- intensiven Investitionsvorhaben zu erkennen. jektmöglichkeiten für die Wirtschaftspartner Die FHS vereint die vier Fachbereiche Die NTB investiert aktuell bspw. in Infrastruk- als «Auftraggeber» entsteht. Dadurch kann Wirtschaft, Soziale Arbeit, Technik und tur in den Bereichen Mikro- und Nanotech- für alle Beteiligten eine Win-win-Situation er- Gesundheit unter einem Dach: Inwie- nologie sowie Wärmepumpen. Die HSR reicht werden. Diese Art der Zusammenarbeit fern profitieren diese voneinander, nicht. In andere Bereiche, wie z.B. Umwelt- basiert auf individuellen und meist projekt und wie kommen fächerübergreifende technik, wo die HSR besonders stark ist, wird gebundenen Einzelvereinbarungen zwischen Lösungen für Unternehmen zustande? an der NTB nicht explizit investiert. Selbst RhySearch, NTB und gegebenenfalls weiteren Die Welt ist heute zu komplex, als dass in je- beim Thema «Energie», wo beide Hochschu- Partnern oder Auftraggebern. dem Fall monodisziplinäre Antworten für viel- len ausgewiesene Stärken zeigen, erkennt schichtige Fragen ausreichen. In der anwen- man bei genauerer Betrachtung der Detail- dungsorientierten Forschung und Entwick- kompetenzen die komplementären Schwer- Sebastian Wörwag, lung bearbeiten wir deshalb komplexe Frage- punkte und damit die Nutzung von Syner- Prof. Dr. oec. HSG, stellungen mit interdisziplinären Teams, was gien (vgl. Windkraft). Rektor Hochschule die Ergebnisqualität und den Nutzen für die für Angewandte Praxis klar steigert. Heute hat jedes zweite Im Frühjahr 2013 startete das Forschungs- Wissenschaften Forschungsprojekt einen interdisziplinären und Innovationszentrum RhySearch St.Gallen (FHS) Fokus. Auch in der Lehre bieten wir den Stu- am Standort der NTB. Wie ist RhySearch dierenden im Rahmen von interdisziplinären im NTB eingebettet? Aus Sicht der Wirtschaft macht die Kontextmodulen Einblick in andere Disziplinen, Es ist vorauszuschicken, dass sowohl NTB wie Praxisnähe den Erfolg der Fachhoch- was deren Horizont und Zusammenhangs auch RhySearch eigenständige öffentlich-recht- schulen aus. Es entsteht jedoch der verständnis deutlich steigert. liche Institutionen mit eigenem Verwaltungs- Eindruck, dass sich die Fachhochschulen bzw. Hochschulrat und eigener operativer Lei- den Universitäten annähern möchten, Im Vergleich zu den anderen tertiären tung sind. Bei RhySearch sind das Land Liech- beispielsweise durch das Promotions- Bildungsstätten im Kanton generiert tenstein und der Kanton St.Gallen Träger, bei recht. Ist die «Verakademisierung» im die FHS weniger Drittmittel. Weshalb? der NTB zusätzlich der Kanton Graubünden. Interesse der Wirtschaft? Und welche alternativen Finanzierungs- Die beiden Institutionen haben im Wesentli- Praxisnähe und Anwendungsbezug werden modelle sind denkbar? chen auf drei Ebenen eine Verbindung: an der FHS St.Gallen grossgeschrieben. Auch Vom Gesamtbudget der Hochschule kommen 1. Die Arbeitsplätze von RhySearch befinden eine Arbeitgeberbefragung hat dies als her- lediglich 39% von den Trägern St.Gallen, sich in den Räumlichkeiten der NTB. Die NTB ausstehendes Merkmal unserer Hochschule Thurgau und beiden Appenzell. Dies hält sich ist sozusagen das «Hotel», in dem sich Rhy- bestätigt. Die Fülle an realen Praxisprojekten in etwa die Waage mit den Drittmitteln, die Search eingemietet hat. RhySearch profitiert und Praktika unserer Studierenden wie auch 36% ausmachen. Das ist angesichts der Fach- zudem von Serviceleistungen wie Internetzu- die sehr anwendungsorientierte Forschung bereichsstruktur der FHS St.Gallen ein guter gang, Telefon, Sitzungszimmer, Verpflegungs- und Entwicklung sind Belege dafür. Gleich Wert, denn während sich Auftraggeber aus dienste, Bürounterhalt, Administrations- und zeitig sehen wir zwischen Praxis und Wissen- der Wirtschaft stärker finanziell in Forschungs- IT-Services. Dies basiert auf einem Dienstleis- schaftlichkeit keinen Widerspruch, sondern projekten engagieren, haben Auftraggeber tungsvertrag zwischen RhySearch und NTB. einen Mehrwert, wenn die Absolventinnen der Gesundheit und Sozialen Arbeit weniger 2. Die NTB ist eine der fünf Forschungspart- und Absolventen ihre Arbeit in der Praxis vor Mittel zur Verfügung – also Spitäler, Gemein- ner-Institutionen von RhySearch: Neben der dem Hintergrund robuster wissenschaftlicher den oder Praxisorganisationen der Sozialen NTB bringen die Universität Liechtenstein, die Erkenntnisse reflektieren und weiterent Arbeit. Dennoch sind diese Projekte für unsere EMPA, das CSEM und die ETH Forschungs- wickeln können. Dies ist sehr im Interesse der Gesellschaft enorm wichtig: Denken Sie bei- know-how, Spezialkompetenzen, Zugang zu Wirtschaft, weil dadurch wesentliche Ent- spielsweise an Projekte, bei denen es um die nationalen und internationalen Forschungs- wicklungsimpulse in die Unternehmen flies- Beeinflussung des Patientenverhaltens zur netzwerken sowie den «Premium-Zugang» sen. Anstelle von Akademisierung sollte man Prävention von häufigen Krankheitsbildern zu ihren Forschungsinfrastrukturen ein. Diese deshalb eher von Professionalisierung der geht, oder an die Gestaltung eines regionen- Forschungspartnerschaft basiert auf Ko Kompetenzen der Fachhochschulabsolventin- bezogenen Generationenmanagements zur operationsverträgen zwischen RhySearch und nen und -absolventen sprechen. Betreffend Bewältigung des demografischen Wandels in jeder einzelnen der Forschungsinstitutionen. Promotionsrecht an Fachhochschulen stellen ländlichen Gebieten. Hier leistet die Hoch- 3. Die NTB bietet RhySearch auch die Mög- wir uns auf den Standpunkt, dass es zwischen schule wichtige Pionierarbeit. Nr. 4/2014 15
SCHWERPUNKT Regierungsrat Stefan Kölliker im Gespräch «Struktur der FHO ist suboptimal und nicht zukunftsfähig» Stefan Kölliker ist seit 2008 Mitglied der St.Galler Regierung und Vor- steher des kantonalen Bildungsdepartementes. Der 44-jährige SVP- Magistrat nimmt gegenüber IHKfacts Stellung zur Entwicklung der tertiären Bildung in der Ostschweiz und zu den Bildungsausgaben, zur komplexen Fachhochschul-Struktur mit den verschiedenen Kon- Robert Stadler Leiter Kommunikation / kordaten und erklärt, weshalb die Studierendenzahlen in den letzten Stv. Direktor IHK Jahren so markant angestiegen sind. Wo steht die Ostschweiz bezüglich ter- zu rund einem Viertel aus selbst eingeworbe- liegen, diese Zusammenarbeit weiterhin zu tiärer Bildung im Vergleich zur gesam- nen Drittmitteln. Die Pädagogische Hoch- fördern. ten Schweiz? schule St.Gallen (PHSG) verfügt als jüngste Stefan Kölliker: Die Ostschweiz verfügt über Hochschulinstitution im Kanton St.Gallen Die Fachhochschule Ostschweiz weist tertiäre Bildungsangebote, welche die Gesell- ebenfalls über einen starken Forschungs- eine äusserst komplexe Struktur mit schaft sowie die hier ansässigen Unterneh- zweig. Der unternehmerische Forschergeist verschiedenen Konkordaten auf. Wel- men und Institutionen primär benötigen. Die funktioniert aber nur dank einer ausgezeich- che Auswirkungen hat diese Struktur Qualität der Angebote entspricht den Bedürf- neten und langjährigen Zusammenarbeit der auf das Bildungsangebot? nissen des Arbeitsmarktes. Die Universität Hochschulen mit der regionalen Wirtschaft Die Struktur der FH Ostschweiz ist gerade im St.Gallen (HSG), die von den Ostschweizer und den öffentlichen Leistungsanbietern. hart umkämpften Umfeld der Schweizer Kantonen gemeinsam getragenen Fachhoch- Verbesserungspotenzial weisen wir im Kan- Fachhochschullandschaft sicher suboptimal schulen und die Pädagogischen Hochschulen ton St.Gallen gegenwärtig vor allem in Bezug und nicht zukunftsfähig. Unsere Studien sind attraktiv und eingebettet in nationale auf die räumliche Infrastruktur auf. Letztere angebote sind jedoch überregional durch die und internationale Kooperationen und Netz- konnte mit der starken Zunahme der Studie- Regierungen der Hochschulträger abgestützt, werke (beispielsweise die IBH, die Internatio- rendenzahlen an fast allen Hochschulen nicht womit die jeweiligen Wirtschaftsstrukturen nale Bodenseehochschule). Das Hochschul Schritt halten. gut berücksichtigt werden können. angebot ist klar fokussiert auf die Themenbe- reiche Technik, Wirtschaft, Soziales, Gesund- Welchen Nutzen hat die Wirtschaft von Wettbewerb ist positiv. Dennoch heit und Pädagogik. den Ostschweizer Hochschulen? scheint es, als ob sich die verschiede- Wie bereits erwähnt, nutzt der Werk- und nen Teilschulen eher konkurrieren Wo hat die Ostschweiz bei der Hoch- Denkplatz Ostschweiz intensiv die enge Ver- als sich gegenseitig stärken. Was ist schulbildung Stärken und wo Schwä- zahnung von Hochschulen und regionalen dagegen zu unternehmen? chen? In welchen Bereichen haben wir Unternehmen im Bereich des Wissens- und Der Wettbewerb hat sicherlich die Denkweise Verbesserungspotenzial? Technologietransfers. So können die Ost- der Akteure in der Hochschullandschaft ver- Wir sind eine «Forscherregion», das heisst wir schweizer Unternehmen dank unserer Hoch- ändert. Im Gebiet der FHO ist es so, dass sich verfügen über Hochschulen mit einem star- schulen hochqualifizierte Fachkräfte rekrutie- aufgrund der gleichmässigen, regionalen Ver- ken Unternehmergeist. So weist die HSG tra- ren, ihre Innovationskraft fördern und damit teilung und der sich wenig überschneidenden ditionell den schweizweit höchsten Drittmittel- die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Dieses Studienangebote die negativen Auswirkun- anteil aus, also selbst generierte Einnahmen Miteinander ist für die Ostschweiz ein Glücks- gen des Wettbewerbs in Grenzen halten. aus Forschung, Beratung und Dienstleistun- fall und trägt wesentlich zur Stärkung der Künftig wollen wir, dass der Ostschweizer Ge- gen. Auch die Fachhochschule Ostschweiz Wirtschaft bei. danke, die Gesamtinteressen der Ostschweiz (FHO) ist unter den Fachhochschulen schweiz- Als Vorsteher des Bildungsdepartementes des – samt jenen der Wirtschaft – noch deutlich weit der Forschungsleader – sie finanziert sich Kantons St.Gallen ist es mir ein wichtiges An- mehr Beachtung erhalten. 16 Nr. 4/2014
SCHWERPUNKT Was sind Ihre Strategie und Ihre Ziele Schweiz seit den 1990er-Jahren im Hoch- ten Jahr erwarteten Inkraftsetzung des Hoch- für die Fachhochschulen und für die schulbereich grundlegende strukturelle Refor- schulförderungs- und Koordinationsgesetzes Universität? men durchgeführt haben. Durch den Aufbau (HFKG) vor Veränderungen der Strukturen Die Universität St.Gallen soll ihr exzellentes der Fachhochschulen und Pädagogischen und Abläufe. Das HFKG sieht die gemeinsame Netzwerk weiter ausbauen und noch ver- Hochschulen sind die Studierendenzahlen Steuerung des Hochschulbereichs durch den stärkt internationalisieren, ohne jedoch die markant gestiegen. Internationale Hochschul- Bund und die Kantone vor. Markante Umbau- hohe Qualität der Lehre zu vernachlässigen. rankings aus dem Jahr 2012 zeigen: Es gibt ten der Finanzierung wären in den neuen Die Fachhochschulen sollen ihre Angebote weltweit kein anderes Land, das über einen Gremien zu diskutieren. und Kompetenzen konsolidieren und wo solch hohen Anteil von Studierenden verfügt, Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein sinnvoll diversifizieren. Neue Studienange- die eine Top-200-Hochschule besuchen. Bedarf nach einer entsprechenden Diskussion bote sollen zum Beispiel dazu beitragen, den aufkommt. Dort wo Spielraum für die Kan- Fachkräftemangel im Ingenieur- und Archi- Welche alternativen Finanzierungs tone besteht, haben wir in den letzten Jahren tekturbereich zu lindern. modelle sind denkbar? Anpassungen vorgenommen, sprich die Be- Die Finanzierung der tertiären Bildung hat teiligung der Studierenden durch Erhöhung Die Universität stiess unmittelbar nach sich bewährt. Wir stehen mit der im nächs- der Studiengebühren angepasst. Vollendung der letzten Erweiterung wieder an ihre Grenze. Neue Erweite- rungsschritte sind bereits geplant. Wo geht die Reise für die HSG hin? Und kann sich das der Kanton St.Gallen überhaupt leisten? Es ist die Aufgabe der Schulleitungen, der Verwaltung und der Politik, vorausschauend zu handeln. Ein langfristiger Fokus liegt auf Investitionen und dem daraus zu gewinnen- den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen. Deshalb kann, ja muss sich der Kan- ton St.Gallen Investitionen in die Bildung leis- ten. Wir dürfen nicht beim kurzfristigen und kurzsichtigen Sparen verharren, sondern müssen uns auf die Möglichkeiten besinnen, welche uns die Zukunft bietet. Wir müssen in unsere Stärken investieren. Die HSG ist eine grosse Stärke der Ostschweiz. Für sie planen wir aktuell eine bedarfsgerechte, umsichtige Erweiterung, welche hoffentlich im Jahr 2025 eröffnet werden kann. Aber das letzte Wort wird das Stimmvolk haben. Gemäss einer OECD-Studie haben in der Schweiz die Ausgaben für die terti- äre Bildung pro Studierenden in den letzten Jahren abgenommen. Verlieren wir den Anschluss? Nein, die OECD-Studie ist nur ein einzelner und zudem eher grober Indikator zur Beurtei- Regierungsrat Stefan lung der tertiären Bildung. Die Daten sind im- Kölliker: «Der Werk- und mer auch vor dem Hintergrund von spezifi- Denkplatz Ostschweiz nutzt intensiv die enge schen Entwicklungen zu sehen. Aus tieferen Verzahnung von Hoch- Durchschnittsausgaben je Studierenden abzu- schulen und regionalen Unternehmen im Bereich leiten, dass wir nun den Anschluss verlieren des Wissens- und Tech- würden, greift zu kurz. Fakt ist, dass wir in der nologietransfers.» Nr. 4/2014 17
SCHWERPUNKT Zukunft Ostschweiz: ETH Zürich soll sich ausserhalb des Grossraumes Zürich weiterentwickeln Die Schweiz braucht die ETH Science City Wil Die wirtschaftliche Dynamik konzentriert sich immer stärker auf die Grossstädte. Die Kehrseite der Medaille ist Dichtestress. Die Zukunft liegt daher nicht in einer weiteren Verdichtung öffentlicher Institutionen in den bereits überlasteten Ballungsgebieten, sondern in starken Regionen. Die IHK St.Gallen-Appenzell schlug deshalb beim letzten Konjunkturforum Zukunft Ostschweiz vor, auf dem Areal Wil West einen zukunfts orientierten zusätzlichen Standort der ETH Zürich zu etablieren. Robert Stadler «Braucht die Ostschweiz eine ETH?», lautete die für einige Universitäten in der Regel durch ihre Nähe zu Industrie- Leiter Kommunikation / Bildungspolitiker und -verwalter provokative Frage im Titel und Technologieunternehmen aus. Dies galt für das Poly- Stv. Direktor IHK des zweiten Teils der diesjährigen «Zukunft Ostschweiz»- technikum, die heutige ETH Zürich, im 19. und 20. Jahr- Veranstaltung, das Konjunkturforum der IHK St.Gallen- hundert und es gilt heute für die Stanford University im Appenzell und der St.Galler Kantonalbank. Die Ausgangs- Silicon Valley in Kalifornien. Hier bot der Universitätscam- frage mündete am Ende der Ausführungen von IHK-Di- pus im Umfeld genügend Platz, damit sich Unternehmen rektor Kurt Weigelt in die Feststellung: «Die Schweiz ansiedeln konnten, die das akademische Wissen in neue braucht eine ETH in der Ostschweiz.» Produkte und Märkte umsetzen können. Gemeint ist damit jedoch nicht eine dritte eigenständige Vergleichbares gilt für das Projekt ETH Science City Wil. technische Hochschule nach ETH Zürich und EPFL in Lau- Hier hat es Raum für private Unternehmen mit einem sanne. Ebenfalls nicht in Frage gestellt werden die dem grösseren Flächenbedarf. Zudem gehört die Ostschweiz ETH-Bereich vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel. zusammen mit dem Fürstentum Liechtenstein und dem Der Vorschlag zielt vielmehr auf einen zusätzlichen Stand- ort der ETH Zürich ausserhalb der engeren Agglomeration der Stadt Zürich. Statt öffentliche Gelder im grossen Stil in Örtlichkeiten zu investieren, die vor allem mit Staumel- dungen verbunden werden, könnte dort investiert wer- den, wo eine langfristige Entwicklung möglich ist. ETH in Wil West Das Areal Wil West wäre dafür hervorragend geeignet, einen zukunftsgerichteten zusätzlichen ETH-Standort auf- zubauen. Das Gelände ist verkehrstechnisch gut erschlos- sen, gehört dem Kanton St.Gallen und liegt im Kanton Thurgau. Es besteht ein Masterplan, dessen Modellrech- nungen von einer Nutzfläche von 300 000 bis 500 000 m² und bis zu 3 000 möglichen Arbeitsplätzen ausgehen. Zu- dem hätte ein solcher dezentraler Standpunkt einen wei- teren grossen Vorteil: Seine Nähe zur produzierenden In- dustrie. Schliesslich zeichnen sich erfolgreiche technische 18 Nr. 4/2014
SCHWERPUNKT auswirkt. Was damals als Entscheid zum politischen Aus- gleich zwischen den Regionen gedacht war, führt heute zu einem deutlichen Ungleichgewicht. Trotzdem scheint es fast undenkbar, die damals zwischen Bund und Kanto- nen festgelegte Aufgabenteilung bei der Hochschulbil- dung ernsthaft zu hinterfragen. Dies lässt sich unter anderem an den Bundesbeiträgen ab- lesen, welche die Kantone pro Einwohner zur Finanzie- rung der Hochschulbildung erhalten. Während die ETH- Standortkantone Waadt und Zürich 1 300 respektive 1 250 Franken pro Einwohner aus Bundesbern erhalten, reduziert sich dieser Betrag im Kanton St.Gallen auf be- scheidene 180 Franken. Eine Tatsache, die aus finanzpo- litischer Sicht die Diskussionen über den nationalen Fi- nanzausgleich NFA in ein neues Licht rückt. Die beiden ressourcenstarken Geberkantone Zürich und Waadt sind entgegen der eigenen Wahrnehmung nicht nur Opfer der Vorarlberg zu den höchstindustrialisierten Regionen Euro- Umverteilung. Im Bereich der Bildungspolitik profitieren pas. Im Gegensatz zur Stadt Zürich wird hier noch produ- sie in hohem Mass von Bundesgeldern. Und dies mit po- ziert. Ein solcher ETH-Standort wäre deshalb ideal für Dis- sitiven Folgen, die weit über die Bildung im engeren Sinn ziplinen, die sich mit Engineering, industriellen Prozessen hinausgehen. Denn noch entscheidender ist, dass die und neuen Materialien befassen. Und schliesslich liegt Wil ETHs äusserst wichtige Standortfaktoren darstellen, was auch nicht «in the middle of nowhere». Die Distanz von sich zum Beispiel an der Anzahl Start-ups widerspiegelt: Zürich nach Wil entspricht ziemlich genau der Distanz von Der Grossraum Zürich und die Genferseeregion zählen San Francisco nach Stanford. Angesichts der heutigen rund zehn Mal so viele Unternehmensgründungen wie die Mobilität und den Möglichkeiten moderner Kommunika- Ostschweiz. Für diese aus Sicht des Grossraums Zürich tionstechnologie schwindet die kurze Distanz zusätzlich. und der Genferseeregion positiven Tatsachen zahlen wir jedoch gesamtschweizerisch zunehmend einen Preis, der Historische Hochschulfinanzierung unsere gesellschaftliche Entwicklung in Frage stellt. Die Eine ETH Science City Wil ist aber auch aus grundsätzli- Fokussierung der wirtschaftlichen Dynamik auf die Met- chen Überlegungen prüfenswert. IHK-Direktor Kurt Wei- ropolitanräume führt zu Engpässen in der Infrastruktur, Visualisierung einer möglichen ETH Science gelt zeigte in seinem Referat auf, wie stark sich der vor im Wohnangebot und belastet die Umwelt. Das wirt- City Wil auf dem Areal rund 160 Jahren gefällte Entscheid, in Zürich eine Eidge- schaftliche Wachstum und die damit verbundene Einwan- Wil West. (rlc architekten) nössisch-Technische Hochschule ETH zu installieren, heute derung werden als Dichtestress wahrgenommen. Gemäss der IHK liegt das Kernproblem jedoch nicht in der Einwan- derung an sich, sondern vielmehr in der Konzentration der wirtschaftlichen Entwicklung auf wenige Ballungsgebiete. «Nicht die Schweiz platzt aus allen Nähten, sondern ein- zelne Regionen, die in besonderem Masse von ihrer Stand- ortgunst profitieren», sagt Kurt Weigelt. Die Schweiz brauche deshalb keine weitere Zentralisierung, sondern starke Regionen. Eine ETH Science City auf dem Areal Wil West wäre ein Schritt in diese Richtung. IHK-Standpunkt «ETH Science City Wil» Beitrag auf IHK-TV: Nr. 4/2014 19
Sie können auch lesen