Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2014 - Geist und Geld: Wieviel wert sind uns unsere Hochschulen? Wird aus Wil eine ETH Science City? Wie Unternehmer ...

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Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2014 - Geist und Geld: Wieviel wert sind uns unsere Hochschulen? Wird aus Wil eine ETH Science City? Wie Unternehmer ...
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SC HW ER PU N K T:

Geist und Geld:
Wieviel wert sind uns
unsere Hochschulen?

SC HW ER PU N K T:
                                    Das Wirtschaftsmagazin   Nr. 4/2014
Wird aus Wil eine
ETH Science City?

W I R T SC HAF T & P OL I T I K :

Wie Unternehmer
auf Unsicherheiten
reagieren
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2014 - Geist und Geld: Wieviel wert sind uns unsere Hochschulen? Wird aus Wil eine ETH Science City? Wie Unternehmer ...
Mein erstes Erfolgsrezept.

Meine erste Bank.
Eine gute Idee. Eine Portion Mut. Viel Können und Weitsicht. Daraus entwickeln
sich starke Marken und erfolgreiche Unternehmen. Dazu gehört auch eine Partnerin
wie die St.Galler Kantonalbank, die Visionen unterstützt, umsichtig handelt und
rasch entscheidet. Das hat sie für viele Unternehmer zur ersten Bank gemacht. sgkb.ch
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2014 - Geist und Geld: Wieviel wert sind uns unsere Hochschulen? Wird aus Wil eine ETH Science City? Wie Unternehmer ...
EDITORIAL

Die zweite Ausgabe unseres neuen Magazins IHKfacts präsentiert das
Schwerpunktthema Hochschulbildung in der Ostschweiz und befasst
sich aus verschiedenen Perspektiven mit künftigen Entwicklungen und
Vorstellungen in diesem Sektor.

Der Zukunftsforscher Robert Jungk war überzeugt: «Die Zukunft hat
schon begonnen.» In der Tat werden heute Projekte und Prozesse von
morgen geplant. Doch Zukunft ist natürlich nicht vorhersehbar und
der Erfolg von Planungen lässt sich nicht garantieren. Aber selbstver-
ständlich werden aufgrund fundierter Analysen bereits vorliegender
Daten und mittels kreativer Gestaltungskonzepte die Erfolgsaussichten
zukünftiger Unternehmungen verbessert.

Von ausschlaggebender Bedeutung für die Zukunft der Ostschweiz
sind kommende Entwicklungen auf dem tertiären Bildungssektor. Ge-
rade für die Ausbildung von ökonomisch, juristisch, technologisch und    Peter Spenger
                                                                         Präsident IHK St. Gallen-Appenzell
naturwissenschaftlich geschulten Fachkräften verfügt unsere Region
über attraktive, exzellente und international renommierte Einrichtun-
gen. Dennoch sei die Frage erlaubt, ob nicht unter überregionalen
Gesichtspunkten – Stichwort Dichtestress – eine Erweiterung des Aus-
bildungsangebots neue Chancen böte und deshalb bedenkenswert
wäre.

In der Ostschweiz sind beispielsweise erfolgreiche Unternehmen des
Maschinenbaus, der Elektroindustrie und der IT-Branche angesiedelt.
Warum also nicht einmal darüber nachdenken, ob zu den schon be-
stehenden externen Standorten der ETH Zürich ein weiterer innovati-
ver Spin-off in unserer Region zu beiderseitigem Nutzen hinzukommen
könnte? Ein ETH-Stützpunkt in Wil beispielweise würde die Infrastruk-
tur des Zentrums Zürich entlasten. Industrieunternehmen der Region
böten Absolventen attraktive Arbeitsplätze und stünden als starke
Partner für eine solche Institution bereit.

Vor diesem Hintergrund mögen Ihnen die gebotenen «facts» eine an-
regende Lektüre sein.
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Wirtschaft und Werte:
                            Kann Wachstum Sünde sein?
                            Montag, 9. Februar 2015, 13 – 19 Uhr, Universität St.Gallen

                                                       Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch!
                                                       Nadja Barthel, Programmleiterin
                                                       HBM Unternehmerschule
                                                       Tel. 071-224 7501, E-Mail: unternehmerschule@unisg.ch
                                                       Mehr Informationen unter
                                                       www.unternehmerschule.unisg.ch

                                                       8 Modulwochen:
                                                       Unternehmensentwicklungskompetenz, Sozial-
                                                       und Persönlichkeitskompetenz, Betriebswirtschaft-
                                                       liche Fach- und Führungskompetenz
                                                       Start: 18. Mai 2015 | Ende: 28. Okt. 2016

                                                       „Das Erfolgsgeheimnis des Diplomprogramms
                                                       „Management von Wachstum in Technologie-
                                                       unternehmen (TU-HSG)“: hochkarätige Dozenten,
Management von Wachstum                                top motivierte Peers, viel Reflexion, eine Menge
                                                       praktischer Beispiele und beste Organisation –
in Technologieunternehmen                              perfekt dosiert entstehen daraus wertvolle Impulse
                                                       für das eigene Unternehmen.“
(TU-HSG)                                               Marcel Gamweger, Dipl. Masch. Ing. ETH,
                                                       Geschäftsführer PWB AG, CH-Altstätten

                                                       Anmeldeschluss: 10. APrIl 2015
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INHALT

                                                                 ­B LITZLICHT             6

Geist, Geld und Gebühren                                         SCHWERPUNKT8
Die Ausgaben für Hochschulen sinken – was tun?

Abschied vom «free lunch»
Idee der nachlaufenden Studiengebühr wird wieder aktuell

Ostschweizer Hochschulen: Konkurrenten oder Partner?
Umfrage unter den Rektoren von Universität und Fachhochschulen

«Struktur der FH Ostschweiz ist nicht zukunftsfähig»
Regierungsrat Stefan Kölliker im Gespräch

ETH Science City Wil
IHK schlägt zusätzlichen Standort der ETH Zürich vor

Ruhe als erste Bürgerpflicht?                                    WIRTSCHAFT UND POLITIK 21
Demokratie braucht den Wettbewerb der Ideen

IHK-Cockpit – Wirtschaftskennzahlen aus der Ostschweiz

Konjunktur im Zeichen der Unsicherheit
Wie reagieren Ostschweizer Unternehmer auf Unsicherheiten?

Diplomlehrgang wird 2015 wieder angeboten                        KNOW-HOW29
Exportsachbearbeiter/-in mit SIHK-Diplom

Vernetzen, weiterbilden und geniessen                            IHK31
IHK-Veranstaltungen im nächsten Jahr

Zukunft Ostschweiz 2014
Fotoimpressionen

Wirtschaft und Werte: Kann Wachstum Sünde sein?
«EcoOst – das Symposium» findet zum zweiten Mal statt

IHK-Neumitglied

                                                                 FIRMENNEWS39

                                                                 NETZWERK41

                                                                 AGENDA42
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BLITZLICHT

                                                IHK-Vorstand bei AG Cilander
IHK gratuliert den                              In diesem Jahr feiert die AG Cilander ihr
Young Leaders                                   200-jähriges Jubiläum. Grund genug für Vin-
Es ist bereits eine geschätzte Tradition ge-    cenzo Montinaro, CEO des Textilveredlers und
worden: Nachdem die siegreichen FHS-Stu-        gleichzeitig das amtsjüngste IHK-Vorstands-
dierenden den WTT Young Leader Award in         mitglied, den Vorstandskollegen «sein» Un-
einer festlichen Veranstaltung in der Ton-      ternehmen zu zeigen. Die letzte Vorstandssit-
halle in Empfang genommen haben,                zung fand deshalb in Herisau statt. Nach der
begrüsst IHK-Direktor Kurt Weigelt die Ge-      Behandlung der Traktanden erhielt der Vor-
winner des Preises jeweils bei der IHK zu ei-   stand bei einer Führung Einblicke in die Tätig-
nem Apéro. Prämiert wurden dieses Jahr die      keiten der AG Cilander – von der Vorbehand-
Arbeiten für die Ebnat AG und Solenthaler       lung über die Färberei, die Hochveredelung
Recycling AG. Für die Herstellerin von Pre-     bis hin zur abschliessenden Endkontrolle der
mium-Haushaltsbürsten untersuchten die          veredelten Textilien im eigenen Prüflabor.
Studierenden das Marktpotenzial ihrer Pro-
dukte in den Märkten Deutschland und Ös-
terreich. Im Bereich Managementkonzep-
tion gewann das Team Solenthaler Recyc-
ling. Ziel der Arbeit war es, den Verarbei-
tungsprozess von Elektro-Schrott anhand
von aussagekräftigen operativen Kennzah-
len zu messen.

Herzlichen Glückwunsch den Preisträgern
des WTT Young Leader Award!

                                                ­Wirtschaftsgruppe besucht Grossbaustelle im Rheintal
                                                Die Wirtschaftsgruppe des St.Galler Kantons-      durch den imposanten Rohbau führen, der im
                                                rates führte ihren jährlichen Gesamtanlass im     Endausbau in zwei Produktionshallen und ei-
                                                Rheintal durch – genauer auf deren grössten       nem 25 Meter hohen Büroturm gegen 600
                                                Industriebaustelle. Auf der Schützenwiese in      Arbeitsplätze beherbergen wird. Ende 2014
                                                Kriessern entsteht ein Industrie- und Gewerbe-    ziehen die ersten Mieter ein. Mit den Firmen
                                                bau mit beeindruckenden Ausmassen. Die            Menzi Muck, Dietsche Montageprofis und
                                                Mitglieder der Wirtschaftsgruppe des Kan-         swissQprint sind drei Branchenleader die
                                                tonsrates liessen sich von Projektleiter Rolf     Hauptmieter.
                                                Gantenbein und Investor Roland Dietsche

6           Nr. 4/2014
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BLITZLICHT

Textilwirtschaft sichtbar machen
«Textilland Ostschweiz» baut die Angebote,        den Tapeten bis zu den Vorhängen – konnten
die den prägenden Einfluss der Textilwirtschaft   wir den drei Repräsentationsräumen im Haus
touristisch erlebbar machen, kontinuierlich       den textilen Atem wieder einhauchen, der
aus. Auch die Universität St.Gallen möchte ihre   seine Geschichte geprägt hat.»
textile Vergangenheit sichtbar machen und re-     Thomas Bieger verwies auf die Verbundenheit
novierte das Kirchhoferhaus mit dem St.Galler     der Universität mit der Region und der Textil-
Textilunternehmen Jakob Schlaepfer. HSG-          wirtschaft. Schliesslich verdanke man das
Rektor Thomas Bieger hat am 22. Oktober mit       Kirchhofergut, auf dem die Universität seit
Gästen drei renovierte Räume im Kirchhofer-       1963 beheimatet ist, dem Textilunternehmer
haus eingeweiht. Die Universität nutzt das Erd-   Paul Kirchhofer respektive einer Schenkung
geschoss des Hauses für Empfänge und Sit-         seiner Grossnichte Lily Heer-Huber an die Stadt
zungen. Die Räume können über das Rektorat        St.Gallen. Kirchhofer war Teilhaber der Sticke-
auch von Externen gemietet werden.                rei- und Exportfirma Vonwiller, der heutigen
Martin Leuthold, Creative Director von Jakob      Union AG, und Mitglied des Kaufmännischen          Thomas Bieger, Rolf Schmitter und Martin Leuthold
                                                                                                     bei der Einweihung der neuen Repräsentationsräume
Schlaepfer, erläuterte die Ausstattung: «Mit      Directoriums, der Vorläuferin der IHK St.Gal-
                                                                                                     im Kirchhoferhaus.
der speziell abgestimmten Gestaltung – von        len-Appenzell.                                      Quelle: Universität St.Gallen (HSG) / Robert Stürmer

                                                                           Das Parteiprogramm des Toni Brunner
                                                                           Sie sind sich zwar inhaltlich in vielerlei Hinsicht nicht einig (Stichwort
                                                                           Masseneinwanderungsinitiative), aber dies tat dem Unterhaltungswert
                                                                           des Gesprächs keinerlei Abbruch, im Gegenteil. Im September war
                                                                           ­Nationalrat Toni Brunner, Präsident der SVP Schweiz, Gast im Dinner Talk
                                                                           der IHK Merchants Club-Reihe und wurde von IHK-Direktor Kurt Weigelt
                                                                           interviewt. Im Zentrum des Gesprächs stand aber auch weniger die am
                                                                           9. Februar angenommene SVP-Initiative, als vielmehr Persönliches sowie
                                                                           Widersprüche, die Kurt Weigelt bei der Vorbereitung des Gesprächs im
                                                                           Parteiprogramm der SVP Schweiz entdeckte. Dieses Programm der an-
                                                                           sonsten für ihre schlagwortartigen Verkürzungen bekannten Partei ist
                                                                           mit über 130 Seiten ein veritabler Wälzer!

Willi Haag wirbt für neues Baugesetz
Nach den Spitalvorlagen beschäftigt Regierungsrat Willi Haag bereits
wieder ein nächstes Mammut-Projekt: die Totalrevision des über
40-­jährigen Planungs- und Baugesetzes. Es ist bereits der zweite An-
lauf, nachdem ein erster Entwurf 2012 in der Vernehmlassung viel Kri-
tik auslöste – auch von Seiten der IHK St.Gallen-Appenzell. Das Gesetz
wurde mittlerweile überarbeitet. Um Bedenken wichtiger Anspruchs-
gruppen frühzeitig einzuholen, wurde ein (rein beratendes) Koordi-
nationsgremium im Sinne eines «sounding board» eingesetzt. Unter
anderem engagierte sich auch das frühere IHK-Vorstandsmitglied
­Balthasar Heer in dem Gremium.
Regierungsrat Willi Haag informierte kürzlich eine Delegation des IHK-
Vorstandes über den Stand der Dinge und diskutierte mit den IHK-­
Vertretern über die für die Wirtschaft relevantesten Punkte. Das Gesetz
wird Anfang 2015 in eine zweite Vernehmlassungsrunde gehen.

                                                                                                                                             Nr. 4/2014   7
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SCHWERPUNKT

Ausgaben für das Hochschulsystem sinken: Braucht es andere Finanzierungsmodelle?

Geist, Geld und
Gebühren
                         Verliert die Schweiz den Anschluss im Bereich der Hochschulbildung? Ein kürzlich
                         ­erschienener Bericht der OECD könnte diesen Anschein erwecken. Denn die Ausgaben
                          pro Studierenden sind in den letzten zehn Jahren gesunken, da sich die Studierenden-
                          zahlen viel stärker erhöht haben als die Ausgaben für die Hochschulbildung. Die Kan-
                          tone stehen unter Druck, diese Finanzierungslücke zu schliessen.

                         Kürzlich machte ein neuer Bericht der OECD Schlagzeilen,     wicklung im letzten IHKfacts von diesem September do-
                         welcher für die Schweiz ein Sinken der Bildungsausgaben      kumentiert. Die öffentlichen Ausgaben für die Bildung an
Dr. Frank Bodmer         pro Studierenden feststellte.1 Damit entstand der Ein-       den Hochschulen haben sich ebenfalls stark erhöht, näm-
Ökonom
                         druck, dass sich die Schweiz zu wenig um ihr Hochschul-      lich von rund fünf auf knapp acht Milliarden Franken (Ab-
                         system kümmert. Die Kritik der OECD am schweizerischen       bildung unten). Die Ausgaben konnten aber mit der Ver-
                         Hochschulsystem ist nicht neu. Wiederholt hat sie der        doppelung der Studierendenzahlen nicht ganz Schritt hal-
                         Schweiz empfohlen, den Anteil der Hochschulabgänger          ten, was angesichts der knappen öffentlichen Mittel nicht
                         zu erhöhen. Die grossen Vorteile des schweizerischen         überrascht.
                         ­dualen Systems werden dabei aber nicht angemessen ge-
                         würdigt mit seinem Nebeneinander von praktischer Be-         Bund zahlt relativ gesehen weniger
                         rufsbildung und theoretischer Hochschulbildung.              Bei näherem Hinsehen stellt sich zudem heraus, dass der
                         Nun hat sich die Zahl der Studierenden in der Schweiz seit   Rückgang der Ausgaben pro Studierenden Teil eines Ma-
                         dem Jahr 2000 fast verdoppelt, vor allem aufgrund des        laises bei der Hochschulfinanzierung ist. Grundsätzlich ist
                         Aufbaus des Fachhochschulsystems. Wir haben diese Ent-       die Finanzierung der Hochschulen Sache der Kantone.

                                                                  Öffentliche Bildungsausgaben, ohne Forschung (in Mio. CHF)
                                                   9000
                                                   8000
                                                   7000
                                                                                                                                            eigene Berechnung auf Basis von BfS- und EFV-Daten.

                                                   6000
                                                   5000
                                                                                                                                            Ausgaben korrigiert um Inflation; Quelle:

                                                   4000
                                                   3000
                                                   2000
                                                   1000
                         Sparpakete des Bundes         0
                         führten 2007 zu einer             2000   2001 2002 2003 2004 2005          2006 2007 2008 2009 2010         2011
                         deutlichen Delle in den
                         öffentlichen Bildungs-                           Bund         Kantone        Gesamt         Kantone OCH
                         ausgaben.

8           Nr. 4/2014
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2014 - Geist und Geld: Wieviel wert sind uns unsere Hochschulen? Wird aus Wil eine ETH Science City? Wie Unternehmer ...
SCHWERPUNKT

                                                      Öffentliche Bildungsausgaben pro Studierenden, ohne Forschung (in CHF)
                                                      70000

                                                      60 000
 eigene Berechnung auf Basis von BfS- und EFV-Daten

                                                      50 000

                                                      40 000
 Ausgaben korrigiert um Inflation; Quelle:

                                                      30 000

                                                      20 000

                                                      10 000
                                                                                                                                                 Dank dem hohen Selbst-
                                                          0                                                                                      finanzierungsgrad der
                                                               2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011                       HSG fallen die Ausgaben
                                                                                                                                                 pro Studierenden in der
                                                                      Bund        Kantone        Gesamt         Kantone OCH                      Ostschweiz tiefer aus als
                                                                                                                                                 in anderen Kantonen.

Ausnahmen bilden die beiden Eidgenössischen Techni-                                                   des Fachhochschulsystems beteiligt und müssen so neben
schen Hochschulen in Lausanne und Zürich, welche vom                                                  den Beiträgen für ihre eigenen Studierenden noch für Grund-
Bund finanziert werden. Bei den kantonalen Universitäten                                              beiträge an die Fachhochschule St.Gallen aufkommen.
und Fachhochschulen leistet der Bund gewisse Beiträge
für Ausbildung und Forschung. Die Beiträge des Bundes                                                 HSG akquiriert erfolgreich private Mittel
für die Ausbildung der Studierenden sind seit dem Jahre                                               Im Vergleich zu anderen Universitätskantonen muss der
2000 aber praktisch konstant geblieben, bei etwa 1,5 Mil-                                             Kanton St.Gallen nur relativ tiefe Kosten pro Studierenden
liarden Franken, dies trotz Neuaufbaus des Fachhoch-                                                  schultern. Dabei profitiert er vor allem vom Erfolg der Uni-
schulbereichs und massiv gestiegenen Studierendenzah-                                                 versität St.Gallen, welche fast die Hälfte ihrer Kosten über
len. Angesichts der Verdoppelung der Studierenden führte                                              private Mittel finanziert. Insbesondere in der angewand-
dies etwa zu einer Halbierung der Bundesausgaben pro                                                  ten Forschung ist die Universität sehr erfolgreich. Kürzlich
Studierenden (Abbildung oben).                                               2
                                                                                                      wurden auch die Studiengebühren für die vielen auslän-
Insbesondere die Sparprogramme des Bundes Mitte des                                                   dischen Studierenden erhöht. Nach wie vor decken diese
letzten Jahrzehntes führten zu einer klar sichtbaren Delle                                            aber nur einen kleinen Teil der Kosten des Studiums. Wäh-
bei den Bundesausgaben für die Hochschulbildung. Es                                                   rend bei schweizerischen Studierenden die Herkunftskan-
blieb an den Kantonen, die Finanzierungslücke zu schlies-                                             tone einen erheblichen Teil der Studienkosten überneh-
sen, was sie nur teilweise schafften. Die Kantone stehen                                              men, fällt dieser Finanzierungsbeitrag bei den ausländi-
nämlich ihrerseits unter grossem Druck, sparsam zu wirt-                                              schen Studierenden nämlich weg. Und die Bundesbeiträge
schaften und ihre Ausgaben zu begrenzen. Die Finanzie-                                                sind bei ausländischen zwar höher als bei Schweizer Stu-
rung des schnell wachsenden Hochschulbereichs stellt für                                              dierenden, können die Finanzierungslücke aber bei Wei-
sie deshalb eine (zu) grosse Herausforderung dar.                                                     tem nicht schliessen.3 Nachdem der internationale Aus-
                                                                                                      tausch von Studierenden eine Bundesaufgabe ist, sollten
Herausforderung Hochschulfinanzierung                                                                 die Bundesbeiträge für die ausländischen Studierenden ei-
Auch die Ostschweizer Kantone kämpfen mit dieser finan-                                               gentlich höher ausfallen. In der nahen Zukunft liegt die
ziellen Herausforderung. St.Gallen hat als Hochschulkan-                                              grosse Herausforderung in der Ostschweiz aber vor allem
ton die grösste Finanzierungslast zu schultern. Brutto                                                darin, die privaten Mittel für die Fachhochschulen zu er-
zahlt er pro eigenen Studierenden (inkl. Forschung) über                                              höhen.
40 000 Franken. Allerdings kommt ein Teil des Geldes wie-
                                                                                                      1 OECD-INDIKATOREN, Bildung auf einen Blick 2014, Paris.
der in Form von Bundesbeiträgen und Beiträgen der Her-
                                                                                                      2 Zu den Bildungsausgaben von 1,5 Milliarden Franken kommen
kunftskantone der Studierenden zurück, weshalb die Fi-                                                  noch einmal etwa 4 Milliarden für die Forschung. Die Forschungs-
nanzierungslast netto nur etwa 25 000 Franken pro Stu-                                                  ausgaben kommen allerdings vor allen den naturwissenschaft-
                                                                                                        lich-technischen Bereichen der Universitäten zugute, insbesondere
dierenden beträgt. Die beiden Appenzell haben mit knapp
                                                                                                        den beiden ETHs.
20 000 Franken etwas kleinere Ausgaben pro Studieren-                                                 3 Die genauen Zahlen finden sich in Frank Bodmer, Anreize und
den zu tragen. Auch sie sind als Trägerkantone der Fach-                                                Fehlanreize im schweizerischen Hochschulsystem, Studie für die
                                                                                                        IHK St.Gallen Appenzell, 2011.
hochschule Ostschweiz aber an der Grundfinanzierung

                                                                                                                                                            Nr. 4/2014   9
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2014 - Geist und Geld: Wieviel wert sind uns unsere Hochschulen? Wird aus Wil eine ETH Science City? Wie Unternehmer ...
Ecknauer+Schoch ASW
                                                      version internet

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SCHWERPUNKT

IHK-Idee der nachlaufenden Studiengebühr gewinnt wieder an Aktualität

Abschied vom
«free lunch»
                   Um langfristig die Qualität der Hochschulbildung garantieren zu können, braucht es zu-
                   sätzliche finanzielle Mittel. Angesichts der Perspektiven der öffentlichen Haushalte
                   führt dabei kein Weg an alternativen Finanzierungsmodellen vorbei. Die direkten Nutz-
                   niesser der tertiären Bildung sind verstärkt in die Verantwortung zu nehmen. Die IHK
                   St.Gallen-Appenzell hatte mit der nachlaufenden Studiengebühr bereits vor drei Jahren
                   einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet.

                   Uns allen ist klar, dass in einer Wissensgesellschaft die       Anzahl absolvierter Semester ergibt. Die Zahlungspflicht
Dr. Kurt Weigelt   Qualität der Bildung von zentraler Bedeutung ist. Dies gilt     erlischt, sobald die gegenüber der öffentlichen Hand auf-
Direktor IHK
                   für alle Stufen und alle Bereiche, von der Primarschule         gelaufenen Verpflichtungen bezahlt sind. Bei der Bemes-
                   über die Berufslehre bis zur tertiären Ausbildung. Und          sung der jährlich zu zahlenden Hochschulabgabe wird auf
                   ebenfalls unbestritten ist, dass eine gute Ausbildung nicht     die direkte Bundessteuer abgestellt. Damit entfallen zu-
                   billig zu haben ist. Wie die Darstellungen von Frank Bod-       sätzliche administrative Aufwendungen bei der Veranla-
                   mer zeigen, stossen wir dabei zunehmend an Grenzen.             gung. Zudem zeichnet sich die direkte Bundessteuer durch
                   Dies gilt insbesondere für die Hochschulbildung. Die Zahl       eine starke Progression aus. Hochschulabgänger mit klei-
                   der Studierenden wächst rascher als die von der öffentli-       nem Einkommen werden nur mit einer bescheidenen jähr-
                   chen Hand zur Verfügung gestellten Mittel. Nun ist es           lichen Zahlungspflicht belastet, dafür über eine längere
                   auch im Bereich der Bildung keinesfalls so, dass mehr Geld      Laufzeit. Die nachlaufende Studiengebühr hat den Vorteil,
                   zwingend eine bessere Qualität bedeutet. Und trotzdem,          dass die freie Studienwahl nicht durch die finanziellen
                   ohne eine langfristig gesicherte finanzielle Ausstattung        ­Verhältnisse eingeschränkt wird.
                   kann es keine überdurchschnittliche Bildungsleistungen
                   geben. Wie die Finanzperspektiven der öffentlichen Haus-        Wer profitiert, bezahlt
                   halte zeigen, wäre es fatal, dabei einseitig auf Subventionen   Bei ausländischen Studierenden wird die Hochschul­
                   zu setzen. Vielmehr gilt es, über alternative Finanzierungs-    abgabe sofort fällig. Im Interesse der Internationalität des
                   modelle nachzudenken.                                           Aus- und Weiterbildungsstandortes Schweiz sind begabte
                                                                                   Studierende aus dem Ausland über Darlehens- und
                   Nachlaufende Studiengebühr                                      ­Stipendienmodelle finanziell zu entlasten. Zusammen­
                   Angesichts der wirtschaftlichen Vorteile, die eine Hoch-        fassend: Wir müssen uns auch im Bereich der tertiären
                   schulbildung für den Einzelnen nach sich zieht, führt kein      Bildung vom «free lunch» verabschieden. Wer profitiert,
                   Weg an einer stärkeren finanziellen Beteiligung der Stu-        bezahlt. Dies im Interesse der langfristigen Sicherung der
                   dierenden an ihrer akademischen Ausbildung vorbei. Die          Qualität der Hochschulbildung und damit zugunsten der
                   direkten Nutzniesser der tertiären Bildung sind vermehrt        Studierenden selbst.
                   in die Verantwortung zu nehmen. 2011 hat die IHK St.Gallen-
                   Appenzell das Konzept einer nachlaufenden Studiengebühr
                   vorgestellt. Die Hochschul-Absolventen bezahlen nach                                          IHK-Schriftenreihe Nr. 34,
                   Abschluss respektive nach dem Abbruch ihres Studiums                                    «Erst studieren, dann zahlen»,
                   eine Hochschulabgabe, deren Gesamtbetrag sich aus der                                                        Kurt Weigelt

                                                                                                                                 Nr. 4/2014   11
SCHWERPUNKT

Rektoren von Universität und Fachhochschulen im Interview

Ostschweizer Hochschulen:
Partner oder Konkurrenten?
                                                  Auch im Bereich der Universitäten und Fachhochschulen besteht
                                                  Wettbewerb – um Dozierende, Studierende, Forschungsaufträge und
                                                  Finanzen. Die Rektoren der Universität St.Gallen sowie der Fachhoch-
Robert Stadler                                    schulen in Rapperswil, Buchs und St.Gallen nehmen Stellung zur
Leiter Kommunikation / Stv. Direktor IHK
                                                  ­Zusammenarbeit untereinander und zu Finanzierungsmodellen.

                      Thomas Bieger,              und regionalwirtschaftliche Effekte generieren.   Sehr gross sind dagegen die positiven Effekte
                      Prof. Dr. rer. pol.,        2010, als die Universität St.Gallen noch um ei-   der Studierenden aus dem Ausland für die
                      Rektor Universität          niges kleiner war, generierte sie schon einen     Qualität und Entwicklung der HSG. Studie-
                      St.Gallen (HSG)             Betrag zum regionalen Volkseinkommen von          rende aus dem Ausland werden über Prü-
                                                  200 Millionen Franken. Jeder Franken, den der     fungsverfahren hart selektioniert. Die akzep-
                                                  Kanton St.Gallen in die HSG investiert, gene-     tierten Studierenden tragen mit ihrem hohen
                                                  riert damit fünf Mal mehr regionalwirtschaftli-   Leistungsniveau zur Qualität des Unterrichts
Die Universität St.Gallen will zu einem           che Effekte. Die HSG hat in den letzten Jahren    und zur Reputation bei. Es sind oft auch Stu-
globalen Denkplatz werden: Verliert               verschiedene Initiativen ergriffen, um den Nut-   dierende, die sich speziell an der Entwicklung
die HSG damit nicht vermehrt den Be-              zen ihrer internationalen Ausstrahlung noch       der Universität engagieren und sich als Alumni
zug zur regionalen Wirtschaft?                    besser zugänglich zu machen. Wichtige Mass-       besonders der HSG und der Schweiz als Lebens-
Die HSG ist die Universität des Kantons St.Gal-   nahmen sind dabei die Stärkung des öffentli-      und Arbeitsort verbunden fühlen.
len, die einzige Universität östlich von Zürich   chen Programms, die Entwicklung neuer For-
und die einzige Wirtschaftsuniversität der        men des Austauschs mit Politik und Bevölke-       Der Selbstfinanzierungsgrad der HSG ­
Schweiz. Sie vertritt damit diesen dritten Uni-   rung – beispielsweise «HSG Hautnah», aber         ist vergleichsweise hoch: Was macht
versitätstyp in unserem Land. Eine Universität    auch der regionale KMU-Desk im Career Ser-        die Universität St.Gallen besser?
muss aufgrund ihres disziplinären Forschungs-     vices Center, die Kongressstrategie oder die      Primär macht der Kanton St.Gallen es besser,
auftrages immer international ausgerichtet        Massnahmen zur Stärkung des Beitrags der          indem er der Universität respektive deren Ins­
sein. Die HSG hat in ihrer Strategie den Leit-    Marke Universität St.Gallen – HSG.                tituten unternehmerische Autonomie lässt.
satz, die regionale Verankerung und die inter-                                                      Dazu gehört auch das Recht, Reserven für die
nationale Ausstrahlung synergetisch zu entwi-     Ein Viertel der HSG-Studierenden                  Forschung zu bilden und sich als unterneh-
ckeln. Die Märkte für hervorragende Professo-     stammt aus dem Ausland: Ist es volks-             merische Einheiten weiterentwickeln zu kön-
rinnen und Professoren, für herausragende         wirtschaftlich richtig, dass die                  nen. Die seit über 75 Jahren bestehende spe-
Studierende, für rekrutierende Unternehmen        ­Schweizer Steuerzahler jungen                    zielle Institutskultur der HSG ist so kaum imi-
und Forschungsgelder sind heute auf universi-      Erwachsenen aus dem Ausland, die                 tierbar. Mit der im Rahmen des Entlastungs-
tärer Ebene international. Junge Forschende        nur im Ausnahmefall nach dem                     programms der Regierung vorgesehenen er-
qualifizieren sich in internationalen wissen-      Studium in der Schweiz arbeiten, ­               höhten finanziellen Autonomie mit vierjährigen
schaftlichen Gemeinschaften. Als spezialisierte    die Ausbildung finanzieren?                      Leistungsaufträgen hoffen wir, diese Stärke der
Universität muss die HSG über die Region hin-      Ausländische Studierende zahlen mit gut          HSG weiter steigern zu können.
ausstrahlen. Nur damit kann sie eine ausrei-       6 000 Franken heute rund zweieinhalb Mal         Zusätzlich hat die HSG auch über ihre Alumni
chende Grösse erreichen. Und nur damit kann        höhere Studiengebühren als inländische Stu-      und die Verankerung in der Wirtschaft und
sie Nutzen für die Region generieren – eine        dierende. Zusätzlich bekommt die HSG für         Gesellschaft eine Tradition im Spendenbe-
qualitativ hochstehende Ausbildung bieten,         Studierende aus dem Ausland höhere Bundes-       reich. Schon der 1963 auf dem Rosenberg be-
ein kompetenter Forschungspartner für regio-       beiträge – die durch den Kanton zu decken-       zogene Campus wurde durch namhafte
nale Unternehmen und die Verwaltung sein           den Restkosten sind damit heute sehr klein.      Spendenbeiträge aus der ganzen Schweiz

12             Nr. 4/2014
SCHWERPUNKT

mitfinanziert. Mit der HSG-Stiftung wollen         zu tragen hat. Es studieren mehr Studierende      dem real existierenden Wirtschaftsraum
wir diese Spendenkultur weiterhin pflegen.         aus dem Kanton St.Gallen in Zürich als Zürcher    ­Alpenrhein–Bodensee, andererseits auch dem
                                                   Studierende an der HSR in Rapperswil.             Haupteinzugsgebiet der Studierenden. Die
Ist dies ein Modell auch für andere                Der Austritt des Kantons Zürich aus der Trä-      Wirtschaft profitiert davon, dass Fachkräfte
­Bildungsstätten, um auf die (pro                  gerschaft hat für die HSR keine operative         wie auch Forschungs- und Dienstleistungen
 ­Studierende/n) sinkenden Investitionen           Auswirkung. Vielmehr hat sich der Entschei-       der NTB über die Grenzen hinaus markt- und
  zu reagieren?                                    dungsspielraum für den Kanton St.Gallen bei       bedarfsgerecht «fliessen» können. Seit eini-
  Vielleicht langfristig, aber wie erwähnt, der    der Führung der HSR deutlich erhöht.              gen Jahren bietet die NTB ihre Ingenieuraus-
  notwendige Aufbau einer unternehmerischen                                                          bildung dank eines erweiterten Trägerschafts-
  Kultur und der notwendigen Kompetenzen           Die HSR ist erfolgreich beim Akquirieren          vertrages auch an den Standorten St.Gallen
  dauert Jahrzehnte.                               von Drittmitteln. Wo und wie finden               und Chur an. Damit konnten Synergieeffekte
                                                   Sie diese Partner? Aus welchen Kantonen           und eine Förderung der Ingenieurausbildung
                                                   stammen die Auftraggeber hauptsäch-               im Wirtschaftsraum Alpenrhein–Bodensee er-
                    Hermann Mettler,               lich?                                             reicht werden. Dank der räumlichen Nähe der
                    Prof. Dr. sc. techn.           Die Firmen suchen sich ihre Partnerschulen        drei NTB-Ausbildungszentren zur lokalen
                    ETH, Rektor Hoch-              nach den vorhandenen Kompetenzen. Kan-            Wirtschaft sind Ausbildungsformen wie das
                    schule für Technik             tonsgrenzen sind kein Thema. Die HSR ist          berufsbegleitende Studium (Abend-Ingenieur-
                    Rapperswil (HSR)               schweizweit und zum Teil sogar im Ausland         studium) möglich geworden, die den indivi-
                                                   tätig. Die Verteilung auf die Kantone ändert      duellen Bedürfnissen von Unternehmen und
                                                   ständig, wobei über die letzten Jahre eine        Studierenden in besonderem Mass Rechnung
Das Linthgebiet gehört zum Wirt-                   ­Zunahme der Projekttätigkeiten im Kanton         tragen. Oftmals wird für solche Absolventen
schaftsraum Zürich. Der Kanton Zürich               St.Gallen festzustellen ist.                     dadurch ein Ingenieurstudium überhaupt erst
ist jedoch aus dem Konkordat der ­                                                                   möglich – und die Firmen profitieren während
HSR ausgetreten. Welche Folgen hat                 Mit der NTB Buchs als ebenfalls tech­             des Studiums von topmotivierten Teilzeitmit-
dies für Ihre Schule?                              nische Fachhochschule und Teil der ­              arbeitenden. Ohne die spezielle Trägerschafts-
Der Kanton Zürich ist damals aus allen ausser-     FH Ostschweiz gäbe es viele Synergien.            struktur wäre eine Hochschule NTB mit drei
kantonalen Konkordaten ausgetreten und hat         Wie werden diese genutzt?                         lokalen Bildungszentren kaum denkbar.
sich entschieden, die Konkordate im eigenen        In der Ausbildung gibt es einen Austausch
Kantonsgebiet aufzulösen und die Schulen           von Professoren für bestimmte Fachgebiete         Mit der HSR als ebenfalls technische
selber zu finanzieren. Als Summe hat sich dies     und Lehrveranstaltungen. Die Zusammen­            Fachhochschule und Teil der Fachhoch-
für den Kanton Zürich finanziell im Wesentli-      arbeit in der Masterausbildung ist ebenfalls      schule Ostschweiz (FHO) gäbe es viele
chen nicht ausgewirkt.                             erwähnenswert. Je nach Thema gibt es auch         Synergien. Werden diese genutzt?
Die Schweizer Fachhochschulen werden zu            gemeinsame Projekte der anwendungsorien-          Das Synergiepotenzial innerhalb der FHO im
einem Drittel vom Bund und zu zwei Dritteln        tierten Forschung und Entwicklung.                Bereich der Technik wird mit der oben be-
von den Kantonen getragen. Die Kantonsbei-                                                           schriebenen Zusammenführung und Über­
träge teilen sich wiederum auf: 85% werden                                                           tragung ausgesuchter Ausbildungs- und For-
durch die FHV-Beiträge gedeckt. Diese sind in                         Lothar Ritter, Dipl.           schungsaufgaben von unterschiedlichen Bil-
einer gesamtschweizerischen Vereinbarung                              Math. ETH, Rektor              dungsinstitutionen der Region Alpenrhein–
festgelegt. Darin ist festgehalten, wie viel der                      Interstaatliche                Bodensee (Abend-Ingenieurschulen in Vaduz,
Wohnortkanton eines Studierenden an die                               Hochschule für                 St.Gallen und Chur) an die NTB bereits stark
Hochschule zu zahlen hat. Die restlichen 15%                          Technik Buchs (NTB)            genutzt. Die HSR unterscheidet sich im
werden durch die Trägerkantone übernom-                                                              Haupteinzugsgebiet ihrer Aktivitäten deutlich
men. Beim Austritt des Kantons Zürich hat                                                            von der NTB. Trotzdem werden Synergien im
der Kanton St.Gallen entschieden, die Rest-        Die NTB wird getragen von den                     Bereich des Dozierendenaustausches, der ge-
kosten während einer Übergangsphase bis            ­Kantonen St.Gallen und Graubünden                meinsamen Nutzung von teurer Infrastruktur
2016 zu übernehmen. Bis zu diesem Zeit-             sowie dem Fürstentum Liechtenstein.              und der engen Zusammenarbeit in komple-
punkt wird mit den verbleibenden Trägerkan-         Wie werden die Chancen dieser grenz-             mentären Spezialgebieten der angewandten
tonen der HSR eine neue Trägervereinbarung          überschreitenden Struktur zugunsten              Forschung und Entwicklung (z.B. Analytik im
ausgehandelt. Möglicherweise kann auch              der Wirtschaft genutzt?                          Kunststoffbereich) seit Jahren genutzt. Bei
überlegt werden, dass der Kanton St.Gallen          Die Kantons- und Landesgrenzen überschrei-       kompetitiven Forschungsausschreibungen
für jene Studierende, die an einer Fachhoch-        tende Trägerstruktur (auch Vorarlberg ist ver-   bspw. des Bundes treten die HSR und die­
schule in Zürich studieren, keine Restkosten        traglich eingebunden) entspricht einerseits      NTB als «FHO-Technik-Kompetenz» auf, um

                                                                                                                                     Nr. 4/2014   13
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                                                                                                                                IH % R
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                                                                                                                                    M i at
                                                                                                                                       tg t f
                                                                                                                                         li e ür
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                                                                              besetzen.
                                                                              • in Arbon am Bodensee
GESUCHT WERDEN:                            Gastro-Profis                      • insgesamt 6 Gastro-Betriebe
                                                                              • sehr gute Lage am See
                                                                              • bekannte und etablierte Betriebe
                                             für Gastronomie-                 • Pacht nach Vereinbarung und Eigen-
                                             betriebe an attraktiver            investitionsrahmen
                                                                              • Ausbau und Erweiterung nach Prüfung und
                                             Seelage.                           Absprache möglich

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  St. Gallen           |        Rapperswil         |        Wattwil       |      Buchs SG
SCHWERPUNKT

schweizweit noch wettbewerbsfähiger zu            lichkeit, in der NTB-eigenen Labor-Infrastruk-    der Masterstufe an den Fachhochschulen und
sein. Die augenscheinlichste Nutzung von Sy-      tur Geräte und Einrichtungen von RhySearch        der Doktoratsstufe an Universitäten gute und
nergien ist in der abgesprochenen komple-         so zu integrieren, dass aus der Kombination       praktikable Übertrittsmodelle geben soll.
mentären Auslegung von besonders kosten-          vor Ort ein Mehrwert an Forschungs- und Pro-
intensiven Investitionsvorhaben zu erkennen.      jektmöglichkeiten für die Wirtschaftspartner      Die FHS vereint die vier Fachbereiche
Die NTB investiert aktuell bspw. in Infrastruk-   als «Auftraggeber» entsteht. Dadurch kann         Wirtschaft, Soziale Arbeit, Technik und
tur in den Bereichen Mikro- und Nanotech-         für alle Beteiligten eine Win-win-Situation er-   Gesundheit unter einem Dach: Inwie-
nologie sowie Wärmepumpen. Die HSR                reicht werden. Diese Art der Zusammenarbeit       fern profitieren diese voneinander,
nicht. In andere Bereiche, wie z.B. Umwelt-       basiert auf individuellen und meist projekt­      und wie kommen fächerübergreifende
technik, wo die HSR besonders stark ist, wird     gebundenen Einzelvereinbarungen zwischen          Lösungen für Unternehmen zustande?
an der NTB nicht explizit investiert. Selbst      RhySearch, NTB und gegebenenfalls weiteren        Die Welt ist heute zu komplex, als dass in je-
beim Thema «Energie», wo beide Hochschu-          Partnern oder Auftraggebern.                      dem Fall monodisziplinäre Antworten für viel-
len ausgewiesene Stärken zeigen, erkennt                                                            schichtige Fragen ausreichen. In der anwen-
man bei genauerer Betrachtung der Detail-                                                           dungsorientierten Forschung und Entwick-
kompetenzen die komplementären Schwer-                               Sebastian Wörwag,              lung bearbeiten wir deshalb komplexe Frage-
punkte und damit die Nutzung von Syner-                              Prof. Dr. oec. HSG,            stellungen mit interdisziplinären Teams, was
gien (vgl. Windkraft).                                               Rektor Hochschule              die Ergebnisqualität und den Nutzen für die
                                                                     für Angewandte                 Praxis klar steigert. Heute hat jedes zweite
Im Frühjahr 2013 startete das Forschungs-                            Wissenschaften                 Forschungsprojekt einen interdisziplinären
und Innovationszentrum RhySearch                                     St.Gallen (FHS)                Fokus. Auch in der Lehre bieten wir den Stu-
am Standort der NTB. Wie ist RhySearch                                                              dierenden im Rahmen von interdisziplinären
im NTB eingebettet?                               Aus Sicht der Wirtschaft macht die                Kontextmodulen Einblick in andere Disziplinen,
Es ist vorauszuschicken, dass sowohl NTB wie      ­Praxisnähe den Erfolg der Fachhoch-              was deren Horizont und Zusammenhangs­
auch RhySearch eigenständige öffentlich-recht-     schulen aus. Es entsteht jedoch der              verständnis deutlich steigert.
liche Institutionen mit eigenem Verwaltungs-       Eindruck, dass sich die Fachhochschulen
bzw. Hochschulrat und eigener operativer Lei-      den Universitäten annähern möchten,              Im Vergleich zu den anderen tertiären
tung sind. Bei RhySearch sind das Land Liech-      beispielsweise durch das Promotions-             Bildungsstätten im Kanton generiert
tenstein und der Kanton St.Gallen Träger, bei      recht. Ist die «Verakademisierung» im            die FHS weniger Drittmittel. Weshalb?
der NTB zusätzlich der Kanton Graubünden.          Interesse der Wirtschaft?                        Und welche alternativen Finanzierungs-
Die beiden Institutionen haben im Wesentli-        Praxisnähe und Anwendungsbezug werden            modelle sind denkbar?
chen auf drei Ebenen eine Verbindung:              an der FHS St.Gallen grossgeschrieben. Auch      Vom Gesamtbudget der Hochschule kommen
1. Die Arbeitsplätze von RhySearch befinden        eine Arbeitgeberbefragung hat dies als her-      lediglich 39% von den Trägern St.Gallen,
sich in den Räumlichkeiten der NTB. Die NTB        ausstehendes Merkmal unserer Hochschule          Thurgau und beiden Appenzell. Dies hält sich
ist sozusagen das «Hotel», in dem sich Rhy-        bestätigt. Die Fülle an realen Praxisprojekten   in etwa die Waage mit den Drittmitteln, die
Search eingemietet hat. RhySearch profitiert       und Praktika unserer Studierenden wie auch       36% ausmachen. Das ist angesichts der Fach-
zudem von Serviceleistungen wie Internetzu-        die sehr anwendungsorientierte Forschung         bereichsstruktur der FHS St.Gallen ein guter
gang, Telefon, Sitzungszimmer, Verpflegungs-       und Entwicklung sind Belege dafür. Gleich­       Wert, denn während sich Auftraggeber aus
dienste, Bürounterhalt, Administrations- und       zeitig sehen wir zwischen Praxis und Wissen-     der Wirtschaft stärker finanziell in Forschungs-
IT-Services. Dies basiert auf einem Dienstleis-    schaftlichkeit keinen Widerspruch, sondern       projekten engagieren, haben Auftraggeber
tungsvertrag zwischen RhySearch und NTB.           einen Mehrwert, wenn die Absolventinnen          der Gesundheit und Sozialen Arbeit weniger
2. Die NTB ist eine der fünf Forschungspart-       und Absolventen ihre Arbeit in der Praxis vor    Mittel zur Verfügung – also Spitäler, Gemein-
ner-Institutionen von RhySearch: Neben der         dem Hintergrund robuster wissenschaftlicher      den oder Praxisorganisationen der Sozialen
NTB bringen die Universität Liechtenstein, die     Erkenntnisse reflektieren und weiterent­         Arbeit. Dennoch sind diese Projekte für unsere
EMPA, das CSEM und die ETH Forschungs-             wickeln können. Dies ist sehr im Interesse der   Gesellschaft enorm wichtig: Denken Sie bei-
know-how, Spezialkompetenzen, Zugang zu            Wirtschaft, weil dadurch wesentliche Ent-        spielsweise an Projekte, bei denen es um die
nationalen und internationalen Forschungs-         wicklungsimpulse in die Unternehmen flies-       Beeinflussung des Patientenverhaltens zur
netzwerken sowie den «Premium-Zugang»              sen. Anstelle von Akademisierung sollte man      Prävention von häufigen Krankheitsbildern
zu ihren Forschungsinfrastrukturen ein. Diese      deshalb eher von Professionalisierung der        geht, oder an die Gestaltung eines regionen-
Forschungspartnerschaft basiert auf Ko­            Kompetenzen der Fachhochschulabsolventin-        bezogenen Generationenmanagements zur
operationsverträgen zwischen RhySearch und         nen und -absolventen sprechen. Betreffend        Bewältigung des demografischen Wandels in
jeder einzelnen der Forschungsinstitutionen.       Promotionsrecht an Fachhochschulen stellen       ländlichen Gebieten. Hier leistet die Hoch-
3. Die NTB bietet RhySearch auch die Mög-          wir uns auf den Standpunkt, dass es zwischen     schule wichtige Pionierarbeit.

                                                                                                                                      Nr. 4/2014   15
SCHWERPUNKT

­Regierungsrat Stefan Kölliker im Gespräch

«Struktur der FHO ist suboptimal
und nicht zukunftsfähig»
                                                   Stefan Kölliker ist seit 2008 Mitglied der St.Galler Regierung und Vor-
                                                   steher des kantonalen Bildungsdepartementes. Der 44-jährige SVP-
                                                   Magistrat nimmt gegenüber IHKfacts Stellung zur Entwicklung der
                                                   tertiären Bildung in der Ostschweiz und zu den Bildungsausgaben,
                                                   zur komplexen Fachhochschul-Struktur mit den verschiedenen Kon-
                          Robert Stadler
                          Leiter Kommunikation /   kordaten und erklärt, weshalb die Studierendenzahlen in den letzten
                          Stv. Direktor IHK
                                                   Jahren so markant angestiegen sind.

Wo steht die Ostschweiz bezüglich ter-             zu rund einem Viertel aus selbst eingeworbe-     liegen, diese Zusammenarbeit weiterhin zu
tiärer Bildung im Vergleich zur gesam-             nen Drittmitteln. Die Pädagogische Hoch-         fördern.
ten Schweiz?                                       schule St.Gallen (PHSG) verfügt als jüngste
Stefan Kölliker: Die Ostschweiz verfügt über       Hochschulinstitution im Kanton St.Gallen         Die Fachhochschule Ostschweiz weist
tertiäre Bildungsangebote, welche die Gesell-      ebenfalls über einen starken Forschungs-         eine äusserst komplexe Struktur mit
schaft sowie die hier ansässigen Unterneh-         zweig. Der unternehmerische Forschergeist        verschiedenen Konkordaten auf. Wel-
men und Institutionen primär benötigen. Die        funktioniert aber nur dank einer ausgezeich-     che Auswirkungen hat diese Struktur
Qualität der Angebote entspricht den Bedürf-       neten und langjährigen Zusammenarbeit der        auf das Bildungsangebot?
nissen des Arbeitsmarktes. Die Universität         Hochschulen mit der regionalen Wirtschaft        Die Struktur der FH Ostschweiz ist gerade im
St.Gallen (HSG), die von den Ostschweizer          und den öffentlichen Leistungsanbietern.         hart umkämpften Umfeld der Schweizer
Kantonen gemeinsam getragenen Fachhoch-            Verbesserungspotenzial weisen wir im Kan-        Fachhochschullandschaft sicher suboptimal
schulen und die Pädagogischen Hochschulen          ton St.Gallen gegenwärtig vor allem in Bezug     und nicht zukunftsfähig. Unsere Studien­
sind attraktiv und eingebettet in nationale        auf die räumliche Infrastruktur auf. Letztere    angebote sind jedoch überregional durch die
und internationale Kooperationen und Netz-         konnte mit der starken Zunahme der Studie-       Regierungen der Hochschulträger abgestützt,
werke (beispielsweise die IBH, die Internatio-     rendenzahlen an fast allen Hochschulen nicht     womit die jeweiligen Wirtschaftsstrukturen
nale Bodenseehochschule). Das Hochschul­           Schritt halten.                                  gut berücksichtigt werden können.
angebot ist klar fokussiert auf die Themenbe-
reiche Technik, Wirtschaft, Soziales, Gesund-      Welchen Nutzen hat die Wirtschaft von            Wettbewerb ist positiv. Dennoch
heit und Pädagogik.                                den Ostschweizer Hochschulen?                    scheint es, als ob sich die verschiede-
                                                   Wie bereits erwähnt, nutzt der Werk- und         nen Teilschulen eher konkurrieren ­
Wo hat die Ostschweiz bei der Hoch-                Denkplatz Ostschweiz intensiv die enge Ver-      als sich gegenseitig stärken. Was ist
schulbildung Stärken und wo Schwä-                 zahnung von Hochschulen und regionalen           dagegen zu unternehmen?
chen? In welchen Bereichen haben wir               Unternehmen im Bereich des Wissens- und          Der Wettbewerb hat sicherlich die Denkweise
Verbesserungspotenzial?                            Technologietransfers. So können die Ost-         der Akteure in der Hochschullandschaft ver-
Wir sind eine «Forscherregion», das heisst wir     schweizer Unternehmen dank unserer Hoch-         ändert. Im Gebiet der FHO ist es so, dass sich
verfügen über Hochschulen mit einem star-          schulen hochqualifizierte Fachkräfte rekrutie-   aufgrund der gleichmässigen, regionalen Ver-
ken Unternehmergeist. So weist die HSG tra-        ren, ihre Innovationskraft fördern und damit     teilung und der sich wenig überschneidenden
ditionell den schweizweit höchsten Drittmittel-    die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Dieses         Studienangebote die negativen Auswirkun-
anteil aus, also selbst generierte Einnahmen       Miteinander ist für die Ostschweiz ein Glücks-   gen des Wettbewerbs in Grenzen halten.
aus Forschung, Beratung und Dienstleistun-         fall und trägt wesentlich zur Stärkung der       Künftig wollen wir, dass der Ostschweizer Ge-
gen. Auch die Fachhochschule Ostschweiz            Wirtschaft bei.                                  danke, die Gesamtinteressen der Ostschweiz
(FHO) ist unter den Fachhochschulen schweiz-       Als Vorsteher des Bildungsdepartementes des      – samt jenen der Wirtschaft – noch deutlich
weit der Forschungsleader – sie finanziert sich    Kantons St.Gallen ist es mir ein wichtiges An-   mehr Beachtung erhalten.

16           Nr. 4/2014
SCHWERPUNKT

Was sind Ihre Strategie und Ihre Ziele              Schweiz seit den 1990er-Jahren im Hoch-         ten Jahr erwarteten Inkraftsetzung des Hoch-
für die Fachhochschulen und für die                 schulbereich grundlegende strukturelle Refor-   schulförderungs- und Koordinationsgesetzes
Universität?                                        men durchgeführt haben. Durch den Aufbau        (HFKG) vor Veränderungen der Strukturen
Die Universität St.Gallen soll ihr exzellentes      der Fachhochschulen und Pädagogischen           und Abläufe. Das HFKG sieht die gemeinsame
Netzwerk weiter ausbauen und noch ver-              Hochschulen sind die Studierendenzahlen         Steuerung des Hochschulbereichs durch den
stärkt internationalisieren, ohne jedoch die        markant gestiegen. Internationale Hochschul-    Bund und die Kantone vor. Markante Umbau-
hohe Qualität der Lehre zu vernachlässigen.         rankings aus dem Jahr 2012 zeigen: Es gibt      ten der Finanzierung wären in den neuen
Die Fachhochschulen sollen ihre Angebote            weltweit kein anderes Land, das über einen      Gremien zu diskutieren.
und Kompetenzen konsolidieren und wo                solch hohen Anteil von Studierenden verfügt,    Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein
sinnvoll diversifizieren. Neue Studienange-         die eine Top-200-Hochschule besuchen.           Bedarf nach einer entsprechenden Diskussion
bote sollen zum Beispiel dazu beitragen, den                                                        aufkommt. Dort wo Spielraum für die Kan-
Fachkräftemangel im Ingenieur- und Archi-           Welche alternativen Finanzierungs­              tone besteht, haben wir in den letzten Jahren
tekturbereich zu lindern.                           modelle sind denkbar?                           Anpassungen vorgenommen, sprich die Be-
                                                    Die Finanzierung der tertiären Bildung hat      teiligung der Studierenden durch Erhöhung
Die Universität stiess unmittelbar nach             sich bewährt. Wir stehen mit der im nächs-      der Studiengebühren angepasst.
Vollendung der letzten Erweiterung
wieder an ihre Grenze. Neue Erweite-
rungsschritte sind bereits geplant. Wo
geht die Reise für die HSG hin? Und
kann sich das der Kanton St.Gallen
überhaupt leisten?
Es ist die Aufgabe der Schulleitungen, der
Verwaltung und der Politik, vorausschauend
zu handeln. Ein langfristiger Fokus liegt auf
Investitionen und dem daraus zu gewinnen-
den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Nutzen. Deshalb kann, ja muss sich der Kan-
ton St.Gallen Investitionen in die Bildung leis-
ten. Wir dürfen nicht beim kurzfristigen und
kurzsichtigen Sparen verharren, sondern
müssen uns auf die Möglichkeiten besinnen,
welche uns die Zukunft bietet. Wir müssen in
unsere Stärken investieren. Die HSG ist eine
grosse Stärke der Ostschweiz. Für sie planen
wir aktuell eine bedarfsgerechte, umsichtige
Erweiterung, welche hoffentlich im Jahr 2025
eröffnet werden kann. Aber das letzte Wort
wird das Stimmvolk haben.

Gemäss einer OECD-Studie haben in
der Schweiz die Ausgaben für die terti-
äre Bildung pro Studierenden in den
letzten Jahren abgenommen. Verlieren
wir den Anschluss?
Nein, die OECD-Studie ist nur ein einzelner
und zudem eher grober Indikator zur Beurtei-
                                                    Regierungsrat Stefan
lung der tertiären Bildung. Die Daten sind im-
                                                    Kölliker: «Der Werk- und
mer auch vor dem Hintergrund von spezifi-           Denkplatz Ostschweiz
                                                    nutzt intensiv die enge
schen Entwicklungen zu sehen. Aus tieferen
                                                    Verzahnung von Hoch-
Durchschnittsausgaben je Studierenden abzu-         schulen und regionalen
                                                    Unternehmen im Bereich
leiten, dass wir nun den Anschluss verlieren
                                                    des Wissens- und Tech-
würden, greift zu kurz. Fakt ist, dass wir in der   nologietransfers.»

                                                                                                                                   Nr. 4/2014   17
SCHWERPUNKT

Zukunft Ostschweiz: ETH Zürich soll sich ausserhalb des Grossraumes Zürich weiterentwickeln

Die Schweiz braucht die
ETH Science City Wil
                            Die wirtschaftliche Dynamik konzentriert sich immer stärker auf die Grossstädte. Die
                            Kehrseite der Medaille ist Dichtestress. Die Zukunft liegt daher nicht in einer weiteren
                            Verdichtung öffentlicher Institutionen in den bereits überlasteten Ballungsgebieten,
                            sondern in starken Regionen. Die IHK St.Gallen-­Appenzell schlug deshalb beim letzten
                            Konjunkturforum Zukunft Ostschweiz vor, auf dem Areal Wil West einen zukunfts­
                            orientierten zusätzlichen Standort der ETH Zürich zu etablieren.

Robert Stadler              «Braucht die Ostschweiz eine ETH?», lautete die für einige    Universitäten in der Regel durch ihre Nähe zu Industrie-
Leiter Kommunikation /      Bildungspolitiker und -verwalter provokative Frage im Titel   und Technologieunternehmen aus. Dies galt für das Poly-
Stv. Direktor IHK
                            des zweiten Teils der diesjährigen «Zukunft Ostschweiz»-      technikum, die heutige ETH Zürich, im 19. und 20. Jahr-
                            Veranstaltung, das Konjunkturforum der IHK St.Gallen-         hundert und es gilt heute für die Stanford University im
                            Appenzell und der St.Galler Kantonalbank. Die Ausgangs-       Silicon Valley in Kalifornien. Hier bot der Universitätscam-
                            frage mündete am Ende der Ausführungen von IHK-Di-            pus im Umfeld genügend Platz, damit sich Unternehmen
                            rektor Kurt Weigelt in die Feststellung: «Die Schweiz         ansiedeln konnten, die das akademische Wissen in neue
                            braucht eine ETH in der Ostschweiz.»                          Produkte und Märkte umsetzen können.
                            Gemeint ist damit jedoch nicht eine dritte eigenständige      Vergleichbares gilt für das Projekt ETH Science City Wil.
                            technische Hochschule nach ETH Zürich und EPFL in Lau-        Hier hat es Raum für private Unternehmen mit einem
                            sanne. Ebenfalls nicht in Frage gestellt werden die dem       grösseren Flächenbedarf. Zudem gehört die Ostschweiz
                            ETH-Bereich vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel.         zusammen mit dem Fürstentum Liechtenstein und dem
                            Der Vorschlag zielt vielmehr auf einen zusätzlichen Stand-
                            ort der ETH Zürich ausserhalb der engeren Agglomeration
                            der Stadt Zürich. Statt öffentliche Gelder im grossen Stil
                            in Örtlichkeiten zu investieren, die vor allem mit Staumel-
                            dungen verbunden werden, könnte dort investiert wer-
                            den, wo eine langfristige Entwicklung möglich ist.

                            ETH in Wil West
                            Das Areal Wil West wäre dafür hervorragend geeignet,
                            einen zukunftsgerichteten zusätzlichen ETH-Standort auf-
                            zubauen. Das Gelände ist verkehrstechnisch gut erschlos-
                            sen, gehört dem Kanton St.Gallen und liegt im Kanton
                            Thurgau. Es besteht ein Masterplan, dessen Modellrech-
                            nungen von einer Nutzfläche von 300 000 bis 500 000 m²
                            und bis zu 3 000 möglichen Arbeitsplätzen ausgehen. Zu-
                            dem hätte ein solcher dezentraler Standpunkt einen wei-
                            teren grossen Vorteil: Seine Nähe zur produzierenden In-
                            dustrie. Schliesslich zeichnen sich erfolgreiche technische

18             Nr. 4/2014
SCHWERPUNKT

                                                                                       auswirkt. Was damals als Entscheid zum politischen Aus-
                                                                                       gleich zwischen den Regionen gedacht war, führt heute
                                                                                       zu einem deutlichen Ungleichgewicht. Trotzdem scheint
                                                                                       es fast undenkbar, die damals zwischen Bund und Kanto-
                                                                                       nen festgelegte Aufgabenteilung bei der Hochschulbil-
                                                                                       dung ernsthaft zu hinterfragen.
                                                                                       Dies lässt sich unter anderem an den Bundesbeiträgen ab-
                                                                                       lesen, welche die Kantone pro Einwohner zur Finanzie-
                                                                                       rung der Hochschulbildung erhalten. Während die ETH-
                                                                                       Standortkantone Waadt und Zürich 1 300 respektive
                                                                                       1 250 Franken pro Einwohner aus Bundesbern erhalten,
                                                                                       reduziert sich dieser Betrag im Kanton St.Gallen auf be-
                                                                                       scheidene 180 Franken. Eine Tatsache, die aus finanzpo-
                                                                                       litischer Sicht die Diskussionen über den nationalen Fi-
                                                                                       nanzausgleich NFA in ein neues Licht rückt. Die beiden
                                                                                       ressourcenstarken Geberkantone Zürich und Waadt sind
                                                                                       entgegen der eigenen Wahrnehmung nicht nur Opfer der
                         Vorarlberg zu den höchstindustrialisierten Regionen Euro-     Umverteilung. Im Bereich der Bildungspolitik profitieren
                         pas. Im Gegensatz zur Stadt Zürich wird hier noch produ-      sie in hohem Mass von Bundesgeldern. Und dies mit po-
                         ziert. Ein solcher ETH-Standort wäre deshalb ideal für Dis-   sitiven Folgen, die weit über die Bildung im engeren Sinn
                         ziplinen, die sich mit Engineering, industriellen Prozessen   hinausgehen. Denn noch entscheidender ist, dass die
                         und neuen Materialien befassen. Und schliesslich liegt Wil    ETHs äusserst wichtige Standortfaktoren darstellen, was
                         auch nicht «in the middle of nowhere». Die Distanz von        sich zum Beispiel an der Anzahl Start-ups widerspiegelt:
                         Zürich nach Wil entspricht ziemlich genau der Distanz von     Der Grossraum Zürich und die Genferseeregion zählen
                         San Francisco nach Stanford. Angesichts der heutigen          rund zehn Mal so viele Unternehmensgründungen wie die
                         Mobilität und den Möglichkeiten moderner Kommunika-           Ostschweiz. Für diese aus Sicht des Grossraums Zürich
                         tionstechnologie schwindet die kurze Distanz zusätzlich.      und der Genferseeregion positiven Tatsachen zahlen wir
                                                                                       jedoch gesamtschweizerisch zunehmend einen Preis, der
                         Historische Hochschulfinanzierung                             unsere gesellschaftliche Entwicklung in Frage stellt. Die
                         Eine ETH Science City Wil ist aber auch aus grundsätzli-      Fokussierung der wirtschaftlichen Dynamik auf die Met-
                         chen Überlegungen prüfenswert. IHK-Direktor Kurt Wei-         ropolitanräume führt zu Engpässen in der Infrastruktur,
Visualisierung einer
möglichen ETH Science    gelt zeigte in seinem Referat auf, wie stark sich der vor     im Wohnangebot und belastet die Umwelt. Das wirt-
City Wil auf dem Areal
                         rund 160 Jahren gefällte Entscheid, in Zürich eine Eidge-     schaftliche Wachstum und die damit verbundene Einwan-
Wil West.
(rlc architekten)        nössisch-Technische Hochschule ETH zu installieren, heute     derung werden als Dichtestress wahrgenommen. Gemäss
                                                                                       der IHK liegt das Kernproblem jedoch nicht in der Einwan-
                                                                                       derung an sich, sondern vielmehr in der Konzentration der
                                                                                       wirtschaftlichen Entwicklung auf wenige Ballungsgebiete.
                                                                                       «Nicht die Schweiz platzt aus allen Nähten, sondern ein-
                                                                                       zelne Regionen, die in besonderem Masse von ihrer Stand-
                                                                                       ortgunst profitieren», sagt Kurt Weigelt. Die Schweiz
                                                                                       brauche deshalb keine weitere Zentralisierung, sondern
                                                                                       starke Regionen. Eine ETH Science City auf dem Areal Wil
                                                                                       West wäre ein Schritt in diese Richtung.

                                                                                                   IHK-Standpunkt
                                                                                                   «ETH Science City Wil»

                                                                                                              Beitrag auf IHK-TV:

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