11/17 Schwerpunkt: Attraktive Grundausbildung - zueriwald
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Inhalt ZÜRCHER WALD 1/2017 2 Statistik Wald- 4 Welche und wie viele Fachkräfte arbeiten für den Wald? fachkräfte Roman Schnyder und Felix Keller Knapp 500 Fachkräfte für Attraktive 9 Die Forstwart Lehrabgänger und ihre Zufriedenheit mit unsere Wälder Grundausbildung der Ausbildung Hansjakob Tobler und Roman Schnyder 4 12 Wie beurteilen Forstwartinnen und Forstwarte ihre Zu- kunft in der Waldwirtschaft? Mischa Hauswirth 14 Was kostet ein Lehrling den Forstbetrieb? Ruedi Weilenmann 16 Lehrverbund im Forst – ein Miteinander, das sich lohnt! Brigitt Hunziker Kempf 17 Wie viel Personal benötigt ein Forstbetrieb? Roland Steiner 9 von 10 18 Wie bringen sich Forstunternehmer in die Grundausbil- würden dung ein? Christian Gränicher und Hansruedi Streiff wieder Forst- 19 Lernende beurteilen und fördern – eine wichtige Aufgabe wart lernen der Lehrbetriebe Roman Schnyder, Daniel Bürgi und Hansueli Jung 9 21 Übersicht über die bisherigen und neuen Modelle der BMS Natur, Landschaft und Lebensmittel 21 Berufsmittelschule und was man auch einmal dazu sagen sollte Alex Freihofer 22 Die BMS aus Sicht der Lernenden Ruedi Weilenmann 23 Die BMS aus Sicht des Betriebsleiters Christian Bottlang 25 Schlechtwetterarbeit – Chancen und Grenzen für den Forstbetrieb Herbert Werlen und Roland Steiner BMS – 27 Berufsmesse Zürich: Nachwuchs für den Wald Brigitt Hunziker Chancen und Risiken Waldgrenze 29 Klarheit an der Waldgrenze schaffen 21 Saison 31 aktuell im Wald vom Februar bis März Holzmarkt 32 Preisentwicklung Rundholz Kanton Zürich 34 Holzmarkt-Information Beat Riget Mitteilung WVZ 39 Mitteilung VZF 40 Forstkreise 41 Gesundheit 44 Nach getaner Arbeit: Entspann deine Füsse zu Hause! Kurzmitteilungen 44 Agenda/Vorschau 51 Titelbild (l) Holzskulptur; Foto: Christian Bottlang, Forstrevier Stammertal (r) Buche im Winter; Foto: Dieter Noll, Hilterfingen/Lignum
ZÜRCHER WALD 1/2017 Editorial Editorial 3 Waldberufe haben gleich dreifach Zu- der Lehrabgänger bestätigen jeweils, kunft: Zum Ersten, weil wir den Wald dass die Ausbildung zum Forstwart EFZ brauchen und der Wald gepflegt werden attraktiv sei und sie diese Grundbildung muss. Zum Zweiten, weil Holz immer wieder machen würden. vielfältiger eingesetzt wird. Und zum Dass mehr als 50 Prozent der gelernten Dritten, weil es in der Waldwirtschaft Forstwarte nicht mehr als Fachhandwer- eine umfassende, solide Grundausbildung ker im Wald arbeiten, hat mehrere Grün- und viele Weiterbildungsmöglichkeiten de. Grundsätzlich gibt es nicht für alle gibt. Zwar wachsen die Bäume von al- Ausgelernten einen Arbeitsplatz im Wald leine, aber der Wald muss bewirtschaftet und zudem sind die Lohnverhältnisse für und gepflegt werden. Ökonomisch und einen Forstwart, im Vergleich zu andern gleichzeitig ökologisch. Dafür braucht es Branchen, nicht berauschend. Auch in Berufsleute. Leute, die technisches Ver- andern Branchen sind aber Berufswechsel ständnis mitbringen und die Natur lieben. von über 50 Prozent üblich und normal. Leute, die über eine fundierte forstliche Grund dafür ist bestimmt auch das junge Grundausbildung verfügen. Alter von 14 Jahren, bei dem die Schüler Ist die forstliche Grundbildung auch sich bereits für einen Beruf entscheiden wirklich attraktiv? müssen. Die Lehre als Grundbildung ist Die Ausbildung zum Forstwart EFZ ein erster wichtiger Schritt zum Einstieg ist attraktiv, wenn alle Lehrstellen mit in die Arbeitswelt. Die Ausbildung zum motivierten Lernenden besetzt werden Forstwart EFZ ist eine attraktive Grund- können. Dies ist zurzeit noch der Fall, bildung und hat Perspektiven. Wer die weil die Forstbranche grundsätzlich ein Chance packt, wird es nicht bereuen. gutes und grünes Image hat und die Viele motivierte Berufsbildner sind Ga- Arbeitgeber hinter der Ausbildung stehen. rant dafür. Zur Attraktivität der Forstwartausbil- Ich wünsche allen Berufsbildnern und dung tragen die vielen guten Lehrbetriebe Lernenden ein aufregendes, neues Jahr mit ihren motivierten Berufsbildnern bei, mit guten Abschlüssen. sowie auch die vielen spannenden über- Erwin Schmid, betrieblichen Kurse. Mehr als 90 Prozent Präsident OdA Wald Schweiz Impressum 1/17 – Februar 2017 Redaktionskommission Zürcher Wald August Erni, Präsident, Förster, Vertreter VZF 49. Jahrgang, erscheint jeden zweiten Monat Nathalie Barengo, Forsting., Vertreterin Abt. Wald Alex Freihofer, Privatwaldeigentümer, Vertreter WVZ Herausgeber / Verbandsorgan Hanspeter Isler, Forstwartvorarbeiter, Vertreter VZF Herausgeber ist der Verband Zürcher Forstpersonal Ruedi Weilenmann, Förster, Vertreter VZF VZF. Die Zeitschrift ist zugleich Verbandsorgan des Waldwirtschaftsverbandes des Kantons Zürich WVZ Adressänderungen und Abonnemente an die Redaktionsadresse oder VERBAND ZÜRCHER Trägerschaft FORSTPERSONAL www.zueriwald.ch VZF und WVZ sowie Abteilung Wald, ALN, Baudi- rektion Kanton Zürich Inserate August Erni, Forsthaus im Dreispitz, 8304 Wallisellen Redaktionsadresse Tel. 044 836 59 65, erni@forsthu.ch IWA – Wald und Landschaft AG Hintergasse 19, Postfach 159, 8353 Elgg Papier Tel. 052 364 02 22 Cocoon FSC und Recycling E-Mail: redaktion@zueriwald.ch Auflage Redaktor 1‘250 Exemplare Urs Rutishauser (ur), Forsting. ETH, IWA Druck Stellvertretung: Felix Keller, Forsting. ETH, IWA Mattenbach AG, 8411 Winterthur Gestaltung und Satz Online IWA – Wald und Landschaft AG www.zueriwald.ch/zeitschrift
Statistik Waldfachkräfte ZÜRCHER WALD 1/2017 4 Christian Bottlang Welche und wie viele Fachkräfte arbeiten für den Wald? Die Organisation der Arbeitswelt Wald ZH-SH hat im November 2016 in den Kantonen Zürich und Schaffhausen eine flächendeckende Erhebung zum Forstpersonal und Dritt- leistungen durchgeführt. Erstmals liegen umfassende Zahlen vor, wie viele Fachkräfte mit welchen Ausbildungen in unseren Wäldern arbeiten. von Roman Schnyder, Abt. Wald, Vorsitzender der Ausbildungskommission OdA Wald Zürich-Schaffhausen und Felix Keller, Geschäftsführer Waldwirtschaftsverband Zürich 1. Ausgangslage - Grundlage für die Steuerung der forst- Die Ausbildungskommission der Organisa- lichen Aus- und Weiterbildung. tion der Arbeitswelt Zürich-Schaffhausen - Übersicht über Tätigkeitsgebiete der hat im Juli 2016 beschlossen, bei den Forst- Forstbetriebe für Imagepflege und Inte- revieren der beiden beteiligten Kantone eine ressenvertretung. einfache Umfrage zum Personal durchzu- führen. Die Anregung und die Grundlage 3. Methode Datenerhebung zu einer solchen Umfrage kamen Ende Für die Ermittlung des Personalbestandes 2015 aus der Redaktion der Zeitschrift der Forstbetriebe/Forstreviere und für die Zürcher Wald. Anlass gab unter anderem revierweise Schätzung der Unternehmer- die Planung der vorliegenden Schwerpunkt- manntage wurden alle Revierförster der nummer «Attraktive Grundausbildung». beiden Kantone mit einem Fragebogen Mit den Ergebnissen liegen erstmals seit befragt. In beiden Kantonen konnte ein hun- Längerem Informationen zum Forstperso- dertprozentiger Rücklauf erreicht werden. nal in den Kanton Zürich und Schaffhausen Alle Personalangaben mussten in Stellenpro- vor. Die Befragung hat keinen wissenschaft- zenten je Ausbildungs- oder Berufssparte an- lichen Hintergrund. Es ist beabsichtigt, die gegeben werden. Die Ergebnisse werden hier Befragung gelegentlich zu wiederholen. in Vollzeitäquivalenten VZÄ* dargestellt. Die Unternehmermanntage, welche die Förs- 2. Ziele der Erhebung ter für ihre Forstbetriebe/Forstreviere anga- Die Umfrage hat folgende Ziele: ben, wurden ebenfalls in VZÄ umgerechnet. - Erhebung des Personalbestandes und Entwicklungstrend. *) VZÄ: Gibt an, wie viele Vollzeitstellen sich - Grundlage über die Organisation des rechnerisch bei einer gemischten Personalbele- Forstpersonals (Stichwort GAV). gung mit Teilzeitbeschäftigten ergeben.
ZÜRCHER WALD 1/2017 Statistik Waldfachkräfte 5 SH ZH SH & ZH VZÄ Anteil VZÄ Anteil VZÄ Anteil Angestellte kantonaler Forstdienst (exkl. Staatswald) 4.0 6% 28 7% 32.0 7% Forsting. ETH und FH 3.0 4.3% 19.2 5% 22.2 5% Förster HF - 0.0% 4.0 1% 4.0 1% Sekretariat, Techniker 1.0 1.4% 4.8 1% 5.8 1% Private, forstliche Planungsbüros 0.2 0% 3.3 1% 3.5 1% Forsting. ETH und FH 0.2 0% 3.3 1% 3.5 1% Angestellte in Forstbetrieben / Forstrevieren 60.6 87% 298.8 72% 359.4 74% Lernende 13.0 19% 66.0 16% 79.0 16% Forstwarte 18.3 26% 78.8 19% 97.0 20% Maschinenführer 5.5 8% 25.9 6% 31.4 6% Forstwartvorarbeiter 5.0 7% 30.6 7% 35.6 7% Förster 13.7 20% 69.9 17% 83.6 17% Forsting. ETH und FH 0.2 0% 3.2 1% 3.4 1% Waldarbeiter 4.4 6% 15.7 4% 20.1 4% Sekretariat, Techniker 0.5 1% 5.7 1% 6.2 1% Waldfremd 0.0 0% 3.2 1% 3.2 1% Private Forstunternehmer 5.1 7% 84 20% 89.4 18% Unternehmer 4.6 7% 46 11% 51 10% Akkordanten 0.4 1% 38 9% 39 8% Gesamttotal 70 100% 414 100% 484 100% Tabelle1: Bestand forstlicher Fachkräfte in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) (Umfrage Forstpersonal ZH-SH 2016) SH ZH SH + ZH Waldfläche 12‘760 ha 50‘248 ha 63‘008 ha Gesamtpersonal exkl. Forstunternehmer 183 ha/VZÄ 121 ha/VZÄ 130 ha/VZÄ Forstbetriebe / Forstreviere exkl. Forstunternehmer 211 ha/VZÄ 168 ha/VZÄ 175 ha/VZÄ Kantonaler Forstdienst exkl. Staatswaldreviere 3‘190 ha/VZÄ 1‘795 ha/VZÄ 1‘969 ha/VZÄ Tabelle2: Waldfläche je Vollzeitäquivalent (ha/VZÄ) (Umfrage Forstpersonal ZH-SH 2016) Akkordanten* Anteil SH+ZH Die Erhebung der Daten über die kan- Forstunternehmer* tonalen Forstdienste erfolgte über eine Waldfremd* Anteil ZH Befragung der Abteilung Wald und des Anteil SH Sekretariat - Techniker* Kantonsforstamtes Schaffhausen. Waldarbeiter* Die VZÄ der forstlichen Planungsbüros wurden über das Auftragsvolumen, welche Forsting ETH und FH die beiden kantonalen Verwaltungsstellen Förster HF 2016 vergaben, hergeleitet. Forstwartvorarbeiter Maschinenführer 4. Forstpersonal in den Kantonen Forstwarte Zürich und Schaffhausen Lernende Für die Schaffhauser und Zürcher Wälder wird mit einem Fachkräftebestand von 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% * Beruf, bzw. spezifische Ausbildung wurde nicht erhoben 484 Vollzeitäquivalent (VZÄ) gearbeitet, 414 im Kanton Zürich und 70 im Kanton Grafik 1: Anteile der Forstberufe in % des Gesamtpersonalbe- Schaffhausen. standes (Umfrage Forstpersonal ZH-SH 2016)
Statistik Waldfachkräfte ZÜRCHER WALD 1/2017 6 aktuell Prognose 5 Jahre Maschinenführer und Forstwart-Vorarbeiter machen zusammen 13% des Fachpersonals 20% 29% im Wald aus, wobei die beiden Berufssparten Beschäftigung für Waldwirtschaft etwa gleich stark vertreten sind. Beschäftigung für Insgesamt sind 79 Lernende in der Aus- nicht Waldwirtschaft bildung, 66 im Kanton Zürich und 13 im 80% 71% Kanton Schaffhausen. Vom gesamten Per- sonal, das in der Branche arbeitet, ist jeder Grafik 2: Beschäftigungsanteil des Forstbetriebspersonals in den Sechste ein Forstwartlernender (16%). Die Tätigkeitsfeldern «Waldwirtschaft» und «Nicht-Waldwirtschaft» Verteilung ist in den zwei Kantonen ähnlich aktuell und eine Prognose in 5 Jahren (hier beruht das Resultat (ZH 16% und SH 19%). nicht auf Vollständigkeit) (Umfrage Forstpersonal ZH-SH 2016) Eine Statistik der OdA Wald ZH-SH zeigt, dass die Zahl der Lernenden und das Ange- 4.1 Waldfläche pro Forstfachkraft bot der Lehrstellen seit längerer Zeit stabil Im Kanton Zürich kommen auf eine Forst- sind (vgl. S. 11 ff. in diesem Heft). Gemäss fachkraft-VZÄ rund 120 ha Waldfläche. Umfrage bleibt diese Konstanz also auch Im Nachbarkanton liegt der entsprechende für die nächsten fünf Jahre gewährleistet. Wert bei gut 180 ha. Betrachtet man nur den kantonalen Forstdienst (ohne Staats- Forstreviere: Anteil Arbeit im Wald und waldreviere) kommt im Kanton Zürich ein waldfremde Leistungen VZÄ auf gut 1‘800 ha, in Schaffhausen auf Die Forstreviere wurden über den Be- knapp 3‘200 ha. schäftigungsanteil ihres Personals in den Tätigkeitsfeldern «Waldwirtschaft» und 4.2 Personal in Forstrevieren «Nicht-Waldwirtschaft» befragt. Neben Die Umfrage ergibt Aufschluss über die dem aktuellen Situation ging es auch um Anteile der verschiedenen Forstberufe. So eine Einschätzung der Entwicklung in 2 sind vom Gesamtbestand beider Kantone bzw. 5 Jahren. knapp ein Fünftel Förster (ZH 69.9 VZÄ Aktuell wird vier Fünftel der Zeit im Bereich und SH 13.7 VZÄ). Bei den Forstwarten Waldwirtschaft (alle Funktionen) und ein sind es im Kanton Zürich wieder etwa ein Fünftel der Zeit für waldfremde Leistungen Fünftel (78.8 VZÄ) und in Schaffhausen ein gearbeitet. Die Antworten ergeben, dass Viertel (18.3 VZÄ). bis 2021 Jahren der Bereich waldfremde Leistungen um 9% zunehmen wird (vgl. Forstberuf Verände- Verände- rung VZÄ rung VZÄ Grafik 2). bis 2018 bis 2021 Lernende - +2 Entwicklung der Arbeitsstellenstruktur in Forstwart +3.4 +1.8 den Forstrevieren Forstwart Maschinist - +1.0 Nur ein sehr kleiner Teil der Forstreviere Forstwart-Vorarbeiter +0.4 +2.0 sieht in den nächsten 2 bzw. 5 Jahren eine Förster +0.4 -0.5 Veränderung im Personalbereich (vgl. Ta- Waldarbeiter +0.2 +0.8 belle 3). Forsting FH und ETH - +0.4 Eine Veränderung der VZÄ bis 2018 pro- Sekretariats-/ Techn. Personal +0.4 +1.6 gnostizieren 14 von 88 Forstrevieren. Bis Personal, waldfremde Bereiche +0.1 +4.7 2021 sagen 25 von 88 Forstrevieren eine Total +5 +13.8 Veränderung der VZÄ voraus. Tabelle 3: Veränderung des Personalbestandes der Forstbetriebe Feststellbar und erfreulich ist, dass die und -reviere in Vollzeitäquivalent VZÄ in 2 und 5 Jahren (Um- Lehrstellen beibehalten werden und gemäss frage Forstpersonal ZH-SH 2016) Umfrage in fünf Jahren um zwei anwach-
ZÜRCHER WALD 1/2017 Statistik Waldfachkräfte 7 sen werden. Bei den Forstwarten zeigt die 88 Prognose ebenfalls leicht nach oben (+1.8 76 VZÄ in 5 Jahren). Auch werden eine Ma- 57 schinisten- und zwei Vorarbeiter-Stellen 49 45 geschaffen. Sekretariat- und Technisches 38 Personal werden ausgebaut. Die Mehrheit des Aufbaus an Personal aus waldfremden 12 12 11 Bereichen kommt durch einen Zusam- menschluss eines Forst- und Werkbetriebs Zürich & Schaffhausen Zürich Schaffhausen zustande. Reviere Total mit Forstpersonal mit Lernenden Wo ein Betrieb ist, sind auch meist Ler- Grafik 3: Anzahl Forstreviere mit Forstpersonal und Anzahl nende Forstreviere mit Lernenden in den Kantonen Zürich und Pro Forstbetrieb (nur Reviere mit Forstper- Schaffhausen (Umfrage Forstpersonal ZH-SH 2016) sonal) werden im Durchschnitt 1.4 Lernende ausgebildet. In Schaffhausen sind es 1.1 und aufwenden, kann der Umfrage nicht direkt in Zürich 1.5 Lernende pro Betrieb. Bemer- entnommen werden, aber die Zahlen lassen kenswert ist, dass in Schaffhausen 11 von sich unter gewissen Annahmen ableiten. 12 Betrieben Lernende ausbilden. In Zürich Wir gehen von ca. 180 VZÄ im Kanton sind es 38 von 45 Betrieben (vgl. Grafik 3). ZH und ca. 39 VZÄ im Kanton SH aus. Dies bedeutet, dass der Unternehmer- und Der Unterneh- Förster: Pensionierungswelle in den näch- Akkordantenanteil an der praktischen mer-/Akkor- dantenanteil an sten Jahren Waldarbeit in ZH ungefähr bei 32%, in SH der praktischen Zur Altersverteilung des Forstpersonals ungefähr bei 11% liegt. Waldarbeit liegt – im Hinblick auf Pensionierungen und in ZH ungefähr künftigen Personalbedarf – wurden keine 4.4 Kantonaler Forstdienst und bei 32%, in SH ungefähr bei Daten erhoben. Hier besteht jedoch eine Planer 11%. gesamtschweizerische Datenerhebung aus Der Anteil des kantonalen Forstdienstes dem Jahr 2013 der Codoc. (ohne Mitarbeiter in Staatswaldrevieren) Eine bemerkenswerte Erkenntnis daraus ist, am gesamten Personalbestand ist in beiden dass ab dem Umfragejahr bis in 15 Jahren Kantonen vergleichbar: 7% in ZH, 6% über 50% der Förster das Pensionsalter errei- in SH. Bei den Stellen auf den Kantons- chen werden. Die Zahlen aus den Kantonen forstämtern handelt es sich zu 70% um In- Zürich und Schaffhausen liegen sogar noch genieurstellen, die übrigen 30% sind Förster etwas über dem schweizerischen Durch- HF und Techniker-, bzw. Sekretariatsstellen. schnitt. Die entsprechenden Umfrageresul- Dazu kommen Stellen in privaten Planungs- tate sind unter www.codoc.ch zu finden. büros. Sie werden aufgrund des Auftragsvo- lumens der Kantonsforstämter Zürich und 4.3 Unternehmer und Akkordanten Schaffhausen für forstfachliche Arbeiten In der Umfrage wurde die Anzahl Unterneh- hergeleitet. Ihr Anteil am Branchenpersonal mer und Akkordantentage, welche jährlich beträgt 1% in ZH und 0.2% in SH. im Forstrevier geleistet werden, erhoben. Im Kanton SH sind es rund 5 VZÄ, im Kanton 5. Organisationsgrad des Forstper- ZH 84 VZÄ. Diese Fachkräfte verrichten sonals ausschliesslich praktische Arbeiten im Wald. Aus den Umfrageergebnissen lassen sich Wie viele Personalressourcen die Reviere Aussagen machen zum Organisationsgrad demgegenüber mit den eigenen Fach- des Forstpersonals, bzw. der Arbeitnehmer- kräften für praktische Arbeiten im Wald seite. Diese Grösse ist einerseits relevant
Statistik Waldfachkräfte ZÜRCHER WALD 1/2017 8 Organisation Im Kanton Anteil Mitglieder am Gründe dafür könnten in der höheren berufstätige Gesamtpersonal (= Nutzungsintensität der städtischen und Verbandsmit- Organisationsgrad von Agglomerationen geprägten Zürcher glieder Arbeitnehmerseite) Wälder gefunden werden, die mehr Perso- Verband Zür- 170 35 bis 40% nal erfordert, aber auch in den Eigentums- cher Forstper- sonal strukturen. Ein weiterer Grund kann in der Schaffhauser 43 60 bis 70% durchschnittlich höheren Finanzkraft der Forstverein Zürcher Gemeinden liegen. • Ein Drittel der praktischen Arbeiten der Tabelle 4: Organisationsgrad des Forstpersonals (Umfrage Waldbewirtschaftung werden im Kanton Forstpersonal ZH-SH 2016) Zürich von privaten Forstunternehmern erbracht, im Kanton Schaffhausen deutlich bei der Allgemeinverbindlichkeitserklärung weniger, nämlich 11%. des Berufsbildungsfonds, andererseits als • Gemäss der Prognose der Revierförster Grundlage für einen allfälligen Gesamt- wird sich an den Personalbeständen und arbeitsvertrag GAV. Lernende sind in den an den Personalstrukturen in den Forstre- meisten Fällen von den GAV ausgeschlos- vieren in den nächsten zwei bis fünf Jahren sen und werden aus diesem Grund nicht wenig verändern. mitgezählt. Im Kanton Zürich könnten • Eine Grossteil der Forstbetriebe mit eige- potentiell ca. 400 bis 500 Personen (inkl. nem Forstpersonal bildet Lernende aus. Teilzeitbeschäftigte) Mitglied des Verbandes Im Durchschnitt sind es 1.4 pro Betrieb. der Arbeitnehmerseite sein, im Kanton Gemäss Einschätzung der Förster wird sich Schaffhausen 60 bis 70. daran mittelfristig nichts ändern. • In den Forstrevieren liegt der Anteil der 6. Zusammenfassung Tätigkeiten ausserhalb des Waldes heute • Die Umfrage ergibt dank dem vollstän- bei durchschnittlich 20%. Gemäss groben digen Rücklauf aus den Forstrevieren Schätzungen der Förster dürfte sich dieser zuverlässige Zahlen über den Forstper- Anteil bis 2021 auf gegen 30% erhöhen. sonalbestand. Ebenso verlässlich sind die • Der gemäss Obligationenrecht notwen- Angaben über die Vollzeitstellen in den dige Organisationsgrad von 50% für eine kantonalen Forstdiensten. Die Zahlen zu Allgemeinverbindlichkeitserklärung eines Forstunternehmern, Akkordanten sind GAV oder des Berufsbildungsfonds Wald eine Schätzung, diejenigen der privaten wird auf der Arbeitnehmerseite im Kanton Planungsbüros rechnerisch hergeleitet Zürich mit ca. 35 bis 40% bezogen auf und somit weniger zuverlässig. die Mitgliedschaft beim Verband Zürcher • Die Personalstruktur ist in beiden Kanto- Forstpersonal nach wie vor nicht erreicht. nen relativ ähnlich, sowohl beim kanto- • Die Informationen über die Personalstruk- nalen Forstdienst, als auch in den Forst- tur und Aussagen über ihre mittelfristige revieren. Ausnahmen bilden der Anteil Entwicklung bilden eine wertvolle Basis Forstunternehmer und Akkordanten, für die Nachwuchsförderung und eine welche im Kanton Zürich deutlich höher allfällige Reaktion auf einen Fachkräf- liegen. Gründe dafür sind eine höhere temangel. Dazu sind eine vertiefte Analyse, Vielfalt bei den Organisationsformen der Zahlenvergleiche und Szenarien nötig. Reviere im Kanton Zürich und der hohe Privatwaldanteil. Kontakt: • Bezogen auf die Waldfläche ist der Per- OdA Wald ZH-SH, c/o ALN, Abt. Wald, sonalaufwand im Kanton Zürich gut Weinbergstrasse 15, 8090 Zürich, 40% höher als im Kanton Schaffhausen. roman.schnyder@bd.zh.ch
ZÜRCHER WALD 1/2017 Attraktive Grundbildung 9 OdA Wald ZH-SH Die Forstwart Lehrabgänger und ihre Zufriedenheit mit der Ausbildung Die Zahlen der Lehrabgänger der Kantone ZH und SH werden in einer Statistik geführt. Daneben werden die abschliessenden Forstwarte und Forstwartinnen über die Zufrieden- heit der Ausbildung und ihre weiteren Berufsabsichten befragt. Ein Blick zurück ergibt eine konstante Zahl an zufriedenen Lehrabgänger mit diversen Berufsabsichten. Der Blick in die Zukunft verspricht einige Tendenzen aber keine wesentlichen Änderungen. von Hansjakob Tobler und Roman Schnyder, OdA Wald ZH-SH Lehrabgänger der letzten 20 Jahre (Projekte) publiziert wird. Ein weiteres Im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre Ziel ist ein Bild über das Befinden in den haben im Kanton Zürich und Schaffhausen überbetrieblichen Kursen (ÜK) und in den jährlich 26 Lernende die Forstwartlehre Lehrbetrieben zu erhalten. EFZ erfolgreich abgeschlossen (vgl. Grafik 1). Davon entfallen auf den Kanton Zürich deren 22.5 und auf den Kanton Schaffhau- 40 sen 3.5 erfolgreiche Absolventen. Die Lehrabgänger beider Kantone machen 35 ca. 10% der Schweizer Forstwart-Absol- 30 venten aus. Beim Frauenanteil liegen die 25 zwei Kantone mit 5 Forstwartinnen auf 20 20 Jahren im Durchschnitt der Schweiz. Drei 15 davon wurden im Kanton Zürich und eine 10 im Kanton Schaffhausen ausgebildet. 5 0 Zufriedene Lehrabgänger und viel- seitige Berufswünsche ZH SH and. Kantone Im letzten Semester der Berufsschule werden die Lehrabgänger jeweils über ihre Zufrie- Grafik 1: Anzahl Kandidaten des Qualifikationsverfahrens denheit in der Ausbildung und über die (ehem. Lehrabschlussprüfung), Repetenten werden nur einmal Berufsabsichten nach der Lehre befragt. Die aufgeführt, Kandidaten aus anderen Kantonen besuchen die Umfrage dient einerseits einer nationalen Sta- BMS im Strickhof und absolvieren auch die Ausbildung mit tistik, welche jeweils auf www.odawald.ch den Lernenden der OdA Wald ZH-SH.
Attraktive Grundbildung ZÜRCHER WALD 1/2017 10 Wie beurteilen Sie? Lehrbetrieb - die erhaltene Ausbildung im Lehrbetrieb 41% 53% 6% - - die Betreuung durch den Lehrmeister 33% 46% 17% - - die Betreuung durch den Praktischen Ausbildner 46% 47% 7% - - die Arbeitsbedingungen im Lehrbetrieb (Arbeitsklima, -platz, -zeit usw.) 44% 44% 9% 2% - Ihre Mitsprachemöglichkeit im Lehrbetrieb 31% 47% 18% 4% - die Einhaltung der Arbeitssicherheit im Lehrbetrieb 40% 49% 11% - Ist Ihre Arbeit anerkannt und gefördert worden ? 35% 55% 11% - Konnten Sie im 3. Lehrjahr selbständig arbeiten ? 60% 33% 7% - Überbetriebliche Kurse A-Kurs: Holzhauerei (WVS / 10 Tage) 45% 45% 11% - D-Kurs: Jungwaldpflege (Abt. Wald / 5 Tage) 27% 66% 6% - Erste Hilfe (San Arena / 2 Tage) 29% 57% 14% - Maschinenkunde (Schweiz. Techn. Fachschule / 1 Tage) 16% 35% 35% 14% B-Kurs: Holzhauerei (WVS / 10 Tage) 55% 36% 9% - E-Kurs: Forstliches Bauwesen (Abt. Wald / 5 Tage) 52% 41% 6% - Gebirgswoche (Berufskundelehrer / 5 Tage) 75% 18% 5% 2% C-Kurs: Einführung Arbeitsverfahren (WVS / 10 Tage) 38% 45% 17% - D-Kurs II: Waldpflege + praktische Ökologie (Abt.W/3 Tg.) 22% 56% 19% 3% Wie sind Sie mit Ihrer Berufswahl zufrieden? 66% 31% 2% - Tabelle 1: Befragung der Lehrabgänger, Zusammenzug der Jahre 2010-2016, OdA Wald ZH-SH Die durchschnittlichen Ergebnisse der Jahre Hälfte (46%) eine Arbeitsstelle als Forst- 2010 bis 2016 zeigen eine insgesamt gute bis wart/in zugesichert oder in Aussicht. 30% sehr gute Zufriedenheit bei den Lernenden sind auf der Suche nach einer Stelle im Forst im Lehrbetrieb als auch in den ÜK’s (vgl. und 27% wandern von der Branche ab. Die- Tabelle 1). Die Ausbildung im Lehrbetrieb se Zahlen decken sich mit den Ergebnissen wird insgesamt sehr positiv angeschaut, dies der gesamtschweizerischen Umfrage. Weiter zeugt von dem hohen Stellenwert, der dieser hat jeder Zehnte (11%) die Berufsmatura Berufsausbildung in den Forstbetrieben absolviert, was mehr als doppelt so viel zukommt. Die Forstwartausbildung wird wie der Schweizer Durchschnitt (ca. 4%) Jeder Fünfte ernst genommen. Bei den ÜK’s gibt es unter- ist. Der Wunsch die Berufsmatura nach äussert den schiedlichere Bewertungen. Am schlechtes- der Lehre zu absolvieren befindet sich mit Wunsch Förs- ten schneidet hier der ÜK Maschinenkunde 4% wieder im Schweizer Schnitt. Die Wei- ter zu werden. ab. Der tägige Maschinenkundekurs wird terbildung zum Forstwartmaschinenführer seit 2014 im Bildungszentrum der Metall- möchte von 45% absolviert werden, 27% Union in Weinfelden durchgeführt, was möchten gerne die Ausbildung zum Forst- die Zufriedenheit verbessert hat. Daneben wart Vorarbeiter machen. Jeder Fünfte erhalten alle anderen ÜK’s eine gute bis äussert den Wunsch Förster zu werden und sehr gute Bewertung. Spitzenreiter bei den etwa zwei pro Abschlussjahrgang (7%) Lernenden ist die Gebirgswoche, welche im haben jeweils vor Waldwissenschaften an Engadin stattfindet und zum ÜK E gehört. der HAFL zu studieren. Verglichen mit den Von den Berufsabsichten werden nur die Schweizer Zahlen sind die Weiterbildungs- Abschlussjahre 2015 und 2016 angeschaut und Berufswünsche im Forst ähnlich, einzig (vgl. Tabelle 2). Insgesamt haben knapp die die Forstmaschinenführerausbildung wird
ZÜRCHER WALD 1/2017 Attraktive Grundbildung 11 von Zürcher- und Schaffhauser Lehrab- Berufsabsichten (nur die Jahre 2015 und 2016 ) gänger ersichtlich mehr gewünscht als vom Arbeitsstelle als Forstwart/in zugesichert od. in Aussicht 46% Schweizer Durchschnitt. Von den Lehrab- Diese Arbeitsstelle ist: gänger, welche in eine andere Branche - befristet 35% wechseln gibt es eine grosse Vielseitigkeit an - unbefristet 11% Berufswünschen. Die meisten Nennungen - im Lehrbetrieb 34% erhalten hier Landwirt, Landschaftsgärtner - in einem anderen Forstbetrieb 9% und Baumpfleger. - in einem Forstunternehmen 13% Habe noch keine Stelle als Forstwart/in, bin auf Suche 30% Möglicher Trend für die Zukunft Arbeitsstelle in anderer Branche zugesichert od. in Aussicht 27% Die stabilen Zahlen der Lehrabsolventen Suche Arbeitsstelle in einer anderen Branche 5% in vergangen Jahren sind sehr erfreulich und es wird angenommen, dass sich keine Berufsmatura bereits berufsbegleitend absolviert 11% wesentlichen Änderungen ergeben. Dies Absolviere Berufsmatura nach der Lehre 4% deckt sich zumindest beim Angebot der Mache einen Sprach- / Auslandaufenthalt 13% Lehrstellen aus der Umfrage Forstreviere Möchte Weiterbildung Forstmaschinenführer machen 45% (siehe S. 4 ff. in diesem Heft). Gemäss dieser Möchte Weiterbildung Seilkraneinsatzleiter machen 5% werden in den nächsten 5 Jahren sogar zwei Möchte Weiterbildung Forstwart-Vorarbeiter machen 27% Lehrstellen zusätzlich geschaffen. Auch die Möchte Ausbildung zum Förster machen 18% Nachfrage an Forstwartlehrstellen sieht im Möchte an HAFL studieren (Bachelor Forstwirtschaft) 7% Moment und für die nahe Zukunft gut aus. Es gibt zwar keine Zahlen, jedoch kann man Ich würde wieder eine Lehre als Forstwart/in machen 89% anhand den vielen Anfragen auf aktuelle Ich würde eher einen anderen Beruf wählen 5% Lehrstellen von einer guten Nachfrage Tabelle 2: Befragung der Lehrabgänger Berufsabsichten, 2015 ausgehen. Hier hilft sicherlich das positive und 2016, OdA Wald ZH-SH Image der Forstbranche. Limitierender Faktor bei den Lehrabgän- aufgelöst. Dabei gab es Jahre von 0 bis 4 gern sind also nicht die fehlenden Bewerber, Auflösungen. Die hauptsächlichen Gründe sondern eher die Lehrbetriebe, oder sie liegen trotz obligater Schnupperlehrzeit im könnten es zumindest werden. Lehrbe- schwindenden Berufsinteresse. Bei einigen triebe sind zunehmend nicht mehr in der ist die körperliche Überforderung, oder die Lage die ganze Palette des Bildungsplanes fehlende Motorik in der Motorsägenhand- im eigenen Betrieb zu garantieren. Einige habung Grund zum Lehrabbruch. Trotz- rutschen langsam vom Forstbetrieb in den dem dürfen wir mit dieser Quote in der Ein feststell- Bereich von Werkbetrieben mit der Folge, Forstwartausbildung sehr zufrieden sein, barer negativer Trend sind die dass verschiedene Teile der Ausbildung nur denn der kürzlich erschienene Trendbericht Lehrvertrags- noch stiefmütterlich behandelt werden. Als des Eidgenössischen Hochschulinstitut für auflösungen. Alternative könnte sich ein Lehrbetriebsver- Berufsbildung (EHB) besagt, dass in der bund anzeigen bei dem die Spezifikationen Schweiz 20-25% aller Lehrverträge früh- des Betriebes besser berücksichtigt werden zeitig aufgelöst werden. können. Solche Ausbildungsverbünde gibt es bereits, es gibt aber noch Potenzial nach Die Zeit nach der Ausbildung oben. Erfreulich ist, dass fast die Hälfte (46%) Ein feststellbarer negativer Trend sind die der Lehrabgänger eine Anschlusslösung Lehrvertragsauflösungen. In den vergan- nach der Lehre im Forst haben. Davon ist genen Jahren hat sich die Anzahl Lehrab- der grösste Teil befristet (35%) und nur brüche gehäuft, im Schnitt der letzten 10 wenige haben eine fixe unbefristete Stelle Jahre wurden 1.5 Lehrverträge (ca. 5%) (11%). Man kann davon ausgehen, dass
Attraktive Grundbildung ZÜRCHER WALD 1/2017 12 es sich bei den befristeten vielmals um eine Forstwartausbildung eine solide Grund- Übergangslösung bis zum Militärdienst ausbildung mit Perspektiven erhalten und handelt. Unbestritten ist die relativ grosse dazu eine Lebensschulung die als Basis für Abwanderung in andere Branchen. Der den beruflichen Lebensweg dient. Es ist er- Grund liegt dabei neben dem Angebot im freulich, dass zwei Drittel der Lehrabgänger Stellenmarkt auch in der Neuorientierung sehr zufrieden mit ihrer Berufswahl sind der Lehrabgänger. Dabei ist unsere Branche und jeweils 9 von 10 würden die Forstwart- keineswegs ein Einzelfall. Mit einer Fluktu- lehre wieder machen. ation von 10 – 25% im direkten Anschluss der Lehrzeit sind auch andere Berufe betrof- Kontakt: OdA Wald ZH-SH, c/o ALN, Abt. Wald, fen. Diese wird durch unser durchlässiges Weinbergstr. 15, 8090 Zürich, Bildungssystem gefördert. hansjakob.tobler@bd.zh.ch, Fakt ist, dass die Lehrabgänger mit der roman.schnyder@bd.zh.ch Wie beurteilen Forstwartinnen und Forstwarte ihre Zukunft in der Waldwirtschaft? Eine nationale Umfrage bei Forstwartinnen und Forstwarten untersucht die Berufssituation und die Berufsperspektiven. Letztlich geht es um die Frage, wie qualifizierte und motivierte Fachkräfte in der Waldwirtschaft gefördert und gehalten werden können? von Mischa Hauswirth, Journalist und Förster, Basel Die im Titel gestellte Frage ist nicht aus der motivierte Fachkräfte in der Waldwirtschaft Luft gegriffen. Nachdem im Rahmen der gefördert und gehalten werden», stand da- Bildungstrategie Wald Schweiz die BAFU- bei im Zentrum der Überlgegungen. Welche Untersuchung «Förderung und Erhaltung Faktoren beeinflussen das Wanderverhalten von Lehrbetrieben» im Jahr 2015 den Fokus hin zu und weg von der Forstbranche? Das auf die Lernenden gerichtet hat, knüpft besondere Augenmerk lag dabei bei Vertre- nun eine ähnliche Studie bei jungen, qua- terinnen und Vertretern der Altersgruppe Alle Befragten lifizierten Fachkräften mit einigen Jahren 25 bis 35. Diese befinden sich erfahrungs- gaben an, aus- Berufserfahrung daran an. gemäss in einer Lebensphase des Umbruchs, reichend über die Weiterbil- in welcher oftmals eine erste Daseinsbilanz dungs- und In einer nicht repräsentativen, aber um- gezogen wird. Dieser Ansatz erwies sich als Aufstiegs- fassenden Umfrage wurden über 30 per- richtig; Familienplanung, Weiterbildung, möglichkeiten sönliche Interviews mit nach dem Zufalls- Um- und Neuorientierung. informiert zu sein. prinzip ausgewählten Forstwartinnen und Die Umfrageresultate zeigen deutlich: am Forstwarte analysiert. Dabei stand die Anfang steht unmissverständlich die Passi- Einschätzung der eigenen Berufssituation on als tragende Basis, also die ausgespro- sowie die Beurteilung der Zukunfspere- chene Begeisterung für die Arbeit in und spektiven im Vordergrund. Es wurden mit der Natur, eine überdurchschnittliche Interviewpartnerinnen und -partner aus Leistungsbereitschaft sowie eine bewun- allen Landesteilen und Sprachregionen der derswerte Identifikation mit dem Wald als Schweiz angegangen, Angestellte sowohl Arbeits- und Aufenthaltsort. Die Antworten von öffentlichen Waldeigentümern wie auch fördern aber auch zutage, dass mit einer ge- solche von Forstunternehmungen. wissen Berufs- und Lebenserfahrung Über- Die Frage «Wie können qualifizierte und legungen zur persönlichen und beruflichen
ZÜRCHER WALD 1/2017 Attraktive Grundbildung 13 Sie liessen ein Stück Förster-Nostalgie aufleben – vier frische Zürcher Förster des Lysser Lehr- gangs 2014/15 anlässlich ihrer Diplomierung. Weiterentwicklung im Alltag Einzug halten vor allem das unterschiedliche Lohnniveau und hier einen wichtigen Stellenwert einzu- gegenüber der Baubranche als Hauptgrund nehmen scheinen, insofern für die Branche für einen Branchenwechsel. Interessanter- also relevant werden. Alle Befragten gaben weise teilen diese Meinung auch diejenigen, an, ausreichend über die Weiterbildungs- welche innerhalb des Forstes zu den Top- und Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Verdienern zählen. Branche informiert zu sein und die einzelnen Der Mangel an attraktiven Alternativ- Vor allem Berufssparten zu kennen. In Anbetracht der beschäftigungen für Fachkräfte ab 40 das unter- schiedliche sich anbietenden Chancen, entschliessen Jahren sei unter den häufig vorliegenden Lohnniveau sich aber dann doch recht viele für einen betriebsstrukturellen Bedingungen selten gegenüber der Wechsel hin zu einer Beschäftigung ausser- aufhebbar. Zur Verbesserung der Situation Baubranche halb des Waldes. bedinge es eine betriebsübergreifende He- beurteilen die Befragten als rangehensweise. Hauptgrund Der monetäre Seitenblick hin zur für einen Bran- Baubranche Der Verband Schweizer Forstpersonal hat chenwechsel. Die Abwanderungsquote bei den Forstfach- im Auftrag des BAFU den Lead für diese kräften ist bekanntlich vergleichbar mit Untersuchung übernommen und wurde derjenigen anderer Berufssparten. Dennoch durch die Begleitgruppenmitglieder aus wurde der Fachkräfteschwund von allen Partnerverbänden und -organisationen Umfrageteilnehmerinnen und Umfrage- sowie von externen Experten beraten und teilnehmern als bedenklich eingestuft. Ein unterstützt. Der Schlussbericht der Studie Forstwart aus der Romandie formulierte es soll im Frühjahr 2017 publiziert werden. so: «Jeder Abgang schwächt die Branche, Kontakt: weil es Verlust von Know-how bedeutet.» Geschäftsstelle Verband Schweizer Forstpersonal, Die befragten Forstwartinnen und Forst- Klosterstrasse 17, 6003 Luzern, warte beurteilen, nebst anderen Faktoren, info@foresters.ch
Attraktive Grundbildung ZÜRCHER WALD 1/2017 14 Christian Bottlang Was kostet ein Lehrling den Forstbetrieb? Diese Frage wird immer wieder gestellt, diskutiert und unbeantwortet verlassen. Lehrbe- triebe und Arbeitgeber, Förster und Lehrlinge, sie alle haben eine eigene Sichtweise der «Kosten». Zudem gibt es sogenannte «gute Lehrlinge» aber auch «schlechte Lehrlinge». Auch dies wird wiederum kontrovers betrachtet. von Ruedi Weilenmann, Förster, Dättnau Jeweils im Winter des 3. Lehrjahrs – dann minus Abzüge als Lohn erhalten. Das lockt wenn die Lernenden sich so langsam mit in die Selbständigkeit, ohne zu wissen, was der Zukunft nach der Lehrzeit befassen da draussen wartet. und einzelne sich mit dem Gedanken tra- Grundlagen der Berechnung sind die ak- gen, sich selbständig zu machen und/oder tuellen Bestandteile im Staatswald, gemäss Unternehmer zu werden – erarbeite ich mit Bildungskonzept des HR BD. den Klassen den Verrechnungslohn eines Die Arbeitszeit beträgt 42 Stunden während Lehrlings. Mittlerweile haben die meisten 52 Wochen, mit 5 Wochen Ferien, maximal Lehrlinge mitbekommen, dass für sie Fr. 12 Feiertagen, einem Tag Berufsschule pro 35.- pro Arbeitsstunde verrechnet wird, Schulwoche und den Tageskursen, sowie während sie etwa 8.30 Franken pro Stunde den überbetrieblichen Kursen und dem Kosten pro Einheit Betrag (SFr.) Lohn 1. Lehrjahr 13 Mte 800 10‘400 Lohn 2. Lehrjahr 13 Mte 1000 13‘000 Lohn 3. Lehrjahr 13 Mte 1400 18‘200 Vergütung Kleiderreinigung 36 Mte 100 3‘600 Vergütung Verpflegung 36 Mte 140 5‘040 Schulmaterial 1x 400 400 Persönliche Schutzausrüstung 1x 2600+1660+1660 5‘920 Persönliches Werkzeug (Arbeitsgurt usw.) 1x 200 200 Stundenkosten 4‘191 h. 13.54 56‘760 Zusatzkosten Rechnung üKA 1x 750 750 Rechnung üKB 1x 600 600 Rechnung üKC 1x 800 800 Abgaben OdA Wald (je nach Anzahl MA) 3x Min 700 2‘100 Qualifikationsverfahren 1x 350 350 Zusätzliche Stundenkosten 4‘191 h. 1.10 4‘600 Tabelle 1: Direkte Kosten des Lehrbetriebes für einen Lehrling während der 3-jährigen Aus- bildung
ZÜRCHER WALD 1/2017 Attraktive Grundbildung 15 Kosten pro Einheit Betrag (SFr.) Schnupperlehre (min. 3/Lehrstelle=3 x 8.4h) 25 h 72 1800 Berufsbildner (3x40 Wochen x 2h) 240 h 95 22800 Praxisbildner (3x40 Wochen x 4h) 480 h 72 34560 Besuchstage, Weiterbildung 42 h 95 3990 Arbeitsverfahren zu Ausbildungszwecken ? ? ? Stundenkosten 4‘191 h 15.06 63‘150 Tabelle 2: Indirekte Kosten für den Lehrbetrieb für einen Lehrling während der 3-jährigen Ausbildung Qualifikationsverfahren. Das ergibt eine net sind allfällige krankheits- oder unfall- maximal mögliche Anwesenheit während bedingte Ausfälle. Besucht ein Lernender der dreijährigen Lehrzeit im Betrieb von die dreijährige BMS, fallen 35 Arbeitstage 4191 Stunden oder knapp 64%, ohne Aus- pro Lehrjahr weg, womit dann 3309 pro- fall durch Krankheit oder Unfall. duktive Arbeitsstunden bleiben, was noch Gemäss der Herleitung in Tabelle 1 kostet 50.5% produktiven Stunden entspricht. Der also eine 3jährige Lehre rund 60‘000 Fran- Kostensatz beträgt dann Fr. 37.63. ken. Wohlverstanden, dieses Geld fliesst. Ein dreijährige Lehre kostet also rund Damit ist aber noch keine einzige Stunde 125‘000 Franken. Wer nun denkt, das Wieviel der im Lehrbetrieb ausgebildet worden. Bereits sei teuer, der soll sich Gedanken machen, Lernende durch seine mit den Schnupperlehren, die zwingend not- was Kanton und Bund noch zuschiessen. Arbeitsleistung wendig sind, um den nächsten Lernenden Kursinstruktoren und Berufsschule kosten refinanziert, ist herauszufiltern, wird Zeit investiert. Pro ebenfalls. Wer jetzt denkt, das ist teuer, sehr individuell Schnupperwoche dürfte dies sicher ein der soll mal beim Gymnasium zu rechnen ... Arbeitstag sein. Wenn sich nun der Berufs- beginnen. bildner gut um seinen Lernenden kümmert, Wieviel der Lernende durch seine Arbeits- wird er ihm pro Woche 2 Arbeitsstunden leistung refinanziert, ist sehr individuell und widmen oder, weil Lehrbetrieb, damit daher nicht unbedingt Modellrechnungsfä- beschäftigt sein. Der Praxisbildner ist bei hig. Es ist jedoch unbestritten, dass Lehrbe- der täglichen Arbeit intensiver dabei und triebe durch ihre Ausbildungstätigkeit auch wird 4 Stunden pro Woche Ausbildung profitieren, sei es nur, dass die Arbeitssi- betreiben oder sich um Ausbildungsbelan- cherheit einen hohen Stellenwert geniesst. ge (z.B. Arbeitsberichte lesen/korrigieren) [Diese Modellrechnung erhebt keinen kümmern. Mit Elternabend, Besuchstagen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Zahlen in den üK’s, Berufsbildnertagung und per- beruhen auf etlichen Annahmen, weshalb sönlicher Weiterbildung in Bezug auf die die Genauigkeit jederzeit bestritten werden Ausbildung darf als Minimum pro Lehre kann] eine Arbeitswoche gerechnet werden. Da Persönlich bin ich seit Jahrzehnten über- zu Ausbildungszwecken Arbeitsverfahren zeugt, dass sich die Ausbildungskosten rech- angewendet werden müssen, die weder Best- nen, nicht unbedingt für den Lehrbetrieb, verfahren noch die Kostengünstigen sind, aber für die Gesellschaft und somit für die sind auch da zusätzliche versteckte Kosten Volkswirtschaft. Neuzeitlich ist der gelernte vorhanden. Diese lassen sich aber nicht so Handwerker mit BMS und dem darauf fol- ohne weiteres quantifizieren, darum lasse genden Studium an einer Fachhochschule ich sie unbeziffert. auf dem «Königsweg». Zählen wir zusammen (vgl. Tabelle 2), Kontakt: ergibt sich ein Verrechnungssatz von Fr. Ruedi Weilenmann, 29.70 pro Arbeitsstunde. Nicht eingerech- weilenmann.r@pop.agri.ch
Attraktive Grundbildung ZÜRCHER WALD 1/2017 16 Lehrverbund im Forst – ein Miteinander, das sich lohnt! Sie haben’s getan und tuen es immer noch… denn die Idee, das Konzept funktioniert. Die Rede ist vom Lehrverbund zwischen den Revieren Freienstein-Teufen und Irchel. Im August 2013 haben die Reviere gemeinsam ihren ersten Lernenden eingestellt, haben ihn betreut, und für die Zukunft gewappnet. Im August 2017 tritt bereits ihr dritter Lernender seine Ausbildung an. von Brigitt Hunziker Kempf, Dägerlen Arbeitsweisen, Forstflächen, Maschinen- Einsätze und durfte vom Erfahrungsschatz der Mitarbeiter profitieren.» Er hat seine Ausbildung im August 2015 abgeschlossen. Ramon Brandenberger nahm seinen Platz ein und ist somit im Lehrverbund bereits B. Hunziker Kempf der zweite Lernende (siehe Box). Es braucht Sympathie Ist der Lehrverbund ein Erfolgsrezept für den Lernenden, eine Möglichkeit Lehrplätze zu Sie sind im Gespräch, haben ein gemeinsames Ziel: Lernende erhalten, zu schaffen? Die zwei verantwort- gut und gemeinsam auszubilden – dies in zwei Revieren, v.l.n.r. lichen Förster nicken einstimmig. «Aber! Hans Beereuter, Ramon Brandenberger, Martin Gross Die Köpfe müssen zueinander passen. Ohne Sympathie und gemeinsames Gedankengut «Wir besassen nicht die geeignete Struktur funktioniert es nicht!», erklären die zwei. Es und Grösse einen Lehrling auszubilden. ist wichtig, so ist zu hören, dass man offen Der Wunsch auszubilden war aber schon ist, willig Neues zu lernen, Neues auszupro- immer vorhanden», erzählt Martin Gross bieren, eigene Grenzen zu öffnen, Strukturen (Revier Freienstein-Teufen). Er und Hans zu überdenken, und… und… «Unsere zwei «Wir sind Beereuter (Förster des Reviers Irchel) kamen Reviere haben durch den Lernenden einen zufrieden wie ins Gespräch. Die Idee einen Lehrverbund viel engeren, intensiveren Kontakt mitei- es läuft und zu gründen, gedieh in ihren Köpfen. Schon nander.» Die Veränderung, die der gemein- werden die Ausbildung bald folgten den Worten Taten. Im August same Lernende mit sich bringt, empfinden des dritten 2013 startete ihr erster Lernender, Simon die Teams als spannend und bereichernd. Lernenden so Meisterhans, seine Ausbildung. Das Ge- Das Konzept des Revier übergreifenden weiterlaufen lassen.» spann (die Ausbildungsverantwortlichen Miteinanders scheint zu funktionieren. Der und der Lernende) trafen sich regelmässig 3. Lernende des Lehrverbundes hat seinen zu Gesprächen und planten die Arbeiten der Ausbildungsvertrag aktuell unterschrieben nächsten Monate gemeinsam. Der Lernende und wird im August 2017 starten. Werden ist im Lehrverbund in zwei Teams integriert. die Teams basierend auf ihren Erfahrungen Er ist für rund sechs Wochen an einem Ort in der Ausbildung etwas in der Struktur, und wechselt dann er für eine Zeitspanne oder Organisation ändern? «Nein. Wir ins Nachbar-Revier. «Es ist wichtig, dass der sind zufrieden wie es läuft und werden die Lernende nicht allzu oft wechselt. Dies gäbe Ausbildung so weiterlaufen lassen.» Gerne sonst Unruhe für ihn und für die Teams», erzählen die Förster Hans Beereuter und weiss Hans Beereuter aus Erfahrung. Martin Gross Interessierten mehr darüber: Für Simon Meisterhans war es eine gute «Man kann sich jederzeit bei uns melden. Zeit: «Ich erlebte dadurch verschiedenste Wir geben gerne Auskunft!»
ZÜRCHER WALD 1/2017 Attraktive Grundbildung 17 In zwei Teams zu arbeiten, ist spannend! «Ich absolviere die Ausbildung zum Forst- Lernende nicht zu häufig das Team wechselt. wart als Zweitausbildung. Zuvor lernte ich Auch ist die gute, offene Kommunikation Produktionsmechaniker. Danach ging ich in zwischen den zwei Revieren rund um meine den Militär-Dienst und war später zwei Jahre Ausbildung sehr relevant. Bei uns findet ein lang im Ordnungsdienst tätig. Nach einem regelmässiger Austausch statt. Sicherlich Unfall wollte und musste ich mich neuorien- braucht es von mir Flexibilität und Anpas- tieren. Ich schnupperte den Forstwart-Beruf sungsfähigkeit. Auch ist es positiv, dass ich in verschiedensten Revieren. Im August ein eigenes Auto besitze und dadurch mobil 2015 startete ich meine Ausbildungszeit im bin. So kann ich mich in den zwei Revieren Lehrverbund. Ich empfinde das Ausbildungs- selbständig organisieren und bewegen. Für modell sehr gut und fühle mich an meinem mich ist wichtig, dass ich weiss, wer für was Ausbildungsplatz sehr wohl. Es ist spannend verantwortlich ist und von wem ich was zwei verschiedene Teams mitzuerleben, in erfahre oder erlerne. Nach meiner Ausbil- zwei Teams mitzuarbeiten. Ich lerne extrem dungszeit möchte ich als Forstwart arbeiten viel von den verschiedenen Forstleuten. Es und bald die Ausbildung zum Forstwart- ist meiner Meinung nach wichtig, dass der Vorarbeiter absolvieren.» Wie viel Personal benötigt ein Forstbetrieb? Eine rationelle Arbeitsweise und eine korrekte Ausbildung ist an genügende personelle Res- sourcen gebunden. Dies bedeutete im Revier Egg-Ost – Stadlerberg einst Personalausbau. Überbetriebliche Zusammenarbeit sind für die Zukunft auch eine Option. von Roland Steiner, Revierförster, Forstrevier Egg-Ost Stadlerberg Ich hatte die Möglichkeit, den neu gegrün- dieselben Probleme, da die Landwirte oft deten Forstbetrieb Egg-Ost – Stadlerberg ab anderwärtig beschäftigt waren. Eine über- 1988 zu organisieren und laufend zu ver- betriebliche Zusammenarbeit wurde damals bessern. Dabei stellte sich immer wieder die nicht ins Auge gefasst. Frage, wie viel Personal benötigt wird, um Heute sind wir mit dem Personal (Forstwart- den Forstbetrieb im Rahmen der gesetzlichen vorarbeiter/Maschinist, Ausbildner, Forstwart Vorgaben möglichst gut entwickeln und die 50% und ein Lehrling) und der Infrastruktur anfallenden Arbeiten rationell erfüllen und gut dotiert. Wir können gewährleisten, dass zu einem fairen Preis anbieten zu können? immer zwei Mann am Arbeitsplatz sind und Überbetrieb- 1989 stellten wir einen Forstwart und einen dass der Lehrling die geforderte Qualität und liche Zusam- menarbeit Lehrling an, das Minimum, damit ein Forst- die Zeit zur Ausbildung erhält. muss geför- betrieb eigenständig arbeiten kann. Vom Ich bin mir bewusst, dass diese personelle dert oder die Gesetz her hatten wir nun die Möglichkeiten Situation aus betrieblichen Gründen nicht betrieblichen Arbeiten mit der Motorsäge auszuführen. immer einfach zu koordinieren ist. Aus Strukturen überdenkt Wir stellten aber schnell fest, dass der Lehr- diesem Grund muss die überbetriebliche werden. ling oft abwesend war, dass eine rationelle Zusammenarbeit gefördert oder die be- Arbeitsweise und eine korrekte Ausbildung trieblichen Strukturen überdenkt werden. in dieser Zusammensetzung unbefriedigend Die Zusammenarbeit sollte aber nicht nur waren. Wir organisierten uns mit Landwir- im Ausnahmezustand stattfinden, sondern ten, so dass dauernd zwei Mann am Arbeits- auch im Normalfall, damit sich die Mitar- platz waren. Im Sommer beim Rüsten von beiter bereits kennen und die Arbeitsabläufe Käferholz stellten sich aber immer wieder eingespielt werden.
Attraktive Grundbildung ZÜRCHER WALD 1/2017 18 Wie bringen sich Forstunternehmer in die Grundausbil- dung ein? Der Verband Forstunternehmer Schweiz stellt bei den frisch ausgebildeten Forstwarten ein Know How-Defizit in der Holzernte fest und engagiert sich für entsprechende Gegenmassnahmen. von Christian Gränicher & Hansruedi Streiff, Verband Forstunternehmer Schweiz Viele Forstunternehmer bilden schon seit rühren auch vom Bildungsplan her, der die etlichen Jahren erfolgreich aus. Und, be- Wohlfahrtsfunktion viel zu stark betont. sonders spürbar und erfreulich: weitere Wir können in dasselbe Horn stossen wie Betriebe wollen jetzt einsteigen und stellen die Holzverarbeiter, die meinen, die Nutz- sich den kantonalen Eignungs-Prüfungen. funktion sei unterbewertet gegenüber den Es gibt auch gute Beispiele mit Lehrver- Schutz- und Wohlfahrtsfunktionen. Und bünden zwischen Forstunternehmern und wir meinen, die Forstwartausbildung sei Forstbetrieben. Das bietet den Lehrlingen umso attraktiver, je mehr sie auf die Wald- mehr Holzernte-Zeit und fördert die At- bewirtschaftung konzentriert bleibt. Selbst traktivität dieser Lehre. der Bau-Teil darf in der Grundausbildung Der Verband setzt sich in allen relevanten wirklich in Frage gestellt werden – vielleicht Bildungsorganisationen wie QSK, OdA, würden wir dadurch gar weniger Leute an Arbeitsgruppen (Beispiel Forstmaschinen- die Bauwirtschaft verlieren? führer) und in der Bildungsstrategie dafür ein, dass die Ausbildungsgrundlagen sich Ausblick weiterhin an den Erfordernissen der Forst- Bei der heutigen motormanuellen Holzernte praxis orientieren. Da sind immer mehr An- wird meistens in einer Zweimannrotte mit Die Forstwart- strengungen, weil der Trend unerfreulich ist. einem Rückefahrzeug oder mindestens einer ausbildung motorisierten Fällhilfe gearbeitet. Für die ist umso attraktiver, je Stärkung der Holzernte – und der Schaffung interessanter Arbeitsplätze ist mehr sie auf Holzfunktion es unabdingbar, dass bereits in der Lehre die Waldbe- Viele frisch ausgebildete Forstwarte haben eine minimale Maschinenführerausbildung wirtschaftung heute Defizite in der Holzernte, beim Bäu- erfolgt. konzentriert mefällen. Ob Normal- oder Spezialfälle Für die Zukunft der Waldbewirtschaftung bleibt. – sie bekommen an vielen Ausbildungs- ist es wichtig, dass das Personal vor allem in orten nicht ausreichend Zeit, die in den der modernen Holzernte und in der Wald- ÜK vermittelten Grundlagen umzusetzen, pflege eine hohe Kompetenz hat. Mit der an- auszutesten und für sich einzuprägen. stehenden Revision der Bildungsverordnung Dieses Know How-Defizit in der Holzernte Forstwart wird es Aufgabe des Verbandes ist auch sicherheitsrelevant: Beim Wache sein, die Anliegen der Forstunternehmungen stehen neben dem Holzschlag zur Schlag- entsprechend einzubringen. Absicherung schützt man zwar die Pas- Und es bleibt wichtig, dass Forstunterneh- santen vor möglicher Gefahr, bringt aber die mungen, welche die Möglichkeit haben, eigene Gefahreneinschätzung beim Holzen Lehrlinge auszubilden, dies auch tun. Mit überhaupt nicht weiter. der Ausbildung von Lehrlingen ist es am Das gilt auch, wenn Lehrlinge einen grossen besten möglich, die jungen Berufsleute für Anteil Kommunalarbeiten verrichten, wie die Tätigkeiten unserer Betriebe zu schulen. das in einigen Lehrbetrieben vor allem im Kontakt: Mittelland der Fall ist. Forstunternehmer Schweiz, Mottastrasse 9, Die Defizite im Holzernte-Know How 3000 Bern 6, info@fus-efs.ch
ZÜRCHER WALD 1/2017 Attraktive Grundbildung Rolf Dürig 19 Lernende beurteilen und fördern – eine wichtige Aufgabe der Lehrbetriebe Um die Lernenden zu fördern, müssen Berufsbildner und praktische Ausbildner im Betrieb immer wieder den Ausbildungsstand – sprich die Kompetenzen – der Lernenden beurtei- len. Diese anspruchsvolle Aufgabe ist der Schlüssel für sicheres und selbständiges Arbeiten der Lernenden. Berufsbildner und Ausbildner lernen dies in der Ausbildung und konnten es kürzlich im Weiterbildungskurs «Kompetenzen der Lernenden fördern und beurteilen» repetieren. von Roman Schnyder, forstl. Ausbildungsbeauftragter Kanton Zürich, Daniel Bürgi und Hansueli Jung, Kursleiter im Kurs «Kompetenzen der Lernenden fördern und beurteilen» Hintergrund zum Thema Grundlagen der praktischen Tätigkeiten Es ist unumstritten, dass der Forstwartberuf werden in den überbetrieblichen Kursen gefährlich ist. Leider zeigen dies auch die vermittelt. Im Lehrbetrieb findet die Festi- Unfallzahlen der Lernenden. Dies veranlasst gung statt und der Berufsbildner ist weiter die Ausbildung und die darin enthaltene verantwortlich für eine stufengerechte Aus- Überprüfung der Kompetenzen regelmässig bildung. Das heisst konkret, er bestimmt, zu hinterfragen. Hat früher der Berufs- wann und wie selbstständig der Lernende bildner die Kompetenzüberprüfung noch arbeiten darf und dabei die Verantwortung papierlos im Wald erledigt, werden heute für sich selbst sowie für die Mitarbeitenden dafür vermehrt Dokumente eingesetzt. trägt. Um dieser verantwortungsvollen Auf- Der Ausbildungsbetrieb trägt nach wie vor gabe gerecht zu werden, sind nach der Aus- die Hauptverantwortung für die Ausbildung bildung zum Berufsbildner oder praktischen von Lernenden. Eine gute Zusammenarbeit Ausbildner regelmässige Schulungen oder mit den Verantwortlichen der überbetrieb- Weiterbildungen sinnvoll. Der Lehrbetrieb lichen Kurse und der Berufsschule ist dabei stellt ihm die nötigen Mittel, Arbeiten und unabdingbar. Daneben sollte der Kontakt selbstverständlich auch genügend Zeit dafür zu den Eltern gepflegt werden, dieser ist bei zur Verfügung. auftretenden Problemen sehr wertvoll. Die
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