Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
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SALVE Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr 12. Jahrgang · Ausgabe 3, Juni/Juli 2020 Jahresthema Erscheint sechsmal jährlich Einsiedeln im Ausnahmezustand 4 Wallfahrt Liturgischer Kalender 10 Gottesdienste in Einsiedeln 12 Wallfahrtsinformationen 14 Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 15 Der Wallfahrtspater informiert – Gebet zur Wallfahrtssaison 2020 16 Liturgisches Grundwissen – Alpsegen 17 Haben Sie gewusst… 18 Kloster Einsiedeln Frontseite: Einsiedeln im Ausnahmezustand (Foto: Pater Philipp Steiner). Gute Laune in der Quarantäne in Rom 19 Psalm 9 – Die Vielfalt des Betens 22 Marienbild 25 Stiftsschule Schulnachrichten 26 Ecke der Eltern 27 Schulseelsorge – Nun sitzen wir alle zu Hause 28 Ausstellung – Auf zur Gletschertour! 30 Internat – Werdegang eines Chaoten 32 In Memoriam Paul-Josef Hangartner 34 Personalnachrichten 35 St. Gerold Kurs- und Kulturprogramm 36 Kloster Fahr Grusswort 39 Das Kloster unter Quarantäne 40 Freiwilliges Ordensjahr FOJ – Ursula Wintersteller 43 Klassentreffen – Frühlingskurs 2000 45 www.gebetsgemeinschaft.ch Veranstaltungen 46 www.kloster-einsiedeln.ch Meditation 48 www.kloster-fahr.ch www.propstei-stgerold.at Kaleidoskop www.siljawalter.ch Der Künstler Wolfgang Beltracchi im Salve-Interview 50 www.zeitschrift-salve.ch Biographie Bundesrat Philipp Etter 58 www.gotteswort.ch Neue Bücher 59 www.GOTTsuchen.ch Impressum 70 2
LEITGEDANKE L iebe Leserin, lieber Leser «Jahresthema» steht über Pater Philipps Leitartikel ab Seite 4. Und dies völlig zu Recht, obwohl die Redaktion im November letzten Jahres ahnungslos «Theater» zum Jahresthema erkürt hatte: Welttheater, Stiftstheater, Silja Walter-Theater und so weiter. Dass wir damit die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, dass uns bald «jemand» einen dicken Strich durch eben diese Rechnung machen würde, das ahnten wir im November natürlich nicht. Inzwischen wissen wir es alle, «Jahresthema» steht völlig zu Recht über dem Artikel mit dem Titel «Einsiedeln im Ausnahme- zustand». «Corona» diktiert uns nach Belieben, was wir zu tun und vor allem, was wir zu lassen haben. Inzwischen ändert sich die Stimmung. Statt konsterniert die Krise zu beklagen, lautet der mediale Tenor jetzt: Rückkehr zur Normalität. Einfach so, als wäre nichts gewesen, sollen wir zurückkehren zum Grössenwahn, dem wir bis kurz vor Ankunft des Corona- Virus schamlos gefrönt haben? Einfach so zurück zum Wahn des Immermehr, Immerweiter, Immerlauter, Immerschneller? Damit wir schon bald so tun können, als ob nie etwas gewesen wäre... Ich bin zum Glück nicht der einzige, der hofft, die Corona-Krise könnte auch Gutes bewirken, weil alle Krisen im Leben auch ihre gute Seite haben – wie etwa Pater Kolumban, noch Propst von St. Gerold, in einem Essay für das Bildungshaus St. Arbogast in Vorarlberg schreibt. Und was könnte dieses Gute sein? Vielleicht die Erfahrung, dass ein Weniger nicht – nein, nicht «mehr», sondern besser ist. Dass wir – dem Sein vertrauend – auf dieses und jenes Haben verzichten, weil wir in der Krisenzeit erfahren haben, dass wir manches gar nicht oder doch nicht so dringend brauchen, wie wir gerade eben noch glaubten. Und entdecken, dass das Leben auf einmal leichter wird, heiterer, erfüllender. Und ein bisschen weniger stressig. Das wünsche ich uns allen von Herzen. Ihr Erich Liebi 3
JAHRESTHEMA Corona-Krise Einsiedeln im Ausnahmezustand Die Coronakrise ist das grosse Thema dieser SALVE-Ausgabe. In diesem Leitartikel soll versucht werden, die vielfältigen Auswirkungen von COVID-19 auf unsere Klostergemeinschaft und die einzelnen Teilbereiche des «Mikrokosmos Kloster Einsiedeln» zu beschreiben. Als in den letzten Dezembertagen 2019 in rangekrochen›, zuerst meldeten unsere drei der zentralchinesischen Metropole Wuhan Mitbrüder in Italien, was sie damit für Erfah- eine mysteriöse Lungenkrankheit ausbrach, rungen machten, dann kamen die drei Mit- hätte wohl niemand von uns gedacht, wel- brüder in Österreich mit ihren Neuigkeiten, che Auswirkungen dies für jeden einzelnen bevor dann definitiv auch wir in Einsiedeln von uns Einsiedler Benediktiner und unser mit den Konsequenzen der Epidemie kon- Kloster insgesamt haben würde... frontiert wurden.» So wurde uns schon bald klar: Wir müs- Was fern schien, war plötzlich ganz nah sen uns auf etwas gefasst machen! Abt Ur- Dass das Coronavirus innerhalb weniger Wo- ban nutzte das «Kapiteli», die kurze Ver- chen deutlich näher rückte, spürten wir sammlung mit Totengedenken und kurzem Mönche in Einsiedeln dank unseren «Korre- geistlichem Impuls vor der Komplet, ab Feb- spondenten» in Rom und Vorarlberg. Abt ruar vermehrt, um wichtige Informationen Urban schreibt rückblickend: «Das Virus kam weiterzugeben und die Gemeinschaft für gleichsam in der eigenen Gemeinschaft ‹he- Hygienemassnahmen zu sensibilisieren. Desinfektionsmittel überall Aus diesem Grund wurden im Kloster an zahlreichen stark frequentierten Stellen Spender mit Desinfektionsmittel aufgestellt. Dafür verantwortlich war Marco Dettling, der als Facility Manager nicht nur für Areal und Infrastruktur zuständig ist, sondern auch als Sicherheitsbeauftragter und Leiter des Reinigungsteams amtet. Ihm waren der präventive Schutz und die Vorbildfunktion für Mitarbeitende, Schüler, (Gottesdienst-) Besucher und Mönche wichtig. Eine der ersten Massnahmen war das «social distancing» innerhalb der Gemeinschaft. Im Klosterkirche als Herausforderung Chorgestühl wurden im richtigen Abstand Am 13. März 2020 hat der Bundesrat alle Ver- grüne Punkte geklebt, welche die fixen Plät- anstaltungen mit über hundert Personen ze für das Gebet anzeigen. verboten. Diese Präventionsmassnahme be- 4
JAHRESTHEMA Neue Orte wurden entdeckt: Das Osterfeuer wurde am 11. April nicht vor der Klosterkirche, sondern im «Pfarrgarten» entzündet. traf die Sonntagsgottesdienste am 15. März. on auf uns zu!» dachte man sich. Doch weit Die Sakristane im Kirchenschiff mussten da- gefehlt: Die Ereignisse begannen sich zu für sorgen, dass nicht mehr als hundert Per- überschlagen. Schon am Abend des 16. März sonen in die Klosterkirche eingelassen wur- hat der Bundesrat die «ausserordentliche den und dass der Sicherheitsabstand von Lage» ausgerufen und die Massnahmen im zwei Metern eingehalten wurde. Für die Kampf gegen die Ausbreitung des Corona «überzähligen» Gottesdienstbesucher wur- virus verschärft. Ab sofort durften in der de eine parallele Eucharistiefeier angebo- Klosterkirche und in der Gnadenkapelle ten. «Da kommt nun einiges an Organisati- keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden und das Beichtangebot musste – zum Schutz unserer betagten Mitbrüder – komplett eingestellt werden. Das war ein schmerzhafter Eingriff für Kloster und Wallfahrtsort Einsiedeln! Aber auch hier war unsere Solidarität mit der Gesellschaft gefordert. Die Stiftsschule zuhause Ebenfalls am 13. März wurde vom Bundes- rat bekannt gegeben: An den Schulen wird der Präsenzunterricht am 16. März vollstän- dig eingestellt. In Windeseile wurde für das Lehrerkollegium eine Einführung ins «home Die wertvollen Begegnungen unter Mitbrü- schooling» organisiert. Der Unterrichts dern sind immer wichtig – auch ausserhalb betrieb gemäss Stundentafel wurde ab der Quarantäne. Wie hier beim täglichen 18. März mit Fernunterricht via Internet lü- Kaffee nach dem Mittagessen. ckenlos aufrechterhalten. Dieser bedeutete 5
JAHRESTHEMA Bruder Francisco als Kameramann während eines Gottesdienstes (alle Fotos: Pater Philipp Steiner). einen erheblichen Mehraufwand für alle ne» ganz auf den Innenbereich des Klosters, Lehrpersonen und wird noch bis mindestens die sogenannte «Klausur» zurück. Dies vor bis am 8. Juni 2020 andauern. Dennoch kann allem aus Rücksicht auf jene Mitbrüder, wel- Rektor Johannes Eichrodt erfreut berichten: che zur Risikogruppe gehören. Da dies ein «Eltern und Schüler haben sich wiederholt beträchtlicher Teil unserer Klostergemein- sehr positiv zur Qualität des Fernunterrichts schaft ist, war hier die Solidarität aller ge- geäussert». fragt. Das zeitweise Einstellen von Kontak- ten nach aussen (inklusive zu Mitarbeitenden Sorge um die betagten Mitbrüder im Kloster) war bestimmt nicht für alle Pater Daniel, als Dekan auch für die klösterli Mönche einfach, doch hatte die Selbstisola- che Pflegestation verantwortlich, ist froh tion auch ihre schönen Seiten: Die Gemein- über eine wichtige Entscheidung im letzten schaft rückte – trotz «social distancing» – Jahr, welche sich während der Coronakrise als näher zusammen! wahrer Segen erwiesen hat: «Wir sind sehr Die Anwesenheit bei den Gebetszeiten dankbar, dass unsere Pflegestation seit An- und Mahlzeiten war beachtlich, die in den fang dieses Jahres vom nahegelegenen Pfle- vergangenen Jahren für unsere Gemein- geheim Langrüti geführt wird. Man darf sa- schaft zu gross gewordenen Räume wurden gen, dass sich die Zusammenarbeit in den wieder besser ausgenutzt, die schönen In- ersten Monaten und gerade angesichts dieser nenhöfe und der grosse «Herrengarten» Krise ein erstes Mal bewährt hat. Unsere Mit- wurden neu geschätzt und gerne besucht. brüder auf der Pflegestation versuchten wir natürlich auch noch speziell zu schützen. Ent- Der «Hof» ist verweist sprechend wurde der Pflegebereich etwas Die Mitarbeiterinnen an der Hofpforte wa- stärker vom Rest der Klausur abgesondert.» ren im Monat März damit beschäftigt, die bereits reservierten Führungen, Gottes- Rückzug in die Klausur dienste und Anlässe im Kloster abzusagen. Unsere Klostergemeinschaft zog sich am Auch der klösterliche Gästebereich war vom 16. März im Rahmen einer «Selbstquarantä- «Lockdown» betroffen. Pater Cyrill erinnert 6
JAHRESTHEMA sich: «Es tat sehr weh, den Gästen absagen zu müssen – anfangs noch zögerlich, dann aber ab dem 13. März definitiv. Der ganze Hofbereich scheint ohne Gäste, Konzerte und Aperos leblos geworden zu sein. Die Öffnungszeiten der Hofpforte haben wir angepasst, da die Anforderungen nicht mehr so gross waren und wir so den Tag in einer Arbeitsschicht bewältigen konnten. Damit liess sich auch die Gefahr einer Anste- ckung unter den Mitarbeiterinnen verrin- gern.» Mitbrüder auf Spezial-Mission Ein alter Brauch in der Coronakrise neu Neben den bereits auswärts lebenden Mit- erfunden: Statt mit Wein wurde die «St. Ge- brüdern in Rom und Vorarlberg wurden in roldsschale» am 19. April mit «Schöggeli» den ersten Tagen des «Lockdowns» zwei gefüllt herumgereicht. weitere Mitbrüder auf die andere Seite der Klostermauer geschickt: Pater Patrick wurde Wallfahrt digital von Abt Urban ins Kloster Fahr gesandt, um Auch der Wallfahrtsbetrieb verlagerte sich mit und für die Mitschwestern im Kloster am grösstenteils ins Netz, derweil der Besu Rande der Stadt Zürich die Eucharistie zu cherstrom der Klosterkirche zu einem klei- feiern. nen, aber immer konstanten Rinnsal wurde. Pater Basil begab sich derweil in die Auf der Webseite konnte man eine «Online- Selbstisolation, um als Seelsorger den Men- Wallfahrt» machen, Kerzen bei der Gna- schen in der Pfarrei Einsiedeln nahe sein denkapelle anzünden lassen, sowie ver- zu können, ohne die Klostergemeinschaft mehrt Predigten und geistliche Impulse durch eine allfällige Ansteckung zu gefähr- nachlesen. Mit Hilfe von Mitbrüdern wurde den. das tägliche Rosenkranzgebet wiederaufge- nommen und im Livestream übertragen. Gottesdienste online Überhaupt zeigten sich viele Menschen Dafür, dass unsere Klostergemeinschaft beindruckt, wie aufmerksam und sensibel während des «Lockdowns» nicht selbstbezo- auf die aktuelle Krisensituation in Predigten gen wurde, sorgten der klosterinterne IT- und Fürbitten eingegangen wurde. Verantwortliche, Bruder Francisco und der Präsident der Vereinigung der Freunde des Konsequenzen der Coronakrise Klosters, Heino von Prondzynski. Bereits am Mit viel Flexibilität und Erfindergeist wur- 15. März, als erste Restriktionen die Mitfeier den im Kloster manche neuen und wertvol- der Gottesdienste betrafen, konnte auf den len Impulse durch die Coronakrise möglich Livestream «umgesattelt» werden. So konn- und wir tauschten uns innerhalb der Ge- ten viele Menschen die Gottesdienste der meinschaft fleissig aus, welche durch die Mönche online mitfeiern. Die Rückmeldun- Krise möglichen Veränderungen wir auch gen zu dieser Dienstleistung waren über- später beibehalten möchten. aus zahlreich und sehr positiv. Vielen Men- Doch wir wollen die Coronakrise nicht schen durften wir durch das Livestreaming verklären. Marc Dosch, der Verwaltungsdi- unserer Gottesdienste eine geistliche Oase rektor des Klosters, gibt zu bedenken: «Die in der nicht leichten Zeit der Coronakrise er- vielfältigen Auswirkungen auf die Kernauf- öffnen. gaben und die Aktivitäten des Klosters ha- 7
JAHRESTHEMA Gottesdiensten führt dazu, dass der Opfer- stock – eine wichtige Ertragsquelle in der Wallfahrtssaison und an vielen Feiertagen zwischen März und Juni – kaum mehr Ein- künfte verzeichnet. Die Stiftsschule konnte ihren Betrieb mit ‹home schooling› erfolg- reich aufrechterhalten, wobei der Fernun- terricht und die Sicherheitsmassnahmen beim wieder anlaufenden Präsenzbetrieb Auf Einla höhere Kosten verursachen. Und schliesslich haben einige unserer gewerbetreibenden Mieter aufgrund von Betriebsunterbrüchen um Mietzinsnachlass gebeten.» Ein kleiner Lichtblick unter den Klosterbe- trieben: Die Selbstbedienung bei der Kloster- Die Dankbarkeit überwiegt gärtnerei war ausserordentlich beliebt. Am Auch wenn so manche Begleiterscheinung 27. April konnten Roland Schättin und René der Coronakrise für uns schmerzhaft war – Gassmann den Laden wieder öffnen. wir blicken dankbar auf die vergangenen Wochen zurück. Im Gegensatz zu den ben auch Folgen für Personal und Finanzen. Schwestern im Kloster Fahr blieben wir Auf Kostenseite bringen die Kurzarbeitsent- Mönche von einer Ansteckung (bisher) ver- schädigungen eine gewisse Erleichterung. schont und wir empfingen viele ermutigen- Bei den Erträgen fehlen Einkünfte aus dem de und stärkende Zeichen der Verbunden- Gästebereich, dem Klosterladen und der heit. Gärtnerei. In der Weinkellerei verzeichnen Gleichwohl bedeutete die vorsichtige wir im April einen massiven Umsatzrück- Lockerung der klösterlichen Selbstquaran gang aufgrund der Schliessung von Restau- täne im Rahmen der «Frühlingslässe» vom rants, gerade auch der klostereigenen 27. bis 30. April für viele Mitbrüder ein gros Pachtbetriebe. Das Verbot von öffentlichen ses Aufatmen. Denn obwohl die barocke Klosteranlage die wortwörtliche «Klausur» ziemlich erträglich machte, spürten manche Mönche die Folgen eines sechs Wochen dau- ernden Eingeschlossen-Seins emotional stark. Was die Öffnung unserer Gottesdienste für Aussenstehende und die Wiederaufnah- me der seelsorgerlichen Angebote angeht, müssen wir uns noch etwas gedulden. In Aussicht gestellt wurde dafür der 8. Juni. Abt Urban gewinnt der Krise trotz allem auch positive Aspekte ab: «In der Gemein- schaft blieb es erstaunlich ruhig, das Offizi- um und das Konventamt wurden zum geis- Viele Mitbrüder konnten die ruhigen Wo- tigen Zentrum, wie ich das schon lange nicht chen des «Lockdowns» geniessen, während mehr erlebt habe. So war die Sorge immer sie für andere neue Herausforderungen auch begleitet von der Dankbarkeit und brachten. Hier erholt sich Pater Thomas im vom Glauben, dass unsere Zukunft auf jeden «Fratergarten» vom «home schooling». Fall in Gott liegt.» Pater Philipp Steiner 8
JAHRESTHEMA Ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus Wer hätte gedacht, dasss ein Virus es schaffen würde, eine der schönsten biblischen Botschaften ganz konkret und für jedermann nachprüfbar zu verwirklichen? Es ist zwar nicht die Schwarze Madonna von Einsiedeln, die in Psalm 19 gemeint ist, wenn der Psal- mist schwärmt: «Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde». Es sind «Himmel und Erde», die die Herrlichkeit Gottes preisen. Aber Psalm 19 hat festen Bestand im Stundengebet der Einsiedler Benediktiner, womit die Schwarze Madonna zur weltweiten Botschafterin wird für das Beten der Mönche. Wer in diesen Tagen die Website des Klosters aufruft oder bei Youtube nach «Einsie- deln» fragt, bekommt mit dem Bild der Einsiedler Madonna in ihrem Strahlenglanz alle Live-Übetragungen, die seit Mitte März ausgestrahlt worden sind, aufgelistet. Das Klos- ter schreibt dazu: «Als Zuhause einer lebendigen Mönchsgemeinschaft und grösster Wallfahrtsort der Schweiz bleibt das Kloster Einsiedeln auch während der Coronakrise ein Ort des Gebetes. Wir freuen uns, dass Sie mit uns Gottesdienst feiern: 07.30 Uhr Laudes (Morgenlob) 09.30 Uhr Konventamt (Hl. Messe der Mönche) an Sonn- und Feiertagen 11.15 Uhr Konventamt (Hl. Messe der Mönche) an Werktagen 12.05 Uhr Mittagsgebet (an Sonn- und Feiertagen um 12.00 Uhr) 16.30 Uhr Lateinische Vesper (Abendlob) und «Salve Regina» 18.30 Uhr Maiandacht bei der Gnadenkapelle (Sonntage im Mai) 19.15 Uhr Rosenkranzgebet bei der Gnadenkapelle (ausser Sonntage im Mai) 20.00 Uhr Komplet (Nachtgebet), am 1. So des Monats um 19.00 Uhr.» Das Streaming-Angebot ist derzeit (Stand 5.5.20/21:39 von 1420 Personen abonniert und selbst an einem «gewöhnlichen» Sonntag wie dem vom 26. April haben nicht weni- ger als 2679 Personen die Life-Übertragung des Konventamts von 9.30 Uhr aufgerufen. Erich Liebi 9
WALLFAHRT Liturgischer Kalender für Juni und Juli JUNI 1. Mo Pfingstmontag Hl. Justinus († um 165) Philosoph, Märtyrer Gebetsmeinung Weltkirche 3. Mi Hl. Karl Lwanga und Gefährten Wir beten, dass alle, die leiden, vom († 1886) Herzen Jesu berührt werden und Märtyrer dadurch einen guten Weg zum Leben finden. 5. Fr Hl. Bonifatius († 754) Bischof, Märtyrer Kirche Schweiz Wir beten für alle, die als Ordensleute 7. So Dreifaltigkeitssonntag oder Priester das Charisma der Ehelosig keit leben. 11. Do Hochfest Fronleichnam Hl. Barnabas Apostel 13. Sa Hl. Antonius von Padua († 1231) JULI Ordenspriester, Kirchenlehrer Einsiedler Gebetstag 2. Do Fest für geistliche Berufe Mariä Heimsuchung 14. So 11. Sonntag im Jahreskreis 3. Fr Fest Hl. Thomas, Apostel 19. Fr Hochfest Herz Jesu 4. Sa Ulrich von Augsburg († 973) Hl. Romuald († 1027) Bischof Mönch, Ordensgründer 5. So 14. Sonntag im Jahreskreis 21. So 12. Sonntag im Jahreskreis Aloisius Gonzaga († 1591) 11. Sa Fest Ordensmann Hl. Benedikt 24. Mi Hochfest der Geburt Abt, Schutzpatron Europas Johannes des Täufers 12. So 15. Sonntag im Jahreskreis 28. So 13. Sonntag im Jahreskreis Irenäus von Lyon († 202) 13. Mo Einsiedler Gebetstag Bischof, Märtyrer für geistliche Berufe 29. Mo Hochfest der heiligen 15. Mi Hl. Bonaventura (†1274) Petrus und Paulus, Apostel Ordensmann, Bischof, Kirchenlehrer 10
WALLFAHRT JULI 16. Do Hochfest 26. So 17. Sonntag im Jahreskreis Unsere Lieben Frau von Hl. Joachim und Hl. Anna Einsiedeln Eltern Marias 19. So 16. Sonntag im Jahreskreis 29. Mi Hl. Marta, Maria und Lazarus Äussere Feier Gastfreunde des Herrn Unserer Lieben Frau von Einsiedeln 31. Fr Hl. Ignatius von Loyola († 1556) Priester und Ordensgründer 22. Mi Fest Hl. Maria Magdalena 23. Do Fest Gebetsmeinung Hl. Birgitta von Schweden Weltkirche († 1373) Wir beten, dass die Familien unserer Ordensgründerin, Mitpatronin Tage mit Liebe, Respekt und Rat Europas begleitet werden. Kirche Schweiz 25. Sa Fest Wir beten für die Gläubigen anderer Apostel Jakobus der Ältere Religionen, mit denen wir zusammen leben, und für alle, die meinen, nicht glauben zu können. 11
WALLFAHRT ung u fh e b Gottesdienste in Einsiedeln nach A lungsverbo m m ts rs a des Ve Vorbemerkung Ob die hier aufgeführten Gottesdienste von den Gläubigen in der Klosterkirche wirklich mitgefeiert werden können, steht zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Ausgabe noch in den Sternen. Falls öffentliche Gottesdienste nicht möglich sein sollten, werden die hier aufgeführten Feiern aber via Livestream (www.youtube.com/klostereinsiedeln/live) übertragen. Besuchen Sie bitte unsere Webseite www.kloster-einsiedeln.ch, bevor Sie sich zur Auf Einla Mitfeier eines Gottesdienstes auf den Weg nach Einsiedeln machen. Abkürzungen: KK Klosterkirche, GK Gnadenkapelle, MK Magdalenenkapelle, UK Unterkirche, BK Beichtkapelle JUNI Mo 1. fingstmontag – Gedenktag P So 14. onntag nach Fronleichnam / S Maria, Mutter der Kirche Todestag des Ehrwürdigen 09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK Dieners Gottes Br. Meinrad 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK Eugster 16.30 Uhr Feierliche Vesper mit Fr 5. Herz-Jesu-Freitag Eucharistischer Aussetzung und 20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK Prozession KK 17.30 Uhr Eucharistiefeier in Erinnerung an So 7. Dreifaltigkeitssonntag Bruder Meinrad (1848 –1925) GK 09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK 18.15 Uhr Rosenkranzgebet um die Selig- 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK sprechung von Bruder Meinrad GK Mi 10. Fronleichnam – Vorabend anschl. Gebet am Grab von 16.30 Uhr Feierliche Vesper mit Bruder Meinrad Eucharistischer Aussetzung KK 20.00 Uhr Feierliche Komplet mit Fr 19. ochfest des Heiligsten H Eucharistischer Aussetzung KK Herzens Jesu 11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK Do 11. Fronleichnam 16.30 Uhr Vesper mit Eucharistischer 08.00 Uhr Keine Eucharistiefeier Aussetzung KK 08.30 Uhr Pontifikalamt KK 18.10 Uhr Rosenkranz für die Priester GK anschl. Eucharistische Prozession 20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK 16.30 Uhr Pontifikalvesper mit Eucharistischer Aussetzung KK Mi 24. ochfest der Geburt des H 20.00 Uhr Feierliche Komplet mit hl. Johannes des Täufers Eucharistischer Aussetzung KK 11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK Mo 29. Hochfest der hll. Petrus und Paulus 11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK 12
WALLFAHRT JULI Do 2. Fest Mariä Heimsuchung Do 16. Hochfest Unserer Lieben Frau 11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK von Einsiedeln 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK 11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK Fr 3. Herz-Jesu-Freitag 20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK So 19. Äussere Feier des Festes Unserer Lieben Frau von Sa 11. Fest des hl. Benedikt, Einsiedeln Patron Europas 09.30 Uhr Pontifikalamt KK 11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK 14.00 Uhr Pilgerandacht mit Rosenkranz- 16.30 Uhr Feierliche Vesper KK gebet GK 16.30 Uhr Pontifikalvesper und Prozession zur Gnadenkapelle mit Marien litanei KK Einsiedler Orgelkonzerte fallen im Sommer 2020 aus Leider mussten wir uns entscheiden, die für diesen Sommer geplante Orgelkonzertreihe auf nächstes Jahr zu verschieben. Die durch Covid-19 verursachte Unsicherheit bezüglich der Veranstaltungsmöglichkeiten während der Sommermonate scheint diese Massnah- me nahe zu legen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Die Konzertorganisten sind bereits angefragt worden, ob sie auch noch in einem Jahr bei uns und für uns spielen möchten. Wir hoffen, dass sich die sechs Termine unter den betreffenden Musikern gut aufteilen lassen. Immerhin können wir Ihnen bereits die Daten für den Sommer 2021 bekanntgeben: 20.7. / 27.7. / 3.8. / 10.8. / 17.8. / 24.8. 2021 Wir würden uns sehr freuen, Sie bei dieser Gelegenheit wieder alle in Einsiedeln begrüssen zu dürfen! Pater Theo Flury, Stiftsorganist 13
en Sie WALLFAHRT e ko n sultier site: Bitt Web n se r e n.ch d a z u u e r - ei n s i e d el Wallfahrtsinformationen www.k lo s t Seelsorge Öffnungszeiten Beichtzeiten Kirchenpforte Sonn- und Feiertage: Montag bis Samstag: 08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 / 09.00 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.00 Uhr 15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr Sonn- und Feiertage: Montag bis Samstag: 09.00 – 09.15 / 10.30 –11.00 / 11.45–12.00 / 10.00 –11.00 / 15.00 –16.00 / 13.30 –16.15 / 17.15 –18.00 Uhr 17.00 –18.00 Uhr Wallfahrtsbüro Sie erreichen uns telefonisch von Das «Goldene Ohr» Montag bis Freitag das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch 09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr November bis Februar sowie während der Sommerferien: Klosterkirche 09.00 –11.00 Uhr Ostern bis Allerheiligen: Telefon: +41 (0)55 418 62 70 6.00 – 21.00 Uhr Fax: +41 (0)55 418 62 69 Allerheiligen bis Ostern: wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch 6.00 – 20.30 Uhr www.wallfahrt-einsiedeln.ch Klosterladen Segnung von Andachtsgegenständen Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr / Montag bis Samstag: 13.30 –17.30 Uhr 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr Samstags: 10.00 –16.30 Uhr Sonn- und Feiertage: Telefon: 055 418 64 71 10.45 / 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr www.klosterladen-einsiedeln.ch Gottesdienste in der Klosterkirche Sonn- und Feiertage Werktage 17.30 Uhr Vorabendmesse (Hauptaltar) 06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 07.15 Uhr Laudes 07.15 Uhr Laudes 08.00 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 09.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 09.30 Uhr Konventmesse (Hauptaltar) 11.15 Uhr Konventmesse (Hauptaltar) 11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar) 12.05 Uhr Mittagsgebet 16.30 Uhr Vesper/Salve Regina 16.30 Uhr Vesper/Salve Regina 17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle) 20.00 Uhr Komplet 20.00 Uhr Komplet 14
WALLFAHRT Wallfahrt Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen Die Coronakrise hinterlässt auch bei der Wallfahrt nach Einsiedeln Spuren. Anstatt die Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen zu kommunizieren, muss der Wallfahrts pater hier die zahlreichen, bereits abgesagten Wallfahrten aufzählen. Doch präsent sind die Wallfahrten bei der «Schwarzen Madonna» trotzdem. Die Wallfahrt führt Menschen aller Genera- Die inzwischen wieder zahlreicher geworde- tionen aus unterschiedlichsten geografi- nen Besucher der Klosterkirche werden so schen und sozialen Kontexten an einem Ort auf die durch das Coronavirus verunmög- auf relativ engem Raum zusammen. Kein lichten Wallfahrten hingewiesen. Wir möch- Wunder, dass im Einsatz für die Eindäm- ten so aber auch zeigen, dass die Wallfahre- mung des Coronavirus und zum Schutz der rinnen und Pilger bei Unserer Lieben Frau Menschen im Frühjahr und Sommer 2020 die von Einsiedeln nicht vergessen werden. grossen Wallfahrten nach Einsiedeln nicht durchgeführt werden können. Pater Philipp Steiner Eine lange Reihe von Absagen Die für Mai und Juni 2020 geplanten Wall- fahrten der Tamilen, Albaner, Luzerner, Vor- arlberger, Obwaldner, Nidwaldner, Schwy- zer/Küssnachter, Zuger, Portugiesen, Polen, Tschechen wurden bereits abgesagt. Für zahlreiche weitere grössere Wallfahrten im Juli erwarten wir bis zum Erscheinen dieser SALVE-Ausgabe ebenfalls Absagen. Bereits definitiv abgesagt wurden die beiden gros sen Juli-Wallfahrten der Zürcher (4. Juli) und der Jurassier (7.–9. Juli). Die Wallfahrtsleitung bedauert diese Si- tuation sehr, unterstützt die Organisatoren der einzelnen Wallfahrten aber auch in der Wahrnehmung der Verantwortung für die Gesundheit der Pilgerinnen und Pilger. Kerzen anstelle der Pilger Stellvertretend für die «verhinderten» Pilge- rinnen und Pilger steht jeweils am ursprüng- Die brennenden Wallfahrtskerzen des Stan- lich geplanten Wallfahrtstag die entspre- des Luzern und der Stadt Rapperswil-Jona chende Standeskerze bei der Gnadenkapelle. am 3. Mai 2020. 15
WALLFAHRT Der Wallfahrtspater informiert Gebet zur Wallfahrtssaison 2020 Die diesjährige Wallfahrtssaison steht unter dem Motto «Bei Maria zu Hause». Dazu wurde ein Gebet verfasst, welches während der Coronakrise auch zu Hause gebetet werden kann und soll. Denn nicht nur Einsiedeln darf das «Zuhause» Marias sein – sondern auch unser eigenes Daheim soll es immer mehr werden. Jungfrau Maria, in deinem Haus in Nazareth dich in deinem Heiligtum zu ehren und dir hast du die Botschaft des Engels vernom- ihre Freuden und Sorgen anzuvertrauen. Bei men und dein Ja gesprochen zum Plane Got- dir darf ich die Erfahrung machen, nicht nur tes. Hilf mir, Gottes Plan auch für mein Le- zu Gast, sondern wirklich zu Hause zu sein. ben zu erkennen und meine Berufung in Hilf mir, auch mein Zuhause zu öffnen für Treue und Hingabe zu leben. Stärke mich auf jene Menschen, in denen Christus mir be- meinem Pilgerweg in der Nachfolge deines gegnen will. Sohnes. Gottesmutter Maria, in deinem Haus Gottesmutter Maria, dreissig Jahre lang empfängst du jeden mit deinem liebevollen hast du mit Jesus unter einem Dach gewohnt, Blick und deinem mütterlichen Herzen. Tra- bevor er auszog, um das Reich Gottes zu ver- ge auch meine Anliegen vor Gott! Begleite künden und das Werk der Erlösung zu voll- mich und alle, mit denen ich verbunden bin, enden. Erbitte mir eine tiefe Beziehung zu auf dem Pilgerweg des Glaubens, der sein deinem Sohn, die mich im Alltag trägt und Ziel im himmlischen Vaterhaus finden möge. diesen heiligt. Amen. Jungfrau Maria, am Kreuz erhöht, hat Pater Philipp Steiner dich dein Sohn seinem Lieblingsjünger an- vertraut, der dich fortan in sein eigenes Haus aufgenommen hat. Auch ich möchte dich in mein Zuhause aufnehmen und dich in mein Leben einlassen. Dann wirst du mein Zuhause und mein Leben so gestalten, dass es Gott eine Freude ist, darin zu wohnen. Gottesmutter Maria, nach der Auferste- hung deines Sohnes verharrtest du mit den Aposteln im Obergemach in der Erwartung des Kommens des Heiligen Geistes. Hilf mir, auch mein Zuhause zu einem Ort des Gebe- tes und der Erwartung zu machen. Lass mich Die Gnadenkapelle ist das «Zuhause» der die Kraft und die Freude des Gebetes neu Schwarzen Madonna von Einsiedeln. Hoffen erfahren. wir, dass sich bald wieder viele Menschen Jungfrau Maria, seit vielen Jahrhunder- hier «zuhause» fühlen dürfen (Foto: Jean- ten pilgern Menschen nach Einsiedeln, um Marie Duvoisin). 16
WALLFAHRT Liturgisches Grundwissen Alpsegen Fast im gesamten katholi- schen Schweizer Alpenge- biet ist bis heute der Brauch des Betrufs lebendig. All- abendlich während der Alpsommerzeit singt der Älpler, einen hölzernen Milchtrichter als «Lautspre- cher» vor den Mund hal- tend, eine archaische Ge- betslitanei über die Alp. Was romantisch anmuten mag, offenbart beim ge- naueren Hinhören den fei- erlichen Ernst eines Segens- gebets. Text und Melodie sind zwar regional unterschied- lich. Allen gemein aber ist Betruf auf der Furgglenalp am Fählensee/AI eine mundartlich einge- (Foto: http://furgglenalp.ch). färbte deutsche Sprache und eine archaische Melo- dieführung, die von fern an das lateinische Chorgebet der Mönche erinnert. Immer werden der dreieinige Gott, die heilige Familie und die am Ort verehrten Heiligen angerufen und um Schutz angegangen. Elemente des Credo, des Angelus, der Aller- heiligenlitanei sind verwoben mit den Bitten um Schutz von Hab und Gut, Leib und Leben während der nun hereinbrechenden Nacht. Denn im Schlaf muss der Mensch loslassen. Er muss die Verantwortung, das Gelungene wie das Schuldige anderen Mächten übergeben. Gerade in den Bergen, wo das Wetter augenblicklich wechseln kann und Naturgewalten als reale Bedrohungen erfahren werden, stellt sich die Frage, worauf ich baue. Der Betruf bezeugt seit rund 450 Jahren: Ein einst heidnischer Bann- spruch kann Gebet, Feier der Hoffnung werden. (Quelle: Gunda Brüske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012 Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch 17
Haben Sie gewusst, dass ... Klosterjugend … wir nicht nur auf einer Strasse strata dem Latein begegnen, sondern auch, wenn wir über die Furka wandern oder fahren. Furca ist das lateinische Wort für Gabel, die bei den Römern meistens nur zwei Zinken hatte. Der Furkapass, offiziell 2429 Meter über Meer, liegt zwischen Spannende und kämpferisch dem Furkastock, der 2665 Meter und dem Blauberg, der 2768 Meter hoch ist. Diese zwei Ber- ge sind also wie zwei Zinken der Gabel, und an der Vertiefung zwischen beiden geht die starke Partie Strasse durch. Seinen Namen hat dieser Übergang vom Urserntal ins Goms natürlich von den Römern, die diesen Durchgang schon benutzten. Auch die Verkleinerungsform, abgeleitet vom lateinischen furcula, kommt in unserem Land häufig vor, als Furggele oder Fürggli. So Auf Einla geht man im Gebiet von Einsiedeln vom Brunni über die Furggele nach Oberiberg und kann bei der Furggelehütte eine Rast einlegen. Ursache für die sympathische Begegnung zwischen Jou Einladung zu einem Klosterbesuch In einem Schreiben vom 4. Februar an die entsprechenden Redaktionen wies Abt Mar- tin im Sinne einer Klarstellung darauf hin, dass in der 1075-jährigen Geschichte des Klosters Einsiedeln nur knapp während 100 Jahren mehr Mönche zu Einsiedeln gehör- ten als heute (zurzeit zählt die Gemeinschaft 76 Mitglieder), und dass das Durchschnittsal- ter Furka, der Gemeinschaft seit imein paar Jahren Sinn, ist auch ein Bild, das man auf das mensch- Rechts oben der «Furca»-Einschnitt (Foto: www.alpen- Die der Übergang geographischen sinkt. Noch vor sieben Jahren waren die Me- liche Leben anwenden kann. Wir gehen vom Kindes- ins Erwachsenenalter, später ins Alter Der Furkapass von der Grimselstrasse aus gesehen. dien erstaunt, dass Einsiedeln mit Martin über; Werlen wireinen fühlensouns manchmal jungen Abt hatin einer Enge, durch die wir wie zwischen zwei Bergen hin- – er war durchmüssen, damals 39 Jahre alt. Abt Martin ist jedoch und Freiheit zu bekommen. um auf der anderen Seite Weite nicht der Gabeln einzigeaber können junge Verantwortungsträ- auch als Waffen gebraucht werden. Es ist überliefert, dass Schwyzer ger im Kloster Einsiedeln. Zurzeit zähltFranzosen Bauern gegen die 1798 eindringenden die mit Sensen und Mistgabeln loszogen. Die Gemeinschabehaupten, das Journalisten- Gabel als Instrument der Gewalt, so kennt sie der römische Dichter Ovid (43 v.–17 n. Chr.): Team hätte auch bereits mögliche Termine «naturam expellas furca, Trainingscamp für ein vorausgehendes tamen usque recurret», dis- «die Natur kannst du mit der Gabel (mit Gewalt) kutiert… austreiben, sie wird dennoch wieder zurückkommen». Was unsere Natur ist, was unsere persönlichen Anlagen sind, kann man auch mit Gewalt nicht ablegen, leider auch tief liegende negative Gewohnheiten nicht. Pater Kolumban Reichlin Eine Wanderung über die wunderbare Furka – natürlich nicht auf der von Abgasen verpeste- ten Strasse – kann zu einem Sinnbild dafür werden, dass wir immer an Übergängen stehen und tourer.de). Übergänge wagen müssen. Sogar die jetzige Coronapandemie kann ein Übergang in eine neue Einstellung aus gewohnten Verhaltensweisen werden und in neue Freiheit hinüber führen. Pater Alois Kurmann 18
KLOSTER EINSIEDELN Lockdown in Italien während der Coronakrise Gute Laune in der Quarantäne Die beiden Einsiedler Mönche Frater Meinrad und Pater Mauritius studieren seit 2018 in Rom und wohnen im Kloster Sant’Anselmo, sozusagen dem Hauptquartier des Benediktinerordens. Sie sind dort Teil einer ca. hundertköpfigen internationalen Gemeinschaft, in der sie die ausserordentliche Zeit der Corona-Pandemie miterlebt haben. Lange Zeit schien das Coronavirus weit weg. eine Ausgangssperre über das ganze Land Als es sich in der Lombardei auszubreiten verhängt. Nun war es auch für uns vorbei begann, telefonierten Leute besorgt aus der mit den Spaziergängen durch die leeren Schweiz. Aber das Virus war ihnen ja näher Strassen, und es blieb uns nur noch der Klos- als uns. Von Mailand sind es doch immerhin tergarten mit dem Fussballplatz, wenn wir sechshundert Kilometer bis Rom, während an die frische Luft wollten. Hier trafen sich es bis Chiasso nicht einmal fünfzig sind und nun dreimal wöchentlich die Calciatori zum nach Einsiedeln zweihundertfünfzig. Fussballmatch, bei dem man spielerisch und mit Teamgeist das Beste aus dem Lockdown Tutto tranquillo qui a Roma! machte. Dann kam der 4. März, an dem Regierungs- chef Giuseppe Conte verkündete, dass alle Schulen im ganzen Land geschlossen wür- den. Das hatte natürlich Konsequenzen für den Studienbetrieb auch an den Päpstlichen Universitäten: Der Präsenzunterricht konnte nicht mehr stattfinden, die Bibliotheken blieben geschlossen, Vorlesungen mussten online abgehalten werden. Damit hatte man noch wenig Erfahrung. Sowohl Profes- soren als auch Studenten mussten sich auf dieses technologische Abenteuer einlassen. Landesweite Ausgangssperre Wer in jenen Tagen durch die «Ewige Stadt» spazierte, staunte, wie wenige Touristen un- terwegs waren. Wo sich sonst Massen durch Der Tischdiener Pater Pablo aus dem die Gassen drängen, standen nur vereinzelt Kloster Cuernavaca (Mexiko) mit Maske ein paar Leute. Selten hat man die histori- und Handschuhen im Speisesaal von Sant' schen Bauwerke so ungestört betrachten Anselmo. Diese Schutzmassnahme war ein können. Doch bald wurde die rote Zone Test und hat sich nicht durchgesetzt. (Foto: über die Lombardei hinaus ausgedehnt und Elijah Owens). 19
KLOSTER EINSIEDELN Mitbrüder aus Italien, Kenia, Frankreich und Russland beim Calcio im Klostergarten (Foto: Marion Nguyen). Massnahmen im Kloster ten Abstands – durfte jeder Fragen stellen In der Kirche und im Speisesaal wurden die und Ängste äussern. Mit einem geistlichen Sitze neu verteilt nach dem Prinzip des «So- Impuls stärkte Abt Gregory unser Vertrauen cial Distancing». Die Klosterleitung sorgte auf Gottes Beistand und Nähe gerade auch für die Sicherheit der Gemeinschaft. Das An- in der Krise, indem er den Psalmvers zitierte: steckungsrisiko sollte möglichst minimiert «Wie Berge Jerusalem rings umgeben, so ist werden. Auch wenn viele der Bewohner jun- der Herr um sein Volk von nun an bis in Ewig- ge Studenten sind, gibt es doch auch solche, keit» (Ps 125,2). die zur Risikogruppe gehören, allen voran der Abt Primas, der sich zwar bester Gesund- Intensiviertes Gebet heit erfreut, aber erst kürzlich seinen 70. Ge- Die Nachrichten aus dem Norden des Landes burtstag feierte. waren dramatisch. Die italienische Bischofs- Ein grosser Vorteil in dieser Situation konferenz rief zum solidarischen Rosen- war, dass einer der Mönche vor seinem Klos- kranzgebet auf. Der Papst pilgerte über die tereintritt Medizin studiert hatte. Als Fach- menschenleere Via del Corso zur Kirche San person stand er den Oberen beratend zur Marcello. Das dort verehrte Kruzifix hat man Seite und erklärte für alle einleuchtend, wa- bereits im Jahr 1522 bei Prozessionen zur rum die getroffenen Massnahmen sinnvoll Abwehr der Pest eingesetzt. Jetzt in der und notwendig seien. Auch bei Übertrei- Corona-Pandemie 2020 sind öffentliche bungen und «Fake News» konnte er Ent Gottesdienste natürlich undenkbar. Doch warnung geben: Nein, es braucht kein Spe- hinter verschlossenen Türen beten wir Mön- zial-Desinfektionsmittel, normale Seife che in Sant‘ Anselmo weiter, formulieren genügt. Fürbitten für Kranke und Pflegende, tragen Bei einem Treffen der ganzen Gemein- alle Anliegen in Stille vor den eucharisti- schaft – stets unter Einhaltung des geforder- schen Herrn. Pater Mauritius Honegger 20
S A LV E 5·2019 S A LV E Zeitschrift der benedi Gemeinsch ktin aften Einsied ischen eln und Fah r Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen In verschiedenen Rubriken informiert die facettenreichen Einblick in das Leben hinter Zeitschrift unter anderem umfassend über die den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr, Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Ein- die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Kloster- siedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher betriebe sowie über religiöse und kulturelle Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem En- Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr gagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge. sowie in der Propstei St. Gerold. SALVE Bestellkarte Zeitschrift «SALVE» S A LV E Ich bestelle ein Jahresabo der Zeit- Ich möchte die Zeitschrift «SALVE» schrift «SALVE» à Fr. 39.– inkl. MwSt. gerne näher kennen lernen und Ich wünsche die zweimonatlich bitte Sie um die Gratiszustellung erscheinende Zeitschrift ab nächst- der aktuellen Ausgabe. möglicher Ausgabe. Ich bestelle ein Geschenkabonnement. Geschenkabonnement für Name/Vorname Name/Vorname Strasse Strasse PLZ/Ort PLZ/Ort Telefon Telefon Datum E-Mail Unterschrift Datum Unterschrift Bitte senden Sie den Geschenkgutschein an: Abo-Empfänger Rechnungsempfänger Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «SALVE», 8840 Einsiedeln Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch Ist die Bestellkarte verloren gegangen? Senden Sie uns bitte einfach diese Seite ausgefüllt zurück. 21
KLOSTER EINSIEDELN Psalm 9 2 Ich will danken, Herr, 12 Singt dem Herrn, der thront auf dem aus ganzem Herzen, Zion, erzählen will ich all deine Wunder. verkündet unter den Völkern seine 3 Ich will mich an dir freuen und Taten! jauchzen, 13 Denn er, der Blutschuld ahndet, deinem Namen, Höchster, hat an sie gedacht, will ich singen. hat den Notschrei der Elenden nicht 4 Wenn meine Feinde zurückweichen, vergessen. werden sie straucheln und zugrunde 14 Sei mir gnädig, Herr! Sieh doch mein gehen vor deinem Angesicht. Elend, wie sie mich hassen, 5 Denn du hast mir Recht geschaffen du, der mich emporhebt aus den und für mich entschieden, Pforten des Todes! dich auf den Thron gesetzt als 15 Damit ich all dein Lob erzähle in gerechter Richter. den Toren der Tochter Zion 6 Du hast Völker bedroht, und frohlocke über dein rettendes den Frevler vernichtet, Handeln. ihre Namen gelöscht für immer 16 Völker versanken in der Grube, und ewig. die sie selbst gegraben, 7 Der Feind ist dahin, im Netz, das sie heimlich gelegt, zertrümmert für immer. hat ihr Fuss sich verfangen. Du hast Städte entvölkert, 17 Kundgetan hat sich der Herr: ihr Andenken wurde zunichte. Er hielt sein Gericht, 8 Ja, so sind sie, aber der Herr im Werk seiner Hände hat sich der thront auf ewig, Frevler verstrickt. zum Gericht hat er seinen Thron 18 Zurückweichen müssen die Frevler aufgestellt. zum Totenreich, 9 Er selbst wird den Erdkreis richten alle Völker, die Gott vergessen. in Gerechtigkeit, 19 Denn der Arme ist nicht auf ewig den Nationen das Urteil sprechen, vergessen, wie es recht ist. der Elenden Hoffnung ist nicht für 10 So wird der Herr für den immer verloren. Bedrückten zur Burg, 20 Steh auf, Herr, nicht soll der Mensch zur Burg für Zeiten der Not. triumphieren, 11 Darum vertrauen dir, die Völker sollen gerichtet werden die deinen Namen kennen, vor deinem Angesicht. denn du, Herr, hast keinen, 21 Wirf auf sie Schrecken, Herr, der dich sucht, je verlassen. erkennen sollen die Völker: Sie sind nur Menschen. 22
KLOSTER EINSIEDELN Die Vielfalt des Betens Bitten, danken, erzählen, verbinden Am Text von Psalm 9 kann man gut aufzeigen, Menschen liegt eine Eigenheit der Psalmen- was das Verständnis und damit das Beten gebete. Der einzelne Mensch, der betet, ist vieler Psalmen schwierig macht. Der Psalm immer mit anderen verbunden, er sieht sich beginnt als ein Danklied; die Wunder Gottes selber immer in Gemeinschaft mit anderen, sollen erzählt werden. Schon in Vers 4 ist seien es Einzelne, sei es sein Volk oder sogar aber von Feinden die Rede. Der Beter will andere Völker. Wer Psalmen betet, ist ein offenbar Gott danken, weil er von Feinden Individuum, aber er bleibt nicht bei sich sel- gerettet wurde. Der Vers 14 sagt aber, dass ber stehen, er verbindet sich mit anderen, mit der Beter jetzt in Not ist, dass Leute ihn has- Freunden und Feinden, mit seinem Volk oder sen. Eine weitere Schwierigkeit kommt daher, mit anderen. Das Beten von Psalmen ist dass der Beter nicht nur von sich selber spricht. etwas sehr Persönliches, aber verbindet den Die Verse 6, 7, 20 und 21 reden von Völkern, Betenden, er betet stellvertretend für an die entweder vernichtet wurden oder von dere. Gott gerichtet, bestraft werden sollen. Wenn Psalm 9 zeigt aber modellhaft noch einen man den Psalm Vers um Vers durchliest, trifft anderen Gesichtspunkt. Er beginnt als Dank- man abwechselnd auf Lob und Dank, dann und Loblied (Vers 2–3), fordert zum Danken auf Bitten um Hilfe; zudem redet der Beter auf (Vers 12, 15). Weil ein Einzelner spricht, von sich selber, aber auch von anderen und sagt man, es sei ein individuelles Danklied. sogar von Völkern. Aber unter den Dank und Jubel mischen sich Die Bibelwissenschaft hilft, diesen Text, auch Bitten: «Sei mir gnädig Herr! Sieh doch der beim ersten Lesen ein Durcheinander zu mein Elend, wie sie mich hassen» (Vers 14), sein scheint, besser zu durchschauen und «Steh auf, Herr, nicht soll der Mensch trium- damit auch «betbar» zu machen. Der Anfang phieren, die Menschen sollen gerichtet wer- zeigt, dass der Beter dankt und lobt. Schon den vor deinem Angesicht. Wirf Schrecken im Vers 2 fällt aber das Wort, dass er «erzäh- auf sie, erkennen sollen die Völker: Sie sind len» will. Was der Betende erzählt, gibt die nur Menschen» (Vers 20–21). Auch wenn der Begründung für sein Lob. Interessant ist da- Mensch Gott dankt, ist er sich doch immer bei, dass der Beter sowohl von sich selber bewusst, dass Leid, Schmerz, Missgunst, Ver- spricht, Wohltaten oder Rettungserfahrun- folgung ständige Begleiter seines Lebens und gen aufzählt, die er persönlich erlebt hat: des Lebens anderer sind. Wenn wir Psalmen «Du hast mir Recht verschafft und für mich betend danken und jubeln, sind wir nicht in entschieden» (Vers 5), als auch erwähnt, dass einem ungestörten Glück, vergessen nicht Gott andere gerettet hat: «Du hast den Not- die alltägliche Wirklichkeit. schrei der Elenden nicht vergessen» (Vers 13). Psalmen sind Gebete, die sehr persönlich Ebenso dankt er aber dafür, dass Gott Völker sind aber ebenso andere Menschen ein bedroht, Frevler vernichtet hat (Vers 6–7), schliessen, sind Gebete, die in wenigen Sät- dass ganze Völker durch ihre eigenen bösen zen Freude und Leid, Dank und Bitte, Gefühl Machenschaften bestraft wurden (Vers 16). der Enge und Erfahrung der Freiheit ausdrü- In dieser Verbindung des Beters mit anderen cken können. Pater Alois Kurmann 23
KLOSTER EINSIEDELN Das geistliche Up-Date auf Facebook www.facebook.com/GOTTsuchen.ch Die Haltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung und Ziel der Welt, nach dem Sinn des Lebens sowie nach dem persönlichen Weg zu Glück und Segen hat das Mönch- tum seit seinen Anfängen geprägt – bis heute. Titelseite des Faltblattes «Einsiedler Gebetsbund zur Wiedervereinigung im Glauben in der Schweiz» aus dem Jahr 1929. So ist auch das Kloster Einsiedeln seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche. Als Erben einer langen Tradition wollen wir Benediktiner von heute aus diesem rei- chen Schatz schöpfen und ihn für unsere Zeit fruchtbar machen. Dabei geben uns die modernen Kommunikationsmittel neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten in die Der Gebetsbund stand unter dem Schutz der «einsiedlischen Gnadenmutter» (Foto: Bruder Gerold Zenoni). Hand, Gedanken innert Sekunden mit der ganzen Welt zu teilen. Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von heute mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit einem kurzen Impuls zu Beginn einer jeden neuen Woche auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu begleiten. Kommen doch auch Sie mit auf diesen Weg und besuchen Sie unsere Seite! Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Fragen. Auch wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet nachlesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch. 24
STIFTSSCHULE 2. März: Wiederbeginn des Unterrichts. 11./12. März: Kantonale Aufnahmeprüfung ins Kurzzeitgymnasium (3. Klasse). 11. März: Marco Grigoli (M12), ehemaliger Stiftsschüler und Skispringer des NLZ, berichtet im Internat aus seinem früheren Leben im Spagat zwischen absolutem Leistungsanspruch und Selbstfindung. 13. März: Der Bundesrat entscheidet, dass ab 16. März wegen des Virus SARS-CoV-19 an allen Schulen schweizweit bis mindestens 4. April 2020 kein Präsenzunterricht mehr stattfinden darf. 13. März: Premiere des Stiftstheaters 2020 mit dem Stück «Krach im Hause Gott» von Felix Mitterer (*1948). Als Publikum sind aufgrund der kantonalen Beschränkungen infolge der Pandemie-Massnahmen nur 100 Personen zugelassen, ebenso an den darauffolgenden Auf- führungen vom 14. und 15. März. Das provokative Stück unter der Regie von Oscar Sales Bingis ser überzeugt und findet beim Publikum grosse Anerkennung. +++ nachrichten +++ nachrichten +++ 16. März: Die Schülerinnen und Schüler kommen am Morgen nochmals ins Schulgebäude, um ihre persönlichen Schulunterlagen abzuholen. In Schwyz findet eine ausserordentliche Rek- torenkonferenz statt. Alle Schulveranstaltungen ab 16. März bis und mit (neu) 19. April (Konzerte, KuSS, Theateraufführungen etc.) sind abgesagt, die Proben werden eingestellt. Die Aufnahmeprüfung ins Langzeitgymnasium und die Maturaprüfungen werden verschoben, die Projektwoche Mitte Mai findet nicht statt. 17. März: Für alle Lehrpersonen findet an der Stiftsschule ein weiterer Weiterbildungstag zu den Methoden des Fernunterrichts statt. Der Schultrakt wird am Abend vollständig ge- sperrt. 18. März: An der Stiftsschule beginnt erstmals in ihrer Geschichte das Homeschooling ge- mäss Stundentafel mit Fernunterricht via Internet. Es werden kaum Probleme gemeldet; Eltern und Schüler reagieren verständnisvoll und unterstützend auf die neue Situation. Die Morgenbesinnung in Form eines täglichen Videos, das jeweils von der Schulseelsorge und ver- schiedenen Lehrpersonen bereitgestellt wird, bedeutet eine tägliche Ermutigung in schwieri- ger Zeit. 19. März: Josefstag (fernunterrichtsfrei). 28. März: Elternrückmeldungen zum Fernunterricht: «Unsere Tochter erfährt durch Ihr Team, was es heisst, in einer Notsituation trotzdem aufgehoben zu sein.» – «Das Homeschoo- ling unseres Sohnes klappt aus unserer Sicht bisher tiptop. Innert kürzester Zeit musste das «normale» Schulsystem völlig umgekrempelt werden und das war sicherlich nicht einfach.» 9.– 13. April: Kartage und Ostern 16. April: Der Bundesrat entscheidet, dass der Fernunterricht noch mindestens bis zum 24. April andauert. 17. April: 30 Tage Fernunterricht. Der Bundesrat plant den Präsenzunterricht an den obliga- torischen Schulen am 11. Mai und an den Mittelschulen am 8. Juni wieder zu erlauben. Die Frühlingsexamen der 5. und 6. Klasse werden nicht nachgeholt. 25. April – 9. Mai: Frühlingsferien Johannes Eichrodt 26
STIFTSSCHULE ten aufgefordert uns «freiwillig» daran zu ECKE halten. Sollte es so nicht klappen, ist eine härtere Gangart angesagt. Der Druck, sich DER ELTERN gleich bzw. so wie die anderen zu verhalten, ist gross, vorbildlich sollen wir darin alle gleichermassen sein. Plötzlich erlangte «Solidarität» eine neue Bedeutung. Viele glaubten kaum mehr daran, dass heute solidarisches Verhalten Solidarität und individuelle Freiheit noch gefragt sein werde. Doch siehe da: Sie ist es noch (oder wieder)! Nicht überall frei Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und willig, aber der Not gehorchend und of- und Schüler fensichtlich überlebensnotwendig für unse- re Zivilgesellschaft. Sogar die Behörden ap- Was haben wir in den vergangenen Wochen pellieren in dieser aussergewöhnlichen der Corona-Krise nicht alles erlebt. Die Älte- Situation wieder an unsere Solidarität unter ren hat man mit behördlicher Empfehlung einander. – Solidarität wird wieder gelebt. zu Hause isoliert, die Jüngeren durften nicht Individuelle Freiheiten haben im Mo- mehr zur Schule und diejenigen dazwischen ment nur noch wenig Platz. Wir vermissen nur noch bedingt zur Arbeit gehen. Plötzlich sie bekanntermassen dann am meisten, war überall Home Office angesagt – nicht wenn wir sie nicht ausleben können, und sie auf Wunsch oder Gesuch, sondern aus Not gewinnen dadurch zusätzlich an Stellen- auf Anordnung der Betriebe. Manchenorts wert. Kleine Freiheiten werden uns zwar musste Kurzarbeit angemeldet werden, vie- weiterhin zugestanden: Ob wir beim Ein- le Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kaufen Schutzmaske oder Handschuhe (oder verloren gar ihre Stelle, weil Betriebe die beides) tragen wollen oder nicht, ob wir Produktion einstellen mussten. Geschlosse- sogar noch im eigenen Auto mit Schutz ne Grenzen in Europa würden der Vergan- maske unterwegs sein wollen oder uns eine genheit angehören, dachten wir einmal, der ganz individuelle Schutzmaske zulegen. Was Spuk werde bald vorbei sein, sagten die gestern der Personalized Tea Cup war, ist Optimisten, die Krise werde noch mindes- morgen vielleicht die Tailored Face Mask. – tens zwei Jahre andauern, prophezeien die Eines hat man uns aber gelassen: Die innere Pessimisten. Fachleute und Politik versuchen Freiheit ist uns ohne Abstriche erhalten seit Beginn der Pandemie einen pragmati- geblieben – toto corde, tota anima, tota schen Mittelweg zwischen totalem Schutz virtute. Deshalb tragen wir auch im über und kalkulierbarem Risiko zu finden, damit tragenen Sinn des Wortes im Schulalltag kei- unser Leben wieder in langfristig lebbare ne Masken. Bahnen gelenkt wird. Johannes Eichrodt Der «Lockdown» hat uns Dinge gelehrt, die bisher undenkbar waren, weil sie noch niemand von uns je erlebt hat. Oft sprach man von «kriegsähnlichen Verhältnissen», aber zum Glück blieben wir davon bis jetzt verschont. Unsere persönlichen Freiheiten wurden von Staats wegen in vielen Berei- chen eingeschränkt, Verordnungen und Vorgaben bestimmen bis heute unseren Alltag. Wir sind alle mit freundlichen Wor- 27
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