Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln

 
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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
3·2020

S A LV E

Zeitschrift der benediktinischen
Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
SALVE
    Zeitschrift der benediktinischen
    Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

12. Jahrgang · Ausgabe 3, Juni/Juli 2020    Jahresthema 
Erscheint sechsmal jährlich                 Einsiedeln im Ausnahmezustand	                     4

                                            Wallfahrt
                                            Liturgischer Kalender		                           10
                                            Gottesdienste in Einsiedeln		                     12
                                            Wallfahrtsinformationen	                          14
                                            Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen	             15
                                            Der Wallfahrtspater informiert – 
                                            Gebet zur Wallfahrtssaison 2020		                 16
                                            Liturgisches Grundwissen – Alpsegen	              17
                                            Haben Sie gewusst…		                              18

                                            Kloster Einsiedeln
Frontseite: Einsiedeln im Ausnahmezustand
(Foto: Pater Philipp Steiner).              Gute Laune in der Quarantäne in Rom               19
                                            Psalm 9 – Die Vielfalt des Betens	                22
                                            Marienbild			                                     25

                                            Stiftsschule
                                            Schulnachrichten		                                26
                                            Ecke der Eltern		                                 27
                                            Schulseelsorge – Nun sitzen wir alle zu Hause     28
                                            Ausstellung – Auf zur Gletschertour!              30
                                            Internat – Werdegang eines Chaoten                32
                                            In Memoriam Paul-Josef Hangartner	                34
                                            Personalnachrichten			                            35

                                            St. Gerold
                                            Kurs- und Kulturprogramm	                         36

                                            Kloster Fahr
                                            Grusswort	                                         39
                                            Das Kloster unter Quarantäne	                      40
                                            Freiwilliges Ordensjahr FOJ – Ursula Wintersteller 43
                                            Klassentreffen – Frühlingskurs 2000	               45
www.gebetsgemeinschaft.ch                   Veranstaltungen			                                 46
www.kloster-einsiedeln.ch                   Meditation				                                     48
www.kloster-fahr.ch
www.propstei-stgerold.at                    Kaleidoskop
www.siljawalter.ch                          Der Künstler Wolfgang Beltracchi im Salve-Interview 50
www.zeitschrift-salve.ch                    Biographie Bundesrat Philipp Etter	                 58
www.gotteswort.ch                           Neue Bücher				                                     59
www.GOTTsuchen.ch                           Impressum				                                       70

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LEITGEDANKE

L     iebe Leserin, lieber Leser

«Jahresthema» steht über Pater Philipps Leitartikel ab Seite 4. Und dies völlig zu
Recht, obwohl die Redaktion im November letzten Jahres ahnungslos «Theater»
zum Jahresthema erkürt hatte: Welttheater, Stiftstheater, Silja Walter-Theater und
so weiter. Dass wir damit die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, dass uns
bald «jemand» einen dicken Strich durch eben diese Rechnung machen würde,
das ahnten wir im November natürlich nicht.
                      Inzwischen wissen wir es alle, «Jahresthema» steht völlig zu
                  Recht über dem Artikel mit dem Titel «Einsiedeln im Ausnahme-
                  zustand». «Corona» diktiert uns nach Belieben, was wir zu tun
                  und vor allem, was wir zu lassen haben. Inzwischen ändert sich
                  die Stimmung. Statt konsterniert die Krise zu beklagen, lautet der
                  mediale Tenor jetzt: Rückkehr zur Normalität.
                      Einfach so, als wäre nichts gewesen, sollen wir zurückkehren
                  zum Grössenwahn, dem wir bis kurz vor Ankunft des Corona-
                  Virus schamlos gefrönt haben? Einfach so zurück zum Wahn des
                  Immermehr, Immerweiter, Immerlauter, Immerschneller? Damit
                  wir schon bald so tun können, als ob nie etwas gewesen wäre...
    Ich bin zum Glück nicht der einzige, der hofft, die Corona-Krise könnte auch
Gutes bewirken, weil alle Krisen im Leben auch ihre gute Seite haben – wie etwa
Pater Kolumban, noch Propst von St. Gerold, in einem Essay für das Bildungshaus
St. Arbogast in Vorarlberg schreibt.
    Und was könnte dieses Gute sein? Vielleicht die Erfahrung, dass ein Weniger
nicht – nein, nicht «mehr», sondern besser ist. Dass wir – dem Sein vertrauend –
auf dieses und jenes Haben verzichten, weil wir in der Krisenzeit erfahren haben,
dass wir manches gar nicht oder doch nicht so dringend brauchen, wie wir gerade
eben noch glaubten. Und entdecken, dass das Leben auf einmal leichter wird,
heiterer, erfüllender. Und ein bisschen weniger stressig.
    Das wünsche ich uns allen von Herzen.

Ihr

Erich Liebi

                                                                                       3
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JAHRESTHEMA

    Corona-Krise

    Einsiedeln im Ausnahmezustand

    Die Coronakrise ist das grosse Thema dieser SALVE-Ausgabe. In diesem Leitartikel
    soll versucht werden, die vielfältigen Auswirkungen von COVID-19 auf unsere
    Klostergemeinschaft und die einzelnen Teilbereiche des «Mikrokosmos Kloster
    Einsiedeln» zu beschreiben.

    Als in den letzten Dezembertagen 2019 in       rangekrochen›, zuerst meldeten unsere drei
    der zentralchinesischen Metropole Wuhan        Mitbrüder in Italien, was sie damit für Erfah-
    eine mysteriöse Lungenkrankheit ausbrach,      rungen machten, dann kamen die drei Mit-
    hätte wohl niemand von uns gedacht, wel-       brüder in Österreich mit ihren Neuigkeiten,
    che Auswirkungen dies für jeden einzelnen      bevor dann definitiv auch wir in Einsiedeln
    von uns Einsiedler Benediktiner und unser      mit den Konsequenzen der Epidemie kon-
    Kloster insgesamt haben würde...               frontiert wurden.»
                                                       So wurde uns schon bald klar: Wir müs-
    Was fern schien, war plötzlich ganz nah        sen uns auf etwas gefasst machen! Abt Ur-
    Dass das Coronavirus innerhalb weniger Wo-     ban nutzte das «Kapiteli», die kurze Ver-
    chen deutlich näher rückte, spürten wir        sammlung mit Totengedenken und kurzem
    Mönche in Einsiedeln dank unseren «Korre-      geistlichem Impuls vor der Komplet, ab Feb-
    spondenten» in Rom und Vorarlberg. Abt         ruar vermehrt, um wichtige Informationen
    Urban schreibt rückblickend: «Das Virus kam    weiterzugeben und die Gemeinschaft für
    gleichsam in der eigenen Gemeinschaft ‹he-     Hygienemassnahmen zu sensibilisieren.

                                                   Desinfektionsmittel überall
                                                   Aus diesem Grund wurden im Kloster an
                                                   zahlreichen stark frequentierten Stellen
                                                   Spen­der mit Desinfektionsmittel aufgestellt.
                                                   Dafür verantwortlich war Marco Dettling,
                                                   der als Facility Manager nicht nur für Areal
                                                   und Infrastruktur zuständig ist, sondern
                                                   auch als Sicherheitsbeauftragter und Leiter
                                                   des Reinigungsteams amtet. Ihm waren der
                                                   präventive Schutz und die Vorbildfunktion
                                                   für Mitarbeitende, Schüler, (Gottesdienst-)
                                                   Besucher und Mönche wichtig.
    Eine der ersten Massnahmen war das «social
    distancing» innerhalb der Gemeinschaft. Im     Klosterkirche als Herausforderung
    Chorgestühl wurden im richtigen Abstand        Am 13. März 2020 hat der Bundesrat alle Ver-
    grüne Punkte geklebt, welche die fixen Plät-   anstaltungen mit über hundert Personen
    ze für das Gebet anzeigen.                     verboten. Diese Präventionsmassnahme be-

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Neue Orte wurden entdeckt: Das Osterfeuer wurde am 11. April nicht vor der Klosterkirche,
sondern im «Pfarrgarten» entzündet.

traf die Sonntagsgottesdienste am 15. März.    on auf uns zu!» dachte man sich. Doch weit
Die Sakristane im Kirchenschiff mussten da-    gefehlt: Die Ereignisse begannen sich zu
für sorgen, dass nicht mehr als hundert Per-   überschlagen. Schon am Abend des 16. März
sonen in die Klosterkirche eingelassen wur-    hat der Bundesrat die «ausserordentliche
den und dass der Sicherheitsabstand von        Lage» ausgerufen und die Massnahmen im
zwei Metern eingehalten wurde. Für die         Kampf gegen die Ausbreitung des Corona­
«überzähligen» Gottesdienstbesucher wur-       virus verschärft. Ab sofort durften in der
de eine parallele Eucharistiefeier angebo-     Klosterkirche und in der Gnadenkapelle
ten. «Da kommt nun einiges an Organisati-      keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert
                                               werden und das Beichtangebot musste –
                                               zum Schutz unserer betagten Mitbrüder –
                                               komplett eingestellt werden. Das war ein
                                               schmerzhafter Eingriff für Kloster und
                                               Wallfahrts­ort Einsiedeln! Aber auch hier
                                               war unsere Solidarität mit der Gesellschaft
                                               gefordert.

                                               Die Stiftsschule zuhause
                                               Ebenfalls am 13. März wurde vom Bundes­-
                                                rat bekannt gegeben: An den Schulen wird
                                               der Präsenzunterricht am 16. März vollstän-
                                               dig eingestellt. In Windeseile wurde für das
                                               ­Lehrerkollegium eine Einführung ins «home
Die wertvollen Begegnungen unter Mitbrü-        schooling» organisiert. Der Unterrichts­
dern sind immer wichtig – auch ausserhalb       betrieb gemäss Stundentafel wurde ab
der Quarantäne. Wie hier beim täglichen        18. März mit Fernunterricht via Internet lü-
Kaffee nach dem Mittagessen.                   ckenlos aufrechterhalten. Dieser bedeutete

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    Bruder Francisco als Kameramann während eines Gottesdienstes (alle Fotos: Pater Philipp
    Steiner).

    einen erheblichen Mehraufwand für alle             ne» ganz auf den Innenbereich des Klosters,
    Lehrpersonen und wird noch bis mindestens         die sogenannte «Klausur» zurück. Dies vor
    bis am 8. Juni 2020 andauern. Dennoch kann        allem aus Rücksicht auf jene Mitbrüder, wel-
    Rektor Johannes Eichrodt erfreut berichten:       che zur Risikogruppe gehören. Da dies ein
    «Eltern und Schüler haben sich wiederholt           beträchtlicher Teil unserer Klostergemein-
    sehr positiv zur Qualität des Fernunterrichts       schaft ist, war hier die Solidarität aller ge-
    geäussert».                                       fragt. Das zeitweise Einstellen von Kontak-
                                                      ten nach aussen (inklusive zu Mitarbeitenden
    Sorge um die betagten Mitbrüder                    im Kloster) war bestimmt nicht für alle
    Pater Daniel, als Dekan auch für die klösterli­   ­Mönche einfach, doch hatte die Selbstisola-
    che Pflegestation verantwortlich, ist froh        tion auch ihre schönen Seiten: Die Gemein-
    über eine wichtige Entscheidung im letzten          schaft rückte – trotz «social distancing» –
    Jahr, welche sich während der Coronakrise als      ­näher zusammen!
    wahrer Segen erwiesen hat: «Wir sind sehr              Die Anwesenheit bei den Gebetszeiten
    dankbar, dass unsere Pflegestation seit An-       und Mahlzeiten war beachtlich, die in den
    fang dieses Jahres vom nahegelegenen Pfle-         vergangenen Jahren für unsere Gemein-
    geheim Langrüti geführt wird. Man darf sa-          schaft zu gross gewordenen Räume wurden
    gen, dass sich die Zusammenarbeit in den           wieder besser ausgenutzt, die schönen In-
    ersten Monaten und gerade angesichts dieser        nenhöfe und der grosse «Herrengarten»
    Krise ein erstes Mal bewährt hat. Unsere Mit-      wurden neu geschätzt und gerne besucht.
    brüder auf der Pflegestation versuchten wir
    natürlich auch noch speziell zu schützen. Ent-    Der «Hof» ist verweist
    sprechend wurde der Pflegebereich etwas           Die Mitarbeiterinnen an der Hofpforte wa-
    stärker vom Rest der Klausur abgesondert.»        ren im Monat März damit beschäftigt, die
                                                      bereits reservierten Führungen, Gottes-
    Rückzug in die Klausur                            dienste und Anlässe im Kloster abzusagen.
    Unsere Klostergemeinschaft zog sich am            Auch der klösterliche Gästebereich war vom
    16. März im Rahmen einer «Selbstquarantä-         «Lockdown» betroffen. Pater Cyrill erinnert

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sich: «Es tat sehr weh, den Gästen absagen
zu müssen – anfangs noch zögerlich, dann
aber ab dem 13. März definitiv. Der ganze
Hofbereich scheint ohne Gäste, Konzerte
und Aperos leblos geworden zu sein. Die
Öffnungszeiten der Hofpforte haben wir
angepasst, da die Anforderungen nicht
mehr so gross waren und wir so den Tag in
einer Arbeitsschicht bewältigen konnten.
Damit liess sich auch die Gefahr einer Anste-
ckung unter den Mitarbeiterinnen verrin-
gern.»

Mitbrüder auf Spezial-Mission                    Ein alter Brauch in der Coronakrise neu
 Neben den bereits auswärts lebenden Mit-        erfunden: Statt mit Wein wurde die «St. Ge-
 brüdern in Rom und Vorarlberg wurden in         roldsschale» am 19. April mit «Schöggeli»
 den ersten Tagen des «Lockdowns» zwei           gefüllt herumgereicht.
 weitere Mitbrüder auf die andere Seite der
 Klostermauer geschickt: Pater Patrick wurde     Wallfahrt digital
 von Abt Urban ins Kloster Fahr gesandt, um      Auch der Wallfahrtsbetrieb verlagerte sich
 mit und für die Mitschwestern im Kloster am     grösstenteils ins Netz, derweil der Besu­
 Rande der Stadt Zürich die Eucharistie zu       cherstrom der Klosterkirche zu einem klei-
­feiern.                                         nen, aber immer konstanten Rinnsal wurde.
     Pater Basil begab sich derweil in die       Auf der Webseite konnte man eine «Online-
 Selbstisolation, um als Seelsorger den Men-     Wallfahrt» machen, Kerzen bei der Gna-
 schen in der Pfarrei Einsiedeln nahe sein       denkapelle anzünden lassen, sowie ver-
zu können, ohne die Klostergemeinschaft          mehrt Predigten und geistliche Impulse
 durch eine allfällige Ansteckung zu gefähr-     nachlesen. Mit Hilfe von Mitbrüdern wurde
 den.                                            das tägliche Rosenkranzgebet wiederaufge-
                                                 nommen und im Livestream übertragen.
Gottesdienste online                             Überhaupt zeigten sich viele Menschen
Dafür, dass unsere Klostergemeinschaft           beindruckt, wie aufmerksam und sensibel
während des «Lockdowns» nicht selbstbezo-        auf die aktuelle Krisensituation in Predigten
gen wurde, sorgten der klosterinterne IT-        und Fürbitten eingegangen wurde.
Verantwortliche, Bruder Francisco und der
Präsident der Vereinigung der Freunde des        Konsequenzen der Coronakrise
Klosters, Heino von Prondzynski. Bereits am      Mit viel Flexibilität und Erfindergeist wur-
15. März, als erste Restriktionen die Mitfeier   den im Kloster manche neuen und wertvol-
der Gottesdienste betrafen, konnte auf den       len Impulse durch die Coronakrise möglich
Livestream «umgesattelt» werden. So konn-        und wir tauschten uns innerhalb der Ge-
ten viele Menschen die Gottesdienste der         meinschaft fleissig aus, welche durch die
Mönche online mitfeiern. Die Rückmeldun-         Krise möglichen Veränderungen wir auch
gen zu dieser Dienstleistung waren über­-        später beibehalten möchten.
aus zahlreich und sehr positiv. Vielen Men-          Doch wir wollen die Coronakrise nicht
schen durften wir durch das Livestreaming        verklären. Marc Dosch, der Verwaltungsdi-
unserer Gottesdienste eine geistliche Oase       rektor des Klosters, gibt zu bedenken: «Die
in der nicht leichten Zeit der Coronakrise er-   vielfältigen Auswirkungen auf die Kernauf-
öffnen.                                          gaben und die Aktivitäten des Klosters ha-

                                                                                                 7
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
JAHRESTHEMA

                                                    Gottesdiensten führt dazu, dass der Opfer-
                                                    stock – eine wichtige Ertragsquelle in der
                                                    Wallfahrtssaison und an vielen Feiertagen
                                                    zwischen März und Juni – kaum mehr Ein-
                                                    künfte verzeichnet. Die Stiftsschule konnte
                                                    ihren Betrieb mit ‹home schooling› erfolg-
                                                    reich aufrechterhalten, wobei der Fernun-
                                                    terricht und die Sicherheitsmassnahmen
                                                    beim wieder anlaufenden Präsenzbetrieb
    Auf Einla                                       höhere Kosten verursachen. Und schliesslich
                                                    haben einige unserer gewerbetreibenden
                                                    Mieter aufgrund von Betriebsunterbrüchen
                                                    um Mietzinsnachlass gebeten.»
    Ein kleiner Lichtblick unter den Klosterbe-
    trieben: Die Selbstbedienung bei der Kloster-   Die Dankbarkeit überwiegt
    gärtnerei war ausserordentlich beliebt. Am      Auch wenn so manche Begleiterscheinung
    27. April konnten Roland Schättin und René      der Coronakrise für uns schmerzhaft war –
    Gassmann den Laden wieder öffnen.               wir blicken dankbar auf die vergangenen
                                                    Wochen zurück. Im Gegensatz zu den
    ben auch Folgen für Personal und Finanzen.      Schwestern im Kloster Fahr blieben wir
    Auf Kostenseite bringen die Kurzarbeitsent-     Mönche von einer Ansteckung (bisher) ver-
    schädigungen eine gewisse Erleichterung.        schont und wir empfingen viele ermutigen-
    Bei den Erträgen fehlen Einkünfte aus dem       de und stärkende Zeichen der Verbunden-
    Gästebereich, dem Klosterladen und der          heit.
    Gärtnerei. In der Weinkellerei verzeichnen          Gleichwohl bedeutete die vorsichtige
    wir im April einen massiven Umsatzrück-         Lockerung der klösterlichen Selbstquaran­
    gang aufgrund der Schliessung von Restau-       täne im Rahmen der «Frühlingslässe» vom
    rants, gerade auch der klostereigenen           27. bis 30. April für viele Mitbrüder ein gros­
    Pachtbetriebe. Das Verbot von öffentlichen      ses Aufatmen. Denn obwohl die barocke
                                                    Klosteranlage die wortwörtliche «Klausur»
                                                    ziemlich erträglich machte, spürten manche
                                                    Mönche die Folgen eines sechs Wochen dau-
                                                    ernden Eingeschlossen-Seins emotional
                                                    stark.
                                                        Was die Öffnung unserer Gottesdienste
                                                    für Aussenstehende und die Wiederaufnah-
                                                    me der seelsorgerlichen Angebote angeht,
                                                    müssen wir uns noch etwas gedulden. In
                                                    Aussicht gestellt wurde dafür der 8. Juni.
                                                        Abt Urban gewinnt der Krise trotz allem
                                                    auch positive Aspekte ab: «In der Gemein-
                                                    schaft blieb es erstaunlich ruhig, das Offizi-
                                                    um und das Konventamt wurden zum geis-
    Viele Mitbrüder konnten die ruhigen Wo-         tigen Zentrum, wie ich das schon lange nicht
    chen des «Lockdowns» geniessen, während         mehr erlebt habe. So war die Sorge immer
    sie für andere neue Herausforderungen           auch begleitet von der Dankbarkeit und
    brachten. Hier erholt sich Pater Thomas im      vom Glauben, dass unsere Zukunft auf jeden
    «Fratergarten» vom «home schooling».            Fall in Gott liegt.»        Pater Philipp Steiner

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
JAHRESTHEMA

    Ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus
Wer hätte gedacht, dasss ein Virus es schaffen würde, eine der schönsten biblischen
Botschaften ganz konkret und für jedermann nachprüfbar zu verwirklichen? Es ist zwar
nicht die Schwarze Madonna von Einsiedeln, die in Psalm 19 gemeint ist, wenn der Psal-
mist schwärmt: «Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu
den Enden der Erde». Es sind «Himmel und Erde», die die Herrlichkeit Gottes preisen.
Aber Psalm 19 hat festen Bestand im Stundengebet der Einsiedler Benediktiner, womit
die Schwarze Madonna zur weltweiten Botschafterin wird für das Beten der Mönche.
        Wer in diesen Tagen die Website des Klosters aufruft oder bei Youtube nach «Einsie-
    deln» fragt, bekommt mit dem Bild der Einsiedler Madonna in ihrem Strahlenglanz alle
    Live-Übetragungen, die seit Mitte März ausgestrahlt worden sind, aufgelistet. Das Klos-
    ter schreibt dazu: «Als Zuhause einer lebendigen Mönchsgemeinschaft und grösster
    Wallfahrtsort der Schweiz bleibt das Kloster Einsiedeln auch während der Coronakrise
    ein Ort des Gebetes. Wir freuen uns, dass Sie mit uns Gottesdienst feiern:
       07.30 Uhr		   Laudes (Morgenlob)
       09.30 Uhr     Konventamt (Hl. Messe der Mönche) an Sonn- und Feiertagen
       11.15 Uhr     Konventamt (Hl. Messe der Mönche) an Werktagen
       12.05 Uhr     Mittagsgebet (an Sonn- und Feiertagen um 12.00 Uhr)
       16.30 Uhr     Lateinische Vesper (Abendlob) und «Salve Regina»
       18.30 Uhr     Maiandacht bei der Gnadenkapelle (Sonntage im Mai)
       19.15 Uhr     Rosenkranzgebet bei der Gnadenkapelle (ausser Sonntage im Mai)
       20.00 Uhr     Komplet (Nachtgebet), am 1. So des Monats um 19.00 Uhr.»
        Das Streaming-Angebot ist derzeit (Stand 5.5.20/21:39 von 1420 Personen abonniert
    und selbst an einem «gewöhnlichen» Sonntag wie dem vom 26. April haben nicht weni-
    ger als 2679 Personen die Life-Übertragung des Konventamts von 9.30 Uhr aufgerufen.
                                                                                Erich Liebi

                                                                                               9
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
WALLFAHRT

     Liturgischer Kalender für Juni und Juli
     JUNI

     1. Mo Pfingstmontag
     		 Hl. Justinus († um 165)
     		 Philosoph, Märtyrer                        Gebetsmeinung
                                                   Weltkirche
     3.
      Mi	Hl. Karl Lwanga und Gefährten            Wir beten, dass alle, die leiden, vom
          († 1886)                                 Herzen Jesu berührt werden und
     		Märtyrer                                    dadurch einen guten Weg zum Leben
                                                   finden.
     5. Fr Hl. Bonifatius († 754)
     		 Bischof, Märtyrer                          Kirche Schweiz
                                                   Wir beten für alle, die als Ordensleute
     7.   So Dreifaltigkeitssonntag                oder Priester das Charisma der Ehelosig­
                                                   keit leben.
     11. Do Hochfest
     		Fronleichnam
     		 Hl. Barnabas Apostel

     13. Sa Hl. Antonius von Padua († 1231)   JULI
     		 Ordenspriester, Kirchenlehrer
     		 Einsiedler Gebetstag                  2. Do Fest
     		 für geistliche Berufe                 		 Mariä Heimsuchung

     14. So 11. Sonntag im Jahreskreis        3. Fr Fest
     			                                      		 Hl. Thomas, Apostel
     19. Fr Hochfest
     		 Herz Jesu                             4. Sa Ulrich von Augsburg († 973)
     		 Hl. Romuald († 1027)                  		Bischof
     		 Mönch, Ordensgründer
                                              5.     So 14. Sonntag im Jahreskreis
     21. So 12. Sonntag im Jahreskreis
     		Aloisius Gonzaga († 1591)
                                              11. Sa Fest
     		Ordensmann
                                              		 Hl. Benedikt
     24. Mi Hochfest der Geburt                      Abt, Schutzpatron Europas
            Johannes des Täufers
                                              12. So 15. Sonntag im Jahreskreis
     28. So 13. Sonntag im Jahreskreis
     		 Irenäus von Lyon († 202)              13. Mo Einsiedler Gebetstag
     		 Bischof, Märtyrer                     		 für geistliche Berufe

     29. Mo Hochfest der heiligen             15. Mi Hl. Bonaventura (†1274)
            Petrus und Paulus, Apostel        		 Ordensmann, Bischof, Kirchenlehrer

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WALLFAHRT

JULI

16. Do Hochfest                     26. So 17. Sonntag im Jahreskreis
		 Unsere Lieben Frau von           		 Hl. Joachim und Hl. Anna
		Einsiedeln                        		 Eltern Marias

19. So 16. Sonntag im Jahreskreis   29. Mi Hl. Marta, Maria und Lazarus
		 Äussere Feier                    		 Gastfreunde des Herrn
		 Unserer Lieben Frau
		 von Einsiedeln                   31. Fr Hl. Ignatius von Loyola († 1556)
                                    		 Priester und Ordensgründer
22. Mi Fest
		 Hl. Maria Magdalena

23. Do Fest
                                      Gebetsmeinung
		 Hl. Birgitta von Schweden          Weltkirche
		 († 1373)                           Wir beten, dass die Familien unserer
		Ordensgründerin, Mitpatronin       Tage mit Liebe, Respekt und Rat
       Europas                        begleitet werden.
                                      Kirche Schweiz
25. Sa Fest                           Wir beten für die Gläubigen anderer
		 Apostel Jakobus der Ältere
                                      Religionen, mit denen wir zusammen­
                                      leben, und für alle, die meinen, nicht
                                      glauben zu können.

                                                                               11
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                                                                                  u fh e b
     Gottesdienste in Einsiedeln                                         nach A lungsverbo
                                                                                 m m
                                                                                               ts
                                                                            rs a
                                                                     des Ve
       Vorbemerkung
      Ob die hier aufgeführten Gottesdienste von den Gläubigen in der Klosterkirche wirklich
      mitgefeiert werden können, steht zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Ausgabe noch
      in den Sternen. Falls öffentliche Gottesdienste nicht möglich sein sollten, werden die hier
      aufgeführten Feiern aber via Livestream (www.youtube.com/klostereinsiedeln/live)
      übertragen.
          Besuchen Sie bitte unsere Webseite www.kloster-einsiedeln.ch, bevor Sie sich zur
     Auf Einla
      Mitfeier eines Gottesdienstes auf den Weg nach Einsiedeln machen.

     Abkürzungen: KK Klosterkirche, GK Gnadenkapelle, MK Magdalenenkapelle, UK Unterkirche, BK Beichtkapelle

     JUNI

     Mo 1.      fingstmontag – Gedenktag
               P                                           So 14.     onntag nach Fronleichnam /
                                                                     S
               Maria, Mutter der Kirche                              Todestag des Ehrwürdigen
     09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK                             Dieners Gottes Br. Meinrad
     16.30 Uhr Feierliche Vesper KK                                  Eugster
                                                          16.30 Uhr Feierliche Vesper mit
     Fr 5.     Herz-Jesu-Freitag                                     Eucharis­tischer Aussetzung und
     20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK                       Prozes­sion KK
                                                          17.30 Uhr Eucharistiefeier in Erinnerung an
     So 7.     Dreifaltigkeitssonntag                                Bruder Meinrad (1848 –1925) GK
     09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK                  18.15 Uhr Rosenkranzgebet um die Selig-
     16.30 Uhr Feierliche Vesper KK                                  sprechung von Bruder Meinrad
                                                                     GK
     Mi 10.     Fronleichnam – Vorabend                             anschl. Gebet am Grab von
     16.30 Uhr Feierliche Vesper mit                                Bruder Meinrad
                Eucharistischer Aussetzung KK
     20.00 Uhr Feierliche Komplet mit                     Fr 19.        ochfest des Heiligsten
                                                                        H
                Eucharistischer Aussetzung KK                           Herzens Jesu
                                                          11.15 Uhr    Feierliches Konventamt KK
     Do 11.      Fronleichnam                             16.30 Uhr    Vesper mit Eucharistischer
     08.00 Uhr Keine Eucharistiefeier                                  Aussetzung KK
     08.30 Uhr Pontifikalamt KK                         18.10 Uhr    Rosenkranz für die Priester GK
                anschl. Eucharistische Prozession         20.00 Uhr    Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK
     16.30 Uhr Pontifikalvesper mit
                 Eucharistischer Aussetzung KK             Mi 24.    ochfest der Geburt des
                                                                    H
     20.00 Uhr Feierliche Komplet mit                              hl. Johannes des Täufers
                 Eucharistischer Aussetzung KK            11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK
                                                          16.30 Uhr Feierliche Vesper KK

                                                          Mo 29. 	Hochfest der hll. Petrus und
                                                                    Paulus
                                                          11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK
                                                          16.30 Uhr Feierliche Vesper KK

12
WALLFAHRT

JULI

Do 2.     Fest Mariä Heimsuchung                  Do 16. 	 Hochfest Unserer Lieben Frau
11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK                         von Einsiedeln
16.30 Uhr Feierliche Vesper KK                    11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK
                                                  16.30 Uhr Feierliche Vesper KK
Fr 3.     Herz-Jesu-Freitag
20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK         So 19. 	   Äussere Feier des Festes
                                                              Unserer Lieben Frau von
Sa 11. 	 Fest des hl. Benedikt,                              Einsiedeln
          Patron Europas                          09.30 Uhr Pontifikalamt KK
11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK               14.00 Uhr 	Pilgerandacht mit Rosenkranz-
16.30 Uhr Feierliche Vesper KK                                gebet GK
                                                  16.30 Uhr 	Pontifikalvesper und Prozession
                                                              zur Gnadenkapelle mit Marien­
                                                              litanei KK

  Einsiedler Orgelkonzerte fallen im Sommer 2020 aus

  Leider mussten wir uns entscheiden, die für diesen Sommer geplante Orgelkonzertreihe
  auf nächstes Jahr zu verschieben. Die durch Covid-19 verursachte Unsicherheit bezüglich
  der Veranstaltungsmöglichkeiten während der Sommermonate scheint diese Massnah-
  me nahe zu legen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Die Konzertorganisten sind
  bereits angefragt worden, ob sie auch noch in einem Jahr bei uns und für uns spielen
  möchten. Wir hoffen, dass sich die sechs Termine unter den betreffenden Musikern gut
  aufteilen lassen.
      Immerhin können wir Ihnen bereits die Daten für den Sommer 2021 bekanntgeben:
  20.7. / 27.7. / 3.8. / 10.8. / 17.8. / 24.8. 2021
      Wir würden uns sehr freuen, Sie bei dieser Gelegenheit wieder alle in Einsiedeln
  begrüssen zu dürfen!                                         Pater Theo Flury, Stiftsorganist

                                                                                                   13
en Sie
     WALLFAHRT
                                                                    e ko  n sultier site:
                                                               Bitt              Web
                                                                        n se r e               n.ch
                                                               d a z u u e r - ei n s i e d el
     Wallfahrtsinformationen                                  www.k
                                                                      lo s t

     Seelsorge                                    Öffnungszeiten

     Beichtzeiten                                 Kirchenpforte
     Sonn- und Feiertage:                         Montag bis Samstag:
     08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 /               09.00 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.00 Uhr
     15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr              Sonn- und Feiertage:
     Montag bis Samstag:                          09.00 – 09.15 / 10.30 –11.00 / 11.45–12.00 /
     10.00 –11.00 / 15.00 –16.00 /                13.30 –16.15 / 17.15 –18.00 Uhr
     17.00 –18.00 Uhr
                                                  Wallfahrtsbüro
                                                  Sie erreichen uns telefonisch von
     Das «Goldene Ohr»                            Montag bis Freitag
     das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch        09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr
                                                  November bis Februar
                                                  sowie während der Sommerferien:
     Klosterkirche
                                                  09.00 –11.00 Uhr
     Ostern bis Allerheiligen:                    Telefon: +41 (0)55 418 62 70
     6.00 – 21.00 Uhr                             Fax: +41 (0)55 418 62 69
     Allerheiligen bis Ostern:                    wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch
     6.00 – 20.30 Uhr                             www.wallfahrt-einsiedeln.ch
                                                  Klosterladen
     Segnung von
     Andachtsgegenständen                         Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr
                                                  Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr /
     Montag bis Samstag:
                                                  13.30 –17.30 Uhr
     12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr
                                                  Samstags: 10.00 –16.30 Uhr
     Sonn- und Feiertage:                         Telefon: 055 418 64 71
     10.45 / 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr    www.klosterladen-einsiedeln.ch

       Gottesdienste in der Klosterkirche
       Sonn- und Feiertage                        Werktage
       17.30 Uhr    Vorabendmesse (Hauptaltar)    06.15 Uhr   Kapellmesse (Gnadenkapelle)
       07.15 Uhr    Laudes                        07.15 Uhr   Laudes
       08.00 Uhr    Kapellmesse (Gnadenkapelle)   09.30 Uhr   Kapellmesse (Gnadenkapelle)
       09.30 Uhr    Konventmesse (Hauptaltar)     11.15 Uhr   Konventmesse (Hauptaltar)
       11.00 Uhr    Pilgermesse (Hauptaltar)      12.05 Uhr   Mittagsgebet
       16.30 Uhr    Vesper/Salve Regina           16.30 Uhr   Vesper/Salve Regina
       17.30 Uhr    Kapellmesse (Gnadenkapelle)   17.30 Uhr   Kapellmesse (Gnadenkapelle)
       20.00 Uhr    Komplet                       20.00 Uhr   Komplet

14
WALLFAHRT

Wallfahrt

Wallfahrtstage grosser
Pilgergruppen
Die Coronakrise hinterlässt auch bei der Wallfahrt nach Einsiedeln Spuren. Anstatt
die Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen zu kommunizieren, muss der Wallfahrts­
pater hier die zahlreichen, bereits abgesagten Wallfahrten aufzählen. Doch präsent
sind die Wallfahrten bei der «Schwarzen Madonna» trotzdem.

Die Wallfahrt führt Menschen aller Genera-       Die inzwischen wieder zahlreicher geworde-
tionen aus unterschiedlichsten geografi-         nen Besucher der Klosterkirche werden so
schen und sozialen Kontexten an einem Ort        auf die durch das Coronavirus verunmög-
auf relativ engem Raum zusammen. Kein            lichten Wallfahrten hingewiesen. Wir möch-
Wunder, dass im Einsatz für die Eindäm-          ten so aber auch zeigen, dass die Wallfahre-
mung des Coronavirus und zum Schutz der          rinnen und Pilger bei Unserer Lieben Frau
Menschen im Frühjahr und Sommer 2020 die         von Einsiedeln nicht vergessen werden.
grossen Wallfahrten nach Einsiedeln nicht
durchgeführt werden können.                                                Pater Philipp Steiner

Eine lange Reihe von Absagen
Die für Mai und Juni 2020 geplanten Wall-
fahrten der Tamilen, Albaner, Luzerner, Vor-
arlberger, Obwaldner, Nidwaldner, Schwy-
zer/Küssnachter, Zuger, Portugiesen, Polen,
Tschechen wurden bereits abgesagt. Für
zahlreiche weitere grössere Wallfahrten im
Juli erwarten wir bis zum Erscheinen dieser
SALVE-Ausgabe ebenfalls Absagen. Bereits
definitiv abgesagt wurden die beiden gros­
sen Juli-Wallfahrten der Zürcher (4. Juli) und
der Jurassier (7.–9. Juli).
     Die Wallfahrtsleitung bedauert diese Si-
tuation sehr, unterstützt die Organisatoren
der einzelnen Wallfahrten aber auch in der
Wahrnehmung der Verantwortung für die
Gesundheit der Pilgerinnen und Pilger.

Kerzen anstelle der Pilger
Stellvertretend für die «verhinderten» Pilge-
rinnen und Pilger steht jeweils am ursprüng-     Die brennenden Wallfahrtskerzen des Stan-
lich geplanten Wallfahrtstag die entspre-        des Luzern und der Stadt Rapperswil-Jona
chende Standeskerze bei der Gnadenkapelle.       am 3. Mai 2020.

                                                                                                   15
WALLFAHRT

     Der Wallfahrtspater informiert

     Gebet zur Wallfahrtssaison 2020

     Die diesjährige Wallfahrtssaison steht unter dem Motto «Bei Maria zu Hause».
     Dazu wurde ein Gebet verfasst, welches während der Coronakrise auch zu Hause
     gebetet werden kann und soll. Denn nicht nur Einsiedeln darf das «Zuhause»
     Marias sein – sondern auch unser eigenes Daheim soll es immer mehr werden.

     Jungfrau Maria, in deinem Haus in Nazareth     dich in deinem Heiligtum zu ehren und dir
     hast du die Botschaft des Engels vernom-       ihre Freuden und Sorgen anzuvertrauen. Bei
     men und dein Ja gesprochen zum Plane Got-      dir darf ich die Erfahrung machen, nicht nur
     tes. Hilf mir, Gottes Plan auch für mein Le-   zu Gast, sondern wirklich zu Hause zu sein.
     ben zu erkennen und meine Berufung in          Hilf mir, auch mein Zuhause zu öffnen für
     Treue und Hingabe zu leben. Stärke mich auf    jene Menschen, in denen Christus mir be-
     meinem Pilgerweg in der Nachfolge deines       gegnen will.
     Sohnes.                                            Gottesmutter Maria, in deinem Haus
         Gottesmutter Maria, dreissig Jahre lang    empfängst du jeden mit deinem liebevollen
     hast du mit Jesus unter einem Dach gewohnt,    Blick und deinem mütterlichen Herzen. Tra-
     bevor er auszog, um das Reich Gottes zu ver-   ge auch meine Anliegen vor Gott! Begleite
     künden und das Werk der Erlösung zu voll-      mich und alle, mit denen ich verbunden bin,
     enden. Erbitte mir eine tiefe Beziehung zu     auf dem Pilgerweg des Glaubens, der sein
     deinem Sohn, die mich im Alltag trägt und      Ziel im himmlischen Vaterhaus finden möge.
     diesen heiligt.                                Amen.
         Jungfrau Maria, am Kreuz erhöht, hat                                 Pater Philipp Steiner
     dich dein Sohn seinem Lieblingsjünger an-
     vertraut, der dich fortan in sein eigenes
     Haus aufgenommen hat. Auch ich möchte
     dich in mein Zuhause aufnehmen und dich
     in mein Leben einlassen. Dann wirst du mein
     Zuhause und mein Leben so gestalten, dass
     es Gott eine Freude ist, darin zu wohnen.
         Gottesmutter Maria, nach der Auferste-
     hung deines Sohnes verharrtest du mit den
     Aposteln im Obergemach in der Erwartung
     des Kommens des Heiligen Geistes. Hilf mir,
     auch mein Zuhause zu einem Ort des Gebe-
     tes und der Erwartung zu machen. Lass mich     Die Gnadenkapelle ist das «Zuhause» der
     die Kraft und die Freude des Gebetes neu       Schwarzen Madonna von Einsiedeln. Hoffen
     erfahren.                                      wir, dass sich bald wieder viele Menschen
         Jungfrau Maria, seit vielen Jahrhunder-    hier «zuhause» fühlen dürfen (Foto: Jean-
     ten pilgern Menschen nach Einsiedeln, um       Marie Duvoisin).

16
WALLFAHRT

Liturgisches Grundwissen

Alpsegen
Fast im gesamten katholi-
schen Schweizer Alpenge-
biet ist bis heute der Brauch
des Betrufs lebendig. All-
abendlich während der
Alpsommerzeit singt der
Älpler, einen hölzernen
Milchtrichter als «Lautspre-
cher» vor den Mund hal-
tend, eine archaische Ge-
betslitanei über die Alp.
Was romantisch anmuten
mag, offenbart beim ge-
naueren Hinhören den fei-
erlichen Ernst eines Segens-
gebets.
    Text und Melodie sind
zwar regional unterschied-
lich. Allen gemein aber ist Betruf auf der Furgglenalp am Fählensee/AI
eine mundartlich einge- (Foto: http://furgglenalp.ch).
färbte deutsche Sprache
und eine archaische Melo-
dieführung, die von fern an das lateinische Chorgebet der Mönche erinnert. Immer
werden der dreieinige Gott, die heilige Familie und die am Ort verehrten Heiligen
angerufen und um Schutz angegangen. Elemente des Credo, des Angelus, der Aller-
heiligenlitanei sind verwoben mit den Bitten um Schutz von Hab und Gut, Leib und
Leben während der nun hereinbrechenden Nacht. Denn im Schlaf muss der Mensch
loslassen. Er muss die Verantwortung, das Gelungene wie das Schuldige anderen
Mächten übergeben. Gerade in den Bergen, wo das Wetter augenblicklich wechseln
kann und Naturgewalten als reale Bedrohungen erfahren werden, stellt sich die Frage,
worauf ich baue. Der Betruf bezeugt seit rund 450 Jahren: Ein einst heidnischer Bann-
spruch kann Gebet, Feier der Hoffnung werden.

(Quelle: Gunda Brüske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten.
Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen
Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

                                                                                               17
Haben Sie gewusst, dass ...
     Klosterjugend
     … wir nicht nur auf einer Strasse strata dem Latein begegnen, sondern auch, wenn wir über
     die Furka wandern oder fahren. Furca ist das lateinische Wort für Gabel, die bei den Römern
     meistens nur zwei Zinken hatte. Der Furkapass, offiziell 2429 Meter über Meer, liegt zwischen
     Spannende und kämpferisch
     dem Furkastock, der 2665 Meter und dem Blauberg, der 2768 Meter hoch ist. Diese zwei Ber-
     ge sind also wie zwei Zinken der Gabel, und an der Vertiefung zwischen beiden geht die
     starke Partie
     Strasse durch. Seinen Namen hat dieser Übergang vom Urserntal ins Goms natürlich von den
     Römern, die diesen Durchgang schon benutzten. Auch die Verkleinerungsform, abgeleitet
     vom lateinischen furcula, kommt in unserem Land häufig vor, als Furggele oder Fürggli. So
     Auf Einla
     geht man im Gebiet von Einsiedeln vom Brunni über die Furggele nach Oberiberg und kann
     bei der Furggelehütte eine Rast einlegen.

     Ursache für die sympathische Begegnung
     zwischen Jou

     Einladung zu einem Klosterbesuch
     In einem Schreiben vom 4. Februar an die
     entsprechenden Redaktionen wies Abt Mar-
     tin im Sinne einer Klarstellung darauf hin,
     dass in der 1075-jährigen Geschichte des
     Klosters Einsiedeln nur knapp während 100
     Jahren mehr Mönche zu Einsiedeln gehör-
     ten als heute (zurzeit zählt die Gemeinschaft
     76 Mitglieder), und dass das Durchschnittsal-
     ter Furka,
         der Gemeinschaft       seit
                                  imein   paar Jahren Sinn, ist auch ein Bild, das man auf das mensch-

                                                                                                         Rechts oben der «Furca»-Einschnitt (Foto: www.alpen-
     Die         der Übergang         geographischen
     sinkt. Noch vor sieben Jahren waren die Me-
     liche Leben anwenden kann. Wir gehen vom Kindes- ins Erwachsenenalter, später ins Alter

                                                                                                         Der Furkapass von der Grimselstrasse aus gesehen.
     dien erstaunt, dass Einsiedeln mit Martin
     über;
     Werlen wireinen
                fühlensouns  manchmal
                          jungen   Abt hatin einer  Enge, durch die wir wie zwischen zwei Bergen hin-
                                             – er war
     durchmüssen,
     damals 39 Jahre alt. Abt Martin ist jedoch und Freiheit zu bekommen.
                     um   auf der  anderen   Seite Weite
     nicht der
     Gabeln     einzigeaber
              können     junge   Verantwortungsträ-
                              auch   als Waffen gebraucht werden. Es ist überliefert, dass Schwyzer
     ger  im  Kloster  Einsiedeln.   Zurzeit zähltFranzosen
     Bauern gegen die 1798 eindringenden            die      mit Sensen und Mistgabeln loszogen. Die
     Gemeinschabehaupten, das Journalisten-
     Gabel als Instrument der Gewalt, so kennt sie der römische Dichter Ovid (43 v.–17 n. Chr.):
     Team hätte auch bereits mögliche Termine
     «naturam    expellas furca, Trainingscamp
     für ein vorausgehendes        tamen usque recurret»,
                                                    dis-     «die Natur kannst du mit der Gabel (mit
     Gewalt)
     kutiert… austreiben,   sie wird   dennoch   wieder  zurückkommen».    Was unsere Natur ist, was
     unsere persönlichen Anlagen sind, kann man auch mit Gewalt nicht ablegen, leider auch tief
     
     liegende   negative Gewohnheiten       nicht.
                                Pater Kolumban  Reichlin

     Eine Wanderung über die wunderbare Furka – natürlich nicht auf der von Abgasen verpeste-
     ten Strasse – kann zu einem Sinnbild dafür werden, dass wir immer an Übergängen stehen und
                                                                                                         tourer.de).

     Übergänge wagen müssen. Sogar die jetzige Coronapandemie kann ein Übergang in eine
     neue Einstellung aus gewohnten Verhaltensweisen werden und in neue Freiheit hinüber­
     führen.                                                                   Pater Alois Kurmann

18
KLOSTER EINSIEDELN

Lockdown in Italien während der Coronakrise

Gute Laune in der Quarantäne

Die beiden Einsiedler Mönche Frater Meinrad und Pater Mauritius studieren seit
2018 in Rom und wohnen im Kloster Sant’Anselmo, sozusagen dem Hauptquartier
des Benediktinerordens. Sie sind dort Teil einer ca. hundertköpfigen internationalen
Gemeinschaft, in der sie die ausserordentliche Zeit der Corona-Pandemie miterlebt
haben.

Lange Zeit schien das Coronavirus weit weg.    eine Ausgangssperre über das ganze Land
Als es sich in der Lombardei auszubreiten      verhängt. Nun war es auch für uns vorbei
begann, telefonierten Leute besorgt aus der    mit den Spaziergängen durch die leeren
Schweiz. Aber das Virus war ihnen ja näher     Strassen, und es blieb uns nur noch der Klos-
als uns. Von Mailand sind es doch immerhin     tergarten mit dem Fussballplatz, wenn wir
sechshundert Kilometer bis Rom, während        an die frische Luft wollten. Hier trafen sich
es bis Chiasso nicht einmal fünfzig sind und   nun dreimal wöchentlich die Calciatori zum
nach Einsiedeln zweihundertfünfzig.            Fussballmatch, bei dem man spielerisch und
                                               mit Teamgeist das Beste aus dem Lockdown
Tutto tranquillo qui a Roma!                   machte.
Dann kam der 4. März, an dem Regierungs-
chef Giuseppe Conte verkündete, dass alle
Schulen im ganzen Land geschlossen wür-
den. Das hatte natürlich Konsequenzen für
den Studienbetrieb auch an den Päpstlichen
Universitäten: Der Präsenzunterricht konnte
nicht mehr stattfinden, die Bibliotheken
blieben geschlossen, Vorlesungen mussten
online abgehalten werden. Damit hatte
man noch wenig Erfahrung. Sowohl Profes-
soren als auch Studenten mussten sich auf
dieses technologische Abenteuer einlassen.

Landesweite Ausgangssperre
Wer in jenen Tagen durch die «Ewige Stadt»
spazierte, staunte, wie wenige Touristen un-
terwegs waren. Wo sich sonst Massen durch      Der Tischdiener Pater Pablo aus dem
die Gassen drängen, standen nur vereinzelt     Kloster Cuernavaca (Mexiko) mit Maske
ein paar Leute. Selten hat man die histori-    und Handschuhen im Speisesaal von Sant'
schen Bauwerke so ungestört betrachten         Anselmo. Diese Schutzmassnahme war ein
können. Doch bald wurde die rote Zone          Test und hat sich nicht durchgesetzt. (Foto:
über die Lombardei hinaus ausgedehnt und       Elijah Owens).

                                                                                               19
KLOSTER EINSIEDELN

     Mitbrüder aus Italien, Kenia, Frankreich und Russland beim Calcio im Klostergarten (Foto:
     Marion Nguyen).

     Massnahmen im Kloster                             ten Abstands – durfte jeder Fragen stellen
     In der Kirche und im Speisesaal wurden die        und Ängste äussern. Mit einem geistlichen
     Sitze neu verteilt nach dem Prinzip des «So-      Impuls stärkte Abt Gregory unser Vertrauen
     cial Distancing». Die Klosterleitung sorgte       auf Gottes Beistand und Nähe gerade auch
     für die Sicherheit der Gemeinschaft. Das An-      in der Krise, indem er den Psalmvers zitierte:
     steckungsrisiko sollte möglichst minimiert        «Wie Berge Jerusalem rings umgeben, so ist
     werden. Auch wenn viele der Bewohner jun-         der Herr um sein Volk von nun an bis in Ewig-
     ge Studenten sind, gibt es doch auch solche,      keit» (Ps 125,2).
     die zur Risikogruppe gehören, allen voran
     der Abt Primas, der sich zwar bester Gesund-      Intensiviertes Gebet
     heit erfreut, aber erst kürzlich seinen 70. Ge-   Die Nachrichten aus dem Norden des Landes
     burtstag feierte.                                 waren dramatisch. Die italienische Bischofs-
         Ein grosser Vorteil in dieser Situation       konferenz rief zum solidarischen Rosen-
     war, dass einer der Mönche vor seinem Klos-       kranzgebet auf. Der Papst pilgerte über die
     tereintritt Medizin studiert hatte. Als Fach-     menschenleere Via del Corso zur Kirche San
     person stand er den Oberen beratend zur           Marcello. Das dort verehrte Kruzifix hat man
     Seite und erklärte für alle einleuchtend, wa-     bereits im Jahr 1522 bei Prozessionen zur
     rum die getroffenen Massnahmen sinnvoll           Abwehr der Pest eingesetzt. Jetzt in der
     und notwendig seien. Auch bei Übertrei-           Corona-Pandemie 2020 sind öffentliche
     bungen und «Fake News» konnte er Ent­             Gottesdienste natürlich undenkbar. Doch
     warnung geben: Nein, es braucht kein Spe-         hinter verschlossenen Türen beten wir Mön-
     zial-Desinfektionsmittel, normale Seife           che in Sant‘ Anselmo weiter, formulieren
     genügt.                                           Fürbitten für Kranke und Pflegende, tragen
         Bei einem Treffen der ganzen Gemein-          alle Anliegen in Stille vor den eucharisti-
     schaft – stets unter Einhaltung des geforder-     schen Herrn.         Pater Mauritius Honegger

20
S A LV E
                                               5·2019

                                                             S A LV E
   Zeitschrift
               der benedi
   Gemeinsch              ktin
               aften Einsied ischen
                             eln und Fah
                                         r

                                                        Zeitschrift der benediktinischen
                                                        Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
                     SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen                                     In verschiedenen Rubriken informiert die
                     facettenreichen Einblick in das Leben hinter                             Zeitschrift unter anderem umfassend über die
                     den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das                             Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr,
                     Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Ein-                           die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Kloster-
                     siedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher                         betriebe sowie über religiöse und kulturelle
                     Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem En-                            Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr
                     gagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.                            sowie in der Propstei St. Gerold.

SALVE
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               S A LV E

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                                              möglicher Ausgabe.
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KLOSTER EINSIEDELN

         Psalm 9

         2  Ich will danken, Herr,                12 Singt dem Herrn, der thront auf dem
            aus ganzem Herzen,                       Zion,
            erzählen will ich all deine Wunder.      verkündet unter den Völkern seine
         3 Ich will mich an dir freuen und           Taten!
            jauchzen,                             13 Denn er, der Blutschuld ahndet,
            deinem Namen, Höchster,                  hat an sie gedacht,
            will ich singen.                         hat den Notschrei der Elenden nicht
         4 Wenn meine Feinde zurückweichen,          vergessen.
            werden sie straucheln und zugrunde    14 Sei mir gnädig, Herr! Sieh doch mein
            gehen vor deinem Angesicht.              Elend, wie sie mich hassen,
         5 Denn du hast mir Recht geschaffen         du, der mich emporhebt aus den
            und für mich entschieden,                Pforten des Todes!
            dich auf den Thron gesetzt als        15 Damit ich all dein Lob erzähle in
            gerechter Richter.                       den Toren der Tochter Zion
         6 Du hast Völker bedroht,                   und frohlocke über dein rettendes
            den Frevler vernichtet,                  Handeln.
            ihre Namen gelöscht für immer         16 Völker versanken in der Grube,
            und ewig.                                die sie selbst gegraben,
         7 Der Feind ist dahin,                      im Netz, das sie heimlich gelegt,
            zertrümmert für immer.                   hat ihr Fuss sich verfangen.
            Du hast Städte entvölkert,            17 Kundgetan hat sich der Herr:
            ihr Andenken wurde zunichte.             Er hielt sein Gericht,
         8 Ja, so sind sie, aber der Herr            im Werk seiner Hände hat sich der
            thront auf ewig,                         Frevler verstrickt.
            zum Gericht hat er seinen Thron       18 Zurückweichen müssen die Frevler
            aufgestellt.                             zum Totenreich,
         9 Er selbst wird den Erdkreis richten       alle Völker, die Gott vergessen.
            in Gerechtigkeit,                     19 Denn der Arme ist nicht auf ewig
            den Nationen das Urteil sprechen,        vergessen,
            wie es recht ist.                        der Elenden Hoffnung ist nicht für
         10 So wird der Herr für den                 immer verloren.
            Bedrückten zur Burg,                  20 Steh auf, Herr, nicht soll der Mensch
            zur Burg für Zeiten der Not.             triumphieren,
         11 Darum vertrauen dir,                     die Völker sollen gerichtet werden
            die deinen Namen kennen,                 vor deinem Angesicht.
            denn du, Herr, hast keinen,           21 Wirf auf sie Schrecken, Herr,
            der dich sucht, je verlassen.            erkennen sollen die Völker:
                                                     Sie sind nur Menschen.

22
KLOSTER EINSIEDELN

Die Vielfalt des Betens

Bitten, danken,
erzählen, verbinden
Am Text von Psalm 9 kann man gut aufzeigen,         Menschen liegt eine Eigenheit der Psalmen-
was das Verständnis und damit das Beten             gebete. Der einzelne Mensch, der betet, ist
vieler Psalmen schwierig macht. Der Psalm           immer mit anderen verbunden, er sieht sich
beginnt als ein Danklied; die Wunder Gottes         selber immer in Gemeinschaft mit anderen,
sollen erzählt werden. Schon in Vers 4 ist          seien es Einzelne, sei es sein Volk oder sogar
aber von Feinden die Rede. Der Beter will           andere Völker. Wer Psalmen betet, ist ein
offenbar Gott danken, weil er von Feinden           Individuum, aber er bleibt nicht bei sich sel-
gerettet wurde. Der Vers 14 sagt aber, dass         ber stehen, er verbindet sich mit anderen, mit
der Beter jetzt in Not ist, dass Leute ihn has-     Freunden und Feinden, mit seinem Volk oder
sen. Eine weitere Schwierigkeit kommt daher,        mit anderen. Das Beten von Psalmen ist
dass der Beter nicht nur von sich selber spricht.   etwas sehr Persönliches, aber verbindet den
Die Verse 6, 7, 20 und 21 reden von Völkern,        Betenden, er betet stellvertretend für an­
die entweder vernichtet wurden oder von             dere.
Gott gerichtet, bestraft werden sollen. Wenn            Psalm 9 zeigt aber modellhaft noch einen
man den Psalm Vers um Vers durchliest, trifft       anderen Gesichtspunkt. Er beginnt als Dank-
man abwechselnd auf Lob und Dank, dann              und Loblied (Vers 2–3), fordert zum Danken
auf Bitten um Hilfe; zudem redet der Beter          auf (Vers 12, 15). Weil ein Einzelner spricht,
von sich selber, aber auch von anderen und          sagt man, es sei ein individuelles Danklied.
sogar von Völkern.                                  Aber unter den Dank und Jubel mischen sich
    Die Bibelwissenschaft hilft, diesen Text,       auch Bitten: «Sei mir gnädig Herr! Sieh doch
der beim ersten Lesen ein Durcheinander zu          mein Elend, wie sie mich hassen» (Vers 14),
sein scheint, besser zu durchschauen und            «Steh auf, Herr, nicht soll der Mensch trium-
damit auch «betbar» zu machen. Der Anfang           phieren, die Menschen sollen gerichtet wer-
zeigt, dass der Beter dankt und lobt. Schon         den vor deinem Angesicht. Wirf Schrecken
im Vers 2 fällt aber das Wort, dass er «erzäh-      auf sie, erkennen sollen die Völker: Sie sind
len» will. Was der Betende erzählt, gibt die        nur Menschen» (Vers 20–21). Auch wenn der
Begründung für sein Lob. Interessant ist da-        Mensch Gott dankt, ist er sich doch immer
bei, dass der Beter sowohl von sich selber          bewusst, dass Leid, Schmerz, Missgunst, Ver-
spricht, Wohltaten oder Rettungserfahrun-           folgung ständige Begleiter seines Lebens und
gen aufzählt, die er persönlich erlebt hat:         des Lebens anderer sind. Wenn wir Psalmen
«Du hast mir Recht verschafft und für mich          betend danken und jubeln, sind wir nicht in
entschieden» (Vers 5), als auch erwähnt, dass       einem ungestörten Glück, vergessen nicht
Gott andere gerettet hat: «Du hast den Not-         die alltägliche Wirklichkeit.
schrei der Elenden nicht vergessen» (Vers 13).          Psalmen sind Gebete, die sehr persönlich
Ebenso dankt er aber dafür, dass Gott Völker        sind aber ebenso andere Menschen ein­
bedroht, Frevler vernichtet hat (Vers 6–7),         schlies­sen, sind Gebete, die in wenigen Sät-
dass ganze Völker durch ihre eigenen bösen          zen Freude und Leid, Dank und Bitte, Gefühl
Machenschaften bestraft wurden (Vers 16).           der Enge und Erfahrung der Freiheit ausdrü-
In dieser Verbindung des Beters mit anderen         cken können.                Pater Alois Kurmann

                                                                                                       23
KLOSTER EINSIEDELN

      Das geistliche Up-Date auf Facebook
      www.facebook.com/GOTTsuchen.ch

      Die Haltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung und Ziel der Welt, nach dem
      Sinn des Lebens sowie nach dem persönlichen Weg zu Glück und Segen hat das Mönch-
      tum seit seinen Anfängen geprägt – bis heute.

                                                                                               Titelseite des Faltblattes «Einsiedler Gebetsbund zur Wiedervereinigung im Glauben in der Schweiz» aus dem Jahr 1929.
          So ist auch das Kloster Einsiedeln seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche.
      Als Erben einer langen Tradition wollen wir Benediktiner von heute aus diesem rei-
      chen Schatz schöpfen und ihn für unsere Zeit fruchtbar machen. Dabei geben uns die
      modernen Kommunikationsmittel neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten in die

                                                                                               Der Gebetsbund stand unter dem Schutz der «einsiedlischen Gnadenmutter» (Foto: Bruder Gerold Zenoni).
      Hand, Gedanken innert Sekunden mit der ganzen Welt zu teilen.

         Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von
      heute mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit einem kurzen Impuls zu Beginn einer
      jeden neuen Woche auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu
      begleiten. Kommen doch auch Sie mit auf diesen Weg und besuchen Sie unsere Seite!
      Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Fragen.

         Auch wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet
      nachlesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch.

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STIFTSSCHULE

      2. März: Wiederbeginn des Unterrichts.
      11./12. März: Kantonale Aufnahmeprüfung ins Kurzzeitgymnasium (3. Klasse).
      11. März: Marco Grigoli (M12), ehemaliger Stiftsschüler und Skispringer des NLZ, berichtet
      im Internat aus seinem früheren Leben im Spagat zwischen absolutem Leistungsanspruch und
      Selbstfindung.
      13. März: Der Bundesrat entscheidet, dass ab 16. März wegen des Virus SARS-CoV-19 an allen
      Schulen schweizweit bis mindestens 4. April 2020 kein Präsenzunterricht mehr stattfinden
      darf.
      13. März: Premiere des Stiftstheaters 2020 mit dem Stück «Krach im Hause Gott» von
      Felix Mitterer (*1948). Als Publikum sind aufgrund der kantonalen Beschränkungen infolge der
      Pandemie-Massnahmen nur 100 Personen zugelassen, ebenso an den darauffolgenden Auf-
      führungen vom 14. und 15. März. Das provokative Stück unter der Regie von Oscar Sales Bingis­
      ser überzeugt und findet beim Publikum grosse Anerkennung.

+++ nachrichten +++ nachrichten +++
      16. März: Die Schülerinnen und Schüler kommen am Morgen nochmals ins Schulgebäude, um
      ihre persönlichen Schulunterlagen abzuholen. In Schwyz findet eine ausserordentliche Rek-
      torenkonferenz statt. Alle Schulveranstaltungen ab 16. März bis und mit (neu) 19. April
      (Konzerte, KuSS, Theateraufführungen etc.) sind abgesagt, die Proben werden eingestellt. Die
      Aufnahmeprüfung ins Langzeitgymnasium und die Maturaprüfungen werden verschoben, die
      Projektwoche Mitte Mai findet nicht statt.
      17. März: Für alle Lehrpersonen findet an der Stiftsschule ein weiterer Weiterbildungstag zu
      den Methoden des Fernunterrichts statt. Der Schultrakt wird am Abend vollständig ge-
      sperrt.
      18. März: An der Stiftsschule beginnt erstmals in ihrer Geschichte das Homeschooling ge-
      mäss Stundentafel mit Fernunterricht via Internet. Es werden kaum Probleme gemeldet;
      Eltern und Schüler reagieren verständnisvoll und unterstützend auf die neue Situation. Die
      Morgenbesinnung in Form eines täglichen Videos, das jeweils von der Schulseelsorge und ver-
      schiedenen Lehrpersonen bereitgestellt wird, bedeutet eine tägliche Ermutigung in schwieri-
      ger Zeit.
      19. März: Josefstag (fernunterrichtsfrei).
      28. März: Elternrückmeldungen zum Fernunterricht: «Unsere Tochter erfährt durch Ihr
      Team, was es heisst, in einer Notsituation trotzdem aufgehoben zu sein.» – «Das Homeschoo-
      ling unseres Sohnes klappt aus unserer Sicht bisher tiptop. Innert kürzester Zeit musste das
      «normale» Schulsystem völlig umgekrempelt werden und das war sicherlich nicht einfach.»
      9.– 13. April: Kartage und Ostern
      16. April: Der Bundesrat entscheidet, dass der Fernunterricht noch mindestens bis zum
      24. April andauert.
      17. April: 30 Tage Fernunterricht. Der Bundesrat plant den Präsenzunterricht an den obliga-
      torischen Schulen am 11. Mai und an den Mittelschulen am 8. Juni wieder zu erlauben. Die
      Frühlingsexamen der 5. und 6. Klasse werden nicht nachgeholt.
      25. April – 9. Mai: Frühlingsferien                                         Johannes Eichrodt

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STIFTSSCHULE

                                                 ten aufgefordert uns «freiwillig» daran zu
    ECKE                                         halten. Sollte es so nicht klappen, ist eine
                                                 härtere Gangart angesagt. Der Druck, sich

    DER ELTERN                                   gleich bzw. so wie die anderen zu verhalten,
                                                 ist gross, vorbildlich sollen wir darin alle
                                                 ­gleichermassen sein.
                                                         Plötzlich erlangte «Solidarität» eine
                                                  neue Bedeutung. Viele glaubten kaum mehr
                                                  daran, dass heute solidarisches Verhalten
Solidarität und individuelle Freiheit             noch gefragt sein werde. Doch siehe da: Sie
                                                  ist es noch (oder wieder)! Nicht überall frei
Liebe Eltern, liebe Schülerinnen                  und willig, aber der Not gehorchend und of-
und Schüler                                       fensichtlich überlebensnotwendig für unse-
                                                  re Zivilgesellschaft. Sogar die Behörden ap-
Was haben wir in den vergangenen Wochen           pellieren in dieser aussergewöhnlichen
der Corona-Krise nicht alles erlebt. Die Älte-    Situa­tion wieder an unsere Solidarität unter­
ren hat man mit behördlicher Empfehlung          einander. – Solidarität wird wieder gelebt.
zu Hause isoliert, die Jüngeren durften nicht            Individuelle Freiheiten haben im Mo-
mehr zur Schule und diejenigen dazwischen         ment nur noch wenig Platz. Wir vermissen
nur noch bedingt zur Arbeit gehen. Plötzlich      sie bekanntermassen dann am meisten,
war überall Home Office angesagt – nicht          wenn wir sie nicht ausleben können, und sie
auf Wunsch oder Gesuch, sondern aus Not           gewinnen dadurch zusätzlich an Stellen-
auf Anordnung der Betriebe. Manchenorts           wert. Kleine Freiheiten werden uns zwar
musste Kurzarbeit angemeldet werden, vie-         weiterhin zugestanden: Ob wir beim Ein-
le Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer             kaufen Schutzmaske oder Handschuhe (oder
verloren gar ihre Stelle, weil Betriebe die       beides) tragen wollen oder nicht, ob wir
Produktion einstellen mussten. Geschlosse-        ­sogar noch im eigenen Auto mit Schutz­
ne Grenzen in Europa würden der Vergan-            maske unterwegs sein wollen oder uns eine
genheit angehören, dachten wir einmal, der         ganz individuelle Schutzmaske zulegen. Was
Spuk werde bald vorbei sein, sagten die            gestern der Personalized Tea Cup war, ist
­Optimisten, die Krise werde noch mindes-          morgen vielleicht die Tailored Face Mask. –
 tens zwei Jahre andauern, prophezeien die         Eines hat man uns aber gelassen: Die innere
 Pessimisten. Fachleute und Politik versuchen      Freiheit ist uns ohne Abstriche erhalten
 seit Beginn der Pandemie einen pragmati-          ­geblieben – toto corde, tota anima, tota
 schen Mittelweg zwischen totalem Schutz            ­virtute. Deshalb tragen wir auch im über­
 und kalkulierbarem Risiko zu finden, damit          tragenen Sinn des Wortes im Schulalltag kei-
 unser Leben wieder in langfristig lebbare           ne Masken.
 Bahnen gelenkt wird.                                                          Johannes Eichrodt
      Der «Lockdown» hat uns Dinge gelehrt,
 die bisher undenkbar waren, weil sie noch
 niemand von uns je erlebt hat. Oft sprach
 man von «kriegsähnlichen Verhältnissen»,
 aber zum Glück blieben wir davon bis jetzt
 verschont. Unsere persönlichen Freiheiten
 wurden von Staats wegen in vielen Berei-
 chen eingeschränkt, Verordnungen und
 Vorgaben bestimmen bis heute unseren
 ­Alltag. Wir sind alle mit freundlichen Wor-

                                                                                                    27
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