8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
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Einmachgläser mit Deckel Flaschen mit Drahtbügelverschluss für alle Arten von Lebensmitteln. Marmeladen, eingelegte Früchte und Gemüse, … Gläser in verschiedenen Grössen und Formen von 0,4 dl bis 1 Liter. Flaschen mit Drahtbügelverschluss 2,5 dl bis 1 Liter. Gratis Mustergläser mit Preisliste auf Anfrage Crivelli Verpackungen • CH-6830 Chiasso ( 091 647 30 84 • Fax 091 647 20 84 crivelliimballaggi@hotmail.com Impressum 24. Jahrgang 2015 Herausgeber Redaktion Inserate Bioaktuell erscheint 10-mal jährlich Bio Suisse, Peter Merian-Strasse 34, Markus Spuhler /spu (Chefredaktor) Erika Bayer, FiBL, Doppelnummer Dezember /Januar CH-4052 Basel Petra Schwinghammer /psh, Su Postfach 219, CH-5070 Frick und Juli / August www.bio-suisse.ch sanna Azevedo / saz (Bio Suisse), Tel. +41 (0)62 865 72 00 Magazin in Französisch: Bioactualités und Adrian Krebs /akr, Franziska Häm- Fax +41 (0)62 865 72 73 Magazin in Italienisch: Bioattualità FiBL, Forschungsinstitut für merli /fha, Theresa Rebholz /tre, werbung@bioaktuell.ch biologischen Landbau, Deborah Rentsch /drt (FiBL) Auflage Abonnemente & Verlag Ackerstrasse 113, Postfach 219, redaktion@bioaktuell.ch Deutsch: 6846 Exemplare Petra Schwinghammer, Bio Suisse CH-5070 Frick Französisch: 765 Exemplare Layout Peter Merian-Strasse 34, www.fibl.org Italienisch: 316 Exemplare Simone Bissig (FiBL) CH-4052 Basel (WEMF-beglaubigt 2014) Druck Tel. +41 (0)61 204 66 66 Korrektorat AVD Goldach AG, www.avd.ch verlag@bioaktuell.ch Geht an Produktions- und Lizenz- Susanne Humm betriebe von Bio Suisse. Papier www.bioaktuell.ch Jahresabonnement Fr. 53.– Refutura, FSC-zertifiziert Gestaltungskonzept Benutzer: bioaktuell-8 Auslandsabonnement Fr. 67.– Ökolabel: Blauer Engel, Nordic Swan Büro Haeberli, www.buerohaeberli.ch Passwort: ba8-2015 Titelseite: Im Biolandbau will man Alternativen bieten zu den Chemiekonzernen und ihrer Gentechnik. Dazu gehört ökologische Pflanzenzüchtung wie hier bei Sativa in Rheinau ZH. Bild: Susanna Azevedo B I OA K T U E L L 8|2015 2
Editorial Widerstand gegen Inhalt die Konzerne Produktion Gentechnik Die Zivilgesellschaft kann durchaus etwas bewirken. Ihr Wi- derstand gegen die Chemiekonzerne und deren Absichten, die 6 Das GVO-Verbot lässt auf sich warten Ernährungswirtschaft immer stärker zu kontrollieren, kann in Die Zukunft von GVO in der Schweiz liegt wohl in einer Europa und insbesondere in der Schweiz Erfolge vorweisen. Verlängerung des Moratoriums. Auch eine Verlängerung des Schweizer Anbaumoratoriums für GVO nach 2017 ist greifbar (siehe Seite 7). Die politische Arbeit Rindvieh muss aber sorgfältig gemacht werden, und die Öffentlichkeit muss ihr Interesse an der Thematik immer wieder bekunden. 11 Rindviehzucht: Kuhfamilie als Alternative zu KB Es braucht Zeichen wie die Demonstration im August gegen die GVO-Freisetzungsversuche in Zürich-Reckenholz. 12 Futterbau: Intensive Weide in der Raygras-Grenzzone Mit einer Verlängerung des Moratoriums ist es nicht getan. Neben einem langfristigen Verbot braucht es ein Zulassungs- 14 Milchviehfütterung: FK Milch will Protein verbieten verfahren für neue biotechnologische Methoden und eine Kennzeichnungspflicht für deren Verwendung in der Pflan- Markt zenzüchtung, sonst ist das Gentechnikgesetz schnell ausge- hebelt (siehe Seite 8). 16 Erd- und Mostäpfel sind gesucht Es ist jetzt wichtig, auch das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung der ökologischen Pflanzenzüchtung zu stär- ken. Breit unterstützte Vorstösse im Parlament, diese besser zu fördern, haben zwar den Stein ins Rollen gebracht. Ein erster Vorschlag des Bundesamtes für Landwirtschaft für eine Verarbeitung und Handel Pflanzenzüchtungsstrategie bis 2050 lässt den Biolandbau Nachhaltigkeit aber links liegen. Auch hier wird Druck aus der Öffentlichkeit nötig sein, um den Bedürfnissen des Biolandbaus Gehör zu 19 Bio Suisse will die Lizenznehmer sensibilisieren verschaffen. Direktvermarktung 20 Viele Möglichkeiten zur Projektfinanzierung Markus Spuhler, Chefredaktor Bio Suisse und FiBL 23 Bio Suisse 26 FiBL Rubriken 2 Impressum 4 Kurzfutter 17 Kurzfutter 27 Nachgewachsen 28 Agenda/Marktplatz 31 Ausgesprochen 3 B I OA K T U E L L 8|2015
Kurzfutter Gesagt Kandidatenliste wurde aktualisiert «Die Produzentenvertreter sind sich Im letzten Heft präsentierten wir Ihnen einig, dass Soja beim Milchvieh ersetzt eine Liste mit empfohlenen Kandida- werden sollte, und zwar durch Eiweiss tinnen und Kandidaten für die kom- menden Parlamentswahlen. Mittler- aus einheimischem Gras.» weile haben noch weitere Kandidaten den dazugehörenden Fragebogen aus- Urs Flammer, Knospe-Landwirt aus Zuzwil SG und gefüllt. Bemerkenswert ist, dass 93 der Präsident der Fachkommission Milch von Bio Suisse rund 150 Räte, die sich zur Wiederwahl Seite 14 stellen, sich für Bio aussprechen. Die aktualisierte Liste finden sie unter dem untenstehenden Link. red Bio Vaud plant eine grosse Landwirtschaftsmesse www.bio-suisse.ch/de/ Bio Vaud geht in die Offensive: Unter zukunftsgerichtete, aber auch traditio- parlamentswahlen2015.php dem Titel «Foire Agricole Romande» soll nelle Produktionsform positionieren», am 7. und 8. Mai 2016 in Moudon VD sagt Siffert. Dazu soll den Besuchern zum ersten Mal so etwas wie eine «West- einiges geboten werden: etwa ein gros- schweizer Olma» stattfinden. «Und zwar ser Markt für Bioprodukte, Maschinen- alles zu 100 Prozent Bio», betont Frank demonstrationen mit Traktoren und Siffert, Biolandwirt aus Bonvillars VD Pferden, Fachinformationen von For- und Vorstandsmitglied von Bio Vaud. Er schungs- und Beratungsinstitutionen, ist die treibende Kraft hinter dem am- ein Viehmarkt, ein Pro-Specie-Rara- bitionierten Projekt. «L’Agriculture de Setzlingsmarkt, Demonstrationen von Deux Mains» lautet das Moto, «Land- verschiedenen Verarbeitungsprozessen wirtschaft mit zwei Händen» oder sinn- wie Käserei, Ölpressung, Mosterei, Mül- gemäss auch «die Landwirtschaft von lerei oder Bäckerei sowie Führungen zu morgen». Damit wolle man ausdrücken, den Themen Imkerei oder Waldwirt- dass für eine zukunftsgerichtete Er- schaft. So will Frank Siffert mindestens nährungswirtschaft die Produzenten 10 000 Besucher anlocken, nicht nur aus und Konsumenten stärker interagieren müssen. Die Messe richtet sich deshalb der Romandie, wie er hofft. «Das Pro- gramm wächst stetig, und wir sind offen In eigener Sache: auch an Landwirtinnen und Landwir- für weitere Ideen.» Interessierte melden Hämmerli ersetzt Krebs te einerseits und an Konsumentinnen sich direkt bei Bio Vaud. spu und Konsumenten andererseits. «Wir In der Bioaktuell-Redaktion heissen wir wollen den Biolandbau als nachhaltige www.biovaud.ch Foire Agricole 2016 Franziska Hämmerli (rechts im Bild) herzlich willkommen. Sie folgt Adrian Krebs nach und übernimmt neben der EU erlaubt Glyphosat Funktion als stellvertretende Chefre- daktorin beim Bioaktuell verschiedene für weitere 6 Monate Kommunikationsaufgaben am FiBL. Nutzen Sie das Ist Glyphosat nun krebserregend oder Franziska Hämmerli hat Biologie und Germanistik studiert und war bisher als Bioaktuell-E-Paper nicht? Darüber streiten Experten. Im freie Journalistin tätig. Kern geht es darum, wie Studien zu dem Ein grosses Dankeschön geht an Ad- Das Bioaktuell-E-Paper gibt Ihnen weltweit meistgenutzten Unkrautver- rian Krebs für sein Engagement fürs die Möglichkeit, die Printausgabe nichtungsmittel auszulegen sind und Bioaktuell in den vergangenen zwei Jah- von Bioaktuell im Original-Layout welche man überhaupt berücksichtigen ren. Er wechselt vom FiBL zur «Bauern- auch als angereicherte Online-Version sollte. In der EU darf das Herbizid trotz zeitung», um dort im Frühjahr 2016 das zu lesen. Loggen Sie sich dazu mit den dieser Ungewissheit für ein weiteres hal- Amt des Chefredaktors zu übernehmen. nachstehenden Daten ein. bes Jahr eingesetzt werden. Das habe der Ebenfalls verabschieden mussten wir zuständige EU-Ausschuss, das SCPAFF, uns von Deborah Rentsch. Als Prakti- www.bioaktuell.ch Zeitschrift Ende September wie erwartet entschie- kantin in der FiBL-Kommunikations- Zugang für Abonnenten den, schreibt die «Die Zeit». In einer gruppe war sie in den letzten sechs Benutzer: bioaktuell-8 Mitteilung von Ende Juli halten die in Monaten unter anderem fürs Bioaktuell Passwort: ba8-2015 der Schweiz zuständigen Bundesämter tätig – herzlichen Dank! Das Passwort finden Sie jeweils im BLV und BLW daran fest, dass Glyphosat Wir wünschen allen einen guten Impressum auf der ersten Doppelseite. nicht krebserregend sei. spu Start und alles Gute. red B I OA K T U E L L 8|2015 4
0 Gezählt Bei Coop ist keine einzige Flasche Knospe- Apfelschorle mehr vorrätig, das Produkt ist ausverkauft. Knospe- Mostäpfel sind deshalb gesucht. Eine Preiserhöhung als Anreiz ist aber frühestens per Ernte 2016 zu erwarten. Seite 16 Trägerverein für Kometian gegründet Knospe-Bauer Godel Mitte September fand in Pfäffikon SZ Philipp Räss, Käser und Schweinehalter, für Agropreis nominiert die Gründungsversammlung des Ver- Lütisburg SG; Priska Schurtenberger, eins Kometian statt. Dies ist ein wichti- Tierhomöopathin, Nottwil LU; Nicole Biobauer Laurent Godel aus Domdi- ger Schritt, um das Beratungsprogramm Studer-Hasler, Tierärztin, Rodersdorf dier FR hat ein Geflügelstallsystem für komplementäre Behandlungsansät- SO und Stephan Wicki, Biolandwirt, entw ickelt, das in der Biopouletmast ze in der Tiermedizin weiter zu etab- Winikon LU. Der Vorstand wird unter- deutliche Effizienzgewinne bringt. Nun lieren und auszubauen. Mit dem Verein stützt von einer Beratungsstelle und ist sein Stallsystem mit dem klangvol- steht nun ein offizieller Verhandlungs- einer Geschäftsstelle. len Namen «Autonomia» für den dies- partner für die Finanzierung zur Ver- Komplementärmedizinische Ansätze jährigen Agropreis nominiert worden. fügung. Bereits wurde ein potenzieller seien wertvoll, um Herausforderungen Um neben der Nominationsprämie von Geldgeber gefunden. Bis anhin hatte Bio wie Antibiotikaresistenzen zu begeg- 5000 Franken noch den Hauptgewinn Suisse das Projekt zu einem grossen Teil nen, sagte Andrea Meisser, ehemaliger von 20 000 Franken abzuholen, muss mitfinanziert. In den Vorstand wurden Präsident der Gesellschaft Schweizer sich Godel bei der Wettbewerbsjury ge- gewählt: Werner Ammann, Biolandwirt, Tierärzte, in einem Referat. Nun gelte gen drei weitere Projekte durchsetzen. Ganterschwil SG (Präsident); Simon es, die Behörden von deren Vorteilen zu Die Preisverleihung findet am 5. No- Jöhr, Lehrer und Berater, Inforama BE; überzeugen. spu vember statt. spu Gesehen Am 22. August fand in Zürich eine Demonstration gegen gentechnisch veränderte Kulturpflanzen statt. Um der grossen Ablehnung in der Bevölkerung gegenüber GVO Nachdruck zu verleihen, braucht es mehr solche Veranstal tungen. Foto: Kurt Graf, Mont Soleil Seite 6 5 B I OA K T U E L L 8|2015
Gentechnik Die Bevölkerung steht GVO nach wie vor ablehnend gegenüber, eine Verlängerung des Moratoriums ist wahr- scheinlich, aber noch nicht im Trockenen. Ende 2017 läuft das gegenwärtige GVO-Moratorium aus. Danach könnten in der Schweiz gentechnisch veränderte Organismen (GVO) bewilligt werden. 2013 hatte der Bundesrat einen ersten Vorschlag über eine mögliche Organisation der sogenannten Koexistenz, dem Nebeneinander von GVO- und Nicht-GVO-Kulturen, vorgestellt. Die- ser Vorschlag ist auf breite Ablehnung gestossen. Derzeit erwartet man gespannt ei- nen neuen Koexistenzvorschlag des Bundesrates. Ebenfalls ausstehend ist seitens des Bundesrates eine neue Kosten-Nutzen-Analyse für bestehende GV-Pflanzen in Bezug auf deren Anbau in der Schweiz. Diese muss er bis spätestens Ende Juni 2016 vorlegen. GVO zu befürworten ist für Politiker derzeit nicht attraktiv In der Charta der Schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft zur Qualitäts- strategie ist GVO-Freiheit explizit als Bedingung festgeschrieben. Und gerade aus Sicht des Biolandbaus scheint eine Koexistenz schwierig bis nicht durchführbar. Deshalb strebt Bio Suisse entweder eine Verlängerung des Moratoriums oder ein de- finitives Verbot von GVO in der Landwirtschaft an. Dieses Ziel verfolgen auch andere Organisationen. Einige davon haben sich zur «Schweizer Allianz Gentechfrei» zu- sammengeschlossen. Beim Schweizer Bauernverband SBV unterstützt man die Ver- längerung, lehnt Gentechnologie aber nicht kategorisch ab: «Sollten in den nächsten fünf bis zehn Jahren Anwendungen verfügbar sein, die einen agronomischen und ökonomischen Vorteil für Schweizer Landwirte bieten, möchten wir eine Zulassung prüfen», sagt Christa Gerber vom SBV. Sie schätzt die Haltung in der Bevölkerung gegenüber Gentechnik aber als mehrheitlich ablehnend ein. Eine Moratoriumsverlängerung auf Vorschlag des Bundesrats oder aus dem Par- BLW-Strategie Pflanzenzüchtung lament sei das wohl realistischste Szenario, sagt Martin Bossard, Leiter Politik bei Wie viel Geld in der Schweiz in die Bio Suisse. GVO zu befürworten, ist derzeit nicht besonders populär. Neben der For- Forschung mit gentechnisch veränderten schungslobby machen sich nur einzelne FDP-Vertreter für GVO stark. Diskussionen Nutzpflanzen fliesst, ist nicht öffentlich. gibt es im Vorfeld aber über die Rechtmässigkeit eines allfälligen unbefristeten Anbau- Es dürfte sich aber um ein Vielfaches der verbots für GVO. Würde es die Wirtschaftsfreiheit zu stark einschränken oder bräuchte nur 10 Millionen handeln, die jährlich es eine Verfassungsänderung und somit eine Volksabstimmung? Wie ein noch unveröf- aus privater und öffentlicher Hand in die praktische Pflanzenzüchtung fliessen. fentlichtes Gutachten der Uni Zürich, das vom Bundesamt für Umwelt Bafu in Auftrag Das Bundesamt für Landwirtschaft hat in gegeben wurde, feststellt, wäre für eine Verlängerung des Moratoriums keine Verfas- den letzten zwei Jahren ein Strategiepapier sungsänderung nötig, solange Forschung mit GVO weiterhin möglich wäre. zur besseren Förderung der Pflanzen züchtung in der Schweiz erstellt. Daran Verbote im Einzelfall wie in der EU? waren verschiedene Organisationen In der EU sind bereits 58 gentechnisch veränderte Organismen zur Verwendung als beteiligt, darunter auch Bio Suisse und Lebens- und Futtermittel und die Maissorte MON810 für den Anbau zugelassen. das FiBL (siehe Bioaktuell 1/2014). Der Diesen Frühling hat die EU die Möglichkeit geschaffen, dass einzelne Mitgliedstaa- Auftrag dazu geht auf einen parlamentari- ten ihr Hoheitsgebiet von der Gültigkeit einzelner Zulassungen ausnehmen können. schen Vorstoss von Nationalrätin Maya Graf Wie das in der Praxis genau umgesetzt werden soll, ist aber noch unklar. Es ist denk- (Grüne) zur Förderung der biologischen bar, dass sich die Schweiz in ihrem Umgang mit GVO langfristig rechtlich an dieser Pflanzenzüchtung zurück. Regelung der EU orientiert. Im August hat das BLW das Strategiepapier GVO ist ein Streitpunkt bei den gegenwärtigen Verhandlungen zwischen der EU in die Vernehmlassung geschickt. «Entge- und den USA über ein gemeinsames Freihandelsabkommen (TTIP). «Die USA werden gen dem ursprünglichen Auftrag enthält das Abkommen als Ganzes kaum aufs Spiel setzen, nur um grossflächigen Anbau in das Papier kaum handfeste Hinweise, wie der EU durchzusetzen», schätzt Martin Bossard. Wichtiger sei ihnen der Handel mit die ökologische Pflanzenzüchtung gefördert GVO-Futtermitteln, und dieser ist in der EU bereits etabliert. In der Schweiz deute und welche Rolle sie in der Strategie derzeit nichts daraufhin, dass sich die Futtermittelhändler von ihrer Abmachung, frei- übernehmen soll», bemängelt Martin Bossard, Leiter Politik bei Bio Suisse. willig auf GVO zu verzichten, abwenden würden. Nur schon wegen der Warenfluss- Verschiedene Organisationen hätten dem trennung brächte das für die meisten Beteiligten nur Nachteile. Markus Spuhler • BLW nun im Rahmen der Vernehmlassung entsprechende Anpassungsvorschläge Im August demonstrierte in Zürich-Reckenholz ein Bündnis von verschiedenen Organisationen unterbreitet. «Wir warten nun ab, wie das gegen Gentechnik und die Freisetzungsversuche von Agroscope. Bild: Kurt Graf BLW diese umsetzt.» spu 7 B I OA K T U E L L 8|2015
Gentechnik Neue gentechnische Methoden: Vom Gentechnikgesetz nicht erfasst Viele neue biotechnologische Methoden Verschiedene Kreise fordern deshalb eine Erweiterung des Geltungsbereichs des Gentechnikgesetzes. Das Bundesamt für gelten gemäss Gesetz nicht als Umwelt Bafu liess 2012 einen Bericht erstellen, der relevante Gentechnik. Sie sind aber deshalb neue Methoden identifizieren und eine Grundlage für deren Beurteilung liefern soll. Andererseits versuchen die Konzerne nicht weniger umstritten. Braucht es die Reichweite der Gentechnikgesetzgebung einzuschränken. eine E rweiterung des Gesetzes? Neue biotechnologische Methoden in der Pflanzenzüchtung sollen möglichst gar nicht erst als Gentechnik gelten. «Gentechnisch veränderte Organismen sind Organismen, de- «Es bräuchte ein Zulassungsverfahren, in dem die Risiken ren genetisches Material so verändert worden ist, wie dies von neuen Methoden unter Beachtung des Vorsorgeprinzips unter natürlichen Bedingungen durch Kreuzen oder natürli- Schritt um Schritt erfasst werden», fordert Martin Bossard, che Rekombination nicht vorkommt.» So lautet die Definiti- Leiter Politik bei Bio Suisse. «Zudem sollten die Züchter auch on im schweizerischen Gentechnikgesetz, welches den Um- deklarieren müssen, welche Methoden sie bei einer bestimm- gang mit gentechnisch veränderten Organismen regelt. Diese ten Sorte verwendet haben.» Ein rein privatrechtlicher Aus- stammt aus dem Jahr 1990, seither ist auf dem Gebiet der Bio schluss der Methoden im Rahmen der Biorichtlinien genüge technologie viel geschehen. nicht. Oftmals sei nämlich nicht ersichtlich, welche Zuchtver- fahren bei der Erstellung einer Sorte zum Einsatz kamen. Neue Methoden sind genauso umstritten Bei gewissen neuen Methoden ist fraglich, ob sie unter das Bundesämter prüfen Änderungsbedarf im Gesetz Gentechnikgesetz (GTG) fallen. Der Einsatz der Gentechnik Wie der Bundesrat im April auf eine Anfrage aus dem National- wird zudem am Produkt immer schwieriger nachweisbar. In rat schrieb, würden die zuständigen Ämter Bafu, BLW und BLV der Öffentlichkeit und unter Fachleuten sind die Methoden gegenwärtig die Notwendigkeit einer Anpassung des gelten- aber ähnlich umstritten wie die klassische Gentechnik. Viele den Rechts prüfen. «Die Diskussion ist derzeit im Gang», sagt davon verletzen auch die Grundsätze der biologischen Pflan- Anne-Gabrielle Wust Saucy vom Bafu. Es gelte, die Absicht des zenzüchtung, die seit zwei Jahren im Regelwerk von Bio Suis- Gentechnikgesetzes auf neue Methoden anzuwenden. Ein se und des internationalen Biolandbauverbands IFOAM veran- Mandat, um die Debatte über die neuen Züchtungstechniken kert sind. In der Pflanzenzüchtung kommen sie aber teilweise zu eröffnen, wurde Anfang 2015 der Schweizer Akademie der schon zum Einsatz. Naturwissenschaften ScNAt erteilt. Markus Spuhler • Viele neue biotechnologischen Methoden entsprechen nicht den Grundsätzen von biologischer P flanzenzüchtung, wie sie in den Richtlinien von Bio Suisse und IFOAM stehen. Bild: transgen.de B I OA K T U E L L 8|2015 8
Publikation «Argumente für den Biolandbau» überarbeitet Von Protoplastenfusion bis Genscheren In einem Bafu-Bericht werden 20 neue Pflanzenzüchtungs- Flyer schon weg? Kostenlose Nachlieferung erhalten Sie im Fibl-Shop, www.shop.fibl.org. methoden identifziert und bewertet. Hier eine Auswahl: Protoplastenfusion: Zwischen einigen Pflanzenarten kann man mittels Verschmelzen von Zellen im Labor auch deren Genome kombinieren. Diese Technologie kommt zum Einsatz, um bei gewissen Pflanzenarten CMS-Hybriden zu erzeugen (siehe Bioaktuell 7/13). Bei gewissen Gemüse- arten sind bereits viele Sorten im Anbau, die auf Protoplas- tenfusion zurückgehen. Solche Sorten gelten gemäss der Freisetzungsverordnung nicht als gentechnisch verändert. Im Biolandbau wird das Verfahren zwar grundsätzlich abgelehnt, dennoch kommt man im Biogemüsebau oft nicht um solche Sorten herum. Der Einfluss dieser Techno- logie auf die Monopolisierung im Züchtungsbereich war in der Vergangenheit bereits beträchtlich. Genregulierung (z. B. RNA-Interferenz, RNAi oder Verände- rungen der Chromatinstruktur): Hier wird unter anderem der Botenstoff RNA genutzt, um die Aktivität bestimmter Gene zu verändern. Die Effekte können vorübergehend sein, oft beruhen sie aber auf einer gentechnischen Veränderung. Die Technologie gilt gemäss Gesetz als Gentechnik. Es sind GVO-Sojasorten auf dem Markt, die dank dieser Technologie erhöhte Ölgehalte aufweisen. Cisgentechnik: Von Cisgentechnik spricht man, wenn mit klassischen gentechnischen Methoden DNA-Abschnitte innerhalb einer Art übertragen werden. Die ETH Zürich etwa forscht mit Apfelpflanzen, in deren Genom Schorfresistenz- gene aus anderen Apfelsorten übertragen wurden. Diese Praxis fällt unter die gesetzliche Definition von gentech- Viele gute Gründe sprechen für die biologische nisch verändert. Im Moment befinden sich noch keine Landwirtschaft. In der Publikation «100 Argu- cisgenen Organismen im Verkehr. mente für den Biolandbau» hat das FiBL diese zusammengetragen und beleuchtet in 16 Kapi- Oligonukleotidtechnik: Kurze, synthetisch hergestellte teln verschiedene Aspekte des Biolandbaus und DNA-Abschnitte sollen die Zellen dazu bringen, die Struktur der Biolebensmittelverarbeitung. Die Argumente ihrer eigenen DNA zu verändern. Auch diese Technologie sind mit Forschungsergebnissen sowie Bioverord- wird vom heutigen Gentechnikgesetz erfasst. Zu reden gab nungen und -richtlinien belegt. 2007 erstmals er- der sogenannte RDTS-Raps, für den in Deutschland eine schienen, ist nun die Überarbeitung auf Deutsch Zulassung beantragt wurde. und Französisch erhältlich. Ebenfalls in 2. Auflage und in beiden Sprachen ist der auf dieser Seite Nukleasen oder Genscheren («Crispr-Cas», «Talen», Zink- beigelegte Flyer erschienen, der mit ausgewählten Finger-Nukleasen, Meganukleasen): Die DNA wird an Argumenten einen raschen Einstieg ins Thema er- bestimmten Stellen mithilfe von Enzymen aufgetrennt. möglicht. Gerne können Sie den Flyer zum Ausle- Nach der Reparatur der DNA durch die Zellen entstehen an gen im Hofladen, bei Hoffesten usw. im FiBL-Shop den jeweiligen Stellen oft Mutationen. Diese Technologie bestellen. Dort kann auch die ausführliche Pub- wird vom Gentechnikgesetz erfasst, bisher sind in Europa likation bestellt oder kostenfrei heruntergeladen noch keine entsprechenden Produkte auf dem Markt. spu werden. tre «Neue Pflanzenzuchtverfahren», Bericht der www.shop.fibl.org Bestell-Nr. 1439 (Flyer) Baudirektion des Kantons Zürich, AWEL, 2012 www.shop.fibl.org Bestell-Nr. 1440 (ausführlich) 9 B I OA K T U E L L 8|2015
Gentechnik «Konzerne wie Syngenta und Co. nicht unterschätzen» Gentechnik mache Bauern abhängig Gentechnik mit dem Titel «Das Ende der Gentechnik». Da- bei geht es um eine Gegenüberstellung der Agro-Gent ech- und bringe langfristige Folgeschäden für Industrie und der traditionellen organischen Landwirtschaft die Bevölkerung, sagt Bertram Verhaag. – das heisst der Zerstörung des Bodens durch Gentechnik stellen wir die Ehrfurcht und Demut gegenüber, mit der Bioaktuell: Sie haben zu Gentechnik und Agrarindustrie organisch wirtschaftende Bauern den Boden betrachten. diverse Filme gemacht. Dabei nehmen Sie grosse Pflanzen- züchtungsfirmen kritisch unter die Lupe. Was treibt Sie an? Welche Gefahren sehen Sie bei der Entwicklung der Bertram Verhaag: Die massive Veränderung der Pflanzen und gesetzlichen Rahmenbedingungen in der EU, etwa durch schlussendlich unserer Lebensmittel empört mich. Ich finde Abkommen wie TTIP? es unerhört, dass in einer Demokratie Politiker und Staaten TTIP ist eine grosse Gefahr. Es ist unglaublich, wie die Indus- das zulassen. trie vorgeht, um ihre Interessen durchzusetzen, und versucht, die Demokratie auszuhebeln. Ich glaube jedoch an den Wider- In Ihrem Film «Gekaufte Wahrheit» zeigen Sie die Abhän- stand der Bevölkerung. gigkeit der Wissenschaftler von der (Gentech-)Industrie. Wie kommt es zu dieser Abhängigkeit? Welche Rolle spielt die Schweiz Ihrer Meinung nach Forschungen zu Gentechnik werden sehr häufig von der In- in der Gentechnik-Debatte? dustrie bezahlt. Die Karriere von Wissenschaftlern, die sich Die Schweiz sollte die Macht der in der Schweiz angesiedel- zur Gentechnik kritisch äussern, wird systematisch ruiniert. ten Konzerne wie Syngenta oder Nestlé nicht unterschätzen. Es herrscht viel Unwissen unter den Bürgern. Am Beispiel der Ende August 2015 waren Sie mit Ihrem Filmteam an der USA sieht man, dass Konzerne statt die Politiker die Politik Anti-Gentechnik-Demonstration in Zürich. Arbeiten Sie an bestimmen. einem neuen Film? Gerade bin ich mit meinem Team am zehnten Film über Was läuft betreffend Auseinandersetzung mit der Gentechnik in anderen Ländern? In Argentinien leidet die Bevölkerung an den Folgen der Agro-Gentechnik, es treten vermehrt Missbildungen bei Kin- dern auf. In Indien kämpfen die Baumwollproduzenten mit schlechten Ernten von gentechnisch veränderten Pflanzen. In den USA ist es für Bauern sehr schwierig, überhaupt noch zu gentechnikfreiem Saatgut zu kommen, oder sie können aus vertragstechnischen Gründen nicht mehr aussteigen. Sie haben auch Filme zu nachhaltiger Landwirtschaft ge- macht. Welches sind für Sie die dringendsten Aspekte, mit denen sich der Biolandbau derzeit auseinandersetzen muss? Die zentrale Aufgabe der Landwirtschaft sehe ich darin, un- ser wertvollstes Gut, den fruchtbaren Boden, zu erhalten und kleine Strukturen zu erhalten, um unabhängig von Agroche- mie-Konzernen zu bleiben. Interview: Petra Schwinghammer www.denkmalfilm.tv Bertram Verhaag hat viele Dokumentarfilme zu den Themen Landwirtschaft und Ernährung gemacht. Bild: zVg B I OA K T U E L L 8|2015 10
Rindvieh Kuhfamilienzucht: Mit kontrollierter Inzucht zur biotauglichen Kuh Nicht für alle Viehzüchter stehen im KB-Katalog genügend biotaugliche Stiere zur Verfügung. Eine gute Alter native ist die Kuhfamilienzucht. Ein neues Merkblatt hilft bei der Umsetzung. Sie soll ohne Kraftfutter eine ansprechende Milchleistung erbringen, in der Biomast brauchbare Kälber liefern und robust sein, damit sie möglichst antibiotikafrei gedeiht: Eine biotaugliche Kuh ist angesichts der agrar- und gesellschafts- politischen Prioritäten nötiger denn je, aber ihre Zucht nicht ganz einfach zu bewerkstelligen. Für Bioviehzüchter, na- mentlich von milchbetonten Rassen, stehen in der künstli- chen Besamung (KB) oft nicht genügend geeignete Stiere zur Verfügung. Den Inzuchtkoeffizienten tief halten Die Alternative heisst Kuhfamilienzucht, ein System, in dem Die besten Stiere werden zwischen den Zuchtbetrieben männliche und weibliche Tiere aus guten, angepassten und ausgetauscht und mit nicht nah verwandten Kühen gepaart. wenig verwandten Kuhfamilien, die man auf Generationen Grafik: Brigitta Maurer FiBL zurück kennt, ausgelesen und angepaart werden. Mit ihren Nachkommen wird weitergezüchtet, wobei überbetrieblicher Einsatz der Stiere dafür sorgt, dass der Inzuchtkoeffizient tief brauche eine gewisse Passion für die Zucht, um das System bleibt. Das FiBL versucht in einem gemeinsamen Projekt mit erfolgreich anzuwenden. deutschen Kollegen aus Bayern und Baden-Württemberg den Den höchsten Bedarf an Zuchtbemühungen mit eigenen Ansatz der Kuhfamilienzucht zu vertiefen. Neben der Bera- weiblichen und männlichen Linien zugunsten einer biotaug- tung von rund 15 Betrieben und der Entwicklung von Konzep- lichen Milchkuh sieht Spengler bei den Rassen Holstein, ten ist als Resultat des Projektes ein neues FiBL-Merkblatt Red Holstein und Brown Swiss, wo das häufig aus dem Aus- erschienen. land stammende KB-Angebot eigentlich nur für die bestge- Anet Spengler vom FiBL, die das Merkblatt mit ihren bei- legenen Biobetriebe in intensiven Futterbaugebieten noch den Kollegen aus Deutschland verfasst hat, erläutert vier Va- passende Stiere zur Verfügung stelle. Etwas besser sei die rianten der Kuhfamilienzucht: mit mehreren eigenen Stieren, Lage bei Swiss Fleckvieh, bei Original Braunvieh und bei mit halbjährlichem Wechsel des eigenen Stiers, mit teilwei- den Simmentalern mit einem besser an die Schweizer Ver- sem Einsatz von KB und mit überbetrieblichem Austausch in hältnisse angepassten Angebot. Auch bei diesen Rassen ist Stierenringen. «Diese Varianten kommen häufig kombiniert die Kuhfamilienzucht aber interessant, da sich eine gute An- zum Einsatz», sagt Spengler. Das Problem bei diesem System passung der Tiere an den Betrieb immer lohnt; die meisten sei, dass man riskiere, schnell in die Inzucht abzurutschen. In- Betriebe,die sie in der Schweiz praktizieren, züchten eine dem das Merkblatt Vor- und Nachteile jedes Systems auflistet, dieser drei Rassen. Adrian Krebs • hilft es hier bei der Risikominderung. Das Merkblatt zeigt, wie man selber Inzuchtkoeffizienten – auch zukünftiger Tiere – berechnen kann und wie man diese trotz Verwandtenpaarung TT tief halten kann. Zudem sind Beispielbetriebe vorgestellt, die MERKBL A mit den Varianten bereits viel Erfahrung gesammelt haben. ienzucht Kuhfamfürildie biologische Milchviehzucht de Eine Metho Genaue Kenntnis über die Abstammung chland abe Deuts 2004 Ausg zu Tiere, die be brauchen Biobetrie dlage Futtergrun tion und ihrer Situa en dazu erweise werd Eine entscheidende Voraussetzung für das Gelingen der Kuh- passen. Ideal weibliche n Zuch t sowohl die in der en Tiere die männlich als auch igenen betriebse gemäß den familienzucht ist die genaue und vollständige Kenntnis der ausgele kriterien Selektions r den Bedin sen und unte auf Betriebs gungen des rde Diese Anfo Stammbäume, «mindestens auf drei Generationen zurück», gezogen. Merkblatt «Kuhfamilienzucht o lt die Meth rungen erfül ucht familienz de der Kuh Sie beru ht sehr gut. aus guten, wie Spengler erläutert. Dies sei heute mit den bei den Zucht- darauf, Tiere zum Stan Kuhlinien dort pass anzupaar kommen enden en und bei tief – Eine Methode für die bio die Nach verbänden gespeicherten und dort abrufbaren Daten sehr ein- rten n Inzuchtwe bleibende in der Weit setzen. erzucht ein zu die Zucht logische Milchviehzucht» blatt stellt fach geworden. Erfahrene Kuhfamilienzüchter kennen diese Das Merk Varianten methode mit mehreren vor und zeigt tungs und anhand von Betriebsb Bera eispielen auf, mmt. www.shop.fibl.org, etzung anko Linien aber oft auswendig, so die FiBL-Nutztierforscherin. Es es bei der Ums Bestellnummer 1686 wora uf 2015 11 B I OA K T U E L L 8|2015
Futterbau Günstig melken in der Raygras-Grenzzone: Mähweide mit Einsaaten Ein bestehendes K äsereimilchlieferrecht konnte Wyss etwas Arbeit sparen, ohne dass die Weide qualität leidet. möglichst günstig zu nutzen, ist das Betriebsziel von Adrian Wyss. Er setzt auf Mähweide drängt das Unkraut zurück Da die Parzellen alle relativ gleichwertig sind, liegt es nahe, Mähweide – um Kosten zu sparen und alle gleich zu behandeln. Das Wechselspiel von Mahd und hochwertiges Dürrfutter herzustellen. Weide tut dem Pflanzenbestand und der Grasnarbe sichtlich gut. Weideputzen erübrigt sich, und die regelmässige Trittbe- Rund 1000 Meter von Adrian Wyss’ Hof in Oberthal BE ent- lastung drängt unerwünschte krautige Pflanzen zurück. Die fernt befindet sich eine Bioemmentalerkäserei, die einen Mähwiesen zeigen denn auch fast durchwegs befriedigende Milchpreis von rund 78 Rappen ausbezahlt. Da liegt es auf Pflanzenbestände. Abgesehen von etwas Hahnenfuss oder der Hand, auf Milchproduktion zu setzen, auch wenn das Löwenzahn an einigen Trittstellen und stellenweise etwas Lieferrecht mit 100 000 Kilo nicht riesig ist. Für Wyss steht hohen Spitzwegerichanteilen sind kaum unerwünschte Arten im Zentrum, die 100 000 Kilo möglichst günstig zu melken. auszumachen. «Schon mein Vater hat immer konsequent Bla- Da die Flächen allesamt arrondiert sind, bietet sich intensi- cken gestochen, so können wir sie auch heute noch mit wenig ves Weiden an. «So minimiere ich die Maschinenkosten und Arbeitsaufwand in Schach halten.» Die Parzellen präsentieren den Arbeitsaufwand», sagt der der gelernte Landschaftsgärt- sich meist recht dicht, mit Raygras, viel Wiesenrispe und et- ner und Landwirt, der den Betrieb Schwanden in dritter Ge- was Fuchsschwanz. «Alleine das Ruchgras bereitet uns manch- neration führt. Andererseits steht ein gehaltreiches, sauberes mal etwas Probleme, und der Leguminosenanteil k önnte et- Dürrfutter im Zentrum. Wyss setzt deshalb, abgesehen von was höher sein.» ein paar steilen extensiven Standweiden, auf ein konsequen- Dank seinen 50 Mastschweinen, mit denen er Schotte aus tes Mähweidesystem mit Portionen. Vor ein paar Jahren hat der Käserei verwertet, verfügt Wyss über ausreichend Nähr- er von Tages- zu Wochenportionen umgestellt. Nun bestösst stoffe. Die Gülle bringt er mit Schleppschlauch verlustarm aus. er mit seinen 18 Kühen während jeweils fünf bis acht Tagen «Das hat auch Vorteile für den Pflanzenbestand», ist Adrian eine Fläche von rund einer Hektare. Mit diesem Wechsel Wyss überzeugt. Gezielte Mähweide, ganzflächige Übersaaten, Schleppschlauchgüllung und konsequentes Blackenstechen sorgen bei Adrian Wyss in der Kombination für ertragreiche Naturwiesenbestände. Bilder: Markus Spuhler 12
Adrian Wyss. Christian Wyss. Übersaaten nicht nur nach strengen Wintern Ende Oktober bis Anfang November beginnt die Winter Adrian Wyss’ Vater Christian hatte noch mehr Ackerbau be- fütterung. Diese besteht zu über 50 Prozent aus Heu, daneben trieben, was dank den Neuansaaten und den entsprechend kommen Emd, Zuckerrübentrockenschnitzel und Luzerne guten Beständen zu hohen Futtererträgen führte. «Mit heu zum Einsatz, zudem rund 300 Kilo Kraftfutter pro Kuh Kunstwiesenmischungen erzielte ich manchmal bis zu drei- und Jahr. fache Erträge im Vergleich zu den Naturwiesen», erinnert Von seinem Vater hat Adrian Wyss braune Kühe mit einem sich Christian Wyss. «Nach drei bis vier Jahren, normalisiert relativ hohen Brown-Swiss-Anteil übernommen. Die Milch- sich das aber jeweils wieder.» Sohn Adrian Wyss möchte den leistung liegt im Schnitt bei rund 6200 Kilo. Wyss möchte hier Betrieb stärker auf die Tierhaltung fokussieren. Weniger aber etwar höher gehen. «6500 Kilo wären möglich, ohne dass Wiesenumbruch führt dazu, dass sich die Bestände immer ich mehr Kraftfutter geben muss.» Ansonsten ist das Ziel eine mehr zu Naturwiesen entwickeln. «Besonders das Raygras robuste, gesunde Kuh von 500 bis 550 Kilo Körpergewicht, die wird stark zurückgedrängt.» Nach schweren Wintern bleibt mit möglichst wenig Antibiotika und tierärztlicher Betreuung der Schnee auf den meist nordwestlich ausgerichteten und auskommt.» Markus Spuhler • vielfach von Wald umsäumten Flächen lange liegen. «Meist ist Schneeschimmel der Grund für den Raygrasausfall.» Über- saaten mit englischem Raygras sind für Adrian Wyss deshalb Routine. «Ich säe jedes Jahr möglichst auf der ganzen besäba- Betriebsspiegel «Schwanden», Oberthal BE ren Fläche, je nach Bedingungen sind dies etwa 12 Hektaren. 850 m ü. M., 20,5 ha LN, davon 2 ha Pacht, 10,5 ha Wald, Dafür säe ich relativ wenig, nur rund 10 Kilo pro Hektare.» sandiger Lehm auf Nagelfluh, teils relativ flachgründig. Wichtig sei, so früh wie möglich zu fahren, jeweils nach ei- nem Durchgang mit dem Striegel. Bis anhin verwendete A Pflanzenbau: 16,5 ha Mähweide, 3 ha extensive Adrian Wyss Mischungen, er möchte nun aber auf Raygras- Standweide (BFF, Qualitätsstufe I), 1 ha Ackerbau, Reinsaaten umstellen, weil sich die Leguminosen jeweils 15 Aren Weihnachtsbäume. nicht durchzusetzen vermochten, während der Erfolg beim B Tierhaltung: 18 Milchkühe, 50 Mastschweine, Raygras deutlich sichtbar ist. «So schaffe ich es, abgesehen 6 Esel zur Zucht (Hobby), 4 Rinder zu Hause, der Rest in von den Streifen am Waldrand, recht gut, das Raygras als Leit- Aufzuchtvertrag, Kälber bleiben auf dem Betrieb, bis sie art zu halten.» abgetränkt sind. Arbeitskräfte: Adrian Wyss, gelegentliche Mithilfe der 6500 Kilo Milch und 550 Kilo Körpergewicht Eltern und der Freundin. Die Sommerfütterung, im Grossen und Ganzen eine Vollwei- Bio seit 1996. spu defütterung, beginnt bei Adrian Wyss Ende März bis Anfang April mit dem Beweiden der tiefer gelegenen Flächen, deren Bestände etwas weiterentwickelt sind. Die tendenziell höher Zur Serie gelegenen Flächen lässt er für den Heuschnitt aufwachsen. In loser Folge porträtieren wir Futterbaubetriebe und deren Dieser findet in der Regel Ende Mai statt. Im Juni und Juli geht Strategie, die Bewirtschaftungsweise auf die klimati- Wyss zu Nachtweide über und grast deshalb während dieser schen, topografischen und agronomischen Voraussetzun- Periode ein. Der zweite Aufwuchs der Frühjahrsweiden wird gen und auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geemdet und der zweite Aufwuchs der Heuflächen beweidet. abzustimmen. spu Die letzte Dürrfutterbereitung findet jeweils Mitte Septem- Bereits erschienen: ber statt, so wird jede Fläche mindestens dreimal genutzt und Familie Badertscher, Madiswil BE: «Jedem Betrieb sein mindestens einmal gemäht. eigenes Weidesystem». Bioaktuell 4/2015 13 B I OA K T U E L L 8|2015
Proteinfutter Aus Imagegründen: Sojaverzicht für Wiederkäuer in Diskussion Die Tage von Soja in Milchviehrationen Das Angebot an nachhaltig produzierter Biosoja aus Europa und der Schweiz ist aber knapp. Deshalb sollte dieses wert- könnten gezählt sein. In der FK Milch volle Futtermittel für die Geflügel- und Schweineproduktion von Bio Suisse ist man sich einig, dass reserviert sein. Diese Tierarten sind, im Gegensatz zum Wie- derkäuer, auf hochwertiges Eiweiss angewiesen. Bei einem ge- ein solcher Schritt helfen könnte, die ringeren Bedarf an Biosoja durch den Verzicht in der Wieder- Biomilch besser zu positionieren. käuerfütterung könnte in der Geflügel- und Schweinehaltung das Nachhaltigkeitsziel, nur noch europäischen Soja einzuset- Die Fachkommission (FK) Milch von Bio Suisse hat ein Ar- zen, folglich eher erreicht werden. gumentarium für einen Sojaverzicht in der Wiederkäuerfüt- terung zusammengestellt und möchte das weitere Vorgehen Soja nur noch für Schweine und Hühner? in einer breiten Diskussion erarbeiten. Die Produzentenver- Ein weiterer wichtiger Grund, der die Produzenten den Aus- treter sind sich einig, dass Soja in der Milchviehration ersetzt stieg erwägen lässt, ist die zunehmende Schwierigkeit, den werden sollte, und zwar am besten durch Eiweiss aus einhei- Mehrpreis von Biomilch im Verkauf zu rechtfertigen. Es gibt mischem Gras, so FK-Präsident Urs Flammer aus Zuzwil. in den Knospe-Richtlinien zwar bereits eine Kraftfutterbe- grenzung auf 10 Prozent in der Wiederkäuerfütterung, aber China-Soja hat schlechtes Image diese ist nicht einfach zu kommunizieren, zumal sich die Bio- Auslöser dieser nicht ganz neuen Diskussion ist das schlechte Suisse-Delegierten bisher noch nicht auf ein Obligatorium für Image der Soja, deren Anbau in den grössten Produktionslän- das Bundesprogramm Graslandbasierte Milch- und Fleisch- dern alles andere als nachhaltig ist. Sie wird dort mit der Ge- produktion (GMF) einigen konnten, das ebenfalls eine Kraft- fährdung von natürlichen Ökosystemen wie Regenwäldern, Sa- futterbegrenzung enthält und an dem bereits über die Hälfte vannen und Graslandgebieten in Verbindung gebracht. Davon der konventionellen Produzenten teilnehmen. ist die Produktion der Bio-Suisse-Mitglieder aber nur indirekt Die Diskussion um GMF hält an und das Traktandum wird betroffen, da die Biosoja grossmehrheitlich aus China stammt, der Bio-Suisse-DV im nächsten Frühjahr bereits zum drit- zunehmend aber auch aus Europa. Die langen Transportwege ten Mal vorgelegt. Zudem schläft die Konkurrenz auch im und Berichte über Lebensmittelskandale in China sind dem Sojabereich nicht. Im volumenmässig zwar limitierten, aber Image der Knospe nicht förderlich. Deshalb will beispielswei- imageträchtigen Wiesenmilchprogramm ist ein Verzicht auf se Coop als wichtigster Abnehmer schrittweise auf Biosoja aus die umstrittene Eiweisskomponente bereits verankert. Im China verzichten. Bereits umgesetzt ist dieser Schritt beim Bas- Handstreich lässt sich ein solcher Schritt aber im Biobereich ler Grossverteiler für Pouletfleisch (siehe Bioaktuell 3/2015). nicht vollziehen, wie Urs Flammer einräumt. Es gibt mehrere offene Fragen. So ist etwa unklar, wie die Soja in der Ration ersetzt werden könnte. Der aktuell eingesetzte Sojakuchen besticht durch seine hohen Rohproteingehalte. Andere Proteinp flanzen wie Ackerbohnen und Eiweisserbsen sind zwar Alternativen, erreichen aber die Gehalte nicht. In einem nächsten Schritt ist nun ein Branchenworkshop geplant, in dem das weitere Vorgehen erläutert werden soll (siehe Kurz- infotext). Adrian Krebs • Aufruf für Knospe-Milchproduzenten Die Frage «Wie soll in Zukunft die Knospe-Wiederkäuer- fütterung aussehen?» soll an einem breit abgestützten Workshop am 30. Oktober in Olten diskutiert werden. Eingeladen sind auch interessierte Knospe-Produzen- ten. Neben Bio Suisse werden Fütterungsexperten vom FiBL teilnehmen. Wenn Sie Interesse haben, bei diesem Wiederkäuerfütterungsworkshop aktiv teilzunehmen und mit anderen Produzenten Strategien und Ziele zu diskutieren, melden Sie sich bitte bei Beatrice Scheurer. Barbara Früh, FiBL Lieber Gras als Kraftfutter: Die Fachkommission will Kühe künftig ohne Soja füttern. Bild: Thomas Alföldi beatrice.scheurer@bio-suisse.ch / Tel. 061 204 66 18 B I OA K T U E L L 8|2015 14
Das futterbauliche Wissen in der Schweiz sei in der Proteinfrage ein Trumpf, findet Robert Obrist. Es gelte, dieses in der Praxis besser umzusetzen. Bild: zVg KOMMENTAR GMF hebt uns vom Ausland ab ichtiger erachtet als den Kraftfutterein- w Die Frage der Proteinfuttermittel satz zu senken. beschäftigt die Biobranche in ganz Dänemark liegt beim Pro-Kopf- Europa. European Agricultural Training Umsatz von Bioprodukten hinter der (EAT) ist eine Plattform für e rfahrene Schweiz an zweiter Stelle. Das Land europäische Bioberaterinnen und ist ein wichtiger Agrarexporteur: fast Bioberater, an der auch FiBL-Berater 20 Prozent aller Exportgüter sind Lebens- beteiligt sind. Im Z entrum steht der mittel. Bioprodukte werden konsequent Erfahrungsaustausch, die Erarbeitung nach dem tiefst möglichen EU-Standard von Beratungsmaterialien zum Thema produziert. Bauernverband, Industrie, Eiweissversorgung der Biomilchkühe Handel und Beratung unterstützen einen und das Anschieben von E ntwicklungen ehrgeizigen Aktionsplan zur Förderung zur Verbesserung der Selbstversorgung des Biolandbaus. Eines der Ziele ist etwa mit Eiweissträgern in den beteiligten ein 60-Prozent-Anteil von Bioproduk- Acker sollte in erster Linie für die Hühner- Ländern. Am FiBL und auch am österrei ten in der Ausser-Haus-Verpflegung in und Schweinehaltung eingesetzt werden. chischen Institut für Nutztierforschung öffentlichen Einrichtungen bis zum Jahr Mit der Förderung des Anteils an Bio- in Raumberg-Gumpenstein unter- 2020. Stark gefördert werden soll auch produkten in öffentlichen Einrichtungen, sucht man, wie die Qualität des Raufut- der Export von Bioprodukten. gemäss dänischem Vorbild, könnten die ters gesteigert und der Kraftfuttereinsatz Im internationalen Vergleich erfüllen Absatzmärkte weiter ausgebaut werden. gesenkt werden können. In Finnland, Knospe-Betriebe bezüglich Fütterung Robert Obrist, FiBL Schweden und Dänemark arbeiten Bio bereits sehr strenge Richtlinien. In Sachen betriebe meist mit derselben Genetik Graswirtschaft, insbesondere im Na- wie die konventionelle Landwirtschaft. turfutterbau, verfügt die Schweiz über Herdendurchschnittsleistungen von über grosses Know-how, nicht zuletzt auch 10 000 kg sind keine Seltenheit. Der Fokus dank Organisationen wie der AGFF. Dieses liegt auf der Versorgung mit betriebs- Wissen sollte aber in der Praxis noch besser eigenem F utter. Anbau von Lupinen, umgesetzt werden. Dieses Projekt wurde mit Unterstützung Eiweisserbsen, Ackerbohnen als Eiweiss- Mit Programmen wie der grasland der Europäischen Kommission finanziert. Die träger, aber auch Mischkulturen oder die basierten Milch- und Fleischproduk Verantwortung für den Inhalt dieser Mitteilung Beweidung von Roggenbeständen stehen tion kann sich die schweizerische (Bio-) trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet dabei im Vordergrund. Die innerbetrieb- Landwirtschaft vom Ausland abheben. Die nicht für die weitere Verwendung der darin lichen Kreisläufe zu schliessen, wird als Inlandproduktion von Biokraftfutter vom enthaltenen Angaben. 15 B I OA K T U E L L 8|2015
Markt Kleine Kartoffelernte – Preise gestiegen Die Kartoffelpreise liegen dieses Jahr am obersten Preisband. Die Produzenten hatten aber noch mehr gefordert. Die extremen Wetterverhältnisse in diesem Jahr hatten ei- nen schwerwiegenden Einfluss auf die Kartoffelproduktion. Die Mostereien stellen eine Preiserhöhung für nächstes Mit 192 kg Speiseanteil pro Are liegt der Durchschnittsertrag Jahr in Aussicht. Bild: spu der Biokartoffeln um 15,5 Prozent unter dem Fünfjahresmit- Mostobst gesucht, tel. Die solide Nachfrage führt zu einem Preisanstieg. Die Produzentenpreise liegen für festkochende Sorten am obers- ten Preisband. Nach harten Verhandlungen haben sich die Abnehmer und Produzentenvertreter geeinigt: Die Preise betragen bei den festkochenden Sorten Fr. 96.–/100 kg und bei den mehligkochenden Fr. 95.–/100 kg. Das sind jeweils Fr. 4.–/100 kg mehr als im Vorjahr. Bei der Industrieware hat Preise unverändert man sich für die Sorten Agria und Charlotte auf Fr. 81.–/100 kg geeinigt (Vorjahr Fr. 76.–). Die übrigen Sorten werden zu Trotz hoher Nachfrage, wurde bei den Fr. 80.75/100 kg gehandelt. Thomas Keller, Mitarbeiter der Firma Rathgeb Bio, hat die Preisverhandlungen über eine Preis Bioproduzenten bei den Preisverhandlungen vertreten. «Im erhöhung gar nicht erst abgestimmt. Gegensatz zu den langen und emotionalen Preisverhandlun- gen für konventionelle Kartoffeln, sind die Verhandlungen bei Seit für Knospe-Apfelschorle die Verwendung von Süssmost- Bio schnell abgelaufen», sagt er. «Die Biokartoffelpreise liegen konzentrat zugelassen ist, hat die Nachfrage nach Knospe- innerhalb der festgelegten Preisrichtlinien, sodass das Preis- Schorle im Detailhandel stark zugenommen. Dies und die band nicht überschritten wird. Die Preisanforderungen der schwache Mostobsternte 2014 führten dazu, dass Knospe- Produzenten lagen zum Teil ausserhalb des Preisbandes, die Schorle bei Coop seit mehreren Monaten ausverkauft ist. Abnehmer gingen nicht darauf ein.» Knospe-Mostäpfel sind deshalb im Moment gesucht. Auf vie- Den Forderungen der Produzenten, die Übernahmeb e len Knospe-Betrieben stehen zwar Hochstammbäume, das dingungen an die Ernteumstände anzupassen, kamen die Ab- Mostobst aufzulesen und abzuliefern ist aber ohne die ent- nehmer kaum nach. Dies einerseits aufgrund des festgelegten sprechende Mechanisierung und die dafür notwendigen topo- Preisbandes, das eingehalten werden sollte. Andererseits argu- grafischen Voraussetzungen für viele wirtschaftlich zu wenig mentierten die Vertreter der Industrie mit hohem internatio- interessant. nalem Druck, der dazu führe, dass sie die Übernahmebedingun- «Die Mostobstproduktion als Betriebsziel ist ein sehr gen nicht beliebig anpassen könnten. Es gelten also weiterhin langfristiger Entscheid», sagt Hans Oppikofer, Präsident der die bestehenden Handelsusanzen. Die Toleranz für Grössenab- FK Obst von Bio Suisse. «Für viele Bauern sind Hochstamm- weichungen bei Speisekartoffeln für die Ernte 2015 wurde von bäume ein Nebenbetriebszweig, weshalb kein Pflanzenschutz 6 Prozent auf 10 Prozent erhöht. Bei Chipskartoffeln wurde das erfolgt und das Obst meist von Hand gelesen wird. Der Ein- Kaliber (nach oben) von 70 auf 75 mm geöffnet. saz/im satz von Pflanzenschutzmitteln und maschinelle Ernte könn- ten die Ertragsfähigkeit ums Doppelte bis Dreifache erhöhen, www.bioaktuell.ch Markt Ackerkulturen Kartoffeln Preise doch es muss sich lohnen.» Um zumindest ein positives Si- gnal zu setzen, wurde an der diesjährigen Preisverhandlung eine moderate Preiserhöhung vorgeschlagen, die aber von den Mostereien abgelehnt wurde. «Der Vorschlag der Preiserhö- hung ist in der dritten und letzten Sitzung der Preisverhand- lungen gekommen, viele Abnehmer waren überrumpelt und schlussendlich ist nicht darüber abgestimmt worden.» Grund- sätzlich seien die Mostereien aber verhandlungsbereit und für das nächste Jahr sei eine Preiserhöhung durchaus möglich, so Oppikofer. Um dem mangelnden Angebot an Mostäpfeln zu begegnen, arbeiten Bio Suisse und FiBl an einem Projekt mit den Zielen Die Übernahmebedingungen für Biokartoffeln bleiben die Produktivität zu erhöhen, Anbauflächen auszudehnen und unverändert. Bild: zVg den Pflanzenschutz zu verbessern. saz B I OA K T U E L L 8|2015 16
Kurzfutter Natürliches Fungizid Landfrauen sollen Zweinutzungshuhn bei in Grönland entdeckt Landfrauen wählen Coop im Sortiment Dänische Forscher der Universität Ko- Der Schweizerische Bäuerinnen- und Die Tötung von männlichen Küken penhagen haben in Südgrönland ein Landfrauenverband (SBLV) ruft dazu ist ein ethisches Problem für die Eier- Bakterium mit fungizider Wirkung ent- auf, bei den kommenden Parlaments- produktion. Ansätze wie das Zweinut- deckt. Wie die «Frankfurter Allgemeine wahlen Frauen mit ländlichem Hinter- zungshuhn sollen dem entgegenwirken. Zeitung» meldet, hatte der dortige Kar- grund zu berücksichtigen. Eine grosse Coop startete Anfang 2014 ein Projekt toffelanbau alljährlich mit starkem Auf- Anzahl von Frauen aus dem ländlichen und testete 5000 Zweinutzungsküken treten der Kraut- und Knollenfäule zu Raum oder mit ländlich geprägtem Hin- auf Biohöfen. Der Versuch war erfolg- kämpfen. Die Forscher berichten, dass tergrund stelle sich als National- oder reich, der Detailhändler nimmt das eine Symbiose der Kartoffelwurzel mit Ständeratskandidatin zur Verfügung, Zweinutzungshuhn fix ins Sortiment. dem Bakterium die Pflanze gegenüber schreibt der SBLV in einer Medienmit- Eier von Zweinutzungshennen kosten der Pilzkrankheit resistent zu machen teilung. Das politische Spektrum sei pro 6er-Pack im Laden einen Franken scheint. Zuvor wurden gegen die Kraut- gross. Auf www.landfrauen.ch hat der mehr als vergleichbare Bioeier. Dieser fäule chemische Pestizide eingesetzt, SBLV Kandidatinnen mit bäuerlichem Mehrpreis decke mehr oder weniger den die neben hohen Kosten auch ökologi- oder ländlichem Hintergrund porträ- Mehrpreis in der Produktion, heisst es sche Nebenwirkungen mit sich bringen. tiert. Darunter sind Kandidatinnen von vonseiten von Coop. Beim Poulet kön- Diese Entdeckung ermöglicht es, bio unterschiedlichen Parteien und aus ver- nen die Mehrkosten der Mast männ- logische Präparate zu entwickeln, die schiedenen Kantonen. Die Informatio- licher Tiere des Zweinutzungshuhns die Landwirtschaft umweltverträglicher nen sind aber leider relativ spärlich und über einen 40 Rappen höheren Ver- und ökologisch nachhaltiger machen der bäuerliche Bezug nicht immer klar kaufspreis getragen werden. Das Kilo könnten. saz ersichtlich. spu Biopoulet kostet Fr. 19.50, Biopoulet vom Zweinutzungshuhn Fr. 19.90 pro kg. Der Praxisversuch von Coop läuft noch Dinkel: Löst Tellenbacher Ostro oder Oberkulmer ab? weiter. Ziel ist es, weitere Erfahrungen über Legeleistung und Eiqualität sowie Der Strickhof ZH hat in Zusammenar- und hohe Erträge. Ostro scheint über über Mastleistung und Fleischqualität beit mit dem Forum Ackerbau und der die Jahre grössere Ertragsschwankun- zu sammeln. So will man die Mehrkos- IG Dinkel zwei alternative Dinkel-Land- gen zu haben als die Vergleichssorten, ten genauer berechnen können. Beim sorten getestet. In einem zweijährigen jedoch mit einem ansprechenden Er- Zweinutzungshuhn handelt es sich aber Praxisversuch unter Biobedingungen tragspotenzial. Oberkulmer bewegt sich um ein Nischenprodukt, die Absatz- hat man am Strickhof die Sorten Tel- im Mittelfeld, während Werthensteiner entwicklung sei schwer einzuschätzen, lenbacher und Werthensteiner auf ihr nicht zu überzeugen vermag. Aus die- sagt Eldrid Funck, Produktm anagerin Potenzial als Ersatz oder Ergänzung zu sen zwei Versuchsjahren lasse sich er- Eier von Bio Suisse. saz den beiden Urdinkelsorten Ostro und ahnen, dass die Konkurrenzfähigkeit Oberkulmer untersucht. von Tellenbacher im Vergleich zu den Wie die Fachstelle Biolandbau am Strickhof mitteilt, seien die Erträge altbewährten Dinkelsorten Ostro und Oberkulmer durchaus vorhanden sei, Handschuhe ohne des Versuches am Standort Strickhof schreibt die Fachstelle Biolandbau. Die Dithiocarbamat durchschnittlich ausgefallen, sie lagen Resultate seien jedoch nicht abschlies- zwischen 30 und 44 dt/ha. Die Prüf send zu bewerten, da es sich lediglich Dithiocarbamate werden in der Pro- sorte Tellenbacher zeigte konstante um einen zweijährigen Versuch handelt. duktion von Schutzhandschuhen Dinkelprodukte erfreuen sich wach- verwendet und können über diese sender Beliebtheit. Die inländische Bio- auf Lebensmittel gelangen. Darüber produktion reicht gerade mal aus, um hinaus f inden sie auch Einsatz als 50 bis 70 Prozent des Bedarfs zu decken. konventionelle Pflanzenschutzmit- Die strengen Sortenanforderungen für tel (Fungizide) und können bei Labor- die Urdinkelproduktion erschweren analysen von Lebensmitteln nicht mehr aber die agronomische Weiterentwick- von denjenigen aus Handschuhen un- lung des Dinkelanbaus. Von «neuen» terschieden werden. Entsprechende alten Landsorten sind nur beschränkte Rückstände in Biolebensmitteln kön- Vorteile gegenüber Ostro und Oberkul- nen durch Dithiocarbamat-freie Hand- mer zu erwarten, deren züchterische schuhe verhindert werden. Die Emp- Bearbeitung könnte hingegen interes- fehlung für geeignete Handschuhe auf sant sein. Daran wäre auch die IG Ur- www.bioaktuell.ch wurde kürzlich ak- dinkel interessiert, solange keine Wei- tualisiert. Raphaël Rossier, FiBL zensorten eingekreuzt werden, sagte Thomas Kurth im Juni gegenüber Bio- www.bioaktuell.ch Adressen aktuell. spu Thema: Handschuhe ohne Dithiocarbamat 17 B I OA K T U E L L 8|2015
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