8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau

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8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
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8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
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          crivelliimballaggi@hotmail.com

  Impressum
  24. Jahrgang 2015                       Herausgeber                                Redaktion                             Inserate
  Bioaktuell erscheint 10-mal jährlich    Bio Suisse, Peter Merian-Strasse 34,       Markus Spuhler /spu (Chefredaktor)    Erika Bayer, FiBL,
  Doppelnummer Dezember /Januar           CH-4052 Basel                              Petra Schwinghammer /psh, Su­         Postfach 219, CH-5070 Frick
  und Juli / August                       www.bio-suisse.ch                          sanna Azevedo / saz (Bio Suisse),     Tel. +41 (0)62 865 72 00
  Magazin in Französisch: Bioactualités   und                                        Adrian Krebs /akr, Franziska Häm-     Fax +41 (0)62 865 72 73
  Magazin in Italienisch: Bioattualità    FiBL, Forschungsinstitut für               merli /fha, Theresa Rebholz /tre,     werbung@bioaktuell.ch
                                          biologischen Landbau,                      Deborah Rentsch /drt (FiBL)
  Auflage                                                                                                                  Abonnemente & Verlag
                                          Ackerstrasse 113, Postfach 219,            redaktion@bioaktuell.ch
  Deutsch: 6846 Exemplare                                                                                                  Petra Schwinghammer, Bio Suisse
                                          CH-5070 Frick
  Französisch: 765 Exemplare                                                         Layout                                Peter Merian-Strasse 34,
                                          www.fibl.org
  Italienisch: 316 Exemplare                                                         Simone Bissig (FiBL)                  CH-4052 Basel
  (WEMF-beglaubigt 2014)                  Druck                                                                            Tel. +41 (0)61 204 66 66
                                                                                     Korrektorat
                                          AVD Goldach AG, www.avd.ch                                                       verlag@bioaktuell.ch
  Geht an Produktions- und Lizenz-                                                   Susanne Humm
  betriebe von Bio Suisse.                Papier                                                                           www.bioaktuell.ch
  Jahresabonnement Fr. 53.–               Refutura, FSC-zertifiziert                 Gestaltungskonzept                    Benutzer: bioaktuell-8
  Auslandsabonnement Fr. 67.–             Ökolabel: Blauer Engel, Nordic Swan        Büro Haeberli, www.buerohaeberli.ch   Passwort: ba8-2015

  Titelseite: Im Biolandbau will man Alternativen bieten zu den Chemiekonzernen und ihrer Gentechnik.
  Dazu gehört ökologische Pflanzenzüchtung wie hier bei Sativa in Rheinau ZH. Bild: Susanna Azevedo

  B I OA K T U E L L 8|2015                                                      2
8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Editorial

Widerstand gegen                                                        Inhalt
die Konzerne                                                                 Produktion
                                                                             Gentechnik
Die Zivilgesellschaft kann durchaus etwas bewirken. Ihr Wi-
derstand gegen die Chemiekonzerne und deren Absichten, die              6    Das GVO-Verbot lässt auf sich warten
Ernährungswirtschaft immer stärker zu kontrollieren, kann in                 Die Zukunft von GVO in der Schweiz liegt wohl in einer
Europa und insbesondere in der Schweiz Erfolge vorweisen.                    Verlängerung des Moratoriums.
Auch eine Verlängerung des Schweizer Anbaumorato­riums für
GVO nach 2017 ist greifbar (siehe Seite 7). Die politische Arbeit            Rindvieh
muss aber sorgfältig gemacht werden, und die Öffentlichkeit
muss ihr Interesse an der Thematik immer wieder bekunden.               11   Rindviehzucht: Kuhfamilie als Alternative zu KB
Es braucht Zeichen wie die Demonstration im August gegen
die GVO-Freisetzungsversuche in Zürich-Reckenholz.                      12   Futterbau: Intensive Weide in der Raygras-Grenzzone
   Mit einer Verlängerung des Moratoriums ist es nicht getan.
Neben einem langfristigen Verbot braucht es ein Zulassungs-             14   Milchviehfütterung: FK Milch will Protein verbieten
verfahren für neue biotechnologische Methoden und eine
Kennzeichnungspflicht für deren Verwendung in der Pflan-                     Markt
zenzüchtung, sonst ist das Gentechnikgesetz schnell ausge-
hebelt (siehe Seite 8).                                                 16   Erd- und Mostäpfel sind gesucht
   Es ist jetzt wichtig, auch das öffentliche Bewusstsein für
die Bedeutung der ökologischen Pflanzenzüchtung zu stär-
ken. Breit unterstützte Vorstösse im Parlament, diese besser
zu fördern, haben zwar den Stein ins Rollen gebracht. Ein
erster Vorschlag des Bundesamtes für Landwirtschaft für eine
                                                                             Verarbeitung und Handel
Pflanzenzüchtungsstrategie bis 2050 lässt den Biolandbau                     Nachhaltigkeit
aber links liegen. Auch hier wird Druck aus der Öffentlichkeit
nötig sein, um den Bedürfnissen des Biolandbaus Gehör zu                19   Bio Suisse will die Lizenznehmer sensibilisieren
verschaffen.
                                                                             Direktvermarktung

                                                                        20   Viele Möglichkeiten zur Projektfinanzierung

      Markus Spuhler, Chefredaktor

                                                                             Bio Suisse und FiBL
                                                                        23   Bio Suisse

                                                                        26   FiBL

                                                                             Rubriken
                                                                        2    Impressum

                                                                        4    Kurzfutter
                                                                        17   Kurzfutter

                                                                        27   Nachgewachsen

                                                                        28   Agenda/Marktplatz

                                                                        31   Ausgesprochen

                                                                    3                                            B I OA K T U E L L 8|2015
8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Kurzfutter

   Gesagt                                                                                    Kandidatenliste wurde
                                                                                             aktualisiert
                               «Die Produzentenvertreter sind sich
                                                                                             Im letzten Heft präsentierten wir Ihnen
                               einig, dass Soja beim Milchvieh ersetzt                       eine Liste mit empfohlenen Kandida-
                               werden sollte, und zwar durch Eiweiss                         tinnen und Kandidaten für die kom-
                                                                                             menden Parlamentswahlen. Mittler-
                               aus einheimischem Gras.»                                      weile haben noch weitere Kandidaten
                                                                                             den dazugehörenden Fragebogen aus-
   Urs Flammer, Knospe-Landwirt aus Zuzwil SG und                                            gefüllt. Bemerkenswert ist, dass 93 der
   Präsident der Fachkommission Milch von Bio Suisse                                         rund 150 Räte, die sich zur Wiederwahl
      Seite 14                                                                               stellen, sich für Bio aussprechen. Die
                                                                                             aktualisierte Liste finden sie unter dem
                                                                                             untenstehenden Link. red
   Bio Vaud plant eine grosse Landwirtschaftsmesse                                             www.bio-suisse.ch/de/
   Bio Vaud geht in die Offensive: Unter         zukunftsgerichtete, aber auch traditio-       parlamentswahlen2015.php
   dem Titel «Foire Agricole Romande» soll       nelle Produktionsform positionieren»,
   am 7. und 8. Mai 2016 in Moudon VD            sagt Siffert. Dazu soll den Besuchern
   zum ersten Mal so etwas wie eine «West-       einiges geboten werden: etwa ein gros-
   schweizer Olma» stattfinden. «Und zwar        ser Markt für Bioprodukte, Maschinen-
   alles zu 100 Prozent Bio», betont Frank       demonstrationen mit Traktoren und
   Siffert, Biolandwirt aus Bonvillars VD        Pferden, Fachinformationen von For-
   und Vorstandsmitglied von Bio Vaud. Er        schungs- und Beratungsinstitutionen,
   ist die treibende Kraft hinter dem am-        ein Viehmarkt, ein Pro-Specie-Rara-
   bitionierten Projekt. «L’Agriculture de       Setzlingsmarkt, Demonstrationen von
   Deux Mains» lautet das Moto, «Land-           verschiedenen Verarbeitungsprozessen
   wirtschaft mit zwei Händen» oder sinn-        wie Käserei, Ölpressung, Mosterei, Mül-
   gemäss auch «die Landwirtschaft von           lerei oder Bäckerei sowie Führungen zu
   morgen». Damit wolle man ausdrücken,          den Themen Imkerei oder Waldwirt-
   dass für eine zukunftsgerichtete Er-          schaft. So will Frank Siffert mindestens
   nährungswirtschaft die Produzenten            10 000 Besucher anlocken, nicht nur aus
   und Konsumenten stärker interagieren
   müssen. Die Messe richtet sich deshalb
                                                 der Romandie, wie er hofft. «Das Pro-
                                                 gramm wächst stetig, und wir sind offen
                                                                                             In eigener Sache:
   auch an Landwirtinnen und Landwir-            für weitere Ideen.» Interessierte melden    Hämmerli ersetzt Krebs
   te einerseits und an Konsumentinnen           sich direkt bei Bio Vaud. spu
   und Konsumenten andererseits. «Wir                                                        In der Bioaktuell-Redaktion heissen wir
   wollen den Biolandbau als nachhaltige               www.biovaud.ch Foire Agricole 2016    Franziska Hämmerli (rechts im Bild)
                                                                                             herzlich willkommen. Sie folgt Adrian
                                                                                             Krebs nach und übernimmt neben der
                                                 EU erlaubt Glyphosat                        Funktion als stellvertretende Chefre-
                                                                                             daktorin beim Bioaktuell verschiedene
                                                 für weitere 6 Monate                        Kommunikationsaufgaben am FiBL.
   Nutzen Sie das                                Ist Glyphosat nun krebserregend oder
                                                                                             Franziska Hämmerli hat Biologie und
                                                                                             Germanistik studiert und war bisher als
   Bioaktuell-E-Paper                            nicht? Darüber streiten Experten. Im        freie Journalistin tätig.
                                                 Kern geht es darum, wie Studien zu dem         Ein grosses Dankeschön geht an Ad-
   Das Bioaktuell-E-Paper gibt Ihnen             weltweit meistgenutzten Unkrautver-         rian Krebs für sein Engagement fürs
   die Möglichkeit, die Printausgabe             nichtungsmittel auszulegen sind und         Bioaktuell in den vergangenen zwei Jah-
   von Bioaktuell im Original-Layout             welche man überhaupt berücksichtigen        ren. Er wechselt vom FiBL zur «Bauern-
   auch als angereicherte Online-Version         sollte. In der EU darf das Herbizid trotz   zeitung», um dort im Frühjahr 2016 das
   zu lesen. Loggen Sie sich dazu mit den        dieser Ungewissheit für ein weiteres hal-   Amt des Chefredaktors zu übernehmen.
   nachstehenden Daten ein.                      bes Jahr eingesetzt werden. Das habe der    Ebenfalls verabschieden mussten wir
                                                 zuständige EU-Ausschuss, das SCPAFF,        uns von Deborah Rentsch. Als Prakti-
      www.bioaktuell.ch Zeitschrift              Ende September wie erwartet entschie-       kantin in der FiBL-Kommunikations-
      Zugang für Abonnenten                      den, schreibt die «Die Zeit». In einer      gruppe war sie in den letzten sechs
   Benutzer: bioaktuell-8                        Mitteilung von Ende Juli halten die in      Monaten unter anderem fürs Bioaktuell
   Passwort: ba8-2015                            der Schweiz zuständigen Bundesämter         tätig – herzlichen Dank!
   Das Passwort finden Sie jeweils im            BLV und BLW daran fest, dass Glyphosat         Wir wünschen allen einen guten
   Impressum auf der ersten Doppelseite.         nicht krebserregend sei. spu                Start und alles Gute. red

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                                                                                                          Bei Coop ist keine
                                                                                                          einzige Flasche Knospe-
                                                                                                          Apfelschorle mehr
                                                                                                          vorrätig, das Produkt ist
                                                                                                          ausverkauft. Knospe-
                                                                                                          Mostäpfel sind deshalb
                                                                                      gesucht. Eine Preiserhöhung als Anreiz ist
                                                                                      aber frühestens per Ernte 2016 zu erwarten.

                                                                                         Seite 16

Trägerverein für Kometian gegründet                                                   Knospe-Bauer Godel
Mitte September fand in Pfäffikon SZ        Philipp Räss, Käser und Schweinehalter,   für Agropreis nominiert
die Gründungsversammlung des Ver-           Lütisburg SG; Priska Schurtenberger,
eins Kometian statt. Dies ist ein wichti-   Tierhomöopathin, Nottwil LU; Nicole       Biobauer Laurent Godel aus Domdi-
ger Schritt, um das Beratungsprogramm       Studer-Hasler, Tierärztin, Rodersdorf     dier FR hat ein Geflügelstallsystem
für komplementäre Behandlungsansät-         SO und Stephan Wicki, Biolandwirt,        ent­w ickelt, das in der Biopouletmast
ze in der Tiermedizin weiter zu etab-       Winikon LU. Der Vorstand wird unter-      deutliche Effizienzgewinne bringt. Nun
lieren und auszubauen. Mit dem Verein       stützt von einer Beratungsstelle und      ist sein Stallsystem mit dem klangvol-
steht nun ein offizieller Verhandlungs-     einer Geschäftsstelle.                    len Namen «Autonomia» für den dies-
partner für die Finanzierung zur Ver-           Komplementärmedizinische Ansätze      jährigen Agropreis nominiert worden.
fügung. Bereits wurde ein potenzieller      seien wertvoll, um Herausforderungen      Um neben der Nominationsprämie von
Geldgeber gefunden. Bis anhin hatte Bio     wie Antibiotikaresistenzen zu begeg-      5000 Franken noch den Hauptgewinn
Suisse das Projekt zu einem grossen Teil    nen, sagte Andrea Meisser, ehemaliger     von 20 000 Franken abzuholen, muss
mitfinanziert. In den Vorstand wurden       Präsident der Gesellschaft Schweizer      sich Godel bei der Wettbewerbsjury ge-
gewählt: Werner Ammann, Biolandwirt,        Tierärzte, in einem Referat. Nun gelte    gen drei weitere Projekte durchsetzen.
Ganterschwil SG (Präsident); Simon          es, die Behörden von deren Vorteilen zu   Die Preisverleihung findet am 5. No-
Jöhr, Lehrer und Berater, Inforama BE;      überzeugen. spu                           vember statt. spu

Gesehen
Am 22. August fand in Zürich eine Demonstration gegen gentechnisch veränderte Kulturpflanzen statt. Um der
­grossen ­Ablehnung in der Bevölkerung gegenüber GVO Nachdruck zu verleihen, braucht es mehr solche Veranstal­
 tungen. Foto: Kurt Graf, Mont Soleil

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8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Das GVO-Verbot lässt
weiter auf sich warten

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8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Gentechnik

  Die Bevölkerung steht GVO nach wie vor ablehnend
  gegenüber, eine Verlängerung des Moratoriums ist wahr-
  scheinlich, aber noch nicht im Trockenen.

  Ende 2017 läuft das gegenwärtige GVO-Moratorium aus. Danach könnten in der
  Schweiz gentechnisch veränderte Organismen (GVO) bewilligt werden. 2013 hatte der
  Bundesrat einen ersten Vorschlag über eine mögliche Organisation der sogenannten
  Koexistenz, dem Nebeneinander von GVO- und Nicht-GVO-Kulturen, vorgestellt. Die-
  ser Vorschlag ist auf breite Ablehnung gestossen. Derzeit erwartet man gespannt ei-
  nen neuen Koexistenzvorschlag des Bundesrates. Ebenfalls ausstehend ist seitens des
  Bundesrates eine neue Kosten-Nutzen-Analyse für bestehende GV-Pflanzen in Bezug
  auf deren Anbau in der Schweiz. Diese muss er bis spätestens Ende Juni 2016 vorlegen.

  GVO zu befürworten ist für Politiker derzeit nicht attraktiv
  In der Charta der Schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft zur Qualitäts-
   strategie ist GVO-Freiheit explizit als Bedingung festgeschrieben. Und gerade aus
   Sicht des Biolandbaus scheint eine Koexistenz schwierig bis nicht durchführbar.
  Deshalb strebt Bio Suisse entweder eine Verlängerung des Moratoriums oder ein de-
   finitives Verbot von GVO in der Landwirtschaft an. Dieses Ziel verfolgen auch andere
   Organisationen. Einige davon haben sich zur «Schweizer Allianz Gentechfrei» zu-
   sammengeschlossen. Beim Schweizer Bauernverband SBV unterstützt man die Ver-
   längerung, lehnt Gentechnologie aber nicht kategorisch ab: «Sollten in den nächsten
   fünf bis zehn Jahren Anwendungen verfügbar sein, die einen agronomischen und
   ökonomischen Vorteil für Schweizer Landwirte bieten, möchten wir eine Zulassung
   prüfen», sagt Christa Gerber vom SBV. Sie schätzt die Haltung in der Bevölkerung
   gegenüber Gentechnik aber als mehrheitlich ablehnend ein.
       Eine Moratoriumsverlängerung auf Vorschlag des Bundesrats oder aus dem Par-           BLW-Strategie Pflanzenzüchtung
   lament sei das wohl realistischste Szenario, sagt Martin Bossard, Leiter Politik bei      Wie viel Geld in der Schweiz in die
  ­Bio ­Suisse. GVO zu befürworten, ist derzeit nicht besonders populär. Neben der For-      ­Forschung mit gentechnisch veränderten
   schungslobby machen sich nur einzelne FDP-Vertreter für GVO stark. Diskussionen            Nutzpflanzen fliesst, ist nicht öffentlich.
   gibt es im Vorfeld aber über die Rechtmässigkeit eines allfälligen unbefristeten Anbau-    Es dürfte sich aber um ein Vielfaches der
  verbots für GVO. Würde es die Wirtschaftsfreiheit zu stark einschränken oder bräuchte       nur 10 Millionen handeln, die jährlich
   es eine Verfassungsänderung und somit eine Volksabstimmung? Wie ein noch unveröf-          aus privater und öffentlicher Hand in die
                                                                                              praktische Pflanzenzüchtung fliessen.
   fentlichtes Gutachten der Uni Zürich, das vom Bundesamt für Umwelt Bafu in Auftrag
                                                                                              Das Bundesamt für Landwirtschaft hat in
   gegeben wurde, feststellt, wäre für eine Verlängerung des Moratoriums keine Verfas-
                                                                                              den letzten zwei Jahren ein Strategiepapier
   sungsänderung nötig, solange Forschung mit GVO weiterhin möglich wäre.
                                                                                              zur besseren Förderung der Pflanzen­
                                                                                              züchtung in der Schweiz erstellt. Daran
  Verbote im Einzelfall wie in der EU?
                                                                                              waren verschiedene Organisationen
  In der EU sind bereits 58 gentechnisch veränderte Organismen zur Verwendung als             beteiligt, darunter auch Bio Suisse und
  Lebens- und Futtermittel und die Maissorte MON810 für den Anbau zugelassen.                 das FiBL (siehe Bioaktuell 1/2014). Der
  Diesen Frühling hat die EU die Möglichkeit geschaffen, dass einzelne Mitgliedstaa-          Auftrag dazu geht auf einen parlamentari-
  ten ihr Hoheitsgebiet von der Gültigkeit einzelner Zulassungen ausnehmen können.            schen Vorstoss von Nationalrätin Maya Graf
  Wie das in der Praxis genau umgesetzt werden soll, ist aber noch unklar. Es ist denk-       (Grüne) zur Förderung der biologischen
  bar, dass sich die Schweiz in ihrem Umgang mit GVO langfristig rechtlich an dieser          Pflanzenzüchtung zurück.
  Regelung der EU orientiert.                                                                 Im August hat das BLW das Strategiepapier
     GVO ist ein Streitpunkt bei den gegenwärtigen Verhandlungen zwischen der EU              in die Vernehmlassung geschickt. «Entge-
  und den USA über ein gemeinsames Freihandelsabkommen (TTIP). «Die USA werden                gen dem ursprünglichen Auftrag enthält
  das Abkommen als Ganzes kaum aufs Spiel setzen, nur um grossflächigen Anbau in              das Papier kaum handfeste Hinweise, wie
  der EU durchzusetzen», schätzt Martin Bossard. Wichtiger sei ihnen der Handel mit           die ökologische Pflanzenzüchtung gefördert
  GVO-Futtermitteln, und dieser ist in der EU bereits etabliert. In der Schweiz deute         und welche Rolle sie in der Strategie
  derzeit nichts daraufhin, dass sich die Futtermittelhändler von ihrer Abmachung, frei-      übernehmen soll», bemängelt Martin
                                                                                              Bossard, Leiter Politik bei Bio Suisse.
  willig auf GVO zu verzichten, abwenden würden. Nur schon wegen der Warenfluss-
                                                                                              Verschiedene Organisationen hätten dem
  trennung brächte das für die meisten Beteiligten nur Nachteile. Markus Spuhler      •
                                                                                              BLW nun im Rahmen der Vernehmlassung
                                                                                              entsprechende Anpassungsvorschläge
Im August demonstrierte in Zürich-Reckenholz ein Bündnis von verschiedenen Organisationen     unterbreitet. «Wir warten nun ab, wie das
gegen Gentechnik und die Freisetzungsversuche von Agroscope. Bild: Kurt Graf                  BLW diese umsetzt.» spu

                                                                           7                                       B I OA K T U E L L 8|2015
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Gentechnik

    Neue gentechnische Methoden:
    Vom Gentechnikgesetz nicht erfasst
   Viele neue biotechnologische ­Methoden                                               Verschiedene Kreise fordern deshalb eine Erweiterung des
                                                                                     Geltungsbereichs des Gentechnikgesetzes. Das Bundesamt für
   gelten gemäss Gesetz nicht als                                                    Umwelt Bafu liess 2012 einen Bericht erstellen, der relevante
   Gen­technik. Sie sind aber deshalb                                                neue Methoden identifizieren und eine Grundlage für deren
                                                                                     Beurteilung liefern soll. Andererseits versuchen die Konzerne
   nicht ­weniger umstritten. Braucht es                                             die Reichweite der Gentechnikgesetzgebung einzuschränken.
   eine E
        ­ rweiterung des Gesetzes?                                                   Neue biotechnologische Methoden in der Pflanzenzüchtung
                                                                                     sollen möglichst gar nicht erst als Gentechnik gelten.
    «Gentechnisch veränderte Organismen sind Organismen, de-                            «Es bräuchte ein Zulassungsverfahren, in dem die Risiken
    ren genetisches Material so verändert worden ist, wie dies                       von neuen Methoden unter Beachtung des Vorsorgeprinzips
    unter natürlichen Bedingungen durch Kreuzen oder natürli-                        Schritt um Schritt erfasst werden», fordert Martin Bossard,
    che Rekombination nicht vorkommt.» So lautet die Definiti-                       Leiter Politik bei Bio Suisse. «Zudem sollten die Züchter auch
    on im schweizerischen Gentechnikgesetz, welches den Um-                          deklarieren müssen, welche Methoden sie bei einer bestimm-
    gang mit gentechnisch veränderten Organismen regelt. Diese                       ten Sorte verwendet haben.» Ein rein privatrechtlicher Aus-
    stammt aus dem Jahr 1990, seither ist auf dem Gebiet der Bio­                    schluss der Methoden im Rahmen der Biorichtlinien genüge
    technologie viel geschehen.                                                      nicht. Oftmals sei nämlich nicht ersichtlich, welche Zuchtver-
                                                                                     fahren bei der Erstellung einer Sorte zum Einsatz kamen.
    Neue Methoden sind genauso umstritten
    Bei gewissen neuen Methoden ist fraglich, ob sie unter das                       Bundesämter prüfen Änderungsbedarf im Gesetz
    Gentechnikgesetz (GTG) fallen. Der Einsatz der Gentechnik                        Wie der Bundesrat im April auf eine Anfrage aus dem National-
    wird zudem am Produkt immer schwieriger nachweisbar. In                          rat schrieb, würden die zuständigen Ämter Bafu, BLW und BLV
    der Öffentlichkeit und unter Fachleuten sind die Methoden                        gegenwärtig die Notwendigkeit einer Anpassung des gelten-
    aber ähnlich umstritten wie die klassische Gentechnik. Viele                     den Rechts prüfen. «Die Diskussion ist derzeit im Gang», sagt
    davon verletzen auch die Grundsätze der biologischen Pflan-                      Anne-Gabrielle Wust Saucy vom Bafu. Es gelte, die Absicht des
    zenzüchtung, die seit zwei Jahren im Regelwerk von Bio Suis-                     Gentechnikgesetzes auf neue Methoden anzuwenden. Ein
    se und des internationalen Biolandbauverbands IFOAM veran-                       Mandat, um die Debatte über die neuen Züchtungstechniken
    kert sind. In der Pflanzenzüchtung kommen sie aber teilweise                     zu eröffnen, wurde Anfang 2015 der Schweizer Akademie der
    schon zum Einsatz.                                                               Naturwissenschaften ScNAt erteilt. Markus Spuhler           •

Viele neue biotechnologischen Methoden entsprechen nicht den Grundsätzen von biologischer
­P flanzenzüchtung, wie sie in den Richtlinien von Bio Suisse und IFOAM stehen. Bild: transgen.de

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8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Publikation «Argumente für
                                                                                                                                  ­den ­Biolandbau» überarbeitet

Von Protoplastenfusion bis Genscheren
In einem Bafu-Bericht werden 20 neue Pflanzenzüchtungs-

                                                               Flyer schon weg? Kostenlose Nachlieferung erhalten Sie im Fibl-Shop, www.shop.fibl.org.
methoden identifziert und bewertet. Hier eine Auswahl:

Protoplastenfusion: Zwischen einigen Pflanzenarten kann
man mittels Verschmelzen von Zellen im Labor auch deren
Genome kombinieren. Diese Technologie kommt zum
Einsatz, um bei gewissen Pflanzenarten CMS-Hybriden zu
erzeugen (siehe Bioaktuell 7/13). Bei gewissen Gemüse-
arten sind bereits viele Sorten im Anbau, die auf Protoplas-
tenfusion zurückgehen. Solche Sorten gelten gemäss der
Freisetzungsverordnung nicht als gentechnisch verändert.
Im Biolandbau wird das Verfahren zwar grundsätzlich
abgelehnt, dennoch kommt man im Biogemüsebau oft
nicht um solche Sorten herum. Der Einfluss dieser Techno-
logie auf die Monopolisierung im Züchtungsbereich war in
der Vergangenheit bereits beträchtlich.

Genregulierung (z. B. RNA-Interferenz, RNAi oder Verände-
rungen der Chromatinstruktur): Hier wird unter anderem
der Botenstoff RNA genutzt, um die Aktivität bestimmter
Gene zu verändern. Die Effekte können vorübergehend
sein, oft beruhen sie aber auf einer gentechnischen
Veränderung. Die Technologie gilt gemäss Gesetz als
Gentechnik. Es sind GVO-Sojasorten auf dem Markt, die
dank dieser Technologie erhöhte Ölgehalte aufweisen.

Cisgentechnik: Von Cisgentechnik spricht man, wenn mit
klassischen gentechnischen Methoden DNA-Abschnitte
innerhalb einer Art übertragen werden. Die ETH Zürich etwa
forscht mit Apfelpflanzen, in deren Genom Schorfresistenz-
gene aus anderen Apfelsorten übertragen wurden. Diese
Praxis fällt unter die gesetzliche Definition von gentech-                                                                     Viele gute Gründe sprechen für die biologische
nisch verändert. Im Moment befinden sich noch keine                                                                            Landwirtschaft. In der Publikation «100 Argu-
cisgenen Organismen im Verkehr.                                                                                                mente für den Biolandbau» hat das FiBL diese
                                                                                                                               zusammengetragen und beleuchtet in 16 Kapi-
Oligonukleotidtechnik: Kurze, synthetisch hergestellte                                                                         teln verschiedene Aspekte des Biolandbaus und
DNA-Abschnitte sollen die Zellen dazu bringen, die Struktur                                                                    der Biolebensmittelverarbeitung. Die Argumente
ihrer eigenen DNA zu verändern. Auch diese Technologie                                                                         sind mit Forschungsergebnissen sowie Bioverord-
wird vom heutigen Gentechnikgesetz erfasst. Zu reden gab                                                                       nungen und -richtlinien belegt. 2007 erstmals er-
der sogenannte RDTS-Raps, für den in Deutschland eine                                                                          schienen, ist nun die Überarbeitung auf Deutsch
Zulassung beantragt wurde.                                                                                                     und Französisch erhältlich. Ebenfalls in 2. Auflage
                                                                                                                               und in beiden Sprachen ist der auf dieser Seite
Nukleasen oder Genscheren («Crispr-Cas», «Talen», Zink-                                                                        beigelegte Flyer erschienen, der mit ausgewählten
Finger-Nukleasen, Meganukleasen): Die DNA wird an                                                                              Argumenten einen raschen Einstieg ins Thema er-
bestimmten Stellen mithilfe von Enzymen aufgetrennt.                                                                           möglicht. Gerne können Sie den Flyer zum Ausle-
Nach der Reparatur der DNA durch die Zellen entstehen an                                                                       gen im Hofladen, bei Hoffesten usw. im FiBL-Shop
den jeweiligen Stellen oft Mutationen. Diese Technologie                                                                       bestellen. Dort kann auch die ausführliche Pub-
wird vom Gentechnikgesetz erfasst, bisher sind in Europa                                                                       likation bestellt oder kostenfrei heruntergeladen
noch keine entsprechenden Produkte auf dem Markt. spu                                                                          werden. tre

   «Neue Pflanzenzuchtverfahren», Bericht der                                                                                                            www.shop.fibl.org   Bestell-Nr. 1439 (Flyer)
    ­Bau­­direktion des Kantons Zürich, AWEL, 2012                                                                                                       www.shop.fibl.org   Bestell-Nr. 1440 (ausführlich)

                                                               9                                                                                                                                      B I OA K T U E L L 8|2015
8| 15 - Forschungsinstitut für biologischen Landbau
Gentechnik

  «Konzerne wie Syngenta und Co.
  nicht unterschätzen»
  Gentechnik mache Bauern abhängig                                        Gentechnik mit dem Titel «Das Ende der Gentechnik». Da-
                                                                          bei geht es um eine Gegenüberstellung der Agro-Gen­t ech-
  und bringe langfristige Folgeschäden für                                Industrie und der traditionellen organischen Landwirtschaft
  die Bevölkerung, sagt Bertram Verhaag.                                 – das heisst der Zerstörung des Bodens durch Gentechnik
                                                                          stellen wir die Ehrfurcht und Demut gegenüber, mit der
  Bioaktuell: Sie haben zu Gentechnik und Agrarindustrie                  organisch wirtschaftende Bauern den Boden betrachten.
  diverse Filme gemacht. Dabei nehmen Sie grosse Pflanzen-
  züchtungsfirmen kritisch unter die Lupe. Was treibt Sie an?            Welche Gefahren sehen Sie bei der Entwicklung der
  Bertram Verhaag: Die massive Veränderung der Pflanzen und              ­gesetzlichen Rahmenbedingungen in der EU, etwa durch
  schlussendlich unserer Lebensmittel empört mich. Ich finde             Abkommen wie TTIP?
  es unerhört, dass in einer Demokratie Politiker und Staaten            TTIP ist eine grosse Gefahr. Es ist unglaublich, wie die Indus-
  das zulassen.                                                          trie vorgeht, um ihre Interessen durchzusetzen, und versucht,
                                                                         die Demokratie auszuhebeln. Ich glaube jedoch an den Wider-
  In Ihrem Film «Gekaufte Wahrheit» zeigen Sie die Abhän-                 stand der Bevölkerung.
  gigkeit der Wissenschaftler von der (Gentech-)Industrie.
  Wie kommt es zu dieser Abhängigkeit?                                   Welche Rolle spielt die Schweiz Ihrer Meinung nach
  Forschungen zu Gentechnik werden sehr häufig von der In-               in der Gentechnik-Debatte?
  dustrie bezahlt. Die Karriere von Wissenschaftlern, die sich           Die Schweiz sollte die Macht der in der Schweiz angesiedel-
  zur Gentechnik kritisch äussern, wird systematisch ruiniert.           ten Konzerne wie Syngenta oder Nestlé nicht unterschätzen.
                                                                         Es herrscht viel Unwissen unter den Bürgern. Am Beispiel der
  Ende August 2015 waren Sie mit Ihrem Filmteam an der                   USA sieht man, dass Konzerne statt die Politiker die Politik
  Anti-Gentechnik-Demonstration in Zürich. Arbeiten Sie an               bestimmen.
  einem neuen Film?
  Gerade bin ich mit meinem Team am zehnten Film über                     Was läuft betreffend Auseinandersetzung mit der
                                                                          Gen­technik in anderen Ländern?
                                                                          In Argentinien leidet die Bevölkerung an den Folgen der
                                                                         ­Agro-Gentechnik, es treten vermehrt Missbildungen bei Kin-
                                                                          dern auf. In Indien kämpfen die Baumwollproduzenten mit
                                                                          schlechten Ernten von gentechnisch veränderten Pflanzen. In
                                                                          den USA ist es für Bauern sehr schwierig, überhaupt noch zu
                                                                          gentechnikfreiem Saatgut zu kommen, oder sie können aus
                                                                          vertragstechnischen Gründen nicht mehr aussteigen.

                                                                         Sie haben auch Filme zu nachhaltiger Landwirtschaft ge-
                                                                         macht. Welches sind für Sie die dringendsten Aspekte, mit
                                                                         denen sich der Biolandbau derzeit auseinandersetzen muss?
                                                                         Die zentrale Aufgabe der Landwirtschaft sehe ich darin, un-
                                                                         ser wertvollstes Gut, den fruchtbaren Boden, zu erhalten und
                                                                         kleine Strukturen zu erhalten, um unabhängig von Agroche-
                                                                         mie-Konzernen zu bleiben. Interview: Petra Schwinghammer

                                                                             www.denkmalfilm.tv

          Bertram Verhaag hat viele Dokumentarfilme zu den Themen
          Landwirtschaft und Ernährung gemacht. Bild: zVg

  B I OA K T U E L L 8|2015                                         10
Rindvieh

Kuhfamilienzucht: Mit kontrollierter
Inzucht zur biotauglichen Kuh
Nicht für alle Viehzüchter stehen im
KB-Katalog genügend biotaugliche
­Stiere zur Verfügung. Eine gute Alter­­­­­
native ist die Kuhfamilienzucht. Ein
neues Merk­blatt hilft bei der Umsetzung.
 Sie soll ohne Kraftfutter eine ansprechende Milchleistung
  erbringen, in der Biomast brauchbare Kälber liefern und
 ­robust sein, damit sie möglichst antibiotikafrei gedeiht: Eine
  biotaugliche Kuh ist angesichts der agrar- und gesellschafts-
 politischen Prioritäten nötiger denn je, aber ihre Zucht nicht
 ganz einfach zu bewerkstelligen. Für Bioviehzüchter, na-
  mentlich von milchbetonten Rassen, stehen in der künstli-
  chen Besamung (KB) oft nicht genügend geeignete Stiere zur
­Verfügung.

Den Inzuchtkoeffizienten tief halten
Die Alternative heisst Kuhfamilienzucht, ein System, in dem                              Die besten Stiere werden zwischen den Zuchtbetrieben
männliche und weibliche Tiere aus guten, angepassten und                                 ausgetauscht und mit nicht nah verwandten Kühen gepaart.
wenig verwandten Kuhfamilien, die man auf Generationen                                   Grafik: Brigitta Maurer FiBL
zurück kennt, ausgelesen und angepaart werden. Mit ihren
Nachkommen wird weitergezüchtet, wobei überbetrieblicher
Einsatz der Stiere dafür sorgt, dass der Inzuchtkoeffizient tief        brauche eine gewisse Passion für die Zucht, um das System
bleibt. Das FiBL versucht in einem gemeinsamen Projekt mit              erfolgreich anzuwenden.
deutschen Kollegen aus Bayern und Baden-Württemberg den                    Den höchsten Bedarf an Zuchtbemühungen mit eigenen
Ansatz der Kuhfamilienzucht zu vertiefen. Neben der Bera-               weiblichen und männlichen Linien zugunsten einer biotaug-
tung von rund 15 Betrieben und der Entwicklung von Konzep-              lichen Milchkuh sieht Spengler bei den Rassen Holstein,
ten ist als Resultat des Projektes ein neues FiBL-Merkblatt             Red Holstein und Brown Swiss, wo das häufig aus dem Aus-
erschienen.                                                             land stammende KB-Angebot eigentlich nur für die bestge-
   Anet Spengler vom FiBL, die das Merkblatt mit ihren bei-             legenen Biobetriebe in intensiven Futterbaugebieten noch
den Kollegen aus Deutschland verfasst hat, erläutert vier Va-           passende Stiere zur Verfügung stelle. Etwas besser sei die
rianten der Kuhfamilienzucht: mit mehreren eigenen Stieren,             Lage bei Swiss Fleckvieh, bei Original Braunvieh und bei
mit halbjährlichem Wechsel des eigenen Stiers, mit teilwei-             den Simmentalern mit einem besser an die Schweizer Ver-
sem Einsatz von KB und mit überbetrieblichem Austausch in               hältnisse angepassten Angebot. Auch bei diesen Rassen ist
Stierenringen. «Diese Varianten kommen häufig kombiniert                die Kuhfamilienzucht aber interessant, da sich eine gute An-
zum Einsatz», sagt Spengler. Das Problem bei diesem System              passung der Tiere an den Betrieb immer lohnt; die meisten
sei, dass man riskiere, schnell in die Inzucht abzurutschen. In-        Betriebe,die sie in der Schweiz praktizieren, züchten eine
dem das Merkblatt Vor- und Nachteile jedes Systems auflistet,           dieser drei Rassen. Adrian Krebs                           •
hilft es hier bei der Risikominderung. Das Merkblatt zeigt, wie
man selber Inzuchtkoeffizienten – auch zukünftiger Tiere –
berechnen kann und wie man diese trotz Verwandtenpaarung
                                                                        TT

tief halten kann. Zudem sind Beispielbetriebe vorgestellt, die
                                                                         MERKBL A

mit den Varianten bereits viel Erfahrung gesammelt haben.                                         ienzucht
                                                                                      Kuhfamfürildie biologische Milchviehzucht
                                                                                                  de
                                                                                       Eine Metho

Genaue Kenntnis über die Abstammung
                                                                                                          chland
                                                                                                 abe Deuts
                                                                                    2004 Ausg                                    zu
                                                                                                                     Tiere, die
                                                                                                    be brauchen
                                                                                         Biobetrie                             dlage
                                                                                                                  Futtergrun
                                                                                                      tion und
                                                                                         ihrer Situa                       en dazu
                                                                                                          erweise werd

Eine entscheidende Voraussetzung für das Gelingen der Kuh-
                                                                                          passen. Ideal                   weibliche
                                                                                                                                    n
                                                                                                  Zuch  t sowohl die
                                                                                          in der                       en Tiere
                                                                                                     die männlich
                                                                                           als auch                    igenen
                                                                                                          betriebse
                                                                                           gemäß den

familienzucht ist die genaue und vollständige Kenntnis der
                                                                                                                     ausgele­
                                                                                                         kriterien
                                                                                            Selektions
                                                                                                             r den  Bedin­
                                                                                            sen und unte                auf­
                                                                                                            Betriebs
                                                                                             gungen des                 rde­
                                                                                                          Diese Anfo

Stammbäume, «mindestens auf drei Generationen zurück»,
                                                                                             gezogen.

                                                                                                                                                     Merkblatt «Kuhfamilienzucht
                                                                                                                           o­
                                                                                                              lt die Meth
                                                                                              rungen erfül               ucht
                                                                                                            familienz
                                                                                               de der Kuh
                                                                                                           Sie beru   ht
                                                                                               sehr gut.
                                                                                                                 aus guten,

wie Spengler erläutert. Dies sei heute mit den bei den Zucht-
                                                                                                darauf, Tiere
                                                                                                zum   Stan
                                                                                                 Kuhlinien
                                                                                                            dort pass
                                                                                                              anzupaar
                                                                                                            kommen
                                                                                                                         enden
                                                                                                                          en und
                                                                                                                         bei tief
                                                                                                                                                     – Eine Methode für die bio­
                                                                                                 die Nach

verbänden gespeicherten und dort abrufbaren Daten sehr ein-
                                                                                                                              rten
                                                                                                               n Inzuchtwe
                                                                                                  bleibende
                                                                                                  in der Weit
                                                                                                     setzen.
                                                                                                                 erzucht ein
                                                                                                                              zu­

                                                                                                                             die Zucht­
                                                                                                                                                      logische Milchviehzucht»
                                                                                                                blatt stellt

fach geworden. Erfahrene Kuhfamilienzüchter kennen diese
                                                                                                     Das Merk                    Varianten
                                                                                                      methode
                                                                                                                 mit mehreren

                                                                                                      vor und zeigt
                                                                                                       tungs­ und
                                                                                                                      anhand von
                                                                                                                   Betriebsb
                                                                                                                                    Bera­
                                                                                                                               eispielen
                                                                                                                                         auf,
                                                                                                                                              mmt.
                                                                                                                                                          www.shop.fibl.org,
                                                                                                                                 etzung anko

Linien aber oft auswendig, so die FiBL-Nutztierforscherin. Es
                                                                                                                es bei der Ums

                                                                                                                                                       Bestellnummer 1686
                                                                                                        wora uf
                                                                                          2015

                                                                   11                                                                                        B I OA K T U E L L 8|2015
Futterbau

    Günstig melken in der Raygras-Grenzzone:
    Mähweide mit Einsaaten
     Ein bestehendes K ­ äsereimilchlieferrecht                                   konnte Wyss etwas Arbeit sparen, ohne dass die Weide­
                                                                                  qualität leidet.
     möglichst günstig zu nutzen, ist das
    ­Betriebsziel von Adrian Wyss. Er setzt auf                                   Mähweide drängt das Unkraut zurück
                                                                                  Da die Parzellen alle relativ gleichwertig sind, liegt es nahe,
     Mähweide – um Kosten zu sparen und                                           alle gleich zu behandeln. Das Wechselspiel von Mahd und
     hochwertiges Dürrfutter herzustellen.                                        Weide tut dem Pflanzenbestand und der Grasnarbe sichtlich
                                                                                  gut. Weideputzen erübrigt sich, und die regelmässige Trittbe-
    Rund 1000 Meter von Adrian Wyss’ Hof in Oberthal BE ent-                      lastung drängt unerwünschte krautige Pflanzen zurück. Die
    fernt befindet sich eine Bioemmentalerkäserei, die einen                      Mähwiesen zeigen denn auch fast durchwegs befriedigende
    Milchpreis von rund 78 Rappen ausbezahlt. Da liegt es auf                     Pflanzenbestände. Abgesehen von etwas Hahnenfuss oder
    der Hand, auf Milchproduktion zu setzen, auch wenn das                        Löwenzahn an einigen Trittstellen und stellenweise etwas
    Lieferrecht mit 100 000 Kilo nicht riesig ist. Für Wyss steht                 hohen Spitzwegerichanteilen sind kaum unerwünschte Arten
    im Zentrum, die 100 000 Kilo möglichst günstig zu melken.                     auszumachen. «Schon mein Vater hat immer konsequent Bla-
    Da die Flächen allesamt arrondiert sind, bietet sich intensi-                 cken gestochen, so können wir sie auch heute noch mit wenig
    ves Weiden an. «So minimiere ich die Maschinenkosten und                      Arbeitsaufwand in Schach halten.» Die Parzellen präsentieren
    den Arbeitsaufwand», sagt der der gelernte Landschaftsgärt-                   sich meist recht dicht, mit Raygras, viel Wiesenrispe und et-
    ner und Landwirt, der den Betrieb Schwanden in dritter Ge-                    was Fuchsschwanz. «Alleine das Ruchgras bereitet uns manch-
    neration führt. Andererseits steht ein gehaltreiches, sauberes                mal etwas Probleme, und der Leguminosenanteil k      ­ önnte et-
    Dürrfutter im Zentrum. Wyss setzt deshalb, abgesehen von                      was höher sein.»
    ein paar steilen extensiven Standweiden, auf ein konsequen-                      Dank seinen 50 Mastschweinen, mit denen er Schotte aus
    tes Mähweidesystem mit Portionen. Vor ein paar Jahren hat                     der Käserei verwertet, verfügt Wyss über ausreichend Nähr-
    er von Tages- zu Wochenportionen umgestellt. Nun bestösst                     stoffe. Die Gülle bringt er mit Schleppschlauch verlustarm aus.
    er mit seinen 18 Kühen während jeweils fünf bis acht Tagen                    «Das hat auch Vorteile für den Pflanzenbestand», ist Adrian
    eine Fläche von rund einer Hektare. Mit diesem Wechsel                        Wyss überzeugt.

Gezielte Mähweide, ganzflächige Übersaaten, Schleppschlauchgüllung und konsequentes Blackenstechen
sorgen bei Adrian Wyss in der Kombination für ertragreiche Naturwiesenbestände. Bilder: Markus Spuhler

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Adrian Wyss.                                                            Christian Wyss.

Übersaaten nicht nur nach strengen Wintern                                  Ende Oktober bis Anfang November beginnt die Winter­
Adrian Wyss’ Vater Christian hatte noch mehr Ackerbau be-               fütterung. Diese besteht zu über 50 Prozent aus Heu, daneben
trieben, was dank den Neuansaaten und den entsprechend                  kommen Emd, Zuckerrübentrockenschnitzel und Luzerne­
guten Beständen zu hohen Futtererträgen führte. «Mit                    heu zum Einsatz, zudem rund 300 Kilo Kraftfutter pro Kuh
Kunstwiesenmischungen erzielte ich manchmal bis zu drei-                und Jahr.
fache Erträge im Vergleich zu den Naturwiesen», erinnert                    Von seinem Vater hat Adrian Wyss braune Kühe mit einem
sich Christian Wyss. «Nach drei bis vier Jahren, normalisiert           relativ hohen Brown-Swiss-Anteil übernommen. Die Milch-
sich das aber jeweils wieder.» Sohn Adrian Wyss möchte den              leistung liegt im Schnitt bei rund 6200 Kilo. Wyss möchte hier
Betrieb stärker auf die Tierhaltung fokussieren. Weniger                aber etwar höher gehen. «6500 Kilo wären möglich, ohne dass
Wiesenumbruch führt dazu, dass sich die Bestände immer                  ich mehr Kraftfutter geben muss.» Ansonsten ist das Ziel eine
mehr zu Naturwiesen entwickeln. «Besonders das Raygras                  robuste, gesunde Kuh von 500 bis 550 Kilo Körpergewicht, die
wird stark zurückgedrängt.» Nach schweren Wintern bleibt                mit möglichst wenig Antibiotika und tierärztlicher Betreuung
der Schnee auf den meist nordwestlich ausgerichteten und                auskommt.» Markus Spuhler                                    •
vielfach von Wald umsäumten Flächen lange liegen. «Meist
ist Schneeschimmel der Grund für den Raygrasausfall.» Über-
saaten mit englischem Raygras sind für Adrian Wyss deshalb
Routine. «Ich säe jedes Jahr möglichst auf der ganzen besäba-                      Betriebsspiegel «Schwanden», Oberthal BE
ren Fläche, je nach Bedingungen sind dies etwa 12 Hektaren.                        850 m ü. M., 20,5 ha LN, davon 2 ha Pacht, 10,5 ha Wald,
Dafür säe ich relativ wenig, nur rund 10 Kilo pro Hektare.»                        sandiger Lehm auf Nagelfluh, teils relativ flachgründig.
Wichtig sei, so früh wie möglich zu fahren, jeweils nach ei-
nem Durchgang mit dem Striegel. Bis anhin verwendete                                A  Pflanzenbau: 16,5 ha Mähweide, 3 ha extensive
Adrian Wyss Mischungen, er möchte nun aber auf Raygras-                             Standweide (BFF, Qualitätsstufe I), 1 ha Ackerbau,
Reinsaaten umstellen, weil sich die Leguminosen jeweils                             15 Aren Weihnachtsbäume.
nicht durchzusetzen vermochten, während der Erfolg beim                              B Tierhaltung: 18 Milchkühe, 50 Mastschweine,

Raygras deutlich sichtbar ist. «So schaffe ich es, abgesehen                       6 Esel zur Zucht (Hobby), 4 Rinder zu Hause, der Rest in
von den Streifen am Waldrand, recht gut, das Raygras als Leit-                     ­Aufzuchtvertrag, Kälber bleiben auf dem Betrieb, bis sie
art zu halten.»                                                                     abgetränkt sind.
                                                                                    Arbeitskräfte: Adrian Wyss, gelegentliche Mithilfe der
6500 Kilo Milch und 550 Kilo Körpergewicht                                          Eltern und der Freundin.
Die Sommerfütterung, im Grossen und Ganzen eine Vollwei-                            Bio seit 1996. spu
defütterung, beginnt bei Adrian Wyss Ende März bis Anfang
April mit dem Beweiden der tiefer gelegenen Flächen, deren
Bestände etwas weiterentwickelt sind. Die tendenziell höher                        Zur Serie
gelegenen Flächen lässt er für den Heuschnitt aufwachsen.                          In loser Folge porträtieren wir Futterbaubetriebe und deren
Dieser findet in der Regel Ende Mai statt. Im Juni und Juli geht                   Strategie, die Bewirtschaftungsweise auf die klimati-
Wyss zu Nachtweide über und grast deshalb während dieser                           schen, topografischen und agronomischen Voraussetzun-
Periode ein. Der zweite Aufwuchs der Frühjahrsweiden wird                          gen und auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
geemdet und der zweite Aufwuchs der Heuflächen beweidet.                           abzustimmen. spu
Die letzte Dürrfutterbereitung findet jeweils Mitte Septem-                        Bereits erschienen:
ber statt, so wird jede Fläche mindestens dreimal genutzt und                      Familie Badertscher, Madiswil BE: «Jedem Betrieb sein
mindestens einmal gemäht.                                                          eigenes Weidesystem». Bioaktuell 4/2015

                                                                   13                                                   B I OA K T U E L L 8|2015
Proteinfutter

   Aus Imagegründen: Sojaverzicht
   für Wiederkäuer in Diskussion
   Die Tage von Soja in Milchviehrationen                                      Das Angebot an nachhaltig produzierter Biosoja aus Europa
                                                                            und der Schweiz ist aber knapp. Deshalb sollte dieses wert-
   könnten gezählt sein. In der FK Milch                                    volle Futtermittel für die Geflügel- und Schweineproduktion
   von Bio Suisse ist man sich einig, dass                                  reserviert sein. Diese Tierarten sind, im Gegensatz zum Wie-
                                                                            derkäuer, auf hochwertiges Eiweiss angewiesen. Bei einem ge-
   ein solcher Schritt helfen könnte, die                                   ringeren Bedarf an Biosoja durch den Verzicht in der Wieder-
   Biomilch besser zu positionieren.                                        käuerfütterung könnte in der Geflügel- und Schweinehaltung
                                                                            das Nachhaltigkeitsziel, nur noch europäischen Soja einzuset-
   Die Fachkommission (FK) Milch von Bio Suisse hat ein Ar-                 zen, folglich eher erreicht werden.
   gumentarium für einen Sojaverzicht in der Wiederkäuerfüt-
   terung zusammengestellt und möchte das weitere Vorgehen                  Soja nur noch für Schweine und Hühner?
   in einer breiten Diskussion erarbeiten. Die Produzentenver-              Ein weiterer wichtiger Grund, der die Produzenten den Aus-
   treter sind sich einig, dass Soja in der Milchviehration ersetzt         stieg erwägen lässt, ist die zunehmende Schwierigkeit, den
   werden sollte, und zwar am besten durch Eiweiss aus einhei-              Mehrpreis von Biomilch im Verkauf zu rechtfertigen. Es gibt
   mischem Gras, so FK-Präsident Urs Flammer aus Zuzwil.                    in den Knospe-Richtlinien zwar bereits eine Kraftfutterbe-
                                                                            grenzung auf 10 Prozent in der Wiederkäuerfütterung, aber
   China-Soja hat schlechtes Image                                          diese ist nicht einfach zu kommunizieren, zumal sich die Bio-
   Auslöser dieser nicht ganz neuen Diskussion ist das schlechte            Suisse-Delegierten bisher noch nicht auf ein Obligatorium für
   Image der Soja, deren Anbau in den grössten Produktionslän-              das Bundesprogramm Graslandbasierte Milch- und Fleisch-
   dern alles andere als nachhaltig ist. Sie wird dort mit der Ge-          produktion (GMF) einigen konnten, das ebenfalls eine Kraft-
   fährdung von natürlichen Ökosystemen wie Regenwäldern, Sa-               futterbegrenzung enthält und an dem bereits über die Hälfte
   vannen und Graslandgebieten in Verbindung gebracht. Davon                der konventionellen Produzenten teilnehmen.
   ist die Produktion der Bio-Suisse-Mitglieder aber nur indirekt              Die Diskussion um GMF hält an und das Traktandum wird
   betroffen, da die Biosoja grossmehrheitlich aus China stammt,            der Bio-Suisse-DV im nächsten Frühjahr bereits zum drit-
   zunehmend aber auch aus Europa. Die langen Transportwege                 ten Mal vorgelegt. Zudem schläft die Konkurrenz auch im
   und Berichte über Lebensmittelskandale in China sind dem                 Sojabereich nicht. Im volumenmässig zwar limitierten, aber
   Image der Knospe nicht förderlich. Deshalb will beispielswei-            imageträchtigen Wiesenmilchprogramm ist ein Verzicht auf
   se Coop als wichtigster Abnehmer schrittweise auf Biosoja aus            die umstrittene Eiweisskomponente bereits verankert. Im
   China verzichten. Bereits umgesetzt ist dieser Schritt beim Bas-         Handstreich lässt sich ein solcher Schritt aber im Bio­bereich
   ler Grossverteiler für Poulet­fleisch (siehe Bioaktuell 3/2015).         nicht vollziehen, wie Urs Flammer einräumt. Es gibt mehrere
                                                                            offene Fragen. So ist etwa unklar, wie die Soja in der Ration
                                                                            ersetzt werden könnte. Der aktuell eingesetzte Soja­kuchen
                                                                            besticht durch seine hohen Rohproteingehalte. Andere
                                                                            Protein­p flanzen wie Ackerbohnen und Eiweisserbsen sind
                                                                            zwar ­Alternativen, erreichen aber die Gehalte nicht. In einem
                                                                            nächsten Schritt ist nun ein Branchenworkshop geplant, in
                                                                            dem das weitere Vorgehen erläutert werden soll (siehe Kurz-
                                                                            infotext). Adrian Krebs                                       •

                                                                                        Aufruf für Knospe-Milchproduzenten
                                                                                        Die Frage «Wie soll in Zukunft die Knospe-Wiederkäuer-
                                                                                        fütterung aussehen?» soll an einem breit abgestützten
                                                                                        Workshop am 30. Oktober in Olten diskutiert werden.
                                                                                        Eingeladen sind auch interessierte Knospe-Produzen-
                                                                                        ten. Neben Bio Suisse werden Fütterungsexperten vom
                                                                                        FiBL teilnehmen. Wenn Sie Interesse haben, bei diesem
                                                                                        Wiederkäuerfütterungsworkshop aktiv teilzunehmen
                                                                                        und mit anderen Produzenten Strategien und Ziele zu
                                                                                        diskutieren, melden Sie sich bitte bei Beatrice Scheurer.
                                                                                        Barbara Früh, FiBL
           Lieber Gras als Kraftfutter: Die Fachkommission will Kühe
           künftig ohne Soja füttern. Bild: Thomas Alföldi                                 beatrice.scheurer@bio-suisse.ch / Tel. 061 204 66 18

   B I OA K T U E L L 8|2015                                           14
Das futterbauliche Wissen in der Schweiz sei in der Proteinfrage ein Trumpf,
findet Robert Obrist. Es gelte, dieses in der Praxis besser umzusetzen. Bild: zVg

  KOMMENTAR
  GMF hebt uns vom Ausland ab                          ­ ichtiger erachtet als den Kraftfutterein-
                                                       w
  Die Frage der Proteinfuttermittel                    satz zu senken.
  be­schäftigt die Biobranche in ganz                      Dänemark liegt beim Pro-Kopf-
  Europa. European Agricultural Training              Umsatz von Bioprodukten hinter der
  (EAT) ist eine Plattform für e­ rfahrene            Schweiz an zweiter Stelle. Das Land
  euro­päische Bioberaterinnen und                    ist ein wichtiger Agrarexporteur: fast
  Bioberater, an der auch FiBL-Berater                20 Prozent aller Exportgüter sind Lebens-
  beteiligt sind. Im Z­ entrum steht der              mittel. Bioprodukte werden konsequent
  Er­fahrungs­aus­tausch, die Erarbeitung             nach dem tiefst möglichen EU-Standard
  von Beratungs­materialien zum Thema                 produziert. Bauernverband, Industrie,
  Eiweiss­versorgung der Bio­milchkühe                Handel und Beratung unterstützen einen
  und das Anschieben von E   ­ ntwicklungen           ­ehrgeizigen Aktionsplan zur Förderung
  zur Verbesserung der Selbstversorgung                des Biolandbaus. Eines der Ziele ist etwa
  mit ­Eiweissträgern in den beteiligten               ein 60-Prozent-Anteil von Bioproduk-           Acker sollte in erster Linie für die Hühner-
  Ländern. Am FiBL und auch am österrei­               ten in der Ausser-Haus-Verpflegung in          und Schweinehaltung eingesetzt werden.
  chischen Institut für Nutztierforschung              öffentlichen Einrichtungen bis zum Jahr        Mit der Förderung des Anteils an Bio-
  in Raumberg-Gumpenstein unter-                       2020. Stark gefördert werden soll auch         produkten in öffentlichen Einrichtungen,
  sucht man, wie die Qualität des Raufut-              der Export von Bio­produkten.                  gemäss dänischem Vorbild, könnten die
  ters gesteigert und der Kraft­futtereinsatz              Im internationalen Vergleich erfüllen      Absatzmärkte weiter ausgebaut werden.
  gesenkt werden können. In Finnland,                  Knospe-Betriebe bezüglich Fütterung            Robert Obrist, FiBL
  Schweden und Dänemark arbeiten Bio­                  bereits sehr strenge Richtlinien. In Sachen
  betriebe meist mit derselben Genetik                 Graswirtschaft, insbesondere im Na-
  wie die konventionelle Landwirtschaft.               turfutterbau, verfügt die Schweiz über
  Herden­durch­schnittsleistungen von über             grosses Know-how, nicht zuletzt auch
  10 000 kg sind keine Seltenheit. Der Fokus           dank Organisationen wie der AGFF. Dieses
  liegt auf der Versorgung mit betriebs-               Wissen sollte aber in der Praxis noch besser
  eigenem F ­ utter. Anbau von Lupinen,                umgesetzt werden.                              Dieses Projekt wurde mit Unterstützung
  Eiweiss­erbsen, Ackerbohnen als Eiweiss-                 Mit Programmen wie der grasland­           der Europäischen Kommission finanziert. Die
  träger, aber auch Mischkulturen oder die             basierten Milch- und Fleischproduk­            ­Verantwortung für den Inhalt dieser Mitteilung
  Beweidung von Roggenbeständen stehen                 tion kann sich die schweizerische (Bio-)       trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet
  dabei im Vordergrund. Die innerbetrieb-              Landwirtschaft vom Ausland abheben. Die        nicht für die weitere Verwendung der darin
  lichen Kreisläufe zu schliessen, wird als            Inlandproduktion von Biokraftfutter vom        ­enthaltenen Angaben.

                                                                              15                                                 B I OA K T U E L L 8|2015
Markt

  Kleine Kartoffelernte
  – Preise gestiegen
  Die Kartoffelpreise liegen ­dieses Jahr
  am obersten Preisband. Die ­Produzenten
  hatten aber noch mehr gefordert.
  Die extremen Wetterverhältnisse in diesem Jahr hatten ei-
  nen schwerwiegenden Einfluss auf die Kartoffelproduktion.                     Die Mostereien stellen eine Preiserhöhung für nächstes
  Mit 192 kg Speiseanteil pro Are liegt der Durchschnittsertrag                 Jahr in Aussicht. Bild: spu
  der Biokartoffeln um 15,5 Prozent unter dem Fünfjahresmit-

                                                                          Mostobst gesucht,
  tel. Die solide Nachfrage führt zu einem Preisanstieg. Die
  Produzentenpreise liegen für festkochende Sorten am obers-
  ten Preisband. Nach harten Verhandlungen haben sich die
  Abnehmer und Produzentenvertreter geeinigt: Die Preise
  betragen bei den festkochenden Sorten Fr. 96.–/100 kg und
  bei den mehlig­kochenden Fr. 95.–/100 kg. Das sind jeweils
  Fr. 4.–/100 kg mehr als im Vorjahr. Bei der Industrieware hat
                                                                          Preise unverändert
  man sich für die Sorten Agria und Charlotte auf Fr. 81.–/100 kg
  geeinigt (Vorjahr Fr. 76.–). Die übrigen Sorten werden zu               Trotz hoher Nachfrage, wurde bei den
  Fr. 80.75/100 kg gehandelt.
      Thomas Keller, Mitarbeiter der Firma Rathgeb Bio, hat die
                                                                          Preisverhandlungen über eine Preis­
  Bioproduzenten bei den Preisverhandlungen vertreten. «Im                erhöhung gar nicht erst abgestimmt.
  Gegensatz zu den langen und emotionalen Preisverhandlun-
  gen für konventionelle Kartoffeln, sind die Verhandlungen bei           Seit für Knospe-Apfelschorle die Verwendung von Süssmost-
  Bio schnell abgelaufen», sagt er. «Die Biokartoffelpreise liegen        konzentrat zugelassen ist, hat die Nachfrage nach Knospe-
  innerhalb der festgelegten Preisrichtlinien, sodass das Preis-          Schorle im Detailhandel stark zugenommen. Dies und die
  band nicht überschritten wird. Die Preisanforderungen der               schwache Mostobsternte 2014 führten dazu, dass Knospe-
  Produzenten lagen zum Teil ausserhalb des Preisbandes, die              Schorle bei Coop seit mehreren Monaten ausverkauft ist.
  Abnehmer gingen nicht darauf ein.»                                      Knospe-Mostäpfel sind deshalb im Moment gesucht. Auf vie-
      Den Forderungen der Produzenten, die Übernahme­b e­                 len Knospe-Betrieben stehen zwar Hochstammbäume, das
  dingungen an die Ernteumstände anzupassen, kamen die Ab-                Mostobst aufzulesen und abzuliefern ist aber ohne die ent-
  nehmer kaum nach. Dies einerseits aufgrund des festgelegten             sprechende Mechanisierung und die dafür notwendigen topo-
  Preisbandes, das eingehalten werden sollte. Andererseits argu-          grafischen Voraussetzungen für viele wirtschaftlich zu wenig
  mentierten die Vertreter der Industrie mit hohem internatio-            interessant.
  nalem Druck, der dazu führe, dass sie die Übernahmebedingun-               «Die Mostobstproduktion als Betriebsziel ist ein sehr
  gen nicht beliebig anpassen könnten. Es gelten also weiterhin           langfristiger Entscheid», sagt Hans Oppikofer, Präsident der
  die bestehenden Handelsusanzen. Die Toleranz für Grössenab-             FK Obst von Bio Suisse. «Für viele Bauern sind Hochstamm-
  weichungen bei Speisekartoffeln für die Ernte 2015 wurde von            bäume ein Nebenbetriebszweig, weshalb kein Pflanzenschutz
  6 Prozent auf 10 Prozent erhöht. Bei Chipskartoffeln wurde das          erfolgt und das Obst meist von Hand gelesen wird. Der Ein-
  Kaliber (nach oben) von 70 auf 75 mm geöffnet. saz/im                   satz von Pflanzenschutzmitteln und maschinelle Ernte könn-
                                                                          ten die Ertragsfähigkeit ums Doppelte bis Dreifache erhöhen,
        www.bioaktuell.ch Markt Ackerkulturen Kartoffeln Preise           doch es muss sich lohnen.» Um zumindest ein positives Si-
                                                                          gnal zu setzen, wurde an der diesjährigen Preisverhandlung
                                                                          eine moderate Preiserhöhung vorgeschlagen, die aber von den
                                                                          Mostereien abgelehnt wurde. «Der Vorschlag der Preiserhö-
                                                                          hung ist in der dritten und letzten Sitzung der Preisverhand-
                                                                          lungen gekommen, viele Abnehmer waren überrumpelt und
                                                                          schlussendlich ist nicht darüber abgestimmt worden.» Grund-
                                                                          sätzlich seien die Mostereien aber verhandlungsbereit und für
                                                                          das nächste Jahr sei eine Preiserhöhung durchaus möglich, so
                                                                          Oppikofer.
                                                                             Um dem mangelnden Angebot an Mostäpfeln zu begegnen,
                                                                          arbeiten Bio Suisse und FiBl an einem Projekt mit den Zielen
          Die Übernahmebedingungen für Biokartoffeln bleiben              die Produktivität zu erhöhen, Anbauflächen auszudehnen und
          unverändert. Bild: zVg                                          den Pflanzenschutz zu verbessern. saz

  B I OA K T U E L L 8|2015                                          16
Kurzfutter

Natürliches Fungizid                       Landfrauen sollen                           Zweinutzungshuhn bei
in Grönland entdeckt                       Landfrauen wählen                           Coop im Sortiment
Dänische Forscher der Universität Ko-      Der Schweizerische Bäuerinnen- und          Die Tötung von männlichen Küken
penhagen haben in Südgrönland ein          Landfrauenverband (SBLV) ruft dazu          ist ein ethisches Problem für die Eier-
Bakterium mit fungizider Wirkung ent-      auf, bei den kommenden Parlaments-          produktion. Ansätze wie das Zweinut-
deckt. Wie die «Frankfurter Allgemeine     wahlen Frauen mit ländlichem Hinter-        zungshuhn sollen dem entgegenwirken.
Zeitung» meldet, hatte der dortige Kar-    grund zu berücksichtigen. Eine grosse       Coop startete Anfang 2014 ein Projekt
toffelanbau alljährlich mit starkem Auf-   Anzahl von Frauen aus dem ländlichen        und testete 5000 Zweinutzungsküken
treten der Kraut- und Knollenfäule zu      Raum oder mit ländlich geprägtem Hin-       auf Biohöfen. Der Versuch war erfolg-
kämpfen. Die Forscher berichten, dass      tergrund stelle sich als National- oder     reich, der Detailhändler nimmt das
eine Symbiose der Kartoffelwurzel mit      Ständeratskandidatin zur Verfügung,         Zweinutzungshuhn fix ins Sortiment.
dem Bakterium die Pflanze gegenüber        schreibt der SBLV in einer Medienmit-       Eier von Zweinutzungshennen kosten
der Pilzkrankheit resistent zu machen      teilung. Das politische Spektrum sei        pro 6er-Pack im Laden einen Franken
scheint. Zuvor wurden gegen die Kraut-     gross. Auf www.landfrauen.ch hat der        mehr als vergleichbare Bioeier. Dieser
fäule chemische Pestizide eingesetzt,      SBLV Kandidatinnen mit bäuerlichem          Mehrpreis decke mehr oder weniger den
die neben hohen Kosten auch ökologi-       oder ländlichem Hintergrund porträ-         Mehrpreis in der Produktion, heisst es
sche Nebenwirkungen mit sich bringen.      tiert. Darunter sind Kandidatinnen von      vonseiten von Coop. Beim Poulet kön-
Diese Entdeckung ermöglicht es, bio­       unterschiedlichen Parteien und aus ver-     nen die Mehrkosten der Mast männ-
logische Präparate zu entwickeln, die      schiedenen Kantonen. Die Informatio-        licher Tiere des Zweinutzungshuhns
die Landwirtschaft umweltverträglicher     nen sind aber leider relativ spärlich und   über einen 40 Rappen höheren Ver-
und ökologisch nachhaltiger machen         der bäuerliche Bezug nicht immer klar       kaufspreis getragen werden. Das Kilo
könnten. saz                               ersichtlich. spu                            Biopoulet kostet Fr. 19.50, Biopoulet
                                                                                       vom Zweinutzungshuhn Fr. 19.90 pro kg.
                                                                                       Der Praxisversuch von Coop läuft noch
Dinkel: Löst Tellenbacher Ostro oder Oberkulmer ab?                                    weiter. Ziel ist es, weitere Erfahrungen
                                                                                       über Legeleistung und Eiqualität sowie
Der Strickhof ZH hat in Zusammenar-        und hohe Erträge. Ostro scheint über        über Mastleistung und Fleischqualität
beit mit dem Forum Ackerbau und der        die Jahre grössere Ertragsschwankun-        zu sammeln. So will man die Mehrkos-
IG Dinkel zwei alternative Dinkel-Land-    gen zu haben als die Vergleichssorten,      ten genauer berechnen können. Beim
sorten getestet. In einem zweijährigen     jedoch mit einem ansprechenden Er-          Zweinutzungshuhn handelt es sich aber
Praxisversuch unter Biobedingungen         tragspotenzial. Oberkulmer bewegt sich      um ein Nischenprodukt, die Absatz-
hat man am Strickhof die Sorten Tel-       im Mittelfeld, während Werthensteiner       entwicklung sei schwer einzuschätzen,
lenbacher und Werthensteiner auf ihr       nicht zu überzeugen vermag. Aus die-        sagt Eldrid Funck, Produkt­m anagerin
Potenzial als Ersatz oder Ergänzung zu     sen zwei Versuchsjahren lasse sich er-      Eier von Bio Suisse. saz
den beiden Urdinkelsorten Ostro und        ahnen, dass die Konkurrenzfähigkeit
Oberkulmer untersucht.                     von Tellenbacher im Vergleich zu den
   Wie die Fachstelle Biolandbau am
Strickhof mitteilt, seien die Erträge
                                           altbewährten Dinkelsorten Ostro und
                                           Oberkulmer durchaus vorhanden sei,
                                                                                       Handschuhe ohne
des Versuches am Standort Strickhof        schreibt die Fachstelle Biolandbau. Die     Dithiocarbamat
durchschnittlich ausgefallen, sie lagen    Resultate seien jedoch nicht abschlies-
zwischen 30 und 44 dt/ha. Die Prüf­        send zu bewerten, da es sich lediglich      Dithiocarbamate werden in der Pro-
sorte Tellenbacher zeigte konstante        um einen zweijährigen Versuch handelt.      duktion von Schutzhandschuhen
                                              Dinkelprodukte erfreuen sich wach-       verwendet und können über diese
                                           sender Beliebtheit. Die inländische Bio-    auf Lebensmittel gelangen. Darüber
                                           produktion reicht gerade mal aus, um        hinaus f inden sie auch Einsatz als
                                           50 bis 70 Prozent des Bedarfs zu decken.    konventionelle Pflanzenschutzmit-
                                           Die strengen Sortenanforderungen für        tel (Fungizide) und können bei Labor-
                                           die Urdinkelproduktion erschweren           analysen von Lebensmitteln nicht mehr
                                           aber die agronomische Weiterentwick-        von denjenigen aus Handschuhen un-
                                           lung des Dinkelanbaus. Von «neuen»          terschieden werden. Entsprechende
                                           alten Landsorten sind nur beschränkte       Rückstände in Biolebensmitteln kön-
                                           Vorteile gegenüber Ostro und Oberkul-       nen durch Dithiocarbamat-freie Hand-
                                           mer zu erwarten, deren züchterische         schuhe verhindert werden. Die Emp-
                                           Bearbeitung könnte hingegen interes-        fehlung für geeignete Handschuhe auf
                                           sant sein. Daran wäre auch die IG Ur-       www.bioaktuell.ch wurde kürzlich ak-
                                           dinkel interessiert, solange keine Wei-     tualisiert. Raphaël Rossier, FiBL
                                           zensorten eingekreuzt werden, sagte
                                           Thomas Kurth im Juni gegenüber Bio-           www.bioaktuell.ch Adressen
                                           aktuell. spu                                  Thema: Handschuhe ohne Dithiocarbamat

                                                              17                                           B I OA K T U E L L 8|2015
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