BNN3/2016 - Viele Standpunkte - ein Ziel? - nachrichten - Bundesverband Naturkost Naturwaren
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3/2016 BNN nachrichten Viele Standpunkte – ein Ziel? Die Diskussion um Branchenloyalität nimmt Fahrt auf UmSteuern Brokkoli BNN-Umsatzmonitor Bündnis für nachhaltige Der Fachhandel braucht Entwicklung weiter positiv – Finanzreformen neue Sorten Frisch knapp vorn
2 Inhalt | BNN Nachrichten 3/2016 Inhaltsverzeichnis BNN AKTIV Viele Standpunkte – ein Ziel? - Die Diskussion um Branchenloyalität nimmt Fahrt auf 04 Bündnis für nachhaltige Finanzreform: UmSteuern – Weichen für kommende Generationen stellen 06 Neue Mitglieder im BNN 08 Speerspitze für Qualität: Die Sortimentsrichtlinien 09 04 FOKUS BILDUNG Irgendwer zahlt das schon – Nitrate im Grundwasser 10 Save the Date: Neuer Kurs Fachberater/in Naturkost- und Reformwaren IHK 11 MITGLIEDER AKTUELL Diesmal von und mit: Kräutergarten Pommerland, Grell Naturkost, Ökologische Molkereien Allgäu, BIO PLANÈTE, BIOGARTEN, BIO COMPANY, Ökotopia, Alnatura, Naturkost Erfurt, Byodo, SODASAN, Bauckhof, 10 SuperBioMarkt, Ökoring, Life Food, Spielberger Mühle, Biovegan, Wertform, Zwergenwiese, Rinklin Naturkost, BODAN, SONNENTOR und Biomarkt Karotte (S. 21) 12 In Kürze: EVG Landwege, Ökoland, Upländer Bauernmolkerei, Neumarkter Lammsbräu, AlmaWin 20 PORTRAIT Vegan seit mehr als 30 Jahren: Tofu-Manufaktur Nagel 22 FOKUS QUALITÄT 24 Brokkoli: Der Fachhandel braucht neue Sorten – Vier vom BNN geförderte Züchter berichten von ihrer Arbeit 24 Die schäbige Geschichte der Abdrift – Analysen des BNN-Monitoring für Obst und Gemüse im Naturkosthandel 27 FOKUS FACHHANDEL Naturkosmetik auch im Fachhandel ein Wachstumsmarkt? – Aktuelle Zahlen und Trends vom Naturkosmetik Branchenkongress 28 BNN-Umsatzmonitor für die ersten drei Quartale 2016: 28 Entwicklung weiter positiv – Frisch knapp vorn Data NatuRe: Aktive Teilhabe – gemeinsames Ziel 30 31
BNN Nachrichten 3/2016 | Editorial 3 Liebes Mitglied, liebe LiebesLeserin, lieber Leser, Mitglied, liebe Leserin, lieber Leser, das sich dem Ende neigende Jahr hat politisch Der Bundesverband Naturkost Naturwaren und gesellschaftlich vor allem eines deutlich wird sich mit seinen Mitgliedern gegen einen gezeigt: zentrale Werte wie beispielsweise solchen Vorstoß einsetzen, das steht fest. Weltoffenheit, Hilfsbereitschaft und Toleranz Ebenso wichtig ist das Ringen für die Aner- dürfen nicht nur betont, sondern müssen auch kennung der Leistungen, die die Branche für gelebt und geschützt werden. Die Erkenntnis, Umwelt, Mensch und Tier erbringt und wie dass es Engagement und Eigeninitiative dies künftig durch die Politik geachtet und bedarf, ist für unsere Branche nicht neu. Das honoriert werden sollte. Unser Verband setzt Fundament auf dem heute die Ökologische sich mit Partnern daher für ein Umsteuern ein Lebensmittelwirtschaft fußt, ist schließlich und wird auf der kommenden BIOFACH sowie durch ihre Visionäre und Pioniere erdacht und darüber hinaus im Wahljahr dazu aktiv werden. gelegt worden. Für viele, die in den Anfangs- zeiten noch nicht aktiv waren, erscheinen die Aktivität ist auch das richtige Stichwort, wenn beruflichen Meilensteine und Herausforderun- es um das große und facettenreiche Thema gen vieler Akteure als würden diese einer Branchenloyalität geht. Wie so oft nehmen die längst vergangenen Zeit entstammen. Man BNN-Mitglieder auch hier eine Vorreiterrolle fühlt sich in ruhigeren Fahrwassern angekom- ein. Dieser Rolle wollen wir gerecht werden men; bereit, eine kaum aufzuhaltende Erfolgs- und das Thema nicht nur unvoreingenommen geschichte fortzuschreiben … besprechen, sondern praktische Lösungsvor- Mit Nichten! Der Anbau, die Verarbeitung und schläge behandeln – solche, die alle Sicht- der Handel von Naturkost und Naturwaren weisen berücksichtigen: der Herstellung, des sehen sich neuen, großen Herausforderungen Handels und der Kundinnen und Kunden. Eine kurzweilige Lektüre wünscht gegenüber. Vielen fällt dabei die Revision der Wenn Sie diese Ausgabe der BNN-Nachrichten EU-Öko-Verordnung ein, die nun seit über in Händen halten, steht unser Workshop zweieinhalb Jahren die Branche beschäftigt. exklusiv für Mitglieder wohl kurz bevor. Nutzen Aber dies ist bei Weitem nicht die einzige Sie die Möglichkeit und partizipieren Sie an Aufgabe, der es sich zu widmen gilt. der gemeinsamen Weichenstellung! Lesen Sie diese Zeilen nach dem 23. November, Nach intensivem Ringen für ein solides Gesetz, umso nachdrücklicher laden wir Sie ein: ob dass den Anbau mit gentechnisch veränderten brancheninterne oder externe Herausforde- Hilmar Hilger Pflanzen in Deutschland ausschließt, sehen rungen, bringen Sie sich ein und nehmen Sie Redaktion BNN-Nachrichten wir uns nun dem Versuch des BMEL gegen- Anteil an der Gestaltung unserer Zukunft. über, aus dem Verbot eine Art Gentech- Denn Werte müssen gelebt und geschützt Wiederzulassungsgesetz zu machen. werden. Impressum BNN Nachrichten: Mitgliederzeitschrift des BNN für die Naturkost- und Naturwarenfachbranche // erscheint dreimal im Jahr (Mai, August, November) // Auflage 5.500 // Herausgeber: Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V., Michaelkirchstraße 17/18 , D-10179 Berlin, Tel: +49 (0)30/847 12 24 44, E-Mail: kontakt@n-bnn.de, Internet: www.n-bnn.de // V.i.S.d.P.: Elke Röder // Redaktion: Catharina Ackenhausen, Hilmar Hilger, Marcel-Philipp Werdier, Marion Schlage (Chefredaktion) // Autoren und Autorinnen dieser Ausgabe: Catharina Ackenhausen, Hans-Josef Brzukalla, Cornelia Dressler, Leo Frühschütz, Hilmar Hilger, Thomas Kimmel, Katja Niedzwezky, Marion Schlage, Marcel-Philipp Werdier // Gestaltung: Zitrusblau, Berlin // Fotorechte für alle Fotos der Seiten 12-21 liegen bei jeweiligen Unternehmen, wenn nicht anders vermerkt/Fotorechte ohne Angabe auf den übrigen Seiten: BNN e.V. // Titelfoto: BioMessen, Florian Arp // Nachdruck oder Verbreitung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion // Inserenten dieser Ausga- be: NürnbergMesse GmbH (S. 9), Sonett OHG (S. 29), Ökoland GmbH Nord (U4) Redaktionelle Anmerkung: Die Redaktion legt Wert auf die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern. Aus Gründen der Lesbarkeit werden jedoch nicht durchgehend männlicher und weiblicher Sprachformen verwendet. Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beide Geschlechter. Druck und Papier: CO2-neutraler Druck mit mineralölfreien Druckfarben, Papier: 100% Altpapier (EU Ecolabel, Blauer Engel)
4 BNN aktiv | BNN Nachrichten 3/2016 Mitgestalten! BNN-Workshop: „In der Branche Position beziehen“ Mittwoch, 23. November 2016 10.30 bis 16.30 Uhr Anthroposophisches Zentrum in Kassel +++ Exklusiv für Mitglieder +++ „Wie viel Exklusivität braucht der Fachhandel?“ Die spannende Diskussionsrunde zum aktuellen Thema fand ein großes Publikum auf der BioNord Viele Standpunkte – ein Ziel? Die Diskussion um Branchenloyalität nimmt Fahrt auf Die Branche befindet sich mitten innerhalb richteten in Ausgabe II/2016). Sie trug maßgeb- Möglichkeiten eines selektiven Vertriebsweges einer richtungsweisenden Diskussion, die lich zur Orientierung sowie Verortung der aktuel- für alle Handelsstufen in Erfahrung bringen“, inhaltlich immer mehr Facetten gewinnt: ist len Situation bei und zeigte, der „Run“ der Fach- sehen andere trotz der öffentlich geäußerten Branchenloyalität der Schlüssel, den Fach- handelsmarken auf den konventionellen Lebens- Befürchtungen vieler Branchenteilnehmer handel mit Naturkost und Naturwaren für mitteleinzelhandel (LEH) scheint zwar erwartet keinen aktuellen Handlungsbedarf. Den aller- die Zukunft gut gerüstet aufzustellen? zu werden, unter den BNN-Herstellern aber nicht meisten eingegangenen Nachrichten ist zu ent- Existiert die vielzitierte Loyalität zwischen konkret geplant oder beabsichtigt zu sein. nehmen, dass Loyalität nicht als Einbahnstraße Herstellern und Einzelhändlern noch, bezie- verstanden werden darf. „Die Branchenloyalität hungsweise wie sieht sie im Alltag aus? In einer zweiten Ansprache wurden die Unter- der Hersteller ist die eine Seite. Wie steht es nehmensvertreter gebeten, dem Verband Anre- aber mit der Fachhandelsmarkentreue der Die vielen Fragezeichen der vergangenen Wo- gungen im Rahmen der Diskussion zum Thema Händler? Wenn Händler rein nach Verkaufbar- chen haben wenig zum Fortgang des Diskurses Branchenloyalität mit auf dem Weg zu geben. keit von Produkten entscheiden, warum sollen beigetragen. Wichtiger Impuls, um einen Schritt Aus den Antworten lässt sich deutlich ablesen: Hersteller nicht das gleiche Maß anlegen?“ voranzukommen, war die Umfrage des Bundes- die Bandbreite der Meinungen ist groß. Wäh- Verbunden mit dieser Einstellung ist häufig verband Naturkost Naturwaren unter seinen Mit- rend einige konkrete Bitten äußern, beispiels- die Einschätzung, dass nun aktuell und zeitnah gliedern aus dem Bereich Herstellung (wir be- weise „Der BNN sollte mal die rechtlichen gehandelt werden müsse.
BNN Nachrichten 3/2016 | BNN aktiv 5 Trotz dieser Unterschiede bewegt sich die Diskussion innerhalb des Verbandes auf einem hohen inhaltlichen Niveau. Ganz offensichtlich getrieben von dem Willen, substantiell etwas zu verändern. Denn die Notwendigkeit eines Umbruches im Naturkost-Facheinzelhandel sehen auch jene Unternehmensvertreter, die bereits in den LEH eingetreten sind. Deutlich wurde dies zuletzt auf der BioNord. Hier mo- derierte der BNN eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Wie viel Exklusivität braucht der Fachhandel?“ Auf dem Podium vertreten waren Klaus Lorenzen (EVG Landwege), Michael Radau (SuperBioMarkt), Peter Knopp (Gläserne Molkerei), Stephan Brandmeier- Fanger (Provamel) und Volkmar Spielberger (Spielberger Mühle). Schnell wurde deutlich: jene Unternehmen, die sich dem konventionellen Einzelhandel geöffnet haben, fordern vom Fachhandel eine strukturelle Veränderung. So plädierte Stephan BNN-Geschäftsführerin Elke Röder, hier im Gespräch mit Christian Meyer, Minister für Ernährung, Landwirt- Brandmeier-Fanger unter anderem auch für schaft und Verbraucherschutz in Niedersachsen, auf der BioNord in Hannover neue Einzelhandelskonzepte, die sich an der Klientel der Naturkostkunden orientieren. Wie solche Konzepte aussehen könnten, ließ Auf dem Workshop soll aber nicht nur über eine hohe Bereitschaft herrscht, Fachhandels- er offen. Konkreter wurde in diesem Zusam- Außendarstellung und Kommunikation gespro- marken als wichtiges Profilierungsinstrument in menhang Klaus Lorenzen. Er war sich sicher, chen werden. Im Vordergrund steht die Diskus- Sortiment und Laden zu nutzen. Der von vielen dass es nicht entscheidend sei, wo bestimmte sion um Branchenloyalität und welche Herstellerunternehmen geforderte neue Schul- Produkte noch verkauft würden – es käme Möglichkeiten die Mitglieder des Verbandes terschluss scheint möglich. Offen ist weiterhin vielmehr auf den Laden an, der durch haben, sich innerhalb der Branche zu positio- die konkrete Umsetzung von Allianzen oder Regionalkonzepte, Bezug zu Erzeugern nieren. „So vielfältig wie die Branche sind auch Verbindlichkeiten zwischen den Handelsstufen. und hervorragende Kundenberatung ein die Möglichkeiten“, schätzt Geschäftsführerin „Um diesen wichtigen Schritt zu tun, muss unverwechselbares Profil entwickeln könne. Elke Röder die Situation ein. „Hier ist nicht nur mehr getan werden als die eigene Position zu Nichtsdestotrotz warb er ebenso wie Michael entscheidend, wie ein Unternehmen auftreten rechtfertigen“ betont Elke Röder. „Deshalb Radau und Volkmar Spielberger für Allianzen und handeln möchte, kartellrechtliche und haben wir zum Workshop geladen, in dem zwischen Herstellern und Fachhandel. Kunden wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind zu realistische Handlungsoptionen aufgezeigt und müssten die Werte vermittelt werden, für die bedenken und zu berücksichtigen.“ Aufgrund gemeinsam entwickelt werden sollen.“ man einmal angetreten sei und die über das dieser komplexen und zahlreichen Handlungs- reine Produkt hinausgingen „Wir brauchen eine optionen wird am 23. November ein Fachan- Zukunft der Branche gegenseitige Wertegemeinschaft und müssen walt für Handels- und Gesellschaftsrecht zum mehr als Bio bieten“, so Lorenzen. Thema Selektiver Vertrieb in der Naturkost- Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich bereits branche referieren. Dr. Steffen Albicker wird feststellen: die nicht neue Diskussion um Bran- Fokus Verbraucher über Anwendungsmöglichkeiten konkret für chenloyalität oder Fachhandelstreue hat sich in Naturkostunternehmen informieren und ver- den vergangenen Wochen deutlich mehr bewegt Die Vermittlung der ureigenen Leistungen und schiedene Handlungsoptionen bewerten. Ein als in den vergangenen Jahren, in denen immer der evidenten Vorteile, die der Konsument aus wertvoller Input, der für die Positionierung des mal wieder das Abwandern einer Fachhandels- dem Einkauf im Naturkost-Facheinzelhandel eigenen Unternehmens grundlegend sein kann. marke in den LEH für kurzes Aufsehen sorgte. zieht, ist auch Ziel des BNN. Aktuell werden für „Diese Entwicklung stimmt uns zuversichtlich. seine Mitglieder aus dem Einzelhandel Maß- Ein weiterer Mosaikstein, der das aktuelle Bild Letztendlich geht es um die Zukunft einer nahmen konzipiert, die sowohl Bestandskun- in der Branche noch klarer machen soll, ist die Branche, die noch immer den Schlüssel für die den als auch bio-affinen Kunden, die bislang Umfrage im Naturkosteinzelhandel, die der Lösung vieler globaler Probleme in Händen im LEH gekauft haben, erreichen sollen. Eine BNN durchgeführt hat. Auf insgesamt vier hält. Sich dessen wieder bewusst zu werden herausfordernde Aufgabe. Vor allem vor dem Fachmessen und in einer Online-Version konn- und entsprechende Handlungsoptionen zu Hintergrund, dass die vielen unterschiedlichen ten Einzelhänderinnen und Einzelhändler ihre entwickeln, ist elementar, wollen wir diesen Verkaufsstellen, die im BNN organisiert sind, Einschätzungen zu Fachhandelsmarken und Anspruch auf Lösungskonzepte auch künftig eine einheitliche, nach außen erkennbare deren Bedeutung für das eigene Sortiment als Branche führen“, fasst Elke Röder die Klammer erhalten müssen. Präsentiert werden deutlich machen. Das endgültige Ergebnis bisherigen Fortschritte und kommenden die Vorschläge im Rahmen des Workshops am stand vor Redaktionsschluss nicht fest. Ablesbar Aufgaben zusammen. 23. November in Kassel. war aber bereits, dass unter den teilnehmenden Einzelhandelsvertreterinnen und -vertretern Hilmar Hilger
6 BNN aktiv | BNN Nachrichten 3/2016 UmSteuern –Weichen für kommende Ge Bündnis aus Verbänden und Organisationen setzt sich für nachhaltige Finanzreform ein Die Weltgemeinschaft steht vor großen Her- ausforderungen. Eine gebeutelte Umwelt, sich dem Ende neigende Ressourcen und eine wachsende Weltbevölkerung erfordern ein drastisch verändertes Verhalten von jedem, auch von Staaten und Gemeinschaf- ten. Die Pioniere der Bio-Branche haben diese Herausforderungen vor allen anderen benannt und sind ihnen aktiv begegnet. Ein Bündnis von Verbänden und Organisationen aller Gesellschaftsbereiche, verleiht der Forderung nach einer nachhaltigen Wirt- schaftsweise auf anderer Ebene ein neues Gewicht. Sie will Lösungswege aufzeigen, die sowohl auf parlamentarischer Ebene greifen, als auch Verbraucherinnen und Verbraucher mitnehmen. Eigentlich, so könnte man meinen, ist es ge- sellschaftlicher und politischer Konsens, dass es ein ,Weiter so’ nicht geben darf. Deutsch- land wie die Welt befinden sich im Wandel: Globalisierung, Digitalisierung, demografischer sowie Klimawandel. Zuletzt bestätigten die Weltklimakonferenz von Paris (COP21) sowie die Ratifizierung des erstmals verbindlich aus- gehandelten Vertrags durch die EU die Not- wendigkeit eines veränderten Umgangs mit unseren Ressourcen. So hat sich die Staaten- gemeinschaft auf der COP21 konkret dazu verpflichtet, die Erderwärmung bis 2050 auf „deutlich unter 2 Grad und möglichst auf 1,5 Grad“ zu begrenzen. Daraus lassen sich Werte ermitteln, wie hoch das Emissionsbud- get ist, das der Menschheit noch zur Verfügung steht. Die schlechte Nachricht: die globale Ge- meinschaft ist knapp bei Kasse. Alle Staaten stehen in der Pflicht, Zukunftsstrategien zu entwickeln, um die gleichsam ambitionierten wie minimalen Ziele zu erreichen. Bei der Umsetzung auf nationaler Ebene tut sich die Politik, auch in der Bundesrepublik, September aufgestellter Klimaschutzplan zum den Rotstift an. In der Begründung beriefen sich schwer. Irgendwo auf dem Weg von den inter- Beitrag Deutschlands zu den in Paris formulier- die jeweiligen Minister zumeist auf die Sorge nationalen Konferenzen hinein in den Plenar- ten Zielen zeigte das mehr als deutlich. Zuerst um die Wettbewerbsfähigkeit wahlweise der saal scheint die Motivation, nachhaltige vom Kanzleramt aufgeweicht, setzten im An- deutschen Agrar-, Kohle- oder Autoindustrie. Notwendigkeiten in politische Konzepte zu schluss die Ressorts wie das Bundeslandwirt- münzen, auf der Strecke zu bleiben. Ein vom schaftsministerium (BMEL), das Wirtschafts- Doch statt auf der Grundlage individueller Bundesumweltministerium (BMUB) Anfang (BMWI) oder das Verkehrsministerium (BMVI) Sorgen um nationale Industrien zu entschei-
BNN Nachrichten 3/2016 | BNN aktiv 7 nerationen stellen den, ist es längst an der Zeit, nationale ten müsste. In der Land- und Lebensmittel- Lösungen für globale Probleme in Angriff zu wirtschaft wären Abgaben auf Pestizide und Initiative stärken nehmen. Genau darin liegt schließlich auch der eine Stickstoffsteuer ein solches Instrument, Erfolg des ersten international verbindlichen wie sie seit einem Jahr von den Grünen ins Wenn Sie das Bündnis unterstützen Klimaabkommens: die reichen Staaten des Gespräch gebracht werden. „Preise sollen die möchten, wenden Sie sich bitte an Nordens haben sowohl ihre Verantwortung Wahrheit sagen. Das tun sie bisher leider nicht. Clemens Wunderlich vom Forum ein-, als auch die Übernahme ökonomischer Einen Teilbeitrag dazu könnten Abgaben oder Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft Lasten zugestanden. Vereinfacht gesagt be- Steuern auf Ressourcennutzung oder -belas- (clemens.wunderlich@foes.de). deutet das, mit gutem Beispiel voranzugehen. tung leisten, wie zum Beispiel eine Pestizid- So plant die Regierung Schwedens bspw. abgabe zur Pestizidreduktion“, kommentiert Steuervergünstigungen auf Reparaturen Harald Ebner, gentechnisch-politischer Spre- einzuführen, um Anreize zu schaffen, cher der Partei. Zu berücksichtigen sei dabei, des BNN. „Nur wenn wir unsere ökologischen Gebrauchtes weiterzuverwenden statt wegzu- dass die Abgaben in einen Mix aus Maßnah- Grundlagen schützen, hat unser ökonomisches werfen. Auch im Verkehr setzen die Skandina- men von Ordnungsrecht bis Forschungspolitik Zusammenleben eine Perspektive. Ein Jahr vor vier wesentlich konsequenter auf die Umstel- eingebunden sein müssen. der Bundestagswahl appellieren wir daher an die lung hin zu Elektromobilität, als es sich deut- Parteien, jetzt die Weichen für kommende Gene- sche Politiker trauen. Und statt den notwendi- Die Bemühungen der vergangenen Regierun- rationen zu stellen“. gen Ausstieg aus der Kohlenutzung und den gen gestalteten sich zumeist alles andere als Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben, sozial oder umweltfreundlich. Mit Blick auf die Elke Röder ist überzeugt, dass die Forderungen wird bei uns die Kohleverstromung trotz des Bundestagswahl hat das FÖS in seiner regel- des Bündnisses nicht nur notwendig sind, hohen CO2-Ausstoßes als wichtige Brücken- mäßigen Auswertung der Steuerstruktur sondern, dass es höchste Zeit ist, deren Dring- technologie geadelt. Deutschlands eine ernüchternde Bilanz gezo- lichkeit zu erkennen: „Die Naturkostbranche gen. Auch die große Koalition habe keine wirtschaftet seit ihren Anfängen nach dem Mehr Mut, neue, transformative Wege zu Trendwende hin zu einer gerechten und nach- Prinzip, Verantwortung für das eigene Handeln beschreiten, zeigen Teile der deutschen Zivil- haltigen Finanzierung unseres Gemeinwesens zu übernehmen und Kosten nicht auf Umwelt gesellschaft. Ein ganz zentraler Hebel, den das vollzogen: „Steuern und Abgaben auf den Fak- oder Mitmenschen abzuwälzen. Nur: wenn wir Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft tor Arbeit tragen mit nahezu zwei Dritteln zu jetzt nicht damit anfangen, ein solch nachhal- (FÖS) in diesem Sinne umlegen möchte, ist die den Staatsfinanzen bei; der Faktor Umwelt tiges Wirtschaften zu belohnen und auch ge- Finanzierung des Gemeinwesens. Gegründet hingegen leistet in 2016 mit 4,6 Prozent einen samtgesellschaftlich die richtigen Anreize zu 1994 mit dem Ziel einer ökologischen Steuer- geringen, stetig rücklaufenden Beitrag. […] Das schaffen, wird es eng. Es liegt noch ein langer reform, hat sich das Forum zur Aufgabe ge- deutsche Steuer- und Abgabensystem setzt Weg vor uns und den müssen wir immer macht, wie es Beiratsmitglied Prof. Dr. Ernst damit kaum Anreize, die Verschmutzung der schneller gehen“. Ulrich von Weizsäcker formuliert, eine ökolo- Umwelt und den Verbrauch der Ressourcen zu gisch-soziale Marktwirtschaft zu schaffen, in reduzieren.“ Marcel-Philipp Werdier der „Preise nicht nur die ökonomische, sondern auch die ökologische Wahrheit sagen". Damit Um das endlich zu ändern, schmiedet das FÖS das gelingen kann, müssen die richtigen mit Umwelt-, Sozial- und Bioverbänden eine Rahmenbedingungen geschaffen werden. Initiative für eine nachhaltige Finanzreform. Ein Anfang wäre es, der in vielen Bereichen Zu den Erstunterzeichnern werden unter ande- gängigen Externalisierung von Kosten entge- gen zu treten. Ladenpreise, die die tatsächlich anfallenden Produktionskosten spiegelten, also auch Ressourcenverbrauch und Umweltver- rem der BNN und der BÖLW zählen. Die Initia- tive wendet sich parteiübergreifend an die Politik mit der Forderung umzusteuern. Und das gerade, wenn man europäische Wettbe- Ausblick BIOFACH 2017 2 schmutzung miteinbezögen, wären Anreize für werbsfähigkeit auch zukünftig gewährleistet Der BNN plant die Vorstellung und mehr ökologisches Wirtschaften und ökologi- sehen möchte. Die Zeit der fossilen Industrien, Diskussion des öko-sozialen Politik- schen Konsum. Zugleich würde die Gemein- das hat die Staatengemeinschaft von Paris mit ansatzes im Kongressprogramm schaft an anderer Stelle entlastet, da sie nicht ihren Zielen vorbestimmt, ist vorbei. „Zukunfts- der BIOFACH. Weitere Infos ab Mitte für privatwirtschaftlich verursachte Schäden, fähig ist nur, was eine Zukunft auch möglich November auf www.n-bnn.de bspw. durch Trinkwasseraufbereitung o.ä. haf- macht“, erklärt Elke Röder, Geschäftsführerin
8 BNN aktiv | BNN Nachrichten 3/2016 Neue Mitglieder Drei Unternehmen sind in den letzten Wochen dem Verband beigetreten, zwei Herstellerunternehmen und ein Naturkostfachgeschäft. Herzlich willkommen im BNN! Antersdorfer Mühle LECKER’S Bio Manufaktur GmbH Sonnenblume Ilmenau Seit 35 Jahren bietet das Traditionsunterneh- Unter der Marke LECKER’S vertreibt der rhein- Der Wunsch, einen eigenen kleinen Laden zu men aus dem niederbayrischen Simbach am landpfälzische Hersteller von hochwertigen führen, hatte sie schon als Kind, erinnert Inn hochwertige Bioprodukte in enger Zusam- Bio-Backzutaten und -Backmischungen seine sich Tatjana Möller von der Sonnenblume in menarbeit mit den Anbauverbänden Bioland, kleine, aber feine Produktpalette nicht nur im Ilmenau. Erst sehr viel später, nach kaufmänni- Biokreis, Naturland und Bio-Austria an. Das deutschen Naturkosthandel, sondern darüber scher Ausbildung und anderen beruflichen Familienunternehmen unter der Leitung von hinaus auch weltweit, zum Beispiel in Austra- Erfahrungen, sollte sich vor dreizehn Jahren Johann Priemeier gehörte zu den ersten Müh- lien und Jordanien. Knapp 30 Produkte umfasst der Wunsch erfüllen. Die Übernahme eines len in Deutschland, die Anfang der 70er Jahre das Sortiment, von Backpulver und Lieblings- Naturkostladens in der thüringischen Kreis- begannen, Bio-Getreide zu verarbeiten. Seit- Cookies, über Gelatine und Kuvertüre bis hin stadt war für Tatjana Möller der Einstieg in die dem führen die Biopioniere neben klassischen zu Orangenöl und Zitronat. Welt der Biobranche. Mit großem Engagement Müllerprodukten, wie einer großen Auswahl an und der Überzeugung, Menschen hochwertige Getreide zum selbst vermahlen und vielen In der Naturkostbranche wurde die Marke und gesunde Lebensmittel anbieten zu können Mehlsorten, auch Müsliflocken, Frühstücksbreie bereits Anfang der 1980er Jahre mit dem und sie für eine bewusste Lebensführung zu und pikante Fertiggerichte im Programm. phosphatfreien Reinweinstein Backpulver begeistern, gelang es ihr schnell, den beste- bekannt. Die Produktrange wurde seitdem henden Kundenstamm zu erweitern. Mit ihren regionalen niederbayerischen stetig weiterentwickelt. Heute arbeiten im Biobauern verbindet das Unternehmen eine südlich von Mainz gelegenen Wörrstadt neben Im Naturkostladen Sonnenblume werden auf langjährige und faire Zusammenarbeit. den Geschäftsführern Anke Dubberke und knapp 70 Quadratmetern Frische und Regiona- Getreu ihrer Unternehmensphilosophie achtet Jürgen Ganter bereits 17 Mitarbeiter für das lität groß geschrieben. Das Frische-Angebot an die Antersdorfer Mühle aber auch bei überre- familiengeführte Unternehmen. Produktent- Obst und Gemüse, Brot und Backwaren sowie gional bezogenen Rohwaren auf möglichst wicklung, Einkauf und Vertrieb wie auch die feinen Molkereiprodukten ist Teil eines Vollsor- kurze Transportwege, zum Beispiel durch Produktion und Logistik der Produktausliefe- timents, wozu auch Drogerieartikel für den eigene Anbauprojekte für Sonnenblumen im rung finden unter einem Dach statt. alltäglichen Bedarf zählen. So gibt es neben Donaudelta oder durch Kooperation mit Ver- www.leckers.de Wasch- und Reinigungsmitteln auch Sham- tragsbauern, die Reis im italienischen Piemont poos, Cremes und Zahnpflegemittel sowie anbauen. Aktuell beschäftigt das Unternehmen dekorative Kosmetik. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. www.sonnenblume-ilmenau.de www.antersdorfer-muehle.bio
BNN Nachrichten 3/2016 | BNN aktiv 9 Speerspitze der Qualität Bereits vor gut 25 Jahren, noch bevor es eine rechtsverbindliche Definition von Bio gab, entwickelte eine Gruppe engagierter Naturkost- fachhändler eigene Richtlinien, die dafür Sorge tragen, dass nur Bio- Lebensmittel und wirklich nachhaltige Naturwaren den Weg in die Regale des Naturkostfachhandels finden. Eine Erfolgsgeschichte, die stets weiterentwickelt wird: Nachdem im Jahr 2011 Regelungen zu Naturkosmetik und Wildfisch ausgearbeitet wurden, werden momentan die anerkannten Standards einer erneuten Prüfung unterzogen. Anfang 2016 wurden die Sortimentsrichtlinien (SRL) um Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel (WPR) erweitert. Alles Bereiche, für die momentan weder die EU-Öko-Verordnung noch andere Gesetze greifen. Grundge- danke ist stets der Anspruch, über alle Stufen der Wertschöpfungskette das höchstmögliche Maß an Nachhaltigkeit zu erreichen. Sodass sich Kunden nur im Naturkostfachhandel darauf verlassen können, keine Produkte mit lediglich grünem Anstrich in den Regalen zu finden. Der Anspruch, die Richtlinien weiterzuentwickeln und auf neue Sorti- mentsbereiche auszuweiten, wird vom Lenkungsgremium sichergestellt, welches aus engagierten Einzelhändlern der Verbände Naturkost Süd und BNN besteht – fachlich unterstützt durch externe Fachleute. So zuletzt bei der Entwicklung der Richtlinie für WPR, wo Standardgeber, Hersteller, Berater und Umweltexperten gehört wurden. Cornelia Dressler vom BNN koordiniert die Arbeit des Gremiums und ist Ansprechpartnerin rund um die SRL. Damit sämtliche Inhalte wieder besser auffindbar und verständlich sind, erhalten die SRL bis Ende des Jahres ein neues Gesicht. Eingerahmt von den Grußworten beider Verbände, die gemeinsam Träger der SRL sind, wird der Leser mit Hilfe der neuen Gliederung durch alle Kapitel ge- führt. Lenkungsgremium SRL: (v.l.n.r.) Cornelia Dressler (BNN), Gerhard Sailer (basic AG), Georg Kaiser (BIO COMPANY), Monika Demgen (Bio-Marktgemeinschaft eG), Ernst Härter (Naturkost Süd), Gudrun Schröder (Biomarkt Karotte), Gerhard Bickel (ebl- naturkost), Jürgen Opper (Kraut & Rüben Bioladen) Ausblick BNN auf der BIOFACH 2017 2 Mehr zum Thema in der Veranstaltung „Denn sie wissen, was sie tun: Profilierung durch Sortiment, Qualität und Qualifikation“, die der BNN aktuell für die BIOFACH plant. Weitere Infos ab Mitte November auf www.n-bnn.de
Irgendwer zahlt das schon – Nitrate im Grundwasser Praxisexkursion: Elf angehende Naturkostberater den wahren Kosten auf der Spur Heidi Boje-Mühlenbäumer vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband erklärt den Kursteilnehmern an verschiedenen Bodenschichten, wie bestimmte Stoffe ins Grundwasser gelangen Wie findet man den Preis von Lebensmitteln einen Biobauern für die Bewirtschaftung seiner werte im oberflächennahen Grundwasser heraus? Wer glaubt, der Blick auf das Preis- Ländereien eingesetzt hat, erklärt sich, schaut jedoch seit Jahren bedenklich. schild genügt, der liegt leider falsch. Denn man sich die Aufgaben eines Unternehmens für konventionell hergestellte Lebensmittel der Wasserwirtschaft näher an. Ein weiterer negativer Aspekt ist die Belastung zahlt man mehrmals: an der Kasse, mit durch Pestizide. Der OOWV bemüht sich in seinen Steuern oder mit der Wasser- Als deutschlandweit größtem Flächenversorger Kooperation mit vielen Landwirten um Schutz- rechnung. Auf ihrer Exkursion zum Biohof mit Trinkwasser (ca. 1,1 Millionen Menschen maßnahmen. So bietet der Verband Wasser- Bakenhus konnten sich die Teilnehmer des werden versorgt) kommt dem OOWV eine be- schutzberatungen in Zusammenarbeit mit der Aufbaukurses „Naturkostberater/in BNN sondere Verantwortung zu. In Sachen Qualität Landwirtschaftskammer an. „Darüber hinaus IHK“ vor Ort ein Bild machen, warum Bio- spielt neben den geologischen Gegebenheiten gelten auf den von uns verpachteten Flächen produkte den ehrlicheren Preis sprechen. einer Region beispielsweise die ausgebrachte in den Wasserschutzgebieten besondere Nährstoffmenge durch Düngung eine Rolle. Das Regeln: Dort ist beispielsweise die Verwendung Es ist eine ganz besondere Art der Kooperation, Grundwasser, das der OOWV fördert, stammt von Pflanzenschutzmitteln untersagt“, die Landwirt Gustav Wolters auf dem Biohof aus sicheren Tiefen von bis zu 160 Metern. In erläutert Heidi Boje-Mühlenbäumer vom Bakenhus in Großenkneten eingegangen ist. wenigen Schritten wird es in den Wasserwer- OOWV und ergänzt: „Jährlich wenden wir etwa Der Hof gehört dem Oldenburgisch-Ostfriesi- ken durch Filtration aufbereitet und so zu 2,2 Millionen Euro für den vorbeugenden schen Wasserverband (OOWV), der die knapp Trinkwasser in bester Qualität. Aufgrund der Grundwasserschutz auf“. Diese aufwendigen 200 Hektar Land im nordwestlichen Nieder- sandigen, durchlässigen Böden und der inten- Maßnahmen greifen, denn die Nitratwerte im sachsen, südlich von Oldenburg, an Wolters siven Düngung mit Gülle und Gärresten im Trinkwasser liegen hier deutlich unter den verpachtet hat. Dass der Verband ausgerechnet südoldenburgischen Raum steigen die Nitrat- gesetzlichen Grenzwerten.
BNN Nachrichten 3/2016 | Fokus Bildung 11 Save the Date! Neuer Fachberaterkurs Im März 2017 startet ein neuer Kurs des öffentlich-rechtlich anerkannten Weiterbildungsangebots „Fachbera- ter/in für Naturkost- und Reform- waren IHK“ im Rahmen des Bildungswerk BNN. Durch Vertiefung des Grundlagenwissens und Erhö- hung der Beratungskompetenz qualifiziert das Angebot für die Herausforderungen des Ladenalltags. Der 12-monatige Lehrgang umfasst ca. 300 Unterrichtseinheiten zu Maisernte auf dem Biohof Bakenhus betriebswirtschaftlichen und rechtli- Foto © OOWV chen Grundlagen der Naturkost- branche, nachhaltiger Ökolebensmit- telwirtschaft, Ökolandbau und Und was ist mit Regionen, in denen ein solcher Bio-Landwirt Wolters erklärte vor Ort anschau- differenzierter Warenkunde. Schutz nicht gelingt? Hier muss das Wasser lich, wie im Wirtschaften nach ökologischen Praxisexkursionen zu Bio-Höfen und kostenintensiv wieder aufbereitet werden. Prinzipien Boden und Umwelt geschont Naturkostherstellern ergänzen die Diese Kosten tragen jedoch nicht die, die sie werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Theorie. Unterrichtet werden die verursachen, also beispielsweise Pestizide nut- des Naturkostberater-Kurses zeigten sich Teilnehmer von erfahrenen Dozenten zende Landwirte, sondern die Gemeinschaft. von der praktischen Lerneinheit sichtlich und Branchen-Experten. Den In Frankreich mussten Wasserversorger 2011 beeindruckt. Und auch Harald Wurm vom Abschluss bildet eine IHK-Prüfung. laut Landwirtschaftsministerium 1,5 Milliarden Bildungswerk BNN, der den Kurs betreut, war Euro aufbringen, um das Trinkwasser von mit der Schulung zufrieden. „Dass wir in Termin: Nitraten und Pestiziden zu reinigen. Letztend- Deutschland ein Problem mit Nitratbelastung 14. März 2017 – 18. Februar 2018 lich wurden die Kosten über gestiegene im Grundwasser haben, ist bekannt. Nicht Schulungsblöcke jeweils 2-tägig Endverbraucherpreise an die Bürgerinnen umsonst wird die Bundesregierung von der und Bürger weitergegeben. Externalisierung EU deshalb vor den Europäischen Gerichtshof Schulungsort: nennen Wirtschaftsexperten solche Vorgänge, geladen“, erklärt Wurm. „Der Exkurs zum Biohof Ravensburg, Weingarten in denen das Verursacherprinzip ausgehebelt Bakenhus hat den Teilnehmern aber mal ganz Kosten: 1.980 Euro zzgl. 300 Euro und die Gesellschaft für privatwirtschaftlich praktisch vor Augen geführt, was es mit IHK-Prüfgebühr verursachte Schäden in Haftung genommen externalisierten Kosten auf sich hat. Zugleich 30- bzw. 50-prozentige Kosten- wird. bestätigt die Herangehensweise des OOWV, reduktion durch ESF-Förderung dass es auch anders geht, nämlich mit Baden-Württemberg möglich. ökologischer Landwirtschaft!“ Für weitere Informationen: Die Kursteilnehmer konnten sich auf dem Brigitte Wallis, Tel. 030 – 847 12 24 Bakenhus-Hof beispielsweise ein Bild von einer 64 oder info@bildungswerk.bio Biotierhaltung machen, bei welchen der an die Fläche gekoppelte Tierbestand nur so viel Gülle anfallen lässt, wie die Pflanzen auf den bewirt- schafteten Feldern aufnehmen können. Der ten Kosten ja nicht nur um die Wasseraufbe- Anbau in Fruchtfolgen schützt den Boden reitung ginge. „Auch in anderen Bereichen wie sowie seine Speicher- und Reinigungsfunktion. im Gesundheitssystem oder beim Klimaschutz Ebenso verhält es sich mit dem Verzicht auf werden die Folgekosten auf die Gemeinschaft chemisch-synthetische Dünger und Pestizide, übertragen. All das zeigt, dass wir im konven- der zugleich dem fortschreitenden Verlust von tionellen Lebensmittelhandel keine echten Biodiversität etwas entgegenstellt. Preise vorfinden“, so Wurm. „Billig, billig kommt am Ende immer teurer“. „Biolandwirte, -Hersteller und -Händler über- nehmen eben von Beginn an Verantwortung, Marcel-Philipp Werdier statt die Folgen andere tragen zu lassen, nach dem Motto: Irgendwer zahlt das schon“, weiß Harald Wurm. Zumal es bei den externalisier-
12 Mitglieder aktuell | BNN Nachrichten 3/2016 Jubiläum: 15 Jahre Kräutergarten Pommerland Als eine Handvoll Kräuter-Pionierinnen vor Melisse angebaut, inzwischen liegt der 15 Jahren in den fast vergessenen Lassaner Schwerpunkt in der Teeherstellung. 2004 Winkel am Peenestrom zog, war viel Enthusias- kaufte die Frauenkooperative alte LPG-Ställe mus mit im Spiel. Sie einte die Idee, mit dem auf und baute sie zur Kräutermanufaktur um. Anbau von Bio-Kräutern nochmal ein komplett neues Lebens- und Arbeitsmodell zu entwer- Heute durchweht die Hallen ein aromatischer fen und gründeten die Produktivgenossen- Duft von Apfelminze, Zitronenmelisse, Ringel- schaft Kräutergarten Pommerland. Doch als sie blume und Basilikum. Die Ernte und die ihre ersten Feldversuche mit Teekräutern Mischung der inzwischen 24 Teesorten erfolgen starteten, war das Ergebnis ernüchternd: die in Handarbeit. Mehr als 200.000 Packungen Ernte fiel buchstäblich ins Wasser. Im Folgejahr Tee verlassen jährlich den Kräuterbetrieb. Ge- war es das Ackergift eines LPG-Nachfolgebe- liefert wird an Bioläden, an den Biogroßhandel triebes, das ihrer Ernte und Arbeit zusetzte, sowie in regionale Verkaufsstätten. Auch ein doch Aufgeben kam nicht in Frage. Im Gegen- Online-Shop wurde eingerichtet. Die Genos- Geschäftsführerin Christiane Wilkening ist als teil, durch den Zugewinn von Pachtland gelang senschaft hat über 100 Mitglieder, beschäftigt Mitgründerin seit der ersten Stunde dabei. ihnen der Anbau zahlreicher Teekräuter – alle heute neun Mitarbeiterinnen und bildet auch „Bei uns wachsen nicht nur Pflanzenkulturen, in zertifizierter Bio-Qualität. Zunächst wurden Gärtnerinnen aus. sondern auch Lebenswege zusammen. Wir vornehmlich Ringelblume, Minzen, Malve und freuen uns sehr, dass unsere Tees zunehmend Freunde finden und wir dadurch Arbeitsplätze schaffen können“, so die ehemalige Referentin des Hamburger Senats für Gleichstellung, die ihren sicheren Job für die neue Perspektive aufgab. Dabei führte die Beharrlichkeit der Ko- operative nicht nur zum eigenen Erfolg. Auch die strukturelle Entwicklung der Region und den Tourismus hat sie befördert. „In den letzten zwei Jahren sind etwa 40 Leute hier in zwei Dörfer zugezogen“, freut sich Wilkening. Dies sei für strukturschwache Gebiete wie den Las- saner Winkel schon eine kleine Sensation. 2012 wurde der Betrieb mit dem Zukunftspreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausge- zeichnet. Grell Naturkost: Mehr Raum für Bio im Norden Regionalgroßhandel Grell Naturkost feierte am an. Kontrastiert wird dies durch die Holzbau- gen Pausenraum oder auf der Dachterrasse 30. September die Einweihung des Neu- und weise. Auch im Dach des neuen Lagers sind treffen. Umbaus in der Boschstraße am Firmenstandort Holzträger eingebaut. „Soweit es die Statik Kaltenkirchen. „Die Lagerfläche wurde zu klein. ermöglicht, haben wir auf Holz gesetzt“, so Im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten Vor allem die Enge in der Frischfläche hat uns Jan Bolten, Projektleiter und Assistent der Ge- wurde auch ein Scheck der Gerd Godt-Grell zum Umbau des Lagers bewogen. Wir werden schäftsführung. Darüber hinaus wurde die Stiftung in Höhe von 20.000 Euro an den mit der Erweiterung der steigenden Nachfrage Dachfläche begrünt. Im gleichen Gebäude ver- Verein Saat:gut zur Unterstützung der ökolo- nach Öko-Produkten gerecht“, so Geschäfts- eint, können sich nun Mitarbeiterinnen und gischen Züchtungsarbeit überreicht. führer Andreas Ritter-Ratjen in seiner Anspra- Mitarbeiter aus Büro und Lager im großzügi- che zur Einweihung. Insgesamt habe sich die Lagerfläche verdoppelt, von 3.500 auf 7.500 qm. Neu gebaut wurden 4.000 qm Lagerfläche, mit acht unterschiedlichen Klimazonen, und 2.400 qm Bürofläche. Zu den Besonderheiten des Projekts zählen sowohl die Luftreinigung (Bio-Turbo), um Keime und Äthylen herauszufiltern, als auch der Industrie-Charakter in der Architektur. So wurden die Decken im Büro nicht abgehängt und das Treppenhaus passt sich mit puren Betonwänden dem modernen Industriedesign
BNN Nachrichten 3/2016 | Mitglieder aktuell 13 Rinklin Naturkost, BODAN: Neue Gesellschaft für Bio-Marktentwicklung Bereits auf der Hauptversammlung der Regio- Gründung und Finanzierung von Bio-Einzelhan- Durch die Kooperation mit der Regionalwert AG nalwert AG Freiburg Anfang Juli erläuterten die delsgeschäften unterstützend tätig sein. Sie übernehmen beide Naturkostgroßhändler Verant- beiden Großhandelsgeschäftsführer Harald steht auf Anfrage auch bestehenden Unterneh- wortung für die ökologische Land- und Ernäh- Rinklin und Dieter Hallerbach die Pläne der men in betriebswirtschaftlichen und strategi- rungswirtschaft in der Region – mit dem Ziel, ein Gesellschaft für Bio-Marktentwicklung mbH. schen Fragen beratend zur Seite. Die Suche partnerschaftliches Wertschöpfungsnetzwerk vom Ende September 2016 ist die Gesellschaft in nach Betriebsnachfolgern und die Begleitung Acker bis zum Konsumenten entstehen zu lassen. Freiburg notariell beurkundet worden. der Übergabe wird ein Arbeitsschwerpunkt sein. Mit jeweils einem Anteil von 24,5 Prozent sind Der Fokus für alle Aktivitäten liegt auf der BODAN und Rinklin an der der neuen Gesellschaft Die neue Firma verfolgt das Ziel, den regionalen Unterstützung und Förderung der unternehme- beteiligt, die Regionalwert AG hält einen Anteil von Bio-Einzelhandel nachhaltig zu stärken und für rischen Selbständigkeit. Die Initiativkraft 51 Prozent. die zukünftigen Herausforderungen zu rüsten. selbständiger Händlerinnen und Händler soll Die Gesellschaft wird bei der Entwicklung, gestärkt werden. BIOGARTEN: Logistik und IT personell ver- stärkt Eine gut funktionierende Logistik ist für den Hildener Biogroßhandel die Gewähr höchster Zuverlässigkeit gegenüber seinen Kunden wie auch für die Effizienz aller internen Prozesse. Seit gut einem Jahr stellt sich Logistikleiter Gregor Günther (Foto) dieser Herausforderung. V. l. n. r.: Dieter Hallerbach, Bodan Naturkost; Rolf Steiner, Inge Andres, Christian Hiß, Regionalwert AG; Als Mitglied der Geschäftsleitung trägt der Harald Rinklin, Rinklin Naturkost Fachmann für Multichannel-Logistik die Ver- antwortung, den Warenfluss und Lagerhaltung bei BIOGARTEN den sich verändernden Markt- BIO PLANÈTE launcht neue Website gegebenheiten optimal anzupassen. Mit einem klaren Design, starken Bildern und Zu jedem Produkt finden Händler und Verbrau- Eine weitere Verstärkung folgte für den IT-Be- spannenden Tools präsentiert sich der neue cher übersichtliche Produktinformationen wie reich: Null-Fehler-Toleranz, das ist die Maxime Webauftritt der Ölmühle Moog. Damit vollendet Angaben zu Nährwerten oder der Erhitzbarkeit des neuen IT-Leiters Jan Rakoski. Seit Februar BIO PLANÈTE den Design-Wandel, den die sowie passende Rezeptideen. Mit außerge- 2016 ist der diplomierte Wirtschaftsinformati- Marke in den letzten Monaten vollzogen hat. wöhnlichen Porträts werden Landwirte und ker mit profunder Großhandelserfahrung bei Auf www.bioplanete.de können Nutzer die Erzeuger in Szene gesetzt. „Wir haben unsere BIOGARTEN der Garant für eine fehlerfreie und facettenreiche Welt der Bio-Öle entdecken und Partner bewusst in den Vordergrund gestellt, sichere IT-Architektur. Damit alle internen Ab- dank Responsive Webdesign dies auch auf weil sie mit ihrer Erfahrung, ihrem Know-how läufe vom Verkauf, über Einkauf und Disposi- ihrem Tablet oder Smartphone erleben. und ihrer Leidenschaft die Grundlage für die tion bis hin zur Logistik ohne Beanstandung Qualität unserer Öle legen. Und weil wir die funktionieren. Die Seite bietet dem Benutzer eine einfache, Leistung der Bio-Landwirte stärker in das Be- intuitive Navigation. Schnell gelangt er zum wusstsein rücken wollen“, so Geschäftsführerin Sortiment mit über 70 verschiedenen Bio-Ölen. Judith Moog. www.bioplanete.com
14 Mitglieder aktuell | BNN Nachrichten 3/2016 BIO COMPANY eröffnet 50. Filiale in Berlin Im Oktober eröffnete die BIO COMPANY in der Heizungsanlage benötigt. Weitere Energie- Chausseestraße 19 in Berlin-Mitte ihre 50. Fi- reduktionsfaktoren sind Glastüren an den liale und ihren bislang nachhaltigsten Markt. Frischeregalen und die durchgehende Verwen- Im Obst- und Gemüsebereich ersetzen wieder- dung von LED-Beleuchtung. verwendbare Baumstoff-Beutel die Plastik- Knotenbeutel. Da die BIO COMPANY im Eine Besonderheit in dem 620 qm großen Kassenbereich schon langjährig kein Plastik Markt ist der Käse-Humidor, ein speziell klima- mehr anbietet, ist dies ihr erster komplett Pla- tisierter Raum für große Käselaibe und die stiktüten-freier Markt. Zur Reduzierung des Präsentation von vielfältigen Käse-Varietäten. Verpackungsmülls tragen auch die drei Meter Darüber hinaus bieten eine Frischetheke Regalfläche bei, auf der Nüsse, Müsli, Getreide, Fleisch und Wurstwaren aus der Region und Reis und Pasta selbst abgepackt werden kön- ein Back-Shop Brot- und Backwaren sowie nen. Auch das innovative Energiesystem setzt kleine und warme Speisen für jede Tageszeit. auf Nachhaltigkeit. Die Abwärme der Kühl- Ein Team von 14 Mitarbeitern sowie zwei Aus- systeme wird zum Heizen und zur Wärmeregu- zubildenden steht den Kunden für Fragen zum BIO COMPANY-Gründer Georg Kaiser freut sich über neuen Selbst-Abpackservice lierung genutzt, so dass der Markt keine Thema Bio zur Verfügung. Ökotopia: Umzug und neues Produktdesign Alnatura startet Die Zeichen beim ökologischen Tee- und Bruderküken-Initiative Kaffeespezialisten stehen auf Wachstum: Anfang August bezog Ökotopia neue Geschäfts- und Gewerberäume mit einer Fläche von 1.200 Quadratmetern in Berlin-Lichtenberg. Die bishe- rigen Räume am Treptower Park waren zu klein geworden. „Nach unserem 35-jährigen Jubiläum im letzten Jahr gehen wir nun den nächsten Alnatura startet ab sofort die Bruderküken-In- Entwicklungsschritt“, erläutert Geschäftsführerin itiative. Die ersten Eier von Legehennen, deren Franziska Geyer. „Die Geschäfte laufen gut und männliche Geschwister als Masthähnchen auf- unsere Produkte gewinnen zunehmend an gezogen werden, sind bereits in Bayern und Beliebtheit“. Baden-Württemberg ausgeliefert. Nach und nach werden alle übrigen der insgesamt 107 Vom internationalen Kaffeeverband SCAA Alnatura Super Natur Märkte mit den neuen (Speciality Coffee Association of America) ist haben. Ökotopia bezieht seine Kaffeebohnen Eiern beliefert. Langfristig will das Unterneh- der Ökotopia-Kaffee mit der höchsten sensori- nur von Kooperativen, die fair und ökologisch men unter der Marke Alnatura nur noch schen Punktzahl als Spitzenkaffee bewertet arbeiten. Dafür werden Prämien ausgegeben, Bruderküken-Eier anbieten. Das neue Konzept worden. Diese Qualität soll sich künftig auch die künftig anhand einer Grafik auf den Ver- geht auf eine Initiative der Alnatura Eier- auf den neuen Verpackungen widerspiegeln, packungsbeuteln schematisch dargestellt sind. Bauern und des Unternehmens zurück, die ebenso wie der Aspekt „Kaffee mit Mehrwert“. gemeinsam die gängige Praxis des Küken- Denn fair gehan- Damit soll transparenter werden, dass die tötens ändern möchten. delte Produkte sind Anbauverbände zum Basispreis zusätzliche nach wie vor das Vergütungen erhalten: für Bioanbau, fairen Seit 2014 bzw. 2015 bietet Alnatura seinen zentrale Anliegen Handel, die ortseigene Struktur sowie für Kunden in Berlin und Hamburg Bruderküken- des inzwischen auch Qualität. „Dass wir die Strukturen vor Ort un- Eier aus dem Ökodorf Brodowin nach Demeter- als Großhändler terstützen, liegt uns besonders am Herzen“, so bzw. vom Gut Wardow nach Bioland-Standards agierenden Unter- Geschäftsführerin Franziska Geyer. Denn diese an – mit sehr guter Kundenresonanz. Die zu- nehmens. Ökotopia fördern die Selbstbestimmung und die Unab- sätzlichen Kosten für die Bauern gleicht Alna- hat ein Prämien- hängigkeit insbesondere der kleinen Bauern. tura durch einen höheren Eier-Einkaufspreis modell für faire und Zur besseren Kundenorientierung am Regal ist aus. Das Bruderküken-Ei in der 10er-Packung transparente Preise auch ein neues Leitsystem im gewohnten kostet vier Cent mehr als bisher. Langfristig entwickelt. Ein Farbspektrum entwickelt worden. Ein Icon- will Alnatura auch ein eigenes Produkt mit Merkmal ist, dass System auf den Etiketten soll auf einen Blick dem Fleisch der Bruderhähne anbieten. Mit der auch die Anbau- erkennbar machen, woher und von welcher Bruderküken-Initiative führt Alnatura die Tier- verbände in den Kooperative der Kaffee stammt und beispiels- wohl-Initiative für Bio-Legehennen fort, die jeweiligen Ländern weise auch, ob er gemahlen ist. Die Etiketten das Unternehmen gemeinsam mit der Hühner- einen Mehrwert von sind verschiedenfarbig akzentuiert, um die expertin Dr. Christiane Keppler von der Univer- der Zusammenarbeit Sorten einfacher zu unterscheiden. sität Kassel im Jahr 2013 entwickelt hat. und der Produktion www.alnatura.de/eier
BNN Nachrichten 3/2016 | Mitglieder aktuell 15 BioErlebnisTag 2016 – Naturkost Erfurt setzt Akzente Mehr als 800 Besucher kamen zum ersten BioErlebnisTag, zu dem der regionale Bio- Großhandel Naturkost Erfurt am 18. September geladen hatte. Weg von dem klassischen Hausmesseformat hin zu Aktion, Genuss und Begegnung – unter dieser Prämisse planten Geschäftsführer Thomas Hölscher und sein Team das besondere Format. Aussteller, die sich auf dem BioErlebnisTag präsentieren wollten, mussten vorab mit einer besonderen Aktion überzeugen. Und so konnten Besucher dann vor Ort zum Beispiel erleben, wie Öl aus Ölsaaten hergestellt oder regionale Äpfel zu Mus verkocht werden. Noch mehr fürs Auge bot das Bio-Kino, wo anschaulich erfahrbar wurde, wie Bananen in der Dominikanischen Republik produziert werden. Und wenn der Appetit rief, war eine kleine Rast jederzeit in der SlowBudget Lounge möglich. Sie bot in entspannter Atmosphäre Platz, bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Thüringer Blechkuchen miteinander ins Gespräch zu kommen. Genuss- voll verkosten und vergünstigt einkaufen konn- ten die Besucher auch im Messeshop, der Gute Resonanz auf das neue Hausmessekonzept beim ersten BioErlebnisTag zahlreiche Artikel präsentierte und zum Probieren einlud. Darüber hinaus wurden Das etwas andere Messekonzept kam nicht nur Naturkost Erfurt freut sich über seinen gelun- dort neue Kassensysteme und Verkaufshilfen beim Publikum gut an, auch die Lieferanten genen „ersten Aufschlag“. vorgestellt. und Produzenten zeigten sich sehr zufrieden. Ausbildungsrekord bei Byodo Die Mitarbeiter von Byodo dürfen sich zum dorfer Naturkostunternehmens. Damit steigt auf die kommenden Monate mit ihren Schütz- Start des Ausbildungsjahres gleich über eine die Zahl der Auszubildenden auf insgesamt lingen. Unterstützt wird sie von den fünf ganze Schar an jungen Kollegen freuen. Sieben zwölf, in acht verschiedenen Lehrberufen. Aus- Azubis im zweiten und dritten Lehrjahr, die neue Gesichter ergänzen das Team des Mühl- bildungsbeauftragte Karin Ettmüller freut sich den Neueinsteigern als Paten zur Seite stehen. „Es ist immer schön zu sehen, mit wie viel Neugierde und Elan die Schulabgänger in die Arbeitswelt einsteigen. Wir möchten sie dabei begleiten und dazu beitragen, dass sie diese Begeisterung beibehalten, sich bei uns wohl- fühlen und wertvolle Teammitglieder werden. Neben Fachpersonal für den Groß- und Außen- handel sowie die Lagerlogistik, bildet Byodo auch im Bereich Marketingkommunikation, Büromanagement und Fachinformatik aus. Nach einem erfolgreich absolvierten Praktikum erhält auch ein Azubi, der aus seiner Heimat flüchten musste, als Lagerist langfristige Zukunftsaussichten. Zudem lernen erstmals auch eine Kauffrau und ein Kaufmann im Einzelhandel bei Byodo – und zwar im neuen Bio-Supermarkt Feinsinn, den das Unterneh- men Anfang November im Mühldorfer Norden eröffnet hat. Daumen hoch für den ,Ausbildungsrekord’
16 Mitglieder aktuell | BNN Nachrichten 3/2016 SODASAN: Zertifizierte Nachhaltigkeit und doppelte Kraft voraus Gelebte Nachhaltigkeit gehört zum Selbst- verständnis und zur Alltagskultur des nieder- sächsischen Herstellers ökologischer Wasch- und Reinigungsmittel. Um diese Werte für Kun- den und Handel überprüfbar zu machen, nutzt SODASAN seit über 20 Jahren standardisierte Qualitätskontrollen durch Zertifizierungsinstitu- tionen wie Ecocert und Ecogarantie®. Darüber hinaus hat SODASAN nun auch die gesamte Unternehmensführung nach dem CSE-Standard prüfen und dokumentieren lassen. CSE (Certified Sustainable Economics) ist ein Nachhaltigkeits- siegel für zertifizierte Unternehmensführung. Es steht für verantwortliche unternehmerische Entscheidungen, die im Einklang mit allen Un- ternehmensfeldern getroffen werden. Die drei Kernbereiche Ökologie, Soziales und Ökonomie sind gleichberechtigt für die Bewertung der Freuen sich über die erfolgreiche CSE-Zertifizierung: Simone Papenheim (Arbeitssicherheit), Marc Meunier Nachhaltigkeitsleistungen. Wichtiger Schwer- (Instandhaltung), Daniela Friedrich (Zertifizierung) und Maren Grätz (Qualitätssicherung) punkt ist die ständige Weiterentwicklung und Optimierung dieser Bereiche. Food und Non-Food-Bereich mitbringt. Der Di- Der 43-jährige studierte Jurist verfügt über ein SODASAN hat seinen Vertrieb neu strukturiert und plom-Kaufmann, mit Vorliebe für Marketing- und umfangreiches Expertenwissen, das sich auf durch zwei neue Mitarbeiter an der Spitze ver- Finanzfragen, ist für den Aufbau und die den Fachhandel und explizit auf ökologischen stärkt. Für den internationalen Bereich ist der ge- Betreuung der SODASAN-Kunden international Wasch- und Reinigungsmittel bezieht. Dirk bürtige Franzose Laurent Huret (46 J.) zuständig, verantwortlich. Dirk Seifert (MBA) ist seit Septem- Seifert leitet das sechsköpfige Vertriebsteam. der umfassende internationale Erfahrungen im ber bei SODASAN als Vertriebsleiter tätig. Bauckhof: Glutenfreier Hafer in Demeter-Qualität Naturkosthersteller Bauck arbeitet zum Herbst diesen Jahres zusätzlich auf Demeter-Produkte – bei den übrigen 48 Pro- kontinuierlich daran, den Anteil an Demeter- glutenfreie Qualität umgestellt werden. zent handelt es sich überwiegend um gluten- Produkten im Sortiment auszubauen. Die freie Bio-Produkte. Diese in Demeter-Qualität enge Zusammenarbeit mit Vertragsland- Die Bauck GmbH wurde ursprünglich gegrün- anbieten zu können, stellt immer wieder eine wirten ermöglicht nun den Bezug von Hafer, det, um Demeter-Rohstoffe der Region zu ver- Herausforderung dar, da die dafür notwendigen der sowohl aus biologisch-dynamischem edeln und zu vermarkten. Noch heute ist die Rohstoffe oftmals nicht in ausreichender und Anbau stammt als auch kontrolliert glutenfrei Förderung der biodynamischen Landwirtschaft verlässlicher Menge zur Verfügung stehen. ist. Durch diese Kooperation konnten vier der eines der wichtigsten Ziele des Naturkosther- fünf Demeter-Haferbreie „Hot Hafer“ bereits stellers. Rund 52 Prozent des Sortiments sind SuperBioMarkt nachhaltigster Supermarkt Deutschlands Der unabhängige Verein Rank a Brand hat den haltigsten Supermärkte und Discounter Fragen konnten bereits durch das Bio-Vollsor- SuperBioMarkt neu in das Ranking der nach- Deutschlands aufgenommen – und zwar auf timent im SuperBioMarkt positiv beantwortet Platz Eins der Liste. Der Bio-Filialist, der in werden. Der SuperBioMarkt erfüllt die Sorti- Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mentskriterien des BNN und fördert vor allem 26 SuperBioMärkte betreibt, kommt auf die regionale bäuerliche Bio-Landwirtschaft 22 von 31 möglichen Punkten. Überzeugen und deren Produkte, welche die hohen Quali- konnte neben dem nachhaltigen Bio-Sortiment tätsansprüche der Verbände wie Demeter und vor allem die Transparenz sowie Strategien zur Bioland erfüllen. „Bio ist unsere Basis, aber Müllvermeidung und zur Förderung des fairen Nachhaltigkeit bedeutet für uns weit mehr“, Handels. erklärt Unternehmensgründer und Vorstand Michael Radau. Dazu gehören zum Beispiel die Rank a Brand untersucht und testet Super- Versorgung aller Märkte mit Ökostrom, eine märkte und Discounter auf insgesamt 31 Krite- eigene Photovoltaikanlage und energieopti- Michael Radau, Inhaber SuperBioMarkt AG rien aus dem Bereich Nachhaltigkeit. Viele mierte Kühlungen und Heizungen.
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