BNN3/2016 - Viele Standpunkte - ein Ziel? - nachrichten - Bundesverband Naturkost Naturwaren

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BNN3/2016 - Viele Standpunkte - ein Ziel? - nachrichten - Bundesverband Naturkost Naturwaren
3/2016

BNN
nachrichten

Viele Standpunkte –
ein Ziel?
Die Diskussion um Branchenloyalität nimmt Fahrt auf

UmSteuern                 Brokkoli                 BNN-Umsatzmonitor
Bündnis für nachhaltige   Der Fachhandel braucht   Entwicklung weiter positiv –
Finanzreformen            neue Sorten              Frisch knapp vorn
BNN3/2016 - Viele Standpunkte - ein Ziel? - nachrichten - Bundesverband Naturkost Naturwaren
2   Inhalt | BNN Nachrichten 3/2016

Inhaltsverzeichnis
                                      BNN AKTIV

                                      Viele Standpunkte – ein Ziel? - Die Diskussion um Branchenloyalität nimmt Fahrt auf       04
                                      Bündnis für nachhaltige Finanzreform:
                                      UmSteuern – Weichen für kommende Generationen stellen                                     06
                                      Neue Mitglieder im BNN                                                                    08
                                      Speerspitze für Qualität: Die Sortimentsrichtlinien                                       09

    04                                FOKUS BILDUNG

                                      Irgendwer zahlt das schon – Nitrate im Grundwasser                                        10
                                      Save the Date: Neuer Kurs Fachberater/in Naturkost- und Reformwaren IHK                   11

                                      MITGLIEDER AKTUELL
                                      Diesmal von und mit:
                                      Kräutergarten Pommerland, Grell Naturkost, Ökologische Molkereien Allgäu, BIO PLANÈTE,
                                      BIOGARTEN, BIO COMPANY, Ökotopia, Alnatura, Naturkost Erfurt, Byodo, SODASAN, Bauckhof,

    10                                SuperBioMarkt, Ökoring, Life Food, Spielberger Mühle, Biovegan, Wertform, Zwergenwiese,
                                      Rinklin Naturkost, BODAN, SONNENTOR und Biomarkt Karotte (S. 21)                          12

                                      In Kürze: EVG Landwege, Ökoland, Upländer Bauernmolkerei,
                                      Neumarkter Lammsbräu, AlmaWin                                                             20

                                      PORTRAIT

                                      Vegan seit mehr als 30 Jahren: Tofu-Manufaktur Nagel                                      22

                                      FOKUS QUALITÄT
    24                                Brokkoli: Der Fachhandel braucht neue Sorten –
                                      Vier vom BNN geförderte Züchter berichten von ihrer Arbeit                                24
                                      Die schäbige Geschichte der Abdrift – Analysen des BNN-Monitoring
                                      für Obst und Gemüse im Naturkosthandel                                                    27

                                      FOKUS FACHHANDEL

                                      Naturkosmetik auch im Fachhandel ein Wachstumsmarkt? –
                                      Aktuelle Zahlen und Trends vom Naturkosmetik Branchenkongress                             28
                                      BNN-Umsatzmonitor für die ersten drei Quartale 2016:

    28                                Entwicklung weiter positiv – Frisch knapp vorn
                                      Data NatuRe: Aktive Teilhabe – gemeinsames Ziel
                                                                                                                                30
                                                                                                                                31
BNN3/2016 - Viele Standpunkte - ein Ziel? - nachrichten - Bundesverband Naturkost Naturwaren
BNN Nachrichten 3/2016 | Editorial        3

Liebes Mitglied,
liebe
LiebesLeserin, lieber Leser,
       Mitglied,
liebe Leserin, lieber Leser,

das sich dem Ende neigende Jahr hat politisch      Der Bundesverband Naturkost Naturwaren
und gesellschaftlich vor allem eines deutlich      wird sich mit seinen Mitgliedern gegen einen
gezeigt: zentrale Werte wie beispielsweise         solchen Vorstoß einsetzen, das steht fest.
Weltoffenheit, Hilfsbereitschaft und Toleranz      Ebenso wichtig ist das Ringen für die Aner-
dürfen nicht nur betont, sondern müssen auch       kennung der Leistungen, die die Branche für
gelebt und geschützt werden. Die Erkenntnis,       Umwelt, Mensch und Tier erbringt und wie
dass es Engagement und Eigeninitiative             dies künftig durch die Politik geachtet und
bedarf, ist für unsere Branche nicht neu. Das      honoriert werden sollte. Unser Verband setzt
Fundament auf dem heute die Ökologische            sich mit Partnern daher für ein Umsteuern ein
Lebensmittelwirtschaft fußt, ist schließlich       und wird auf der kommenden BIOFACH sowie
durch ihre Visionäre und Pioniere erdacht und      darüber hinaus im Wahljahr dazu aktiv werden.
gelegt worden. Für viele, die in den Anfangs-
zeiten noch nicht aktiv waren, erscheinen die      Aktivität ist auch das richtige Stichwort, wenn
beruflichen Meilensteine und Herausforderun-       es um das große und facettenreiche Thema
gen vieler Akteure als würden diese einer          Branchenloyalität geht. Wie so oft nehmen die
längst vergangenen Zeit entstammen. Man            BNN-Mitglieder auch hier eine Vorreiterrolle
fühlt sich in ruhigeren Fahrwassern angekom-       ein. Dieser Rolle wollen wir gerecht werden
men; bereit, eine kaum aufzuhaltende Erfolgs-      und das Thema nicht nur unvoreingenommen
geschichte fortzuschreiben …                       besprechen, sondern praktische Lösungsvor-
Mit Nichten! Der Anbau, die Verarbeitung und       schläge behandeln – solche, die alle Sicht-
der Handel von Naturkost und Naturwaren            weisen berücksichtigen: der Herstellung, des
sehen sich neuen, großen Herausforderungen         Handels und der Kundinnen und Kunden.               Eine kurzweilige Lektüre wünscht
gegenüber. Vielen fällt dabei die Revision der     Wenn Sie diese Ausgabe der BNN-Nachrichten
EU-Öko-Verordnung ein, die nun seit über           in Händen halten, steht unser Workshop
zweieinhalb Jahren die Branche beschäftigt.        exklusiv für Mitglieder wohl kurz bevor. Nutzen
Aber dies ist bei Weitem nicht die einzige         Sie die Möglichkeit und partizipieren Sie an
Aufgabe, der es sich zu widmen gilt.               der gemeinsamen Weichenstellung! Lesen
                                                   Sie diese Zeilen nach dem 23. November,
Nach intensivem Ringen für ein solides Gesetz,     umso nachdrücklicher laden wir Sie ein: ob
dass den Anbau mit gentechnisch veränderten        brancheninterne oder externe Herausforde-           Hilmar Hilger
Pflanzen in Deutschland ausschließt, sehen         rungen, bringen Sie sich ein und nehmen Sie         Redaktion BNN-Nachrichten
wir uns nun dem Versuch des BMEL gegen-            Anteil an der Gestaltung unserer Zukunft.
über, aus dem Verbot eine Art Gentech-             Denn Werte müssen gelebt und geschützt
Wiederzulassungsgesetz zu machen.                  werden.

Impressum
BNN Nachrichten: Mitgliederzeitschrift des BNN für die Naturkost- und Naturwarenfachbranche // erscheint dreimal im Jahr (Mai, August, November)
// Auflage 5.500 // Herausgeber: Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V., Michaelkirchstraße 17/18 , D-10179 Berlin, Tel: +49 (0)30/847 12 24 44,
E-Mail: kontakt@n-bnn.de, Internet: www.n-bnn.de // V.i.S.d.P.: Elke Röder // Redaktion: Catharina Ackenhausen, Hilmar Hilger, Marcel-Philipp Werdier,
Marion Schlage (Chefredaktion) // Autoren und Autorinnen dieser Ausgabe: Catharina Ackenhausen, Hans-Josef Brzukalla, Cornelia Dressler, Leo Frühschütz,
Hilmar Hilger, Thomas Kimmel, Katja Niedzwezky, Marion Schlage, Marcel-Philipp Werdier // Gestaltung: Zitrusblau, Berlin // Fotorechte für alle Fotos der
Seiten 12-21 liegen bei jeweiligen Unternehmen, wenn nicht anders vermerkt/Fotorechte ohne Angabe auf den übrigen Seiten: BNN e.V. // Titelfoto:
BioMessen, Florian Arp // Nachdruck oder Verbreitung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion // Inserenten dieser Ausga-
be: NürnbergMesse GmbH (S. 9), Sonett OHG (S. 29), Ökoland GmbH Nord (U4)
Redaktionelle Anmerkung: Die Redaktion legt Wert auf die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern. Aus Gründen der Lesbarkeit werden
jedoch nicht durchgehend männlicher und weiblicher Sprachformen verwendet. Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beide Geschlechter.
Druck und Papier: CO2-neutraler Druck mit mineralölfreien Druckfarben, Papier: 100% Altpapier (EU Ecolabel, Blauer Engel)
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                                                                                                                  Mitgestalten!
                                                                                                                  BNN-Workshop:
                                                                                                                  „In der Branche Position beziehen“
                                                                                                                  Mittwoch, 23. November 2016
                                                                                                                  10.30 bis 16.30 Uhr
                                                                                                                  Anthroposophisches Zentrum in
                                                                                                                  Kassel

                                                                                                                  +++ Exklusiv für Mitglieder +++

„Wie viel Exklusivität braucht der Fachhandel?“ Die spannende Diskussionsrunde zum aktuellen Thema fand ein großes Publikum auf der BioNord

Viele Standpunkte – ein Ziel?
Die Diskussion um Branchenloyalität nimmt Fahrt auf

Die Branche befindet sich mitten innerhalb             richteten in Ausgabe II/2016). Sie trug maßgeb-         Möglichkeiten eines selektiven Vertriebsweges
einer richtungsweisenden Diskussion, die               lich zur Orientierung sowie Verortung der aktuel-       für alle Handelsstufen in Erfahrung bringen“,
inhaltlich immer mehr Facetten gewinnt: ist            len Situation bei und zeigte, der „Run“ der Fach-       sehen andere trotz der öffentlich geäußerten
Branchenloyalität der Schlüssel, den Fach-             handelsmarken auf den konventionellen Lebens-           Befürchtungen vieler Branchenteilnehmer
handel mit Naturkost und Naturwaren für                mitteleinzelhandel (LEH) scheint zwar erwartet          keinen aktuellen Handlungsbedarf. Den aller-
die Zukunft gut gerüstet aufzustellen?                 zu werden, unter den BNN-Herstellern aber nicht         meisten eingegangenen Nachrichten ist zu ent-
Existiert die vielzitierte Loyalität zwischen          konkret geplant oder beabsichtigt zu sein.              nehmen, dass Loyalität nicht als Einbahnstraße
Herstellern und Einzelhändlern noch, bezie-                                                                    verstanden werden darf. „Die Branchenloyalität
hungsweise wie sieht sie im Alltag aus?                In einer zweiten Ansprache wurden die Unter-            der Hersteller ist die eine Seite. Wie steht es
                                                       nehmensvertreter gebeten, dem Verband Anre-             aber mit der Fachhandelsmarkentreue der
Die vielen Fragezeichen der vergangenen Wo-            gungen im Rahmen der Diskussion zum Thema               Händler? Wenn Händler rein nach Verkaufbar-
chen haben wenig zum Fortgang des Diskurses            Branchenloyalität mit auf dem Weg zu geben.             keit von Produkten entscheiden, warum sollen
beigetragen. Wichtiger Impuls, um einen Schritt        Aus den Antworten lässt sich deutlich ablesen:          Hersteller nicht das gleiche Maß anlegen?“
voranzukommen, war die Umfrage des Bundes-             die Bandbreite der Meinungen ist groß. Wäh-             Verbunden mit dieser Einstellung ist häufig
verband Naturkost Naturwaren unter seinen Mit-         rend einige konkrete Bitten äußern, beispiels-          die Einschätzung, dass nun aktuell und zeitnah
gliedern aus dem Bereich Herstellung (wir be-          weise „Der BNN sollte mal die rechtlichen               gehandelt werden müsse.
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Trotz dieser Unterschiede bewegt sich die
Diskussion innerhalb des Verbandes auf einem
hohen inhaltlichen Niveau. Ganz offensichtlich
getrieben von dem Willen, substantiell etwas
zu verändern. Denn die Notwendigkeit eines
Umbruches im Naturkost-Facheinzelhandel
sehen auch jene Unternehmensvertreter, die
bereits in den LEH eingetreten sind. Deutlich
wurde dies zuletzt auf der BioNord. Hier mo-
derierte der BNN eine Podiumsdiskussion zum
Thema: „Wie viel Exklusivität braucht der
Fachhandel?“ Auf dem Podium vertreten
waren Klaus Lorenzen (EVG Landwege),
Michael Radau (SuperBioMarkt), Peter Knopp
(Gläserne Molkerei), Stephan Brandmeier-
Fanger (Provamel) und Volkmar Spielberger
(Spielberger Mühle).

Schnell wurde deutlich: jene Unternehmen,
die sich dem konventionellen Einzelhandel
geöffnet haben, fordern vom Fachhandel eine
strukturelle Veränderung. So plädierte Stephan     BNN-Geschäftsführerin Elke Röder, hier im Gespräch mit Christian Meyer, Minister für Ernährung, Landwirt-
Brandmeier-Fanger unter anderem auch für           schaft und Verbraucherschutz in Niedersachsen, auf der BioNord in Hannover
neue Einzelhandelskonzepte, die sich an der
Klientel der Naturkostkunden orientieren.
Wie solche Konzepte aussehen könnten, ließ         Auf dem Workshop soll aber nicht nur über               eine hohe Bereitschaft herrscht, Fachhandels-
er offen. Konkreter wurde in diesem Zusam-         Außendarstellung und Kommunikation gespro-              marken als wichtiges Profilierungsinstrument in
menhang Klaus Lorenzen. Er war sich sicher,        chen werden. Im Vordergrund steht die Diskus-           Sortiment und Laden zu nutzen. Der von vielen
dass es nicht entscheidend sei, wo bestimmte       sion um Branchenloyalität und welche                    Herstellerunternehmen geforderte neue Schul-
Produkte noch verkauft würden – es käme            Möglichkeiten die Mitglieder des Verbandes              terschluss scheint möglich. Offen ist weiterhin
vielmehr auf den Laden an, der durch               haben, sich innerhalb der Branche zu positio-           die konkrete Umsetzung von Allianzen oder
Regionalkonzepte, Bezug zu Erzeugern               nieren. „So vielfältig wie die Branche sind auch        Verbindlichkeiten zwischen den Handelsstufen.
und hervorragende Kundenberatung ein               die Möglichkeiten“, schätzt Geschäftsführerin           „Um diesen wichtigen Schritt zu tun, muss
unverwechselbares Profil entwickeln könne.         Elke Röder die Situation ein. „Hier ist nicht nur       mehr getan werden als die eigene Position zu
Nichtsdestotrotz warb er ebenso wie Michael        entscheidend, wie ein Unternehmen auftreten             rechtfertigen“ betont Elke Röder. „Deshalb
Radau und Volkmar Spielberger für Allianzen        und handeln möchte, kartellrechtliche und               haben wir zum Workshop geladen, in dem
zwischen Herstellern und Fachhandel. Kunden        wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind zu               realistische Handlungsoptionen aufgezeigt und
müssten die Werte vermittelt werden, für die       bedenken und zu berücksichtigen.“ Aufgrund              gemeinsam entwickelt werden sollen.“
man einmal angetreten sei und die über das         dieser komplexen und zahlreichen Handlungs-
reine Produkt hinausgingen „Wir brauchen eine      optionen wird am 23. November ein Fachan-               Zukunft der Branche
gegenseitige Wertegemeinschaft und müssen          walt für Handels- und Gesellschaftsrecht zum
mehr als Bio bieten“, so Lorenzen.                 Thema Selektiver Vertrieb in der Naturkost-             Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich bereits
                                                   branche referieren. Dr. Steffen Albicker wird           feststellen: die nicht neue Diskussion um Bran-
Fokus Verbraucher                                  über Anwendungsmöglichkeiten konkret für                chenloyalität oder Fachhandelstreue hat sich in
                                                   Naturkostunternehmen informieren und ver-               den vergangenen Wochen deutlich mehr bewegt
Die Vermittlung der ureigenen Leistungen und       schiedene Handlungsoptionen bewerten. Ein               als in den vergangenen Jahren, in denen immer
der evidenten Vorteile, die der Konsument aus      wertvoller Input, der für die Positionierung des        mal wieder das Abwandern einer Fachhandels-
dem Einkauf im Naturkost-Facheinzelhandel          eigenen Unternehmens grundlegend sein kann.             marke in den LEH für kurzes Aufsehen sorgte.
zieht, ist auch Ziel des BNN. Aktuell werden für                                                           „Diese Entwicklung stimmt uns zuversichtlich.
seine Mitglieder aus dem Einzelhandel Maß-         Ein weiterer Mosaikstein, der das aktuelle Bild         Letztendlich geht es um die Zukunft einer
nahmen konzipiert, die sowohl Bestandskun-         in der Branche noch klarer machen soll, ist die         Branche, die noch immer den Schlüssel für die
den als auch bio-affinen Kunden, die bislang       Umfrage im Naturkosteinzelhandel, die der               Lösung vieler globaler Probleme in Händen
im LEH gekauft haben, erreichen sollen. Eine       BNN durchgeführt hat. Auf insgesamt vier                hält. Sich dessen wieder bewusst zu werden
herausfordernde Aufgabe. Vor allem vor dem         Fachmessen und in einer Online-Version konn-            und entsprechende Handlungsoptionen zu
Hintergrund, dass die vielen unterschiedlichen     ten Einzelhänderinnen und Einzelhändler ihre            entwickeln, ist elementar, wollen wir diesen
Verkaufsstellen, die im BNN organisiert sind,      Einschätzungen zu Fachhandelsmarken und                 Anspruch auf Lösungskonzepte auch künftig
eine einheitliche, nach außen erkennbare           deren Bedeutung für das eigene Sortiment                als Branche führen“, fasst Elke Röder die
Klammer erhalten müssen. Präsentiert werden        deutlich machen. Das endgültige Ergebnis                bisherigen Fortschritte und kommenden
die Vorschläge im Rahmen des Workshops am          stand vor Redaktionsschluss nicht fest. Ablesbar        Aufgaben zusammen.
23. November in Kassel.                            war aber bereits, dass unter den teilnehmenden
                                                   Einzelhandelsvertreterinnen und -vertretern             Hilmar Hilger
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6    BNN aktiv | BNN Nachrichten 3/2016

UmSteuern –Weichen für kommende Ge
Bündnis aus Verbänden und Organisationen setzt sich für nachhaltige
Finanzreform ein
Die Weltgemeinschaft steht vor großen Her-
ausforderungen. Eine gebeutelte Umwelt,
sich dem Ende neigende Ressourcen und
eine wachsende Weltbevölkerung erfordern
ein drastisch verändertes Verhalten von
jedem, auch von Staaten und Gemeinschaf-
ten. Die Pioniere der Bio-Branche haben
diese Herausforderungen vor allen anderen
benannt und sind ihnen aktiv begegnet. Ein
Bündnis von Verbänden und Organisationen
aller Gesellschaftsbereiche, verleiht der
Forderung nach einer nachhaltigen Wirt-
schaftsweise auf anderer Ebene ein neues
Gewicht. Sie will Lösungswege aufzeigen, die
sowohl auf parlamentarischer Ebene greifen,
als auch Verbraucherinnen und Verbraucher
mitnehmen.

Eigentlich, so könnte man meinen, ist es ge-
sellschaftlicher und politischer Konsens, dass
es ein ,Weiter so’ nicht geben darf. Deutsch-
land wie die Welt befinden sich im Wandel:
Globalisierung, Digitalisierung, demografischer
sowie Klimawandel. Zuletzt bestätigten die
Weltklimakonferenz von Paris (COP21) sowie
die Ratifizierung des erstmals verbindlich aus-
gehandelten Vertrags durch die EU die Not-
wendigkeit eines veränderten Umgangs mit
unseren Ressourcen. So hat sich die Staaten-
gemeinschaft auf der COP21 konkret dazu
verpflichtet, die Erderwärmung bis 2050 auf
„deutlich unter 2 Grad und möglichst auf
1,5 Grad“ zu begrenzen. Daraus lassen sich
Werte ermitteln, wie hoch das Emissionsbud-
get ist, das der Menschheit noch zur Verfügung
steht. Die schlechte Nachricht: die globale Ge-
meinschaft ist knapp bei Kasse. Alle Staaten
stehen in der Pflicht, Zukunftsstrategien zu
entwickeln, um die gleichsam ambitionierten
wie minimalen Ziele zu erreichen.

Bei der Umsetzung auf nationaler Ebene tut
sich die Politik, auch in der Bundesrepublik,     September aufgestellter Klimaschutzplan zum       den Rotstift an. In der Begründung beriefen sich
schwer. Irgendwo auf dem Weg von den inter-       Beitrag Deutschlands zu den in Paris formulier-   die jeweiligen Minister zumeist auf die Sorge
nationalen Konferenzen hinein in den Plenar-      ten Zielen zeigte das mehr als deutlich. Zuerst   um die Wettbewerbsfähigkeit wahlweise der
saal scheint die Motivation, nachhaltige          vom Kanzleramt aufgeweicht, setzten im An-        deutschen Agrar-, Kohle- oder Autoindustrie.
Notwendigkeiten in politische Konzepte zu         schluss die Ressorts wie das Bundeslandwirt-
münzen, auf der Strecke zu bleiben. Ein vom       schaftsministerium (BMEL), das Wirtschafts-       Doch statt auf der Grundlage individueller
Bundesumweltministerium (BMUB) Anfang             (BMWI) oder das Verkehrsministerium (BMVI)        Sorgen um nationale Industrien zu entschei-
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nerationen stellen

  den, ist es längst an der Zeit, nationale          ten müsste. In der Land- und Lebensmittel-
  Lösungen für globale Probleme in Angriff zu        wirtschaft wären Abgaben auf Pestizide und           Initiative stärken
  nehmen. Genau darin liegt schließlich auch der     eine Stickstoffsteuer ein solches Instrument,
  Erfolg des ersten international verbindlichen      wie sie seit einem Jahr von den Grünen ins           Wenn Sie das Bündnis unterstützen
  Klimaabkommens: die reichen Staaten des            Gespräch gebracht werden. „Preise sollen die         möchten, wenden Sie sich bitte an
  Nordens haben sowohl ihre Verantwortung            Wahrheit sagen. Das tun sie bisher leider nicht.     Clemens Wunderlich vom Forum
  ein-, als auch die Übernahme ökonomischer          Einen Teilbeitrag dazu könnten Abgaben oder          Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft
  Lasten zugestanden. Vereinfacht gesagt be-         Steuern auf Ressourcennutzung oder -belas-           (clemens.wunderlich@foes.de).
  deutet das, mit gutem Beispiel voranzugehen.       tung leisten, wie zum Beispiel eine Pestizid-
  So plant die Regierung Schwedens bspw.             abgabe zur Pestizidreduktion“, kommentiert
  Steuervergünstigungen auf Reparaturen              Harald Ebner, gentechnisch-politischer Spre-
  einzuführen, um Anreize zu schaffen,               cher der Partei. Zu berücksichtigen sei dabei,     des BNN. „Nur wenn wir unsere ökologischen
  Gebrauchtes weiterzuverwenden statt wegzu-         dass die Abgaben in einen Mix aus Maßnah-          Grundlagen schützen, hat unser ökonomisches
  werfen. Auch im Verkehr setzen die Skandina-       men von Ordnungsrecht bis Forschungspolitik        Zusammenleben eine Perspektive. Ein Jahr vor
  vier wesentlich konsequenter auf die Umstel-       eingebunden sein müssen.                           der Bundestagswahl appellieren wir daher an die
  lung hin zu Elektromobilität, als es sich deut-                                                       Parteien, jetzt die Weichen für kommende Gene-
  sche Politiker trauen. Und statt den notwendi-     Die Bemühungen der vergangenen Regierun-           rationen zu stellen“.
  gen Ausstieg aus der Kohlenutzung und den          gen gestalteten sich zumeist alles andere als
  Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben,       sozial oder umweltfreundlich. Mit Blick auf die    Elke Röder ist überzeugt, dass die Forderungen
  wird bei uns die Kohleverstromung trotz des        Bundestagswahl hat das FÖS in seiner regel-        des Bündnisses nicht nur notwendig sind,
  hohen CO2-Ausstoßes als wichtige Brücken-          mäßigen Auswertung der Steuerstruktur              sondern, dass es höchste Zeit ist, deren Dring-
  technologie geadelt.                               Deutschlands eine ernüchternde Bilanz gezo-        lichkeit zu erkennen: „Die Naturkostbranche
                                                     gen. Auch die große Koalition habe keine           wirtschaftet seit ihren Anfängen nach dem
  Mehr Mut, neue, transformative Wege zu             Trendwende hin zu einer gerechten und nach-        Prinzip, Verantwortung für das eigene Handeln
  beschreiten, zeigen Teile der deutschen Zivil-     haltigen Finanzierung unseres Gemeinwesens         zu übernehmen und Kosten nicht auf Umwelt
  gesellschaft. Ein ganz zentraler Hebel, den das    vollzogen: „Steuern und Abgaben auf den Fak-       oder Mitmenschen abzuwälzen. Nur: wenn wir
  Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft           tor Arbeit tragen mit nahezu zwei Dritteln zu      jetzt nicht damit anfangen, ein solch nachhal-
  (FÖS) in diesem Sinne umlegen möchte, ist die      den Staatsfinanzen bei; der Faktor Umwelt          tiges Wirtschaften zu belohnen und auch ge-
  Finanzierung des Gemeinwesens. Gegründet           hingegen leistet in 2016 mit 4,6 Prozent einen     samtgesellschaftlich die richtigen Anreize zu
  1994 mit dem Ziel einer ökologischen Steuer-       geringen, stetig rücklaufenden Beitrag. […] Das    schaffen, wird es eng. Es liegt noch ein langer
  reform, hat sich das Forum zur Aufgabe ge-         deutsche Steuer- und Abgabensystem setzt           Weg vor uns und den müssen wir immer
  macht, wie es Beiratsmitglied Prof. Dr. Ernst      damit kaum Anreize, die Verschmutzung der          schneller gehen“.
  Ulrich von Weizsäcker formuliert, eine ökolo-      Umwelt und den Verbrauch der Ressourcen zu
  gisch-soziale Marktwirtschaft zu schaffen, in      reduzieren.“                                       Marcel-Philipp Werdier
  der „Preise nicht nur die ökonomische, sondern
  auch die ökologische Wahrheit sagen". Damit        Um das endlich zu ändern, schmiedet das FÖS
  das gelingen kann, müssen die richtigen            mit Umwelt-, Sozial- und Bioverbänden eine
  Rahmenbedingungen geschaffen werden.               Initiative für eine nachhaltige Finanzreform.
  Ein Anfang wäre es, der in vielen Bereichen        Zu den Erstunterzeichnern werden unter ande-
  gängigen Externalisierung von Kosten entge-
  gen zu treten. Ladenpreise, die die tatsächlich
  anfallenden Produktionskosten spiegelten, also
  auch Ressourcenverbrauch und Umweltver-
                                                     rem der BNN und der BÖLW zählen. Die Initia-
                                                     tive wendet sich parteiübergreifend an die
                                                     Politik mit der Forderung umzusteuern. Und
                                                     das gerade, wenn man europäische Wettbe-
                                                                                                          Ausblick BIOFACH 2017
                                                                                                                                           2
  schmutzung miteinbezögen, wären Anreize für        werbsfähigkeit auch zukünftig gewährleistet          Der BNN plant die Vorstellung und
  mehr ökologisches Wirtschaften und ökologi-        sehen möchte. Die Zeit der fossilen Industrien,      Diskussion des öko-sozialen Politik-
  schen Konsum. Zugleich würde die Gemein-           das hat die Staatengemeinschaft von Paris mit        ansatzes im Kongressprogramm
  schaft an anderer Stelle entlastet, da sie nicht   ihren Zielen vorbestimmt, ist vorbei. „Zukunfts-     der BIOFACH. Weitere Infos ab Mitte
  für privatwirtschaftlich verursachte Schäden,      fähig ist nur, was eine Zukunft auch möglich         November auf www.n-bnn.de
  bspw. durch Trinkwasseraufbereitung o.ä. haf-      macht“, erklärt Elke Röder, Geschäftsführerin
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8    BNN aktiv | BNN Nachrichten 3/2016

Neue Mitglieder
Drei Unternehmen sind in den letzten Wochen dem Verband beigetreten,
zwei Herstellerunternehmen und ein Naturkostfachgeschäft.
Herzlich willkommen im BNN!

Antersdorfer Mühle                               LECKER’S Bio Manufaktur GmbH                     Sonnenblume Ilmenau

Seit 35 Jahren bietet das Traditionsunterneh-    Unter der Marke LECKER’S vertreibt der rhein-    Der Wunsch, einen eigenen kleinen Laden zu
men aus dem niederbayrischen Simbach am          landpfälzische Hersteller von hochwertigen       führen, hatte sie schon als Kind, erinnert
Inn hochwertige Bioprodukte in enger Zusam-      Bio-Backzutaten und -Backmischungen seine        sich Tatjana Möller von der Sonnenblume in
menarbeit mit den Anbauverbänden Bioland,        kleine, aber feine Produktpalette nicht nur im   Ilmenau. Erst sehr viel später, nach kaufmänni-
Biokreis, Naturland und Bio-Austria an. Das      deutschen Naturkosthandel, sondern darüber       scher Ausbildung und anderen beruflichen
Familienunternehmen unter der Leitung von        hinaus auch weltweit, zum Beispiel in Austra-    Erfahrungen, sollte sich vor dreizehn Jahren
Johann Priemeier gehörte zu den ersten Müh-      lien und Jordanien. Knapp 30 Produkte umfasst    der Wunsch erfüllen. Die Übernahme eines
len in Deutschland, die Anfang der 70er Jahre    das Sortiment, von Backpulver und Lieblings-     Naturkostladens in der thüringischen Kreis-
begannen, Bio-Getreide zu verarbeiten. Seit-     Cookies, über Gelatine und Kuvertüre bis hin     stadt war für Tatjana Möller der Einstieg in die
dem führen die Biopioniere neben klassischen     zu Orangenöl und Zitronat.                       Welt der Biobranche. Mit großem Engagement
Müllerprodukten, wie einer großen Auswahl an                                                      und der Überzeugung, Menschen hochwertige
Getreide zum selbst vermahlen und vielen         In der Naturkostbranche wurde die Marke          und gesunde Lebensmittel anbieten zu können
Mehlsorten, auch Müsliflocken, Frühstücksbreie   bereits Anfang der 1980er Jahre mit dem          und sie für eine bewusste Lebensführung zu
und pikante Fertiggerichte im Programm.          phosphatfreien Reinweinstein Backpulver          begeistern, gelang es ihr schnell, den beste-
                                                 bekannt. Die Produktrange wurde seitdem          henden Kundenstamm zu erweitern.
Mit ihren regionalen niederbayerischen           stetig weiterentwickelt. Heute arbeiten im
Biobauern verbindet das Unternehmen eine         südlich von Mainz gelegenen Wörrstadt neben      Im Naturkostladen Sonnenblume werden auf
langjährige und faire Zusammenarbeit.            den Geschäftsführern Anke Dubberke und           knapp 70 Quadratmetern Frische und Regiona-
Getreu ihrer Unternehmensphilosophie achtet      Jürgen Ganter bereits 17 Mitarbeiter für das     lität groß geschrieben. Das Frische-Angebot an
die Antersdorfer Mühle aber auch bei überre-     familiengeführte Unternehmen. Produktent-        Obst und Gemüse, Brot und Backwaren sowie
gional bezogenen Rohwaren auf möglichst          wicklung, Einkauf und Vertrieb wie auch die      feinen Molkereiprodukten ist Teil eines Vollsor-
kurze Transportwege, zum Beispiel durch          Produktion und Logistik der Produktausliefe-     timents, wozu auch Drogerieartikel für den
eigene Anbauprojekte für Sonnenblumen im         rung finden unter einem Dach statt.              alltäglichen Bedarf zählen. So gibt es neben
Donaudelta oder durch Kooperation mit Ver-       www.leckers.de                                   Wasch- und Reinigungsmitteln auch Sham-
tragsbauern, die Reis im italienischen Piemont                                                    poos, Cremes und Zahnpflegemittel sowie
anbauen. Aktuell beschäftigt das Unternehmen                                                      dekorative Kosmetik.
40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.                                                              www.sonnenblume-ilmenau.de
www.antersdorfer-muehle.bio
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BNN Nachrichten 3/2016 | BNN aktiv               9

Speerspitze
der Qualität
Bereits vor gut 25 Jahren, noch bevor es eine rechtsverbindliche
Definition von Bio gab, entwickelte eine Gruppe engagierter Naturkost-
fachhändler eigene Richtlinien, die dafür Sorge tragen, dass nur Bio-
Lebensmittel und wirklich nachhaltige Naturwaren den Weg in die
Regale des Naturkostfachhandels finden. Eine Erfolgsgeschichte, die
stets weiterentwickelt wird: Nachdem im Jahr 2011 Regelungen zu
Naturkosmetik und Wildfisch ausgearbeitet wurden, werden momentan
die anerkannten Standards einer erneuten Prüfung unterzogen. Anfang
2016 wurden die Sortimentsrichtlinien (SRL) um Wasch-, Putz- und
Reinigungsmittel (WPR) erweitert. Alles Bereiche, für die momentan
weder die EU-Öko-Verordnung noch andere Gesetze greifen. Grundge-
danke ist stets der Anspruch, über alle Stufen der Wertschöpfungskette
das höchstmögliche Maß an Nachhaltigkeit zu erreichen. Sodass sich
Kunden nur im Naturkostfachhandel darauf verlassen können, keine
Produkte mit lediglich grünem Anstrich in den Regalen zu finden.

Der Anspruch, die Richtlinien weiterzuentwickeln und auf neue Sorti-
mentsbereiche auszuweiten, wird vom Lenkungsgremium sichergestellt,
welches aus engagierten Einzelhändlern der Verbände Naturkost Süd
und BNN besteht – fachlich unterstützt durch externe Fachleute. So
zuletzt bei der Entwicklung der Richtlinie für WPR, wo Standardgeber,
Hersteller, Berater und Umweltexperten gehört wurden. Cornelia
Dressler vom BNN koordiniert die Arbeit des Gremiums und ist
Ansprechpartnerin rund um die SRL.

Damit sämtliche Inhalte wieder besser auffindbar und verständlich sind,
erhalten die SRL bis Ende des Jahres ein neues Gesicht. Eingerahmt von
den Grußworten beider Verbände, die gemeinsam Träger der SRL sind,
wird der Leser mit Hilfe der neuen Gliederung durch alle Kapitel ge-
führt.

Lenkungsgremium SRL: (v.l.n.r.) Cornelia Dressler (BNN), Gerhard Sailer (basic AG),
Georg Kaiser (BIO COMPANY), Monika Demgen (Bio-Marktgemeinschaft eG), Ernst
Härter (Naturkost Süd), Gudrun Schröder (Biomarkt Karotte), Gerhard Bickel (ebl-
naturkost), Jürgen Opper (Kraut & Rüben Bioladen)

   Ausblick BNN auf der BIOFACH 2017
                                                                   2
   Mehr zum Thema in der Veranstaltung „Denn sie wissen,
   was sie tun: Profilierung durch Sortiment, Qualität und
   Qualifikation“, die der BNN aktuell für die BIOFACH plant.
   Weitere Infos ab Mitte November auf www.n-bnn.de
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Irgendwer zahlt das schon –
Nitrate im Grundwasser
Praxisexkursion:
Elf angehende Naturkostberater den wahren Kosten auf der Spur

Heidi Boje-Mühlenbäumer vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband erklärt den Kursteilnehmern an verschiedenen Bodenschichten, wie bestimmte Stoffe ins
Grundwasser gelangen

Wie findet man den Preis von Lebensmitteln            einen Biobauern für die Bewirtschaftung seiner        werte im oberflächennahen Grundwasser
heraus? Wer glaubt, der Blick auf das Preis-          Ländereien eingesetzt hat, erklärt sich, schaut       jedoch seit Jahren bedenklich.
schild genügt, der liegt leider falsch. Denn          man sich die Aufgaben eines Unternehmens
für konventionell hergestellte Lebensmittel           der Wasserwirtschaft näher an.                        Ein weiterer negativer Aspekt ist die Belastung
zahlt man mehrmals: an der Kasse, mit                                                                       durch Pestizide. Der OOWV bemüht sich in
seinen Steuern oder mit der Wasser-                   Als deutschlandweit größtem Flächenversorger          Kooperation mit vielen Landwirten um Schutz-
rechnung. Auf ihrer Exkursion zum Biohof              mit Trinkwasser (ca. 1,1 Millionen Menschen           maßnahmen. So bietet der Verband Wasser-
Bakenhus konnten sich die Teilnehmer des              werden versorgt) kommt dem OOWV eine be-              schutzberatungen in Zusammenarbeit mit der
Aufbaukurses „Naturkostberater/in BNN                 sondere Verantwortung zu. In Sachen Qualität          Landwirtschaftskammer an. „Darüber hinaus
IHK“ vor Ort ein Bild machen, warum Bio-              spielt neben den geologischen Gegebenheiten           gelten auf den von uns verpachteten Flächen
produkte den ehrlicheren Preis sprechen.              einer Region beispielsweise die ausgebrachte          in den Wasserschutzgebieten besondere
                                                      Nährstoffmenge durch Düngung eine Rolle. Das          Regeln: Dort ist beispielsweise die Verwendung
Es ist eine ganz besondere Art der Kooperation,       Grundwasser, das der OOWV fördert, stammt             von Pflanzenschutzmitteln untersagt“,
die Landwirt Gustav Wolters auf dem Biohof            aus sicheren Tiefen von bis zu 160 Metern. In         erläutert Heidi Boje-Mühlenbäumer vom
Bakenhus in Großenkneten eingegangen ist.             wenigen Schritten wird es in den Wasserwer-           OOWV und ergänzt: „Jährlich wenden wir etwa
Der Hof gehört dem Oldenburgisch-Ostfriesi-           ken durch Filtration aufbereitet und so zu            2,2 Millionen Euro für den vorbeugenden
schen Wasserverband (OOWV), der die knapp             Trinkwasser in bester Qualität. Aufgrund der          Grundwasserschutz auf“. Diese aufwendigen
200 Hektar Land im nordwestlichen Nieder-             sandigen, durchlässigen Böden und der inten-          Maßnahmen greifen, denn die Nitratwerte im
sachsen, südlich von Oldenburg, an Wolters            siven Düngung mit Gülle und Gärresten im              Trinkwasser liegen hier deutlich unter den
verpachtet hat. Dass der Verband ausgerechnet         südoldenburgischen Raum steigen die Nitrat-           gesetzlichen Grenzwerten.
BNN Nachrichten 3/2016 | Fokus Bildung         11

                                                                                                        Save the Date!
                                                                                                        Neuer Fachberaterkurs

                                                                                                        Im März 2017 startet ein neuer Kurs
                                                                                                        des öffentlich-rechtlich anerkannten
                                                                                                        Weiterbildungsangebots „Fachbera-
                                                                                                        ter/in für Naturkost- und Reform-
                                                                                                        waren IHK“ im Rahmen des
                                                                                                        Bildungswerk BNN. Durch Vertiefung
                                                                                                        des Grundlagenwissens und Erhö-
                                                                                                        hung der Beratungskompetenz
                                                                                                        qualifiziert das Angebot für die
                                                                                                        Herausforderungen des Ladenalltags.

                                                                                                        Der 12-monatige Lehrgang umfasst
                                                                                                        ca. 300 Unterrichtseinheiten zu
Maisernte auf dem Biohof Bakenhus
                                                                                                        betriebswirtschaftlichen und rechtli-
Foto © OOWV                                                                                             chen Grundlagen der Naturkost-
                                                                                                        branche, nachhaltiger Ökolebensmit-
                                                                                                        telwirtschaft, Ökolandbau und
Und was ist mit Regionen, in denen ein solcher    Bio-Landwirt Wolters erklärte vor Ort anschau-        differenzierter Warenkunde.
Schutz nicht gelingt? Hier muss das Wasser        lich, wie im Wirtschaften nach ökologischen           Praxisexkursionen zu Bio-Höfen und
kostenintensiv wieder aufbereitet werden.         Prinzipien Boden und Umwelt geschont                  Naturkostherstellern ergänzen die
Diese Kosten tragen jedoch nicht die, die sie     werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer            Theorie. Unterrichtet werden die
verursachen, also beispielsweise Pestizide nut-   des Naturkostberater-Kurses zeigten sich              Teilnehmer von erfahrenen Dozenten
zende Landwirte, sondern die Gemeinschaft.        von der praktischen Lerneinheit sichtlich             und Branchen-Experten. Den
In Frankreich mussten Wasserversorger 2011        beeindruckt. Und auch Harald Wurm vom                 Abschluss bildet eine IHK-Prüfung.
laut Landwirtschaftsministerium 1,5 Milliarden    Bildungswerk BNN, der den Kurs betreut, war
Euro aufbringen, um das Trinkwasser von           mit der Schulung zufrieden. „Dass wir in              Termin:
Nitraten und Pestiziden zu reinigen. Letztend-    Deutschland ein Problem mit Nitratbelastung           14. März 2017 – 18. Februar 2018
lich wurden die Kosten über gestiegene            im Grundwasser haben, ist bekannt. Nicht              Schulungsblöcke jeweils 2-tägig
Endverbraucherpreise an die Bürgerinnen           umsonst wird die Bundesregierung von der
und Bürger weitergegeben. Externalisierung        EU deshalb vor den Europäischen Gerichtshof           Schulungsort:
nennen Wirtschaftsexperten solche Vorgänge,       geladen“, erklärt Wurm. „Der Exkurs zum Biohof        Ravensburg, Weingarten
in denen das Verursacherprinzip ausgehebelt       Bakenhus hat den Teilnehmern aber mal ganz            Kosten: 1.980 Euro zzgl. 300 Euro
und die Gesellschaft für privatwirtschaftlich     praktisch vor Augen geführt, was es mit               IHK-Prüfgebühr
verursachte Schäden in Haftung genommen           externalisierten Kosten auf sich hat. Zugleich        30- bzw. 50-prozentige Kosten-
wird.                                             bestätigt die Herangehensweise des OOWV,              reduktion durch ESF-Förderung
                                                  dass es auch anders geht, nämlich mit                 Baden-Württemberg möglich.
                                                  ökologischer Landwirtschaft!“
                                                                                                        Für weitere Informationen:
                                                  Die Kursteilnehmer konnten sich auf dem               Brigitte Wallis, Tel. 030 – 847 12 24
                                                  Bakenhus-Hof beispielsweise ein Bild von einer        64 oder info@bildungswerk.bio
                                                  Biotierhaltung machen, bei welchen der an die
                                                  Fläche gekoppelte Tierbestand nur so viel Gülle
                                                  anfallen lässt, wie die Pflanzen auf den bewirt-
                                                  schafteten Feldern aufnehmen können. Der           ten Kosten ja nicht nur um die Wasseraufbe-
                                                  Anbau in Fruchtfolgen schützt den Boden            reitung ginge. „Auch in anderen Bereichen wie
                                                  sowie seine Speicher- und Reinigungsfunktion.      im Gesundheitssystem oder beim Klimaschutz
                                                  Ebenso verhält es sich mit dem Verzicht auf        werden die Folgekosten auf die Gemeinschaft
                                                  chemisch-synthetische Dünger und Pestizide,        übertragen. All das zeigt, dass wir im konven-
                                                  der zugleich dem fortschreitenden Verlust von      tionellen Lebensmittelhandel keine echten
                                                  Biodiversität etwas entgegenstellt.                Preise vorfinden“, so Wurm. „Billig, billig kommt
                                                                                                     am Ende immer teurer“.
                                                  „Biolandwirte, -Hersteller und -Händler über-
                                                  nehmen eben von Beginn an Verantwortung,           Marcel-Philipp Werdier
                                                  statt die Folgen andere tragen zu lassen, nach
                                                  dem Motto: Irgendwer zahlt das schon“, weiß
                                                  Harald Wurm. Zumal es bei den externalisier-
12    Mitglieder aktuell | BNN Nachrichten 3/2016

Jubiläum: 15 Jahre Kräutergarten Pommerland
Als eine Handvoll Kräuter-Pionierinnen vor         Melisse angebaut, inzwischen liegt der
15 Jahren in den fast vergessenen Lassaner         Schwerpunkt in der Teeherstellung. 2004
Winkel am Peenestrom zog, war viel Enthusias-      kaufte die Frauenkooperative alte LPG-Ställe
mus mit im Spiel. Sie einte die Idee, mit dem      auf und baute sie zur Kräutermanufaktur um.
Anbau von Bio-Kräutern nochmal ein komplett
neues Lebens- und Arbeitsmodell zu entwer-         Heute durchweht die Hallen ein aromatischer
fen und gründeten die Produktivgenossen-           Duft von Apfelminze, Zitronenmelisse, Ringel-
schaft Kräutergarten Pommerland. Doch als sie      blume und Basilikum. Die Ernte und die
ihre ersten Feldversuche mit Teekräutern           Mischung der inzwischen 24 Teesorten erfolgen
starteten, war das Ergebnis ernüchternd: die       in Handarbeit. Mehr als 200.000 Packungen
Ernte fiel buchstäblich ins Wasser. Im Folgejahr   Tee verlassen jährlich den Kräuterbetrieb. Ge-
war es das Ackergift eines LPG-Nachfolgebe-        liefert wird an Bioläden, an den Biogroßhandel
triebes, das ihrer Ernte und Arbeit zusetzte,      sowie in regionale Verkaufsstätten. Auch ein
doch Aufgeben kam nicht in Frage. Im Gegen-        Online-Shop wurde eingerichtet. Die Genos-        Geschäftsführerin Christiane Wilkening ist als
teil, durch den Zugewinn von Pachtland gelang      senschaft hat über 100 Mitglieder, beschäftigt    Mitgründerin seit der ersten Stunde dabei.
ihnen der Anbau zahlreicher Teekräuter – alle      heute neun Mitarbeiterinnen und bildet auch       „Bei uns wachsen nicht nur Pflanzenkulturen,
in zertifizierter Bio-Qualität. Zunächst wurden    Gärtnerinnen aus.                                 sondern auch Lebenswege zusammen. Wir
vornehmlich Ringelblume, Minzen, Malve und                                                           freuen uns sehr, dass unsere Tees zunehmend
                                                                                                     Freunde finden und wir dadurch Arbeitsplätze
                                                                                                     schaffen können“, so die ehemalige Referentin
                                                                                                     des Hamburger Senats für Gleichstellung, die
                                                                                                     ihren sicheren Job für die neue Perspektive
                                                                                                     aufgab. Dabei führte die Beharrlichkeit der Ko-
                                                                                                     operative nicht nur zum eigenen Erfolg. Auch
                                                                                                     die strukturelle Entwicklung der Region und
                                                                                                     den Tourismus hat sie befördert. „In den letzten
                                                                                                     zwei Jahren sind etwa 40 Leute hier in zwei
                                                                                                     Dörfer zugezogen“, freut sich Wilkening. Dies
                                                                                                     sei für strukturschwache Gebiete wie den Las-
                                                                                                     saner Winkel schon eine kleine Sensation.
                                                                                                     2012 wurde der Betrieb mit dem Zukunftspreis
                                                                                                     des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausge-
                                                                                                     zeichnet.

Grell Naturkost: Mehr Raum für Bio im Norden
Regionalgroßhandel Grell Naturkost feierte am      an. Kontrastiert wird dies durch die Holzbau-     gen Pausenraum oder auf der Dachterrasse
30. September die Einweihung des Neu- und          weise. Auch im Dach des neuen Lagers sind         treffen.
Umbaus in der Boschstraße am Firmenstandort        Holzträger eingebaut. „Soweit es die Statik
Kaltenkirchen. „Die Lagerfläche wurde zu klein.    ermöglicht, haben wir auf Holz gesetzt“, so       Im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten
Vor allem die Enge in der Frischfläche hat uns     Jan Bolten, Projektleiter und Assistent der Ge-   wurde auch ein Scheck der Gerd Godt-Grell
zum Umbau des Lagers bewogen. Wir werden           schäftsführung. Darüber hinaus wurde die          Stiftung in Höhe von 20.000 Euro an den
mit der Erweiterung der steigenden Nachfrage       Dachfläche begrünt. Im gleichen Gebäude ver-      Verein Saat:gut zur Unterstützung der ökolo-
nach Öko-Produkten gerecht“, so Geschäfts-         eint, können sich nun Mitarbeiterinnen und        gischen Züchtungsarbeit überreicht.
führer Andreas Ritter-Ratjen in seiner Anspra-     Mitarbeiter aus Büro und Lager im großzügi-
che zur Einweihung. Insgesamt habe sich die
Lagerfläche verdoppelt, von 3.500 auf 7.500
qm. Neu gebaut wurden 4.000 qm Lagerfläche,
mit acht unterschiedlichen Klimazonen, und
2.400 qm Bürofläche.

Zu den Besonderheiten des Projekts zählen
sowohl die Luftreinigung (Bio-Turbo), um
Keime und Äthylen herauszufiltern, als auch
der Industrie-Charakter in der Architektur. So
wurden die Decken im Büro nicht abgehängt
und das Treppenhaus passt sich mit puren
Betonwänden dem modernen Industriedesign
BNN Nachrichten 3/2016 | Mitglieder aktuell         13

Rinklin Naturkost, BODAN:
Neue Gesellschaft für Bio-Marktentwicklung
Bereits auf der Hauptversammlung der Regio-                  Gründung und Finanzierung von Bio-Einzelhan-         Durch die Kooperation mit der Regionalwert AG
nalwert AG Freiburg Anfang Juli erläuterten die              delsgeschäften unterstützend tätig sein. Sie         übernehmen beide Naturkostgroßhändler Verant-
beiden Großhandelsgeschäftsführer Harald                     steht auf Anfrage auch bestehenden Unterneh-         wortung für die ökologische Land- und Ernäh-
Rinklin und Dieter Hallerbach die Pläne der                  men in betriebswirtschaftlichen und strategi-        rungswirtschaft in der Region – mit dem Ziel, ein
Gesellschaft für Bio-Marktentwicklung mbH.                   schen Fragen beratend zur Seite. Die Suche           partnerschaftliches Wertschöpfungsnetzwerk vom
Ende September 2016 ist die Gesellschaft in                  nach Betriebsnachfolgern und die Begleitung          Acker bis zum Konsumenten entstehen zu lassen.
Freiburg notariell beurkundet worden.                        der Übergabe wird ein Arbeitsschwerpunkt sein.       Mit jeweils einem Anteil von 24,5 Prozent sind
                                                             Der Fokus für alle Aktivitäten liegt auf der         BODAN und Rinklin an der der neuen Gesellschaft
Die neue Firma verfolgt das Ziel, den regionalen             Unterstützung und Förderung der unternehme-          beteiligt, die Regionalwert AG hält einen Anteil von
Bio-Einzelhandel nachhaltig zu stärken und für               rischen Selbständigkeit. Die Initiativkraft          51 Prozent.
die zukünftigen Herausforderungen zu rüsten.                 selbständiger Händlerinnen und Händler soll
Die Gesellschaft wird bei der Entwicklung,                   gestärkt werden.

                                                                                                                  BIOGARTEN: Logistik
                                                                                                                  und IT personell ver-
                                                                                                                  stärkt
                                                                                                                   Eine gut funktionierende Logistik ist für den
                                                                                                                   Hildener Biogroßhandel die Gewähr höchster
                                                                                                                   Zuverlässigkeit gegenüber seinen Kunden wie
                                                                                                                   auch für die Effizienz aller internen Prozesse.
                                                                                                                   Seit gut einem Jahr stellt sich Logistikleiter
                                                                                                                   Gregor Günther (Foto) dieser Herausforderung.
V. l. n. r.: Dieter Hallerbach, Bodan Naturkost; Rolf Steiner, Inge Andres, Christian Hiß, Regionalwert AG;        Als Mitglied der Geschäftsleitung trägt der
Harald Rinklin, Rinklin Naturkost                                                                                  Fachmann für Multichannel-Logistik die Ver-
                                                                                                                   antwortung, den Warenfluss und Lagerhaltung
                                                                                                                   bei BIOGARTEN den sich verändernden Markt-
BIO PLANÈTE launcht neue Website                                                                                   gegebenheiten optimal anzupassen.

Mit einem klaren Design, starken Bildern und                 Zu jedem Produkt finden Händler und Verbrau-          Eine weitere Verstärkung folgte für den IT-Be-
spannenden Tools präsentiert sich der neue                   cher übersichtliche Produktinformationen wie          reich: Null-Fehler-Toleranz, das ist die Maxime
Webauftritt der Ölmühle Moog. Damit vollendet                Angaben zu Nährwerten oder der Erhitzbarkeit          des neuen IT-Leiters Jan Rakoski. Seit Februar
BIO PLANÈTE den Design-Wandel, den die                       sowie passende Rezeptideen. Mit außerge-              2016 ist der diplomierte Wirtschaftsinformati-
Marke in den letzten Monaten vollzogen hat.                  wöhnlichen Porträts werden Landwirte und              ker mit profunder Großhandelserfahrung bei
Auf www.bioplanete.de können Nutzer die                      Erzeuger in Szene gesetzt. „Wir haben unsere          BIOGARTEN der Garant für eine fehlerfreie und
facettenreiche Welt der Bio-Öle entdecken und                Partner bewusst in den Vordergrund gestellt,          sichere IT-Architektur. Damit alle internen Ab-
dank Responsive Webdesign dies auch auf                      weil sie mit ihrer Erfahrung, ihrem Know-how          läufe vom Verkauf, über Einkauf und Disposi-
ihrem Tablet oder Smartphone erleben.                        und ihrer Leidenschaft die Grundlage für die          tion bis hin zur Logistik ohne Beanstandung
                                                             Qualität unserer Öle legen. Und weil wir die          funktionieren.
Die Seite bietet dem Benutzer eine einfache,                 Leistung der Bio-Landwirte stärker in das Be-
intuitive Navigation. Schnell gelangt er zum                 wusstsein rücken wollen“, so Geschäftsführerin
Sortiment mit über 70 verschiedenen Bio-Ölen.                Judith Moog. www.bioplanete.com
14     Mitglieder aktuell | BNN Nachrichten 3/2016

BIO COMPANY eröffnet 50. Filiale in Berlin
                                                    Im Oktober eröffnete die BIO COMPANY in der        Heizungsanlage benötigt. Weitere Energie-
                                                    Chausseestraße 19 in Berlin-Mitte ihre 50. Fi-     reduktionsfaktoren sind Glastüren an den
                                                    liale und ihren bislang nachhaltigsten Markt.      Frischeregalen und die durchgehende Verwen-
                                                    Im Obst- und Gemüsebereich ersetzen wieder-        dung von LED-Beleuchtung.
                                                    verwendbare Baumstoff-Beutel die Plastik-
                                                    Knotenbeutel. Da die BIO COMPANY im                Eine Besonderheit in dem 620 qm großen
                                                    Kassenbereich schon langjährig kein Plastik        Markt ist der Käse-Humidor, ein speziell klima-
                                                    mehr anbietet, ist dies ihr erster komplett Pla-   tisierter Raum für große Käselaibe und die
                                                    stiktüten-freier Markt. Zur Reduzierung des        Präsentation von vielfältigen Käse-Varietäten.
                                                    Verpackungsmülls tragen auch die drei Meter        Darüber hinaus bieten eine Frischetheke
                                                    Regalfläche bei, auf der Nüsse, Müsli, Getreide,   Fleisch und Wurstwaren aus der Region und
                                                    Reis und Pasta selbst abgepackt werden kön-        ein Back-Shop Brot- und Backwaren sowie
                                                    nen. Auch das innovative Energiesystem setzt       kleine und warme Speisen für jede Tageszeit.
                                                    auf Nachhaltigkeit. Die Abwärme der Kühl-          Ein Team von 14 Mitarbeitern sowie zwei Aus-
                                                    systeme wird zum Heizen und zur Wärmeregu-         zubildenden steht den Kunden für Fragen zum
BIO COMPANY-Gründer Georg Kaiser freut sich über
neuen Selbst-Abpackservice                          lierung genutzt, so dass der Markt keine           Thema Bio zur Verfügung.

Ökotopia: Umzug und neues Produktdesign                                                                Alnatura startet
Die Zeichen beim ökologischen Tee- und                                                                 Bruderküken-Initiative
Kaffeespezialisten stehen auf Wachstum:
Anfang August bezog Ökotopia neue Geschäfts-
und Gewerberäume mit einer Fläche von 1.200
Quadratmetern in Berlin-Lichtenberg. Die bishe-
rigen Räume am Treptower Park waren zu klein
geworden. „Nach unserem 35-jährigen Jubiläum
im letzten Jahr gehen wir nun den nächsten                                                             Alnatura startet ab sofort die Bruderküken-In-
Entwicklungsschritt“, erläutert Geschäftsführerin                                                      itiative. Die ersten Eier von Legehennen, deren
Franziska Geyer. „Die Geschäfte laufen gut und                                                         männliche Geschwister als Masthähnchen auf-
unsere Produkte gewinnen zunehmend an                                                                  gezogen werden, sind bereits in Bayern und
Beliebtheit“.                                                                                          Baden-Württemberg ausgeliefert. Nach und
                                                                                                       nach werden alle übrigen der insgesamt 107
Vom internationalen Kaffeeverband SCAA                                                                 Alnatura Super Natur Märkte mit den neuen
(Speciality Coffee Association of America) ist      haben. Ökotopia bezieht seine Kaffeebohnen         Eiern beliefert. Langfristig will das Unterneh-
der Ökotopia-Kaffee mit der höchsten sensori-       nur von Kooperativen, die fair und ökologisch      men unter der Marke Alnatura nur noch
schen Punktzahl als Spitzenkaffee bewertet          arbeiten. Dafür werden Prämien ausgegeben,         Bruderküken-Eier anbieten. Das neue Konzept
worden. Diese Qualität soll sich künftig auch       die künftig anhand einer Grafik auf den Ver-       geht auf eine Initiative der Alnatura Eier-
auf den neuen Verpackungen widerspiegeln,           packungsbeuteln schematisch dargestellt sind.      Bauern und des Unternehmens zurück, die
ebenso wie der Aspekt „Kaffee mit Mehrwert“.                                                           gemeinsam die gängige Praxis des Küken-
                           Denn fair gehan-         Damit soll transparenter werden, dass die          tötens ändern möchten.
                           delte Produkte sind      Anbauverbände zum Basispreis zusätzliche
                           nach wie vor das         Vergütungen erhalten: für Bioanbau, fairen         Seit 2014 bzw. 2015 bietet Alnatura seinen
                           zentrale Anliegen        Handel, die ortseigene Struktur sowie für          Kunden in Berlin und Hamburg Bruderküken-
                           des inzwischen auch      Qualität. „Dass wir die Strukturen vor Ort un-     Eier aus dem Ökodorf Brodowin nach Demeter-
                           als Großhändler          terstützen, liegt uns besonders am Herzen“, so     bzw. vom Gut Wardow nach Bioland-Standards
                           agierenden Unter-        Geschäftsführerin Franziska Geyer. Denn diese      an – mit sehr guter Kundenresonanz. Die zu-
                           nehmens. Ökotopia        fördern die Selbstbestimmung und die Unab-         sätzlichen Kosten für die Bauern gleicht Alna-
                           hat ein Prämien-         hängigkeit insbesondere der kleinen Bauern.        tura durch einen höheren Eier-Einkaufspreis
                           modell für faire und     Zur besseren Kundenorientierung am Regal ist       aus. Das Bruderküken-Ei in der 10er-Packung
                           transparente Preise      auch ein neues Leitsystem im gewohnten             kostet vier Cent mehr als bisher. Langfristig
                           entwickelt. Ein          Farbspektrum entwickelt worden. Ein Icon-          will Alnatura auch ein eigenes Produkt mit
                           Merkmal ist, dass        System auf den Etiketten soll auf einen Blick      dem Fleisch der Bruderhähne anbieten. Mit der
                           auch die Anbau-          erkennbar machen, woher und von welcher            Bruderküken-Initiative führt Alnatura die Tier-
                           verbände in den          Kooperative der Kaffee stammt und beispiels-       wohl-Initiative für Bio-Legehennen fort, die
                           jeweiligen Ländern       weise auch, ob er gemahlen ist. Die Etiketten      das Unternehmen gemeinsam mit der Hühner-
                           einen Mehrwert von       sind verschiedenfarbig akzentuiert, um die         expertin Dr. Christiane Keppler von der Univer-
                           der Zusammenarbeit       Sorten einfacher zu unterscheiden.                 sität Kassel im Jahr 2013 entwickelt hat.
                           und der Produktion                                                          www.alnatura.de/eier
BNN Nachrichten 3/2016 | Mitglieder aktuell           15

BioErlebnisTag 2016 – Naturkost Erfurt setzt Akzente

Mehr als 800 Besucher kamen zum ersten
BioErlebnisTag, zu dem der regionale Bio-
Großhandel Naturkost Erfurt am 18. September
geladen hatte. Weg von dem klassischen
Hausmesseformat hin zu Aktion, Genuss und
Begegnung – unter dieser Prämisse planten
Geschäftsführer Thomas Hölscher und sein
Team das besondere Format. Aussteller, die
sich auf dem BioErlebnisTag präsentieren
wollten, mussten vorab mit einer besonderen
Aktion überzeugen. Und so konnten Besucher
dann vor Ort zum Beispiel erleben, wie Öl aus
Ölsaaten hergestellt oder regionale Äpfel zu
Mus verkocht werden. Noch mehr fürs Auge
bot das Bio-Kino, wo anschaulich erfahrbar
wurde, wie Bananen in der Dominikanischen
Republik produziert werden. Und wenn der
Appetit rief, war eine kleine Rast jederzeit in
der SlowBudget Lounge möglich. Sie bot in
entspannter Atmosphäre Platz, bei einer Tasse
Kaffee und einem Stück Thüringer Blechkuchen
miteinander ins Gespräch zu kommen. Genuss-
voll verkosten und vergünstigt einkaufen konn-
ten die Besucher auch im Messeshop, der
                                                  Gute Resonanz auf das neue Hausmessekonzept beim ersten BioErlebnisTag
zahlreiche Artikel präsentierte und zum
Probieren einlud. Darüber hinaus wurden           Das etwas andere Messekonzept kam nicht nur         Naturkost Erfurt freut sich über seinen gelun-
dort neue Kassensysteme und Verkaufshilfen        beim Publikum gut an, auch die Lieferanten          genen „ersten Aufschlag“.
vorgestellt.                                      und Produzenten zeigten sich sehr zufrieden.

Ausbildungsrekord bei Byodo
Die Mitarbeiter von Byodo dürfen sich zum         dorfer Naturkostunternehmens. Damit steigt          auf die kommenden Monate mit ihren Schütz-
Start des Ausbildungsjahres gleich über eine      die Zahl der Auszubildenden auf insgesamt           lingen. Unterstützt wird sie von den fünf
ganze Schar an jungen Kollegen freuen. Sieben     zwölf, in acht verschiedenen Lehrberufen. Aus-      Azubis im zweiten und dritten Lehrjahr, die
neue Gesichter ergänzen das Team des Mühl-        bildungsbeauftragte Karin Ettmüller freut sich      den Neueinsteigern als Paten zur Seite stehen.
                                                                                                      „Es ist immer schön zu sehen, mit wie viel
                                                                                                      Neugierde und Elan die Schulabgänger in die
                                                                                                      Arbeitswelt einsteigen. Wir möchten sie dabei
                                                                                                      begleiten und dazu beitragen, dass sie diese
                                                                                                      Begeisterung beibehalten, sich bei uns wohl-
                                                                                                      fühlen und wertvolle Teammitglieder werden.

                                                                                                      Neben Fachpersonal für den Groß- und Außen-
                                                                                                      handel sowie die Lagerlogistik, bildet Byodo
                                                                                                      auch im Bereich Marketingkommunikation,
                                                                                                      Büromanagement und Fachinformatik aus.
                                                                                                      Nach einem erfolgreich absolvierten Praktikum
                                                                                                      erhält auch ein Azubi, der aus seiner Heimat
                                                                                                      flüchten musste, als Lagerist langfristige
                                                                                                      Zukunftsaussichten. Zudem lernen erstmals
                                                                                                      auch eine Kauffrau und ein Kaufmann im
                                                                                                      Einzelhandel bei Byodo – und zwar im neuen
                                                                                                      Bio-Supermarkt Feinsinn, den das Unterneh-
                                                                                                      men Anfang November im Mühldorfer Norden
                                                                                                      eröffnet hat.

                                                                                                       Daumen hoch für den ,Ausbildungsrekord’
16     Mitglieder aktuell | BNN Nachrichten 3/2016

SODASAN: Zertifizierte Nachhaltigkeit und doppelte Kraft voraus
Gelebte Nachhaltigkeit gehört zum Selbst-
verständnis und zur Alltagskultur des nieder-
sächsischen Herstellers ökologischer Wasch-
und Reinigungsmittel. Um diese Werte für Kun-
den und Handel überprüfbar zu machen, nutzt
SODASAN seit über 20 Jahren standardisierte
Qualitätskontrollen durch Zertifizierungsinstitu-
tionen wie Ecocert und Ecogarantie®. Darüber
hinaus hat SODASAN nun auch die gesamte
Unternehmensführung nach dem CSE-Standard
prüfen und dokumentieren lassen. CSE (Certified
Sustainable Economics) ist ein Nachhaltigkeits-
siegel für zertifizierte Unternehmensführung. Es
steht für verantwortliche unternehmerische
Entscheidungen, die im Einklang mit allen Un-
ternehmensfeldern getroffen werden. Die drei
Kernbereiche Ökologie, Soziales und Ökonomie
sind gleichberechtigt für die Bewertung der
                                                      Freuen sich über die erfolgreiche CSE-Zertifizierung: Simone Papenheim (Arbeitssicherheit), Marc Meunier
Nachhaltigkeitsleistungen. Wichtiger Schwer-
                                                      (Instandhaltung), Daniela Friedrich (Zertifizierung) und Maren Grätz (Qualitätssicherung)
punkt ist die ständige Weiterentwicklung und
Optimierung dieser Bereiche.
                                                      Food und Non-Food-Bereich mitbringt. Der Di-              Der 43-jährige studierte Jurist verfügt über ein
SODASAN hat seinen Vertrieb neu strukturiert und      plom-Kaufmann, mit Vorliebe für Marketing- und            umfangreiches Expertenwissen, das sich auf
durch zwei neue Mitarbeiter an der Spitze ver-        Finanzfragen, ist für den Aufbau und die                  den Fachhandel und explizit auf ökologischen
stärkt. Für den internationalen Bereich ist der ge-   Betreuung der SODASAN-Kunden international                Wasch- und Reinigungsmittel bezieht. Dirk
bürtige Franzose Laurent Huret (46 J.) zuständig,     verantwortlich. Dirk Seifert (MBA) ist seit Septem-       Seifert leitet das sechsköpfige Vertriebsteam.
der umfassende internationale Erfahrungen im          ber bei SODASAN als Vertriebsleiter tätig.

Bauckhof: Glutenfreier Hafer in Demeter-Qualität
Naturkosthersteller Bauck arbeitet                    zum Herbst diesen Jahres zusätzlich auf                 Demeter-Produkte – bei den übrigen 48 Pro-
kontinuierlich daran, den Anteil an Demeter-          glutenfreie Qualität umgestellt werden.                 zent handelt es sich überwiegend um gluten-
Produkten im Sortiment auszubauen. Die                                                                        freie Bio-Produkte. Diese in Demeter-Qualität
enge Zusammenarbeit mit Vertragsland-                 Die Bauck GmbH wurde ursprünglich gegrün-               anbieten zu können, stellt immer wieder eine
wirten ermöglicht nun den Bezug von Hafer,            det, um Demeter-Rohstoffe der Region zu ver-            Herausforderung dar, da die dafür notwendigen
der sowohl aus biologisch-dynamischem                 edeln und zu vermarkten. Noch heute ist die             Rohstoffe oftmals nicht in ausreichender und
Anbau stammt als auch kontrolliert glutenfrei         Förderung der biodynamischen Landwirtschaft             verlässlicher Menge zur Verfügung stehen.
ist. Durch diese Kooperation konnten vier der         eines der wichtigsten Ziele des Naturkosther-
fünf Demeter-Haferbreie „Hot Hafer“ bereits           stellers. Rund 52 Prozent des Sortiments sind

SuperBioMarkt nachhaltigster Supermarkt Deutschlands
Der unabhängige Verein Rank a Brand hat den           haltigsten Supermärkte und Discounter                   Fragen konnten bereits durch das Bio-Vollsor-
SuperBioMarkt neu in das Ranking der nach-            Deutschlands aufgenommen – und zwar auf                 timent im SuperBioMarkt positiv beantwortet
                                                      Platz Eins der Liste. Der Bio-Filialist, der in         werden. Der SuperBioMarkt erfüllt die Sorti-
                                                      Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen                   mentskriterien des BNN und fördert vor allem
                                                      26 SuperBioMärkte betreibt, kommt auf                   die regionale bäuerliche Bio-Landwirtschaft
                                                      22 von 31 möglichen Punkten. Überzeugen                 und deren Produkte, welche die hohen Quali-
                                                      konnte neben dem nachhaltigen Bio-Sortiment             tätsansprüche der Verbände wie Demeter und
                                                      vor allem die Transparenz sowie Strategien zur          Bioland erfüllen. „Bio ist unsere Basis, aber
                                                      Müllvermeidung und zur Förderung des fairen             Nachhaltigkeit bedeutet für uns weit mehr“,
                                                      Handels.                                                erklärt Unternehmensgründer und Vorstand
                                                                                                              Michael Radau. Dazu gehören zum Beispiel die
                                                      Rank a Brand untersucht und testet Super-               Versorgung aller Märkte mit Ökostrom, eine
                                                      märkte und Discounter auf insgesamt 31 Krite-           eigene Photovoltaikanlage und energieopti-
Michael Radau, Inhaber SuperBioMarkt AG               rien aus dem Bereich Nachhaltigkeit. Viele              mierte Kühlungen und Heizungen.
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