BUND Naturschutz in Bayern e.V - Nr. 52 - Bund Naturschutz Bayreuth

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BUND Naturschutz in Bayern e.V - Nr. 52 - Bund Naturschutz Bayreuth
BUND Naturschutz
        in Bayern e.V.

                                                  Nr. 52

                                                    Kreisgruppe Bayreuth - Rundbrief 2020

                                    Foto: XXXXX

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BUND Naturschutz in Bayern e.V - Nr. 52 - Bund Naturschutz Bayreuth
Im Rundbrief
Einladung zur Jahreshauptversammlung............................................................................... 3
Nachruf		          ................................................................................................................ 4
Vorwort der Redaktion............................................................................................................ 5
Leitartikel		................................................................................................................ 6
Aktuelles     Streuobstwiesen im Landkreis Bayreuth....................................................... 10
              Verbrauchergemeinschaft „Hamsterbacke“ stellt sich vor............................. 12
              Pflanzenbestimmungskurs für Laien.............................................................. 13
              Klimawandel................................................................................................... 14
              Landwirtschaft................................................................................................ 18
              Minderung städtischer Klima- und Ozonrisiken............................................. 20
Information   Mit Pflanzenkohle CO2 aus der Atmosphäre holen........................................ 24
              Sind Bäume die Lösung?............................................................................... 26
              Energiewende - Mythen reloaded.................................................................. 30
              Unter einem Staudamm leben - niemals!....................................................... 35
              Buchempfehlung............................................................................................. 38
BN intern     Haus- und Straßensammlung 2019............................................................... 39
              Zwischen innerem Schweinehund und Jagdfieber - aus dem Alltag eines ..
              Sammlers........................................................................................................ 43
              Biotoppflege 2019........................................................................................... 44
Kinder        Natur vor der Schultüre - Waldzeit................................................................. 46
              Interessante Exkursion der BN-Kindergruppe Goldkronach......................... 48
Kreisgruppe Gründung der Gruppe „BUND Naturschutz aktiv“ in Bayreuth..................... 50
              Besuch der Aufzuchtstation für Flussperlmuscheln
              der BN-Kreisgruppe Hof................................................................................. 50
              Wiesenmeisterschaft feiert 10-jähriges Jubiläum.......................................... 52
Ortsgruppen
Bad Berneck Reinigung des Biotops Blumenau.................................................................. 53
              Einsatz für das Volksbegehren „Rettet die Bienen“....................................... 54
              Präsentation unserer Ortsgruppe beim Tag der Vereine im Popup-Store in
              Berneck...........................................................................................................55
              Bestandsaufnahme der Bäume am Weißen Main......................................... 56
Goldkronach Goldkronachs Baumschönheiten - Fotowettbewerb 2019 ............................ 57
Hummelgau Exkursion ins Altmühltal................................................................................. 62
Pegnitz       Besuch bei der Recycling-Anlage in Rehau.................................................. 64
Pottenstein   Unser 1. Jahr - und was so alles war - und dazwischen kam........................ 68

Kontakte             Kreisgruppe.................................................................................................... 72
                     Ortsgruppen.................................................................................................... 73
                     Experten......................................................................................................... 74
                     Stammtische................................................................................................... 76
                     Gasthäuser..................................................................................................... 77
                     Beitrittserklärung............................................................................................ 79

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Einladung
                          zur Jahreshauptversammlung

             des BUNDes Naturschutz, Kreisgruppe Bayreuth

                          am Mittwoch, dem 11. März 2020

                                      um 19 Uhr

                   in Bayreuth, Schwenk-Saal, Pottensteiner Straße 12

                                  Tagesordnung

          1. Begrüßung
          2. Rechenschaftsbericht des Vorstands
          3. Kassenbericht
          4. Bericht des Kassenprüfers
          5. Aussprache
          6. Entlastung des Vorstands
          7. Ehrungen
          8. Vortrag von Professor Dr. Stefan Peiffer
              Inhaber des Hydrologie-Lehrstuhls der Universität Bayreuth:
              Trinkwasser in Oberfranken im Zeichen des Klimawandels
          9. Sonstiges

                                   Reinhard Birkner,
                                      1. Vorsitzender

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Nachruf auf Nikolaus „Nik“ Lange

    Herr Lange, seit 1975 Mitglied, wurde 1984 als Naturschutz-
    Fachkraft (Biologe) vom Landkreis Bayreuth angestellt. Zu-
    sammen mit dem damals ebenfalls eingerichteten landkreis-
    eigenen Naturschutzschutzprogramm betrat der damalige
    Landrat Dr. Klaus Günter-Dietel Neuland in Bayern, ganz zur
    Freude unseres Verbandes.

    Herrn Lange war es mit diesen Mitteln möglich, eine ganze
    Reihe von Projekten zu verwirklichen, was den engagierten
    Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde aus Zeitman-
    gel nie möglich gewesen wäre. Noch heute profitiert die Natur
    im Landkreis Bayreuth von diesen Aktivitäten.
    So war es für viele von uns eine traurige und überraschende
    Nachricht, dass Nik Lange am 21. April 2019 verstorben ist.
    Der BUND Naturschutz wird ihn als tatkräftigen und in Sachen
    Naturschutz engagierten Menschen in Erinnerung behalten.

    Peter Ille

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Vorwort
Vorwort der Redaktion

Liebe Leserinnen und Leser!                   Die mächtige Volkspartei CSU hatte
                                              2018 138 354 Mitglieder.
Wenn Sie die Beiträge zu Klimawan-            Die Jugend ist aufgewacht. Noch
del, Energiewende, Artenschwund               nie setzte sie sich so für unsere Sa-
und Landwirtschaft lesen, werden              che ein wie jetzt.
Sie zu dem Urteil kommen, dass es             Überall rührt sich etwas, in der Welt,
um unsere Umwelt schlimm steht.               im Land und auch in unserer Kreis-
So ist es auch. Aber das ist kein             gruppe, wie Sie diesem Rundbrief
Grund zur Resignation, ganz im Ge-            entnehmen können.
genteil:                                      Es ist zwar wertvolle Zeit verloren
Noch nie war es so wichtig, dass              gegangen, aber die Zeit arbeitet für
es uns Natur- und Umweltschützer              uns!
gibt! Und wir werden mehr:
Der BUND in Deutschland hat in-               Ich wünsche eine anregende Lektüre
zwischen 650 000 Mitglieder und
Förderer, der Bund Naturschutz in             Ihr Helmut Korn
Bayern 246 000! Zum Vergleich:

                     Heilen durch Handauflegen
    Gesundheit für Körper, Geist und Seele
        Informationen • Behandlungen • Seminare • Treffen

   Barbara Schabacker
   anerkannte Heilerin nach den Richtlinien
   des Dachverbandes Geistiges Heilen (DGH)
                                                Reiki
   Donndorfer Str. 3 • 95447 Bayreuth • Tel.: (09 21) 3 06 00

Rundbrief Nr. 52         www.bayreuth.bund-naturschutz.de                         5
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Leitartikel
Liebe Mitglieder, liebe Freunde            durch die Angst vor dem Anspre-
und Freundinnen des BUND Natur-            chen der kommenden Herausforde-
schutz, die Zeit für Veränderungen         rungen, lässt unsere Regierungen
scheint wirklich angebrochen zu            sowohl auf kommunaler sowie auf
sein. Viel Gemüse statt Filet, Strom       Landes- und Bundes-Ebene in eine
statt Benzin, Wasserstoff statt Die-       gewisse Starre verfallen. Es wird
sel, erneuerbar statt fossil. Selbst die   der Eindruck erweckt, dass die Re-
Rente ist in die Diskussion gekom-         gierenden das Ganze schon im Griff
men: Ob bei zukünftig mehr Empfän-         hätten und alles nicht so schlimm
gern und weniger Einzahlern, durch         werden wird. Dies führt natürlich nur
Digitalisierung und Industrie 4.0,         dazu, dass die notwendigen Anpas-
durch weniger Arbeit von Hand und          sungen nicht oder nur sehr halbher-
mehr Arbeit von Maschinen (selbst          zig angegangen werden und damit
bei Banken!) das derzeitige System         die Zeit für das Umsteuern immer
noch zukunftsfähig ist?                    kürzer wird und im Ergebnis die Ver-
                                           änderungen nur umso radikaler aus-
Mehr als 800 000 Arbeitsplätze sind        fallen müssen.
direkt oder indirekt von der Automo-
bilindustrie abhängig. Nicht nur das       Wenn Deutschland nicht schnell auf
Umdenken in Deutschland, sondern           die weltweiten Veränderungen re-
die Veränderungen weltweit werden          agiert, werden wir in absehbarer Zeit
selbst bei positiver Sichtweise min-       nicht nur die Jugend auf der Straße
destens die Hälfte dieser Arbeits-         haben, sondern auch diejenigen, de-
plätze in wenigen Jahren überflüssig       ren Arbeitsplätze weggefallen sind.
machen. Durch die verfehlte Politik        Dies bedeutet nicht nur einen Gene-
sind selbst bei zukunftsfähigen Be-        rationenkonflikt, sondern auch eine
reichen wie Photovoltaik und Wind-         Gefährdung des sozialen Friedens.
energie mehrere 10 000 Arbeitsplät-        Und dies wiederum heißt für unsere
ze weggefallen.                            Natur nichts Gutes. Denn wenn das
                                           Geld weniger wird, ist zu befürchten,
Die Jugend in Form von „Friday for         dass zuerst bei Naturschutzmaß-
Future“ fordert vehement Aktionen,         nahmen gespart wird.
um die Klimaziele wenigstens an-
nähernd einhalten zu können und Es gibt also viele Gründe, warum
damit ein einigermaßen erträgliches endlich ernsthaft über ein Klima-
Leben für unsere Enkel sichern zu paket, das seinen Namen verdient,
können.                             und über sinnvolle Wirtschaftspolitik
                                    diskutiert werden sollte. Durch den
Die    „Weiter-so“-Politik, bedingt zweiten trockenen Sommer in Folge

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Leitartikel

wurde wohl den meisten Menschen           raum verursacht. Bei uns wird zwar
in Deutschland klar, dass ein wirk-       seit Ende 2018 keine Steinkohle
liches Umsteuern erforderlich ist.        mehr abgebaut, stattdessen wird
Dokumentiert wurde dies durch die         100 % importiert, vor allem aus Rus-
überwältigende Zustimmung zum             sland, Kolumbien, Australien und
Volksbegehren „Rettet die Bienen“.        den USA. Allein im letzten Jahr wur-
Der größte Teil der Bevölkerung           den über 40 Millionen Tonnen Stein-
ist bereit, Veränderungen mitzutra-       kohle in Deutschland verbrannt. Wo-
gen. Selbst die Wirtschaft stellt sich    bei die Förderung der Kohle meist
schon seit längerem auf neue Stan-        unter menschenunwürdigen Ver-
dards ein, nur damit lässt sich mo-       hältnissen geschieht und der Abbau
mentan noch nicht das große Geld          (meist Tagebau) unwiederbringliche
verdienen, weshalb vor allem die          Zerstörungen in der lokalen Umwelt
konservativen Parteien wegen der          und die Vertreibung der indigenen
innigen Verbindung mit der Groß-          Bevölkerung bedeutet. Derzeit sind
industrie die erforderlichen Umstel-      übrigens 19 weitere Jahre Kohlever-
lungen kräftig bremsen.                   brennung geplant.

Dies geschieht z.B. durch Abstands-       Die verfehlte deutsche Wirtschafts-
vorgaben bei Windkraft und Aus-           politik zeigt sich auch gravierend
schreibungsbedingungen, die für           bei der Mobilität. Bedingt durch die
Bürgergenossenschaften finanziell         relativ kurze Laufzeit von Verträ-
nicht tragbar sind. Ziel ist hierbei      gen der Vorstandsvorsitzenden in
wohl die zentrale Stromversorgung         der Automobilindustrie verglichen
so lange wie nur möglich vor der          mit der Entwicklungszeit von neu-
dezentralen Energiegewinnung un-          en Batterien ist es den Verantwort-
ter Beteiligung der Bürger zu schüt-      lichen erst einmal nicht vorzuwerfen,
zen. Bei der Stromerzeugung wird          dass sie hier keine eigenen Initiati-
hier der generelle Konflikt zwischen      ven entwickelt haben. Denn wenn
Zentralität (z.B. Eon, RWE) und De-       eine Vertragsverlängerung ansteht,
zentralität (viele kleine Stadtwerke,     ist zwar bis dahin viel Geld für die
Bürgerenergiegenossenschaften)            Erforschung ausgegeben, aber mit
ausgetragen. Verlierer ist mal wieder     Sicherheit noch kein verwertbares
das Klima, weil die in den Büchern        Ergebnis vorhanden. D.h. es wird
bereits abgeschriebenen fossilen          von den einzelnen Firmen nichts in
Kraftwerke den Vorzug bekommen.           dieser Richtung getan, sondern es
Über 100 Millionen Tonnen CO2 ent-        ist kurzfristig betriebswirtschaftlich
stehen allein in Deutschland jährlich     sinnvoller, Batterien in Fernost zu
durch die Verbrennung von Stein-          kaufen. Damit brechen zwar lang-
kohle, das ist in etwa so viel, wie der   fristig Einnahmen und Arbeitsplätze
gesamte Autoverkehr in Deutsch-           weg, aber dann ist ja der derzeitige
land im gleichen Betrachtungszeit-        Vorstand nicht mehr verantwortlich.
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Leitartikel

Hier hätte eine vorausschauende           fache Lösungen anbieten.
Wirtschaftspolitik von Seiten der Po-
litik ansetzen müssen und deutsch-       Angeblich ist in Deutschland ein
landweit, wenn nicht sogar EU-weit,      großes Ziel, CO2 einzusparen, aber
eine Förderung bzw. Entwicklung          die einfachste, schnellste und bil-
anstoßen müssen. Stattdessen wird        ligste Lösung, nämlich ein Tempoli-
das vorhandene Geld in alte Technik      mit einzuführen, wie es in anderen
investiert. Mir kommt das vor, wie       Ländern gang und gäbe ist, wird ab-
wenn damals die Firmen Agfa und          gelehnt. Die Regierenden verhalten
Kodak für die Entwicklung von neu-       sich leider häufig wider besseres
en Fotofilmen unterstützt worden         Wissen. Dies ist auch bei der Land-
wären, obwohl die Digitalfotografie      wirtschaft der Fall. Deutschland als
mit der zugehörigen Speichertech-        ein Agrarexportland zu entwickeln,
nik bereits vor der Einführung stan-     Masse statt Qualität als Ziel zu ha-
den. Agfa und Kodak gibt es heute        ben ist einfach der falsche Ansatz.
in dieser Form nicht mehr.               Es wäre wünschenswert, offen mit
                                         der Bevölkerung zu sprechen und
Ein Großteil der deutschen und eu-       dafür zu kämpfen, dass eine gesun-
ropäischen Bevölkerung ist weiter        de Ernährung auch ihren Preis hat,
als viele Politiker dies wahrhaben       und damit dem Bauern auch die
wollen. Die Veränderungen, die           entsprechende Anerkennung und
notwendig sind, um die Klimaziele        Wertschätzung zu geben. Der welt-
einzuhalten, werden deswegen             weite Fleischkonsum wird sich nicht
kleingeredet und als Zwang darge-        auf diesem Niveau, wie es derzeit
stellt, statt die positiven Seiten und   ist, halten können, wenn wir unsere
die damit verbundenen Chancen            Klimaziele einhalten wollen. Es wird
aufzuzeigen und Mut zu machen.           aber sicher auch nicht jeder zum
Die meisten Wähler spüren, dass          Vegetarier werden. Wenn also we-
es nicht einfach so weitergehen          niger Fleisch (Qualität) gekauft wird,
kann. Die Herausforderungen, die         dann kann aber das, was gekauft
sich durch die verändernden Be-          wird, auch einen besseren Preis er-
dingungen ergeben, werden nicht          zielen. Der Trend weg vom Fleisch,
offen angesprochen und diskutiert.       hin zu vegetarischen Gerichten hat
Dies erweckt den Eindruck, dass          selbst in Bayreuth Einzug gehalten,
die derzeit an der Macht stehenden       da jetzt verstärkt vegetarische Re-
Personen keine Lösungen dafür            staurants eröffnen. Ich wünsche mir,
haben, zumindest keine Lösungen,         dass immer mehr Bauern erkennen,
die auch befriedigen können, und         dass der BUND Naturschutz nicht
das erzeugt Angst, was auch den          ihr Gegner, sondern ein verläss-
Verlust sehr vieler Wähler der bishe-    licher Partner ist, wenn es um bäu-
rigen Volksparteien und den Zulauf       erliche Strukturen geht und um die
zu Gruppierungen erklärt, die ein-       Erhaltung unserer Landschaft mit
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Leitartikel

ihrer Flora und Fauna.                     ganz herzlich bei Ihnen bedanken,
                                           für Ihre Mitgliedschaft, Ihre Beteili-
Liebe Mitglieder und Freunde des           gung an Aktionen und für Ihre Spen-
BUND Naturschutz, ich wünsche Ih-          den. Ein ganz besonderer Dank gilt
nen allen wieder viel Kraft, Mut und       den Organisatorinnen unserer Kin-
Entschlossenheit, damit die Heraus-        dergruppe in Goldkronach.
forderungen der Zukunft, die sich
jedem sicher in unterschiedlicher          Bleiben Sie uns wohlgesonnen
Ausprägung zeigen, gut und mit viel        Ihr Reinhard Birkner
Gelassenheit bewältigt werden kön-
nen. Zum Schluss möchte ich mich

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Aktuelles
Streuobstwiesen im Landkreis Bayreuth
Helfen Sie mit, diesen Schatz zu erhalten!
Obstflächen in unserer Kulturland- Vielfalt in den Streuobstbestän-
schaft erfreuen uns - v.a. zur Zeit  den des Landkreises. Gefördert
der Blüte im Frühling. Und natürlich wird das Projekt vom Bayerischen
im Herbst, sofern die Bäume Obst Naturschutzfond, dem Landkreis
tragen. Ihre Besitzer müssen viel    Bayreuth und der Oberfrankenstif-
Leidenschaft und Zeit aufbringen, tung. Durch veränderte Mahd oder
um die Flächen übers ganze Jahr durch Mähgutübertragung soll un-
zu pflegen. Manchem Bewirtschaf- ter Obstbäumen auf kommunalen
ter wird die Arbeit aber zu viel. So und privaten Flächen wieder mehr
drohen Streuobstwiesen brach zu      blütenreiches Grünland geschaffen
fallen oder den Hochstämmen droht    werden. Verinselte Obstflächen sol-
der Kahlschlag. Wenn Streuobst- len stärker vernetzt werden, Obst-
bäume in der Flur verschwinden, bäume und -wiesen naturschutzge-
bedeutet das nicht nur einen ästhe- recht gepflegt, vorhandenes Altholz
tischen Verlust für den Menschen, und Baumhöhlen erhalten und Nist-
sondern auch einen biologischen      hilfen z.B. für Wildbienen geschaf-
für die Natur. Denn alte Obstbäu- fen werden. Durch Neupflanzungen
me sind wichtige Rückzugsorte und    soll der Überalterung der Bestände
Nahrungsquellen für viele Tierarten. entgegengewirkt werden.
Und in der immer stärker genutzten   Dabei kann sich jede/r beteiligen!
Landschaft bieten ungedüngte und Sie können Streuobst-Kundschafter
extensiv gepflegte Obstwiesen Le- werden und Informationen über vor-
bensraum für zahlreiche Pflanzen- handene Obstflächen z.B. in Ihrer
und Tierarten.                       Gemeinde sammeln und melden.
Um die wertvollen Streuobstbestän- Dabei lernen Sie Ihre Umgebung
de im Landkreis Bayreuth nachhal- neu kennen und wir können, wo
tig zu schützen, hat sich 2018 unter notwendig, Erhaltungs- oder Auf-
Beteiligung der Kreisgruppe des      wertungsmaßnahmen in die Wege
BUND Naturschutz die „Streuobst- leiten. Sie können - als Einzelper-
allianz Bayreuth“ gegründet. Aus     son, Gruppe, Schulklasse, Firma
den Ideen ist nun ein dreijähriges - eine Patenschaft für einen Baum
BayernNetzNatur entstanden.          oder eine Fläche übernehmen oder
Die        Landschaftspflegeverbän- Streuobstwiesenbesitzer bei der
de Weidenberg und Fränkische         Ernte, der Wiesen- oder Baumpfle-
Schweiz widmen sich in Kooperati- ge unterstützen. Oder Sie setzen
on mit dem Landesbund für Vogel- sich mit eigenen, öffentlichkeits-
schutz dem Erhalt der biologischen   wirksamen Aktionen wie Streuobst-
10                   www.bayreuth.bund-naturschutz.de     Rundbrief Nr. 52
Aktuelles

festen, -führungen o.ä. für den Le-                   schen Obst anbieten, das sie nicht
bensraum Streuobstwiese und den                       mehr ernten oder nicht selbst auf-
Schutz der biologischen Vielfalt ein.                 brauchen können. Interessenten,
Wir beraten Sie gerne und bieten ab                   die regionales, heimisches Obst su-
2020 auch Kurse zu Streuobstthe-                      chen, können mit ihnen in Kontakt
men an. Im Rahmen des Projektes                       kommen. Es kann auch Hilfe beim
wird zudem eine digitale Streu-                       Baumschnitt und der Wiesenpflege
obstplattform für nicht-gewerbliche                   angeboten und es können Flächen
Dienstleistungen und Produkte ein-                    zur Pacht vermittelt werden.
gerichtet. Dort können z.B. Men-

Übergabe des Förderbescheides für das neue Streuobstwiesenprojekt.
von links: Frau Simon Tischer (2. Vors. Bez.verband Oberfranken Gartenbau und Landespflege), Herr
Dörfler (Vors. Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Bayreuth), Frau Brendl-Fischer (Vors. Bez.
verband Oberfranken Gartenbau und Landespflege), Bürgermeister Raab (Vors. LPV Fränk. Schweiz),
Herr Beran (LBV), Frau Piwernetz (Vors. Oberfrankenstiftung), Bürgermeister Wittauer (Vors. LPV Wei-
denberg), Herr Schlapp (Bayer. Naturschutzfonds), Bürgermeister Preißinger (Seybothenreuth), Frau
Reinert-Heinz (stellv. Landrätin), Frau Schmidt (Projektkoordination), Herr Potzel (Eigentümer Streuobst-
wiese)

Foto: T. Hofmann
Wenn auch Sie sich für Streuobst begeistern und sich engagieren möchten, nehmen Sie gern
Kontakt zu uns auf:

Christine Schmidt (Projektkoordination), Tel. 09278-97764;
christine.schmidt@weidenberg.de

Birgit Elitzer-Böhner, Tel. 09241-7248144;
birgit.elitzer-boehner@lpv-fraenkische-schweiz.de

Sevtap Okyay, Tel. 0176-21642866,
sevtap.okyay@lbv.de

Rundbrief Nr. 52                www.bayreuth.bund-naturschutz.de                                      11
Aktuelles

Die Verbrauchergemeinschaft Hamster-
backe stellt sich vor
Unser Verein Hamsterbacke grün-         in    Bayreuth
dete sich am 21. Juni 2019 mit 93       selbstverständ-
Mitgliedern, inzwischen sind wir bei    lich   machen,
ca. 400 Mitgliedern. Die Hamster-       möglichst un-
backe will durch Informationsver-       verpackt    ein-
anstaltungen, Workshops und Ex-         kaufen zu kön-
kursionen Verbraucheraufklärung         nen.
betreiben. Wir haben uns zum Ziel
gesetzt, die Versorgung mit regio-      Ökologisch
nalen, unverpackten und ökologisch      Wir wollen Landwirte darin unter-
produzierten Lebensmitteln zu stär-     stützen, eine Landwirtschaft zu
ken. Dazu haben wir inzwischen ei-      praktizieren, die Vielfalt fördert,
nen Laden in Bayreuth am Hohen-         Ressourcen schont und aufbaut, na-
zollernring (untere Fußgängerzone)      türliche Kreisläufe integriert und mit
angemietet, der bald eröffnen soll.     der Natur, statt gegen sie, arbeitet.
                                        Wir wollen ein Beispiel dafür sein,
Regional                                dass es nachhaltige Alternativen zur
Als Erzeuger-Verbrauchergemein-         aktuell vorherrschenden Nahrungs-
schaft bieten wir eine Alternative      mittelversorgung, die weder sozial
zu einer Lebensmittelproduktion, in     noch ökologisch zukunftsfähig ist,
der weite Transportwege vorherr-        gibt. Wir achten auf Produktionsme-
schen und zu der wir als Verbrau-       thoden und Anbauweisen, die unse-
cher zunehmend den Bezug ver-           re Umwelt schonen.
loren haben. Dazu stärken wir die
Vielfalt regionaler Produzenten und     Kooperativ
Produkte mit dem Ziel, nachhaltige      Wir wollen ein Netzwerk aufbauen,
und zukunftsfähige Strukturen auf-      in dem Erzeuger und Verbraucher
zubauen. Wir wollen Transparenz         gemeinsam Verantwortung für die
schaffen bezüglich der Herkunft von     Lebensmittelversorgung überneh-
Lebensmitteln, Verarbeitungs- und       men. Unser Konzept beinhaltet eine
Vermarktungswegen. Deshalb ar-          kooperative Finanzierung eines
beiten wir eng mit den Erzeugern        Ladens in Bayreuth. Die Mitglieder
zusammen.                               sind Miteigentümer des Ladens und
                                        können an allen Entscheidungen
Unverpackt                              teilhaben. Wir sind nicht gewinn-
Wir wollen ein Zeichen setzen ge-       orientiert; alle Einnahmen sollen nur
gen die Alternativlosigkeit von zu-     die laufenden Kosten decken. Darin
nehmend aufwändig verpackten            unterscheiden wir uns von einem
Lebensmitteln. Wir wollen es auch       herkömmlichen Bioladen.
12                    www.bayreuth.bund-naturschutz.de         Rundbrief Nr. 52
Aktuelles

Wir kooperieren mit Landwirten,          sind hier stets willkommen.
Verarbeitern und Naturschutzver-
bänden. Die Zusammenarbeit mit           Weitere Infos auf unserer Home-
anderen Initiativen und Institutionen    page:
aus Bayreuth und der Region wollen
wir weiter ausbauen.                     www.hamsterbacke-bayreuth.de
Die Vereinsstruktur besteht aus
mehreren Arbeitskreisen, in denen        Heike Paintmayer
sich bereits viele Aktive ehrenamt-      für Hamsterbacke Bayreuth
lich einbringen. Weitere Mitglieder

Pflanzenbestimmungskurs für Laien
Der starke Rückgang der Artenviel-       Flora zu entdecken und kennen zu
falt ist spätestens seit dem Volksbe-    lernen. Willkommen sind sowohl An-
gehren in aller Munde. Was jedoch        fänger ohne Vorkenntnisse, die eine
nicht so sehr thematisiert wird, ist,    praxisorientierte Starthilfe bekom-
dass auch die Artenkenner immer          men möchten, wie sie unbekannten
weniger werden. Doch da man be-          Pflanzen mit entsprechenden Hilfs-
kannterweise nur das schützen            mitteln, meist Bestimmungsbüchern,
kann, was man kennt, ist es sehr         auf die Spur kommen können, als
                                         auch schon etwas versiertere Pflan-
                                         zenfreunde, die vielleicht hin und
                                         wieder an die Grenzen ihrer Kennt-
                                         nisse und Möglichkeiten stoßen und
                                         weiterführende Unterstützung wol-
                                         len.
                                         Die Idee war, über das Jahr hinweg
                                         mehrere Termine anzubieten, um
                                         verschiedene      jahreszeittypische
                                         Pflanzen entdecken zu können bzw.
                                         manche Pflanzen in verschiedenen
                                         Phasen ihres Lebenszyklus zu se-
                                         hen (z.B. Blüte/Frucht). Wer will,
                                         kann an allen Terminen teilnehmen,
wichtig, dass auch diesem Trend          man kann aber auch zu jedem Ter-
entgegengewirkt wird. Um dies zu         min einzeln kommen.
unterstützen, möchte der Bund Na-        Es wird jeweils eine theoretische
turschutz dieses Jahr einen Pflan-       Einführung zu den Bestimmungs-
zenbestimmungskurs anbieten.             methoden und -büchern sowie bo-
Dieser richtet sich an alle, die Inte-   tanische Hintergründe zu den häu-
resse daran haben, die heimische         figsten Pflanzenfamilien geben, die
Rundbrief Nr. 52       www.bayreuth.bund-naturschutz.de                   13
Aktuelles

das Bestimmen stark erleichtern.        zeitnah nach Erhalt dieses Hefts,
Dann wird in geeignetem Gelände         damit wir einen Überblick bekom-
unter fachkundiger Anleitung geübt.     men und Termine festlegen können.
Wenn gewünscht, kann z.B. im wei-       Wir sammeln vorerst nur Interessen-
teren Verlauf eine WhatsApp-Grup-       Bekundungen. Wenn Sie uns schrei-
pe gegründet werden, in der man         ben, ist das noch keine verbindliche
sich außerhalb des Kurses über ge-      Anmeldung. Es wird in der Folge mit
fundene Pflanzen austauschen und        den Interessenten nach passenden
gegenseitig bei der Bestimmung          Terminen gesucht. Schreiben Sie in
helfen kann.                            Ihre Mail bitte neben ihrem Namen
Denkbar wäre auch, dass ein Wild-       hinein, ob Sie schon Vorkenntnisse
pflanzen-Stammtisch aus dem Kurs        haben, über welche Bestimmungs-
hervorgeht. Wir sind gespannt, was      bücher sie gegebenenfalls verfügen
sich entwickelt! Da das aber bis-       und ob Sie nur an einem Termin
her alles nur Ideen sind, wollen wir    oder auch an mehreren interessiert
erst einmal sehen, wie diese ange-      wären. Der Kurs wird von der Kräu-
nommen werden. Deshalb die Bitte:       terpädagogin Veronika Hartmann
Falls Sie Interesse haben, dass ein     geleitet. E-Mails bitte an:
solcher Kurs zustande kommt, auch       pflanzenbestimmung@gmx.de .
wenn sie nur an einem einzelnen
Termin teilnehmen möchten, schrei-      Veronika Hartmann
ben Sie uns am besten möglichst

Klimawandel
Dr. Johannes Lüers saß am Anfang        die Klimadiagnose - und ein Fazit
so unscheinbar da, wie ein stiller      daraus ist: Wir könnten in Pegnitz
Rentner. Aber er entpuppte sich als     schon Wein anbauen. Die Wär-
ein phänomenaler Fachmann, als          me dafür haben wir (auf 100 Jahre
ein Kämpfer fürs Klima wie einst die    hochgerechnet plus 4 Grad über
68er, als ein Mann mit klarem, wei-     dem eigentlich normalen Mittel). Es
tem Wissen. Er sprach so lebendig,      ist nur noch keiner drauf gekommen.
dass es niemandem zu viel wurde.        Der Klimawandel (KW), den wir ge-
Lange wurde danach diskutiert. Und      rade erleben, ist die größte Verän-
danach sagte er zu mir: „Ich hab ja     derung seit 100 Millionen Jahren,
gar nicht gesagt, wie schlimm es        gravierender als der Meteoritenein-
wirklich um die Erde steht. Ich kann    schlag vor 65 Mill Jahren oder der
die Leute ja nicht demotivieren.“       Ausbruch von 1000 Vulkanen. „Und
In Köln geboren und in Trier stu-       diese Veränderung ist vom Men-
dierend, kam Dr. Lüers 2002 nach        schen verursacht.“ Der Mensch
Bayreuth, wo er habilitierte. Hier      holzte z. B. den Hambacher Forst,
betreute er Versuchsanlagen für         einst der größte Wald Europas, auf
14                    www.bayreuth.bund-naturschutz.de       Rundbrief Nr. 52
Aktuelles

 5% ab. Und er stellt erstmals in der     Folgen meist viele Jahre bis Jahr-
 Geschichte selbst Schadstoffe her.       zehnte vergehen können. Würde wir
„Das ist eine Kette, und sie geschieht    sofort hitzekrank, würden wir sofort
 nicht aus Versehen. Täglich geht sie     handeln. So aber sind es wohl nur
 bewusst weiter. Ich könnte bis Weih-     die Fridays-Kinder, die geschockt
 nachten Tausende Bilder unserer          sind. Es geht ja um ihre Zukunft. Wir
 Erdzerstörung zeigen, und ich bin        als Erwachsene sind dickfellig. Lü-
 dann noch nicht fertig.“                 ers: „Wir kriegen das Verursachen
 War ein Taifun bisher nur kurze Zeit     nicht mit, wegen der fehlenden So-
 an einem Fleck, so Lüers, wird er        fortfolgen. Das ist ein ganz großes
 künftig eine Woche stehen bleiben.       psychologisches Problem, ein gene-
„Damit können Sie rechnen.“ Wir be-       tisches Manko.“
 kommen erheblich stärkere und zer-       Es gibt zwei Wege der Reaktion: 1.
 störerische Wirbelstürme als vor 50      Sich anpassen, weil die Ursachen
 Jahren. „Die Energie dafür ist da.“      bereits geschehen sind und der
 Die Erdoberfläche besteht derzeit        Wandel unausweichlich ist. Das
 zu 70% aus Wasser und zu 30% aus         heißt z.B. Parks in die Städte set-
 Land. Sie hat eine Durchschnitts-        zen, Bäume und Wasserflächen. 2.
 temperatur von 14 Grad, wenn die         Die direkten Ursachen, das aktuelle
 eingestrahlte Sonnenenergie der ins      Verbrennen der fossilen Stoffe ein-
 kalte All zurückgestrahlten Energie      stellen.
 entspricht. Aber diese Balance ist       Auch in Oberfranken sind noch nicht
 weg, weil durch den CO2-Ausstoß          alle Folgen sichtbar. „Wir stehen
 des Menschen 2 Watt pro Sekunde          noch am Anfang.“ Aber wir sehen
 an Energie auf der Erde zurückblei-      schon massive Starkregen und lan-
 ben. Vor allem das Meer heizt sich       ge Dürrezeiten dazwischen. Viele
 langsam auf, was zu Umwälzungen          dieser Regenmassen dringen dann
 von Wärme in die Tiefe führt und         aber nicht in den Boden, sondern
 gewaltige Ozeanströmungen ver-           fließen oberirdisch weg und zerstö-
 ändert. Die Erwärmung der Meere          ren dabei unsere Infrastruktur. Die
 bleibt und verändert das gesamte         Pflanzen leiden und das Grundwas-
 Erdsystem auf Dauer. Global, Land        ser fehlt.
 und Ozeane gemittelt, sind es nach       Das langjährige Jahresmittel in Bay-
100 Jahren 0,8 Grad zusätzlich. An        reuth beträgt 7,3 Grad (Referenz
 Land sind es jedoch bereits 1,5 Grad     1961-1990). Beim derzeitigen Er-
 zusätzlich. In Deutschland schon 2       wärmungsgrad hat sich die Region
 Grad und in Pegnitz 4 Grad mehr.         Oberfranken, hochgerechnet auf
 Wenn wir weiter fossile Stoffe (Koh-     100 Jahre, bereits um gut 4 Grad
 le, Öl, Erdgas) verheizen, wird es er-   aufgeheizt. Das Jahr 2018 war nicht
 heblich schlimmer. Aber der Mensch       nur in Oberfranken, sondern auch
 macht munter weiter, weil zwischen       global ein Rekordjahr, und heuer
 den Ursachen und dem Eintritt der        passiert das noch einmal. „Deutsch-
Rundbrief Nr. 52        www.bayreuth.bund-naturschutz.de                    15
Aktuelles

 land ist einer der Punkte der Erde,     „Das ist beispiellos in den letzten
 wo sich die Klimakrise deutlich be-      650 000 Jahren.“
 merkbar macht. Wir sind im oberen        Methan entsteht nicht nur beim Fur-
 Mittelfeld.“                             zen von Rind und Schaf, sondern
 Was passiert? Die Puffer (Ozeane)        auch, wenn Permafrostböden auf-
 laufen zu, werden überwärmt, „und        tauen (wo es gespeichert ist) und
 das Klima-Signal wird sichtbarer“.       Mikroorganismen im arktischen Bo-
 Auch in Oberfranken sind die Folgen      den aufwachen, die 20 000 Jahre
"sehr beeindruckend“. Z. B. sinkt die     schliefen. Bei einer minimalen Tem-
 Regenmenge im Frühjahr (v. a. im         peraturerhöhung starten sie durch,
 April) rapide und steigt leicht im       fressen und produzieren Methan.
 Herbst (September). „Die Verteilung     „Sie sind träge. Was wir da bisher er-
 des Regens über das Jahr hinweg          lebten, ist erst der Anfang.“
 wird sich erheblich und zu Unguns-       Wissenschaftler sahen das schon
 ten ändern“, so Lüers. „Starkregen-      vor 100 Jahren voraus. Aber ihre
 zeiten im Wechsel mit langen Tro-        Warnungen verhallten. Wir brau-
 ckenzeiten. In Europa kommt die          chen nur zur Venus zu schauen,
 Monsunisierung, d. h. zwei oder          deren Oberfläche dank zu viel CO2
 drei Regensaisons und lange Dür-         gut 500 Grad heiß ist. Bis zum Jahr
 re.“ Die Bauern und Förster können       2017, so Lüers, wurden schon 2300
 nicht mehr planen. Pflanzen gehen        Gigatonnen CO2 „in die Luft gepu-
 ein. „Der Mensch muss die Kultur-        stet“. Es könnten noch knapp 1000
 landschaft anpassen.“                    Gigatonnen fossilen CO2 freige-
 Lüers zeigte Zahlen zum Jahr 2018.       setzt werden, soll es bei einer Er-
 Bei den Temperaturen war der April       derwärmung von 2 Grad bleiben.
 der wärmste seit 170 Jahren, der         Nach 26 Jahren ab heute wären die-
 Mai der drittwärmste, der August der     se 2 Grad erreicht. Will man bei 1,5
 zweitwärmste. Beim Regen gab es          Grad stoppen, haben wir nur noch 8
 den zehnttrockensten Februar, den        Jahre Zeit. Denn in jeder Sekunde
 vierttrockensten August und zwölft-      gehen 1332 Tonnen CO2 raus. „Un-
 trockensten November. „Da machen         sere Kinder gehen deshalb zu Recht
 die Pflanzen zu.“ Jetzt der Winter-      auf die Straße.“
 einbruch mit extremem Schneefall         Aber was macht das Klimapaket?
 in Frankreich hätte auch bei uns die     Es setzt Fristen bis 2050 und 2080
 Stromtrassen knicken können.            - und kegelt die Wind- und Sonnene-
 Früher dauerte es 10 000 Jahre, um       nergie auf Null, auf die man absolut
 global 4 oder 5 Grad mehr Wärme          setzen müsste, will man den Klima-
 zu erzeugen. Heute geschieht das         wandel stoppen. Deutschland heizt
 in 100 Jahren - seit die Industrie       also weiter Kohle, Öl und Gas (Erd-
 für 45 % mehr CO2 sorgt, seit sie        gas besteht zu 90% aus Methan)
 das Methan um 155 % erhöht. (Me-        - „und wir schauen in die Röhre“.
 than ist 35fach schädlicher als CO2).    Lüers: „Nur wenn alle zusammenar-
16                     www.bayreuth.bund-naturschutz.de         Rundbrief Nr. 52
Aktuelles

beiten, geht es. Wenn wir auf sau-       Auch ein Ozean voller Wald wäre
bere Energie setzen. Davon gibt es       zu klein. Es gibt nur die Algen und
genug. Wir müssen sie nur nutzen.        Korallen in den Meeren, die das
Dann könnten wir nachhaltig und fair     schaffen. Wenn sie ihre Kalkscha-
auf der Erde leben. Wir müssen da-       len bauen, nehmen sie CO2 auf
für nichts neu erfinden, sondern nur     (unsere Fränkische-Schweiz-Felsen
das Vorhandene gut lenken. Es gibt       bestehen aus solchen Schalen, also
schon Gezeitenkraftwerke, Fluss-         massiv aus Karbonaten, Salzen des
turbinen, Deltaturbinen. Das ist al-     im Wasser zu Kohlensäure gelösten
les in der Schublade, ausgereift und     CO2). Aber die Algen arbeiten nur
über 20 Jahre wartungsfrei.“             bei kaltem Wasser. Korallenstöcke
Aber Pegnitz steuert auf über 45         sterben in warmem Wasser. Ein
Grad im Schatten zu, „weil die Erde      warmer Ozean ist sauer, was die
mit Energie aufgepumpt wird“. Die        Kalkbildung verhindert.
40-Grad-Grenze purzelt jetzt schon       Dr. Lüers‘ Schlusswort: „Leute, es
vielerorts in Deutschland, „und in       gibt nur eine Lösung: Einstellen des
ein, zwei Jahrzehnten fallen die         Verbrennens von fossilen Stoffen.
50-Grad-Grenzen in Mitteleuro-           Wir müssen nichts verbrennen, weil
pa, das ist sicher. Wir bekommen         schon alles andere da ist. Wir müs-
nachts 30 Grad, und das über zwei        sen den CO2-Ausstoß auch nicht
Wochen. Unser Körper kann nicht          um 100 % senken, einen nicht zu
mehr schwitzen, es wird lebensge-        großen Teil würde eine gesunde
fährlich. Haben wir ein paar Tage        Erde puffern. Ein wenig CO2 hilft
lang 42 Grad, brauchen wir einen         den Pflanzen sogar. Wir müssen al-
Kühlraum. Kühe, die sich bei 4 Grad      les auf ein normales Maß zurückfah-
am wohlsten fühlen, sehen Sie dann       ren. Die Dosis macht´s.“
kilometerweit tot liegen.“               Er verwies auf die Arte-Reihe „Mit
Lüers warnte auch vor schmel-            offenen Karten“ (samstags je 15
zendem       uraltem       Methaneis,    Minuten zu sehen), wo Wissen-
welches tiefer in den Ozeanen unter      schaftler zeigten, dass die Erde 20
Schlamm verborgen liegt, etwa im         Mrd. Menschen ernähren könnte,
Golf von Mexiko. Ein Zehntel-Grad        wenn man alles fair verteilt und die
Erwärmung genügt, um das Eis auf-        richtigen Pflanzen am richtigen Ort
zutauen und Methan freizusetzen.         nachhaltig anbauen würde. Ohne
Die UNO versteigerte schon Mee-          Kunstdünger und Gifte. Denn die
resboden, um Methan und Erze ab-         Gift- und Düngerherstellung ist
zubauen. Auch Deutschland hat sei-       Raubbau und zudem die größte
ne Claims im Pazifik und Indischen       Energieverschwendung.
Ozean bereits abgesteckt.
Lüers zum Schluss: Unsere Waldflä-       Thomas Knauber und Dr. Johannes
che reicht nicht, um alles vom Men-      Lüers
schen freigesetzt CO2 zu schlucken.
Rundbrief Nr. 52       www.bayreuth.bund-naturschutz.de                   17
Aktuelles

Landwirtschaft

Landwirtschaft und Politik               es sich für sie auch lohnt. Das Geld
                                         ist vorhanden. Ein Betrieb, der 1000
Am 22.10.2019 demonstrierten die         Hektar bewirtschaftet, bekommt von
Bauern in Bayreuth mit 1050 Trak-        der EU 266 380 € ausgezahlt. Eine
toren. Hierzu schrieb ich den fol-       Deckelung etwa auf 100 000 €, wie
genden Leserbrief, den der Kurier        es die bayerische Agrarministerin
allerdings brutal gekürzt hat:           Michaela Kaniber vorschlägt, hat der
                                         Bauernverband bisher verhindert. In
„Dass die Bauern mit einer Aktion        diese reine Flächenprämie (1. Säu-
 wie am Dienstag auf ihre missliche      le) fließen zur Zeit in Deutschland
 Lage aufmerksam machen, war             77 Prozent der EU-Gelder. Für alle
 längst überfällig. Über ihre Ziele,     Naturschutzprogramme, für das
 was sie ändern wollen, darüber er-      Kulturlandschaftsprogramm, für die
 fährt man im Kurier allerdings wenig    ökologische Landwirtschaft und die
 Konkretes. Im Hintergrund stehen        Dorferneuerung (2. Säule) sind nur
 natürlich der Artenschwund und die      23 Prozent der EU-Mittel übrig. Hier
 Grundwasserbelastung. Hier sind         muss umgeschichtet werden zugun-
 die Bauern eindeutig die Hauptver-      sten der Familienbetriebe, die es in
 ursacher, aber nicht die eigentlich     Bayern ja noch gibt.
 Schuldigen. Schuld sind die Politi-
 ker, welche in der Vergangenheit die    2. Der Einsatz von Pestiziden muss
 Weichen in Richtung Agrarindustrie      spürbar verringert werden. Jetzt
 gestellt haben, schuld ist der Bau-     wird ja rein vorbeugend und auf der
 ernverband, der sich schon längst       gesamten Fläche gespritzt. Rund-
 von dem Leitbild der „bäuerlichen       um-Vernichter wie das Glyphosat
 Landwirtschaft“ verabschiedet hat.      sind ganz zu verbieten. Die Öko-
 Die Folgen sind für die Natur und die   bauern zeigen übrigens seit Jahr-
 Bauern (Höfesterben!) in gleicher       zehnten, dass man auch völlig ohne
 Weise schlimm.                          Gift auskommen kann.

Was ist zu tun? Nicht nur bei Um-        3. Der Tierbestand muss an die Flä-
weltschützern besteht Einigkeit da-      che gebunden werden. Damit wäre
rüber, dass sich Folgendes ändern        das Nitratproblem weitgehend ge-
muss:                                    löst, es gäbe nicht mehr die jetzige
                                         Überproduktion von Fleisch und
1. Man braucht bei Äckern und Wie-       Milch, die den Bauern die Preise ru-
sen entsprechende Randstreifen,          iniert, vor allem aber würde die Mas-
die nicht intensiv genutzt werden.       sentierhaltung zurückgedrängt.
Für diese Einschränkung müssen
die Bauern so bezahlt werden, dass       Wenn der Rahmen stimmt, dann
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Aktuelles

kann man sich kleinliche Gängelung      Landwirtschaft und Verbraucher
etwa bei Terminen für Mahd oder
Düngung sparen und ärgerlichen          1950 gab ein 4-Personenhaushalt
bürokratischen Aufwand vermin-          für Lebensmittel 43 % seines Ein-
dern.“                                  kommens aus; 1960 waren es noch
                                        35 %, 1970 26%, 1980 19,6 %, 1992
Inzwischen hat am 26. 11. 2019 in       14 %, 2010 11,2 %, jetzt sind wir bei
Berlin eine beeindruckende De-          9-10 %. Angesichts dieser Zahlen
monstration der Bauern mit 8600         stellt sich doch die Frage: Waren die
Traktoren und rund 40 000 Teilneh-      Deutschen früher so viel reicher?
mern stattgefunden. Leider zeigte       Die Franzosen geben etwa ein Drit-
sich hier sehr deutlich, dass die       tel ihres Einkommens für Lebens-
verantwortlichen Politikerinnen und     mittel aus. Verdienen sie dreimal so
Politiker immer noch nicht verstan-     viel wie wir?
den haben oder nicht verstehen
wollen, dass die Landwirtschafts-       Man darf freilich nicht übersehen,
politik grundlegend geändert wer-       dass es Leute gibt, die auch bei Le-
den muss. Und die Mehrzahl der          bensmitteln sparen müssen. Doch
Bauern merkt nicht, dass sie auf        für sie sind nicht Aldi und Lidl zu-
den falschen Weg gewiesen wur-          ständig, hier muss unser Sozialstaat
den und dass die Naturschützer ihre     helfen.
Freunde sind.
                                        Helmut Korn
Bayreuth, den 2. 12. 2019

Rundbrief Nr. 52      www.bayreuth.bund-naturschutz.de                    19
Aktuelles

Minderung Städtischer Klima- und Ozon-Risiken
(MiSKOR)
Im Verbundprojekt „Klimawandel         auch eine Vielzahl von negativen
und Gesundheit“ (VKG www.vkg.          Auswirkungen auf die direkten ur-
bayern.de) gefördert und finanziert    banen und anliegenden ländlichen
durch die Bayerischen Staatsmi-        Gebiete: Die hohe Dichte von be-
nisterien für Umwelt und Verbrau-      bauter Infrastruktur und deren Nut-
cherschutz (StMUV) sowie für Ge-       zung durch den Menschen verur-
sundheit und Pflege (StMGP) mit        sacht Produktion und Veränderung
Unterstützung des Bayerischen          des Transports von Wärme, Was-

Landesamtes für Umwelt sowie des       ser, Luft und deren Schadstoffen
Landesamtes für Gesundheit und         und schafft somit Mikroklimate, die
Lebensmittelsicherheit                 einen direkten Einfluss auf die Ge-
Städte sind ein integraler Bestand-    sundheit von Mensch, Pflanze, Tier
teil unserer modernen Gesellschaft     und Infrastruktur und damit auf das
und dienen als Zentren für Wohnen,     Wohlbefinden bzw. deren Leistungs-
Dienstleistung, Industrie und Ver-     und Funktionsfähigkeit haben. Je-
kehr. Neben positiven Funktionen       doch die große Herausforderung für
haben urbane Regionen jedoch           unsere Städte ist die rezente durch
20                   www.bayreuth.bund-naturschutz.de       Rundbrief Nr. 52
Aktuelles

uns Menschen verursachte Verän-
derung des Erdklimas und dessen         MiSKORs Ziel ist, durch ein dichtes
erhebliche Auswirkungen auf das         Messnetz in der Stadt Bayreuth und
städtische Leben.                       darauf aufbauender Computersi-
Hier setzt das Projekt „Minderung       mulationen ein besseres Ursachen-
Städtischer Klima- und Ozon-Ri-         verständnis zu schaffen und in der
siken (MiSKOR)“ im bayerischen          Praxis anwendbare Planungshilfen
Forschungsverbund „Klimawandel          zu entwickeln, um die negativen
und Gesundheit“ (www.vkg.bayern.        Folgen des Klimawandels abzumil-
de) an. Die Stadt Bayreuth soll hier    dern. Wir streben an, dass Bayreuth
als Modellstadt für Nordbayern          somit eine richtungsweisende Vor-
dienen, denn gerade für die vielen      bildfunktion für die Entwicklung an-
kleinen und mittelgroßen Städte in      derer Städte mit ähnlicher Lage und
Bayern bietet sich eine große Chan-     Einwohnerzahl ausübt.
ce. Diese Städte mit einer Einwoh-
nerzahl ähnlich der in Bayreuth (ca.    Das MiSKOR-Team (Professuren
70000) haben das Potenzial, auf-        Mikrometeorologie und Klimatolo-
grund ihrer geringeren räumlichen       gie) der Universität Bayreuth hat
Erstreckung durch die Umsetzung         in enger Zusammenarbeit mit der
gezielter und vorausschauender          Stadtverwaltung    Bayreuth   das
Planungsmaßnahmen den urbanen           stadtmeteorologische     MiSKOR-
Klimaeffekt abzuschwächen bzw.          Messnetz bestehend aus 12 auto-
sehr stark zu reduzieren. Damit         matischen Wetterstationen im Som-
können der bioklimatische Stress        mer 2018 aufgebaut und wertet die
und die Ozonbelastung von Mensch,       Messdaten seitdem wissenschaft-
Tier und Infrastruktur vermindert       lich aus. Im Sommer 2019 wurden
und die Gesundheit verbessert wer-      drei weitere Messstationen, zwei
den.                                    davon rechts der Autobahn A9 am

Rundbrief Nr. 52      www.bayreuth.bund-naturschutz.de                   21
Aktuelles

Eichelberg und unterhalb von St.         dass auch kleinere und mittelgroße
Johannis in Betrieb genommen.            Städte unter gleichgroßen, systema-
Über die Webseite www.bayceer.           tischen, bioklimatischen Stressoren
uni-bayreuth.de/miskor lassen sich       und Folgen der Luftverschmutzung
eine ausführliche Projektbeschrei-       leiden wie große Metropolen, je-
bung, die Standorte der Messstati-       doch mit dem Vorteil, dass sich hier
onen und in Echtzeit die aktuellen       mehr umsetzbare Möglichkeiten
Messdaten aller Stationen aus den        für auf wissenschaftlichen Erkennt-
verschiedenen Stadtteilen Bay-           nissen beruhender Stadtplanung
reuths finden.                           in enger Kooperation mit lokalen
Basierend auf unseren bisherigen         Akteuren ergeben. So wurde das
MiSKOR-Messungen und deren er-           MiSKOR-Projekt mit ersten Ergeb-
ster Auswertung zeigt sich eindeutig,    nissen auf Einladung der Oberbür-

22                     www.bayreuth.bund-naturschutz.de        Rundbrief Nr. 52
Aktuelles

germeisterin Merk-Erbe auf der           sionen auf der kommunalen Ebene
Bayreuther Stadtratssitzung vom 26.      als eine Klimaschutz-Forderung des
Juni 2019 in großer Runde durch          BUND-Naturschutzes in Bayern
Prof. Dr. Christoph Thomas und Dr.       entwickelt werden. Das Projekt und
Lüers vorgestellt und von Prof. Chri-    die Ergebnisse als ein wichtiger Bei-
stoph Thomas die Einrichtung eines       trag zur Bewältigung der durch uns
breit aufgestellten, verbindlichen       Menschen verursachten Klimakri-
Beratungsgremiums bzw. Beirats           se wurden 2019 (und werden auch
zur nachhaltigen Klimaentwicklung        2020) auf zahlreichen BN-Veran-
in der Stadt Bayreuth für Politik und    staltungen vorgestellt.
Stadtplanung vorgeschlagen. Die
Idee weitergedacht, könnte die bay-      Dr. Johannes Lüers und Prof. Dr.
ernweite (gesetzliche) Einrichtung       Christoph Thomas (Leiter des Pro-
solcher verbindlichen Klimakommis-       jekts)

Rundbrief Nr. 52       www.bayreuth.bund-naturschutz.de                    23
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Mit Pflanzenkohle CO2 aus der Atmosphäre holen!

Einige Regierungen, auch die          ben mit organischen Abfällen erfolg-
deutsche, stellen die Bewohnbar- reich an sich unfruchtbare Böden
keit unseres Planeten zugunsten verbessert (s. Rundbrief Nr. 43 S.
der fossilen Energiewirtschaft of- 28). Wesentlicher Bestandteil dieser
fen zur Disposition. Sie ignorieren, „Terra Preta“ ist geeignete Holzkoh-
dass die Klimakatastrophe bereits     le. Sie verfügt über eine sehr große
in vollem Gang ist. Hier hat sie es Oberfläche und kann Nährstoffe wie
tatsächlich geschafft, den Ausbau     Nitrat pflanzenverfügbar speichern.
erneuerbarer Energiebereitstellung    Doch nicht jede Holzkohle ist ge-
mit trickreicher Gesetzgebung und eignet. In Grillholzkohle verstopfen
begleitender Propaganda fast zum      unter anderem giftige PAK (Poly-
Stillstand zu bringen. Auf bessere    cyclische aromatische Kohlenwas-
Zeiten zu warten und vielleicht noch  serstoffe) die für den Stoffaustausch
schnell Venedig zu besuchen, bevor wichtigen Poren. Wie entsteht also
es dasselbe Schicksal ereilt wie das geeignete Holzkohle?
antike Alexandria auf der anderen Genau genommen brennt nicht das
Seite des Mittelmeeres, sollte keine  Holz, sondern Gase, die aus dem
Option sein. Es lohnt sich weiter, zu erhitzten Holz entweichen. Werden
Wind und Sonne als Energieträger alle Gase verbrannt, entstehen kein
zu stehen, den Kampf gegen die        Rauch und keine Rückstände. Ein
Bürokratie aufzunehmen und Solar- geeignetes Gerät („Pyrolyseofen“)
und Windenergieanlagen zu errich- sorgt dafür, dass sämtliche erhitzten
ten damit weniger CO2 und Methan Gase durch eine Feuerfront strömen,
aus Kohle und Erdgas entweichen. die diese verbrennt und zusätzlich
Umgekehrt steht eine weitere Opti- den unteren Bereich sauerstofffrei
on zur Verfügung, nämlich CO2 aus     hält. Der schweizer Landmaschi-
der Atmosphäre als festen Kohlen- nenschlosser und Tüftler Markus
stoff in der oberen humosen Boden- Koller hat einen entprechenden
schicht zu binden. Etwa die Hälfte    Pyrolyseofen „Kon Tiki“ entwickelt.
der organischen Bodensubstanz Das Modell darf jeder nachbauen:
besteht aus Kohlenstoff. Sie ist we- http://www.ithaka-journal.net/kon-
sentlich für die Bodenfruchtbarkeit. tiki-die-demokratisierung-der-pflan-
Gerade in unseren humusarmen in- zenkohleproduktion.
tensiv bewirtschafteten Ackerböden    Der Lindenhof in Bayreuth hat ei-
könnte also der Kohlenstoff aus der nen „Kon Tiki“ erworben und mit
Luft wertvolle Dienste leisten. Doch  der damit hergestellten Holzkohle
wie bringt man ihn dorthin? Bereits   umfangreiche Versuche zur Boden-
die Ureinwohner Südamerikas ha- fruchtbarkeit angestellt. Die Ernteer-
24                    www.bayreuth.bund-naturschutz.de      Rundbrief Nr. 52
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Beispiel für einen kommerziel hergestellten Kon-Tiki der Firma prodana

gebnisse können sich sehen lassen.
Die Holzkohle steigert die Frucht-
barkeit aber nur, wenn sie vorher mit
Nährstoffen (z.B. Gülle, Brennessel-
jauche) aufgeladen wurde. Den um-
fassenden Sachbericht kann man
online unter

https://oberfranken.lbv.de/umwelt-
stationen/lindenhof-1/projekte/

finden. Den Kon-Tiki kann man sich
dort auch ausleihen oder gleich fer-
tige Terra Preta erwerben.

Eckhard Sabarth

Rundbrief Nr. 52               www.bayreuth.bund-naturschutz.de          25
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Sind Bäume die Lösung ?

Die schlechte Nachricht zuerst: Der                 cherheit nur unter speziellen gün-
Ausstoß des wichtigsten Treibhaus-                  stigen Bedingungen erreicht werden.
gases CO2 weltweit ist bislang nicht                Wesentlich besser schneiden ei-
                                                              nige Böden ab. Je hö-
                                                              her     der     Humusanteil,
                                                              desto besser die CO2
                                                              Speicherung, deswegen
                                                              speichern insbesondere
                                                              Waldböden, aber auch
                                                              Grünlandböden mehr CO2,
                                                              als sie freisetzen, während
                                                              Ackerböden oft mehr CO2
                                                              freisetzen, als sie spei-
                                                              chern. Besonders wichtig
                                                              sind Torfmoore, die den
                                                              größten natürlichen CO2-
                                                              Speicher an Land bilden.
                                                              Die derzeit auf der Erde
                                                              vorhandenen Moore (>3
                                                              Millionen km2) nehmen
                                                              0.37 Gigatonnen CO2 im
                                                              Jahr auf. Andererseits
 ©Von Delorme - Eigenes Werk. Data from Dr. Pieter Tans,      emittieren trockengelegte
 NOAA/ESRL and Dr. Ralph Keeling, Scripps Institution of Oce-
 anography., CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/   Moore jährlich 1.3 Giga-
 index.php?curid=46146497                                     tonnen CO2. Dabei gilt für
                                                              Moore wie für alle anderen
gebremst worden und lag 2018 etwa                   Böden, dass die Klimaerwärmung
zwei Drittel über dem Referenzwert die Freisetzung von CO2 fördert und
von 1990 (und mehr als dreimal so                   damit die CO2-Bilanz der Böden
hoch wie 1960) und 2019 wird nicht verschlechtert. Die Wiedervernäs-
besser. Genaueste Zahlen finden                     sung und Pflege von Mooren, ein
sich unter: https://www.co2.earth/ Ende des Torfabbaus und Stopp
(in Englisch).                                      der Umwandlung großer Moore in
Wenn wir es schon nicht schaffen, Acker- oder Plantagenflächen (z.B.
den CO2-Ausstoß zu verringern viel- in Indonesien, Kongo....) ist daher
leicht lässt das Gas sich ja irgendwie Arten- und Klimaschutz in einem.
wieder einfangen? Seit etwa 20 Jah- Letztes Jahr haben Schweizer For-
ren werden Ideen zur unterirdischen                 scher den Vorschlag gemacht, die
Einlagerung von CO2 geprüft, aber Fähigkeit von Bäumen, durch Pho-
bislang konnte die notwendige Si- tosynthese mehr CO2 zu binden, als
26                        www.bayreuth.bund-naturschutz.de              Rundbrief Nr. 52
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sie durch Atmung freisetzen, zur         Auf der globalen Skala sind wir also
Verminderung des CO2-Gehaltes            beim „Einfangen“ von CO2 ziemlich
der Luft zu nutzen. Sie haben er-        machtlos weder die großen Wälder,
rechnet, dass für eine Aufnahme          noch die großen Aufforstungsflä-
von zwei Dritteln des von Menschen       chen, noch die großen Moore liegen
ausgestoßenen CO2 eine Milliar-          auf deutschem Staatsgebiet. Wir
de Hektar Land (also ein bisschen        können nur durch unser Konsumver-
mehr als die gesamte Landfläche          halten mittelbar beeinflussen, was
Chinas) neu mit Bäumen bepflanzt         dort geschieht, indem wir Fleisch
werden müsste. Derzeit sind 2,8          und Viehfutter südamerikanischer
Milliarden ha der Erdoberfläche mit      Herkunft ebenso wie Produkte mit
Wäldern bedeckt und die Forscher         hohem Palmölgehalt meiden. Auch
meinen, es stünden zusätzlich noch       können wir unsere Politiker so wäh-
etwa 900 Millionen ha zur Verfü-         len und beeinflussen, dass sie kei-
gung, insbesondere in Russland,          ne Handelsverträge schließen, die
USA, Kanada, Australien, Brasilien       den Verkauf solcher Produkte bei
und China. Während diese Zahlen          uns fördern aber das ist schon sehr
inzwischen von anderen Studien als       viel schwieriger. Ob diese Strategie
deutlich zu hoch angesehen werden,       langfristig erfolgreich sein wird, ist
sind alle Wissenschaftler einig, dass    aber keinesfalls klar, denn inzwi-
die bestehenden Wälder unbedingt         schen haben auch andere Volkswirt-
erhalten werden müssen, insbeson-        schaften das Geld, brasilianisches
dere in den feuchten Tropen, wo die      Rindfleisch und indonesisches
Baumdichte in den Wäldern (und           Palmöl zu kaufen und es steht uns
damit auch die Photosyntheserate         nicht zu, sie dafür zu kritisieren,
pro Fläche) deutlich höher ist als in    dass sie jetzt das konsumieren, was
den gemäßigten Zonen. Ebenfalls          wir die vergangenen Jahrzehnte für
besteht Einigkeit darin, dass groß-      selbstverständlich hielten.
flächige Aufforstungen geeignet          Ist es also nur Naturromantik, wenn
sind, den weiteren Anstieg des CO2-      wir uns hier in Bayern dafür einset-
Gehaltes der Atmosphäre zumin-           zen, Moore bestmöglich zu schüt-
dest zu verlangsamen. Deutschland        zen, alte Wälder zu erhalten und
und Bayern sind da allerdings eher       Bäume zu pflanzen ?
belanglos, auch die 30 Mill. Bäume,      Keinesfalls. Auch wenn der Bei-
die unser Ministerpräsident pflan-       trag zur globalen Verringerung des
zen will, helfen nicht wirklich. Her-    CO2- Anstiegs gering ist, sind die re-
mann Barthel, Energiereferent beim       gionalen und lokalen Effekte insbe-
BUND Naturschutz, hat berechnet,         sondere von intakten Wäldern und
dass Bayern pro Jahr 72 Mt CO2           größeren Mooren beträchtlich.
emittiert und der Wald dann 0,012          Wälder spielen im regionalen Was-
Mt CO2 pro Jahr binden würde also        serhaushalt eine große Rolle, indem
weniger als 0,02 %.                      sie durch Verdunstung von Wasser
Rundbrief Nr. 52       www.bayreuth.bund-naturschutz.de                     27
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