Corporate Treasury Radar März 2022 - Sonderthema: Russland-Ukraine-Krieg - Marktreaktionen, Sanktionen und mögliche Entwicklungen - LBBW

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Corporate Treasury Radar März 2022 - Sonderthema: Russland-Ukraine-Krieg - Marktreaktionen, Sanktionen und mögliche Entwicklungen - LBBW
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                              Treasury
                              Radar

                              März 2022
                              Sonderthema: Russland-Ukraine-
                              Krieg – Marktreaktionen, Sanktionen
                              und mögliche Entwicklungen

                              08.03.2022   Makro | Zinsen | Währungen | Rohstoffe
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                                                                                        Research2Go betrachten wir die
                                                                                        Weltwirtschaft aus dem Blickwinkel der
                                                                                        Unternehmen. Regelmäßig können Sie sich
                                                                                        jederzeit und überall innerhalb von weniger
                                                                                        als 20 Minuten informieren.

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08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                 2
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Agenda

 01 Vorwort und Einleitung                                                              Seite 04
      Sonderthema: Russland-Ukraine-Krieg – Marktreaktionen,
 02                                                          Seite 09
      Sanktionen und mögliche Entwicklungen
 03 Makro                                                                               Seite 19

 04 Zinsen                                                                              Seite 32

 05 Devisen & Rohstoffe                                                                 Seite 40

 06 Fazit und Anhang                                                                    Seite 52

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Corporate Treasury Radar März 2022 - Sonderthema: Russland-Ukraine-Krieg - Marktreaktionen, Sanktionen und mögliche Entwicklungen - LBBW
01
Vorwort und
Einleitung

 Dr. Moritz Kraemer
 Chefvolkswirt | Leiter Bereich Research
 Tel: + 49 711 127–73462
 moritz.kraemer@LBBW.de

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Redaktionelle Bilder auf neutralem LBBW-Hintergrund

  Liebe Leserinnen, liebe Leser,

  „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“, hat bekanntlich Heraklit gesagt. Das ist 2500 Jahre her und es sieht
  aus, als sei die Welt seither nicht klüger geworden. Mit dem Angriff von Vladimir Putins Russland auf die
  Ukraine ist das Undenkbare geschehen, sind alle Gewissheiten umgestoßen worden. In Deutschland gibt
  der Wirtschaftsminister, der sein Amt Wochen zuvor mit einer klimapolitischen Eröffnungsbilanz angetreten
  hatte, der Versorgungssicherheit Vorrang über den Klimaschutz. Gas- und Kohlevorräte sollen angelegt
  werden, längere Laufzeiten für Atomkraftwerke scheinen nicht ausgeschlossen, ein Finanzpaket für die
  Bundeswehr ist auf dem Weg. Die EU zahlt Waffen für die Ukraine, Schweden und Finnland klopfen an die
  Tür zur NATO, in den USA begraben Demokraten und Republikaner ihren Parteienzwist, sogar die
  Schweiz beteiligt sich an den internationalen Sanktionen gegen Putin und seine Helfershelfer. Über Nacht
  sind aus den Fernsehstudios die Ärzte verschwunden. An ihre Stelle sind Osteuropa-Kenner und Generäle
  getreten. Das Wort vom Atomkrieg macht die Runde. „Zeitenwende“ ist kein zu starker Begriff. Wie wird die
  Welt Ende 2022 aussehen? Ähnelt sie der Stagflation nach dem Ölpreisschock von 1973? Oder eher der
  Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs? Greift China nach Taiwan? Ermutigend ist die Reaktion der
  Weltgemeinschaft. Putin hatte mit einer schwache Antwort des Westens gerechnet. Er hat sich geirrt.
  Selbst China, Putin kürzlich noch zugeneigt, laviert. Sicher scheint mir vor allem dies: die kommenden
  Wochen dürften weiter von „risk-off“ geprägt sein. Die Flucht in sichere Werte hat die deutsche
  Staatsanleihe wieder unter die Nulllinie gedrückt, Gold und Öl im Höhenrausch, Aktien verspüren
  Gegenwind. Historisch betrachtet haben geopolitische Krisen oft tiefe, typischerweise aber auch recht
  kurze Bremsspuren im Kapitalmarkt hinterlassen. Ob dies auch für die jetzige dramatische Situation gelten
  wird ist aber noch nicht ausgemacht. Vorsicht bleibt geboten.

  Ihr
  Dr. Moritz Kraemer
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Globale Einkaufsmanager-Indizes im Verarbeitenden Gewerbe
                                     2008       2009   2010     2011       2012       2013     2014   2015   2016   2017   2018     2019        2020      2021      2022
                                       Finanz-Krise                     Euro-Krise                                                         Corona-Krise
 Global
 Nordamerika
   USA
   Kanada
 Europa
   Deutschland
   Frankreich
   Italien
   Spanien
   Großbritannien
   Schweiz
   Eurozone
 Asien-Pazifik / EM
   Brasilien
   Russland
   Indien
   China (NBS)
   China (Caixin)
   Südafrika
   Japan
   Australien
  60 56 54 52 51 50 49 48 46 44 40

Quelle: Refinitiv,
 Expansion         LBBW Research
               Kontraktion                                                                                                        Quelle: Bloomberg, Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022          Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                                6
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Die wichtigsten Termine im März
KW9                                KW10                                        KW11                                           KW12                                           KW13
 Di    Mi    Do    Fr    Sa   So    Mo     Di    Mi   Do     Fr    Sa     So    Mo  Di         Mi      Do     Fr    Sa   So    Mo      Di     Mi     Do       Fr   Sa   So    Mo        Di     Mi     Do
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                                                      10.3. EZB-Zinsentscheid (mit neuen Projektionen)
                                                      10.3. US-Inflation Februar
                                                       10./11.3 EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs (informell)

                                                                                14.3. Ecofin-Treffen

                                                                                              16.3. FOMC-Zinsentscheid (mit neuen Projektionen)

                                                                                                       17.3. BoE-Zinsentscheid
                                                                                                       17.3. Deutschland: Bund-Länder-Runde zur Corona-Lage

                                                                                                             18.3. Rating Review Griechenland (Moody's®)

                                                                                                                                                      24./25.3 EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs
                                                                                                                                                           25.3. ifo-Geschäftsklima März

                                                                                                                                                                        27.3. Landtagswahlen im Saarland

                                                                                                                                                                                  EWU-Inflation März 31.3.

• Die EZB dürfte trotz einer Anhebung ihrer Inflationsprojektionen wohl                                 • Die sicherheitspolitische Lage in Europa dürfte das alles
  weitreichende geldpolitische Weichenstellungen vorerst aufschieben,                                     überschattende politische Thema bleiben, unter anderem auf den
  bis die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs besser abschätzbar sind.                                        nächsten Gipfeln der EU-Staats- und Regierungschefs.
• Die US-Notenbank dürfte ihre erste Leitzinsanhebung seit Beginn                                       • Die nächste Bund-Länder-Runde zur Corona-Lage dürfte die
  der Coronakrise beschließen. Die neuen Leitzinsprojektionen dürften                                     Aufhebung aller wesentlichen Restriktionen zum 20.03. bestätigen.
  einen steileren Zinspfad avisieren als noch im Dezember 2021.                                         • Die Landtagswahl im Saarland stellt einen ersten wichtigen Test
• Großbritanniens Währungshüter stehen vor ihrer dritten                                                  sowohl für Kanzler Scholz als auch den neuen CDU-Vorsitzenden
  Leitzinsanhebung in Serie.                                                                              Friedrich Merz dar.

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                                                                        7
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Invasion in der Ukraine: Einbruch bei Aktien, Rally bei Rohstoffen

Ausgewählte Assets
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                   Aktien                                                 Staaten                                           Corporates                                      Währungen                  Rohstoffe
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-20%                                                                                                                                                                                                                            -20%
                    Euro Stoxx 50

                                                                                                                                                           Financials EUR

                                                                                                                                                                                                                        Gold*
                                                                                                                                                                                     EURGBP
                                                                                                                              HY Corp EUR
                                                           German Bunds

                                                                                                              IG Corp EUR

                                                                                                                                                                                              EURUSD
                                                                            Euro Periphery

                                                                                                                                            Covereds EUR
             DAX

                                    S&P 500*

                                                                                                                                                                                                         Commodities*
                                                                                                                                                                            USDJPY
                                               MSCI EM*

                                                                                             US Treasuries*

                                                          Performance since beginning of February                                                  Performance YTD
Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022    Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                                                                                               8
Corporate Treasury Radar März 2022 - Sonderthema: Russland-Ukraine-Krieg - Marktreaktionen, Sanktionen und mögliche Entwicklungen - LBBW
02
Sonderthema: Russland- /
                                                                                        Rolf Schäffer, CIIA
                                                                                        Gruppenleiter Strategy/Macro
                                                                                        +49 (0) 711 127 76580
                                                                                        rolf.schaeffer@LBBW.de
Ukraine-Krieg – Marktreaktionen,
                                                                                        Matthias Krieger
Sanktionen und mögliche                                                                 Senior Economist
                                                                                        Tel: + 49 711 127–73036
Entwicklungen                                                                           matthias.krieger@LBBW.de

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Corporate Treasury Radar März 2022 - Sonderthema: Russland-Ukraine-Krieg - Marktreaktionen, Sanktionen und mögliche Entwicklungen - LBBW
Aktuelle Entwicklungen

            Putins Einmarsch kein „Blitzkrieg“; starke Gegenwehr der Ukrainer
             Deutsche Kehrtwende: massive Ausweitung der Verteidigungsausgaben (>2%-Ziel;
            100 Mrd. EUR Investitionsprogramm); direkte Waffenlieferungen an die Ukraine; ggf.
             Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken; Aufbau nationaler Kohle- und Gasreserve
             Westen vereint gegen Putin; UN-Vollversammlung verurteilt russischen Angriff mit großer
   
             Mehrheit; China bekräftigt Partnerschaft mit Russland
             USA erwägen Öl-Embargo: Ölpreis schießt auf 130 USD! Deutschland / Europa mit
   
             überdurchschnittlichen Abhängigkeiten von russischen Öl- und Gaslieferungen

             Märkte massiv unter Druck: Sanktionshärte nimmt zu – Stopp von Öl- und Gas droht;
   
             Rubel fällt um fast 40%; Aktienmärkte mit >20%-Korrektur; EUR/USD unter 1,09

            Stagflationsszenario gewinnt zunehmend an Wahrscheinlichkeit

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Risikomärkte unter Druck, Safe Haven-Assets gewinnen

 Aktien: DAX, EuroStoxx50, S&P500                                                       Bunds / Treasuries

 Credits: iTraxx Crossover                                                              Ausgewählte Devisen zum USD (%-chg. M/M)

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Rohstoffmärkte unter Feuer –
Deutschland überdurchschnittlich betroffen

Rohstoffpreise: Anstieg
prozentuale Preisveränderung binnen eines Monats
                                                                                                    Deutsche Perspektive:

                                                                                                    •   Gefahr des Ausfalls russischer
                                                                                                        Lieferungen von Öl und Gas. Noch
                                                                                                        fließt das Gas, und es sind genug
                                                                                                        Gasreserven da, um über den
                                                                                                        aktuellen Winter zu kommen. Der
                                                     EU und                                             nächste Winter ist das Problem.
                                                    Deutschl.
                                                     sind zu                                        •   Keine schnelle Abhilfe! Bau LNG-
                                                  100% Selbst-                                          Terminals, Ausbau des inner-
                                                   versorger.                                           europäischen Energieaustauschs
                                                                                                        (Atomstrom z.B. aus Frankreich,
                                                                                                        längere Laufzeiten Kohlekraftwerke,
                                                                                                        massive Vereinfachung bei Bau von
                                                                                                        Windkraftanlagen usw.). Folge:
                            22%           44%                          42%              50%   55%       großes Investitionsprogramm in die
                                                                                                        Energieinfrastruktur.

                                                                      Anteil                        •   Abhängigkeiten auch bei bestimmten
                                                                    deutscher                           Industriemetallen, bspw. Nickel und
                                                                   Importe aus                          Aluminium. Zudem: Russland ist
                                                                    Russland
Quelle: Refinitiv, LBBW Research
                                                                                                        weltgrößter Exporteur von Weizen,
                                                                                                        die Ukraine Nr. 3.
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Das Ende des Appeasement: Maximum an Sanktionen

Sanktionsliste:
•    NordStream 2 gestoppt (Zertifizierung)
•    Einfrieren russischer Vermögenswerte in der EU (Putin und Lawrow eingeschlossen);
     die Schweiz übernimmt EU-Sanktionen
•    Sanktionen gegen die russische Zentralbank: Verbot von Transaktionen mit dem Finanzinstitut;
     Vermögenswerte der Bank in der EU/USA eingefroren (Devisenreserven)
•    Visaverschärfungen
•    Massive Handelsbeschränkungen
•    Sperrung EU-Luftraum für russische Flugzeuge; Verbot für Schiffe, EU-Häfen anzulaufen
•    Aussetzung von Exportbürgschaften (z.B. Euler Hermes).
•    Großteil russischer Banken (70 %) werden von SWIFT ausgeschlossen.
•    Öl-Embargo?

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Russland hat in einem Handelskrieg langfristig mehr zu verlieren

Institut für Weltwirtschaft, Kiel: Handelsbeschränkungen mit Russland
Langfristige Folgen für jährliche Wirtschaftsleistung (BIP) in %
                                                                                        •   Durch die Sanktionen dürften in Kürze
                                                                                            in Russland Importprodukte knapp
                                                                                            werden (Autos, Kleidung,
                                                                                            Elektrogeräte,…).
                                                                                            Selbst Ersatzteile für Flugzeuge
                                                                                            könnten fehlen und damit den
                                                                                            Luftverkehr im Land beeinträchtigen.

                                                                                        •   „Sanktionen zeigen kurzfristig meist
                                                                                            wirtschaftliche, aber keine politische
                                                                                            Wirkung. Halten sie lange an und sind
                                                                                            umfassend, kann sich ihr politisches
                                                                                            Wirkungspotenzial vergrößern.
                                                                                            Nach einer Anpassungsphase im
                                                                                            Welthandel wird Russland deutlich
                                                                                            geschwächt dastehen, der Schaden
                                                                                            für die Alliierten ist dagegen
                                                                                            überschaubar“, sagt Gabriel
                                                                                            Felbermayr, Direktor des WIFO.

Quelle: ifw, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                           14
Ausschluss von SWIFT bzw. vom globalen Finanzsystem –
langfristige Wirkungen?

Konsequenzen:
•    Russische Banken können das globale Finanzsystem nur noch eingeschränkt nutzen.
•    Bremst / beendet Warenströme, da Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, für Importe zu bezahlen.
•    Massive Konsequenzen für Energieimporte aus und Warenlieferungen nach Russland.
•    Russische Alternative SPFS: allerdings mit technisch deutlich begrenzteren Kapazitäten.
•    Chinesisches „Cross-Border Interbank Payment System“ (CIPS) gewinnt als Alternative.
•    Etablierung digitaler Zentralbankwährungen, China hier führend.

 Langfristig steht die Zukunft des etablierten globalen Finanzsystems auf dem Spiel.
 Dieses System beruht bisher auf der dominanten Rolle des Dollars, des US-Finanzsystems und
  zentralisierter Infrastrukturen unter westlicher Kontrolle wie Swift.
 Privileg des Dollars, eine wichtige Grundlage zur dauerhaften Finanzierung des gravierenden
  amerikanischen Leistungsbilanzdefizits.
08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                     15
Chinas Reaktion auf den Krieg

Schwierige diplomatische Lage für das Reich der Mitte

•    China im Dilemma: Starke und offene Parteinahme für Moskau würde …
     - … Chinas Prinzip der Nichteinmischung in die Angelegenheiten anderer Länder verletzen,
     - … Beziehungen zum Westen (auch Europa) beschädigen,
     - … Bildung geopolitischer Blöcke forcieren, d.h. Länder zwingen, sich zu entscheiden,
     - … Nachbarn im südchinesischen Meer damit an die Seite der USA drängen,
     - … eine noch stärkere (militärische) Allianz zwischen Taiwan mit den USA schmieden
•    Wenn Beijing Moskau nicht zur Seite steht:
     - Ende der strategischen Partnerschaft mit Putin in Zeiten steigender Spannungen mit USA
     - Verzicht auf russische Unterstützung und Verzicht auf Schaffung einer „Quasi-Legitimation“
       in Form eines „Präzedenzfalls“ im Hinblick auf eine spätere Annexion Taiwans
•    Folge: China laviert zwischen den Parteien und bleibt außenpolitisch eher „neutral“
     - Außenminister Wang Yi, Münchner Sicherheitskonferenz: „Souveränität und territoriale
       Integrität aller Länder – inkl. der Ukraine – ist zu respektieren“
     - Enthaltung Chinas im Weltsicherheitsrat bei Resolution zur Verurteilung Russlands
     - Außenamtssprecher Wang Wenbin (01.03.): China und Russland seien zwar „strategische Partner”,
       aber nicht „Verbündete“; China entscheide Haltung und Politik jeweils im Einzelfall selbst
     - Die verlustreiche und zähe Invasion in der Ukraine hat China offenbar vorsichtig werden lassen

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                   16
Wie agiert China weiter?

Unsere Einschätzung:

•    Wird China die Gelegenheit nutzen und Taiwan überfallen? Nein:
     - China militärisch noch zu schwach, eine Auseinandersetzung mit den USA zu führen
     - Starke Abhängigkeit von US-Technologie (Halbleiter) verbietet derzeit solche Abenteuer
     - China geht planvoller und strategischer vor: Zeit soll „reif“ sein für eine Annexion
•    Kann Russland mit China eine Allianz gegen den Westen gründen? Nur sehr eingeschränkt:
     - Russland hat China außer Rohstoffen und Militär nichts zu bieten
     - Mit nur 145 Mio. Einwohnern (1.400 Mio. in China) und zweitklassiger Technologie
       ist Russland kein attraktiver Partner
     - Schaden einer Konfrontation mit dem Westen (z.B. Entzug von Technologie) für China höher
       als Nutzen einer „Nibelungentreue“ zu Russland mit irrlichterndem Präsidenten
     - Interessengebiete in Zentralasien konfligieren: Russland sieht dort ehemalige Sowjet-
       republiken als eigenes Territorium; China versucht, diese durch die „Belt and Road-
       Initiative“ unter eigenen Einfluss zu bekommen (Rohstoffe usw.)
•    Unser Fazit zum Verhalten Chinas:
     - Beziehungen zum Westen und Südostasien für China z.Zt. wichtiger als „Treue“ zu Russland
     - Hält „der Westen“ zusammen, bringt Allianz mit ausgegrenztem Verlierer China wenig Nutzen
     - Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden („Energie gegen Güter“) werden sich aber vertiefen

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe              17
Russische Invasion in der Ukraine:
Was ist denkbar?

                                           Regierungs-                         Ukraine wird zu        Imperiale
       Einigung über                                                                                                         Krieg der
                                           wechsel /                           einem „Zweiten         Machtüber-
       Waffenstillstand                                                                                                      Großmächte
                                           Staatszerteilung                    Afghanistan“           nahme

   Aufspaltung:                        • Putin strebt die                 • Russland erobert       • Putin strebt eine    • Fokus auf den
   • Russland bekommt                    Einführung eines                   zwar die Ukraine,        Neuauflage des         baltischen Staaten
     Ost-Ukraine und                     pro-russischen                     beherrscht sie aber      ehemaligen             (NATO-Mitglieder)
     Krim dauerhaft                      Regimes in Kiew an                 nicht vollständig        russischen Reiches   • Putin sieht die
                                                                          • Guerilla-Krieg; kein     bzw. der
   • Rest-Ukraine bleibt Aufspaltung:                                                                Sowjetunion an
                                                                                                                            Möglichkeit zu
     zwar unabhängig,     • Russland annek-                                 Ende der Kämpfe                                 einem Angriff und
     darf sich aber weder   tiert Donbas und                              • Sanktionen bleiben; • Russlands „Nahes          zur Korrektur des
     der EU noch der        Krim dauerhaft                                  Putin innenpolitisch  Ausland“ komplett         „historischen
     NATO anschließen                                                       massiv unter Druck;   als fortwährendes         Fehlers“, diese
                          • Kiew, Dnipro &                                                        Ziel                      Staaten der NATO
                            Odessa werden zu                                Machtwechsel in
                                                                            Moskau? Putin noch                              überlassen zu
                            separaten                                                                                       haben
                            „client states                                  unberechenbarer?

Welches Szenario ist am wahrscheinlichsten?
• Die Antwort hängt davon ab, ob Putins Ziele maximal oder limitiert sind & wie leicht die Invasion der Ukraine ist.
• Ist gesichtswahrender Ausweg für Putin überhaupt noch möglich? Wie wahrscheinlich ist ein Machtwechsel in Moskau?
• Sollten chinesische Interessen durch lang anhaltenden Konflikt bzw. Eskalation gefährdet werden, könnte sich China von
  Putin stärker distanzieren. Druck auf Putin zum Einlenken bzw. Wahrscheinlichkeit Machtwechsel würden immens steigen.
Quelle: LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                            18
03
Makro: Ukraine-
Krieg bremst
Handel aus

 Dr. Katja Müller                                              Dr. Jens-Oliver Niklasch
 Senior Economist                                              Senior Economist
 Tel: + 49 711 127–42106                                       Tel: + 49 711 127–76371
 katja.mueller@LBBW.de                                         jens-oliver.niklasch@LBBW.de

 Dirk Chlench                                                  Matthias Krieger
 Senior Economist                                              Senior Economist
 Tel: + 49 711 127–76136                                       Tel: + 49 711 127–73036
 dirk.chlench@LBBW.de                                          matthias.krieger@LBBW.de

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe         19
Allgemeine Konjunkturlage in Deutschland nicht schlecht

BIP und ifo-Geschäftsklima
(Quartals- bzw. Monatswerte)

                                                                                        •   BIP 2021 zuletzt auf 2,9% aufwärts
                                                                                            revidiert.

                                                                                        •   Nach dem Auslaufen von Corona-
                                                                                            Beschränkungen kräftige Zunahme
                                                                                            des privaten Konsums erwartet.

                                                                                        •   Geschäftsklima steigt im Februar von
                                                                                            96,0 Punkten auf 98,9 Zähler.

                                                                                        •   Seit der Finanzkrise gab es nur fünf
                                                                                            Monate, in denen es stärker nach
                                                                                            oben ging.

                                                                                        •   Orderbestand im Verarbeitenden
                                                                                            Gewerbe (VG) herausragend hoch:
                                                                                            fast ach Monate könnte das VG
                                                                                            produzieren. Bislang trotz Ukraine-
                                                                                            Krieg keine Storno-Welle.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                              20
Deutschlands Handel im Zeichen des Ukraine-Kriegs

                                                               Handel mit RUS, UKR, BLR
                                                               2021, Mrd. Euro
                                                                35

                                                                30

                                                                25

                                                                20

                                                                15

                                                                10

                                                                 5

                                                                 0
                                                                     Russische Föderation         Ukraine       Belarus
                                                                                            Exporte   Importe

Deutschland würde 0,4% BIP                                                                                                Weitere Rückwirkungen nicht
verlieren, Russland fast 10%
Eine Entkoppelung der
Wirtschaftsbeziehungen zwischen
                                                                  3%                                                      ausgeschlossen!
                                                                                                                          Vorsicht! Eine Eskalation des
                                                                                                                          Krieges könnte unvorhergesehene
dem Westen und Russland würde                                     deutscher Importe                                       Rückkoppelungen haben. Vielleicht
für Deutschland zu einem um                                       stammen aus Russland,                                   fehlen nur einzelne Produkte, aber
jährlich 0,4% niedrigeren BIP                                     Ukraine, Belarus.                                       diese sind oft notwendig in der
führen, sagen WIFO und IfW. Für                                                                                           Lieferkette. Einige Automobil-
Russland läge der Verlust bei 10%.                                Darunter ein großer Teil                                fabriken melden bereits Kurzarbeit.
                                                                  der Energieimporte!
08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                       21
Deutschland: Abhängig von Öl und Gas

Primärenergieverbrauch n. Energieträger
(Stand 2020 in %)

                                                                                                    •   Kurzfristig ist die Abhängigkeit
                                                        1,3                                             von Öl, Gas und Kohle
                                                  5,9                                                   nicht zu verringern.
                                         7,5
                                                                                                    •   Der Anteil Russlands an diesen
                                                                            34,4                        Primärenergieträgern macht rund die
                                  8,0                                                                   Hälfte aus.

                                                                                                    •   Zum Thema Inflation:
                                                                                                        Rund 10% im Warenkorb sind
                                  16,5                                                                  Haushaltsenergie, Kraftstoffe etc.

                                                              26,4

                Mineralöl                      Erdgas                        Erneuerbare Energien
                Braunkohle                     Steinkohle                    Kernenergie
                Sonstige

Quelle: BDEW, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                        22
Die Downside: Stagflation wie in den 1970ern?

BIP sowie Inflation, Deutschland, sowie Rohölpreis
Quartalswerte

                                                                                        •   Der aktuelle Rohölpreisanstieg
                                                                                            erinnert an den ersten und den
                                                                                            zweiten Ölpreisschock. Damals waren
                                                                                            die westlichen Industrieländer von den
                                                                                            arabischen Ölstaaten abhängig, heute
                                                                                            kommen Öl und Gas aus Russland.

                                                                                        •   Auch wenn die Abhängigkeit vom Öl
                                                                                            insgesamt heute geringer ist als vor
                                                                                            40 bis 50 Jahren, so ist sie – zumal in
                                                                                            der Industrie – weiterhin sehr hoch.

                                                                                        •   Eine Stagflation ist vor diesem
                                                                                            Hintergrund ein reales Risiko.
                                                                                            Die Wahrscheinlich hier ist deutlich
                                                                                            erhöht.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                              23
Deutschland: Preisdruck erreicht Kernrate

PPI Konsumgüter und CPI Kernrate
Monatswerte Y/Y

                                                                                        •   Der Anstieg der Energiepreise wirkt
                                                                                            sich inzwischen auch auf andere
                                                                                            Güter aus. In den vergangenen
                                                                                            Monaten war ein Anstieg der
                                                                                            Erzeugerpreise für Konsumgüter zu
                                                                                            beobachten (Durables und Non-
                                                                                            Durables).

                                                                                        •   Die Kernrate des CPI
                                                                                            (ex Food&Energy)
                                                                                            ist ebenfalls auf ca. 3% angestiegen.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                             24
Die Inflation der „mittelgroßen“ EWU-Staaten unter der Lupe

Inflationsraten im Vergleich
Februar 2021 vs. Februar 2022
                                                                                        • Der Vergleich zum Vorjahr zeigt: Im
                                                                                          Euroraum ist doe Inflation auf breiter
                                                                                          Front auf dem Vormarsch.
                                                                                        • Auch in den kleineren Mitgliedstaaten
                                                                                          (eine heterogene Gruppe, die in
                                                                                          unserem Chart von den sehr
                                                                                          wirtschaftsstarken Niederlanden bis hin
                                                                                          zur Slowakei reicht), hat die
                                                                                          Inflationsrate stark angezogen.
                                                                                          Vor einem Jahr lag sie in allen Ländern
                                                                                          noch unter 2%, teilweise war sie sogar
                                                                                          negativ.
                                                                                        • Inzwischen hat die Inflation in Belgien
                                                                                          fast zweistellige Werte erreicht;
                                                                                          in keinem der hier aufgeführten
                                                                                          Mitgliedstaaten liegt sie unter 4%.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                               25
Euroraum: Wann kommt der Absturz der Frühindikatoren?

EWU und Staaten: Economic Sentiment
Monatswerte

                                                                                        • Bis zuletzt war das Economic
                                                                                          Sentiment im Euroraum und in den
                                                                                          Staaten der EWU robust.

                                                                                        • Das Niveau von um 110 Indexpunkten
                                                                                          zeigt, dass die Lage deutlich über dem
                                                                                          langfristigen Durchschnitt eingeschätzt
                                                                                          wird, was für deutlich überdurch-
                                                                                          schnittliche Wachstumsraten spräche.

                                                                                        • Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine
                                                                                          ist nun mit einem deutlichen Rückgang
                                                                                          in Richtung 100 zu rechnen.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                           26
China: Leidet auch Chinas Wirtschaft unter dem Krieg?

China: Anteile am Energieverbrauch
in %

                                                                                        •   China dürfte nun mehr und günstiger in Russland
                                                                                            einkaufen: Öl, Gas und Kohle.

                                                                                        •   Vor allem der Hauptenergieträger Kohle dürfte eher
                                                                                            günstiger werden, evtl. auch das Gas.

                                                                                        •   Damit ist Energieknappheit in China kein Thema mehr

                                                                                        •   China dürfte zudem mehr Güter nach Russland liefern als
                                                                                            zuvor (Ersatz nun „sanktionierter“ Güter)

                                                                                        •   Allerdings muss auch China höhere Preise z.B. für Öl aus
                                                                                            dem Mittleren Osten bezahlen, kann aber kompensierend
                                                                                            u.U. mehr günstiges Öl aus Russland beziehen.

                                                                                        •   Auch China leidet (moderat) unter einer voraussichtlich
                                                                                            schwächeren Nachfrage z.B. aus Europa.

                                                                                        •   FAZIT:
                                                                                            - China dürfte relativ wenig unter der Krise leiden
                                                                                            - Wir belassen unsere BIP-Prognosen für China bei
                                                                                              5,0 % im laufenden und 4,6 % im kommenden Jahr.
Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                 27
China: Weiterhin niedrige Infektionszahlen, aber …

Anzahl der Neuinfektionen und Anteil vollständig Geimpfter

                                                                                        •   Anzahl der Neuinfizierten niedrig,
                                                                                            wenngleich im Trend steigend,
                                                                                            hoher Anteil Geimpfter
                                                                                        •   China hält dennoch an „Zero-Covid-
                                                                                            Strategie“ fest.

                                                                                        •   Gründe:
                                                                                            Zweifelhafte Wirksamkeit
                                                                                            chinesischer Impfstoffe bei „Omikron“;
                                                                                            geringe „Grundimmunisierung“ durch
                                                                                            Infektionen aufgrund der Abschottung
                                                                                        •   Folge:
                                                                                            Anhaltende Gefahr von „Lockdowns“
                                                                                            (Städte, Häfen usw.)

                                                                                        •   FAZIT:
                                                                                            Aus der Pandemie resultierendes
                                                                                            Risiko für China (und die Lieferketten)
                                                                                            deutlich höher als aus der Russland-
                                                                                            Krise
Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                            28
Weiterhin Sand im Getriebe der maritimen Logistik

Frachtkosten: Seeweg China - Europa                                                                     „Unbewegte Fracht“ 18.02.2022
40-Fuß-Container „China - Nordeuropa“ indexiert                                                         Anteil an verschifften Gütern „im Stau“ (in %)

                                                                                                        •     Rund 11 % aller sich auf Containerschiffen befindlichen
                                                                                                              Güter standen Mitte Februar „im Stau“.
•    Die Frachtraten im maritimen Containerverkehr sind
     aufgrund hoher Nachfrage und anhaltender logistischer                                              •     Die Tendenz ist abwärts gerichtet.
     Probleme weiterhin exorbitant hoch.                                                                •     Hauptrisiko: Hafenschließungen in China aufgrund von
                                                                                                              Omikron-Ausbrüchen.
Quelle: https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/internationaler-handel/kiel-trade-indicator/, Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022    Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                                  29
USA: Energiepreise bringen USA nicht aus der Fassung

Saldo „Ölexporte minus -importe“ und Ölförderung
in 1.000 Barrel pro Tag (MAV 1 Monat)

                                                                                        •   Zwar importieren die USA netto noch
                                                                                            immer Öl.

                                                                                        •   Durch „Fracking“ ist die Importab-
                                                                                            hängigkeit aber stark gefallen.

                                                                                        •   Die Eigenproduktion kann bei anstei-
                                                                                            genden Preisen ausgeweitet werden.

                                                                                        •   FAZIT:
                                                                                            Höhere Energiepreise per se
                                                                                            belasten die US-Wirtschaft
                                                                                            insgesamt eher wenig.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                            30
Konjunkturprognosen
                                                                                           2020   2021   2022e    2023e

                                                                          Deutschland
                                                                             BIP           -5,1   2,8     3,0       2,8
                                                                             Inflation      0,5   3,1     4,5       2,5
                                                                          Euroland
                                                                             BIP           -6,8   5,2     4,0       2,8
                                                                             Inflation      0,3   2,6     5,0       2,7
                                                                          Großbritannien
                                                                             BIP           -9,9   7,5     4,0       1,8
                                                                             Inflation      0,9   2,6     5,5       2,5
                                                                          USA
                                                                             BIP           -3,5   5,7     4,2       2,0
                                                                             Inflation      1,2   4,7     6,0       3,3
                                                                          Japan
                                                                             BIP           -4,6    1,7    2,4       1,5
                                                                             Inflation      0,0   -0,2    0,9       0,7
                                                                          China
                                                                             BIP           2,2    8,1     5,0       4,6
                                                                             Inflation     2,5    0,9     2,8       2,3
                                                                          Welt
                                                                             BIP           -3,1   5,8     4,3       3,7
                                                                             Inflation      3,5   3,7     4,2       3,0
                                                                                                                 Quelle: LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                31
04
Zinsen

 Elmar Völker
 Senior Fixed Income Analyst
 Tel: + 49 711 127–76369
 elmar.voelker@LBBW.de

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe   32
Überblick
                                                                Die Fed hat ihre Pläne für eine Leitzinswende auf der anstehenden Sitzung am
                                                                16. März bestätigt. Fed-Chef Powell präferiert eine Anhebung um 25 Bp, ein
                                                                „großer Schritt“ um 50 Bp scheint dagegen angesichts der erhöhten Unsicherheit
                                                                in Folge des Ukraine-Krieges vom Tisch zu sein.

                                                                Wir rechnen für das laufende Jahr angesichts des weiter gewachsenen
                                                                Inflationsdrucks mit insgesamt fünf bis sechs Zinsschritten in den USA. Bis zur
                                                                Jahresmitte 2023 dürfte ein neutrales Leitzinsniveau (2,5 %) erreicht sein.

                                                                Die EZB schwankt zwischen wachsenden Inflationssorgen und Unsicherheit über
                                                                die Folgen des Ukraine-Kriegs. Kurzfristig dürften wichtige geldpolitische
                                                                Weichenstellungen zunächst noch aufgeschoben werden. Die Aussicht auf
                                                                nachhaltig erhöhten Inflationsdruck mündet aber letztlich in eine Leitzinswende
                                                                im vierten Quartal 2022.

                                                                Die Langfristzinsen werden beiderseits des Atlantiks kurzfristig stark von erhöhter
                                                                Nachfrage nach Sicherheit beeinflusst.

                                                                Die Mehrzahl der Argumente spricht aber mittelfristig weiterhin für steigende
                                                                Langfristzinsen: In der Coronakrise wird das Licht am Ende des Tunnels
                                                                deutlicher, und die Unsicherheit über das Tempo der geldpolitischen Straffung in
                                                                den USA steigt. Auch im Euroraum dürften klare Signale in Richtung
                                                                geldpolitischer Wende nur aufgeschoben und nicht aufgehoben sein.

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                 33
Leitzins EZB: Klare Kurswendesignale nur aufgeschoben

Einlagesatz EZB in %                                                                                             Pro
                                                                                                                 •   EZB hat schrittweise Drosselung
                                                                                                                     der Anleihekäufe im Jahr 2022
 0,10                                                                                                   0,10
                                                                                                                     beschlossen.
 0,00                                                                                                   0,00     •   EWU-Inflation erreichte im Februar
                                                                                                                     Rekordhoch von 5,8 %, Kernrate
-0,10                                                                                                   -0,10        deutlich über 2 %.
-0,20                                                                                                   -0,20    •   EZB-Rat einhellig besorgt über
                                                                                                                     hohe Inflation, EZB-Chefin Lagarde
-0,30                                                                                                   -0,30        schließt Zinswende 2022 nicht
                                                                                                                     mehr aus.
-0,40                                                                                                   -0,40
                                                                                                                 •   Lockerung von Corona-
-0,50                                                                                                   -0,50        Restriktionen hat Konjunktur-
                                                                                                                     stimmung im Februar gehoben.
-0,60                                                                                                   -0,60    •   Arbeitslosenquote im Euroraum auf
                                                                                                                     Rekordtief.
-0,70                                                                                                   -0,70
     2017            2018            2019         2020          2021          2022       2023                    Contra
                             Einlagensatz           Prognose                                                     •   Ukraine-Krieg birgt erhebliche
                                                                                                                     konjunkturelle Abwärtsrisiken.
                                                          Historie                           Prognose            •   Lohndruck im Euroraum bis dato
                                    Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021         Ø H2    Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023
Einlagesatz                               -0,50     -0,50      -0,50         -0,50     -0,50     -0,25    0,00       moderat.
Quellen: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022    Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                    34
Bund 10 Jahre: Rückkehr in Aufwärtstrend bleibt Hauptszenario

Bund 10 Jahre in %                                                                                              Pro
                                                                                                                •   Zurückliegender Anstieg der
                                                                                                                    langfristigen Inflationserwartungen
 1,0                                                                                                     1,0
                                                                                                                    bis auf rund 2,5 % spricht für
                                                                                                                    deutlich steilere EUR-Zinskurve.
                                                                                                                •   Steigende Staatsausgaben für
 0,5                                                                                                     0,5        Krisenbewältigung und
                                                                                                                    Bundeswehr-Aufrüstung.
                                                                                                                •   Hohe Kerninflation vergrößert
 0,0                                                                                                     0,0        Druck auf EZB zur Kurskorrektur.
                                                                                                                •   EZB-Anleihekäufe dürften 2022 um
                                                                                                                    mehr als die Hälfte ggü. 2021
-0,5                                                                                                     -0,5       sinken.
                                                                                                                Contra
                                                                                                                •   Sorgen wegen geopolitischer
-1,0                                                                                                     -1,0       Eskalation erhöhen Nachfrage
    2017           2018             2019        2020           2021           2022      2023                        nach Sicherheit.
                                           Bund 10 Jahre              Prognose                                  •   EZB-Vertreter warnen wegen
                                                                                                                    Ukraine-Krieg vor verfrühter
                                                       Historie                             Prognose
                                                                                                                    Straffung der Geldpolitik.
                              Rendite aktuell Ø 2021 31.12.2021           Ø H2    Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023
Bund-Rendite 10 Jahre                  -0,05     -0,33      -0,18           -0,32      0,10      0,30    0,70
                                                                                                                •   Weiterhin hohe strukturelle
Quellen: Refinitiv, LBBW Research                                                                                   Nachfrage nach sicheren Anlagen.
08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                     35
Leitzins USA: Fed steuert auf Serie von Zinsanhebungen zu

Federal Funds Target Rate in % (Obergrenze des Zielbandes)                                                     Pro
                                                                                                               •   Fed: Leitzinswende dürfte bald
3,5                                                                                                    3,5
                                                                                                                   angemessen sein.
                                                                                                               •   Powell signalisiert Serie von
3,0                                                                                                    3,0         Zinsanhebungen.
                                                                                                               •   US-Inflation im Januar mit 7,5 %
2,5                                                                                                    2,5         auf 40-Jahreshoch gestiegen,
                                                                                                                   Kernrate springt auf 6 %.
2,0                                                                                                    2,0
                                                                                                               •   Jüngster Energiepreisschock
                                                                                                                   könnte Inflation weiter anheizen.
1,5                                                                                                    1,5
                                                                                                               •   US-Arbeitslosenquote mit 3,8 % im
1,0                                                                                                    1,0
                                                                                                                   Februar nur noch moderat über
                                                                                                                   Vorkrisenniveau, Gefahr von
                                                                                                                   Zweitrundeneffekten hoch.
0,5                                                                                                    0,5

0,0                                                                                                    0,0
                                                                                                               Contra
   2017           2018              2019       2020           2021           2022       2023                   •   Ukraine-Krieg birgt konjunkturelle
                                                                                                                   Abwärtsrisiken.
                                              Fed Funds            Prognose
                                                                                                               •   US-Wachstum dürfte in Q1 2022 an
                                                                                                                   Fahrt verloren haben.
                                                          Historie                         Prognose
                                    Zins aktuell Ø 2021 31.12.2021        Ø H2   Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023    •   Überstürzte Zinsanhebungen ber-
Leitzins USA (Fed Funds)                   0,25      0,25       0,25        0,25      1,00      1,75    2,50
Quellen: Refinitiv, LBBW Research                                                                                  gen globale Finanzstabilitätsrisiken.
08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                   36
US-Treasuries 10 Jahre: Rückkehr in Aufwärtstrend bleibt
Hauptszenario

US-Treasuries 10 Jahre in %                                                                                    Pro
                                                                                                               •   Finanzierungsdefizit des Staates
                                                                                                                   sorgt für weiterhin hohes
3,5                                                                                                    3,5
                                                                                                                   Nettoemissionsvolumen.
3,0                                                                                                    3,0     •   Wachsende Unsicherheit über
                                                                                                                   Ausmaß von Leitzinsanstieg spricht
2,5                                                                                                    2,5         für höhere Laufzeitprämien.
                                                                                                               •   Fed dürfte im Sommer 2022 mit
2,0                                                                                                    2,0         Schrumpfung der Bilanz beginnen.
                                                                                                               •   Langfristige Realrenditen trotz
1,5                                                                                                    1,5         starker Konjunktur auf Allzeittief.

1,0                                                                                                    1,0     Contra
0,5                                                                                                    0,5     •   Sorgen vor Verwerfungen durch
                                                                                                                   US-Leitzinswende und Ukraine-
0,0                                                                                                    0,0
                                                                                                                   Krieg erhöhen Nachfrage nach
   2017           2018              2019        2020          2021           2022       2023                       Sicherheit.
                                                                                                               •   Weiterhin hohe strukturelle
                                           Treasury 10 Jahre            Prognose
                                                                                                                   Nachfrage nach sicheren Anlagen.
                                                                                                               •   Niedrigzinsumfeld in Europa und
                                                       Historie                            Prognose
                              Rendite aktuell Ø 2021 31.12.2021           Ø H2   Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023        Japan erhöht relative Attraktivität
US-Treasuries 10 Jahre                  1,75      1,43       1,50           1,42      1,90      2,25    2,70       von US-Staatsanleihen.
Quellen: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                    37
Zinsen

Internationaler Vergleich 10-Jahres-Swapsätze

  3,50                                                                                                    3,50

  3,00                                                                                                    3,00

  2,50                                                                                                    2,50

  2,00                                                                                                    2,00

  1,50                                                                                                    1,50

  1,00                                                                                                    1,00

  0,50                                                                                                    0,50

  0,00                                                                                                    0,00

 -0,50                                                                                                    -0,50

 -1,00                                                                                                    -1,00
      2017                               2018                            2019           2020   2021   2022
                  EUR              CHF          JPY         GBP           USD

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                        38
Zinsprognosen
                                                                                                                                                 Prognose
                                                                                                               Preis aktuell       30.06.22       31.12.22   30.06.23*

                                                                       Euroraum
                                                                       EZB Hauptrefisatz                           0,00              0,00           0,00       0,50
                                                                       EZB Einlagesatz                             -0,50             -0,50         -0,25*      0,00
                                                                       3M Euribor                                  -0,50            -0,50*         -0,15*      0,50
                                                                       Swap 2J                                     0,05             0,15*           0,35*      0,80
                                                                       Swap 5J                                     0,41             0,50*           0,70*      1,05
                                                                       Swap 10J                                    0,73             0,75*           0,85*      1,15
                                                                       Bund 2J                                     -0,70            -0,40*         -0,10*      0,45
                                                                       Bund 5J                                     -0,34            -0,15*          0,15*      0,60
                                                                       Bund 10J                                    -0,03             0,10           0,30*      0,70

                                                                       USA
                                                                       Fed Funds Target Rate                       0,25              1,00*          1,75*      2,50
                                                                       3M Libor                                    0,61              1,10*          1,90*      2,60
                                                                       Swap 2J                                     1,75              1,75*          2,20*      2,65
                                                                       Swap 5J                                     1,79              1,90*          2,30*      2,75
                                                                       Swap 10J                                    1,86              2,00*          2,35*      2,75
                                                                       Treasury 2J                                 1,56              1,60*          2,05*      2,50
                                                                       Treasury 5J                                 1,71              1,80*          2,20*      2,65
                                                                       Treasury 10J                                1,78              1,90*          2,25       2,70

                                                                       Weitere Industriestaaten
                                                                       Japan               Tagesgeld (TONAR)       -0,01             -0,05          -0,05      -0,05
                                                                       Japan               10Y Staatsanleihe       0,16              0,00            0,00       0,00
                                                                       UK                  Tagesgeld (SONIA)       0,45              0,95*          1,45*       1,95
                                                                       UK                  10Y Staatsanleihe       1,30              1,50*          1,75*       2,15
                                                                       Schweiz             Tagesgeld (SARON)       -0,72             -0,70          -0,70      -0,70
                                                                       Schweiz             10Y Staatsanleihe       0,16              0,20*          0,30*       0,50
                                                                           Quelle: Bloomberg, LBBW Research *=geänderte Prognosen seit der vorigen Ausgabe

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                                    39
05
Devisen und
Rohstoffe

 Dr. Katja Müller                                              Dr. Frank Schallenberger
 Senior Economist                                              Senior Economist
 Tel: + 49 711 127–42106                                       Tel: + 49 711 127–77436
 katja.mueller@LBBW.de                                         frank.schallenberger@LBBW.de

 Dirk Chlench                                                  Matthias Krieger
 Senior Economist                                              Senior Economist
 Tel: + 49 711 127–76136                                       Tel: + 49 711 127–73036
 dirk.chlench@LBBW.de                                          matthias.krieger@LBBW.de

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe         40
EURUSD: Rolle des USD als sicherer Hafen gesucht

Wechselkurs Euro/Dollar                                                                                        Pro Euro
                                                                                                               •   Der Euro ist gemäß der Kaufkraft-
1,3                                                                                                    1,3         parität zum USD unterbewertet.
                                                                                                               •   Das EZB-Kaufprogramm sowie der
                                                                                                                   „Wiederaufbaufonds“ stärken den
                                                                                                                   Zusammenhalt des Euroraums.

1,2                                                                                                    1,2

                                                                                                               Contra Euro
                                                                                                               •   Der US-Dollar profitiert derzeit von
1,1                                                                                                    1,1         seiner Rolle als „sicherer Hafen“.
                                                                                                               •   Die Fed dürfte ungeachtet des
                                                                                                                   Ukraine-Krieges diesen Monat –
                                                                                                                   wie zuvor avisiert – die
1,0                                                                                                    1,0
                                                                                                                   Leitzinswende einläuten.
   2017           2018              2019       2020           2021           2022       2023                   •   Die Vereinigten Staaten sind Netto-
                                                                                                                   Exporteur von Rohöl- und
                                               EURUSD             Prognose                                         Rohölprodukten.

                                                          Historie                         Prognose
                                                                                                               •   Die 2022 in Frankreich anstehen-
                                    Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021        Ø H2   Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023        den Wahlen könnten anti-europä-
EURUSD                                     1,09      1,18       1,14        1,16      1,10      1,08    1,08       ische Kräfte stärken.
Quellen: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                     41
EURGBP: UK-Zinsvorteil spricht für Pfund Sterling

Wechselkurs Euro/Pfund                                                                                         Pro Euro
                                                                                                               •   Das EZB-Kaufprogramm sowie der
1,00                                                                                                   1,00        „Wiederaufbaufonds“ stärken den
                                                                                                                   Zusammenhalt der EU und stützen
                                                                                                                   somit den Euro.
                                                                                                               •   Lieferprobleme in UK scheinen
0,95                                                                                                   0,95
                                                                                                                   infolge des Brexit ausgeprägter zu
                                                                                                                   sein als im Euroraum.

0,90                                                                                                   0,90
                                                                                                               Contra Euro
                                                                                                               •   Die BoE dürfte im März 2022
                                                                                                                   bereits zum dritten Mal ihren
0,85                                                                                                   0,85        Leitzins anheben.
                                                                                                               •   Gemäß Kaufkraftparität ist das
                                                                                                                   Pfund Sterling ggü. dem Euro
0,80                                                                                                   0,80        unterbewertet.
    2017           2018             2019        2020           2021          2022       2023                   •   Das Vereinigte Königreich ist
                                                                                                                   weniger von Energieimporten
                                               EURGBP             Prognose
                                                                                                                   abhängig als der Euroraum. Mehr
                                                                                                                   als die Hälfte der UK-Gasimporte
                                                          Historie                         Prognose
                                    Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021        Ø H2   Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023        stammt zudem aus Norwegen.
EURGBP                                     0,83      0,86       0,84        0,85      0,83      0,81    0,80
Quellen: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                   42
EURCHF: Krieg in Ukraine sorgt für Zuflüsse in Franken

Wechselkurs Euro/Franken                                                                                       Pro CHF
                                                                                                               •   Krieg in der Ukraine sorgt für
1,25                                                                                                   1,25        Nachfrage nach sicheren Häfen
                                                                                                                   wie dem Franken.
                                                                                                               •   Die Schweiz weist solide
1,20                                                                                                   1,20        Staatsfinanzen auf und erzielt
                                                                                                                   Überschüsse in der Handels- und
                                                                                                                   Leistungsbilanz.
1,15                                                                                                   1,15

1,10                                                                                                   1,10
                                                                                                               Contra CHF
                                                                                                               •   Die SNB behält expansive
                                                                                                                   Geldpolitik zur Schwächung des
1,05                                                                                                   1,05        Franken bei (Einlagesatz -0,75%;
                                                                                                                   Devisenmarktinterventionen zur
                                                                                                                   Schwächung des Franken).
1,00                                                                                                   1,00    •   Gescheiterter EU-Rahmenvertrag
    2017            2018            2019        2020           2021          2022       2023                       längerfristig Belastungsfaktor.
                                               EURCHF             Prognose                                     •   Mit sinkender Risikoaversion sollte
                                                                                                                   CHF schwächer notieren.
                                                          Historie                         Prognose                Abwertungspotenzial aufgrund
                                    Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021        Ø H2   Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023        gesunkener Kaufkraftparität
EURCHF                                     1,01      1,08       1,03        1,07      1,03      1,05    1,08
Quellen: Refinitiv, LBBW Research
                                                                                                                   begrenzt.
08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                    43
EURJPY: Furcht vor Omikron-Variante stützt den Yen

Wechselkurs Euro/Japanischer Yen

140                                                                                                     140
                                                                                                               Pro Euro
135                                                                                                     135    •   In den USA und im Euroraum
                                                                                                                   zeichnet sich eine etwas restrik-
                                                                                                                   tivere Geldpolitik ab. Japans Zin-
130                                                                                                     130        sen dürften dagegen unverändert
                                                                                                                   niedrig bleiben.
125                                                                                                     125    •   Japans Wirtschaft wächst weiterhin
                                                                                                                   nur sehr verhalten.
120                                                                                                     120
                                                                                                               Contra Euro
115                                                                                                     115    •   Der Krieg in der Ukraine stellt ein
                                                                                                                   ernstes Risiko für Europa dar.
                                                                                                               •   Weltweite Rückschläge bei der
110                                                                                                     110
   2017            2018             2019        2020           2021           2022      2023                       Pandemiebekämpfung könnten die
                                                                                                                   Risikoaversion wieder zugunsten
                                               EURJPY             Prognose                                         des Yen erhöhen.
                                                                                                               •   Inflationsrate in Japan niedriger als
                                                         Historie                         Prognose
                                    Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021        Ø H2   Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023        in den USA und im Euroraum.
EURJPY                                  125,55    129,86    130,38        129,88      132      135       135
Quellen: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                      44
USDCNY: Erholungspotenzial für US-Dollar und Euro

Wechselkurs US-Dollar/Chinesischer Yuan

7,4                                                                                                       7,4
                                                                                                                 Pro USD
7,2                                                                                                       7,2    •   USD profitiert als „sicherer Hafen“.
                                                                                                                 •   Fed signalisiert Zinserhöhungen.
7,0                                                                                                       7,0
                                                                                                                 •   Wachstumstempo in China verliert
                                                                                                                     an Momentum. Die Notenbank
6,8                                                                                                       6,8
                                                                                                                     senkte deswegen ihre Zinsen.
6,6                                                                                                       6,6    •   Sorgen um „Evergrande“ usw.
                                                                                                                     könnten auch den CNY belasten.
6,4                                                                                                       6,4    •   Neuer Hang der chinesischen
                                                                                                                     Regierung zu Regulierungen und
6,2                                                                                                       6,2        Verschuldungsprobleme bei Unter-
                                                                                                                     nehmen verunsichern Investoren.
6,0                                                                                                       6,0
   2017           2018              2019        2020          2021           2022         2023
                                                                                                                 Contra USD
                                              USDCNY             Prognose                                        •   Chinas Wirtschaft hat sich sehr
                                                           Historie                          Prognose                rasch und kräftig erholt.
                                    Kurs aktuell Ø 2021   31.12.2021      Ø H2      Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023
USDCNY                                     6,32   6,45       6,36         6,43        6,50     6,71     6,67
                                                                                                                 •   Der CNY weist ggü. dem USD
EURCNY                                     6,87   7,63       7,23         7,47        7,15     7,25     7,20         noch immer einen deutlichen
Quellen: Refinitiv, LBBW Research                                                                                    Zinsvorteil auf.
08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                       45
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 1/3

 Wechselkurs                   Spot        Progn. Q2        Progn. Q4        Einschätzung
                                              22               22

                                                                                 Der Real profitierte 2022 von einer besser als erwarteten Konjunkturentwicklung,
 EURBRL                        5,51            6,70             6,90              wobei insbesondere der Agrarsektor positiv überraschte.
                                                                                 Die restriktive Notenbankpolitik, die den Leitzinssatz bis auf 10,75 % führte, dürfte
                                                                                  das Wachstum bremsen. Weiter wird der globale Zinsanstieg den Real belasten.
                                                                                 Der Anstieg der Energiepreise durch die Ukraine-Krise wird der Inflation weiter
 EURHUF                        389             355               342              Auftrieb verleihen und weitere Zinsschritte von der ungarischen Notenbank
                                                                                  notwendig machen. Diese erhöhte den Leitzinssatz im Februar auf 5,35 %.
                                                                                 Die Parlamentswahlen im April verlieren durch die Geopolitik kurzfristig an Einfluss.
                                                                                 Mexikos Notenbank hat den Leitzinssatz im Februar 2022 auf 6,0 % angehoben
 EURMXN                       22,86           23,50             24,20             und reagierte damit auf den fortschreitenden Anstieg der Inflationsrate. Gleichzeitig
                                                                                  macht der hohe Zinssatz die Währung gegenüber einem weiterhin erwarteten
                                                                                  Anstieg des globalen Zinsniveaus weniger anfällig.
                                                                                 Weiter steigende Energie- und Lebensmittelpreise infolge der Ukraine-Krise werden
 EURPLN                        4,92            4,55             4,45              eine stärkere Leitzinsanhebung Polens erfordern.
                                                                                 Das Zusammenrücken in der EU aufgrund der geopolitischen Lage könnte einen
                                                                                  Kompromiss im Streit zum Rechtsstaatlichkeitsprinzip vereinfachen.
                                                                                 Zwar sind die Handelsbeziehungen zwischen Rumänien und den beiden
 EURRON                        4,95            5,10             5,15              Konfliktparteien Russland und Ukraine nur gering, jedoch könnte die Krise die
                                                                                  Investitionsbereitschaft senken und damit das Wachstum dämpfen.
                                                                                 Notenbankinterventionen haben eine Abwertung des Leu bisher verhindert.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 07.03.2022, 08:15 Uhr

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                                     46
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 2/3

 Wechselkurs                  Spot         Progn. Q2        Progn. Q4        Einschätzung
                                              22               22

                                                                                 Die russischen Notenbank reagiert auf den Verfall des Rubels mit einer Anhebung
 EURRUB                      142,57           94,00            90,00              des Leitzinssatzes auf 20 % und einer Einführung von Kapitalverkehrskontrollen.
                                                                                  Etwa 50 % der Devisenreserven sind durch die Sanktionen eingefroren. Mit der
                                                                                  Bonitätsherabstufung Russlands steigt die Gefahr eines Zahlungsausfalles rasant.
                                                                                 Die Inflationsrate erreichte im Februar 54,4 % und der Anstieg der Energie- und
 EURTRY                       15,35           13,00            12,50              Lebensmittelpreise durch den Ukraine-Konflikt lassen keine Entspannung erwarten.
                                                                                 Die türkischen Devisenreserven sind seit November 2021 um fast 20 % gesunken,
                                                                                  wodurch der Druck auf die Notenbank den Leitzins anzuheben, weiter steigt.
                                                                                 Kurzfristig profitiert Südafrikas Wirtschaft durch den Ukraine-Konflikt vom
 EURZAR                       16,67           20,50            21,50              Preisanstieg für Edelmetalle wie Gold und Platin.
                                                                                 Steigende Energie- und Lebensmittelpreise lassen einen weiteren Anstieg der
                                                                                  Inflationsrate erwarten. Dies wird zu weiteren Zinserhöhungen führen.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 07.03.2022, 08:15 Uhr

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                                47
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 3/3

 Wechselkurs                  Spot         Progn. Q2        Progn. Q4        Einschätzung
                                              22               22

                                                                                 Der australische Dollar profitiert im Ukraine-Konflikt als sicherer Hafen. Hierfür sind
 EURAUD                        1,47            1,56             1,52              sowohl die geographische Lage Australiens, als auch positive Effekte durch den
                                                                                  Rohstoffanstieg entscheidend.
                                                                                 Australiens Notenbank zeigt bisher keine Eile, ihre Geldpolitik weiter zu straffen.
                                                                                 Die Notenbank von Kanada hat den Leitzinssatz Anfang März um 25 Basispunkte
 EURCAD                        1,38            1,40             1,45              erhöht und könnte noch bis zu fünf weitere Schritte in diesem Jahr folgen lassen.
                                                                                 Der kanadische Dollar profitiert durch den Ukraine-Konflikt aufgrund der geo-
                                                                                  graphischen Lage Kanadas, der hohen Ölpreise und der restriktiven Geldpolitik.
                                                                                 Schon vor der Ukraine-Invasion ist die tschechische Inflationsrate im Januar mit
 EURCZK                       25,71           24,70            24,60              9,9 % deutlich stärker als erwartet angestiegen. Steigende Preise für Lebensmittel
                                                                                  und Energie machen einen weiteren Anstieg wahrscheinlich. Zudem wird der
                                                                                  Rückgang der Exporte nach Russland und die Ukraine die Konjunktur belasten.
                                                                                 Die norwegische Krone konnte vom deutlichen Anstieg des Ölpreises profitieren,
 EURNOK                        9,74            9,55             9,40              jedoch war dieser Effekt aufgrund der geographischen Lage Norwegens moderat.
                                                                                 Der ambitionierte Notenbankkurs, der jedes kommende Quartal eine Zinsanhebung
                                                                                  um 25 Basispunkte erwarten lässt, sollte die norwegische Krone weiter stützen.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 07.03.2022, 08:15 Uhr

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                                   48
Brent: Ukraine-Krise sorgt für Öl-Hausse!

Ölpreis Brent & Prognose (in USD)                                                                              Pro
                                                                                                               •   Kurzfristig dürften 3-4 mbpd
130                                                                                                     130
                                                                                                                   russischer Ölexporte ausfallen.
120                                                                                                     120    •   Verstärkte Ölnachfrage als
                                                                                                                   Substitut durch hohe Gaspreise.
110                                                                                                     110
100                                                                                                     100    •   Kerosin-Nachfrage dürfte 2022
                                                                                                                   wieder anziehen.
  90                                                                                                    90
  80                                                                                                    80
                                                                                                               •   Starke Backwardation signalisiert
                                                                                                                   sehr knappes Ölangebot.
  70                                                                                                    70
  60                                                                                                    60
  50                                                                                                    50     Contra
  40                                                                                                    40     •   Wiederaufnahme der Atom-
  30                                                                                                    30         Gespräche könnte zu Comeback
  20                                                                                                    20         iranischer Ölexporte führen.
  10                                                                                                    10     •   US Rig Count hat 2021 um 82 %
    2017           2018             2019         2020          2021           2022      2023                       und 2022 bereits um 9 % zugelegt.
                                     Ölpreis Brent (in USD/bbl)             Prognose                           •   Ukraine-Krise dürfte
                                                                                                                   Wirtschaftswachstum und
                                                                                                                   Ölnachfrage dämpfen.
                                                           Historie                       Prognose
                                    Preis aktuell Ø 2021 31.12.2021       Ø H2   Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023    •   OPEC+ bleibt bei Erhöhung des
Brent (in USD/Barrel)                    123,11      70,91     78,40       76,46      100       90        80       Outputs um 0,4 mbpd/Monat.
Quellen: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                  49
Gold: Ukraine-Krise bringt Aufschwung für „sicheren Hafen“

Goldpreis & Prognose (in USD)                                                                                  Pro
                                                                                                               •   Negative Realrenditen in den
                                                                                                                   wichtigsten Währungsräumen.

2000                                                                                                   2000
                                                                                                               •   Hohe Inflationsraten.
                                                                                                               •   Ukraine-Krise unterstreicht einmal
                                                                                                                   mehr die Eigenschaft von Gold als
1800                                                                                                   1800        „sicherer Hafen“.
                                                                                                               •   Schmucknachfrage steigt 2021
1600                                                                                                   1600        wieder auf Vor-Corona-Niveau.

1400                                                                                                   1400    Contra
                                                                                                               •   Minenproduktion steigt 2021 um
1200                                                                                                   1200        2,5 % auf 3.560 Tonnen.
                                                                                                               •   Fester US-Dollar belastet Gold.
1000                                                                                                   1000    •   ETC-Nachfrage dürfte auch 2022
    2017            2018             2019        2020          2021          2022         2023                     schwach ausfallen.
                                     Goldpreis (in USD/Feinunze)               Prognose                        •   Gold-Recycling dürfte 2022
                                                                                                                   deutlich zulegen.
                                                          Historie                        Prognose             •   Abzeichnende Zinswende begrenzt
                                    Preis aktuell Ø 2021 31.12.2021       Ø H2   Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023        Aufwärtspotenzial bei Gold.
Gold (in USD/Feinunze)                  1979,83 1799,38     1822,39      1793,06     1900     1850      1800
Quellen: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                   50
Devisen- und Rohstoffprognosen

                                                                Prognose                                                                Prognose
                                   Preis aktuell    Jun 2022      Dez 2022      Jun 2023                     Preis aktuell   Jun 2022     Dez 2022    Jun 2023

  Rohstoffe                                                                                    Weitere Währungen

  Brent (in USD/Barrel)                  123,11         100              90               80   EURAUD                1,47        1,56          1,52       1,53

  Gold (in USD/Feinunze)               1979,83         1900            1850             1800   EURBRL                5,51        6,70          6,90       7,15

  Silber (in USD/Feinunze)                25,74           24             22               20   EURCAD                1,39        1,40          1,45       1,46

                                                                                               EURCZK               25,58       24,70         24,60      24,50

                                                                                               EURHUF              393,25      355,00        342,00     340,00
Wechselkurse Hauptwährungen
                                                                                               EURMXN               23,02       23,50         24,20      24,70

                                                                                               EURNOK                9,83        9,55          9,40       9,50

  EURUSD                                   1,09         1,10           1,08             1,08   EURPLN                4,95        4,55          4,45       4,40

  EURJPY                                 125,55      132,00          135,00        135,00      EURRON                4,95        5,10          5,15       5,19

  EURCHF                                   1,01         1,03           1,05             1,08   EURRUB              117,20       94,00         90,00      88,00

  EURGBP                                   0,83         0,83           0,81             0,80   EURTRY               15,66       13,00         12,50      12,00

  EURCNY                                   6,87         7,15           7,25             7,20   EURZAR               16,70       20,50         21,50      22,30

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                                       51
06
Fazit zu Zinsen,
Hauptwährungen
und Rohstoffe
sowie Anhang und
Disclaimer

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe   52
Konjunktur

                                                                Weltwirtschaft
                                                                Die Corona-Pandemie setzt der Weltwirtschaft noch immer zu. 2020 ging diese
                                                                durch eine schwere Rezession und auch 2021 stand immer wieder im Zeichen
                                                                der Pandemie. Inzwischen ist die konjunkturelle Talsohle zwar durchschritten, die
                                                                Folgen des Russland-Ukraine-Krieges dürften nun aber für erneute Belastungen
                                                                sorgen, deren Schwere derzeit kaum abschätzbar ist.

                                                                Sorge bereiten zudem die anhaltenden Lieferengpässe und die nun wohl noch
                                                                etwas länger auf sehr hohem Niveau verharrenden Energiepreise.

                                                                Die Frühindikatoren stimmen im großen und ganzen bislang zwar weiterhin
                                                                optimistisch – allerdings vorbehaltlich der weiteren Entwicklung in Osteuropa.

                                                                Immerhin haben viele Staaten beim Impfen inzwischen kräftige Fortschritte
                                                                gemacht, andere weiten ihre Impfanstrengungen gerade nach Kräften aus, so
                                                                dass es zumindest in Ländern mit sehr hoher Durchimpfung insbesondere der
                                                                Risikogruppen nicht mehr zu flächendeckenden „Lockdowns“ kommen sollte.

                                                                In der ersten Jahreshälfte 2022 dürfte das Erholungstempo der Weltwirtschaft
                                                                wegen anhaltender Lieferengpässe und der noch schwer absehbaren Folgen des
                                                                Krieges in der Ukraine weiter abnehmen.

                                                                Im Anschluss sollte es dann aber zu einer kräftigeren weltwirtschaftlichen
                                                                Erholung kommen.

08.03.2022   Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe                                                               53
Konjunktur

  USA
  Die US-Wirtschaftsleistung schnellte gemäß der vorläufigen Schätzung des US-Wirtschaftsministeriums im Schlussquartal
  2021 mit einer Jahresrate von 7,0 %. empor. Hauptwachstumsträger waren die Lagerinvestitionen, welche sage und
  schreibe knapp 5 %-Punkte zur gesamtwirtschaftlichen Leistung beitrugen.

  Es ist zwar absehbar, dass das US-Wachstumstempo im laufenden Quartal einen Dämpfer erleiden wird. Nichtsdestotrotz ist
  das kräftige US-Wachstum im Schlussquartal Beleg für eine im Vergleich zum Euroraum höhere konjunkturelle Dynamik. Es
  kommt hinzu, dass die US-Wirtschaft von den jüngsten Russland-Sanktionen weniger betroffen sein sollte als die Wirtschaft
  des Euroraumes. Unsere Erwartung, dass die US-Notenbank im laufenden Monat die Leitzinswende einläuten wird, behalten
  wir bei.

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Zinsen

                                                                Subheadline
                                                                US-Zinsen
                                                                Die Rendite 10-jähriger Treasuries bewegt sich im Spannungsfeld zwischen
                                                                Inflationssorgen und hoher geopolitischer Unsicherheit. Die Fed steuert auf eine
                                                                Leitzinswende im März zu, weil das Risiko dauerhaft erhöhter Inflation
                                                                zunehmend in den Vordergrund rückt. Zudem könnte die Bilanz ab Sommer
                                                                2022 schrumpfen. Wir erwarten, dass die Fed ihr Tagesgeldzielband im
                                                                Jahresverlauf 2022 fünf bis sechs Mal anhebt. Bei den Langfristzinsen sehen wir
                                                                mittelfristig mit abebben von „Safe-Haven-Flows“ eine Wiederaufnahme des
                                                                Aufwärtstrend, begrenzt wird das Aufwärtspotenzial indes durch das
                                                                internationale Niedrigzinsumfeld. Neuerliche Marktturbulenzen in Folge sich
                                                                verändernder Inflationsaussichten sind dabei nicht auszuschließen.

                                                                EUR-Zinsen
                                                                Die EZB steht angesichts des weiter wachsenden Inflationsdrucks in den
                                                                Startlöchern für eine geldpolitische Kurswende, dürfte klare Signale in diese
                                                                Richtung aber wegen der geopolitischen Risiken zunächst noch aufschieben.
                                                                Auf eine schrittweise Drosselung der Anleihekäufe („Tapering“) dürfte im vierten
                                                                Quartal 2022 eine erste Anhebung des Einlagesatzes folgen sowie ein Ende der
                                                                Negativzinspolitik im Frühjahr 2023. Die Langfristzinsen besitzen Potenzial für
                                                                eine Wiederaufnahme der zuletzt unterbrochenen Aufwärtsbewegung, sofern
                                                                sich die geopolitische Lage mittelfristig beruhigt. Ein deutlicher Anstieg der 10-
                                                                jährigen Bundrendite über null dürfte andererseits aber langfristig orientierte
                                                                Investoren wieder stärker auf den Plan rufen, was den Aufwärtsdruck mildert.
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Hauptwährungen

                                                                                        .
  EURUSD
  Die Fed dürfte ungeachtet der
  Ukraine-Krise ihren Leitzins im Jahr
  2022 mehrmals anheben. Zudem
  sollten die US-Währungshüter noch
  im laufenden Jahr beginnen, das
  Volumen der Anleihen auf ihrer Bilanz
  zu verringern. Dies sollte dem US-
  Dollar Auftrieb verleihen.

  Eine Stütze für den Euro ist hingegen
  seine Unterbewertung, gemessen an
  der Kaufkraftparität, sowie das
  Zustandekommen         des       „EU-
  Wiederaufbaufonds“. Dieser stärkt die
  EU-Integration und damit den Euro.

  In der gegenwärtigen Russland-Krise
  profitiert der US-Dollar von seiner
  Rolle als „sicherer Hafen“. Zudem
  sind die Vereinigten Staaten Netto-
  Exporteur      von     Rohöl   und
  Rohölprodukten.

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Hauptwährungen

                                                                                        .
  EURGBP
  Die Bank of England (BoE) dürfte im
  März 2022 bereits zum dritten Mal
  ihren Leitzins anheben. Dies sollte
  dem Pfund Sterling Rückenwind
  geben, zumal das Pfund Sterling
  gemäß Kaufkraftparität gegenüber
  dem Euro unterbewertet ist.

  Für das Pfund Sterling spricht ferner,
  dass das Vereinigte Königreich
  weniger     von      Energieimporten
  abhängig ist als der Euroraum. Mehr
  als die Hälfte der britischen
  Gasimporte stammen zudem aus
  Norwegen.

  Eine Stütze für den Euro ist hingegen
  das Zustandekommen des „EU-
  Wiederaufbaufonds“. Dieser stärkt die
  EU-Integration und damit den Euro.

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