Corporate Treasury Radar März 2022 - Sonderthema: Russland-Ukraine-Krieg - Marktreaktionen, Sanktionen und mögliche Entwicklungen - LBBW
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Corporate Treasury Radar März 2022 Sonderthema: Russland-Ukraine- Krieg – Marktreaktionen, Sanktionen und mögliche Entwicklungen 08.03.2022 Makro | Zinsen | Währungen | Rohstoffe Erstellt am: #RELEASE_DATE#
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Agenda 01 Vorwort und Einleitung Seite 04 Sonderthema: Russland-Ukraine-Krieg – Marktreaktionen, 02 Seite 09 Sanktionen und mögliche Entwicklungen 03 Makro Seite 19 04 Zinsen Seite 32 05 Devisen & Rohstoffe Seite 40 06 Fazit und Anhang Seite 52 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 3
01 Vorwort und Einleitung Dr. Moritz Kraemer Chefvolkswirt | Leiter Bereich Research Tel: + 49 711 127–73462 moritz.kraemer@LBBW.de 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 4
Redaktionelle Bilder auf neutralem LBBW-Hintergrund Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“, hat bekanntlich Heraklit gesagt. Das ist 2500 Jahre her und es sieht aus, als sei die Welt seither nicht klüger geworden. Mit dem Angriff von Vladimir Putins Russland auf die Ukraine ist das Undenkbare geschehen, sind alle Gewissheiten umgestoßen worden. In Deutschland gibt der Wirtschaftsminister, der sein Amt Wochen zuvor mit einer klimapolitischen Eröffnungsbilanz angetreten hatte, der Versorgungssicherheit Vorrang über den Klimaschutz. Gas- und Kohlevorräte sollen angelegt werden, längere Laufzeiten für Atomkraftwerke scheinen nicht ausgeschlossen, ein Finanzpaket für die Bundeswehr ist auf dem Weg. Die EU zahlt Waffen für die Ukraine, Schweden und Finnland klopfen an die Tür zur NATO, in den USA begraben Demokraten und Republikaner ihren Parteienzwist, sogar die Schweiz beteiligt sich an den internationalen Sanktionen gegen Putin und seine Helfershelfer. Über Nacht sind aus den Fernsehstudios die Ärzte verschwunden. An ihre Stelle sind Osteuropa-Kenner und Generäle getreten. Das Wort vom Atomkrieg macht die Runde. „Zeitenwende“ ist kein zu starker Begriff. Wie wird die Welt Ende 2022 aussehen? Ähnelt sie der Stagflation nach dem Ölpreisschock von 1973? Oder eher der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs? Greift China nach Taiwan? Ermutigend ist die Reaktion der Weltgemeinschaft. Putin hatte mit einer schwache Antwort des Westens gerechnet. Er hat sich geirrt. Selbst China, Putin kürzlich noch zugeneigt, laviert. Sicher scheint mir vor allem dies: die kommenden Wochen dürften weiter von „risk-off“ geprägt sein. Die Flucht in sichere Werte hat die deutsche Staatsanleihe wieder unter die Nulllinie gedrückt, Gold und Öl im Höhenrausch, Aktien verspüren Gegenwind. Historisch betrachtet haben geopolitische Krisen oft tiefe, typischerweise aber auch recht kurze Bremsspuren im Kapitalmarkt hinterlassen. Ob dies auch für die jetzige dramatische Situation gelten wird ist aber noch nicht ausgemacht. Vorsicht bleibt geboten. Ihr Dr. Moritz Kraemer 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 5
Globale Einkaufsmanager-Indizes im Verarbeitenden Gewerbe 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Finanz-Krise Euro-Krise Corona-Krise Global Nordamerika USA Kanada Europa Deutschland Frankreich Italien Spanien Großbritannien Schweiz Eurozone Asien-Pazifik / EM Brasilien Russland Indien China (NBS) China (Caixin) Südafrika Japan Australien 60 56 54 52 51 50 49 48 46 44 40 Quelle: Refinitiv, Expansion LBBW Research Kontraktion Quelle: Bloomberg, Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 6
Die wichtigsten Termine im März KW9 KW10 KW11 KW12 KW13 Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 10.3. EZB-Zinsentscheid (mit neuen Projektionen) 10.3. US-Inflation Februar 10./11.3 EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs (informell) 14.3. Ecofin-Treffen 16.3. FOMC-Zinsentscheid (mit neuen Projektionen) 17.3. BoE-Zinsentscheid 17.3. Deutschland: Bund-Länder-Runde zur Corona-Lage 18.3. Rating Review Griechenland (Moody's®) 24./25.3 EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs 25.3. ifo-Geschäftsklima März 27.3. Landtagswahlen im Saarland EWU-Inflation März 31.3. • Die EZB dürfte trotz einer Anhebung ihrer Inflationsprojektionen wohl • Die sicherheitspolitische Lage in Europa dürfte das alles weitreichende geldpolitische Weichenstellungen vorerst aufschieben, überschattende politische Thema bleiben, unter anderem auf den bis die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs besser abschätzbar sind. nächsten Gipfeln der EU-Staats- und Regierungschefs. • Die US-Notenbank dürfte ihre erste Leitzinsanhebung seit Beginn • Die nächste Bund-Länder-Runde zur Corona-Lage dürfte die der Coronakrise beschließen. Die neuen Leitzinsprojektionen dürften Aufhebung aller wesentlichen Restriktionen zum 20.03. bestätigen. einen steileren Zinspfad avisieren als noch im Dezember 2021. • Die Landtagswahl im Saarland stellt einen ersten wichtigen Test • Großbritanniens Währungshüter stehen vor ihrer dritten sowohl für Kanzler Scholz als auch den neuen CDU-Vorsitzenden Leitzinsanhebung in Serie. Friedrich Merz dar. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 7
Invasion in der Ukraine: Einbruch bei Aktien, Rally bei Rohstoffen Ausgewählte Assets in % Aktien Staaten Corporates Währungen Rohstoffe 40% 40% 30% 30% 20% 20% 10% 10% 0% 0% -10% -10% -20% -20% Euro Stoxx 50 Financials EUR Gold* EURGBP HY Corp EUR German Bunds IG Corp EUR EURUSD Euro Periphery Covereds EUR DAX S&P 500* Commodities* USDJPY MSCI EM* US Treasuries* Performance since beginning of February Performance YTD Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 8
02 Sonderthema: Russland- / Rolf Schäffer, CIIA Gruppenleiter Strategy/Macro +49 (0) 711 127 76580 rolf.schaeffer@LBBW.de Ukraine-Krieg – Marktreaktionen, Matthias Krieger Sanktionen und mögliche Senior Economist Tel: + 49 711 127–73036 Entwicklungen matthias.krieger@LBBW.de 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 9
Aktuelle Entwicklungen Putins Einmarsch kein „Blitzkrieg“; starke Gegenwehr der Ukrainer Deutsche Kehrtwende: massive Ausweitung der Verteidigungsausgaben (>2%-Ziel; 100 Mrd. EUR Investitionsprogramm); direkte Waffenlieferungen an die Ukraine; ggf. Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken; Aufbau nationaler Kohle- und Gasreserve Westen vereint gegen Putin; UN-Vollversammlung verurteilt russischen Angriff mit großer Mehrheit; China bekräftigt Partnerschaft mit Russland USA erwägen Öl-Embargo: Ölpreis schießt auf 130 USD! Deutschland / Europa mit überdurchschnittlichen Abhängigkeiten von russischen Öl- und Gaslieferungen Märkte massiv unter Druck: Sanktionshärte nimmt zu – Stopp von Öl- und Gas droht; Rubel fällt um fast 40%; Aktienmärkte mit >20%-Korrektur; EUR/USD unter 1,09 Stagflationsszenario gewinnt zunehmend an Wahrscheinlichkeit 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 10
Risikomärkte unter Druck, Safe Haven-Assets gewinnen Aktien: DAX, EuroStoxx50, S&P500 Bunds / Treasuries Credits: iTraxx Crossover Ausgewählte Devisen zum USD (%-chg. M/M) 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 11
Rohstoffmärkte unter Feuer – Deutschland überdurchschnittlich betroffen Rohstoffpreise: Anstieg prozentuale Preisveränderung binnen eines Monats Deutsche Perspektive: • Gefahr des Ausfalls russischer Lieferungen von Öl und Gas. Noch fließt das Gas, und es sind genug Gasreserven da, um über den aktuellen Winter zu kommen. Der EU und nächste Winter ist das Problem. Deutschl. sind zu • Keine schnelle Abhilfe! Bau LNG- 100% Selbst- Terminals, Ausbau des inner- versorger. europäischen Energieaustauschs (Atomstrom z.B. aus Frankreich, längere Laufzeiten Kohlekraftwerke, massive Vereinfachung bei Bau von Windkraftanlagen usw.). Folge: 22% 44% 42% 50% 55% großes Investitionsprogramm in die Energieinfrastruktur. Anteil • Abhängigkeiten auch bei bestimmten deutscher Industriemetallen, bspw. Nickel und Importe aus Aluminium. Zudem: Russland ist Russland Quelle: Refinitiv, LBBW Research weltgrößter Exporteur von Weizen, die Ukraine Nr. 3. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 12
Das Ende des Appeasement: Maximum an Sanktionen Sanktionsliste: • NordStream 2 gestoppt (Zertifizierung) • Einfrieren russischer Vermögenswerte in der EU (Putin und Lawrow eingeschlossen); die Schweiz übernimmt EU-Sanktionen • Sanktionen gegen die russische Zentralbank: Verbot von Transaktionen mit dem Finanzinstitut; Vermögenswerte der Bank in der EU/USA eingefroren (Devisenreserven) • Visaverschärfungen • Massive Handelsbeschränkungen • Sperrung EU-Luftraum für russische Flugzeuge; Verbot für Schiffe, EU-Häfen anzulaufen • Aussetzung von Exportbürgschaften (z.B. Euler Hermes). • Großteil russischer Banken (70 %) werden von SWIFT ausgeschlossen. • Öl-Embargo? 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 13
Russland hat in einem Handelskrieg langfristig mehr zu verlieren Institut für Weltwirtschaft, Kiel: Handelsbeschränkungen mit Russland Langfristige Folgen für jährliche Wirtschaftsleistung (BIP) in % • Durch die Sanktionen dürften in Kürze in Russland Importprodukte knapp werden (Autos, Kleidung, Elektrogeräte,…). Selbst Ersatzteile für Flugzeuge könnten fehlen und damit den Luftverkehr im Land beeinträchtigen. • „Sanktionen zeigen kurzfristig meist wirtschaftliche, aber keine politische Wirkung. Halten sie lange an und sind umfassend, kann sich ihr politisches Wirkungspotenzial vergrößern. Nach einer Anpassungsphase im Welthandel wird Russland deutlich geschwächt dastehen, der Schaden für die Alliierten ist dagegen überschaubar“, sagt Gabriel Felbermayr, Direktor des WIFO. Quelle: ifw, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 14
Ausschluss von SWIFT bzw. vom globalen Finanzsystem – langfristige Wirkungen? Konsequenzen: • Russische Banken können das globale Finanzsystem nur noch eingeschränkt nutzen. • Bremst / beendet Warenströme, da Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, für Importe zu bezahlen. • Massive Konsequenzen für Energieimporte aus und Warenlieferungen nach Russland. • Russische Alternative SPFS: allerdings mit technisch deutlich begrenzteren Kapazitäten. • Chinesisches „Cross-Border Interbank Payment System“ (CIPS) gewinnt als Alternative. • Etablierung digitaler Zentralbankwährungen, China hier führend. Langfristig steht die Zukunft des etablierten globalen Finanzsystems auf dem Spiel. Dieses System beruht bisher auf der dominanten Rolle des Dollars, des US-Finanzsystems und zentralisierter Infrastrukturen unter westlicher Kontrolle wie Swift. Privileg des Dollars, eine wichtige Grundlage zur dauerhaften Finanzierung des gravierenden amerikanischen Leistungsbilanzdefizits. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 15
Chinas Reaktion auf den Krieg Schwierige diplomatische Lage für das Reich der Mitte • China im Dilemma: Starke und offene Parteinahme für Moskau würde … - … Chinas Prinzip der Nichteinmischung in die Angelegenheiten anderer Länder verletzen, - … Beziehungen zum Westen (auch Europa) beschädigen, - … Bildung geopolitischer Blöcke forcieren, d.h. Länder zwingen, sich zu entscheiden, - … Nachbarn im südchinesischen Meer damit an die Seite der USA drängen, - … eine noch stärkere (militärische) Allianz zwischen Taiwan mit den USA schmieden • Wenn Beijing Moskau nicht zur Seite steht: - Ende der strategischen Partnerschaft mit Putin in Zeiten steigender Spannungen mit USA - Verzicht auf russische Unterstützung und Verzicht auf Schaffung einer „Quasi-Legitimation“ in Form eines „Präzedenzfalls“ im Hinblick auf eine spätere Annexion Taiwans • Folge: China laviert zwischen den Parteien und bleibt außenpolitisch eher „neutral“ - Außenminister Wang Yi, Münchner Sicherheitskonferenz: „Souveränität und territoriale Integrität aller Länder – inkl. der Ukraine – ist zu respektieren“ - Enthaltung Chinas im Weltsicherheitsrat bei Resolution zur Verurteilung Russlands - Außenamtssprecher Wang Wenbin (01.03.): China und Russland seien zwar „strategische Partner”, aber nicht „Verbündete“; China entscheide Haltung und Politik jeweils im Einzelfall selbst - Die verlustreiche und zähe Invasion in der Ukraine hat China offenbar vorsichtig werden lassen 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 16
Wie agiert China weiter? Unsere Einschätzung: • Wird China die Gelegenheit nutzen und Taiwan überfallen? Nein: - China militärisch noch zu schwach, eine Auseinandersetzung mit den USA zu führen - Starke Abhängigkeit von US-Technologie (Halbleiter) verbietet derzeit solche Abenteuer - China geht planvoller und strategischer vor: Zeit soll „reif“ sein für eine Annexion • Kann Russland mit China eine Allianz gegen den Westen gründen? Nur sehr eingeschränkt: - Russland hat China außer Rohstoffen und Militär nichts zu bieten - Mit nur 145 Mio. Einwohnern (1.400 Mio. in China) und zweitklassiger Technologie ist Russland kein attraktiver Partner - Schaden einer Konfrontation mit dem Westen (z.B. Entzug von Technologie) für China höher als Nutzen einer „Nibelungentreue“ zu Russland mit irrlichterndem Präsidenten - Interessengebiete in Zentralasien konfligieren: Russland sieht dort ehemalige Sowjet- republiken als eigenes Territorium; China versucht, diese durch die „Belt and Road- Initiative“ unter eigenen Einfluss zu bekommen (Rohstoffe usw.) • Unser Fazit zum Verhalten Chinas: - Beziehungen zum Westen und Südostasien für China z.Zt. wichtiger als „Treue“ zu Russland - Hält „der Westen“ zusammen, bringt Allianz mit ausgegrenztem Verlierer China wenig Nutzen - Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden („Energie gegen Güter“) werden sich aber vertiefen 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 17
Russische Invasion in der Ukraine: Was ist denkbar? Regierungs- Ukraine wird zu Imperiale Einigung über Krieg der wechsel / einem „Zweiten Machtüber- Waffenstillstand Großmächte Staatszerteilung Afghanistan“ nahme Aufspaltung: • Putin strebt die • Russland erobert • Putin strebt eine • Fokus auf den • Russland bekommt Einführung eines zwar die Ukraine, Neuauflage des baltischen Staaten Ost-Ukraine und pro-russischen beherrscht sie aber ehemaligen (NATO-Mitglieder) Krim dauerhaft Regimes in Kiew an nicht vollständig russischen Reiches • Putin sieht die • Guerilla-Krieg; kein bzw. der • Rest-Ukraine bleibt Aufspaltung: Sowjetunion an Möglichkeit zu zwar unabhängig, • Russland annek- Ende der Kämpfe einem Angriff und darf sich aber weder tiert Donbas und • Sanktionen bleiben; • Russlands „Nahes zur Korrektur des der EU noch der Krim dauerhaft Putin innenpolitisch Ausland“ komplett „historischen NATO anschließen massiv unter Druck; als fortwährendes Fehlers“, diese • Kiew, Dnipro & Ziel Staaten der NATO Odessa werden zu Machtwechsel in Moskau? Putin noch überlassen zu separaten haben „client states unberechenbarer? Welches Szenario ist am wahrscheinlichsten? • Die Antwort hängt davon ab, ob Putins Ziele maximal oder limitiert sind & wie leicht die Invasion der Ukraine ist. • Ist gesichtswahrender Ausweg für Putin überhaupt noch möglich? Wie wahrscheinlich ist ein Machtwechsel in Moskau? • Sollten chinesische Interessen durch lang anhaltenden Konflikt bzw. Eskalation gefährdet werden, könnte sich China von Putin stärker distanzieren. Druck auf Putin zum Einlenken bzw. Wahrscheinlichkeit Machtwechsel würden immens steigen. Quelle: LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 18
03 Makro: Ukraine- Krieg bremst Handel aus Dr. Katja Müller Dr. Jens-Oliver Niklasch Senior Economist Senior Economist Tel: + 49 711 127–42106 Tel: + 49 711 127–76371 katja.mueller@LBBW.de jens-oliver.niklasch@LBBW.de Dirk Chlench Matthias Krieger Senior Economist Senior Economist Tel: + 49 711 127–76136 Tel: + 49 711 127–73036 dirk.chlench@LBBW.de matthias.krieger@LBBW.de 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 19
Allgemeine Konjunkturlage in Deutschland nicht schlecht BIP und ifo-Geschäftsklima (Quartals- bzw. Monatswerte) • BIP 2021 zuletzt auf 2,9% aufwärts revidiert. • Nach dem Auslaufen von Corona- Beschränkungen kräftige Zunahme des privaten Konsums erwartet. • Geschäftsklima steigt im Februar von 96,0 Punkten auf 98,9 Zähler. • Seit der Finanzkrise gab es nur fünf Monate, in denen es stärker nach oben ging. • Orderbestand im Verarbeitenden Gewerbe (VG) herausragend hoch: fast ach Monate könnte das VG produzieren. Bislang trotz Ukraine- Krieg keine Storno-Welle. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 20
Deutschlands Handel im Zeichen des Ukraine-Kriegs Handel mit RUS, UKR, BLR 2021, Mrd. Euro 35 30 25 20 15 10 5 0 Russische Föderation Ukraine Belarus Exporte Importe Deutschland würde 0,4% BIP Weitere Rückwirkungen nicht verlieren, Russland fast 10% Eine Entkoppelung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen 3% ausgeschlossen! Vorsicht! Eine Eskalation des Krieges könnte unvorhergesehene dem Westen und Russland würde deutscher Importe Rückkoppelungen haben. Vielleicht für Deutschland zu einem um stammen aus Russland, fehlen nur einzelne Produkte, aber jährlich 0,4% niedrigeren BIP Ukraine, Belarus. diese sind oft notwendig in der führen, sagen WIFO und IfW. Für Lieferkette. Einige Automobil- Russland läge der Verlust bei 10%. Darunter ein großer Teil fabriken melden bereits Kurzarbeit. der Energieimporte! 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 21
Deutschland: Abhängig von Öl und Gas Primärenergieverbrauch n. Energieträger (Stand 2020 in %) • Kurzfristig ist die Abhängigkeit 1,3 von Öl, Gas und Kohle 5,9 nicht zu verringern. 7,5 • Der Anteil Russlands an diesen 34,4 Primärenergieträgern macht rund die 8,0 Hälfte aus. • Zum Thema Inflation: Rund 10% im Warenkorb sind 16,5 Haushaltsenergie, Kraftstoffe etc. 26,4 Mineralöl Erdgas Erneuerbare Energien Braunkohle Steinkohle Kernenergie Sonstige Quelle: BDEW, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 22
Die Downside: Stagflation wie in den 1970ern? BIP sowie Inflation, Deutschland, sowie Rohölpreis Quartalswerte • Der aktuelle Rohölpreisanstieg erinnert an den ersten und den zweiten Ölpreisschock. Damals waren die westlichen Industrieländer von den arabischen Ölstaaten abhängig, heute kommen Öl und Gas aus Russland. • Auch wenn die Abhängigkeit vom Öl insgesamt heute geringer ist als vor 40 bis 50 Jahren, so ist sie – zumal in der Industrie – weiterhin sehr hoch. • Eine Stagflation ist vor diesem Hintergrund ein reales Risiko. Die Wahrscheinlich hier ist deutlich erhöht. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 23
Deutschland: Preisdruck erreicht Kernrate PPI Konsumgüter und CPI Kernrate Monatswerte Y/Y • Der Anstieg der Energiepreise wirkt sich inzwischen auch auf andere Güter aus. In den vergangenen Monaten war ein Anstieg der Erzeugerpreise für Konsumgüter zu beobachten (Durables und Non- Durables). • Die Kernrate des CPI (ex Food&Energy) ist ebenfalls auf ca. 3% angestiegen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 24
Die Inflation der „mittelgroßen“ EWU-Staaten unter der Lupe Inflationsraten im Vergleich Februar 2021 vs. Februar 2022 • Der Vergleich zum Vorjahr zeigt: Im Euroraum ist doe Inflation auf breiter Front auf dem Vormarsch. • Auch in den kleineren Mitgliedstaaten (eine heterogene Gruppe, die in unserem Chart von den sehr wirtschaftsstarken Niederlanden bis hin zur Slowakei reicht), hat die Inflationsrate stark angezogen. Vor einem Jahr lag sie in allen Ländern noch unter 2%, teilweise war sie sogar negativ. • Inzwischen hat die Inflation in Belgien fast zweistellige Werte erreicht; in keinem der hier aufgeführten Mitgliedstaaten liegt sie unter 4%. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 25
Euroraum: Wann kommt der Absturz der Frühindikatoren? EWU und Staaten: Economic Sentiment Monatswerte • Bis zuletzt war das Economic Sentiment im Euroraum und in den Staaten der EWU robust. • Das Niveau von um 110 Indexpunkten zeigt, dass die Lage deutlich über dem langfristigen Durchschnitt eingeschätzt wird, was für deutlich überdurch- schnittliche Wachstumsraten spräche. • Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine ist nun mit einem deutlichen Rückgang in Richtung 100 zu rechnen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 26
China: Leidet auch Chinas Wirtschaft unter dem Krieg? China: Anteile am Energieverbrauch in % • China dürfte nun mehr und günstiger in Russland einkaufen: Öl, Gas und Kohle. • Vor allem der Hauptenergieträger Kohle dürfte eher günstiger werden, evtl. auch das Gas. • Damit ist Energieknappheit in China kein Thema mehr • China dürfte zudem mehr Güter nach Russland liefern als zuvor (Ersatz nun „sanktionierter“ Güter) • Allerdings muss auch China höhere Preise z.B. für Öl aus dem Mittleren Osten bezahlen, kann aber kompensierend u.U. mehr günstiges Öl aus Russland beziehen. • Auch China leidet (moderat) unter einer voraussichtlich schwächeren Nachfrage z.B. aus Europa. • FAZIT: - China dürfte relativ wenig unter der Krise leiden - Wir belassen unsere BIP-Prognosen für China bei 5,0 % im laufenden und 4,6 % im kommenden Jahr. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 27
China: Weiterhin niedrige Infektionszahlen, aber … Anzahl der Neuinfektionen und Anteil vollständig Geimpfter • Anzahl der Neuinfizierten niedrig, wenngleich im Trend steigend, hoher Anteil Geimpfter • China hält dennoch an „Zero-Covid- Strategie“ fest. • Gründe: Zweifelhafte Wirksamkeit chinesischer Impfstoffe bei „Omikron“; geringe „Grundimmunisierung“ durch Infektionen aufgrund der Abschottung • Folge: Anhaltende Gefahr von „Lockdowns“ (Städte, Häfen usw.) • FAZIT: Aus der Pandemie resultierendes Risiko für China (und die Lieferketten) deutlich höher als aus der Russland- Krise Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 28
Weiterhin Sand im Getriebe der maritimen Logistik Frachtkosten: Seeweg China - Europa „Unbewegte Fracht“ 18.02.2022 40-Fuß-Container „China - Nordeuropa“ indexiert Anteil an verschifften Gütern „im Stau“ (in %) • Rund 11 % aller sich auf Containerschiffen befindlichen Güter standen Mitte Februar „im Stau“. • Die Frachtraten im maritimen Containerverkehr sind aufgrund hoher Nachfrage und anhaltender logistischer • Die Tendenz ist abwärts gerichtet. Probleme weiterhin exorbitant hoch. • Hauptrisiko: Hafenschließungen in China aufgrund von Omikron-Ausbrüchen. Quelle: https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/internationaler-handel/kiel-trade-indicator/, Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 29
USA: Energiepreise bringen USA nicht aus der Fassung Saldo „Ölexporte minus -importe“ und Ölförderung in 1.000 Barrel pro Tag (MAV 1 Monat) • Zwar importieren die USA netto noch immer Öl. • Durch „Fracking“ ist die Importab- hängigkeit aber stark gefallen. • Die Eigenproduktion kann bei anstei- genden Preisen ausgeweitet werden. • FAZIT: Höhere Energiepreise per se belasten die US-Wirtschaft insgesamt eher wenig. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 30
Konjunkturprognosen 2020 2021 2022e 2023e Deutschland BIP -5,1 2,8 3,0 2,8 Inflation 0,5 3,1 4,5 2,5 Euroland BIP -6,8 5,2 4,0 2,8 Inflation 0,3 2,6 5,0 2,7 Großbritannien BIP -9,9 7,5 4,0 1,8 Inflation 0,9 2,6 5,5 2,5 USA BIP -3,5 5,7 4,2 2,0 Inflation 1,2 4,7 6,0 3,3 Japan BIP -4,6 1,7 2,4 1,5 Inflation 0,0 -0,2 0,9 0,7 China BIP 2,2 8,1 5,0 4,6 Inflation 2,5 0,9 2,8 2,3 Welt BIP -3,1 5,8 4,3 3,7 Inflation 3,5 3,7 4,2 3,0 Quelle: LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 31
04 Zinsen Elmar Völker Senior Fixed Income Analyst Tel: + 49 711 127–76369 elmar.voelker@LBBW.de 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 32
Überblick Die Fed hat ihre Pläne für eine Leitzinswende auf der anstehenden Sitzung am 16. März bestätigt. Fed-Chef Powell präferiert eine Anhebung um 25 Bp, ein „großer Schritt“ um 50 Bp scheint dagegen angesichts der erhöhten Unsicherheit in Folge des Ukraine-Krieges vom Tisch zu sein. Wir rechnen für das laufende Jahr angesichts des weiter gewachsenen Inflationsdrucks mit insgesamt fünf bis sechs Zinsschritten in den USA. Bis zur Jahresmitte 2023 dürfte ein neutrales Leitzinsniveau (2,5 %) erreicht sein. Die EZB schwankt zwischen wachsenden Inflationssorgen und Unsicherheit über die Folgen des Ukraine-Kriegs. Kurzfristig dürften wichtige geldpolitische Weichenstellungen zunächst noch aufgeschoben werden. Die Aussicht auf nachhaltig erhöhten Inflationsdruck mündet aber letztlich in eine Leitzinswende im vierten Quartal 2022. Die Langfristzinsen werden beiderseits des Atlantiks kurzfristig stark von erhöhter Nachfrage nach Sicherheit beeinflusst. Die Mehrzahl der Argumente spricht aber mittelfristig weiterhin für steigende Langfristzinsen: In der Coronakrise wird das Licht am Ende des Tunnels deutlicher, und die Unsicherheit über das Tempo der geldpolitischen Straffung in den USA steigt. Auch im Euroraum dürften klare Signale in Richtung geldpolitischer Wende nur aufgeschoben und nicht aufgehoben sein. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 33
Leitzins EZB: Klare Kurswendesignale nur aufgeschoben Einlagesatz EZB in % Pro • EZB hat schrittweise Drosselung der Anleihekäufe im Jahr 2022 0,10 0,10 beschlossen. 0,00 0,00 • EWU-Inflation erreichte im Februar Rekordhoch von 5,8 %, Kernrate -0,10 -0,10 deutlich über 2 %. -0,20 -0,20 • EZB-Rat einhellig besorgt über hohe Inflation, EZB-Chefin Lagarde -0,30 -0,30 schließt Zinswende 2022 nicht mehr aus. -0,40 -0,40 • Lockerung von Corona- -0,50 -0,50 Restriktionen hat Konjunktur- stimmung im Februar gehoben. -0,60 -0,60 • Arbeitslosenquote im Euroraum auf Rekordtief. -0,70 -0,70 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Contra Einlagensatz Prognose • Ukraine-Krieg birgt erhebliche konjunkturelle Abwärtsrisiken. Historie Prognose • Lohndruck im Euroraum bis dato Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 Einlagesatz -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 -0,25 0,00 moderat. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 34
Bund 10 Jahre: Rückkehr in Aufwärtstrend bleibt Hauptszenario Bund 10 Jahre in % Pro • Zurückliegender Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen 1,0 1,0 bis auf rund 2,5 % spricht für deutlich steilere EUR-Zinskurve. • Steigende Staatsausgaben für 0,5 0,5 Krisenbewältigung und Bundeswehr-Aufrüstung. • Hohe Kerninflation vergrößert 0,0 0,0 Druck auf EZB zur Kurskorrektur. • EZB-Anleihekäufe dürften 2022 um mehr als die Hälfte ggü. 2021 -0,5 -0,5 sinken. Contra • Sorgen wegen geopolitischer -1,0 -1,0 Eskalation erhöhen Nachfrage 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 nach Sicherheit. Bund 10 Jahre Prognose • EZB-Vertreter warnen wegen Ukraine-Krieg vor verfrühter Historie Prognose Straffung der Geldpolitik. Rendite aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 Bund-Rendite 10 Jahre -0,05 -0,33 -0,18 -0,32 0,10 0,30 0,70 • Weiterhin hohe strukturelle Quellen: Refinitiv, LBBW Research Nachfrage nach sicheren Anlagen. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 35
Leitzins USA: Fed steuert auf Serie von Zinsanhebungen zu Federal Funds Target Rate in % (Obergrenze des Zielbandes) Pro • Fed: Leitzinswende dürfte bald 3,5 3,5 angemessen sein. • Powell signalisiert Serie von 3,0 3,0 Zinsanhebungen. • US-Inflation im Januar mit 7,5 % 2,5 2,5 auf 40-Jahreshoch gestiegen, Kernrate springt auf 6 %. 2,0 2,0 • Jüngster Energiepreisschock könnte Inflation weiter anheizen. 1,5 1,5 • US-Arbeitslosenquote mit 3,8 % im 1,0 1,0 Februar nur noch moderat über Vorkrisenniveau, Gefahr von Zweitrundeneffekten hoch. 0,5 0,5 0,0 0,0 Contra 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • Ukraine-Krieg birgt konjunkturelle Abwärtsrisiken. Fed Funds Prognose • US-Wachstum dürfte in Q1 2022 an Fahrt verloren haben. Historie Prognose Zins aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 • Überstürzte Zinsanhebungen ber- Leitzins USA (Fed Funds) 0,25 0,25 0,25 0,25 1,00 1,75 2,50 Quellen: Refinitiv, LBBW Research gen globale Finanzstabilitätsrisiken. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 36
US-Treasuries 10 Jahre: Rückkehr in Aufwärtstrend bleibt Hauptszenario US-Treasuries 10 Jahre in % Pro • Finanzierungsdefizit des Staates sorgt für weiterhin hohes 3,5 3,5 Nettoemissionsvolumen. 3,0 3,0 • Wachsende Unsicherheit über Ausmaß von Leitzinsanstieg spricht 2,5 2,5 für höhere Laufzeitprämien. • Fed dürfte im Sommer 2022 mit 2,0 2,0 Schrumpfung der Bilanz beginnen. • Langfristige Realrenditen trotz 1,5 1,5 starker Konjunktur auf Allzeittief. 1,0 1,0 Contra 0,5 0,5 • Sorgen vor Verwerfungen durch US-Leitzinswende und Ukraine- 0,0 0,0 Krieg erhöhen Nachfrage nach 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Sicherheit. • Weiterhin hohe strukturelle Treasury 10 Jahre Prognose Nachfrage nach sicheren Anlagen. • Niedrigzinsumfeld in Europa und Historie Prognose Rendite aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 Japan erhöht relative Attraktivität US-Treasuries 10 Jahre 1,75 1,43 1,50 1,42 1,90 2,25 2,70 von US-Staatsanleihen. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 37
Zinsen Internationaler Vergleich 10-Jahres-Swapsätze 3,50 3,50 3,00 3,00 2,50 2,50 2,00 2,00 1,50 1,50 1,00 1,00 0,50 0,50 0,00 0,00 -0,50 -0,50 -1,00 -1,00 2017 2018 2019 2020 2021 2022 EUR CHF JPY GBP USD Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 38
Zinsprognosen Prognose Preis aktuell 30.06.22 31.12.22 30.06.23* Euroraum EZB Hauptrefisatz 0,00 0,00 0,00 0,50 EZB Einlagesatz -0,50 -0,50 -0,25* 0,00 3M Euribor -0,50 -0,50* -0,15* 0,50 Swap 2J 0,05 0,15* 0,35* 0,80 Swap 5J 0,41 0,50* 0,70* 1,05 Swap 10J 0,73 0,75* 0,85* 1,15 Bund 2J -0,70 -0,40* -0,10* 0,45 Bund 5J -0,34 -0,15* 0,15* 0,60 Bund 10J -0,03 0,10 0,30* 0,70 USA Fed Funds Target Rate 0,25 1,00* 1,75* 2,50 3M Libor 0,61 1,10* 1,90* 2,60 Swap 2J 1,75 1,75* 2,20* 2,65 Swap 5J 1,79 1,90* 2,30* 2,75 Swap 10J 1,86 2,00* 2,35* 2,75 Treasury 2J 1,56 1,60* 2,05* 2,50 Treasury 5J 1,71 1,80* 2,20* 2,65 Treasury 10J 1,78 1,90* 2,25 2,70 Weitere Industriestaaten Japan Tagesgeld (TONAR) -0,01 -0,05 -0,05 -0,05 Japan 10Y Staatsanleihe 0,16 0,00 0,00 0,00 UK Tagesgeld (SONIA) 0,45 0,95* 1,45* 1,95 UK 10Y Staatsanleihe 1,30 1,50* 1,75* 2,15 Schweiz Tagesgeld (SARON) -0,72 -0,70 -0,70 -0,70 Schweiz 10Y Staatsanleihe 0,16 0,20* 0,30* 0,50 Quelle: Bloomberg, LBBW Research *=geänderte Prognosen seit der vorigen Ausgabe 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 39
05 Devisen und Rohstoffe Dr. Katja Müller Dr. Frank Schallenberger Senior Economist Senior Economist Tel: + 49 711 127–42106 Tel: + 49 711 127–77436 katja.mueller@LBBW.de frank.schallenberger@LBBW.de Dirk Chlench Matthias Krieger Senior Economist Senior Economist Tel: + 49 711 127–76136 Tel: + 49 711 127–73036 dirk.chlench@LBBW.de matthias.krieger@LBBW.de 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 40
EURUSD: Rolle des USD als sicherer Hafen gesucht Wechselkurs Euro/Dollar Pro Euro • Der Euro ist gemäß der Kaufkraft- 1,3 1,3 parität zum USD unterbewertet. • Das EZB-Kaufprogramm sowie der „Wiederaufbaufonds“ stärken den Zusammenhalt des Euroraums. 1,2 1,2 Contra Euro • Der US-Dollar profitiert derzeit von 1,1 1,1 seiner Rolle als „sicherer Hafen“. • Die Fed dürfte ungeachtet des Ukraine-Krieges diesen Monat – wie zuvor avisiert – die 1,0 1,0 Leitzinswende einläuten. 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • Die Vereinigten Staaten sind Netto- Exporteur von Rohöl- und EURUSD Prognose Rohölprodukten. Historie Prognose • Die 2022 in Frankreich anstehen- Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 den Wahlen könnten anti-europä- EURUSD 1,09 1,18 1,14 1,16 1,10 1,08 1,08 ische Kräfte stärken. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 41
EURGBP: UK-Zinsvorteil spricht für Pfund Sterling Wechselkurs Euro/Pfund Pro Euro • Das EZB-Kaufprogramm sowie der 1,00 1,00 „Wiederaufbaufonds“ stärken den Zusammenhalt der EU und stützen somit den Euro. • Lieferprobleme in UK scheinen 0,95 0,95 infolge des Brexit ausgeprägter zu sein als im Euroraum. 0,90 0,90 Contra Euro • Die BoE dürfte im März 2022 bereits zum dritten Mal ihren 0,85 0,85 Leitzins anheben. • Gemäß Kaufkraftparität ist das Pfund Sterling ggü. dem Euro 0,80 0,80 unterbewertet. 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 • Das Vereinigte Königreich ist weniger von Energieimporten EURGBP Prognose abhängig als der Euroraum. Mehr als die Hälfte der UK-Gasimporte Historie Prognose Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 stammt zudem aus Norwegen. EURGBP 0,83 0,86 0,84 0,85 0,83 0,81 0,80 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 42
EURCHF: Krieg in Ukraine sorgt für Zuflüsse in Franken Wechselkurs Euro/Franken Pro CHF • Krieg in der Ukraine sorgt für 1,25 1,25 Nachfrage nach sicheren Häfen wie dem Franken. • Die Schweiz weist solide 1,20 1,20 Staatsfinanzen auf und erzielt Überschüsse in der Handels- und Leistungsbilanz. 1,15 1,15 1,10 1,10 Contra CHF • Die SNB behält expansive Geldpolitik zur Schwächung des 1,05 1,05 Franken bei (Einlagesatz -0,75%; Devisenmarktinterventionen zur Schwächung des Franken). 1,00 1,00 • Gescheiterter EU-Rahmenvertrag 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 längerfristig Belastungsfaktor. EURCHF Prognose • Mit sinkender Risikoaversion sollte CHF schwächer notieren. Historie Prognose Abwertungspotenzial aufgrund Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 gesunkener Kaufkraftparität EURCHF 1,01 1,08 1,03 1,07 1,03 1,05 1,08 Quellen: Refinitiv, LBBW Research begrenzt. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 43
EURJPY: Furcht vor Omikron-Variante stützt den Yen Wechselkurs Euro/Japanischer Yen 140 140 Pro Euro 135 135 • In den USA und im Euroraum zeichnet sich eine etwas restrik- tivere Geldpolitik ab. Japans Zin- 130 130 sen dürften dagegen unverändert niedrig bleiben. 125 125 • Japans Wirtschaft wächst weiterhin nur sehr verhalten. 120 120 Contra Euro 115 115 • Der Krieg in der Ukraine stellt ein ernstes Risiko für Europa dar. • Weltweite Rückschläge bei der 110 110 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Pandemiebekämpfung könnten die Risikoaversion wieder zugunsten EURJPY Prognose des Yen erhöhen. • Inflationsrate in Japan niedriger als Historie Prognose Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 in den USA und im Euroraum. EURJPY 125,55 129,86 130,38 129,88 132 135 135 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 44
USDCNY: Erholungspotenzial für US-Dollar und Euro Wechselkurs US-Dollar/Chinesischer Yuan 7,4 7,4 Pro USD 7,2 7,2 • USD profitiert als „sicherer Hafen“. • Fed signalisiert Zinserhöhungen. 7,0 7,0 • Wachstumstempo in China verliert an Momentum. Die Notenbank 6,8 6,8 senkte deswegen ihre Zinsen. 6,6 6,6 • Sorgen um „Evergrande“ usw. könnten auch den CNY belasten. 6,4 6,4 • Neuer Hang der chinesischen Regierung zu Regulierungen und 6,2 6,2 Verschuldungsprobleme bei Unter- nehmen verunsichern Investoren. 6,0 6,0 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Contra USD USDCNY Prognose • Chinas Wirtschaft hat sich sehr Historie Prognose rasch und kräftig erholt. Kurs aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 USDCNY 6,32 6,45 6,36 6,43 6,50 6,71 6,67 • Der CNY weist ggü. dem USD EURCNY 6,87 7,63 7,23 7,47 7,15 7,25 7,20 noch immer einen deutlichen Quellen: Refinitiv, LBBW Research Zinsvorteil auf. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 45
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 1/3 Wechselkurs Spot Progn. Q2 Progn. Q4 Einschätzung 22 22 Der Real profitierte 2022 von einer besser als erwarteten Konjunkturentwicklung, EURBRL 5,51 6,70 6,90 wobei insbesondere der Agrarsektor positiv überraschte. Die restriktive Notenbankpolitik, die den Leitzinssatz bis auf 10,75 % führte, dürfte das Wachstum bremsen. Weiter wird der globale Zinsanstieg den Real belasten. Der Anstieg der Energiepreise durch die Ukraine-Krise wird der Inflation weiter EURHUF 389 355 342 Auftrieb verleihen und weitere Zinsschritte von der ungarischen Notenbank notwendig machen. Diese erhöhte den Leitzinssatz im Februar auf 5,35 %. Die Parlamentswahlen im April verlieren durch die Geopolitik kurzfristig an Einfluss. Mexikos Notenbank hat den Leitzinssatz im Februar 2022 auf 6,0 % angehoben EURMXN 22,86 23,50 24,20 und reagierte damit auf den fortschreitenden Anstieg der Inflationsrate. Gleichzeitig macht der hohe Zinssatz die Währung gegenüber einem weiterhin erwarteten Anstieg des globalen Zinsniveaus weniger anfällig. Weiter steigende Energie- und Lebensmittelpreise infolge der Ukraine-Krise werden EURPLN 4,92 4,55 4,45 eine stärkere Leitzinsanhebung Polens erfordern. Das Zusammenrücken in der EU aufgrund der geopolitischen Lage könnte einen Kompromiss im Streit zum Rechtsstaatlichkeitsprinzip vereinfachen. Zwar sind die Handelsbeziehungen zwischen Rumänien und den beiden EURRON 4,95 5,10 5,15 Konfliktparteien Russland und Ukraine nur gering, jedoch könnte die Krise die Investitionsbereitschaft senken und damit das Wachstum dämpfen. Notenbankinterventionen haben eine Abwertung des Leu bisher verhindert. Quelle: Refinitiv, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 07.03.2022, 08:15 Uhr 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 46
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 2/3 Wechselkurs Spot Progn. Q2 Progn. Q4 Einschätzung 22 22 Die russischen Notenbank reagiert auf den Verfall des Rubels mit einer Anhebung EURRUB 142,57 94,00 90,00 des Leitzinssatzes auf 20 % und einer Einführung von Kapitalverkehrskontrollen. Etwa 50 % der Devisenreserven sind durch die Sanktionen eingefroren. Mit der Bonitätsherabstufung Russlands steigt die Gefahr eines Zahlungsausfalles rasant. Die Inflationsrate erreichte im Februar 54,4 % und der Anstieg der Energie- und EURTRY 15,35 13,00 12,50 Lebensmittelpreise durch den Ukraine-Konflikt lassen keine Entspannung erwarten. Die türkischen Devisenreserven sind seit November 2021 um fast 20 % gesunken, wodurch der Druck auf die Notenbank den Leitzins anzuheben, weiter steigt. Kurzfristig profitiert Südafrikas Wirtschaft durch den Ukraine-Konflikt vom EURZAR 16,67 20,50 21,50 Preisanstieg für Edelmetalle wie Gold und Platin. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise lassen einen weiteren Anstieg der Inflationsrate erwarten. Dies wird zu weiteren Zinserhöhungen führen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 07.03.2022, 08:15 Uhr 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 47
Devisenmärkte im Überblick – Nebenwährungen 3/3 Wechselkurs Spot Progn. Q2 Progn. Q4 Einschätzung 22 22 Der australische Dollar profitiert im Ukraine-Konflikt als sicherer Hafen. Hierfür sind EURAUD 1,47 1,56 1,52 sowohl die geographische Lage Australiens, als auch positive Effekte durch den Rohstoffanstieg entscheidend. Australiens Notenbank zeigt bisher keine Eile, ihre Geldpolitik weiter zu straffen. Die Notenbank von Kanada hat den Leitzinssatz Anfang März um 25 Basispunkte EURCAD 1,38 1,40 1,45 erhöht und könnte noch bis zu fünf weitere Schritte in diesem Jahr folgen lassen. Der kanadische Dollar profitiert durch den Ukraine-Konflikt aufgrund der geo- graphischen Lage Kanadas, der hohen Ölpreise und der restriktiven Geldpolitik. Schon vor der Ukraine-Invasion ist die tschechische Inflationsrate im Januar mit EURCZK 25,71 24,70 24,60 9,9 % deutlich stärker als erwartet angestiegen. Steigende Preise für Lebensmittel und Energie machen einen weiteren Anstieg wahrscheinlich. Zudem wird der Rückgang der Exporte nach Russland und die Ukraine die Konjunktur belasten. Die norwegische Krone konnte vom deutlichen Anstieg des Ölpreises profitieren, EURNOK 9,74 9,55 9,40 jedoch war dieser Effekt aufgrund der geographischen Lage Norwegens moderat. Der ambitionierte Notenbankkurs, der jedes kommende Quartal eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte erwarten lässt, sollte die norwegische Krone weiter stützen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research. Datenabfrage Spotkurse: 07.03.2022, 08:15 Uhr 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 48
Brent: Ukraine-Krise sorgt für Öl-Hausse! Ölpreis Brent & Prognose (in USD) Pro • Kurzfristig dürften 3-4 mbpd 130 130 russischer Ölexporte ausfallen. 120 120 • Verstärkte Ölnachfrage als Substitut durch hohe Gaspreise. 110 110 100 100 • Kerosin-Nachfrage dürfte 2022 wieder anziehen. 90 90 80 80 • Starke Backwardation signalisiert sehr knappes Ölangebot. 70 70 60 60 50 50 Contra 40 40 • Wiederaufnahme der Atom- 30 30 Gespräche könnte zu Comeback 20 20 iranischer Ölexporte führen. 10 10 • US Rig Count hat 2021 um 82 % 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 und 2022 bereits um 9 % zugelegt. Ölpreis Brent (in USD/bbl) Prognose • Ukraine-Krise dürfte Wirtschaftswachstum und Ölnachfrage dämpfen. Historie Prognose Preis aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 • OPEC+ bleibt bei Erhöhung des Brent (in USD/Barrel) 123,11 70,91 78,40 76,46 100 90 80 Outputs um 0,4 mbpd/Monat. Quellen: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 49
Gold: Ukraine-Krise bringt Aufschwung für „sicheren Hafen“ Goldpreis & Prognose (in USD) Pro • Negative Realrenditen in den wichtigsten Währungsräumen. 2000 2000 • Hohe Inflationsraten. • Ukraine-Krise unterstreicht einmal mehr die Eigenschaft von Gold als 1800 1800 „sicherer Hafen“. • Schmucknachfrage steigt 2021 1600 1600 wieder auf Vor-Corona-Niveau. 1400 1400 Contra • Minenproduktion steigt 2021 um 1200 1200 2,5 % auf 3.560 Tonnen. • Fester US-Dollar belastet Gold. 1000 1000 • ETC-Nachfrage dürfte auch 2022 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 schwach ausfallen. Goldpreis (in USD/Feinunze) Prognose • Gold-Recycling dürfte 2022 deutlich zulegen. Historie Prognose • Abzeichnende Zinswende begrenzt Preis aktuell Ø 2021 31.12.2021 Ø H2 Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 Aufwärtspotenzial bei Gold. Gold (in USD/Feinunze) 1979,83 1799,38 1822,39 1793,06 1900 1850 1800 Quellen: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 50
Devisen- und Rohstoffprognosen Prognose Prognose Preis aktuell Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 Preis aktuell Jun 2022 Dez 2022 Jun 2023 Rohstoffe Weitere Währungen Brent (in USD/Barrel) 123,11 100 90 80 EURAUD 1,47 1,56 1,52 1,53 Gold (in USD/Feinunze) 1979,83 1900 1850 1800 EURBRL 5,51 6,70 6,90 7,15 Silber (in USD/Feinunze) 25,74 24 22 20 EURCAD 1,39 1,40 1,45 1,46 EURCZK 25,58 24,70 24,60 24,50 EURHUF 393,25 355,00 342,00 340,00 Wechselkurse Hauptwährungen EURMXN 23,02 23,50 24,20 24,70 EURNOK 9,83 9,55 9,40 9,50 EURUSD 1,09 1,10 1,08 1,08 EURPLN 4,95 4,55 4,45 4,40 EURJPY 125,55 132,00 135,00 135,00 EURRON 4,95 5,10 5,15 5,19 EURCHF 1,01 1,03 1,05 1,08 EURRUB 117,20 94,00 90,00 88,00 EURGBP 0,83 0,83 0,81 0,80 EURTRY 15,66 13,00 12,50 12,00 EURCNY 6,87 7,15 7,25 7,20 EURZAR 16,70 20,50 21,50 22,30 Quelle: Refinitiv, LBBW Research 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 51
06 Fazit zu Zinsen, Hauptwährungen und Rohstoffe sowie Anhang und Disclaimer 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 52
Konjunktur Weltwirtschaft Die Corona-Pandemie setzt der Weltwirtschaft noch immer zu. 2020 ging diese durch eine schwere Rezession und auch 2021 stand immer wieder im Zeichen der Pandemie. Inzwischen ist die konjunkturelle Talsohle zwar durchschritten, die Folgen des Russland-Ukraine-Krieges dürften nun aber für erneute Belastungen sorgen, deren Schwere derzeit kaum abschätzbar ist. Sorge bereiten zudem die anhaltenden Lieferengpässe und die nun wohl noch etwas länger auf sehr hohem Niveau verharrenden Energiepreise. Die Frühindikatoren stimmen im großen und ganzen bislang zwar weiterhin optimistisch – allerdings vorbehaltlich der weiteren Entwicklung in Osteuropa. Immerhin haben viele Staaten beim Impfen inzwischen kräftige Fortschritte gemacht, andere weiten ihre Impfanstrengungen gerade nach Kräften aus, so dass es zumindest in Ländern mit sehr hoher Durchimpfung insbesondere der Risikogruppen nicht mehr zu flächendeckenden „Lockdowns“ kommen sollte. In der ersten Jahreshälfte 2022 dürfte das Erholungstempo der Weltwirtschaft wegen anhaltender Lieferengpässe und der noch schwer absehbaren Folgen des Krieges in der Ukraine weiter abnehmen. Im Anschluss sollte es dann aber zu einer kräftigeren weltwirtschaftlichen Erholung kommen. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 53
Konjunktur USA Die US-Wirtschaftsleistung schnellte gemäß der vorläufigen Schätzung des US-Wirtschaftsministeriums im Schlussquartal 2021 mit einer Jahresrate von 7,0 %. empor. Hauptwachstumsträger waren die Lagerinvestitionen, welche sage und schreibe knapp 5 %-Punkte zur gesamtwirtschaftlichen Leistung beitrugen. Es ist zwar absehbar, dass das US-Wachstumstempo im laufenden Quartal einen Dämpfer erleiden wird. Nichtsdestotrotz ist das kräftige US-Wachstum im Schlussquartal Beleg für eine im Vergleich zum Euroraum höhere konjunkturelle Dynamik. Es kommt hinzu, dass die US-Wirtschaft von den jüngsten Russland-Sanktionen weniger betroffen sein sollte als die Wirtschaft des Euroraumes. Unsere Erwartung, dass die US-Notenbank im laufenden Monat die Leitzinswende einläuten wird, behalten wir bei. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 54
Zinsen Subheadline US-Zinsen Die Rendite 10-jähriger Treasuries bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Inflationssorgen und hoher geopolitischer Unsicherheit. Die Fed steuert auf eine Leitzinswende im März zu, weil das Risiko dauerhaft erhöhter Inflation zunehmend in den Vordergrund rückt. Zudem könnte die Bilanz ab Sommer 2022 schrumpfen. Wir erwarten, dass die Fed ihr Tagesgeldzielband im Jahresverlauf 2022 fünf bis sechs Mal anhebt. Bei den Langfristzinsen sehen wir mittelfristig mit abebben von „Safe-Haven-Flows“ eine Wiederaufnahme des Aufwärtstrend, begrenzt wird das Aufwärtspotenzial indes durch das internationale Niedrigzinsumfeld. Neuerliche Marktturbulenzen in Folge sich verändernder Inflationsaussichten sind dabei nicht auszuschließen. EUR-Zinsen Die EZB steht angesichts des weiter wachsenden Inflationsdrucks in den Startlöchern für eine geldpolitische Kurswende, dürfte klare Signale in diese Richtung aber wegen der geopolitischen Risiken zunächst noch aufschieben. Auf eine schrittweise Drosselung der Anleihekäufe („Tapering“) dürfte im vierten Quartal 2022 eine erste Anhebung des Einlagesatzes folgen sowie ein Ende der Negativzinspolitik im Frühjahr 2023. Die Langfristzinsen besitzen Potenzial für eine Wiederaufnahme der zuletzt unterbrochenen Aufwärtsbewegung, sofern sich die geopolitische Lage mittelfristig beruhigt. Ein deutlicher Anstieg der 10- jährigen Bundrendite über null dürfte andererseits aber langfristig orientierte Investoren wieder stärker auf den Plan rufen, was den Aufwärtsdruck mildert. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 55
Hauptwährungen . EURUSD Die Fed dürfte ungeachtet der Ukraine-Krise ihren Leitzins im Jahr 2022 mehrmals anheben. Zudem sollten die US-Währungshüter noch im laufenden Jahr beginnen, das Volumen der Anleihen auf ihrer Bilanz zu verringern. Dies sollte dem US- Dollar Auftrieb verleihen. Eine Stütze für den Euro ist hingegen seine Unterbewertung, gemessen an der Kaufkraftparität, sowie das Zustandekommen des „EU- Wiederaufbaufonds“. Dieser stärkt die EU-Integration und damit den Euro. In der gegenwärtigen Russland-Krise profitiert der US-Dollar von seiner Rolle als „sicherer Hafen“. Zudem sind die Vereinigten Staaten Netto- Exporteur von Rohöl und Rohölprodukten. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 56
Hauptwährungen . EURGBP Die Bank of England (BoE) dürfte im März 2022 bereits zum dritten Mal ihren Leitzins anheben. Dies sollte dem Pfund Sterling Rückenwind geben, zumal das Pfund Sterling gemäß Kaufkraftparität gegenüber dem Euro unterbewertet ist. Für das Pfund Sterling spricht ferner, dass das Vereinigte Königreich weniger von Energieimporten abhängig ist als der Euroraum. Mehr als die Hälfte der britischen Gasimporte stammen zudem aus Norwegen. Eine Stütze für den Euro ist hingegen das Zustandekommen des „EU- Wiederaufbaufonds“. Dieser stärkt die EU-Integration und damit den Euro. 08.03.2022 Corporate Treasury Radar März 2022 | Makro, Zinsen, Währungen, Rohstoffe 57
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