Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum tagt Linke Demo gegen Coronaleugner*innen Feministischer Kampftag: Demo am 5. März - Gesund und (Kosten)frei ...
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www. ter z.or g Düs sel dor fsS tat tze it Gesundund(Kost ungf en)f ürPol rei! it ikundKul tur 03. 22 31.J ahr gang Da sBündni sfürbez ahl bar enWohnr aum t agt Li nkeDemogegenCor onal eugner *innen i tde F eminis tis cherKa mpft ag:Demoam 5.Mä r z rt süz t A e T t OT Un L
n tures oF e d v a n an d a x-m ls-boy r T he Noch meisterhafter ist seine [Fouriers] ge en a m Kritik der bürgerlichen Gestaltung der Geschlechtsverhältnisse und der Stellung des Weibes in der bürgerlichen Gesell- schaft. Er spricht es zuerst aus, daß in einer gegebnen Gesellschaft der Grad der weiblichen Emanzipation das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation ist. MEW Bd. 20, S. 242 Hier findet Ihr uns – einige ausgewählte Auslagestellen der TERZ in town: HSD-AStA Münsterstraße 156 Anzeige White Rabbit Birkenstraße 126 Regenbogenbuchladen Lindenstraße 175 Beethoven Beethovenstraße 38 Café Luso An der Icklack 2 Kulturbureau K4 Kiefernstraße 4 Zakk Fichtenstraße 40 Back-Eck Apollinarisstraße 24 Kassette Flügelstraße 58 Pitcher Oberbilker Allee 29 LiZe Hinterhof Corneliusstraße 108 SHD Kopernikusstraße 53 BiBaBuZe Aachener Straße 1 Tigges Brunnenstraße 1 Metropol Brunnenstraße 20 Café Grenzenlos Kronprinzenstraße 113 Café Modigliani Wissmannstraße 6 Frida Bilker Allee 4 Blende Friedrichstraße 122 Frauenberatungsstelle Talstraße 22-24 Pauls Düsseldorfer Straße 82 Souterrain Kino im Muggel Dominikanerstraße 4 Destille Bilker Straße 46 Zum Goldenen Einhorn Ratinger Straße 18 Cinema Schneider-Wibbel-Gasse 5-7 Hitsville Records Wallstraße 21 FFT Kammerspiele / Juta KAP1 / Kasernenstr. 6 Waschsalon Rapido Charlottenstr. 87 WP8 Worringer Platz 8 Stadtbücherei Konrad-Adenauer-Platz 1 (KAP1) ... und in Ratingen: Kiosk Özdemir Düsseldorfer Str. 72 local-unverpackt Lintorfer Straße 27-29
3 idiotoreal empörte sich die grüne Landesvorsitzende Mona Neubaur auf Twitter: „Euer Ernst?“, Menschen, die keine Wohnung finden und auf der Straße landen, leiden ebenfalls be- Der Pazifismus hat es schwer in diesem während ihre Partei-Kollegin Annalena sonders stark an Corona und den Folgen. Land. Nicht einmal mehr in der Links-Partei Baerbock die Russen kommen sieht und den Darum ging das „Bündnis für bezahlbaren trifft er auf ungeteilte Zustimmung. Alle vorerst noch Kalten Krieg weiter anheizt. Als Wohnraum“ am 5. Februar auch mit auf anderen Fraktionen bekennen sich offen hätten wir mit der Pandemie nicht schon der Straße. Heldenhafterweise war es schon # 03.2022 zu bewaffneten Konflikt-Lösungen – na- genug zu tun. Wenigstens hat sich dazu eine Woche später wieder am Start und türlich immer nur als ultima ratio. Aber ein nun zum ersten Mal die Düsseldorfer Linke veranstaltete im Zakk einen Workshop zum nonchalanter Umgang mit denen, die dafür öffentlich positioniert und eine Demonstra- Thema „Wohnungnot“ (S. 8-11). Und wo die geeigneten Mittel zur Verfügung stellen tion organisiert (S. 12-13). Zu der Personen- bleibt das Positive? Hier ist es: düsselgrün – den Waffenschmieden – das dann lieber Gruppe, die dem Virus am schutzlosesten ist die Hoffnung, sagt die Terz, und hält doch nicht. „Rheinmetall als Sponsor (!) ausgeliefert ist, gehören die Geflüchteten in den „Garten-T-raum“ der Initiative bereit für den Düsseldorfer Sport? Rheinmetall?“, den Erstaufnahme-Einrichtungen (S. 14‑15). (S. 16-17). impressum i n H a l t Herausgeber: FGK e.V. Himmelgeister Str. 107a 40225 Düsseldorf lausige zeiten 4-5 V.i.S.d.P.: A. Hoffstadt kurzmeldungen, diesmal u. a. mit tasern, inhalt Cover: UliXXX schlägen, pantel und seebohm Druck: Neuer Weg, Essen Erscheinungsweise: monatlich Ausgabe: Nummer 325 Gender 6-7 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 7; 1/07 demo am 05.03. anlässlich des internationalen feministischen kampftages am 08.03. Anzeigenschluss: 15. des Vormonats Red.-Schluss: 12. des Vormonats recht auf stadt 8-11 Telefon: 0211 / 9347787 bündnis für bezahlbaren wohnraum: (Do.-Abend, sonst AB) gemeinsam gegen verdrängung und spekulation E-Mail: terz@free.de Internet: http://www.terz.org vervirt 12-13 Bankverbindung: düsseldorfer linke formulierte endlich Bank: GLS Gemeinschaftsbank eG eigene positionen zur pandemie-politik Kto.-Inh.: FgK e.V. IBAN: DE12 4306 0967 4101 9787 00 Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen festung europa 14-15 unter der Verantwortlichkeit der Verfasser*innen lager in der pandemie: geflüchtete und geben nicht in jedem Fall die Meinung der zur durchseuchung freigegeben? Herausgeber*innen oder gar des/der V.i.S.d.P. wieder. SEI DABEI 16-17 Nachdrucke sind mit Quellenangabe und gegen das gartenprojekt „düsselgrün“ stellt sich vor Belegexemplare an die Redaktion erwünscht. und lädt zum einfach-mal-mitmachen ein Zwei Belegexemplare des Druckwerkes an: TERZ / FGK e.V. anarchist academy 18 Himmelgeister Str. 107a 40225 Düsseldorf die fau betreibt auf fünf radtouren von märz bis juli anarchistische spurensuche Jedes Knastfreiexemplar bleibt Eigentum der Herausgeber*innen, bis es den Gefangenen ausgehändigt ist. Zurhabenahme ist keine Aus- kurdistan 19 händigung. repressionspolitik gegen kurdische medienhäuser aus neuss vom bundesverwaltungsgericht bestätigt Leser*innenbriefe können aus Platzgründen gekürzt werden. music 20-21 TERZ ist ein Zeitungskollektiv, das offen ist für jede neues aus der plattenkiste, handverlesen Form von Mitarbeit und Unterstützung. Wir wol- und präsentiert von the oberbilker len politische und kulturelle Initiativen in dieser Stadt aufgreifen, Missstände thematisieren und die Begrenztheit der Kommunikation sozialer Be- wegungen durchbrechen. Deshalb brauchen wir books 22 Eure Unterstützung in Form von Infos, Artikeln, gruppe internationaler kommunisten – Meinungen und Terminen. (Redaktionsschluss ist rätekommunismus (radencommunisme) 3 der 12. des Vormonats). Nutzt TERZ als Forum HSD-Seite 23 für Diskussion und Streitkultur! forderungen des bündnisses solidarsemester, gedenkstättenfahrten und input
4 Und Tschüss Tasern was das Zeug hält Bürger*innen beobachten Kein Werben fürs sterben Niemand will die Düsseldorfer In den ersten neun Monaten 2021 Ordnungskräfte Die Düsseldorfer Kriegswaffen- CDU-Frau Sylvia Pantel. Wir er- setzte die NRW-Polizei in fünf aus- Es macht immer wieder Sinn, firma Rheinmetall hat einen innern nochmal kurz an sie: Als gewählten Kommunen 156 Mal Einsätze von Ordnungskräf- Sponsor-Deal mit der Sportstadt Vorsitzende der Frauen-Union ihre Taser-Waffen ein. Es gab 123 ten zu filmen. Hätte es nicht Düsseldorf (D.Sports, D.Live) ge- lud sie 2019 den ehemaligen Androhungen und 31 tatsächliche ein Handy-Video einer Zeugin schlossen. Sportstadt Düsseldorf Verfassungsschutzpräsidenten Schussabgaben. Zwei Mal wurden gegeben, wäre ein OSD- ist eine 100%ige Tochtergesell- # 03.2022 Hans-Georg Maaßen zu einem die Geräte durch direkten Kontakt Mitarbeiter der Stadt nicht schaft der Stadt. Im Aufsichtsrat Vortrag nach Garath ein. Es eingesetzt. Todesfälle im Zusam- verurteilt worden. Er hat der Gesellschaft sitzen mehrere herrschte ein Klima von Hass menhang mit den Einsätzen seien zusammen mit einem Kolle- städtische Ratsabgeordnete, und Menschenfeindlichkeit, wie dem Innenministerium nicht be- gen im Oktober 2020 einen die aber angeblich nichts von die TERZ damals schrieb (siehe kannt geworden. Das ist auch kein 21-Jährigen kontrolliert. In dem Deal wussten, der jetzt TERZ 09/2019). Aktuell setzt Wunder, da regelmäßig der Tod in der Anklage hieß es noch, hohe Wellen schlägt. Schließ- Pantel sich für die Beibehaltung Folge von Taser-Einsätzen negiert dass beide OSD-Mitarbeiter lich ist Rheinmetall nicht ir- des Abtreibungsparagraphen wird. Im Oktober 2021 starb ein den jungen Mann geohrfeigt gendeine Firma, auch wenn sie §218 und vor allem gegen die Mann in Garbsen bei Hannover 40 haben. Sie behaupteten, sich gerne als solche darstellt. Abschaffung der „Werbung“ Minuten nach einem Taser-Einsatz. dass der Geschlagene die Sondern Deutschlands größter bzw. Aufklärung zur Abtreibung Die Staatsanwaltschaft sah jedoch Nase mehrfach hochgezogen Rüstungskonzern. 2020 be- ein. Sie ist Sprecherin des rechts- keinen ursächlichen Zusammen- hätte. In Erwartung eines An- trug der Umsatz im Waffen konservativen Berliner Kreises in hang. Der Mann war alkoholkrank spuckens hätten sie vorsorg- und Munitionsgeschäft über 4 der CDU und sucht immer mal und seit zwei Tagen auf kaltem lich zugeschlagen – sozusa- Milliarden Euro und damit weit wieder die Nähe zur rechten Entzug. Es wurde demnach ein gen in Notwehr. So hätten über die Hälfte des Gesamt- Werte-Union. Sie sagt über sich Multiorganversagen festgestellt, sie es in ihrer Ausbildung umsatzes. 93% des Gewinnes Lausige Zeiten selbst – wie Wikipedia schreibt: das zum Tod geführt haben soll. gelernt. Das Handy-Video erwirtschaftet Rheinmetall „zur AfD pflege sie ein ‚prak- Das dies sehr wohl durch den Ta- zeigte jedoch eine gänzlich mit seinem Rüstungsgeschäft. tisches Verhältnis’“. Im Januar sereinsatz erst begünstigt wurde, andere Situation, in der sich Mit dem Sponsor-Deal will 2022 fand eine Podiumsdiskus- liegt nahe. In Neustadt an der der später Geschlagene voll- Rheinmetall sich reinwaschen, sion der Werte-Union statt mit Weinstraße verstarb ein weiterer kommen ruhig und koope- ein sogenanntes peace- Hans-Georg-Maaßen, Sylvia Mann Anfang Oktober durch einen rativ verhielt. In einem ersten washing. Sie wollen ablenken Pantel, Werner Patzelt (relati- Tasereinsatz. Der 53-Jährige erlitt Urteil waren beide OSDler von ihrem tödlichen Geschäft, vierte den rechten Hintergrund einen Kreislaufstillstand und in jeweils zu 120 Tagessätzen das tagtäglich irgendwo auf der der Pegida-Demonstrationen), Folge einen Herzstillstand, der auf und 6.000 Euro verurteilt Welt Todesopfer fordert durch Moritz Hunzinger (Zitat: „Wenn den Tasereinsatz zurückzuführen worden. Der Schläger wur- Waffen und/oder Munition von ich das Morgenmagazin an- ist, aber auch hier von der Staats- de nun zu 130 Tagessätzen Rheinmetall. Denn in fast allen schaue, um auf Temperatur zu anwaltschaft verneint wird. Wie zu je 30 Euro (insgesamt Konflikten finden sich Waffen kommen, haben wir da jetzt oft es in Folge des Tasereinsatzes 3.900 Euro) verurteilt, der und Munition von Rheinmetall. über die Hälfte Gesichter, die in NRW zum Tod oder zu schweren zweite Beamte wurde frei- Dabei geht Rheinmetall nicht definitiv einen Migrantenhin- Verletzungen kommt – darüber gesprochen. Der Schläger ist immer legal vor. In mehreren tergrund haben. Das ist mir zu schweigt sich das Innenministerium damit vorbestraft. Aus der Verfahren weltweit wird gegen überdimensioniert.“) und Max aus. Auch in welchen Situationen Stadtverwaltung gab es kei- Rheinmetall ermittelt. Unter an- Otte (den CDU-Abgeordneten, die Waffe eingesetzt wurde, wird nerlei Verlautbarung dazu, derem hat das European Center der von der AfD zur Bundesprä- verschwiegen. obwohl sie jeden Angriff auf for Constitutional and Human sidentenwahl 2022 aufgestellt Amnesty International berichtet OSDler*innen, der zu einer Rights (ECCHR) in Berlin gegen wurde) zum Thema „Die CDU in dazu aus einer Untersuchung in Verurteilung führt, akribisch Rheinmetall vor dem Internati- der Opposition – Schicksalsjahre den Niederlanden von 2018: Hier- veröffentlichen. Insofern ist onalen Strafgerichtshof (IStGH) einer Volkspartei“. Soweit in al- nach wurde der Taser „meistens nicht bekannt, ob der Schlä- in Den Haag Anzeige gestellt ler Kürze. Auch in der CDU wird in Situationen genutzt, die kei- ger weiterhin im Dienst ist. ³ wegen Beihilfe zu Kriegsverbre- sie zunehmend als Problemfall nen Schusswaffeneinsatz erlaubt chen. Der Hintergrund ist der angesehen. Bei der Bundestags- hätten, und in 80 Prozent der Einsatz von Bomben von Rhein- wahl 2021 bekam sie nur einen Fälle wurde der Taser sogar gegen Unbewaffnete metall durch Saudi-Arabien der aussichtslosen Platz auf der Landesliste. In eingesetzt. In anderen Fällen wurden Menschen Zivilist:innen im Jemen tötete. ihrem Wahlbezirk Düsseldorf-Süd verlor sie getasert, denen bereits Handschellen angelegt Auch beim völkerrechtswidrigen deutlich gegen den SPD-Kandidaten und ist waren, oder sie wurden mehrfach getasert, was Einsatz der türkischen Armee im damit nicht mehr im Bundestag. Und auch ein schweres Gesundheitsrisiko darstellt.“ Dazu syrischen Afrin waren Produkte bei der Wahl für den CDU-Bundesvorstand wüssten wir in NRW auch gerne mehr. Innenmini- von Rheinmetall im Einsatz. Ein verlor sie krachend. Mit gerade einmal 22,4 ster Reul ist auf jeden Fall ganz begeistert von der feines Unternehmen, das sich Prozent erreichte sie das schlechteste Ergeb- neuen Tötungswaffe und hat weitere 4,5 Millionen nun im Sportbereich als „gutes“ nis aller Kandidat*innen. ³ Euro für weitere Taser genehmigt. ³ Unternehmen darstellen soll. Es ist nichts anderes als pervers zu nennen, wenn ein Unterneh- men, das seinen Umsatz und Gewinn aus dem Mord an Men- schen zieht, sich im Sport enga- giert, der eigentlich Menschen miteinander verbinden soll. Im Moment kritisieren SPD, LIN- KE und in Teilen auch die Grü- nen den Deal. Es wird gefordert, das der Vertrag aufgelöst wird. In der nächsten Ratssitzung im März wird es dazu wohl mehrere Anfragen und Anträge 4 geben. Es liegt aber auch an den TERZ vor 30 Jahren Sportvereinen, ob sie wirklich für eine Firma Reklame machen Heute ist ja alles viel besser! wollen, dessen Geschäftsmodell der Tod ist. ³
5 Seebohm-Straße muss weg Anzeige Am 22. Januar 1980 wurde auf Vor- die Erhöhung seiner Anteile zu Lasten schlag der CDU-Ratsfraktion eine Straße der jüdischen Anteilseigner zumindest in Hellerhof nach Hans-Christoph-See- billigte, wenn nicht aktiv betrieb.“ Im bohm benannt. Seebohm (1903-1967) Entnazifizierungsverfahren behauptete war deutscher Politiker und Ingenieur, er dann unter Beobachtung der Ge- Bundesminister für Verkehr (1949-1966) stapo gestanden zu haben und wurde # 03.2022 und Vizekanzler der BRD (1966). So weit, reingewaschen. Daraufhin engagierte er so gut. Seebohm war im Nationalsozi- sich zunächst in der rechtskonservativen alismus ab 1933 in leitender Funktion „Deutschen Partei“ (DP), „die nicht nur in verschiedenen Bergbauunternehmen die Politik der Entnazifizierung ablehnte tätig. Nach 1945 engagierte er sich u. und die Kriegsschuld der Deutschen a. für den Vertriebenenverband der Su- leugnete, sondern auch den formalen detendeutschen und fiel immer wieder Fortbestand des Deutschen Reiches durch kontroverse und teils revisionis- propagierte und ehemaligen National- tische Äußerungen auf, die wiederholt sozialisten eine politische Heimat bot.“ zu öffentlichen Diskussionen um seine Die Seebohm-Straße in der Liste unter Person führten. Erst in den letzten Jahren der Kategorie A geführt, von Straßen rückte auch sein Wirken in der Nazi-Zeit also, die unbedingt umbenannt wer- in den Vordergrund, die vom Institut für den müssen. Während das Stadtarchiv Zeitgeschichte umfassend aufgearbeitet und die Mahn- und Gedenkstätte dies wurde. unterstützen, will die die Düsseldorfer Im Abschlussbericht der Stadt Düsseldorf CDU partout an Seebohm festhalten. Lausige Zeiten zu den Düsseldorfer Straßennamen Unter anderem lässt sie sich dabei un- heißt es u. a.: „Nachdem im Zuge des terstützen von Rüdiger Goldmann. Für ‚Münchener Abkommens’ 1938 das ältere Antifaschist*innen ist dies ein alter Sudetengebiet an das Deutsche Reich Bekannter. Goldmann war viele Jahre für abgetreten worden war, erfolgte die die CDU im NRW Landtag. Er war Mit- Zerschlagung und Umstrukturierung glied im Witiko-Bund (1965 bis Mitte der der regionalen Montanindustrie. Von 1990er Jahre). Der Witiko-Bund wurde diesen Maßnahmen profitierte die in den 1960er Jahren als rechtsextrem Industriellenfamilie Seebohm, die als eingestuft. Ein Urteil, das damals nur privater Investor Großaktionär der neu wenigen Organisationen zu Teil wurde. gegründeten ‚Egerländer Bergbau Auch später wurden rechtsextreme Be- AG’ wurde und somit ‚arisiertes’ Ei- strebungen nachgewiesen. Das ist auch gentum übernahm. Obwohl die Rolle kein Wunder, denn der Witiko-Bund Hans-Christoph Seebohms in diesen hatte eine wichtige Scharnierfunktion- Vorgängen nicht abschließend geklärt Organisation von Alt- und Neonazis ist, legen überlieferte Dokumente nahe, und der CDU. Ein Grund mehr also, die dass der spätere Bundesverkehrsminister Straße schleunigst umzubenennen. ³ Jörg Kronauer: Der Machtkampf des Westens gegen Russland Do., 17.03., 19h; Online-Vortrag und Diskussion mit Jörg Kronauer ZOOM-Link: https://us02web.zoom.us/j/86806980501 „In Deutschland werden täglich die Kriegstrommeln gerührt“: Ausgerechnet ein ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, fasste im Januar die politische Agitation gegen Russland prägnant zusammen. Brandgefährlich ist die Lage: Die westlichen Staaten drohen Russland im Konflikt um die Ukra- ine mit verheerenden Sanktionen, machen militärisch mehr und mehr gegen das Land mobil. Moskau bekräftigt Gesprächsbereitschaft, hat Verhandlungen mit den USA über Sicherheits- garantien durchgesetzt; bisher Anzeige ohne Erfolg. Der Machtkampf gegen Russland, der sich aktuell zuspitzt, ist die Folge aus einer doppelten Ostexpansion: derje- nigen der NATO, die Washing- ton herausragenden Einfluss in Ost- und Südosteuropa ver- schafft, und derjenigen der EU, mit der Berlin seine Dominanz immer weiter auf den Osten und den Südosten des Konti- nents ausdehnt. Russland sieht mittlerweile seine existenziellen Interessen bedroht. Wenige raten wie Kujat dringend zur Deeskalation: „Es kann nicht sein“, warnte der Generalin- spekteur a. D., „dass wir immer nur von Krieg reden und nicht davon, wie ein Krieg verhindert 5 werden kann.“ Veranstalter: Friedensforum Düsseldorf in Zusammenarbeit mit Marx- Engels-Stiftung und ZAKK. ³
6 # 03.2022 Gender Das Bündnis Feministischer Kampftag Düsseldorf ruft auf: DEMONSTRATION AM SAMSTAG, 5. März zum Internationalen Feministischen Kampfta Am 8. März ist Internationaler Frauen in cis-hetero Beziehungen erleben einen nicht-binären Menschen, jüdischen, dicken_fetten Feministischer Kampftag Backlash und werden in überwunden geglaubte, oder behinderten FLINTA sowie Sexarbeiter*innen, Auch im Jahr 2022 haben wir weltweit mit mas- traditionelle Rollen zurückgedrängt. Irgendwer sind Teil unserer Bewegung und müssen aktiv in siver Unterdrückung durch das Patriarchat zu muss eben herhalten, wenn Kitas und Schulen unseren Kampf eingebunden werden! kämpfen. Ob zu Hause, auf der Straße oder dem schließen?! Arbeitsmarkt, überall begegnen uns diskriminie- Gegen den sexistischen und rende Strukturen, sexistisches Verhalten und Die zunehmende Isolierung rassistischen Normalzustand! häufig Gewalt bis hin zu Femiziden. führt zu einem Anstieg von In Solidarität mit feministischen Täglich müssen FLINTA (Frauen, Lesben, inter, Gewalt und noch mehr Kämpfen auf der ganzen Welt! nicht-binäre, trans und agender Personen) in unsichtbarer Care-Arbeit Vor allem Menschen im globalen Süden erleben allen Lebensbereichen unbezahlte Care-Arbeit Insbesondere queere Menschen und Schwarze, Armut, Hunger, Krieg, Flucht und Vertreibung, übernehmen und sich mit schlecht bezahlten Indigene und FLINTA of Color sowie wohnungs- Auswirkungen der Klimakatastrophe wie Dürre Jobs abfinden. Durch die Pandemie hat sich die lose Menschen erleben in der Pandemie erhöhte und Missernten. FLINTA werden zusätzlich auf- Situation für Menschen, die Care-Arbeit leisten, psychische Belastung und Gewalt durch die Schlie- grund ihrer Identität unterdrückt, ausgebeutet deutlich verschlechtert: Schulen und Kitas ßung von Empowerment- und Schutzräumen. und sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Der globale werden regelmäßig dichtgemacht. Medizinische Das Covid-19-Virus und die Auswirkungen der Norden mit seinem kapitalistischen Wirtschafts- und pflegerische Fachkräfte sind am Ende ihrer Pandemie treffen wie jede Krise am stärksten system ist der Hauptverursacher von Kriegen und Kraft, trotzdem sollen sie noch mehr unter den arme FLINTA, die Sozialleistungen beziehen und der Klimakrise. Zudem profitieren die Reichen weiterhin schlechten Bedingungen arbeiten, um keine Ersparnisse haben, um Pandemieprodukte sowie die weltweit agierenden Konzerne von dem die Auswirkungen der Pandemie abzumildern. In zu finanzieren oder Kurzarbeiter*innengeld aus- Bedarf an militärischen Gütern und der Tatsache, Niedersachsen wurde beispielsweise die wöchent- zugleichen. Es trifft außerdem Schwarze, Indigene dass sie für die von ihnen verursachten Schäden liche Höchstarbeitszeit für Pflegekräfte erneut auf und FLINTA of Color, welchen die Zugänge zu nicht zur Verantwortung gezogen werden. 60 Stunden angehoben. guten Stellen häufig verwehrt werden. Stattdessen FLINTA, die Krieg und Not entfliehen, erleiden Die Pandemie isoliert Sorgende und Care- müssen sie oft risikoreiche Jobs in unsicheren Ver- auf ihrem Weg und in Lagern im globalen Norden Empfänger*innen. Die Kosten mangelhafter hältnissen übernehmen. Dies findet auf Basis des sexualisierte Gewalt und Misshandlung bis hin Pandemiepolitik und mangelnder Solidarität strukturellen Rassismus‘ und der fehlenden Soli- zur Tötung. Wenn sie es nach Europa oder in die 6 tragen nämlich sie: Menschen mit chronischen darität der weißen Mitmenschen in Deutschland USA schaffen, stoßen sie hier auf eine unwürdige Krankheiten und Behinderungen, Kinder und statt - leider auch innerhalb der zu weiß geprägten Behandlung auf Basis rassistischer, patriarchaler Alte sowie Erziehende und pflegende Menschen, feministischen Bewegungen. Die intersektionalen Bürokratie. FLINTA-spezifische Fluchtgründe welche überwiegend FLINTA sind. Insbesondere Kämpfe von queeren, vor allem trans, inter und werden nicht anerkannt, den Betroffenen wird
7 die Beweislast für das ihnen widerfahrene Leid aufgezwungen. Ihnen Wir treten ein: wird deutlich gezeigt, dass sie bei den Verursachern ihrer Fluchtgründe • für eine Welt, in der jede Arbeit wertgeschätzt wird nicht willkommen sind. • gegen jegliche Ausbeutung unserer körperlichen, psychischen und emotionalen Jedoch gab es auch schon immer Widerstand gegen diese Verhältnisse. Arbeitskraft in Beziehungen als auch in der Lohnarbeit Ob in Afghanistan, Mexiko, Rojava oder Tamil Eelam - es sind meistens • gegen den Pflegenotstand und für die Aufwertung der Hebammen-, Reinigungs-, die FLINTA, die sich gegen das Patriarchat und Kapitalismus, gegen Erziehungs- und Pflegearbeit Femizide, gegen jegliche Unterdrückung, Stellvertreterkriege, Aus- # 03.2022 • gegen die Abwälzung von schlecht bezahlten Arbeiten auf FLINTA in unsicheren beutung von Menschen und Natur wehren. Doch überall auf der Welt und rechtlosen Verhältnissen geht das patriarchale System mit äußerster Brutalität gegen FLINTA • für objektivere Einstellungskriterien, welche BIPoC, behinderte Menschen und vor, die ihre eigenen, autonomen Lebens- und Verteidigungsstrukturen FLINTA nicht benachteiligen aufbauen. Aber trotz der oft unmenschlichen Grausamkeit, mit der das • für eine kostenlose, gute Kinderbetreuung und zusätzliche Hilfen für alle Fami- System diese Kämpfe zu unterdrücken versucht, schaffen sie es nicht, lien, insbesondere alleinstehende Elternteile, Niedrigentlohnte und Eltern ohne sie auszulöschen. Denn die Liebe zum Leben und zur Freiheit ist stärker! Möglichkeit der Heimarbeit Unsere stärksten Waffen: Organisierung und Solidarität! Lasst uns all‘ • für mehr Personal anstatt 60 Stunden-Wochen und 12 Stunden-Tagen in system- unsere Kämpfe vereinen und gemeinsam Widerstand leisten. Von der relevanten Berufen Genossin Rosa bis Hevala Sara, wir marschieren mit den Farben und • für unser aller Recht auf angemessene Gesundheitsversorgung, Bildung und den Stimmen aller FLINTA zum demokratischen Konförderalismus in Wohnraum, sowie eine Grundsicherung, die das Leben und nicht nur das Über- aller Welt und bauen gemeinsam das freie Leben für alle auf. Und dort, leben ermöglicht wo es bereits aufgebaut wurde, verteidigen wir es gemeinsam. ³ • für ein Grundrecht auf Internetzugang und die kostenlose Bereitstellung von Lehr- Bündnis Feministischer Kampftag Düsseldorf mitteln wie Tablets für alle Menschen in Schule, Aus-/Weiterbildung und Studium • für die Aufrechterhaltung der Heimarbeitsmöglichkeit auch nach der Pandemie Sammlung 14.30 Uhr Gender • gegen die strukturelle Diskriminierung von BIPoC in der Arbeitswelt und für Auftaktkundgebung 15.00 Uhr gleiche Karrierechancen für alle Treffpunkt: Johannes-Rau-Platz Düsseldorf • gegen Krieg, Vertreibung und die Abschottung Europas sowie die Förderung all (Haltestelle: Landtag/Kniebrücke) dessen durch die deutsche Politik und Wirtschaft • gegen rassistische Hetze, Übergriffe, strukturelle Entrechtung und jegliche Gewalt gegen Menschen, die in der Hoffnung auf ein würdevolles Leben nach Deutschland gekommen sind • gegen die strukturelle Diskriminierung von behinderten Menschen - Leistungen zur Teilhabe sollten vermögensunabhängig sein und eine Altersvorsorge erlauben ages (8. März) • für eine inklusivere Arbeitswelt, welche behinderte Menschen nicht in Werkstätten abschiebt und ausbeutet - der allgemeine Arbeitsmarkt muss inklusiv werden und der Mindestlohn für alle gelten • für ein barriereärmeres Zusammenleben und gegenseitige, bedingungslose AG Feministische Vernetzung Düsseldorf Rücksichtnahme Im Rahmen des 8. März Bündnisses haben sich unterschiedliche AGs gegründet – u. a. AG Feministische Vernetzung Düsseldorf: Im März ist • gegen jegliche Form der Gewalt an FLINTA eine Vielzahl von Veranstaltungen geplant, aus der wir hier ein Auswahl • für einen flächendeckenden Ausbau barrierearmer Schutzhäuser für von Gewalt präsentieren – weitere Informationen unter: Betroffene sowie deren Öffnung für queere und trans Menschen https://www.facebook.com/FemVernetzung • für unsere körperliche Selbstbestimmung und unser Recht auf Entscheidung sowie frei zugängliche Informationen darüber, wie, ob und wann wir schwanger werden Feministisches Online-Pub Fr., 11.03., 20h, Zoom: Anmeldungen unter feminis- oder eine ungewollte Schwangerschaft beenden tischevernetzung_duesseldorf@riseup.de • für unsere Entscheidungsgewalt darüber, was oder wen wir schön finden, wie wir Als Abschluss unserer feministischen Kampftagswoche wollen wir diese auszusehen oder uns zu kleiden haben mit euch in entspannt-heiterer Runde mit einem digitalen feministischen • gegen die starre Einteilung in Frau und Mann, gegen eine hierarchische Geschlech- Pubquiz ausklingen lassen. Testet euer feministisches Wissen, rätselt und terordnung und für Anerkennung und Gerechtigkeit für trans, inter, nicht-binäre knobelt zu einer Reihe von feministischen & emanzipatorischen Themen, Kämpfen, Personen und Ereignissen. Mit Fragen und interaktiven Aufga- und agender Personen ben aus unterschiedlichen Kategorien wollen wir in Teams gegen- und • für ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an inter Menschen ohne miteinander quizzen, Spaß haben, uns austauschen & vernetzen! ihr Einverständnis • für die Vielfalt der Geschlechter und Familienformen Feministisches Vernetzungstreffen • für unser Recht selbst zu entscheiden, wen wir lieben, ob, wann und mit wem Mo., 28.03., 20h, Zoom: Link nach vorheriger Anmeldung unter feministischevernetzung_duesseldorf@riseup.de wir Sex haben Welche Wege gibt es für eine nachhaltige Vernetzung und wie könnte • gegen die Abwertung und Kriminalisierung von Sexarbeiter*innen das aussehen? Wir überlegen mit euch, wie wir in Zukunft einen Über- • für die Erhaltung der Umwelt und die nachhaltige Nutzung von natürlichen blick über queerfeministische Termine in Düsseldorf wie Demos, Work- Ressourcen für alle shops, Spontankundgebungen etc. niederschwellig gestalten können. • gegen rassistische, antisemitische, nationalistische, anti-feministische, sexistische Feministischer Lesekreis Politik und den weltweiten Rechtsruck Mi., 30.03., ob Online oder in Präsenz, teilen wir euch noch per Mail mit - meldet euch bitte an unter feminis- Feminismus heißt Widerstand - Wehrt Euch, organisiert Euch, tischevernetzung_duesseldorf@riseup.de lasst uns gemeinsam unsere Freiheit leben und verteidigen! Der feministische Lesekreis startet mit dem Buch „Radikale Selbstfürsor- Komm‘ mit uns am 5. März laut und kämpferisch in Düsseldorf 7 ge“ von Svenja Gräfen. Er soll künftig einmal im Monat stattfinden. Dabei auf die Straße! wollen wir im Austausch bleiben, Anregungen finden und gemeinsam All genders welcome, aber kein Mackerverhalten! Der vordere reflektieren! Zum ersten Lesekreis-Treffen könnt ihr auch erstmal vor- Teil der Demo gehört Frauen, Lesben, inter, nicht-binären, beischnuppern ohne das Buch schon gelesen zu haben. trans und agender Personen (FLINTA).
8 # 03.2022 Wohnen Von der Mieter*innenversammlung des „Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum“ Gemeinsam und solidarisch! Gegen Mietenwahnsinn, Verdrängung und Spekulation! Es gibt zahlreiche Gründe, über Missstände in Gesellschaft und Politik krise von 2008 – sondern auch der Dachverband unzufrieden oder gar wütend zu sein. Der Unmut und Zorn, den in den der Immobilienbranche ZIA eindringlich vor der letzten Wochen auch in Düsseldorf Tausende auf Straßen und Plätzen Gefahr von Immobilienblasen. Neben Österreich zum Ausdruck gebracht haben, scheint aber außer dem Protest gegen wird diese Gefahr in Deutschland als besonders die Pandemiepolitik keinen anderen Inhalt mehr zu kennen. Wir haben als groß eingeschätzt. Düsseldorf gehört dabei zu Düsseldorfer „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ das Anliegen der Ge- den führenden Adressen für Immobilieninvesti- genkundgebung „Gemeinsam durch die Pandemie“ vom 5. Februar 2022 tionen. Seit mehr als zehn Jahren kennzeichnen unterstützt, solidarische Lösungen von unten zu entwickeln. Denn das ist steigende Mieten, noch rasanter steigende, vor auch die Richtschnur für unser Bemühen, für alle Stadtbewohner*innen allem spekulativ angetriebene Immobilienpreise, die Versorgung mit bezahlbarem und den Bedürfnissen der jeweiligen die Verdrängung von Mieter*innen im Wohnungs- Haushalte entsprechendem Wohnraum sicherzustellen. Wir wollen nicht, bestand und ein gravierender Mangel an bezahl- dass Wohnen in der Stadt zu einem Privileg der einkommensstärksten baren Wohnungen die Lage auf dem Düsseldorfer Bevölkerungsgruppen wird! Die Stadt gehört allen! Immobilien- und Wohnungsmarkt. Düsseldorfer „Bündnis für Die Wohnungsfrage – ungelöst Während der Pandemie mussten sich Mieter*innen bezahlbaren Wohnraum“ An der Wohnungsfrage – die manche schon weiter gegen Wohnungskündigungen und Vor diesem Hintergrund hat sich im Jahr 2019 warnend als die soziale Frage des 21. Jahrhun- Zwangsräumungen zur Wehr setzen oder waren das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ neu derts bezeichnet haben – entzündet sich zwar gezwungen, über Mietstundungen zu verhan- konstituiert. Wir sind ein parteiunabhängiger, im Moment kein vergleichbarer, zumindest kein deln. Die Immobilienwirtschaft – insbesondere aber keineswegs unpolitischer Zusammenschluss massenhafter, öffentlich sichtbarer Protest. Wie die großen Wohnungsunternehmen – gehören verschiedener Initiativen, Organisationen und sehr aber dennoch die Unzufriedenheit mit den dagegen zu den Wirtschaftszweigen, die nicht nur Einzelpersonen. Wir wollen mit außerparlamen- Zumutungen auf dem Wohnungsmarkt unter der gut, sondern sogar sehr gut durch die Pandemie tarischem Druck auf die lokale Politik einwirken, Oberfläche schwelt, kann man am Ausgang der gekommen sind. Sie haben in den letzten beiden mehr bezahlbaren und sicheren Wohnraum zu Berliner Volksabstimmung vom 26. September Jahren glänzende Gewinne eingefahren, der schaffen, wir machen mit exemplarischen Aktio- 2021 ablesen: Nach dem endgültigen amtlichen Immobilienboom ist trotz Corona ungebrochen. nen Missstände auf dem Wohnungsmarkt öffent- 8 Ergebnis haben sich dort knapp 58 Prozent der Immobilienpreise und Mieten kennen seit über lich. Aber wir machen uns auch Gedanken darüber, Wähler*innen für die Enteignung großer Woh- einem Jahrzehnt nur eine Richtung: nach oben! wie eine dauerhafte Lösung der Wohnungsfrage nungsunternehmen ausgesprochen! Und Gründe Inzwischen warnt nicht nur der europäische Rat aussehen könnte und stellen die grundsätzliche für diese Unzufriedenheit gibt es genügend. für Systemrisiken – gegründet nach der Finanz- Frage, in welcher Stadt wir eigentlich leben wol-
9 len. Nicht zuletzt und ganz praktisch unterstüt- Stadtteilebene gibt und welche Auswirkung die LAUSIGE ZEITEN zen und ermutigen wir betroffene Mieter*innen, Immobilienspekulation auf den Wohnungsmarkt Schnäppchen gefällig? selbst für ihre Interessen einzutreten, sich mit der Stadt hat. Es ging darum, die Teilnehmenden Nach jahrelangem Brachliegen wird das Gelände des ehemaligen Knastes anderen zusammenzutun und Zumutungen von nicht nur zu informieren, sondern mit ihnen Ulmer Höh´ in Derendorf nun be- Vermieter*innenseite selbstbewusst entgegenzu- ins Gespräch zu kommen, Kontakte zu knüpfen baut. Dort sollen 500 Wohnungen treten. Wir bemühen uns, Betroffene miteinander und gemeinsam zu überlegen, wie man gegen entstehen – davon 170 geförderte zu vernetzen und so der Vereinzelung entgegen- die alltäglichen Gemeinheiten vorgehen kann, Wohnungen und 170 Studierenden- # 03.2022 zuwirken. Und wir freuen uns über alle, die sich denen man als Mieter*in auf dem Düsseldorfer Apartments. Die sollen aber erst Ende 2023 fertiggestellt sein. In andere über die eigene Betroffenheit hinaus entschließen Wohnungsmarkt ausgesetzt ist. Wohnungen kann man schon früher können, in unserem Bündnis mitzuwirken. einziehen – wenn man das nötige Konkrete Hilfe und Unterstützung, Kleingeld hat: es werden aktuell so- Mieter*innenversammlung im zakk aber auch längerfristige genannte „Penthouse-Wohnungen“ angeboten für über 12.000 Euro pro Am Samstag, den 12. Februar 2022 hatte das Bünd- Perspektiven Quadratmeter. ³ nis deshalb zu einer Mieter*innenversammlung im Mieter*innen stehen im Konfliktfall ihrem Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation Haus- oder Wohnungseigentümer meist allein (zakk) eingeladen. Gekommen sind betroffene gegenüber, sie fühlen sich dann oft rat- und Düsseldorf zu nennen, mit dem das „Bündnis für Mieter*innen, aber auch Vertreter*innen u. a. von hilflos, auch weil die Gegenseite meist juristisch bezahlbaren Wohnraum“ eng zusammenarbeitet. Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften, die als besser informiert ist und sich, wenn nötig, auch Ratsam ist in jedem Fall, sich auch selbst über Multiplikator*innen das Anliegen des Bündnisses auf versierte Fachanwält*innen stützen kann. Die seine Rechte als Mieter*in zu informieren. Das weitertragen werden. Insgesamt kamen rund Zusammenkunft im zakk hatte deshalb zum einen Bündnis hat die wichtigsten Informationen dazu 75 Teilnehmer*innen zusammen, viel mehr als den Zweck, dass Betroffene die wichtige Erfahrung in einer Rechtshilfe-Broschüre zusammengestellt. Wohnen wir angesichts der pandemiebedingten Einschrän- machen konnten, mit dem eigenen Wohnungspro- Als Bündnis ist es uns wichtig, über konkrete kungen erwartet hatten. Nach einem einleitenden blem nicht allein zu sein und sich mit anderen in Hilfe und Unterstützung in Einzelfällen hinaus Vortrag über die aktuelle Lage auf dem Wohnungs- ähnlicher Lage austauschen zu können. Darüber die Wohnungsfrage gemeinsam mit Betroffenen markt haben sich die Teilnehmer*innen in vier hinaus gab es aber auch ganz praktische Infor- durch öffentlichkeitswirksame Aktionen zu einem Workshops damit befasst, wie sich Betroffene ge- mationen, an wen man sich bei Konflikten mit politischen Thema zu machen. Wir wollen so auf gen Vermieter*innen zur Wehr setzen können, wie Vermieter*innen und Hauseigentümer*innen die lokalpolitisch Verantwortlichen in der Stadt sich öffentlichkeitswirksame Aktionen organisie- wenden kann. Für juristische Beratung und Un- Druck ausüben, deutlich mehr für die Schaffung ren lassen, welche Handlungsmöglichkeiten es auf terstützung ist hier vor allem der Mieterverein von leistbarem und angemessenem Wohnraum zu 9
10 Mit einem wohnungspolitischen „weiter so wie bis- haben sich die Teilnehmer*innen direkt zu einem LAUSIGE ZEITEN Enteignung wird salonfähig her“ ist diese enorme Angebotslücke bei leistba- Folgetreffen verabredet: Am 24. März wollen sich Das erfolgreiche Berliner Bürgerbe- rem und angemessenem Wohnraum in Düsseldorf die Mieter*innen erneut treffen, Abends im Lin- gehren „Deutsche Wohnen - Ent- jedenfalls nicht zu schließen. Ohne eine grund- ken Zentrum (Corneliusstr. 108) in entspannter eignen“ trägt auch in Düsseldorfer Breitengraden Früchte. Mittlerweile sätzliche Neuorientierung in der Wohnungspolitik Atmosphäre. Dieser Mieter*innen-Stammtisch ist halten selbst die Düsseldorfer Grünen lässt sich die derzeitige Wohnungsnot nicht offen für alle, die sich mit ähnlichen Problemen Enteignungen für möglich. Es geht beheben. Nötig ist aus Sicht unseres Bündnisses herumschlagen müssen. # 03.2022 konkret zwar nur um eine mögliche vielmehr die Schaffung eines hinreichend großen Im Workshop „Kreativ, ungehorsam und (öffent- Enteignung eines Geländes für den rückverlegten Deichbau in Himmel- gemeinnützigen kommunalen Wohnungssektors, lichkeits-) wirksam – auf der Straße für eine Stadt geist. Seit Jahrzehnten liegt die Stadt der sich am Gemeinwohl orientiert und nicht für alle“ wurden die bisherigen Aktionen des dort mit einem Eigentümer im Clinch. dem Spiel der Marktkräfte unterworfen ist. Unter Bündnisses, deren Hintergründe und Wirksamkeit Die Rückverlegung des Deiches wäre dem Titel „Wohnraum ist keine Ware“ haben wir näher beleuchtet (u. a. Aktionen wegen unge- wichtig, um ein Überflutungsgebiet zu schaffen, da der aktuelle - vorgelagerte unsere wohnungspolitischen Forderungen an die rechtfertigter Mietforderungen, gegen drohende - Deich nicht mehr dauerhaft standhal- Stadt Düsseldorf in einer aktuellen Broschüre Mieterhöhungen aufgrund von Modernisierungen, ten wird. Enteignung wäre möglich, zusammengestellt. Es geht darin um kurz- und Kündigungen wegen vorgetäuschtem Eigenbedarf, da es ein Allgemeinwohlinteresse gibt. mittelfristig umsetzbare Maßnahmen, aber auch gegen die zweckfremde Nutzung von Wohnraum Was viele nicht wissen: die Enteignung ist laut Landesgesetz NRW möglich um längerfristige Perspektiven. als Ferienwohnungen). Es gab viele Ideen zu und somit auch rechtlich möglich. weiteren Themen und möglichen Aktionen wie Rechtsexpert*innen gehen davon aus, Angeregte Diskussionen z. B. zum Leerstand im Stadtteil Flingern. Die dass ein Widerspruch gegen die Ent- in vier Workshops Agentur für urbane Unordnung berichtete über eignung keine aufschiebende Wirkung In den vier Workshops der Versammlung am 12.02. die am Samstag, 30.04.2022 geplante Demons- hat. Wir haben da noch ein paar Vor- Wohnen schläge zur Enteignung: Beispielsweise standen zwar praktische Fragen im Vordergrund, tration „Für eine rebellische Stadt“. Wir werden „The great hole“, das Gelände hinter zur Sprache kam aber auch Grundsätzliches zu den uns als Bündnis mit unseren Forderungen daran der ehemaligen Post in der Innenstadt, Ursachen der Wohnungsnot in der reichen Stadt beteiligen. Mit der Herstellung von Sprühschab- das seit Ewigkeiten bebaut sein sollte. Düsseldorf und wie man sich einen an den Bedürf- lonen und Plakaten, die die wohnungspolitischen Ein Riesengelände, bestens geeignet für preiswerten Wohnungsbau. ³ nissen der Menschen und nicht an der Rendite Forderungen sichtbar auf die Straße bringen orientierten Wohnungssektor vorstellen kann. sollen, ging es schließlich auch ganz handfest zur Im Workshop „Mieter*innenproteste und Mög- Sache. Auch in diesem Workshop wurde bereits tun. Welche Dimension das Problem hat, wird klar, lichkeiten des Widerstehens. Rechtliche und ein Folgetermin vereinbart: Interessierte treffen wenn man sich die folgenden Zahlen vor Augen tatsächliche Möglichkeiten“ ging es darum, wie sich am 16. März um 18 Uhr in der zakk-Kneipe. führt: In Düsseldorf wohnen mehr als drei Viertel Mieter*innen sich verhalten sollten, wenn sie Im Workshop „Investorengetriebene Wohnent- aller Haushalte zur Miete. Rund die Hälfte davon mit Mieterhöhungen, Eigenbedarfskündigungen wicklung im Stadtteil – was tun?“ standen die – das sind ca. 141.000 Haushalte – hat Anspruch oder ähnlichen Problemen konfrontiert sind. Als Stadtteile Bilk und Unterbilk im Mittelpunkt. auf eine Sozialwohnung. Im Jahr 2020 gab es aber erstes sollten sie Kontakt mit Nachbar*innen Dargestellt wurde die von renditeorientierten nur 15.617 Sozialwohnungen in der Stadt, aktuell aufnehmen und sich miteinander austauschen. Investor*innen/Investmentgesellschaften be- können also nur gerade gut elf Prozent des Bedarfs Wichtig ist zudem herauszufinden, mit welchem stimmte Wohnentwicklung (hochpreisiger Neubau gedeckt werden! Es ist zu befürchten, dass die Vermieter*innen-Typ man es zu tun hat: Sind auf ehemaligen Industrie- und Gewerbebrachen ohnehin sehr niedrige Zahl an Sozialwohnungen es Privatpersonen, Unternehmen, Wohnungs- und Hauskauf, Modernisierung und Verdrängung). bis zum Ende des Jahrzehnts sogar noch weiter gesellschaften usw. Und schließlich sollte man Als Ansatzpunkte für eine gemeinwohlorientierte abnehmen wird, weil mehr Wohnungen aus der auf jeden Fall juristische Unterstützung suchen. Wohnungspolitik wurden städtische Vorkaufs- Mietpreisbindung herausfallen, als neue gebaut Eine Workshop-Stunde reichte bei Weitem nicht rechte für Grundstücke und Häuser diskutiert. werden können. aus, um alle Aspekte zu besprechen, deswegen Die Bilker Stadtteilinitiative „Wohnen für alle“, 10
11 die mit unserem stadtweiten Bündnis zusam- menarbeitet, hat mit verschiedenen Aktionen die Investor*innenprojekte in Bilk/Unterbilk in den Blick genommen. Als wichtig wurde dabei erachtet, die entwickelten Forderungen so in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik zu vertreten, dass die Initiative für Betroffene und # 03.2022 Interessierte als Ansprechpartner erkennbar ist. Der vierte Workshop hatte die „Immobilienspeku- lation“ in Düsseldorf zum Thema. Dass die Stadt damit ein Problem hat, ist inzwischen in der Politik, aber auch in sonst eher wirtschaftsfreund- lichen Medien angekommen. Vorgestellt wurden die beiden derzeit krassesten Fälle in Düsseldorf: die Spekulationsbrachen „Glasmacherviertel“ und „Grand Central“, auf denen „eigentlich“ längst ca. 2.500 Wohnungen stehen sollten, wo sich aber seit Jahren (fast) nichts tut, weil ein großer Inves- tor – in beiden Fällen handelt sich um die Adler Group – es vorzieht, auf weiter steigende Preise zu wetten, anstatt Wohnungen zu bauen. Und selbst Wohnen wenn gebaut würde: Bei dem spekulativ nach oben getriebenen Preisniveau der Grundstücke werden es dann ganz sicher keine bezahlbaren Wohnun- gen sein. In der Diskussion wurde deutlich, dass solche Spekulationsvorgänge keine isolierten Ereignisse sind, sondern Auswirkungen auf den Immobilien- und Wohnungsmarkt in der gesamten Stadt haben: Sie treiben den spekulativen Erwar- tungshorizont für Renditen und Mieten, an dem sich auch Eigentümer*innen und Investor*innen im Wohnungsbestand orientieren, weiter in die Höhe. Zur Frage „Was tun gegen Immobilienspe- kulation?“ gab es zahlreiche Vorschläge, deren Für und Wider diskutiert wurde. Einig war man sich aber darin, dass eine rasche Umsetzung derzeit sowohl am mangelnden politischen Willen als auch an fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen scheitern dürfte. Was bleibt? Publikationen In der Schlussrunde wurde das Treffen im zakk die Wohnungsfragen, die sich nicht an der Ren- Bündnis für bezahlbaren Wohnraum von den Teilnehmer*innen durchweg positiv – vor dite, sondern an den Bedürfnissen der Menschen Wohnraum ist keine Ware. Woh- allem als sehr anregend – gewertet. Es wurden orientieren. Wer nach solchen Antworten sucht, nungspolitische Forderungen an die Informationen vermittelt, Kontakte geknüpft, wird deshalb nicht umhinkommen, das private Stadt Düsseldorf Folgetreffen vereinbart, aber auch mögliche Lö- Eigentum an Grund und Boden in Frage zu stel- Abrufbar (PDF) unter: https://bezahlbarer-wohnraum- sungen für die Probleme auf dem Immobilien- und len. Das Ergebnis der Berliner Volksabstimmung duesseldorf.de/wp-content/up- Wohnungsmarkt diskutiert. Deutlich wurde dabei, „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ zeigt, loads/2022/02/Broschuere.pdf dass die rechtlich stark geschützte Verfügung dass es möglich ist, dafür auch Mehrheiten zu privater Eigentümer*innen über Grund und Boden gewinnen. ³ Rechtshilfe für Mieter*innen Abrufbar (PDF) unter: ein gewaltiges Hindernis ist für alle Antworten auf Helmut https://bezahlbarer-wohnraum- Bündnis für bezahlbaren Wohnraum duesseldorf.de/rechtshilfe-fuer-mie- terinnen/ Solianzeige Kontakte Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Mail: mail@bezahlbarer-wohnraum- duesseldorf.de Homepage: bezahlbarer-wohnraum- duesseldorf.de Tel: +49 (0) 179 535 8460 Mieterverein Düsseldorf 11 Mail: info@mieterverein-duesseldorf.de Tel.: 0211 16 99 6-0
12 # 03.2022 Vervirt Foto: Flascha Pandemie-Politik Die Linke zeigt sich Lange Zeit hatte es nicht nur die Düsseldorfer Linke dabei belassen, gegen die Corona-Proteste rechtsoffener Wutbürger*innen zu protestie- ren, ohne eigene Positionen zu formulieren und dafür auf die Straße zu gehen. Das hat sich mit der Demonstration vom 5. Februar geändert. „Die stille Mehrheit steht auf. Gemeinsam durch Die Beiträge von see red!, I Furiosi, dem „Bündnis die Pandemie – solidarische Lösungen statt auto- für bezahlbaren Wohnraum“, dem Uniklinik-Perso- ritäre Maßnahmen und Verschwörungswahn“ lau- nalrat, der „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ tete am 5. Februar das Motto der von „Düsseldorf und weiterer Gruppen standen dem nicht nach. stellt sich quer“ (DSSQ) initiierten Demonstration. So berichtete der Personalratsvorsitzende der Es ging also um mehr, als nur darum, ein Zeichen Uni-Kliniken, Martin Koerbel-Landwehr, von den gegen die notorischen Aufzüge der rechtsoffenen Belastungen der Beschäftigten in den kaputtge- Wutbürger*innen in der Stadt zu setzen. Mit- sparten Krankenhäusern und warnte angesichts nichten gingen an dem Tag vom Corneliusplatz dessen vor einer Impf-Pflicht: „Dann werden und Johannes-Rau-Platz aus „Tausende Gegner uns nur noch mehr Kräfte verlassen“. Andere und Befürworter der Corona-Maßnahmen“ auf Aktivist*innen griffen die Pharma-Multis scharf die Straße, wie die „Rheinische Post“ vermeinte. an, die aus Profit-Gründen an ihren Impfstoff- Auch aus den Reihen der DSSQ-Demo gab es nicht Patenten festhalten und damit die ausreichende zu knapp Kritik an den Maßnahmen und an der Versorgung der Länder des globalen Südens mit Handhabung der Gesundheitskrise im Allgemei- Vakzinen verhindern. Auch den Versuch der In- nen. „Viele Menschen sind unzufrieden mit der dustrie, die Ungunst der Stunde zu nutzen und Corona-Politik der Bundes- und Landesregierung. die mRNA-Erzeugnisse als Einfallstor für mit vielen Und dafür gibt es viele gute Gründe. Als DSSQ ste- Risiken behaftete Gentech-Produkte zu nutzen, hen wir aber für einen solidarischen Umgang, und verurteilten sie. 12 deshalb sind die Aktionen der Corona-Leugner und Und nicht zuletzt rückten die Redner*innen die Impfgegner keine sinnvolle Alternative zu dem, sozial Benachteiligten, die besonders unter der was auch uns alle nervt“, hieß es in der Rede der Pandemie und ihren Folgen leiden, ins Zentrum DSSQ-Vertreterin. der Aufmerksamkeit.
13 Linke Leerstellen Einlassungen dieser Art zur Pandemie aus dem linken Spektrum fehlten bisher. „Warum gibt es kaum Kritik von anti-autoritärer, antikapitalis- tischer Seite an der Sinnhaftigkeit der Maßnah- men und Impfungen gegen Corona“, fragte etwa ein Leserbrief-Schreiber der „Graswurzelrevoluti- # 03.2022 on“. In derselben Zeitung konstatierte Gerhard Hanloser: „Während viele rechte und irrationale Akteur*innen auf der Straße alle möglichen Per- sonen verantwortlich machen wollen (...), war und ist eine Linke, die eine korrekte Benennung von kapitalistischen Akteuren vornehmen hätte können und sollen, schlicht abwesend.“ Auch herrscht nach seinem Befund ein unreflektiertes Bekenntnis zur Wissenschaft als solcher vor – und im Gegenzug oft eine allzu leichtfertige Verdamm- nis der Naturheilkunde als per se faschistisch kontaminiert. „Wer den sicherlich – vor allem bei den aktuellen Impfgegnern – anzutreffenden Irrationalismus kritisiert, sollte zumindest einen Foto: Jan Gedanken daran verschwenden, welcher Art des Vervirt ‚Rationalismus’ er das Wort redet. Jenem der natürlich. Nur hier ging es darum, Bürger, die nachfolgenden Redner*innen sowie einigen herrschenden Verhältnisse?“, gibt er zu bedenken. sonst nicht demonstrieren, gegen Rechtsradikale Transparent-Sprüchen und ließen irgendwann Ein Aktivist der „Perspektive Solidarität Hamburg“ auf die Straße zu bringen“, monierte sie. Nach auf dem Weg zur Abschlusskundgebung auf dem fühlt sich derweil zerrieben zwischen rechtsex- Meinung der Schatten-Verteidigungsministerin Oberbilker Markt abreißen. „Zu diesem Zeitpunkt tremen Impfgegner*innen und Antifa-Gruppen, wäre die Organisation solcher Demonstrationen waren vom Parteien-Bündnis einzig die Linken die „Wir impfen euch alle!“ skandieren. Nicht beim Düsseldorfer Appell in besseren Händen noch anwesend“, konstatierte das Internet-Portal nur Autoritarismus sieht er bei Letzteren am gewesen. Der jedoch hatte sich – wie zuerst auch „Ddorf-aktuell“. So entging ihnen dann noch ein Werke, sondern auch den „kulturellen Subtext bei den Pegida-Aufmärschen 2014/2015– geziert. kleiner Zwischenfall am Rande, als eine Gruppe einer penetrativen Männerphantasie“. Ähnlich Er beließ es bei einem Offenen Brief, „[d]a das gegen den Schluss-Auftritt des Rappers S. Castro wie Hanloser konstatiert er eine „Unkritische Infektionsgeschehen größere Demonstrationen protestierte. Sie warfen dem Musiker unter an- Wissenschaftsvergötzung“ und empfindet es auf der Straße nicht zulässt“. derem Antisemitismus vor, was dieser vehement keinesfalls als widerrechtliche Aneignung, mit Darum konnten auch die konservativeren Teile der zurückwies. ³ Bezug auf die Losung „My body – my choice“ eine Großen Rathauskoalition aus Linkspartei, Grünen, Jan Impfung zu verweigern. Mit solchen Positionen SPD, FDP und CDU, die dem fühlt er sich im linken Umfeld aber ausgegrenzt „Tross von Impf-Gegnern, SoliAnzeige und umstandslos den „Schwurblern“ zugerechnet. Verschwörungstheoretikern „Ich bin entsetzt, was die bornierte Polarisierung und Rechtsradikalen“ ganz bei den Maßnahme-‚Diskussionen’ insbesondere im real die rote Karte zeigen Hinblick auf Kommunikation und Verständigung wollte, die DSSQ-Demo nicht angerichtet hat“, resümiert er in dem Text „Die ganz ignorieren. Allerdings Implosion der ‚Radikalen’ Linken“. Und wirklich rief das Parteien-Bündnis haben ja die verschiedenen Sichtweisen auf die nicht explizit dazu auf, sich Pandemie nicht nur Familien und Freundeskreise, ihr anzuschließen, sondern sondern auch so einige linke Gruppen vor arge fuhr zweigleisig und schlug Belastungsproben gestellt, was nach einer anderen vor, wahlweise an der Stre- Gesprächskultur verlangt. cke der Spaziergänge ent- lang zu protestieren. „[D] Demo-Kritik as dürfte vor allem für die In Düsseldorf gelang es der Linken jetzt erst CDU eine Bedingung gewe- einmal, nach den Gegenprotesten zu den sen sein“, vermutete die rechtsoffenen Corona-Demos öffentlich eigene „Rheinische Post“ nicht zu Standpunkte zu dem Thema zu formulieren. Unrecht. Diese Entwicklung begrüßten naturgemäß nicht Strack-Zimmermann und alle. „Ich möchte eindringlich davor warnen, dass andere Lokalpolitikerinnen Linksradikale den Aufmarsch der Querdenker fanden sich an dem Samstag nutzen, um sich als gesellschaftliche Mitte zu aber auf dem Cornelius-Platz verkaufen“, tat der CDU-Kreisvorsitzende Peter ein, wo zum Auftakt auch Blumenrath kund. Marie-Agnes Stark-Zimmer- Superintendent Heinrich 13 mann von der FDP gefiel die Ausrichtung ebenfalls Fucks vom Düsseldorfer Ap- nicht. „Gegen die Pharma-Industrie oder gegen pell sprach. Sie fremdelten hohe Mieten in Düsseldorf kann man protestieren, aber offensichtlich mit den
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