Der Campus IST 10 2006 - 2016 Campus Institute of Science and Technology Austria - Maschler Medien
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Inhalt/Impressum Vorworte ........................................................................................................................................................................................ 4 Geschichte .................................................................................................................................................................................. 6 Kunst am Campus ............................................................................................................................................................ 12 Stadtgemeinde Klosterneuburg .......................................................................................................................... 18 Die Wissenschaft .............................................................................................................................................................. 22 Idee und Konzept .............................................................................................................................................................. 30 In den Medien ....................................................................................................................................................................... 36 Der Campus ......................................................................................................................................................................... 42 Herausgeber: Der Campus/Gebäude und Einrichtungen ................................................................................................ 54 Amt der NÖ Landesregierung, Gruppe Landesamtsdirektion Der Campus/Architekturkritik ............................................................................................................................. 67 Dr. Gerhard Tretzmüller, Leiter Gebäudeverwaltung Management und Organe ........................................................................................................................................ 69 Neue Herrengasse 9 3109 St. Pölten Prüfberichte und Finanzierung ............................................................................................................................. 70 Redaktion: Forschung und Praxis .................................................................................................................................................. 74 Gerlinde Maschler 1190 Wien www.maschler-medien.com Grafik: Charlotte Sternberg 1050 Wien www.sternbergwerk.at Lektorat: Foto Seite 2 © Reiner Riedler Johannes Payer 1150 Wien www.lektorat-johannespayer.at Der Campus IST 10 3
Vorwort Modell mit Vorbildwirkung Eine zentrale Voraussetzung für die exzellente Forschung am IST Austria ist die hervor- ragende Kooperation aller Partner bei der Entwicklung und beim Bau des Campus in Klosterneuburg-Maria Gugging. D ie Entwicklung des Campus in Kloster den Gebäude, dessen Bauweise auf dem Prinzip neuburg und des Institute of Science and „Form folgt Energie“ basiert, bietet auf sechs Stock Technology Austria gehen von Anfang werken Platz für bis zu zwölf Forschungsgruppen. an Hand in Hand. Das macht sowohl die strategi Mit der Eröffnung des Lab Building East wurde sche Planung des Geländes wie die Umsetzung der Raum für die Aufbauten der ersten Experimentel Bauvorhaben deutlich, die in enger Abstimmung le-Physik-Gruppe am IST Austria geschaffen und zwischen dem Land Niederösterreich und dem IST so die Bandbreite der Forschung am Institut aus Austria seit 2007 erfolgte. Die ersten Schritte der geweitet. Zur Zeit der Inbetriebnahme des Lab Campusentwicklung stellten die Renovierung der Building East waren bereits 26 ProfessorInnen an am Gelände bestehenden Gebäude sowie der Aus das IST Austria berufen worden. Die für 2015 ge bau der Infrastruktur dar. Mit der Eröffnung des plante Fertigstellung des in Bau befindlichen Lab IST Austria Campus im Juni 2009 nahmen die ers Building West geht ebenfalls Hand in Hand mit ei Prof. Dr. Thomas A. Henzinger ten vier theoretischen Forschungsgruppen ihre Ar ner Ausweitung des Wissenschaftsbetriebs am IST Präsident des IST Austria beit im Zentralgebäude auf. Auch das Gästehaus, Austria. Auf rund 11.000 Quadratmetern bietet die Campusmensa und die Versorgungsanlagen es Platz für Labore und Büros, die nach den Be wurden 2009 in Betrieb genommen. dürfnissen von Forschungsgruppen in der Mathe Bereits eineinhalb Jahre nach der Campus matik, Physik und Chemie gestaltet werden. Die eröffnung erfolgte im Oktober 2010 mit der Er ersten ProfessorInnen, die im Lab Building West öffnung des Bertalanffy Foundation Building, des forschen werden, konnten bereits bestellt werden. ersten Laborgebäudes, die nächste Entwicklungs Zentrale Voraussetzung für dieses kontinuier stufe. Zeitgleich kamen die ersten Experimental liche Wachstum ist die hervorragende Zusammen wissenschaftlerInnen, vorerst sieben Gruppen, an arbeit zwischen dem Land Niederösterreich, seinen das Institut. Auf über 4.000 Quadratmetern for Ingenieur-KonsulentInnen und RechtsanwältIn schen WissenschaftlerInnen seither im Bereich der nen und dem IST Austria. IST Austria hat sich da Lebenswissenschaften. Seit November 2012 kom mit nicht nur zu einem international gewürdigten plettiert das Lab Building East das Gebäudeensem Beispiel für exzellente Forschung entwickelt, son © Reiner Riedler ble rund um den in der Mitte des Campusgeländes dern auch zu einem Modell mit Vorbildwirkung in gelegenen Teich. Das an einen Kristall erinnern der Architektur und der Regionalplanung. 4 Der Campus IST 10
Vorwort Hohe internationale Klasse Die kommenden Generationen werden von den Erkenntnissen und Entwicklungen am IST Austria profitieren. I m Frühjahr 2006 hat die Bundesregierung dem nen und Studenten aus 50 Nationen und drei La Land Niederösterreich mit dem Standort Klos borgebäude konnten bereits in Betrieb genommen terneuburg den Zuschlag für die „Elite-Uni werden. Die wissenschaftliche Evaluierung durch versität“ – wie das IST Austria damals genannt eine höchstrangige Jury unter Professor David wurde – erteilt. Diese Entscheidung hat in Teilen Baltimore und die wirtschaftliche Evaluierung von der Science-Community und bei der politischen PricewaterhouseCoopers – Technopolis – Drees Opposition harsche Kritik hervorgerufen. Wir & Sommer haben bewiesen, dass das IST Austria haben davon unbeirrt und konsequent begonnen, nach zehn Jahren auf einem sehr guten Weg ist. die Gebäude und die Infrastruktur am Campus in Die seinerzeitigen Entscheidungen waren richtig, Maria Gugging nach den Bedürfnissen der Wis die KritikerInnen haben sich geirrt. Die finanzi senschaft zu errichten. elle Dotierung des IST Austria durch das Bun Im Juni 2009 konnten wir unter großer Beteili desministerium für Wissenschaft, Forschung und gung der Bevölkerung und zahlreicher Persönlich Wirtschaft, das Land Niederösterreich und priva Dr. Erwin Pröll keiten aus der Wissenschaft und der Politik das te SponsorInnen ist gerechtfertigt. IST Austria ist Landeshauptmann von IST Austria unter seinem Präsidenten Professor heute bereits ein exzellentes Forschungsprojekt Niederösterreich Thomas A. Henzinger eröffnen. Seither haben von hoher internationaler Klasse. Wir werden in die GrundlagenforscherInnen von IST Austria 17 den nächsten zehn Jahren mit IST Austria noch hochwertige ERC-Förderungen der Europäischen viel Freude haben. Die kommenden Generationen Union, den Ludwig-Wittgenstein-Preis und viele werden von den Erkenntnissen und Entwicklun internationale und österreichische Auszeichnun gen am IST Austria profitieren. gen erhalten. Ich danke herzlich allen Beteiligten, die mit 40 Professoreninnen und Professoren leiten großen Engagement und hoher Kompetenz zum heute Forschungsgruppen mit 280 Studentenin Erfolgsmodell IST Austria beigetragen haben! Der Campus IST 10 5
Geschichte Gugging im Wandel der Zeit Um 1880 Landesirrenanstalt in Klosterneuburg/Martinstraße (heute Geriatriezentrum der Stadt Wien) 1885 „Irrenanstalt Kierling-Gugging“ 1885–1890 Kauf Hermannischer Hof im Bereich der Bäche Marbach, Haselbach und Kierlingbach in Gugging-Kierling durch Land NÖ, Bau Pavillons I und II 1890 „Niederösterreichische Landes-Irrenanstalt Kierling-Gugging“ wird Landesanstalt mit 7 Pavillons 1896 Inbetriebnahme Zentralgebäude und Kinderhaus 1897 Kauf Haschhof, Erweiterung für Landwirtschaft (heute Bundeslehranstalt für Obst- und Weinbau) 1900 Elektrifizierung, Telefon, Kläranlage 1911 Öffentlicher Autobus Zwischenkriegszeit Parteipolitische Querelen, 1922 3-tägiger Streik 1925 Umbenennung in „Landes-Heil- und -Pflegeanstalt“ 1940 bis 1941 Unter dem NS-Regime Transport von 675 Pfleglingen in das Schloss Hartheim/OÖ, wo sie ermordet werden 1941 Transport von 110 Kindern und Jugendlichen in Kindereuthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“, wo sie ermordet werden Ab 1941 „Wilde Euthanasie“, 500 PatientInnen in Gugging getötet Ab 1947 Reparatur der Gebäude nach kriegsbedingten Beschädigungen Ab 1954 Bauliche Modernisierung und Sanierung 1957 Beitritt Verband der niederösterreichischen Landeskrankenhäuser 1967 Umbenennung in „NÖ Landeskrankenanstalt für Psychiatrie und Neurologie“ 1970 Ordensschwestern beenden nach 74 Jahren ihren Dienst 1970er-Jahre Psychiatriereform durch Dr. Alois Marksteiner 1981 Eröffnung Kunstzentrum „Gugginger Künstler“ durch Dr. Leo Navratil 1983 Sportplatz und Tennisplatz 1985 4 Wohnblöcke für MitarbeiterInnen 1994 Dr. Gerd Eichberger, letzter Direktor der „NÖ Landesnervenklinik Ost“, übernimmt Leitung 2007 PatientInnen werden in 6 verschiedene Landeskliniken und Landespflegeheime übersiedelt 6 Der Campus IST 10
Das Landes- krankenhaus 1885–2007 Am Standort des IST Austria befand sich mehr als 120 Jahre ein psychiatrisches Krankenhaus mit einer wechselvollen Geschichte. Luftbild: Gesamtareal der Anstalt in Gugging. D ie Historie der Nervenheilan der privaten Irrenanstalt des Dr. Fanto in Kier stalt, auf deren Gelände heute ling-Gugging, rund acht Kilometer vom Standort die Gebäude des IST Austria Martinstraße entfernt, zu mieten. stehen, reicht in das 19. Jahr hundert zurück: Im „Erzher „Irrenanstalt Kierling-Gugging“ zogtum Österreich unter der Enns“ wurde um Am 1. April 1885 nahm die „Irrenanstalt Kier 1880 neben Landesirrenanstalten in Wien und ling-Gugging“ ihren Betrieb auf. Die damaligen Ybbs auch eine Anstalt in Klosterneuburg be Diagnosen der 105 Pfleglinge, die in drei Männer trieben. Ihr damaliger Standort war jedoch nicht abteilungen und einer Abteilung für Frauen unter das heutige Maria Gugging, sondern die Martin gebracht waren, hießen „primäre Verrücktheit“, straße direkt im Ort Klosterneuburg. Da jedoch „sekundäre Geistesstörung“, „Idiotie“ und „De der Bedarf nach Behandlungsmöglichkeiten für lirium Alkohol“. Für die Betreuung waren Dr. © AStKl (Josef Hein) Geisteskranke stieg, fasste der Niederösterreichi Krayatsch, ein weiterer Arzt und 16 PflegerInnen sche Landtag 1882 den Beschluss, 100 Betten in zuständig. Der Campus IST 10 7
Geschichte Pavillonbauweise 1890 wurde die „Niederösterreichische Lan des-Irrenanstalt Kierling-Gugging“ eine eigene Landesanstalt mit bereits sieben Pavillons, dar unter das heute noch weitgehend baulich unver änderte Verwaltungsgebäude, ein Wirtschafts hof, Werkstätten für Schneider und Tischler, eine Wäscherei, Stallungen für Vieh, Schuppen, eine Kapelle, eine Kegelbahn und eine Leichenhalle. Abseits der fortschrittlichen baulichen Gestal tung machte die Anstalt auch medizinisch von sich reden: Mit der sogenannten „Arbeits- und Hydrotherapie“ konnten beachtliche Erfolge er zielt werden, da sie „wesentlich zur Beruhigung der erregten Patienten beitrug“, wie in der Lite ratur nachzulesen ist. Die Leistungen der Irrenanstalt ernteten aber nicht nur Applaus, sondern auch Kritik. So be merkte ein Referent der Landesregierung nach einem Besuch vor Ort in seinem Bericht, „dass es Die Gesamtansicht der „Irrenanstalt Kierling- Im Laufe der folgenden Jahre kaufte das Land ein Fehler war, in dieses abgelegene Tal am Ab Gugging“ zeigt die gelungene Einbettung der Pavillons Niederösterreich 66 Joch (heute sind das rund 38 hang eines Berges eine Anstalt zu errichten; diese in das hügelige Gelände. Postkarte von 1911. Hektar) der Landguttafel Hermannischer Hof im wird uns noch sehr viel Geld kosten“. Bereich der drei Bäche Marbach, Haselbach und Nichtsdestotrotz schritten der Auf- und Aus Kierlingbach in Gugging-Kierling um 98.000 bau rasch voran: Mit dem Ankauf von Grund Gulden (heute etwa 900.000 Euro), wo rasch mit stücken an der „Grusen“ und am „Sonnberg“ dem Bau der ersten Häuser „Pavillon I“ und „Pa konnte die landwirtschaftliche Fläche vergrößert villon II“ begonnen wurde. Der ärztliche Leiter werden, sodass sich das Haus einen beachtlichen Dr. Krayatsch war von Anfang an darauf bedacht, Tierbestand an Kühen, Ochsen, Pferden, Schwei die Gebäude den vorhandenen natürlichen Gege nen, Hühnern und Gänsen zulegen konnte. 1896 benheiten anzupassen und die Bauten in offener wurden das Zentralgebäude – damals und auch Bauweise mit dazwischenliegenden Grün- und heute noch das größte Gebäude am Areal – und Verkehrsflächen zu errichten. Mit dieser Pavillon das Kinderhaus für schwachsinnige Kinder und bauweise wurde die Anstalt in Gugging zum Vor Jugendliche in Betrieb genommen. Damals waren bild für viele später errichtete „Irrenanstalten“, in Gugging 600 PatientInnen untergebracht. 1897 etwa jene in „Wien Steinhof“ oder „Mauer-Öh kaufte das Land den „Haschhof“, der etwa zwei © AStKl ling“ bei Amstetten. Kilometer südöstlich der eigentlichen Anstalt liegt, 8 Der Campus IST 10
um den Land- und Viehwirtschaftsbetrieb neuer kriegszeit pro Jahr rund 30 Pfleglinge wegliefen, lich auszuweiten. Der „Haschhof“ wurde 1965 jedoch mehrheitlich wieder zurückgebracht wur Teil der Bundeslehranstalt für Obst- und Weinbau den. Einzelne Flüchtige begingen aber auch Selbst Klosterneuburg. Die ehemalige „Irrenanstalt“ in mord. der Martinstraße ist seit 1921 ein Geriatriezent Die äußerst angespannte budgetäre Situation rum der Stadt Wien. in der Zwischenkriegszeit wird durch einen Be richt der Leitung der Heil- und Pflegeanstalt aus „Landes-Heil- und -Pflegeanstalt“ 1934 belegt, wonach durch eigene Einnahmen nur Im Jahr 1900 betrug der Personalstand in Gug ein Drittel der Ausgaben für den Sachaufwand ging-Kierling vier ÄrztInnen, fünf Verwaltungsbe gedeckt werden konnte, obwohl die Löhne für Pavillon Psychiatrie 1990. amtInnen, 104 Pfleger und Pflegerinnen, 25 Or das Personal vom Land Niederösterreich begli densschwestern und sieben KinderbetreuerInnen chen wurden. Damals lebten in der Anstalt 1.400 für rund 810 PatientInnen, davon 110 Kinder und PatientInnen und es waren sechs ÄrztInnen, ein Jugendliche. Im selben Jahr wurde die Anstalt mit Pfarrer, sieben BeamtInnen, 44 PflegerInnen, drei elektrischem Strom und Telefon versorgt, es wur KrankengehilfInnen, 19 HaushälterInnen, 22 Or de eine Kläranlage installiert und seit 1911 ist sie densschwestern und 74 TaglöhnerInnen im Kran durch einen regelmäßigen Autobusverkehr öffent kenhausbetrieb beschäftigt. lich erreichbar. Während des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918 Gräuel der NS-Zeit wurden vorrangig kranke Soldaten, die durch ihre Von 1938 bis 1945 ist die Geschichte der Psych Erlebnisse an der Front unter Depressionen und iatrie in Deutschland wie in Österreich untrenn Angstzuständen litten, in der Irrenanstalt behan bar mit den Gräueln des nationalsozialistischen delt. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm mit Regimes verbunden. Morde und Experimente an Dr. Hans Schnopfhagen eine weitere Koryphäe die tausenden PatientInnen gehörten zur Doktrin des Leitung. Er war abseits seiner medizinischen Tä „unwerten Lebens“ – eine Entwicklung, die auch tigkeit auch mit anderen Herausforderungen kon vor der Heil- und Pflegeanstalt in Gugging nicht frontiert: Wie in allen gesellschaftlichen Bereichen Halt machte. formierten sich in der Zwischenkriegszeit auch in Von 1940 bis 1941 wurden im Rahmen der der Anstalt parteipolitische Lager. Der sozialisti „Aktion T 4“ – benannt nach dem Sitz der Kanz sche Betriebsrat stand mit der christlich-sozialen lei von Adolf Hitler in der Berliner Tiergartenstra Ärzteschaft und Verwaltung in einem ständigen ße 4 – 675 Pfleglinge in das Schloss Hartheim Spannungsfeld. 1922 wurde sogar der Betrieb mit transportiert und ermordet. Schloss Hartheim in einem dreitägigen Streik lahmgelegt. der Gemeinde Alkoven bei Linz wurde von den 1925 folgte die Umbenennung von „Landes- Nationalsozialisten in Österreich zentral für die Irrenanstalt“ in „Landes-Heil- und -Pflegean Durchführung der Euthanasie und der systemati stalt“. Immer wieder versuchten PatientInnen zu schen Massenvernichtung psychisch Kranker ein © AStKl fliehen: Dokumentiert ist, dass in der Zwischen gerichtet. Der Campus IST 10 9
Geschichte Modernisierung nach dem Krieg Im April 1945 rückten die russischen Truppen über St. Andrä-Wördern und Gugging nach Wien vor. Obwohl es dabei auch zu Übergriffen der rus sischen Soldaten kam, musste die Heil- und Pfle geanstalt als Ganzes nicht evakuiert werden. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Welt krieg halfen organisierte Unterstützungsaktionen aus der Schweiz, aus Dänemark und den USA den Mangel an Lebensmitteln, Kleidung und Brennmaterial zu überwinden. So konnte ab 1947 auch mit der Reparatur von Beschädigungen an den Anstaltsgebäuden begonnen werden. Unter der Leitung von Dr. Karl Oman wurden in den Folgejahren die Behandlungsmethoden auf den damals zeitgemäßen Medizinstandard gebracht: Insbesondere mit Injektions- und Schocktherapien konnten Erfolge erzielt werden. Ab 1954 begann die systematische bauliche Parallel dazu initiierten die Nazis eine eige Modernisierung der Anstalt: In den Pavillons Zentralgebäude, historisches Foto. ne Kindereuthanasie: 110 Kinder und Jugendli wurden Labore, eine Apotheke und medizinische Im Vordergrund erkennt man eines der am Teich che wurden von Gugging in die Wiener Kinder Geräte eingerichtet. Viele Gebäude wurden gene stehenden Badehäuschen. euthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“ gebracht ralsaniert. Der Neubau der Hauptküche wurde in und getötet. Ab 1941 wurden auch in den de Angriff genommen, ebenso der Neurologie und zentralen Anstalten psychisch kranke Menschen Psychiatrie sowie der Psychosomatik. 1956 fand systematisch umgebracht. Von dieser sogenann die Anstalt Eingang in die regionale Kriminalsta ten „wilden Euthanasie“ waren in Gugging 500 tistik: Aufgrund von Beschwerden von Patien PatientInnen betroffen. Für diese Tötungen war tInnen über bitteren Kaffee und geringe Fleisch hauptsächlich der Arzt Dr. Emil Gelny, der die rationen flog ein gewerbsmäßiger Diebstahl von „Eliminierung von unheilbaren Kranken“ mit Fleisch, Kaffee, Zucker, Geschirr und Bettzeug überhöhten Medikamentendosierungen und ei auf; 17 TäterInnen – unter ihnen die hauptschul nem umgebauten Elektroschockapparat vornahm, dige Chefköchin – wurden zu Kerker- und Geld verantwortlich. Gelny konnte nach dem Krieg strafen verurteilt. ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com nach Syrien und in den Irak flüchten, wo er wei Seit 1957 gehört die Heil- und Pflegeanstalt terhin als Arzt arbeitete und 1961 verstarb. Einige zum Verband der niederösterreichischen Landes PflegerInnen wurden der Mittäterschaft angeklagt krankenhäuser. 1967 erfolgte die Umbenennung und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. in „NÖ Landeskrankenanstalt für Psychiatrie 10 Der Campus IST 10
und Neurologie“. 1970 beendeten die Ordens schwestern aus Mangel an Nachwuchs ihren Dienst in Gugging – er hatte immerhin 74 Jahre gedauert. Der prägende Direktor dieser Epoche war Dr. Alois Marksteiner. Er setzte erste Schritte zur Psy chiatriereform, die in den 1970er-Jahren von den USA ausging. Die Reformbewegung in der psych iatrischen Versorgung ging von folgenden Prinzi pien aus: n So viel wie möglich ambulant und so wenig wie notwendig stationär behandeln n Reduktion der Freiheitsbeschränkungen und Öffnung der Psychiatrie n Abbau von Psychiatriebetten und Ausbau von Beratungsangeboten, Wohngemeinschaften für Menschen mit psychischen Einschränkun gen sowie Einsetzung von FachärztInnen für Psychiatrie n Verkürzung der Aufenthaltsdauer in den Kran und des Institutes zur Erforschung und Verhü Festsaal Zentralgebäude 2005. kenanstalten tung des Schlaganfalls unter der Leitung von Dr. Im Zentralgebäude wurde eine Geriatrie in Be Brainin. 1990 wurde der renovierte Festsaal im trieb genommen – eine Pioniertat von internatio Zentralgebäude eröffnet und schließlich 1994 ein nalem Niveau. 1981 eröffnete der damalige ärztli Hubschrauberlandeplatz in Betrieb genommen. che Leiter Dr. Leo Navratil das Kunstzentrum der „Gugginger Künstler“. 1983 gewann das Areal durch einen Sportplatz und einen Tennisplatz an Gugging wurde ein modernes Spital, das den Status der Gitter- und Attraktivität. 1985 wurden in vier Wohnblöcken Gummizellenanstalt endgültig abgelegt hatte. Dienstwohnungen für MitarbeiterInnen eingerich tet. Marksteiner gelang es, nicht nur die Anzahl der stationären Betten von mehr als 1.000 auf 520 1994 übernahm mit Dr. Gerd Eichberger der letz zu reduzieren, sondern der Krankenanstalt einen te Direktor die „NÖ Landesnervenklinik Ost“. Modernisierungsschub zu geben. Gugging wurde 2007 wurden die PatientInnen der Landesner ein modernes Spital, das den Status der Gitter- und venklinik – als schlussendliches Ergebnis der Psy Gummizellenanstalt endgültig abgelegt hatte. Von chiatriereform – auf sechs verschiedene Standorte, © AStKl (Josef Hein) internationaler Bedeutung waren die Begründung etwa die Landeskliniken in Tulln und Baden sowie des Institutes für psychiatrische Weiterbildung Landespflegeheime, aufgeteilt. n Der Campus IST 10 11
Kunst am Campus Kunst in Gugging Die Künstler aus Gugging haben in den letzten 40 Jahren internationales Renommee erlangt. Am IST-Austria-Campus wird aber mittlerweile auch hochwertige zeitgenössische Kunst gezeigt. F ast ein Jahrhundert lang galt lerInnen aus Österreich und ganz Europa nach „Gugging“ als Synonym für das Gugging, um die Werke von Navratils Patienten psychiatrische Krankenhaus. In zu sehen. den 1970er-Jahren wurde der Ortsname jedoch auch zu einem Jean Dubuffets „Art brut“ Begriff in der internationalen Kunstwelt – als Es sei „das Zusammentreffen glücklicher Umstän Markenzeichen einer Gruppe von Künstlern, die de und sehr konsequenter Arbeit“ gewesen, erin Patienten in Gugging waren und sich hohe Aner nerte sich der Arzt später an die ersten Jahre der kennung in der Art brut erwarben. Wegbereiter „Künstler von Gugging“. Angespornt durch die für die „Künstler von Gugging“ wurde der 1921 Aufmerksamkeit, die seine Schützlinge bekamen, geborene und 2006 verstorbene österreichische setzte er den wohl wichtigsten Schritt für die An Psychiater Leo Navratil. Er war seit 1946 in erkennung der Werke, die unter seiner medizini Gugging tätig, ab 1956 als Primar, und die wohl schen Betreuung entstanden waren: Er nahm Kon prägendste ärztliche Persönlichkeit für das Kran takt mit dem französischen Maler und Bildhauer kenhaus. Schon in den 1950er-Jahren startete er Jean Dubuffet auf. Dieser hatte mit dem Begriff der seine ersten diagnostischen und therapeutischen „Art brut“ eine antiintellektuelle Kunstrichtung Versuche, indem er seine PatientInnen zum Zeich geprägt, die nicht unbedingt als Kunst verstanden nen und Malen anregte. Er knüpfte damit an eine werden musste, sondern persönliche, tiefempfun Strömung in der Psychiatrie an, die Anfang des dene Ausdrucksbedürfnisse widerspiegelte und 20. Jahrhunderts begonnen hatte: Schon damals aus dem Inneren kam. Für Dubuffet waren dies wurden erste Beobachtungen des künstlerischen Bilder und Skulpturen, die keiner herkömmlichen Ausdruckes psychisch kranker Menschen, der so Kunstrichtung, keinem Stil verpflichtet waren und genannten „zustandsgebundenen Kunst“, beob von Menschen stammten, die autodidaktisch ar © Reiner Riedler achtet und dokumentiert. Ende der 1960er- und beiteten und keinerlei künstlerische Ausbildung in den 1970er-Jahren reisten zahlreiche Künst hatten. Die Werke, die ihm aus Niederösterreich 12 Der Campus IST 10
zugegangen waren, passten ins Bild: Dubuffet „Kunst am Bau“-Installationen bewertete sie als Art brut und nahm sie in seine am Campus Sammlung auf, wobei die psychische Erkrankung Im Rahmen eines Wettbewerbs zwischen internationa- der Künstler für den Franzosen kein Thema war. len KünstlerInnen hat eine Expertenjury der Initiative Niemand frage eine/n KünstlerIn, ob er/sie ma „Kunst am Bau“ bisher zwei Kunstobjekte ausgewählt, genkrank sei, war sein Credo dazu. die das architektonische Ensemble des Campus nahe der Raiffeisen Lecture Hall ergänzen: Das Zentrum für Kunst- Die italienische Malerin und Installationskünstlerin und Psychotherapie Esther Stocker entwarf für „Kunst am Bau“ eine für Nach der Überwindung juristischer Hürden wie ihre abstrakt-konkrete Formensprache typische Skulp- etwa des Arztgeheimnisses konnten die Künst tur in geometrischem, schwarz-weißem Muster, die vage ler, die zunächst anonym oder unter Pseudonym an einen Fußball erinnert, jedoch auch ein zerknülltes gearbeitet hatten, später auch namentlich in die Stück Papier sein könnte, das neue Ideen und Konzepte Öffentlichkeit gehen. Die Zeichner und Maler Jo symbolisiert. Das Objekt wurde im Juli 2014 installiert. hann Hauser, Oswald Tschirtner und August Wal Seit Juli 2015 lädt ein vom Multimediakünstler la sowie der Dichter Ernst Herbeck gelten heute Peter Kogler aus schwarzem Aluminium und Stahl als anerkannte Künstler in der offiziellen Kunst gestaltetes Objekt, das den zwei Hälften des menschli- welt und als anerkannte Vertreter der Art brut. chen Gehirns ähnelt, zur Reflexion ein. Kogler entwarf Um die einzelnen Künstler fördern zu können, es als universelle Metapher, wobei die verschlungene wollte Navratil am Gelände des Krankenhauses Form Forschung und Information einerseits und ge- Platz und Freiraum schaffen. Mit Unterstützung dankliche Netzwerke und Kommunikation andererseits von Alois Marksteiner, dem damaligen Direktor symbolisiert. der Klinik, wurde 1981 die ehemalige Station 11 des Gugginger Krankenhauses restauriert. Jene Patienten, die sich bereits als Zeichner und Dichter Esther Stocker einen Namen gemacht hatten, wurden eingeladen, Esther Stocker wurde 1974 im Südtiroler Schlanders geboren und lebt in Wien. Sie studierte von 1994 bis 1999 an der Akademie dort in einer Wohngemeinschaft zu leben und zu der bildenden Künste in Wien, an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand und in Pasadena/Kalifornien am Art Center arbeiten. 14 von ihnen übersiedelten dorthin: Das College of Design. Sie ist Preisträgerin mehrerer Awards, etwa des Preises der Stadt Wien (2009), des Südtiroler Preises für Kunst Zentrum für Kunst- und Psychotherapie als Vor am Bau (2007), des Otto-Mauer-Förderpreises für Bildende Kunst des BKA (2004), des Anton-Faistauer-Preises des Landes läufer des späteren „Hauses der Künstler“ war ge Salzburg und des Paul-Flora-Preises (2002). boren. Das mittlerweile sowohl in künstlerischen Peter Kogler als auch medizinischen Kreisen weltberühmte Der 1959 in Innsbruck geborene Peter Kogler lebt heute in Wien, besuchte zunächst die HTL in Innsbruck und absolvierte Projekt änderte nichts daran, dass der engagierte 1978–1979 ein Studienjahr an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach mehreren akademischen Stationen ist er seit © IST Austria, © Reiner Riedler Psychiater Navratil seine wissenschaftliche Arbeit 2008 Professor für Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München. Sein künstlerisches Wirken schlug sich in vielen an der Klinik fortsetzte, während er gleichzeitig Kunstpreisen und unter anderem in der viel beachteten, großflächigen Kunstinstallation am Grazer Hauptbahnhof anlässlich den Kunsthandel involvierte, um seinen Patienten des Kulturhauptstadtjahres 2003 oder der 2012 geschaffenen dauerhaften Röhreninstallation in der U-Bahn-Station am Wiener auch ökonomischen Erfolg zu verschaffen. Karlsplatz nieder. Der Campus IST 10 13
Kunst am Campus Freiheit und Uneingeschränktheit, die die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft des Gugginger Modells in seiner weltweiten Einzigartigkeit zulässt. Jeder Künstler hat Zeit für seine Entwicklung und kann als freischaffender Künstler arbeiten, ist Teilhaber der Galerie und hat einen Vertrag mit dieser. Art Brut Center Unter Navratils Nachfolger, dem Psychiater, Maler und Bildhauer Johann Feilacher, erhielt das Haus den Namen „Haus der Künstler“. 1994 wurde im Erdgeschoss eine eigene Galerie gegründet, die be reits eng mit Museen, SammlerInnen und Galerien Haus der Künstler: innen und außen bunt bemalt. zusammenarbeitete. Diese wurde 1997 in ein nahe gelegenes Nachbargebäude übersiedelt, in dem Das Haus der Künstler 2001 auch ein offenes Atelier und 2003 die „Pri ist in Medizin- und vatstiftung – Künstler aus Gugging“ eingerichtet wurden. 2005 eröffnete die Galerie Gugging jene Kunstkreisen einzigartig. Räume, in denen sie heute nicht nur die Künstler aus Gugging, sondern gleichzeitig internationale Art brut und Gegenwartskunst präsentiert. 2006 eröffnete der „Verein der Freunde des Hauses der Künstler“ das Museum Gugging. Der Träger des Museums ist seit 2009 die Niederösterreichische Kulturwirtschaft. Gemeinsam mit dem Haus der Künstler bildet das Gebäude mit seiner Veranstal tungshalle und einigen Archiv- und Arbeitsräu D as Haus der Künstler etablierte sich men das Art Brut Center Gugging. über die Jahrzehnte zur vermutlich be kanntesten Wohngemeinschaft Öster Das Museum reichs. Das einzigartige Gebäude, das an einem Das Projekt Haus der Künstler brachte faszinie idyllischen Ort nahe am Waldrand eingerichtet rende Persönlichkeiten, die heute zu den renom wurde und das man über eine schmale Straße auf miertesten Vertretern der Art brut gehören, in die der Anhöhe des Campus des IST Austria erreicht, Öffentlichkeit: Johann Hauser, Oswald Tschirt hat eine farbenfrohe, mit den facettenreichen ner und August Walla erlangten internationalen © Reiner Riedler (2) Werken der Gugginger Künstler bemalte Fassade. Ruhm, ebenso Ernst Herbeck. Weiters bekannt Maßgeblich für die Bewohner waren und sind die sind die Zeichnungen von Johann Garber, Gün 14 Der Campus IST 10
ther Schützenhöfer, Franz Kernbeis, Rudolf Hora die Mitglieder der Gugginger Wohngemeinschaft cek, Franz Kamlander, Anton Dobay und Johann nicht Patienten, sondern Künstler und er vertritt Fischer sowie die Werke von Karl Vondal, Johann wie Jean Dubuffet die Überzeugung, dass es kei Korexc, Heinrich Reisenbauer, Arnold Schmidt, ner psychischen Erkrankung bedarf, um Art brut Josef Bachler, Franz Gableck, Fritz Koller, Ru zu schaffen. Allerdings seien PsychotikerInnen dolf Limberger, Otto Prinz und Philipp Schöpke. dazu prädestiniert, weil sie wenige äußere Ein 1990 erhielten die Gugginger Künstler den Oskar- flüsse zuließen und mehr aus dem Eigenen schöpf Kokoschka-Preis als höchste internationale Aus ten. Nach Feilachers Einschätzung gibt es unter zeichnung der Republik Österreich für bildende PsychotikerInnen nicht mehr Begabungen als in KünstlerInnen. der Durchschnittsbevölkerung. Auch ist für ihn Das Museum hat eine Ausstellungsfläche von Kunsttherapie zwar eine Form der Therapie, in 1.300 Quadratmetern. Rund die Hälfte davon ist der jedoch das Produkt keine Rolle spielt, es viel dem Werk der Künstler aus Gugging vorbehalten. mehr um den Prozess geht. Der Psychiater und Darüber hinaus ermöglichen Sonderschauen und Neurologe Feilacher vertritt die Auffassung, dass Präsentationen neue und überraschende Einblicke Kunst nicht heilt und auch nicht therapiert. Aller in die schöpferische Kraft einer Kunst, die sich in dings sieht er im künstlerischen Schaffen des/der Gugging in bemerkenswertem Ausmaß entfalten psychisch Kranken einen positiven Effekt, indem konnte und kann. Im zweiten Teil des Museums diese/r eine Funktion in der Gesellschaft und mehr werden internationale Sonderschauen gezeigt, die Gestaltungsfreiheit für sein/ihr eigenes Leben be Das Museum zeigt Werke der Künstler von Gugging nicht nur österreichweit, sondern auch weltweit komme. sowie internationale Sonderschauen. ihresgleichen suchen. Ein besonderes Augenmerk der Ausstellungstätigkeiten des Museums liegt in der Präsentation der Werke der aktiven Maler und Zeichner, die derzeit im Haus der Künstler leben: Franz Kernbeis, Karl Vondal, Arnold Schmidt, Heinrich Reisenbauer oder Günther Schützenhö fer. Die Werke der insgesamt mehr als 30 Künst ler stammen aus der hauseigenen Sammlung der Privatstiftung oder sind Leihgaben aus anderen Sammlungen und Museen. Von Navratil zu Feilacher © Reiner Riedler (2), © Charlotte Sternberg Während der Arzt Leo Navratil in den Werken seiner „Patientenkünstler“ – wie er sie nannte – nach Rückschlüssen auf deren Psyche suchte, steht bei Johann Feilacher eindeutig das künst lerische Moment im Vordergrund. Für ihn sind Der Campus IST 10 15
Kunst am Campus Rechts: Oswald Tschirtner Nummer: 93-012, Titel: Menschen Datiert: 1993, Format: 206 x 600 cm Technik: Edding auf Leinwand Unten links: Johann Hauser Nummer: 86-019 Titel: Nackte Frau mit Hut Datiert: 1986, Format: 73 x 102 cm Technik: Bleistift, Farbstifte Unten rechts: August Walla Außergewöhnliche Patientenkünstler Nummer: 86-010, Titel: Zwei Engel haben die „Künstler von Gugging“ berühmt Datiert: 1986, Format: 160 x 200 cm gemacht. Ihre Werke sind in den bedeutendsten Museen und Galerien zu sehen. Drei bekannte Technik: Acryl auf Leinwand Namen stehen für viele andere. © Privatstiftung - Künstler aus Gugging (3) 16 Der Campus IST 10
August Walla (1936–2001) Der wohl prominenteste Künstler, den das psychia trische Krankenhaus Gugging hervorgebracht hat, und einer der facettenreichsten Art-brut-Künstler des 20. Jahrhunderts war August Walla (geb. in Klosterneuburg). Bereits mit 16 Jahren musste er erstmals in die Psychiatrie und lebte später bis zu seinem Tod mit seiner Mutter in Gugging. Wallas Werke kann man unter anderem im Irish Muse um of Modern Art in Dublin, in der Collection de l’Art Brut in Lausanne oder der Sammlung Essl in Klosterneuburg finden. Johann Hauser (1926–1996) Unter den Gugginger Künstlern zählt Johann Hauser (geb. in Bratislava) zu den international bekanntesten VertreterInnen der Art brut. Schon sehr früh erfuhr er Anerkennung durch Künstler wie Arnulf Rainer oder Jean Dubuffet und brach te Gugging ebenso wie August Walla Weltruhm ein. Seine Werke befinden sich etwa im Setagaya Art Museum in Tokyo, in der Collection de l’Art Brut in Lausanne oder in der Wiener Peter Infeld Privatstiftung. Oswald Tschirtner (1920–2007) Holocaust Memorial Der gebürtige Perchtoldsdorfer Oswald Tschirtner Das Memorial im Park zwischen den Institutsgebäuden erinnert an die furchtbaren Verbrechen, die während der NS-Zeit in der kehrte aus dem Zweiten Weltkrieg nach einem Nervenheilanstalt Gugging verübt wurden. Das von Dorothee Golz entworfene Objekt wurde im Rahmen eines Wettbewerbs im Aufenthalt in einem südfranzösischen Kriegs Frühjahr 2008 von einer internationalen Jury ausgewählt. Das zentrale Element ist ein alter Frachtcontainer, der an einer Seite im gefangenenlager mit einer schweren Schizophrenie Winkel von 45 Grad gekippt ist. Durch den Container hinaufblickend, kann man die Skizze eines Tisches und eines Sessels erkennen zurück. Ab 1947 war er dauerhaft hospitalisiert, – sowie eine unterbrochene Kette von Kugeln, das Leben symbolisierend, das plötzlich und unerwartet geendet hat. Am oberen Ende hatte Halluzinationen und wurde 1954 in die An öffnet sich eine Tür zum Himmel, zu einer neuen Zukunft und einer neuen Hoffnung. stalt Gugging überstellt. Er wurde durch Leo Nav Dorothee Golz ratil in den 1960er-Jahren zum Zeichnen ermun Dorothee Golz, 1960 in Mülheim an der Ruhr geboren, studierte Kunst an der École Supérieur des Arts Décoratifs de Strasbourg tert und übersiedelte 1981 ins Haus der Künstler. sowie Kunstgeschichte und Ethnologie an der Universität Freiburg. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Preis © Reiner Riedler Was als Kunsttherapie angefangen hat, hängt mitt der Stadt Wien für Bildende Kunst (2013), den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft (1999) sowie mehrere Förderungspreise, lerweile als Art brut in Museen der ganzen Welt. n darunter den Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen (1999). Dorothee Golz lebt und arbeitet in Wien. Der Campus IST 10 17
Stadtgemeinde Klosterneuburg Spitzenforschung, wo einst die Babenberger herrschten F orscherInnen, die sich für einen mit dem mittelalterlichen „Verduner Altar“ und Die Stadtgemeinde Lehr- oder Studienaufenthalt am die „Sammlung Essl“ mit ihren zeitgenössischen IST Austria in Maria Gugging ent Kunstwerken. Die Kastralgemeinden Weidling, Klosterneuburg, scheiden, übersiedeln in eine der Weidlingbach, Kierling, Maria Gugging, Kritzen zur welcher der geschichtsträchtigsten und male dorf und Höflein entwickelten sich in den letzten IST-Austria-Standort rischsten Gegenden Niederösterreichs: Eingebet tet zwischen Donau, Kahlenberg und Leopolds Jahrzehnten somit nicht zufällig zu beliebten Or ten für Zuzügler. Maria Gugging gehört, berg, bietet die Stadtgemeinde Klosterneuburg, zu steht für eine hohe der die Kastralgemeinde Maria Gugging gehört, Urzeitliche Funde ihren rund 33.000 BewohnerInnen zweifellos Die geschichtlichen Wurzeln Klosterneuburgs Lebensqualität am eine hohes Maß an Lebensqualität. Neben neun reichen tief in die Urzeit zurück: Archäologische Rande von Wien. Schulen, zehn Kindergärten, einem attraktiven Funde bäuerlicher Gehöfte aus der Jungsteinzeit Einkaufsangebot und unzähligen Freizeiteinrich sowie Siedlungs- und Grabreste aus der Bronze tungen wie Freibädern, Reitställen, Tennisplätzen, zeit zeugen von einer frühen Besiedelung. Nach der Rad- und Wanderwegen punktet die Stadt vor al Zeit des keltischen Königreichs Noricum wurden lem auch mit einem reichen Kulturangebot – allen die Gebiete südlich der Donau um 15 v. Christus voran das berühmte Augustiner-Chorherrenstift dem römischen Weltreich einverleibt. Unter Kai ser Domitian entstand im 1. Jahrhundert n. Chris tus am Standort des späteren Augustinerstiftes das westlichste Hilfstruppenkastell der Provinz Pan nonien. Im 5. Jahrhundert bewohnten romani sche und verbündete germanische Militärangehö rige mit ihren Familien das Kastell. In den Wirren © Stadtgemeinde Klosterneuburg der Völkerwanderungszeit wurde es schließlich aufgegeben. Nach den Awarenkriegen Karls des Großen wurde im 9. Jahrhundert eine Dorfanla ge mit Herrensitz am Kirchenberg von St. Mar 18 Der Campus IST 10
tin mit einer kleinen Holzkirche zu Ehren des hl. fen der feindlichen Heere erfolgreich stand, sodass Martin von Tours gegründet. Das Siedlungsgebiet Klosterneuburg damit einen wichtigen Schutz für lag auf Inseln der damals nicht regulierten Donau, Wien bilden konnte. 1805 und 1809 wurde die die bedrohlich und nützlich zugleich war: Der Stadt von französischen Truppen besetzt, auch Wasserweg war essenziell für den Handel, häufige Kaiser Napoleon verbrachte am 20. Dezember Überschwemmungen drängten die Menschen je 1805 einen Tag im Stift Klosterneuburg. In der doch zunehmend an das linke Ufer, das Gebiet des nationalsozialistischen Zeit wurde das Stift 1941 heutigen Korneuburg. aufgehoben und enteignet. Dagegen formierte sich eine Widerstandsbewegung rund um den Chor Das Stift herren Karl Scholz, der verraten und 1944 hinge Unter den ursprünglich aus Bayern stammenden richtet wurde. Babenbergern, die von 976 bis 1246 als Markgra fen und Herzöge in Österreich herrschten, wur Die Donau als Lebensader de Klosterneuburg vorübergehend sogar die erste Die wirtschaftliche Bedeutung des Donauflusses Hauptstadt Österreichs: Der heutige Landespat manifestierte sich 1763 in der Errichtung einer ron, Markgraf Leopold III., auch „der Fromme“ Schiffswerft, die bereits auf Anordnung von Kai genannt, baute in Klosterneuburg seine Residenz serin Maria Theresia gebaut wurde. Der heutige und am 12. Juni 1114 legte er den Grundstein zur Verlauf der Donau und des Nebengerinnes Klos 1136 eingeweihten Stiftskirche. Der planmäßige terneuburger „Durchstich“ geht auf Regulierun Ausbau der Oberstadt und der Stadtbefestigun gen zurück, die in Wien zwischen 1870 und 1875 gen erfolgte in der Regierungszeit des Böhmen durchgeführt und in Niederösterreich erst 1911 königs Ottokar II. (1251–1276). 1298 bekam abgeschlossen wurden. Zwischen Donau und © Stadtgemeinde Klosterneuburg Zibuschka Klosterneuburg von Herzog Albrecht I. ein neues Durchstich entstand ein rund ein Kilometer brei Stadtrecht und um den unteren Stadtplatz ent ter Streifen Auwald, der seit 1913 für das Städ stand eine neue Marktsiedlung. Anlässlich der tische Strandbad genügend Platz bietet. Heute Türkenbelagerungen 1529 und 1683 wurden die befinden sich an dieser Stelle auch das Freizeitzen Stadtmauern verstärkt. Diese hielten den Angrif trum „Happyland“ und ein Campingplatz. Ver Der Campus IST 10 19
Stadtgemeinde Klosterneuburg der Vollzug erst am 1. September 1954 stattfinden konnte. Die vor 1938 selbstständigen Gemeinden Gugging, Kierling, Höflein, Kritzendorf, Weid ling und Weidlingbach wurden der Stadtgemein de Klosterneuburg eingegliedert, die damit zur drittgrößten Stadt Niederösterreichs wurde. Wirt schaftlich ist Klosterneuburg mit seinem Umland seit dem Mittelalter stark vom Weinbau geprägt. Die berühmte Weinbauschule wurde 1860 im Stift gegründet und später in die Wiener Straße verlegt. 1998 übersiedelte die Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung von Wien in ein eigenes Amtsge bäude nach Klosterneuburg. 2017 wird der Bezirk Wien-Umgebung aufgrund eines Beschlusses des Niederösterreichischen Landtages zur Verwal Das Stift mit Stiftskirche: bewegte Geschichte. kehrstechnisch wurden Klosterneuburg und seine tungsreform aufgelöst und die dazu gehörenden 21 Umgebung durch die 1870 eröffnete Franz-Josefs- Gemeinden werden anderen Bezirken zugeordnet. Bahn und die Verbindung der Bundesstraße B 14 Die Stadtgemeinde Klosterneuburg wird künftig erschlossen. Um die Verkehrssituation in der Stadt zum Bezirk Tulln gehören. Den Klosterneuburge zu verbessern, wurde eine 3,6 Kilometer lange rInnen bleibt aber eine Außenstelle der Bezirks Umfahrungsstraße, die parallel zur Bahn verläuft hauptmannschaft im bisherigen Gebäude erhalten. und mittels Unterführung eine bessere Zufahrt zum Gewerbegebiet Schüttau ermöglicht, gebaut. Maria Gugging und das IST Austria Deren Verkehrsfreigabe erfolgte 2008. Auch in Maria Gugging dominierte seit der erst maligen urkundlichen Erwähnung im 11. Jahr Drittgrößte Stadt in NÖ hundert bis in das 19. Jahrhundert der Weinbau Jüngster Höhepunkt der Kastralgemeinde Klosterneu- Ab 1938 emigrierte ein Großteil der jüdischen das wirtschaftliche Geschehen. Zum beliebten Ort burg: das Spitzenforschungsinstitut IST Austria. Bevölkerung und hinterließ eine wirtschaftliche, für Sommerfrische von Wiener BürgerInnen entwi geistige und kulturelle Lücke. Im April 1945 lag ckelte sich das Wienerwalddorf in der Zwischen der Raum Klosterneuburg im Zuge der Schlacht kriegszeit. Die Eröffnung des Donauklinikums um Wien mitten im Frontgeschehen, das zahlrei 1885 bestimmte ebenso wie die Einweihung der © Stadtgemeinde Klosterneuburg, © Reiner Riedler che Soldaten und auch Klosterneuburger Bürge Lourdesgrotte im Wienerwald die Geschicke des rInnen das Leben kostete. Im Juli 1946 wurde Ortes, der heute zu den großen Wallfahrtsstät vom österreichischen Nationalrat die Rückgliede ten Österreichs gehört. In das Jahr 2006 fällt der rung Klosterneuburgs und weiterer 80 Gemeinden jüngste Höhepunkt für die kleine Kastralgemeinde: beschlossen, der Alliierte Rat verweigerte diesem Maria Gugging wurde Standort für das österreichi Gesetz jedoch jahrelang seine Zustimmung, sodass sche Spitzenforschungsinstitut IST Austria. n 20 Der Campus IST 10
„Ein Geschenk für Klosterneuburg“ ” A uf geschichtsträchtigem Boden eröffnete bildete das 2006 beschlossene Bundesgesetz. Die 2009 das österreichweit einzigartige In gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Land stitute of Science and Technology Aus und Industrie zur Ermöglichung und Erschaffung tria. Klosterneuburg gelang damit nicht nur ein des IST war ein großes Geschenk für Klosterneu Quantensprung als Wissenschaftsstandort, son burg und ich bin umso glücklicher, dass die Bemü dern auch ein Brückenschlag zur Vergangenheit. hungen, hier in einer Stadt mit besonders hoher Das Institut fügt sich wunderbar in diese Stadt Lebensqualität, auf so fruchtbaren Boden fielen. ein, die in der Vergangenheit bereits eine theolo Die Medien sind voll von Schlagzeilen rund um gische Fakultät beherbergte und in der seit über die hier gewonnenen Erkenntnisse. Die Reihe 150 Jahren Weinbauforschung betrieben wird. In an Auszeichnungen und Preisen wird jedes Jahr sofern ergänzt das IST Austria die zwischen Wie länger. Dass in Maria Gugging eine derartige Er nerwald und Donau bestens eingebettete wissen folgsgeschichte geschrieben wird, ist für die Stadt schaftliche Landschaft perfekt und scheint genau gemeinde von enormer Bedeutung. Nicht nur die am richtigen Ort. Einige der exzellentesten Köpfe so wichtigen Arbeitsplätze sind ein wertvoller Stefan Schmuckenschlager ist der Wissenschaft beschreiten hier nun neue Wege Beitrag, sondern auch die Erfolge, denn sie lösen Bürgermeister der Stadtgemeinde zum Wohle der Menschheit. WissenschaftlerInnen einen Schneeballeffekt aus und haben bereits wei Klosterneuburg, zu welcher aus mehr als 50 Nationen forschen in den Na tere wissenschaftliche Einrichtungen angezogen. der IST-Austria-Standort Maria turwissenschaften und in der Mathematik – und Das IST hat das Spektrum der Babenbergerstadt Gugging als Kastralgemeinde tragen ihre Erkenntnisse in die Welt hinaus. Sie wesentlich erweitert. Diese schafft es damit, den gehört. transportieren immer ein Stück Klosterneuburg Bogen von ihrer Geschichte als Residenz des hl. mit, das für viele von ihnen Heimat und Lebens Leopold über ihre reiche Tradition als Weinstadt mittelpunkt geworden ist. und Kulturzentrum bis hin zum Schauplatz mo Als Bürgermeister konnte ich das Entstehen und dernster Spitzenforschung zu spannen. Ein Blick Gedeihen des IST von Anfang an mitverfolgen nach Maria Gugging bedeutet dank des IST ei “ und bin stolz darauf, dass sich die internationalen nen Blick in die Zukunft – eine Zukunft, in der © Stadtgemeinde Klosterneuburg Forscherinnen und Forscher in der kleinen, aber unsere Kinder und mit Sicherheit noch Kindes berühmten Kastralgemeinde Maria Gugging so kinder auf vielfältige Art und Weise von den Er wohl fühlen, dass der Platz schon sechs Jahre nach rungenschaften profitieren werden, die hier ge der Eröffnung zu knapp geworden ist. Grundlage macht wurden. n Der Campus IST 10 21
Die Wissenschaft Wissenschaftliche Exzellenz D Vorbild für Europa: ie feierliche Eröffnung am die Campusmensa und die Versorgungsanlagen Das noch junge IST Pfingstwochenende 2009 mar- kierte einen Meilenstein in Ös wurden 2009 in Betrieb genommen. Die experi mentellen Forschungsgruppen sind im Bertalanffy Austria ist innerhalb der terreichs Wissenschaft. Drei Foundation Building, das im Oktober 2010 er Europäischen Union Tage lang wurde mit der ört öffnet wurde, und dem Lab Building East, das im lichen Bevölkerung von Maria Gugging das gro November 2012 startete, untergebracht. Vorreiter und Wegbe- ße Campus Opening des Institute of Science and reiter im Sinne der Ver- Technology gefeiert und rund 2.500 BesucherIn Strategisches Ziel der EU träge von Lissabon. nen ließen sich das Eröffnungsfest mit Vorträ Mit dem IST Austria hat Österreich eine wissen gen von renommierten WissenschaftlerInnen wie schaftliche Forschungseinrichtung auf höchstem Physiker-Star Anton Zeilinger oder Hirnforscher Niveau gegründet. Anlässlich seiner Tagung in Erich Kandel nicht entgehen. Die offizielle Eröff Lissabon im März 2002 hatte der Europäische Lecture Hall 2015. nung übernahm Bundespräsident Heinz Fischer Rat sein strategisches Ziel im Forschungs- und In im Beisein von Wiens Bürgermeister Michael novationsbereich festgelegt: Die Union solle „bis Häupl und anderen ranghohen VertreterInnen aus 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischs Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, während ten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ beim Spatenstich für die nächste Bauphase Lan gemacht werden. Der Rat beschloss die Schaffung deshauptmann Erwin Pröll Hand anlegte. eines europäischen Raumes für Forschung und Bald zogen die ersten Forschungsgruppen in Innovation. Als geeignete Maßnahme sah er vor, das Hauptgebäude und die Verwaltung in das Spitzenforschung in allen Mitgliedsstaaten zu for © Reiner Riedler als Verwaltungsgebäude konzipierte voestalpine cieren, um die Verbreitung von Spitzenleistungen Building ein. Auch der Hörsaal, das Gästehaus, zu fördern. 22 Der Campus IST 10
„Platz für große Träume“ titelte die renommierte deutsche Zeitung „Die Zeit“ im Jahr 2009 und stellte gleichzeitig die Frage, ob „Österreich die besten Naturwissenschaftler aus aller Welt an locken würde und diese dem Ruf in die Provinz folgen würden“. Dass die damalige Skepsis un begründet war, zeigte sich sehr rasch. Internati onale WissenschaftlerInnen waren sehr angetan von dem, was ihnen das IST Austria in Aussicht stellte: attraktive Verträge und die Möglichkeit, ein junges Institut ohne Traditionen, mit flachen Hierarchien und somit großen Freiräumen mit zuentwickeln, gepaart mit einer gesetzlich garan tierten Unabhängigkeit, die ihresgleichen sucht. So gelang es, trotz der harten internationalen Konkurrenz um die besten Köpfe eine Reihe von Top-WissenschaftlerInnen nach Maria Gugging zu holen. In einer Welt der Spitzenforschung, die durch MIT, Harvard und ETH Zürich geprägt ist, viele Jahre für die Errichtung des IST Austria Bertalanffy Foundation Building 2015. waren plötzlich die Augen auf Österreich und ein starkmachte. An seiner Seite stand auch Veit Sor vielversprechendes Projekt gerichtet. ger, der frühere Präsident der Industriellenverei nigung, die stets eine Forschungseinrichtung für Persönlichkeiten Grundlagenforschung forcierte und unterstützte. prägen das IST Austria Das IST Austria wurde von Beginn weg durch eine Reihe herausragender Persönlichkeiten geprägt. Die Idee, in Österreich ein unabhängiges Spitzen forschungsinstitut zu gründen, kam im Jahr 2002 anlässlich der Alpbacher Technologiegespräche Spatenstich für das zweite Lab Building im Jahr 2011. von niemand Geringerem als dem berühmten ös Von rechts: IST-Präsident Prof. Thomas A. Henzinger, terreichischen Quantenphysiker Anton Zeilinger, Mag. Peter Bertalanffy; Abteilungsvorstand Dr. Elisa- der heute als stellvertretender Vorsitzender des beth Freismuth in Vertretung der Bundesministerin für 16-köpfigen Kuratoriums fungiert. Vorsitzender Wissenschaft und Forschung, Dr. Beatrix Karl; Lan- des im Jahr 2006 bestellten Kuratoriums und so deshauptmann Dr. Erwin Pröll; Prof. Haim Harari, mit des obersten leitenden Gremiums ist Claus Vorsitzender des Exekutivausschusses des Kuratoriums © IST Austria J. Raidl, damals CEO bei Böhler Uddeholm und des IST Austria; Dr. Claus J. Raidl, Vorsitzender des heute Präsident der Nationalbank, der sich über Kuratoriums des IST Austria. Der Campus IST 10 23
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