RHEINLAND-PFALZ 2021 Bauen + Wirtschaft - Architektur der Region im Spiegel - WV ...

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RHEINLAND-PFALZ 2021 Bauen + Wirtschaft - Architektur der Region im Spiegel - WV ...
Bauen + Wirtschaft
                                                      ®

                Architektur der Region im Spiegel

               RHEINLAND-PFALZ
                     2021

                             Wirtschafts- und
382428-12/21

                             Verlagsgesellschaft
                             mbH
                             ISBN 978 3 949158 05 6
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Bauen + Wirtschaft
                                                      ®

                Architektur der Region im Spiegel

               RHEINLAND-PFALZ
                     2021

                             Wirtschafts- und
382428-12/21

                             Verlagsgesellschaft
                             mbH
                             ISBN 978 3 949158 05 6
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STANDPUNKTE

                                                                         6

                                                                Gute Planung und gute Qualität sind essenziell

                                                                Von Malu Dreyer
                                                                Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz

    10 Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz
       Beitrag: „Im Blickpunkt“                                          7

                       Bildnachweise siehe Redaktionsbeiträge   Mainz – zwischen „Silicon Valley“ der Biotechnologie und bezahlbarem
                                                                Wohnen für alle

                                                                Von Michael Ebling
                                                                Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz

                                                                         8

                                                                Prosperierende Stadtentwicklung im Zeichen von Nachhaltigkeit

                                                                Von Markus Zwick
                                                                Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens

    10 Feuerwehr Ingelheim
       Beitrag: „Im Blickpunkt“                                 IM BLICKPUNKT

                                                                         9

                                                                Per Mausklick Überblick über Baubranche

                                                                Ausgaben der Architekturtitel des WV-Verlages unter www.bauenundwirtschaft.com
                                                                als Vollversion im Internet. Verlags-App und -Newsletter informieren zusätzlich

                                                                         10

                                                                Sehenswerte Bauprojekte in Rheinland-Pfalz

                                                                Landtag Rheinland-Pfalz in Mainz / Feuerwehr Ingelheim / Werk- und Forschungshalle,
                                                                t-lab Campus Diemerstein / Freiraumentwicklung „Großfestung Koblenz“ / Evangeli-
                                                                sche Kirche in Waldbreitbach / Kundenzentrum BOMAG in Boppard / Firmensitz

    10 Einfamilienhaus, Jugenheim
                                                                CF Automation parts in Koblenz / Einfamilienhaus in Jugenheim

       Beitrag: „Im Blickpunkt“

                                                                ÖFFENTLICHE BAUTEN

                                                                         28

                                                                Neues Feuerwehrhaus in Germersheim

    28 Feuerwehrhaus, Germersheim                               Neubau kommt seiner stadträumlichen und städtebaulichen Bedeutung als Auftakt und
       Beitrag: Stadtverwaltung Germersheim                     Stadteingang nach

2   Inhalt
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30

Wittlich schillert für alle Generationen bunt

Neubau eines Multigenerationenzentrums mit Kita, Haus der Jugend und Mehrgenera-
tionenhaus / Neues Vitelliusbad für den Ganzjahresbetrieb

                                                                                     30 Multigenerationenzentrum, Wittlich
         74                                                                              Beitrag: Stadtverwaltung Wittlich

Ein Haus voller Leben in Pirmasens

Neubau des Hospizes „Haus Magdalena“ steht nun für zwölf Gäste zur Verfügung

ÖFFENTLICHE BAUTEN / WOHNUNGSBAU

         24

Raum für gemeinsame Aktivitäten in Pirmasens

                                                                                     24 Bürgerzentrum, Pirmasens
Erste Anlaufstelle für die Bewohner: Bürgerzentrum „P11 – Quartierszentrum Winzler
Viertel“ / Die Zukunft gehört dem Nachwuchs: Neubau der Kindertagesstätte „Rassel-
                                                                                        Beitrag: Stadtverwaltung Pirmasens
bande“ in Windsberg

ÖFFENTLICHE BAUTEN / SANIERUNG

         62

Neue Familien- und Jugendgästehäuser in Rheinland-Pfalz

Denkmalgeschützte Hauptpost wird City-Star-Jugendherberg in Pirmasens / Sanierung
und Erweiterung der Kurpfalz-Jugendherberge in Speyer

                                                                                     62 „Kurpfalz-Jugendherberge, Speyer
                                                                                        Beitrag: Die Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland

WOHNUNGSBAU

         40

Pflegeimmobilien in hoher Qualität

Senioren-Residenz in Saarlouis / Senioren-Residenz in Ramstein-Miesenbach /
Komfortwohnungen in Kirchhain

         50

Bauen auf historischem Grund in Trier

In historisch bedeutendem Umfeld im Stadtgebiet von Tier entstanden die              50 Wohnanlage Thebäerhof, Trier
Wohnanlagen „Thebäerhof“, „Alkuin 9“ und „Max 17“                                       Beitrag: K1-Bauprojekt GmbH

                                                                                                                                                          Inhalt   3
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60

                                                             Ein Neubau mit zwei Besonderheiten
                                                             Bezahlbarer Wohnraum in der Neugasse 31 in Maikammer

                                                                      65
    72 Wohnpark mit Gewerbeeinheiten, Landau
       Beitrag: b.baut GmbH                                  Neun barrierefreie Wohneinheiten in der Vulkaneifel
                                                             Geradlinige Architektur in Mayen führt Bebauungsstil fort

                                                                      66

                                                             Carré 4 mit „Design 4 Life“
                                                             Ein vierblättriges Kleeblatt als Stadtbaustein in der Westerwaldgemeinde Montabaur

                                                                      70

                                                             Gestaltet mit Leidenschaft
                                                             „Pius Gärten“ mit Einfamilienhäusern und Wohnungen in Bad Neuenahr

    32 RHEINKONTOR, Mainz                                             72
        Beitrag: Ed. Züblin AG, Direktion Mitte
                                                             Zukunftsorientiertes und barrierefreies Wohnen in Landau
                                                             Bebauung des Baufeld 26d in der Richard-Joseph-Straße in der Gartenstadt

                                                                      76

                                                             Bauträger mit Herz für hochwertigen Wohnraum
                                                             Das eigene Zuhause in Lingenfeld: Wohnanlage im modernen Zeitgeist mit 21
                                                             Wohneinheiten / Qualität am Bau für das Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten
                                                             in Dudenhofen

    78 Mehrfamilienhaus, Montabaur                           WOHNUNGSBAU / INDUSTRIEBAU
       Beitrag: Klumpp Architekten

                                                                      78

                                                             Architektur als Harmonie und Einklang aller Teile
                                                             Hochwertige Abfüllhalle mit Anschluss an den Betriebsbestand in Rüdesheim am Rhein /
                                                             Mehrfamilienhaus „sticht“ in Montabaur in See / Einfamilienhaus mit gehobener
                                                             Ausstattung in Holler

                                                             WOHNUNGSBAU / GEWERBEBAUTEN

                                                                      81

                                                             Entwerfen mit kleinteiligen Lösungen

    81 Wirtschaftskanzlei mit Wohneinheiten, Alzey           Zwei Mehrfamilienhäuser mit fünf Penthäusern in Beindersheim / Wirtschaftskanzlei mit
       Beitrag: C & C GmbH Investment & Projektentwicklung   sieben Wohneinheiten in Alzey

4   Inhalt
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GEWERBEBAUTEN

         32
                                                                                    Rheinland-Pfalz zeigt sich
Modernes RHEINKONTOR Reminiszenz an historischen Zollhafen
Bürogebäude in Mainz mit maritimem Ausblick in Premiumlage der Landeshauptstadt
                                                                                    verhalten optimistisch

         36
                                                                                    Grundpfeiler des Erfolgs der rheinland-pfälzischen
                                                                                    Wirtschaft sind Außenwirtschaft, Industrie und Mittel-
                                                                                    stand. Rheinland-Pfalz ist eines der exportstärksten
                                                                                    Länder der Bundesrepublik Deutschland und besitzt eine
TOP-Destination eröffnet Anfang 2022
                                                                                    starke industrielle Basis. Das Bundesland liegt zentral im
PIQO CENTER mit vielfältigen Service- und Fachmarktangeboten                        Mittelpunkt bedeutender Absatzmärkte. Das macht das
                                                                                    Land für viele Unternehmen attraktiv.
         44                                                                         Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz erholt sich weiter von
                                                                                    den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Eine Umfrage
Hi, ich bin Emil                                                                    der Industrie- und Handelskammern (IHK) zur Lage und
Emils Hotel öffnete 2020 in Pirmasens                                               den Aussichten der Unternehmen ergab eine Entwick-
                                                                                    lung auf Vorkrisenniveau, wie die Arbeitsgemeinschaft

         46
                                                                                    der IHKs Mitte Oktober 2021 in Mainz mitteilte. Vor
                                                                                    allem die aktuelle Geschäftslage werde besser bewertet
                                                                                    – die Geschäftserwartungen seien weiterhin verhalten
Heute schon das Bauen von Morgen ermöglichen                                        optimistisch. Der IHK-Konjunkturklimaindex stieg um 11
Unter dem Dach des DFH Leistungs- und Innovationszentrum in Simmern werden
                                                                                    Punkte auf 115 Punkte. Nach der stockenden Konjunktur
Visionen zur Realität                                                               im Frühsommer (104 Punkte) kam der Gradmesser für
                                                                                    die wirtschaftliche Entwicklung zum ersten Mal wieder

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                                                                                    auf das Vorkrisenniveau vom Winter 2019/20 (113
                                                                                    Punkte). Für die Erhebung hatte die IHK in Rheinland-
                                                                                    Pfalz 1072 Unternehmen mit mehr als 200.000 Beschäf-
Moderner Technikbetrieb für Landwirte und Winzer                                    tigten befragt. Als Bremsen für den Aufschwung wurden
                                                                                    der Fachkräftemangel, steigende Rohstoffpreise und die
Neues RWZ-Agrartechnik-Zentrum in Mutterstadt
                                                                                    Entwicklung der Corona-Pandemie genannt.

                                                                                    Wir haben uns mit dieser Ausgabe die Aufgabe gestellt,
                                                                                    anhand ausgewählter Bauprojekte die vielfältige Band-
                                                                                    breite architektonischer Kreativität und intelligenter
                                                                                    Lösungskonzepte in und um Mainz aufzuzeigen.
                                                                                    „Bauen + Wirtschaft, Architektur der Region im Spiegel
                                                                                    – RHEINLAND-PFALZ 2021“ ist eine Publikation über
                                                                                    die baulichen Aktivitäten in diesem Bundesland und zu-
SANIERUNG / WOHNUNGSBAU / GEWERBEBAUTEN
                                                                                    gleich ein nützliches Nachschlagewerk. Die vorgestellten
                                                                                    und im Branchenverzeichnis „Die Bauspezialisten“ am
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                                                                                    Ende der Ausgabe aufgeführten Firmen präsentieren sich
                                                                                    als leistungsstarke Baupartner, die durch Kompetenz,
                                                                                    Flexibilität und Innovationsbereitschaft überzeugen.
Gradlinig, elegant und mit viel Liebe fürs Detail
Wohnen in ehemaliger Schuhfabrik in Pirmasens / Denkmalgeschützte Villa
Weißenthurm wird neuer Geschäftssitz / Alte Post in Andernach wird zu stilvollem,
barrierefreien Wohnraum
                                                                                                                 Ihre WV Chefredaktion

SERVICE

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                                                                                     Diese Ausgabe finden Sie auch im Internet unter
Die Bauspezialisten – Branchenverzeichnis
                                                                                                      www.wv-verlag.de

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                                                                                           mit vielen Suchfunktionen und mehr!

Impressum

                                                                                                                                             Inhalt   5
RHEINLAND-PFALZ 2021 Bauen + Wirtschaft - Architektur der Region im Spiegel - WV ...
Gute Planung und gute Qualität
                              sind essenziell
                              Von Malu Dreyer
                              Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz

    Was macht gutes Bauen und Wohnen aus? Bezahlbarkeit, Barrierefreiheit, Klimagerechtigkeit, Nach-
    haltigkeit, Stadt oder Land? Die rheinland-pfälzische Wohnungspolitik handelt querschnittorientiert
    und hat die sozialen, ökologischen und ökonomischen Anforderungen unter Berücksichtigung von
    Qualitätsansprüchen im Blick.
    Die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig eine vielseitig nutzbare Wohnung und wie wertvoll ein
    Freiraumbezug für unser persönliches Wohlergehen sind. Neben dem privaten Freiraum müssen auch
    öffentliche Grün- und Freiräume nicht nur einen Beitrag für das Stadtklima leisten, sondern zugleich
    auch einen Mehrwert für alle Bürger und Bürgerinnen aufweisen. Im aktuellen Koalitionsvertrag liegt
    ein Fokus auf Klimaneutralität. Wir wollen mit Energieeinsparung, Energieeffizienz und Erneuerbaren
    Energien Klimaschutz für alle Menschen ermöglichen. Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit,
    die Beachtung von Lebenszyklen und das Augenmerk auf die sogenannte „graue“ Energie wird in
    den nächsten Jahren das Bauen verändern. Die Wahl der Baustoffe wird dabei ebenso eine wichtige
    Rolle spielen, wie die Wahl der Energieversorgung.
    Ein Schwerpunkt der Wohnungspolitik wird auf Mietwohnungsbau und Erhaltung bezahlbaren
    Wohnraums liegen. Wir werden auch in dieser Legislaturperiode die Wohnraumförderung auf hohem
    Niveau fortführen und werden einen Schwerpunkt auf die Modernisierung im Bestand und die Errei-
    chung der Klimaziele legen. Insbesondere gemeinschaftliche Wohnformen wie Baugemeinschaften,
    Genossenschaften oder auch Mietervereine bieten innovative Ideen und Lösungen indem sie eine suf-
    fizientere und gemeinsame Nutzung von Flächen in den Blick nehmen. Künftig sollte der interdiszi-
    plinäre Ansatz von Baukultur stärker bei den aktuellen Herausforderungen beachtet werden. Schon
    jetzt sollte beim Bauen die Umwelt, die prägenden Orts- und Stadtbilder, die Frage nach der Langle-
    bigkeit der Güter und Materialien sowie der Umgang mit dem Bestand, Rückbau und Neubau berück-
    sichtigt werden.
    Wir haben nun die Aufgabe, einen sehr großen Bestand an Gebäuden fit für die Zukunft zu machen
    und dabei jedes einzelne Haus, das Quartier, die Gemeinden und die Städte zu betrachten. Gute Pla-
    nung und gute Qualität sind essenziell.

6   Standpunkte
RHEINLAND-PFALZ 2021 Bauen + Wirtschaft - Architektur der Region im Spiegel - WV ...
Mainz – zwischen „Silicon Valley“
der Biotechnologie und bezahlbarem
Wohnen für alle
                                                  Von Michael Ebling
                               Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz

                                                                              Abb.: Landeshauptstadt Mainz

Mainz zieht als Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz sowie als bedeutender Hochschul- und Me-
dienstandort seit Jahren vor allem junge Leute an. Von der Fachwelt wurde für dieses Phänomen der
Begriff „Schwarmstadt“ geprägt.
Die Corona-Pandemie hat, auch durch ausbleibende Zuwanderungen aus dem Ausland, in jüngster
Zeit zu einer Stabilisierung der Einwohnerzahlen geführt und auch viele weitere Bereiche des Lebens
stark beeinflusst. Welche mittel- und längerfristigen Folgen sich hieraus etwa für die Mainzer Innen-
stadt ergeben, kann aktuell nur vermutet werden.
Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht, und in eben dieses Licht ist unsere Stadt als Heimat des Un-
ternehmens BioNTech schlagartig gerückt. BioNTech hat den ersten zugelassenen Impfstoff gegen das
Coronavirus entwickelt und damit den Grundstein für ein „Silicon Valley“ des 21. Jh. gelegt – made
in Mainz! Wir nehmen das als Ansporn, neben BioNTech auch Raum für die Ansiedlung weiterer Bio-
technologie-Firmen zu schaffen und so die Wirtschafts- und Wissenschaftskraft unserer Stadt weiter
zu stärken.
Für die nahe Zukunft gehen wir davon aus, dass der Zustrom nach Mainz wieder Fahrt aufnehmen
wird. Aber auch dabei gilt: Wo Licht ist, da ist auch Schatten, denn wir müssen die Herausforderung
stemmen, nicht nur quantitativ mehr Wohnraum zu schaffen, sondern diesen Wohnraum auch nach-
fragegerecht, klimaverträglich und nachhaltig zu gestalten.
Beispielhaft möchte ich an dieser Stelle auf die beiden aktuell größten Neubauprojekte in unserer
Stadt verweisen: den Mainzer Zollhafen und das Heiligkreuzviertel.
Der Zoll- und Binnenhafen füllt sich sukzessive: Mittlerweile haben dort mehr als eintausend
Menschen ein neues Zuhause gefunden. Architektonische Highlights wie die Wohnschiffe auf der
Südmole oder das golden schimmernde „DOXX“ prägen die Silhouette des neuen Quartiers, das
neben Wohnungen auch Arbeitsplätze und die dazugehörige Infrastruktur beheimatet. Zudem bringt
die städtebauliche Neuordnung viele Mainzerinnen und Mainzer, insbesondere aus der Neustadt, wie-
der näher an den Rhein heran.
Auch im Heiligkreuzviertel ragen die Baukräne in den Himmel. Innerhalb weniger Jahre wurden dort
bereits mehr als 400 neue Wohnungen errichtet, in absehbarer Zeit werden es rund 2.000 sein. Ein
Schwerpunkt liegt dabei auf bezahlbaren Mietwohnungen. Denn: Wohnen ist kein Luxusgut,
Wohnen ist ein Lebensrecht. Und dieses Lebensrecht auf Wohnen wollen wir als Stadt im Rahmen des-
sen, was uns möglich ist, für die Mainzerinnen und Mainzer sichern.

                                                                                                        Standpunkte   7
RHEINLAND-PFALZ 2021 Bauen + Wirtschaft - Architektur der Region im Spiegel - WV ...
Prosperierende Stadtentwicklung
                                    im Zeichen von Nachhaltigkeit
                                    Von Markus Zwick
                                    Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens

    Nach Jahrzehnten negativer Wanderungssalden ist in jüngerer Zeit immer mehr ein Trend zur
    Rückkehr in die Stadt zu beobachten. Nicht zuletzt aufgrund der gut funktionierenden Nahversorgung
    kommt dabei gerade Mittelzentren wie Pirmasens eine ganz besondere Bedeutung zu. In der
    Blütezeit der Schuhindustrie als deutsche Schuhmetropole bekannt, liegt die Stadt am Tor zum Pfäl-
    zerwald in einer aufstrebenden, dynamischen Region des Landes und bietet ihren Bewohnerinnen
    und Bewohnern eine gute Infrastruktur für die Bedarfe des täglichen Lebens, Gastronomie und
    Kultur, Medizin oder Dienstleistungen aller Art. Auch verkehrsgünstig kann Pirmasens punkten mit
    seiner Nähe zu Mannheim und Mainz, zum französischen Elsass sowie den Flughäfen Saarbrücken und
    Luxemburg.
    Der prosperierenden Entwicklung der Stadt geschuldet, erhöht sich natürlich auch die Nachfrage nach
    Wohnraum – und dies angesichts einer gleichzeitig zunehmenden Vielfalt an Lebensstilen, Arbeits-
    und Familienmodellen. Für einen aufgrund der steigenden Lebenserwartung wachsenden Anteil
    älterer Menschen sind Möglichkeiten eines seniorengerechten Wohnens bereitzustellen. Auch ist stets
    an die Bedarfe des gewerblichen Bereichs zu denken sowie an die kontinuierliche Unterstützung der
    städtischen Infrastruktur im Allgemeinen.
    Um diesem Mix an Anforderungen optimal begegnen zu können, setzt Pirmasens bei der Stadtent-
    wicklung auf gleichermaßen ganzheitliche wie nachhaltige Konzepte und kurze Wege bei der Um-
    setzung. Bereits in der Vergangenheit hat sich die Zusammenarbeit mit städtischen Einrichtungen und
    Organisationen, aber auch privaten Investoren bestens bewährt. Im Zuge dessen werden weiterhin
    beispielsweise bestehende Gebäude revitalisiert. So hat etwa nach dem Rheinberger-Gebäudekomplex
    und der alten Post mittlerweile auch die frühere Hauptpost eine neue Nutzung gefunden: Sie wurde
    zu einer nach neuesten Standards ausgestatteten Jugendherberge. Aus einer ehemaligen Schuhfabrik
    ist ein moderner Wohnkomplex im gehobenen Standard entstanden und die Technische Universität
    Kaiserslautern fungierte als Partner beim Bau eines innovativen Pavillons mit recycelten Baumaterialien,
    der als Bühne für Musiker und Künstler dient. Zahlreiche weitere vielversprechende Projekte befinden
    sich derzeit bereits in der Planung bzw. teilweise schon in der Umsetzung.
    Ein echtes Leuchtturmprojekt von Pirmasens wächst und gedeiht ebenfalls weiter: Das 2012
    gestartete Mehrgenerationen-Konzept „PS:patio!“ hat aktuell ein Quartiersbüro als übergeordnete
    Anlaufstelle der Bewohner erhalten. In Verantwortung für die Zukunft der Kinder investiert die Stadt
    außerdem Millionenbeträge in die umfassende Sanierung der Schulen.
    Ziel all dessen ist es, den Menschen in der Stadt ein attraktives Lebensumfeld zu bieten. Dass
    Pirmasens dies übrigens auch bei der nachhaltigen Gestaltung seiner städtischen Parkanlagen, Grün-
    flächen und Spielplätze gelingt, beweist die 2020 erfolgte Auszeichnung mit dem Siegel „StadtGrün
    naturnah“ in Silber durch das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“.
    Abschließend geht meine herzliche Einladung an alle Leserinnen und Leser von „Bauen + Wirtschaft“,
    Pirmasens und seine Projekte selbst vor Ort kennenzulernen. Wir freuen uns auf Sie!

8   Standpunkte
RHEINLAND-PFALZ 2021 Bauen + Wirtschaft - Architektur der Region im Spiegel - WV ...
Per Mausklick und App Überblick über Baubranche
Ausgaben der Architekturtitel des WV-Verlages unter www.bauenundwirtschaft.com als Vollversion
im Internet. Verlags-App und -Newsletter informieren zusätzlich

                                                                              und vieles mehr. Den Gesamtüberblick bieten Ihnen die Branchenver-
                                                                              zeichnisse „Die Bauspezialisten“ unserer Ausgaben, von dort erhalten
                                                                              Sie nach einem Mausklick auf die Adresse den entsprechenden
                                                                              Beitrag oder das gewünschte Firmenprofil angezeigt. Wurde in der
                                                                              gedruckten Ausgabe eine Homepage-Adresse veröffentlicht, so sind
                                                                              Sie durch die von uns als Service gesetzte Verlinkung wiederum nur
                                                                              einen Mausklick von der gewünschten Firmenhomepage entfernt.
                                                                              Auch ein Überblick über ausländische Bauprojekte und die Architek-
                                                                              turszene ist auf der Seite www.bauenundwirtschaft.com möglich: Die
                                                                              Ausgaben des WV-Verlages erscheinen mit regionalem Bezug in
                                                                              Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem Fürstentum Liechten-
                                                                              stein.
                                                                              Inhalte, die Sie auch über unsere Verlags-App abrufen und die Sie z.B.
                                                                              auf Ihrem Smartphone immer bei sich tragen können. Sie ist unter
                                                                              dem Stichwort „WV Verlag“ kostenlos erhältlich im App-Store (iOS)
                                                                              und im Google Play Store (Android).
Mit der Entstehung des Internets hat sich die Welt grundlegend ge-            Wer regelmäßig über verlagseigene Neuerscheinungen und Vor-
wandelt und es ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. In-              ankündigungen informiert sein möchte, meldet sich einfach über un-
formationen und Wissen sind heutzutage die mitunter wichtigsten               sere Homepage für unseren kostenlosen Newsletter an. Ab dann wer-
Erfolgsfaktoren – für jeden einzelnen Menschen, aber auch für Un-             den Sie automatisch über die von Ihnen eingetragene E-Mailadresse
ternehmen. Und genau diese stellt das Internet zur Verfügung. Auch            zu unseren Veröffentlichungen im Baubereich informiert.
aus wirtschaftlicher Hinsicht ist das Internet eine positive Entwicklung,
                                                                              WIR GESTALTEN AUCH IHREN PROFESSIONELLEN INTERNET-
denn es hat zahlreiche neue Berufe sowie Arbeitsplätze geschaffen.
                                                                              AUFTRITT
Die meisten Unternehmen sind heutzutage unverzichtbar auf das In-
ternet angewiesen – zum Beispiel für die internationale Kommunika-            Fast alle Unternehmen und Betriebe haben die Möglichkeiten des In-
tion mit ihren Kunden oder das Marketing.                                     ternets bereits für sich entdeckt. Sie werben für sich (Imageaufbau),
                                                                              ihre Produkte und Dienstleistungen. Gleichzeitig haben sie per Social
ARCHITEKTURTITEL IM INTERNET                                                  Media den schnellen und direkten Kontakt zu ihren Kunden. Auch für
                                                                              kleinere Unternehmen ist der Internetauftritt eine interessante Mög-
Eine Internet-Version aktueller Publikationen bieten heutzutage viele
                                                                              lichkeit, über sich zu informieren. Die Seite im Netz schafft Raum, die
Verlage an – doch Internet-Präsentation ist nicht gleich Internet-Prä-
                                                                              Firmenphilosophie, Angebote, Leistungen und Referenzen vorzustellen.
sentation. Der WV-Verlag, u.a. Herausgeber von Architekturfach-
                                                                              Die eigene Homepage kann alle Produkte mit Bild und Beschreibung
büchern, wartet im Internet unter www.bauenundwirtschaft.com mit              präsentieren, eine gelungene, stets aktuelle Werbung mit geringem
einigen Details auf, die nicht alle Internet-Auftritte in diesem Umfang       Aufwand – auch finanziell. Die eigene Firmen-Homepage ohne spe-
bieten. Sie wollen sich schnell über neue Architekturprojekte und/oder        zielles Fachwissen über Kommunikation und Programmierung zu er-
Handwerksfirmen informieren? Hier finden Sie Projekte, Architekten,           stellen, wird bei einer unprofessionellen Außendarstellung unweiger-
Baugesellschaften, öffentliche Einrichtungen, ausführende Firmen              lich zu Negativ-Werbung führen. Wir beraten Sie gerne und gestalten
                                                                              Ihren Internet-Auftritt auf Ihr Unternehmen zugeschnitten mit vielen
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Ausgewählte Publikationen
                                                                              ßige Aktualisierungen – zu güns-
               „Bauen +                              „Bauen +                 tigem Preis.
               Wirtschaft                            Wirtschaft
               Architektur der Region                Architektur der Region
               im Spiegel“                           im Spiegel“
               Regensburg                            Metropolregion
               Oberpfalz 2021                        Rhein-Ruhr 2020
                                                                              Angebote erhalten Sie unter:
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               Wirtschaft                           Wirtschaft
               Architektur der Region               Architektur der Region
               im Spiegel“                          im Spiegel“
               Berlin 2020                          Regierungsbezirk             Weitere Infos unter:
                                                    Schwaben/Augsburg            www.wv-verlag.de
                                                    2020                         www.bauenundwirtschaft.com

                                                                                                                                       Verlags-Info     9
Sehenswerte Bauprojekte in Rheinland-Pfalz
     Landtag Rheinland-Pfalz in Mainz / Feuerwehr Ingelheim / Werk- und Forschungshalle, t-lab Campus Die-
     merstein / Freiraumentwicklung „Großfestung Koblenz“ / Evangelische Kirche in Waldbreitbach / Kunden-
     zentrum BOMAG in Boppard / Firmensitz CF Automation parts in Koblenz / Einfamilienhaus in Jugenheim

     LANDTAG RHEINLAND-PFALZ, MAINZ
     Nach knapp sechs Jahren intensiver und umfangreicher Sanierungs-
     arbeiten ist der rheinland-pfälzische Landtag Anfang September
     2021 in sein angestammtes Domizil, das Deutschhaus am Rhein,
     zurückgekehrt.
     Landtagspräsident Hendrik Hering bezeichnete die Wiedereröffnung
     des Deutschhauses als ganz besonderen Moment und dankte dem
     Architekten, Professor Linus Hofrichter aus Ludwigshafen und dem
     Geschäftsführer des bauausführenden Landesbetriebs für Liegen-
     schafts- und Baubetreuung (LBB), Holger Basten, für die erfolgreiche
     Arbeit. Die Architektur habe dem Gebäude neues Leben eingehaucht,
     so Hendrik Hering. Im Wesentlichen habe man sich im Inneren des
     Gebäudes auf drei Materialien konzentriert: Muschelkalk für die Bö-
     den, weiße Wände und helle Eiche für die Möblierung. „Das Gebäude
     ist damit geprägt von eleganter Schlichtheit, von Transparenz, Offen-
     heit und modernem Pragmatismus. Damit ist das Deutschhaus im In-
     nern so wie Rheinland-Pfalz“, betonte der Landtagspräsident. Dabei
     bleibe die Geschichte des Hauses immer präsent.
     Ein bürgernaher Bau, der den historischen Bestand würdigt und
     dabei Offenheit, Nähe und Klarheit ausstrahlt – das waren die Leit-
     gedanken von a|sh architekten für den Entwurf des umfassend zu sa-
     nierenden Landtagsgebäudes. In sechs Jahren Planungs- und Bauzeit       Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz   Abbildungen: Werner Huthmacher, Berlin

10   Im Blickpunkt
fanden Abriss, Neubau und Sanierung statt. a|sh architekten gelingt    Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz       Abb.: Torsten Silz – Landtag Rheinland-Pfalz
es mit ihrem Entwurf, eine harmonische, klare städtebauliche Lösung
                                                                       möglicht durch eine kombinierte Treppen- und Rampenerschließung
für das gesamte Gebäude-Ensemble zu finden: Deutlich und würdevoll
                                                                       einen barrierefreien, zentralen Zugang zum Gebäude.
erhebt sich das Deutschhaus zentral vor dem Platz der Mainzer Re-
                                                                       An den Seiten des Deutschhauses befinden sich die Staatskanzlei auf
publik. Die symmetrisch ausgebildete, vorgelagerte Eingangsplattform
                                                                       der einen und das neu errichtete Landtagsrestaurant auf der anderen
unterstreicht das barocke Erscheinungsbild des Gebäudes und er-
                                                                       Seite. Die drei Gebäudeteile werden durch transparent gestaltete
                                                                       Zwischenbauten verbunden, die optisch zurücktreten und dadurch
                                                                       das Deutschhaus in seiner barocken Erscheinung frei wirken lassen.
                                                                       Der Restaurantneubau schafft durch seine klare Form als quaderför-
                                                                       miger Anbau mit einer ausgewogenen Höhe gegenüber den übrigen
                                                                       Bauten einen gelungenen städtebaulichen Abschluss des Ensembles.
                                                                       Um die Einheit der bestehenden und neu errichteten Gebäudeteile zu
                                                                       betonen, wurde sich bei der Wahl des neuen Fassadenmaterials an
                                                                       den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden orientiert: Während die
                                                                       historische Außenhülle behutsam aufgearbeitet wurde, erhielt der
                                                                       neue Restaurantbau eine Fassade aus klassischem, rotem Sandstein,
                                                                       deren Struktur und Farbigkeit sich bewusst gegenüber dem barocken
                                                                       Bestandsgebäude unterscheidet.
                                                                       Als Herzstück des Landtags befindet sich der Plenarsaal im 1. Ober-
                                                                       geschoss, der in Anlehnung an die ursprüngliche Form und Ausrichtung
                                                                       neu aufgebaut wurde und mittels einer Absenkung des Bodens einen
                                                                       großzügigeren Gesamteindruck bei weitgehender Barrierefreiheit
                                                                       vermittelt. Die Plätze für die 101 Abgeordneten sind kreisförmig in
                                                                       vier Kreisen angeordnet. In die halb kreisförmige Wandvertiefung an
                                                                       der Stirnseite des Plenarsaals ist das Landeswappen eingelassen.
                                                                       Auch die historische „Hambacher Fahne“ erhält einen besonderen
                                                                       Platz seitlich des Landeswappens, wo sie gut sichtbar in einer Vitrine
                                                                       positioniert ist. Die neu eingebrachte hufeisenförmige Galerie, die
                                                                       vom 2. Obergeschoss zugänglich ist, ermöglicht für Besuchende eine
                                                                       gute Sichtbeziehung direkt in den Plenarsaal.
                                                                       Die Innenausstattung ist durch die Materialität aus Echtholzober-
                                                                       flächen, Naturstein und transparenten Glasflächen hochwertig und
                                                                       modern. Modernste Technik ist zurückhaltend in die neuen Einbauten
                                                                       implementiert.

                                                                                                                                   Im Blickpunkt           11
FEUERWEHR INGELHEIM                                                           Dach“ nimmt die große Fahrzeughalle alle Fahrzeuge, Nachschub-
     Der im März 2021 nach Entwurf der Braunger Wörtz Architekten rea-             funktionen, Lagerflächen, Werkstätten und die Waschhalle auf. Bei
     lisierte Neubau der Feuerwehr soll in einer Umgebung mit bisher we-           der Anordnung der einzelnen Bereiche war stets das Ziel, einen
     nig identitätsstiftendem Charakter die Örtlichkeit nachhaltig aufwer-         störungsfreien Betrieb im Bereich Ver- und Entsorgung unter Garantie
     ten. Die Gebäudefigur sorgt dabei für Ruhe und Klarheit. Neu ent-             der unabhängigen Gleichzeitigkeit der Feuerwehreinsätze zu ge-
     standene Außenräume nehmen wie selbstverständlich die geforderten             währleisten.
     Nutzungen auf und bilden beste Orientierung und Organisation ab.              Der Sozialtrakt mit Feuerwehreinsatzzentrale, Umkleiden, Verwaltung
     Ziel war es, ein Gebäude und Räume mit hoher Identität und Zeitlo-            sowie Konditionsräumen gliedert sich zweigeschossig in die Kubatur
     sigkeit für die Stadt Ingelheim zu schaffen.                                  der Fahrzeughalle. Neben den Ruheräumen finden sich auch die Ju-
     Der schlichte winkelartige Baukörper, mit durchgängig gleicher Ge-            gend- und Schulungsräume im östlichen Teil des Obergeschosses
     bäudehöhe und dem Schlauch- und Übungsturm nach Osten gerichtet,              wieder. Diese sind flexibel zusammenschaltbar und durch Shed-
     gliedert das Baugrundstück in drei eindeutige Außenbereiche –                 Dächer attraktiv belichtet, welche außerdem eine optimale Raum-
     südlich gelegen der Hauptzugang mit den Parkplätzen des Erstab-               geometrie schaffen. Die Schlauchpflege mit Übungsturm markiert als
     marsches, östlich gelegen der Betriebshof mit Übungshof und Park-             Hochpunkt das Ende der Nutzung.
     plätzen für die Nachrücker und schließlich westlich der Alarmhof für          Die Konstruktion, Materialität, ja die ganze Architektur richtet sich
     alle Feuerwehreinsatzfahrzeuge.                                               nach dem Maßstab der Identität, Wirtschaftlichkeit und Dauerhaftig-
     Der äußeren klaren Zuordnung der Funktionen und Erschließung                  keit durch Reduktion und Klarheit.
     folgt die innere Organisationsabfolge des Gebäudes. „Unter einem              Gleichzeitig wird mit der gewählten Bauweise aus Stahlbeton-Fertig-

      Feuerwehr Ingelheim                          Abb.: Erich Spahn, Regensburg

12   Im Blickpunkt
Feuerwehr Ingelheim                            Abb.: Erich Spahn, Regensburg

teilen die Basis gelegt für eine wirtschaftliche Investition und einen
wartungsarmen Betrieb.
Die als Sandwich-Fertigteil gebauten Außenwände setzen sich aus ei-
ner innenliegenden Stahlbetontragschale, einer Kerndämmung sowie
einer mittels horizontaler Strukturmatrize gestalteten Stahlbeton-
deckschale zusammen. In Kontrast mit den geschlossenen Beton-
wänden markieren eindeutige Öffnungen und Auffaltungen Transpa-
renz und großzügig belichtete Räume. Im Bereich der Ruheräume
faltet sich die Betonfassade rhythmisch nach außen und lässt
dezentes Streiflicht nach innen gleiten.
Die verglasten Tore und Sturzverglasungen bringen tief in die Fahr-
zeughalle Licht und Freundlichkeit. Einen konstruktiven Witterungs-
schutz erhalten sie durch eine überkragende Dachebene – auch zur
Unterstützung des sommerlichen Wärmeschutzes. Die Glasflächen
des Sozialtraktes werden im wiederkehrenden Rhythmus in Alu-
Pfosten-Riegel-Bauweise gegliedert und ergänzen das warme Farb-
konzept in beigem Eloxalton.
Die aus liegenden und in unterschiedlichen Abständen versetzten Li-
senen der Strukturmatrize bilden ein interessantes Spiel von Licht
und Schatten. Die Zuschlagstoffe der Betonrezeptur stammen aus
dem nahegelegenen Mittelrheinischen Becken. Nach dem Ausschalen
wurden die Außenwände gesäuert und erhielten so ihre warmbeige,
sandige Optik. Eine Verbindung zur Region ist dadurch geschaffen –
der Beton als „Natur-Material“.

Feuerwehr Ingelheim                            Abb.: Erich Spahn, Regensburg

                                                        Im Blickpunkt          13
WERK- UND FORSCHUNGSHALLE, T-LAB CAMPUS DIEMERSTEIN                      Werk- und Forschungshalle, t-lab Campus Diemerstein
                                                                                                                         Abb.: t-lab/Nicolai Becker Images, Stuttgart
     Das Bauwesen ist der global maßgebliche Klimaschädling und Res-
     sourcenvernichter. Die lineare Bauwirtschaft (take – make – waste)
     muss einer kreislaufeffektiven Bauwirtschaft weichen. Wir brauchen       Stiftung der TU Kaiserslautern als Bauherrin sowie aus dem LEADER-
     eine Bauwende! Die Forderungen für alle Neubauten und Bestandsa-         Programm der Europäischen Union. Entwurf, Planung und Umsetzung
     nierungen sind die Vermeidung von CO2-Emmissionen, die Abfallver-        erfolgt in einem interdisziplinären Team mit Forschenden, Lehrenden
     meidung, die Wiederverwendung und die Nutzungsflexibilität. Ele-         und Studierenden sowie mit innovativen Firmen aus der Pfalz und
     mentierung, Standardisierung und Reversibilität der Bauteile stehen      Hessen.
     im Fokus. So entstehen urbane Minen, die als Materiallager dienen.       Der rund 360 m² große Baukörper ist längs im Tal situiert und bietet
     Es braucht eine neue Tektonik des Entwerfens und Bauens. Wieder-         als „Einraum“ große Nutzungsflexibilität. Primärkonstruktion, Fassade
     verwendung ohne Wertverlust elementierter Bauteile (Re-Use) muss         sowie Ausbau sind aus Holzwerkstoffen. Progressiv ist der Anspruch,
     das Ziel sein. Dafür ist ein reversibles, form- und kraftschlüssiges     dass alle Bauteile reversibel und wiederverwendbar geplant und um-
     Konstruieren mit dem nachwachsenden Kohlenstoffspeicher Holz im          gesetzt sind. Dazu bleiben die Elemente des Tragwerks, der Hülle und
     Besonderen geeignet. Die systematisierte Forschung für eine kreis-       des technischen Ausbaus ablesbar.
     laufeffektive Bauwende hat sich der Fachbereich Architektur der          Die konstruktiven Besonderheiten der Tragkonstruktion fußen auf di-
     TU Kaiserslautern auf die Fahnen geschrieben.                            versen Forschungsergebnissen des t-lab-Verbundes. Das Tragwerk
     Im Diemersteiner Tal, mitten im Pfälzer Wald, plant daher der For-       besteht aus 13, im Abstand von 2,50 m in Stabtragwerke aufgelöste
     schungsschwerpunkt „t-lab Holzarchitektur und Holzwerkstoffe“            Dreigelenkrahmen aus BauBuche GL 75 (Buchen-Furnierschichtholz
     (www.architektur.uni-kl.de/tlab) einen Campus für innovativen und        (BFH) – Querschnitte: 160 mm breit, 200 mm bzw. 300 mm hoch).
     experimentellen Holzbau. Das Auftaktgebäude, eine Werk- und For-         Erstmals kommen hoch effiziente Ringknoten aus Kunstharzpressholz
     schungshalle befindet sich gerade als Design-Build-Projekt im Bau.       (KP) zum Einsatz. KP ist unter hoher Temperatur stark verdichtetes
     Der „t-lab Campus Diemerstein“ soll zukünftig Raum bieten für eine       und mit Phenolharz verfestigtes Buchen-Furnierschichtholz (BFH). Die
     angewandte, klimaeffektive Holzbauforschung mit Versuchsbauten           Dreigelenkrahmen nehmen die Bauwerksbeanspruchungen auf und
     im Maßstab 1:1, Workshops, Summer Schools, Veranstaltungen und           dienen der Queraussteifung der Halle. Das Dach- und Wandtragwerk
     Ausstellungen.                                                           besteht aus einschichtigen Dach- und Wandplatten aus Brettsperrholz
     Die Finanzierung der Werk- und Forschungshalle erfolgt durch die         (BSP), die mit 2,50 m Breite zwischen den Dreigelenkrahmen
                                                                              spannen. Die BSP-Platten dienen der Längsaussteifung. Die Gebäu-
     Werk- und Forschungshalle, t-lab Campus Diemerstein        Abb.: t-lab   dehülle als Ganzes besteht aus vorgefertigten, reversiblen dreischich-
                                                                              tigen Bauelementen – Weichfaserplatte, Konterlattung, Schindelfas-
                                                                              sade oder Vertikalverschalung.
                                                                              Das Bauwerk schließt ohne weiteren Bodenaufbau und unter Beach-
                                                                              tung ausreichender Lüftung und ausreichendem Schutz gegenüber
                                                                              Bodenfeuchte, nach unten mit einer selbsttragenden, auf HEB-
                                                                              Trägern aus Stahl aufgeständerten 160 mm starken BSP-Bodenplatte
                                                                              ab. Bodenplatte und Rahmentragwerk werden auf Mikropfahlsäulen
                                                                              gegründet.
                                                                              Mit der Werk- und Forschungshalle tritt der Fachbereich Architektur
                                                                              der TU Kaiserslautern durch die Umsetzung ins 1:1 den Beweis an,
                                                                              dass über eine neue Tektonik des Bauens klimarelevante Gebäude
                                                                              entstehen und dass eine kreislaufeffektive Bauwende erreichbar ist.

14   Im Blickpunkt
FREIRAUMENTWICKLUNG „GROSSFESTUNG KOBLENZ“
Die Festung Koblenz und Ehrenbreitstein wurde in der Zeit von 1815
bis 1834 mit rund 14 km Umfang zu einer der bedeutendsten Befes-
tigungsanlagen Europas ausgebaut. Das preußische Festungssystem
bestand aus unterschiedlichen Bauwerken, die auf den Höhenzügen
und in den tiefergelegenen Ebenen rings um die Stadt angeordnet
waren. Zwischen den einzelnen Bauten dienten Blickbeziehungen der
gegenseitigen Absicherung. Von der preußischen Großfestung Koblenz
existieren heute nur noch einzelne Festungsteile, die Festung Ehren-
breitstein, das Fort Asterstein, das Fort Großfürst Konstantin und die
Feste Kaiser Franz. Darüber hinaus sind einige Relikte wie z.B. das
Löwentor erhalten geblieben. Als Zeitzeugen der Stadtgeschichte
sind die Festungsrelikte ein wichtiges Element der Identität der Stadt
Koblenz und sollen durch verschiedene, teilweise bereits abgeschlos-
sene Baumaßnahmen auch als Bestandteil des Freiraums erlebbar
                                                                                   Freiraumentwicklung „Großfestung Koblenz“: Festungspark Kaiser Franz
werden und ins städtische Grünsystem einbezogen werden.                                                                                          Abb.: Olaf Schepers
Mit der feierlichen Eröffnung des neu gestalteten Festungsparks
Asterstein im Oktober 2019 ist der erste Baustein des Projektes                    Es standen 2,65 Mio. Euro zur Verfügung, wovon der Bund 90 Prozent
„Großfestung Koblenz“ umgesetzt worden. Die Bauarbeiten unter                      übernahm, den Rest trug die Stadt Koblenz.
der Projektleitung des Eigenbetriebs Grünflächen- und Bestattungs-                 Im Oktober 2021 ist auch der Festungspark Kaiser Franz fertiggestellt
wesen hatten mit einem Spatenstich im November 2018 begonnen.                      worden, sodass der neue Park an der Festungsruine in Lützel nun als
Der Plan des Festungsparks Asterstein stammt vom Berliner Land-                    Ausflugsziel und Erholungsort genutzt werden kann. Besonders se-
schaftsarchitekten Franz Reschke. Das Sieger-Konzept eines nationalen              henswert ist der Blick vom Stadtbalkon bis auf die Festung Ehren-
Planungs-Wettbewerbs und zwei Bürgerbeteiligungen hatte mit be-                    breitstein.
sonderen gestalterischen Qualitäten überzeugt, die die Zeugnisse der               Auch im kommenden Jahr soll das ehrgeizige Entwicklungsvorhaben
Geschichte behutsam herausstellen. In Reschkes Konzept erfahren                    „Festungsstadt Koblenz“ weiter vorangetrieben werden – dank wei-
die Festungsstandorte eine Öffnung durch zwei Landschaftsparks in                  terer 5 Mio. Euro Fördergeld des Bundes. Die Stadt hat sich vorge-
Richtung Stadt. Zudem wertet neue Vegetation den Freiraum im un-                   nommen, unter Federführung des Eigenbetriebs Grünflächen- und
mittelbaren Umfeld der Festungsbauwerke auf. Die Maßnahme ist in                   Bestattungswesen auch die denkmalgeschützten Gebäude der Feste
mehrere Teilschritte gegliedert, folgt jedoch einem aus dem Wettbe-                Kaiser Franz als bedeutsame Zeugnisse der Geschichte für die Nach-
werbsentwurf entwickelten Gesamtkonzept. Erster Schritt des Projek-                welt zu erhalten und durch neue Nutzungskonzepte erlebbar zu ma-
tes war es, das Fort Asterstein und die Feste Kaiser Franz für Besucher            chen. In Vorbereitung auf die Bundesgartenschau 2029 soll dies die
besser zu erschließen und im Stadtbild sichtbar zu machen. Der                     Rolle von Koblenz als Tor zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal
Ausbau erfolgte als Fördermaßnahme „Nationale Projekte des Städte-                 stärken. Außerdem ist geplant, die Wegebeziehungen zwischen den
baus 2015“ des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung.                vier erhaltenen Festungsteilen Asterstein, Kaiser Franz, Großfürst
                                                                                   Konstantin und Ehrenbreitstein untereinander und mit den touristi-
Freiraumentwicklung „Großfestung Koblenz“: Festungspark Fort Asterstein. Rechts    schen Höhepunkten am Rhein und in der Innenstadt weiter zu ver-
im Hintergrund die Festung Ehrenbreitstein                     Abb.: Thomas Frey   knüpfen.

                                                                                                                                                Im Blickpunkt          15
EVANGELISCHE KIRCHE, WALDBREITBACH                                             zeitgemäßen Nutzung und Ästhetik verschiedene gestalterische
     Die Ev. Kirchengemeinde Waldbreitbach ist eine von 16 Kirchenge-               Maßnahmen umgesetzt: Ausgehend von einer behutsamen Material-
     meinden im Evangelischen Kirchenkreis Wied und zeichnet sich durch             wahl, bestehend aus sichtbaren Holzoberflächen, hellem Innenputz
     ein ausgeprägtes religiöses Leben aus. Das Gemeindezentrum aus                 und einem dunklen Terrazzoboden, der Bezug zum Basalt der Außen-
     den 1970er Jahren besteht aus Kirche und Gemeindehaus und                      flächen aufnimmt, wurde der Altarbereich mit neuer Ausstattung um-
     befindet sich in einem dörflichen bis kleinstädtischen baulichen               gebaut und erneuert sowie ein neues Beleuchtungskonzept umgesetzt,
     Umfeld in einem hängigen Gelände, mit einer schönen Aussicht auf               das direkte und indirekte Beleuchtung miteinander kombiniert. Die
     die Gemeinde und die umgebende Landschaft. Anlässlich des Luther-              früheren Sitzbänke wurden durch neue Stühle ersetzt, die verschiedene
     jahres 2017 war die Ev. Gemeinde Waldbreitbach 2015 mit dem                    Bestuhlungs- und Veranstaltungsvarianten ermöglichen. Die Empore
     Wunsch an ARCHITEKTEN STEIN HEMMES WIRTZ herangetreten, die                    wurde durch eine neue, schalltechnisch wirksame Rückwand mit
     Kirche energetisch zu sanieren und den Innenraum zeitgemäß auszu-              sichtbarer Holzoberfläche mit dem Charakter eines begehbaren Ein-
     statten. Neben den baukonstruktiven Notwendigkeiten stand vor al-              baumöbels umgestaltet, das Abstellräume und den Treppenaufgang
     lem die gestalterische Erneuerung des etwas in die Jahre gekommenen            verbirgt. Gut sichtbar hingegen sind darin die „goldene“ Eingangstüre
     Kirchenraumes und des Eingangsbereiches im Blickpunkt der Aufga-               und die Regale für die Gesangbücher hervorgehoben. Die vorhande-
     benstellung.                                                                   nen Schmuckverglasungen der Giebelwände wurden saniert und
     Der stark hängigen Topografie angepasst ist das bauliche Ensemble
     von Kirche und Gemeinderaum auf zwei Ebenen organisiert. Der Kir-
     chenraum, auf den sich die Bauaufgabe beschränkte, liegt auf der
     oberen Ebene, mit einem eigenen Vorplatz und einem Eingang von
     außen. Um das äußere Erscheinungsbild der Kirche zeitgemäß zu er-
     neuern, wurden der Eingangsbereich, die Außenfassade und die Frei-
     fläche neu gestaltet und die rückseitige Schieferdachfläche neu ein-
     gedeckt. Die Außenwand wurde von außen wärmegedämmt und mit
     senkrechten Leisten aus Lärchenholz verkleidet. Auf dem Vorplatz
     und dem Podest vor dem Kircheneingang dominiert regionaltypischer
     dunkler Basalt. Ein neuer Windfang mit einladendem Eingangstürele-
     ment bildet den Zugang zum Kirchenraum.
     Bei der Sanierung des Kircheninnenraums wurden im Sinne einer

     Evangelische Kirche, Waldbreitbach          Abbildungen: Lukas Huneke, Trier

16   Im Blickpunkt
Kundenzentrum BOMAG, Boppard: Entwurfsperspektive
                                              Abb.: Architekten Naujack Rind Hof

können im neu gestalteten, hellen Kirchenraum wieder ihre Wirkung
entfalten.
Das 2020 fertiggestellte Projekt wurde von Beginn an nach dem Prin-
zip des „Weiterbauens“ betrachtet: Gutes wurde erhalten, nur
Unnötiges und nicht mehr Zeitgemäßes entfernt und erneuert. Dabei
wurde besonders auf die Verwendung nur weniger, dafür hochwertiger
                                                                                   Kundenzentrum BOMAG, Boppard             Abb.: Jörg Hempel Fotografie, Aachen
Materialien geachtet, die das Vorhandene angemessen fortschreiben:
innen geben helle Putzoberflächen, ein dunkler Terrazzoboden und                   Für das gesamte Kundenzentrum wurde eine Gestaltungsidee ent-
Messing dem Raum die angemessene Ruhe und bringen die farbigen                     wickelt, die trotz unterschiedlicher Nutzungen der Gebäude eine ge-
Glanzlichter wie die sanierten Giebelverglasungen und die Rückwand                 meinsame und verbindende Handschrift erkennen lässt. Das Spiel mit
zur Geltung. Außen stellen Basalt, Lärchenholz und Kupfer den Bezug                vertikalen Metall-Elementen verbindet die geschlossenen Flächen
zu regionalen Bauweisen und der gebauten Umgebung her. Unnötiger                   der Werkhallen mit den transparenten Flächen der Büro- und Konfe-
Verbrauch „grauer“ Energie wurde vermieden, und durch den                          renzbereiche. Die transparenten Fassadenflächen der Büro-, Konfe-
Verzicht auf Verbundmaterialien wird die spätere Wiederverwertbar-                 renz- und Kantinenbereiche sorgen im Innern für lichtdurchflutete
keit nachhaltig gewährleistet.                                                     und offene Arbeits- und Aufenthaltsräume, die über eine hohe
                                                                                   Aufenthaltsqualität verfügen. In den geschlossenen Vertikalpanelen
KUNDENZENTRUM BOMAG, BOPPARD                                                       der weitgehend gläsernen Fassaden verstecken sich die öffenbaren
Mit der Erweiterung des Gewerbegebiets Hellerwald und der neuen                    „Fenster“, während die transparenten Elemente festverglast sind.
Umfahrung der Kratzenburger Landstraße entstanden für das Bop-                     Trainingscenter: Das Trainingscenter (BGF: ca. 1.300 m²) besteht aus
parder Maschinenbauunternehmen neue Flächen für das BOMAG-                         einem eingeschossigen Werkhallenbereich für drei Großfahrzeuge
Kundenzentrum. Die „alte Römerstraße“ verwandelte sich innerhalb                   und einem angegliederten, zweigeschossigen Schulungstrakt, der die
der neuen BOMAG-Flächen von einer öffentlichen zu einer internen                   Unterrichtsräume für die theoretische Ausbildung aufnimmt. In der
Erschließungsstraße.                                                               Werkhalle erfolgt die praktische Ausbildung an den Fahrzeugen.
Das neue, vom Koblenzer Architekturbüro Naujack Rind Hof entwor-                   Demonstrationshalle: Der Bereich des Demo-Geländes besteht aus
fene Kundenzentrum umfasst vier Bausteine, die als zusammenhän-                    einer überdachten und ringsum offenen Fläche von insgesamt 3.500 m².
gendes Ensemble in zwei Bauphasen errichtet wurden. 1. Bauphase:                   Die Dachkonstruktion aus Fachwerkträgern ruht auf stählernen
Trainingscenter, Demonstrationshalle und Europäisches Service-                     Rundstützen, die Deckung erfolgte als leichte Trapezblechkonstruktion
Center; 2. Bauphase: Akademie. Jenseits der „alten Römerstraße“                    mit Lichtbändern und Lichtkuppeln, um eine tageslichtdurchflutete
wurden auf dem erweiterten Gelände die fahrzeug- und technikin-                    Vorführfläche zu bieten. An der Längsseite entlang der Kratzenburger
tensiven Bausteine Trainingscenter, Demonstrationshalle und ESC ge-                Landstraße bietet eine Tribünenanlage insgesamt 400 Personen Platz.
plant, auf dem ehemaligen Bahngelände in direkter Nachbarschaft                    Die überdachte Demo-Fläche dient zur Vorführung der BOMAG-Ma-
zum bestehenden Hauptverwaltungsgebäude der BOMAG entstand                         schinen.
die Akademie. Alle vier Gebäude sind, auch über die Straße und das                 European Service-Center (ESC): Das ESC (BGF: ca. 2.500 m²) besteht
hangige Gelände hinaus, durch eine fußläufige Verbindungsachse in                  aus einem Werkstatt-Teil für die Reparatur für Großfahrzeuge der BO-
Form eines Treppenweges in den Freiflächen miteinander verbunden.                  MAG und einem angegliederten Bürotrakt, der neben Büroflächen
Das gesamte Kundenzentrum dient der Kundenschulung an den Son-                     noch die Sozial- und Nebenräume für die Mitarbeiter aufnimmt.
derfahrzeugen der BOMAG, der Fahrzeugdemonstration, der Reparatur                  Akademie: Die Akademie (BGF: ca. 5.600 m²) ist als viergeschossiges
und Wartung sowie der erweiterten Hauptverwaltung mit einem                        Gebäude mit direkter Brückenanbindung an die bestehende Haupt-
neuen Konferenzbereich der BOMAG.                                                  verwaltung geplant. Im Zentrum des als Versammlungsstätte konzi-

                                                                                                                                            Im Blickpunkt          17
pierten Hauses liegt auf der Eingangsebene der große, teilbare Kon-    Gebäuderiegel neu erstellt. Im Erdgeschoss bilden Empfang-, Präsen-
     ferenzraum, der bis zu 400 Personen Platz bietet und der von           tations- und Ausstellungsräume den Eingangsbereich im vorderen
     mehreren kleineren Seminarräumen umgeben ist. Die Ebene -1 befin-      Teil des Gebäudes mit Erschließung und Zugang unmittelbar von den
     det sich auf der unteren Geländefläche und beinhaltet die neue Kan-    Parkflächen aus. Werkstätten, Lagerräume, Paketbearbeitung sowie
     tine mit über 300 Sitzplätzen. Die beiden oberen Geschosse sind als    Nebenflächen sind im hinteren Teil des Gebäudes platziert und für
     Büroflächen mit einem dazwischen geschalteten Atrium ausgebildet.      Zulieferer separat erschlossen.
     Das Atrium mit seiner offenen Kaffeebar, Pflanzen und Sitzmöglich-     Das Obergeschoss ist unterteilt in zwei Nutzungszonen: Zum einen in
     keiten ist der zentrale Treffpunkt für die Mitarbeiter des Hauses.     einen Bürobereich als Großraumbüro der Technischen Abteilung und
     Planungsbeginn für das BOMAG-Kundenzentrum war im Jahr 2015;           kleinere Einzelbüros, zum anderen in einen Seminar- und Fortbil-
     die Fertigstellung ist im Sommer 2020 erfolgt.                         dungstrakt mit Aufenthaltszonen und Nebenflächen. Beide Bereiche
                                                                            sind über den Treppenhauskern als zentraler Verteilerpunkt erschlos-
     FIRMENSITZ CF AUTOMATION PARTS, KOBLENZ                                sen. Hier sind Nebenräume wie WC-Anlagen, Garderobe und eine
     Die CF Automation parts GmbH & Co. KG ist ein inhabergeführtes Fa-     Aufzugsanlage untergebracht. Der Fortbildungstrakt ist so konzipiert,
     milienunternehmen im Bereich der Automatisierungstechnik. Neben        dass er als eigenständig funktionierender Teil des Gebäudes auch ex-
     Beratung und Verkauf stehen hier individuelle Lösungen sowie der       tern vermietet und nach Büroschluss über den Nebeneingang separat
     Kundenservice im Mittelpunkt. Mit dem neuen Standort der CF Auto-      erschlossen werden kann. Die flexible Nutzung des Gebäudes und die
     mation parts in Koblenz sollte ein Zentrum entstehen, an dem die Be-   Wirtschaftlichkeit werden somit unterstrichen. Angrenzend an den
     reiche Pneumatik, Hydraulik, Messtechnik und Vakuumtechnik dar-        Schulungs- und Seminarraum im 1. Obergeschoss ist eine Außenter-
     gestellt, diskutiert und demonstriert werden können. Anhand von In-    rasse angelegt, die sich über dem Garagentrakt befindet. Bauphysi-
     house-Messen, Fortbildungen und Vorführungen auch in                   kalisch gesehen ist hier eine Trennung zwischen dem Warm- und Kalt-
     Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen war es das Ziel, die einzel-     bereich.
     nen Parts der Produkte als Ganzes zeigen zu können. Eine neue Cor-     Messing als das Ursprungsmaterial der Ventiltechnik ist im Farb- und
     porate Identity unterstreicht die Firmenphilosophie. Den Bauherren     Materialkonzept ein wesentlicher Bestandteil. Messingteile und mes-
     war es zudem wichtig, den Mitarbeitern eine angenehme Arbeitsat-       singfarbene Elemente sind daher innen und außen an verschiedenen
     mosphäre zu schaffen für ein innovatives kreatives Arbeiten und        Positionen und Nutzungen eingesetzt und unterstreichen die Idee der
     Raum zu geben für Brainstorming, Teambuilding, Meetings und            einzelnen parts.
     aktive Pausen.                                                         Aufgrund der sehr kurzen und begrenzten Bauzeit von rund sieben
     Das im Februar 2020 bezogene Gebäude wurde als zweigeschossiger        Monaten waren seitens des beauftragten Büros deinearchitektin,

18   Im Blickpunkt
Firmensitz CF Automation parts, Koblenz     Abbildungen: Olaf Wiechers, Neu Wulmstorf

Alexandra Faßbender aus Cochem Materialien gewählt worden, die
schnell und wirtschaftlich ausführbar waren und dennoch im Kosten-
budget blieben. Hier wurde auf die Verwendung regionaler und nach-
haltiger Produkte geachtet und auch der gesundheitliche Aspekt
berücksichtigt. Eingebaut wurden beispielsweise eine Abdichtungsfolie
mit Radonsicherheit oder Akustik-Elemente aus natürlichen Materia-
lien mit kreislauffähigem Produktlebenszyklus und Optimierung des
Rohstoffverbrauchs.

Firmensitz CF Automation parts, Koblenz
                                    Abb.: Alexandra Faßbender/deinearchitektin, Cochem

                                                                 Im Blickpunkt           19
EINFAMILIENHAUS, JUGENHEIM                                              durch seine Transparenz und durch bewusst gelenkte Blickbezüge
     In einem ruhigen, durch die Tradition des Weinbaus und die Klarheit     eine großzügige Raumwahrnehmung.
     der Landschaft geprägten Weinort im Herzen Rheinhessens befindet        Betritt man das Wohnhaus über den seitlich gelegenen Zugang in den
     sich seit 2020 in einem äußerst heterogen gewachsenen Wohngebiet        Eingangsbereich, erfährt man bereits die Grundordnung der räumli-
     ein auffällig unauffälliges Einfamilienhaus. Nähert man sich dem von    chen Zusammenhänge über alle Ebenen des Wohnhauses. Wohnraum,
     monochrom architekten entworfenen Haus in Jugenheim, wirkt es ei-       Küche, Essbereich und der Treppenraum im Eingangsbereich gliedern
     nerseits durch die Materialität der schmalen Straßenfassade durchaus    sich in einer offenen Struktur sowohl über das teilweise zweigeschos-
     zurückhaltend, anderseits wird durch die Kubatur des Baukörpers, die    sige Einbaumöbel, als auch über die verschiedenen durch Stufen mit-
     Aufteilung der Fassaden und die Proportionen deren Fenster die          einander verbundenen Grundebenen. Die entstehenden Räume sind
     strukturelle Klarheit und die gestalterische Eindeutigkeit direkt er-   einerseits fließend ineinander übergehend, zum anderen in ihrer Nut-
     kennbar. Als zentrales Element in der Grundstruktur des Gebäudes        zung dennoch klar und eindeutig ablesbar. Durch eine tragende
     gliedert das teilweise über beide Ebenen laufende Einbaumöbel ei-       Sichtbetonwand abgegrenzt, schließen zur Straßenseite hin im
     nerseits die spezifischen Nutzungsbereiche, andererseits erzeugt es     Norden das Gästezimmer mit WC und Dusche, Abstellraum, Hausan-
                                                                             schlussraum und die Garage an. Diese eindeutige Zonierung, die glei-
                                                                             chermaßen in der Grundrissstruktur und in der sich nach Süden zum
                                                                             Ausblick auf die Kulturlandschaft Rheinhessens öffnenden Fassade
                                                                             sichtbar wird, lässt den privateren genutzten Teil von dem nördlichen
                                                                             öffentlicheren Straßenraum auf eine angenehme Art abrücken.
                                                                             Entsprechend einer ehrlichen eindeutigen Herangehensweise an die
                                                                             geometrischen Strukturen des Hauses ist auch der Umgang mit Ma-
                                                                             terialien und Oberflächen: Alle tragenden Betonwände und Decken
                                                                             sind in ihrem rohen Zustand belassen. Die Außenwände bestehend
                                                                             aus einer einschaligen Mauerwerkskonstruktion sind beidseitig ver-
                                                                             putzt – glatt weiß innen und mit einem Strukturputz als grauer Be-
                                                                             senstrich außen. Alle nichttragenden Innenwände in Trockenbauweise
                                                                             sind ebenfalls glatt weiß angelegt und nehmen sich zusammen mit
                                                                             den flächenbündigen weißen Zimmertüren auf eine fast abstrakte Art

                                                                             Einfamilienhaus, Jugenheim                   Abbildungen: Peter Bajer, Mainz

20   Im Blickpunkt
Einfamilienhaus, Jugenheim                   Abbildungen: Peter Bajer, Mainz

                                                                      wird als Arbeitsbereich genutzt und ist über beide angrenzenden
                                                                      Lufträume, trotz der Lage im Obergeschoss, in der räumlichen Wahr-
                                                                      nehmung Teil des Erdgeschosses.
                                                                      Entsprechend der materiell wahrnehmbaren räumlichen Zäsur durch
                                                                      die Sichtbetonwand im Erdgeschoss, befindet sich in dem darüber lie-
                                                                      genden Bereich im Obergeschoss das Schlafzimmer, ein Bad mit in-
                                                                      tegriertem Dampfbad, ein separates WC und eine in den Baukörper
                                                                      eingeschnittene Dachterrasse mit Blick nach Osten Richtung aufge-
                                                                      hender Sonne.

                                                                         Mit bestem Dank für die freundliche Unterstützung an:

                                                                         a|sh sander.hofrichter architekten, Ludwigshafen
                                                                         Braunger Wörtz Architekten GmbH, Blaustein
zurück. Der Bodenbelag wurde als geschliffener Estrichboden belas-       TU Kaiserslautern, Fachbereich Architektur,
sen. In einem bewusst eingesetzten Kontrast zu den Oberflächen von       Forschungsschwerpunkt: t-lab Holzarchitektur und Holzwerk-
                                                                         stoffe
Wand, Boden und Decke stehen die im gesamten Haus wiederkeh-             Eigenbetrieb der Stadt Koblenz
renden Holzeinbauten mit Nussbaumfurnier.                                Grünflächen- und Bestattungswesen
Die zweigeschossigen Räume über der Treppe und dem Essbereich            ARCHITEKTEN STEIN HEMMES WIRTZ PartG mbB,
verbinden über bewusst inszenierte Blickbeziehungen das Erdgeschoss      Kasel und Frankfurt am Main
                                                                         Architekten Naujack Rind Hof GmbH, Koblenz
mit den weiteren Nutzungen im Obergeschoss. Über die in Rohstahl
                                                                         Deinearchitektin Alexandra Faßbender
belassene einläufige Treppe erreicht man direkt von dem zentralen        Architektin.Innenarchitektin, Cochem
Eingangsbereich im Erdgeschoss aus einen offenen Galeriebereich im       monochrom architekten GmbH, Mainz
Obergeschoss mit direktem Blick über die Dachterrasse auf die sanft
verlaufenden Linien der Weinberge Rheinhessens. Der Galeriebereich

                                                                                                                             Im Blickpunkt           21
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