Lebenszyklus von Immobilien

Die Seite wird erstellt Laura Wenzel
 
WEITER LESEN
Lebenszyklus von Immobilien
Lebenszyklus
von Immobilien
Projektentwicklung, Baurealisation, Vermarktung,
Nutzung und Erneuerung sind die wichtigsten Lebens­
 phasen von Immobilien. Oft werden diese einzeln
 angegangen, dabei sichert nur eine integrale Betrach­
  tung optimale Liegenschaften, die über die ganze
  Lebensdauer hinweg marktfähig und
   wirtschaftlich bleiben.

               MAGAZIN DER
           ALFRED MÜLLER AG

                      BAAR
           MARIN­NEUCHÂTEL
                  CAMORINO

                              N°62 2014
Lebenszyklus von Immobilien
Lebenszyklus von Immobilien
<
 Titelbild In der Stadt Zug
 ­realisiert die Alfred Müller AG
  aktuell die Überbauung
­Feldpark.
  Foto Markus Bertschi

      Message
      der Familie Müller
       46 Jahre lang hat unser Vater sein Unternehmen erfolgreich        achteten wir stets darauf, dass es sich um starke, teamfähige
       ­gesteuert und dabei einige wirklich schwere Stürme umschifft     Persönlichkeiten handelt, welche über unterschiedliche Fähig­
       oder erfolgreich durchfahren. Wir Söhne konnten ihn in den        keiten und berufliche Erfahrungen sowie ein starkes Netzwerk
        letzten rund 15 Jahren begleiten und haben uns sukzessive
        ­                                                                verfügen.
        von Offizieren zu Kapitänen                                                                       Wenn so viele Offiziere einer
        ent­wickelt. Ende 2011 hat un­                                                                    Schiffsbesatzung ausgewech­
        sere ­Familie die Alfred Müller                                                                   selt werden, dauert es eine
        Stiftung gegründet, welche                                                                        Weile, bis die Crew zum Team
        den langfristigen Erhalt der                                                                     zusammenwächst. In den letz­
       Alfred Müller AG sicherstellt.
       ­                                                                                                  ten Monaten musste sich die
       Alfred Müller zog sich damit                                                                      Zusammenarbeit zwischen
       zurück und übergab die Steue­                                                                      den Mitgliedern der Geschäfts­
        rung des Schiffes definitiv uns                                                                   leitung, des Verwaltungs- und
        Söhnen.                                                                                           des Stiftungsrats einspielen.
                                                                                                          Es war eine herausfordernde,
       Mit der Stiftungslösung einher                                                                     aber auch sehr spannende Zeit.
       ging die Einführung einer neu­                                                                     Inzwischen haben alle Gremien
       en, modernen Firmenstruktur,                                                                       volle Fahrt aufgenommen und
       welche sich an den Grundsät­                                                                       steuern die Alfred Müller AG
       zen der Corporate Governance                                                                       mit voller Kraft in eine – da
       orientiert. Diese haben wir in                                                                     sind wir sicher – sehr erfolgrei­
       den vergangenen zwei Jahren                                                                       che Zukunft.
       in die Realität umgesetzt: Der
       Verwaltungsrat erhielt vier                                                                       Wir freuen uns, unser Schiff
       neue Mitglieder: Ida M. Hard­                                                                     gemeinsam mit allen Mitarbei­
       egger, Adrian R. Bult, Ulrich H.                                                                  tenden erfolgreich auf Kurs zu
       Moser und Thomas Rüppel.                                                                          halten und dabei neue Meilen­
       Mit David Hossli wird die Ge­                                                                     steine zu setzen, die gewünsch­
       schäftsleitung seit Februar                                                                       ten Ziele unversehrt und ter­
       2013 zum ersten Mal von einem Vorsitzenden geleitet, der nicht    mingerecht zu erreichen und mit Freude zusammenzuarbeiten.
       aus unserem Familienkreis stammt. Zwei weitere neue Mitglieder,   Wir hoffen, dass auch unsere Kunden und Partner spüren, dass
       bewährte Angestellte der Alfred Müller AG, traten in die Ge­      die Alfred Müller AG Fahrt aufgenommen und zu neuen Ufern
       schäftsleitung ein. Bei der Auswahl der neuen Führungskräfte      aufgebrochen ist.

                                                                         Christoph Müller                  Michael Müller
                                                                         Präsident                         Präsident
                                                                         des Verwaltungsrates              der Alfred Müller Stiftung
Lebenszyklus von Immobilien
4|5   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
Lebenszyklus von Immobilien
3    Message

                             5    Inhalt

                             6    Am Puls

                             8 IM FOKUS:

      Inhalt                 10
                               LEBENSZYKLUS
                               VON IMMOBILIEN
                                  Die Gesamtbetrachtung sichert den Erfolg

                             12   «Eine integrierte Planung ermöglicht optimale Immobilien»

                             18   «Wir sind bereit, hohe Summen zu investieren»

                             26   «Das Suttergut ist ein Filetstück unserer Stadtentwicklung»

                             28   Als Investorin übernehmen wir Risiko

                             30   Hochhausbau: Von der Idee bis zur Übergabe
                                  eine Herausforderung

                             36   Der treuste Lebensabschnittspartner ist
                                  der Immobilienbewirtschafter

                             38   Ein Quartier zum Leben und Arbeiten

                             43   Ziegelei-Museum: Moderner Neubau in geschützter Umgebung

                             51   «In jedem Ziegel steckt eine ganze Kulturgeschichte»

                             53   Kolumne von Al Imfeld: Der Masai und das Hochhaus

                             57   Statement

                             58   Erich Rüegg würdigt Christoph Müller: «Unermüdliches
                                  ­ ngagement zum Wohl des Unternehmens»
                                  E

                             59   Intensive Zusammenarbeit

                             60   Eine starke Truppe

                             62   «Hoffentlich steht der Mensch auch künftig im Zentrum»

                             66   «Ich habe immer die Herausforderung gesucht»

                             68   3 Männer und 92 Jahre Firmentreue

                             70   «Wasser ist Leben» hat eine neue Projektleitung

                             72   Wettbewerb: Gewinnen Sie einen Ausflug auf das Stanserhorn

<
                             73   Unsere Räume
Arbeiter auf der Baustelle
Suttergut in Burgdorf.
Foto Manuel Stettler         78   Ausblick
Lebenszyklus von Immobilien
Am Puls                                                                                      Per Pneukran wird ein Holzhaus
                                                                                             in Baar ­versetzt.
                                                                                             Foto Peter Frommenwiler

                     >
Die Allmig verarbeitet
  Küchen- und Garten­
abfälle aus der Region
 zu Qualitäts-Kompost
und hochwertigen Erd­
            substraten.
 Foto Markus Bertschi

ALLMIG: KONTINUIERLICHE                                                                      EIN HAUS REIST
­VERBESSERUNG DANK KAIZEN                                                                    DURCH DIE LUFT

 el. Zur Überprüfung und Verbesserung            Die Allmig-Mitarbeitenden werden ermu­      el. Im vergangenen Frühling hat die
   ­ihrer Abläufe setzt die Kompost- und         tigt, Verbesserungsvorschläge einzurei­     ­ lfred Müller AG in Baar eine spektaku­läre
                                                                                             A
 ­Öko­strom-Anlage Allmig in Baar, ein Pro­     chen, welche an regelmässigen Bespre­        Zügel-Aktion durchgeführt. Sie liess ein
 duktionsbetrieb der Alfred Müller AG, seit     chungen diskutiert werden. Ziel jeder        kleines Holzhaus mit einem Pneukran von
 2013 die Kaizen-Methode ein. Kaizen be­         Besprechung ist es, Abläufe und Stan­       seinem bisherigen Standort beim Restau­
 zeichnet eine japanische Lebens- und           dards genau zu analysieren, diese kritisch   rant Rössli über die Strasse an den Kreuz­
­Arbeitsphilosophie, in deren Zentrum das       zu hinterfragen beziehungsweise ihren        platz versetzen. Das Häuschen musste bis
  Streben nach ständiger Verbesserung            Sinn zu erkennen. Die Mitarbeitenden ent­   zu 20 Meter in die Luft gehoben werden,
  steht. Übersetzt bedeutet der Begriff Ver­     scheiden gemeinsam, ob und wenn ja, wel­    damit es – über einen grossen Baum hin­
  änderung (Kai) zum Besseren (Zen). In der     cher Verbesserungsvorschlag in der Folge     weg – an seinem neuen Standort platziert
  Wirtschaft wurde das Konzept zu einem          konkret und rasch umgesetzt wird. Die       werden konnte. Die Alfred Müller AG hat
  Managementsystem weiterentwickelt, bei         neue Methode ist vom Team gut aufge­        die ehemalige Schuhwerkstatt dem Verein
 dem sowohl die Führungskräfte als auch          nommen worden, die Vorschlagsmög­lich­      Kunstkiosk geschenkt und die Kosten für
 die Mitarbeiter einbezogen werden. Ge­          keit wird rege genutzt. Bereits in den      die Versetzung übernommen. Sie will auf
  mäss der Kaizen-Philosophie weist nicht       ­ersten Meetings brachte Kaizen die ge­      dem Grundstück, auf dem das Holzhaus
 die sprunghafte Verbesserung durch Inno­        wünschte Wirkung: Gemeinsam fand man        früher stand, in den nächsten Jahren einen
  vation, sondern die schrittweise erfolgen­     eine optimale Lösung zur Annahme von        Neubau erstellen.
 de Perfektionierung des bewährten Pro­         organischem Presswasser, welches bei
 dukts den Weg zum Erfolg. Aus dieser            modernen Sammelfahrzeugen durch das
  Überzeugung leitet sich die stetige Suche     Zusammenpressen des Grünguts in sepa­
  nach Verbesserung auf allen Ebenen eines       raten Tanks anfällt.
  Unternehmens als Kernfunktion eines
  ­Kaizen-Programms ab.
                                                                                             www.facebook.com
                                                www.allmig.ch                                ➔ Kulturkiosk-Baar

               6|7        Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
Lebenszyklus von Immobilien
>
        Asbestsanierungen
     ­verlangen ­besondere
­Sicherheitsvorkehrungen.
            Foto Keystone

    GEBÄUDESANIERUNGEN:
    ASBESTGEFAHR NICHT VERGESSEN

    el. In Gebäuden, welche vor 1990 erstellt     Beginn der Arbeiten zog sie Spezialisten     musste in Säcke verpackt werden, bevor
    wurden, war der Einsatz von asbesthalti­      bei, welche die Liegenschaft auf proble­     es zur Entsorgung abtransportiert wurde.
    gen Produkten üblich, da der Werkstoff        matische Stoffe untersuchten. Die Analyse    Nach Abschluss der Arbeiten musste eine
    aufgrund seiner ausgezeichneten physika­      zeigte, dass im Bad und in der ­Küche as­    gründliche Luftwäsche vorgenommen
    lischen, chemischen und mechanischen          besthaltige Produkte eingebaut worden        und anschliessend eine Zonenfreimes­
    Eigenschaften und seines tiefen Preises       waren: Plattenkleber- und Fugenmasse         sung durchgeführt werden, bei der ein
    sehr beliebt war und in mehr als 3500 Pro­    sowie Leichtbauplatten als Brandschutz       bestimmter Grenzwert unterschritten wer­
    dukten verwendet wurde: zum Beispiel in       unterhalb des Kochherds.                     den muss. Auch die Luftqualität in den
    Isolationsmaterial, Rohrleitungen, Novilon­                                                übrigen Wohn­   räumen wurde dauernd
    böden, Asbestzement und Fliesenkleber.        Besondere Sicherheitsvorkehrungen            kontrolliert. Damit stellte man sicher, dass
    Wegen der gesundheitsgefährdenden             Die Sanierung musste deshalb unter be­       Asbestfasern aus der Küche oder dem
    Wir­kung des Materials ist dessen Herstel­    sonderen Sicherheitsvorkehrungen von         Bad nicht unbemerkt in die während der
    lung und Einfuhr in der Schweiz aber seit     ausgebildeten Personen durchgeführt          Sanierung bewohnten anderen Räume
    1990 verboten. Deshalb gibt es praktisch      werden, welche die problematischen Bau­      entwichen.
    keine neuen asbesthaltigen Erzeugnisse        stoffe sicher und fachgerecht zurückbau­
    mehr. In älteren Gebäuden ist das Material    ten und entsorgten. Die Küche und das Bad    Da es in der Schweiz noch viele Gebäude
    jedoch immer noch häufig vorhanden.           wurden von den übrigen Räumen abge­          mit asbesthaltigen Materialien gibt, werden
                                                  trennt und konnten nur über Schleusen        in den nächsten Jahren noch etliche Asbest­
    Alfred Müller AG hat Erfahrung                betreten werden. Spezielle Lüftungsge­       sanierungen durchgeführt werden müssen.
    Müssen Gebäude erneuert werden, darf          räte sorgten für Unterdruck, Luftaustausch
    deshalb die Asbestgefahr nicht vergessen      und -reinigung. Mitarbeiter in Schutzan­     www.suva.ch/asbest
    werden. Die Alfred Müller AG hat in den       zügen und mit Schutzmasken entfernten        www.bag.admin.ch
    letzten Jahren mehrere Asbestsanierungen      die Materialien, teilweise unter Benetzung   ➔ Themen
    durchgeführt, unter anderem in einem          der Oberflächen oder unter Begleitung        ➔ Chemikalien
    Mehrfamilienhaus in Steinhausen. Vor dem      eines Asbestsaugers. Das ganze Material      ➔ Themen A–Z
Lebenszyklus von Immobilien
LEB
                                                                VON
Alter Industriebau auf dem
­Suttergut-Areal in Burgdorf.
 Foto Manuel Stettler

  8|9       Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
Lebenszyklus von Immobilien
Im Fokus

ENSZYKLUS
 IMMO­BILIEN
    … Auch Immobilien sind einem Lebenszyklus
      ­unterworfen. Dieser beginnt mit dem Grund-
       stückkauf und der Projektidee, setzt sich
       fort in der Planung, Realisierung, Vermarktung
       und im Betrieb und fängt mit der Renovation
       oder einem E  ­ rsatzneubau von vorne an. Diese
       Forum-­Ausgabe widmet sich den verschie­
       denen L ­ ebensphasen einer Immobilie.
Lebenszyklus von Immobilien
Grafik Manuel Dahinden

                 DIE GESAMT-
                 BETRACHTUNG
                 SICHERT
                 DEN ERFOLG
…Wer ein Gebäude erstellen will, ist gut beraten,
 schon bei der Planung den ganzen Lebenszyklus der
 Immobilie zu betrachten. Denn ein Grossteil der
 Lebenskosten einer Liegenschaft wird bereits in der
 Projektentwicklung festgelegt.

                                       el. Der Lebenszyklus einer Immobilie um­       Ohne Zusammenarbeit
                                       fasst verschiedene Abschnitte: Er beginnt      kein optimales Produkt
                                       mit dem Grundstückskauf und der strate­        Aufgrund dieser Komplexität ist die Ge-
                                       gischen Planung, setzt sich fort in der Pro­   fahr gross, dass Immobilien nicht integral
                                       jektierung, Baurealisation und der Ver­        geplant werden. Verantwortungsbrüche
                                       marktung und geht dann in die lange            sind eine Schwachstelle im Bauprozess.
                                       Nutzungsphase über, bis er schliesslich        «Wir erleben oft, dass Auftraggeber einen
                                       mit der Gebäudeerneuerung oder einem           Architekturwettbewerb durchführen und
                                       Ersatzneubau von vorne beginnt. Die ver­       ein Projekt auswählen. Dieses lassen sie
                                       schiedenen Phasen grenzen sich zeitlich        dann von einem Generalunternehmen re­
                                       sowie durch unterschiedliche Einflussfak-      alisieren. Nach der Fertigstellung wird das
                                       toren, Schwerpunkte und Zielsetzungen          Gebäude einer anderen, auf Immobilien­
                                       ab. Auch sind je nach Lebensabschnitt          bewirtschaftung spezialisierten Firma
                                       unterschiedliche Akteure involviert: Inves­    übergeben. Durch dieses Vorgehen, das
                                       toren und Bauherrschaften, Entwickler          keine Zusammenarbeit der verschiedenen
                                       und Planer, Bauunternehmen, Vermarkter,        Spezialisten schon in der Planungsphase
                                       Immobilienbewirtschafter und ­betreiber        vorsieht, vergeben sich die Bauherrschaf­
                                       sowie die Nutzer. In allen Phasen müssen       ten ein über die ganze Lebensdauer gese­
                                       rechtliche Rahmenbedingungen berück­           hen optimiertes Produkt», betont Beat
                                       sichtigt werden, Standort­ und Marktfak­       Stocker, Leiter Generalunternehmung der
                                       toren, ökonomische Einflüsse, zeitliche        Alfred Müller AG, im Gespräch zum Thema
                                       Rahmenbedingungen, technische Aspek­           Immobilien-Lebenszyklus (siehe Seite 12).
                                       te und vieles mehr.                            Die verschiedenen Akteure fokussieren
                                                                                      sich nicht auf ein gemeinsames Ziel, ent­
                                                                                      sprechend resultieren keine aufeinander
                                                                                      abgestimmten Ergebnisse. Der Bauherr
                                                                                      hat nur die Realisierung beziehungsweise

       10 | 11   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
PHASEN DES LEBENSZYKLUS                                                                            Gebäudeoptimierungen in jedem
                                                                                                   Lebensabschnitt möglich
EINER IMMOBILIE                                                                                    Dank ihrer langjährigen und breiten Erfah­
                                                                                                   rung im Hochbau kann die Alfred Müller AG
                  5              1                                                                 ihr Wissen von Anfang an in die Projekte
                                                                                                   einfliessen lassen und ist in der Lage, Lie-
                                                                                                   genschaften von der Projektidee bis zur
                                               2
                                                                                                   Schlüsselübergabe zu optimieren. Dafür
                                                                                                   sorgt auch die Zusammenarbeit über ver­
                                                      3                                            schiedene Fachbereiche hinweg. In die
                                                                                                   Projektentwicklung sind neben Planungs­
                                                                                                   auch Vermarktungsspezialisten und Im­
                                                                                                   mobilienbewirtschafter involviert, welche
                                                              1 PLANUNG UND                        die Kundenbedürfnisse beziehungsweise
                                                                PROJEKTIERUNG
                                                                                                   die Anforderungen an den Betrieb einer
                                                                Projektentwicklung
                                                                                                   Immobilie am besten kennen. Nach der
                                                              2 REALISATION                        Inbetriebnahme werden die Liegenschaf­
                                                                Generalunternehmung                ten regelmässig den veränderten Kunden-
                                                                                                   bedürfnissen angepasst. Sowohl in der
                                                              3 VERMARKTUNG
                                                                Marketing und Verkauf              Realisierungs­ als auch in der Betriebs­
                                                                                                   phase nimmt die Alfred Müller AG höhere
                                                              4 NUTZUNG                            Investitionskosten in Kauf, sofern sich
                                                                Immobilienbewirtschaftung
                                                                                                   dies positiv auf die Betriebskosten aus­
                                                              5 ERNEUERUNG                         wirkt oder ein Produkt eine längere Lebens­
           4                                                    Umbau und Renovation               dauer hat. «Mehrinvestitionen müssen
                                                                                                   am richtigen Ort getätigt werden», be­
Die Alfred Müller AG deckt mit ihren Dienstleistungen alle Phasen des Lebenszyklus                 tont Verwaltungsratspräsident Christoph
einer Immobilie ab.                                                                                Müller. «Es ist die Aufgabe einer profes­
                                                                                                   sionellen Projektentwicklung und Immo­
                                                                                                   bilienbewirtschaftung, hier die Weichen
die Investitionskosten im Blick und be­            beigetragen: Die Bauwirtschaft steht in         richtig zu stellen.»
trachtet erst nach der Inbetriebnahme              der Verantwortung, bewusst mit begrenz­
die Nutzung und die Betriebskosten eines           ten Rohstoffen umzugehen und Gebäude            Kunden brauchen Beratung
Gebäudes. Da die Lebenskosten einer Im­            zu realisieren, die langfristig marktfähig      Bei ihren Kunden stellt die Alfred Müller AG
mobilie jedoch bereits in der Planungs­            und nutzbar sind. Dabei lasse sich gerade       ein zunehmendes Bewusstsein für die
phase weitgehend festgelegt werden,                bei Investitionen in energieeffiziente oder     lebenszyklusorientierte Sicht bei Baupro­
kann ohne eine interdisziplinäre Zusam­            umweltfreundliche Technologien oft erst         jekten fest. «Bei vielen Kunden ist es ein
menarbeit der Planer, Bauspezialisten und          auf lange Sicht erkennen, ob sie wirt­          zentrales Thema geworden. Oft entschei­
Immobilienbewirtschafter keine Immobilie           schaftlich seien, sagt Michael Müller, Leiter   den sie sich gerade deshalb für eine Zu­
mit bestmöglicher Materialisierung, Raum­          Immobilien­ und Finanzportfolio.                sammenarbeit mit uns, weil wir eine inte­
aufteilung und mit sparsamen Betriebs­                                                             grierte Planung sicherstellen können»,
kosten entstehen. Auch der Vermarktungs­           Alfred Müller AG nimmt Gesamtsicht ein          erklärt Beat Stocker. In jedem Fall legt die
erfolg kann gefährdet sein, wenn die               Als Eignerin eines Immobilienportfolios im      Alfred Müller AG grossen Wert darauf,
Bedürfnisse der Nutzer nicht in die Pro­           Wert von über einer Milliarde Schweizer         beim Start eines Projekts die Bedürfnisse
jektentwicklung einfliessen.                       Franken müsse die Alfred Müller AG ihre         der Kunden gründlich zu analysieren.
                                                   Liegenschaften zwingend im Lebenszyk­           Denn eine kluge strategische Planung ist
Lebenszyklusdenken                                 lus betrachten, erklärt David Hossli, Vor­      Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche
gewinnt an Bedeutung                               sitzender der Geschäftsleitung. Da sie mit      Projektentwicklung. «Dabei geht es nicht
In den letzten Jahren hat das Lebenszyk­           ihren Dienstleistungen alle Lebensphasen        darum, die Wünsche der Kunden einfach
lusdenken in der Immobilienbranche stark           von Immobilien abdeckt, ist sich die Im­        entgegenzunehmen, sondern diese kri­
an Bedeutung gewonnen. «Die Zunahme                mobiliendienstleisterin gewohnt, eine Ge­       tisch zu hinterfragen», unterstreicht David
der Vorschriften und die damit einher­             samtsicht zu wahren, und berät auch ihre        Hossli. Viele Kunden seien auf eine kom-
gehenden Kostensteigerungen haben                  Drittkunden in diesem Sinne. «Man darf          petente Betreuung durch Immobilienspe­
die Entwicklung klar gefördert», betont            nicht nur an die Investitionskosten denken,     zialisten angewiesen. Diese Herausforde­
Walter Hochreutener, Leiter Immobilien­            sondern auch an die spätere Nutzung             rung nimmt die Alfred Müller AG gerne an.
bewirtschaftung. «Moderne Gebäude sind             einer Immobilie, an die Bedürfnisse der         Ihre Fachleute beraten ihre Kunden jeder-
so komplex und kostspielig, dass man               Kunden und die Unterhalts- und Neben-           zeit umfassend und begleiten sie auf
mehr als früher darauf achten muss, dass           kosten», unterstreicht Verwaltungsrats­         Wunsch von der Planung bis zur Fertig­
sie über die ganze Lebensdauer hinweg              präsident Christoph Müller. Ausserdem           stellung ihrer Liegenschaft, während des
wirtschaftlich bleiben.» Auch das verstärk­        müssten Gebäude anpassungsfähig sein,           Betriebs und später bei der Sanierung
te Nachhaltigkeitsbewusstsein hat dazu             um langfristig attraktiv zu bleiben.            oder dem Ersatzneubau. <
«EINE INTE­GRIER
                                 ­PLANUNG ­ERM
                                  OPTIMALE ­IMM
                                      GESPRÄCH ZUM THEMA
                                      LEBENSZYKLUS VON IMMO­BILIEN
                                       Interview Esther Lötscher | Fotos Markus Bertschi

… In der Immobilienbranche hat das Lebenszyklus­
  denken an Bedeutung gewonnen. Statt Gebäude
  in ­separaten Teams zu planen, zu erstellen und
  zu ­bewirtschaften, soll eine integrierte Vorgehens­
  weise die Kosten über die gesamte Lebensdauer
  ­hinweg ­senken und die Nutzung optimieren.
   Bei der Alfred Müller AG hat eine interdisziplinäre
   Zusammen­arbeit Tradition, finden Mitglieder
   des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung.

                                       Warum hat das lebenszyklusorien­tierte       Walter Hochreutener: Die Zunahme der
                                       Denken in den letzten Jahren an              Vorschriften und die damit einhergehende
                                       ­Bedeutung gewonnen?                         Kostensteigerung haben die Entwick-
                                                                                    lung klar gefördert. Moderne Gebäude
                                       Beat Stocker: Die Alfred Müller AG           sind so komplex und kostspielig, dass
                                       hat ihre Gebäude schon immer langfris-       man mehr als früher darauf achten muss,
                                       tig und integriert geplant. Heute ist        dass eine Liegenschaft über ihre ganze
                                       die lebenszyklusorientierte Denkweise        Lebensdauer hinweg wirtschaftlich bleibt.
                                       aber viel stärker verbreitet als früher.
                                       Viele Bauherrschaften sind sich bewusst,     Was versteht die Alfred Müller AG
                                       dass sie nicht nur auf die Bau-, sondern     ­unter dem Begriff «Lebenszyklus von
                                       auch auf die Betriebskosten achten müssen.    Immo­bilien»?

                                       Michael Müller: Die Lebenszyklusbetrach-     Walter Hochreutener: Der Lebenszyklus
                                       tung hat auch an Bedeutung gewonnen,         von Immobilien umfasst alle Prozesse
                                       weil man heute mehr in die Energieeffi­      von der Planung über den Bau, die Ver-
                                       zienz der Gebäude investiert. Ob sich        marktung und den Betrieb bis zu einer
                                       ­diese Ausgaben rechnen, kann man meist      späteren Umnutzung, Renovation oder bis
                                        erst mit Blick auf den gesamten Lebens­     zum Ersatzneubau.
                                        zyklus erkennen.

       12 | 13   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
TE
ÖGLICHT
OBILIEN»

 Beat Stocker: Der Zyklus beginnt schon        David Hossli: Die Gesamtkosten einer          fest, dass die Sensibilisierung nicht über-
 bei der Projektidee. Bereits vor dem Kauf     ­Immobilie werden in der Konzept­             all gleich ausgeprägt ist.
 eines Grundstücks muss man eine Vor-           phase weitgehend determiniert. Ich wür-
 stellung davon haben, was man darauf           de aus diesem Grund nicht von wichti-        Christoph Müller: Dem stimme ich zu. Es
 verwirklichen kann.                            gen Meilensteinen sprechen, sondern von      gibt nach wie vor Bauherrschaften, bei
                                                der wichtigsten Phase und sehe diese         denen die Investitionskosten klar im Vor-
 Christoph Müller: Wichtig ist eine Ge-         klar am Anfang des gesamten Lebenszy-        dergrund stehen.
 samtsicht. Man darf nicht nur ans Bauen        klus. Als wichtiger Meilenstein steht
 denken, sondern auch an die spätere            für mich die Erlangung der rechtskräfti-     Ist eine lebenszyklusorientierte Planung
 Nutzung einer Immobilie. Einerseits soll       gen Baubewilligung am Ende der Kon-          und Bauweise denn zwingend mit
 ein Gebäude mehrere Jahre nach sei-            zeptphase. Dann stellt sich heraus, ob aus   ­höheren ­Investitionskosten verbunden?
 ner Inbetriebnahme noch attraktiv und          dem Konzept ein genehmi­gungs­fähiges
 bei Bedarf auch anpassungsfähig sein,          Projekt geworden ist. Letzteres wird im      Christoph Müller: Man kann das nicht
 ­anderseits fallen die Unterhalts- und Ne-     heutigen politischen und regulato­rischen    ­generell sagen. Die Investitionskosten
  benkosten über die ganze Lebenszeit           Umfeld immer anspruchs­voller.                müssen nicht zwingend höher sein.
  ­einer Immobilie ins Gewicht.                                                               ­Entscheidend ist, dass allfällige Mehrin-
                                               Walter Hochreutener: Für mich spielen           vestitionen am richtigen Ort getätigt
 David Hossli: Als Eignerin eines Im­          die einzelnen Meilensteine in dieser Dis­­      ­werden – zum Beispiel für eine Klinkerfas-
 mobilienportfolios von über einer Mil­        kussion eine untergeordnete Rolle.               sade, die im Unterhalt kostengünstig
 liarde Schweizer Franken muss die             Es ist die Zusammenarbeit der Fachleute          ist. Eine professio­nelle Projektentwick-
 ­Alfred ­Müller AG zwingend ihre Liegen-      aus den verschiedenen Lebens­phasen              lung hat die Auf­gabe, die Weichen
  schaften im Lebenszyklus betrachten.         ­einer Immobilie, die an Bedeutung ge-           hier korrekt zu stellen.
  Das bedeutet, dass wir bei Investitionen      wonnen hat.
  immer auch den Unterhalt und Betrieb                                                       Beat Stocker: Das sehe ich auch so. Für
  berücksichtigen. Wir gehen sogar noch        Die Alfred Müller AG bietet von der           mich beinhaltet der Lebenszyklusgedanke
  weiter, indem wir Investitionen auch         ­Planung über den Bau bis zur Sanierung       vor allem eine integrierte Planung, wel-
  ­unter dem Aspekt einer späteren Umnut-       alle Dienstleistungen entlang des            che neben der Realisierung auch die
   zung oder eines Rückbaus betrachten.         ­Immobilienzyklus an. Sie ist geradezu       Nutzung eines Gebäudes über die nächs-
   Da die Nutzungs- und Betriebskosten in        prädestiniert für eine integrierte Vor­     ten 20 bis 30 Jahre einbezieht. Als Total­
   der Regel vier Fünftel einer Immobi­          gehensweise.                                unternehmerin müssen wir eine Immobilie
   lieninvestition ausmachen, kann die Ren-                                                  nicht nur termingerecht, in einwand­
   tabilität einer Immobilie nur so einiger-   David Hossli: Ja, das stimmt. Es braucht      freier Qualität und zum vereinbarten Preis
   massen zuverlässig ermittelt werden.        aber auch Investoren, die diese Denk­         erstellen, sondern wir müssen sie ge-
                                               haltung unterstützen. Und die Ersteller       meinsam mit dem Bauherrn so planen,
 Welches sind die wichtigsten Meilen­          ­müssen über die Erfahrungen und das          dass sie langfristig optimal vermarktet
 steine im Lebenszyklus von Immobilien?         Know-how verfügen, um die notwendigen        und betrieben werden kann.
                                                Überlegungen anzustellen. Wir stellen
David Hossli: Das beginnt schon bei der      an in die Projekte einfliessen lassen.
                                Wahl des Grundstücks und setzt sich fort     Wir sind in der Lage, Liegenschaften von
                                bei der Festlegung des Nutzungsmixes,        der Projektidee bis zur Schlüsselüber­
                                der Grundrissgestaltung, der Materialisie­   gabe, von der Inbetriebnahme bis zur
                                rung und der technischen Ausrüstung.         Renovation laufend im Sinne des Lebens-
                                                                             zyklus zu optimieren.
                                Bei der Projektentwicklung können die
                                grössten Einsparungen an den Gesamt­         David Hossli: Schon beim Grundstückkauf
                                kosten eines Gebäudes erzielt werden. Wie    ist bei uns nicht nur die Projektentwick-
                                schöpfen Sie dieses Sparpotenzial aus?       lung, sondern auch die Vermarktung
                                                                             ­involviert, weil diese die Bedürfnisse der
                                Beat Stocker: Da wir mit unseren Dienst-      Nutzer am besten kennt. In die weitere
                                leistungen alle Phasen des Immobi-            Planung werden auch Fachleute aus
                                lien-Lebenszyklus abdecken, verfügen wir      der Immobilienbewirtschaftung, dem No-
                                unter einem Dach über ein profundes           tariats- und Rechtsdienst sowie den
                                und breites Wissen, das wir von Anfang        ­Finanzen einbezogen. Unser Geschäfts-

                                                                  «Ob sich Investitio-
                                                                    nen in die Energie­
                                                                    effizienz rechnen,
                                                                    kann man oft erst mit
                                                                    Blick auf den ge­
                                                                    samten ­Lebenszyklus
                                                                    er­kennen.»
                                                                    Michael Müller
                                                                    Mitglied der Geschäftsleitung und
                                                                    ­Präsident der Alfred Müller Stiftung

«Als Eignerin eines
  Immobilienport­
  folios von über einer
  Milliarde Schwei-
  zer Franken muss die
  Alfred Müller AG
  zwingend ihre Liegen-
  schaften im Lebens-
  zyklus betrachten.»
 David Hossli
 Vorsitzender der Geschäftsleitung

14 | 15   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
«Eine integrierte
             ­Planung bedeutet
              nicht zwingend
              ­höhere Investitions-
               kosten.»
              Christoph Müller
              Präsident des Verwaltungsrates

modell unterstützt sehr stark eine Gesamt­     Was könnten Sie weiter verbessern?           Walter Hochreutener: Wir sind auch bei
sicht: Wir planen und erstellen die Im­                                                     der Erneuerung von Bauteilen immer
mobilien nicht nur, sondern bieten unseren     Michael Müller: Wir könnten unsere Erfah­    ­bereit, mehr Geld in die Hand zu ­nehmen,
Kunden auch die Vermarktung und Be-            rungen noch konsequenter dokumen­             wenn sich dies positiv auf die Betriebs-
wirtschaftung an. Es liegt in unserem eige­    tieren und in die Planung neuer Projekte      kosten auswirkt oder wenn das teurere
nen Interesse, durchdachte ­Bauten zu          einfliessen lassen.                           Produkt eine längere Lebensdauer hat.
­realisieren, die sich im Betrieb bewähren.
                                               David Hossli: Das Rollenverständnis der      Michael Müller: Wichtig ist uns auch die
Christoph Müller: Die Projektentwick-          Mitarbeitenden im gesamten Wertschöp-        Zusammenarbeit mit guten Handwerkern
lung hat aber auch aus unserer Sicht an        fungsprozess kann noch geschärft werden.     und Partnern.
Bedeutung gewonnen. Deshalb haben
wir sie 2012 zu einem eigenen Geschäfts-       Beat Stocker: Ein gewisses Optimierungs­     David Hossli: Ja, bei der Auswahl unserer
bereich ausgebaut und personell ver-           potenzial sehe ich in der Betriebsvor­       Partner spielen Kosten zwar eine grosse
stärkt.                                        bereitungsphase, also jener Phase, in der    Rolle, wichtiger ist uns aber die langfristi­
                                               ein fertiges Gebäude vom Ersteller           ge Zusammenarbeit und die Sicherheit,
Wie lassen Sie Erfahrungen und Fach­           an den Betreiber übergeht. Auch in der       eine gute Leistung zu erhalten. Ausser-
wissen aus den verschiedenen Bereichen         ­Entwicklung eines strategischen Facility    dem planen wir sehr gründlich und scheu­
in den Planungsprozess einfliessen?             Managements liegen Verbesserungs-           en uns nicht, ein Projekt zu überarbeiten,
                                                möglichkeiten.                              das unseren Ansprüchen nicht genügt.
Christoph Müller: Nach Abschluss jedes                                                      Dieser Aufwand wird im Lebenszyklus
Bauprojekts tauschen wir die ­Erfahrungen      Walter Hochreutener: Bei allem syste­        hundertfach entlöhnt.
aus und halten Verbesserungsmöglich-           matischen Vorgehen dürfen wir aber nicht
keiten fest, die dann ab sofort in neue Pro­   vergessen, dass jedes Gebäude ein Uni-       Christoph Müller: Als professioneller Im-
jekte einfliessen können.                      kat ist. Jedes Grundstück und jede Immo-     mobiliendienstleister müssen wir zu-
                                               bile hat eigene Rahmenbedingungen.           dem laufend neue Produkte ­kennenlernen,
David Hossli: Die Alfred Müller AG pflegt      Man kann nicht alles standardisieren.        auch wenn wir dafür ab und zu Lehrgeld
eine sehr offene Gesprächskultur, was                                                       bezahlen müssen.
den intensiven Austausch aller Fachleute       Ist die Alfred Müller AG wirklich bereit,
über die Bereiche hinweg fördert. Auch         zugunsten tieferer Betriebskosten höhe-      Gibt es Bauteile, bei denen sich Mehr­
die überschaubare Firmengrösse trägt           re Investitionskosten in Kauf zu nehmen?     investitionen in der Nutzung besonders
dazu bei. Zusätzlich werden Erfahrungen                                                     auszahlen?
in allen Phasen systematisch analysiert        Michael Müller: Ja, das sind wir. Zum Bei-
und dokumentiert. So kann die Organisa-        spiel haben wir beim Dienstleistungspark     Beat Stocker: Die Betrachtung einzelner
tion kontinuierlich lernen.                    Prisma in Cham Mehrinvestitionen für         Bauteile ist nicht zielführend, da man
                                               ein umweltfreundliches Heizsystem mit        ­jedes Gebäude als Gesamtsystem sehen
                                               Energiepfählen und für eine hinterlüftete     muss. Es lohnt sich aber sicher, genü-
                                               Glasfassade getätigt. Die Energiepfähle       gend Zeit und Fachwissen in die Planung
                                               tragen dazu bei, dass das Gebäude lang-       zu stecken.
                                               fristig attraktiv bleibt. Sie haben es uns
                                               ­zudem ermöglicht, eine ­umweltfreundliche
                                                Gebäudekühlung zu realisieren.
«Die Alfred Müller AG
             hat ihre Gebäude
             schon immer integ-
             riert g­ eplant. Heute
             ist das Lebens­
             zyklusdenken auch
             bei Bauherren
             ­stärker verbreitet
              als früher.»
             Beat Stocker
             Mitglied der Geschäftsleitung

Berät die Alfred Müller AG ihre Kunden        Woran kann eine integrierte ­Planung            ein Dach oder eine Fassade, ­verlangen wir
lebenszyklus­orientiert?                      und Realisierung scheitern?                     von den Unternehmen nicht nur eine
                                                                                              ­Offerte für die Erstellung, sondern auch
Beat Stocker: Nachhaltigkeit und Lebens-      Beat Stocker: Oft geschieht es, dass ein         für die Betriebskosten während einer
zyklus sind heute wie schon gesagt bei        Bauherr einen Architekturwettbewerb              ­bestimmten Periode. Auf diese Weise er-
vielen Kunden ein zentrales Thema. Oft        durchführt, ein Projekt auswählt und sich         hält der Bauherr eine fundierte Grund­
erhalten wir Aufträge, gerade weil wir        dieses danach von verschiedenen Gene-             lage für seinen Entscheid.
eine integrierte Planung sicherstellen kön­   ralunternehmen offerieren lässt. Das
nen. Wenn sich aber ein Bauherr für ein       ­Gebäude wird erstellt und danach von ei­       Walter Hochreutener: Wir optimieren
Vorgehen entscheidet, das nicht ganz un-       ner auf Immobilienbewirtschaftung              ­einzelne Gebäude- und Anlageteile auch
seren Vorstellungen entspricht, können         ­spezialisierten Firma verwaltet. Auf diese     während der Betriebsphase, denn Mie-
wir uns nicht über seinen Willen hinweg-        Weise vergibt sich der Bauherr die             terwechsel ziehen oft neue Nutzungen und
setzen.                                         ­Chance auf eine integrierte Planung. Das      veränderte Bedürfnisse nach sich.
                                                 Know-how der Realisierung und des Be-
David Hossli: Die lebenszyklusorientierte        triebs fliessen nicht in die Planung ein.    Die Betriebsphase ist die längste im
Beratung beginnt für mich mit einer              Erst bei einer integrierten Planung erhält   ­Lebenszyklus einer Immobilie. Wie stellen
gründlichen Analyse der Kundenbedürf-            der Bauherr wirklich das über die ganze       Sie eine professionelle Immobilien­
nisse. Dabei geht es nicht nur darum,            Lebensdauer gesehen optimale Produkt.         bewirtschaftung sicher?
die Kunden zu fragen, was sie wollen, son­
dern darum, ihre Wünsche kritisch zu          David Hossli: Und dies vielleicht sogar         Walter Hochreutener: Unser oberstes Ziel
hinterfragen. Viele Kunden sind auf unse-     zu einem günstigeren Preis.                     ist es, dass Gebäude marktfähig sind, ihren
re Beratung und Führung angewiesen.                                                           Wert behalten und wir sie kosteneffizient
Im Rahmen der Projektierung gilt es dann,     Beat Stocker: Ja. Ein Gebäude, das wie          betreiben können, damit sie für den Inves-
den Kunden immer wieder den Spiegel           oben geschildert geplant und gebaut             tor über den ganzen Lebenszyklus hinweg
vorzuhalten und ihren Wünschen die            wird, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit        attraktiv bleiben. Wir sorgen für einen
­Kostenfolgen gegenüberzustellen. Unter       nicht optimiert. Das kommt oft teurer           ­regelmässigen ordentlichen Unterhalt und
 Umständen fallen danach gewisse Wün-         als eine integriert geplante Immobilie. Aus      besprechen mit dem Investor frühzeitig
 sche in die Kategorie «Träume».              der Sicht des Lebenszyklus ist ein früher        die Chancen und Risiken allfälliger Erneue­
                                              Einbezug von Spezialisten für ­Realisierung      rungsmassnahmen. Das ist von grosser
Walter Hochreutener: Diese professio­         und Betrieb meist zielführender.                 ­Bedeutung, weil der Investor nicht so ver-
nelle Begleitung bieten wir den Kunden                                                          traut ist mit einem Gebäude wie wir. Aus-
auch bei kleineren Aufträgen, zum Bei-        Gibt es auch nach der Planungsphase               serdem stehen wir in regelmässigem
spiel wenn es um den Ausbau einer Ge-         noch Optimierungsmöglichkeiten?                   ­Kontakt mit den Nutzern und kennen ­deren
schäftsfläche geht.                                                                              Bedürfnisse. Aktuell steht unsere Branche
                                              Beat Stocker: Während der Bauphase gibt            vor der Herausforderung, dass der Betrieb
                                              es vor allem bei der Materialisierung              und die Betreuung moderner Bauten auf-
                                              noch Optimierungsmöglichkeiten. Wenn               grund ihrer komplexen technischen Anla-
                                              wir Produkte ausschreiben, zum Beispiel            gen aufwendiger werden.

            16 | 17    Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
Christoph Müller: Wir ziehen die Immo-       Beat Stocker: Wenn es darum geht, eine
bilienbewirtschaftung heute stärker und      Liegenschaft zu renovieren oder zu
systematischer in den Planungsprozess        ­erneuern, vergessen Bauherrschaften
ein, um den späteren Betrieb zu optimie-      manchmal die Option Ersatzneubau.
ren. Die Nutzung von Geschäftshäusern         Vor einer grundlegenden Sanierung soll-
wird intensiv vorbereitet, etwa mit Be-       te ein ­Eigentümer immer prüfen, ob
triebskonzepten, Heizungs-, Parkplatz- und    die ­Liegenschaft noch marktkonform ist
Beschriftungskonzepten.                       beziehungsweise ob sich die Rahmen­
                                              bedingungen – zum Beispiel die Ausnut-
Wie stellt man fest, wann eine Immobilie      zung – geändert haben. Gerade in der
erneuert oder anders genutzt werden           heutigen Zeit der Verdichtung kann eine
muss?                                         solche Prüfung neue Möglichkeiten er­
                                              öffnen und letztlich die Rentabilität einer
Walter Hochreutener: Es gibt zwei haupt-      Immobilie entscheidend verbessern.
sächliche Auslöser dafür: Erstens wenn die
aktuelle Nutzung nicht mehr dem Markt        David Hossli: Es braucht für jede Immobi-
entspricht und der Leerstand steigt bezie­   lie eine massgeschneiderte Strategie.
hungsweise die latente Gefahr dafür.         Im Immobilienbereich sind wir nicht täg-
Zweitens das Alter der Bauteile oder An-     lich mit veränderten Rahmenbedingun-
lagen: Nach zirka 20 Jahren müssen wir       gen konfrontiert. Es ist aber zentral, dass
uns überlegen, ob diese aufgrund der Be­     man die festgelegte Strategie langfris­tig
triebskosten, neuer Vorschriften oder        verfolgt und wichtige Veränderungen
aus anderen Gründen erneuert werden          nicht verpasst, sondern wenn möglich zu-
müssen.                                      gunsten der eigenen Strategie zu nutzen
                                             weiss. <

                                                                                «Gebäude müssen
                                                                                  marktfähig und
                                                                                  ­kosteneffizient sein
                                                                                   und ihren Wert
                                                                                   ­behalten, damit sie
                                                                                    für den Investor
                                                                                    über den ganzen
                                                                                    ­Lebenszyklus
                                                                                     ­hinweg attraktiv
                                                                                      ­bleiben.»
                                                                                   Walter Hochreutener
                                                                                   Mitglied der Geschäftsleitung
Räumlichkeiten in einem der alten Industrie­
                                                              bauten auf dem Suttergut-Areal in Burgdorf,
                                                              welches die Alfred Müller AG erworben hat.

18 | 19   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
«WIR SIND BEREIT,
          HOHE SUMMEN
          ZU INVESTIEREN»
           Text Esther Lötscher | Fotos Manuel Stettler

… 2008 erwarb die Alfred Müller AG ein
  rund 29 000 Quadratmeter grosses Areal
  beim Bahnhof Burgdorf. ­Investitionen
  im zweistelligen Millionenbereich kann
  die ­Immobilieninvestorin nur einge-
  hen, wenn die ­Risiken abschätzbar sind
  und die sich bietenden Chancen ge-
  nutzt werden können.

           Während vieler Jahrzehnte hat die Firma Aebi beim      Der Kauf des 29 000 Quadratmeter grossen Grund­
           Bahnhof Burgdorf Landmaschinen produziert. Das         stücks, das inzwischen Suttergut heisst, war für die
           ganze Bahnhofareal, zu dem noch weitere Grund­         Alfred Müller AG trotz ihrer führenden Rolle im Schwei­
            stücke gehören, weist bis heute starke Züge dieser    zer Immobilienmarkt keine alltägliche Handlung. «Eine
             industriellen und gewerblichen Nutzung auf. Das      solche Investition können wir nur dank unserer gros­
              Gesicht dieser Zone dürfte sich in den nächsten     sen Finanzkraft bewerkstelligen. Dem Kauf in Burgdorf
              Jahren jedoch stark wandeln. Burgdorf will rund     gingen intensive Diskussionen in der Geschäftsleitung
               um den Bahnhof einen neuen Angelpunkt schaf­       voraus, wobei eine detaillierte SWOT-Analyse die we­
               fen, einen «innovativen Ort, der Burgdorf Kraft    sentliche Entscheidungsgrundlage bildete», erläutert
                gibt», wie Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch im     Viktor Naumann, Vizepräsident des Verwaltungsrates
                Interview mit dem Forum erklärt (Seite 26). Das   der Alfred Müller AG und Bauherrenvertreter beim
                 ­Gebiet ist ein Entwicklungsschwerpunkt des      Projekt Suttergut. Zu den Stärken des Grundstücks
                  Kantons Bern mit besonderer Bedeutung für       gehören unter anderem dessen Grösse, die Lage am
                   Burgdorf.                                      Bahnhof sowie die Zentrumsfunktion von Burgdorf.
Das Areal beim Bahnhof Burgdorf soll
                                                                                                       gemeinsam mit allen Grundeigentümern
                                                                                                             und der Stadt Burgdorf entwickelt
                                                                                                        ­werden. Das Gebiet soll sich laut Stadt-
                                                                                                           präsidentin Elisabeth Zäch zu einem
                                                                                                       «urbanen Vorzeigequartier» entwickeln.

Eine Chance ist, laut Viktor Naumann, dass das Areal        wortlichen in Baar spürten, dass die Burgdorfer Be­
zum Entwicklungsschwerpunkt Bahnhof gehört, «da             hörden eine strategische Entwicklung des Areals
es dadurch von den städtischen und kantonalen Be­           begrüssten und auch unterstützen würden. «Im Vor­
hörden prioritär behandelt wird». Positiv fiel weiter ins   feld des Grundstückkaufs war es für uns wichtig,
Gewicht, dass ein Teil der Räumlichkeiten auf dem           abschätzen zu können, ob sich das aufwendige Pla­
Areal langfristig an die RCM-Estech AG vermietet wer­       nungs- und Bewilligungsverfahren in einer vernünf­
den konnte. Es gibt aber auch Risiken: Zum Beispiel         tigen Frist durchziehen lässt», betont Beat Stocker,
ist der Immobilienmarkt eher schwieriger als in der         Leiter der Bereiche Projektentwicklung und Gene­
Region Zug.                                                 ralunternehmung.

Areal mit Potenzial                                         Intensive strategische Entwicklung
 Dass sich die Alfred Müller AG zum Kauf entschloss,        Dem Kauf folgte eine intensive strategische Planung
  hing laut Viktor Naumann vor allem damit zusammen,        in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Burgdorf.
dass man das langfristige Potenzial des Grundstücks         Auf Seiten der Alfred Müller AG waren Mitarbeitende
positiv beurteilte. «Die Alfred Müller AG hat eine          unterschiedlicher Bereiche und Abteilungen invol­
grosse Erfahrung in der Projektentwicklung. Wir             viert: Die Hauptverantwortung trugen die Projekt­
sind bereit, hohe Summen zu investieren und Risiken         entwicklung sowie die Immobilienpromotion, dane­
einzugehen, sofern wir sie als kalkulierbar einschät­       ben waren aber auch die Immobilienbewirtschaftung,
zen», betont er. Ausserdem sei man sich bewusst,            die Finanzen sowie der Notariats- und Rechtsdienst
«dass man in der Schweiz immer weniger auf der              beteiligt. Der Einbezug der verschiedenen Spezialis­
grünen Wiese bauen kann». Die positiven Signale             ten sicherte eine integrierte Planung, welche neben
der Stadt Burgdorf und die überwiegend guten                den baulichen auch die finanziellen und rechtlichen
 ­Erfahrungen, welche die Alfred Müller AG in den           Aspekte umfasst und bereits in der Entwicklungs­
  letzten Jahren an diesem Standort gemacht hatte,          phase den späteren Betrieb und dessen Kosten be­
­trugen ebenfalls zum Kaufentscheid bei. Die Verant­        rücksichtigt.

             20 | 21   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
Gliederung in verschiedene
                                                                 Baufelder und in Etappen
                                                                 Neben den gesetzlichen Vorgaben bildete die interne
                                                                 Projektdefinition die wichtigste Grundlage für die
                                                                 Planung. Angesichts der hohen Investitionskosten
                                                                 entschloss sich die Alfred Müller AG, diese durch
                                                                 eine Marketingstrategie eines externen Partners noch-
                                                                 mals zu verifizieren. In der Folge entschied man sich,
                                                                 das grosse Areal in vier Teile zu gliedern und die Ent­
                                                                 wicklung und Überbauung etappiert anzugehen:

                                                                 > Suttergut Industrie
                                                                   Dieser Teil umfasst mehrere bestehende Gebäu­
                                                                   de, welche von der RCM­Estech AG langfristig
                                                                   gemietet und industriell genutzt werden. Die Ge­
                                                                   bäude wurden im Innern umfassend saniert.

                                                                 > Wohnen und Arbeiten Suttergut
                                                                   Auf dem südwestlichen Baufeld entstehen drei
                                                                   Neubauten mit Wohnungen und Geschäftsflächen.
                                                                   «Es war rasch klar, dass sich dieses Grundstück
                                                                   sehr gut zum Wohnen eignet, weil es sich am
                                                                   Rand des Entwicklungsgebietes Bahnhof befindet,
                                                                   eingebettet in gewachsene Strukturen und von
                                                                   einer Grünzone umgeben», führt Andreas Büchler
                                                                   aus, Leiter der Abteilung Immobilien und Pro­
                                                                   motion. Entlang der Lyssachstrasse sind zudem
                                                                   Geschäftsflächen vorgesehen.
                                                                   ( = ehemaliger Gebäudekomplex)

                                                LYSSA
                                                     CHSTR
                                                          ASSE

22 | 23   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
> Lyssachstrasse 111
        Das Gebäude zwischen Suttergut Industrie und
        Wohnen und Arbeiten Suttergut wurde von
        der Denkmalpflege als erhaltenswert eingestuft.
        Die Alfred Müller AG beabsichtigt, dieses zu
        renovieren, wobei die Betonfassade und die Fens­
        terstruktur erhalten bleiben, das Gebäudeinnere
        jedoch komplett erneuert wird. Der Bau soll künf­
        tig gesamthaft oder in verschiedene Geschäfts­
        flächen unterteilt vermietet werden.

      > Suttergut Nord
        Der grösste Grundstücksteil entlang den Gleisen
        wurde zunächst für einen Fachhochschul­Campus
        reserviert. Die Alfred Müller AG unterstützte die
        Stadt Burgdorf in diesem Projekt, das nun aber in
        Biel verwirklicht wird. «Mit unserem Engagement
        haben wir unser Interesse und unsere Verbunden­
        heit mit Burgdorf unter Beweis gestellt, was uns
        von den Behörden und auch von der Bevölkerung
        hoch angerechnet wurde», sagt Viktor Naumann.
        Nun soll das Gebiet um den Bahnhof unter Ein­
        bezug aller Grundeigentümer und der Stadt ent­         Seit April 2013 realisiert die Alfred Müller AG das
                                                               Teilprojekt Wohnen und Arbeiten Suttergut in Burgdorf.
        wickelt werden. Die Alfred Müller AG geht davon
                                                               Visualisierung Swiss Interactive AG
        aus, dass in den Neubauten vor allem multifunk­
        tionale Dienstleistungsflächen und Wohnungen
        realisiert werden.

      Grosszügigere Freiflächen                                Areal Suttergut auf einen Blick
      dank achtgeschossigem Neubau
                                                               Fläche Gesamtareal                 29 000 m2
      In einem nächsten Schritt begann die Alfred Müller AG,
      das Teilprojekt Wohnen und Arbeiten Suttergut zu         Teilfläche Areal
      konkretisieren. Mit einem Studienverfahren wollte man    Wohnen und Arbeiten                11 000 m2
      eine hochstehende architektonische Gestaltung des
      neuen Burgdorfer Quartiers sicherstellen. Das Zuger      Teilfläche Areal Nord              10 500 m2
      Architekturbüro Leutwyler Partner Architekten AG         Teilfläche Suttergut
      ging als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Ihr Projekt
                                                               Industrie                          7500 m2
      sieht drei eigenständige, unterschiedlich gestaltete
      Neubauten vor, welche zusammen mit dem sanierten
      Gebäude an der Lyssachstrasse 111 ein spannungsvolles    Teilprojekt Wohnen und Arbeiten Suttergut
      Ensemble bilden. «Die Stadt Burgdorf war in der
                                                               Bauherrin und
      Wettbewerbsjury vertreten und hat sich dafür einge­
      setzt, dass wir das Projekt mit zwei fünf­ und einem     Generalunternehmerin               Alfred Müller AG, Baar
      achtstöckigen Gebäude realisieren können», betont                                           Leutwyler Partner
      Beat Stocker. «Durch die Bewilligung des höheren         Architekt                          Architekten AG, Zug
      Neubaus konnten wir grosszügigere Freiflächen schaf-
      fen, wovon das ganze Quartier profitieren wird.»         Baubeginn                          April 2013

                                                               Bauende                            Sommer 2015

                                                               Bauvolumen                         ca. 70 500 m3

                                                               Anlagekosten                       ca. 56.5 Millionen Franken

                                                                                                  78 Mietwohnungen
<                                                              Anzahl Wohnungen                   36 Eigentumswohnungen
Das rund 29 000 Quadrat-
meter grosse Suttergut-                                        Geschäftsfläche                    ca. 1000 m2
Areal liegt unmittelbar beim
Bahnhof Burgdorf im Stadt-                                                                        176 in der Einstellhalle
zentrum.
                                                               Parkplätze                         5 Aussenparkplätze
Grafik Judith Bühling
>
                                                                                               Im April 2013 hat die Alfred Müller AG
                                                                                                in Burgdorf mit dem Projekt Wohnen
                                                                                                   und Arbeiten Suttergut begonnen.
                                                                                              Es entstehen 114 Miet- und Eigentums-
                                                                                              wohnungen sowie rund 1000 Quadrat-
          Urbanes Quartier mit Qualität                                                                       meter Geschäftsfläche.
          Die Baukörper liegen an einer zentral verlaufenden
          Gasse. Dazwischen und an den Rändern befinden sich
          grosszügige und teilweise begrünte Zwischenräume,
          die als Treffpunkte für Bewohner, Nachbarn und Pas­
          santen dienen und das Areal aufwerten. Die Neubau­
          ten weisen unterschiedliche Gebäudehüllen auf – Klin­
          kermauerwerk und verputzte Fassaden – und nehmen
          typische Merkmale der umliegenden industriellen
          Bebauung auf, interpretieren diese jedoch neu. Das
          ganze Quartier wird zentral beheizt werden, wobei
          eine Grundwasser-Wärmepumpe den Hauptteil der
          Energie liefern und eine Gasheizung den Spitzenbe­
          darf abdecken wird. Die 114 Eigentums- und Mietwoh­
          nungen mit 2.5, 3.5 und 4.5 Zimmern zeichnen sich
          durch helle, flexibel möblierbare Grundrisse mit offe­
          nen Küchen und durch grosszügige private Aussen­
          räume aus. Die rund 1000 Quadratmeter Geschäfts­
          fläche profitiert von der gut erschlossenen, zentralen      Suttergut Nord: Planung hat begonnen
          Lage, wobei der Hauptanteil publikumsorientiert an          Unterdessen arbeitet die Alfred Müller AG weiter an
          der Lyssachstrasse liegt. Die Räume sind multifunktio­     der Planung des nördlichen Arealteils. «Die Stadt
          nal konzipiert und können flexibel unterteilt werden.       Burgdorf möchte den Entwicklungsschwerpunkt
          Mit der Vermarktung der Wohnungen und der Ge­               Bahnhof gesamthaft planen und mit allen Grundeigen­
          schäftsflächen hat die Alfred Müller AG die Lubana          ­tümern ein gemeinsames Studienverfahren durch­
          AG in Burgdorf beauftragt.                                  führen», sagt Viktor Naumann. Die dafür nötigen Ver­
                                                                       handlungen sind initiiert. Für die Alfred Müller AG ist
          Im April 2013 konnte die Alfred Müller AG mit dem Bau        klar, dass sie im Bereich Suttergut Nord zu einem
          von Wohnen und Arbeiten Suttergut beginnen. Die            grossen Teil multifunktionale Dienstleistungsflächen
          Bauarbeiten verlaufen bisher komplikationslos und           realisieren möchte, zum Beispiel Büros, Gewerbe­
          fristgerecht, wobei das Baarer Immobilienunterneh­          räume und Ladenflächen, aber auch Wohnungen. «Es
          men vor allem mit Betrieben aus Burgdorf und Um­             ist grundsätzlich vieles denkbar. Sicher ist, dass das
          gebung zusammenarbeitet. «Es entspricht unserer            ­Gebiet um den Bahnhof einen Publikumsmagneten
          ­Firmenphilosophie, dass wir die Bauarbeiten wenn            braucht, denn durch die langjährige industrielle Nut­
          möglich an lokale Unternehmen vergeben», erklärt           zung ist es bei der Bevölkerung nicht als Einkaufs-
           Projektleiter Adrian Zemp. «Für uns bedeutete dies         und Ausgangszone verankert», so Viktor Naumann.
          anfänglich einen gewissen Mehraufwand, da wir die          «Der langgezogene Bau entlang der Lyssachstrasse
          Firmen in der Region nicht so gut kennen wie unsere         riegelt das Bahnhofareal richtiggehend ab, so dass
           Partner im Raum Zug und deshalb mehr Gespräche            die Nähe zur Bahn gar nicht mehr spürbar ist.»
          führen und Referenzen einholen mussten. Der Auf­
          wand hat sich aber gelohnt: Wir sind mit der Qualität      Burgdorf plant Neupositionierung
          der geleisteten Arbeit bis jetzt sehr zufrieden.» Die 78   im Gesundheitssektor
          Mietwohnungen und 36 Eigentumswohnungen werden             Die Stadt Burgdorf möchte sich künftig in der Ge­
          ab November 2014 etappenweise bezugsbereit sein.           sundheitsbranche stärker positionieren und als Ersatz
                                                                     für die Fachhochschulbereiche Architektur und Tech­
                                                                     nik, die nach Biel umziehen werden, Studiengänge im
                                                                     Bereich Gesundheit nach Burgdorf holen. «Die Stadt
                                                                     sieht bedeutendes Potenzial im Gesundheitssektor,
                                                                     da Burgdorf mit dem Regionalspital Emmental über
                                                                     einen wichtigen Arbeitgeber und eine wichtige Aus­
                                                                     bildungsstätte für Berufe im Gesundheitswesen ver­
                                                                     fügt», erklärt Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch. Auch
                                                                     verschiedene Medtechfirmen und weitere Anbieter
                                                                     des Gesundheitswesens haben ihren Sitz in der Region.
                                                                     Gelingt der Stadt diese Neupositionierung, könnte
                                                                     das Entwicklungsgebiet Bahnhof davon profitieren.
                                                                     Das Suttergut-Areal an den Bahngleisen wäre dann
                                                                     der ideale Standort für Forschungsinstitute, Praxen
                                                                     und andere Firmen der Gesundheitsbranche. <

24 | 25   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
Kranführer auf der
                                                                               Baustelle.

Sie engagieren sich auf der Seite der Alfred Müller AG
stark für das Projekt Suttergut (von links):
Viktor Naumann, Vizepräsident des Verwaltungsrats
und Bauherrenver­treter beim Projekt Suttergut;
Adrian Zemp, Projektleiter; Andreas Büchler, Leiter
Abteilung Immobilien und Pro­motion.                          Bauleiter Thomas Zürcher im
Foto Alfons Gut                                          ­G espräch mit einem Handwerker.
«DAS SUTTERGUT
                 IST EIN FILET-
Elisabeth Zäch,
Stadtpräsidentin
von Burgdorf.    STÜCK UNSERER
                 STADTENTWICK-
                 LUNG»Interview Esther Lötscher | Foto Manuel Stettler

     … Das Suttergut-Areal ist Teil eines bedeutenden
       Entwicklungsgebiets beim Bahnhof Burgdorf.
       Die Zone soll sich zu einem «modernen Vorzeige-
       quartier entwickeln», sagt Stadtpräsi­dentin
       ­Elisabeth Zäch. Sie lobt die Alfred Müller AG
        als «Investorin, wie man sie sich nicht bes-
        ser wünschen kann».

            26 | 27   Forum | N°62 | 2014 | Lebenszyklus von Immobilien
Frau Zäch, welche Bedeutung hat das            würde dies dem Wirtschaftsstandort Burg­       Burgdorf hat sich in den letzten Jahren
Suttergut-Areal für die Stadt Burgdorf?        dorf gewaltigen Schub verleihen, wo­           rasant entwickelt. Jedes Jahr wächst die
                                               von auch das Suttergut-Areal profitieren       Gemeinde um 100 bis 200 Personen und
Das Areal hat für uns eine enorm grosse        würde.                                         zählt bald 16 000 Einwohner. Soll diese
Bedeutung. Man kann es als «Filetstück»                                                       Entwicklung so weitergehen?
der Stadtentwicklung bezeichnen: Das           Bei der Entwicklung des Suttergut-Areals
Grundstück liegt an bester Lage, un­­­         war die Stadt von Anfang an involviert.        Es freut uns sehr, dass Burgdorf als attrak­
mittel­bar beim Bahnhof und den öffent­        Wie muss man sich die Zusammenarbeit           tiver Wohnort wahrgenommen wird.
lichen Verkehrsmitteln, aber auch die          zwischen der Alfred Müller AG und den          Wir haben dafür auch viele Vorleistungen
Auto­­bahn ist rasch erreichbar. Mit der       Burgdorfer Behörden vorstellen?                erbracht, vor allem in Schul- und Sport-
­Alfred ­Müller AG haben wir eine Inves­                                                      anlagen investiert und die familienergän-
 torin, wie man sie sich nicht besser           Die Zusammenarbeit mit der Alfred             zende Betreuung ausgebaut. Jetzt fahren
 ­wünschen kann. Sie ist bereit, das Areal      ­Müller AG war von Anfang an sehr erfreu-     wir sozusagen die Ernte ein. Aber wir set­
  strategisch zu ent­wickeln und dabei           lich und eng. Unter anderem konnte die       zen auf qualitatives Wachstum, nicht auf
  die Stadt und ­Wirtschaft mit einzubezie-      Stadt beim Studienauftrag für das Projekt    Wachstum um jeden Preis.
  hen – das finde ich her­vorragend.             Wohnen und Arbeiten mitwirken und
                                                 ­einen Vertreter in die Wettbewerbsjury      Aktuell steht für uns die Stärkung des Wirt­
Ursprünglich sollte auf dem bahnhof­              delegieren. Beim Entwicklungsgebiet         schaftsstandortes Burgdorf im Fokus.
nahen Teil des Suttergut-Areals ein Fach-      ­Suttergut Nord sind wir bei den Verhand-      Der Wegzug zweier grosser Arbeitgeber
hochschul-Campus errichtet werden.                lungen mit den anderen Grundstück­          vor einigen Jahren war für uns ein Schock
Nachdem das Burgdorfer «Tech» nun aber            besitzern rund um den Bahnhof involviert.   und hat uns wachgerüttelt. Wir bemü­
nach Biel ziehen wird und noch offen              Wir versuchen, unsere Beziehungen zu-       hen uns seither noch intensiver um gute
ist, welche Fachhochschulbereiche statt-          gunsten einer gemeinsamen Entwicklung       Beziehungen zur Wirtschaft und schaffen
dessen in Burgdorf angesiedelt wer­               über das ganze Bahnhofareal einzusetzen.    flexible Rahmenbedingungen für sie.
den, ist der Campus am Bahnhof ­vorläufig         Wenn wir die Alfred Müller AG bei der       Die Entwicklung rund ums Suttergut ist
vom Tisch. Wie hat diese Entwicklung              Entwicklung eines hochwertigen Projekts     ein Musterbeispiel dafür. Hier ziehen
die Planung auf dem Suttergut-Areal aus           politisch unterstützen können, tun wir      ­Investor, lokale Wirtschaftsvertreter und
Ihrer Sicht beeinflusst?                          das gerne.                                   die Politik am selben Strick. Ich bin über-
                                                                                               zeugt, dass dieses gemeinsame Projekt
Als sich abzeichnete, dass sich der            Zurzeit ist die Alfred Müller AG dabei,         überregional ausstrahlt und neue Firmen
­Campus nicht realisieren lässt, haben wir     den ersten Teil des Areals mit dem Pro-         anziehen wird.
 ­ge­meinsam mit der Alfred Müller AG          jekt Wohnen und Arbeiten Suttergut
  ­intensiv verschiedene Entwicklungsmög-      zu bebauen. Wie beurteilen Sie dieses          Welche Vision haben Sie von Burgdorf?
                                                                      Vorhaben?               Wie wird sich die Stadt in 10 Jahren
                                                                                              ­präsentieren, und wie stellen Sie sich in

           «Die Zusammen­
                                                                        Mir gefällt es gut.    diesem Kontext das Suttergut-Areal vor?
                                                                        Es bietet Ge-

            arbeit mit der A
                           ­ lfred
                                                                        schäftsflächen an,    Ich möchte, dass Burgdorf seinen heutigen
                                                                        setzt aber vor al-    Charakter – städtisch und doch char­

            Müller AG war von
                                                                        lem auf das Woh-      mant – behält und dass der ausserordent­
                                                                        nen. Ich könnte mir   lich gute Zusammenhalt in der Bevölke-

            Anfang an sehr eng
                                                                        vorstellen, dass      rung erhalten bleibt. Mit dem Eidgenös­
                                                                        die Wohnungen auf­    sischen Schwing- und Älplerfest im

            und erfreulich.»
                                                                        grund ihrer zentra-   letzten Sommer haben wir eindrücklich
                                                                        len Lage gerade       bewiesen, dass wir begeisterungsfähig
                                                                        für ältere Menschen   sind und Grosses leisten können.
                                                                        eine gute Option
lichkeiten studiert und diskutiert. Das        sind, die sich mit dem Gedanken tragen,        Wirtschaftlich soll sich Burgdorf weiter-
Entwicklungsgebiet Bahnhof ist für uns         ihr Haus zu verkaufen. Meiner Meinung          entwickeln und als dynamisches regio­
elementar. Wir möchten, dass hier ein          nach ist Burgdorf ein idealer Wohnort          nales Zentrum wahrgenommen werden –
­innovativer Ort entsteht, welcher der Stadt   mit hoher Lebensqualität. Bei uns geht es      angebunden an den Wirtschaftsraum
 Kraft gibt. Die Stadt sieht bedeutendes       etwas gemächlicher zu und her als in           rund um Bern. Regionale Zentren wie Burg­
 Potenzial im Sektor Gesundheit, da Burg-      grösseren Ballungszentren, und trotzdem        dorf oder Langenthal können die In­fra­
 dorf mit dem Regionalspital Emmental          ­findet man bei uns alles: 12 000 Arbeits-     strukturen in den grossen Städten entlas-
 über einen wichtigen Arbeitgeber und ei­       plätze, sämt­liche Schulstufen bis zur        ten, Pendlerströme sinnvoll abfangen
 ne wichtige Ausbildungsstätte für Berufe       Fach­hochschule, ein breites kulturelles      und gleichzeitig zur Entwicklung in den
 im Gesundheitswesen verfügt. Auch              An­gebot, viel­fältige Einkaufsmöglichkei-    ländlichen Regionen beitragen. Das
 ­haben verschiedene internationale Med-        ten, zahlreiche Vereine sowie Sport- und      ­Suttergut und das gesamte Bahnhof­areal
  tech-Firmen ihren Sitz in Burgdorf. Der       Freizeitmöglichkeiten in einer wunder-         werden dabei eine wichtige Rolle spielen.
  Gemeinderat lässt aktuell prüfen, welches     baren Umgebung.                                Sie werden sich in den nächsten Jahren
  Potenzial in dieser Strategie liegt. Wenn                                                    zu einem modernen Vorzeigequartier
  es uns gelingt, uns zu einem wichtigen                                                       ­entwickeln, wo man arbeitet, wohnt, sich
  Player in diesem Sektor zu entwickeln,                                                        trifft – kurz: wo das Leben pulsiert. <
Sie können auch lesen