DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data

 
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DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data
D E R FA K T O R M E N S C H
                               Wie Mensch und Technik in der Zukunft zusammenarbeiten   zenon Security Q&A   HTML5: Ein Blick unter die Haube
DA S M AGA ZIN VON COPA-DATA
    201 5
    AU S G A B E # 28
DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data
global
       global

        munich
     june 15-16, 2016

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GPA 2016                                                                         zenon

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15.–16. Juni
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www.copadata.com/GPA
DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data
DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data
4                                                                 in tro

IU                                                             INHALT
I N F O R M AT I O N U N L I M I T E D

da s m aga zin von copa-data
                                                                 5      Vorwort
AU S G A B E # 2 8 | O K TO B E R 2 01 5
                                                                6       S P O T L I G H T D E R FA K T O R M E N S C H
M E D I E N I N H A B E R , H E R AU S G E B E R
U ND VERLEG ER:                                                  7      Der Faktor Mensch in der Smart Factory
Thomas Punzenberger
Ing. Punzenberger COPA-DATA GmbH
Karolingerstraße 7b, A-5020 Salzburg                            11      Gastbeitrag: HMI 4.0
Firmenbuchnummer: FN56922i                                     		       Wie Mensch und Technik in der Zukunft zusammenarbeiten
T +43 (0)662 43 10 02-0
F +43 (0)662 43 10 02-33
www.copadata.com                                               14       Eine zenon Zeitreise mit COPA-DATA Gründer und
                                                               		       CEO Thomas Punzenberger
C H E F R E DA K T I O N : Julia Angerer                       18       P R O D U C T S & S E RV I C E S
R E DA K T I O N S T E A M : Gernot Bugram, Eva-Maria
Oberauer-Dum, Steve Poynter, Nicola Richter, Esther
Rutter, Phillip Werr, Bertold Wöss                             20       Serie: Effizientes Projektieren mit zenon [ T E I L 5/2]
A R T D I R E K T I O N : Manuela Bacher                       		       Mehrprojektverwaltung
D E S I G N - U N T E R S T Ü T Z U N G : Lisa Mitterbuchner
L E K TO R AT: Gerhard Sumereder
                                                               24       So sichern Sie Ihre Smart Factory ab
                                Emilian Axinia,
AU TO R E N / M I T W I R K E N D E :                          		       zenon Security Q&A
Sebastian Bäsken, Piotr Da˛browski, Lisette Lillo
Fagerstedt, Gero Gruber, Robert Harrison, Markus,
Helbok, Stefan Hufnagl, Thomas Lehrer, Reinhard                28       HTML5: Oberfläche der Zukunft?
Mayr, Hermann Oswald, Dr. Matthias Peissner,
Johannes Petrowisch, Thomas Punzenberger, Jürgen               30       Energiedaten-Management mit dem gewissen Etwas
Resch, Symeon Rizos, Philipp Schmidt, Bernd
Wimmer, Hans-Peter Ziegler
                                                               34       INDUSTRIES & SOLUTIONS
DRUCK:          Offset 5020 Druckerei & Verlag
Ges.m.b.H., Bayernstraße 27, A-5072 Siezenheim                 36       3D-Technologie in zenon
L E T T E R S H O P & V E R S A N D : Mailinghaus GmbH
Dialog Marketing Agentur, Neualmerstraße 37,
A-5400 Hallein AU F L AG E : 13.500 Exemplare                  40       IEC 61850: In wenigen Minuten vom XML zum HMI
E R S C H E I N U N G S W E I S E : zweimal jährlich

H I N W E I S : Zugunsten der besseren Lesbarkeit wird
                                                               42       zenon Success Story bei Jernbaneverket in Norwegen
in diesem Magazin auf die Verwendung weiblicher
und männlicher Begriffe verzichtet und die männli-             44       Von der Maschinenkonstruktion bis zum Anlagenhochlauf
che Form angeführt. Gemeint und angesprochen sind              		       Gas geben mit zenon
immer beide Geschlechter gleichermaßen.

C O P Y R I G H T: © Ing. Punzenberger COPA-DATA               46       EU-GMP Leitfaden der Guten Herstellungspraxis in
GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Das Magazin und
alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind
                                                               		       der Pharmaindustrie: Revision von Anhang 15
urheberrechtlich geschützt. Eine Verwendung oder
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nicht gestattet. Technische Daten dienen nur der
Produktbeschreibung und sind keine zugesicherten
                                                               52       It’s Showtime!
Eigenschaften im Rechtssinn. zenon®, zenon Ana-
lyzer®, zenon Supervisor®, zenon Operator®, zenon              		       COPA-DATA rüstet sich für die Zukunft
Logic® und straton® sind eingetragene Warenzei-
chen der Ing. Punzenberger COPA-DATA GmbH. Alle                57       Who is Who
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der jeweiligen Eigentümer und wurden nicht explizit            60       COPA-DATA Partner Community
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DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data
in tro                                   5

                     VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,
   der Jahresendspurt ist in vollem Gange, für unsere Teams – und
für unsere Kunden. Viele Messen, Besuche und Besprechungen
stehen noch auf dem Terminplan. Die beherrschenden Themen
sind nach wie vor Industrie 4.0, Internet of Things und Energie-
management.
    Bei all den Neuerungen und technischen Evolutionen sollten
wir aber die Menschen nicht vergessen, die diese Technik bedie-
nen. Auch wenn das Ziel oft eine unbemannte Produktion ist,
sitzen irgendwo doch Menschen, die all das erst ermöglicht haben.
Menschen, die diese Anlagen konzipieren und bauen – und später
dann betreiben.
   Um ihnen das Leben zu erleichtern und entsprechenden
Komfort zu bieten, haben wir uns dem Thema Ergonomie schon
vor vielen Jahren angenommen. Ergonomie umfasst sowohl die
einfache Projektierung und komfortable Anlagenbedienung als
auch einen robusten Betrieb. Die Anwender können sich so auf
ihre Kernaufgaben konzentrieren. Eine zuverlässig funktionieren-
de Anlage beschert dem Betreiber einen sorgenfreieren Betrieb
und in der Regel auch eine höhere Effizienz, die sich wiederum in
höherer Produktivität widerspiegelt.
   Die Smart Factory der Industrie 4.0 wird nicht nur unsere Pro-
duktionsumgebung grundlegend verändern, sondern sich auch
auf die Rolle der Menschen in diesen vernetzten Infrastrukturen
auswirken. Wie werden Mensch und Technik in Zukunft zusam-
menarbeiten? Werden Maschinen unsere Aufgaben übernehmen?
Was macht den „Faktor Mensch“ in der Industrie aus? Antworten
auf diese und weitere Fragen lesen Sie in dieser IU-Ausgabe.
   In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre!

                 thom a s punzenberger , ceo
DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data
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6                                                  spotlight
DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data
spotlight                                                     7

S P OTLI G HT

ALLES
MASCHINE?
DER FAK TOR M ENSCH IN DER
SMART FAC TORY

Der Letzte macht das Licht aus – und dann gehört
die Produktionshalle den Maschinen. Was in einigen
Fabriken tatsächlich schon passiert, halten manche für
die Zukunft der automatisierten Produktion: Komplett
maschinengesteuerte Fabriken, in denen Menschen
überflüssig sind. Die Wirklichkeit der Industrie 4.0
bildet dieses Szenario aber nicht ab. Ja, die Produktion
wird sich verändern. Und mit ihr auch Berufsbilder.
Automatisierung, vor allem aber Software, wird eine
noch wichtigere Rolle spielen. Wie auch wir Menschen.
Wir werden das tun, was wir seit Jahrtausenden
machen: Uns weiterentwickeln. Und unsere Stärken
ausspielen: Intelligenz, Kreativität, soziales Denken.

                                              Erschienen in
                                              information unlimited
                                              das magazin von copa-data
                                              Nr. 28, Oktober 2015
                                              © Ing. Punzenberger COPA-DATA GmbH
                                              www.copadata.com/iu
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8                                                         spotlight

S M A R T FAC TO RY:                                              Fabriken werken nur noch Maschinen; Menschen als Be-
WI S S E N B R I N GT E R FO LG                                   diener werden nicht mehr benötigt, das Licht kann abge-
Die Industrie 4.0 knüpft an eine Abfolge von Revolutionen         dreht werden. Und das ist auch gut so: Einer Maschine beim
an, setzt sich aber selbst viel leiser in Szene. Keine neue       Arbeiten zuschauen, unterfordert Menschen. Unser Job ist
Revolution, mehr eine gemächliche Evolution, aber mit der         es, kreativ zu sein, um die Ecke zu denken, Logik mit In-
Kraft, viel zu verändern. Zum Beispiel die Regeln. Nicht          tuition und sozialer Intelligenz zu vereinen. Industrie 4.0
mehr allein der richtige Handgriff zählt, sondern die richti-     wird unsere Arbeitswelt verändern. Wir aber entscheiden,
ge Entscheidung. Ein Blick zurück:                                wohin die Entwicklung geht, wir gestalten. Lights Out-Fa-
     Clevere Nutzung von Energie und die erste Program-           briken von heute sind nur ein besonders gut entwickelter
mierung von Maschinen läuteten die sogenannte erste               Bereich der Industrie 3.0 – mit Smart Factories haben sie
Industrielle Revolution ein. James Watt entwickelte die           nicht viel zu tun.
Dampfmaschine zur Reife, das technische Symbol der In-                Wer eine Smart Factory nur als perfekt automatisier-
dustrialisierung. Adam Smith sprach vom Wohlstand der             te Fabrik sieht, ist dabei, den Trend und die Zukunft der
Nationen durch Arbeitsteilung. Und Joseph-Marie Jac-              Produktion zu verpassen. Denn die Smart Factory beruht
quard entwickelte einen Webstuhl, der auf Basis von Loch-         auf einem Paradigmenwechsel: Es geht nicht mehr nur um
karten eigenständig Stoffe webte. Die Menschen in Europa          bessere, schnellere, effizientere Maschinen. Es geht nicht
waren aber nicht nur begeistert. Weber fürchteten um ihre         bloß um Hardware und nicht um noch gefinkeltere Soft-
Arbeit und wurden zu den ersten Maschinenstürmern.                ware. Es geht um Kommunikation, um Kreativität, um
Konsequenz: Das Know-how wanderte von Europa nach                 Wissen. Es geht um Eigenschaften, die zutiefst menschlich
Amerika. Und mit ihm eine Reihe von Wettbewerbsvortei-            sind.
len, Chancen und auch Arbeitsplätzen.
     Als elektrischer Strom, Fließbänder und Chronometer          KOS TE T O D E R B R I N GT I N D U S TR I E 4 .0
Takt in die Fertigung brachten, startete die zweite Industri-     A R B E IT S P L ÄT Z E ?
elle Revolution. Mit ihr wurde die arbeitsteilige Massenpro-      Beides. Jede Veränderung hat Auswirkungen auf Exis-
duktion zum Erfolgsmodell. Das Verhältnis von Menschen            tierendes. Als der Buchdruck erfunden wurde, hatten es
zu Maschinen war aber weiterhin ungeregelt und span-              Lohnschreiber bald schwerer. Nicht schön für die Lohn-
nungsgeladen. Routine und „gelernt ist gelernt“ erhielten         schreiber, aber sehr gut für die Buchdrucker – und die
mehr Gewicht als Kreativität und neue Wege. Handwerker            Leser. Seit Menschen angefangen haben, sich zu spezia-
und Zünfte verloren deutlich an Bedeutung, Arbeiter bilde-        lisieren, seit sie Aufgaben im sozialen Verbund aufteilen,
ten eine eigene Klasse. Spezialisiert auf bestimmte Produk-       seither verschwinden Berufe – und entstehen neue. Oder
tionsabläufe, wurden sie, je nach Blickwinkel, als Diener         wissen Sie noch, was ein Fallmeister früher so machte?
oder Herren der Maschinen gesehen. Viele traditionelle Be-        Vermissen Sie den Aschenmann als Karrierechance? Auch
rufsbilder verschwanden – und viele neue entstanden.              die Smart Factory wird einige Berufe weniger nachfragen,
     Im 20. Jahrhundert setzte sich ein Element an die Spitze,    manche mehr und andere ganz neu entstehen lassen.
das bereits die erste Industrielle Revolution mitbegrün-               Der Spiegel Online1 titelte dazu: „Industrie: Digitalisie-
det hatte, aber immer im Schatten der Hardware Maschi-            rung schafft Hunderttausende neue Jobs.“ Und legte etwas
ne gestanden war: die Lochkarte von Monsieur Jacquard.            später mit einem Artikel von Arbeitsforscher Joachim
Veredelt zur Software, ermöglichte sie programmierbare            Möller2 nach: Roboter schaffen bessere Jobs. Die Welt3
Steuerungen, Prozessvisualisierungen und automatisierte           dagegen verkündete zur gleichen Zeit: „Maschinen könnten
Analyse inklusive Reporting. Gemeinsam mit der Vernet-            18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen.“ Wem soll man da
zung von Computer und Maschinen beflügelte sie die dritte         glauben?
Industrielle Revolution: Die digitalisierte Automatisierung.           Wie sich Rolle und Aufgaben der Menschen in der Smart
Das Verhältnis Mensch−Maschine wurde damit klarer.                Factory ändern, hängt auch vom Ausgangspunkt ab. Stark
Menschen steuerten Maschinen, die automatisierte Abläufe          industrialisierte Länder wie Deutschland müssen aktiver
ausführten. Facharbeiter und Spezialisten waren im Auf-           auf den Wandel reagieren. In der genormten Industrie gibt
schwung. Eine Reihe neuer Berufsbilder, wie zum Beispiel          es mehr Arbeitsplätze, die von Software und Maschinen
der Mechatroniker, veränderten die Arbeitswelt.                   übernommen werden können. Das betrifft nicht nur die
     Industrie 4.0 tritt im Vergleich zu den drei Industriellen   Produktion. Auch Texte, die sich mit reinen Fakten be-
Revolutionen organisierter und ruhiger auf. In Deutsch-           schäftigen, können zum Beispiel schon sehr gut automati-
land wird sie von Gremien als Zukunftsplan ausgerufen, in         siert erstellt werden. Denken Sie nur an Börsenberichte, an
den USA als Teil des Internet of Things verstanden. Lights        Fußballergebnisse oder an Jahresberichte. Aber sowohl die
Out-Fabriken gelten manchen als ihre Vorboten. In diesen          Produktion von Gütern als auch von Texten hat Bereiche,
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spotlight                                                                   9

Übersicht der Industriellen Revolutionen                                                                             Vernetzung
                                                                                   Erste speicherprogrammierbare
                                                                                           Steuerung, 1969
                                                Erstes Fließband,
                                                      1870
        Erster mechanischer
          Webstuhl, 1784

                                                                                                                    Vernetzung

                                               Elektrifizierung
                                                                                          Automatisierung

                                                                                                 3.                  4.
                                                     2.
        Mechanisierung

              1.
 1750                     1800          1850                        1900              1950                   2000                 2050

an denen Maschinen scheitern. Da, wo Entscheidungen ge-               gelangen und dort ausgewertet werden. Es wird nicht mehr
troffen werden, die nicht nur mathematisch berechenbar                darum gehen, Schalter zu betätigen. Wir werden spontan
sind, da wo es um Urteile, Emotionen, Werte geht. Regio-              gute Entscheidungen treffen müssen.
nen mit einem hohen Anteil an Service und an kreativen                     Auch Arbeitsforscher Joachim Möller sieht in seinem
Berufen werden vom Wandel schneller profitieren. Und                  Artikel im Spiegel Online einen Zuwachs an qualifizierten
kreativ meint dabei durchaus auch technische Kreativität.             Arbeitskräften und eine Entlastung von stupiden Tätig-
    Das deutsche Fraunhofer IAO sieht in einer Studie4,               keiten. Wir werden mehr Menschen brauchen, die dafür
die es gemeinsam mit der BITKOM, dem Digitalverband                   sorgen, dass die Maschine-Maschine-Kommunikation
Deutschlands, durchgeführt hat, die Industrie 4.0 als                 sinnvoll eingesetzt wird und die Mensch-Maschine-Kom-
Wachstumsmotor für mehrere Branchen in Deutschland.                   munikation deutlich besser, einfacher und intelligenter
Diese rechnet mit Produktivitätssteigerungen in Höhe von              funktioniert. Menschen, die neue Ideen entwickeln, neue
insgesamt rund 78 Milliarden Euro bis 2025 in wichtigen               Methoden, neue Techniken. Je gleichförmiger, monotoner
Branchen wie Automobilbau, Maschinen- und Anlagenbau,                 und standardisierter eine Tätigkeit ist, desto eher wird sie
elektrische Ausrüster, chemische Industrie sowie Informa-             von Maschinen und Software übernommen werden.
tions- und Kommunikationstechnik, aber auch Landwirt-                      Das Ziel kann also nicht sein, unterfordernde Arbeits-
schaft. Die Studie erwartet sich von der Industrie 4.0 neue,          plätze zu erhalten, sondern die Qualifikation für neue Auf-
innovative Produkte und Dienstleistungen sowie mehr                   gaben zu fördern. Das Beispiel der Weber in der Industrie 1.0
Effizienz in betrieblichen Prozessen – und das über die               zeigt: Wenn neue Methoden unterdrückt werden, wandern
gesamte Wertschöpfungskette. Zitat: „Industrie 4.0 sollte             sie ab, nehmen Wissen mit, schaffen an anderen Orten neue
keineswegs auf den reinen Technologie-Einsatz einge-                  Chancen und Wirklichkeiten. Das hat sich seither nicht
schränkt werden. Der flächendeckende Einsatz von IT und               geändert, im Gegenteil – globale Vernetzung und Digitali-
intelligenten Objekten in Produktionsprozessen erfordert              sierung machen es einfacher, ortunabhängiger zu arbeiten.
die Betrachtung des gesamten ‚Ökosystems‘; bestehend aus              Das gilt vor allem auch für Kreativleistungen.
Technik, Mensch und Organisation.“                                         Arbeiten, die sich gut automatisieren lassen, werden in
    Noch haben wir vor allem die Technik im Blick, wenn               Zukunft immer mehr von Computer und Maschinen über-
wir über Industrie 4.0 sprechen. Und da scheint schon                 nommen werden. Aufgaben, die Kreativität und Fachwis-
vieles klar zu sein. Normen werden entwickelt, Technolo-              sen brauchen, werden stärker nachgefragt werden. Unsere
gien angepasst. Funktionieren wird es aber nur, wenn wir              Berufswelt wird sich mit der Industrie 4.0 verändern. Die
den Faktor Mensch weiter ins Zentrum rücken. Wenn im                  Anforderungen der Smart Factory, aber auch steigende
Zuge der Smart Factory Werkstücke mit Maschinen kom-                  Produktivität und mehr Servicepower werden neue Jobs
munizieren und Anlagen mit Lieferanten, werden sich auch              schaffen. So wie auch neue Nischen und Märkte, die sich
Arbeitsplätze verändern. Je komplexer die technische Ver-             durch die viel kleinere Losgröße der Smart Factory er-
knüpfung wird, desto flexibler und entscheidungsfreudiger             schließen. Kurz gesagt: Goodbye Lagerarbeit, hello Process
müssen wir werden. Wir werden weniger Menschen benö-                  Engineering! Denn gut ausgebildete Ingenieure, Entwickler
tigen, die stupide auf eine Maschine aufpassen oder dafür             und Prozessexperten werden in Zukunft die Produktivität
sorgen, dass immer gleiche Daten an immer gleiche Orte                bestimmen.
DER FAKTOR MENSCH - Copa-Data
S P OT L I G H T D E R FA K TO R M E N S C H

10                                                     spotlight

    Verschwindende Berufe bedeuten aber nicht automa-          zur richtigen Zeit erhalten – automatisch. Wir müssen nicht
tisch nur Verlust. Sie schaffen Raum für neue Berufsfelder     mehr jeden Schritt selbst planen und vorbereiten. Aus den
– und für neue Arbeitsmodelle. So wird die Industrie 4.0       zur Verfügung stehenden Daten werden uns die Informati-
auch unseren Umgang mit Work-Life-Balance beeinflus-           onen angeboten, die wir gerade benötigen. Statt Arbeitszeit
sen. Wir werden zum Beispiel mehr über neue Arbeitszeit-       auf die Organisation von Informationen und Aktenwissen
modelle und Flexibilität im Beruf nachdenken. Der techni-      sowie die Analyse umfassender Rohdaten zu verwenden,
sche Wandel erlaubt uns auch, neue Chancen wahrzuneh-          kümmern wir uns um Strategien und Ideen. Die nötigen
men und zu nutzen. Ausbildung und Qualifikation sind die       Fakten und Analysen erhalten wir, sobald wir sie benöti-
Schlüsselwörter.                                               gen. So wird die Wettbewerbsfähigkeit auf Unternehmens-
                                                               ebene gesteigert, was wieder die gesamte Volkswirtschaft
S M A R T WO R K I N G                                         positiv stimuliert.
Die Smart Factory verlangt, dass wir Wissen wieder                 Die Smart Factory baut auf smarte Maschinen, die ei-
mehr in der Mittelpunkt stellen. Die einfachen Handgrif-       genständig interagieren. Und auf smarte Menschen, die ge-
fe sind Sache der Maschinen. Industrie, wie wir sie heute      stalten, vorausdenken, steuern, Richtung geben. Eine enge
noch kennen, wird nicht mehr die Standardgröße unserer         Verbindung von Software-Algorithmen mit menschlichen
Zukunft sein. Die vierte Industrielle Revolution hat nicht     Fähigkeiten und Aufgaben: Smart Working.
nur die Industrie im Blickfeld. Sie betrifft auch andere
Gebiete – bis in unseren Alltag hinein. Denken wir nur an
selbststeuernde Autos oder Smart Watches, an Drohnen mit
Schwarmintelligenz, an immer mehr Alltagsgegenstände,
die über eine eigene IP-Adresse verfügen. Viele Menschen               LE S E E M P F E H LU N G E N U N D
nutzen bereits Dienste wie Google Now, Siri, Cortana und               Q U E LLE N :
andere. Diese bauen auf neuronale Netze auf, verknüpfen
Daten aus einem Knowledge Graph mit anderen Quellen und
                                                                       Frau n hofer I n st it ut f ü r A rbeit s w i r t sc ha f t u nd
verändern so unsere Art zu recherchieren und zu lernen.                Or ga n i sat ion I AO. St ud ie: P r odu kt ion sa rbeit der
Ähnlich wird auch die Smart Factory durch Kommunika-                   Zu ku n f t. I ndu st r ie 4.0.
tion, Deep Learning und Vernetzung bestimmt werden.                    ht t p:// kay wa.me/Me 0 i P

Wissen, vernetztes Denken und Handeln machen uns fit für               C SC: C SC-ST U DI E „I N DUST R I E 4.0 “, L Ä N DE R-
die Zukunft.                                                           V E RGL E IC H DAC H , E RGE BN I SSE 14. Ja nua r 2015.
    Digitale Entwicklungen werden momentan vor allem in                ht t p:// kay wa.me/ V br 92

den USA und in Asien vorangetrieben. Europa schaut da                  BI T KOM. Bu ndes verba nd I n for mat ion s w i r t sc ha f t ,
oft noch zu. Und auch unsere Bildungssysteme, die zu oft               Telekom mu n i kat ion u nd neue Med ien e.V. T hema
noch pure Ausbildung in einem Berufsbild sind, werden wir              „I ndu st r ie 4.0 “.
                                                                       ht t p:// kay wa.me/i4y rV
an die veränderten Möglichkeiten anpassen müssen. Also
besser eigenständiges Denken und Handeln fördern, aber                 W I R E D.de. Zu ku n f t der A rbeit. Sma r te
auch Kreativität und den Mut zu neuen Wegen. Der Wandel                Ma sc h i nen über neh men i m mer meh r Au fgaben —
                                                                       auc h au ßerha lb der Fabr i ken. Wa s bedeutet da s?
zur Smart Factory braucht einfach mehr als ein paar neue               Kom mt d ie A rbeit s welt ba ld oh ne Men sc hen au s?
Handgriffe für neue Maschinen.                                         24 A r t i kel , ku rat ier t von W I R E D Sta f f. 2015.
    Wie könnte die Produktion der Zukunft aussehen?                    ht t p:// kay wa.me/ U UJ5S

Vielleicht so: Helle, modular aufgebaute Produktionsstät-              brand eins. Wirtschaftsmagazin. Ausgabe Juli 2015.
ten. Roboter arbeiten mitten unter Menschen. Werkstücke                Schwerpunkt Maschinen. Seite 48ff, 79ff, 86ff, 110.
bringen das Rezept für ihre Behandlung selbst mit und                  ht t p:// kay wa.me/jv5K L

kommunizieren eigenständig mit Maschinen. Menschen                     1
                                                                        ht t p://w w w.spiegel.de/w ir t schaf t/unter nehmen/
arbeiten prozessorientiert und interdisziplinär zusammen.              indu s t r ie- 4- 0 - schaf f t-hunder t tau sende-neuer-
Und sie treffen ihre Entscheidungen, gestützt auf transpa-             jobs- a-10276 87.ht ml

rente Information, in Echtzeit.                                        2
                                                                        ht t p://w w w.spiegel.de/ kar r iere/ ber ufsleben/
    Quentin Clark, Chief Technological Officer (CTO) bei               z uk unf t- der- arbeit-war um-roboter-bessere-jobs-
SAP, erzählte in WIRED von seiner Vision der künftigen                 schaf fen- a-10 46 8 4 8.ht ml

Arbeitswelt, die viel stärker „in Echtzeit und kontextuell“            3
                                                                        ht t p://w w w.welt.de/w ir t schaf t/ar t icle140 401411/
funktionieren werde. Ein Ausblick auf die kommende Zu-                 Ma schinen-koennten-18 -Millionen-Arbeit nehmer-
sammenarbeit von Mensch und Technik. Software wird so                  verdraengen.ht ml

viele Informationen über unsere Aufgaben und unsere ak-                4
                                                                        ht t ps://w w w.bitkom.org/ Bitkom/ P ublikat ionen/
tuelle Situation haben, dass wir die richtigen Informationen           P ublikat ion _ 2753.ht ml
spotlight                                                               11

                                                GASTB E ITR AG:

                                            HMI 4.0

            WI E M EN SC H U N D TEC H N I K I N D ER ZU K U N F T ZU SA M M EN A R B EITEN

VI S I O N 4 .0 : I NTE LLI G E NT U N D                        Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technik gestalten
VO LL AU TO M ATI S I E R T ?                                   können, um den größten Nutzen aus der Digitalisierung zu
„Industrie 4.0“ begeistert und beschäftigt uns alle. Schritt    ziehen.
für Schritt sehen wir die Vision einer intelligenten und
vernetzten Produktion Wirklichkeit werden: Einzelne Ma-         B R E ITE S AU FGA B E N S P E K TR U M F Ü R D E N
schinen verbinden sich miteinander zu koordinierten Pro-        M E N SC H E N
duktionslinien. Die Vernetzung macht auch nicht an Unter-       Die Rolle des Menschen in der Produktion wird sich verän-
nehmensgrenzen halt. So soll sichergestellt werden, dass        dern. Vor allem Routinetätigkeiten wie zum Beispiel Mate-
alle Rädchen der gesamten Wertschöpfungskette nahtlos           rialzuführung und Umrüsten können automatisiert werden.
ineinandergreifen. Intelligente Werkstücke kommunizie-          Auch die durchgängige Integration von Engineering und
ren selbstständig mit den Werkzeugen und Maschinen, um          Produktion wird einige manuelle Schritte zur Konfigura-
die richtige Bearbeitung zu erhalten. Zahlreiche Sensoren       tion der Produktionswerkzeuge überflüssig machen. Die
tragen dazu bei, dass immer genau bekannt ist, was gerade       Entlastung durch Automatisierung und Vernetzung wird
passiert. Die Sensorik ist nicht zuletzt auch Voraussetzung     insgesamt dazu führen, dass sich die Zuständigkeitsbe-
dafür, dass die intelligente Fabrik wesentliche Entschei-       reiche der einzelnen Mitarbeiter ausdehnen. Wo die Mit-
dungen selbst treffen und flexibel auf Veränderungen im         arbeiter heute nur jeweils eine bestimmte Maschine oder
Produktionsgeschehen reagieren kann. Durch die enge Ver-        eine bestimmte Technologie im Prozess betreuen, werden
zahnung von Engineering und Produktion können selbst            sie zukünftig flexibel auf verschiedenste Ereignisse re-
Einzelstücke genauso schnell und zuverlässig gefertigt          agieren und stark unterschiedliche Aufgaben ausführen.
werden wie die Produkte einer Großserie.                        Dieses breitere Aufgabenspektrum wird auch ein breiteres
    Der Mensch spielt in diesen Zukunftsszenarien häufig        Kompetenzprofil erfordern. Neben entsprechenden Quali-
keine Rolle. Die Faszination der digitalisierten Produktion     fizierungsmaßnahmen werden die Mitarbeiter hierfür auch
scheint gerade in der Autonomie der Technik zu liegen, die      technische Hilfsmittel benötigen: Zum Beispiel gut aufbe-
ohne menschliches Zutun höchste Anforderungen an Effi-          reitete Handlungsanleitungen, die helfen, auch neue und
zienz und Flexibilität erfüllt. Doch sind komplett autonome     komplexe Situationen zu bewältigen. Oder Plattformen für
Produktionssysteme, die kein menschliches Eingreifen und        das Wissensmanagement, die einen dabei unterstützen,
Entscheiden mehr erfordern, aus heutiger Sicht weder re-        wahrscheinliche Fehlerursachen und Fehlerbehebungsstra-
alistisch noch wünschenswert. Es wird immer deutlicher,         tegien der erfahrenen Kollegen zu finden.
dass die Potenziale einer Industrie 4.0 erst durch eine part-        Doch nicht nur der Mensch ist angewiesen auf die Hilfe
nerschaftliche Kooperation zwischen Technik und Mensch          durch die Technik. Auch umgekehrt können die techni-
voll ausgeschöpft werden können. Vor allem menschliche          schen Möglichkeiten einer Industrie 4.0 erst durch einen
Fähigkeiten wie Kreativität und Wissenstransfer in der          aktiven Beitrag des Menschen voll ausgeschöpft werden.
Problemlösung sind in absehbarer Zukunft unersetzbar.           Und das betrifft nicht nur die Ingenieursleistung bei der
Die Frage ist daher weniger, wie weit uns die künstli-          Planung, Implementierung und Inbetriebnahme einer intel-
che Intelligenz in Richtung einer möglichst vollständi-         ligenten Produktionsanlage. Sondern auch die Leistung der
gen Automatisierung trägt, sondern vielmehr, wie wir die        Mitarbeiter im Produktionsbetrieb.
                                                                                                             Erschienen in
                                                                                                             information unlimited
                                                                                                             das magazin von copa-data
                                                                                                             Nr. 28, Oktober 2015
                                                                                                             © Ing. Punzenberger COPA-DATA GmbH
                                                                                                             www.copadata.com/iu
S P OT L I G H T D E R FA K TO R M E N S C H

                                                                           Mensch als Sensor
De r Me n s c h u nte r s t üt z t we s e nt l ic he
F u n k t ione n de r s m a r te n Fabr i k .                              - Aktiver Beitrag zur Situationserfassung
Bi ldque l le: F rau n hofe r I AO.                                        - Optimierung und Korrektur der Sensorleistung

                                                                           Mensch als Entscheider
                                                                           - Auflösen von Konflikten
                                                                           - Schnelle, qualifizierte Entscheidungen
                                                                           - Zeitkritische Eingriffe in das automatisierte System

                                                                           Mensch als Akteur
                                                                           - Komplexe Aufgaben, wenige Routinetätigkeiten
                                                                           - Flexibilität und Echtzeitinformationen
                                                                           - Abstimmung und Koordination im Team

M E N SC H U N D TE C H N I K KO O P E R I E R E N                 HMIs müssen künftig komplexe Entscheidungen und
Die wichtige Rolle des Menschen wird insbesondere dann         kooperative Entscheidungsprozesse effizient unterstützen
deutlich, wenn man die wesentlichen informationsverar-         können. Vorstellbar ist eine Art „Management-Cockpit”,
beitenden Funktionsbereiche der smarten Fabrik näher           das neben dem aktuellen Datenbestand auch Prognosen zu
betrachtet: (1) Perzeption: Wahrnehmung bzw. Sensorik,         wahrscheinlichen Ereignissen und simulierte Konsequen-
(2) Kognition: Intelligenz, Entscheiden, Lernen etc. und (3)   zen möglicher Entscheidungsoptionen darstellen kann.
Aktion: Handeln. In all diesen drei Bereichen lohnt sich die
Kooperation zwischen Mensch und Technik. Wir sollten die       3. MENSCH ALS AKTEUR
smarte Fabrik daher als soziotechnisches System verstehen:     Aktiv eingreifen in die physischen Vorgänge des Produkti-
                                                               onsgeschehens wird der Mensch vor allem in Situationen,
1. MENSCH ALS SENSOR                                           in denen Erfahrungswissen und Problemlösekompetenz
Wesentliche Voraussetzung für viele Industrie 4.0 Szenari-     gefragt sind. Beim Wissensmanagement kann die Technik
en ist ein möglichst vollständiges und zuverlässiges Abbild    unterstützen und dem handelnden Menschen zumindest
des Produktionsstatus zu jeder Zeit. Zur automatischen         teilweise das benötigte Wissen bereitstellen. Zum Beispiel
Erkennung von Material, Ort, korrekter Funktion, planmä-       über Bedien- und Lernhilfen, die durch Augmented Reality
ßigem Prozessfortschritt usw. werden zahlreiche Sensoren       und 3D-Handlungs- und Objekterkennung optimal in die
eingesetzt. Doch die Sensorik hat Grenzen: Komplexe Zu-        Aufgabenbearbeitung integriert sind. Doch der Wissens-
sammenhänge können oft nur durch eine aufwendige Inte-         transfer kann auch in die andere Richtung erfolgen. Durch
gration mehrerer Sensorquellen erfasst werden. Gerade bei      neuartige Interaktionskonzepte können klassische Pro-
der gemeinsamen Auswertung verteilter Sensoren bleibt          grammierungs- und Engineering-Aktivitäten mit Teach-In-
eine gewisse Unsicherheit und Fehleranfälligkeit bestehen.     Mechanismen verknüpft werden, um physisch-manuelles
Hier kann der Mensch als zusätzlicher und besonders in-        „Vormachen“ (z. B. der Verfahrwege) mit Code-basierter
telligenter „Sensor“ einen wichtigen Beitrag leisten. Vo-      Programmierung zu verbinden. Auf diese Weise können En-
raussetzung ist ein effektiv gestaltetes Human-Machine         gineering und Produktion ganz intuitiv integriert werden,
Interface (HMI), das dem Bediener der Produktionsanlage        um auch kleine Losgrößen oder iteratives Re-Engineering
eine aufgabenangemessene Visualisierung der erfassten          zu unterstützen.
Sensordaten bietet und anzeigt, wie das System diese Daten
interpretiert. Der Nutzer kann diese Informationen dann        SY M B I OS E Z WI SC H E N M E N SC H U N D
bestätigen oder korrigieren. Zusätzlich kann er eigene Be-     TE C H N I K
obachtungen und weitere Daten hinzufügen. So kann er die       In den drei beschriebenen Szenarien kommt dem HMI eine
Situationserfassung und Kontexterkennung effektiv unter-       ganz entscheidende Bedeutung zu. Es wird deutlich, dass
stützen und die Gesamtsensorleistung optimieren.               zukünftige HMIs eine enge Kooperation zwischen Mensch
                                                               und Technik ermöglichen müssen, damit sich die besonde-
2. MENSCH ALS ENTSCHEIDER                                      ren Fähigkeiten des Menschen wie Kreativität und Flexibi-
Trotz hoher Intelligenz und Automatisierung wird der           lität optimal mit den Stärken der Technik wie Wiederhol-
Mensch weiterhin als Entscheider gefordert sein. Insbeson-     barkeit, Genauigkeit und Ausdauer ergänzen können.
dere in den zahlreichen Situationen, die im Vorfeld nicht           Diese Idee lässt sich vielleicht am besten durch den
vorhergesehen und vorprogrammiert werden können.               Begriff der Symbiose greifbar machen. Symbiotische
spotlight                                                         13

Mensch-Technik Systeme unterstützen nicht nur ein Hand-
in-Hand-Arbeiten von Mensch und Maschine wie beispiels-           Z U M AU TO R :
weise in modernen Mensch-Roboter-Kooperationssyste-
                                                                  Matthias Peissner (Dr.-Ing.,
men. Sie zeichnen sich auch durch eine bedarfsgerechte            Dipl.-Psych.) leitet das Compe-
Anpassung der Rollenverteilung und Verantwortlichkei-             tence Center Human-Compu-
ten zwischen Mensch und Technik aus. Je nach Situation            ter Interaction am Fraunhofer-
                                                                  Institut für Arbeitswirtschaft
können die Initiative, die Handlungsentscheidung und die          und Organisation (IAO). In
Ausführung zu unterschiedlichen Anteilen von Mensch               dem interdisziplinären Team
bzw. Technik übernommen werden.                                   arbeiten Ingenieure, Informa-
                                                                  tiker, Designer und Psychologen an neuen Techno-
    Symbiotische Mensch-Technik-Systeme bieten auch               logien, Methoden und Gestaltungsansätzen für die
Vorteile für die Skalierbarkeit der Automatisierung. Sie          Mensch-Maschine-Interaktion. In Projekten mit Indus-
bieten insbesondere auch kleineren und mittleren Unter-           trieunternehmen entwickelt das Fraunhofer IAO effizi-
                                                                  ente und menschengerechte HMIs für die Praxis.
nehmen hervorragende Möglichkeiten zur Einführung und
Umsetzung von Industrie 4.0-Technologien. Das Wissen,             Kontakt:
das häufig in den Köpfen der erfahrenen Mitarbeiter steckt,
                                                                  E-Mail: matthias.peissner@iao.fraunhofer.de
muss nicht in einem aufwendigen Engineering-Prozess for-          Tel.: +49 711 970-2311
malisiert werden. Symbiotische Mensch-Technik-Schnitt-
stellen unterstützen hybride Produktionssysteme, indem
sie das vorhandene Wissen während der wertschöpfenden
Prozesse sammeln und konsolidieren, um eine schrittweise
zunehmende Automatisierung zu ermöglichen.

AU S B LI C K : H M Is F Ü R M OTIVATI O N U N D
WAC H S T U M
Industrie 4.0 bietet große Rationalisierungspotenziale.
Trotzdem wird der Faktor Mensch dadurch nicht unwich-             Ü B E R DA S F R AU N H O F E R I AO :
tiger. Die Intelligenz der smarten Fabrik fällt nicht vom
                                                                  Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Or-
Himmel. Und der Anspruch des lebenslangen Lernens gilt            ganisation IAO beschäftigt sich mit aktuellen Frage-
auch für intelligente Technik. Hierfür wird der Mensch auch       stellungen rund um den arbeitenden Menschen. Insbe-
in der Produktion permanent benötigt. Außerdem wissen             sondere unterstützt das Institut Unternehmen dabei,
                                                                  die Potenziale innovativer Organisationsformen sowie
wir aus der Forschung zur Automatisierung, dass wir den           zukunftsweisender Informations- und Kommunikati-
Menschen am besten möglichst intensiv in die Prozesse ein-        onstechnologien zu erkennen, individuell auf ihre Be-
binden, solange wir ihn im Ausnahmefall noch brauchen.            lange anzupassen und konsequent einzusetzen. Die
                                                                  Bündelung von Management- und Technologiekompe-
    Technik ist heute mehr als nur ein Werkzeug des pro-          tenz gewährleistet, dass wirtschaftlicher Erfolg, Mitar-
duktiven Menschen. Die aktuellen Entwicklungen ermög-             beiterinteressen und gesellschaftliche Auswirkungen
lichen eine Kooperation – nahezu auf Augenhöhe. Eine              immer gleichwertig berücksichtigt werden. Durch die
                                                                  enge Kooperation mit dem Institut für Arbeitswissen-
wichtige Herausforderung ist es, die Zusammenarbeit so zu         schaft und Technologiemanagement IAT der Univer-
gestalten, dass sie den jeweiligen Stärken von Mensch und         sität Stuttgart verbindet das Fraunhofer IAO univer-
Technik gerecht wird. Vor allem aber, dass der Mensch die         sitäre Grundlagenforschung, anwendungsorientierte
                                                                  Wissenschaft und wirtschaftliche Praxis.
Kontrolle behält und damit der vielzitierte „Dirigent” der
Industrie 4.0 wird.                                               Weitere Informationen finden Sie auf
    Dadurch verändern sich die Aufgaben des Menschen:             www.iao.fraunhofer.de/lang-de.
Weniger Handlungsausführung, mehr kreatives Problem-
lösen und mehr Verantwortung. Dienst nach Vorschrift an
Routineaufgaben ist passé. Der Mensch ist stärker gefordert
– ganzheitlich und intellektuell. Auch daraus ergeben sich
neue Gestaltungsfelder für das HMI: Wie können Anreize
geschaffen werden für ein hohes User Engagement und eine
Identifikation mit den Unternehmenszielen? Wie kann sich
die Technik an die individuellen Bedürfnisse anpassen? Wie
kann die persönliche Weiterentwicklung gefördert werden?
S P OT L I G H T D E R FA K TO R M E N S C H

14                                                       spotlight

ZU R Ü C K I N D I E ZU K U N F T

Eine zenon Zeitreise
mit COPA-DATA Gründer und
CEO Thomas Punzenberger
F OTO G R A F I E : E VAT R I F F T. C O M

Flux-Kompensator, fliegende Autos und Hoverboards, Zeitreisen ins Jahr 1885, 1955 und 2015 – die
Hollywood-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ erfand zahlreiche technische Innovationen. Dennoch
stand in jeder der filmischen Zeitzonen eines im Vordergrund: der Mensch und seine Lebenswelt. Ein
Blickwinkel, den auch COPA-DATA immer wieder einnimmt. Seit 28 Jahren entwickelt das Salzburger
Unternehmen ergonomische Automatisierungs-Software. zenon ist seit 1991 erfolgreich auf dem
Markt. CEO Thomas Punzenberger macht mit uns eine Zeitreise durch knapp 30 Jahre industrieller
Automatisierung und blickt im Anschluss voll Zuversicht „zurück in die Zukunft“.
                                                                                       Erschienen in
                                                                                       information unlimited
                                                                                       das magazin von copa-data
                                                                                       Nr. 28, Oktober 2015
                                                                                       © Ing. Punzenberger COPA-DATA GmbH
                                                                                       www.copadata.com/iu
spotlight                                                          15

Herr Punzenberger, Sie haben COPA-DATA 1987 in                mittlerweile mehr als 15 Jahren! Die Implementierung der
Salzburg gegründet. Was war damals Ihr persönliches           Soft-SPS zenon Logic bzw. straton hat in meinen Augen das
Schlüsselerlebnis, sich auf Automatisierungs-Software         Anwendungsspektrum noch einmal massiv erweitert. Und
zu spezialisieren?                                            natürlich die aktuellsten Versionen ab zenon 7 inklusive
T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Das Schlüsselerlebnis     zenon Analyzer und Batch Control. Damit haben wir wieder
war eigentlich vorgelagert. In meiner vorherigen Beschäf-     eine massive Erweiterung in Sachen Kommunikations- und
tigung in der Entwicklung haben wir immer wieder das Rad      Vernetzungsmöglichkeiten geschaffen und können jetzt
neu erfunden, alles wurde von der Pike auf neu program-       ganz neue Märkte in Angriff nehmen.
miert. Ich wollte damals schon einen Baukasten einführen,

              „Software, die funktioniert und genau die Daten liefert, die ich gerade
           benötige, ohne dass ich sie bemerke – das ist für mich ergonomische Software.
                 Wenn ich mich ständig fragen muss: ‚Geht es oder geht es nicht?‘
                                  ist das nicht sehr ergonomisch.“
                                 THOMAS PUNZENBERGER, CEO, COPA-DATA

mit dem sich Entwicklungsingenieure ihr Projekt selbst zu-    Da spielt sicherlich die Industrie 4.0-„Evolution“ mit
sammenstellen können, ohne einen Programmierer zu brau-       hinein. Inwiefern unterstützt zenon den Sprung von
chen. Mein Vorschlag fiel aber nicht auf fruchtbaren Boden.   der Industrie 3.0 zur Industrie 4.0?
Das verstand ich auch, wir waren ja kein Softwarehaus.        T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Wer sich die Spezifika-
Aber das war der Grundstein meiner Idee: Projekte einfach     tion der Industrie 4.0 durchliest, wird schnell sehr viele
konfigurierbar zu machen und auch für Anwender ohne           Komponenten aus zenon wiederfinden – zum Beispiel die
Programmierkenntnisse ein Tool zu entwickeln, das diese       Modularisierung oder die Kommunikationsmöglichkeiten.
Aufgaben für sie erfüllt.                                     zenon ist nicht nur in eine Richtung gedacht, sondern viel-
                                                              mehr ein Brückenschlag in andere Welten, z. B. die Cloud,
Da klingt schon das „do it your way-Prinzip“ durch,           SAP oder andere kommerzielle Systeme. zenon schafft eine
oder?                                                         bidirektionale Kommunikation. Daten aus dem Feld, wo wir
T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Genau, „do it your way“   die Feldbus- und SPS-Ankopplungen sehr gut beherrschen,
oder auch „parametrieren statt programmieren“. Diese          werden transparent in eine Cloud übertragen. zenon funkti-
Grund-Philosophien stammen aus dieser Zeit. Ich dachte,       oniert dabei wie ein Datenhost, ein Vermittler, eine Relais-
Programmentwickler könnten eigentlich auch mehr leisten       Station oder das Gehirn. Außerdem sind viele intelligente
als nur Basisarbeiten. Für mich stand fest: Anwender          Algorithmen vorhanden, die Daten verdichten und aufbe-
könnten ihre Arbeitszeit besser nutzen, wenn sie nur den      reiten. Speziell in der heutigen Zeit ist eine Datenreduktion
richtigen Baukasten an die Hand bekommen. Alles könnte        oft gewünscht, denn die wenigsten Firmen verfügen über
effizienter und einfacher werden.                             die Infrastruktur, große Datenmengen aus der Produktion
                                                              unkomprimiert in eine Cloud zu übertragen.
Seitdem hat Ihr Unternehmen viele zenon Versionen
und Updates entwickelt. Was sind Ihre persönlichen            Die Datenaufbereitung soll also den Menschen und
zenon Meilensteine bis heute und warum?                       Unternehmen helfen. Warum spielt das Thema
T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Da wäre natürlich die     Ergonomie eine so wichtige Rolle in der Forschungs-
erste Version 1991. Das Parametrieren war für uns wirklich    und Entwicklungsarbeit bei COPA-DATA?
ein großer Schritt. Ein weiterer Meilenstein war sicherlich   T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Wir machen uns damit
die Version 5 mit ihren Netzwerkmöglichkeiten. Da waren       immer wieder unsere Hauptaufgabe als Entwickler bewusst.
Features wie die Mehrprojektverwaltung dabei, multi-          Ergonomie ist ja nicht nur ein schönes User-Interface,
hierarchische Netzwerkstrukturen und auch die Redun-          sondern das Software-Gesamtpaket und der Nutzen für den
danz. Das gesamte Netzwerkkonzept ist auch heute noch         Menschen. Software, die funktioniert und genau die Daten
ein Highlight in zenon, und es ist damals entstanden, vor     liefert, die ich gerade benötige, ohne dass ich sie bemerke
S P OT L I G H T D E R FA K TO R M E N S C H

16                                                     spotlight

– das ist für mich ergonomische Software. Wenn ich mich            Zum anderen gibt es noch den Anwender, der vor der
ständig fragen muss: „Geht es oder geht es nicht?“ ist das     Anlage steht und sie bedient. In der Runtime ist eine Art
nicht sehr ergonomisch. Wir haben zum Beispiel Spezialis-      rollenbasierte Bedienung möglich: Aufgaben, die jeder
ten im Team, die sich nur mit der Usability unserer Software   machen darf und Aufgaben, die nur Spezialisten bezie-
beschäftigen und unsere Entwickler in Sachen Design und        hungsweise Service-Techniker machen dürfen. Jeder darf
User-Interface beraten. Das sind Investitionen, die bei den    sozusagen nur die Arbeiten durchführen, in denen er ge-
meisten Software-Firmen nicht stattfinden. Das zahlt sich      schult ist, die er beherrscht. Das gibt dem Anwender Sicher-
natürlich erst nach einer gewissen Zeit aus, aber unser Ziel   heit, und letztendlich dient es auch der gesamten Anlagen-
ist immer, dieses Feeling beim User zu erzeugen: mit zenon     sicherheit, der Qualität des Endproduktes und so weiter.
arbeite ich gern.

               „Ich glaube, die Anwenderin der Zukunft geht wesentlich rosigeren Zeiten
             entgegen. Egal, auf welcher Plattform sie sich bewegt, sie wird die benötigten
                                          Daten bekommen.“
                                     THOMAS PUNZENBERGER, CEO, COPA-DATA

Der Mensch steht bei Ihnen somit im Fokus der                  Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft
Software-Entwicklung. Inwieweit unterstützt zenon              und Organisation IAO spricht dem Menschen im
seine Nutzer auch dabei, menschliche Fehler zu                 industriellen Umfeld der Zukunft Rollen (Sensor,
vermeiden?                                                     Entscheider, Akteur etc.) zu. Wie wird zenon auf diese
T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Da gibt es zwei Ansatz-    Entwicklung vorbereitet?
punkte. Zum einen beim Anwender, der das zenon Projekt         T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Heute schon erstellen
erstellt. Dem hilft es natürlich, wenn er vorkonfektionierte   sich die Endnutzer unserer Kunden ihre Oberflächen ganz
Elemente im Editor hat, die schon geprüft und dokumen-         individuell. Zum Beispiel: Wenn sich Benutzer A im System
tiert sind. Da weiß er, was er erwarten kann und was nicht.    einloggt, wird die Temperatur groß und der Druck klein
Selbstprogrammierte Skripts müssten aufwendige Qua-            dargestellt, weil dieser Parameter für ihn nicht so wichtig
litätssicherungen durchlaufen. Die vorgefertigten zenon        ist. Benutzer B lässt sich dafür die Drehzahl ganz groß ab-
Funktionen bieten da mehr Sicherheit, meistens auch eine       bilden, weil er damit die anderen Parameter besser im Griff
schnellere Performance und höhere Zuverlässigkeit.             hat. Diese Individualisierung wird schon jetzt sehr gut an-
                                                               genommen und sicherlich weiter ausgebaut. Bestimmte Be-
                                                               nutzer sehen aggregierte Daten, andere direkte Quelldaten.
                                                               In Zukunft werden diese Daten dann bestimmt noch auf
                                                               wesentlich mehr Geräten verfügbar sein.

                                                               Wo Sie gerade schon von der Zukunft sprechen: Was
                                                               glauben Sie, worauf darf sich die junge Ingenieurin der
                                                               industriellen Zukunft auf unserem Magazin-Cover in
                                                               ein paar Jahrzehnten freuen?
                                                               T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Ich glaube, die Anwen-
                                                               derin der Zukunft geht wesentlich rosigeren Zeiten entge-
                                                               gen. Es wird viel weniger eine Rolle spielen, auf welcher
                                                               Plattform sie sich bewegt. Egal, ob sie vor dem Smartphone,
                                                               dem Tablet oder dem Desktop sitzt, sie wird die benötig-
                                                               ten Daten bekommen. Ich denke, dass sie und uns einige
                                                               Themen weiter begleiten werden, zum Beispiel die Vernet-
                                                               zung, der Datenaustausch zwischen Geräten, zwischen den
                                                               Welten. Man darf nicht vergessen: Die Automatisierung
                                                               war lange Jahre eine komplette Parallelwelt zur kommerzi-
spotlight   17

ellen IT- und Informatikwelt, und in vielen Betrieben ist das
teilweise heute noch so. Das versucht die Industrie 4.0 auf-
zubrechen. Ob es mit Industrie 4.0 gelingt, wird sich zeigen.

Sie arbeiten seit 30 Jahren in der
Automatisierungsbranche. Was ist für Sie die Konstante
im Bereich Maschine-Software-Mensch?
T H O M A S P U NZE N B E R G E R : Als Ingenieur will ich
meinen Prozess möglichst optimal sehen und analysieren
können, um daraus gute Rückschlüsse zu ziehen. Das war
vor 30 Jahren die Anforderung und das ist sie auch heute
noch – aber mit mehr technischen Möglichkeiten und viel
mehr Informationen. Wir haben bei einem Kundenprojekt
Anfang der 90er-Jahre mit ungefähr 1.000 Informationen
angefangen. Der gleiche Kunde hat heute circa 20.000 In-
formationen auf derselben Maschine. Die Datenmenge wird
auf alle Fälle weiter explodieren. Der Anspruch bleibt aber
gleich: Ich will wissen, was vorgeht und was ich tun kann,
damit alles möglichst reibungslos und effizient funktio-
niert. Daran arbeiten wir konsequent weiter.

Vielen Dank für das Gespräch.

                     da s in terv ie w führte
                     seba sti a n bä sk en,
                     public r el ations consulta n t
                     bei copa-data.
P R O D U C T S & S E RV I C E S

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                          S ER I E: EFFIZI ENTE S P ROJ EK TI ER EN M IT ZEN O N
                                                 TEI L 5/2

            Mehrprojektverwaltung
                       In der IU-Ausgabe Nr. 24 haben wir uns mit dem großen Thema
                     Verteiltes Engineering im Editor beschäftigt. Dieses Mal dreht sich
                     alles um die Mehrprojektverwaltung, das Herzstück von zenon und
                         – ein Feature, das keines unserer Mitbewerbsprodukte bietet.

                                               te x t: m a r kus helbok ,
                                           he a d of technology serv ices

    Bei der Mehrprojektverwaltung handelt es sich einer-       •   Geladen: Wird schwarz dargestellt. Das Projekt ist
seits um die Fähigkeit des zenon Editors, mehrere Projek-          bearbeitbar, ist aber nicht das aktive Projekt.
te gleichzeitig zu laden, andererseits um die Möglichkeit,
in der Runtime mehrere Projekte gleichzeitig zu nutzen.        •   Aktiv: Wird fett dargestellt. Das Projekt ist geladen
In diesem Artikel gehen wir auf beide „Facetten“ ein und           und aktiv. Toolbar-Aktionen und Wizards wirken in
geben Ihnen wertvolle Tipps zur Hand. Beginnen wir mit             der Regel auf dieses Projekt.
den Funktionalitäten und Vorteilen im zenon Editor.
                                                               •   Startprojekt: Wird mit einem blauen Rahmen
M E H R P ROJ E K T V E RWA LT U N G                               dargestellt. Dieser Zustand ist völlig unabhängig von
I M Z E N O N E D ITO R                                            aktiv, inaktiv oder geladen. Dieses Projekt ist in der
Um mehrere Projekte in den Editor zu bekommen, öffnen              zenon6.ini als Startprojekt eingetragen und wird
Sie einen bestehenden Arbeitsbereich und wählen im                 demnach in der Runtime als erstes gestartet. Man kann
Hauptmenü oder im Kontextmenü des Arbeitsbereichs                  so z. B. das Integrationsprojekt in der Runtime starten,
den Befehl „Bestehendes Projekt einfügen“. Im folgenden            obwohl ein Unterprojekt im Editor aktiv ist.
Dialog sehen Sie alle Projekte, die sich auf Ihrem PC befin-
den. Diese können Sie dann in den Arbeitsbereich einfü-        T I P P S F Ü R E F F IZ I E N T E S A R B E I T E N I M E D I TO R
gen. Auch wenn Sie ein neues Projekt erstellen, haben Sie      •   Runtime-Dateien für andere Projekte erzeugen:
die Wahl, einen neuen Arbeitsbereich anzulegen oder das            Das machen Sie entweder über die Symbolleiste mit
Projekt in den bestehenden Arbeitsbereich einzufügen. Der          dem Befehl „geänderte RT Dateien für alle Projekte
Arbeitsbereich ist dabei nur ein Container für den Editor.         erzeugen“ oder per Rechtsklick auf das Projekt und
Für die Runtime hat er keinerlei Auswirkung. Dort zählen           den Eintrag „Runtime Dateien › Geänderte erzeugen“
nur die Projektstruktur und das eingestellte Startprojekt.         im Kontextmenü.
                                                               •   Mehrfenstertechnik des zenon Editors nutzen:
Projekte im Arbeitsbereich können folgende Zustände                Viele Fenster wie Variablen, Funktionen, Symbole
haben:                                                             usw. können von der Hauptansicht entkoppelt werden.
                                                                   Dazu klicken Sie rechts auf den entsprechenden
•    Entladen: Wird ausgegraut dargestellt. Das Projekt            Knoten im Projektbaum und wählen den Menüpunkt
     kann nicht bearbeitet werden. Über das Kontextmenü            „In neuem Fenster öffnen“. Besonders bei Objekten,
     kann es in den Speicher geladen bzw. aktiviert werden.        die per Drag&Drop in Bilder gezogen werden können,
                                                                   ist das sinnvoll. Diese Methode hat auch den Vorteil,
                                                                                                                     Erschienen in
                                                                                                                     information unlimited
                                                                                                                     das magazin von copa-data
                                                                                                                     Nr. 28, Oktober 2015
                                                                                                                     © Ing. Punzenberger COPA-DATA GmbH
                                                                                                                     www.copadata.com/iu
produc t s & serv ices                                                                                21

                                                                                                                      i
                                                                                                             a, b, c, d, e, f, g, h

                                                                                            g                                                   h
                                                                                         a, b, c                                               d, e, f

                                                                         a                            c                               d                       f
                                                                                       b                                                            e

Abbildung 1: E d itor pr of i le z uor d ne n                    Abbildung 2: K la s s i s c h h ie ra r c h i s c he r Net z we rk au f bau

     dass man die Fenster nicht immer suchen und neu             Trendbild oder sämtliche Alarme und Ereignisse aller
     öffnen muss. Wenn Sie ein Zwei-Monitor-System               Anlagen in einer Halle.
     nutzen, können Sie sich so z. B. Listen auf dem zweiten         Ob die Projekte dann auf demselben Rechner als Server
     Monitor anzeigen lassen.                                    laufen oder auf zwei unterschiedlichen, ist unerheblich. Es
                                                                 kann auch ein Projekt ein Einzelplatzprojekt sein und das
•    Editorprofile verwenden:                                    zweite ein Redundanzprojekt. Denn: Die zenon Runtime
     Damit wird das Wechseln der Ansichten zum                   lädt jedes Projekt für sich unabhängig. Damit läuft nicht
     Kinderspiel. Die Editorprofile haben zwei Funktionen:       mehr der PC oder die Runtime als Server oder Client,
     1. Speichern der Fensterpositionen in Profilsets.           sondern nur mehr das Projekt trägt diese Funktionalität.
     2. Zuordnen der Profilsets zu einem Knoten                  Sie können also auf ein und derselben Maschine ein Projekt
         im Projektbaum. Damit erhalten Sie beim                 als Client betreiben, ein anderes als Einzelplatz, ein drittes
         Klick auf einen Knoten optimal angepasste               als Server und ein viertes als Standby. Ein paar praktische
         Editoreinstellungen, für Bilder eine andere als         Beispiele:
         für Variablen usw. In der Symbolleiste „Editor
         Profile“ ist im Eintrag „Vordefinierte Profile laden“   K L A S S I S C H H I E R A R C H I S C H E R AU F B AU
         bereits ein Set solcher Profile hinterlegt. Die         Auf der untersten Ebene befinden sich die Server A–F, auf
         Profile verwalten Sie über die Symbolleiste und         der mittleren Eben zwei Maschinen, die eine Mischfunk-
         ordnen Sie über das Kontextmenü den Knoten des          tion haben. Für die Projekte A–F sind sie Client, für die
         Projektbaums zu (siehe Abbildung 1).                    eigenen Projekte G–H Server. Und die Topmaschine I ist
                                                                 ein Multi Client für alle Projekte A–H und hat zusätzlich
M E H R P ROJ E K T V E RWA LT U N G I N D E R                   noch ein lokales Projekt I laufen, das als Einzelplatzprojekt
Z E N O N R U NTI M E                                            definiert ist. Dieses oberste Projekt wird in zenon Integra-
In der Runtime meint Mehrprojektfähigkeit, dass mehrere          tionsprojekt (I-Projekt) oder auch Dachprojekt genannt. Es
Projekte gleichzeitig geladen werden können. Das funktio-        ist das Projekt, das als Startprojekt gesetzt werden muss
niert ganz einfach:                                              (siehe Abbildung 2).
    Im Editor ziehen Sie ein Projekt per Drag&Drop unter             Dieses Modell lässt sich problemlos auf jede Produk-
ein anderes – und schon sind zwei Projekte miteinander           tionsstätte übertragen: Auf der untersten Ebene befinden
verbunden. Jetzt können Sie in einem Projekt auf die Va-         sich die Produktionsmaschinen. Diese fungieren als Server.
riablen, Funktionen, Archive, Alarme, Events usw. der            Kommen die Maschinen von unterschiedlichen Herstel-
anderen Projekte zugreifen. Damit erreichen Sie auch in          lern oder haben Sie unterschiedliche zenon Versionen im
einer dezentralen Struktur umfassende Übersicht: In nur          Einsatz, ist das dank der Abwärtskompatibilität von zenon
einem Prozessbild haben Sie so z. B. die wichtigsten Va-         kein Problem. Sie können die Maschinen trotzdem mitein-
riablen aller anderen Systeme auf einem Monitor oder die         ander vernetzen. Auf der zweiten Ebene sind wir dann z. B.
Temperatur und Druckverläufe aller Maschinen in einem            auf der Leitstandsebene in einem Meisterbüro oder beim
22                                                                           produc t s & serv ices

                                                                                         Instandhaltungsteam. Und die dritte Ebene kann ein Web
           PC 1                                                   PC 2                   Client in der Produktionsleitung sein, von dem aus alles
                                                                                         überblickt wird.
      A-Server                                               B-Server
          B-Client                                               A-Client                H O R IZO N TA L E T R A N S PA R E NZ
                                                                                         Dabei läuft auf PC 1 das Projekt A als Server und das
                                                                                         Projekt B als Client, auf PC 2 das Projekt A als Client und
                                                                                         das Projekt B als Server. Damit können Sie auf beiden Ma-
                                                                                         schinen alle Bilder sehen (siehe Abbildung 3).
Abbildung 3: Hor i zont a le Tra n s pa r e n z

                                                                                         E RW E I T E R U N G ZU R K R E I S R E D U N DA NZ
                                                                                         In einer Konstellation mit drei redundanten Projekten brau-
                                                                                         chen Sie anstelle von sechs Rechnern nur noch drei. Dabei
                                                                                         läuft auf PC 1 das Projekt A als Server und das Projekt B
                                                                                         als Standby. Auf PC 2 läuft das Projekt B als Server und das
                                                                                         Projekt C als Standby und auf PC 3 schließt sich der Kreis: Er
           PC 1                                                   PC 2                   ist Server für das Projekt C und Standby für A. Es ist auch
        A-Server                                                B-Server                 möglich, die horizontale Transparenz mit der Kreisredundanz
        B-StandBy                                              C-StandBy                 zu verbinden. Auf allen drei PCs laufen die Projekte A, B und
         C-Client                                               A-Client                 C. Einmal als Server, einmal als Standby und einmal als Client
                                                                                         (siehe Abbildung 4).
                                                                                              Ihre Vorteile: Sie können von überall auf alles zugreifen
                                                                                         und auch bei einem Ausfall eines PCs gibt es durch die stoß-
                                       PC 3                                              freie Redundanz keinen Datenverlust. Zwei PCs tragen die
                                                                                         Last von drei Projekten, alle Informationen sind gesichert.
                                    C-Server
                                                                                         Auch angehängte Clients greifen problemlos weiter auf die
                                   A-StandBy
                                    B-Client                                             Server zu.
                                                                                              Stichwort Client: An der Spitze können Sie in der Kreis-
                                                                                         redundanz bei Bedarf wieder einen Multi Client platzie-
                                                                                         ren, der dann Client aller Projekte ist. Clients hängen sich
                                                                                         übrigens immer automatisch zum aktiven Server um. Wer
Abbildung 4: Hor i zont a le Tra n s pa r e n z m it K r e i s r e du nd a n z           gerade Client oder Server oder Standby ist, verrät Ihnen die
                                                                                         entsprechende Systemtreibervariable.
                                                                                              Für die Anzahl der Projekte, die so verschachtelt werden
                                                                                         können, gibt es keine festgelegten Grenzen. Diese werden
                                                                                         durch Speicherbedarf, Performance, Netzwerkauslastung
                                                                                         usw. gesetzt. 200 oder 300 Projekte stellen kein Problem
                                                                                         dar. In internen Tests bei COPA-DATA laufen Projekte mit
                                                                                         rund einer Million Variablen fehlerfrei über Monate.

                                                                                         WE ITE R E TI P P S & TR I C K S
                                                                                         Wenn Sie Projekte im Editor per Drag&Drop ineinander ver-
                                                                                         schachtelt haben, können Sie auf die Variablen, Funktio-
                                                                                         nen, Bilder, Archive usw. der anderen Projekte ganz einfach
                                                                                         zugreifen: Entweder per Drag&Drop in ein Bild ziehen oder
                                                                                         über den klassischen Auswahldialog übernehmen. Dort
                                                                                         werden alle geladenen Projekte angeboten (siehe Abbil-
                                                                                         dung 5). Im Projekt selbst werden Objekte anderer Projekte
                                                                                         immer speziell gekennzeichnet: Projektname#Objektname.
                                                                                         Alarmmeldeliste und Ereignisliste bieten noch eine Beson-
Abbildung 5: Va r iable n au s w a h l-D ia log m it
                                                                                         derheit: In diesen beiden Listen können Sie die Filter so
Va r iable n au s w a h l au s a nde r e m P r oje k t                                   anpassen, dass Sie auf alle Projekte in der Projektstruktur
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