Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...

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Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Deutsche Gesellschaft
          für Gartenkunst und Landschaftskultur
Landesverband Hamburg / Schleswig-Holstein e.V.
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Inhaltsverzeichnis

                   Vorwort: ‚Panta Rhei‘ – alles fließt .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3

                   Park/Garten/Landschaft und Musik – kurz & knapp
                         Natur und Kultur im Einklang .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4
                         ,Musik wird störend oft empfunden ...‘ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 6

                   Park/Garten/Landschaft und Musik
                         Estland – Musik in der estnischen Kultur .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
                         Wasserlichtorgel in Planten un Blomen – Ein Sanierungsfall .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13
                         The Sound of Ohlsdorf.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17
                         Die Freilichtbühne im Hamburger Stadtpark .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 23

                   Merkenswertes
                         Die Pücklersche Kulturlandschaft in Branitz .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 28
                         Die Ära Grunert – Zehn Jahre Vorsitzender unseres Landesverbandes  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 31
                         Verbandsgespräche  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 33
                         Spontanwald in Gefahr  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 36
                         Die Este vom Wasser aus betrachtet .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 38
                         DGGL Jahresprogramm 2020 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 41
                         Nachruf Dörte Schachtschneider-Baum  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 42
                         Nachruf Jörg Matthies .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 43

                   Neues aus Bund und Land
                         Aus der Bundesgeschäftsstelle Berlin .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 44
                         Statistik .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 46
                         Impressum / Sponsoren .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 47

2   Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Vorwort
                                                             ‚Panta Rhei‘ – alles fließt
Liebe DGGL-Kolleginnen                            Landschaftsbau, Deutsche Gesellschaft zur

                                                                                                                          Foto: Katharina Marie Erzepky
und DGGL-Kollegen,                                Förderung der Gartenkultur zusammen. Sol-
                                                  che Art der Zusammenarbeit halten wir für
      … seit April 2019 bin ich als Vorsitzende   wegweisend und wollen sie in den kommen-
unseres Landesverbandes mit den engagier-         den Jahren mit weiteren ‚grünen‘ Vereinen
ten Kolleginnen und Kollegen aus der Vor-         aufnehmen.
standsgruppe sowie teilnehmenden Mitglie-
dern tätig. Es ist mir eine Freude zu erleben,           Programmatisch beschäftigt mich per-
wie aus dem Engagement von vielen Einzel-         sönlich der Wandel. ‚Panta Rhei‘, alles fließt.
nen ein wesentlicher Beitrag zu Gartenkunst       Mit dem Wandel und unserer Entscheidung           Katharina Marie
und Landschaftskultur erwächst. Und es ist        wie wir mit ihm umgehen, haben wir in un-         Erzepk: Landschaft,
mir eine Ehre, diesen Beitrag mitgestalten        seren Gärten und Anlagen zu tun, er ist die       Natur und Garten
zu dürfen.                                        Grundlage unserer planenden und bauen-            haben mich schon
                                                  den Berufe.                                       früh und intensiv ge-
       Seit Anfang April besteht der Vorstand                                                       prägt. Als hessische
in einer neuen Zusammensetzung: neben mir                 In unserer Berufsgruppe scheinen Wand-    Landschaftsgärtnerin
sind auch Klaus Schröder aus Kiel und Cars-       lungen gegenwärtig besonders schnell von-         habe ich im bayeri­
ten Sempf aus Hamburg in neuer Funktion           statten zu gehen oder kommt es mir – viel-        schen Weihenstephan
tätig, während unser Schatzmeister Thomas         leicht auch uns? – nur so vor?                    studiert und mich
Schokolinski und unsere Geschäftsführung                                                            1991 als Diplom-
durch Andreas Bunk und Pamela Münch ihre                 So leitet mich der Wunsch, unser Lan-      Ingenieurin der Lan-
große Erfahrung aus den vergangenen Jah-          desverband möge sich weiterhin dem Ken-           despflege in Ham-
ren mitbringen.                                   nenlernen und dem Schutz schöner Gärten,          burg niedergelassen.
                                                  der Pflege und dem Erhalt traditioneller Anla-    Seit 1995 freischaf-
        Wir arbeiten mit der Unterstützung        gen und grünem Landschafts- und Stadtraum         fend tätig, hat sich
des erweiterten Vorstandes:                       widmen. Zugleich möchte ich Sie einladen          aus anfänglicher freier
>G
  eert Grigoleit, Heino Grunert und              gemeinsam das Neue kennenzulernen: neue           Mitarbeit das Büro
  Dr. Joachim Schnitter für gartenhistori­        Gärten und Anlagen, die sich wandelnden           Munder und Erzepky
  sche Themen in und um Hamburg                   Arbeits- und Denkweisen und Nachbarn im           entwickelt, das gerade
 (hierzu zählt auch die Kollision zwischen        gärtnerischen Engagement.                         20-jähriges Jubiläum
  Natur und Garten)                                                                                 feiern konnte.
>S
  ilke Lucas für die aktuellen Projekte                  Im vorliegenden Jahresheft stellt die     Im beruflichen Kern
  der Landschaftsplanung in der Stadtent-         Redaktion viele unserer Treffen im vergange-      Objektplanerin, bin
  wicklung                                        nen Jahr vor und hat auch Mitglieder zu Stel-     ich neugierig auf alles,
>D
  r. Margita Meyer für die gartenhistori-        lungnahmen gewinnen können. Die Redak-            was Garten- und
  schen Themen in Schleswig-Holstein              tion arbeitet in neuer Zusammensetzung mit        Landschaftskultur
>S
  abine Nolting für digitale Beratung            Iris Carius, Kester Kirchwehm und Dr. Joachim     zu einem sinnvollen
>A
  nke Tröster für die Zusammenhänge              Schnitter. Das Lektorat haben Claudia Swemers     Leben beitragen –
  von Kunstgeschichte und Garten                  und Elke Heilmann übernommen.                     vom Kleingarten
                                                                                                    bis zur Landschafts-
       Der Landesverband ist mit zwei Perso-             Meinen Dank an alle Aktiven im Landes-     achse und vom
nen im neuen Beirat für das Präsidium tätig:      verband für ihr Engagement und Stärkung           historischen Garten
an Andreas Bunk und Heino Grunert erging          der Stimme der DGGL!                              bis zur Brache.
der Ruf, das Präsidium in fachlichen und regi-
onalen Belangen zu unterstützen.                       Mit herzlichem Gruß und allen guten
                                                  Wünschen für das Jahr 2020!
       Und in wachsendem Maße arbeiten wir
mit den benachbarten Verbänden Bund deut-                     Katharina Marie Erzepky
scher Baumschulen, Bund Deutscher Land-                                  Vorsitzende
chaftsarchitekten, Fachverband Garten- und

                                                        DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020               3
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Kurz & knapp
„Park/Garten/Landschaft und Musik“
                    Unter der Rubrik „Park/Garten/Landschaft und Musik – kurz & knapp/eine Standortbestim-
                    mung“ haben wir den Autoren in diesem Jahr folgende drei Fragen gestellt:

                   1. Welche Vorteile/Nachteile sehen Sie, wenn Sie an unser
                      Jahresthema denken?
                   2. Welche besonderen Erlebnisse hatten Sie bei
                      Musikveranstaltungen in Parks/Gärten/der Landschaft?
                   3. Ist diese Kombinationsnutzung zukunftsfähig?
                      Wenn ja, wie?
                                                                                              Das Redaktionsteam

Park/Garten/Landschaft und Musik – kurz & knapp
Natur und Kultur im Einklang
                   Die Verbindung von Musik und Natur/                       Unter dem Begriff Kunst wird durch
                   Garten empfindet man als äußerst                   Menschhand Geschaffenes verstanden, im
                   harmonisch. Vielleicht, weil damit alle            Gegensatz zur Natur. Insofern gelingt der
                   Sinne angesprochen werden.                         Gartenkunst sogar als „Alleinstellungsmerk-
                                                                      mal“ die Verknüpfung von Natur und Kunst:
                          „Der Mai ist gekommen ...“ und „Am          aus Architektur und Natur entsteht ein neues,
                    Brunnen vor dem Tore, da steht ein Linden-        eigenständiges Werk.
                    baum …“ gehören zu den bekanntesten Volks-
                    liedern der Deutschen. Der Begriff Konzert-               Viele Künstler stellen sich gern der
                    muschel klingt zwar nach 50er Jahre-Kurpark       Herausforderung, sich mit unterschiedlichen
                    und sonntäglichem Pflichtspaziergang, ist         Darstellungsmethoden mitzuteilen. Das gilt
                    aber letztendlich der Vorläufer von Openair-      für Maler und Musiker ebenso wie für Land-
                    Konzerten und -Festivals, seien es die Scor-      schaftsarchitekten. Dadurch entstehen inte-
                    pions im Hamburger Stadtpark oder auch            ressante Vermischungen von Techniken und
                    Wacken.                                           vor allem immer wieder neue Antworten auf
                                                                      die Frage nach der Darstellung von Raum =
                           Die Musik gilt als die flüchtigste aller   Gegenstände, Körper, Landschaft, und Zeit =
                    Künste, erlebbar nur im selben Augenblick,        Handlung, Sprache, Abfolge, Musik.
                    jedoch durch die Notenschrift wiederholbar
                    aufzuführen.                                             Das hundertjährige Bauhausjubiläum
                                                                      im Jahr 2019 erinnert an den damals spek-
                            In der Aufzählung der schönen Künste      takulären Gedanken, die Kunst als Gesamt-
                    ist die Gartenkultur nicht explizit als eigene    heit zu begreifen und hat zwei Künstler in
                    Gattung genannt, aber darf sicher unter dem       den Blick gerückt, die sich in ihren Werken
                    Begriff Architektur dazugezählt werden.           mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt

4   Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Park/Garten/Landschaft und Musik – kurz & knapp
                                                                                                         Natur und Kultur im Einklang
                                                                                                                                                         Gabriele Schabbel-
Foto: www.mediaserver.hamburg.de / Geheimtipp Hamburg

                                                                                                                                                         Mader, 1959 in
                                                                                                                                                         Hamburg geboren,
                                                                                                                                                         hat nach einer Gärt-
                                                                                                                                                         nerlehre von 1979
                                                                                                                                                         bis 1982 an der
                                                                                                                                                         FH Osnabrück Lan-
                                                                                                                                                         despflege studiert.
                                                                                                                                                         Im Anschluss Tätig-
                                                                                                                                                         keiten in einer Baum-
                                                                                                                                                         schule und einem
                                                                                                                                                         Planungsbüro. Seit
                                                                                                                                                         1988 ist sie als Freie
                                                                                                                                                         Landschaftsarchitek-
                                                                                                                                                         tin mit dem Schwer-
                                                                                                                                                         punkt Objektplanung
                                                                                                                                                         in Bargteheide tätig.
                                                        Die Wasserlichtspiele in Planten un Blomen
                                                                                                                                                         Von 2012 bis 2018
                                                                                                                                                         war sie Präsidentin
                                                                                                                                                         der Gesellschaft zur
                                                        haben. Paul Klee war Maler und ein hervor-       schütz“, der häufig gespielten Oper des Euti-   Förderung der Gar-
                                                        ragender Geiger. Seine ersten Werke in der       ner Komponisten Carl Maria von Weber, zwei      tenkultur. Seit ihrer
                                                        Kindheit waren botanische Zeichnungen un-        Gärten angelegt. Einer schuf drei stimmungs-    Jugend ist sie aktive
                                                        ter Anleitung seiner Großmutter. Er nutzte       volle Räume entsprechend den drei Aufzü-        Chorsängerin.
                                                        die Kompositionskunst der Polyphonie, schuf      gen der Oper und dem zweiten Garten wur-
                                                        seine Bilder wie Dirigate, Orchesterbesetzun-    den die Töne den Farben der Pflanzen und
                                                        gen, sprach von Bildkomposition. Ebenso          Lichteffekten mit LED-Leuchten zugeordnet.
                                                        sein Kollege Wassily Kandinsky, der sich von
                                                        dem Komponisten und Maler Arnold Schön-                 Damit schließt sich für mich der Kreis
                                                        berg, dem Erfinder der Zwölftontechnik, zu       zu einem der schönsten Objekte der Idee von
                                                        abstrakten Gemälden inspirieren ließ: seinen     Musik im Park, nämlich der Wasserlichtorgel
                                                        Kompositionen, wie er die Bilder analog zur      der Internationalen Gartenschau in Hamburg
                                                        Musik nannte, denn er konnte Töne sehen und      von 1953 im Park Planten un Blomen. Seit-
                                                        Farben hören.                                    dem sind dort im Sommer täglich zweimal,
                                                                                                         nachmittags und in der Dunkelheit, Wasser-
                                              2016 fand im Eutiner Schlosspark am                        Licht-Konzerte zu erleben. Filmmusik oder
                                       See eine Landesgartenschau statt, nahe der                        Tango, aber auch Stücke einzelner Komponis-
                                       Seebühne, wo es schon jahrelang jeden Som-                        ten, wie z. B. Karneval der Tiere von Camille
                                       mer beeindruckende Open-Air-Opernauffüh-                          Saint-Saens werden per Lautsprecher in den
                                       rungen gibt, vor der herrlichen Kulisse des                       Park übertragen, dazu spielt = bedient der
                                       Parks und des Sees. Das treffende Motto war                       Organist live die Wasserspeier und -fontä-
                                      „Natur und Kultur im Einklang“. Musikalische                       nen und setzt abends auch noch Lichteffekte
                                       Begriffe durchzogen das gesamte Programm.                         dazu ein. Ca. 20 min. dauert diese großartige
                                       In sechs Themengärten befassten sich Stu-                         Schau, die übrigens kostenlos zu genießen ist
                                       dierende der Landschaftsarchitektur mit dem                       und zu den festen Highlights der sommerli-
                                       Thema „Wie können künstlerische Werke                             chen Stadtkultur gehört.
                                       durch die Natur erlebbar gemacht werden?“
                                       So wurde z. B. unter dem Motto „Der Frei-                                    Gabriele Schabbel-Mader

                                                                                                               DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020            5
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Park/Garten/Landschaft und Musik – kurz & knapp
                                        ,Musik wird störend oft empfunden ...‘
Quelle: STADTPARK VEREIN HAMBURG e.V.

                                               Reinhard Otto,     Eine kleine Historie                            sehr beliebten Park-Kaffee am Nordrand des
                                              Jahrgang 1955,      aus dem Hamburger Stadtpark                     großen Sees. Überall fand sich ein dankbares
                                        Dipl. Geograph und                                                        Publikum ein, und es war in einer Zeit ohne
                                          Experte für Freizeit-          Das Freiluftvolkshaus namens Ham-        Fernsehen und Internet ja auch normal, in
                                         und Jugendkulturen       burger Stadtpark sollte nach dem von Fritz      einem großen Park lebendigen Klängen zu
                                          der Dekaden 1920        Schumacher entworfenem Konzept aus vie-         lauschen.
                                             bis 1970, ist seit   len Zimmern bestehen. In einigen davon wa-

                                                                                                                                                                 Quelle: STADTPARK VEREIN HAMBURG e.V.
                                            mehreren Jahren       ren Melodien, Tanz und Gesang erlaubt bzw.
                                            Vorsitzender des      geduldet, wogegen die große Mehrheit der
                                         STADTPARK VEREIN         Räume der körperlichen Ertüchtigung oder
                                          HAMBURG e. V. so-       einfach der Ruhe gewidmet sein sollte. Soweit
                                        wie Vorsitzender von      die Theorie aus dem Jahre 1914.
                                         Geschichtswerkstät-
                                           ten Hamburg e. V.             Rückblickend finden wir in Erinnerun-
                                                                  gen und Dokumenten vor allem Berichte über
                                                                  Massenaufmärsche und Tanzvergnügen. Ers-
                                                                  tere, meist mit zehntausenden Teilnehmern,
                                                                  beschallten den Park mit lauter Marschmusik
                                                                  (Reichsfrontsoldatentag 1929 und zahlreiche
                                                                  Aufmärsche während des Dritten Reichs), et-
                                                                  was zarteren Schalmeienklängen (Aufzüge der
                                                                  sozialdemokratisch ausgerichteten Arbeiter-
                                                                  schaft zum 1. Mai in den 1920er und 1950er
                                                                  Jahren) sowie stimmgewaltigem Chorgesang
                                                                  (Deutsches Turnfest 1953).

                                                                         Meist aber waren es Konzerte und die
                                                                  sogenannte Leichte Muse, die in den verschie-
                                                                  denen Etablissements des Hamburger Stadt-              Eine Sonderstellung nahm bis zu ihrer
                                                                  parks erklangen, sei es im Landhaus Walter,     Zerstörung im Jahre 1943 die riesige Stadt-
                                                                  der Trinkhalle, der Milchwirtschaft oder dem    halle ein. Bei einer Kapazität von angeblich

                                        6    Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Park/Garten/Landschaft und Musik – kurz & knapp
                                    ,Musik wird störend oft empfunden ...‘
12.000 Sitzplätzen gingen natürlich Streich-

                                                                                                                                              Quelle: STADTPARK VEREIN HAMBURG e.V.
quartette oder zarter Chorgesang hoffnungs-
los im Volksgemurmel unter.

        Wilhelm Burmeister, der Betreiber
dieser meist defizitären Riesengastronomie,
beschäftigte daher bevorzugt Blasorchester
ab 25 Mann aufwärts oder Marschkapellen
in gleicher Stärke. Bei Abendveranstaltun-
gen in den großen Innenräumen waren aber
auch recht bekannte Tanzkapellen zu hören.
All diese Klänge sind mittlerweile Geschichte.

                                                                                                  Quelle: STADTPARK VEREIN HAMBURG e.V.

Arthur Böhlick und seine Solisten

       Noch keine historische Reminiszenz                  Oft finden sich auf den Rasenflächen
und lauter als je von einem Fritz Schumacher        nahe der Freilichtbühne mehr als eintausend
erdacht, zeigt sich bis heute die Freilichtbühne.   Zaungäste (besser: Lauschgäste) ein, die froh
Ursprünglich ein Ort für Theateraufführun-          darüber sind, ihre Stars kostenlos hören zu
gen und Chorgesänge verschiedenster Art,            können. Mitgebrachte Decken und Picknick-
sind ihre Konzerte seit 1976 ein andauern-          körbe lassen aus diesem ‚Nichts sehen, aber
der Publikumsmagnet. Ellenlang ist die Liste        gut hören können‘ ein zweites Happening
der legendären Auftritte von Stars aus Pop          entstehen. Es bildet sich quasi ein Rahmen-
und Rock, die dort zu hören waren und sind.         programm in direkter Nachbarschaft des
Hier kann man sie an einem Ort erleben, um          eigentlichen Konzertereignisses, das von den
den herum es noch jede Menge Park gibt. Ist         Teilnehmenden als fester Bestandteil der Erleb-
das Konzert vielleicht schon lange ausverkauft      niskultur im Hamburger Stadtpark betrach-
oder die eigene Barschaft eher knapp bemes-         tet wird.
sen, so gibt es eine Alternative.                                         Reinhard Otto

                                                          DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020                               7
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Park/Garten/Landschaft und Musik
Estland – Musik in der estnischen Kultur
                                                                                                Sicht“ ein wenig antiquiert und eher natio-

                                                                  Foto: Sabine Stoff-Isenberg
                                                                                                nalistisch anmutet, erstaunt nicht, wenn man
                                                                                                die Geschichte des estnischen Volkes genauer
                                                                                                betrachtet. Obwohl – oder gerade weil – das
                                                                                                estnische Volk über Jahrhunderte von Deut-
                                                                                                schen, Schweden und Russen dominiert wurde,
                                                                                                ist die ausgeprägte Entwicklung der eigenen
                                                                                                estnischen Identität mit ihrem umfangreichen
                                                                                                Liedgut und der Liebe der Esten zu ihrem Land
                                                                                                umso bemerkenswerter.

                                                                                                       Musik spielte in der estnischen Kultur
                                                                                                schon immer eine erhebliche Rolle. Die Wur-
                                                                                                zeln gehen auf uralte Schamanengesänge aus
                                                                                                der Zeit vor Christus zurück. Diese alten Runen-
                                                                                                gesänge (Regilaul) waren einfache und ein-
                                                                                                dringliche Gesänge, in denen mit beschwö-
                                                                                                renden Worten über die tägliche Arbeit, alte
                                                                                                Mythen und das am Tage Erlebte berichtet
                     Schloss Kadriorg                                                           wurde, und die abends am Feuer gesungen
                                                                                                wurden.
          Sabine Stoff-
                                                                  Foto: Sabine Stoff-Isenberg

 Isenberg, Jahrgang
                                                                                                       Im Runenlied „Loomine“ wird beispiels-
  1957, seit 1974 Ver-
                                                                                                weise die Schöpfungsgeschichte erzählt, aber
waltungsbeamtin bei
                                                                                                auf ganz andere Weise als in der Bibel: „Ein
der Freien und Hanse-
                                                                                                blauer Vogel, ein blau-gold-buntgefiederter
      stadt Hamburg,
                                                                                                Vogel kommt auf unsere Wiese geflogen. Er
  davon ab 1980 im
                                                                                                baut ein Nest auf einer Pferdekoppel und brü-
Aufgabenbereich Um-
                                                                                                tet fünf Junge aus. Ein Junges wird der Mond,
 welt in den verschie-
                                                                                                das zweite die Sonne, das dritte die Welt, das
denen Organisations-
                                                                                                vierte ein Stern und das fünfte ein Regen-
    formen. Über die    Gutshaus Palmse
                                                                                                bogen.“
 Städtepartnerschaft
Ahrensburg – Viljandi
                        „Mein Vaterland, mein Glück und Freud,                                        Überbleibsel der alten Kultur findet
   seit 27 Jahren mit
                         wie schön bist Du.                                                     man heute noch auf der Insel Kihnu und in der
Estland freundschaft-
                         Ich finde nirgends in der weiten Welt,                                 Grenzregion Setu im Südwesten des Landes.
       lich verbunden.
                         was mir so lieb wäre
                         wie Du, mein Vaterland.“                                                      Nach der Eiszeit wurde vor etwa
                                                                                                11.000 Jahren das jetzige estnische Gebiet
                             Mit diesen Worten beginnt der Text der                             erstmalig besiedelt. Bis ins frühe 13. Jahrhun-
                      estnischen Nationalhymne. Das Lied wurde                                  dert lebten die Vorfahren der Esten dort frei,
                      erstmalig am 1. Juli 1869 auf dem ersten est-                             das heißt, ohne fremde Machthaber, auf klei-
                      nischen Sängerfest in Tartu der Öffentlich-                               nen Bauernstellen.
                      keit vorgestellt und wird – ausgenommen in
                      der Sowjetzeit – bis heute auf jedem der alle                                     Seit 1219 ist die Geschichte des Est-
                      fünf Jahre stattfindenden Sängerfeste voller                              lands geprägt von wechselnder Fremdherr-
                      Inbrunst gesungen – und meist nicht nur ein                               schaft zunächst unter den Dänen, später unter
                      Mal. So nachhaltig wirken bei den Esten die                               dem Deutschen Orden, dann unter Schwe-
                      Worte in der tiefen Liebe zu ihrem Land und                               den und schließlich unter Russland. Streitig-
                      seiner Natur bis heute. Was aus „deutscher                                keiten innerhalb der verschiedenen Gruppen

 8   Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Park/Garten/Landschaft und Musik
                            Estland – Musik in der estnischen Kultur
führten im 13./14. Jahrhundert immer wieder                                                      Seen und Flüsse wurden in die Gestaltung
zu kriegerischen Auseinandersetzungen, in                                                        eingebunden und für die Anlage von Teichen
die auch die ländliche Bevölkerung einbezo-                                                      und Wasserkanälen genutzt. Mit zunehmen-
gen wurde. Zwischen dem 14. und 16. Jahr-                                                        dem Wohlstand veränderten sich Gestaltung
hundert nahm man den estnischen Bauern                                                           und Nutzung der Gärten. Neben Obstbäumen,
dann ihre persönlichen und politischen Frei-                                                     Beerensträucher und Gemüse wurden jetzt
heiten. So wurden sie über viele Jahrhunderte                                                    auch Zierbäume und -sträucher gepflanzt –
zu Leibeigenen der Nachfahren von einstigen                                                      zum Teil importiert aus ganz Europa. Alleen
Ordensrittern und Landadeligen, von mit-                                                         zeigen bis heute an, wo es sich lohnt, einfach
telalterlichen Kaufleuten und Handwerkern.                                                       mal abzubiegen, weil am Ende ein Gutshaus
                                                                                                 mit Park zu erwarten ist …
       Während des dreißigjährigen Krieges
1618 bis 1648 siedelten sich viele deutsche                                                             Im Sommer 1718 gab der russische Zar
Adelsfamilien, die man heute Deutschbalten                                                       Peter I. den Auftrag, östlich von Tallinn das
nennt, u. a. in Estland an. Sie ließen sich präch-                                               Schloss Katharinental (Kadriorg) und eine Park-
tige Gutshäuser bauen und legten teils beein-                                                    anlage zu bauen, benannt nach seiner zwei-
druckende Gärten an. In der Literatur finden                                                     ten Ehefrau Katharina. Der Park ist heute mit
sich Hinweise auf rund 1.400 Gutshöfe in der                                                     einer Größe von rund 70 Hektar der bedeu-
Hochphase – auf einem Gebiet, das wenig                                                          tendste Stadtpark in Estland. In ihm kann man
größer als die Fläche Dänemarks ist.                                                             die charakteristischen Elemente der Parkge-
                                                                                                 staltung aus dem 18., 19. und 20. Jahrhun-
       Die Gutsherren nutzten für die Gestal-                                                    dert erkennen.
tung ihrer Anwesen geschickt die gegebenen
landschaftlichen Gegebenheiten wie Wälder                                                               Erst nach Abschaffung der Leibeigen-
und Reliefs. Ufer natürlicher Gewässer wie                                                       schaft 1816 (Nord-Estland) bzw. 1819 (Süd-
                                   Quelle (alle drei Pläne): Staatsarchiv Tartu

Schloss Kadriorg – Gartenplan                                                     Gutshaus Keila-Joa – Gartenplan                      Gutshaus Õisu – Gartenplan

                                                                                                        DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020           9
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Landesverband Hamburg /Schleswig-Holstein e.V - Deutsche ...
Park/Garten/Landschaft und Musik
                                    Estland – Musik in der estnischen Kultur

                                    Viljandi – Folkfestival 2015               Sängerfest in Tallinn 2014                       Viljandi – Hansetage 2015

                                                                   Estland) durften die Esten ab 1856 Grund         lich auch der Jahrhunderte dauernde Einfluss
                                                                   und Boden erwerben und kultivieren. Par-         des Deutschen Ordens das estnische Liedgut.
                                                                   allel hierzu entwickelte sich eine nationale     Zahlreiche deutsche Volkslieder wie z. B. das
                                                                   Unabhängigkeitsbewegung, die das nationale       Abendlied „Guten Abend, gute Nacht“ wer-
                                                                   Bewusstsein in Estland prägte. 1862 wurde        den bis heute ganz selbstverständlich auch
                                                                   das Nationalepos „Kalevipoeg“ (Sohn des          in estnischer Sprache gesungen. Die Esten
                                                                   Riesen Kalev) veröffentlicht – vergleichbar in   haben eine der umfangreichsten Volklied-
                                                                   seiner Bedeutung mit der Nibelungensage          sammlungen der ganzen Welt; es wurden
                                                                   oder den Grimm’schen Märchen in Deutsch-         113.000 Volkslieder schriftlich festgehalten
                                                                   land. Das Epos gab den Esten eine gemein-        (Quelle: www.visitestonia.com).
                                                                   same Geschichte. Und auch erste Zeitungen
                                                                   erschienen in estnischer Sprache.                       1869 fand dann in Tartu das erste Sän-
                                                                                                                    gerfest statt, das heute zum immateriellen
                                                                                                                    Weltkulturerbe der UNESCO gehört. 2019
Alle Fotos: Sabine Stoff-Isenberg

                                                                                                                    haben anlässlich des 150-jährigen Bestehens
                                                                                                                    rund 100.000 Esten (das ist fast jeder zehnte
                                                                                                                    Einwohner) gemeinsam – mit Blick auf den
                                                                                                                    Finnischen Meerbusen – das Fest auf der Sän-
                                                                                                                    gerwiese in Tallinn gefeiert. Allein etwa 23.000
                                                                                                                    Sängerinnen und Sänger haben den Weg auf
                                                                                                                    die Bühne gefunden. Wobei man nicht glau-
                                                                                                                    ben sollte, dass damit das Interesse der Esten
                                                                                                                    im In- und Ausland an einer Teilnahme schon
                                                                                                                    ausgeschöpft wäre. In fast jeder Gemeinde in
                                                                                                                    Estland existieren heute ein aktiver Chor und
                                                                                                                    eine Volkstanz-Gruppe mit eigener Tracht. Die
                                                                                                                    Chöre, die schlussendlich auf dem Sängerfest
                                                                                                                    singen dürfen, müssen ihr Können in landes-
                                                                                                                    weiten Wettbewerben unter Beweis stellen –
                                                                   Viljandi – Folkfestival 2015
                                                                                                                    nur die Besten werden genommen.

                                                                         Mit dem Wachsen des estnischen Be-              Da während der Sowjetzeit in Estland
                                                                   wusstseins entwickelte sich auch die regionale das Singen der bisherigen Nationalhymne ver-
                                                                   Folkmusik weiter. Lokale Lieder wurden auf- boten war, erklärten die Esten kurzerhand das
                                                                   genommen und erste Liederfeste organisiert. Lied „Mu isamaa on minu arm“ (zu Deutsch:
                                                                   Neben den alten Runenliedern prägte natür- „Mein Vaterland ist meine Liebe“), das nach

                                    10     Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Park/Garten/Landschaft und Musik
                            Estland – Musik in der estnischen Kultur

Viljandi – Hansetage 2015           Viljandi – Folkfestival 2015                           Folk-Festival Viljandi

einem Gedicht der estnischen Dichterin Lydia       rosen und Phlox wurden zum unverzichtba-
Koidula vertont wurde, zur inoffiziellen Nati-     ren Bestandteil. Eine besondere Rolle hat die
onalhymne.                                         Stadt Türi „übernommen“. Grüne Alleen und
                                                   eine lockere Bebauung verleihen dem Ort
        Inzwischen sind in ganz Estland Folk-      den Charakter einer friedlichen Gartenstadt.
Festivals sehr beliebt. Im Sommer finden fast      Gartenbau hat dort Tradition – das sieht man,
an jedem Wochenende in irgendeiner Stadt           wenn man die Stadt durchquert. Gepflegte
an irgendeinem Ort Sängerfeste oder Festi-         Grünanlagen und reich bestückte Parkan-
vals statt – immer draußen in der Natur, in        lagen fielen sogar schon 1992 – im ersten Jahr
großen Parkanlagen von Gutshäusern, in den         nach Erklärung der erneuten Unabhängig-
Ruinen von Burgen sowie auf Plätzen und            keit – ins Auge. Andere Städte wirkten zu der
in den Straßen. Das größte seiner Art fin-         Zeit noch eher schmuddelig und „strahlten“
det seit 1993 am letzten Juli-Wochenende           im deprimierenden Einheitsgrau. Keine an-
in Viljandi statt. Ohne die Musik würde Est-       dere Stadt wirkte damals so gepflegt und sau-
land, wie wir es heute kennen, gar nicht exis-     ber wie Türi. Jedes Jahr findet dort ein großer
tieren.                                            Blumenmarkt – natürlich mit Musikveranstal-
                                                   tungen – statt, der in ganz Estland bekannt
       Aber auch in den Farben blau-schwarz-       ist und Gelegenheit gibt, Neuzüchtungen
weiß der Nationalflagge findet sich der Be-        und – bezogen auf Samen und Setzlinge –
zug der Esten zur Natur: Das Blau symboli-         echte Raritäten zu entdecken oder zu tauschen.
siert den Himmel, das Schwarz den frucht-
baren estnischen Boden und das Weiß den                  Bis heute gilt Türi als die Stadt mit den
Schnee.                                            schönsten (Privat-)Gärten von Järvamaa.

        Parallel zu dem Prozess des nationa-              Die positive Stimmung und der Stolz
len Erwachens entwickelten sich Privateigen-       der Esten auf ihre eigene Unabhängigkeit
tum und damit auch der Wunsch nach einem           fanden nach dem Ende des 2. Weltkrieges
schönen Lebensumfeld rapide. 1918 wurde            und der Eingliederung in die UdSSR ein jähes
in Folge der Oktoberrevolution im Jahr 1917        Ende (s. a. Zusatzprotokoll zum Hitler-Sta-
die erste unabhängige estnische Republik           lin-Pakt). Die Versorgung mit Lebensmitteln
ausgerufen. Mit der Aufteilung der Güter im        war knapp, Kleingärten wurden geschaffen
Rahmen der Bodenreform 1920 beschleu-              und mussten eine wesentliche Rolle bei der
nigte sich diese Entwicklung. Kampagnen und        Selbstversorgung übernehmen. Aber Platz
Wettbewerbe im Sinne von „Der schönste             für Flieder, Bauernrosen und Phlox sowie
Garten“ warben in den 30er Jahren für Far-         die Kornblume – der Nationalblume des Est-
bigkeit in den Privatgärten. Flieder, Bauern-      lands – war immer da.

                                                            DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020       11
Park/Garten/Landschaft und Musik
Estland – Musik in der estnischen Kultur
                                                                                                  tischen Staaten die Sehnsucht nach Unabhän-

                   Foto: Sabine Stoff-Isenberg
                                                                                                  gigkeit ins Unermessliche. 1988 versammel-
                                                                                                  ten sich mehr als 300.000 Menschen auf dem
                                                                                                  Sängerfestplatz in Tallinn, um für ihre politi-
                                                                                                  sche Eigenständigkeit einzustehen. Am 23.
                                                                                                  August 1989 bildeten dann zwei Millionen
                                                                                                  von insgesamt knapp sieben Millionen Men-
                                                                                                  schen aus Estland, Lettland und Litauen über
                                                                                                  eine Länge von sechshundert Kilometer vom
                                                                                                  Norden Estlands bis in den Südosten Litauens
                                                                                                  eine Menschenkette und sangen bis spät in
                                                                                                  die Nacht die alten Lieder. Im Sommer 1990
                                                                                                  kamen fast eine halbe Millionen Esten zusam-
                                                                                                  men, um singend ihre Unabhängigkeit zu for-
                                                                                                  dern. Die Kraft der Stimmen von vielen Tau-
                                                                                                  senden und der unbändige Freiheitswunsch
                                                                                                  der estnischen Bevölkerung hat letztendlich
                                                                                                  auch die russischen Besatzer überzeugt: 1991
                                                                                                  war Estland wieder unabhängig.
                                                 Viljandi – Straßenlaternen

                                                                                                         Jenseits der Christianisierung sind bis
                   Foto: Sabine Stoff-Isenberg

                                                                                                  heute Spuren der alten heidnischen Naturreli-
                                                                                                  gion erkennbar. Der Glaube, dass der Schwarz-
                                                                                                  storch die Seelen der Verstorbenen holt, und
                                                                                                  die Überzeugung, dass die Verstorbenen als
                                                                                                  Bäume wieder geboren bzw. „aus meiner
                                                                                                  Asche Blumen erblühen werden“ (Quelle:
                                                                                                  Gedicht Lydia Koidula, s.o.), gelten bis heute
                                                                                                  und zeigen, wie tief die Beziehung der Esten
                                                                                                  zu ihrem Land und ihrer Natur ist.

                                                                                                           Bäume, die eine gewisse Größe erreicht
                                                                                                  haben, werden als Naturdenkmale ausge-
                                                 Gutshaus Palmse
                                                                                                  wiesen. Sie gelten bis heute als heilig, heil-
                                                                                                  wirkend oder energiespendend. Überall im
                                                        Besonders zauberhaft: Menschen, die       Land sieht man immer wieder Hinweise auf
                                                 erstmalig das Estland besuchen, werden von       alte Eichen und Linden – oft sind diese mit
                                                 ihren (privaten!) Gastgebern auch heute noch     Bändern geschmückt. Die Eiche Tamme-Lauri
                                                 mit Blumen willkommen geheißen.                  ist so ein heiliger Baum und gleichzeitig die
                                                                                                  dickste Eiche in Estland. Ihr Umfang in der
                                                        Eher tragisch: Fährt man durch das Land   Höhe von 130 cm beträgt 8,5 m und sie ist
                                                 und sieht mitten auf einem Feld einen Flieder,   mehr als siebenhundert Jahre alt. Ihre Bedeu-
                                                 weiß man, dass dort mal ein Haus gestanden       tung für die Esten wurde spätestens 1992 deut-
                                                 haben muss – Flieder ist eben doch „nur“ eine    lich, als sie nach der erneuten Unabhängigkeit
                                                 Kulturpflanze.                                   und der Wiedereinführung einer eigenen est-
                                                                                                  nischen Währung auf dem 10-Kronen-Schein
                                                        Ermutigt durch die Wiederbelebung         abgebildet wurde.
                                                 der traditionellen Sängerfeste sowie Glasnost
                                                 und Perestroika unter Michail Gorbatschow                        Sabine Stoff-Isenberg
                                                 wuchs Ende der 1980er Jahre in allen drei bal-

12   Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Park/Garten/Landschaft und Musik
                                                 Wasserlichtorgel in Planten un Blomen
                                                                                                                      Gerd Baum,
Foto: Gerd Baum

                                                                                                                      Dipl.-Ing. der
                                                                                                                      Landespflege; Jahr-
                                                                                                                      gang 1953, Studium
                                                                                                                      an der TU Hanno-
                                                                                                                      ver. Mitarbeiter bei
                                                                                                                      einem freien Land-
                                                                                                                      schaftsarchitekten in
                                                                                                                      Hameln 1977–1981.
                                                                                                                      Seit 1981 in Ham-
                                                                                                                      burg, BBNU (Behörde
                                                                                                                      für Bezirksangelegen-
                                                                                                                      heiten, Naturschutz
                                                                                                                      und Umweltgestal-
                                                                                                                      tung) bzw. Umwelt-
                                                                                                                      behörde, Garten-
                                                                                                                      und Friedhofsamt,
                                                                                                                      Mitarbeiter in der
                                                                                                                      Grünplanung/Refe-
                                                                                                                      ratsleitung. Ab 1994
                                                                                                                      im Bezirksamt Ham-
                                                                                                                      burg-Mitte, Garten-
                  Auch tagsüber ein imposanter Anblick
                                                                                                                      bauabteilung als
                                                                                                                      Naturschutzreferent.
                  Wasserlichtorgel in Planten un Blomen –          zen und Blumen, Name der Niederdeutschen           Leiter der Garten-
                  Ein Sanierungsfall                               Gartenschau in 1935).                              bauabteilung ab
                                                                                                                      1997. Fachamtsleiter
                         Hamburg – die grüne Metropole. „Die               Eine der Hauptattraktionen des Parks ist   des Fachamtes
                  schönste Stadt der Welt“ – so eine Behaup-       die Wasserlichtorgel. Die Ursprünge reichen        Management des
                  tung eines Radiosenders, hat viele attraktive    in das Jahr 1938 zurück. Zu den Internatio-        öffentlichen Raumes
                  Seiten zu bieten: Hafen, Landungsbrücken,        nalen Gartenausstellungen (IGA 1953, 1963          (MR) von 2007 bis
                  Jungfernstieg, Elbphilharmonie, Reeperbahn,      und 1973) wurde die Anlage jeweils erwei-          31.12.2018. Nach
                  Speicherstadt und die grünen Seiten dieser       tert, die jetzige Form ist somit fast 50 Jahre     Pensionierung ab
                  Stadt. Das Grün ist dabei nicht auf die Außen-   alt. In all den Jahren war sie stets ein Publi-    2019 zuständig für
                  bereiche konzentriert, sondern zieht sich bis    kumsmagnet. Jeden Abend von Mai bis Sep-           Sonderprojekte, u. a.
                  ins Zentrum. So liegt im Metropolbezirk der      tember bewegen sich viele Zuschauer dorthin,       die Sanierung der
                  Stadt – im Bezirk Hamburg-Mitte – die wohl       im Normalfall 1.000 bis 2.000 Zuschauer, an        Wasserlichtorgel in
                  attraktivste Parkanlage Hamburgs „Planten        warmen Sommerabenden durchaus auch in              Planten un Blomen.
                  un Blomen“.                                      Richtung 4.000 Personen gehend. Viele brin-
                                                                   gen sich ein Picknick mit, lagern auf Decken.
                          Planten un Blomen, eine der am stärks-   Erfreulicherweise sind alle Altersgruppen ver-
                  ten frequentierten Parkanlagen, zieht sich       treten, Sprachen aus aller Welt sind auf den
                  von der Elbe bis zur Binnen- und Außenalster     Wiesenbereichen zu hören. Vom Café See-
                  hin. In der rund 47 ha großen Anlage selbst      pavillon aus direkt am Parksee lässt sich bei
                  ist das Wasser in vielfältiger Ausprägung ein    einem Glas Wein das abendliche Spektakel
                  Hauptthema, das von den vielen Besuchern         Wasser, Licht und Musik genussvoll erleben.
                  des Parks hoch geschätzt wird. Stille Teiche,
                  perlende Wasserspiele, gurgelnde Wasserläufe,          Die Wasserlichtorgel wird immer live
                  rauschende Kaskaden, all das ist zu finden in    von zwei Personen gespielt, die sich aus ei-
                  Planten un Blomen (niederdeutsch für Pflan-      nem Team von rund 16 Personen abwechseln:

                                                                         DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020              13
Park/Garten/Landschaft und Musik
Wasserlichtorgel in Planten un Blomen

                            Alle drei Fotos: Gerd Baum

Das Lichtklavier                                         Das Herz der Anlage – die Pumpenkammer               Die sonst unter Wasser verborgene
                                                                                                              Technik der Wasserlichtorgel

                      Einer steuert das Licht über das Lichtklavier                               stellte die BUE rund 80.000 Euro Sondermit-
                      (199 Tasten), einer steuert die Wasserfontänen                              tel für die Sanierung der Lautsprecheranlage
                      über das Reglerpult (13 Hebel). Synchron zur                                einschließlich der Verstärker zur Verfügung.
                      Musik vom Rechner – mal Klassik, mal Film-
                      musik, mal aktuelle Hits – bewegen sich die in                                     Mit dieser Maßnahme zusammen wur-
                      vielen Farben angestrahlten Wasserfontänen                                  de der am Anfang der Darbietung gespielte
                      nach einer eigens geschriebenen Partitur. Zu                                Begrüßungstext im Studio ebenfalls erneuert.
                      Beginn erklingt traditionell als Ankündigung                                Der damalige Fachamtsleiter konnte hierfür
                      der Wasserlichtshow die bekannte „Fanfare                                   die Moderatorin Frau Bettina Tietjen gewin-
                      for the Common Man“ von Aaron Copland                                       nen, die live am 20. August 2015 durchs Pro-
                      aus dem Jahr 1942 (auch interpretiert von                                   gramm der Wiedereröffnung führte und seit-
                      Emerson, Lake and Palmer über The Sweet                                     dem jeden Abend die Besucher vom Rechner
                      bis hin zu den Rolling Stones).                                             begrüßt.

                             Auch tagsüber gibt es die Wasserspiele                                      Der übrige bauliche Zustand der An-
                      zu erleben (um 14, 16 und 18 Uhr, ohne Licht                                lage verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Die
                      natürlich), an Sonn- und Feiertagen gibt es                                 mit der Wartung beauftragte Firma Siemens
                      um 14 Uhr zusätzlich eine musikalische Unter-                               setzte alles fachlich Denkbare daran, um die
                      malung.                                                                     Anlage im Betrieb zu halten. Zum Schluss
                                                                                                  konnte Siemens aber keine Garantie mehr
                            Jedes Bauwerk beginnt irgendwann                                      für den einwandfreien Betrieb übernehmen,
                     Alterungserscheinungen zu zeigen, die Gegen-                                 der marode Zustand ließ das nicht mehr zu.
                     maßnahmen erfordern. Kleinere Maßnah-
                     men werden daher laufend bei den jährlichen                                          Jedem wurde die bauliche Misere beim
                     Wartungsarbeiten im Frühjahr und im Herbst                                   Betreten des Technikhauses bewusst. Diese
                     durchgeführt. Eine notwendige umfassende                                     befindet sich am Rande des Parksees und liegt
                     Sanierung mit dem Unterhaltungsbudget                                        halb unter der Erde. Wände und Decken zeig-
                     von Planten un Blomen war jedoch nicht zu                                    ten Durchfeuchtungsschäden, der Fußboden
                     finanzieren.                                                                 spiegelte 50 Jahre Nutzung wider. Das Mobi-
                                                                                                  liar schlicht und abgewetzt. Für das klavier-
                            Eine erste Bewegung ergab sich 2014.                                  große Spielerklavier mit 199 Tasten gab es
                     Auch der Fachbehörde, der Behörde für Um-                                    schon lange keine Ersatzteile mehr.
                     welt und Energie (BUE) war die schlechte Akus-
                     tik der Lautsprecheranlage aufgefallen. Ein                                         Verborgen im Wasser lagen 762 Schein-
                     Büro für Akustikplanung konnte für die Pla-                                  werfer mit jeweils bis zu 500 Watt Leistung in
                     nung der Erneuerung beauftragt werden; die                                   Edelstahlgehäusen mit farbigen Glasscheiben
                     Umsetzung der Planung erfolgte 2015. Dafür                                   versehen. Originalersatzscheiben gab es schon

14    Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Park/Garten/Landschaft und Musik
                          Wasserlichtorgel in Planten un Blomen
lange nicht mehr. Es musste Ersatz gefunden

                                                Foto: Gerd Baum
werden, da durch Wechsel von Scheinwerfer-
hitze und kaltem Wasser nach jeder Saison
diverse Scheiben defekt waren und getauscht
werden mussten. Die Scheinwerfer waren
mit Halogenleuchtmitteln ausgestattet und
verursachten einen hohen Stromverbrauch
(rund 380 kW/h).

       Das Wasser für die 99 Wasserdüsen der
Fontänen wird von zwei mächtigen, in einem
bemerkenswert guten Zustand befindlichen
Kreiselpumpen – Pumpleistung zusammen
rund 1.800 cbm/h – durch die Rohrleitun-
gen aus Stahlguss gedrückt, die immer wie-
der repariert werden mussten. Der Hauptstrahl
erreicht eine Höhe von 36 m. Das Betonbe-
cken des Parksees, insbesondere die Becken-
ränder, wiesen Schadstellen auf.

                                                                  Die sanierte Wasserlichtorgel im nächtlichen
        2017 spitzte sich die Lage weiter zu:                     Probebetrieb
Siemens wies erneut auf den desolaten Zu-
stand hin. Der damalige Fachamtsleiter von                        sorischen Maßnahmen eine verkürzte Spiel-
MR, der die Verantwortung auch für diese                          saison zwischen Mai und August 2018 zu
Parkanlage trug, stand vor der Entscheidung,                      ermöglichen, um danach die Grundinstand-
die Anlage außer Betrieb nehmen zu müs-                           setzungsmaßnahmen so durchzuführen, dass
sen, da das Schadensbild einen zu großen                          die Wasserlichtorgel wieder zur Saison 2019
Umfang angenommen hatte und Teile der                             betriebsbereit ist. Diese Vorgaben bedeute-
elektrischen Anlagen nicht mehr die Sicher-                       ten allerdings auch, sofort mit mehr als voller
heitsanforderungen erfüllten.                                     Kraft die Umsetzung zu beginnen.

        Ein bei der jährlichen Wartung abge-                              Für die Durchführung der Sanierungs-
schnittenes und ersetztes Kabelstück der                          maßnahme wurde eine Projektlösung in der
Scheinwerfer, das den zerbröselten Zustand                        Form gefunden, dass der Bezirks/Fachamtslei-
der Kabelisolierungen aufgrund der Weich­                         ter als Bauherr fungierte, unter Einschaltung
macheranteile zeigte, brachte dann die Wen-                       eines Projektsteuerers, der GMH (Gebäude-
dung: Da auch für den Bezirksamtsleiter                           management Hamburg GmbH). Neben den
Planten un Blomen ohne eine funktionieren-                        Planungen der Gewerke und der Durchfüh-
de Wasserlichtorgel nicht vorstellbar war,                        rung der Ausschreibungsverfahren musste als
sagte dieser – ohne dass noch groß geredet                        schwieriger Schritt eine neue Beleuchtungs-
und überzeugt werden musste – seine Unter-                        technik gefunden werden.
stützung zu. So wurde dieses Thema auf die
politische Ebene gehoben und mit einem bür-                             Als Ergebnis wurde ein kompletter Aus-
gerschaftlichen Antrag der Senat ersucht, die                     tausch der Scheinwerfer entschieden, auch
Wasserlichtspiele als Attraktion für Hamburg                      vor dem Hintergrund der veralteten Elekt-
zu erhalten und aus dem Sanierungsfonds                           rotechnik, die den Anforderungen der LED-
2020 für die Grundinstandsetzung bis zu drei                      Technik nicht gewachsen war. Es wurden 620
Millionen Euro bereitzustellen (Drucksache                        Scheinwerfer geplant mit je nur noch bis zu
21/11474). Eine Beschlussfassung erfolgte                         32 Watt Leistung (vorher bis zu 500 Watt),
noch 2017 u. a. mit der Auflage, mit provi-                       der Verbrauch sank von rund 380 kW/h auf

                                                                         DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020   15
Park/Garten/Landschaft und Musik
      Wasserlichtorgel in Planten un Blomen
                                                                                                                            Hierzu wurde ein Wechsel von Beton

                                       Foto: Gerd Baum
                                                                                                                     auf Edelstahltraversen als eine langfristige
                                                                                                                     Lösung entschieden. Um den Spielbetrieb
                                                                                                                     nicht zu unterbrechen, wurden diese Arbei-
                                                                                                                     ten auf das letzte Quartal 2019 nach Ende
                                                                                                                     der Saison verschoben.

                                                                                                                            Die 2015 erneuerte Audioanlage wur-
                 STECKBRIEF                                                                                          de zwar so belassen, da sie auf neuestem
           WASSERLICHTORGEl                                                                                          technischen Stand war, jedoch um zusätzli-
                                                                                                                     che Lautsprecher ergänzt. Eine nicht einfache
                    Gebaut 1938
                                                                                                                     Aufgabe, da die Lärmschutzbestimmungen
              Grundsaniert 2019                          Ein ausgedienter Edelstahl-Scheinwerfer – aufbereitet als
                                                         Abschiedsgeschenk für den ehemaligen Fachamtsleiter
                                                                                                                     beachtet werden mussten und die Lautspre-
Wasserfontänen bis zu 36 m hoch
                                                                                                                     cher vandalismus- und diebstahlsicher sein
     Abends immer live von zwei
              Personen gespielt                          nur noch rund 22 kW/h, eine enorme Einspa-                  sollten. Um die Lautsprecher in das Land-
     Stimme der Wasserlichtorgel                         rung an Energiekosten. Somit konnten auch                   schaftsbild zu integrieren, wurden nach Schall-
                 Bettina Tietjen                         Vorgaben der EU hinsichtlich Energieeinspa-                 messungen Standorte möglichst am Rande der
Zuschauer bis zu 4.000 Personen                          rung berücksichtigt werden.                                 Wiesenbereiche gefunden und säulenartige
      620 RGB-LED Scheinwerfer                                                                                       Lautsprecher in extra konstruierte schlanke
                mit 256 Farben
                                                                 Im Frühjahr 2019 konnten dann die                   Stahlgehäuse eingebaut. Durch diese Maß-
           Vielfältige Lichteffekte,
                                                         ersten Testläufe nachts erfolgen. Spieler der               nahme konnten auch Wünschen von Zuschau-
           auch programmierbar
                                                         Wasserlichtorgel wurden eingebunden, um                     ern und einem politischen Antrag zur Opti-
Steuerpult mit 199 Tasten (Licht)
        und 13 Hebeln (Wasser)                           die Qualitäten zu beurteilen. Da die Charak-                mierung der Audiosituation vorausschauend
                   2.500 m Kabel                         teristik von LED-Scheinwerfern eine andere                  nachgekommen werden.
      800 m Edelstahldruckrohre                          ist als die herkömmlichen, z. B. hinsichtlich
     2 Kreiselpumpen Förderung                           Reichweite, Abstrahlwinkel, Farbe etc., muss-                      Die Lichttechnik wurde weiter verfei-
                  1.800 cbm/h                            ten umfangreiche Feinjustierungen vorge-                    nert, sowohl durch Änderung einzelner Posi-
 Audio-Anlage in Stufen schaltbar                        nommen werden, z. B. die Einstellung jedes                  tionen der Scheinwerfer als auch durch den
                                                         Scheinwerfers, der als RGB-LED über 256 Far-                Einbau weiterer Scheinwerfer, um das Farb-
                                                         ben verfügt. Ohnehin sind die Anforderun-                   spiel der Wasserlichtorgel zu erhöhen.
                                                         gen hinsichtlich der im Hintergrund einge-
                                                         bauten digitalen Technik enorm gestiegen,                          Planten un Blomen verfügt nun wie-
                                                         auch wenn die Anlage nach wie vor manu-                     der über eine Wasserlichtorgel, die weiter-
                                                         ell gefahren wird. Hierzu fanden Schulungen                 hin als Publikumsmagnet die Zuschauer fes-
                                                         der Spieler statt.                                          seln kann. Über dieses Ergebnis sind alle am
                                                                                                                     Projekt Beteiligten mehr als zufrieden, insbe-
                                                                Die Wiederinbetriebnahme der grund-                  sondere auch darüber, dass die Kostenober-
                                                         sanierten Wasserlichtorgel konnte plangemäß                 grenze um rund 5 % unterschritten werden
                                                         zum 1. Mai 2019 erfolgen. Hierzu konnte der                 konnte – nicht selbstverständlich bei öffent-
                                                         Erste Bürgermeister Herr Peter Tschentscher                 lichen Bauvorhaben.
                                                         gewonnen werden.
                                                                                                                                               Gerd Baum
                                                                Nach Außen waren damit die Arbeiten
                                                         nun beendet, aber das Projekt konnte noch
                                                         nicht abgeschlossen werden: So wurden an
                                                         Betonfundamenten der Druckrohrleitung Risse
                                                         festgestellt, die beseitigt werden mussten.

      16     Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Park/Garten/Landschaft und Musik
                                                                         The Sound of Ohlsdorf
                                                                                                                                                       Klaus Hoppe,
Foto: Iris Niehoff-Hoppe

                                                                                                                                                       Jahrgang 1960, Kas-
                                                                                                                                                       seler Gesamt-Hoch-
                                                                                                                                                       schule, Fachrichtung
                                                                                                                                                       Landschaftsplanung,
                                                                                                                                                       eigenes Büro, Stadt-
                                                                                                                                                       planungsamt der
                                                                                                                                                       Stadt Frankfurt am
                                                                                                                                                       Main und ab 1995
                                                                                                                                                       im Umweltamt,
                                                                                                                                                       ebenda in leitender
                                                                                                                                                       Funktion. Ab 1997
                                                                                                                                                       zusätzlich Leitung
                                                                                                                                                       der interdisziplinären
                                                                                                                                                       Projektgruppe Grün-
                                                                                                                                                       Gürtel Frankfurt.
                                                                                                                                                       Seit März 2013 Ab-
                                                                                                                                                       teilungsleiter„Land-
                                                                                                                                                       schaftsplanung
                                                                                                                                                       und Stadtgrün“ der
                                                                                                                                                       Stadt Hamburg
                                                                            Foto: Klaus Hoppe

                           Kann ein Park inmitten der Stadt
                           einen eigenen Klangraum als Kontrast
                           zur Stadt bilden, der unser Hören wie-
                           der öffnet für die leiseren Töne unserer
                           Umwelt? Uns damit eine sinnliche
                           Qualität zurückgeben, die im lauten
                           Alltag verlorengegangen ist?

                          Im Rahmen des Förderprogrammes
                 „Nationales Projekt des Städtebaus – Ohlsdorf
                  2050“ ist es eine der großen Herausforderun-
                  gen, die riesige, 390 Hektar große Freifläche
                  des Friedhofes , die künftig nur noch zu einem                                260 ha Friedhofsfläche werden künftig nur noch Park.
                  Drittel als Friedhof benötigt wird und zu zwei
                  Dritteln perspektivisch als Park zu entwickeln                                tung war das der Anlass, den Klangkünstler
                  ist, mit neuen Bedeutungen aufzuladen. Eine                                   Sam Auinger mit einer auditiven Erkundung
                  Herausforderung in Anbetracht der giganti-                                    des Raumes zu beauftragen.
                  schen Größe des Parkfriedhofes.
                                                                                                Introvertiert
                                    Friedhöfe sind leise Orte. Friedhöfe
                           sind Orte der Melancholie und Orte existen-                                 Als erster Auftakt dieser Kooperation
                           tieller Fragen, die Teil ihrer Grundstimmung                         wurde, nicht zuletzt wegen der schieren Größe
                           sind. Diese Tonlage des Ortes darf nicht zer-                        des Parkfriedhofes, zunächst eine Kapelle aus-
                           stört werden, aber sie kann auch produktiv                           gewählt, die aus der Nutzung gefallen war.
                           genutzt werden. Eine Idee ist, das Klangerle-                        Durch die Konzentration auf den geschlosse-
                           ben für BesucherInnen in Ohlsdorf zu steigern.                       nen Innenraum der Kapelle Drei konnte ein
                                                                                                introvertierter Klangraum geschaffen werden,
                                Für die Stadt Hamburg (Behörde für                              der mit der Wahrnehmung des Außenraumes
                           Umwelt und Energie) und die Friedhofsverwal-                         korrespondierte.

                                                                                                       DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020                  17
Park/Garten/Landschaft und Musik
The Sound of Ohlsdorf
                                                                                                               Die Konzentration ausschließlich auf

                                                                                   Foto: Klaus Hoppe
                                                                                                       das Hören im geschlossenen Raum für 5 bis
                                                                                                       10 Minuten öffnete den HörerInnen im wahrs-
                                                                                                       ten Sinne die Ohren. Die „sensibilisierten“
                                                                                                       Ohren veränderten die Wahrnehmung des
                                                                                                       Besuchers von Klängen des Besuchers beim
                                                                                                       Hinaustreten in den Freiraum des Parks. Die
                                                                                                       Vogelstimmen schienen lauter zu singen. Der
                                                                                                       Bus auf dem Kopfsteinpflaster schien nun
                                                                                                       viel zu laut für den Ort, und das permanente
                                                                                                       Rauschen des Verkehrs auf der Fuhlsbütteler
                                                                                                       Straße eine massive Störung der natürlichen
                                                                                                       Klänge des Ortes. Das Hören war neu und
                                                                                                       frisch, das Experiment gelungen. Der Park
                                                                                                       mit seiner eigenen Klangfarbe präsent.

                                                                                                       Klangforschung

Kapelle 3 war der Ort für die erste Klanginstallation. Die Konzentration auf den
Innenraum wirkte lange im Außenraum nach.
                                                                                                               Nach diesem introvertierten, sehr kon-
                                                                                                        zentrierten Auftakt wurde im darauffolgen-
                                     Der Innenraum dieser Kapelle hatte da-                             den Sommer der Friedhof in seiner ganzen
                              bei die Funktion eines Resonanzkörpers (ver-                              Größe zum Forschungsraum. Sam Auinger
                              gleichbar mit dem Körper einer Gitarre oder                               und Katrin Emmler, zwei Klangkünstler, die
                              Geige). Für seine architektonische Form, seine                            sich mit den Klängen unserer Städte beschäf-
                              Raumproportionen und die verwendeten                                      tigen, waren eine Woche vor Ort und zeich-
                              Materialien wurde ein Klangereignis geschaf-                              neten ihre auditiven Erlebnisse auf. Aus ihrem
                              fen, das den Raum zum Sprechen brachte.                                   Forschungsbericht (die im Folgenden kursiv
                                                                                                        gedruckten Passagen sind Zitate aus ihrem
                                     tamtam (Sam Auinger/Hannes Strobl)                                 unveröffentlichten Bericht) spricht eine Empa-
                              komponierten in einem ersten Schritt eine                                 thie für den Klangraum des Friedhofes, der
                              auditive Raumfarbe: es wurde eine Atmos­                                  nicht nur ein Klangraum ist, sondern aus
                              phäre geschaffen, die die BesucherInnen zu                               „1000 Räumen, Atmosphären und Stimmun-
                              einer ruhigen und kontemplativen Aufmerk-                                 gen“ besteht.
                              samkeit im Raum animieren wollte.
                                                                                                              Will man sich mit unserem alltäglichen
                                      Dieses Klangmaterial wurde von den                               Raumverständnis auf dem Friedhof Ohlsdorf
                              Künstlern vor Ort strukturiert und auf die kon-                          orientieren, muss man scheitern. Auch unser
                              kreten Gegebenheiten gemischt und gestimmt.                              Gehör kann uns dabei nicht helfen. An den
                              Es entstand ein obertonreiches Klanggemisch                              schwindenden Geräuschen der Stadt merkt
                              aus natürlich erzeugten und elektronisch bear-                           man jedoch unmissverständlich, dass man
                              beiteten Klängen – im Wesentlichen gestri-                               sich weiter im Inneren des Parks befindet und
                              chene E-Kontrabass-Klangschichten, gespielt                              sich von der Stadt entfernt hat. Nicht mehr
                              von Hannes Strobl. Die Kuppel der Kapelle war                            gebaute Wände reflektieren den Schall der
                              ein idealer Klangraum. Tonal korrespondie-                               Stadt, sondern offene natürliche Räume ver-
                              rende und in einem natürlichen Atemrhyth-                                ändern unser Hören, indem andere Geräusche
                              mus gesetzte E-Bassklänge erzeugten ein lang-                            hörbar werden, die sonst im lauten Grundrau-
                              sames Fließen in der Zeit. Es entstand ein                               schen der Stadt untergehen. Die geschwun-
                              zugleich statischer wie dynamischer Klang,                               genen Wege des Parkfriedhofs unterstützen
                              der in seiner auditiven Anmutung den Raum                                das Gefühl des „langsamen Verlorengehens“.
                              in Schwingung versetzte.                                                 Einige gerade Wegeachsen können uns kurz-

18    Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
Park/Garten/Landschaft und Musik
                                                  The Sound of Ohlsdorf
zeitig Orientierung geben, doch zu verlockend

                                                                                                                      Foto: Klaus Hoppe
sind die Wege rechts und links, die uns immer
wieder aufs Neue verleiten, weiter in die Tiefe
des Parks einzudringen. Das Verlorengehen
hilft uns, sich auf die Sinne zu konzentrieren:
Hören, Riechen, Sehen.

        Ein wunderbares Windkonzert haben
uns die Baumpflanzungen der Gärtnerinnen
und Gärtner der vergangenen 138 Jahre berei-
tet. Die Baumartenvielfalt ist groß. Und jede
dieser Baumarten klingt anders, wenn der
Wind durch ihre Blätter fährt. Die Lichtun-
gen im Park sind wahre Konzertsäle. Die Jah-
reszeiten, Regen, die Stille nach dem Regen,
                                                      Vögel und Bäume sind Solisten im Park.
immer wieder anders klingt der Park. Ohls-
dorf variiert unendlich viele Klangerlebnisse.

                                                                                                                      Foto: Klaus Hoppe
        Das Zuwachsen dieser offenen „Klan-
gräume“ gilt es zu verhindern. Die histori-
sche Konzeption des Friedhofs Ohlsdorf lebte
von eben diesen vielen Raumwechseln. Auch
die von Cordes, dem ersten Friedhofsdirek-
tor geschaffenen Parkräume klingen anders
als die geometrisch geformten seines Nach-
folgers Otto Linne.

       Wuchernde Rhododendronsträucher,
deren immergrünes Laub als Diffusor wirkt,
kann dabei genauso wie durchgewachsene
Koniferen das Klangerleben einschränken.
Und dann ist da immer wieder der Durch-
gangsverkehr, der die Störungen der Stadt             Hör-Sinn. In unseren urbanen Lebenswelten ist
in den Naturraum trägt. Das geschärfte Sen-           unser Hören im Raum aus gutem Grund meist
sorium empfindet diese Störungen sehr viel            unbewusst oder funktionalisiert. Lautheiten und
deutlicher.                                           eine Vielzahl an Maschinen-, Verkehrs- und Me­-
                                                      dienklängen, die – ohne direkten Bezug zu uns
        „Gemeint sind wichtige Erfahrungen zu         oder dem Ort – im Alltag auf uns eindringen,
existentiellen Fragen unserer Zeit. Sie sind in den   uns verleiten oder zwingen, immer mehr weg-
gewohnten urbanen Räumen heutiger Lebens-             zuhören, zu filtern, sich nicht bewusst damit zu
welten und wie wir darin unsere sozialen und          beschäftigen, dem Raum, in dem wir uns befin-
ökonomischen Interaktionen organisieren, nur          den, „kein Ohr zu leihen“. Bewusste auditive
sehr schwer machbar und bewusst erlebbar.             Raum-Wahrnehmung ermöglicht, andere Dinge,
Die Bedeutung des Auditiven für die Raumerfah-        Zusammenhänge und Vorstellungen in und für
rung ist darin begründet, dass der Raum-Sinn          unsere Lebenswelten zu entwickeln und macht
wesentlich im Hör-Sinn liegt. Unter Raum-Sinn         deren Atmosphären emotional erleb-, bedenk-
verstehen wir einerseits die menschliche Fähig-       und erfahrbar.
keit, sich Räume dreidimensional vorzustellen                …
als auch ihre Atmosphären wahrzunehmen. In                    Das Hören aber fungiert hier als Tür,
diesem Sinn liegt der Raum-Sinn wesentlich im         als ein Tor zu dieser sinnlich erfahrbaren Welt.

                                                             DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein · Jahresheft 2020   19
Park/Garten/Landschaft und Musik
                    The Sound of Ohlsdorf
                                                                                                    tigen alten Bäumen mit tief herabhängenden
Foto: Klaus Hoppe

                                                                                                    schweren Ästen erzeugen hier eine eigene viel-
                                                                                                    schichtige Stimmung. Sich ändernde Licht- und
                                                                                                    Wetterverhältnisse modulieren ständig seine
                                                                                                    Atmosphäre. Die sogenannten „Raumstücke“
                                                                                                    sind exemplarische Wege zur intensiven Erleb-
                                                                                                    barkeit der vor Ort vorhandenen Atmosphären
                                                                                                    und Stimmungen. Sie unterstützen die Entwick-
                                                                                                    lung eines individuellen Verständnisses für die
                                                                                                    auditiven Qualitäten vor Ort. Die Wegverläufe
                                                                                                    sind mit einer musikalischen (emotionalen) Dra-
                                                                                                    maturgie komponiert und führen durch kleine
                                                                                                    und große, geschlossene und offene, dunkle und
                                                                                                    helle, sich verengende und ausufernde Räume.
                                                                                                    Sie bestehen aus komponierten Abfolgen von
                                                                                                    Räumen und deren Stimmungen und sind erleb-
                                                                                                    bar im Begehen und Verweilen. Ihre tiefere Qua-
                    Nadelbäume erzeugen ein besonderes Windrauschen. Glocken könnten als ein
                    Klangelement gezielt eingesetzt werden.
                                                                                                    lität offenbart sich bei wiederholten Begehungen.
                                                                                                    Sie zeichnen sich durch einen dramaturgischen
                                               Es hilft zu differenzieren, lenkt die Aufmerksam-    Bogen aus und helfen dem Besucher, den Park-
                                               keit sowohl auf konkrete Ereignisse im Nah-Feld      friedhof Ohlsdorf als einen speziellen und ein-
                                               (ein Knacken lässt ein Kleintier erblicken und ein   zigartigen Hör- und Erfahrungsraum, wie auch
                                               Krähenruf die Räumlichkeit des Ortes spüren)         als einen Erholungs- und Naturraum zu verste-
                                               als auch auf raumbegrenzende Elemente und            hen, zu erleben und zu nützen. Sie sind eine
                                               Strukturen (Wind in den großen Bäumen) und           Einladung und dienen zur Inspiration für ein
                                               lässt so die Emotionalität des Raums, die Stim-      Auffinden und zur Entwicklung von persönli-
                                               mung vor Ort spüren, diese wird dabei erfahr-        chen Wegen. Raumstücke sind immer an Jah-
                                               und erlebbar.“                                       res- und Tageszeiten sowie an Wetterbedingun-
                                                                                                    gen in ihrer Erfahrbarkeit gebunden.“
                                                      Die Klangforscher empfahlen am Ende
                                               ihres Berichtes verschiedene Gestaltungsin-

                                                                                                                                                    Foto: Klaus Hoppe
                                               terventionen, um die Klangräume Ohlsdorfs
                                               noch zu bereichern und erlebbarer zu machen.

                                               Raumstücke

                                                       Die erste und einfachste von den vor-
                                               geschlagenen Interventionen ist die Auswei-
                                               sung von kleinen Spaziergängen, die Orte mit
                                               vielschichtigen Qualitäten (auditiv, geschicht-
                                               lich, architektonisch und gartengestalterisch)
                                               und einer starken Atmosphäre verknüpfen
                                               und nach Klangerlebnissen komponiert wer-
                                               den. Sie sind als eine Einladung zum „schrei-
                                               tenden Verweilen“ konzipiert.
                                                                                                           Um diese sogenannten „Raumstücke“
                                                     „Ein Ensemble aus topografischen Ele-          oder Partituren einem interessierten Publikum
                                               menten wie einem kleinen Hügel, einem Teich,         zu vermitteln, wären dafür Orientierungskar-
                                               malerisch gesetzter Bepflanzung, verwachsenen        ten, mit korrespondierenden minimalen Mar-
                                               gebauten Grabstätten (Mausoleen) und mäch-           kierungen im Raum, zu entwickeln.

                    20    Jahresheft 2020 · DGGL Hamburg/Schleswig-Holstein
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