DIE LANDESEIGENEN - Gewobag
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INHALT 03 DARUM T YPENBAU 06 Begriffe und Bedeutungen 08 Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften – Zwischen Tradition und Zukunft 12 Zahlen und Fakten 15 DIE NEUEN T YPEN 16 Block – Zeile 18 Das Modulhaus von Bollinger + Fehlig Architekten, Berlin 20 Das Typenhaus von MARS ARCHITEKTEN , Berlin P unkthaus 24 26 Das Standardtypenhaus von Baumschlager Eberle Architekten, Berlin 30 Hochhaus 32 D as Typen-Hochhaus von LIN Architekten Urbanisten, Berlin 34 Das Typen-Hochhaus von Kleihues & Kleihues Architekten, Berlin 38 Sondertyp Dachaufbauten 40 Dachaufstockung von S&P Sahlmann Ingenieure + Architekten, Potsdam 45 P O SITIONEN 46 Planung und Qualität 50 Wirtschaftlichkeit und Typenbau 52 Typenbau und Industrie 54 Material, Methode und Umsetzung 62 Impressum
DARUM Darum Typenbau T Y PE N BAU Berlin wächst: Bis zum Jahr 2030 wird die Einwohnerzahl von 3,3 auf 3,85 Millionen steigen, so die Prognosen. Im gleichen Maße wird dadurch in den Bezirken die Nachfrage auf dem Wohnungs- und Mietmarkt zunehmen. Um unter diesen Vorzeichen soziale Stabilität und bezahlbare Mieten sicherzustellen, müssen sowohl im Bestand als auch im Neubau enorme Anstrengungen unternommen werden. Gefragt sind dabei in besonderem Maße die Landeseigenen: degewo, GESOBAU, Gewobag, HOWOGE, STADT UND LAND und WBM. Zusammen mit der Politik haben sie das Ziel formuliert, den Bestand durch Neubau und Erwerb von derzeit rund 300.000 auf 400.000 Wohnungen im Jahr 2026 zu erhöhen. 3
Darum Typenbau Als eines der Instrumente zur Errichtung kostengünstiger Wohnungen bietet sich dabei der Typenbau an. Standardisierung und Typi- sierung von Entwurfselementen und Bauteilen können Planungs- und Bauzeiten verkürzen, die Produktion hoher Stückzahlen kann die Herstellungskosten reduzieren. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesell schaften intensiv mit der Neugestaltung, Weiter- entwicklung und Nachverdichtung mit den Mit- teln des Typenbaus und haben dafür Studien und Wettbewerbe für neue Wohnungsbautypen in Auftrag gegeben. Diese Neuen Typen sollen den Anforderungen heutiger und künftiger Bewohner gerecht werden und bei Nutzung angemessener Mittel zugleich auf die Vorgaben der Wohnraumförderung 4
Darum Typenbau abgestimmt sein. Sie wurden für unterschied liche städtebauliche Anforderungen konzipiert. In der vorliegenden Publikation werden die Neuen Typen, die zurzeit von den sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen entwickelt werden, erst- mals gemeinsam vorgestellt. Den Entwürfen vorangestellt sind Erläuterungen der historischen und technischen Zusammen- hänge; Statements von Architekten und Exper- ten sowie mögliche Fertigungsprozesse, Mate- rialien und Umsetzungen vervollständigen den Überblick. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften leisten mit dieser Publikation einen ersten Beitrag zur Diskussion über den Typenbau und das serielle Bauen. Auf einem Symposium im Herbst 2017 soll der Diskurs mit der Öffentlich- keit weitergeführt werden. 5
BEGRIFFE UND Darum Typenbau BEDEUTUNGEN Typenbauten sind Bauwerke, die nach dem gleichen Ent- und Produktion können hochkomplexe und integrierte wurf mehrfach in gleicher Weise errichtet werden. Eine Bauteile vormontiert und auf der Baustelle vor Ort zu Typisierung bietet sich für verschiedene Bauwerksarten kompletten Gebäuden zusammengefügt werden. an. Dazu zählen technische Bauwerke, aber auch Gebäude Der Begriff Typenbau bezieht sich jedoch grundsätzlich wie zum Beispiel Schulen, Kindergärten oder Turnhallen. nur auf die Gebäudeplanung und die wiederholte Verwen- Eine wichtige Rolle spielt der Typenbau im Wohnungsbau. dung. Ein Typenbau kann auch ganz ohne Fertigteile in kon- Dort war er immer dann gefragt, wenn in kurzer Zeit für ventionellen Bauweisen errichtet werden. Dadurch bleibt sehr viele Menschen Wohnraum zur Verfügung gestellt er frei von Bindungen an Hersteller und Systeme sowie werden musste. deren Angebote und Kapazitäten. Es bleiben die Wieder- Die Vorteile sind klar: Die Entwürfe können nach bestimm- holungseffekte mit den entsprechenden Vorteilen für die ten Vorgaben und Kriterien optimiert und dann bei Bedarf Planungs- und Genehmigungsprozesse. Hinzukommen mit geringerem Planungs- und Abstimmungsaufwand eine hohe Planungs- und Kalkulationssicherheit bei der schnell und unkompliziert realisiert werden. Typen Errichtung der Gebäude. genehmigungen, durch Landesbehörden ausgestellt, Neben diesen praktischen und technischen Anforderun- können Erleichterungen in einzelnen Genehmigungs- gen ist der Fokus auch auf die baukulturelle Qualität zu schritten bringen. Es reduzieren sich Zeiten und Kosten richten. Gerade durch die Wiederholung und den Einsatz in einzelnen Planungsphasen. an vielen Orten besteht eine hohe Zusätzlich bietet es sich an, Typenbauten mit Hilfe nor- Verantwortung für die Gestaltung 01 mierter, seriell hergestellter Bauteile zu errichten. Bei- von Stadt- und Lebensräumen. Bei Schnittzeichnung spiele hierfür finden sich in allen Hochphasen des Sied- der Entwicklung neuer Typen sollte der ineinander lungsbaus, von den 1920ern über die 1950er bis in die diese wahrgenommen werden. ver schränkten Wohnungen der 1980er Jahre. Vielfältige, flexible und anpassbare Unité d’habitation – Das Bauen mit Fertigteilen lässt sich heute noch erheblich Bauten in hoher Qualität könnten Le Corbusier, weiter treiben: Mit den Möglichkeiten digitaler Planung dazu beitragen. Mar seille, 1947 – 52 6
Darum Typenbau DAS PROBLEM UNSERER TAGE IST DAS WOHNHAUS … DIE BAUINDUSTRIE MUSS ZUM PRINZIP DER MASSEN- FERTIGUNG ÜBER- GEHEN UND DIE 01 EINZELNEN ELE- MENTE DER WOHN- HÄUSER IN SERIE HERSTELLEN. Le Corbusier, 1887 – 1965 7
DIE LANDESEIGENEN Darum Typenbau WOHNUNGSBAU GESELLSCHAFTEN – ZWISCHEN TRADITION UND ZUKUNFT 01 02 8
Das Berliner Stadtbild ist bis heute geprägt durch die aus- Wohnungsbau begegnet werden. In der jungen Weima- Darum Typenbau gedehnten gründerzeitlichen Stadterweiterungen des 19. rer Republik, durch Fortschrittsglauben und hohe soziale Jahrhunderts mit ihren Mietskasernen und Hofstruktu- und (bau-)kulturelle Ansprüche geprägt, konnten sich die ren. Im frühen 20. Jahrhundert wurde das Stadtgebiet Vertreter des „Neuen Bauens“ gegen konservative Auf- durch Siedlungsgebiete und Stadtquartiere erweitert und fassungen durchsetzen. Zwischen 1924 und 1931 wurden 01 ergänzt. Diese waren von neuen Ideen so in Berlin mehr als 140.000 neue Wohnungen errich- Splanemann- für den Stadtraum, die Wohngebäude tet. Anstelle der privaten Investoren des 19. Jahrhunderts Siedlung, und die privaten Freiräume bestimmt: und der damit einhergehenden Spekulation traten gemein- im Bau, Mar tin Vor allem in der Zeit nach dem 1. Welt- schaftliche und soziale Finanzierungsmodelle in den Vor- Wagner, Berlin, krieg bis zum Beginn der 1930er Jahre dergrund. Die Vorläufer der Berliner Wohnungsbaugesell- 1926 – 30 02 wurden in großem Umfang moderne schaften hatten hieran einen entscheidenden Anteil. Zu Splanemann- Wohnungs- und Siedlungsbauprojekte den dichten und überbelegten Quartieren der Gründer- Siedlung heute, mit hohem sozialen und architektoni- zeitstadt entstanden nun die Gegenmodelle der Moderne. nach Restaur ier ung schen Anspruch realisiert. Bedeutende Zugleich wurde der Einsatz serieller Fertigungsmethoden 03 Beispiele hierfür sind unter anderem vorangetrieben, die das Bauen schneller und billiger mach- Stahlskelettbau Haselhor ster die Hufeisensiedlung von Bruno Taut ten. Grundlage waren Bautypen, die sich aus gleichen Bau- Damm 1 – 25, 1930 oder die Großsiedlung Siemensstadt teilen zusammensetzen ließen. So errichtete die d ewo g 04 von Hans Scharoun. Die Siedlungen, (Deutsche Wohnungsbaugesellschaft) unter der Leitung Reichsfor schungs- die damals für ein neues Lebens von Martin Wagner bereits 1926 in der Splanemann-Sied- siedlung Hasel- gefühl standen, sind heute als Welt- lung, Berlin, 138 Wohneinheiten in Großtafelbauweise. Die hor st, Berlin im Bau, 1931 kulturerbe der UNESCO eingestuft gleichen Ziele wurden auch an anderen Orten verfolgt, 05 und bieten heute wie damals nachge- zum Beispiel von Ernst May mit der „Frankfurter Plat- Reichsfor schungs- fragte, attraktive Lebensräume. tenbauweise“ oder von Walter Gropius in Dessau-Tör- siedlung Hasel- Die Vorzeichen, unter denen diese ten. In der „Reichsforschungssiedlung Haselhorst“, hor st, Baublock 4 Siedlungen entstanden, ähneln den Berlin, ebenfalls nach Plänen von Gropius, wurden für von Mebes & Emmer ich am heutigen Rahmenbedingungen: die h e imag, einem Vorläufer der Gewobag, durch Archi- Bur scheider Weg, Akutem Wohnungsmangel musste tekten wie Otto Bartning oder Paul Emmerich Wohnun- um 1931/32 mit schnellem und kostengünstigem gen für 12.000 Bewohner in neuen Techniken errichtet. 03 04 05 9
Während am Beginn der Entwicklung auf- ES SOLL GEZEIGT WERDEN, Darum Typenbau gelockerte Gartenstadtmodelle mit priva- DASS SICH EIN NEUER WOHNBAU ten Freiräumen standen, steigerten sich die Bauhöhen und Dichten nach und nach zu ANBAHNT … DER WOHNUNGSBAU städtischen Strukturen. Beispielhafte Pro- DER KOMMENDEN ZEHN JAHRE jekte wie die Stuttgarter Weißenhofsied- WIRD DEM NEUEN DEUTSCHL AND lung von 1927 präsentierten die neue Archi- DAS GESICHT GEBEN. tektursprache in höchster Qualität. Dabei war diese Entwicklung keineswegs auf Br uno Taut 1887 – 1965, im Jahr 1927 Deutschland beschränkt: Als „Internatio- nal Style“ hatten die modernen Formen und puristischen Strukturen weltweit Erfolg. Bedeutende Vertreter waren zu dieser Zeit der Architekt Le Corbusier in Frankreich oder die Gruppe „De Stijl“ und J. J. P. Oud in den Niederlanden. Durch den Nationalsozialismus, der die „Moderne“ ablehnte, wurde die Entwicklung in Deutschland abrupt gestoppt. Der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg knüpfte jedoch unmittelbar an die Bauweisen der Vor- kriegszeit an. Die Internationale Bauausstellung (IBA) „Interbau“ in Berlin 1957 machte dies deutlich: So ent- stand das Hansaviertel mit einer großen Bandbreite 01 innovativer Wohngebäude, die teilweise Typencha- rakter haben. Le Corbusier errichtete im Rahmen der IBA eines seiner als „Unité d’Habitation“ bezeichneten Typen-Wohnhochhäuser im Berliner Westen nahe dem Olympiastadion. Ab den 1960er und 1970er Jahren und teilweise bis in die 1980er Jahre hatte der Massenwohnungsbau auf Typen- basis Hochkonjunktur in Ost und West. Es entstanden zunehmend monostrukturelle Großsiedlungsprojekte wie das Märkische Viertel und die Gropiusstadt in West-Berlin oder die Großsiedlungen Marzahn und Neu-Hohenschön- hausen im Osten der Stadt. Aber auch in vielen anderen Großstädten wurden in gleicher Weise neue Wohnstand- orte entwickelt, wie zum Beispiel in München-Neuperlach oder Köln-Junkersdorf. Dabei kamen zumeist Großtafel- 02 bauweisen mit schweren Betonelementen zum Einsatz. 01 Die Wohnungen in den neuen Großsiedlungen waren Frankfur t anfangs durchaus begehrt: Sie boten gut geschnittene Römer stadt/Kopf- Räume mit modernem Komfort wie Fernheizung und zen- bau Hadr ianstraße, traler Warmwasserbereitung, der in bestehenden Miet- Er nst May, Frank- wohnungen zu dieser Zeit noch nicht selbstverständlich fur t a.M., 1928 02 war. Nach und nach wurden die Großsiedlungen jedoch Wohnhaus, Stutt- zunehmend kritisch gesehen; Wohnen in der „Platte“ gar t Weißenhof- bekam ein deutlich negatives Image. Seit den 1990er siedlung, Ludwig Jahren wird dieser Entwicklung durch umfangreiche Mies van der Rohe, Sanierungsprogramme entgegengewirkt. Heute bieten 1927 03 die Großsiedlungen wieder nachgefragte Wohnungen Punkthochhäu- mit guter Akzeptanz. In den letzten 30 Jahren war der ser Hansavier tel, Neubau von Typenhäusern ein untergeordnetes Thema im Rahmen der im Wohnungsbau. Interbau gebaut, 03 Mit der enorm steigenden Wohnungsnachfrage in den Raymond Lopez, Eugène Beou- Großstädten stellt sich die Frage nach bezahlbarem douin und Hans und schnell verfügbarem Wohnraum jedoch wieder Schwipper t, Berlin, neu. Besonders in Berlin, wo der Erhalt der „Berliner 1956 – 58 10
Mischung“ im Zentrum der Stadtpolitik steht. Hier sind Darum Typenbau heute die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften degewo, GESOBAU ,Gewobag, H OWO G E , S TA DT U N D L A N D und W B M wie bereits ihre Vorgänger in den 1920er Jahren mit Neubauentwicklungen in allen Bezir- ken aktiv. Mit ihrer unterschiedlichen Entwicklung und Geschichte haben sie dabei eine große Bandbreite städ- tebaulicher Möglichkeiten, um die Quartiere und Kieze im gesamten Stadtraum, von den Randlagen bis in die Stadtmitte, weiter zu formen oder zu ergänzen. Auch wenn die Fragen an den Wohnungsbau wieder die gleichen sind, haben sich jedoch die Vorzeichen und Bedin- gungen gewandelt. Zur Erfüllung der kurzfristigen Bedarfe 04 kommt ein neues Verständnis von Urbanität und Nachhal- tigkeit, das auch die Lebenszykluskosten und die langfris- tige Qualität der Gebäude betrachtet. Zudem erlauben digitale Planungs- und Produktionsprozesse weiterge- hende und differenziertere Überlegungen zur Industriali- sierung der Bauprozesse. 04 Die Neuen Typen können vor diesem Hintergrund einen „Unité d’habita- entscheidenden Beitrag zur sozialen Weiterentwicklung tion“ im Rahmen der Stadt leisten. Die im Frühjahr 2017 getroffene Koope- der Interbau 1957 gebautes Wohn- rationsvereinbarung „Leistbare Mieten, Wohnungsneubau hochhaus, Le und soziale Wohnraumversorgung“ zwischen den landesei- Corbusier, Berlin, genen Wohnungsbaugesellschaften und dem Land Berlin 1956 – 58 legt die Zielsetzungen und Mittel dafür fest. Angestrebt 05 wird hier der Neubau von 30.000 Wohnungen bis zum W B S 70/11, Neu-Ho- henschönhausen – Jahr 2021. V E B Wohnungsbau- Das Miteinander breiter Bevölkerungsschichten in den kombinat Berlin, Innenstadtquartieren, die Vorgabe, einen Anteil von 1982 – 89 50 Prozent an förderfähigen Wohneinheiten bereitzustel- 06 len, sowie die Vereinbarung zu sozialverträglichen Mieten Wohnhausgr uppe 910 Märkisches bilden die Kernpunkte der Kooperationsvereinbarung. Vier te l – Er nst Hinzu kommt der Wunsch nach Nutzungsmischung mit Gisel, Berlin, Gewerbe und nach der Anwendung ökologischer Bauwei- 1967 – 71 sen. Zusammen mit den Bestimmungen des Landes Berlin für die Wohnraumförderung und den dort zugrundeliegen- den Wohnungsgrößen sind 05 die Zielsetzungen für den Wohnungsbau damit defi- DURCH WEISE niert. Klar ist auch, dass BESCHRÄNKUNG sich diese nur mit Hilfe besonders wirtschaftli- AUF WENIGE cher Lösungen erreichen TYPEN FÜR lassen. WOHNBAUTEN Neue Typen müssen auf STEIGT IHRE diese Fragestellungen reagieren und optimierte, QUALITÄT UND langfristig tragfähige, das SINKT IHR PREIS, heißt auch flexible Lösun- UND DAMIT gen bieten. So können Tra- HEBT SICH dition und Versprechen des innovativen und zeitgemä- DAS GESAMTE, ßen öffentlichen Bauens SOZIALE NIVEAU. in Berlin aufgegriffen und 06 Walter Gropius, 1883 – 1969, erneuert werden. im Jahr 1967 11
ZAHLEN Darum Typenbau UND FAKTEN DEGEWO 65.705 Wohnungen Schwer punkte: Köpenick, Marzahn, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg und Wedding GESOBAU 38.388 Wohnungen Schwer punkte: Pankow, Reinickendorf, Wedding, Weißensee und Wilmersdorf GEWOBAG 58.753 Wohnungen Schwer punkte: Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Reinickendorf, Spandau und Tempelhof-Schöneberg HOWOGE 58.906 Wohnungen Schwer punkte: Hohenschönhausen, Lichtenberg, Marzahn, Pankow, Treptow-Köpenick und Weißensee STADT UND LAND 42.720 Wohnungen Schwer punkte: Hellersdorf, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg und Treptow-Köpenick WBM 29.364 Wohnungen Schwer punkte: Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Spandau S t and 3 1 . 1 2 . 2 0 1 6 12
DIE NEUEN Die Neuen Typen T Y PE N Angesichts des hohen Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum beschäftigen sich die landeseigenen Wohnungsbaugesell- schaften einerseits mit der Ergänzung vorhandener städte baulicher Strukturen in den Quartieren, andererseits mit Möglichkeiten der Neuentwicklung ganzer Quartiere in grö- ßeren Entwicklungsräumen. Die Art der Bestandsstrukturen reicht dabei vom klassischen Berliner Block der Gründerzeit über den Siedlungsbau der 1920er und 1930er Jahre bis hin zu den Großsiedlungen der 1960er und 1970er Jahre. Um sowohl Kosten- als auch Zeitvorteile für den Bau von bezahlbarem Wohnraum zu schaffen, soll künftig auf Metho- den des Typenbaus zurückgegriffen werden. Gefragt sind dabei neue Typen, die in der Lage sind, sich als intelligente und differenzierte Stadtbausteine in unterschiedliche Kon- texte einzufügen, sie zu ergänzen und weiterzuentwickeln. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften haben vor diesem Hintergrund in Studien und Wettbewerben begonnen, Bautypen für den Geschosswohnungsbau zu entwickeln. Dazu gehören flexible Bausteine zur Einfügung in bestehende Block- oder Hofstrukturen, Punkthäuser, die in unterschied lichen Stadträumen eingesetzt werden können, Hochhäuser, die gerade in Ergänzung größerer Strukturen Impulse setzen können, sowie Dachaufbauten, die auf bestehende Gebäude aufgesetzt werden. 15
BLOCK – Die Neuen Typen ZEILE Der städtebauliche Umgang mit dem Block als Grundmotiv der Berliner Stadtstruktur hat einen besonderen Stellenwert. Die Einfügung von Typenbauten in bestehende Block- oder Hofstruktu- ren, aber auch die Addition von Bau- steinen zur Bildung von neuen Zeilen und Blöcken bieten unterschiedliche Ansatzmöglichkeiten und sind sehr anspruchsvoll. Zusammen mit Lösungs- 01 möglichkeiten für Ecksitu- Das Modulhaus Bollinger + ationen sind diese Typen Fehlig Architekten, für die Ausbildung quali- Per spektive Straße, tätsvoller berlintypischer Visualisier ung: Stadträume unverzichtbar. Zeynep Oba 16
01 17 Die Neuen Typen
DAS MODULHAUS VON Die Neuen Typen BOLLINGER + FEHLIG ARCHITEKTEN, BERLIN 01 DIE STUDIE ZEIGT EINEN ANSATZ, FÜR UNTERSCHIED- LICHE GRUND- STÜCKE DIE Ziel einer Studie des Büros Bollinger + Fehlig Architekten, Neben den sich wieder- Berlin, war die Entwicklung der Grundlagen für ein Typen- holenden Anordnun- JEWEILS GEEIG- gebäude, das bei hoher Wirtschaftlichkeit sowohl in Zeilen- gen der Grundrisse auf NETEN TYPEN- als auch in Ecksituationen zur Ergänzung im Stadtraum den Geschossebenen LÖSUNGEN ZU oder als Baustein zur Neuentwicklung eines Areals oder in einem Typus liegen FINDEN. Quartiers genutzt werden soll. den entstehenden Bau- Davon ausgehend sollten Kerne, Erschließungsflächen und körpern das fehlende Jens Fehlig flächenoptimierte Wohngrundrisse als Module entwerfe- Kellergeschoss und risch untersucht werden, um die unterschiedlichen Kom- die dadurch notwendige Aufnahme der Nebennutzungen binationsvarianten im Hinblick auf ihre Typentauglichkeit im Erdgeschoss als weitere organisatorische Prinzipien darstellen zu können. zugrunde. Mit einer Standardtiefe von 13,50 m soll ein festes, Konstruktiv sollen die Typen eher in konventionellen Bau- außenliegendes Kernmodul (Aufzugsschacht, Treppen- techniken umgesetzt werden. Tragende Außenwände lauf, Flur) mit zwei, drei und vier Wohneinheiten als „Sta- könnten zum Beispiel in Kalksandsteinmauerwerk außen- pellösung“ auf allen Geschossebenen eines Typs kom- gedämmt ausgeführt werden, auch Massivwandkonstruk- biniert werden. 15 unterschiedliche Grundrisstypen von tionen sind denkbar. Die aussteifenden Stahlbetonkerne 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen kommen dabei zum Einsatz. werden um zwei unterschiedliche Decken- und Stützen- Dadurch können Häuser mit unterschiedlichen Gebäu- varianten ergänzt. Filigrandecken mit Ortbetonergänzung, debreiten zwischen 10,35 m und 24,10 m entstehen, die aber auch Spannbetonhohldielen auf Stahlträgern können in unterschiedlichen städtebaulichen Situationen ein- eingesetzt werden. Die Balkonelemente, die das Fassaden- setzbar sind. bild prägen, werden außen angehängt oder auch angestellt. 18
Die Neuen Typen Das Erstellen der Module TREPPENHAUS FESTLEGEN DER ADDITION DER OPTIONALES ANFÜGEN ALS BASIS MITTELWOHNUNGEN SEITENWOHNUNGEN VON BALKONEN ZWEISPÄNNER 8 8 8 8 8 8 8 8 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 16 16 16 16 16 16 16 16 11,885 11,9 m 11,885 DREISPÄNNER 8 8 8 8 8 8 8 8 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 16 16 16 16 16 16 16 16 15,235 15,2 m 15,235 VIERSPÄNNER 8 8 8 8 8 8 8 8 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 9 7 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 10 6 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 11 5 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 16 x 26 x 18 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 12 4 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 13 3 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 14 2 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 15 1 16 16 16 16 16 16 16 16 22,055 22,1 m 22,055 02 01 Das Modulhaus Bollinger + Fehlig Architekten, 8 Per spektive Hof, O Visualisier ung: Schlafen NF: 13,15 m2 9 10 11 7 6 5 N Schlafen NF: 13,96 m2 Zeynep Oba 16 x 26 x 18 12 4 O O 13 3 N Abstell Kind 14 2 Kind 02 NF: 1,51 m2 NF: 10,58 m2 NF: 11,61 m2 15 1 16 Modulvar ianten O N N Flur Flur Bad NF: 9,77 m2 NF: 10,45 m2 NF: 4,76 m2 O 03 Bad NF: 6,13 m2 Mustergr undr iss Regelgeschoss H Bad NF: 4,88 m2 H Flur NF: 8,31 m2 D Bad NF: 4,66 m2 N Abstell N DU / WC Vier spänner, H Abstell D Abstell D Flur NF: 1,82 m2 NF: 3,50 m2 Maßstab: 1:200 NF: 1,52 m2 NF: 1,52 m2 NF: 4,26 m2 N N O H D Wohnen Küche NF: 16,79 m2 NF: 4,81 m2 Wohnen Küche Wohnen Küche Wohnen Küche NF: 24,60 m2 NF: 20,42 m2 NF: 26,41 m2 N Kind NF: 10,12 m2 H Schlafen NF: 14,07 m2 0 1 5 10 03 19
DAS TYPENHAUS VON Die Neuen Typen MARS ARCHITEKTEN, BERLIN In Zusammenarbeit mit dem Büro MARS ARCHITEKTEN, Berlin, wurde im Rahmen einer Studie ein Typenhaus ent- worfen, das auf der klassischen Berliner Mietskaserne und der Wohnbauserie 70 aus dem Wohnungsbaupro- gramm der DDR basiert und diese weiterentwickelt. Ziel der Planung war es, einen hochstandardisierten, flächen effizienten Gebäudetyp zu entwickeln, der sich in Unter- typen gliedert und in der Lage ist, städtische Quartiere zu erzeugen und zu ergänzen. Analog zum Berliner Miets- haus soll dabei keines der Häuser eines Typs einem ande- ren gleichen. Das Typenhaus soll vielfältige Antworten auf die unter- schiedlichen städtebaulichen Situationen geben können und den Grundsätzen des kostengünstigen und schnellen 01 Bauens folgen. Durch eine modulare Vorgehensweise mit reih- und stapelbaren, standardisierten Gebäudesegmen- ten wird dabei eine vielfältige Kombinatorik möglich. Eine variable Geschossigkeit zwischen drei und acht Geschos- sen mit der Möglichkeit gestalterischer Vielfalt ist bei glei- cher, standardisierter Bauweise umsetzbar. Es wurden ein Ost-West-Typ und ein Nord-Süd-Typ mit je 15 m Gebäudetiefe sowie flexible Ecklösungen entwickelt, um eine hohe städtebauliche Dichte und optimale Licht- Gebäudetyp Ost/West Gebäudetyp Nord/Süd und Luftverhältnisse in den Kombinationen zu ermögli- chen. Die Typen sind jeweils mit oder ohne Hochparterre gedacht, um mittels Wohnen oder Kleingewerbe auf den städtischen Kontext reagieren zu können. Zielsetzung der Bauweise und Konzeption war es, die Woh- nungsgrundrisse schon durch minimale Eingriffe vielfältig kombinierbar zu machen. Ein adaptiver Wohnungsmix von 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen ist flexibel herstellbar. Zusam- kompakte Blockanordnung lockere Blockanordnung men mit der Ausbildung einer städtischen Erdgeschosszone mit der Möglichkeit zur Integration von Gewer- 02 beflächen, Wohnen im Hochparterre, Mieter- gärten zur Hofseite oder Hochbeeten zur Stra- WIR NUTZEN ßenseite soll sich der Typ als Bereicherung in die umgebenden Strukturen integrieren oder KONVENTIONELLE, neue Quartiere erzeugen. MARKTÜBLICHE Bautechnisch greift das Konzept auf eine TECHNIKEN UND robuste Konstruktion aus einem teilvorgefer- KOMBINIEREN 01 tigten Stahlbetonskelettbau zurück, in den eine Ausfachung aus wärmedämmendem, SIE CLEVER IN Das Typenhaus von M A RS monolithischem Hochlochziegelmauerwerk EINEM SYSTEM, A RCH I T E K T EN , gesetzt wird. Die Fassaden sollen durch Öff- UM VIELFÄLTIGE Per spektive mit Fassadenvar ianten nungsmuster und Rhythmik, verschiedene vor- TYPEN ZU 02 gefertigte Balkontypen, Farben von Fenstern und Fassade sowie Variation der Oberflächen- GENERIEREN. Städtebauliche Konzeption/ materialen flexibel gestaltet werden. Jan-Oliver Kunze und Tarek Massalme Kombinationen 20
Die Neuen Typen 03 REGELGRUNDRISSE 2.88 D120 D120 03 Das Typenhaus von M AR S 2.35 A RCH ITEKTEN , Hofpe r spektive mit Fassadenvar ianten 04 3.45 Mustergr undr iss TOTAL TOTAL Typ O/W-20250, 78.69 m2 45.45 m2 Maßstab: 1:200 05 2100x1200mm Schema 20.25 2.82 D150 BGF 25.84m² 8 x 17.8/26 Konstr uktion TOTAL TOTAL 67.78 m2 45.45 m2 3.52 2.35 GRUNDLAGEN UND ZIELSETZUNG D120 D120 2.88 0.20 4.45 3.83 6.33 0.20 15.00 Regelgrundriss TYP O/W-20250, M 1:100 N DWG-SOURCE: TYP-0-MARS-plan_typology-OW-00-K.dwg LAYOUT / PDF-NAME: -20250-100-A3.pdf DATUM / DATE: 13.12.16 PROJEKT 57 MARS ARCHITEKTEN TYP O/W-20250 GRUNDRISS REGELGESCHOSS 1/100 TYP 04 Erstellt in Zusammenarbeit mit: Janowski Beratende Ingenieure ( TGA ) Lossen Ingenieure (Tragwerk, Brandschutz, Schallschutz) Treibhaus/Lavaland (Landschaftsarchitektur) Prof. Ber nd Bötzel, DU Dieder ichs Maximale Kosteneinsparung im Hochbau (Projektmanagement) 05 Lukas Specks (Visualisier ung) 21
Die Neuen Typen 01 Roger Bollinger (rechts) und Jens Fehlig (links), Architekten GESPRÄCH MIT ROGER BOLLINGER UND JENS FEHLIG, BOLLINGER + FEHLIG ARCHITEKTEN Was ist der Ausgangspunkt Welche städtebauliche Was bedeutet dieser Ansatz Ihrer Überlegungen? Idee liegt dem Vorgehen für das Erscheinungsbild Wir haben in der Studie versucht, zugrunde? und die Fassaden? einen Vorschlag für minimale Kosten Eine städtebauliche Idee, insbeson- Die Fassaden ergeben sich aus der bei maximaler Typologisierung und dere für größere Areale, liegt unse- Kombination der Grundrissvarian- doch möglicher individueller Lösun- rem Entwurfsansatz zunächst nicht ten mit den Balkonvarianten und der gen zu untersuchen. Daraus könnte zugrunde. Das Entwurfskonzept ist Erdgeschosszone. Die Fassaden- man Typen entwickeln. Wir wollten eher als Planungshilfe zu verstehen, systeme – ob massiv oder als WDVS jedoch nicht zu experimentell sein mit der Typen in einer Variante oder mit (Wärmedämmverbundsystem) – sind und haben alle Anforderungen und mehreren Häusern auf einem bestimm- unter anderem abhängig von den Ver- Standards eingehalten, so dass die ten Grundstück angemessen auf eine sorgungsbedingungen. Bei anliegen- Typen theoretisch direkt morgen zu städtebauliche Situation reagieren der Fernwärme können hier gege- genehmigen wären. und man dabei schon auf einen funk- benenfalls andere Möglichkeiten tionierenden Gebäudeentwurf zurück- bestehen als ohne. Dieser Aspekt Was bedeutet der Begriff greifen kann. Das von uns entworfene könnte auch bei Typengenehmigun- Modul in Ihrem Konzept? Modul hat eine Standardtiefe von gen eine Rolle spielen. Der Begriff Modul bezieht sich hier 13,5 m, berücksichtigt alle Standards auf die 15 unterschiedlichen Woh- und lässt sich in einfachen Techniken nungsmodule, die, in einem legoarti- umsetzen. Der Anwendungsbereich gen Stecksystem kombiniert, die Kre- des Typenhauses oder des Systems ist ation der unterschiedlichen Häuser bei komplizierten Grundstücken aller- ermöglichen. dings begrenzt, nicht alle Geometrien sind denkbar. 22
Die Neuen Typen 02 Philip Rieseberg (links), Tarek Massalme (Mitte), Jan-Oliver Kunze (rechts), Architekten GESPRÄCH MIT JAN-OLIVER KUNZE UND TAREK MASSALME, MARS ARCHITEKTEN, BERLIN Wie modular muss ein haben wir einen Baukasten zusam- Wie lässt sich die Mono- Typenbau heute sein? mengestellt, den dann jeder Unterneh- tonie bei der Addition der Die Modularität unseres Typenhau- mer gegebenenfalls auch modifiziert Typen verhindern? ses liegt im flexiblen Aufbau aus anbieten kann. Als Traggerüst gibt es Die Modulhaftigkeit in unserem Gebäudesegmenten und der Kombi- eine flexible Stahlbetonskelettkonst- System bezieht sich nicht auf sich nation konventionell verfügbarer und ruktion, die Innenwände sollen mög- wiederholende, komplett vorgefer- bewährter Bautechniken. Aufwen- lichst aus Kalksandstein hergestellt tigte Gebäudesegmente, sondern dige Systembauweisen eines Typen- werden. darauf, durch eine Auswahl von unter- baus schließen sich heute rein produk- schiedlichen baulichen Elementen tions- und kostentechnisch aus. Wir Wie sehen Sie die Aufga- aus dem Baukasten, wie beispiels- haben uns daher auch bewusst gegen benstellung vor dem Hin- weise Fenster, Balkone und Ober- schwere Vorfertigung (Großtafelbau- tergrund der urheberrecht- flächen, eine Varianz in den Fas- weise) in größerem Stil entschieden, lichen Fragen? Wie und von saden zu erzeugen. Durch die freie um die Vorteile der Marktoffenheit wem könnten Ihre Typen Kombination von diesen Parametern nutzen zu können. Ganze Produkti- gebaut werden? zusammen mit Wohnen im Hochpar- onsstraßen auf Elemente auszurich- Wir denken, dass es hier eine gesell- terre oder Gewerbe im ebenerdigen ten wie beim WBS 70 erscheint uns schaftliche Verantwortung der Archi- Erdgeschoss können sich lebendige in einer offenen Bauwirtschaft nicht tektenschaft gibt, die anstehenden Fassadenabwicklungen zu den Stra- sinnvoll. Wir möchten klassische Pro- Probleme intelligent zu lösen. Wir ßenräumen ergeben. Die Fassaden- duktionsmethoden wie Filigrandecken, können uns vorstellen, dass ein sol- abwicklungen der beliebten Berliner Hochlochziegel und Ähnliches kombi- ches System frei nutzbar ist und das Mietshausfassaden entwickeln ihre nieren. Betonfertigteile sollen im übli- Urheberrecht unberührt bleibt. Die städtische Lebendigkeit genau mit chen Maß nur für Teile wie Balkone Wohnungsbaugesellschaften teilen solch einem Baukasten. und Treppen genutzt werden. Daraus diese Ansicht. 23
PUNKT- Die Neuen Typen HAUS Freistehende Bauten oder Punkthäu- ser sind vielfältig einsetzbare Bau typen in unterschiedlichsten stadt- räumlichen Situationen. Durch vielseitige Belichtungsmöglich- keiten kann eine hohe Wohnqualität erzielt werden, durch unterschiedli- che Anordnungen sind hier qualitäts- volle städtebauliche Raumbildungen mit besonderem Bezug zu den umge- benden Stadt- oder Frei- räumen möglich. Das Standardtypenhaus 01 Das Standardtypenhaus von Baumschlager Eberle Baumschlager Eberle Architekten bietet Möglich- Architekten, Per spek- keiten der Umsetzung. tive Punkthaus 01 24
25 Die Neuen Typen
DAS STANDARDTYPENHAUS Die Neuen Typen VON BAUMSCHLAGER EBERLE ARCHITEKTEN, BERLIN Das vom Büro Baumschlager Eberle Architekten, Berlin, Der Punkthaustyp des Standardtypenhauses hat eine im Auftrag der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaf- Gebäudetiefe von ca. 17,80 m und eine variable Gebäu- ten entwickelte „Standardtypenhaus“ basiert auf einem delänge von 17,80 m bis 26,85 m. Er ist vorrangig als standardisierten Grundrisstypus. größeres Einzelbauwerk gedacht. Dieser sollte im Rahmen einer Studie auf Basis konkre- Auch dieser Typ kann unter bestimmten Voraussetzun- ter Anforderungen aus den Wohnungsbauförderbestim- gen in Serie geschaltet werden. Die zentrale Erschlie- mungen des Landes Berlin und den Anforderungen und ßung erlaubt eine hohe Wirtschaftlichkeit in Bezug auf Erfahrungswerten der landeseigenen Wohnungsbauun- die Herstellungskosten. Sie wird allein begrenzt durch ternehmen strukturiert werden. Anzahl, Größe und Orien- die „sozial verträgliche“ Anzahl von Wohnungszugängen tierung von Räumen sowie ihre Zuordnung innerhalb der pro Etage bzw. pro Haus. Wohnung, aber auch die Anordnung von Bewegungs- und Wie beim Typus für Blockstrukturen, ist auch dieser Erschließungsflächen spielten hierbei eine zentrale Rolle. Typus durch ein sehr gutes Verhältnis von Bruttogrund- In einem zweiten Schritt sollte aus der Anwendung des fläche (BGF) zu Wohnfläche (WF) gekennzeichnet. Die Grundrisstypus im geeigneten Wohnungsmix das Aufga- Geschossigkeit ist nicht vorgegeben, setzt jedoch eine ben- und Anforderungsprofil für „Standardtypenhäuser“ Gebäudehöhe unterhalb der Hochhausgrenze voraus. entwickelt werden. In der Regel wird sie damit auf sieben Geschosse Auf Grundlage dieser Parameter wurden zwei eigenstän- begrenzt. Niedrige Geschosshöhen mit einer lichten dige Gebäudetypen entwickelt, die Bezug nehmen sollen Höhe von 2,55 m würden ein achtgeschossiges Gebäude auf einen prinzipiell unterschiedlichen städtebaulichen Kon- ermöglichen. text. Ein Typus für die Ergänzung oder Bildung von Block- Bei den Grundrissbetrachtungen werden das Erdge- strukturen und ein freistehender Typus wurden entworfen. schoss sowie das oberste Geschoss zunächst nicht ein- Der Typus für den innerstädtischen Kontext innerhalb deutig bestimmt. Diese beiden Geschosse dienen ins- einer Berliner Blockrandbebauung übernimmt die typische besondere der städtebaulichen Einbindung sowie der Gebäudetiefe von ca. 13,50 m. Die unterschiedlichen Vari- Anbindung an das äußere Erschließungsnetz. Das Dach- anten dieses Typus haben eine Gebäudelänge von 11,75 m geschoss kann sowohl in der Ebene der darunterliegen- bis 22,50 m. Die seitlichen Wände können geschlossen den Fassade ausgebildet werden als auch zurückgestaf- ausgebildet werden (Brandwände) und ermöglichen somit felt sein. Ob ein geneigtes oder ein flaches Dach den die Addition weiterer Häuser oder den direkten Anbau an oberen Raumabschluss des Gebäudes bildet, ist nicht eine Bestandsbebauung. von Relevanz. 26
DIE PL AT TE WURDE Die Neuen Typen EINFACH MODUL AR AUFGESETZT UND GEBAUT. WIR BAUEN HÄUSER UND HABEN DEN ANSPRUCH, ADRESSEN ZU SCHAF- FEN. WIR SAGEN, DASS 20 NUTZUNGS- EINHEITEN AN EINEM EINGANG GENUG SIND IM HINBLICK AUF IDENTITÄT UND ÜBER- SCHAUBARKEIT. Prof. Gerd Jäger, Architekt 01 REIHE/ZEILE SOLITÄR 01 Das Standard- typenhaus Baumschlager Eberle Architekten, Anordnungs- möglichkeiten der Typologien im Stadtraum TYPENHAUS I INNERSTÄDTISCH TYPENHAUS II FREISTEHEND 27
Die Neuen Typen AUFTRAGGEBER ARCHITECT PROJEKTPHASE GESOBAU AG Baumschlager Eberle Druckdatum 22.06.2017 T +49 30 4073 1771, F +49 30 4073 1788, www.gesobau.de T +49 30 69 00 423 0, F +49 30 69 00 423 20, www.baumschlager-eberle.com ERSTELLT REVIDIERT 01 02 01 N Das Standardtypen- haus von Baum- schlager Eberle Architekten, Berlin 02 Gr undr iss Regel- geschoss Typ II, Maßstab: 1:200 3 Zi 2 Zi 4 Zi 4 Zi 2 Zi 3 Zi 28
GESPRÄCH MIT Die Neuen Typen PROF. GERD JÄGER UND TCHAVDAR TODOROV, BAUMSCHLAGER EBERLE ARCHITEKTEN, BERLIN 03 Prof. Gerd Jäger, Architekt Sie gehen bei Ihrer Studie den Produktionsmöglichkeiten ent- treffend sind. Die Flächenvorga- stark vom Wohnungsgrund- schieden werden. Die Anforderungen ben für die kleinen Wohnungen sind riss aus. Welchen Anteil hat an ein Bauteil bleiben, das Material durchaus auskömmlich, jedoch das städtebauliche Denken und die Bauweise können variieren. wird es bei den großen Wohnungen bei der Typenentwicklung, Die Typen müssen diese Flexibilität schwieriger, da die Erschließungsflä- die Sie verfolgt haben? mitbringen. che nicht entsprechend mitwächst Die städtebauliche Einbindung der und die Flexibilität in der Planung jeweiligen Typenhäuser ist immer Was unterscheidet die dadurch abnimmt. wieder erforderlich. Auch im Umgang Neuen Typen von den mit den Genehmigungsbehörden bei- klassischen? Wie sehen Sie die Initiative spielsweise, etwa bei der EinpassungDie Platte wurde einfach modular der landeseigenen Woh- von Typen in § 34-Gebiete, können aufgesetzt und gebaut. Wir bauen nungsbaugesellschaften Abstimmungen oder Anpassungen Häuser und haben den Anspruch, zum Typenbau? an die jeweilige Umgebungsbebauung Adressen zu schaffen. Wir sagen, Wir stehen vor dem Hintergrund der erforderlich werden. Der Typ muss dass 20 Nutzungseinheiten an einem Marktsituation und der Notwendig- also flexibel sein. Eingang genug sind im Hinblick auf keiten voll hinter dieser Entwicklung. Identität und Überschaubarkeit. Der Wir glauben, dass gerade in diesen Was ist für Sie die Grund- Städtebau und der öffentliche Raum, Bautypen die Architekten in der Ent- überlegung für die Neuen der halböffentliche Raum und das wicklungsarbeit notwendig sind. Das Typen? Treppenhaus sind die Räume, die wir wissen die Wohnungsbaugesellschaf- Für uns ist wichtig, dass wir ein gestalten müssen. ten auch und werden sicherlich ent- Grundprinzip für einen Typ entwi- sprechend mit den Planungen umge- ckeln, ohne zu große konstruktive Wie sind die Wohnun- hen. Auch die Anpassung vor Ort Festlegungen zu treffen. Im besten gen qualitativ einzuschät- muss immer durch den Architekten Fall besteht die Möglichkeit der zen, welche die Typen erfolgen. Umsetzung mit unterschiedlichen aufnehmen? Konstruktionsmethoden. Hier soll Wir haben den Eindruck, dass die nach den Möglichkeiten vor Ort oder Förderrichtlinien hier nicht ganz 29
HOCH - Die Neuen Typen HAUS Gerade im Umfeld höherer Bestands- Flexibilität sollte das Typen-Hochhaus gebäude sind zur umgebungsbezoge- einen vorgegebenen Wohnungsmix für nen Weiterentwicklung und Ergän- ca. 120 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen zung bestehender Quartiere höhere zulassen und als Reaktion auf unter- Gebäude mit größerer Ausnutzung der schiedliche städtebauliche Situatio- Grundstücke sinnvoll. Das Punkthoch- nen mit 12 bis 21 Geschossen umsetz- haus als Stadtbaustein bietet sich an. bar sein. Im Wettbewerb war eine Entwürfe für die Typen-Hochhäu- Variante mit 15 Vollgeschossen und ser der landeseigenen Wohnungs- einem Untergeschoss zu entwerfen. baugesellschaften verdeutlichen die Die Unterschiedlichkeit der prä- Möglichkeiten. mierten Beiträge zeigt die Vielfalt In einem Architekten-Ideenwettbe- der Lösungsmöglichkeiten und das werb der landeseigenen Wohnungs- Innovationspotenzial im Rahmen der bauunternehmen wurde der Pro- Erstellung von Typenbauten. zess angestoßen, den Prototyp eines Langfristiges Ziel ist es, auf Basis wirtschaftlich optimierten Punkt der im Wettbewerb entwickelten hochhauses zu entwickeln. Es sollten Entwürfe/Konzepte in den nächsten serielle Konzepte und Lösungen für Jahren in unterschiedli- elementiertes und preiswertes Bauen, chen städtebaulichen Situ- 01 differenzierte Wohnungsmischungen ationen, an verschiedenen Typen-Hochhaus und gute Architektur mit innerer und Orten im Stadtraum Ber- L I N Labor Integrativ, 1. Preis äußerer Flexibilität als Reaktion auf lins Punkthochhäuser situ- Ideenwettbewerb, unterschiedliche städtebauliche Situ- ationsbezogen weiterzuent Wettbewerbs- ationen gefunden werden. Bei äußerer wickeln und umzusetzen. per spektive 30
01 Die Neuen Typen
DAS TYPEN- Die Neuen Typen HOCHHAUS VON LIN ARCHITEKTEN ES SIND NICHT NUR URBANISTEN, KONSTRUKTIVE DINGE, DIE HIER EINE ROLLE BERLIN SPIELEN, AUCH DIE SOZIALEN ASPEKTE SIND RELEVANT. GERADE IM Der von den Verfassern als „Neuer Berliner Typus“ KONTEXT BESTEHENDER benannte Entwurf, der auf einem rechteckigen Grundriss QUARTIERE SOLLTEN aufbaut, wurde als modulares Baukastensystem konzi- piert, das auf unterschiedliche Situationen flexibel reagie- BAUSTELLENZEITEN, ren kann. BAUTECHNIKEN UND Die barrierefreien Grundrisstypen vom 1-Zimmer-Apart- ANGEBOTE FÜR DIE UM- ment mit 28 m² bis zur 4-Zimmer-Wohnung mit einer GEBUNG ERNST GENOM- Wohnfläche von 102 m² können in vielfältigen Kombina- tionen zusammengestellt werden. Je nach Umgebung ist MEN WERDEN. ANT- eine Gebäudehöhe von mindestens 12 bis zu 22 Geschos- WORTEN AUF DIESE sen möglich. FRAGEN WOLLEN WIR Mit einem Zusatzangebot von Gemeinschafts- oder Son- MIT EINEM FLEXIBLEN dernutzungen im Erd- und 1. Obergeschoss und auf dem Dach können auch Nutzungen wie Co-Working-Spaces, SYSTEM GEBEN, DAS ein Nachbarschaftscafé und eine gemeinschaftlich nutz- AUF UNTERSCHIEDLICHE bare Dachterrasse untergebracht werden, die zur sozialen SITUATIONEN REAGIEREN Nachhaltigkeit im Haus und in der Umgebung beitragen. UND DIFFERENZIERTE Der innenliegende Kern ermöglicht flexible Grundrisstypen mit sechs bis zehn Wohnungen pro Etage. Die regelmäßige ANGEBOTE SCHAFFEN Fassadenteilung, die Stützenfreiheit in den Grundrissen KANN. und die klare Schachtgeometrie um den Kern erlauben viel- Prof. Finn Geipel, Architekt fältige Veränderung oder Zusammenlegung der Wohnun- gen sowie die Umwandlung in Arbeitsräume oder Büros. Die Wohnräume orientieren sich überwiegend zur Ost- und Westfassade und werden durch großzügige Öffnun- gen optimal belichtet. Prägend für das Erscheinungsbild ist die vorgelagerte, umlaufende Balkonschicht mit einer filigranen Stahl konstruktion, die großzügige private Außenflächen schafft. Die Fassade setzt sich aus modularen Schichten zusammen, die auf unterschiedliche Gegeben- Der Entwurf wurde erstellt in Zusammenarbeit mit: heiten wie Wind, Lärm und Ausrichtung reagie- Fachplaner: 01 ren können. Dies ermöglicht eine kurze Bauzeit Höhler+Par tner Typen-Hochhaus vor Ort und somit eine minimierte Belastung für Bollinger + Grohmann L I N Labor (Tragwerk) Integrativ, 1. Preis das Wohnumfeld. Pi r min Jung (Holzbau) Ideenwettbewerb, Das Tragwerk ist als Betonskelettbau um einen Winter Ingenieure für Gr undr iss aussteifenden Betonkern konzipiert. In den Gebäudetechnik 6-Spänner, Geschossdecken werden Stahlverbundträger brandkontrolle GmbH Maßstab: 1:200 und Betonhohldielen verbaut, hochgedämmte (Brandschutz) 02 Lavaland & Treibhaus Schema Konstr uk- Fassadenmodule in Holzrahmenbauweise mit (Landschaftsarchitekten) tion/Bauablauf Aluminiumverkleidung kommen in der Fassade Transsolar Energietechnik 03 zum Einsatz. Für die Sanitärräume werden vor- Visualisierung: Ausschnitt gefertigte, selbsttragende Module genutzt. PONNI E Images Fassadenansicht 32
N 01 - PL - 10SP 12.04.2017 03 02 33
DAS TYPEN-HOCHHAUS Die Neuen Typen VON KLEIHUES & KLEIHUES ARCHITEKTEN, BERLIN Der Typus zeichnet sich durch eine Gestalt. Neben Holzhybrid-Decken verkürzen und die Qualität der Bau- sehr kompakte quadratische Grund- elementen, die auf Holz-Doppelstüt- teile dadurch zu maximieren. Zunächst rissform um einen zentralen Kern mit zen aufliegen, sind für die Fassaden wird der massive Erschließungskern H-förmigen Erschließungsfluren aus. vorgefertigte Module in Holzrahmen- in Stahlbeton errichtet. Anschließend Das Raumkonzept ist darauf ausge- bauweise vorgesehen, die zusammen werden die Stützen-, Decken- und richtet, Erschließungsflächen zu mini- mit den Stützen eine Montageeinheit Außenwandelemente montiert, wobei mieren, um dem eigentlichen Wohnen bilden und mit Blech- oder Faserze- die Bauzeit eines Geschosses jeweils ein Maximum an Fläche bereitzustel- mentelementen bekleidet werden. nur einen Tag beträgt. len. Eine konsequent durchdachte Die Loggienelemente als Konstruktion in Beton- und Holz- Besonderheit des Gebäu- bauweise mit einem hohen Grad an des treten plastisch UNSER ENTWURF Vorfertigung versucht, dabei ökolo- aus der Fassadenebene FOLGT DEM ANSPRUCH, gische und klimatische Aspekte zu heraus und bilden sowohl berücksichtigen. geschützte Räume wie DURCH EINEN HOHEN Die Baukörpergliederung in einen auch Balkone aus. GRAD AN FLEXIBILITÄT massiven Sockel mit Sondernutzun- Innovativ ist der Ansatz zu IN DEN GESCHOSSEN gen und den aufgesetzten Baukörper werten, durch die Vorfer- MÖGLICHST FREI AGIE- mit großzügigen Öffnungen und vor- tigung in wettergeschütz- gehängten Loggien elementen gibt ten Produktionsstätten REN ZU KÖNNEN. DIES dem Typen-Hochhaus eine prägnante Bauphasen vor Ort zu IST VERMUTLICH EIN er Entwurf wurde erstellt in D GROSSER UNTERSCHIED Zusammenarbeit mit: Cree Gm bH (Holzbau) ZU DEN KL ASSISCHEN schlaich berger mann par tner (Tragwerk) PL AT TENBAUTEN WIE Bloomimages (Visualisier ung) DEM WBS 70. Jan Kleihues, Architekt 01 02 34
Die Neuen Typen N 03 01 Das Typen-Hochhaus von Kleihues & Kleihues Architekt en, Wettbewerbsper- spektive, 2. Preis Id eenwettbewerb 02 Schema Konstr uktion/ Bauablauf 03 Gr undr iss Regel geschoss, TYP A1 Maßstab: 1:200 04 Ausschnitt Fassadenansicht 04 35
GESPRÄCH MIT Die Neuen Typen PROF. FINN GEIPEL UND JOHN KLEPEL, LIN ARCHITEKTEN URBANISTEN, BERLIN Ein Schwerpunkt des Ent- eigentlich erst beim Ausbau eine wurfs sind die öffentlichen Veränderung. Der Typ ist flexibler, Räume und weitergehen- er stellt ein Gerüst mit hoher Adap- den Angebote im Haus, die tionsfähigkeit. In Verbindung mit Gemeinschaftsräume in einer modularen Bauweise entste- dem Gebäude, wie ist das hen Anpassungsmöglichkeiten im zu verstehen? Hinblick auf den Kontext. Wir stehen Die Wirtschaftlichkeit einer Lösung der Anwendung dieser Möglichkeiten ist wichtig, aber gerade bei Typenge- positiv gegenüber. bäuden gilt es eben auch, einen Bei- Für die Architekten stellen sich mit der trag für die Umgebung und zur Ver- Entwicklung eines seriellen Gebäude- knüpfung mit dem Quartier zu leisten. typs auch Fragen hinsichtlich des Auf- Gerade im geförderten Wohnungs- wands. Bis zur Serienreife ist deut- bau sind aktuell die kleinen Wohnun- lich mehr Arbeit und Entwicklung zu gen gefragt. Die Grundfunktionen des investieren und hinsichtlich der Frage Wohnens können hier qualitativ gut der Angemessenheit der Honorie- abgedeckt werden. Darüber hinaus ist rung bei Wiederholung im Sinne der es aus unserer Sicht wichtig, Ange- HOAI (Honorarordnung für Architek- bote für zusätzliche, gemeinschaft ten und Ingenieure) gibt es durchaus liche Nutzungen im Haus zu schaffen, Diskussionsbedarf. die in den Kleinstwohnungen keinen Platz finden. Der Entwurf schlägt Braucht man einen hohen exemplarisch eine Kita, ein Café, eine Grad an Vorfertigung im Dachterrasse, Co-Working-Spaces Typenbau? und Gästewohnungen vor. Wir beschäftigen uns seit längerer Zeit mit hybriden Bauweisen. Ein- Welche Haltung nehmen Sie fachheit, Flexibilität und die Ver- zur Initiative der landes wendung von marktreifen, verfüg- eigenen Wohnungsbauge- baren Bauteilen waren auch bei sellschaften zum Typen- diesem Entwurf entscheidend. Das bau ein? Ist das der richtige Ergebnis ist ein Hybrid aus unter- Weg? schiedlichen Elementen: ausstei- Ja, denn wir glauben, dass genau fender Kern, möglichst wenige Stüt- die Klarheit in der Anforderung erst zen außen, Spannbeton-Hohldecken zu guten Lösungen führt. Die Unter- mit speziellen Verbundträgern und scheidung zwischen Typ und Serie hochgedämmte Fassadenmodule in ist dabei wichtig. Die Serie erlaubt Holzrahmenbauweise. 36
GESPRÄCH MIT JAN KLEIHUES UND JOHANNES KRESSNER, KLEIHUES & KLEIHUES ARCHITEKTEN, BERLIN 01 02 Jan Kleihues, Johannes Kressner, Architekt Architekt Herr Kleihues, was sind der landeseigenen Wohnungsbau- Wie ist die Qualität der die Grundansätze Ihres unternehmen zuzuschneiden – war Grundrisse zu beurteilen? Entwurfs? die interdisziplinäre Zusammenar- Das Raumkonzept ist darauf ausge- Unsere Entwürfe werden im Kon- beit mit der Bauindustrie bzw. einem richtet, Erschließungsflächen zu mini- text, insbesondere im Hinblick auf Systemanbieter. mieren, um dem eigentlichen Wohnen den Ort, gedacht. Beim Entwickeln ein Maximum an Fläche bereitzu- eines seriellen Gebäudes entfällt Wie lassen sich denn öffent- stellen. Gleichzeitig wird durch das diese Möglichkeit zunächst, statt- liche Nutzungen in das Grundrisslayout eine optimale Belich- dessen stehen Aspekte wie Nach- Gebäude bringen? tung der Wohnräume geschaffen. Die haltigkeit und Wirtschaftlichkeit Wir haben uns zunächst auf die Pro- Reduktion von tragenden Bauteilen viel stärker im Fokus. Die Idee der grammerfüllung im Wettbewerb und die Festlegung von Schachtzonen Wohnungsbaugesellschaften, einen beschränkt, denn der Wohnungs- sind die Grundlage für eine maximale Typus an unterschiedlichen Orten zu schlüssel orientiert sich ja an förder- Gestaltungsfreiheit. platzieren, ist faszinierend, jedoch richtlinienkonformen Grundrissen. stellt sich für uns die Frage, wie Der Freiheitsgrad unseres Entwurfs man dabei die Stadt mitdenken kann. ist aber nicht nur in den Geschossen, Unsere Antwort ist ein Gebäude, das sondern auch im Erdgeschoss groß, in jeder Hinsicht flexibel ist. Sowohl so dass wir bereits Lösungen entwi- die Gebäudehöhe, das Fassaden ckelt haben, ergänzende Nutzungen material, die Grundrisse inklusive der anzubieten und den Sockel stärker Anordnung der Balkon- und Loggien zu öffnen. module als auch das Erdgeschoss können variiert werden. Was genau ist nachhaltig an dem Konzept? Was sind die Grundprinzi- Neben der Verwendung von Holz sind pien der Konstruktion? sicherlich die Materialersparnis und Das Typen-Hochhaus basiert auf der die kurze Bauzeit als Nachhaltigkeits- Weiterentwicklung eines Konstruk- faktoren hervorzuheben. Für beson- tionsprinzips in Holzhybridbauweise, ders wichtig halten wir aber auch die das bereits einen intensiven Optimie- Möglichkeit, das Gebäude mit mini- rungsprozess durchlaufen hat. Die malem baulichen Aufwand verändern Konstruktion ist aufgrund optimier- zu können, denn wir wissen heute ter Spannweiten, Gewichtserspar- nicht, wie wir in 20 Jahren leben nis und kurzer Bauzeiten besonders werden. Das Konzept bietet die Mög- wirtschaftlich. Sehr wichtig im Ent- lichkeit, später andere Schwerpunkte wurfsprozess – in dem es darum ging, zu setzen, zum Beispiel Wohnen und das System auf die Anforderungen Arbeiten miteinander zu verbinden. 37
DACH- S ON DERT Y P Die Neuen Typen AUF- BAUTEN Dem Typus „Dachaufbauten“ als Mög- 01 Beispiel für die lichkeit der vertikalen Weiterentwick- Aufstockung der lung bestehender Quartiere kommt unter suchten eine Sonderstellung zu. Sind die Ein- Plattenbauser ie satzorte der anderen Typen doch eher QP in Berlin- in den Stadtrandlagen der Großsied- Fr iedr ichshain © Ingenieur lungen, in Baulücken oder neu zu gesellschaft BB P entwickelnden Strukturen zu suchen, Bauconsulting können D achaufstockungen auch in mbH bestehenden innerstädtischen Quar- tieren eingesetzt werden. Vorteile sind hier die Nutzung vorhandener Infra- struktur, keine oder nur geringe Ver- siegelung des Bodens und das Einspa- ren hoher Baulandkosten. 01 38
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DACHAUFSTOCKUNG Die Neuen Typen VON S&P SAHLMANN INGENIEURE + ARCHITEKTEN, POTSDAM Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften haben die Einsatzmöglichkeiten für Dachaufstockungen in Gebieten, die durch bestehende Typenbauten der Nach- kriegsjahre geprägt sind, untersucht. Hierfür wurden Studien zu den in der Berliner Innenstadt häufigen seriellen Bautypen P2, Serie QP, Q3A und IW 57 beauftragt. Die Typen Q3A und IW 57 eignen sich aufgrund der nur vier- bis fünfgeschossigen Bestands- gebäude aus städtebaulicher Sicht besonders gut für Aufstockungen. Das Potenzial für neuen Wohnraum durch Aufstockung serieller Typenbauten ist groß. Ein Vergleich: Die beispiel- haft untersuchten Gebäude des Typs Q3A verfügen über 452 Wohneinheiten. Durch eine zweigeschossige Auf stockung sind 298 zusätzliche Wohneinheiten möglich. Legt man die rund 29.000 bestehenden Q3A-Wohnun- 01 gen in Berlin zugrunde, entspräche dies – je nach Woh- nungsgrößen – einem Neubaupotenzial von ca. 6.600 Wohneinheiten bei einem zusätzlichen Geschoss. Im innerstädtischen Bereich findet sich auch der seriell erstellte Bautyp IW57 aus den 1950er Jahren. In Work- shops mit Studierenden und darauf aufbauend in Zusam- menarbeit mit dem Büro S&P Sahlmann Ingenieure + Archi- tekten konnten für diesen Bautyp interessante Lösungen entwickelt werden: Ausgehend von einer teils zurückge- setzten zweigeschossigen Aufstockung ergäben sich bei den untersuchten Gebäuden mit 300 Bestandswohnungen je nach Grundrisslösung 98 bis 120 neue Wohneinheiten. Modulare Systeme oder Hybridbauweisen mit einem hohen Grad an industrieller Vor- SYSTEMBAU IST DER fertigung in Holz- oder Stahlelementbau- ENTSCHEIDENDE ZEITFAKTOR. weise können es ermöglichen, die erforder- GERADE WENN WIR IM lichen Baumaßnahmen möglichst schnell, leise und effizient umzusetzen. Dies ist BEWOHNTEN ZUSTAND GEBÄUDE besonders beim Bauen im Bestand wichtig. AUFSTOCKEN, MUSS ALLES Abhängig von den Ergebnissen der SEHR SCHNELL GEHEN, UM DIE Bauwerksdiagnostik werden sich weitere MIETER NICHT ZU STARK ZU Rahmenparameter für die Planung erge- ben, die bestimmte Bauweisen in den BEL ASTEN. Vordergrund rücken können. Mit flexib- Kar sten Krake, Architekt len Grundrissen sollen zusammen mit den bestehenden Gebäudeteilen Architekturen für identitäts- stiftende Stadträume entstehen. Die landeseigenen Woh- nungsbaugesellschaften streben zunächst eine modellhafte Quartiersentwicklung im Bestand an. 40
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