DIE NASE IM WIND zoomDas Fachmagazin für Schweizer Immobilienschätzer 01 | 20 - SIV
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zoom Das Fachmagazin für Schweizer Immobilienschätzer 01 | 20 Schwerpunkt Veränderung DIE NASE IM WIND So hat sich das Bewerterwesen gewandelt 05 Andreas Campis «Hotspots» des Wandels 18 Daniel Hengartner: «Irgendwann ist die Party vorbei» 34 Mikrolage – Schlüsselfaktor in der Bewertung
— Editorial — ZEITGEMÄSS Liebe Bewerterin Lieber Schätzer © Christine Kocher «Du und deine Papieragenda.» Ich habe längst aufgehört, mich ge- gen diese teils neckenden, teils spöttischen Aussagen zu wehren. Die IMPRESSUM bisweilen mitleidigen Blicke stecke ich locker weg. Nicht so locker Herausgeber ging ich damit um, als jemand zu mir sagte: «Du bist so was von verklärt-nostalgisch.» Ich, die jedem Zukunftsforscher auf Insta folgt Schweizer Immobilienschätzer-Verband und sich dann am wohlsten fühlt, wenn möglichst wenig konstant Poststrasse 23, 9000 St. Gallen bleibt (Werte und Beziehungen ausgenommen), soll nostalgisch sein? T 071 223 19 19, www.siv.ch Hmmm … Ist es tatsächlich diese sehnsuchtsvolle Hinwendung zu Partner vergangenen Gegenständen oder fast ein krankhaftes Heimweh, die mich an der papierenen Agenda – im wahrsten Sinn des Wortes – Schweizer Institut für Immobilienbewertung festhalten lassen? Definitiv nicht. Für mich ist das Moleskine einfach die bessere Wahl (bessere Übersicht, besseres Handling, bessere Orientierung, ein klarer Rahmen). Chambre suisse d’experts en estimations immobilières Gesamtverantwortung Das Nachdenken über die Agenda-Wahl hat mich darüber nachden- Daniel Hengartner, lic. iur. HSG, ken lassen, ob es besser ist, mit dem Mainstream zu schwimmen. Präsident SIV daniel.hengartner@siv.ch, www.siv.ch Besser wohl nicht, möglicherweise einfacher. Wesentlich entscheiden- Chefredaktion der finde ich, dass wir zeitgemäss unterwegs sind – mit unserem Sibylle Jung Denken und Verhalten also der Gegenwart entsprechen. Wenn wir zoom@siv.ch den Link zum Bewertungswesen machen, geht es um Know-how, Redaktionsteam Martin Frei, Jitka Doytchinov, Marktkenntnisse, (Plausibilisierungs-)Methoden und Möglichkeiten; Anne-Lea Marte, Silja Munz, sie zu kennen und – vor allem – sie richtig anzuwenden ist entschei- Felix Thurnheer, Urs-Peter Zwingli dend. Modern ist dabei nicht immer richtig(er). Alt bewährt – nicht zwingend veraltet. Wenn Sie abwägen und zum Schluss kommen, Redaktioneller Beirat Martin Frei, Daniel Hengartner dass – als Beispiel – eine «alte Methode» für den jeweiligen Fall ge- Konzept und Umsetzung nau richtig ist, sind Sie nicht nostalgisch, sondern wohl eher clever. Pur Kommunikation AG, St. Gallen www.pur-kommunikation.ch So und so: Behalten Sie die Nase im Wind. Und schnuppern Sie Design Agentur formidable, Berneck zeitnah SIV-Luft. Zum Beispiel an der Mitgliederversammlung vom www.formidable.ch 30. April 2020. Tragen Sie diesen Termin, wenn Sie es nicht bereits Druck getan haben, am besten heute noch in Ihre Agenda ein. Ob Papier Cavelti AG, Gossau www.cavelti.ch oder elektronisch, ist einerlei. Ich freue mich, wenn wir uns da – Auflage / Erscheinung ganz traditionell – live sehen. 3600 Ex., 2 × jährlich Cover Ein Quartier verändert sich: Löwengarten, Rorschach. Im Bild: Treppenhaus Haus West, Fotografie: Lukas Murer, Architekt: Bollhalder Eberle Architektur Sibylle Jung — Zoom 01 | 20 — 2
— Inhalt — FOCUS 05 INTRO 06 Geschätzt #4 mit Andreas Campi, Halter AG 20 MARKTREPORT Der aktuelle Markt im Überblick 25 AUS- UND IM UMBRUCH WEITERBILDUNG Punktgenau, mit hoher Das Bewertungswesen wandelt sich Praxisrelevanz rasant – nicht erst seit der Digitalisierung 28 MEHRWERT 08 Das Zünglein an der Waage 30 DAS PRÜFSOFA Rosinenpicker 32 REGION TESSIN Im Fokus: das Kreis- IN ZAHLEN schreiben 7 AUSGEDRÜCKT 34 REGION Der Wandel vom Einzelkämpfertum WESTSCHWEIZ zur Verbandslandschaft Die Mikrolage als Schlüsselfaktor 36 VERBANDINFOS 10 Aus der Welt des SIV 38 SIV-KOPF ROLLE DES BEWERTERS Marco Imhof 4 Experten nehmen Stellung 00 00 13 00 00 00 «SENSOR» FÜR VERGLEICHSWERTE 00 Praktisches Online-Tool, rege genutzt 14 00 0 09 10 11 12 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 01 2018 2019 2020 Stockwerkeigentum Einfamilienhaus Renditeobjekt Landwerte DIGITALISIERUNG Bringt Open Data die grosse Veränderung? — Zoom 01 | 20 — 3
Finden Sie den passenden Schätzer für Ihr Objekt: siv.ch on fi ti e r e n S ie online v Pro e– hätzersuch unserer Sc sten- u n te r s tü tzen Sie ko wir d e r E v a lu ation Ihres los be i Bewerters. Nutzen Sie zudem: Sensor Marktreport Zoom Stellenportal Service für aktuelle 2x jährlich gegenwärtige Fachmagazin für Schweizer Mitarbeitende via SIV- Immobilienvergleichswerte Marktdaten Immobilienbewerter Plattform finden Für SIV-Mitglieder kostenlos Für SIV-Mitglieder ergänzende Für SIV-Mitglieder kostenlos Für SIV-Mitglieder kostenlos Daten im geschützten Down- loadbereich Wenn’s um Werte geht. www.siv.ch
— Intro — GESCHÄTZT #4 Veränderung und Immobilienentwicklung stehen in engem Zusammenhang. Einer, der das ganz genau weiss, ist Andreas Campi. Als Leiter Entwicklung bei Halter setzt er einen Fokus auf die marktkonforme und wertsteigernde Positionierung von Immobilien, wobei die nachhaltige orts- und städtebauliche E ntwicklung ein Schlüsselfaktor ist. Zoom verrät er seine persönlichen Hotspots, die einen entscheidenden Wandel mitmachten oder noch tun werden. Text: Anne-Lea Marte #1 MITTELPUNKT © Andreas Campi © Halter AG Attisholz-Arena: Platz und Durchgangsort zugleich und mit sei- nen erst zwei Jahren Sinnbild für die suk- zessive Transforma tion im Areal. Dem ur- sprünglich industriell genutzten, abgesperr- Immobilienentwickler mit ten Areal wird neues Leib und Seele: Andreas Leben eingehaucht. Campi, Leiter Entwick- lung bei der Halter AG. #3 FLANIERMEILE Die konsequente Stadtent- wicklung von Barcelona ist faszinierend. Sie zeigt, #2 FERNSICHT was alles möglich ist, Die Piazza del Duomo in wenn Interessen aus Poli- Mailand ist eine Herzens- tik, Wirtschaft und Gesell- angelegenheit mit Wow- schaft geschickt gepaart Effekt. Inklusive atembe- werden. Seit den Olympi- raubender Fernsicht vom schen Sommerspielen Dach des Doms bis in die 1992 hat sich vieles posi- Alpen. Der Aufbruch in tiv verändert. Exempla- die Zukunft ist positiv risch dafür: der Vorplatz spürbar. Die Silhouette der Passeig Maritím. von Mailand veränderte sich in den letzten Jahren © Andreas Campi © Andreas Campi rasant, sicht- und erleb- bar im modernen Viertel um Porta Nuova. GESCHÄTZT Schweizer Persönlichkeiten zeigen Zoom exklusiv ihre Lieblingsplätze. Es sind Orte, an denen sie gerne Zeit verbringen; Räume, die sie mit besonderen Erinnerun gen verbinden. Zu Hause, unterwegs oder am Arbeits platz. Der «Marktwert»: geschätzt nach persönlichen Kriterien. Das ist so gar nicht schätzertypisch – und trotzdem lesenswert. — Zoom 01 | 20 — 5
— Focus — DIE BEWERTERBRANCHE IST SEIT JAHRZEHNTEN IM UMBRUCH Das Schätzerwesen wandelt sich wegen der Digitalisierung rasant. Grosse Veränderun- gen gab es allerdings b ereits seit den 1990er-Jahren: Damals setzten Professionalisierung und Spezialisierung ein. Ein Rück- und Ausblick. Text: Urs-Peter Zwingli Urs Hausmann hat sich durch Archive Wüest Partner war und seit 2016 als zelpersonen hin zu Unternehmen fort- gewühlt, viele Seiten Fachliteratur ge- selbständiger Berater arbeitet. setzt: «Die Essenz der Bewertung sind lesen und Gespräche mit Dutzenden Eine Folge der Entwicklungen Wissen und Daten. Für einzelne Bewer- Expertinnen und Experten der Immo- seit 1990 ist, dass die Einzelbewerter ter ist es schwieriger, diese in der be- bilienbranche geführt. Das Resultat da- weniger und durch Unternehmen er- nötigten Menge aufzubringen.» von ist ein Buch, das über 200 Jahre setzt werden. Letztere haben zudem Schweizer Bewertungsgeschichte zu- eine Spezialisierung in Gang gebracht. Weiterbildung essenzieller sammenfasst.1 Es ist ein Pionierwerk, «Diese ist nötig, um in Zeiten der fort- denn je das einen Überblick zu Entwicklun- laufend automatisierten Bewertungen Seit über 20 Jahren beobachtet und gen des Schätzerwesens bietet. Bei gestaltet auch Dr. Gerhard Roesch die der Lektüre fällt auf, dass die Bran- Immobilienbewertung. Der ehemali- che in der jüngeren Geschichte in- nert weniger Jahrzehnte einen grund- « ge selbständige Architekt ist promo- vierter Ingenieur und Präsident der legenden Wandel durchgemacht hat. Schweizerischen Vereinigung kantona- «Bis in die 1990er-Jahre waren Immo- Die Essenz der ler Grundstücksbewertungsexperten bilienschätzer typischerweise Männer, die alleine arbeiteten oder für die Ver- Bewertung (SVKG). Seit 2000 leitet er die Sektion Grundstückschätzung der Aargauer Ver- waltung Bewertungen machten», sagt Hausmann, der nicht Historiker, son- sind Wissen und waltung. Damit verantwortet er jähr- lich rund 25 000 Bewertungen, die der dern promovierter Volkswirt und Jurist ist. «Typischerweise waren das Feld- Daten. Kanton vornimmt – viele davon ganz oder teilweise automatisiert. «Die prä- Wald-Wiesen- Schätzer, die alle Kate- gorien von Immobilien bewerteten.» » gendste Entwicklung der vergangenen 20 Jahre ist die Digitalisierung und Zudem seien alle Immobilienbewerter die damit zunehmende Verfügbarkeit damals Autodidakten gewesen, meist von Daten und automatisierten Bewer- mit einem beruflichen Hintergrund als einen Mehrwert durch menschliches tungen», sagt Roesch. Vielen Immobi- Architekt oder Treuhänder. «Mit dem Spezialwissen zu schaffen», sagt Haus- lienbewertern fehle heute die nötige Aufkommen von ersten Ausbildungs- mann. Die Arbeit werde den Schätzerin- Methodenkompetenz, um die Funk gängen vor rund 20 Jahren setzte eine nen und Schätzern sicher nicht ausge- tionsweise von automatisierten Be- Professionalisierung ein», sagt Haus- hen, «aber sie ist im Fluss». In diesem wertungen zu verstehen und die Er- mann, der langjähriger Mitinhaber von bewegten Markt müssten sich Bewerter gebnisse entsprechend zu würdigen. und Unternehmen beispielsweise ver- «In diesem Bereich hinken leider auch mehrt auf Beratungs tätigkeiten oder die Ausbildungsinstitutionen in der besondere Immobilienkategorien kon- Schweiz der Entwicklung hinterher», 1 Urs Hausmann: «Liegenschaften wertge- schätzt – Ein Streifzug durch zwei Jahrhunderte zentrieren. Hausmann erwartet, dass sagt Roesch. Es müsse in den Studien- Schweizer Bewertungsgeschichte». Edition sich die Konsolidierung weg von Ein- gängen ein stärkeres Gewicht auf Sta- Hochparterre, 2019 — Zoom 01 | 20 — 6
— Focus — Digitalisierung sowie die damit zunehmende Verfügbarkeit von Daten und automatisierten Bewertungen als prägendste Entwicklung tistik und Datenanalyse gelegt werden, TRANSPARENZ BRAUCHT TRANSAKTIONSDATEN «auch wenn gerade Statistik ein Fach Methodisch und in der Ausbildung hat die Immo ist, das bei Studieneinsteigern wenig bilienbewertung seit den 1990er-Jahren grosse Begeisterung wecken dürfte». Wichtig Schritte nach vorne gemacht. Einer weiteren Ver sei daneben auch, dass Bewertungs besserung steht allerdings die «notorische Intrans unternehmen und Schätzungsbehör- parenz in den Transaktionsmärkten» im Weg, wie den laufend Weiterbildungen anbieten. Urs Hausmann in seinem Buch schreibt. Um das So ermöglichten sie, dass ihre Mitar- Schätzerwesen in der Schweiz «in neue Sphären beitenden im Umgang mit neuen Tech- zu heben», so heisst es in der Einleitung, wäre nologien und immer komplexeren Da- ein systematischer und zeitnaher Zugang zu Trans tenmengen kompetent bleiben. aktionsdaten von Einzelobjekten gefragt. «Mehr Transparenz bei gehandelten Immobilien deals wäre wichtig. Diese würde noch bessere B ewertungen als heute möglich machen», sagt « auch Daniel Zaugg, Leiter des Sektors Immobilien bei Ernst & Young in der Schweiz. Allerdings sei in Gefragt sind näherer Zukunft nicht zu erwarten, dass Trans aktionsdaten systematisch offengelegt werden: Statistik und «Es gibt weder branchenintern noch auf politischer Ebene nennenswerte Bestrebungen dazu», sagt Datenanalyse. Zaugg. Er betont aber, dass die Transparenz in der » Immobilienbewertung Fortschritte gemacht habe. Einerseits seien die Bewertungen professionalisiert worden. Andererseits seien Daten einfacher verfüg bar und es hätten sich methodische Standards e tabliert. Zur Transparenz tragen weiter Regelwer ke wie die International Valuation Standards (IVS) oder die Global Standards der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) bei. «Diese sind nicht verbindlich im Sinne von Gesetzen, aber die g rösseren Unternehmen in der Schweiz orientieren sich daran», sagt Zaugg. — Zoom 01 | 20 — 7
— Focus — VOM EINZELKÄMPFERTUM ZUR VERBANDSLANDSCHAFT Die Immobilienbewerter sind ab den 1990er-Jahren von Einzel- zu Teamplayern geworden. Mit der besseren Organisation der Branche kamen zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten dazu. Doch Pioniere haben dem S chätzerwesen bereits vor 1990 ihren Stempel aufgedrückt – etwa in der Form von wegweisenden P ublikationen. Text: Urs-Peter Zwingli Die Siedlungsfläche in der Autodidakten, beispielsweise einen Chief 1988 Schweiz ist in den letzten e rste Diplome und Digital Officer (CDO).3 30 Jahren stetig gewachsen – neue digitale Berufe Der Schweizerische Verband das bedeutet auch mehr Ar 2020 der Immobilien-Treuhänder beit für Immobilienbewerte 1990 (SVIT) schafft die interne rinnen und -bewerter. Branche Neben dem eidgenössi- Schätzungsexperten und Fachbereich sind nicht Bis Mitte der 1990er-Jahre: schen Fachausweis gibt es kammer (SEK-SVIT). mehr die gleichen wie noch Schätzer von Grundstücken heute Aus- und Weiterbil- vor wenigen Jahrzehnten: Aus waren fast ausschliesslich dung auf Hochschulniveau 1989 Einzelmasken wurden Berufs Einzelpersonen. Sie agier- wie etwa den CAS Immobi- verbände, aus Autodidakten ten ohne spezifische Aus- lienbewertung oder den In der Westschweiz schliesst nach offiziellen Richtlinien oder Weiterbildung als MAS Real Estate Manage- sich die «Chambre suisse ausgebildete und geprüfte Ex Autodidakten.1 ment, die von der SIV-Aus- d’experts en estimations perten. Und obwohl es in der bildungsinstitution SIREA immobilières» zusammen. Schweiz mehrere Verbände 1999 in Zusammenarbeit mit gibt, arbeiten diese bei Bedarf Schweizer Fachhochschulen 1998 zusammen. Ein Beispiel dafür 9 Frauen und 54 Männer angeboten werden. sind etwa die Bewertungs erhielten erstmals den T itel Der Schweizer Immobilien- richtlinien «Swiss Valuation «Immobilien-Schätzer schätzer-Verband (SIV) wird Standard», die SIV, SVIT und bzw. -Schätzerin mit eidge- Die Branche in Bern gegründet. An der RICS Switzerland gemeinsam nössischem Fachausweis». o rganisiert sich ersten Mitgliederversamm- veröffentlichen. Sie sind 2005 wurde die Bezeich- lung im April 1999 zählt heute zum Referenzpunkt der nung zu «Immobilien 1974 der Verband bereits Schweizer Immobilien bewerterin/-bewerter mit 306 Mitglieder, davon elf bewertung geworden. Die eidgenössischem Fach Die Vereinigung der amt Unternehmen. Zoom-Redaktion hat Fakten ausweis» geändert.2 lichen Schätzer des Kantons und Zahlen zusammengetra Bern (VAS) wird gegründet. 2003 gen, die einige Veränderungen 2010 und Meilensteine im 1979 Mit der Royal Institution Bewerterwesen aufzeigen. Ab Mitte der 2010er-Jahre: of Chartered Surveyors, Neue Funktionen entstehen Die leitenden Schätzer in Switzerland (RICS) erfolgt in der Immobilienbranche: der Verwaltung schliessen die vorerst letzte Verbands- 6 Prozent aller Unter sich in der Vereinigung gründung in der Schweiz.4 nehmen in der Schweizer k antonaler Grundstücks Immobilienbranche be- bewertungsexperten (VKG, schäftigen im Frühling 2019 ab 1993 SVKG) zusammen. — Zoom 01 | 20 — 8
— Focus — SIEDLUNGSFLÄCHE Pioniere und ihre 1993 IN DER SCHWEIZ Publikationen gibt der Berner VAS unter 1945 Leitung des Immobilien experten Francesco Canonica veröffentlicht der Zürcher das Buch «VAS-Schätzerlehr- Tiefbauamt-Mitarbeiter gang – Praktische Anleitung Adolf Hägi das Buch «Die für Grundstückschätzer» vor. Bewertung von Liegen- Ebenfalls mit Canonica als schaften». Es ist das erste Autor legte der SIV 2000 das Lehrbuch zur Schätzungs- Lehrbuch «Die Immobilien- lehre in der Schweiz über schätzung. Schätzerlehrgang nicht landwirtschaftlich Grundwissen» vor. Beide genutzte Grundstücke.7 Bücher dienten der Vermitt- lung von Schätzerwissen 1958 im Selbststudium.10 Über 20 Prozent Wachstum in 30 Jahren11 ■ 1979: rund 2500 Quadratkilometer veröffentlicht der Zürcher 2020 ■ 2009: rund 3100 Quadratkilometer Zum Vergleich Gesamtfläche Schweiz: rund 41 000 Quadratkilometer Architekt Wolfgang Naegeli das Buch «Die Wertberech- soll eine Schriftenreihe nung des Baulandes», das rund ums Thema die Lageklassenmethode «Immobilienökonomie» er- Einheitliche 2014 postuliert. Dieses Buch ent- scheinen. Autoren sind Ste- B ewertungsstandards steht basierend auf seinen fan Fahrländer und Stephan und ein Berufskodex Basierend auf den SVS er- Erfahrungen als Schätzungs- Kloess. H erausgeber ist der lässt der SIV seine Standes- experte und als nebenamt SIV. 2007 regeln in drei Sprachen. licher Bezirksrichter in Diese für die SIV-Mitglieder Meilen. Um bessere Metho- Vertreter des SIV, des SVIT geltenden Regeln schreiben den für die Berechnung und von RICS Switzerland unter anderem vor, die des Baulandwertes zu fin- erarbeiten und veröffent Pflichten gegenüber Auf- den, wertet Naegeli unter lichen gemeinsam die traggebern «sachkundig, anderem über 200 Schät- «Swiss Valuation Stan- ehrlich und integer» zu er- zungen aus einem Zeitraum dards». Diese werden mitt- füllen.6 von 83 Jahren systematisch lerweile als Immobilien aus.8 Quellen bewertungsstandards der 1 Hausmann, Urs: Liegenschaften wert Schweiz von allen relevan- 1984 geschätzt – Ein Streifzug durch zwei Jahr- hunderte Schweizer Bewertungsgeschichte. ten Verbänden und Hoch- Edition Hochparterre, 2019. S. 287 schulen getragen. Sie legt der ETH-Bauingenieur 2 Hausmann, S. 288 3 Digitalisierungsstudie: Immobilienbranche heissen deshalb heute und Ökonom Kaspar Fierz Schweiz, EY Real Estate Schweiz, April 2019 in der Einzahl «Swiss Valua- in der Schriftenreihe der 3 Digitalisierungsstudie: Immobilienbranche tion Standard» (SVS).5 Treuhandkammer das Werk Schweiz, EY Real Estate Schweiz, April 2019 4 Hausmann, S. 285–287 «Wert und Zins bei Immo 5 Camenzind, M., Schnider, L.G. & Schweizer, bilien» vor. Fierz setzt erst- M.: Fair-Value-Bewertung von Immobilienpro- Marktwert aller Immobilien in der Schweiz: mals auf die Berechnung jektentwicklungen. Igel Verlag RWS, 2010. S. 42 6 SIV-Standesregeln deutliche Zunahme innert zwölf Jahren (in Mrd. CHF) von Ertragswerten mittels 7 Hausmann, S. 18 der Barwertmethode und 8 Pfister, Stefan & Ochsner, Beat: 1218 1146 betrachtet die Immobilien- Die Geschichte der Immobilienbewertung 918 in der Schweiz. In: CUREM Zürich (Hrsg.): schätzung konsequent aus 640 622 462 Immobilienwirtschaft aktuell. 2009, 323 ökonomischer Perspektive.9 187 151 113 vdf Hochschulverlag, S. 7. 9 Pfister & Ochsner, S. 17. 10 Hausmann, S. 287 EFH EWH MW Büro Verkaufs- flächen flächen 11 BfS, Arealstatistik ■ 2. Quartal 201912 12 Wüest Partner, Immo-Monitoring, 2020/1 ■ 2. Quartal 200713 13 Wüest Partner, Immo-Monitoring 2008/1 — Zoom 01 | 20 — 9
DIE ROLLE DER B EWERTER: VIER EXPERTEN N EHMEN STELLUNG Was macht einen Bewerter zu einem guten Bewerter? Welche Eigenschaften sind typisch Bewerter? Wie bleiben Bewerter à jour? Diese und weitere Fragen hat Zoom verschiedenen Experten aus der Immobilienbranche gestellt. Text: Anne-Lea Marte STEPHAN NAEF sionellen Schätzer hinzuzuziehen. Die- zu kennen, sondern vielmehr auch da- Senior Kundenberater Finanzen und ser kann im besten Fall einen echten rum, sie auf das jeweilige Objekt – sei Mitglied des Führungskaders Mehrwert generieren. Ein professio- es Industrieobjekt, klassisches Mehrfa- acrevis Bank AG, St. Gallen neller Bewerter bildet seine Meinung milienhaus oder komplexe Gebäude unabhängig von externen Einflüssen. struktur mit Entwicklungspotenzial – «In den letzten Jahren zeigte der So entsprechen seine Schätzwerte dem zu übertragen. Essenziell ist, punkto Schweizer Immobilienmarkt eine sehr Markt und werden nicht durch exter- Know-how immer auf dem aktuellen dynamische Entwicklung, die p unktuell ne Einflüsse verzerrt. Grundvorausset- Stand zu sein. Grundlage dafür bildet jedoch zu Preisübertreibungen führ- zungen für eine gute Bewertung sind die tägliche Auseinandersetzung mit te. Um beim (Ver-)Kauf einer Immo- langjährige regionale Marktkenntnis- dem Immobilienmarkt und den lokalen bilie die Situation besser abschätzen se, Unabhängigkeit und stetige Wei- Gegebenheiten sowie das Netzwerk. zu können und Unsicherheiten zu re- terbildung. Bei den lokalen Marktver- Hier gilt: je grösser, desto besser. Nicht duzieren, lohnt es sich, einen profes- hältnissen geht es nicht nur darum, sie zuletzt gilt es, auch der Digitalisierung — Zoom 01 | 20 — 10
— Focus — « Wer gut sein will, braucht Methodenkompetenz, Stephan Naef interdisziplinäre Fachkompetenz und Erfahrung. » genügend Aufmerksamkeit zu schen- Transparenz, Unabhängigkeit und Ver- Thomi Jourdan ken. Die Mehrwerte, die sich durch den trauenswürdigkeit des Bewerters als digitalen Fortschritt ergeben, sollen Basis der Zusammenarbeit. Im Hin- auch bei Bewertungen gezielt genutzt blick auf die Gewährleistung von Qua- werden. BIM ist ein Beispiel.» litätsstandards nehmen die Verbände eine immer wichtigere Funktion ein. In einer Zeit, in der Informationen über- THOMI JOURDAN all verfügbar und hedonische Bewer- Geschäftsführer tungsangebote als beliebte Alternative Trimag Treuhand-Immobilien AG, Basel angesehen werden, ist es enorm wich- tig, die klassische Immobilienbewer- Jan Bärthel «Der Bewerter übernimmt bei diversen tung als qualitativ hochwertiges Pro- Fragestellungen im Immobilienbereich dukt mit klar definiertem Zusatznutzen eine zentrale Rolle. Neben der eigent- zu positionieren. Entsprechend gilt es, lichen Wertermittlung von bestehen- als Bewerter mit breiten Marktkennnis- den Immobilien unterstützt er Grund- sen, Know-how und e inem interdiszip- eigentümer, Investoren und Entwickler linären Netzwerk zu überzeugen. Ele- beispielsweise auch bei Potenzialab- mentar ist ausserdem ein persönlicher rechnungen von Neubauprojekten, der Kundenkontakt auf Augenhöhe: um- Bewertung von Immobilienportfolios fassend, verständlich, nachvollziehbar. oder dem Eruieren von Wertelementen Schliesslich soll dieser sofort merken, Dr. Gerhard Roesch bei nachbarschaftsrechtlichen Frage- dass er in besten Händen ist.» stellungen. Bei der Bewertung handelt es sich um eine eigenständige Diszip- lin, die oft Teil einer umfassenden Be- JAN BÄRTHEL ab. Je nachdem, welche Bedürfnisse ratungsdienstleistung ist. Wer gut sein Partner, Geschäftsleitungsmitglied, dominieren, unterscheidet sich auch will, braucht entsprechend Methoden- Head of Valuation die Arbeit des Bewerters. Selten ist kompetenz, interdisziplinäre Fachkom- Wüest Partner AG, Zürich es nur der ermittelte Marktwert, der petenz und Erfahrung. Im Weiteren ist relevant ist. Weitere Kennzahlen sind eine fundierte Auseinandersetzung mit «Mit der gestiegenen Professionalität für den Auftraggeber von Interesse, dem zu bewertenden Objekt und dem im Immobiliensektor und den wach- etwa Marktmieten und Einschätzungen Umfeld genauso unabdingbar, wie die senden Anforderungen seitens F INMA, zukünftiger Instandsetzungskosten. Bereitschaft, in Szenarien zu denken SNB oder SFAMA hat die Bedeutung Immobilienbewertungen generieren und interdisziplinäres Know-how in der Immobilienbewertung zugenom- zudem Daten für ein Management- die eigene Einschätzung zu integrie- men. Welche Rolle der Bewerter ein- Informations-System und dienen zur ren. Hinzu kommen hundertprozentige nimmt, hängt vom jeweiligen Auftrag Beurteilung verschiedener Szenarien — Zoom 01 | 20 — 11
— Focus — Das Gespür für den Markt ist neben Fach- und Selbstkompetenz matchentscheidend. (Stichwort Risikomanagement) oder DR. GERHARD ROESCH fen Flexibilität und gute Kommunika- zur Messung der Performance. Ein gu- SVKG-Präsident, Leiter tionsfähigkeiten, damit die Informa- ter Bewerter ist für mich in den meis- Sektion Grundstückschätzung tionen verständlich, nachprüfbar und ten Fällen ein Generalist mit einem Kanton Aargau nachvollziehbar ankommen. In Bezug breiten technischen, ökonomischen auf die Weiterbildung empfehle ich, ge- und rechtlichen Fachwissen sowie lo- «Mit der zunehmenden Komplexität genüber neuen Anforderungen neu- kalen Marktkenntnissen und einem gu- von Bewertungsaufgaben und voran- gierig und offen zu sein, regelmässig ten Gespür. Weiter vermag er sich in schreitender Digitalisierung hat sich Fachtagungen zu besuchen, geeignete die Rolle des Eigentümers hineinzuver- das Berufsbild und damit die Rolle der Literatur zu konsumieren und die Platt- setzen, um für die Bewertung ein rea- Immobilienbewerterin/des Immobilien- form-Angebote der Verbände zu nut- listisches und wirtschaftlich sinnvolles bewerters verändert. Die Bewertungs- zen. Wenn ich an die Zukunft denke, gilt Bewirtschaftungsszenario annehmen fachleute müssen sich heute stärker es, zwei Aspekten besondere Beach- zu können. Für potenzielle Auftrag mit den Technologien beschäftigen, die tung zu schenken: zum einen der Frage, geber sind Unabhängigkeit, Kompe- hinter den Analysemethoden und Be- wie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz tenz beim Umgang mit verschiedenen wertungs-Tools stecken. Ausserdem einer Immobilie in der Bewertung be- Bewertungsmethoden, personelle Res- verlangen immer mehr Auftraggeber rücksichtigt werden können und wie sourcen sowie die Sicherstellung der nach einem Komplettservice, eine um- Bewerter zu verlässlichen Daten kom- wichtigen Weiterbildung entscheidend. fassende Immobilienberatung auch men, zum anderen der Digitalisierung Ein weiterer wichtiger Punkt ist, sich in Sachen Finanzierung, Steuern und und Automatisierung. Künftig wird es rund um die fortschreitende Digitali- Recht und zu Nachhaltigkeitsfragen. noch wichtiger, zwischen Individual- sierung und – damit verbunden – die Die Immobilienbewertung fordert da- und Massengeschäft zu unterscheiden. zunehmende Bedeutung von Big Data mit immer mehr beide Kompetenzen: Es gilt, Daten nicht einfach zu nutzen, zu rüsten. Wir bei Wüest Partner tun Fachqualitäten und Beraterfähigkeiten. sondern deren Qualität richtig einzu- das etwa, indem wir weitere relevan- Eine gute Bewerterin oder ein guter schätzen, die Herkunft zu hinterfragen te Daten erfassen sowie durch Neu- Bewerter sollte nebst seiner Fach- und und stichprobenartig zu überprüfen.» und Weiterentwicklung von Applikatio- Selbstkompetenz ein gutes Marktge- nen, mit denen die Daten verständlich spür haben, mit nicht rationalisierbaren visualisiert und intuitiv analysiert wer- Faktoren umgehen, über den Tellerrand den können.» blicken sowie neue Ideen, Veränderun- gen und die eigenen Grundsätze, Takti- ken und Strategien positiv-kritisch be- trachten können. Auftraggeber müssen sich zu 100 Prozent auf die Fähigkei- ten des Bewerters und seine unpartei- ische, unabhängige Arbeit verlassen können. Bei der Zusammenarbeit hel- — Zoom 01 | 20 — 12
— Focus — PRAKTISCHES HILFSMITTEL, REGE GENUTZT 500 bis 700 pro Monat – so viele Abfragen verzeichnet der Online-Service für Immobilienvergleichswerte «Sensor». 2016 vom SIV ins Leben gerufen, wurde das Tool seither laufend erweitert. Ende April 2020 steht ein grösseres Update an, das deutlich mehr Module und Funktionalitäten verspricht. Ein Ein- und Ausblick. Inputs: Felix Thurnheer, Immocompass; Manuel Lehner, Fahrländer Partner Das kann «Sensor» – Marktübliche Nettoanfangsrenditen lung dienen. Der Benutzer kann in sei- «Sensor» gibt zu folgenden Indikatoren – Makro-Lagetext nen Dokumenten den Marktbeschrieb statistische Benchmarks: – Preise Stockwerkeigentum, und die Herleitung der Marktwerte auf – Mietpreise und Insertionszeiten zu Einfamilienhäuser Basis des Sensors vornehmen und sich Wohnen, Büro, Verkauf und Lager – Landpreise damit auf Datenquellen wie SRED und – Betriebs-, Unterhalts- und Instand- REIDA berufen. Die Wertermittlung im setzungskosten, Ertragsausfall Die Benchmarks sollen zur Orientie- konkreten Einzelfall muss der Bewer- quoten rung bei einer eigenen Wertermitt- ter auch künftig immer noch selber vor- nehmen. 2019 wurden insgesamt rund 6600 Abfragen von Für diese Zielgruppe ist «Sensor» knapp 200 SIV-Mitgliedern getätigt. gedacht Das Online-Tool ist für alle Mitglieder des SIV zugänglich. Gedacht ist er für 700 regional tätige kleinere Firmen aus den Bereichen Bewertung, Architektur, Ent- 600 wicklung, Treuhand oder Immobilien- dienstleitungen. Das Tool versteht sich 500 als Service für Vereinsmittglieder und soll keineswegs Hauptgrund sein, beim SIV Mitglied zu werden. Genauso we- 400 nig ist es als Hauptarbeitsmittel zu ver- Anzahl Abfragen stehen, das bestehende Angebote auf 300 dem Markt ersetzt. Das bringt das «Sensor»-Update 2020 200 Das Update 2020 bringt einen neuen, modulartigen Aufbau. Neue Modu- 100 le wie Wohnmarkt, Mietpreisrechner und Geschäftsflächenmarkt werden das Angebot ausbauen. Charts und Dia- 0 09 10 11 12 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 01 gramme kommen in neuem Look da- 2018 2019 2020 her. Jedes SIV-Mitglied profitiert von 20 kostenlosen Abfragen pro Modul. Stockwerkeigentum Einfamilienhaus Renditeobjekt Landwerte — Zoom 01 | 20 — 13
— Focus — BRINGT OPEN DATA DIE G ROSSE VERÄNDERUNG? Grosse Datenmengen und die Automatisierung führen zu mehr Objektivität in der Immobilienbewertung. Das menschliche Element bleibt wichtig: etwa, um softe Faktoren zu berücksichtigen oder spezielle Immobilien einzuschätzen. Gleichzeitig läuft die Diskussion darüber, wie mit Daten umzugehen ist. Text: Urs-Peter Zwingli 160 sition, die es laut der erwähnten Stu- der Mensch ins Spiel. Er recherchiert die nur in sechs Prozent der Schweizer und füllt Datenlücken auf.» Seger sagt, Immobilienunternehmen überhaupt er sei darum ein Verfechter von Open gibt. «Als CDO erarbeite ich mit der Data für alle Teilnehmer des Immobi Geschäftsleitung eine digitale Strate- lienmarktes. «Ich gehe davon aus, dass Unternehmen befragt gie und gestalte darauf aufbauend un- in den nächsten Jahren den Markt- 56 seren Transformationsprozess», sagt teilnehmern über Plattformen deut- Seger. Ein CDO sei für Firmen in der lich mehr Daten zur Verfügung stehen Grösse von KPMG Schweiz – das Un- werden als heute. Dazu wird auch der ternehmen beschäftigt hierzulande Druck des Transaktionsmarktes beitra- rund 2100 Mitarbeitende – hilfreich, gen: Nur Immobilien, deren vollstän- % haben Fragezeichen um die verschiedenen Digitalisierungs- dige Daten digitalisiert sind, sind sicht- projekte zu bündeln und in Einklang bare Immobilien.» Derart geschaffene mit der Geschäftsstrategie zu bringen. Transparenz würde den Bewertungs- Seger arbeitet neben seinem CDO- prozess «entscheidend verändern». Die Die Digitalisierung verändert die Im- Pensum von 50 Prozent weiter im All- Kombination von Informationen etwa mobilienwelt grundlegend: In der tagsgeschäft. «Ich will als Stratege den aus dem Servicemarkt, dem Kapital- Schweizer Immobilienbranche gehen Kontakt zur Basis nicht verlieren.» markt, dem Baumarkt, dem Bestand, laut einer aktuellen EY-Studie praktisch der Wirtschaft und Bereichen wie Geo- alle 160 befragten Unternehmen davon Der Mensch füllt grafie, Demografie, Verkehr oder Um- aus, dass sich die digitale Transforma- D atenlücken auf welt werde den Einsatz prädiktiver Mo- tion in den nächsten fünf Jahren mit- Im Bereich der Immobilienbewertung delle erlauben. Seger: «Diese sind nicht tel bis stark auf sie auswirken wird.1 sei der digitale Umbruch schon weit nur tagesaktuell, sondern wohl auch Gleichzeitig besteht bei 56 Prozent die- fortgeschritten – «zumindest für Re akkurater als eine kognitiv gefärbte ser Immobilienunternehmen Unkennt- gionen und Immobilien, für die Daten Schätzung.» Allerdings sei momentan nis darüber, wie digitale Technologien in genügend grosser Menge verfüg- noch offen, ob die Marktakteure diese im aktuellen Geschäftsmodell einge- bar sind». Das gelte etwa für Wohn- Transparenz goutieren und ob die Ak- setzt werden sollen. In diesem Feld, einheiten und teilweise Mehrfamilien- tualität der Wertinformationen im eher das von Veränderung und Unsicherheit häuser in dicht besiedelten Regionen, statischen Immobilienmarkt Mehrwert geprägt ist, arbeitet Beat Seger. Er ist bei deren Bewertung die automatisier- generiert. seit Anfang 2019 Chief Digital Officer te Anwendung von hedonischen Mo- (CDO) bei KPMG Schweiz – eine Po- dellen Standard sei. «Grundsätzlich Beherrschen der Datenflut ist die Datenlage in der Schweiz aber ist Herausforderung noch immer schwierig und uneinheit- Für einen «kollaborativen Umgang 1 EY Real Estate Schweiz. « Digitalisierungs- lich», sagt Seger. Das erschwere die mit Daten» spricht sich auch Patrick studie Immobilienbranche Schweiz». A pril 2019. automatisierte Bewertung. «Da kommt Schnorf von Wüest Partner aus. Er er- — Zoom 01 | 20 — 14
— Focus — wähnt als Beispiel die Vision einer in der Immobilienbewertung» dok- schreibt Fahrländer in einem aktuel- Swiss Real Estate Ledger. Bei dieser toriert und ist heute zudem Dozent len wissenschaftlichen Beitrag zum Blockchain-Anwendung steht die ge- am C enter for Urban & Real Estate Thema.2 Er erwarte im Bereich der Da- meinsame Nutzung von Daten rund um Management (CUREM) der Universi- tenverfügbarkeit in den kommenden Liegenschaften im Zentrum. Die Idee: tät Zürich. «Dank der Digitalisierung Jahren keinen grossen Durchbruch, Über eine Plattform könnten Marktteil- und der grösseren verfügbaren Da- sagt Fahrländer auf Nachfrage. «Wenn nehmer wie etwa Investoren, Architek- tenmenge sind Bewertungen konsis- überhaupt, dann werden Datenban- ten, Bauunternehmen, Behörden, Ban- tenter und auch objektiver geworden. ken mit anonymisierten Daten entste- ken und Mieter gemeinsam Daten zu Früher hatten die Annahmen von ein- hen.» In seinem wissenschaftlichen Liegenschaften dokumentieren. Dank zelnen Personen in Schätzungen viel Beitrag schreibt Fahrländer weiter, es Blockchain-Technologie wären dabei Gewicht, das ist heute weniger der gehe heute gar nicht unbedingt da- der Schutz und die Vertraulichkeit der Fall», sagt Fahrländer. Dennoch brau- rum, mehr Daten zur Verfügung zu Daten gewährleistet, während gleich- che es den Menschen weiterhin in der haben – vielmehr sei das «Beherr- zeitig mehr Daten für die Analyse zur Bewertung, betont er. «Der Mensch schen, Analysieren und Interpretieren Verfügung stehen würden. «Davon bringt Faktoren ein, die von Algorith- der verfügbaren Datenflut die Heraus- würden alle Akteure im Immobilien- men heute noch nicht berücksichtigt forderung.» markt profitieren», sagt Schnorf. werden.» Dabei gehe es etwa um bau- Mit der digitalisierten Bewer- rechtliche Fragestellungen oder um tung von Immobilien beschäftigt sich langfristige Planungen. Hinzu kom- seit mehr als 20 Jahren auch Stefan me, dass «Eigenschaften wie Aussicht 2 Stefan Fahrländer: «Transformation von Fahrländer, CEO von Fahrländer Part- oder Besonnung einer Wohnung nicht atenanalyse und Immobilienbewertung». D In: Transformation Real Estate. Change ner Raumentwicklung. Er hat 2005 wirklich maschinell beurteilt werden prozesse in Unternehmen und für Immobilien. zum Thema «Hedonische Methoden können. Dies zumindest heute nicht», Springer, 2019. Bewertungen sind dank der Digitalisierung konsistenter und objektiver geworden; den Menschen braucht es nach wie vor resp. mehr denn je. — Zoom 01 | 20 — 15
— Focus — NACHWEISLICH BESSER Bewertungsgutachten ist nicht gleich Bewertungsgutachten. Beat Brunner verrät, welche Anforderungen erfüllt sein müssen, damit ein Gutachten als gut eingestuft werden kann. Text: Beat Brunner Beat S. Brunner Präsident Prüfungs- kommission SIREA Gerichtsexperte im Fachgebiet der Immobilienbewertung ISO 17024/SEC 04.01, Zert. Nr. 080 Ein gutes Marktwertgutachten ist klar arameter berücksichtigt, verarbeitet P ten fünf Jahren verschiedentlich an- strukturiert, in allen Teilen nachvollzieh- und klar dargelegt werden. gepasst und wird den Studierenden bar, methodisch richtig, in einer gut Weil die Prüfungskommission zu Beginn der Semesterarbeit abgege- lesbaren, fehlerfreien Sprache verfasst SIREA mit der Qualität der eingereich- ben. Fünf Jahre Erfahrung zeigen, dass und berücksichtigt alle bewertungs ten Semesterarbeiten im CAS Immo- die Anwendung dieses Rasters nach- relevanten Faktoren. Was in einem ein- bilienbewertung nicht zufrieden war, weislich zu besseren Semesterarbeiten zigen Satz zusammengefasst werden erarbeitete sie vor sechs Jahren ein führt. Grund genug, das Schema in zu- kann, ist in der Praxis anspruchsvoll, Schema zum Aufbau eines Marktwert- sammengefasster Form hier wiederzu- denn es müssen viele verschiedene gutachtens. Dieses wurde in den letz- geben (siehe nächste Seite). DER RICHTIGE INHALT, DER RICHTIGE UMFANG, DIE RICHTIGE FORM Die detaillierten Anforderungen an ein Marktwertgutachten sind im n r d e r u ngen a entsprechenden SIREA-Themenheft Anfo ten t u n g s gutach ausführlich dargelegt. Beweenran ng 01 Themenheft 01 – Anforderungen an deru tachten ng r wertu o ilienbe Bewertungsgutachten f ob ft Imm An gu enhe Them ngs SIREA Bezug: https://shop.siv.ch/ r t u B ewe 01 ng ertu bew ien m obil ft Im nhe me The EA SIR — Zoom 01 | 20 — 16
— Focus — Struktur eines Bewertungsgutachtens Abweichungen in Reihenfolge und Umfang sind je nach Aufgabenstellung angezeigt. Deckblatt Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung 4. Objektbeschreibung ■ Auftrag ■ Steuer- und Gebäudeversicherungswerte, Sachpläne, Richtpläne, Bauzonen, planungs- und baurelevante Inhalte, ■ Auftragsanalyse Schutzinventare, Altlasten, Gefahrenkarte ■ ermittelter Marktwert ■ Parzellen- und Gebäudebeschreibung ■ Zusammenstellung der wichtigsten Zahlen und Fakten ■ aktuelle Nutzung / Mieterträge / Kosten des Objekts 5. Beurteilung ■ Stichtag der Bewertung ■ Allgemeines ■ Name und Kontaktdaten des Bewerters/der Bewerterin ■ Markt, objekttypische Käufergruppen, Objekttypologie ■ Datum, Unterschrift der Immobilie, besondere Qualifikationen, Nutzungen, ■ verbale Darstellung und Begründung aller Umnutzungen, Nachhaltigkeit wertrelevanten Gegebenheiten ■ Lage 2. Ausgangslage ■ Makro-, Mikro-, Wohn-, Geschäfts-, Verkehrslage / ■ Auftraggeber(in) des Marktwertgutachtens Eignung / Erschliessung / Umgebung / Lageklasse ■ Eigentümerschaft der Liegenschaft ■ Grundstück ■ Auftrag der Bewertung und Analyse des Auftrags ■ Grösse, Form etc. ■ Bewertungszweck ■ baulicher Zustand der Bauten ■ Definition des Marktwerts 6. Gliederung der Immobilie in Objekte und Wertelemente (oder je nach Auftrag weitere Definitionen) 7. Annahmen / Berechnungen durch Bewerter(in) ■ Stichtag und Gültigkeit der Bewertung ■ Mietwertanalyse, Berechnung des Mietwerts ■ Besichtigung ■ Berechnung der Instandsetzungskosten ■ Bewertungsunterlagen ■ Berechnung des Nettozinssatzes ■ Vorbehalte ■ Berechnung der jährlichen Instandsetzungsrate für ■ Diverses grosszyklische Erneuerungen 3. Bewertungssystem, M ethodik und Fachnormen ■ Berechnung des Kapitalisierungs- bzw. des Diskontsatzes ■ Beschreibung der angewendeten Systeme und Methoden ■ … (z. B. weitere Vorrechnungen für DCF) ■ Verweis auf relevante Normen von Fachverbänden ■ Berechnung der einzelnen Werte der Objekte und Wertelemente 4. Objektbeschreibung ■ Ertragswert, technische Entwertung, befristete Elemente, DCF Tabelle, etc. ■ Grundbuch 8. Berechnung des Marktwerts ■ Flächen, Rechte und Lasten etc. ■ Zusammenzug der Werte der einzelnen Objekte und ■ behördliche Angaben / Auflagen Wertelemente ■ Lage (Makro-, Mikrolage) ■ Auswertungen und Renditeberechnungen mit Kommentar Schlussbemerkungen Beilagen Alternativ zu diesem Aufbau kann der Berechnungsteil auch in einem separaten Anhang ausgegliedert werden. Ein Gutachten mit integrierten Berechnungen ist aber meistens besser nachvollziehbar. — Zoom 01 | 20 — 17
— Focus — «IRGENDWANN IST DIE PARTY VORBEI» Gestunken habe es ihm nie, sagt SIV-Präsident Daniel Hengartner. Ganz im Gegenteil: Er habe das Amt immer sehr, sehr gerne gemacht. Per diesjähriger Mitgliederversammlung wird er zurücktreten. Ein Abschieds gespräch über Reputationsherausforderungen, Sorgenkinder und verdiente Gin Tonics. Interview: Sibylle Jung, Fotografie: Patrick Baeriswyl Daniel Hengartner, Sie waren neun Jah ernst genommen wurde. Schliesslich abhängig machen. Ich glaube, diese re Präsident des Schweizer Immobi ist er es doch, der als Erster etwas von Aufgabe wurde weitgehend gemacht. lienschätzer-Verbandes. Spontan: Wel Wert versteht. Allgemein finde ich, dass Bezüglich Veränderungen des Mark- ches war Ihr grösstes Highlight? jeder, der einen relevanten Part rund tes: Ich weiss nicht, ob man heute Puh, schwierige Frage (denkt nach). um Immobilien spielt, mindestens eine noch von einem einzigen Immobili- Es ist nicht ein spezielles Thema, das Grundahnung von Immobilienbewer- enmarkt oder – aufgrund der enor- heraussticht – vielmehr waren es ver- tung haben sollte. Wenn man vom Wert men regionalen Unterschiede – bes- schiedene kleinere und grössere Erfol- nichts versteht, nützt alles nichts. Ein ser von mehreren Märkten sprechen ge und Errungenschaften, die die ge- CAS würde bereits helfen. Dass wir es sollte. Was in Chur funktioniert, muss samte Amtszeit zu einer Art Highlight als Immobilienbewerter in die Stamm- nicht zwingend in Zürich und schon machten. gruppe Planung bei «BauenSchweiz» gar nicht in Genf funktionieren. Umso geschafft haben, in der auch die Archi- wichtiger sind die lokalen Marktkennt- Erzählen Sie … tekten, Ingenieure und Geologen sit- nisse, genauso wie die Fachkenntnis- Die Wende bei SIREA gehört sicherlich zen, schenkt ebenfalls ins Thema «Re- se als Antwort auf eine generell höhe- dazu. Wir haben das Ausbildungsinsti- putationssteigerung» ein. Es ist genau re Professionalisierung. tut von einem Sorgenkind zu einer Per- dieses Selbstbewusstsein, das die Be- le weiterentwickelt. Toll war auch die werter brauchen. Wir befinden uns in einer Sättigungs Zusammenarbeit im Vorstand und das phase. Was bedeutet das für den Ausloten und Festigen möglicher Zu- Die Wahrnehmung der Bewerter hat Bewerter? sammenarbeiten mit anderen Verbän- sich verändert. Auch der Markt. Ihr Er wird immer wichtiger. In einem stei- den. Das hat alles sehr viel Spass ge- Antritts-Editorial im August 2011 titel genden Markt ist der Bewerter – böse macht. ten Sie mit «Und wir haben sie doch, gesagt – nicht so wichtig; Fehler kor- die Immobilienblase». «Es bleibe zu rigieren sich fast von allein. Anders, Spass ist gut; was haben Sie inhaltlich hoffen», schrieben Sie weiter, «dass die wenn es heute um wichtige Investi bewegt? hohen Preise solide finanziert sind und tionsentscheide geht – eine falsche Wer mich kennt, weiss, ich e ntscheide, die Tiefzinsphase genutzt wird, um das Bewertung kann fatale Folgen haben. schaue, modifiziere und entwickle wei- Fremdkapital zurückzuzahlen.» Viel Wo wir aufpassen müssen, dass künf- ter. So pragmatisch war ich auch als Zeit ist verstrichen … wo stehen wir tig nicht nur noch die Grossen mit- Präsident des SIV. Der Verband und heute? machen. auch die Branche waren vor neun Jah- Das habe ich vor acht Jahren ge- ren andere. Es gab vieles, was man sagt …?! Damit, dass die Tiefzins Sie hatten sich auf die Fahne geschrie im Schätzerbereich und für die Bewer- phase so lange anhält, hat wohl nie- ben, die Dienstleistungen für die ter tun konnte. Ein für mich zentrales mand gerechnet. Die Aussagen zählen Verbandsmitglieder auszubauen. Wie Thema war die Steigerung der Reputa nach wie vor; irgendwann ist die Party schaut es hier aus? tion. Mich hat’s manchmal richtig wü- vorbei. Deshalb sollte man sich in gu- Sehr gut. Ich kann Ihnen fünf Beispiele tend gemacht, dass der Bewerter nicht ten Zeiten möglichst von Banken un- geben. Erstes Beispiel ist der « Sensor», — Zoom 01 | 20 — 18
— Focus — Vieles für den SIV erreicht: Präsident Daniel Hengartner das Online-Tool für aktuelle Immobili- Klingt nach Sonnenschein-Amtsperio die es braucht, um diesen Verband zu envergleichswerte, das bis 700 Abfra- den. Wo hat’s geharzt? führen. Wir freuen uns, dass er sich gen pro Monat verzeichnet; ein zwei- Es war purer Sonnenschein (lacht). das antut (lacht verschmitzt). Im Ernst: tes ist der Marktreport, der zweimal Spass beiseite. Geharzt hat es bei der Ich wünsche ihm viel Freude und auch jährlich gegenwärtige Marktdaten an Personen-Zertifizierung. Sie ist aner- Spass in seiner neuen Rolle als SIV- Referenzliegenschaften aufzeigt und in kannt und wird gebraucht. Wir haben Präsident. einem geschützten Downloadbereich es jedoch nicht geschafft, Kunden wie für SIV-Mitglieder ergänzende Daten grosse Banken ins Boot zu holen. Sie Und was wünschen Sie dem SIV und bereithält. Das dritte Beispiel ist das bleiben bei den eigenen, für sie be- seinen Mitgliedern? SIV-Stellenportal, für SIV-Mitglieder währten Akkreditierungen. Solange Fir- Zwei Sachen: Erstens Offenheit und ebenfalls kostenlos. Das Schätzerver- men und Banken diese Zertifizierung Mut, auf einander zuzugehen – ich den- zeichnis, das neu auch für Nicht-Mit- nicht unterstützen, bleibt das Thema ke da vor allem an andere Verbände; glieder zugänglich ist und erstmals für schwierig. Ein Thema für meinen Nach- gemeinsam macht stärker. Und als Transparenz in Sachen Aus- und Wei- folger … Zweites wünsche ich den Bewertern terbildung sorgt, ist das vierte Beispiel. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in Bezug Das fünfte Element für ein Plus an Ser- Vorausgesetzt, Sie amteten eine wei auf die Aufträge. In einem funktionie- vice ist, was Sie aktuell in den Händen tere Periode als Präsident. Welche The renden Markt sind kritische Stimmen halten: das Zoom, das sich von der Ver- men wären für Sie zentral? eher lästig. Der Bewerter, der kritisch bandsinfo zum Fachmagazin weiterent- Die Aus- und Weiterbildung. anregt und auffordert zu reflektieren, wickelt hat. gilt leider viel zu oft als Störefried, Am 30. April 2020 übergeben Sie das während sich Architekten und Bauher- Im Vorstellungs-Interview im Zoom von Zepter. Wie geht es Ihnen dabei? ren gegenseitig bestärken. Bleibt hart- Februar 2011, das damals noch SIV Ich habe mich gefreut und war stolz, näckig und stark, liebe Bewerter, egal, Infos hiess, sagten Sie, Sie wollen den als ich das Amt 2011 übernahm, und wie rau der Wind ist. Verband national aufstellen. Und? ich freue mich jetzt, neun Jahre später, Die Absicht war absolut richtig. Wir «den Präsidenten» weiterzugeben. Es Abschliessend: Ihre erste Amtshand sind irgendwo in der Hälfte stehen ge- waren gute neun Jahre. Jetzt ist Zeit, lung, wenn Sie nicht mehr Präsident blieben, was wahrscheinlich realistisch loszulassen und etwas Neues zu star- sind? ist. Die Westschweiz tickt eigen und hat ten, Zeit auch für frisches Blut. Ich werde einen Gin Tonic an der Hotel mit dem CEI einen guten «eigenen» bar trinken. Verband. Im Tessin haben wir eine bei- Das «frische Blut» heisst Silvan Mohler. nahe 100-prozentige Marktabdeckung. Weshalb ist er der Richtige? Wichtig ist, das gilt nicht nur für das Silvan Mohler ist ein versierter Fach- Bewertungswesen, national zu denken mann mit dem nötigen Rucksack und und dann die Leute in den Regionen der richtigen Erfahrung. Ausserdem ist auch machen zu lassen. er neugierig. Alles wichtige Faktoren, — Zoom 01 | 20 — 19
— Marktreport — BAUTÄTIGKEIT RÜCKLÄUFIG, PREISE BLEIBEN HOCH Die Vorzeichen für die Immobilienmärkte sind positiv: Die Bauaktivität lässt leicht nach, die Nachfrage bleibt stabil und die Abschlüsse bei den Mieterträgen steigen durchgehend. Der Transaktionsmarkt zeigt weitere starke Preisanstiege paradoxerweise besonders stark bei den kommerziell genutzten Liegenschaften. Text: Felix Thurnheer 3,8 Paradoxe Situation mobilienmarkt fliessen soll, und das zu Insgesamt ist die geplante Bautätig- knappe Angebot bestimmen die Prei- keit im Jahr 2019 rückläufig, gemäss se und nicht Überlegungen im Funda- Baublatt liegt die geplante Bausumme mentalmarkt. So liegen Ende 2019 die % Ertragsausfall «institutionell» im Hochbau 9,1 % tiefer als im Vorjahr. Nettorenditeerwartungen für eine Woh- 2,8 Derweil dürfte die Anzahl Beschäftig- nimmobilie bei 2,9 %, für eine gemischt ter weiter gestiegen sein. Dies lassen genutzte Immobilie bei 2,7 % und eine die tieferen Arbeitslosenzahlen und kommerziell genutzte Immobilie bei die höhere Anzahl an offenen Stellen 2,8 % und damit praktisch gleich auf. Ende 2019 im Vergleich mit dem Vorjahr Als ob hier das Risiko überall gleich % Nettorenditeerwartung gemäss SECO vermuten. Die positive wäre und als ob eine kommerziell ge- Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hält nutzte Liegenschaft inzwischen siche- seit 2017 an. Damit dürfte sich auch in rer sei als eine Wohnliegenschaft. In- den kommerziellen Immobilienmärkten nerhalb von einem halben Jahr hätten die Ertragssituation stabilisieren. Die sich damit die Preise um 10 % bis 18 % Die Nachfrage durch Zuwanderung Ertragsausfallquote im institutionellen erhöht. 2019 ist mit einem Wanderungssaldo Immobilienportfolio ist mit 8,0 % Ende von 55 000 Personen gleich hoch wie 2019 hoch – ein Trend, der seit 2015 an- 2018; derweil hat sich die geplante hält. Dafür sind 2019 die Mieterträge Bausumme in Renditeliegenschaften klar gestiegen. In den Grosszentren be- gemäss Baublatt um 2,3 % reduziert. trug der Zuwachs bei den Bestandes- Die Bautätigkeit lässt damit seit 2018 mieten 4,4 %, bei den Neuabschlüssen kontinuierlich nach, während das Wan- 3,8 %. Auch die Mittel- und Kleinzent- derungssaldo stabil bleibt. Damit dürf- ren zeigen höhere Abschlüsse bei den te sich die Ertragssituation wieder sta- Büromieten. bilisieren. Während im institutionellen Der Transaktionsmarkt spiegelt Portfolio die Ertragsausfallquoten mit die Marktverhältnisse im Sinne von 3,8 % auf einem Höchststand sind, ha- Nachfrage und Angebot paradoxerwei- ben sich die Marktmieten für Wohn- se nicht. Die Anzahl der Transaktionen Felix Thurnheer raum Ende 2019 stabilisiert und sind im bei REIDA ist zwar sehr gering und mit MSc in Geografie; MBA, Internationales Vergleich zum Vorjahr sogar leicht ge- grosser Vorsicht zu geniessen. Trotz- Immobilienmanage- stiegen. Der Anstieg fand in den Klein-, dem sind die Tendenzen sehr deutlich: ment; Geschäftsführer Mittel- und Grosszentren statt. Er be- Es werden immer noch höhere Preise ImmoCompass AG, Zürich trug in den Grosszentren bei den Be- bezahlt und die Rendite erwartungen standesmieten rund 1,3 % und bei den sinken immer weiter. Das tiefe Zins- Neuabschlüssen 3,1 %. niveau, das viele Geld, das in den Im- — Zoom 01 | 20 — 20
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