Der Puls schlägt schneller - Ausgabe 03 ...
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Zeitschrift der Bundespolizei 41. Jahrgang ISSN 2190-6718 3-2014 Der Puls schlägt schneller Alltag an der deutsch-österreichischen Grenze In- & Ausland Sportliche 2,07 Meter im Einsatzpraktikum Seite 14 Recht & Wissen Erhebung von Telekommunikationsdaten Seite 34 Technik & Logistik 360-Grad-Panoramafotografie Seite 42
| 3-2014 Inhalt Foto: Marcus Bindermann Foto: Simon Hegewald Foto: Volker Münch Stopp, lassen Sie mich Gemeinsam lernen Tödliche Freundschafts- in Ruhe! schwüre In Südbaden wird der Jugendgewalt In Neustrelitz haben deutsche und pol- Riskante Selbstinszenierung zwischen nun durch ein Gewaltpräventions- und nische Anwärter erstmals gemeinsam Gefühl und Gefahr: das Phänomen Zivilcourageprojekt begegnet gelernt, Einsatzlagen zu bewältigen „Posieren im Gleis“ Seite 17 Seite 24 Seite 36 Titelthema 5 Fragen an ... . . . . . . . . . . . . 26 Sport & Gesundheit Der Puls schlägt schneller . . . . . 4 Aus dem Tagebuch einer Weltmeisterin im Fußball – Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einstellungsberaterin . . . . . . . . 27 am Tisch . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Feuer und Flamme – In- & Ausland Leidenschaft im Berufsalltag . . . 30 Technik & Logistik Identitätsbetrug . . . . . . . . . . . . 11 360-Grad-Panoramafotografie . 42 Sportliche 2,07 Meter im Portrait Einsatzpraktikum in Berlin . . . . 14 Sven Weber: Leserbriefe Stopp, lassen Sie mich in Ruhe! 17 der Beste seines Jahrgangs . . . 32 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Flughafen Frankfurt/Main – just in time . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Recht & Wissen Zu guter Letzt § 22a Bundespolizeigesetz . . . 34 Willkommen an Bord – Personal & Haushalt Fotos im Gleisbett – „50 Jahre Bundespolizei See“ . 46 Teilhabe von Menschen tödliche Freundschaftsschwüre 36 Lübecker Fachkongress mit Handicap . . . . . . . . . . . . . . 22 Umgang mit persönlichen Daten Waffenrecht . . . . . . . . . . . . . . . 47 Gemeinsam lernen . . . . . . . . . 24 im Internet . . . . . . . . . . . . . . . . 38
| 3-2014 -2014 Impressum Herausgeber Bundespolizeipräsidium Redaktion Ivo Priebe (V.i.S.d.P.), Marcus Bindermann, Fabian Hüppe, 3 Nathalie Lumpé, Anja Voss, Christian Then, Rudolf Höser, Foto: Bundespolizei Daniela Scholz, Achim Berkenkötter, Kurt Lachnit, Torsten Tiedemann, Thomas Borowik, Thorsten Völlmecke, Frank Riedel, Christian Altenhofen, Torsten Tamm, Maik Lewerenz Anschrift Heinrich-Mann-Allee 103 14473 Potsdam Liebe Leserinnen und Leser, Telefon Europa ist für Menschen, die aus Bundespolizeiinspektion Rosenheim. 0331 97997-9405 vielfältigen Gründen ihre Heimat Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Telefax verlassen und sich auf eine oft lange ter sind entlang der deutsch-öster- 0331 97997-9411 und gefährliche Reise begeben, ein reichischen Grenze gefordert. Wie Ort der Hoffnung und Deutschland sehr, das beschreibt unser Titelthema E-Mail in seiner Mitte Transit- und Zielland eindrucksvoll. redaktion.kompakt@polizei.bund.de – heute mehr denn je. Die Zahlen be- Intranet Bundespolizei legen dies: Seit Wochen und Monaten Darüber hinaus erwarten Sie in kompakt.polizei.bund.de unterschreitet die Anzahl unerlaubt dieser Ausgabe viele weitere interes- Internet Eingereister, welche die Bundespoli- sante Themen: In Berlin begleiten wir bundespolizei.de/kompakt zei täglich deutschlandweit feststellt, einen unserer Spitzensportler – der selten die 100. An manchen Tagen immerhin stattliche 2,07 Meter misst Layout & Satz Mandy Deborah Zutz, sind es sogar fast 200 Menschen, die – bei seinem Einsatzpraktikum. Eine Fachinformations- und Medienstelle unsere Kolleginnen und Kollegen im Einstellungsberaterin aus Deggendorf der Bundespolizei Rahmen ihrer gesetzlichen Aufga- berichtet von der Herausforderung, Druck benwahrnehmung feststellen. So ist geeigneten Nachwuchs zu finden. Bonifatius GmbH, Paderborn im ersten Quartal 2014 der höchste Außerdem trafen wir die amtierende Wert unerlaubt Eingereister nach Weltmeisterin im Tischfußball, die Auflage Deutschland seit deren statistischer kürzlich gegen Stefan Raab antrat. 10 500 Erfassung im Jahr 1995 zu verzeich- Erscheinung nen. Liebe Leserinnen und Leser, 6-mal jährlich es ist uns ein besonderes Anliegen, Wir danken allen Beteiligten für ihre Oft werden diese Menschen von von Ihnen weiterhin Anregungen und Mitarbeit. Für den Inhalt der Beiträge sind Kriminellen auf gefährliche und men- konstruktive Kritik zu erhalten. Schrei- grundsätzlich die Verfasser verantwortlich. schenunwürdige Art und Weise ge- ben Sie uns, wie Ihnen diese Ausgabe Alle Inhalte sind urheberrechtlich ge- schützt. Nachdruck und Vervielfältigung schleust. Ungeachtet dessen wächst gefallen hat. Was haben Sie gerne außerhalb der Bundespolizei nur mit die Nachfrage stetig. Unser Ziel ist es, gelesen und was haben Sie vermisst? ausdrücklicher Zustimmung des Heraus- vor allem die Schleuser dingfest zu Wir freuen uns auf Ihre zahlreichen gebers. Dies gilt auch für die Aufnahme in machen und die menschenverachten- Zuschriften. elektronische Datenbanken und die Verviel- fältigung auf Datenträgern. Die Redaktion den Netzwerke zu sprengen. Daran behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe arbeitet die Bundespolizei rund um Ich wünsche Ihnen eine angeneh- zu kürzen. die Uhr. me Lektüre! Redaktionsschluss dieser Ausgabe 23. Mai 2014 Einen Schwerpunkt bei den Ihr Ivo Priebe Titelbild Einreise- und Schleusungsdelikten Redaktion Bundespolizei kompakt bildet der Zuständigkeitsbereich der Arno Bachert
Titelthema Foto: Bundespolizei Der Puls schlägt schneller Einblicke in die Bundespolizeiinspektion Rosenheim Montag morgen, 9 Uhr, Besprechungsraum der Bundespoli- im Telegrammstil. Dann kommen die bahnpolizeilichen Straftaten. Das geht flott. Doch es folgt noch eine ganze zählen – ein normaler Montagmorgen nach Rosenheimer Maßstäben eben. Mittlerweile weiß man hier genau: zeiinspektion Rosenheim. „Guten Litanei an Fahndungstreffern und Der Puls dieser Dienststelle schlägt Morgen zusammen!“ Keine großen anderen Aufgriffen: gesuchte Hehler, schneller. Ansprachen. Der Inspektionsleiter hält Betrüger, Gewalttäter, sichergestelltes die Begrüßung knapp. Er weiß, was Diebesgut aus einem Transporter, ein auf die Teilnehmer der Runde zu- paar verbotene Gegenstände und ein Nichts geht mehr kommt. „Die Wochenendlage, bitte!“ Pkw, der widerrechtlich den Besitzer Dann geht es auch schon los: Ein gewechselt hat. „Das war dann Die Vertreter von Ermittlungs- grenzpolizeilicher Fall folgt auf den alles!“, mit diesen Worten endet der dienst und Dienstgruppe liefern in anderen. Großaufgriffe, Schleusun- neuneinhalbminütige schlagwortartige der Besprechung den „Nachschlag“: gen, Urkundenfälschungen. Nigeria, Bericht über die Vorkommnisse vom Schleusungen und Urkundenfäl- Somalia, Afghanistan, Irak, Eritrea, Wochenende. „Wie viele Festgenom- schungen seit Mitternacht. Obwohl Syrien, Pakistan, Kosovo – die Liste mene waren es nochmal? 50, 60, Polizeiarbeit kein Glücksspiel ist, der Herkunftsländer scheint nicht zu 70?“ Angesichts der vielen Einzelfälle endet der Vortrag über die aktuellen enden. Sechs Minuten Aufzählung war es kaum möglich, exakt mitzu- Fälle wie beim Roulette: „Rien ne
| 3-2014 einsetzen könnte – allein nicht getan ist. Auch die Infrastruktur müsste im Interesse einer zügigen und menschenwürdigen Bearbeitung berücksich- tigt werden. So mancher 5 Teilnehmer der Morgen- lage verlässt den Bespre- chungsraum, als hätte er ein bittersüßes Stück Kuchen serviert bekommen. Polizeiliche Erfolge, professionelle Polizei- arbeit – ja, das schmeckt jedem, egal wie groß sein Beitrag zum süßen Erfolg gewesen sein mag. Ein bitterer Beigeschmack ist vor allem denen an- zumerken, die sich bewusst sind, was ihnen bevorsteht: dem Rückführer, der einem enormen Arbeitsaufkom- men entgegensieht; dem Ermittler, der weiß, dass die neue Flut an Sach- bearbeitungen einer Fließbandarbeit ähneln wird; dem Dienstgruppenleiter, der heute die Fahndungsarbeit auf ein Minimum reduzieren muss. Trotz die- va plus! Nichts geht mehr!“ Weitere sätzliche PC-Arbeitsplätze. Solche Si- ser Selbstbeschränkung wird dieser Dolmetscher sind nicht verfügbar tuationen zeigen, wo die Grenzen der Tag wieder alles abverlangen – aber- und in der Dienststelle gibt es weder Leistungsfähigkeit liegen. Sie veran- mals elf, zwölf Stunden lang. freie Gewahrsamsplätze noch weitere schaulichen, dass es mit zusätzlichem Sachbearbeiter, geschweige denn zu- Personal – das man allemal sinnvoll Unschuldslämmer und Tankstellengeschichten Der Gewahrsamsbereich ist 2013 4 000 überfüllt. Wenn es nicht anders geht, muss wieder einmal die örtliche Turn- Daten: Bundespolizeiinspektion Rosenheim halle zweckentfremdet werden. Darin 2012 2 100 hat die Rosenheimer Inspektion schon Übung: Matten auslegen, Feldbetten aufstellen und mit Unter- 2011 1 500 stützung des Malteser Hilfsdienstes die Versorgung sicherstellen. Die wenigen Dolmetscher, die erreicht 2010 1 350 werden konnten, sind seit Stunden am Werk. Vernehmungen am laufen- 0 1 000 2 000 3 000 4 000 den Band. Über die Flure legt sich ein unangenehmer Geruch, der von Hohe Aufgriffszahlen sind in der Bundespolizeiinspektion Rosenheim die Regel. Das belegt die Jahres- wochen- oder monatelang getragener statistik 2013: Im südlichen Abschnitt der deutsch-österreichischen Grenze wurden rund 4 000 unerlaubte Einreisen festgestellt. Keine andere Inspektion in Deutschland hatte an einer Schengen-Binnengrenze Kleidung stammt. Unterwegs müssen derartig hohe Ergebnisse. Die Entwicklung im Bereich der irregulären Migration kann im Rosenheimer die Flüchtlinge unhygienische Zu- Zuständigkeitsgebiet als dramatisch bezeichnet werden. Seit 2010 hat sich die Zahl der unerlaubten Einreisen vervielfacht. Allein von 2012 auf 2013 stieg sie um etwa 90 Prozent an. Dieser Trend wird sich stände hinnehmen. Das schlägt sich wohl fortsetzen. Im ersten Quartal 2014 wurden bereits 1 200 Fälle verzeichnet. zum Teil auf ihre Gesundheit nieder.
| 3-2014 6 Foto: Bundespolizei Die Bundespolizeiinspektion Rosenheim ist mit ihren Revieren Freilassing, Weilheim, Kempten und Lindau eine der größeren Flächeninspektionen Deutschlands. Ihre bahn- und grenzpolizeiliche Zuständigkeit erstreckt sich vom Berchtesgadener Land bis zur Bodenseeregion. In diesem etwa 650 Kilometer langen deutsch- österreichischen Grenzgebiet gehen rund 500 Beamtinnen und Beamte vor allem gegen irreguläre Migration und Schleusungskriminalität vor. Vermehrt werden deshalb auch die Schnell sind Kollegen zur Unterstüt- Beamtin fragt im Vernehmungszim- Beamten mit Krankheiten wie Tuber- zung da. Der Mann wird nicht ohne mer einen mutmaßlichen Schleuser kulose oder Krätze konfrontiert. Be- Grund versucht haben, sich dem nach den Hintermännern, die für die sondere Sensibilität ist gefragt. Zellen Fingerabdruck-Scanner zu entziehen. Organisation der monatelangen Tour und Diensträume müssen wöchentlich Möglicherweise hat er bereits in von Afrika über das Mittelmeer bis mehrmals desinfiziert werden. Das einem anderen europäischen Land Deutschland abkassiert haben. Mit Gleiche gilt für die Dienstfahrzeuge. Fingerabdrücke abgegeben. Spätes- einem nicht mehr zu unterdrücken- Menschen im Polizeigewahrsam sind tens jetzt kommt ans Licht, ob er den Augenrollen nimmt sie wieder vor jedweder Ansteckungsgefahr zu schon einmal einen Asylantrag gestellt einmal die „Tankstellengeschichte“ schützen. Außerdem möchte sich hat. Auf der anderen Seite des Flurs zur Kenntnis: Aus reiner Nächsten- niemand selbst infizieren oder gar fallen im Durchsuchungsraum Pässe liebe habe der Beschuldigte die vier Erreger mit nach Hause schleppen. aus der Unterwäsche von vermeintlich Eritreer an einer Tankstelle irgendwo Vor den Gewahrsamszellen bilden Staatenlosen. Keiner von ihnen kann in Österreich mitgenommen. Hier tut abgelaufene Schuhpaare größere sich erklären, wie die italienischen eine Vernehmungsunterbrechung gut. Wartegruppen. Kinder weinen im offe- Dokumente, die einen Aufenthalt Der Beschuldigte kann noch einmal nen Mutter-Kind-Bereich. Im Raum für ausschließlich in Italien erlauben, in sich gehen. Vielen wird dabei klar, erkennungsdienstliche Maßnahmen dorthin gekommen sind. Die Berichte dass sie einen Fehler gemacht haben. wird es laut. Ein Afrikaner weigert der unerlaubt Eingereisten ähneln Andere lassen sich mit der Wahrheit sich, Fingerabdrücke abzugeben. Es sich, aber den Ermittlern kommt so lange Zeit, bis sie vor dem Richter kommt zum Gerangel. Kurze Hektik. es auf jedes Detail an. Eine junge stehen. Manche versuchen trotz
| 3-2014 7 Foto: Bundespolizei Wenn der Gewahrsamsbereich der Dienststelle mal wieder überfüllt ist, muss die örtliche Turnhalle zweckentfremdet werden. Nur mit Unterstützung des Malteser Hilfsdienstes kann dann die Versorgung der Menschen gewährleistet werden. nachweisbarer Verbindungen zu Euro abgespeist. Damit sich solche schleusten den Lohn für die „Trans- einem Schleusernetzwerk bis zuletzt Fahrten auch nur annähernd „lohnen“, portdienste“ abarbeiten müssen. das „Unschuldslamm“ zu spielen. gilt offenbar das Motto: so viele, so Legal ist diese Arbeit so gut wie nie. Die möglichen juristischen Konse- schnell wie möglich. Insofern ist es Die in Gewahrsam genommenen quenzen sind nicht ohne: Schleuser nachvollziehbar, dass auf Autobahnen Flüchtlinge hingegen erhalten die müssen mit mehrjährigen Haftstrafen die meisten Schleusungen festgestellt Möglichkeit eines geordneten Asyl- rechnen. werden. Nicht nachvollziehbar sind verfahrens. Sie sind nicht der Gefahr die unmenschlichen Bedingungen, ausgesetzt, in der Illegalität zu unter denen solche „Transporte“ versinken. Unmenschliche erfolgen. Die Fahnder kennen diese Bedingungen Vorgehensweisen: Personen kriechen aus Kisten, Familien liegen zwischen Reine Konzentrations- Wirklich rentabel sind die Schleu- Gepäck und Gerümpel, Menschen sache serfahrten ohnehin nicht. Während kauern in Kofferräumen. Jede ein- die Organisatoren im Hintergrund zelne dieser Beförderungen, die Es ist Nachmittag geworden. für eine Schleusung bis zu 30.000 beendet werden kann, verdeutlicht Einige unerlaubt Eingereiste konnten Dollar pro Kopf verlangen, werden den Wert der Fahndungsarbeit. zum Bahnhof und damit auf den die Fahrer der letzten Etappe, etwa Sofern Schleusungen über Busse Weg zur Münchner Aufnahmestelle von Mailand nach München, von den oder Züge organisiert wurden, ist für Flüchtlinge gebracht werden. In Drahtziehern mit ein paar Hundert nicht auszuschließen, dass die Ge- der Dienststelle sind längst nicht alle
| 3-2014 8 Foto: Christian Skerbic Im Jahr 2013 haben im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizeiinspektion Rosenheim rund 470 Personen vergeblich versucht, sich den legalen Aufenthalt mit gefälschten Papieren zu erschwindeln. Foto: Bundespolizei Fahnder und Ermittler der Rosenheimer Inspektion haben 2013 rund 520 Schleusern und deren Gehilfen das Handwerk gelegt. Das waren knapp 170 mehr als im Vorjahr. Zur Spitzengruppe der Herkunftsländer unerlaubt Eingereister zählten im vergangenen Jahr Syrien, Somalia, Eritrea, Afghanistan und der Kosovo. Foto: Bundespolizei Bei den benutzten Verkehrsmitteln ist kein neuer Trend erkennbar. Zwei Drittel der Schleusungen und illegalen Einreisen über die deutsch-österreichische Grenze wurden 2013 mit Kraftfahrzeugen vollzogen – überwiegend auf den grenzüberschreitenden Autobahnen von Salzburg beziehungsweise Kufstein in Richtung München. Das verbleibende Drittel konnte Zügen zugeordnet werden, die zwischen Österreich und Deutschland verkehrten.
| 3-2014 Sachbearbeitungen abgeschlossen. Er räumt ein, die Fahrt als Verdienst- Zudem stehen Vorführungen bei möglichkeit betrachtet zu haben. Amtsgerichten sowie Einlieferungen in Seine Fahrgäste müssen mit dem Haftanstalten an. Zwei Beamte haben angeforderten Gefangenentransporter vom Gruppenleiter dennoch grünes zur Dienststelle. Den mutmaßlichen Licht für die Straßenfahndung bekom- Schleuser nehmen die Fahnder mit. men. Zivil und hochmotorisiert geht Der Rest der Schicht ist program- 9 es zum Inntaldreieck, wo die A 8 miert: Sachbearbeitung, Sachbear- und A 93 als Ausläufer von Balkan- beitung und Sachbearbeitung. Aber und Brennerroute aufeinander treffen. auch das gehört dazu, denn alles Endlich „richtige Polizeiarbeit“, ganz Foto: privat muss seine Ordnung haben. Nach ohne Ärger wegen des langwierigen Rücksprache mit der Staatsanwalt- Öffnens und Ausfüllens von Eingabe- schaft steht die richterliche Vorfüh- Der Autor ist Master of Science in „PR und Inte- masken oder der unübersichtlichen grierter Kommunikation“ und seit 2010 Presse- rung am nächsten Morgen an. Dann Auswahl vorhandener Formulare. sprecher der Bundespolizeiinspektion Rosenheim. ist auch wieder Morgenbesprechung Dass sich die unauffällige, zivile in der Inspektion: „Guten Morgen, Methode besonders eignet, steht bitte die Lage!“ „Wir hatten 21 uner- ebenso außer Frage wie die hohe POLIZEI – FOLGEN laubte Einreisen, drei Schleusungen, PS-Zahl, die für ein Einholen aus dem darunter ein Italiener, der sieben Stand erforderlich ist. Jeder Fahnder Plötzlich geht alles sehr schnell. Iraker mit falschen Pässen sowie weiß das. Über Funk meldet sich die „Der Van mit italienischen Kennzei- zwei Kinder eingeschleust hat. Außer- Streife bei der eigenen Leitstelle und chen?“ „Ja, der war voll.“ Mit Voll- dem …“ der Zentrale der Landespolizei an. gas geht es hinterher. Bald ist das Damit fängt bei jeder Fahndungs- Fahrzeug wieder in Sichtweite. Kurz fahrt die gute Zusammenarbeit mit vor einem Autobahnparkplatz wird Die abscheuliche den Kolleginnen und Kollegen vom der Anhaltesignalgeber des zivilen Fratze Land an. Im Bedarfsfall unterstützt Einsatzwagens ausgefahren: man sich gegenseitig. Wann immer „POLIZEI – FOLGEN“. Der Fahrer Die Nationaltäten variieren, doch es geht, kooperieren Bundesadler scheint verstanden zu haben, redu- die Inhalte der täglichen Besprechun- und Bayerische Löwen im deutsch- ziert die Geschwindigkeit, stoppt gen ähneln sich. Hohe Aufgriffszahlen österreichischen Grenzgebiet – im seinen Van an der vorgegebenen und Großschleusungen verblüffen in Interesse der inneren Sicherheit. Stelle. Beim Blick ins Wageninnere Rosenheim kaum mehr. Lediglich die Nach kurzer Fahrt haben die beiden ahnen beide Beamte schon, was auf skrupellosen Methoden der Schlep- Rosenheimer Mitarbeiter die Position sie zukommt. Niemand weiß aber per lassen immer wieder aufhorchen: erreicht, von der aus sie den fließen- sicher, was bei einer Kontrolle pas- tagelange Transporte, Menschen den Autobahnverkehr beobachten. siert. Die Fahnder begegnen diesem eingesperrt auf Ladeflächen bei Keiner weiß, wie lange es dauert, bis Risiko mit angemessener Vorsicht, brütender Hitze oder klirrender Kälte; ein Fahrzeug herausgezogen wird. tragen die Schutzweste fast wie eine Schleusungen, bei denen Minder- Fahndungsarbeit ist jetzt vor allem zweite Haut. „Grüß Gott! Die Bundes- jährige in eisiger Nacht kurz hinter der eines: Konzentrationssache. Den polizei. Ihre Ausweise bitte!“ Keine Grenze ausgesetzt werden; Berichte Fahndern bleiben zwei, vielleicht drei Reaktion – alle wirken nervös. Neben von Jugendlichen, deren Eltern in der Sekunden, um das Auto, die Kennzei- Fahrzeugführer und Beifahrer sind auf Heimat Grund und Boden aufgeben chen, die Insassen und einiges mehr den beiden Rückbänken noch sechs mussten, um die „Menschenfreunde“ zu erfassen. Es sind nur Augenblicke, weitere Erwachsene. Auf dem Schoß bezahlen zu können, die das Blaue in denen das Fahndungsprofil mit den einer Frau und eines Mannes sitzen vom Himmel versprachen, am Ende tatsächlichen Gegebenheiten auf der Kinder. „Parla italiano?“ Wie auf Kom- aber doch nur eine menschenunwür- Straße abgeglichen werden kann. Das mando händigen die Erwachsenen dige, bisweilen lebensgefährliche eine, allumfassende Muster gibt es ihre Papiere aus: italienische Frem- Beförderung organisierten. Hier zeigt allerdings nicht. Jedes Team profitiert denpässe. Ein kurzer prüfender Blick die Schleusungskriminalität wieder von den Erfahrungen, die in die tägli- genügt. „Alles klar: Fälschungen!“ ihre abscheuliche Fratze. che Polizeiarbeit eingebracht werden. Wie sich später herausstellt, handelt Professionelles Fahnden braucht es sich um Iraker. Der Fahrer hat Spezialisten. einen echten italienischen Ausweis. Rainer Scharf
| 3-2014 Kommentar Von Türen und Toren 10 Ich habe mich im Laufe der Jahre so eingerichtet, dass ich mich in meinen vier Wänden eins zu eins vergleichbar ist. Die Dimensionen, die Maßstäbe sind höchst unterschiedlich. Dennoch Vielleicht lässt sich diese Frage am einfachsten anhand des katego- rischen Imperativs beantworten, den wohlfühlen kann. Mein Zuhause ist folgen Hausfriedensbruch und un- Kant zu einem der wichtigsten ethi- kein Palast, ich bin ja kein Millionär. erlaubte Einreise einem Muster. schen Prüfkriterien des menschlichen Ich gebe mir aber Mühe, dass es Tuns erhob. Die Maxime verlangt, in meiner Familie und mir gut geht. Das Das sehen aber nicht alle so. einer konkreten Situation immer so zu betrifft nicht nur die materiellen Dinge Immer wieder gibt es Versuche, die handeln, wie man es auch im Allge- wie Bett, Tisch oder Heizung. Es geht Bundespolizei wegen ihres Einsatzes meinen für richtig hält. Das Kleine und um viel mehr: Das Zuhause ist unser gegen die irreguläre Migration zu das Große müssen übereinstimmen. Refugium – ein Ort, an dem wir das diskreditieren. Es gibt Menschen, Oder anders gesagt: Man darf von Leben selbst gestalten und uns sicher die sowohl die Grenzfahndung als anderen nur das verlangen, was man fühlen. auch die Sanktionierung von illegalen auch selbst tut. Wasser predigen und Einreisen aufs Schärfste tadeln. Für Wein trinken – das geht nicht. Wer Wenn ich aus dem Haus gehe, sie ist offenbar jeder, der illegal über „Öffnet die Tore!“ ruft, muss zuerst schließe ich die Tür. Der Gedanke, die Grenze kommt, ein schutzbedürf- die eigene Tür aufmachen. Ein offe- dass ein Fremder ungefragt rein- tiger Flüchtling. Kriminelle oder nicht nes Tor bei geschlossener Tür bringt kommen könnte, um sich aus meinem verfolgte, rein von sozialen Leistungen nichts – und anders herum. Kühlschrank zu bedienen, sich in angezogene Migranten kommen in meiner Badewanne zu waschen oder ihren Überlegungen nicht vor. Interes- sich in mein Bett zu legen, behagt mir santerweise ist es aber so, dass die Thomas Borowik nicht. Ich möchte zumindest mitbe- allermeisten derjenigen, die offene stimmen, wer rein darf und wer nicht Grenzen für alle fordern, selbst keinen und wer mich für wie lange besucht. Fremden bedingungslos in die eigene Wohnung lassen. Ihre Türen schließen Eingeladen oder nicht – natürlich sie ab, wenn sie aus dem Haus ge- würde ich jemandem, der in echter hen, so wie auch ich es tue. Not ist und Schutz suchen sollte, so- fort helfen. Wer sich verletzt hat, wird Für mich sind solche Ansichten verarztet. Wer an meine Tür klopft, mit anarchistischen oder bestenfalls weil er Hunger hat, bekommt etwas zu utopischen Zügen versehene Hirn- essen. Ich würde aber ohne schlech- gespinste. Ich verstehe sie genauso tes Gewissen jeden wegschicken, der wenig wie auf der anderen Seite alle Foto: Foto-Studio Strauß, Altötting zu mir käme, um zu bleiben, weil ihm möglichen xenophoben Umtriebe von meine Küche oder mein Badezimmer den Ewiggestrigen, die ich zutiefst besser gefallen als die in seiner eige- verabscheue – rassistische, aus- nen Wohnung. länderfeindliche Vorurteile und eine nationalistisch angehauchte Welt- Was hat all das mit unerlaubten anschauung sind mir zuwider. Und Einreisen zu tun? Nun, die Parallelen doch unterscheide ich vor meiner Der Autor (45) ist Pressesprecher der Bundespolizei- zwischen Heim und Heimat, Tür und eigenen Haustür zwischen Gästen direktion München. Der dienstälteste kompakt - Tor, sind kaum zu übersehen – wenn und Eindringlingen. Ist das verwerf- Redakteur greift in seiner Kolumne die polarisieren- auch das eine mit dem anderen nicht lich? den Aspekte des jeweiligen Titelthemas auf.
In- & Ausland Foto: Bundespolizei Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser Identitätsbetrug ist ein Phänomen, das zahlreiche Delikte in sich vereint und deshalb nicht als konkreter Tatbestand im Strafgesetzbuch zu finden ist. Dennoch ist es gerade im täglichen Streifendienst von besonderer Bedeutung, das Vortäuschen einer anderen Identität zu erkennen. So ist der gefälschte Reisepass, der missbräuchlich genutzte Flüchtlingspass, die gestohlene Blanko-Identitätskarte oder die mittelbar falschbeurkundete Geburtsurkunde nur der Anlass für polizeiliche Ermittlungen. Entscheiden- der ist das Tatmotiv – also das „Warum?“ Bei einer Personenkont- rolle im Zug von Prag nach Berlin werden die Beamten auf Anhaltspunkte für Identitätsbetrug: n Sind die Eintragungen in der vorgelegten Urkunde (beispielsweise eine junge Frau aufmerksam. Sie Alter, Größe, Augenfarbe) inhaltlich stimmig? weist sich mit einem israelischen n Sind Manipulationsspuren erkennbar? Reisepass aus. Die kontrollieren- de Bundespolizistin hat Zweifel an n Besteht zu dem Dokument eine Fahndungsnotierung? der Echtheit des Passes und fragt n Ergeben sich beim Vergleich von Dokumentennutzer und Lichtbild deshalb nach weiteren Identitätsdo- Auffälligkeiten? kumenten. Selbstsicher übergibt die Frau eine israelische Identitätskarte. Identität ist die Übereinstimmung von personenbezogenen Daten und/ Sie ist dabei in keiner Weise aufge- oder anatomischen Merkmalen mit einer natürlichen Person (Sich-Selbst- regt, denn schon so oft wurde sie in Gleichheit).
| 3-2014 den letzten acht Jahren kontrolliert – zur Einreise und dem Aufenthalt im konspiratives Tätervorgehen Bestand- und immer ging es gut. Bis jetzt. Denn Bundesgebiet berechtigt ist oder ob teil der Begehung ist. Denkbar sind wie die Streife feststellt, ist der Pass der Wohnsitz feststeht. Kurz: alles aber auch Straftaten im Bereich der verfälscht, die Identitätskarte totalge- Fakten, die für weitergehende polizei- Organisierten Kriminalität oder des fälscht. liche, ausländerrechtliche oder auch Terrorismus. Straftäter versuchen ihre verwaltungsrechtliche Maßnahmen Reisewege zu verschleiern, Haftbe- 12 von Bedeutung sind. fehle zu umgehen oder setzen gezielt Misstrauen ist falsche Personalien zur Tatbegehung keine schlechte ein. Urkundendelikte Angewohnheit … als Ausgangs- Doch zurück zu der jungen Frau. Die Ermittlungen ergeben später, Eine Personenkontrolle und die und Begleitdelikt dass sie Ukrainerin ist und vor mehr damit einhergehende Feststellung als acht Jahren mit falschen Doku- der Identität eines Menschen betrifft Die meisten der von der Bundes- menten unerlaubt nach Deutschland den Kernbereich der polizeilichen polizei festgestellten Urkundendelikte eingereist ist. Mit ihrem gefälschten Arbeit. Ist die Identität nicht zweifels- sind dem Bereich Identitätsbetrug Ausweis meldete sie sich bei der frei festgestellt, kann die weitere zuzuordnen. Grund hierfür ist, dass Ausländerbehörde. Später begann sie polizeiliche Arbeit nur schwer getan viele Delikte erst begangen werden zu arbeiten, eröffnete ein Bankkon- werden. Unter diesen Umständen können, wenn die Identität ver- to und reiste um die Welt. Und das ist unklar, wer die Person ist, ob es schleiert wird. Dies betrifft vor allem alles unter Nutzung einer gefälschten beispielsweise eine Fahndungs- oder Straftaten im Kontext der irregulären israelischen Identität. Viele Behör- Festnahmeausschreibung gibt, sie Migration, aber auch Taten, bei denen den, Firmen und Institutionen erteil- ten ihrerseits echte Dokumente und Originalbeispiele, bei denen echte Dokumente missbräuchlich durch andere, vom Dokumenteninhaber Nachweise – versehen mit der fal- abweichende Personen genutzt wurden. schen Identität. Jeder der Aussteller vertraute auf die Echtheit der anderen Dokumente und verzichtete somit auf deren Überprüfung. Ein seit acht Jahren funktionierender Kreislauf, der erst durch die Streife der Bundespoli- zei durchbrochen wurde. Die Gegenseite schläft nicht … Foto: Bundespolizei Laufend verbesserte Sicherheits- standards bei den Personaldokumen- ten, insbesondere die Einführung von Foto: Bundespolizei Foto: Bundespolizei
| 3-2014 e-Dokumenten, die verbesserte Aus- und Fortbildung sowie die verbesserte technische Ausstattung haben zur Folge, dass die Bundespolizei immer mehr hochwertige Fälschungen mit steigender Qualität feststellt. Die Fälscher passen sich offensichtlich 13 an. Und selbst Dokumente, die als sehr fälschungssicher gelten, werden mittlerweile auf einem hohen Niveau ge- oder verfälscht – aber eben auch entdeckt! Fälscherwerkstätten sind üblicherweise mit hochmodernen Foto: Bundespolizei Druckmaschinen ausgestattet, die von „ausgebildetem Personal“ be- dient werden. Hier wird massenhaft, professionell und gewinnorientiert Auch die Bundespolizei stellt Reisedokumente aus; an den Grenzen sind es mehrere Tausend Passersatz- produziert; die Urkunden sind teil- papiere jährlich. Bürger können, wenn ihr Reisepass abgelaufen ist, mit der Hilfe der Bundespolizei rechnen, weise kaum von Echtdokumenten zu wenn sie ihre Identität glaubhaft machen können. Auch hier gilt: Augen auf! Einmal ausgestellt, dient das unterscheiden. Passersatzdokument auch dem Nachweis der Identität und kann nicht nur zu Reisezwecken eingesetzt werden! Doch diese „Qualitätsfälschungen“ haben ihren Preis. Summen zwischen in der polizeilichen Kontrolle selbst- menten zu unterscheiden. Dennoch 200 und 1 500 Euro oder auch mehr verständlich nur schwer zu erkennen, decken die Behörden im Zusammen- müssen für ein solches Dokument da das vorgelegte Personaldokument hang mit Ermittlungsverfahren jedes gezahlt werden. Oft stellen Fälscher echt und das enthaltene Lichtbild Jahr Fälle mittelbarer Falschbeurkun- auch komplette neue Identitäten her. auf den Nutzer oder aber der Nutzer dung auf. Diese sogenannten Dokumentensätze auf das Foto abgestimmt ist. Nur der beinhalten dann neben einem Reise- qualifiziert durchgeführte Lichtbild- Die tatsächlichen Gründe, war- pass auch eine ID-Karte und einen Personen-Vergleich kann hier zu um die junge Ukrainerin sich unter Führerschein. einem polizeilichen Fahndungserfolg falschem Namen und falscher Nati- führen. onalität in Deutschland aufgehalten hat, sind hingegen weiterhin unklar. Zunehmende Nutzung Andererseits werden Blankodoku- Sie könnte Arbeit im Bundesgebiet von Echtdokumenten mente gezielt und massenhaft in Ein- gesucht haben oder aber, was weit- wohnermelde- und Ausländerämtern aus schlimmer wäre, eine gesuchte Die finanzielle Situation vieler Nut- sowie Botschaften oder Konsulaten Straftäterin sein. zer von ge- oder verfälschten Doku- entwendet, um diese dann nach den menten lässt jedoch die Beschaffung „eigenen Bedürfnissen“ personalisie- Zusammenfassend kann man fest- solcher hochwertigen Dokumente ren zu können. Diese fälschlich aus- halten, dass es auf der Täterseite eine oftmals nicht zu. Sie nutzen daher gestellten Dokumente sind oftmals nur deutliche Entwicklung zur Professio- inkriminierte Echtdokumente. Soge- noch am falschen Personalisierungs- nalität gibt, der von polizeilicher Seite nannter Ausweismissbrauch liegt vor, verfahren, bei dem die Personaldaten begegnet werden muss. Wichtig ist wenn der Nutzer eines echten und in ein Dokument eingebracht werden, dabei, dass Sensibilität und Wissen autorisiert ausgestellten Dokuments zu erkennen. über Identitätsbetrug bei allen mit der nicht der Dokumenteninhaber ist. Hier Personenkontrolle betrauten Beamten wird nach dem Ähnlichkeitsprinzip Insbesondere durch Falschanga- vorhanden sind und vorgelegte Ur- gearbeitet. Straftäter verfügen oftmals ben oder unter Vorlage von ge- oder kunden kritisch geprüft werden. Denn über eine Auswahl von gestohlenen verfälschten Personaldokumenten nur so kann dem Identitätsbetrug wir- oder überlassenen Dokumenten, die erschlichene Dokumente stellen die kungsvoll entgegengetreten werden. zielgerichtet für den kriminellen Doku- Bundespolizei vor eine schwierige mentennutzer ausgewählt werden. So Aufgabe: einmal ausgestellt, sind sie passend ausgesuchte Urkunden sind nicht von rechtmäßig erlangten Doku- Melanie Hage
| 3-2014 Sportliche 2,07 Meter im Einsatzpraktikum in Berlin 14 „Ich bin hier jeden Tag mit Leib und Seele dabei, weil ich Bock drauf habe!“, antwortet Christoph Harting, Bruder von Diskus-Olympiasieger Robert Harting, auf die Frage, mit welcher Zielstellung er sein Praktikum beim Bundespolizeirevier Berlin-Friedrichstraße angehen will. Sein Gesprächs- partner, Sven Kaden, ist Gruppenleiter und berichtet über die Arbeit des 2,07-Meter-Hünen im Bundespolizeirevier. Gerade beginnt meine zweite Nachtschicht in dieser Woche. Dienststelle gebracht. Ein Kollege ist im Gesicht leicht verletzt. Die Frau hat sich noch immer nicht beruhigt und Unter ihnen befindet sich Christoph Harting (24). Er ist, wie sein Bruder Robert, Diskuswerfer. Ein großer Die Spätschicht übergibt mir einen beleidigt lauthals alle Anwesenden Name eilt ihm voraus. Und nicht nur ersten Auftrag. Eine 29-Jährige, die beim Betreten des Revieres. Kurz sein Name ist groß. Ich hebe meinen die Bahnhofstreife grundlos mit Faust- darauf erscheinen Praktikanten der Kopf langsam nach oben. Da stehen schlägen angegriffen hat, wird in die Bundespolizeisportschule Kienbaum. doch tatsächlich lebensechte 2,07 Foto: Bundespolizei Auch die Vorgangsbearbeitung gehörte zum Praktikumsalltag. In der Bundespolizeiinspektion Berlin-Hauptbahnhof wurden im Jahr 2013 rund 14 600 Straftaten bearbeitet.
| 3-2014 Meter vor mir. Schon als mir Chris- kontrollen und Fahndungsabfragen an toph angekündigt wurde, hatte ich den Bahnhöfen Friedrichstraße und mir darüber Gedanken gemacht, wie Alexanderplatz. Die Einsatzleitstelle ich diesen zukunftsträchtigen Leis- fragt mich beinahe verzweifelt, ob tungssportler vor den Tücken des wir Vollkontrollen durchführen wür- bahnpolizeilichen Dienstalltags schüt- den. Nichts dergleichen ist der Fall. zen könnte. „Bloß keine Verletzung Tatsächlich treiben sich jedoch allerlei 15 Foto: Bundespolizei riskieren“, ging mir durch den Kopf. kontrollwürdige Personen im nächt- Der beste Beweis, dass man sich im lichen Berlin herum. Das Ergebnis ist Dienst schnell eine Blessur zuziehen dennoch ernüchternd. Nicht einen kann, ist der verletzte Kollege. Die Fahndungstreffer kann Christoph Sven Kaden (36) ist seit drei Jahren Gruppenleiter Täterin sitzt derweil im Nebenraum im Revier Berlin-Friedrichstraße. Er sagt: „Die Zeit notieren. Er ist sichtlich deprimiert. und schreit sich weiter die Seele aus mit Christoph Harting während des Praktikums hat Und es kommt noch „schlimmer“: Als mir unglaublich viel Spaß bereitet.“ dem Leib. Nach kurzer Lageeinwei- uns der stellvertretende Dienstgrup- sung beginnen wir gemeinsam mit der penleiter zu einer Dienstaufsicht auf- Bearbeitung des Sachverhaltes. So waltgeneigte Personengruppe bereit. sucht und dessen erste kontrollierte erhält Christoph bereits von Beginn an Unser Revier wird zur Kräftesammel- Person gleich zur Gewahrsamnahme einen Eindruck vom bahnpolizeilichen stelle. Ich umreiße kurz, welchen ausgeschrieben ist, gibt Christoph Alltag unter fortwährender Trommel- Auftrag wir erhalten haben. Für Er- verzweifelt sein Vorhaben für diese fellmassage. läuterungen bleibt wenig Zeit. Nun ist Nacht auf. Qualität ist eben nicht Christophs Auffassungsgabe gefragt. durch Quantität zu ersetzen. Nachdem diverse Unterlagen ge- Schließlich ist eine Kräfteübersicht zu fertigt und die Gewahrsamsfähigkeit erstellen, Kräfte müssen den jeweili- der Frau festgestellt sind, widmen gen Einsatzabschnitten zugewiesen Fußballfanreiseverkehr wir uns dem Kennenlernen. Auf und die Führungsgruppe muss auf und die 100-Prozent- meine Frage, mit welcher Zielstellung dem Laufenden gehalten werden. Christoph sein Praktikum in den Der Einsatz selbst findet am Berliner Quote kommenden vier Wochen angehen Hauptbahnhof statt und verläuft relativ will, antwortet er: „Ich bin hier jeden unspektakulär. Das großzügig dimen- Es ist Samstag und einmal mehr Tag mit Leib und Seele dabei, weil ich sionierte polizeiliche Empfangskomi- ist Fußballfanreiseverkehr angesagt. Bock drauf habe!“ Klare Ansage! Und tee auf den Bahnsteigen scheint seine Die Amateure des 1. FC Union Berlin wegen des Verletzungsrisikos bräuch- Wirkung nicht zu verfehlen. Innerhalb spielen im Friedrich-Ludwig-Jahn- te ich mir keine Sorgen machen. Er kürzester Zeit sind die Identitäten von Sportpark gegen die TSG Neustrelitz. sei ja schließlich groß genug, meint mehr als 190 Personen festgestellt. Wir fahren zum Bahnhof Gesundbrun- er verschmitzt und lacht. Kurz darauf können wir wieder zum nen, von wo aus die Neustrelitzer „normalen“ Dienstablauf zurückkeh- Fans in ihre Heimatstadt zurückreisen ren. sollen. Am Bahnhof angekommen, Einsatz nach nehmen wir Kontakt mit den dort Fanausschreitungen eingesetzten Kräften der mobilen Quantität ist nicht Kontroll- und Überwachungseinheit in Kaiserslautern gleich Qualität (MKÜ) Berlin auf. Die Anhänger der TSG Neustrelitz sind wegen diverser Die zweite Nacht beginnt mit um- Inzwischen sind einige Tage Ausschreitungen in der jüngeren fangreichen Identitätsfeststellungen vergangen. Christoph hält mich und Vergangenheit ins Visier der Bundes- von Fußballfans des 1. FC Union meine Mitarbeiter ganz schön auf polizei geraten und verdienen daher Berlin. Etwa 200 von ihnen sollen bei Trab. So wie er es vermutlich ständig unsere besondere Aufmerksamkeit. Auseinandersetzungen im Bahnhof im Training praktiziert, will er auch im Mit seinen 2,07 Meter Gardemaß Kaiserslautern dabei gewesen sein, Dienst immer das Maximum geben. bringt Christoph bereits eine Art als fünf Polizeibeamte zum Teil schwer Dagegen ist grundsätzlich nichts grundpräventive Ausstrahlung mit verletzt wurden. Innerhalb von drei einzuwenden. Also lasse ich meinen sich, die mich gelassen stimmt. Wäh- Stunden stehen am Bahnhof Fried- Praktikanten „von der Leine“ und ver- rend wir auf die Fans warten, gibt es richstraße 400 Polizeibeamte für suche, seine Energie zu kanalisieren. bei den MKÜ-Kräften scheinbar nur Eingriffsmaßnahmen gegen die ge- Das Resultat sind etwa 60 Personen- ein Thema: Wie kann jemand nur so
| 3-2014 groß sein? Gibt es nicht eine Maximal- Bei näherer Betrachtung der Fakten Quote! Offensichtlich hat Christoph in größe bei der Bundespolizei und wer muss ich ihm auch Recht geben. seinem Praktikum dazu gelernt. bitte stellt denn diese Kleidergröße Kräfte sind genügend vor Ort, und die her? Grundsätzlich liegt die Maximal- Frage des Mannes, ob wir ihn auch Nächster Höhepunkt nach Beendi- größe bei 1,97 Meter, erklärt Chris- bei anderer Hautfarbe befragt hätten, gung seines vierwöchigen Praktikums toph. Für Sportler werden Ausnahmen beantworte ich definitiv mit „Ja!“. Sein werden für Christoph Harting die 16 gemacht und ja, die Uniform wird gesamtes Erscheinungsbild, die mit- Leichtathletik-Europameisterschaften maßgeschneidert. geführten Sachen und die Reiserich- vom 12. bis 17. August 2014 in tung sprechen für eine Kontrolle. Wir Zürich sein. Dort kann er wieder um Dann fragt Christoph, warum wir warten nun gespannt auf das Ergeb- sportliche Höchstleistungen kämpfen. denn nicht den ebenfalls auf den nis der Fahndungsabfrage. Christoph Dafür wünschen wir ihm bereits jetzt Neustrelitzer Zug wartenden dunkel- hat sich ja mit seinem Instinkt für viel Erfolg! häutigen Mann lagebildabhängig be- Fahndungstreffer in letzter Zeit nicht fragen würden. Zwei Argumente fallen gerade mit Ruhm bekleckert. Die Ant- mir spontan ein: Einsatzschwerpunkt wort der Leitstelle – „Ausschreibung Sven Kaden, und Auswahlkriterium „Hautfarbe“. zur Festnahme wegen Vorliegen eines Frank Riedel Ich frage ihn, ob er Gegenargumente Haftbefehls“ – zaubert Christoph ein besitzt, um meine Bedenken zu zer- Lächeln ins Gesicht. So stelle ich für streuen. „Sicher“, sagt er – und setzt diesen Einsatz fest: eine Abfrage – sogleich sein Vorhaben in die Tat um. ein Treffer. Eine saubere 100-Prozent- Streifengang auf dem Bahnhof Friedrichstraße. Allein durch seine Körpergröße wirkt Christoph Harting schon deeskalierend. Foto: Bundespolizei
| 3-2014 17 Foto: Helmut Mutter Das Bild zeichnete eine 10-jährige Schülerin der Rosenburgschule in Mühlheim/Baden. Es wurde bei einem Workshop der Bundespolizei übergeben und im Rahmen einer Vernissage zum Thema „Gewalt“ im Rathaus ausgestellt. Stopp, lassen Sie mich in Ruhe! In Südbaden wird der Jugendgewalt nun durch ein Gewaltpräventions- und Zivilcourageprojekt begegnet. In Workshops und Rollenspielen lernen Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter das richtige Verhalten in Konfliktsituationen. Belästigt, geschlagen, Die Gewalt gegen Personen und Sachen ist ein Phänomen, mit dem sich die Bundes- delikte. Ob in Bahnhöfen, an Halte- punkten, in Regionalbahnen oder S-Bahnen – überall wird diese Gewalt gefilmt polizei tagtäglich auseinandersetzt. verübt. Opfer kann jeder werden! Die Die Entwicklung des regionalen So zählte allein die Bundespolizei- Täter? Oft junge Menschen zwischen Gewaltpräventions- und Zivilcourage- direktion Stuttgart in Baden-Württem- 13 und 25 Jahren. Mit einem umfas- projektes begann in Freiburg. Dort berg im Jahr 2013 auf Bahnanlagen senden regionalen Präventionsprojekt kam es im Jahr 2012 zu mehreren pro Tag 2,6 Gewaltdelikte gegen wird der Gewalt in Baden-Württem- Gewalttaten, bei denen die Opfer Personen sowie 18,78 Vandalismus- berg nun Einhalt geboten. hilflos zurückgelassen wurden. Im
| 3-2014 ersten Fall wurde eine junge Frau das Mädchen splitternackt ausziehen, pektive bekämpft werden zu können. nachmittags von einem Mann auf um dann von ihren zwei 17-jährigen Wirksame Strategien folgen einem einem Bahnsteig sexuell belästigt. weiblichen Peinigerinnen mit der systematischem Ansatz, stützen sich Niemand der wartenden Reisenden Handykamera gefilmt zu werden. auf vernetztes Denken und Handeln kam der schockierten Frau zu Hilfe. Anschließend verletzten die beiden und bringen Akteure aus verschie- Als sich die Frau in eine S-Bahn Täterinnen das Mädchen durch denen Sektoren und administrativen 18 rettete, schlich der Täter hinterher. massive Tritte und Schläge, nahmen Ebenen zusammen, um gemeinsam Die Frau fand einen Sitzplatz, der die Bekleidungsstücke des Opfers an an den kontextspezifischen Ursachen Täter auch – neben ihr. Obwohl sich sich und ließen es nackt zurück. von Jugendgewalt zu arbeiten. In die Bahn schnell füllte, trieb der Täter Südbaden haben sich diese ver- sein „Spiel“ weiter. Die verängstigte schiedenen Akteure – Landes- und Frau schrie um Hilfe. Doch die Hilfe Junge Menschen Bundespolizei, Kommunen sowie blieb aus. Eine vorbeikommende als Täter und Opfer Schulleitungen, Lehrer und Schulso- Streife der Bundespolizei konnte die zialarbeiter – nun in einem Gewalt- Frau aus ihrer Situation befreien und Jugendgewalt ist zu einer Heraus- präventions- und Zivilcourageprojekt den Täter festnehmen. forderung geworden. Perspektivlosig- zusammengeschlossen. keit und soziale Ausgrenzung beherr- Im zweiten Fall wurde in der Bahn- schen den Alltag junger Menschen, hofsunterführung eine Jugendliche Langeweile, Alkoholkonsum und Alle Akteure einbinden von mehreren anderen Jugendlichen Gruppendynamik fördern die Bereit- massiv geschlagen, regelrecht „ver- schaft zu Gewalt und Kriminalität. Prävention von Jugendgewalt kann möbelt“. Einer der Täter filmte das Kinder und Jugendliche können nur dann erfolgreich und nachhaltig Geschehen mit seiner Handykamera. nicht nur zu Tätern, sondern auch zu sein, wenn sie auf die Bedürfnisse der Andere Reisende schauten teilnahms- Opfern von Gewalt werden. Insge- Jugendlichen und Kinder eingeht. Es los zu und unternahmen keinerlei An- samt sind junge Menschen unter 25 entstand die Überzeugung, dass sich strengungen, dem Mädchen zu helfen. Jahren, und somit Jugendliche und zivilgesellschaftliches Engagement Kinder, von Gewaltphänomenen über- pädagogisch vermitteln lässt. Dabei Im dritten Fall drängten zwei ju- proportional betroffen. werden Kinder und Jugendliche als gendliche Täterinnen eine 13-jährige zentraler Baustein eines Systems Schülerin abends in ein Treppenhaus Jugendgewalt ist jedoch zu kom- begriffen. Darum werden die wichtigs- des Hauptbahnhofs. Dort musste sich plex, um aus einer einseitigen Pers- ten Akteure, die das Umfeld prägen – Gewalt am Bahnhof, doch niemand schreitet ein? Die Gewaltpräventionstrainer Anke Klahr und Thomas Schlageter imitieren eine Auseinandersetzung am Bahnhof, Reisende laufen scheinbar unbeteiligt vorbei. Regeln für Zivilcourage 1. Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen. 2. Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf. 3. Ich beobachte genau und präge mir Tätermerkmale ein. 4. Ich organisiere Hilfe unter der Notrufnummer 110. 5. Ich kümmere mich um das/die Opfer. Foto: Volker Münch 6. Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung.
| 3-2014 19 Foto: Volker Münch Präventionsunterricht der Bundespolizei: Fast 200 Kinder rufen „Stopp, lassen Sie mich in Ruhe!“ Eltern, Lehrer und Schulsozialarbeiter aufstehen. Und sie tun es dann auch, schreiben einen Aufsatz, um sich mit –, zu Partnern und zur Zielgruppe des weil sie wissen, nun in der Pflicht zu den Inhalten weiter auseinanderzuset- Gewaltpräventions- und Zivilcourage- stehen. zen. Nur so kann eine Nachhaltigkeit projektes. gewährleistet werden. Zudem werden Anschließend werden die Kinder die Unterrichtungen im Rahmen der und Jugendlichen in ihren Klassen Sicherheitskooperation Baden-Würt- Sie da, helfen Sie mir! geschult. Sie lernen in Gewaltsitua- temberg regelmäßig gemeinsam mit tionen auf ihr inneres Gefühl zu hören. der Landespolizei durchgeführt. Die Präventionsschulungen begin- Praxisbezogen kommen kindgerechte nen mit Elternabenden. In erwach- Rollenspiele zum Einsatz. An der Tafel Wenige Wochen nach den Unter- senengerechten Rollenspielen wird stehen nur drei Worte: „Mut“, „Selbst- richtungen finden Feedbackwork- den Eltern aufgezeigt, wie man sich vertrauen“ und „Selbstbewusstsein“. shops mit allen Beteiligten statt. Vor als Opfer möglichst gut aus der Affäre Und die Kinder sind mutig, lernen in allem Kinder berichten über ihre zieht. Laut werden, Öffentlichkeit einer heiklen Situation laut zu werden. positiven Erfahrungen. Mehrfach herstellen, andere Menschen mit in Aber es ist ungewohnt für sie, denn konnte die „Stopp-Hand-Strategie“ die Situation einbinden. „Sie im roten wie oft hören wir uns selbst sagen, schon im Alltag erfolgreich umgesetzt Pullover, stehen Sie auf, helfen Sie dass Kinder leise sein sollen? Laut werden. Die Eltern bekommen einen mir! Sie im grauen Anzug, rufen Sie sein, die „Stopp-Hände“ ausstrecken Feedbackbogen. Und auch hier zeigt die Polizei!“, schallt es durch die und Hilfe einfordern, klappt nach vier sich, dass die Strategie auch schon Hallen. Die gezielt angesprochenen Stunden gut. Und oftmals werden von den Eltern angewendet worden Menschen stehen auf und helfen. während der Schulung aus „Bullen“ ist. Doch nicht nur das, denn auf die Aber warum? Jeder Anwesende Menschen wie Du und ich. Berufs- Frage, ob man selbst schon Opfer schaut für Sekundenbruchteile an wunsch „Bundespolizist“ inklusive! oder Zeuge einer Straftat geworden sich herunter und ist froh, keinen ist, antwortet immerhin jeder Dritte mit roten Pullover oder den grauen Anzug Während der Unterrichte gilt für „ja“. anzuhaben. Doch zwei Menschen un- Klassenlehrer und Schulsozialarbeiter ter den Zuhörern tragen rot und grau. Anwesenheitspflicht, denn sie Alle Augenpaare im Raum starren die bereiten die Stunden später nach. Thomas Gerbert beiden aufgerufenen Personen an. Grundschüler sollen das Erlernte Alle erwarten, dass diese Personen zeichnerisch darstellen, Jugendliche
| 3-2014 Foto: Bundespolizei Die Integrierte Leitstelle ist eine Einrichtung des Flughafenbetreibers, in der neben dem Flughafenbetreiber alle am Passagierverkehr beteiligten Prozesspartner vertreten sind. Sie gilt als „Herz“ des Terminalbetriebs. Flughafen Frankfurt/Main – just in time Optimierter Personaleinsatz der Bundespolizei im Terminal 1 geht in der Integrierten Leitstelle (ILS) in den Probebetrieb Der Präsident der Bundes- polizeidirektion Flugha- fen Frankfurt/Main, Joachim Moritz, Bisher war die Bundespolizei in der ILS lediglich mit der zentralen Steue- rung aller Luftsicherheitsassistenten ILS aus zu steuern. Die Bundespolizei möchte so für die eigenen Kollegen einen internen Belastungsausgleich sowie der Vorstand Operations der vertreten. Anlass dieses Besuches herbeiführen, indem sie punktuelle Fraport AG, Peter Schmitz, haben am war nun das neue Projekt der Bundes- Belastungsspitzen reduziert, und 31. März 2014 gemeinsam die Bun- polizei, ebenfalls den Personaleinsatz zudem tagesaktuell besser auf un- despolizei in der Integrierten Leitstelle für alle grenzpolizeilichen Prozess- vorhergesehene Änderungen im besucht. stellen im Terminal 1 künftig von der Fluggastverkehr reagieren.
| 3-2014 BIAF steht für Business Intelligence Architecture Framework und ist ein IT-System, das der Fraport als eine Art „Infor- mationsrückgrat“ dient. Vergangene und geplante Flugbewegungen, Passagier- und Personaldaten, Verspätungen, die Wettervorhersage – alle Informationen aus den operativen Anwendungen fließen in BIAF zusammen und schaffen so eine einheitliche Sicht auf den Flugbetrieb. Auf diese Weise erfährt zum Beispiel der Mitarbeiter in der Flugleit- stelle, ob für diesen Tag Gewitter zu erwarten sind, während das Management alle Key-Performance-Indikatoren im Blick behält. Und das fast in Echtzeit: Die Betriebsdaten zum Fluggeschäft werden alle fünf Minuten aktualisiert! Die 21 Bundespolizei hat, zur Durchführung ihrer Aufgaben, Zugriff auf verschiedene Applikationen, die Informationen zur Passagierflussanalyse oder zu Planungsdaten beinhalten. Neben der Nutzung der aktuellen Der bevorstehende Sommerreise- Main zur Abdeckung von Verkehrs- Fluggastdaten der Fraport aus dem verkehr stellt eine Belastungsprobe spitzenzeiten auch weiterhin der System BIAF wird über Kameras an für diese neue Einrichtung dar. flexiblen Komponente von temporären den Stauräumen der Grenzkontroll- „Ich bin davon überzeugt, dass die Unterstützungskräften bedarf. Zur stellen im Terminal 1 eine ständige Bundespolizei durch die erweiterte Abwicklung des Sommerreiseverkehrs und dadurch sehr aktuelle Beurteilung ILS ihr Personal noch gezielter ist dieser Unterstützungsbedarf am des Passagierverkehrs erfolgen, um einsetzen kann und dies den Reisen- höchsten, während der Winterflugplan entsprechend schnell personalpla- den sowie den eigenen Mitarbeitern den Bedarf regelmäßig abschmelzen nerisch reagieren zu können. dient“, so Joachim Moritz, Präsident lässt. der Bundespolizeidirektion Flughafen In der ILS sitzen neben der Bun- Frankfurt/Main. despolizei alle am Passagierverkehr Christian Altenhofen beteiligten Prozesspartner, wodurch An dieser Stelle sei angemerkt, gemeinsame und direkte Absprachen dass es trotz des effizienten Einsatzes zu fast allen Passagier- und Terminal- des Stammpersonals der Bundes- prozessen möglich sind. polizeidirektion Flughafen Frankfurt/ Sachbearbeiter Ralf Neudert und Projektleiter René Kexel erläutern Fraport-Vorstand Peter Schmitz und Präsident Joachim Moritz die Abläufe in der Integrierten Leitstelle. Foto: Bundespolizei
Personal & Haushalt Foto: Bundespolizei Teilhabe von Menschen mit Handicap Die Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt bildet seit Januar 2014 einen 19-Jährigen mit geistiger Behinderung im Rahmen einer verzahnten Aus- bildung zur Bürokraft aus. Möglich macht dies eine Kooperationsverein- barung mit einem Berufsbildungswerk. Sebastian Hübner stammt aus dem schleswig- betrieblichen Teil seiner Ausbildung. Hier kann er wichtige praktische Er- fahrungen in der Arbeitswelt sammeln Am 24. Januar 2014 unterzeich- neten die Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt und das Bugenhagen holsteinischen Pansdorf und hat ein und erworbene Kenntnisse in der Berufsbildungswerk einen Kooperati- geistiges Handicap – er leidet unter Praxis anwenden. onsvertrag im Rahmen der Verzahnten einer Form des Autismus. Bis zum Ausbildung mit Berufsbildungswerken. August 2015 wird er seine Ausbildung Die Bundespolizei kann damit zukünf- zur Bürokraft im Bugenhagen Berufs- tig noch mehr jungen Menschen mit Verzahnte Ausbildung mit bildungswerk Timmendorfer Strand Behinderung eine Ausbildung ermög- Berufsbildungswerken (VAmB) absolvieren und sich dort auf sein lichen. zukünftiges Berufsleben vorbereiten. Die Verzahnte Ausbildung ist ein Im Rahmen der Ausbildung sollen die Vom Oktober bis zum Dezember Beitrag zur Inklusion. Die Bundes- Auszubildenden auch Praktika außer- 2013 absolvierte Sebastian bereits agentur für Arbeit (BA) verfolgt da- halb der Einrichtung absolvieren, um ein Schnupperpraktikum im Stabs- mit das Ziel, junge Menschen mit die Ausbildung so betriebsnah wie bereich 2 (Maritime Polizeitechnik, Behinderung verstärkt betriebs- möglich zu gestalten. Und so absol- Materialmanagement) der Bundes- nah auszubilden und damit in den viert Sebastian bei der Bundespolizei polizei See in Neustadt in Holstein. Arbeitsmarkt zu integrieren. See in Neustadt in Holstein den Dieses Praktikum stellte vom ersten
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