Philharmonisches Konzert 18 19 - Philharmonisches Staatsorchester ...

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4. Philharmonisches
Konzert

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Die heutige Konzertbesetzung des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg

Konzertmeister                 Violoncello                     Pauke
Konradin Seitzer               Thomas Tyllack                  Jesper Tjærby Korneliusen
Joanna Kamenarska              Charles-Antoine Duflot
                               Markus Tollmann                 Schlagwerk
Violine 1                      Ryuichi R. Suzuki               Fabian Otten
Monika Bruggaier               Monika Märkl                    Sarah Rempe
Piotr Pujanek                  Arne Klein                      Massimo Drechsler
Jens-Joachim Muth              Brigitte Maaß                   Matthias Hupfeld
Hildegard Schlaud              Tobias Bloos                    Matthias Schurr*
Solveigh Rose                  Yuko Noda                       Mareike Eidemüller
Annette Schäfer                Merlin Schirmer                 Sönke Schreiber
Stefan Herrling                                                Lin Chen
Imke Dithmar-Baier             Kontrabass                      Dirk Wucherpfennig
Christiane Wulff               Stefan Schäfer                  Lukas Paetzold
Esther Middendorf              Tobias Grove                    Jan Westermann
Tuan Cuong Hoang               Christoph Haaß                  Patrick Wirth
Hedda Steinhardt               Katharina von Held
Sonia Eun Kim                  Franziska Kober                 Klavier
Kathrin Wipfler                Lukas Lang                      Rupert Burleigh
                               Felix Schilling
Violine 2                      Balthasar Brockes               Orchesterwarte
Hibiki Oshima                                                  Thomas Storm
Stefan Schmidt                 Flöte                           Christian Piehl
Sanda-Ana Popescu              Walter Keller                   Janosch Henle
Herlinde Kerschhackel          Jocelyne Fillion-Kelch          Ulli Kammradt
Martin Blomenkamp
Heike Sartorti                 Oboe                            * Mitglied der
Felix Heckhausen               Thomas Rohde                    Orchesterakademie
Annette Schmidt-Barnekow       Ralph van Daal
Dorothee Fine
Josephine Nobach               Klarinette
Gideon Schirmer                Alexander Bachl
Myung-Eun Lee                  Christian Seibold
Chungyoon Choe                 Kai Fischer
Christian Heubes
                               Fagott
Viola                          Anton Lützow
Matthias Schnorbusch           Rainer Leisewitz
Isabelle-Fleur Reber-Kunert
Thomas Rühl                    Horn
Christopher Hogan              Pascal Deuber
Daniel Hoffmann                Isaak Seidenberg
Roland Henn                    Ralph Ficker
Annette Hänsel                 Torsten Schwesig
Elke Bär
Stefanie Frieß                 Trompete
Christina Hanspach             Szabolcs Schütt
Kevin Treiber                  Martin Frieß
Iris Icellioglu*               Anton Borderieux*

                               Tuba
                               Lars-Christer Karlsson

                               Posaune
                               João Martinho
                               Hannes Tschugg
4. Philharmonisches Konzert
                          Sonntag 16. Dezember 2018, 11 Uhr
                          Montag 17. Dezember 2018, 20 Uhr
                            Elbphilharmonie, Großer Saal

                           Igor Strawinsky (1882-1971)
                                      Pulcinella Suite
                                 Revidierte Fassung von 1949
I. Sinfonia (Ouverture) | II. Serenata | III. Scherzino – Allegro – Andantino | IV. Tarantella |
        V. Toccata | VI. Gavotta con due variazioni | VII. Vivo | VIII. Minuetto – Finale

                       Camille Saint-Saëns (1835-1921)
                         Violoncellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33
                                     I. Allegro non troppo
                                   II. Allegretto con moto
                                        III. Tempo primo

                                            Pause

                        Silvestre Revueltas (1899-1940)
                                 La Noche de los Mayas
                 I. Noche de los Mayas (Nacht der Mayas). Molto sostenuto
                     II. Noche de Jaranas (Nacht der Feiernden). Scherzo
            III. Noche de Yucatán (Nacht von Yucatán). Andante espressivo
      IV. Noche de encantamiento (Nacht der Verzauberung). Tema y variaciones

                             Dirigentin Alondra de la Parra
                              Violoncello Camille Thomas

                    Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

              Einführung mit Janina Zell jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn
                             im Großen Saal der Elbphilharmonie
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    Ein origineller Künstler ist zum
    Kopieren unfähig. Also genügt es,
    dass er etwas zu kopieren versucht,
    um originell zu werden.
    Jean Cocteau
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                         Musik wie ein Menü

Russisch-französisch-mexikanische Geschmackswelten

Igor Strawinsky; Camille Saint-Saëns; Silvestre Revueltas – ein russisch-französisch-me-
xikanisches Konzertprogramm. Dem einleitenden Teil eines Programmhefttextes ist es
für gewöhnlich vorbehalten, den Bogen zu spannen und manch versteckten inhaltlichen
oder musikalischen Zusammenhang zwischen den Werken zu stiften. Mit etwas Fantasie
und Übung ist dies selbst für die konträrsten Kompositionen möglich. Doch hier soll es
genau darum nicht gehen. Die mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra hat es sich zur
Maxime gesetzt, temperamentvolle und farbenfrohe Programme zu entwickeln, die nicht
das Gemeinsame suchen, sondern das Extreme gegenüberstellen und die Vielfalt im Dialog
der Werke wirken lassen. Wie bei einem guten Menü beschreibt die Dirigentin den Wunsch
nach verschiedenen Geschmäckern und Konsistenten: „Man wünscht sich nicht eine Suppe
nach der anderen, sondern etwas Würziges, etwas Kaltes, etwas Weiches, etwas Knackiges.
Genau so geht es mir mit Musik. Ich möchte für jeden noch so unterschiedlichen Zuhörer
ein Stück oder eine Stelle dabei haben, auf die er sich ganz besonders freut, die genau die
Passende für ihn ist. Natürlich heißt das auch auf Herausforderungen und Ungewohntes
stoßen, aber genau das macht so große Freude.“
So treffen Strawinsky und Saint-Saëns, die, in musikalischen Lagern gesprochen, der
jeweiligen Opposition angehörten, in diesem Konzert auf die hierzulande wenig bekannte
Handschrift des mexikanischen Komponisten Silvestre Revueltas – und damit einem klei-
nen Stück Heimat, das Alondra de la Parra aus Mittelamerika mit nach Hamburg bringt.

Musik über Musik: Strawinskys Pulcinella Suite

Entstehung 1919-20/1922, Revision 1949
Uraufführung 22. Dezember 1922, Symphony Hall, Boston
Besetzung 2 Flöten (2. auch Piccolo), 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete,
Posaune, Streichquintett, Streicher
Dauer ca. 22 Minuten

Igor Strawinsky – mit diesem Namen verbinden wir den Skandal und das Meisterwerk
Le Sacre du Printemps, den Erfolg des Feuervogel und seine intensive Zusammenarbeit mit
Sergej Diaghilew und den „Ballets Russes“. Aus ebendieser ging auch die Musik der heu-
tigen Konzerteröffnung hervor: Strawinskys Pulcinella Suite. Der Impresario Diaghilew bat
den Komponisten ein paar Jahre nach dem Sacre-Skandal „eine wirklich reizvolle Musik des
18. Jahrhunderts anzusehen, um sie für ein Ballett zu orchestrieren“ und ließ ihm Kopien
diverser Werke von Giovanni Battista Pergolesi zukommen.
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Die Wiederentdeckung älterer Musik hatte seit Mendelssohns bahnbrechender Aufführung
der Bach’schen Matthäus-Passion an Popularität gewonnen – und hält noch heute an. Zu
Strawinskys Zeit erreichte sie mit und durch ihn einen besonderen Höhepunkt, da er weit
über die Wiederentdeckung hinaus höchst kreative und originelle Schaffensimpulse aus der
Alten Musik gewann. Reagierte er zunächst auch skeptisch auf Diaghilews Vorschlag – Per-
golesis Musik schien im denkbar ungeeignet für ein Ballett –, änderte er doch mit Blick in
die Noten seine Meinung: „Ich schaute, und ich verliebte mich“ und begann unverzüglich in
den Kopien der Originalnoten zu streichen, an anderer Stelle zu erweitern, Rhythmus und
Harmonik zu verschärfen und erste Instrumentations-Ideen zu ergänzen. Die Wahl seiner
Klangfarben – überzeichnet und parodistisch wie beispielsweise der Dialog von Kontrabass
und Posaune zu Beginn des Vivo – lassen die grotesken Bewegungen der titelgebenden
Figur erahnen, die Strawinsky vorschwebte: „Wir waren tief beeindruckt von der Commedia
dell’arte, die wir in einem überfüllten, von Knoblauch dampfenden kleinen Raum sahen.
Der Pulcinella war ein großer betrunkener Tölpel, und jede seiner Bewegungen, wahr-
scheinlich auch jedes Wort, wenn ich es verstanden hätte, war obszön.“
Dass die vermeintliche Barockmusik Pergolesis, die Pulcinella über die Bühne tanzen
ließ, gar nicht aus der Feder des berühmten Venezianers stammte, tat der künstlerischen
Qualität und Inspirationskraft keinen Abbruch. Viele Werke unbekannterer Tonkünstler
wie die der Italiener Domenico Gallo, Carlo Ignazio Monza, Alessandro Parisotti und des
Niederländers Unico Willem van Wassenaer wurden Pergolesi aus kommerziellen Gründen
zugeschrieben, wie wir heute wissen.
Strawinsky kreierte neben dem einaktigen Pulcinella-Ballett für kleines Orchester mit drei
Gesangssolisten, das 1920 in der Ausstattung von Pablo Picasso uraufgeführt wurde, auch
eine Suite für Violine, eine Suite Italienne für Violoncello und Klavier, eine leicht variierte
Suite Italienne für Violine und Klavier sowie die heute zu hörende Pulcinella Suite und
verdiente mit der Vielzahl an Bearbeitungen eine nicht unbeträchtliche Summe. Rückbli-
ckend beschrieb Strawinsky die Arbeit an diesem Werkkomplex als wahre Offenbarung:
„Pulcinella war meine Entdeckung der Vergangenheit, die Epiphanie, durch welche mein
ganzes späteres Werk möglich wurde. Es war natürlich ein Blick zurück – die erste von vie-
len Liebesaffären in dieser Richtung –, aber es war auch ein Blick in den Spiegel.“ Während
der Komponist in Begeisterung schwelgte, zeigte sich Diaghilew schockiert: Was war aus der
schönen, weichen Barockmusik geworden? Freche Klänge, harmonische Kniffe, rhythmi-
sche Extravaganzen – ein richtiger Pulcinella!

Manuel Álvarez Bravo: El Payasito (1929)
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Dramatische Rollen im Dialog: Saint-Saëns’ Violoncellokonzert Nr. 1

Entstehung 1872
Uraufführung 19. Januar 1873, Paris
Besetzung Solo-Cello, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner,
2 Trompeten, Pauke, Streicher
Dauer ca. 20 Minuten

Ähnlich entrüstet zeigte sich Saint-Saëns von den gewagten Klängen, die er in Strawins-
kys Sacre hörte. Die Wirkungszeit und -stätte der beiden Komponisten überschnitten sich
Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris. Wie unterschiedlich ihr künstlerisches Empfinden
dennoch war, lässt sich an der Reaktion Saint-Saëns’ auf die tobenden Wogen des Frühlings
ablesen: Er verließ die Generalprobe nach wenigen Takten mit dem Ausruf, er sei noch nie
in seinem Leben so beleidigt worden. Saint-Saëns war damals 78 Jahre alt und galt als Tra-
ditionalist. Dabei hatte er als Wunderkind einmal ganz revolutionär begonnen: Im opernlie-
benden Frankreich des 19. Jahrhunderts einem Instrumentalkomponisten wie Beet­hoven
nachzueifern, gar einen Wagner zu verfechten, war geradezu unerhört. So machte er sich,
obwohl (oder vielleicht gerade weil) er schon in jungen Jahren im institutionalisierten
französischen Musikleben angekommen war, am Anfang seiner Karriere angreifbar und
wurde später von den Impressionisten als „Reaktionär“ geschmäht. Als er seine Ausbildung
bei Charles Gounod erhielt, lebten Schumann und Mendelssohn noch – sein Zeitgeist und
Musikempfinden können nur gänzlich andere gewesen sein als die eines Strawinsky.
Die Liebe des Gounod-Schülers zu traditionellen Formen zeigt sich in der Vielzahl von
Solokonzerten, die er schrieb, darunter zwei für Violoncello und Orchester. Der erste Klang-
eindruck des Cellokonzerts in a-Moll mutet klassizistisch an, auch der dreisätzige Aufbau
scheint ganz traditionell gefasst. Erst beim genaueren Hinhören offenbart sich das innere
Gewebe, das die drei Teile zu einer Einheit verbindet und damit näher zu den einsätzigen
Werken der Moderne rückt: Auf eine Exposition mit zwei kontrastierenden Themen im ers-
ten Satz folgt ein Menuett-artiger Mittelteil und schließlich ein Finale mit neuen Themen
– es ließe sich annähernd eine Sonatensatzform über die drei Sätze stülpen. Wichtiger aber
sind die drei Teile eng durch das bewegte Anfangsthema miteinander verwoben, dessen
erste sechs Töne immer wieder auftauchen. Hans von Bülow urteilte knapp und angetan, es
sei ein Werk voller „Technik und Eleganz, bon sens und Originalität, Logik und Anmut“.
Zur Uraufführung brachte es der belgische Cellist Auguste Tolbecque, dem das Werk auf
den Leib geschrieben wurde. Ganz in Saint-Saëns-typischer Manier fordert das Cellokonzert
dem Solisten spieltechnisch viel ab, ohne ihn aber als Virtuosen hervorzuheben: „Das Solo
eines Konzerts muss wie eine dramatische Rolle angelegt und behandelt werden“, so das
Credo des Komponisten, sie funktioniere im Dialog mit dem Orchester, nicht als Monolog,
der die Begleitstimmen zu Stichwortgebern reduziere. Beide Parts sind eng miteinander
verknüpft und spiegeln erst gemeinsam den Melodienreichtum des französischen Ton-
künstlers wider.
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Alles ist Rhythmus!: Revueltas’ La Noche de los Mayas

Entstehung 1939
Uraufführung 31. Januar 1960, Guadalajara, Mexiko
Besetzung 2 Flöten (2. auch Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte,
4 Hörner, 3 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Klavier, Streicher
Dauer ca. 36 Minuten

Bitte nicht nachdenken. – So könnte das Motto der zweiten Konzerthälfte lauten. Denn
nichts war dem bedeutendsten Komponisten Mexikos unerträglicher und schauderhafter als
„Musik, die zum Denken anregt“. Schaudern aber dürfen wir uns durchaus, wenn Silvestre
Revueltas mit einer schlagwerkdominierten Orchesterbesetzung die Nacht der Mayas in
großer Archaik Klang werden lässt: „In mir lebt eine sehr eigenartige Auslegung der Natur“,
notierte er einmal: „Alles ist Rhythmus … Meine Rhythmen sind schwungvoll, taktil, visuell,
ich denke in Bildern aus melodieführenden Akkorden und dynamischen Bewegungen.“
Seine musikalischen Bilder zeichnet er mit traditionell abendländischen Orchesterinstru-
menten, ergänzt um mexikanische und damit für unsere Ohren höchst exotische Instru-
mente wie Huehuetl (eine röhrenförmige, hölzerne Trommel), Caracol (ein Muschelhorn)
oder Guiro, ein hohles Schrapinstrument, das an die hölzernen Frösche erinnert, die anfan-
gen zu quaken, wenn man mit einem Holzstab über ihren geriffelten Rücken streicht.
Seine Rhythmen und Melodien wurzeln in mexikanischer Folklore, in der Musik der Dorf-
kapellen und Straßenmusikanten, die Revueltas schon als Kind faszinierten. Doch schichtet
er schlichte Ostinati und repetitive Rhythmen so zahlreich und originell übereinander, dass
ein polyphoner und hochkomplexer Orchesterklang daraus erwächst. Das eindrucksvolle
Gemälde, das Revueltas von der Welt der Mayas schafft, entstand ursprünglich als Filmmu-
sik für La Noche de los Mayas von Chano Urueta aus dem Jahr 1939. Der Kinofilm erzählt
von einem jungen Mann, der während einer Besichtigung eines Maya-Tempels von der his-
torischen Vergangenheit eingeholt wird und plötzlich mitten in den Riten der Indios steht.
Revueltas Schaffen ist neben Orchesterwerken, Kammermusik und Liedern eng mit dem
Medium Film verbunden: Angefangen von Stummfilmen, die er als Geiger in kleinen Or-
chestern in den USA untermalte bis hin zu seinen Kompositionen von großen Filmmusiken
in den 30er Jahren, zu denen auch La Noche de los Mayas zählt. In einem der Filme, ¡Vámo-
nos con Pancho Villa!, hat es sich Revueltas nicht nehmen lassen einen „Cameo“-Auftritt à la
Alfred Hitchcock hinzulegen und selbst kurz als Barpianist in Erscheinung zu treten. Über
dem Klavier prangt ein Schild: „Bitte nicht auf den Pianisten schießen!“
Einige seiner Filmmusiken wurden nach dem Tod des Tonkünstlers als Suiten bearbeitet
und haben so ihren Weg in den Konzertsaal gefunden. Der Dirigent Erich Kleiber schuf mit
Redes (Netze) die erste Orchestersuite aus einer Filmmusik Revueltasʼ. Die Nacht der Mayas
formte der mexikanische Dirigent und Komponist José Yves Limantour zu einer viersätzi-
gen Suite.
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Mit den eröffnenden Gongschlägen finden wir uns als Zuhörer ebenso wie der Protagonist
des Filmes mitten in einer mächtigen Zeremonie der Mayas wieder, erleben im zweiten Satz
ekstatische Tänze, wandeln durch die magischen Tropenwälder von Yucatán, um im letzten
Satz einem kultischen Opferritual beizuwohnen. Mit einer Vielzahl an Percussions-Instru-
menten, gespielt von insgesamt 13 Musikern, steigert sich das Ritual zu einem orgiastischen
Schlusstaumel. Die Musik zum filmischen Opfertod eines Mädchens vor den Maya-Pyra-
miden geht durch Mark und Bein – eine Erschütterung, die uns vielleicht das Gefühl von
Strawinskys Zeitgenossen nachempfinden lässt, als sein Sacre zum ersten Mal ertönte.

Janina Zell

Manuel Álvarez Bravo: Reyes de danza (um 1930)
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                               Alondra de la Parra

     Die mexikanische Dirigentin Alondra de la       dem ungewöhnlichen Web- und TV-Projekt.
     Parra wurde international bekannt durch ihre    In der Saison 2018/19 kehrt Alondra de la
     mitreißenden Konzerte und ihr Engage-           Parra für ihr Debüt beim Philharmonischen
     ment für die Musik lateinamerikanischer         Staatsorchester zurück in die Elbphilharmo-
     Komponisten. Sie arbeitet regelmäßig mit        nie, dirigiert das Radio-Sinfonieorchester
     renommierten internationalen Orchestern,        Berlin im Konzerthaus Berlin, eröffnet die
     darunter das Orchestre de Paris, das London     Saison der Camerata Salzburg und trifft auf
     Philharmonic Orchestra, das Tonhalle-           das London Philharmonic Orchestra für
     Orchester Zürich, das Rundfunk-Sinfonieor-      eine UK Tournee. Highlight des Jahres 2019
     chester Berlin, das Swedish Radio Sympho­       wird die Weltpremiere der neuen Produkti-
     ny Orchestra, das São Paulo Symphony            on T.H.A.M.O.S. beim Mozartfest Salzburg
     Orchestra und das Orchestra dell’Accademia      sein, welche sie zusammen mit der Came-
     Nazionale di Santa Cecilia. Seit 2017 ist sie   rata Salzburg und dem Theaterkollektiv La
     Generalmusikdirektorin des Queensland           Fura dels Baus um Carlus Padrissa auf die
     Symphony Orchestra und somit australi-          Bühne bringen wird. Höhepunkte der letzten
     enweit der/die erste Dirigent/in mit dieser     Saisons waren ihr Abo-Debüt mit dem NHK
     Position. Alondra de la Parra ist offizielle    Symphony Orchestra, das Debüt beim Beet­
     Kulturbotschafterin ihrer Heimat Mexiko         hovenfest Bonn, eine erfolgreiche Rückkehr
     und war die erste mexikanische Frau, die in     zum Orchestre de Paris, welche live auf Arte
     New York City dirigierte. Seit März 2017 ist    ausgestrahlt wurde, sowie Engagements mit
     sie Markenbotschafterin für Mercedes-Benz       dem Verbier Festival Orchestra, dem BBC
     Mexico. Im Juli 2017 startete „Musica           Philharmonic, BBC National Orchestra of
     Maestra“, ein multimediales Klassikformat       Wales und eine Live-Orchesterbegleitung des
     von Deutsche Welle mit Alondra de la Parra.     Films West Side Story im Auditorio Nacional
     Sie ist Protagonistin wie auch Reporterin in    in Mexiko.
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                             Camille Thomas

Camille Thomas wurde 1988 in Paris ge-          von TF1; Morgenmagazin des ZDF; ttt – titel,
boren. Im Alter von vier Jahren begann sie      thesen, temperamente der ARD; Capriccio
Cello zu spielen. 2006 ging sie nach Berlin,    des Bayerischen Rundfunks; Metropolis
um an der Hochschule für Musik Hanns            von ARTE; Kulturzeit von 3Sat sowie bei
Eisler zu studieren. Nach dem Examen setzte     Deutsche Welle. Höhepunkte ihrer aktuellen
sie ihr Studium an der Hochschule für Mu-       Saison sind u. a. Aufführungen von Werken
sik Franz Liszt in Weimar fort. Nach ersten     aus ihrem ersten DG-Album – Saint-Saëns
Auftritten in renommierten Konzertsälen         Cellokonzert Nr. 1 in Tschechien, Frankreich,
wie Salle Gaveau und Théâtre des Champs-        Dänemark, China und der Elbphilharmonie
Élysées in Paris, Victoria Hall in Genf und     in Hamburg sowie die Suite für Cello und
Jerusalem Music Centre erfolgte ihr interna-    Klavier op. 16 in Belgien und Deutschland –
tionaler Durchbruch im Februar 2014, als sie    und des Schumann-Konzerts in Frankreich,
bei den 21. Victoires de la Musique Classique   Recitals mit Julien Libeer in Belgien und
– dem französischen Äquivalent der Grammy       Deutschland und im April 2018 in Paris die
Awards – als „Nachwuchskünstlerin des Jah-      Uraufführung eines neuen Cellokonzerts,
res“ nominiert wurde. 2017 hat die Cellistin    das der türkische Pianist und Komponist
einen Exklusivvertrag mit Deutsche Gram-        Fazil Say für sie geschrieben hat. Des Weite-
mophon geschlossen. Ihr Debüt-Album gilt        ren tritt sie mit dem Ensemble Appassionato
lyrischen Werken für Cello und Orchester        in Hamburg, Brüssel und Frankreich auf,
aus der französischen Romantik. „Remini-        beim Festival Strings Lucerne in München
scences“ fand große Beachtung in den fran-      und konzertiert u. a. mit den Orchestern von
zösischen und deutschen Medien und wurde        Rom, Paris, Antwerpen und Bordeaux.
mit dem Echo Klassik 2017 ausgezeichnet.
Die Cellistin ist regelmäßig im Fernsehen zu
sehen, in Sendungen wie Le Journal de 20h
12                                     Vorschau

        5. Philharmonisches Konzert                    4. Kammerkonzert

          Sonntag 13.01.2019, 11 Uhr                Sonntag 20.01.2019, 11 Uhr
          Montag 14.01.2019, 20 Uhr
                                                  Steffen Wolf: Der Vogelsang.
     Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr. 1     Rezitationsmusik für Streichquartett
                d-Moll op. 15                 Ludwig van Beethoven: Streichquartett
      Johannes Brahms: Symphonie Nr. 4                 Nr. 14 cis-Moll op. 131
               e-Moll op. 98
                                                 Rezitation: Jan Philipp Reemtsma
             Dirigent: Kent Nagano                    Violine: Mitsuru Shiogai
            Klavier: Herbert Schuch                  Violine: Hedda Steinhardt
       Philharmonisches Staatsorchester            Viola: Minako Uno-Tollmann
                    Hamburg                        Violoncello: Markus Tollmann

         Elbphilharmonie, Großer Saal              Elbphilharmonie, Kleiner Saal

     Die Blumen für unsere Solisten und Dirigenten werden zur Verfügung gestellt von
      Blumen Lund, Grindelhof 68 in Hamburg, Telefon 040 44 84 96 und 410 28 16
                                   www.blumenlund.de

        Unsere Musiker tragen in den Matinee-Konzerten Krawatten von FELIX W.,
               Dammtorstrasse 30 in Hamburg, Telefon 040 350 179 30
                                     www.felixw.de

                            Wir danken für die Unterstützung.
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Stiftung Philharmonische Gesellschaft Hamburg
Die Stiftung Philharmonische Gesellschaft Hamburg steht seit ihrer Gründung
im Jahre 1985 dem Philharmonischen Staatsorchester zur Seite und führt die
hanseatisch-philharmonische Tradition der Gründerväter des Orchesters fort. Die
Stiftung unterstützt den Klangkörper im Bereich der Orchesterakademie, bei der
Finanzierung von CD-Produktionen und der Zeitungsbeilage „Philharmonische
Welt“ oder bei der Anschaffung von Instrumenten.
Bringen auch Sie Ihre Verbundenheit mit der Musikstadt Hamburg und dem Or-
chester der Hansestadt zum Ausdruck!
Spendenkonto Haspa, IBAN: DE24 2005 0550 1280 3739 92, BIC: HASPDEHH

Freunde und Förderer
Freundeskreis-Mitglieder sind ganz nah dran an den Philharmonikern und
kommen in den Genuss von Probenbesuchen, Künstler- und Expertengesprä-
chen sowie Einladungen zu exklusiven Veranstaltungen rund ums Orchester. Der
Freundeskreis unterstützt die künstlerische Arbeit der Philharmoniker einerseits
durch Förderbeiträge, andererseits als engagierter Botschafter für das Orches-
ter in der Hansestadt. Seien auch Sie dabei! Unterstützen Sie Ihr Orchester und
werden Sie Mitglied im Freundeskreis!
Weitere Informationen: www.staatsorchester-hamburg.de/freundeskreis

Herausgeber                  Redaktion                   Nachweise
Landesbetrieb Philharmoni-   Janina Zell                 Der Artikel von Janina Zell ist
sches Staatsorchester                                    ein Originalbeitrag für das
                             Gestaltung                  Philharmonische Staatsor-
Generalmusikdirektor         Annedore Cordes             chester Hamburg – Manuel
Kent Nagano                                              Álvarez Bravo: Aperture, Pho-
                             Design-Konzept              tographs ans Memories, Turin
Orchesterintendant           PETER SCHMIDT, BELLIERO &   1997 – BenR, Ana Elena Pena
Georges Delnon               ZANDÉE

Orchesterdirektorin          Litho                       Anzeigenverwaltung
Susanne Fohr                 Repro Studio Kroke GmbH     Antje Sievert,
                                                         Telefon (040) 450 69803
Dramaturgie                  Herstellung                 antje.sievert@kultur-anzeigen.com
Prof. Dr. Dieter Rexroth     Hartung Druck + Medien

Presse und Marketing
Hannes Rathjen
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