Serie Gesundheit:Arbeitgeber in die Pflicht nehmen Fit für die Berufslehre: Migranten coachen Migranten - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
STEHSATZ | STEHSATZ RUBRIK Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 5 | 2016 Serie Gesundheit: Arbeitgeber in die Pflicht nehmen Fit für die Berufslehre: Migranten coachen Migranten 1
Ihr einzigartiger Partner und Anbieter für Werken, Technik, Freizeit und Hobby 76,50 69,50 OPITEC Jumbo - Farbstifte Set Tonpapier und Fotokarton - Sparset 96 Farbstifte, Sechseckform, sortiert in einem 130 g/qm Tonpapier, ca. 50 x 70 cm, 100 Bogen, Aufbewahrungskasten aus Holz, Stiftlänge: 300 g/qm Fotokarton, ca. 50 x 70 cm, 100 Bogen, ca. 175 mm, Mine: ca. ø 5 mm, 96er-Set in den Farben weiß, strohgelb, zitronengelb, bananengelb, ockergelb, orange, 413104 54,50 1St.= 0,57 hochrot, dunkelrot, rosa, flieder, himmelblau, königsblau, hellgrün, smaragd- grün, tannengrün, hellgrau, chamois, rehbraun, schokobraun und schwarz So erreichen Sie uns: 481868 76,50 69,50 OPITEC (Schweiz) AG - H. Pestalozzistrasse 1 - 1707 Freiburg Tel.: 026 488 38 39 - Fax 026 488 38 38 - E-Mail: info.ch@opitec.com - Internet: www.opitec.ch R206_7_SD UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE IM VERKEHRSHAUS DER SCHWEIZ Auf der Website des Verkehrshaus Schuldienstes finden Sie alle relevanten Informationen zur neuen Sonderausstel- lung „NEAT – Tor zum Süden“ sowie eine grosse Sammlung an Unterrichtsunterlagen zu allen Bereichen des Ver- kehrshauses der Schweiz. www.verkehrshaus.ch/schuldienst
5 | 2016 EDITORIAL Gute Gesundheit! Ausgabe 5 | 2016 | 26. April 2016 Wie geht es Ihnen? Die Frage, angehängt an die Begrüssung, ist ganz beiläufig. Zeitschrift des LCH, 161. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) Gut, sagen die meisten und der Fragende will es oft auch gar nicht genauer BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich wissen. Genau das aber möchte der LCH mit der Initiative «Gesundheit der Lehrpersonen». Unter anderem sollen arbeitsmedizinische und -psycholo- Impressum gische Untersuchungen zeigen, wie sich die Tätigkeit auf das Befinden von Lehrerinnen und Lehrern auswirkt. Was hat der Anstellungsgrad mit der Herausgeber/Verlag Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Gesundheit der Lehrpersonen zu tun? Welche gesetzlichen Bestimmungen Schweiz LCH zum Gesundheitsschutz und zur Gesundheitsförderung gibt es und wo • Beat W. Zemp, Zentralpräsident • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin besteht Handlungsbedarf? Für den LCH ist die Gesundheit der Lehrpersonen • Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen ein gewerkschaftliches Anliegen. «Wir wollen den Arbeitgeber dazu bewegen, Arbeitsstelle LCH Bedingungen zu schaffen, die den Gesundheitsschutz und die Gesund- Zentralsekretariat und Redaktion heitsförderung stärken», sagt Geschäftleitungsmitglied und Projektleiter Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich Niklaus Stöckli dazu im Interview (ab Seite 18). Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15 E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr, BILDUNG SCHWEIZ begleitet das Projekt mit einer Serie, die in dieser Aus- Fr bis 16 Uhr gabe startet. Gesundheit und Krankheit, Licht und Schatten: Die Übergänge vom einen zum anderen sind häufig fliessend. Wann ist das Kopfweh eine Redaktion • Heinz Weber (hw), Verantwortlicher Redaktor vorübergehende Unpässlichkeit und wann muss ich es ärztlich abklären • Doris Fischer (df), Redaktorin lassen? Wie erkenne ich in meiner Erschöpfung den Beginn einer Depression? • Belinda Meier (bm), Redaktorin Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz), Sind meine Bauchschmerzen eine harmlose Magen-Darm-Grippe oder die Claudia Baumberger, Madlen Blösch (Gesundheit), Folge von übermässigem Stress? Gesund oder krank – hell oder dunkel, Jürg Brühlmann (Querbeet), Sandro Fiscalini (Cartoon), Peter Hofmann (Schulrecht), bedrückt oder beschwingt? Die Fotografien von Eleni Kougionis zur Serie Chantal Oggenfuss (Bildungsforschung), stellen die unterschiedlichen Stimmungen und Befindlichkeiten der Menschen Roger Wehrli (Fotografie) ins Licht beziehungsweise in den Schatten. Abonnemente/Adressen Bestellungen/Adressänderungen: Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, Wie geht es dir? Diese Frage – durchaus ernsthaft gemeint – wird Menschen, adressen@LCH.ch die kurz vor der Pensionierung stehen, häufig gestellt. Chefredaktor Heinz Adressänderungen auch im Internet: www.bildungschweiz.ch Weber, der mit dieser Ausgabe Abschied nimmt vom aktiven Berufsleben, Für Aktivmitglieder des LCH ist das schaut im Interview auf erfolgreiche und befriedigende Jahre beim LCH Abonnement im Verbandsbeitrag (Fr. 74.– pro Jahr) inbegriffen zurück (Seite 36). Heinz, du hast BILDUNG SCHWEIZ aus der Taufe gehoben Jahresabonnement für Nichtmitglieder: und während der letzten 16 Jahre als dein «Kind» genährt, gehegt und ge- Schweiz Fr. 103.50, Ausland Fr. 175.– Einzelexemplar Fr. 8.–, ab dem 8. Expl. pflegt. Du entlässt es bei bester Gesundheit. Dein kleines Redaktionsteam, Fr. 6.– (jeweils plus Porto und MwSt.) die freien Mitarbeitenden und alle Kolleginnen und Kollegen des Zentral- sekretariats des LCH wünschen dir ebenfalls gute Gesundheit und einen Dienstleistungen Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat beschwingten und hellen Übergang in den nächsten Lebensabschnitt. LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch Doris Fischer Inserate/Druck Inserateverkauf: Martin Traber, Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09 martin.traber@zs-werbeag.ch Mediadaten: www.bildungschweiz.ch Druck: FO-Zürisee, 8712 Stäfa ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage: 42 525 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung) «Gesundheit!» wünschen das Redaktionsteam Doris Fischer und Belinda Meier. Foto: Monika Grau 3
5 | 2016 INHALT 40 Mit dem LCH auf die Blumeninsel Madeira. 16 Gesundheit der Lehrpersonen – ein gewerkschaftliches Anliegen des LCH. 38 Strategien gegen die Angst für «Lily, Ben und Omid». 24 Die «Heroes» von «FinanceMission» lehren die Jugendlichen den Umgang mit Geld. 35 Blick zurück auf 16 Jahre BILDUNG SCHWEIZ – Heinz Weber geht in Pension. Fotos auf diesen Seiten: Eleni Kougionis, Philipp Baer, zVg Titelbild: Erschöpft – Ein Gesundheits- management für alle Schulen soll Lehrpersonen schützen. Foto: Eleni Kougionis 4
5 | 2016 INHALT AKTUELL 6 Merkur lädt ein zu «Astronomie live» 7 Bildungsmesse neu in Bern 8 Weltweite Bildungsziele 11 Bonus für Lehrpersonen ist Dynamit für die Schule 14 Schulrecht: Von der Neid- zur Anerkennungskultur SERIE «GESUNDHEIT» 16 Gesundheit der Lehrpersonen – ein gewerkschaftliches Anliegen 18 «Entscheidend ist das Bewusstsein für gesunde Prozesse» AUS DEM LCH 23 Abstimmungen: Beton statt Bildung – das darf nicht sein! 24 FinanceMission: Wissen schützt vor Schulden BERUFSWAHL 30 «Kleider machen Leute» 32 Was sind Berufseinstiegs-Checks wert? 34 «Der prognostische Wert ist gering» RUBRIKEN 3 IMPRESSUM 27 PÄDAGOGIK 35 IN EIGENER SACHE 38 BÜCHER UND MEDIEN 39 BILDUNGSNETZ 40 REISEN LCH 43 BILDUNGSMARKT 47 QUERBEET 47 BILDUNG SCHWEIZ demnächst 5
5 | 2016 AKTUELL Merkur lädt ein zu «Astronomie live» Wenn der innerste Planet am 9. Mai 2016 die Sonne kreuzt, wäre dies eine gute Gelegenheit, mit der Schulklasse eine Sternwarte zu besuchen. Vor etwas mehr als einem Jahr fand in Europa eine grosse WAS, WANN, WO partielle Sonnenfinsternis statt – zur besten Unterrichts- Assistenzland Schweiz? zeit. Was gibt es Besseres, als Am 1. Januar 2012 wurde mit ein solches Ereignis gleich Inkrafttreten der 6. IV-Revision zum Thema zu machen? Statt- auch der Assistenzbeitrag in dessen las man danach in den die Gesetzgebung aufgenom- Zeitungen «Schüler durften men. Es geht dabei in erster Sonnenfinsternis nicht sehen» Linie darum, Selbstbestim- oder «Schulhofverbot wegen mung und Eigenverantwortung Sonnenfinsternis». Als Päd- von Menschen mit Behinde- agoge und langjähriger Leiter rung zu fördern. Am 7. Freibur- der Schul- und Volksstern- ger Heilpädagogik-Tag vom warte Bülach war es für mich 21. Mai 2016 wird die Frage absolut unverständlich, wie im gestellt, wie es denn heute aufgeklärten 21. Jahrhundert aussieht in der «Assistenz- eine solche Panikmache pas- landschaft» Schweiz. Informa- sieren konnte. Die Sonne ist tionen und Anmeldung (bis während einer Sonnenfinster- 11. Mai): http://vaf.ch > Agenda nis nicht gefährlicher als sonst bei strahlendschönem Wetter. Sonst dürften die Kinder bei Sonnenschein nie nach draus- So läuft Merkur am 9. Mai 2016 vor der Sonnenscheibe durch. Gehirn und Lernerfolg sen gehen! Am 21. Mai 2016, dem Tag der in der Abend- oder Morgen- das Maximum erreicht. Bis um offenen Tür der Schule Talentia Beim bevorstehenden Merkur- dämmerung auf. 20.38 Uhr MESZ nähert sich in Zug, spricht Dr. Dominik durchgang in den Nachmit- Merkur dem gegenüberliegen- Gyseler, Neurowissenschaftler tags- und Abendstunden des Während seiner unteren Kon- den Sonnenrand. Um 20.41 Uhr und Mitarbeiter der interkan- 9. Mai 2016 ist auch mit einem junktion ist Merkur nicht zu MESZ endet der Durchgang, tonalen Hochschule für Heil- Sonnenfinsternis-Gucker das beobachten, es sei denn, er noch bevor die Sonne unter- pädagogik, darüber, welche winzigkleine Planetenscheib- wandere, wie am 9. Mai 2016, gegangen ist. Faktoren aus neurowissen- chen nicht zu sehen. Wer mit direkt vor der Sonne durch. schaftlicher Sicht zum seiner Schulklasse das seltene Letztmals fand ein solches Planen Sie mit Ihrer Klasse Lernerfolg beitragen. Titel Himmelsereignis erleben Ereignis in der Schweiz vor einen Ausflug in eine Stern- des Referats (9–10 Uhr): möchte, sucht am besten eine 13 Jahren statt. 2004 und 2012 warte! Am 9. Mai 2016 sind «Wie unser Gehirn erfolgreich der vielen öffentlichen Stern- trat die grössere Venus vor das diverse Observatorien geöffnet. lernt». Info: www.talentia.ch warten auf. Dort sind Profis Tagesgestirn, ein Vorgang, auf In einigen Beobachtungsstati- am Werk, die ihre Teleskope den wir geschlagene 113 Jahre onen, etwa in den Sternwarten mit Sonnenfiltern ausrüsten, warten müssen! So oder so Bülach und Schaffhausen, damit der Blick auf das Tages- sind die Grössenunterschiede kann man das Sonnenbild via Hochschule wohin? gestirn bedenkenlos ist. faszinierend, wenn man einen einen Heliostaten einen Meter An einer Veranstaltung von Merkur ist mit seinen 4879,4 km der inneren Planeten vor der gross auf eine Leinwand Jugend und Wirtschaft am Durchmesser mehr als 1000 km gigantischen Sonnenscheibe projizieren. 25. Mai 2016 auf dem Flugha- grösser als der Mond, unter sieht. 1,4 Milliarden km durch- fen Zürich berichten Schullei- den Planeten jedoch ein Winz- misst das Tagesgestirn. Dem- Thomas Baer, tung und Lehrpersonen der ling. Er umrundet die Sonne in gegenüber erscheinen uns Leiter der Sternwarte Bülach Sekundarschule Mettmenriet 88 Tagen auf einer 7° gekipp- Venus und Merkur als Zwerge. Bülach über Langzeiterfahrung ten, stark elliptischen Bahn. mit dem Bülacher Berufswahl- Daher kann man den innersten Der Merkurtransit beginnt um Weiter im Netz konzept. BILDUNG SCHWEIZ Liste der Schweizer Publikums- Planeten hierzulande oft nur 13.12 Uhr MESZ. Anders als hatte dieses Konzept in Aus- Sternwarten: http://sag-sas.ch/ unter schwierigen Bedingungen der Mond bei einer Sonnen- gabe 11/2012 vorgestellt. index.php/de/naviation-1/ beobachten, weil er sich nur finsternis, wandert der Planet Der Anlass bietet ausserdem sternwarten-2 maximal 28° von der Sonne von Osten (von links) her kom- Einblicke in die Berufsbildung entfernt. mend über die Sonne. Es dau- Informationen zum Merkur- der Flughafen Zürich AG und ert drei Minuten, bis das ganze durchgang: http://sag-sas.ch/ SR-Technics. Anmeldung bis Nur wenn er sich in der gröss- Planetenscheibchen erkennbar index.php/de/ 13. Mai. Informationen: ten östlichen oder westlichen ist und sich vom Sonnenrand http://orionzeitschrift.ch www.s-b-institut.ch/news/ Elongation befindet, taucht er löst. Um 16.56 Uhr MESZ ist http://www.astroinfo.ch/ 249-bildung-trifft-wirtschaft 6
5 | 2016 AKTUELL Bildungsmesse neu in Bern Neuer Name, neuer Standort: Vom 8. bis 10. November 2016 finden die beiden bedeutendsten Bildungsmessen der Schweiz, «Swiss Education Days» und «World Education Days», in Bern statt. Der LCH ist wieder vertreten und empfängt (bildungs)hungrige an seinem bewährten Stand mit Bistro. Bern ist vom 8. bis 10. Novem- Stellenwert haben. Dabei ste- Days lösen die ehemalige Ums Geld und die Verschuldung ber 2016 Treffpunkt der hen unter anderem der Lehr- Didacta respektive World Jugendlicher geht es beim grössten Bildungsmessen der plan 21 und die Berufsbildung Didac in Basel ab. Projekt «FinanceMission» und Schweiz «Swiss Education im Fokus. Im Weiteren erfahren dem daraus entstandenen Days» (SED) und «World Edu- die Besucherinnen und Besu- Der LCH als gastliche Oase Lernspiel «FinanceMission cation Days». Auf dem Gelände cher Wissenswertes über die Unter dem Motto «Zu Gast Heroes», das LCH und SER in der BernExpo haben Schul- Trends bei den Lern- und Lehr- beim LCH» bietet der Dachver- Zusammenarbeit mit den Kan- leiterinnen und Schulleiter, materialien, zum Stellenwert band Lehrerinnen und Lehrer tonalbanken entwickelt haben. Lehrpersonen aller Stufen und der neuen Medien in der Lern- Schweiz sowohl kulinarische Bildungsverantwortliche aus landschaft der Zukunft und Leckerbissen in seinem Der Verlag LCH wartet mit verschiedenen Sparten Gele- zu vielen weiteren praxis- bewährten Bistro als auch der neuen Publikation genheit, die Angebote von rund relevanten Bildungsthemen. Information und Anregung zu «Mathe-Kinder» auf. Zu Gast 170 Anbieterinnen und Anbie- Im Erlebnispark MINT können bildungsrelevanten Themen: am Apéro für die Mitglieds- tern, von Schulbuchverlagen, Besucherinnen und Besucher Unter anderem eine Live- organisationen ist der Präsi- von Schul-, Labor- und Konfe- im Bereich Naturwissenschaf- Schaltung zu «Schulen nach dent der D-EDK, Regierungsrat renzeinrichtern oder die neus- ten experimentieren. Bern», wo sich Schulklassen Christian Amsler. LCH und SER te Präsentationstechnik für die in politischer Partizipation freuen sich auf viele Gäste. Schulzimmer kennenzulernen. Geplant ist zudem ein «Tag und Demokratie üben. Unter der Romandie» sowie eine dar- dem Aspekt politische Bildung Doris Fischer Sonderschauen und das in enthaltene «Journée des steht auch das Thema Thema Weiterbildung werden langues». Die Swiss Education «geflüchtete Jugendliche» und an den SED einen besonderen Days und World Education deren Bildungslaufbahnen. Ihre Werbung auf power ed by www.LCH.ch www.LCH.ch ist DIE Online-Kommunikationsplattform des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH und richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer, Bildungsexperten, Bildungsinstitiutionen und an alle an Bildung interessierten Personen. Auf www.LCH.ch wird nicht nur über die verbands- und bildungspoliti- schen Aktualitäten berichtet. Hier finden Interessierte auch ein reiches Dienstleistungsangebot. Nutzen Sie diese umfangreiche und gut besuchte Bildungsplatt- form! Weitere Informationen und Kontakt Zürichsee Werbe AG, Martin Traber, Anzeigenleiter, T +41 44 928 56 09, martin.traber@zs-werbeag.ch Die Mediadaten finden Sie hier: 7
5 | 2016 AKTUELL Weltweite Bildungsziele Der Aktionsrahmen 2030 der UNESCO setzt hohe Ziele: inklusive, chancen- gerechte und hochwertige Bildung für alle Menschen. LCH-Vizepräsidentin Marion Heidelberger stellt die Bildungsagenda vor. Im September 2015 haben die Vereinten dieses Bildungsziels hat die UNESCO am betroffenen Akteurinnen und Akteure für Nationen die Agenda 2030 zur nachhal- 4. November 2015 das «Framework for die Herausforderungen einer nachhaltigen tigen Entwicklung verabschiedet. Diese Action Education 2030» vorgestellt. Bene- Bildung sensibilisieren. Neben der Sensi- lösen die Milleniums-Entwicklungsziele dikt Hauser, stellvertretender Leiter des bilisierung und der Stimulierung der kriti- per Ende 2015 ab. Integraler Bestandteil Staatssekretariats für Bildung, Forschung schen Reflexion dient der Aktionsrahmen der Agenda 2030 ist das universelle Ziel und Innovation (SBFI), führte anlässlich vor allem auch als Instrument der Lan- «für alle Menschen inklusive, chancenge- der Tagung «Lancierung Aktionsrahmen cierung und der Legitimation für konkre- rechte und hochwertige Bildung sowie die 2030» vom 19. Februar 2016 in Bern aus, tes Handeln. Er hat eine subsidiäre Rolle, Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen es gebe auch in der Schweiz Handlungs- indem die einzelnen Länder – bei uns sicherstellen». Diese Entwicklungsziele bedarf bei der Umsetzung des Aktions- die einzelnen Kantone – selber Umset- betreffen alle Länder – Industrie-, Schwel- rahmens. Wie seine Umsetzung genau zungsstrategien und Konzepte entwickeln len- und Entwicklungsländer – gleicher- auszusehen hätte, sei aber erst später in müssen. massen und bilden den neuen Rahmen einer noch zu bestimmenden Form fest- Das Bildungsziel «bis 2030 für alle der internationalen Zusammenarbeit. Die zulegen. Im Moment befänden wir uns in Menschen eine inklusive, chancengerechte damit geschaffene Politik-Kohärenz ist neu. der Phase der offenen Diskussion. und hochwertige Bildung sowie die Mög- Die UNESCO (United Nations Educa- lichkeiten zum lebenslangen Lernen sicher- tional Scientific and Cultural Organization) Öffentliche Diskussion angestossen stellen» hat sieben Unterziele: Die Schweizerische UNESCO-Kommis- sion hat mit ihrer Tagung im Februar diese 1. Allen Mädchen und Jungen «Neben der Sensibilisierung öffentliche Diskussion angestossen und den Abschluss einer hochwer- möchte in den kommenden Monaten alle tigen, kostenlosen Primar- und und der Stimulierung der kritischen Reflexion dient der Aktionsrahmen vor allem auch als Instrument der Lan cierung und der Legitimation für konkretes Handeln.» ist eine rechtlich selbständige Sonder- organisation der Vereinten Nationen. Sie setzt sich für eine demokratische Erzie- hung auf Basis der Menschenrechte ein. Die Schweiz ist seit 1949 Mitglied. Seit- her gibt es die Schweizerische UNESCO- Kommission. Sie soll die Verbindung zwischen der Organisation und den in der Schweiz in Bildung, Wissenschaft und Kul- tur aktiven Kreise herstellen. Zahlreiche Schweizer Persönlichkeiten arbeiteten für die UNESCO, beispielsweise der Pädagoge Jean Piaget (1950 bis 1954) oder die Phi- losophin Jeanne Hersch (1970 bis 1972). Ende Januar 2016 hat der Bundesrat die Strategie Nachhaltige Entwicklung 2016 bis 2019 verabschiedet. Sie zeigt, auf wel- che politischen Schwerpunkte mittel- und langfristig gesetzt wird und damit welchen Beitrag die Schweiz leistet, um die Ziele der globalen Agenda 2030 der UNO zu erfüllen. Das vierte Ziel der Agenda 2030 betrifft die Bildung. Zur Umsetzung Fast 800 Millionen Menschen weltweit können nicht lesen – viele davon obwohl sie eine Schule besucht haben. Foto: Thinkstock/iStock 8
5 | 2016 AKTUELL Sekundarschulbildung zu ermögli- the overarching goal.» Durch eine sorgfäl- Wo positioniert sich die Schweiz in Bezug chen, die zu relevanten und effektiven tige Wahl aussagekräftiger und objektiver darauf und welche Prioritäten setzt sie? Lernergebnissen führt. Indikatoren soll beobachtet werden, wie 2. Allen Mädchen und Jungen den sich etwas verändert und ob die Richtung Errungenschaften der Bildung schützen Zugang zu hochwertiger frühkindli- dieser Veränderung stimmt. So würden die Auch der LCH erachtet die Agenda 2030, cher Bildung, Betreuung und Erzie- Staaten Anhaltspunkte zur Wirksamkeit also die Entwicklung einer nachhaltigen hung zu sichern, die ihnen einen ihrer Umsetzungsprogramme erhalten. Gesellschaft, für wichtig, dies zeigt die erfolgreichen Übergang in die Schule Das Bundesamt für Statistik (BFS) zeigt gemeinsame Erklärung von LCH und SER ermöglicht. in einem Film auf YouTube Sustainable zum letztjährigen Weltlehrertag vom 5. 3. Allen Frauen und Männern einen Development Goals: Welche Rolle spielt Oktober. Die heiklen Begriffe Chancenge- gleichberechtigten und bezahlbaren die öffentliche Statistik?» den Zusammen- rechtigkeit und Inklusion respektive Integ- Zugang zu qualitativ hochwertiger hang von Statistik und UNO-Zielen für ration sind ständiger Bestandteil fast aller beruflicher und akademischer Bildung nachhaltige Entwicklung auf. Verbandsinternen pädagogischen Diskussi- zu ermöglichen. onen. Im Zuge des aktuellen Spar-Irrsinns 4. Sicherzustellen, dass Jugendliche und Zahlreiche Barrieren – auch bei uns weist der LCH immer wieder darauf hin, Erwachsene die für eine Beschäfti- Das allgemeine Bildungsziel der Agenda dass weder das eine noch das andere «kos- gung oder Selbständigkeit relevanten 2030 rückt neben der Propagierung des tenneutral» zu erhalten sei. Im Gegenteil: Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertig- lebenslangen Lernens die Inklusion ins Jetzt gilt es, die Errungenschaften unse- keiten erwerben. Zentrum. Wenn von einem Inklusions- rer qualitativ hohen Bildung – bis anhin 5. Benachteiligungen aufgrund der verständnis ausgegangen wird, das darauf erfüllten wir das Ziel der «hochwertigen Geschlechtszugehörigkeit auf allen abzielt, dass allen Menschen die gleichen Bildung» – zu schützen. Wir sind gespannt Bildungsstufen zu beseitigen und allen Möglichkeiten, an qualitativer Bildung auf die Präsentation der konkreten Umset- Menschen gleichberechtigten Zugang teilzunehmen, offenstehen sollen, dann zungsmassnahmen zum Aktionsrahmen zu allen Bildungsstufen zu sichern, besteht auch bei uns noch grosser Hand- 2030 im Herbst 2015. insbesondere benachteiligten und von lungsbedarf. Obwohl in der Schweiz dies- Benachteiligung bedrohten Menschen; bezüglich bereits grosse Fortschritte erzielt Marion Heidelberger, 6. Den Erwerb ausreichender Lese-, wurden, bestehen nach wie vor zahlreiche Vizepräsidentin LCH Schreib- und Rechenfähigkeiten für Barrieren auf allen Stufen. alle Jugendlichen und Erwachsenen Zudem entstehen durch die laufende sicherzustellen. Ausdifferenzierung der Gesellschaft stän- 7. Sicherzustellen, dass alle Lernen- dig neue Ungerechtigkeiten und Hinder- den die für nachhaltige Entwicklung nisse. Gemäss Benedikt Hauser soll man notwendigen Kenntnisse und Fähig- sich nicht zum Ziel setzen, den nie zu keiten erwerben, u. a. durch Bildung erreichenden Idealzustand einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, Global verwirklichen zu wollen. Es wird nie mög- Citizenship Education und Wertschät- lich sein, sämtliche Benachteiligungen zu zung kultureller Vielfalt. beseitigen, so seine Aussage, sondern viel mehr entscheidend ist, dass es uns gelingt, Es wurde statistisch erfasst, dass im Jahr ein Sensorium für das Erkennen von Bil- 2013 fast 800 Millionen Erwachsene nicht dungsbarrieren zu entwickeln. lesen und rund 250 Millionen Kinder im In der jetzigen fünften Strategie für Weiter im Netz Volksschulalter weder lesen noch rechnen Nachhaltige Entwicklung (2016/19) www.unesco.ch/wie/bildung/ können. Dies, obwohl rund 50 Prozent der kommt der Agenda 2030 eine hohe Bedeu- EDA – Agenda 2030 für nachhaltige Ent- Kinder während mindestens vier Jahren tung zu. Die neue Strategie orientiert sich wicklung: www.post2015.ch eine Schule besucht haben. Das zeigt deut- in zentralen Punkten an der Agenda 2030 Erklärung LCH und SER zum Weltlehrertag lich, dass die Qualität des Unterrichts ent- und soll künftig noch stärker mit ihr abge- vom 5. Oktober: www.LCH.ch > News > scheidend ist und nicht der Zugang. Was stimmt werden. Medienmitteilungen zählt, sind nicht die Einschulungsraten, Es ist davon auszugehen, dass auch sondern die Lernergebnisse. die bildungspolitische Diskussion sich Deshalb stellt die Agenda einen grund- vermehrt am Aktionsrahmen ausrichtet, sätzlichen Anspruch auf das Erheben von obwohl dieser keine Rechtsverbindlichkeit Zahlen und auf die Messbarkeit, also die hat. Gemäss Jürg Schertenleib, Direktor Überprüfung der Ziele: «The targets of éducation21, wäre es sehr nützlich, wenn Education 2030 are specific and measu- eine spezifische Reflexion in der Schwei- rable, and contribute directly to achieving zer Bildungspolitik dazu stattfinden würde: 9
Schoggitaler 2016 Gärten und Parks SPASS ABENTEUER UND L ASSE! NK MIT DER GANZE Liebe Lehrerinnen und Lehrer Lust, zusammen etwas Besonderes zu erleben? Mit der Teilnahme am Schoggitalerverkauf im September mit Ihren Schülerinnen und Schülern, fördern Sie das den Verfolgungsjagd, Verständnis für den Schutz und die Pflege unserer natür- Mit Foxtrail, der spannen er ein Schloss mit lichen und gebauten Umwelt. Nutzen Sie das kostenlose entdeckt ihr eine Stadt od dabei viel Spass habt ganz neuen Augen und Unterrichtsmaterial und bestellen Sie jetzt die Taler ganz einfach online www.schoggitaler.ch/bestellen oder im Tea m! per Telefon 044 262 30 86. Vielen Dank! www.foxtrail.ch BASEL | BERN | LAUSANNE | LUGANO | LUZERN S T. G A L L E N | T H U N | Z Ü R I C H | A A R G A U | J U R A unikat «Wenn es um eine natürliche und gesunde Ernährung geht …» «… schneiden Schweizer Äpfel sehr gut ab.»
5 | 2016 AKTUELL Bonus für Lehrpersonen ist Dynamit für die Schule Finanzielle Anreize sollen gezielt für die Personalentwicklung genutzt werden; nur so können sie positiv wirken. Dies ergab eine Studie des Schulleiters Jörg Berger, der hier seine Erkenntnisse zusammenfasst. Trotz unklaren Ergebnissen der Forschung, liessen sich Hinweise finden, wie Schulen einen Handlungsspielraum erhalten, in wie wirksam finanzielle Anreize für die mit Leistungslöhnen umzugehen haben dem sie sich als selbstbestimmt, kompe- Optimierung des Lehrerhandelns seien, und woran sie sich die Finger verbrennen tent und sozial eingebunden erleben. Kei- fordern Politiker, dass mit finanziellen können. nesfalls sollen die finanziellen Anreize auf Anreizen gearbeitet wird. Seit 2014 steht Unter anderem zeigte sich, dass münd- Einzelpersonen abzielen, sondern Ideen, jeder Zürcher Schule jährlich eine Geld- liches Feedback in der Mitarbeiterführung Projekte und zusätzliche Leistungen unter- summe zur Verfügung, die als sogenannte und in der Teamkultur zu positiver Ver- stützen und alimentieren. Einmalzulage nach eigenem Ermessen der stärkung und steigender Motivation führt. Die für den Leistungslohn zur Verfü- Schulpflege oder der Schulleitung an Leh- Umgekehrt verhält es sich mit Beloh- gung stehende Geldsumme kann auf ver- rerinnen und Lehrer zu verteilen ist. Doch nungen in rein materieller Form. Solche schiedene Weise ausgeschüttet werden. lassen sich Lehrer durch einen Geldbonus vermeintlichen Anreizsysteme haben zur Experten differenzieren zwischen Funk- motivieren? Die Fachwelt beantwortet dies Folge, dass sich die Mitarbeitenden stär- tionszulage, Lohnbonus für alle, einer Art bisher nicht eindeutig. Die Klärung dieser ker von aussen kontrolliert fühlen und Innovationspreis oder einem Extra-Topf Frage stand im Mittelpunkt meiner im ihre geistige Energie von der eigentlichen für Projekte. «Das Leistungslohnsystem März 2016 veröffentlichten Studie. Aufgabe abziehen. «Dies sollte unbedingt soll in jedem Fall personenunabhängig Einig sind sich die Wissenschaftlerinnen vermieden werden», geben die Experten sein und genau das stützen, womit man die und Wissenschaftler in folgenden Punk- zu bedenken. Deshalb ist es entscheidend, Qualität fördern, verändern oder sichern ten: Schulen sind direkter von den dort dass die Anreize als unterstützend und will», halten die Experten fest. Heute ent- arbeitenden Personen abhängig, als dies wertschätzend wahrgenommen werden. wickeln sich Schulen laufend weiter und in anderen Organisationen der Fall ist. Je Die Arbeitszufriedenheit von Lehrerin- benötigen Ressourcen für ihre Projekte. anspruchsvoller und kreativer eine Tätig- nen und Lehrern ist eng an die intrinsische Werden zusätzliche Leistungen erbracht, Motivation gekoppelt. Je stärker Freude an ist es auch gerecht, dafür eine Entschä- der Arbeit empfunden wird, desto stärker digung in Aussicht zu stellen. In solchen «Die Arbeitszufriedenheit und nachhaltiger ist die Bereitschaft, sich Fällen lässt sich mit Geld einfach Motiva- von Lehrerinnen und Lehrern auf Herausforderungen einzulassen und tion fördern. ist eng an die intrinsische sich das Erreichen der Ziele auch zuzu- trauen. Persönliche Fähigkeiten, Begabun- Schmerzensgeld bringt’s nicht Motivation gekoppelt. Je stärker gen und Stärken wollen aus natürlichem Anders verhält es sich, wenn besondere Freude an der Arbeit empfun Antrieb eingebracht werden. Dazu gehört, Leistungen hinterher belohnt werden, um dass die Lehrerinnen und Lehrer eines beispielsweise Ungerechtigkeiten oder den wird, desto stärker und Schulteams von Anfang an miteinbezogen ungleiche Bedingungen – etwa verschie- nachhaltiger ist die Bereitschaft, sind, wenn es darum geht, Ziele und Prio- den grosse Klassen – zu glätten, oder wenn ritäten zu formulieren und danach zu han- jemand sich ohne Auftrag speziell engagiert sich auf etwas einzulassen und deln. Dies führt einerseits dazu, dass der hat. «Von einer gezielten Steuerung kann sich das Erreichen des Ziels Erfolg der eigenen Schule als persönlicher hier keine Rede sein», so die Expertenmei- Erfolg erlebt wird. Andererseits steigert es nung. Um für solche Leistungen dennoch auch zuzutrauen.» das Bewusstsein, dass die Fähigkeiten der Anerkennung auszudrücken, empfehlen Mitarbeitenden das Kapital der Schule sind. sich symbolische Geschenke wie eine Fla- keit ist, desto bedeutender ist die intrin- Faire Löhne für alle – dieses Prinzip ist sche Wein oder ein Blumenstrauss. «Wenn sische Motivation. Diese nimmt in dem wesentliche Voraussetzung für eine posi- dies zur Leitidee der Schule passt, spüren Ausmass zu, in dem sich der Mensch als tive Wirkung von Leistungslohnsystemen. alle den feinen Unterschied», versichern kompetent, selbständig und sozial aner- Obwohl die Interaktion mit Schülerinnen die Experten. Erfolgreiche Schulen arbei- kannt erlebt. Wissenschaftler weisen darauf und Schülern für die Arbeitszufriedenheit ten mit Strukturen der Empathie und der hin, dass die Entlöhnung nach Leistung oft von Lehrpersonen eine stärkere Rolle Anerkennung. als kontrollierend wahrgenommen wird. spielt als das Einkommen und obwohl die Von der Schulbehörde und der Schul- Deshalb sei sie kein geeignetes Mittel, tüchtigen und beständig leistungsstarken leitung wird erwartet, dass sie das Prinzip um die Motivation von Mitarbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in der Steuerung im Bildungswesen verste- anzufachen. erster Linie des Geldes wegen arbeiten, ist hen und die von aussen kommende Vor- ein angemessenes Gehalt wichtig. gabe des Leistungslohns in professioneller Geld allein lenkt ab und macht nervös Fähigkeits- und kompetenzorientierte Weise, das heisst mit reflektiertem und Zur Untersuchung der komplexen Leistungslohnsysteme verstärken die Leis- zielgerichtetem Handeln adaptieren. Schul- Zusammenhänge stellten sich prominente tungsbereitschaft und dienen der Schulent- und Personalentwicklung können dann Persönlichkeiten aus der Schweizer Wirt- wicklung – sofern die finanziellen Anreize gelingen, wenn über die unterschiedlichen schafts- und Bildungsszene zur Verfügung. kohärent zu den Zielen der Schule definiert Wahrnehmungen diskutiert und verhandelt Durch Einbezug ihres Expertenwissens werden und die Lehrerinnen und Lehrer wird, und wenn ausserdem Leitgedanken 11
5 | 2016 AKTUELL und Qualitätsansprüche der einzelnen • die Kriterien sich an den Zielen der Der Autor Schule immer wieder hinterfragt werden. Jörg Berger lebt in Cham und leitet seit acht Schule und der Schulentwicklung Jahren die Schule Knonau und das Netzwerk orientieren Altersdurchmischter Schulen im Kanton Zürich. Fazit: Es braucht klare Kriterien • Vertrauen in die Beständigkeit des Von den Konsequenzen der finanziellen Zulagen Motivierte Lehrerinnen und Lehrer sind Systems vorhanden ist ist er doppelt betroffen. Zum einen wurde unverzichtbar – genauso wie faire Löhne allen altersdurchmischten Schulen im Kanton • Vertrauen in die Glaubwürdigkeit Zürich die Mehrklassenzulage gestrichen, für alle. Im Bereich der Personalentwick- der Vorgesetzten besteht zum anderen hat nun jede Zürcher Schule darüber lung sollte die Schulleitung Führungsver- • die Verteilung auch von jenen als zu entscheiden, wie sie das Geld der Einmal- antwortung übernehmen. Leistungslöhne gerecht eingeschätzt wird, die nichts zulage einsetzen will. Seine Studie «Boni in der machen nur dann Sinn, wenn sie der Qua- Volksschule – Finanzielle Anreize für die erhalten Personalentwicklung nutzen» entwickelte er litätsentwicklung einen direkten Nutzen • die Kompetenzen zwischen Schul- während seiner MAS-Schulmanagement- bringen. Eine Voraussetzung dafür sind leitung und Behörden geregelt sind Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule klare und verständliche Kriterien, die von • das System selbst regelmässig evalu- Luzern. einem gemeinsamen Qualitätsverständ- iert und gemeinsam justiert wird nis ausgehen und sich an den Zielen der Die Experten Schule orientieren. «Dazu müssen die Leh- Ausblick • Prof. Dr. Margit Osterloh ist emeritierte rer einbezogen sein», ist die Meinung der Detailliertere Informationen und die Wirtschaftsprofessorin und Präsidentin der Experten. Dann können Leistungslöhne gesamte Forschungsarbeit «Boni in der Gleichstellungskammer der Universität Zürich. die Schulentwicklungs-Projekte befeuern. Volksschule – Finanzielle Anreize für die • Jürg Brühlmann ist Leiter der Pädagogischen Dabei ist nicht die Höhe des Leistungs- Personalentwicklung nutzen» stehen unter Arbeitsstelle des Dachverbandes Lehrerinnen lohns entscheidend. Viel wichtiger ist www.jörgberger.ch zur Verfügung. Über und Lehrer Schweiz LCH sowie Mitglied der seine Einbettung in eine unterstützende Feedback per Mail freut sich der Autor: Geschäftsleitung LCH. • Prof. Dr. Rolf Dubs ist emeritierter Professor und wertschätzende Schulkultur. Jedes joerg.beger@schule-knonau.ch für Wirtschaftspädagogik und ehemaliger Leistungslohnsystem ist dahingehend zu Dank den Erfahrungen in der Vertei- Rektor der Universität St. Gallen. überprüfen, ob lung der Einmalzulage von über 200 Schul- • Prof. Dr. Iwan Rickenbacher ist Kommuni- • das Lehrerinnen- und Lehrerteam bei gemeinden des Kantons Zürich eröffnet kationsexperte, Verwaltungsrat der Tamedia der Entwicklung mitgewirkt hat AG und ehemaliger Direktor des Lehrer- sich ein spannendes Forschungsfeld. Wel- seminars Schwyz. • die Lehrpersonen freiwillig kooperieren che Wirkung erzeugen die in jeder Schule • die finanziellen Anreize als unterstützend unterschiedlichen Verteilmechanismen und wertschätzend erlebt werden längerfristig auf die Arbeitsleistung von • die Kriterien nachvollziehbar und ins Lehrpersonen? Dies ist eine interessante persönliche Selbstkonzept integrierbar Frage, zu der dieser Beitrag gerne als Anre- sind gung verstanden werden darf. ■ • die Kriterien auf vielfältige Weise erfüllt werden können Jörg Berger AUS DER «WEISUNG EINMALZULAGEN» 2016 DES KANTONS ZÜRICH «Die Einmalzulage beträgt pro anspruchsberechtigte Person und Jahr mindestens CHF 500.– und maximal CHF 8000.–. (...) Die Einmalzulage ist keine Funktionszulage, sondern honoriert besondere Leistungen. Die Rechtsgrundlagen umschreiben die Kriterien für die Ausrichtung einer Ein- malzulage wie folgt: Qualitative oder quantitative Leistungen, welche die Erwartungen übersteigen, wie z.B. eine sehr gute Leistung auf einem Gebiet oder Teilgebiet des Aufgabenbereichs; eine besonders erfolgreiche Problem- lösung oder Auftragserledigung; eine besonders erfolgreiche Projektarbeit oder Teamarbeit; ein Engagement, das zu einer Verbesserung der Zusam- menarbeit oder des Arbeitsklimas führt; Tätigkeit an mehrklassigen Klassen; Tätigkeit an überdurchschnittlich grossen Klassen.» (Quelle: www.vsa.zh.ch) 12
5 | 2016 AKTUELL 13
5 | 2016 SCHULRECHT Von der Neid- zur Anerkennungskultur Schulrechtsexperte Peter Hofmann kommentiert das Thema Leistungs- respektive Anerkennungszulagen (vgl. Seite 11). Die Zitate stammen aus einer Umfrage des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands ZLV. «ICH HABE EINE LEISTUNGSPRÄMIE ausserordentliche Leistungen zu definie- die gesetzlichen Vorgaben und Ausfüh- ERHALTEN UND FÜHLE MICH UNWOHL ren oder solche bespielhaft zu benennen. rungsbestimmungen darauf hin, dass in DAMIT, OBWOHL SOWOHL SUMME ALS Der Schulleitung oder Schulbehörde vor geeigneter Form über Leistungsprämien AUCH GRUND VON DER SCHULLEITUNG Ort kommt in der Praxis ein erheblicher informiert werden soll – auch deshalb, ALLEN BEKANNT GEMACHT WURDEN. Ermessensspielraum zu, wann eine Leis- weil in vielen Kantonen die zur Verfü- ES GAB SICHER VIELE KOLLEGEN UND tung als ausserordentlich einzustufen und gung stehende Prämie ausgeschöpft wer- KOLLEGINNEN, DIE FINDEN, DASS SIE wie viel Geldwert ihr beizumessen ist. Ein den muss. Mit einer Offenlegung ist stets DIE ZULAGE AUCH VERDIENT HÄTTEN, solches Ermessen ist gerichtlich kaum zu auch eine nachvollziehbare Begründung UND DAMIT LIEGEN SIE ZIEMLICH überprüfen. der ausserordentlichen Prämie verbun- SICHER RICHTIG.» Gerade im Bereich der Leistungsprä- den. Bei Ermessensentscheiden herrscht mien wird von den Schulleitungen zu Begründungszwang. Unser heutiges Bildungswesen ist von sei- Recht echtes Führungshandeln erwartet. Die Diskussionen um Leistungsprämien ner Konzeption her stark durchdrungen Sie dürfen sich vor solchen Aufgaben nicht sind stark negativ geprägt, da oft Neid im vom verfassungsmässigen Grundsatz der drücken, nur weil sie unbequem ist oder Spiel ist. Es besteht die Gefahr, dass auch Rechtsgleichheit. Ein Ursprungszweck die Schulleitungen sich kritische Fragen aufgrund dieser Polemik die freiwilligen der Volksschule war die Ermöglichung gefallen lassen müssen. Dies ist Teil ihrer Leistungsprämien früher oder später einem der Chancengleichheit für alle Kinder, freiwillig übernommenen Führungsauf- Sparstift zum Opfer fallen. Anstelle einer unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. gabe und steht in keinem Zusammenhang Neidhaltung sollte es gerade auch in päda- Diese aufklärerische Grundhaltung führte zur Forderung nach fairen Löhnen. Die gogischen Berufen Platz für eine Leistungs- im Verlauf der letzten 50 Jahre auch dazu, Verknüpfung einer finanziellen Anerken- und Anerkennungskultur haben. dass die Lehrerinnen und Lehrer auf der nung mit der Frage der Lohngleichheit Im öffentlichen Recht gibt es praktisch gleichen Stufe den gleichen Lohn erhal- greift zu kurz. keine Gerichtsurteile zu Leistungsprä- ten. Viele Lehrpersonen haben daher mien und Einmalzahlungen. Im Privat- Mühe, wenn Leistungen zusätzlich finan- Schutz vor Willkür recht drehen sich die Urteile vor allem ziell entschädigt werden. Unausgespro- Auch bei Entscheiden nach Ermessen sind darum, ob ein Anspruch besteht und chen steht immer die Frage der Lohnge- die Behörden und Vorgesetzen an die Ver- wenn ja, in welcher Höhe. Diese Urteile rechtigkeit im Raum. fassung gebunden. Sie müssen insbeson- sind nicht vergleichbar mit der Situation dere die Grundsätze der Rechtsgleichheit, vieler Lehrpersonen. Auf das Thema sind Freiwillige Sondervergütung der Verhältnismässigkeit und des öffentli- jedoch allgemeine Rechtsgrundsätze aus Die meisten Kantone kennen Formen chen Interesses wahren. dem Verwaltungsrecht anwendbar. der monetären Honorierung von beson- Gemäss Rechtsprechung ist die Ver- deren Leistungen für ihre Mitarbeitenden. weigerung einer Gratifikation an einzelne Peter Hofmann Die Titel dafür variieren. Mal heissen Mitarbeiter unzulässig, wenn das Gros des sie Einmalzulage, mal ausserordentliche Teams eine besondere Leistungsprämie Leistungs- oder Anerkennungsprämie. erhält und keine ernsthafte Pflichtverlet- Weiter im Netz Ihnen allen gemeinsam ist, dass es sich zung der betreffenden Lehrperson vorliegt. www.zlv.ch > Magazin > Archiv – Die Zitate um einmalige und direkte Anerkennung Dieser Grundsatz schützt den Einzelnen in diesem Text stammen aus dem ZLV einer ausserordentlichen Leistung handelt. nur vor einer willkürlichen Diskriminie- Magazin 1/15, Seite 18. Der Beitrag «Ver- Leistungsprämien sind Gratifikationen und rung gegenüber der Mehrheit. Es steht wirrspiel um Einmalzulagen» beruht auf einer nicht repräsentativen Umfrage, an rechtlich kein Lohn und auch keine Funk- jedoch dem Schulleiter zu, eine einzelne der 450 Mitglieder des Zürcher Lehrerin- tionszulage. Eine Leistungsprämie ist somit Lehrperson gegenüber der Mehrheit zu nen- und Lehrerverbands teilnahmen. eine freiwillige Sondervergütung, die zum bevorzugen. Fixlohn der Lehrpersonen hinzukommt. Der Autor «BEI UNS HERRSCHT STRIKTE SCHWEIGE- Peter Hofmann ist Jurist und ehemaliger Primarlehrer. Er leitet die vom Staat «ES IST ALS SCHULLEITER NICHT MEINE PFLICHT ÜBER DAS AUSRICHTEN DER unabhängige «fachstelle schulrecht gmbh» AUFGABE, EINMALZULAGEN ZU EINMALZULAGEN. WIR ERFAHREN NICHT (www.schulrecht.ch). Seine Meinung kann von VERTEILEN. ICH BIN FÜR FAIRE LÖHNE.» MAL, WER SIE BEKOMMEN HAT. ICH den Positionen des LCH abweichen. HALTE DAS GANZE FÜR EINEN UNSÄG- Es existieren unzählige kantonale oder LICHEN VORGANG.» kommunale Verordnungen, Weisungen oder Richtlinien, unter welchen Voraus- Eine solche Auflage ist nicht im öffentli- setzungen solche Prämien ausbezahlt chen Interesse, denn sie führt zu Intrans- werden dürfen. Ihnen allen ist eigen, parenz, fördert Mauscheleien und Neid dass ein Versuch unternommen wird, im Schulteam. Nicht von ungefähr weisen 14
Motivation Fremdsprache: Das Erfolgsprojekt mit einer einzig- artigen, spannenden und kostenlosen Fremdsprachen-Lektion mit Live-Musik! Nach dem Erfolg `15: Neue Möglichkeit im Juni mit den * Englisch-Tour mit den Geschwistern aus Australien * Besuch im Klassenzimmer, der Aula oder Turnhalle * Lückentext ausfüllen zu Live-Musik und gewinnen * Schüler kommunizieren in der Fremdsprache * Seit über 10 Jahren erfolgreich unterwegs * Bisher über 80‘000 besuchte Schüler! * Weder religiös noch politisch engagiert * Für alle Altersstufen & Niveaus ab OS Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten * Anmeldeschluss: 30. Mai 2016 www.CooleSchule.ch Ein Film von Eva Vitija www.daslebendrehen.ch Didaktisch, spielerisch, erholsam: AB 5. MAI IM KINO Malkurse am Luganersee Kurs 616 Experimentelle Malerei 26.6. – 2.7.2016 Kurs 617 Mischtechnik experimentell 3.7. – 9.7.2016 Lehrpersonen und HeilpädagogInnen www.malkurse.ch für die Entwicklungszusammenarbeit! Weitere Infos: www.interteam.ch Besuchen Sie mit Ihrer Klasse die Zukunft. Die Zukunft ist näher, als Sie denken. In der Umwelt Arena Spreitenbach entdecken Ihre Schüler die Umweltbildung von ihrer spannendsten Seite. Interaktiv werden sie durch die Ausstellung geführt und lernen spielerisch die nachhaltigen Energien der Zukunft kennen. Infos und Anmeldung: 056 418 13 13 www.umweltarena.ch Patronat: Kanton Aargau. Mit Unterstützung der W. Schmid Projekte AG. Hauptpartner:
STEHSATZ | STEHSATZ RUBRIK Gesundheit der Lehrpersonen – ein gewerkschaftliches Anliegen Text und Interview: Ein gesundes Schulumfeld stärkt und motiviert Lehrerinnen Doris Fischer und Lehrer, nützt den Kindern und nicht zuletzt dem Arbeitgeber. BILDUNG SCHWEIZ startet mit dieser Ausgabe eine Serie zum Thema «Gesundheit der Lehrpersonen» und begleitet damit eine Initiative des LCH. 16
5 | 2016 GESUNDHEIT Müde, abgespannt, nicht voll leistungsfähig, erschöpft, aus- Arbeitgeber in die Pflicht nehmen gebrannt? Da hilft nur ...? Nein, kein Vitaminpräparat aus Lehrerinnen und Lehrer sind bisher weitgehend selber für der Apotheke, wie die Werbung verspricht, sondern ein ihre Gesundheit verantwortlich. Sie werden zwar an Kursen umfassendes Gesundheitsmanagement. motiviert, informiert und beraten, haben dann aber selber Eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2014 unter dafür zu sorgen, dass sie gesund bleiben. Gesundheitsför- Schweizer Lehrpersonen des 5. bis 9. Schuljahrs von Doris derung und -prävention soll nicht länger allein in der Ver- Kunz Heim und Sandmeier & Kruse zeigt, dass sich rund antwortung jeder einzelnen Lehrperson liegen. Die Schule ein Drittel der Lehrpersonen stark belastet fühlt. Ein wei- als Gesamtheit, der Arbeitgeber (Kantone, Gemeinden) teres Indiz für die hohe Belastung ist die stetig steigende und nicht zuletzt der Bund sollen in die Pflicht genommen Zahl der Teilzeitarbeitenden im Schuldienst. Wie aus dem werden. Eine Arbeitsgruppe Gesundheit des LCH unter Bildungsbericht 2014 hervorgeht, arbeiten rund zwei Drittel Leitung von Geschäftleitungmitglied Niklaus Stöckli will mit der Lehrpersonen Teilzeit. Wachsender Druck, prekäre einem umfassenden Projekt Öffentlichkeit, Politikerinnen Arbeitsbedingungen, steigende Erwartungen tragen dazu und Politiker sensibilisieren und den Arbeitgeber dazu bewe- bei, dass sich Lehrerinnen und Lehrer zunehmend nicht gen, Bedingungen zu schaffen, die den Gesundheitsschutz mehr in der Lage sehen, ein Vollpensum zu unterrichten und die Gesundheitsförderung der Lehrpersonen stärken. und «freiwillig» ihr Pensum reduzieren. Lohneinbussen und Das Projekt der Arbeitsgruppe, der neben Niklaus damit auch eine massive Verschlechterung ihrer späteren Stöckli (Leitung) auch Jürg Brühlmann, Leiter der Pädago- Rentensituation nehmen sie in Kauf. gischen Arbeitsstelle LCH, und Geschäftsleitungsmitglied Gemäss einer Studie von Uwe Schaarschmidt (Potsda- Ruth Frischi angehören, definiert unter anderem Ziele und mer Studie 2006) beeinträchtigen unerledigte Arbeiten und Massnahmen auf vier Ebenen. Auf der persönlichen Ebene immer neue Forderungen die Gesundheit von Lehrpersonen zeigt es Lehrerinnen und Lehrern Verhaltensweisen sowie stark. Aber auch die Tatsache, dass sie sich permanent auf rechtliche Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung auf. Auf unterschiedliche Personen und Situationen einstellen müs- der Schulebene sollen die Eckwerte für die Gesundheitsför- sen, konfliktreiche Beziehungen lange ungelöst bleiben, dass derung und den Gesundheitsschutz definiert werden. Das sie wenig Anerkennung und Wertschätzung erhalten, wirkt Projekt soll aufzeigen, welche Wissens- und Zeitressour- sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit cen der Schulträger zur Verfügung stellen muss, damit alle aus. Die Untersuchungen zeigen auch, dass Lehrerinnen Schulen ein effektives Gesundheitsmanagement betreiben stärker zur Verausgabung und Resignation neigen als ihre können. Es dokumentiert die gesetzlichen Bestimmungen, männlichen Kollegen. Aber auch punkto Altersstruktur gibt die der Arbeitgeber erfüllen muss. Eine Untersuchung, die es Unterschiede. So haben Lehrpersonen im Alter zwischen der LCH in Zusammenarbeit mit dem Bildungsdeparte- 46 und 55 Jahren das grösste Risiko für psychische und ment des Kantons Aargau macht, soll aufzeigen, welche körperliche Beschwerden. Kosten krankheitsbedingte Ausfälle generieren. Ein weiteres Wie viele der vorzeitig in den Ruhestand tretenden Lehr- Teilprojekt umfasst arbeitspsychologische und arbeitsmedi- personen dies aus gesundheitlichen Gründen tun, dazu gibt zinische Untersuchungen. Eine breit angelegte Studie unter- es in der Schweiz keine Zahlen. In Deutschland allerdings sucht die individuelle Gestaltung des Arbeitspensums von zeigen Erhebungen, dass knapp ein Viertel der im Jahr 2008 Lehrpersonen. Schliesslich soll das Projekt festhalten, wel- pensionierten Lehrkräfte frühzeitig in Rente gingen, obwohl che gesetzlichen Änderungen es auf Bundesebene braucht, sich die finanziellen Bedingungen dafür in den Jahren zuvor welche Normen bezüglich Licht, Schall, Platz, Luft etc. es deutlich verschlechtert hatten. Rund die Hälfte der Frühpen- zu definieren gilt und wer deren Einhaltung kontrolliert. sionierungen erfolgte aufgrund psychischer Erkrankungen. BILDUNG SCHWEIZ wird die verschiedenen Teilpro- Lehrerinnen und Lehrer fallen krankheitsbedingt aus, jekte der Arbeitsgruppe Gesundheit mit einer Serie, die reduzieren ihr Pensum oder lassen sich vorzeitig pensionie- voraussichtlich bis Ende 2016 dauert, begleiten. Reportagen ren, obwohl sie ihren Beruf nach wie vor gerne ausüben, wie aus Schulen, Modellbeispiele von Schulen, die bereits ein die Berufszufriedenheitsstudie des LCH aus dem Jahr 2014 Gesundheitsmanagement haben, und Porträts von Lehr- zeigt. Eine Entwicklung, die dem LCH zunehmend Sorge personen sollen zudem Einblick in die Praxis vermitteln. bereitet und die er nicht einfach hinnehmen will. Weiter im Netz Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz hilft nicht nur der einzelnen Lehrperson, Dokumentation zum Schutz und Förderung der Gesundheit von sondern auch dem Arbeitgeber. Fotografin Eleni Kougionis begleitet die Serie Lehrpersonen: www.LCH.ch >Publikationen > Downloads «Gesundheit» mit einer Fotostrecke, bei der sie mit besonderem Einsatz von Licht und Schatten die Befindlichkeiten der Menschen betont. 17
5 | 2016 GESUNDHEIT «Entscheidend ist das Bewusstsein für gesunde Prozesse» Niklaus Stöckli und Jürg Brühlmann, Haupinitianten des Projekts «Gesundheit» des LCH, wollen die Kantone und Schulen dazu bewegen, Gesundheitsschutz und -förderung zu stärken. BILDUNG SCHWEIZ: Der LCH möchte erreichen, dass BRÜHLMANN: Für die private Gesundheit ist jedermann jede Schule ein Gesundheitsmanagement einrichtet. und jede Frau selber zuständig, für die Gesundheit, die mit Was kann und soll dies den Lehrerinnen und Lehrern dem Arbeitsplatz zusammenhängt, gibt es eine gemeinsame und der ganzen Schule bringen? Verantwortung von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden. NIKLAUS STÖCKLI: Das Gesundheitsmanagement ist nur Arbeitnehmende haben am Arbeitsplatz auf viele Bedin- ein Bauteil des ganzen Projekts. Wir unterscheiden verschie- gungen keinen oder nur einen geringen Einfluss. Wenn dene Interventionsebenen: Die erste ist die Person selber, die Lehrpersonen in ihren Schulzimmern beispielsweise zu viel zweite die Schule – hier wäre das Gesundheitsmanagement Schall ausgesetzt sind, können sie dem nur entgehen, wenn zu verorten –, die dritte Ebene ist der Kanton und die vierte sie Ohrenstöpsel benutzen. Wenn sie zu wenig Pausen haben der Bund mit seinen Gesetzgebungen. oder zu viele Schülerinnen und Schüler in einer Klasse, Das Gesundheitsmanagement ist eine Ergänzung zu den bleibt ihnen nichts anderes übrig, als eine andere Stelle zu Führungsaufgaben der Schulleitung, vergleichbar mit dem suchen. Leider zielten viele Anstrengungen in den letzen Qualitätsmanagement. Von einem Gesundheitsmanage- Jahren auf die Verantwortung des Individuums: Empfeh- ment profitieren nicht nur die Lehrpersonen und die ganze lungen wie «Bau deinen Stress ab», «Geh in einen Medita- Schule, sondern auch der Arbeitgeber, also der Kanton. tionskurs» reichen aber nicht. Der Arbeitgeber profitiert, weil seine Angestellten weniger STÖCKLI: Die genannten Beispiele betreffen vorwiegend den Gesundheitsschutz. Gesundheitsförderung geht aber «Der LCH tritt mit diesem Projekt ganz noch einen Schritt weiter: Die Arbeitsbdingungen müssen so gestaltet sein, dass die Menschen die Möglichkeit haben, klar als Gewerkschaft auf mit einem für ihre Gesundheit zu sorgen. Wenn mein Arbeitgeber politischen Engagement. Wir wollen den beispielsweise verlangt, dass ich möglichst viel arbeite, kann ich noch so gut für meine Gesundheit schauen; eine solche Arbeitgeber dazu bewegen, Bedingungen Forderung ist einfach gesundheitsbeeinträchtigend. Entschei- zu schaffen, die den Gesundheitsschutz dend ist, dass in einer Schule das Bewusstsein für gesunde Prozesse wächst und dass die Ansprüche der Lehrpersonen und die Gesundheitsförderung stärken.» darin ihre Berechtigung haben. Dies führt im Idealfall dazu, dass sowohl für die Kinder als auch für die Lehrpersonen gut gesorgt ist. krank und zufriedener bei der Arbeit sind und damit auch eine bessere Arbeit leisten. Die Lehrerinnen und Lehrer profitieren, indem sie gesünder sind und dementsprechend mehr Freude bei der Arbeit haben. JÜRG BRÜHLMANN: Ein Gesundheitsmanagement bringt der einzelnen Lehrperson einen gewissen Schutz gegen systemische Einwirkungen wie Schall, Lärm, schlechte Luft, zu kurze oder keine Pausen ... STÖCKLI: Wir unterscheiden zwischen Gesundheitsschutz, der vor Einwirkungen, die der Gesundheit schaden, bewahrt, und Gesundheitsförderung. Ersterer ist die klassische Auf- fassung, die wir von der Industrie oder vom Gewerbe her kennen. Gesundheitsförderung gibt Antwort auf die Frage: Wie muss die Arbeit organisiert sein, damit meine Gesund- heit unterstützt wird? Ist nicht jede(r) Arbeitnehmende selber verantwortlich für seine/ihre Gesundheit? Jürg Brühlmann: «Im Lehrberuf werden Erkrankungen häufig gar nicht als berufsbedingt erkannt.» Foto: Philipp Baer 18
Sie können auch lesen