ISSN-0931-5659 32. Jahrgang - THW Schwandorf
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THW-Journal Bayern 2/2011 Liebe THW-Kameraden und -Kameradinnen, liebe Leserinnen und Leser, die Anforderungen steigen. Mehr – diese vier Buchstaben können die unterschiedlichsten Gefühle auslösen. Immer mehr – wohin führt das? Häufig auch dazu, dass vergessen wird, was grundlegend wichtig ist. Wissen und Können schafft Sicherheit. Fähigkeiten haben und anwenden, um Menschen in Bedrängnis zu helfen, schafft Zufriedenheit. Es macht Sinn. Wenn diese Erfahrungen auch noch im Kreis von Menschen mit gleichen Zielen gemacht werden können, trägt das zur Lebens- qualität bei. Zu dieser etwas abstrakten Beschreibung dessen, was Menschen an das THW bindet, gehört noch ein modernes Wort: Ent- schleunigung. Das ist THW pur: Es geht nicht um immer mehr – es geht nur um immer besser, immer sicherer. Und es geht um Achtsamkeit – im Umgang mit den Menschen und mit der Technik. Sie ist die Voraussetzung für den Erfolg der THW-Arbeit. Das gilt im kleinen Einsatz zum Beispiel nach einem Sturm, der einen Baum umgeworfen hat, ebenso wie im großen Einsatz, wenn Wasser oder Erdbeben die Menschen aus ihrem Alltag gedrängt haben. Dieses THW, in dem Menschen die Chance haben, nach ihren persönlichen Fähigkeiten, erweitert um die fachliche Ausbildung, in der Gemeinschaft zum Wohl der Gemeinschaft zu handeln, ist in vieler Hinsicht etwas Besonderes. Seine Schätze sind nicht in erster Linie das „blaue Blech“, sind nicht die „Technik-Highlights“ – seine Schätze sind die Menschen. Ehrenamtlich arbeiten bedeutet, kein Geld für Leistung zu bekommen. Ehrenamtlich arbeiten bedeutet aber auch persönlich wertvoller zu werden und eine Gemeinschaft zu finden, in der gerne und sinnvoll Zeit für andere investiert wird. Im THW kommt noch dazu, dass es sich um die staatliche Hilfsorganisation handelt und die THW-Helferinnen und Helfer in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis besonderer Art stehen, dessen Einzelheiten das THW-Gesetz regelt. Eine Behörde als Hilfsorganisation mit ehrenamtlichen Mitarbeitern (99 Prozent) ist weltweit einmalig. Die beruflichen Mitarbeiter im THW sind deshalb in der besonderen Situation, Teil einer Einrichtung zu sein, die vielen Idealen entspricht, aber auch ungewöhnliche Alltagsforderungen stellt. Mittelpunkt ist die Einsatzbereitschaft, ihr muss der Verwaltungsablauf dienen. Darauf besinnt sich das THW wieder und stellt damit Forderungen an sich selbst, die es noch effizienter machen können und das Grundlegende in den Mittelpunkt stellen. Um diese über 60 Jahre dauernde, erfolgreiche Entwicklung für Qualität in der Hilfe für die Bevölkerung weiter zu führen unter den viel zitierten veränderten Bedingungen (Wehrpflicht, Mobilität im Beruf, demografischer Wandel etc.) braucht es Wissen und Unterstützung. Dazu kann jeder beitragen. In diesem Sinne wünsche ich allen im THW und am THW eine gute Zeit und viel kreative Ideen für die Entwicklung der Zukunft in der Gegenwart. Herausgeber Grafik und Gestaltung geben die Meinung der Verfasser wieder. Anzeigen Der Landesbeauftragte für Bayern der Manuel Schneider Nachdruck einzelner Beiträge, Public-Anzeigenagentur mbH Bundesanstalt Technisches Hilfswerk auch im Auszug, nur mit Quellenan- Postfach 1522, 55385 Bingen Regionalredaktion Straubing gabe und mit Genehmigung der Hedwig-Dransfeld-Allee 11 Tel. 06721-2395, Fax 06721-16227 Sepp Fuchs Redaktion gestattet. Kürzungen 80637 München m.laloi@publicverlag.com fuchsseüü.thw@t-online.de eingesandter Manuskripte bleiben der Tel. 089 - 159151 - 110 Regionalredaktion Ingolstadt Redaktion vorbehalten. Herstellung Chefredaktion PuK Krämmer GmbH Markus Schneid Siglinde Schneider-Fuchs Erscheinungsweise Nürnberger Str. 7, 91217 Hersbruck markus.schneid@gmx.de Anschrift: Schönbornstraße 19 Zweimal jährlich im 32. Jahrgang Tel. 09151/7307-81 91330 Bammersdorf Regionalredaktion Mühldorf info@puk-print.de Mobil 0172 1301000 Stefan Huber Anmerkung Tel. 09191-65801 Stefan.Huber@thw-landshut.de Obwohl abgebildete Personen nicht Titelbild: immer mit vorschriftsmäßiger Gestaltung Bernhard Münch redaktion@thw-journal-bayern.de Redaktionsinformation persönlicher Schutzausrüstung Foto: Stefan Huber (s. S. 50) Redaktion Manuskripte und Bilder nur an bekleidet sind, hält die Redaktion Wir drucken mit Markus Schneid Redaktion oder Regionalredakteure. den Druck der Bilder zur Illustration von mineralölfreien Ökofarben von Johann Schwepfinger Mit Namen gezeichnete Beiträge Berichten für erforderlich. THW-JOURNAL BY 2/2011 3
THW Katastrophenhilfe in Europa – eigene Vorsorge und solidarische Hilfe Staatsminister Herrmann und die Hanns-Seidel-Stiftung luden zur Podiumsdiskussion „Im Katastrophenschutz dürfte es „nor- male Zeiten“ künftig wohl nicht mehr geben.“ Dr. Peter Witterauf, Hauptge- schäftsführer der Hanns-Seidel-Stif- tung, stellte diese Aussage und die daraus erwachsenden Aufgaben für den Bevölkerungsschutz in Europa ins Zentrum seiner Begrüßung zu der Po- diumsdiskussion mit Kristalina Georgi- eva, EU-Kommissarin für internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion in München. Der Bayerische Staatsminister des In- nern, Joachim Herrmann, MdL, hatte Katastrophenschutz - ein Thema, das sich in der EU weiter entwickeln muss - beschäftigte die zu der Begegnung eingeladen, in deren Diskussionsrunde: THW-BV-Präsident Stephan Mayer, MdB; EU-Kommissarin Kristalina Geor- Rahmen die Veranstaltung im Konferenz- gieva; Moderator Dr. Clemens Verenkotte; Staatsminister Joachim Herrmann; Christa Prinzessin zentrum München stattfand. Mit zur Dis- von Thurn und Taxis, Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes und Alfons Weinzierl, Vorsitzen- kussionsrunde gehörten Stephan Mayer, des Landesfeuerwehrverbands Bayern. Alle Fotos: Johann Schwepfinger MdB, Präsident der THW-Bundesvereini- gung; Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, Präsidentin des Bayerischen Roten das Thema. Minister Herrmann nannte in einer effizienten Gefahrenabwehr. Kreuzes und Alfons Weinzierl, Vorsitzen- Prävention, Subsidiarität und Solidarität „die wesentlichen Grundlagen für das Damit ist die Zuständigkeit und Verant- der des Landesfeuerwehrverbandes. Zusammenwirken der Mitgliedsstaa- wortung der nationalen Regierungen Dr. Clemens Verenkotte vom Bayerischen ten“ und gab seiner Erwartung Aus- gefordert: „Wir brauchen ein ausgewo- Rundfunk moderierte. druck, dass die Legislativvorschläge der genes Verhältnis von nationaler Verant- EU-Kommission dafür wichtige Weichen wortung und internationaler Solidarität.“ stellen. Für den europaweiten Einsatz müssten BR-alpha sendet die Veranstaltung nationale Katastrophenschutzeinheiten am 18. Februar 2012 um 22.30 Uhr Die Erfahrung zeige, dass die Verantwor- im Rahmen des Gemeinschaftsverfah- in der Reihe „Denkzeit“. tung für den Schutz der Bevölkerung am rens noch besser miteinander vernetzt besten auf lokaler Ebene anzusiedeln sei werden. Eine operative Einsatzzentrale „Katastrophenhilfe in Europa – eigene und das wiederum erkläre die große Be- mit Weisungsbefugnis sei hierfür nicht Vorsorge und solidarische Hilfe“ lautete deutung der ehrenamtlichen Strukturen notwendig. Gruppenbild mit EU-Kommissarin, Staatsminister und Rot-Kreuz-Präsidentin - die Saalecke bot nicht allen Veranstaltungsteilnehmern Platz. 4 THW-JOURNAL BY 2/2011
THW EU-Kommissarin Georgieva stimmt ihm arbeit zwischen den insoweit zu, dass sie die Kompetenzen einzelstaatlichen Kata- der EU vor allem in einer koordinieren- strophenschutzstellen den Funktion sieht. als EU-Verantwortung. Aus Berliner Sicht sei Es sei nicht Ziel der EU-Kommission, dop- die ausreichende Vor- pelte Strukturen aufzubauen. sorge von den einzel- nen Staaten zu ge- Die EU will die Kompetenzen, die ihr aus währleisten. dem Lissabon-Vertrag erwachsen sind, mit Leben füllen. Das Technische Hilfs- werk, eine Bundesbe- Fünf Schwerpunkte für die EU hörde mit 99 Prozent Sie nannte fünf Schwerpunkte für die EU ehrenamtlichem An- in diesem Bereich: teil, sei dafür gutes Beispiel. Es beweise Erstens sollten die Mitgliedsstaaten zur täglich seine Bereit- Prävention die Risiken fundiert einschät- schaft zu internationalen Einsätzen und EU-Kommissarin Georgieva stellte sich dem zen und Risikoszenarien erarbeiten. sei bereits auf fast allen Kontinenten ak- Erinnerungsfoto mit den Spitzenvertretern des tiv gewesen. Die Erfahrung, geholfen zu THW aus Bayern. Zweitens müssten die Einsatzkräfte bes- bekommen und helfen zu können brin- ser ausgerüstet und ausgebildet werden. ge die Menschen in Europa und darüber Gemeinsame Übungen seien notwen- hinaus enger zusammen. So diene euro- dig. derte, die Feuerwehren in der EU als Ka- päische Solidarität nicht nur der Europä- Den dritten Punkt, die Verfügbarkeit von ischen Gemeinschaft, sondern auch dem tastrophenschutzeinheit anzuerkennen. Ressourcen bei Katastrophen, erachtete Abbau von Vorurteilen. Er verwies darauf, dass sich in Bayern Georgieva als den wichtigsten: Nicht alle und in Deutschland der Katastrophen- Länder müssten für jede Art von Katas- Katastrophenschutz ohne Ehrenamt schutz bewährt habe. Für Einsätze in der trophe gerüstet sein; manche Kapazitä- geht nicht EU müssten die Einsatzkräfte jedoch bes- ten könnten sich mehrere Länder teilen. ser vorbereitet werden. Dieser Feststellung von Stephan Mayer, MdB, schloss sich auch die Präsidentin An der Veranstaltung nahmen Abord- Viertens schränken die hohen Transport- des Bayerischen Roten Kreuzes, Chris- nungen der im Katastrophenschutz tä- kosten Einsätze oft ein. Dafür fehle ein tina Prinzessin von Thurn und Taxis an. tigen Hilfsorganisationen teil, die sich Budget. Hier gelte es, eine Lösung zu Sie forderte verstärkte Unterstützung beim anschließenden Empfang aus- finden. des ehrenamtlichen Engagements. Die tauschten. Vom THW waren Geschäfts- Fünftens müsse die europäische Kata- Strukturen vor Ort seinen essentiell: führer, Ortsbeauftragte und Mitarbeiter strophenhilfe die Plattform sein, ge- „Ohne das ehrenamtliche Engagement der Dienststelle des Landesbeauftragten meinsam zu reagieren. Eine stärkere ist der Katastrophenschutz nicht zu be- als Gäste dabei. Vernetzung sei notwendig, eine höhere wältigen.“ Dem Ehrenamtlichen müssten Kosteneffizienz erstrebenswert. durch geeignete Rahmenbedingungen Zum Empfang von EU-Kommissarin Perspektiven geboten werden, so dass Georgieva hatten sich Feuerwehr- und „With this legislation we are creating an die Menschen sich auch in Zukunft für Rot-Kreuz-Einsatzkräfte am Odeonsplatz European Disaster Management Centre diese Arbeit begeistern und befähigen präsentiert. Im Anschluss stattete sie der to allow us to serve the member states. lassen. Sie nannte in diesem Zusammen- Münchner Rück einen Besuch ab. sf So we can do the best possible job for hang auch die Problematik mit den Ar- our citizens.” beitgebern der ehrenamtlich Engagier- ten und forderte, dass sich Bürger der Stephan Mayer, MdB: Verantwortung für ihre eigene Sicherheit Sichtlich Spaß hatte die EU-Kommissarin auf Staaten müssen selbst Vorsorge treffen bewusst werden müssten. dem Feuerwehrmotorrad. Stefan Mayer, MdB, Präsident der THW- Außerdem wies die Bundesvereinigung, stimmte der EU- Prinzessin auf die bei- Kommissarin in diesen Punkten grund- spielgebenden inter- sätzlich zu. Er sah Koordination der nationalen Erfahrun- schnellen und effizienten Zusammen- gen des Roten Kreuzes hin, das stets mit den örtlichen Strukturen überall in der Welt zu- sammenarbeite. Alfons Weinzierl, Vor- sitzender des Landes- feuerwehrverbandes Bayern, nahm diesen Gedanken auf und for- THW-JOURNAL BY 2/2011 5
THW Ganz im Zeichen der Signal der Politik Gleichberechtigung: Ilse Aigner, MdB, pro Ehrenamt Bundesministerin für Ernährung, „Als Präsident der THW-Bundesvereini- Landwirtschaft und gung e.V. begrüße ich es außerordent- Verbraucherschutz, lich, dass die Politik, trotz immenser hilft ihrem Amtskol- Sparzwänge, ein wichtiges Signal gelie- legen Dr. Hans- fert hat, das Ehrenamt weiterhin zu un- Peter Friedrich, MdB, Bundesminister des terstützen. Vor allem durch vermehrte Innern, in die Warn- (interne und externe) Öffentlichkeitsar- weste. Diese Weste, beit der Ortsverbände und intensivierte mit dem Aufdruck Helferbetreuung kann die Gewinnung „Raus aus dem Alltag, zusätzlicher ehrenamtlicher Helfer für rein ins THW“ gehört das THW verbessert werden.“ zu der bundesweiten Kampagne für Hel- Das Technische Hilfswerk bekommt für ferwerbung, die beim das kommende Jahr 2012 finanziell stär- THW-MdB-Termin in Berlin begonnen hat. THW-BV-Präsident Stephan Mayer, MdB, beobachtet kere Unterstützung. Dem haben die Mit- die Szene gemeinsam mit Nicolas Hefner, dem Chef des Stabes der THW-Leitung (rechts) und glieder des Haushaltsausschusses in der Bundesjugendleiter Bereinigungssitzung zugestimmt. Michael Becker (r. ne- ben Bundesministerin „Mit der Erhöhung der Zuschüsse um Aigner). Mit der ersten insgesamt zwei Millionen Euro, die den Kampagnen-Aktion Ortsverbänden direkt zugute kommen, machten zu „Wetter- ist ein wichtiger Schritt geleistet worden, stationen“ umge- auch weiterhin den bisher außerordent- widmete Dreiböcke lich erfolgreichen Einsatz der Helferinnen mit Sandsäcken und Helfer in den THW-Ortsverbänden die Passanten auf zu sichern. die Möglichkeit der Mitwirkung im THW Gerade mit der Aussetzung der Wehr- aufmerksam. Aufmerksam und fröhlich - das hätte man zum Motto erklären können - von der Eröffnung bis zum Ende. Es hatte Gültigkeit für Gäste und Veranstalter. Oben Verkehrsminister Peter Ramsauer, MdB, und Staatsminister beim Bundesminister des Auswärtigen a.D. Günter Gloser, unten rechts Hans-Joachim Fuchtel, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales und Ehrenpräsident der THW-Bundesvereinigung. Schirmherr Bundestagspräsident Dr. Lammert, brachte die Zuhörer zum Lachen und zum Nachdenken - mit dem THW kennt er sich aus. THW-BV-Präsident Stephan Mayer, MdB, hatte die Veranstaltung gemeinsam mit THW-Präsident Albrecht Broemme und THW-Bundes- sprecher Frank Schulze eröffnet. 6 THW-JOURNAL BY 2/2011
THW Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk, MdB, (ehem. THW-Landesvereinigungsvorsitzender Bayern) und Bundesministerin Ilse Aigner sind kompe- tente Gesprächspartner für die THW-Vertreter aus Bayern: v.l. Landesbeauftragter Dietmar Löffler, die Ortsbeauftragten Thomas Oetter, Bayreuth, Christian Bickel, Pegnitz, und Dr. Fritz-Helge Voß, stv. Landesbeauftragter. Fotos: Petra und Hartmut Bonk, Johann Schwepfinger pflicht und der damit einhergehenden winnung und -bindung nachdrücklich rungen beispielsweise im Bereich der Reduzierung von freiwilligen Verpflich- unterstützt werden. Nur so kann gesi- Fahrzeugunterhaltung abgefedert wer- tungen für das THW muss die Helferge- chert werden, dass sich auch weiterhin den. Insgesamt erhalten die Ortsverbän- genügend ehrenamtliche Helferinnen de somit einen größeren finanziellen und Helfer mit dem meines Erachtens Spielraum zur Aufrechterhaltung des bemerkenswerten Engagement für den Dienst- und Einsatzbetriebes.“ Bevölkerungs- und Katastrophenschutz einsetzen. Stephan Mayer, MdB, Präsident der THW-Bundesvereinigung, hat mit dieser Deshalb ist es nur folgerichtig, dass allein Information nun schon das zweite Jahr eine Million Euro zusätzlich in die Hel- in Folge eine anerkennende Haltung des ferwerbung und Helfererhaltung fließt. Deutschen Bundestages für das THW Ein beachtliches Ergebnis ist sowohl mit melden können. dem Plus von 600 000 Euro für die Be- treuung der Helferinnen und Helfer als Die persönlichen Begegnungen von auch mit dem Plus von 200 000 Euro für Menschen im THW mit den Mitgliedern den Bereich Ausbildung erzielt worden. des Deutschen Bundestages leisten für die Wertschätzung einen wichtigen Bei- Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk im Mit einem Plus von ebenfalls 200 000 trag. Bei der jüngsten Präsentation des Gespräch mit einem guten Bekannten - dem Euro im Bereich Geschäftsbedarf der THW zwischen dem Kanzleramt und Landesjugendleiter der THW-Jugend Bayern, Ortsverbände können Kostensteige- dem Paul-Löbe-Haus in Berlin lobte Bun- Andre Stark. Eine Gesprächsrunde, die sich kennt (v.r.): Marlene Mortler, MdB, aus Lauf an der Pegnitz, ist seit 2002 von ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern in den Bundestag gewählt; Ilona Knecht-Jesberger, THW-Geschäftsführerin Schwandorf, zu der das THW-Lauf gehört, und drei Vertreter des THW-Ortsverbandes Lauf trafen sich vor eindrucksvoller Kulisse: v.l. THW-Ortsbeauftragter Marcus Sperber, stv. THW-Landessprecher Bayern und ehemaliger Ortsbeauftragter Peter Döth und einer der drei Stellvertreter des Ortsbeauftragten, Joachim P. Süß. 8 THW-JOURNAL BY 2/2011
THW destagspräsident Dr. Norbert Lammert das THW: „Ich bin froh, dass wir in Deutschland mit dem THW eine effektive Bevölkerungs- schutzorganisation haben, die zu 99 Prozent von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern getragen wird“. Der Bundestagspräsident war der Schirmherr der Veranstaltung, bei der über 300 Bundestagsabgeordnete sich ein persönliches Bild von der Organisa- tion machten und viele von Ihnen be- grüßten dabei „alte Bekannte“. Die Bildernachlese gibt einen kleinen Einblick aus dem bayerischen Blick- winkel in den abwechslungsreichen Nachmittag, zu dem sich die Berliner Ortsverbände nicht nur logistisch stark engagiert haben. Eindrucksvoll gestal- Gabriele Fograscher, MdB, gehört dem Deutschen Bundestag seit 1994 an und engagiert sich teten sie die Präsenz der verschiedenen u.a. auch in Bayern bei der THW-Jugend in der Landesvorstandschaft. Sie wird flankiert von LB Fachgruppen, um den Gästen aus dem Löffler und und steht hier stellvertretend für die vielen bayerischen Abgeordneten aller poli- Bundestag möglichst viele positive Ein- tischen Richtungen, die das THW an diesem Tag besucht haben. drücke von der Einsatzstärke des THW‘s zu vermitteln. Die Palette reichte an die- So wie diese Gruppe fanden sich viele Bundestagsabgeordnete mit den Vertretern „ihrer“ THW- sem Tag von der Verpflegung bis zu spe- Standorte vor der Fotowand zu einem Erinnerungsfoto ein. Sie konnten dann das Foto sofort auf ziellen Einsatzkräften bei Führung und dem scheckkartengroßen Memory-Stick mit THW-Informationen mitnehmen. Die Vorausset- Kommunikation sowie bei besonderen zungen dafür und die Umsetzung lagen bei Johann Schwepfinger und seinem Team. Idee und Gefahrenlagen. Durchführung fanden viel Lob. Geschicklichkeit war auch bei den Gästen gefragt. Die Spiele mit THW-Zahnrad und quer durch die Buchstaben, die auch als Tech- nische Hilfe Weltweit interpretiert werden, machten sichtlich Spaß. Oben Petra Pau, MdB, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, mit Rüdiger Jakesch, gf. Vizepräsident der THW-Bundesvereinigung. Rechts oben Stephan Stracke, MdB, Vorsitzender der THW-Landesver- einigung Bayern. Rechts unten die Mannschaft am Spiel rund um die Buchstaben - v.l. THW-Vizepräsident Gerd Friedsam, sein Vorgänger Rainer Schwierczinski, Bundesinnenminister Dr. Friedrich, THW-BV Präsident Stephan Mayer, MdB, Albrecht Brömme, THW-Präsident und Frank Schulze, THW-Bundessprecher. 10 THW-JOURNAL BY 2/2011
THW Recherche-Hinweis Die bayerischen Mitglieder des Bundestages, die in Berlin beim THW zu Gast waren sind alle auf der Homepage der THW-Landes- vereinigung mit ihren Fotos präsent. (www.thw-lv-bayern.de) Der Beitrag hat den Titel „Helfen rund um die Uhr: MdB trifft THW“. Beispielfoto links: Dr. Wolfgang Götzer, MdB, Rudolf Skalitzky wird flankiert von THW-Landessprecher Bayern, stv. THW-Bundesspre- cher und Ortsbeauftragter für Landshut (l), Michael Saller, stv. Ortsbeauftragter für Landshut. Fotografen: Johann Schwepfinger, Petra und Hartmut Bonk Neuer Vizepräsident im THW ist Gerd Friedsam Rainer Schwierczinski feierlich aus dem Amt verabschiedet „Mein Vorgänger stand für Kontinuität Gerd Friedsam auch ehrenamtlich im und Verlässlichkeit. Diesen Weg möch- THW aktiv und war unter anderem Orts- te ich gerne beibehalten“ Das ist eines beauftragter in Ahrweiler. der Ziele, die sich Gerd Friedsam am 1. Oktober 2011 für seinen neuen Aufga- Ruhestand nach fast 50 Jahren im Dienst benbereich setzte: Er ist der neue Vize- Sein Vorgänger Rainer Schwierczinski Präsident der Bundesanstalt Technisches stand fünf Jahre an der Seite von THW- Hilfswerk. Präsident Albrecht Broemme. Schwier- czinski wurde in einer Feierstunde im „Das neue Amt ist mir Ehre und Auftrag Rathaus von Beul, seiner Wahlheimat, zugleich“ sagte er bei seiner offiziellen nach mehr als 46 Jahren im Bundes- Amtseinführung. dienst von Klaus-Dieter Fritsche, Staats- „Ich wünsche ihm auch künftig die Über- sekretär im Bundesinnenministerium, in zeugung und Begeisterung, um den Auf- den Ruhestand verabschiedet. gaben, die mit seinem neuen Amt ver- Rainer Schwierczinski freute sich über ein Buch Dem THW will Rainer Schwierczinski mit bunden sind, zu begegnen“, so Broemme von Angela Merkel mit persönlicher Widmung Engagement in der THW-Vereinigung zum Auftakt. der Kanzlerin, das ihm BV-Ehrenpräsident, eng verbunden bleiben. Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel, Gerd Friedsam ist seit mehr als 25 Jahren An der Veranstaltung nahmen rund 200 MdB, überreichte. beim THW. Beruflich begann seine Kar- Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kata- riere in den Landesverbänden Hessen strophenschutz teil. und Baden-Württemberg. Später wurde er Referatsleiter und Leiter des Leitungs- Zu ihnen gehörten der Parlamentarische Joachim Fuchtel, MdB; der amtierende stabes der THW-Leitung. Für ein halbes Staatssekretär beim Bundesministerium Präsident der THW-Bundesvereinigung Jahr vertrat er den Landesbeauftragten für Arbeit und Soziales und Ehrenpräsi- Stephan Mayer, MdB; Axel Voss, MdEP; für Nordrhein-Westfalen. Seit 1988 ist dent der THW-Bundesvereinigung Hans- Christoph Unger, Präsident des Bundes- amtes für Bevölkerungsschutz und Ka- tastrophenhilfe; THW-Bundessprecher Frank Schulze; Hans-Peter Kröger, Prä- sident des Deutschen Feuerwehrver- bandes; Dr. Klaus Wilkens, Präsident der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft; Edmund Bauer, Vizepräsident des Mal- teser Hilfsdienstes; die THW-Landesbe- Das auftragten und die THW-Sprecher, die Führungs- Präsidiumsmitglieder der THW-Bundes- Gespann vereinigung sowie die Vorstandsmit- im THW: glieder und Kuratoriumsvorsitzender Päsident Gerd Frey von der THW-Stiftung. Albrecht Broem- hp-sf me und Vizepräsi- dent Gerd Friedsam. THW-JOURNAL BY 2/2011 11
THW THW bei der Steuben-Parade So haben es die Kronacher erlebt – ein besonderer Reisebericht „Heros meets Heroes” oder so ähnlich könnte man den Auslandseinsatz der et- was anderen Art überschreiben, an dem die Kronacher THW-Helfer Gary und Hajo Badura in New York teilnahmen. Der Musikzug des THW Hermeskeil war vom Organisationskomitee der Steu- ben-Parade zur Teilnahme an der dies- jährigen Parade eingeladen worden und Rudolf Skalitzky, stv. THW-Bundessprecher und langjähriger THW-Landessprecher von Bayern der THW Landesverband Hessen/Rhein- (und THW-Ortsbeauftragter von Landshut) hat den THW-Block bei der Steuben-Parade in New land-Pfalz-Saarland hatte interessierten York mit angeführt. THW-Helfern aus ganz Deutschland die Möglichkeit geboten, mit nach New als ein riesiger A 380 draußen am Gate im Stadtteil Queens gelandet war, galt York zu reisen. So machten sich neben auf seine rund 700 Passagiere wartete. es zunächst die Einreiseformalitäten zu etwa 60 Musikern auch rund 50 Helfer Daneben wirkt eine B 747, der klassische erledigen. In langen Schlangen anste- aus 25 Ortsverbänden von Hamburg bis Jumbo-Jet, schon fast zierlich. Aber im hen, auf Zuruf an den nächsten Schalter München auf den Weg über den großen Laufe der Reise sollten die THWler noch treten und die Fragen des Emigration Of- Teich. mehr Superlative erleben, so dass zu- ficers beantworten. War der irgendwann mindest denjenigen, die zum ersten dann überzeugt, dass man nichts Übles Wer in die größte Stadt Amerikas reisen Mal in den USA waren, hier und da die im Schilde führte, gab es endlich den will, sollte das natürlich standesgemäß Spucke wegblieb. ersehnten Stempel in den Pass und mit auch mit dem größten Flugzeug der Welt den Worten „welcome to America“ war tun – und so gab es das erste Mal schon Als die Gruppe am Donnerstag gegen man dann endlich „drin“ – im Land der in Frankfurt ordentlich was zu staunen, Mittag auf dem John F. Kennedy-Airport unbegrenzten Möglichkeiten. Mit dem Bus ging es durch das übliche Verkehrschaos von New York nach Man- hattan, wo die Reiseteilnehmer ihre Ho- telzimmer direkt am Broadway beziehen konnten. Die Formalitäten am Flughafen und die Busfahrt quer durch die Stadt hatten übrigens genauso lange gedau- ert, wie die Anfahrt von Kronach zum Frankfurter Flughafen. Den Rest des Ta- ges nutzten die THWler, um New York ein Stück auf eigene Faust zu erkunden. Zwi- schen Braodway, 5th Avenue und Time Square gab es mehr zu entdecken, als man bewältigen konnte. Zum ersten Mal offiziell wurde es am Samstagvormittag, als die Gruppe zum Bürgermeisterempfang aufbrach. Eine Abordnung des Organisationskomitees und einer der stellvertretenden Bürger- meister von New York begrüßten bei strahlendem Sonnenschein die 25 teil- Schnappschuss auf nehmenden Gruppen aus Deutschland, der 5th Avenue - Hajo Österreich und der Schweiz, riefen sie Badura (rechts) und einzeln auf die Bühne und jede Gruppe sein Bruder Gary (beide durfte sich kurz auf deutsch und auf eng- THW-Kronach) mit lisch vorstellen, erklären wer sie war und einem New Yorker woher sie kam. Für das THW übernah- Polizisten men diese Aufgabe der Vizepräsident 12 THW-JOURNAL BY 2/2011
THW Rainer Schwierczinski und der stv. Lan- reren Feuerwehren und Vereinen aller ren Hinsehen aber als Plastikgefäße ent- desbeauftragte Ulf Langemeier. Richtungen, war aus Deutschland auch puppten, war noch das geringe Übel. Die eine Abordnung der Bundeswehr und angebotenen „Bratwurst-Sandwiches“ Im Anschluss Stadtbesichtigung im der Baden-württembergischen Polizei hätten dagegen sicher auf dem echten Dauerlauf - Zeit ist in New York immer vertreten. Auf amerikanischer Seite wa- Oktoberfest wenig Chancen, denn das knapp und wer diese Stadt einmal erlebt ren mehrere Kapellen und Tanzgruppen Sauerkraut gleich mit in die Semmel zu hat, wird sofort verstehen, dass der Satz aus diversen Teilen der USA angereist, bekommen... „Zeit ist Geld“ nur hier entstanden sein etliche Polizeiabordnungen und natür- kann. Unter der fachkundigen Leitung lich war auch die New Yorker Polizei und Neben den vielen Superlativen der unserer Stadtführerin steuerte der Bus- die Feuerwehr der Stadt vertreten. Der Stadt, die niemals schläft, war aber si- fahrer gekonnt sein Gefährt durch das Weg über die 5th Avenue bis hinauf zur cher das Verhalten der einheimischen übliche Chaos. Über die Wall Street und 86. Straße war gesäumt mit Tausenden Bevölkerung für die Reiseteilnehmer Ground Zero ging es über Broadway und von Besuchern aus aller Welt. sehr beeindruckend. Egal wo und bei 5th Avenue zu allen nennenswerten Se- welcher Gelegenheit, wurden die THW- henswürdigkeiten; wir sahen Chinatown Helfer freudig begrüßt und aufgenom- Höhepunkt: THW-Musikzug spielte auf und SoHo, die Carnegie Hall und diverse men sobald bemerkt wurde, dass man der berühmten Wolkenkratzer, die man dem roten Teppich die Nationalhymnen aus Deutschland kam. Egal ob es die aus Spielfilmen kennt. von Amerika und Deutschland kleine Flagge auf dem Ärmel war oder es sich im Gespräch ergab – sobald das New York ist in jeder Hinsicht eine Stadt Gespräch auf Deutschland kam, kannte der Superlative, die man nur schwer in Der absolute Höhepunkt des Umzuges war, als unsere Marschgruppe auf dem die Begeisterung der Amerikaner keine Worten oder Zahlen ausdrücken kann. Grenzen. Man muss es selbst erlebt haben, um zu roten Teppich vor der Ehrentribüne begreifen, was 8,2 Mio Menschen be- stoppte und der Musikzug die deutsche Oft wurden die THWler gefragt, ob sie deuten, die in einer Dichte von 10.356 und die amerikanische Nationalhymne Firefighter – also Feuerwehrmänner wä- Einwohnern je Quadratkilometer zusam- spielte, ehe es weiterging. ren oder was denn die Buchstaben T H W menleben. Die Stadt hat 200 Museen, Zweiter Höhepunkt der Veranstaltung bedeuten würden. Hierzu muss man wis- 150 Theater und 18.000 Kneipen und war am Nachmittag das Oktoberfest im sen, dass in den USA Feuerwehrmänner Restaurants. Neben etwa 14.000 Taxis Central Park. Mit einem riesigen Bierzelt, als Helden angesehen und entsprechend befördern 4.000 Stadtbusse jeden Tag umsäumt von zahlreichen Ausschank- verehrt werden. Diese haben in der ame- etwa eine Million Fahrgäste und in 6.000 stellen und Ess-Ständen versuchten die rikanischen Gesellschaft eine Stellung, U-Bahn-Waggons auf 27 Linien mit 476 Organisatoren ein bisschen „alte Hei- die man mit nichts in Deutschland ver- Bahnhöfen rauschen nochmals jeden mat“ mitten nach New York zu holen. gleichen kann. Dies war schon früher so, Tag 4,5 Millionen Menschen im Verbor- Es gab Bier von diversen, namhaften hat sich aber nach dem Anschlag vom genen zu ihren Zielen. Die Zahl von etwa Brauereien sowie Frankenwein und Un- 11. September 2001, bei dem 343 New 200 Wolkenkratzern nimmt sich dage- derberg. Allerdings gab es das Bier nicht, Yorker Firefighter ihr Leben verloren, gen schon fast bescheiden an. wie gewohnt, direkt zu kaufen, sondern noch extrem verstärkt. man musste erst an einer speziellen Kasse ein oder mehrere „Beer-Tickets“ THW-Musikzug musizierte beim erwerben und dabei natürlich jedes Mal THW - was ist das? Gottesdienst für Parade-Teilnehmer den Ausweis vorzeigen, denn die ameri- Da es in den USA keine dem THW ver- kanischen Gesetze verbieten rigoros den gleichbare Organisation gibt, waren in der St. Patricks Kathedrale Verkauf von Alkohol an Personen unter etwas ausgiebigere Erklärungen von 21 Jahren. Auch für das Oktoberfest gibt Nöten und wenn die Fragenden dann Am Samstag der große Tag der Parade. es da keine Ausnahme. Dass die Maßkrü- erfuhren, dass das THW oft ausrückt, Nach einer sehr frühen Abfahrt vom ge zwar echt aussahen, sich beim nähe- um Feuerwehren zu unterstützen, wa- Hotel zur St. Patricks Kathedrale, wo ein gemeinsamer Gottesdienst für alle Pa- radeteilnehmer zelebriert wurde. Der THW-Musikzug aus Hermeskeil gestal- tete diesen mit mehreren Musikstücken. Da etwa 30 % der Bevölkerung im Groß- raum New York deutschstämmig sind bzw. deutsche Vorfahren haben, gibt es auch eine deutsche Kirchengemeinde. Der Gottesdienst fand in deutscher Spra- che statt. Bei dieser Gelegenheit trafen wir auch die Verbraucherschutzministe- rin Ilse Aigner, die als Vertreterin der Bun- desregierung der Parade beiwohnte. Anschließend ging es mit dem Bus zur 64. Straße, wo sich die einzelnen Gruppen formierten und von den Organisatoren in die passende Reihenfolge dirigiert wurden. Neben zahlreichen Musikkapel- len aus allen Teilen Deutschlands, meh- In den Straßen von New York - Der THW-Musikzug aus Hermeskeil. Fotos: thw THW-JOURNAL BY 2/2011 13
THW ren sie meist völlig aus dem Häuschen. Wer dazu da ist, die Helden der Nation THW-Tauchgruppen präsentierten sich zu unterstützen, muss ja wohl selbst ein Superheld sein, so war die Meinung vie- ler Passanten. 11.200 Feuerwehrleute sorgen in 221 Wachen und mit 430 Fahrzeugen dafür, dass „nichts anbrennt“ und eine Arma- da von rund 38.000 Polizeibeamten ma- chen New York zu einer der sichersten Großstädte der Welt. Ihrer allgegenwär- tigen Präsenz ist es auch zu verdanken, dass im Jahre 2009 „nur“ rund 400 Morde passiert sind – eine verschwindend ge- ringe Zahl im Vergleich zu früheren Jah- ren, wo diese Zahl stets bei weit über 2.000 lag. Abschluss der THW-Reise war am Sonn- tag eine Schiffsrundfahrt um Manhattan herum. In der Nähe von Ground Zero be- stiegen die Helfer ein Ausflugsschiff der Circle Line und nahmen zunächst Kurs Ein ungewöhnlicher Ort das THW-Journal zu lesen - es scheint auch unter Wasser spannend zu zum Fotoshooting auf die Freiheitssta- sein und das Hochwasserthema passt wenigstens vom Element... Fotos: thw tue und in Richtung Ellis Island. Auf die- Anlässlich des Tages der offenen Tür rungen erlebten sie bei THW und Was- ser Insel im Hudson-River befand sich Bayerischer Staatsministerien der Finan- serwacht. bis 1954 die zentrale Anlaufstelle für alle zen und des Innern präsentierten sich Migranten, die in die USA einwandern Innenminister Herrmann und Finanz- die bayerischsen THW-Tauchgruppen in wollten. 12 Millionen Menschen aus aller minister Fahrenschon dankten den eh- München. Gute Einblicke in die Arbeit Welt, die an Bord der berüchtigten Aus- renamtlichen Helfern, die mit großem der Taucher bietet den Zuschauern der wanderer-Schiffe ankamen, setzten dort Engagement zum Gelingen der Veran- Tauchcontainer mit seinen gläsernen erstmals einen Fuß auf amerikanischen staltungen beitrugen. Wänden. Boden. Rund 5000 Besucher kamen (nach Me- Die Fahrt ging dann um die Südspitze dienschätzungen). Praktische Vorfüh- Tauchcontainer mit Moderator auf dem Dach Manhattans in den East River, ein Mee- resarm, der die Stadtteile Brooklyn und Queens von Manhattan trennt, in Rich- tung Norden mit atemberaubendem Blick auf die Skyline und die berühmten Brücken, die die Stadtteile über den East River hinweg verbinden. Durch den Har- lem River, welcher Manhattan von der Bronx abgrenzt, ging es in den legen- dären Hudson und auch an der Stelle vorbei, wo unlängst ein Pilot seinen Jet notgelandet hat und zurück an den Aus- gangspunkt. Nächstes Ziel: New Orleans 2015 Bis zum Abflug am Montag blieb noch etwas freie Zeit, die der eine oder andere zum shoppen oder für weitere Besich- tigungstouren nutzte. Etwas geschafft, aber mit vielen neuen Eindrücken und bleibenden Erinnerungen traten die Teilnehmer die Heimreise an und so mancher wird schon auf das Jahr 2015 warten, wo eine Neuauflage dieser Reise, dann nach New Orleans – zum 10. Jah- restag des Hurrikan Katrina geplant ist. Hajo Badura THW-JOURNAL BY 2/2011 15
THW Innenminister Herrmann informiert Katastrophenschützer „Es ist großartig, was es in Bayern an vorbeugend tätig werden und Werbung Kurz ging Herrmann anschließend auf ehrenamtlicher Einsatzbereitschaft betreiben, sagte Herrmann. Weiter sagte die Pläne der EU ein, eigene Katastro- gibt. Das ist unbezahlbar, “ sagte der der Minister. „Wir müssen in der Bevölke- phenschutz-Einheiten aufzustellen, was bayerische Innenminister Joachim Herr- rung deutlich machen, wie wichtig das er als absolute Fehlentwicklung betrach- mann beim Forum Bevölkerungs- und Ehrenamt ist, aber auch zeigen, wie viel tet. Weitere Fragen befassten sich mit Katastrophenschutz im Altöttinger Ho- Spaß das Engagement bei Feuerwehren, der Notstrom-Absicherung der neuen tel Zur Post. Gemeinsam mit dem Prä- Rettungsdiensten und THW machen Digitalfunkmasten, die nach Wissen des sidenten der THW-Bundesvereinigung kann“. Ministers gesichert sei und der Über- Stephan Mayer, der das Forum initiiert nahme von Betriebskosten bei den Ret- hatte, informierte er über aktuelle Ent- Stephan Mayer, MdB, schlug in diesem tungsdiensten durch den Staat. Dies sei, wicklungen im Zivil- und Katastrophen- Zusammenhang vor, sich Gedanken so Joachim Herrmann, eine Aufgabe der schutz und beantwortete Fragen der zu machen, wie das Ehrenamt noch Krankenkassen und nicht des Staates. geladenen Vertreter von Feuerwehren, attraktiver gestaltet werden könne. Es Gleichzeitig betonte er jedoch, dass eine Rettungsdiensten und THW. müssten auf allen politischen Ebenen Förderung des Ehrenamtes sehrwohl im auch unkonventionelle Dinge ange- Sinne des Staates sei. Großes Thema war der neue Feuerwehr- dacht werden. führerschein, mit dem es Mitgliedern Von Seiten des THW wurde die Veran- von Feuerwehren und anderen Hilfsor- Möglich wäre nach seinen Worten Ak- staltung vom stellv. Bundeshelferspre- ganisationen, nach interner Schulung, tiven in Feuwehr, Rettungsdiensten und cher Rudi Skalitzky, dem Mühldorfer Ge- gestattet wird Fahrzeuge bis 7,5 Ton- THW Vorteile der Studienplatzvergabe schäftsführer Klaus Labitzke und dem nen zu führen. Einzige Voraussetzung einzuräumen oder zusätzliche Anreize Zugführer des OV Mühldorf Florian See- ist, neben der Einweisung und Eignung, bei der Altersvorsorge zu schaffen. mann begleitet. Andreas Gölkel der Besitz der Führerscheinklasse B, also eines PKW-Führerscheins. Innenminister Herrmann erklärte, dass dieser Führer- schein notwendig geworden sei, um die Bayerischer THW-Löwe für Rainer Schwierczinski Einsatzbereitschaft der verschiedenen Organisationen sicher zu stellen. Die Problematik hatte sich ergeben, da nach dem Wegfall der alten Führerscheinklasse 3 immer weniger junge Menschen einen LKW-Führerschein, zum Bewegen der Einsatzfahrzeuge, besitzen. Hermann sagte, er sei froh, dass das Gesetz, nach jahrelangen bayerischen Bemühungen, endlich Bundesrat und Bundestag pas- siert hat. Weiterhin berichtete er, dass der bayerische Ministerrat sich mit der baye- rischen Ausführungsverordnung befasst hat und zeitnah mit der Ausbildung der neuen Fahrer begonnen werden könne. Wehrpflicht beschäftigt Hilfsorganisationen Weiterhin thematisierte er den Wegfall der Wehrpflicht, der nach seinen Worten, besonders das Technische Hilfswerk, als Zivil- und Katastrophenschutzorganisa- tion des Bundes betreffen werde. Rund ein Drittel der aktiven Helferschaft er- füllten bisher ihre Pflicht dem Staat ge- genüber mit dem gleichwertigen Dienst beim THW statt bei der Bundeswehr. „Der Wegfall wird sich sicherlich nicht von Dietmar Löffler, Landesbeauftragter für das THW in Bayern, überreichte Rainer Schwierczinski einem Tag auf den anderen bemerkbar als Zeichen des Dankes den bayerischen Löwen von der Porzellanmanufaktur Nymphenburg. machen, aber wir stehen vor einer groß- Damit hat THW-Löwe Nummer zwei seinen Platz in Bonn-Beul gefunden. en Herausforderung, über Jahre hinweg“, Im Beisein der Führungskräfte des erweiterten bayerischen THW-Landesausschusses in Dach- sagte er. auhat Löffler die jahrzehntelange harmonische Zusammenarbeit Revue passieren lassen. Bei der Feuerwehr habe man derzeit, Der Ausgezeichnete bedankte sich bei seinem langjährigen Freund, Kollegen und Mitstreiter im Gott sei Dank, kein akutes Nachwuchs- Dienstbereich des Bundesinnenministeriums. problem, jedoch müsse man auch hier Johann Schwepfinger 16 THW-JOURNAL BY 2/2011
THW Zukunftskongress bayerisches THW 262 Führungskräfte des THW Bayern ha- meinen Einstellungen und Vorgehen im ben sich an dem Zukunftskongress in der OV überdenken.“ Fachhochschule Regensburg beteiligt. Sie waren nicht nur als Zuhörer gekom- Zum Nachdenken und eignem Handeln men. Sie hatten die Auswahl unter sechs anregen, das gehörte zu den Zielen der Foren, an denen sie sich aktiv beteiligen Führungskräfte-Tagung. konnten und sie hatten die Gelegenheit Die Aussagen der THW-Familie an diesem zu persönlichen Gesprächen mit Men- Tag waren kompatibel und zukunftsori- schen im THW, denen sie nicht jeden Tag entiert. Sowohl die THW-Jugend, reprä- begegnen (können). sentiert von Landesjugendleiter André 1 Helferbindung - Helfergewinnung Stark, wie auch Landessprecher Rudolf Dazu gehörten die Schwerpunkte Kinderbetreuung im Skalitzky und für die THW-Landesverei- OV – das Konzept „Kindertagesbetreuung zum THW- nigung 2. Vorsitzende Siglinde Schnei- Dienst (OV Kulmbach) hat zwei Monate später beim der-Fuchs ermunterten in Bilanz und Perspektive zu Energie und Tatkraft und Anmeldung, nahrhafter Willkommensgruß Förderpreis Helfende Hand den 3. Preis in der Katego- boten Hilfestellung an. und eine Fülle von Anregungen erwarteten die rie Innovative Konzepte errungen. (Diana Wachtler); THWler. Ergebnis einer Brainstormingsitzung im Ortsverband Fotos: Johann Schwepfinger Neben einer Bildernachlese ist die Grund- (Christian Wilfling, Forchheim). Reaktivierung von ehe- und satzrede nachzulesen – um den Gesamt- maligen HelferInnen (Frank Heublein, Coburg und Man- Sepp Fuchs eindruck zu vertiefen und jedem die fred Pelkner, Staffelstein), Erfahrung mit Flohmärkten Chance zu geben, das Seine für (Julian Knaup, Cornelia Lutz, Gloria Vogler, FSJ-lerinnen die Entwicklung beizutragen. Gst. Bamberg ). sf 2 Bürokratieabbau im THW Bürokratieabbau im OV (Monika Hadzibajric) 3 „Einmal Junghelfer, immer THW-Helfer?“ Lösungsansätze aus Sicht der THW-Jugend und des Ortsverbandes, formuliert von Marc-Andre Ciesiolka Regensburg und Verpflegung (stv. Bundesjugendleiter) und OB Michael Wüst. - ein harmonisches und schmackhaftes Miteinander. 4 IT-Kommunikation Der OV im Facebook – Spielregeln, Tipps, Erfahrungen (Florian Wagner, Andreas Montag) 5 Kommunikation Festveranstaltungen planen, druchführen (St. Huber) Bedeutung des BÖ im OV stärken (Stefan Mühlmann) Flyerwerbung in kostenlosen Wochenzeitungen (Curd Mohr) 6 THW-Kultur Das menschliche Miteinander in einer Einsatzorganisa- tion (Siglinde Schneider-Fuchs) Das waren die Themen, die mit interes- santen Inhalten gefüllt, neben grund- sätzlichen Fakten auch viel persönliche Erfahrungen beinhalteten und so zu in- teressanten Diskussionen anregten. Diese Art von Erfahrungsaustausch und die Suche individuell gangbarer Wege zum Erfolg bestimmten den Tag. Er war Auftakt für künftige Begegnungen mit diesem Ziel. Das Fazit vieler hier am Beispiel einer schriftlichen Aussage: „Vielen Dank für Beispiel aus der Gremienar- die auführlichen Anregungen und Ge- beit: Zu weniger Bürokratie dankenanstöße. Ich habe hier vieles mit- ist den Teilnehmern viel genommen und konnte doch einiges an eingefallen. 18 THW-JOURNAL BY 2/2011
THW Gemeinsam in die Zukunft Die eine Generation baut die Straße auf, auf der die nächste fährt - diese chinesische Weisheit, angewandt auf unser THW, begründet die stete Herausforderung zukunftsorientiert zu handeln. In den letzten Journalen wurde bereits viel über die Umbruchsituation gesagt, in der wir uns befinden. Einen überzeugenden ersten Schritt zum Umgang damit haben wir auf unserer Bay- erischen Führungskräftetagung gemacht: Wir haben uns damit auseinandergesetzt, dass es Zeit ist zu handeln. Und wie wir handeln wol- len. Vor allem bei den Handlungsfeldern Büro- kratieabbau, sparsames Finanzwirtschaften, Attraktivitätssteigerung in den Dienststellen, Helferbindung, Helfergewinnung, Erhaltung Eines der vielen Beispiele: Die Geschäftsstelle des Einsatzwertes und Kommunikation unserer Bamberg zeigte ihren Infostand mit authen- Themen im politischen Raum. All dies auf der tischem Material. - Links: Beruf und Hobby Grundlage, dass wir die Einsatzorganisation einer Geschäftsstellen-Mitarbeiterin. des Bundes im Bevölkerungsschutz sind und ge- meinsam mit unseren Partnern unser flächen- deckendes, ehrenamtliches System erhalten werden. In Regensburg ist uns aber noch etwas anderes gelungen. Zumindest bei mir hat sich die Ver- anstaltung als echtes Gemeinschaftserlebnis unseres bayerischen THW in der Erinnerung fest- gesetzt. Ich glaube, dass es den meisten anderen Teilnehmern auch so ging und daher werden wir dies auch im nächsten Jahr weiterführen und zu einer festen Institution machen. Wohlfühlfaktor THW Unausgesprochen blieb in Regensburg noch etwas sehr Wichtiges, obwohl es überall mit- schwang. Bei aller Belastung, bei aller Auseinanderset- zung über den richtigen Weg und bei allen Unsi- cherheiten ist und bleibt es doch so, dass uns un- ser THW Freude macht. Ich rede nicht vom häufig oberflächlichen Spaß, sondern von der echten Freude, eine herausfordernde Aufgabe und Amt so gut wie es eben geht auszufüllen. Und damit dem Leben einen weiteren Sinn zufügen. Im THW können wir unsere Erfolge und damit auch diese Freude selbst schaffen und so den „Wohlfühlfak- tor THW“ stärken. Hierfür herzlichen Dank! Die Planung und Durchführung des Bundesju- gendlagers in Landshut haben wir in Bayern als Herausforderung gerne angenommen. Wir wol- len gute Gastgeber sein und werden uns daher ordentlich ins Zeug legen – und das mit Freude. Glück auf! Der Infostand Dr. Fritz-Helge Voß des OV BGL mit der Ortsbeauf- tragten Sandra Huber gibt Ein- blick in die Arbeit vor Ort. THW-JOURNAL BY 2/2011 19
THW 8. Weil wir den Mut haben, anderen zu helfen. Mit diesem Selbstverständnis stehen wir in der Tradition aller, die 1950 das THW gegründet haben und es durch viele Ver- änderungen wie etwa 1992/95 und 2005 zu dem gemacht haben, was es jetzt ist. Bei scharfer Analyse der Herausforde- rungen und bei kreativem Umgang mit den Veränderungen ergeben sich in dieser Tradition auch heute, jetzt, hier Handlungsoptionen, die wir ergreifen können. Eines ist sicher: Wenn wir uns dazu ent- Zukunftskongress des bayerischen THW - Grundsatzrede Dr. Voß schließen, können und werden wir ge- meinsam unser THW gestalten und die Herausforderungen meistern, welche I. wir jetzt die ersten Reaktionen auf diese uns jetzt aufgegeben sind. Veränderungen bündeln und beginnen, „Es gibt Zeitpunkte, da ändert sich etwas. JETZT und ZIELGERICHTET zu handeln. II. Wie zum Beispiel 1955 mit der Einfüh- Rhetorisch gefragt: Warum handeln und Der Bevölkerungsschutz hat in den letz- rung der Wehrpflicht in der jungen Bun- die bisherige Form erhalten? Auf diese ten 20 Jahren deutliche Veränderungen desrepublik, wodurch Streitkräfte neu Frage lassen sich mindestens acht Grün- erfahren. Trotz aller gegenteiliger Be- aufgestellt und Sicherheitsbehörden de geben: hauptungen und Versprechungen hat wie das THW deutlich gestärkt wurden. sich die Welt aber nicht so verändert, Diese Änderungen können so deutliche 1. Weil es unsere ehrenamtlich getra- dass ein flächendeckender Bevölke- Auswirkungen haben, dass sie die bis- gene Organisation wert ist, in der jet- rungsschutz unnötig wäre. Im Gegenteil, herige Welt auf den Kopf stellen. Dann zigen Form fortzubestehen und sie nicht der Bedarf ist heute mindestens genauso kommt es darauf an, sich an die neuen - ähnlich wie beim Rettungsdienst - ir- groß, wenn auch aus anderen Gründen: Gegebenheiten anzupassen und aus ih- nen Nutzen zu ziehen. gendwann durch einen kleinen profes- Die Zeiten von 1950-1989 waren geprägt sionellen Kader ersetzt werden soll. von unmittelbaren Kriegserfahrungen Wir im THW erleben gerade wieder eine und dem Kalten Krieg. In einer bipo- solche Situation. Zu den langsamen Ver- 2. Weil die Idee, die das THW verkörpert so wertvoll ist: Mitmenschen in Not tat- laren Welt gab es eine ständige atomare änderungsprozessen im THW - wie zum Bedrohung und die stete Gefahr einer Beispiel Zentralisierung, Bürokratisie- kräftig zu helfen. Eskalation. Zudem gab es - wie heute - rung und Veränderungen der Einsatzab- 3. Weil das THW jetzt in der Lage ist, in Katastrophen im In- und Ausland. rechnungen - sind mit der Aussetzung der nächsten Minute aus dem Stand in der Wehrpflicht und der raschen Verän- Bayern 2000 Helferinnen und Helfer zu Die Zahl der Zivilschutz-Akteure war derung der Sicherheitsstruktur zwei ein- mobilisieren und geordnet unseren An- groß: BVS, LSHD, THW, Regieeinheiten, schneidende, schnell wirkende Verände- starke Streitkräfte, starke Sanitätsorgani- forderern zuzuführen und während des rungen auf uns zugekommen. sationen, starke Feuerwehren, auf einen Einsatzes zu versorgen, um so einen flä- kriegerischen Ernstfall vorbereitete Ver- Damit wird langfristig möglicherweise chendeckenden Bevölkerungsschutz zu waltungen. Es gab mit Notfalllagern und etwas in Frage gestellt, was uns bisher gewährleisten. Hilfslazaretten umfangreiche materielle selbstverständlich war: ein flächen- 4. Weil wir einen festen Teil der Gesell- Vorbereitungen und die Selbsthilfefähig- deckender, auf dem Ehrenamt beru- schaft bilden und mit unseren Werten keiten der Bevölkerung lag deutlich über hender Zivil- und Katastrophenschutz. und Handeln im wahrsten Sinne des dem heutigen Niveau. Wortes ein Stück staatstragend sind. Es stellen sich daher drängende Fragen Heute leben wir in einer multipolaren nach der inneren Handlungsfähigkeit 5. Weil wir die Selbsthilfe im Ehrenamt Welt, die nicht notwendigerweise sta- der Organisation, der Bindung und Ge- zum Prinzip erhoben haben und damit biler geworden ist und sich anderen winnung von Helferinnen und Helfern aktive Mitwirkung in der Gesellschaft Herausforderungen gegenüber sieht: sowie hauptamtlichen Personals und leben. Bei deutlich geringeren Vorbereitungen nach dem flächendeckenden Einsatz- auf Ernstfälle ist die Vulnerabilität der wert unserer Einheiten. Die Zukunft ist 6. Weil wir Katastrophen zwar als Grund Gesellschaft höher und die Selbsthilfe- durch die langsam und die rasch wir- unseres Dienstes anerkennen, daraus fähigkeit der Bevölkerung geringer. Glo- kenden Veränderungen deutlich we- aber keinen Profit machen. balisierung und weltweite Vernetzungen niger vorhersagbar als noch vor zwei führen, bei allen Vorteilen, auch zu welt- Jahren. 7. Weil wir dezentrale Verantwortung weiten Auswirkungen von Ereignissen aktiv leben und damit jedem von uns und damit besteht die Möglichkeit zu Doch wir können und werden aus der die Chance geben, uns täglich selbst zu kaskadierenden Schäden. Auch erleben Situation für uns Nutzen ziehen, wenn beweisen. wir die Erweiterung des kriegerischen 20 THW-JOURNAL BY 2/2011
THW Bedrohungsspektrums um den Aspekt Dennoch gibt es auf das THW nachteilig einer zunehmenden Bürokratisierung. des Terrors und wir sind in Deutschland einwirkende langsame Veränderungs- als weltpolitischer Akteur im Status ei- prozesse: Immer häufiger nehme ich in diesem Zu- ner Mittelmacht mehr gefordert. Nicht sammenhang Frustration, Mutlosigkeit beseitigt, wenn auch nicht sehr präsent Zunächst die Demographie, die zur und Resignation wahr. ist die fortbestehende ständige atomare Verringerung des grundsätzlich verfüg- baren Helfer- und Helferinnenpotentials Zu den langsamen Veränderungspro- Bedrohung und Katastrophen im In- und zessen im THW sind mit der Aussetzung Ausland fordern uns auch heute. Dabei und zur Wettbewerbssituation mit ande- ren Organisationen führt. der Wehrpflicht und der Veränderung ist die Zahl der Akteure zurückgegan- der Sicherheitsstruktur zwei einschnei- gen: neben dem THW gibt es vor allem Dann die Ökonomie und die in der heu- dende, schnell wirkende Veränderungen noch deutlich verminderte Streitkräfte, tigen Arbeitswelt geforderte Mobilität. auf uns zugekommen. Die Aussetzung im Wesentlichen auf den Rettungsdienst Hierdurch wird zunehmender die Frei- der Wehrpflicht trifft uns vor allem bei ausgerichtete Sanitätsorganisationen, stellung zur Hilfeleistung in Frage ge- der Nachwuchsgewinnung: Waren es Feuerwehren, und Verwaltungen ohne stellt sowie die langjährige Bindung an im Jahr 2009 noch rund 850 neue Aktive Regieeinheiten. eine Einheit. Manchmal stellt sich auch Helfer, die freiwillig oder über die Frei- Ein Blick auf die Zukunftsprognosen lässt die Frage, ob überhaupt noch Zeit für stellung den Weg in das THW gefunden das Ehrenamt verfügbar ist. Unerwähnt haben, so sind es in diesem Jahr erst 150. erahnen, dass die Welt auch in naher Zu- kunft nicht wesentlich stabiler werden soll hier auch nicht bleiben, dass unser Betätigungsfeld durchaus auch als Markt Mit der Aussetzung der Wehrpflicht wird: Die Zahl bedeutender politischer und dem neuen Aufgabenzuschnitt der Akteure wird sich erweitern und voraus- verstanden werden kann und wir uns in Zukunft somit auch möglicherweise mit Streitkräfte ist auch ein deutlich gerin- sichtlich die USA, Brasilien, die EU, Russ- gerer Beitrag der Bundeswehr bei der land, China, Indien und Japan umfassen. Anbietern aus dem Unternehmerbereich aus der Wirtschaft auseinandersetzen zivilen Krisenbewältigung zu erwarten. Fraglich ist, ob es zu einer neuen chine- Nach der Vorstellung des Arbeitskreises müssen. sisch-amerikanischen Bipolarität kommt V der Innenministerkonferenz des und ob die UN handlungsfähig bleiben. Ebenfalls nachteilig für unsere Organi- Bundes und der Länder soll das THW Das Streben nach dem Atommachtsta- sation wirkt sich der derzeit stets zuneh- deshalb sein Angebot erweitern. Dies tus als politisches Mittel wird sich wohl mende gesellschaftliche Großtrend der soll mit den vorhandenen Ressourcen ausbreiten und dann zu einer weiteren Individualisierung aus. In weiten Teilen geleistet werden. Verbreitung von Kernwaffen führen. der Gesellschaft wird die Bindung an Gruppen überhaupt in Frage gestellt, Beurteilt man die schnell und langsam Fragen stellen sich auch nach den Konse- wirkenden Veränderungen, so ergibt was sich nachteilig auf den Zusammen- quenzen von Veränderungen in der Welt- sich folgendes Bild: halt unserer Gesellschaft und auf den wirtschaftsordnung und dem möglichen gesellschaftlichen Konsens zum Schutz Derzeit haben wir deutlich weniger Hel- Verlust der westlichen Führungsrolle. der Bevölkerung auswirkt. ferzulauf. Sofern wir nicht gegensteuern, Insgesamt ist damit der Bedarf für die Fä- Die knappe Ausstattung mit Haushalts- werden wir mittelfristig deutlich kleiner higkeiten des THW heute und in abseh- mitteln und die Notwendigkeit zur Bud- werden und möglicherweise unsere Or- barer Zukunft groß. Konsequenterwei- getierung der Ausgaben für Ausstattung ganisationsform ändern müssen. se ist der gesetzliche Auftrag des THW führen dazu, dass wir den Investitions- unverändert geblieben, rechtlich hat es Derzeit ist bis zur Konsolidierung des bedarf nicht decken können und unse- Bundeshaushaltes 2014/2016 nicht mit sogar eine Aufwertung des Rechtssta- re Fahrzeugflotte überaltert. Diese Si- tusses gegeben, indem aus dem THW- einer wesentlichen Entspannung im fi- tuation wird sich bei der notwendigen nanziellen Bereich zu rechnen. Helferrechts-Gesetz ein THW-Gesetz Haushaltskonsolidierung des Bundes auf wurde. Auch die Finanzausstattung des absehbare Zeit nicht ändern. Derzeit haben wir eine Situation, in der THW ist in den letzten Jahren stets zu- wir uns als Organisation nicht konse- mindest nominell gewachsen. Die Aus- Auch der Ressourceneinsatz innerhalb quent auf die wesentlichen Dinge kon- stattung mit hauptamtlichen Stellen des THW ist derzeit so organisiert, dass zentrieren. ist seit 2010 auf 803,5 festgeschrieben, wir uns auf Unterstützungsprozesse und indem wir sogenannten Sicherheitsbe- nicht auf den Einsatz als Kernauftrag Daher besteht derzeit auch aus diesen hörden haushaltsrechtlich gleichgestellt konzentrieren. Zentralisierungen führen Gründen der dringende Bedarf, zu han- wurden. zu langen Entscheidungswegen und zu deln. THW-JOURNAL BY 2/2011 21
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