ISSN-0931-5659 32. Jahrgang - THW Schwandorf

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ISSN-0931-5659 32. Jahrgang - THW Schwandorf
ISSN-0931-5659
   32. Jahrgang
ISSN-0931-5659 32. Jahrgang - THW Schwandorf
THW-Journal Bayern                                              2/2011

 Liebe THW-Kameraden und -Kameradinnen,
 liebe Leserinnen und Leser,
 die Anforderungen steigen. Mehr – diese vier Buchstaben können die unterschiedlichsten Gefühle auslösen. Immer mehr –
 wohin führt das? Häufig auch dazu, dass vergessen wird, was grundlegend wichtig ist.
 Wissen und Können schafft Sicherheit. Fähigkeiten haben und anwenden, um Menschen in Bedrängnis zu helfen, schafft
 Zufriedenheit. Es macht Sinn.
 Wenn diese Erfahrungen auch noch im Kreis von Menschen mit gleichen Zielen gemacht werden können, trägt das zur Lebens-
 qualität bei.
 Zu dieser etwas abstrakten Beschreibung dessen, was Menschen an das THW bindet, gehört noch ein modernes Wort: Ent-
 schleunigung.
 Das ist THW pur: Es geht nicht um immer mehr – es geht nur um immer besser, immer sicherer.
 Und es geht um Achtsamkeit – im Umgang mit den Menschen und mit der Technik. Sie ist die Voraussetzung für den Erfolg der
 THW-Arbeit. Das gilt im kleinen Einsatz zum Beispiel nach einem Sturm, der einen Baum umgeworfen hat, ebenso wie im
 großen Einsatz, wenn Wasser oder Erdbeben die Menschen aus ihrem Alltag gedrängt haben.
 Dieses THW, in dem Menschen die Chance haben, nach ihren persönlichen Fähigkeiten, erweitert um die fachliche Ausbildung,
 in der Gemeinschaft zum Wohl der Gemeinschaft zu handeln, ist in vieler Hinsicht etwas Besonderes.
 Seine Schätze sind nicht in erster Linie das „blaue Blech“, sind nicht die „Technik-Highlights“ – seine Schätze sind die Menschen.
 Ehrenamtlich arbeiten bedeutet, kein Geld für Leistung zu bekommen. Ehrenamtlich arbeiten bedeutet aber auch persönlich
 wertvoller zu werden und eine Gemeinschaft zu finden, in der gerne und sinnvoll Zeit für andere investiert wird.
 Im THW kommt noch dazu, dass es sich um die staatliche Hilfsorganisation handelt und die THW-Helferinnen und Helfer in
 einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis besonderer Art stehen, dessen Einzelheiten das THW-Gesetz regelt. Eine Behörde
 als Hilfsorganisation mit ehrenamtlichen Mitarbeitern (99 Prozent) ist weltweit einmalig. Die beruflichen Mitarbeiter im THW
 sind deshalb in der besonderen Situation, Teil einer Einrichtung zu sein, die vielen Idealen entspricht, aber auch ungewöhnliche
 Alltagsforderungen stellt. Mittelpunkt ist die Einsatzbereitschaft, ihr muss der Verwaltungsablauf dienen. Darauf besinnt sich
 das THW wieder und stellt damit Forderungen an sich selbst, die es noch effizienter machen können und das Grundlegende in
 den Mittelpunkt stellen.
 Um diese über 60 Jahre dauernde, erfolgreiche Entwicklung für Qualität in der Hilfe für die Bevölkerung weiter zu führen unter
 den viel zitierten veränderten Bedingungen (Wehrpflicht, Mobilität im Beruf, demografischer Wandel etc.) braucht es Wissen
 und Unterstützung. Dazu kann jeder beitragen.
 In diesem Sinne wünsche ich allen im THW und am THW eine gute Zeit
 und viel kreative Ideen für die Entwicklung der Zukunft in der Gegenwart.

Herausgeber                            Grafik und Gestaltung                geben die Meinung der Verfasser wieder.        Anzeigen
Der Landesbeauftragte für Bayern der   Manuel Schneider                     Nachdruck einzelner Beiträge,                  Public-Anzeigenagentur mbH
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk                                         auch im Auszug, nur mit Quellenan-             Postfach 1522, 55385 Bingen
                                       Regionalredaktion Straubing          gabe und mit Genehmigung der
Hedwig-Dransfeld-Allee 11                                                                                                  Tel. 06721-2395, Fax 06721-16227
                                       Sepp Fuchs                           Redaktion gestattet. Kürzungen
80637 München                                                                                                              m.laloi@publicverlag.com
                                       fuchsseüü.thw@t-online.de            eingesandter Manuskripte bleiben der
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                                       Markus Schneid
Siglinde Schneider-Fuchs                                                    Erscheinungsweise                              Nürnberger Str. 7, 91217 Hersbruck
                                       markus.schneid@gmx.de
Anschrift:    Schönbornstraße 19                                            Zweimal jährlich im 32. Jahrgang               Tel. 09151/7307-81
              91330 Bammersdorf        Regionalredaktion Mühldorf                                                          info@puk-print.de
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redaktion@thw-journal-bayern.de
                                       Redaktionsinformation                persönlicher Schutzausrüstung                  Foto: Stefan Huber (s. S. 50)
Redaktion                              Manuskripte und Bilder nur an        bekleidet sind, hält die Redaktion                                             Wir drucken mit
Markus Schneid                         Redaktion oder Regionalredakteure.   den Druck der Bilder zur Illustration von                                      mineralölfreien
                                                                                                                                                           Ökofarben von

Johann Schwepfinger                    Mit Namen gezeichnete Beiträge       Berichten für erforderlich.

                                                                                                                        THW-JOURNAL BY 2/2011                                3
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THW

Katastrophenhilfe in Europa – eigene Vorsorge und solidarische Hilfe
Staatsminister Herrmann und die Hanns-Seidel-Stiftung luden zur Podiumsdiskussion
„Im Katastrophenschutz dürfte es „nor-
male Zeiten“ künftig wohl nicht mehr
geben.“ Dr. Peter Witterauf, Hauptge-
schäftsführer der Hanns-Seidel-Stif-
tung, stellte diese Aussage und die
daraus erwachsenden Aufgaben für
den Bevölkerungsschutz in Europa ins
Zentrum seiner Begrüßung zu der Po-
diumsdiskussion mit Kristalina Georgi-
eva, EU-Kommissarin für internationale
Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und
Krisenreaktion in München.
Der Bayerische Staatsminister des In-
nern, Joachim Herrmann, MdL, hatte              Katastrophenschutz - ein Thema, das sich in der EU weiter entwickeln muss - beschäftigte die
zu der Begegnung eingeladen, in deren           Diskussionsrunde: THW-BV-Präsident Stephan Mayer, MdB; EU-Kommissarin Kristalina Geor-
Rahmen die Veranstaltung im Konferenz-          gieva; Moderator Dr. Clemens Verenkotte; Staatsminister Joachim Herrmann; Christa Prinzessin
zentrum München stattfand. Mit zur Dis-         von Thurn und Taxis, Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes und Alfons Weinzierl, Vorsitzen-
kussionsrunde gehörten Stephan Mayer,           des Landesfeuerwehrverbands Bayern.
                                                                                                                Alle Fotos: Johann Schwepfinger
MdB, Präsident der THW-Bundesvereini-
gung; Christa Prinzessin von Thurn und
Taxis, Präsidentin des Bayerischen Roten        das Thema. Minister Herrmann nannte              in einer effizienten Gefahrenabwehr.
Kreuzes und Alfons Weinzierl, Vorsitzen-        Prävention, Subsidiarität und Solidarität
                                                „die wesentlichen Grundlagen für das             Damit ist die Zuständigkeit und Verant-
der des Landesfeuerwehrverbandes.
                                                Zusammenwirken der Mitgliedsstaa-                wortung der nationalen Regierungen
Dr. Clemens Verenkotte vom Bayerischen          ten“ und gab seiner Erwartung Aus-               gefordert: „Wir brauchen ein ausgewo-
Rundfunk moderierte.                            druck, dass die Legislativvorschläge der         genes Verhältnis von nationaler Verant-
                                                EU-Kommission dafür wichtige Weichen             wortung und internationaler Solidarität.“
                                                stellen.                                         Für den europaweiten Einsatz müssten
BR-alpha sendet die Veranstaltung                                                                nationale Katastrophenschutzeinheiten
am 18. Februar 2012 um 22.30 Uhr                Die Erfahrung zeige, dass die Verantwor-         im Rahmen des Gemeinschaftsverfah-
in der Reihe „Denkzeit“.                        tung für den Schutz der Bevölkerung am           rens noch besser miteinander vernetzt
                                                besten auf lokaler Ebene anzusiedeln sei         werden. Eine operative Einsatzzentrale
„Katastrophenhilfe in Europa – eigene           und das wiederum erkläre die große Be-           mit Weisungsbefugnis sei hierfür nicht
Vorsorge und solidarische Hilfe“ lautete        deutung der ehrenamtlichen Strukturen            notwendig.

Gruppenbild mit EU-Kommissarin, Staatsminister und Rot-Kreuz-Präsidentin - die Saalecke bot nicht allen Veranstaltungsteilnehmern Platz.

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ISSN-0931-5659 32. Jahrgang - THW Schwandorf
THW
EU-Kommissarin Georgieva stimmt ihm         arbeit zwischen den
insoweit zu, dass sie die Kompetenzen       einzelstaatlichen Kata-
der EU vor allem in einer koordinieren-     strophenschutzstellen
den Funktion sieht.                         als EU-Verantwortung.
                                            Aus Berliner Sicht sei
Es sei nicht Ziel der EU-Kommission, dop-   die ausreichende Vor-
pelte Strukturen aufzubauen.                sorge von den einzel-
                                            nen Staaten zu ge-
Die EU will die Kompetenzen, die ihr aus
                                            währleisten.
dem Lissabon-Vertrag erwachsen sind,
mit Leben füllen.                           Das Technische Hilfs-
                                            werk, eine Bundesbe-
Fünf Schwerpunkte für die EU                hörde mit 99 Prozent
Sie nannte fünf Schwerpunkte für die EU     ehrenamtlichem An-
in diesem Bereich:                          teil, sei dafür gutes
                                            Beispiel. Es beweise
Erstens sollten die Mitgliedsstaaten zur    täglich seine Bereit-
Prävention die Risiken fundiert einschät-   schaft zu internationalen Einsätzen und      EU-Kommissarin Georgieva stellte sich dem
zen und Risikoszenarien erarbeiten.         sei bereits auf fast allen Kontinenten ak-   Erinnerungsfoto mit den Spitzenvertretern des
                                            tiv gewesen. Die Erfahrung, geholfen zu      THW aus Bayern.
Zweitens müssten die Einsatzkräfte bes-
                                            bekommen und helfen zu können brin-
ser ausgerüstet und ausgebildet werden.
                                            ge die Menschen in Europa und darüber
Gemeinsame Übungen seien notwen-
                                            hinaus enger zusammen. So diene euro-
dig.                                                                                     derte, die Feuerwehren in der EU als Ka-
                                            päische Solidarität nicht nur der Europä-
Den dritten Punkt, die Verfügbarkeit von    ischen Gemeinschaft, sondern auch dem        tastrophenschutzeinheit anzuerkennen.
Ressourcen bei Katastrophen, erachtete      Abbau von Vorurteilen.                       Er verwies darauf, dass sich in Bayern
Georgieva als den wichtigsten: Nicht alle                                                und in Deutschland der Katastrophen-
Länder müssten für jede Art von Katas-      Katastrophenschutz ohne Ehrenamt             schutz bewährt habe. Für Einsätze in der
trophe gerüstet sein; manche Kapazitä-      geht nicht                                   EU müssten die Einsatzkräfte jedoch bes-
ten könnten sich mehrere Länder teilen.                                                  ser vorbereitet werden.
                                            Dieser Feststellung von Stephan Mayer,
                                            MdB, schloss sich auch die Präsidentin       An der Veranstaltung nahmen Abord-
Viertens schränken die hohen Transport-
                                            des Bayerischen Roten Kreuzes, Chris-        nungen der im Katastrophenschutz tä-
kosten Einsätze oft ein. Dafür fehle ein
                                            tina Prinzessin von Thurn und Taxis an.      tigen Hilfsorganisationen teil, die sich
Budget. Hier gelte es, eine Lösung zu
                                            Sie forderte verstärkte Unterstützung        beim anschließenden Empfang aus-
finden.
                                            des ehrenamtlichen Engagements. Die          tauschten. Vom THW waren Geschäfts-
Fünftens müsse die europäische Kata-        Strukturen vor Ort seinen essentiell:        führer, Ortsbeauftragte und Mitarbeiter
strophenhilfe die Plattform sein, ge-       „Ohne das ehrenamtliche Engagement           der Dienststelle des Landesbeauftragten
meinsam zu reagieren. Eine stärkere         ist der Katastrophenschutz nicht zu be-      als Gäste dabei.
Vernetzung sei notwendig, eine höhere       wältigen.“ Dem Ehrenamtlichen müssten
Kosteneffizienz erstrebenswert.             durch geeignete Rahmenbedingungen            Zum Empfang von EU-Kommissarin
                                            Perspektiven geboten werden, so dass         Georgieva hatten sich Feuerwehr- und
„With this legislation we are creating an   die Menschen sich auch in Zukunft für        Rot-Kreuz-Einsatzkräfte am Odeonsplatz
European Disaster Management Centre         diese Arbeit begeistern und befähigen        präsentiert. Im Anschluss stattete sie der
to allow us to serve the member states.     lassen. Sie nannte in diesem Zusammen-       Münchner Rück einen Besuch ab.          sf
So we can do the best possible job for      hang auch die Problematik mit den Ar-
our citizens.”                              beitgebern der ehrenamtlich Engagier-
                                            ten und forderte, dass sich Bürger der
Stephan Mayer, MdB:                         Verantwortung für ihre eigene Sicherheit      Sichtlich Spaß hatte die EU-Kommissarin auf
Staaten müssen selbst Vorsorge treffen       bewusst werden müssten.                                          dem Feuerwehrmotorrad.
Stefan Mayer, MdB, Präsident der THW-       Außerdem wies die
Bundesvereinigung, stimmte der EU-
                                            Prinzessin auf die bei-
Kommissarin in diesen Punkten grund-
                                            spielgebenden inter-
sätzlich zu. Er sah Koordination der
                                            nationalen Erfahrun-
schnellen und effizienten Zusammen-
                                            gen des Roten Kreuzes
                                            hin, das stets mit den
                                            örtlichen Strukturen
                                            überall in der Welt zu-
                                            sammenarbeite.

                                            Alfons Weinzierl, Vor-
                                            sitzender des Landes-
                                            feuerwehrverbandes
                                            Bayern, nahm diesen
                                            Gedanken auf und for-

                                                                                                 THW-JOURNAL BY 2/2011              5
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THW
                                                   Ganz im Zeichen der
Signal der Politik                                 Gleichberechtigung:
                                                        Ilse Aigner, MdB,
pro Ehrenamt                                           Bundesministerin
                                                           für Ernährung,
„Als Präsident der THW-Bundesvereini-               Landwirtschaft und
gung e.V. begrüße ich es außerordent-                Verbraucherschutz,
lich, dass die Politik, trotz immenser              hilft ihrem Amtskol-
Sparzwänge, ein wichtiges Signal gelie-                   legen Dr. Hans-
fert hat, das Ehrenamt weiterhin zu un-            Peter Friedrich, MdB,
                                                    Bundesminister des
terstützen. Vor allem durch vermehrte
                                                    Innern, in die Warn-
(interne und externe) Öffentlichkeitsar-             weste. Diese Weste,
beit der Ortsverbände und intensivierte               mit dem Aufdruck
Helferbetreuung kann die Gewinnung               „Raus aus dem Alltag,
zusätzlicher ehrenamtlicher Helfer für             rein ins THW“ gehört
das THW verbessert werden.“                        zu der bundesweiten
                                                     Kampagne für Hel-
Das Technische Hilfswerk bekommt für              ferwerbung, die beim
das kommende Jahr 2012 finanziell stär-            THW-MdB-Termin in Berlin begonnen hat. THW-BV-Präsident Stephan Mayer, MdB, beobachtet
kere Unterstützung. Dem haben die Mit-                die Szene gemeinsam mit Nicolas Hefner, dem Chef des Stabes der THW-Leitung (rechts) und
glieder des Haushaltsausschusses in der             Bundesjugendleiter
Bereinigungssitzung zugestimmt.                   Michael Becker (r. ne-
                                                 ben Bundesministerin
„Mit der Erhöhung der Zuschüsse um               Aigner). Mit der ersten
insgesamt zwei Millionen Euro, die den              Kampagnen-Aktion
Ortsverbänden direkt zugute kommen,                machten zu „Wetter-
ist ein wichtiger Schritt geleistet worden,           stationen“ umge-
auch weiterhin den bisher außerordent-               widmete Dreiböcke
lich erfolgreichen Einsatz der Helferinnen               mit Sandsäcken
und Helfer in den THW-Ortsverbänden                   die Passanten auf
zu sichern.                                          die Möglichkeit der
                                                    Mitwirkung im THW
Gerade mit der Aussetzung der Wehr-                         aufmerksam.

Aufmerksam und fröhlich - das hätte man zum Motto erklären
können - von der Eröffnung bis zum Ende. Es hatte Gültigkeit für Gäste
und Veranstalter. Oben Verkehrsminister Peter Ramsauer, MdB, und
Staatsminister beim Bundesminister des Auswärtigen a.D. Günter
Gloser, unten rechts Hans-Joachim Fuchtel, MdB, Parlamentarischer
Staatssekretär bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales und
Ehrenpräsident der THW-Bundesvereinigung.

                                                                         Schirmherr Bundestagspräsident Dr. Lammert, brachte die Zuhörer
                                                                         zum Lachen und zum Nachdenken - mit dem THW kennt er sich aus.
                                                                         THW-BV-Präsident Stephan Mayer, MdB, hatte die Veranstaltung
                                                                         gemeinsam mit THW-Präsident Albrecht Broemme und THW-Bundes-
                                                                         sprecher Frank Schulze eröffnet.

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Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk, MdB, (ehem. THW-Landesvereinigungsvorsitzender Bayern) und Bundesministerin Ilse Aigner sind kompe-
tente Gesprächspartner für die THW-Vertreter aus Bayern: v.l. Landesbeauftragter Dietmar Löffler, die Ortsbeauftragten Thomas Oetter, Bayreuth,
Christian Bickel, Pegnitz, und Dr. Fritz-Helge Voß, stv. Landesbeauftragter.                 Fotos: Petra und Hartmut Bonk, Johann Schwepfinger

pflicht und der damit einhergehenden             winnung und -bindung nachdrücklich                rungen beispielsweise im Bereich der
Reduzierung von freiwilligen Verpflich-          unterstützt werden. Nur so kann gesi-             Fahrzeugunterhaltung abgefedert wer-
tungen für das THW muss die Helferge-            chert werden, dass sich auch weiterhin            den. Insgesamt erhalten die Ortsverbän-
                                                 genügend ehrenamtliche Helferinnen                de somit einen größeren finanziellen
                                                 und Helfer mit dem meines Erachtens               Spielraum zur Aufrechterhaltung des
                                                 bemerkenswerten Engagement für den                Dienst- und Einsatzbetriebes.“
                                                 Bevölkerungs- und Katastrophenschutz
                                                 einsetzen.                                        Stephan Mayer, MdB, Präsident der
                                                                                                   THW-Bundesvereinigung, hat mit dieser
                                                 Deshalb ist es nur folgerichtig, dass allein      Information nun schon das zweite Jahr
                                                 eine Million Euro zusätzlich in die Hel-          in Folge eine anerkennende Haltung des
                                                 ferwerbung und Helfererhaltung fließt.            Deutschen Bundestages für das THW
                                                 Ein beachtliches Ergebnis ist sowohl mit          melden können.
                                                 dem Plus von 600 000 Euro für die Be-
                                                 treuung der Helferinnen und Helfer als            Die persönlichen Begegnungen von
                                                 auch mit dem Plus von 200 000 Euro für            Menschen im THW mit den Mitgliedern
                                                 den Bereich Ausbildung erzielt worden.            des Deutschen Bundestages leisten für
                                                                                                   die Wertschätzung einen wichtigen Bei-
Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk im          Mit einem Plus von ebenfalls 200 000              trag. Bei der jüngsten Präsentation des
Gespräch mit einem guten Bekannten - dem         Euro im Bereich Geschäftsbedarf der               THW zwischen dem Kanzleramt und
Landesjugendleiter der THW-Jugend Bayern,        Ortsverbände können Kostensteige-                 dem Paul-Löbe-Haus in Berlin lobte Bun-
Andre Stark.

Eine Gesprächsrunde, die sich kennt (v.r.): Marlene Mortler, MdB, aus Lauf an der Pegnitz, ist seit 2002 von ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern
in den Bundestag gewählt; Ilona Knecht-Jesberger, THW-Geschäftsführerin Schwandorf, zu der das THW-Lauf gehört, und drei Vertreter des
THW-Ortsverbandes Lauf trafen sich vor eindrucksvoller Kulisse: v.l. THW-Ortsbeauftragter Marcus Sperber, stv. THW-Landessprecher Bayern und
ehemaliger Ortsbeauftragter Peter Döth und einer der drei Stellvertreter des Ortsbeauftragten, Joachim P. Süß.

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destagspräsident Dr. Norbert Lammert
das THW:
„Ich bin froh, dass wir in Deutschland mit
dem THW eine effektive Bevölkerungs-
schutzorganisation haben, die zu 99
Prozent von ehrenamtlichen Helferinnen
und Helfern getragen wird“.
Der Bundestagspräsident war der
Schirmherr der Veranstaltung, bei der
über 300 Bundestagsabgeordnete sich
ein persönliches Bild von der Organisa-
tion machten und viele von Ihnen be-
grüßten dabei „alte Bekannte“.
Die Bildernachlese gibt einen kleinen
Einblick aus dem bayerischen Blick-
winkel in den abwechslungsreichen
Nachmittag, zu dem sich die Berliner
Ortsverbände nicht nur logistisch stark
engagiert haben. Eindrucksvoll gestal-          Gabriele Fograscher, MdB, gehört dem Deutschen Bundestag seit 1994 an und engagiert sich
teten sie die Präsenz der verschiedenen         u.a. auch in Bayern bei der THW-Jugend in der Landesvorstandschaft. Sie wird flankiert von LB
Fachgruppen, um den Gästen aus dem              Löffler und und steht hier stellvertretend für die vielen bayerischen Abgeordneten aller poli-
Bundestag möglichst viele positive Ein-         tischen Richtungen, die das THW an diesem Tag besucht haben.
drücke von der Einsatzstärke des THW‘s
zu vermitteln. Die Palette reichte an die-      So wie diese Gruppe fanden sich viele Bundestagsabgeordnete mit den Vertretern „ihrer“ THW-
sem Tag von der Verpflegung bis zu spe-         Standorte vor der Fotowand zu einem Erinnerungsfoto ein. Sie konnten dann das Foto sofort auf
ziellen Einsatzkräften bei Führung und          dem scheckkartengroßen Memory-Stick mit THW-Informationen mitnehmen. Die Vorausset-
Kommunikation sowie bei besonderen              zungen dafür und die Umsetzung lagen bei Johann Schwepfinger und seinem Team. Idee und
Gefahrenlagen.                                  Durchführung fanden viel Lob.

Geschicklichkeit war auch bei den Gästen gefragt. Die Spiele mit
THW-Zahnrad und quer durch die Buchstaben, die auch als Tech-
nische Hilfe Weltweit interpretiert werden, machten sichtlich Spaß.
Oben Petra Pau, MdB, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages,
mit Rüdiger Jakesch, gf. Vizepräsident der THW-Bundesvereinigung.
Rechts oben Stephan Stracke, MdB, Vorsitzender der THW-Landesver-
einigung Bayern. Rechts unten die Mannschaft am Spiel rund um die
Buchstaben - v.l. THW-Vizepräsident Gerd Friedsam, sein Vorgänger
Rainer Schwierczinski, Bundesinnenminister Dr. Friedrich, THW-BV
Präsident Stephan Mayer, MdB, Albrecht Brömme, THW-Präsident
und Frank Schulze, THW-Bundessprecher.

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                                                                     Recherche-Hinweis
                                                                     Die bayerischen Mitglieder des Bundestages, die in Berlin beim
                                                                     THW zu Gast waren sind alle auf der Homepage der THW-Landes-
                                                                     vereinigung mit ihren Fotos präsent. (www.thw-lv-bayern.de) Der
                                                                     Beitrag hat den Titel „Helfen rund um die Uhr: MdB trifft THW“.
                                                                     Beispielfoto links: Dr. Wolfgang Götzer, MdB, Rudolf Skalitzky wird
                                                                     flankiert von THW-Landessprecher Bayern, stv. THW-Bundesspre-
                                                                     cher und Ortsbeauftragter für Landshut (l), Michael Saller, stv.
                                                                     Ortsbeauftragter für Landshut.
                                                                                 Fotografen: Johann Schwepfinger, Petra und Hartmut Bonk

Neuer Vizepräsident im THW ist Gerd Friedsam
Rainer Schwierczinski feierlich aus dem Amt verabschiedet
„Mein Vorgänger stand für Kontinuität        Gerd Friedsam auch ehrenamtlich im
und Verlässlichkeit. Diesen Weg möch-        THW aktiv und war unter anderem Orts-
te ich gerne beibehalten“ Das ist eines      beauftragter in Ahrweiler.
der Ziele, die sich Gerd Friedsam am 1.
Oktober 2011 für seinen neuen Aufga-         Ruhestand nach fast 50 Jahren im Dienst
benbereich setzte: Er ist der neue Vize-     Sein Vorgänger Rainer Schwierczinski
Präsident der Bundesanstalt Technisches      stand fünf Jahre an der Seite von THW-
Hilfswerk.                                   Präsident Albrecht Broemme. Schwier-
                                             czinski wurde in einer Feierstunde im
„Das neue Amt ist mir Ehre und Auftrag
                                             Rathaus von Beul, seiner Wahlheimat,
zugleich“ sagte er bei seiner offiziellen
                                             nach mehr als 46 Jahren im Bundes-
Amtseinführung.
                                             dienst von Klaus-Dieter Fritsche, Staats-
„Ich wünsche ihm auch künftig die Über-      sekretär im Bundesinnenministerium, in
zeugung und Begeisterung, um den Auf-        den Ruhestand verabschiedet.
gaben, die mit seinem neuen Amt ver-                                                      Rainer Schwierczinski freute sich über ein Buch
                                             Dem THW will Rainer Schwierczinski mit
bunden sind, zu begegnen“, so Broemme                                                     von Angela Merkel mit persönlicher Widmung
                                             Engagement in der THW-Vereinigung
zum Auftakt.                                                                              der Kanzlerin, das ihm BV-Ehrenpräsident,
                                             eng verbunden bleiben.
                                                                                          Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel,
Gerd Friedsam ist seit mehr als 25 Jahren
                                             An der Veranstaltung nahmen rund 200         MdB, überreichte.
beim THW. Beruflich begann seine Kar-
                                             Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kata-
riere in den Landesverbänden Hessen
                                             strophenschutz teil.
und Baden-Württemberg. Später wurde
er Referatsleiter und Leiter des Leitungs-   Zu ihnen gehörten der Parlamentarische       Joachim Fuchtel, MdB; der amtierende
stabes der THW-Leitung. Für ein halbes       Staatssekretär beim Bundesministerium        Präsident der THW-Bundesvereinigung
Jahr vertrat er den Landesbeauftragten       für Arbeit und Soziales und Ehrenpräsi-      Stephan Mayer, MdB; Axel Voss, MdEP;
für Nordrhein-Westfalen. Seit 1988 ist       dent der THW-Bundesvereinigung Hans-         Christoph Unger, Präsident des Bundes-
                                                                                          amtes für Bevölkerungsschutz und Ka-
                                                                                          tastrophenhilfe; THW-Bundessprecher
                                                                                          Frank Schulze; Hans-Peter Kröger, Prä-
                                                                                          sident des Deutschen Feuerwehrver-
                                                                                          bandes; Dr. Klaus Wilkens, Präsident der
                                                                                          Deutschen Lebensrettungsgesellschaft;
                                                                                          Edmund Bauer, Vizepräsident des Mal-
                                                                                          teser Hilfsdienstes; die THW-Landesbe-
                                                                           Das            auftragten und die THW-Sprecher, die
                                                                           Führungs-      Präsidiumsmitglieder der THW-Bundes-
                                                                           Gespann        vereinigung sowie die Vorstandsmit-
                                                                           im THW:        glieder und Kuratoriumsvorsitzender
                                                                           Päsident       Gerd Frey von der THW-Stiftung.
                                                                           Albrecht
                                                                           Broem-                                                   hp-sf
                                                                           me und
                                                                           Vizepräsi-
                                                                           dent Gerd
                                                                           Friedsam.

                                                                                                 THW-JOURNAL BY 2/2011                11
ISSN-0931-5659 32. Jahrgang - THW Schwandorf
THW

THW bei der
Steuben-Parade
So haben es die Kronacher erlebt
– ein besonderer Reisebericht

„Heros meets Heroes” oder so ähnlich
könnte man den Auslandseinsatz der et-
was anderen Art überschreiben, an dem
die Kronacher THW-Helfer Gary und Hajo
Badura in New York teilnahmen.
Der Musikzug des THW Hermeskeil war
vom Organisationskomitee der Steu-
ben-Parade zur Teilnahme an der dies-
jährigen Parade eingeladen worden und      Rudolf Skalitzky, stv. THW-Bundessprecher und langjähriger THW-Landessprecher von Bayern
der THW Landesverband Hessen/Rhein-        (und THW-Ortsbeauftragter von Landshut) hat den THW-Block bei der Steuben-Parade in New
land-Pfalz-Saarland hatte interessierten   York mit angeführt.
THW-Helfern aus ganz Deutschland die
Möglichkeit geboten, mit nach New          als ein riesiger A 380 draußen am Gate         im Stadtteil Queens gelandet war, galt
York zu reisen. So machten sich neben      auf seine rund 700 Passagiere wartete.         es zunächst die Einreiseformalitäten zu
etwa 60 Musikern auch rund 50 Helfer       Daneben wirkt eine B 747, der klassische       erledigen. In langen Schlangen anste-
aus 25 Ortsverbänden von Hamburg bis       Jumbo-Jet, schon fast zierlich. Aber im        hen, auf Zuruf an den nächsten Schalter
München auf den Weg über den großen        Laufe der Reise sollten die THWler noch        treten und die Fragen des Emigration Of-
Teich.                                     mehr Superlative erleben, so dass zu-          ficers beantworten. War der irgendwann
                                           mindest denjenigen, die zum ersten             dann überzeugt, dass man nichts Übles
Wer in die größte Stadt Amerikas reisen    Mal in den USA waren, hier und da die          im Schilde führte, gab es endlich den
will, sollte das natürlich standesgemäß    Spucke wegblieb.                               ersehnten Stempel in den Pass und mit
auch mit dem größten Flugzeug der Welt                                                    den Worten „welcome to America“ war
tun – und so gab es das erste Mal schon    Als die Gruppe am Donnerstag gegen             man dann endlich „drin“ – im Land der
in Frankfurt ordentlich was zu staunen,    Mittag auf dem John F. Kennedy-Airport         unbegrenzten Möglichkeiten.

                                                                                          Mit dem Bus ging es durch das übliche
                                                                                          Verkehrschaos von New York nach Man-
                                                                                          hattan, wo die Reiseteilnehmer ihre Ho-
                                                                                          telzimmer direkt am Broadway beziehen
                                                                                          konnten. Die Formalitäten am Flughafen
                                                                                          und die Busfahrt quer durch die Stadt
                                                                                          hatten übrigens genauso lange gedau-
                                                                                          ert, wie die Anfahrt von Kronach zum
                                                                                          Frankfurter Flughafen. Den Rest des Ta-
                                                                                          ges nutzten die THWler, um New York ein
                                                                                          Stück auf eigene Faust zu erkunden. Zwi-
                                                                                          schen Braodway, 5th Avenue und Time
                                                                                          Square gab es mehr zu entdecken, als
                                                                                          man bewältigen konnte.

                                                                                          Zum ersten Mal offiziell wurde es am
                                                                                          Samstagvormittag, als die Gruppe zum
                                                                                          Bürgermeisterempfang aufbrach. Eine
                                                                                          Abordnung des Organisationskomitees
                                                                                          und einer der stellvertretenden Bürger-
                                                                                          meister von New York begrüßten bei
                                                                                          strahlendem Sonnenschein die 25 teil-
                                                                Schnappschuss auf         nehmenden Gruppen aus Deutschland,
                                                                der 5th Avenue - Hajo     Österreich und der Schweiz, riefen sie
                                                                Badura (rechts) und       einzeln auf die Bühne und jede Gruppe
                                                                sein Bruder Gary (beide   durfte sich kurz auf deutsch und auf eng-
                                                                THW-Kronach) mit          lisch vorstellen, erklären wer sie war und
                                                                einem New Yorker          woher sie kam. Für das THW übernah-
                                                                Polizisten                men diese Aufgabe der Vizepräsident

12   THW-JOURNAL BY 2/2011
ISSN-0931-5659 32. Jahrgang - THW Schwandorf
THW
Rainer Schwierczinski und der stv. Lan-         reren Feuerwehren und Vereinen aller          ren Hinsehen aber als Plastikgefäße ent-
desbeauftragte Ulf Langemeier.                  Richtungen, war aus Deutschland auch          puppten, war noch das geringe Übel. Die
                                                eine Abordnung der Bundeswehr und             angebotenen „Bratwurst-Sandwiches“
Im Anschluss Stadtbesichtigung im               der Baden-württembergischen Polizei           hätten dagegen sicher auf dem echten
Dauerlauf - Zeit ist in New York immer          vertreten. Auf amerikanischer Seite wa-       Oktoberfest wenig Chancen, denn das
knapp und wer diese Stadt einmal erlebt         ren mehrere Kapellen und Tanzgruppen          Sauerkraut gleich mit in die Semmel zu
hat, wird sofort verstehen, dass der Satz       aus diversen Teilen der USA angereist,        bekommen...
„Zeit ist Geld“ nur hier entstanden sein        etliche Polizeiabordnungen und natür-
kann. Unter der fachkundigen Leitung            lich war auch die New Yorker Polizei und      Neben den vielen Superlativen der
unserer Stadtführerin steuerte der Bus-         die Feuerwehr der Stadt vertreten. Der        Stadt, die niemals schläft, war aber si-
fahrer gekonnt sein Gefährt durch das           Weg über die 5th Avenue bis hinauf zur        cher das Verhalten der einheimischen
übliche Chaos. Über die Wall Street und         86. Straße war gesäumt mit Tausenden          Bevölkerung für die Reiseteilnehmer
Ground Zero ging es über Broadway und           von Besuchern aus aller Welt.                 sehr beeindruckend. Egal wo und bei
5th Avenue zu allen nennenswerten Se-                                                         welcher Gelegenheit, wurden die THW-
henswürdigkeiten; wir sahen Chinatown                                                         Helfer freudig begrüßt und aufgenom-
                                                Höhepunkt: THW-Musikzug spielte auf
und SoHo, die Carnegie Hall und diverse                                                       men sobald bemerkt wurde, dass man
der berühmten Wolkenkratzer, die man            dem roten Teppich die Nationalhymnen          aus Deutschland kam. Egal ob es die
aus Spielfilmen kennt.                          von Amerika und Deutschland                   kleine Flagge auf dem Ärmel war oder
                                                                                              es sich im Gespräch ergab – sobald das
New York ist in jeder Hinsicht eine Stadt                                                     Gespräch auf Deutschland kam, kannte
der Superlative, die man nur schwer in          Der absolute Höhepunkt des Umzuges
                                                war, als unsere Marschgruppe auf dem          die Begeisterung der Amerikaner keine
Worten oder Zahlen ausdrücken kann.                                                           Grenzen.
Man muss es selbst erlebt haben, um zu          roten Teppich vor der Ehrentribüne
begreifen, was 8,2 Mio Menschen be-             stoppte und der Musikzug die deutsche         Oft wurden die THWler gefragt, ob sie
deuten, die in einer Dichte von 10.356          und die amerikanische Nationalhymne           Firefighter – also Feuerwehrmänner wä-
Einwohnern je Quadratkilometer zusam-           spielte, ehe es weiterging.                   ren oder was denn die Buchstaben T H W
menleben. Die Stadt hat 200 Museen,             Zweiter Höhepunkt der Veranstaltung           bedeuten würden. Hierzu muss man wis-
150 Theater und 18.000 Kneipen und              war am Nachmittag das Oktoberfest im          sen, dass in den USA Feuerwehrmänner
Restaurants. Neben etwa 14.000 Taxis            Central Park. Mit einem riesigen Bierzelt,    als Helden angesehen und entsprechend
befördern 4.000 Stadtbusse jeden Tag            umsäumt von zahlreichen Ausschank-            verehrt werden. Diese haben in der ame-
etwa eine Million Fahrgäste und in 6.000        stellen und Ess-Ständen versuchten die        rikanischen Gesellschaft eine Stellung,
U-Bahn-Waggons auf 27 Linien mit 476            Organisatoren ein bisschen „alte Hei-         die man mit nichts in Deutschland ver-
Bahnhöfen rauschen nochmals jeden               mat“ mitten nach New York zu holen.           gleichen kann. Dies war schon früher so,
Tag 4,5 Millionen Menschen im Verbor-           Es gab Bier von diversen, namhaften           hat sich aber nach dem Anschlag vom
genen zu ihren Zielen. Die Zahl von etwa        Brauereien sowie Frankenwein und Un-          11. September 2001, bei dem 343 New
200 Wolkenkratzern nimmt sich dage-             derberg. Allerdings gab es das Bier nicht,    Yorker Firefighter ihr Leben verloren,
gen schon fast bescheiden an.                   wie gewohnt, direkt zu kaufen, sondern        noch extrem verstärkt.
                                                man musste erst an einer speziellen
                                                Kasse ein oder mehrere „Beer-Tickets“
THW-Musikzug musizierte beim                    erwerben und dabei natürlich jedes Mal        THW - was ist das?
Gottesdienst für Parade-Teilnehmer              den Ausweis vorzeigen, denn die ameri-        Da es in den USA keine dem THW ver-
                                                kanischen Gesetze verbieten rigoros den       gleichbare Organisation gibt, waren
in der St. Patricks Kathedrale                  Verkauf von Alkohol an Personen unter         etwas ausgiebigere Erklärungen von
                                                21 Jahren. Auch für das Oktoberfest gibt      Nöten und wenn die Fragenden dann
Am Samstag der große Tag der Parade.            es da keine Ausnahme. Dass die Maßkrü-        erfuhren, dass das THW oft ausrückt,
Nach einer sehr frühen Abfahrt vom              ge zwar echt aussahen, sich beim nähe-        um Feuerwehren zu unterstützen, wa-
Hotel zur St. Patricks Kathedrale, wo ein
gemeinsamer Gottesdienst für alle Pa-
radeteilnehmer zelebriert wurde. Der
THW-Musikzug aus Hermeskeil gestal-
tete diesen mit mehreren Musikstücken.
Da etwa 30 % der Bevölkerung im Groß-
raum New York deutschstämmig sind
bzw. deutsche Vorfahren haben, gibt es
auch eine deutsche Kirchengemeinde.
Der Gottesdienst fand in deutscher Spra-
che statt. Bei dieser Gelegenheit trafen
wir auch die Verbraucherschutzministe-
rin Ilse Aigner, die als Vertreterin der Bun-
desregierung der Parade beiwohnte.
Anschließend ging es mit dem Bus zur 64.
Straße, wo sich die einzelnen Gruppen
formierten und von den Organisatoren
in die passende Reihenfolge dirigiert
wurden. Neben zahlreichen Musikkapel-
len aus allen Teilen Deutschlands, meh-         In den Straßen von New York - Der THW-Musikzug aus Hermeskeil.               Fotos: thw

                                                                                                     THW-JOURNAL BY 2/2011          13
THW
ren sie meist völlig aus dem Häuschen.
Wer dazu da ist, die Helden der Nation        THW-Tauchgruppen präsentierten sich
zu unterstützen, muss ja wohl selbst ein
Superheld sein, so war die Meinung vie-
ler Passanten.
11.200 Feuerwehrleute sorgen in 221
Wachen und mit 430 Fahrzeugen dafür,
dass „nichts anbrennt“ und eine Arma-
da von rund 38.000 Polizeibeamten ma-
chen New York zu einer der sichersten
Großstädte der Welt. Ihrer allgegenwär-
tigen Präsenz ist es auch zu verdanken,
dass im Jahre 2009 „nur“ rund 400 Morde
passiert sind – eine verschwindend ge-
ringe Zahl im Vergleich zu früheren Jah-
ren, wo diese Zahl stets bei weit über
2.000 lag.
Abschluss der THW-Reise war am Sonn-
tag eine Schiffsrundfahrt um Manhattan
herum. In der Nähe von Ground Zero be-
stiegen die Helfer ein Ausflugsschiff der
Circle Line und nahmen zunächst Kurs          Ein ungewöhnlicher Ort das THW-Journal zu lesen - es scheint auch unter Wasser spannend zu
zum Fotoshooting auf die Freiheitssta-        sein und das Hochwasserthema passt wenigstens vom Element...                       Fotos: thw
tue und in Richtung Ellis Island. Auf die-
                                              Anlässlich des Tages der offenen Tür            rungen erlebten sie bei THW und Was-
ser Insel im Hudson-River befand sich
                                              Bayerischer Staatsministerien der Finan-        serwacht.
bis 1954 die zentrale Anlaufstelle für alle
                                              zen und des Innern präsentierten sich
Migranten, die in die USA einwandern                                                          Innenminister Herrmann und Finanz-
                                              die bayerischsen THW-Tauchgruppen in
wollten. 12 Millionen Menschen aus aller                                                      minister Fahrenschon dankten den eh-
                                              München. Gute Einblicke in die Arbeit
Welt, die an Bord der berüchtigten Aus-                                                       renamtlichen Helfern, die mit großem
                                              der Taucher bietet den Zuschauern der
wanderer-Schiffe ankamen, setzten dort                                                        Engagement zum Gelingen der Veran-
                                              Tauchcontainer mit seinen gläsernen
erstmals einen Fuß auf amerikanischen                                                         staltungen beitrugen.
                                              Wänden.
Boden.
                                              Rund 5000 Besucher kamen (nach Me-
Die Fahrt ging dann um die Südspitze
                                              dienschätzungen). Praktische Vorfüh-            Tauchcontainer mit Moderator auf dem Dach
Manhattans in den East River, ein Mee-
resarm, der die Stadtteile Brooklyn und
Queens von Manhattan trennt, in Rich-
tung Norden mit atemberaubendem
Blick auf die Skyline und die berühmten
Brücken, die die Stadtteile über den East
River hinweg verbinden. Durch den Har-
lem River, welcher Manhattan von der
Bronx abgrenzt, ging es in den legen-
dären Hudson und auch an der Stelle
vorbei, wo unlängst ein Pilot seinen Jet
notgelandet hat und zurück an den Aus-
gangspunkt.

Nächstes Ziel: New Orleans 2015
Bis zum Abflug am Montag blieb noch
etwas freie Zeit, die der eine oder andere
zum shoppen oder für weitere Besich-
tigungstouren nutzte. Etwas geschafft,
aber mit vielen neuen Eindrücken und
bleibenden Erinnerungen traten die
Teilnehmer die Heimreise an und so
mancher wird schon auf das Jahr 2015
warten, wo eine Neuauflage dieser Reise,      
dann nach New Orleans – zum 10. Jah-
restag des Hurrikan Katrina geplant ist.

                                                  
                               Hajo Badura

                                                                                                     THW-JOURNAL BY 2/2011              15
THW

Innenminister Herrmann informiert Katastrophenschützer
„Es ist großartig, was es in Bayern an         vorbeugend tätig werden und Werbung             Kurz ging Herrmann anschließend auf
ehrenamtlicher Einsatzbereitschaft             betreiben, sagte Herrmann. Weiter sagte         die Pläne der EU ein, eigene Katastro-
gibt. Das ist unbezahlbar, “ sagte der         der Minister. „Wir müssen in der Bevölke-       phenschutz-Einheiten aufzustellen, was
bayerische Innenminister Joachim Herr-         rung deutlich machen, wie wichtig das           er als absolute Fehlentwicklung betrach-
mann beim Forum Bevölkerungs- und              Ehrenamt ist, aber auch zeigen, wie viel        tet. Weitere Fragen befassten sich mit
Katastrophenschutz im Altöttinger Ho-          Spaß das Engagement bei Feuerwehren,            der Notstrom-Absicherung der neuen
tel Zur Post. Gemeinsam mit dem Prä-           Rettungsdiensten und THW machen                 Digitalfunkmasten, die nach Wissen des
sidenten der THW-Bundesvereinigung             kann“.                                          Ministers gesichert sei und der Über-
Stephan Mayer, der das Forum initiiert                                                         nahme von Betriebskosten bei den Ret-
hatte, informierte er über aktuelle Ent-       Stephan Mayer, MdB, schlug in diesem            tungsdiensten durch den Staat. Dies sei,
wicklungen im Zivil- und Katastrophen-         Zusammenhang vor, sich Gedanken                 so Joachim Herrmann, eine Aufgabe der
schutz und beantwortete Fragen der             zu machen, wie das Ehrenamt noch                Krankenkassen und nicht des Staates.
geladenen Vertreter von Feuerwehren,           attraktiver gestaltet werden könne. Es          Gleichzeitig betonte er jedoch, dass eine
Rettungsdiensten und THW.                      müssten auf allen politischen Ebenen            Förderung des Ehrenamtes sehrwohl im
                                               auch unkonventionelle Dinge ange-               Sinne des Staates sei.
Großes Thema war der neue Feuerwehr-           dacht werden.
führerschein, mit dem es Mitgliedern                                                           Von Seiten des THW wurde die Veran-
von Feuerwehren und anderen Hilfsor-           Möglich wäre nach seinen Worten Ak-             staltung vom stellv. Bundeshelferspre-
ganisationen, nach interner Schulung,          tiven in Feuwehr, Rettungsdiensten und          cher Rudi Skalitzky, dem Mühldorfer Ge-
gestattet wird Fahrzeuge bis 7,5 Ton-          THW Vorteile der Studienplatzvergabe            schäftsführer Klaus Labitzke und dem
nen zu führen. Einzige Voraussetzung           einzuräumen oder zusätzliche Anreize            Zugführer des OV Mühldorf Florian See-
ist, neben der Einweisung und Eignung,         bei der Altersvorsorge zu schaffen.             mann begleitet.            Andreas Gölkel
der Besitz der Führerscheinklasse B, also
eines PKW-Führerscheins. Innenminister
Herrmann erklärte, dass dieser Führer-
schein notwendig geworden sei, um die          Bayerischer THW-Löwe für Rainer Schwierczinski
Einsatzbereitschaft der verschiedenen
Organisationen sicher zu stellen. Die
Problematik hatte sich ergeben, da nach
dem Wegfall der alten Führerscheinklasse
3 immer weniger junge Menschen einen
LKW-Führerschein, zum Bewegen der
Einsatzfahrzeuge, besitzen. Hermann
sagte, er sei froh, dass das Gesetz, nach
jahrelangen bayerischen Bemühungen,
endlich Bundesrat und Bundestag pas-
siert hat. Weiterhin berichtete er, dass der
bayerische Ministerrat sich mit der baye-
rischen Ausführungsverordnung befasst
hat und zeitnah mit der Ausbildung der
neuen Fahrer begonnen werden könne.

Wehrpflicht beschäftigt Hilfsorganisationen
Weiterhin thematisierte er den Wegfall
der Wehrpflicht, der nach seinen Worten,
besonders das Technische Hilfswerk, als
Zivil- und Katastrophenschutzorganisa-
tion des Bundes betreffen werde. Rund
ein Drittel der aktiven Helferschaft er-
füllten bisher ihre Pflicht dem Staat ge-
genüber mit dem gleichwertigen Dienst
beim THW statt bei der Bundeswehr. „Der
Wegfall wird sich sicherlich nicht von         Dietmar Löffler, Landesbeauftragter für das THW in Bayern, überreichte Rainer Schwierczinski
einem Tag auf den anderen bemerkbar            als Zeichen des Dankes den bayerischen Löwen von der Porzellanmanufaktur Nymphenburg.
machen, aber wir stehen vor einer groß-        Damit hat THW-Löwe Nummer zwei seinen Platz in Bonn-Beul gefunden.
en Herausforderung, über Jahre hinweg“,        Im Beisein der Führungskräfte des erweiterten bayerischen THW-Landesausschusses in Dach-
sagte er.                                      auhat Löffler die jahrzehntelange harmonische Zusammenarbeit Revue passieren lassen.
Bei der Feuerwehr habe man derzeit,            Der Ausgezeichnete bedankte sich bei seinem langjährigen Freund, Kollegen und Mitstreiter im
Gott sei Dank, kein akutes Nachwuchs-          Dienstbereich des Bundesinnenministeriums.
problem, jedoch müsse man auch hier                                                                                    Johann Schwepfinger

16    THW-JOURNAL BY 2/2011
THW

Zukunftskongress bayerisches THW
262 Führungskräfte des THW Bayern ha-                       meinen Einstellungen und Vorgehen im
ben sich an dem Zukunftskongress in der                     OV überdenken.“
Fachhochschule Regensburg beteiligt.
Sie waren nicht nur als Zuhörer gekom-                      Zum Nachdenken und eignem Handeln
men. Sie hatten die Auswahl unter sechs                     anregen, das gehörte zu den Zielen der
Foren, an denen sie sich aktiv beteiligen                   Führungskräfte-Tagung.
konnten und sie hatten die Gelegenheit
                                                            Die Aussagen der THW-Familie an diesem
zu persönlichen Gesprächen mit Men-
                                                            Tag waren kompatibel und zukunftsori-
schen im THW, denen sie nicht jeden Tag
                                                            entiert. Sowohl die THW-Jugend, reprä-
begegnen (können).
                                                            sentiert von Landesjugendleiter André
1 Helferbindung - Helfergewinnung                           Stark, wie auch Landessprecher Rudolf
Dazu gehörten die Schwerpunkte Kinderbetreuung im           Skalitzky und für die THW-Landesverei-
OV – das Konzept „Kindertagesbetreuung zum THW-             nigung 2. Vorsitzende Siglinde Schnei-
Dienst (OV Kulmbach) hat zwei Monate später beim            der-Fuchs ermunterten in Bilanz und
                                                            Perspektive zu Energie und Tatkraft und     Anmeldung, nahrhafter Willkommensgruß
Förderpreis Helfende Hand den 3. Preis in der Katego-
                                                            boten Hilfestellung an.                     und eine Fülle von Anregungen erwarteten die
rie Innovative Konzepte errungen. (Diana Wachtler);
                                                                                                        THWler.
Ergebnis einer Brainstormingsitzung im Ortsverband                                                                          Fotos: Johann Schwepfinger
                                                            Neben einer Bildernachlese ist die Grund-
(Christian Wilfling, Forchheim). Reaktivierung von ehe-                                                                                            und
                                                            satzrede nachzulesen – um den Gesamt-
maligen HelferInnen (Frank Heublein, Coburg und Man-                                                                                        Sepp Fuchs
                                                            eindruck zu vertiefen und jedem die
fred Pelkner, Staffelstein), Erfahrung mit Flohmärkten
                                                            Chance zu geben, das Seine für
(Julian Knaup, Cornelia Lutz, Gloria Vogler, FSJ-lerinnen
                                                            die Entwicklung beizutragen.
Gst. Bamberg ).
                                                                                          sf
2 Bürokratieabbau im THW
Bürokratieabbau im OV (Monika Hadzibajric)

3 „Einmal Junghelfer, immer THW-Helfer?“
Lösungsansätze aus Sicht der THW-Jugend und des
Ortsverbandes, formuliert von Marc-Andre Ciesiolka               Regensburg und Verpflegung
(stv. Bundesjugendleiter) und OB Michael Wüst.                        - ein harmonisches und
                                                                  schmackhaftes Miteinander.
4 IT-Kommunikation
Der OV im Facebook – Spielregeln, Tipps, Erfahrungen
(Florian Wagner, Andreas Montag)
5 Kommunikation
Festveranstaltungen planen, druchführen (St. Huber)
Bedeutung des BÖ im OV stärken (Stefan Mühlmann)
Flyerwerbung in kostenlosen Wochenzeitungen (Curd
Mohr)

6 THW-Kultur
Das menschliche Miteinander in einer Einsatzorganisa-
tion (Siglinde Schneider-Fuchs)

Das waren die Themen, die mit interes-
santen Inhalten gefüllt, neben grund-
sätzlichen Fakten auch viel persönliche
Erfahrungen beinhalteten und so zu in-
teressanten Diskussionen anregten.
Diese Art von Erfahrungsaustausch und
die Suche individuell gangbarer Wege
zum Erfolg bestimmten den Tag. Er war
Auftakt für künftige Begegnungen mit
diesem Ziel.
Das Fazit vieler hier am Beispiel einer
schriftlichen Aussage: „Vielen Dank für                                                                                 Beispiel aus der Gremienar-
die auführlichen Anregungen und Ge-                                                                                     beit: Zu weniger Bürokratie
dankenanstöße. Ich habe hier vieles mit-                                                                                ist den Teilnehmern viel
genommen und konnte doch einiges an                                                                                     eingefallen.

18      THW-JOURNAL BY 2/2011
THW

Gemeinsam in die Zukunft
Die eine Generation baut die Straße auf, auf der
die nächste fährt - diese chinesische Weisheit,
angewandt auf unser THW, begründet die stete
Herausforderung zukunftsorientiert zu handeln.
In den letzten Journalen wurde bereits viel über
die Umbruchsituation gesagt, in der wir uns
befinden. Einen überzeugenden ersten Schritt
zum Umgang damit haben wir auf unserer Bay-
erischen Führungskräftetagung gemacht: Wir
haben uns damit auseinandergesetzt, dass es
Zeit ist zu handeln. Und wie wir handeln wol-
len. Vor allem bei den Handlungsfeldern Büro-
kratieabbau, sparsames Finanzwirtschaften,
Attraktivitätssteigerung in den Dienststellen,
Helferbindung, Helfergewinnung, Erhaltung            Eines der vielen Beispiele: Die Geschäftsstelle
des Einsatzwertes und Kommunikation unserer          Bamberg zeigte ihren Infostand mit authen-
Themen im politischen Raum. All dies auf der         tischem Material. - Links: Beruf und Hobby
Grundlage, dass wir die Einsatzorganisation          einer Geschäftsstellen-Mitarbeiterin.
des Bundes im Bevölkerungsschutz sind und ge-
meinsam mit unseren Partnern unser flächen-
deckendes, ehrenamtliches System erhalten
werden.
In Regensburg ist uns aber noch etwas anderes
gelungen. Zumindest bei mir hat sich die Ver-
anstaltung als echtes Gemeinschaftserlebnis
unseres bayerischen THW in der Erinnerung fest-
gesetzt. Ich glaube, dass es den meisten anderen
Teilnehmern auch so ging und daher werden wir
dies auch im nächsten Jahr weiterführen und zu
einer festen Institution machen.

Wohlfühlfaktor THW
Unausgesprochen blieb in Regensburg noch
etwas sehr Wichtiges, obwohl es überall mit-
schwang.
Bei aller Belastung, bei aller Auseinanderset-
zung über den richtigen Weg und bei allen Unsi-
cherheiten ist und bleibt es doch so, dass uns un-
ser THW Freude macht. Ich rede nicht vom häufig
oberflächlichen Spaß, sondern von der echten
Freude, eine herausfordernde Aufgabe und Amt
so gut wie es eben geht auszufüllen. Und damit
dem Leben einen weiteren Sinn zufügen. Im THW
können wir unsere Erfolge und damit auch diese
Freude selbst schaffen und so den „Wohlfühlfak-
tor THW“ stärken. Hierfür herzlichen Dank!
Die Planung und Durchführung des Bundesju-
gendlagers in Landshut haben wir in Bayern als
Herausforderung gerne angenommen. Wir wol-
len gute Gastgeber sein und werden uns daher
ordentlich ins Zeug legen – und das mit Freude.
Glück auf!
                                                                               Der Infostand
Dr. Fritz-Helge Voß                                                            des OV BGL mit
                                                                               der Ortsbeauf-
                                                                               tragten Sandra
                                                                               Huber gibt Ein-
                                                                               blick in die Arbeit
                                                                               vor Ort.

                                                            THW-JOURNAL BY 2/2011                    19
THW
                                                                                         8. Weil wir den Mut haben, anderen zu
                                                                                         helfen.
                                                                                         Mit diesem Selbstverständnis stehen wir
                                                                                         in der Tradition aller, die 1950 das THW
                                                                                         gegründet haben und es durch viele Ver-
                                                                                         änderungen wie etwa 1992/95 und 2005
                                                                                         zu dem gemacht haben, was es jetzt ist.
                                                                                         Bei scharfer Analyse der Herausforde-
                                                                                         rungen und bei kreativem Umgang mit
                                                                                         den Veränderungen ergeben sich in
                                                                                         dieser Tradition auch heute, jetzt, hier
                                                                                         Handlungsoptionen, die wir ergreifen
                                                                                         können.
                                                                                         Eines ist sicher: Wenn wir uns dazu ent-
Zukunftskongress des bayerischen THW - Grundsatzrede Dr. Voß                             schließen, können und werden wir ge-
                                                                                         meinsam unser THW gestalten und die
                                                                                         Herausforderungen meistern, welche
 I.                                          wir jetzt die ersten Reaktionen auf diese   uns jetzt aufgegeben sind.
                                             Veränderungen bündeln und beginnen,
„Es gibt Zeitpunkte, da ändert sich etwas.   JETZT und ZIELGERICHTET zu handeln.          II.
Wie zum Beispiel 1955 mit der Einfüh-
                                             Rhetorisch gefragt: Warum handeln und       Der Bevölkerungsschutz hat in den letz-
rung der Wehrpflicht in der jungen Bun-
                                             die bisherige Form erhalten? Auf diese      ten 20 Jahren deutliche Veränderungen
desrepublik, wodurch Streitkräfte neu
                                             Frage lassen sich mindestens acht Grün-     erfahren. Trotz aller gegenteiliger Be-
aufgestellt und Sicherheitsbehörden
                                             de geben:                                   hauptungen und Versprechungen hat
wie das THW deutlich gestärkt wurden.
                                                                                         sich die Welt aber nicht so verändert,
Diese Änderungen können so deutliche
                                             1. Weil es unsere ehrenamtlich getra-       dass ein flächendeckender Bevölke-
Auswirkungen haben, dass sie die bis-
                                             gene Organisation wert ist, in der jet-     rungsschutz unnötig wäre. Im Gegenteil,
herige Welt auf den Kopf stellen. Dann
                                             zigen Form fortzubestehen und sie nicht     der Bedarf ist heute mindestens genauso
kommt es darauf an, sich an die neuen
                                             - ähnlich wie beim Rettungsdienst - ir-     groß, wenn auch aus anderen Gründen:
Gegebenheiten anzupassen und aus ih-
nen Nutzen zu ziehen.                        gendwann durch einen kleinen profes-
                                                                                         Die Zeiten von 1950-1989 waren geprägt
                                             sionellen Kader ersetzt werden soll.
                                                                                         von unmittelbaren Kriegserfahrungen
Wir im THW erleben gerade wieder eine                                                    und dem Kalten Krieg. In einer bipo-
solche Situation. Zu den langsamen Ver-      2. Weil die Idee, die das THW verkörpert
                                             so wertvoll ist: Mitmenschen in Not tat-    laren Welt gab es eine ständige atomare
änderungsprozessen im THW - wie zum                                                      Bedrohung und die stete Gefahr einer
Beispiel Zentralisierung, Bürokratisie-      kräftig zu helfen.
                                                                                         Eskalation. Zudem gab es - wie heute -
rung und Veränderungen der Einsatzab-        3. Weil das THW jetzt in der Lage ist, in   Katastrophen im In- und Ausland.
rechnungen - sind mit der Aussetzung         der nächsten Minute aus dem Stand in
der Wehrpflicht und der raschen Verän-       Bayern 2000 Helferinnen und Helfer zu       Die Zahl der Zivilschutz-Akteure war
derung der Sicherheitsstruktur zwei ein-     mobilisieren und geordnet unseren An-       groß: BVS, LSHD, THW, Regieeinheiten,
schneidende, schnell wirkende Verände-                                                   starke Streitkräfte, starke Sanitätsorgani-
                                             forderern zuzuführen und während des
rungen auf uns zugekommen.                                                               sationen, starke Feuerwehren, auf einen
                                             Einsatzes zu versorgen, um so einen flä-
                                                                                         kriegerischen Ernstfall vorbereitete Ver-
Damit wird langfristig möglicherweise        chendeckenden Bevölkerungsschutz zu
                                                                                         waltungen. Es gab mit Notfalllagern und
etwas in Frage gestellt, was uns bisher      gewährleisten.
                                                                                         Hilfslazaretten umfangreiche materielle
selbstverständlich war: ein flächen-         4. Weil wir einen festen Teil der Gesell-   Vorbereitungen und die Selbsthilfefähig-
deckender, auf dem Ehrenamt beru-            schaft bilden und mit unseren Werten        keiten der Bevölkerung lag deutlich über
hender Zivil- und Katastrophenschutz.        und Handeln im wahrsten Sinne des           dem heutigen Niveau.
                                             Wortes ein Stück staatstragend sind.
Es stellen sich daher drängende Fragen                                                   Heute leben wir in einer multipolaren
nach der inneren Handlungsfähigkeit          5. Weil wir die Selbsthilfe im Ehrenamt     Welt, die nicht notwendigerweise sta-
der Organisation, der Bindung und Ge-        zum Prinzip erhoben haben und damit         biler geworden ist und sich anderen
winnung von Helferinnen und Helfern          aktive Mitwirkung in der Gesellschaft       Herausforderungen gegenüber sieht:
sowie hauptamtlichen Personals und           leben.                                      Bei deutlich geringeren Vorbereitungen
nach dem flächendeckenden Einsatz-                                                       auf Ernstfälle ist die Vulnerabilität der
wert unserer Einheiten. Die Zukunft ist      6. Weil wir Katastrophen zwar als Grund     Gesellschaft höher und die Selbsthilfe-
durch die langsam und die rasch wir-         unseres Dienstes anerkennen, daraus         fähigkeit der Bevölkerung geringer. Glo-
kenden Veränderungen deutlich we-            aber keinen Profit machen.                  balisierung und weltweite Vernetzungen
niger vorhersagbar als noch vor zwei                                                     führen, bei allen Vorteilen, auch zu welt-
Jahren.                                      7. Weil wir dezentrale Verantwortung        weiten Auswirkungen von Ereignissen
                                             aktiv leben und damit jedem von uns         und damit besteht die Möglichkeit zu
Doch wir können und werden aus der           die Chance geben, uns täglich selbst zu     kaskadierenden Schäden. Auch erleben
Situation für uns Nutzen ziehen, wenn        beweisen.                                   wir die Erweiterung des kriegerischen

20    THW-JOURNAL BY 2/2011
THW
Bedrohungsspektrums um den Aspekt             Dennoch gibt es auf das THW nachteilig       einer zunehmenden Bürokratisierung.
des Terrors und wir sind in Deutschland       einwirkende langsame Veränderungs-
als weltpolitischer Akteur im Status ei-      prozesse:                                    Immer häufiger nehme ich in diesem Zu-
ner Mittelmacht mehr gefordert. Nicht                                                      sammenhang Frustration, Mutlosigkeit
beseitigt, wenn auch nicht sehr präsent       Zunächst die Demographie, die zur            und Resignation wahr.
ist die fortbestehende ständige atomare       Verringerung des grundsätzlich verfüg-
                                              baren Helfer- und Helferinnenpotentials      Zu den langsamen Veränderungspro-
Bedrohung und Katastrophen im In- und                                                      zessen im THW sind mit der Aussetzung
Ausland fordern uns auch heute. Dabei         und zur Wettbewerbssituation mit ande-
                                              ren Organisationen führt.                    der Wehrpflicht und der Veränderung
ist die Zahl der Akteure zurückgegan-                                                      der Sicherheitsstruktur zwei einschnei-
gen: neben dem THW gibt es vor allem          Dann die Ökonomie und die in der heu-        dende, schnell wirkende Veränderungen
noch deutlich verminderte Streitkräfte,       tigen Arbeitswelt geforderte Mobilität.      auf uns zugekommen. Die Aussetzung
im Wesentlichen auf den Rettungsdienst        Hierdurch wird zunehmender die Frei-         der Wehrpflicht trifft uns vor allem bei
ausgerichtete Sanitätsorganisationen,         stellung zur Hilfeleistung in Frage ge-      der Nachwuchsgewinnung: Waren es
Feuerwehren, und Verwaltungen ohne            stellt sowie die langjährige Bindung an      im Jahr 2009 noch rund 850 neue Aktive
Regieeinheiten.                               eine Einheit. Manchmal stellt sich auch      Helfer, die freiwillig oder über die Frei-
Ein Blick auf die Zukunftsprognosen lässt     die Frage, ob überhaupt noch Zeit für        stellung den Weg in das THW gefunden
                                              das Ehrenamt verfügbar ist. Unerwähnt        haben, so sind es in diesem Jahr erst 150.
erahnen, dass die Welt auch in naher Zu-
kunft nicht wesentlich stabiler werden        soll hier auch nicht bleiben, dass unser
                                              Betätigungsfeld durchaus auch als Markt      Mit der Aussetzung der Wehrpflicht
wird: Die Zahl bedeutender politischer                                                     und dem neuen Aufgabenzuschnitt der
Akteure wird sich erweitern und voraus-       verstanden werden kann und wir uns in
                                              Zukunft somit auch möglicherweise mit        Streitkräfte ist auch ein deutlich gerin-
sichtlich die USA, Brasilien, die EU, Russ-                                                gerer Beitrag der Bundeswehr bei der
land, China, Indien und Japan umfassen.       Anbietern aus dem Unternehmerbereich
                                              aus der Wirtschaft auseinandersetzen         zivilen Krisenbewältigung zu erwarten.
Fraglich ist, ob es zu einer neuen chine-                                                  Nach der Vorstellung des Arbeitskreises
                                              müssen.
sisch-amerikanischen Bipolarität kommt                                                     V der Innenministerkonferenz des
und ob die UN handlungsfähig bleiben.         Ebenfalls nachteilig für unsere Organi-      Bundes und der Länder soll das THW
Das Streben nach dem Atommachtsta-            sation wirkt sich der derzeit stets zuneh-   deshalb sein Angebot erweitern. Dies
tus als politisches Mittel wird sich wohl     mende gesellschaftliche Großtrend der        soll mit den vorhandenen Ressourcen
ausbreiten und dann zu einer weiteren         Individualisierung aus. In weiten Teilen     geleistet werden.
Verbreitung von Kernwaffen führen.            der Gesellschaft wird die Bindung an
                                              Gruppen überhaupt in Frage gestellt,         Beurteilt man die schnell und langsam
Fragen stellen sich auch nach den Konse-                                                   wirkenden Veränderungen, so ergibt
                                              was sich nachteilig auf den Zusammen-
quenzen von Veränderungen in der Welt-                                                     sich folgendes Bild:
                                              halt unserer Gesellschaft und auf den
wirtschaftsordnung und dem möglichen
                                              gesellschaftlichen Konsens zum Schutz        Derzeit haben wir deutlich weniger Hel-
Verlust der westlichen Führungsrolle.
                                              der Bevölkerung auswirkt.                    ferzulauf. Sofern wir nicht gegensteuern,
Insgesamt ist damit der Bedarf für die Fä-    Die knappe Ausstattung mit Haushalts-        werden wir mittelfristig deutlich kleiner
higkeiten des THW heute und in abseh-         mitteln und die Notwendigkeit zur Bud-       werden und möglicherweise unsere Or-
barer Zukunft groß. Konsequenterwei-          getierung der Ausgaben für Ausstattung       ganisationsform ändern müssen.
se ist der gesetzliche Auftrag des THW        führen dazu, dass wir den Investitions-
unverändert geblieben, rechtlich hat es                                                    Derzeit ist bis zur Konsolidierung des
                                              bedarf nicht decken können und unse-         Bundeshaushaltes 2014/2016 nicht mit
sogar eine Aufwertung des Rechtssta-          re Fahrzeugflotte überaltert. Diese Si-
tusses gegeben, indem aus dem THW-                                                         einer wesentlichen Entspannung im fi-
                                              tuation wird sich bei der notwendigen        nanziellen Bereich zu rechnen.
Helferrechts-Gesetz ein THW-Gesetz            Haushaltskonsolidierung des Bundes auf
wurde. Auch die Finanzausstattung des         absehbare Zeit nicht ändern.                 Derzeit haben wir eine Situation, in der
THW ist in den letzten Jahren stets zu-                                                    wir uns als Organisation nicht konse-
mindest nominell gewachsen. Die Aus-          Auch der Ressourceneinsatz innerhalb         quent auf die wesentlichen Dinge kon-
stattung mit hauptamtlichen Stellen           des THW ist derzeit so organisiert, dass     zentrieren.
ist seit 2010 auf 803,5 festgeschrieben,      wir uns auf Unterstützungsprozesse und
indem wir sogenannten Sicherheitsbe-          nicht auf den Einsatz als Kernauftrag        Daher besteht derzeit auch aus diesen
hörden haushaltsrechtlich gleichgestellt      konzentrieren. Zentralisierungen führen      Gründen der dringende Bedarf, zu han-
wurden.                                       zu langen Entscheidungswegen und zu          deln.

                                                                                                 THW-JOURNAL BY 2/2011            21
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