Endokrinologie - Zomacton

 
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Endokrinologie - Zomacton
NEWSLETTER 32/09

Pädiatrische
  Endokrinologie

       Zur Krise der Endokrinologie 3 – 5
                                    Die Endokrinologie steht im Zeichen der Krise
                                    – vor allem in Ländern wie den USA und Deutsch-
                                    land, wo bereits von Mangelversorgung gespro-
                                    chen wird. Hierzulande darben auch Forschung
                                    und Lehre. Doch manche Länder in Europa zei-
                                    gen, dass es auch anders geht, und so sehen eini-
                                    ge im europäischen Verbund die letzte Chance.

  Hyperinsulinämische Hypoglykämie 6 – 10
                                    Die hyperinsulinämische Hypoglykämie entsteht
                                    durch eine gestörte Regulation der Insulinsekreti-
                                    on durch die Betazellen des Pankreas und ist eine
                                    der Hauptursachen hypoglykämischer Hirnschä-
                                    den und mentaler Retardierung. Inzwischen sind
                                    eine Reihe von Mutationen beschrieben worden,
                                    die mit unterschiedlichen Verläufen der Erkran-
                                    kung assoziiert sind. Ein ganz wichtiger Schritt
                                    im Hinblick auf die Therapieoptionen ist die Un-
                                    terscheidung zwischen fokalen und diffusen For-
                                    men.

             Silver-Russell-Syndrom 11 – 14
                                    Das SRS zeichnet sich durch klinische wie gene-
                                    tische Heterogenität aus. In den letzten Jahren
                                    wurden große Fortschritte im Verständnis der ge-
                                    netischen wie epigenetischen Veränderungen er-
                                    zielt, die zum SRS führen. Diese lassen vermuten,
                                    dass alle noch so unterschiedlichen (Epi-)Mutati-
                                    onen letztendlich immer das IGF-System beein-
                                    trächtigen.
Endokrinologie - Zomacton
Editorial
                                25 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden an Diabetes. Wegen Zunahme an

                                Übergewicht und Bewegungsmangel befürchten Experten einen weiteren Anstieg der

                                Zahlen. „Wir erwarten, dass viele Jugendliche mit Adipositas bald Diabetes Typ 2 bekom-

                                men“, sagte der Direktor der Leipziger Uniklinik für Kinder und Jugendliche, Professor

                                Wieland Kiess, im Vorfeld der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesell-

                                schaft (DDG).

                                   Trotz weltweit steigender Krankheitszahlen im Bereich Endokrinologie/Diabetologie

                                wird diesen Fachbereichen in der Gesundheitspolitik immer weniger Aufmerksamkeit ge-

    IMPRESSUM                   schenkt. Nicht nur der Niedergang der endokrinologischen/diabetologischen Abteilungen
    Newsletter Pädiatrische
           Endokrinologie       in den Kliniken, sondern auch die schrumpfende Zahl niedergelassener Fachärzte spie-

             Herausgeber:       geln den derzeitigen Zustand der Patientenversorgung wider. Selbst die Kassenärztliche
Ferring Arzneimittel GmbH
                 Marketing      Bundesvereinigung ist bestrebt, den niedergelassenen Fachärzten das endokrinologische
            Endokrinologie
             Fabrikstraße 7     Labor zu entziehen und nur noch über Laborfachärzte betreiben zu lassen. Diese wieder-
                24103 Kiel
 Tel.: +49 (0)431 /58 52 –0     um haben in den letzten Jahren eine unbeschreibliche Konsolidierung mitmachen müssen
Fax: +49 (0)431 /58 52– 74

               Organisation:
                                und treten größtenteils nur noch als Großkonzerne auf. Viele sind nicht mehr in deutscher
biomedpark Medien GmbH
               Sofienstr. 5 –7
                                Hand, sondern werden von ausländischen Kapitalanlegern finanziert und gemanagt. Die
          69115 Heidelberg
 Tel.: +49 (0)6221 /13 747 0
                                nachhaltige Stärkung der Labormedizin wiederum hat zur Konsequenz, dass Labormedi-
newsletter@biomedpark.de
                                ziner eigene Ärztezentren unterschiedlicher Fachrichtungen auf- und ausbauen. Tonange-
     Fachliche Betreuung:
 Dr. Reiner Schmedemann         bend sind dann aber nicht mehr die behandelnden Ärzte, sondern die dort eingesetzten
Ferring Arzneimittel GmbH
    PD Dr. Klaus Hartmann       Verwaltungsleiter. Ähnliches ist auch in vielen Kliniken und Unikliniken geschehen. Der
      Praxis für pädiatrische
             Endokrinologie     Machttransfer geht somit auch nicht spurlos an der Patientenbetreuung vorbei, nach dem
       Lyoner Straße 54– 56
             60528 Frankfurt    Motto „Hauptsache rentabel“. Eine Querfinanzierung „unrentabler“, aber medizinisch
                Redaktion:
                                notwendiger Abteilungen durch „rentable“ Abteilungen gilt oft als unwirtschaftlich. Die
      Dr. Corinna Volz-Zang
              Gerda Kneifel
                                Folge ist, dass sich ganze Kliniken oder Abteilungen immer mehr spezialisieren und somit
     Lektorat und Layout:
            Kirsten Külker      nur noch „ihren Teil“ der Patienten betrachten. Dadurch fehlt das – gerade auch für die pä-
                     Grafik:
                                diatrische Endokrinologie/Diabetologie unabdingbare – fachübergreifende Qualitätsma-
                   Erika Heil
             art for biomed
                                nagement. Insbesondere bei der Therapie mit teuren Arzneimitteln kann man hier für den
             Burgstr. 70– 74
            60389 Frankfurt
                                klammen Gesundheitsfonds einiges an Geldern einsparen, ohne den Patienten zu schaden.
                 Copyright:
  Copyright und Copyright-
 nachweis für alle Beiträge,
 Nachdruck, auch auszugs-          In diesem Sinne ...
   weise, sowie Vervielfälti-
   gungen jeder Art nur mit
                                   PD Dr. Klaus Hartmann
 schriftlicher Genehmigung
                des Verlages
Endokrinologie - Zomacton
Krise
      Zur Krise der Endokrinologie
      Mangelversorgung zeichnet sich in vielen Ländern ab
      1905 prägte Ernest Starling am Londoner Ro-             men wie Schering und Merck haben die Forschung
      yal College of Physicians den Begriff Hormon.           vorangebracht. In den letzten Jahrzehnten ist die
      Nach dieser historischen Vorlesung entwickelte          Subspezialität allerdings marginalisiert worden.“ In
      sich die Endokrinologie binnen kürzester Zeit zu        Deutschland praktizieren bei einer Einwohnerzahl
      einem der wichtigsten Zweige der Medizin und            von 80 Millionen gerade mal 400 Hormonspezia-
      biomedizinischen Wissenschaft. Doch das neue            listen in Kliniken und Praxen. 180 Endokrinologen
      Jahrtausend steht für dieses interdisziplinäre          sind in nicht mehr als 90 Praxen über das Land
      Fachgebiet in vielen Ländern im Zeichen einer           verteilt [4]. In der Schweiz dagegen kommen laut
      Identitätskrise. So debattieren internationale          Nieschlag 100 niedergelassene Endokrinologen auf
      Endokrinologen bereits seit einigen Jahren über         sieben Millionen Einwohner, in Frankreich betreuen
      die Zukunft ihrer Subspezialität.                       nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für En-
                                                              dokrinologie (DGE) 3000 Endokrinologen 65 Mil-
      Weltweit steigender Bedarf                              lionen Einwohner. Die gravierenden Unterschiede
                                                              in der Versorgung bestätigt auch Dr. Ulrich Deuß,
      Die Amerikaner haben bereits im Jahr 2003 eine Stu-
                                                              Sprecher der Sektion Berufspolitik der DGE. „In
      die veröffentlicht, in der sie vor einer gravierenden
                                                              Italien ist die Versorgung mit 3 000 Endokrinologen
      Unterversorgung im Fachgebiet der Endokrinologie
                                                              auf 60 Millionen Einwohner sogar besser als in der
      bis zum Jahr 2020 warnten [1]. Im vergangenen Jahr
                                                              Schweiz. In Griechenland gibt es allein im Telefon-
      rechnete dann Andrew Stewart aus, wie es derzeit
                                                              buch von Athen 27 Fachärzte.“ Auch Kinderendo-
      um die Versorgung endokrinologischer Patienten
                                                              krinologen gibt es in Italien und Spanien deutlich
      in den USA steht [2]. Er geht von aktuell 4000 kli-
                                                              mehr als in Deutschland. „Allerdings sind nicht
      nisch tätigen Endokrinologen in den USA aus, de-
                                                              alle in Lohn und Brot“, schränkt Prof. Carl-Joachim
      nen 7000 bis 10 000 freie Stellen gegenüberstehen
                                                              Partsch vom Endokrinologikum Hamburg ein. Viele
      – ohne die Teilzeitstellen zu berücksichtigen. Den
                                                              arbeiten quasi ehrenamtlich in Ambulanzen für ihre
      zunehmenden Bedarf führt der US-Wissenschaftler
                                                              Facharztanerkennung und verdienen sich ihr Geld
      auf die zum Teil dramatisch steigenden Prävalenzen
                                                              mit Zusatzjobs. In Spanien läuft die Entwicklung der
      von Diabetes, Adipositas, Schilddrüsenerkrankun-
                                                              Subspezialität der deutschen gerade entgegenge-
      gen, Metabolischem Syndrom, Bluthochdruck und
                                                              setzt. Hier hat sich die Endokrinologie durch geziel-
      Osteoporose zurück. Dass immer mehr Menschen
                                                              te Förderung in der jüngsten Vergangenheit stark
      einen Hormonspezialisten aufsuchen, erklärt sich
                                                              entwickelt. „Noch vor 15 bis 20 Jahren war ihre Be-
      nach Stewart auch durch die Aufklärungskampa-
                                                              deutung im Land gleich Null“, so Partsch.
      gnen bezüglich Diabetes und Adipositas. Hinzu
      kommen neue Themenfelder wie Endokrine Dis-
      ruptoren, Hormonersatztherapie und Wechseljahre
                                                              Mangelnde Honorierung
      des Mannes. Die hohe Prävalenz endokriner Erkran-       Die Endokrinologie hat ein „Institutionalisierungs-
      kungen in den Vereinigten Staaten belegt zudem          problem“, das auch andere Subspezialitäten in
      eine aktuelle US-Studie aus Baltimore [3]. Hiesige      Deutschland haben. Das interdisziplinäre Fachgebiet
      Experten gehen davon aus, dass die Entwicklung in       wird mehr und mehr auf andere Teilbereiche der
      Übersee auf Deutschland übertragbar ist.                Medizin aufgeteilt. „Patienten mit Schilddrüsener-
          „In Europa müssen wir die Versorgungslage           krankungen werden in Deutschland sehr oft von Nu-
      allerdings differenziert betrachten“, erläutert Prof.   klearmedizinern übernommen. Das ist im Ausland
      Eberhard Nieschlag vom Uniklinikum Münster, ge-         anders“, nennt Deuß als Beispiel. Auch Kardiologen,
      genwärtig Präsident der European Society of Endo-       Nephrologen, Gynäkologen und Allgemeinmedizi-
      crinology (ESE). „Es gibt gut versorgte Länder, wie     ner behandeln Menschen mit endokrinologischen
      zum Beispiel Italien, Spanien und Polen. Und es gibt    Störungen, doch das ist nicht der einzige Grund für
      Länder wie Deutschland, in denen es sehr schlecht       die Krise des Fachgebietes. Die Endokrinologie ist
      aussieht. Es wundert einen, dass wir so weit zurück-    in Deutschland nicht lukrativ, die Verdienstmöglich-
      gefallen sind, immerhin waren wir in den zwanziger      keiten vergleichsweise gering. Es ist ein ambulantes
      bis vierziger Jahren weltweit führend und große Fir-    Fach, „fast ohne stationäre Aufgaben – wenn man
  3
Endokrinologie - Zomacton
Zukunft
                                                  mal vom Drei-Tage-Hunger-Versuch         letzten 20 Jahren etwa um die Hälfte geschrumpft,
                                                  bei Insulinom absieht oder von Pa-       heute sind es noch rund zehn im ganzen Land. Kli-
                                                  tienten mit vielen Begleiterkrankun-     niken, deren Professoren in Ruhestand gehen, lösen
                                                  gen. Behandlungen auf Station sind       ihre C4-Lehrstühle wie in Regensburg ganz auf oder
                                                  denn auch finanziell nicht abgedeckt      sie stufen sie wie in Hannover, Frankfurt oder Marburg
                                                  und Unikliniken mit entsprechenden       herab und ordnen sie anderen Fachgebieten unter.
                                                  Angeboten geraten immer häufiger               Diese Entwicklung trifft die pädiatrischen En-
                                                  in finanzielle Schwierigkeiten, wie       dokrinologen besonders, denn sie sind unter den
                                                  die Uniklinik Köln mit ihrer Hormon-     ohnehin wenigen Endokrinologen eine Minderheit.
                                                  sprechstunde“, weiß Deuß.                „In Ulm gab es vor Jahren fünf Kinderendokrinolo-
                                                      Doch auch die ambulanten Endo-       gen, heute ist es noch einer und auch am Uniklini-
                                                  krinologen haben zu kämpfen, noch        kum Hamburg-Eppendorf hielt der Klinikleiter die
                                                  mehr nach der erneuten Absenkung         pädiatrische Endokrinologie für verzichtbar“, zählt
                                                  der Regelleistungsvolumina (RLV) im      Partsch auf. Ein Lichtblick war die Einrichtung einer
                                                  dritten Quartal dieses Jahres. „Für      Stiftungsprofessur in Kiel im Jahr 2005. Ob die Pro-
                                                  die Beratung ist das Geld schon nach     fessur nach Ablauf der Förderung von der Univer-
                                                  dem ersten ,Guten Tag, wie geht’s?’      sitätsklinik übernommen wird, bleibt abzuwarten
                                                  verbraucht“, formuliert es Deuß be-      und wird zumindest von Partsch bezweifelt.
                                                  wusst überspitzt. „Für einen Patien-          An dieser Situation hat auch die in Deutschland
                                                  ten mit Hypophysentumor benötigt         sehr spät anerkannte internationale Zusatzausbil-
                                                  der Endokrinologe im ersten Quar-        dung zum Pädiatrischen Endokrinologen und Dia-
                                                  tal zwei bis drei Stunden. Dafür sind    betologen offensichtlich nichts geändert. Erst vor
                                                  durchschnittlich 30 Euro nicht ausrei-   zwei Jahren haben die letzten Bundesländer die
                                                  chend, hier wäre vielmehr ein akade-     Zusatzausbildung anerkannt – eine im Vergleich
                                                  mischer Stundensatz notwendig.“          mit vielen anderen Staaten extrem schleppende
                                                      Nach der Abwertung der ärztli-       Umsetzung. „Nun haben wir ein Curriculum, aber
                                                  chen Beratung und technischer Leis-      wo sind die Weiterbildungsstellen?“, fragt Partsch
                                                  tungen wie Ultraschall oder Bestim-      zudem. „Die Weiterbildung ist de facto nicht finan-
                                                  mung der Knochendichte wurden            ziert. Darüber hinaus gibt es hierzulande für C4-
                                                  dann zu Beginn des Jahres auch die       Professoren und Klinikleiter keine Regularien, die
                                                  Laborleistungen um ein Fünftel ge-       Institutionalisierung einer Subspezialität wie der
                                                  senkt. „Der deutsche Endokrinologe       Endokrinologie ist damit extrem schwierig.“ Auch
                                                  erhält für die Bestimmung eines Hor-     Deuß moniert: „Angehende Ärzte sehen während
                                                  monwertes nur 40 bis 60 Prozent der      ihrer Ausbildung an den Kliniken immer seltener
                                                  Erstattung, die sein Schweizer Kol-      Patienten mit Hormonstörungen und Praxen kön-
                                                  lege für dieselbe Leistung erhält“,      nen sich einen Assistenten oft nicht mehr leisten.“
                                                  rechnet Partsch vor. „Damit werden
                                                  Laborleistungen zur reinen Kostener-     Forschung kaum mehr wahrnehmbar
                                                  stattung“, klagt auch Deuß, „und die
                                                                                           Wo nicht gelehrt wird, gibt es immer weniger Spezi-
                                                  ärztliche Beratungsziffer zum einzigen
                                                                                           alisten, und wo es immer weniger Spezialisten gibt,
                                                  Posten für den Endokrinologen.“ Die
                                                                                           wird nicht geforscht. „Eine One-Man-Show kann
                                                  Honorierung kann jedoch nicht der
                                                                                           keine Forschung mehr betreiben“, formuliert es
                                                  einzige Grund sein, zumal in Ländern
                                                                                           Partsch. „Es wundert mich schon, wie ungünstig wir
                                                  wie Italien und Spanien der Verdienst
                                                                                           bei internationalen Veröffentlichungen zum Beispiel
                                                  noch niedriger ausfällt.
                                                                                           im Vergleich mit Italien dastehen“, gibt Nieschlag
                                                                                           zu bedenken. „Obwohl dort die Endokrinologen
               Abbildung:
                                    Wenige Weiterbildungsangebote                          oft zwei oder drei Jobs brauchen, um ihre Familie
 Nobelpreise mit Bezug zur
           Endokrinologie           Das geringe Interesse des medizinischen Nachwuch-      zu ernähren, und die Laborräume ein ganz anderes
Quelle: mod. nach Wilson JD:
                                    ses dürfte auch im kargen Weiterbildungsangebot        Niveau haben als bei uns, sind sie uns in Bezug auf
Clin Endocrinology. 2005 Apr;
               62(4): 389-396       begründet liegen. Die Zahl der Lehrstühle ist in den   internationale Veröffentlichungen weit voraus. Viel-

                                4
Endokrinologie
                                     leicht wird uns in Deutschland unser Perfektionismus    ren. Als europäische Gesellschaft finden wir langsam
                                     zum Verhängnis. Wir fangen erst an zu arbeiten, wenn    Gehör.“ Eine der ersten Maßnahmen der europäi-
                                     das Drumherum perfekt ist.“ Partsch drückt es noch      schen Endokrinologen ist die Formulierung inter-
                                     deutlicher aus: „Es ist doch eine Peinlichkeit, dass    nationaler Richtlinien für Diagnose und Therapie
                                     wir, nachdem wir lange Zeit weltweit führend waren      zu allen endokrinologischen Krankheitsbildern. Zu
                                     in der Endokrinologie, heute selbst kleinen Ländern     Cushing-Syndrom und Nebennierenerkrankungen
                                     wie den Niederlanden hinterherhinken. Wir publizie-     beispielsweise hat die ESE bereits gemeinsam mit
                                     ren heute mit Mühe und Not so viel wie die Schwe-       der US-amerikanischen Society for Endocrinology
                                     den mit ihren neun Millionen Einwohnern.“ Bestä-        Richtlinien publiziert. „Zur Fettsucht und auch zum
                                     tigt werden diese Einschätzungen durch einen Blick      Adrenogenitalen Syndrom wird in den kommenden
                                     auf die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).          drei Monaten etwas veröffentlicht. Darüber hinaus
                                     Schon im Jahr 2003 kamen weniger als zwei Prozent       sind etwa zehn weitere Richtlinien in Arbeit.“
                                     aller DFG-Förderungen rein endokrinologischen
                                     Themen zugute, etwas mehr als drei Prozent zielten      Kooperationen als Notlösung
                                     auf die Volkskrankheit Diabetes. Entsprechend spielt
                                                                                             In wirtschaftlich schwierigen Zeiten rückt man en-
                                     die deutsche Endokrinologie auf internationalem Ni-
                                                                                             ger zusammen. Zum einen sind durch die Ände-
                                     veau nur noch eine untergeordnete Rolle.
                                                                                             rung des Vertragsarztrechtsänderungsgesetzes
                                                                                             neue Kooperationen möglich geworden. Zum
                                     Rettung im europäischen Verbund?                        anderen zeichnet sich in der Laborlandschaft ein
                                     Die Wirtschaftskrise macht die Sache nicht besser.      Trend zu Fusionen und Großlaboren ab. „Bislang
                                     „Unter den jetzigen wirtschaftlichen Bedingungen        kann aber das Labor nur schwer rationalisiert wer-
                                     der Länder sehe ich die Zukunft der Endokrinologie      den, weil eine persönliche Anwesenheitspflicht
                                     und die Ausbildung des Nachwuchses an den Uni-          des Arztes besteht, wenn er Laborwerte bestim-
                                     kliniken noch schwärzer als in den letzten Jahren“,     men lassen möchte. Er darf seine Praxis also nicht
                                     schätzt Partsch die Lage ein. „Endokrinologen be-       zwei Straßen weiter haben“, berichtet Deuß. „Wir
                                     klagen sich seit zehn Jahren über ihre schlechte        haben einen Antrag laufen, der es möglich machen
                                     finanzielle Lage, in der Hoffnung, dass die Politi-      könnte, Labore auch dann gemeinsam zu nutzen,
                                     ker aufwachen. Gezielte Unterstützungsprogram-          wenn man nicht im selben Gebäude sitzt. Danach
                                     me wären notwendig, doch das kostet Geld. Und           könnten in einem Labor Proben aus unterschiedli-
                                     unter dem Strich ist selbst ohne Krise nichts pas-      chen Städten untersucht werden – sofern die Pro-
                                     siert.“ Etwas optimistischer äußert sich Deuß: „Ich     ben ordnungsgemäß geliefert und die Apparatu-
                    Literatur        bin guter Dinge, dass in den kommenden Jahren           ren sachgemäß bedient werden. Der behandelnde
                                     etwas passieren wird, wenn sich die Versorgung          Arzt kann dann online die Messung kontrollieren,
   1. Rizza R et al.: A Model
    to Determine Workforce           weiter verschlechtert hat. In Nordrhein-Westfalen       die Werte auf ihre Schlüssigkeit hin kontrollieren
 Needs for Endocrinologists          zum Beispiel gab es vor Kurzem eine Aussprache          und prüfen, ob das Ergebnis zu dem individuellen
   in the United States Until
2020. J Clin Endocrinol Me-
                                     im Landtag, in der lokale Politiker bessere Vergü-      Patienten passt.“ Sollte die Kassenärztliche Verei-
tab. 2003; 88(5): 1979-1987          tungen gefordert haben. In diesem Bundesland            nigung Nordrhein den Antrag genehmigen, „wird
   2. Stewart A: The United          sind die Regelleistungsvolumina im bundesweiten         es ein Mustermodell werden, das sicher viele nach-
States Endocrinology Work-
                                     Durchschnitt sehr niedrig und die Landespolitiker       ahmen werden“. Partsch steht Großlaboren skep-
   force: A Supply-Demand
Mismatch. J Clin Endocrinol          merken langsam, dass ihre Region leidet, auch           tisch gegenüber: „Dann rechnen sich die Labore
    Metab. 2008 Apr; 93(4):          wenn sie sich noch nicht durchsetzen können. Noch       nur noch über die Masse, seltenere Hormone und
                 1164-1166
                                     werden die Schrauben enger gedreht, aber in fünf        die Diagnostik seltener Krankheiten werden nicht
 3. Golden SH et al.: Clinical
      review: Prevalence and         bis zehn Jahren wird das alte System neue Grenzen       mehr abgedeckt.“ Das Problem sieht auch die
 incidence of endocrine and          erhalten“, ist sich der Kölner Endokrinologe sicher.    DGE: Jeder fünfte Patient mit Hormonstörungen
   metabolic disorders in the
                                         Nieschlag sieht die Rettung im europäischen         leidet an einer selteneren Erkrankung. „Gerade
United States: a comprehen-
  sive review. J Clin Endocri-       Verbund. „Gemeinsam haben wir mehr Einfluss und          diese Patienten bedürfen einer zeitaufwendigen
 nol Metab. 2009 Jun; 94(6):         können Politiker und Funktionäre sensibilisieren. Wir   Beratung und hochwertigen Diagnostik im Labor“,
                   1853-1878
                                     arbeiten eng mit dem European Board of Endocri-         so Deuß. Insbesondere für sie entwickeln sich die
    4. Pressemitteilung DGE
          vom 6. März 2009,          nology (UEMS) zusammen und versuchen auch mit           Dinge derzeit nicht günstig.
    www.endokrinologie.net           den amerikanischen Endokrinologen zu kooperie-                                              Gerda Kneifel

                                 5
HH
     Die hyperinsulinämische Hypoglykämie
     Die hyperinsulinämische Hypoglykämie (HH) ist         Die kongenitale HH und die sie
     die Folge einer unangemessenen und unregu-            verursachenden Mutationen
     lierten Sekretion von Insulin aus pankreatischen
                                                           Die kongenitale HH ist im Hinblick auf Histologie,
     Betazellen. Diese Hypersekretion führt zur
                                                           molekulare Biologie und Genetik eine sehr hete-
     Aufnahme von Glukose durch insulinsensitive
                                                           rogene Erkrankung. Es gibt sowohl sporadische
     Gewebe – vor allem Skelettmuskel, Fettgewe-
                                                           als auch familiäre Formen der angeborenen HH,
     be und Leber – und zur gleichzeitigen Hem-
                                                           wobei die sporadischen Formen sehr selten sind
     mung von Glykogenolyse, Glukoneogenese,
                                                           (1:40 000 bis 50 000 Lebendgeborene), die fa-
     Lipolyse und Ketolyse. Die dadurch bedingte
                                                           miliäre Form dagegen mit einer Inzidenz von bis
     Hypoglykämie kann im Nüchternzustand, nach
                                                           zu 1:2500 in ethnischen Gruppen mit hoher Kon-
     Anstrengung oder postprandial aufgrund einer
                                                           sanguinität deutlich häufiger auftritt. Die histolo-
     proteinreichen Mahlzeit auftreten. Die hyperin-
                                                           gische Differenzierung der kongenitalen hyperin-
     sulinämische Hypoglykämie ist eine der Haupt-
                                                           sulinämischen Hypoglykämie in fokale und diffuse
     ursachen von mentalen Retardierungen und
                                                           Formen war ein ganz zentraler Wendepunkt in der
     Hirnschäden [1].
                                                           chirurgischen Behandlung dieser Erkrankung [3].
     Es gibt verschiedene Ursachen der hyperinsuli-        Inzwischen wurden sieben verschiedene Gene be-
     nämischen Hypoglykämie, die zudem mit sehr            schrieben, bei denen Mutationen zu einer fehlre-
     unterschiedlichen Erscheinungsformen assoziiert       gulierten Insulinsekretion führen (siehe Tabelle 1).
     sind. In Tabelle 1 sind die Differenzialdiagnosen     Die bisher beschriebenen Mutationen betreffen
     der hyperinsulinämischen Hypoglykämie aufge-          Gene, die die Schlüsselkomponenten der Insulin-
     führt. Auch sind eine Reihe von Syndromen mit         sekretion in den Betazellen des Pankreas regulie-
     diesem Krankheitsbild assoziiert (siehe Tabelle 2).   ren (siehe Abbildung 1) [3].
     Das Beckwith-Wiedemann-Syndrom (BWS) ist das
     Syndrom, das am häufigsten mit HH in Verbindung        KCNJ11 und ABCC8-Mutationen
     gebracht wird. Die Inzidenz des Hyperinsulinismus     Die glukoseinduzierte Insulinsekretion in den Be-
     liegt bei Kindern mit BWS bei etwa 50 Prozent [2].    tazellen wird teilweise durch ATP-sensitive Kalium-
     Die HH kann vorübergehend sein. In diesen Fäl-        kanäle (KATP) reguliert. Diese Kanäle setzen sich aus
     len ist sie meist asymptomatisch und verschwindet     der Kalium-Kanaluntereinheit Kir6.2, die von dem
     innerhalb der ersten Lebenstage. Zwar sind noch       Gen KCNJ11 kodiert wird, und dem Sulfonylharn-
     nicht für alle Syndrome die molekularen Mecha-        stoff-Rezeptor 1 (SUR1) zusammen, der von dem
     nismen der Entstehung der HH bekannt. Beim            Gen ABCC8 kodiert wird. Der Glukose-Metabolis-
     Beckwith-Wiedemann-Syndrom wird jedoch eine           mus in den Betazellen führt zu einer Verschiebung
     Überexpression von IGF-2 (Insulinähnlicher Wachs-     des intrazellulären ATP:ADP-Verhältnisses in Rich-
     tumsfaktor II) aufgrund der Hypermethylierung des     tung ATP. Durch diese Verschiebung wird der Ka-
     väterlichen UDP11- oder H19-Gens als Erklärung        liumkanal geschlossen, die Zelle depolarisiert und
     herangezogen. Die Überexpression von IGF-2            durch die Depolarisation öffnen sich spannungs-
     könnte durch den wachstumsfördernden Effekt           abhängige Calcium-Kanäle. Ca2+ strömt in die
     zu einer Hyperplasie pankreatischer Betazellen        Zelle ein und vermittelt die Sekretion des Insulins.
     führen [2]. In der Publikation „Hyperinsulinism in    Sowohl für KCNJ11 als auch für ABCC8 sind Mu-
     Developmental Syndromes“ befassen sich Ritika         tationen beschrieben worden, die zur HH führen.
     Kapoor et al. ausführlich mit den Syndromen, die      Beide Gene sind auf dem Chromosom 11p15.1
     mit Hyperinsulinismus assoziiert sind und beschrei-   lokalisiert. Rezessive inaktivierende Mutationen in
     ben die bisher gefundenen molekularen Ursachen        den beiden Genen führen zu den häufigsten und
     [2]. Aus Platzgründen kann an dieser Stelle nicht     schwersten Formen der kongenitalen HH. Pati-
     ausführlicher darauf eingegangen werden.              enten mit Mutationen in diesen Genen sprechen

 6
HH
                                  normalerweise nicht auf eine medikamentöse The-        HFN4A-Mutationen
                                  rapie an und benötigen eine Pankreatektomie. Da-       Das Gen HFN4A kodiert den Hepatozyten-Nukle-
                                  gegen führen autosomal-dominante Mutationen zu         ären-Faktor-4∙, einen Transkriptionsfaktor, der Teil
                                  einer milderen, behandelbaren Form. Mutationen         eines Regulationsnetzwerkes aus Transkriptionsfak-
                                  in den Genen KCNJ11 und ABCC8 machen etwa              toren ist, die die Genexpression regulieren [5]. Es
                                  50 Prozent der kongenitalen HH aus, in manchen         ist bekannt, dass Mutationen im HFN4A-Gen den
                                  Populationen wie den Japanern sind es dagegen          MODY-Diabetes (maturity-onset diabetes of young)
                                  nur 20 Prozent [4].                                    verursachen, der durch autosomal-dominante Ver-
                                                                                         erbung und eine eingeschränkte glukoseinduzierte
                                  GLUD1- und GCK-Mutationen
                                                                                         Insulinsekretion aus Pankreaszellen gekennzeichnet
                                  Die aktivierte Glutamat-Dehydrogenase führt zu
                                                                                         ist. Inzwischen wurden heterozygote Mutationen
                                  einer verstärkten Oxidation von Glutamat und er-
                                                                                         in HNF4A beschrieben, die mit vorübergehender
                                  höht so das ATP :ADP-Verhältnis in den Betazellen,
                                                                                         oder dauerhafter HH sowie Makrosomie assoziiert
                                  wodurch die Insulinfreisetzung gesteigert wird (sie-
                                                                                         sind [6]. In Mausmodellen wurde eine 60-prozen-
                                  he oben). Normalerweise wird das Enzym durch
                                                                                         tige Reduktion der Expression des Proteins Kir6.2
                                  GTP gehemmt und durch Leucin aktiviert. Aktivie-
                                                                                         nachgewiesen, das – wie oben beschrieben – Teil
                                  rende Mutationen im Glutamat-Dehydrogenase-
                                                                                         des Kaliumkanals ist [7]. Allerdings wurden in ande-
                                  Gen GLUD1 schwächen den inhibitorischen Effekt
                                                                                         ren Studien keine Expressionsänderungen des ent-
                                  von GTP ab und erleichtern die Aktivierung durch
                                                                                         sprechenden Gens KCNJ11 nachgewiesen, sodass
                                  Leucin. Die Glukokinase katalysiert in Pankreaszel-
                                                                                         der Mechanismus noch immer unklar ist.
                                  len beim Eintritt in die Glykolyse die Phosphory-
                                  lierung von Glukose und damit den geschwindig-         HADH-Mutationen
                Tabelle 1:        keitsbestimmenden Schritt im Metabolismus der          Das mitochondriale Enzym HADH (Hydroxyacyl-
   Differenzialdiagnosen
                                  Glukose. Aktivierende Mutationen im Gen für die        CoA-Dehydrogenase) katalysiert den vorletzten
der hyperinsulinämischen
          Hypoglykämie            Glukokinase (GCK) senken den Schwellenwert der         Schritt in der ‚-Oxidation der Fettsäuren. Dabei
Quelle: modifiziert nach [3]       glukosestimulierten Insulinsekretion.                  entsteht 3-Ketoacyl-CoA. Mutationen, die zu ei-
                                                                                         nem Funktionsverlust des HADH-Gens führen,
Kongenitale hyperinsulinämische Hypoglykämie                                             verursachen eine kongenitale HH, wobei auch hier
• autosomal rezessive Mutationen: ABCC8, KCNJ11, HADH
• autosomal dominante Mutationen: ABCC8, KCNJ11, GCK, GLUD1, HNF4A, SLC16A1
                                                                                         bisher die molekularen Mechanismen nicht aufge-
                                                                                         klärt sind. Es scheint jedoch so zu sein, dass HADH
Syndrome, die mit HH assoziiert sind (siehe Tabelle 2)
                                                                                         mit anderen Genen interagiert, die für die Beta-
Postprandiale hyperinsulinämische Hypoglykämie                                           zellentwicklung und -funktion wichtig sind [8].
• Dumping-Syndrom
• nach gastrischem Bypass bei adipösen Erwachsenen                                       SLC16A1-Mutationen – anstrengungsinduzierte HH
• pankreatogene hyperinsulinämische Non-Insulinoma-Hypoglykämie
• Mutationen im Gen für den Insulinrezeptor                                              Bei der anstrengungsinduzierten hyperinsulin-
• Insulin-Autoimmunsyndrom                                                               ämischen Hypoglykämie setzt die Hypoglykämie
Insulinom                                                                                gewöhnlich etwa 30 Minuten nach einer kurzen
• sporadisches Insulinom                                                                 Phase anaerober körperlicher Betätigung ein. Die-
• multiple endokrine Neoplasie Typ 1
                                                                                         se Form der Hypoglykämie entsteht durch Mutati-
metabolische Ursachen
                                                                                         onen in der Promotorregion des SLC16A1-Gens,
• kongenitale Störungen der Glykosylierung (Typ 1a, 1b und 1d)
• Tyrosinämie Typ 1                                                                      die zu einer verstärkten Expression des Monocarb-
                                                                                         oxylat-Transporters 1 (MCT1) führt. Normalerweise
künstliche hyperinsulinämische Hypoglykämie
                                                                                         ist die Expression von MCT1 in Pankreaszellen sehr
andere Ursachen (meist vorübergehend)                                                    gering, wodurch der Einfluss von Pyruvat und Lak-
• mütterlicher Diabetes mellitus (Gestationsdiabetes und insulinabhängiger Diabetes)
• intrauterine Wachstumsverzögerung (SGA, Small for Gestational Age)                     tat auf die Insulinsekretion niedrig gehalten wird.
• perinatale Asphyxie                                                                    Die erhöhten Spiegel von MCT1 bei dieser Form
• Rhesus-Isoimmunisierung
                                                                                         der Hypoglykämie ermöglichen die verstärkte Sti-

                              7
HH
                                                                                                           und Kollegen stellen in ihrer Über-
                                                              Beckwith-Wiedemann-Syndrom
   prä- und postnatales übermäßiges Wachstum                  Sotos-Syndrom                                sichtsarbeit einige Befunde dar, auf
                                                              Simpson-Golabi-Behmel-Syndrom                die hier im Einzelnen jedoch nicht
                                                              Kabuki-Syndrom                               eingegangen werden kann [3].
   postnatale Wachstumsstörungs-Syndrome
                                                              Costello-Syndrom
                                                              Trisomie 13 (Patau-Syndrom)
   Syndrome mit chromosomalen Auffälligkeiten
                                                              Mosaikform des Turner-Syndroms
                                                                                                           Klinik
   Syndrome, die zu Störungen der                                                                          Die hyperinsulinämische Hyperglyk-
                                                              Timothy-Syndrom
   Calcium-Homöostase führen (intermittierende HH)                                                         ämie kann ganz verschiedene Ur-
   an das ABCC8-Gen angrenzende Gendeletion,                                                               sachen     haben.      Entsprechend
                                                              Usher-Syndrom
   die das ABCC8-Gen beeinflusst
                                                                                                           unterschiedlich können Alter bei Er-
                                                              angeborene Störung der Glykosylierung 1a
                                                                                                           krankungsbeginn, Schweregrad und
   angeborene Störungen der Glykosylierung                    angeborene Störung der Glykosylierung 1b
                                                              angeborene Störung der Glykosylierung 1c     Krankheitsverlauf sein. Die schweren
                                                                                                           Formen manifestieren sich bereits
                 Tabelle 2:        mulation des mitochondrialen Metabolismus durch             in der Neonatalperiode. Die Symptome können
  Syndrome, die mit einer
    hyperinsulinämischen
                                   Pyruvat oder Laktat [9].                                    unspezifisch sein – wie Ernährungsprobleme, Le-
 Hypoglykämie (HH) asso-                                                                       thargie und Irritabilität oder auch spezifische Sym-
                 ziiert sind       Andere Formen der HH                                        ptome wie Apnoe, Krampfanfälle oder Koma. Die
 Quelle: modifiziert nach [2]
                                   Während für die kongenitale HH eine Reihe von               Makrosomie, ein häufiges Merkmal der kongenita-
                                   Mutationen beschrieben wurden, sind für die an-             len hyperinsulinämischen Hypoglykämie im Neu-
                                   deren Formen der HH, wie die postprandiale HH,              geborenenalter, ist die Folge der fetalen Hyperin-
                                   die Ursachen meist nicht aufgeklärt. Ritika Kapoor          sulinämie. Leichtere Formen der HH können auch

              Abbildung 1:
 Die an der Regulation der
  Insulinsekretion beteilig-
   ten molekularen Mecha-
nismen sind vereinfacht im
blauen Bereich dargestellt,
    im rosa Bereich die bei
       HH nachgewiesenen
 Mutationen, die auf diese
      Regulation einwirken
  Die verschiedenen Mutati-
  onen beeinflussen sowohl
    direkt den Glukosestoff-
  wechsel als auch verschie-
           dene Transporter.
 Quelle: modifiziert nach [3]

                               8
HH
                                     erst im späten Kleinkind- oder Kindesalter auftre-                 xie kann entweder zu einer vorübergehenden oder
                                     ten und durch wiederholte Symptome der Hypo-                       anhaltenden HH führen und eine Behandlung mit
                                     glykämie deutlich werden. Eine perinatale Asphy-                   Diazoxid notwendig machen [10].

                                          Diagnose der kongenitalen HH
                                          • zur Aufrechterhaltung der Normoglykämie Glukoseinfusionsrate > 8mg /kg /min erforderlich (normaler Bereich
                                            4 – 6mg /kg /min)
                                          • Blutglukosespiegel < 3mmol /l
                                          • unter Hypoglykämie nachweisbar zu hohe Insulinspiegel und/oder erhöhte Spiegel vom C-Peptid bei gleichzeitig
                                            nicht nachweisbaren Ketonkörpern und Fettsäuren, die den metabolischen Effekt von Insulin widerspiegeln
                                          • bei Kindern mit Hyperinsulinismus und Hyperammoniumämie sind die Plasma-Ammoniak-Spiegel erhöht
                                          • positive glykämische Reaktion auf Glukagon
                                          • auffällige Acylcarnitinspiegel und /oder
                                          • Hypoglykämie nach Protein- oder Leucinbeladung
                                          • Hypoglykämie nach Belastungstest oder Pyruvatbeladung

                                                                                           Diazoxidtherapie

                                                               positive Therapieresponse                        keine Therapieresponse

                                                 Überprüfung der Nüchterntoleranz                          Screening auf ABCC8- und KCNJ11-Mutationen

                                                       väterliche ABCC8- und/oder                                  Homozygotie oder gemischte Hetero-
                                                      KCNJ11-Mutationen                                           zygotie für ABCC8 und/oder KCNJ11
                                                      (hochindikativ für fokale Läsionen)                         (Patient erbt zwei rezessive Allele – ent-
                                                      oder keine Mutationen                                       weder für ABCC8 oder KCNJ11, die
                                                      in ABCC8/KCNJ11                                             eine kongenitale HH in einem heterozy-
                                                      (fokale Läsionen unwahrscheinlich)                          goten Status verursachen können)

                                                          18
                                                            F-L-Dopa-PET-CT-Scan
                                                                                                                          diffuse Erkrankung

                                                               fokale Erkrankung

                                                                                                       • hochkalorische Diät und/oder häufige Nahrungs-
                                                                                                         aufnahme
                                                 chirurgische Resektion der fokalen Läsion
                                                                                                       • Octreoidtherapie
                                                             (vorzugsweise mit
                                                                                                       • fast vollständige Pankreatektomie
                                                         laparoskopischem Eingriff)

              Abbildung 2:
   Diagnose- und Therapie-
  algorithmus der kongeni-
                                                  Follow-up:
talen hyperinsulinämischen                       • Kontrolle von Wachstum und Entwicklung
            Hypoglykämie                         • neurologische Kontrollen
                                                 • genetische Beratung
    Der 18F-L-Dopa-PET-CT-
  Scan ist nur bei Patienten                     nach einer annähernd totalen Pankreatektomie:
indiziert, die potenziell eine
                                                 • Behandlung des Diabetes mellitus
        fokale Läsion haben.                     • Kontrolle der exokrinen Funktionen des Pankreas
 Quelle: modifiziert nach [2]

                                 9
HH
      5. Lucas B: Funktion des              Beginnt die HH erst im Erwachsenenalter, so          fusen kongenitalen HH wirksam ist – mit Ausnah-
   zellspezifischen Transkripti-
   onsfaktors HNF4∙  ∙ bei der           handelt es sich in den meisten Fällen um ein Insuli-    me der autosomal rezessiven Mutationen in den
 Zellproliferation und Identifi-          nom. Das mittlere Alter bei Diagnosestellung ist um     ABCC8- und KCNJ11-Genen [3]. Einige Patienten
 zierung von HNF4∙-regulier-
   ten Genen in Nierenzellen.            die 45 Jahre. Bei Patienten, die ein Insulinom in As-   mit Mutationen im CGK-Gen benötigen eine sub-
 2005. Inaugural-Dissertation.           soziation mit einer multiplen endokrinen Neoplasie      totale Pankreatektomie [12]. In Abbildung 2 sind
   http://deposit.ddb.de/cgi-
 bin/dokserv?idn=976825031
                                         Typ 1 haben, tritt die Krankheit meist in einem Alter   Diagnose- und Therapiealgorithmus für Patienten
&dok_var=d1&dok_ext=pdf&                 um die 25 Jahre auf. Bei Erwachsenen lassen sich die    mit kongenitaler hyperinsulinämischer Hypoglykä-
    filename=976825031.pdf
                                         Symptome der HH zum einen in solche unterteilen,        mie dargestellt.
  6. Pearson ER et al.: Macro-
 somia and hyperinsulinaemic             die durch hypoglykämiebedingte Entladungen im               Die Unterscheidung zwischen fokaler und diffu-
    hypoglycaemia in patients            autonomen Nervensystem verursacht werden. Dazu          ser kongenitaler HH hat für die Therapie insofern
 with heterozygous mutations
    in the HNF4A gene. PLoS              gehören Hunger, Schweißausbrüche, Parästhesie,          deutliche Fortschritte gebracht, als Patienten mit
   Med. 2007 Apr; 4(4): e118             Angst, Tremor und Herzrasen. Zum anderen kann der       fokaler Erkrankungsform durch partielle Pankreat-
     7. Gupta RK et al.: The
  MODY1 gene HNF-4alpha
                                         Glukosemangel im Gehirn zu neuroglykopenischen          ektomie vollständig geheilt werden können. Eine
   regulates selected genes              Symptomen wie Verhaltensänderungen, Konfusion,          ganz wichtige Rolle spielen hierbei               F-L-DOPA-
                                                                                                                                                  18

involved in insulin secretion.
     J Clin Invest. 2005 Apr;
                                         Lethargie, Sehstörungen, Persönlichkeitsverände-        PET-Untersuchungen, die inzwischen eine akku-
           115(4): 1006-1015             rungen, Krämpfen und Bewusstlosigkeit führen [11].      rate präoperative Lokalisation fokaler Läsionen
   8. Lantz KA et al.: Foxa2 re-
                                                                                                 des Pankreas erlauben. Sie beruhen darauf, dass
  gulates multiple pathways of
insulin secretion. J Clin Invest.        Diagnose                                                L-DOPA von den Inselzellen des Pankreas aufge-
    2004 Aug; 114(4): 512-520                                                                    nommen und durch die artomatische Aminosäu-
 9. Ishihara H et al.: Overex-           Der wichtigste biochemische Hinweis auf eine un-
  pression of monocarboxy-                                                                       redecarboxylase zu Dopamin umgewandelt wird.
                                         regulierte Insulinsekretion ist der erhöhte Glukose-
 late transporter and lactate                                                                    Die Aufnahme des Positronen-emittierenden 18F-L-
dehydrogenase alters insulin             bedarf zur Aufrechterhaltung einer Normoglykämie
       secretory responses to
                                                                                                 DOPA ist in Betazellen mit einer erhöhten Bildung
                                         (> 8mg /kg /min, Normalbereich 4–6mg/kg/min).
pyruvate and lactate in beta                                                                     und Sekretion von Insulin im Vergleich zu nicht be-
     cells. J Clin Invest. 1999          Diagnostiziert wird die HH durch den Nachweis ei-
                                                                                                 troffenen Zellen erhöht [13]. Während früher die
    Dec; 104(11): 1621-1629              ner unangemessenen Insulinfreisetzung (und/oder
   10. Hoe FM et al.: Clinical                                                                   partielle und subtotale Pankreatektomie als offene
                                         unangemessene C-Peptidspiegel) während einer
 features and insulin regulati-                                                                  Operation durchgeführt wurde – mit den entspre-
on in infants with a syndrome            hypoglykämischen Phase [3]. Bei Erwachsenen mit
   of prolonged neonatal hy-                                                                     chenden peri- und postoperativen Komplikationen
                                         HH ist zudem die Bestimmung von Insulinantikör-
perinsulinism. J Pediatr. 2006                                                                   – wird inzwischen bei fokalen Formen der Eingriff
         Feb; 148(2): 207-212            pern notwendig, um ein Insulin-Autoimmunsyn-
 11. DeRosa MA et al.: Hypo-
                                                                                                 teilweise auch laparoskopisch vorgenommen [3].
                                         drom auszuschließen.
 glycemia and the sympatho-                                                                          Indem immer mehr Informationen über die ge-
   adrenal system: neurogenic
                                                                                                 netischen Ursachen der HH gewonnen werden, las-
      symptoms are largely the           Therapie
  result of sympathetic neural,                                                                  sen sich heute für einige Formen bereits ziemlich
   rather than adrenomedulla-            Die frühzeitige Diagnose, die Vermeidung hypo-
    ry, activation. Am J Physiol
                                                                                                 präzise der Verlauf und Schweregrad vorhersagen,
 Endocrinol Metab. 2004 Jul;             glykämischer Episoden sowie die sofortige Be-           was wichtige Implikationen für die Therapie hat.
               287(1): E(e)32-41         handlung etwaiger Hypoglykämien sind die Eck-
      12. Glaser B, Hirsch HJ,                                                                                                       Dr. Corinna Volz-Zang
 Landau H: Persistent hyper-
                                         pfeiler der Behandlung der kongenitalen HH, um
                                                                                                 Literatur
    insulinemic hypoglycemia             Hirnschäden und mentale Retardierung zu verhin-
                                                                                                 1. Menni F et al.: Neurologic outcomes of 90 neonates and in-
of infancy: long-term octreo-
                                         dern [3]. Die Hauptstütze der Therapie ist die Be-         fants with persistent hyperinsulinemic hypoglycemia. Pedia-
 tide treatment without pan-
                                                                                                    trics. 2001 Mar; 107(3): 476-479
createctomy. J Pediatr. 1993             reitstellung großer Mengen von Kohlenhydraten,
          Oct; 123(4): 644-650                                                                   2. Kapoor RR et al.: Advances in the diagnosis and management
                                         um die Normoglykämie aufrechtzuerhalten. Dies              of hyperinsulinemic hypoglycaemia. Nat Clin Pract Endocrinol
       13. de Lonlay P et al.:
Congenital hyperinsulinism:              ist in vielen Fällen nur durch einen zentralvenösen        Metab. 2009 Feb; 5(2): 101-112. Review
    pancreatic [18F]fluoro-L-             Katheter möglich, über den die Zufuhr konzen-           3. Kapoor RR et al.: Hyperinsulinism in developmental syndro-
     dihydroxyphenylalanine                                                                         mes. Endocr Dev. 2009; 14: 95-113
   (DOPA) positron emission              trierter Dextroselösung sowie das Monitoring der
                                                                                                 4. Tanizawa Y et al.: Genetic analysis of Japanese patients with
     tomography and immu-                Blutglukosespiegel in kurzen Zeitabständen mög-            persistent hyperinsulinemic hypoglycemia of infancy: nucleo-
   nohistochemistry study of                                                                        tide-binding fold-2 mutation impairs cooperative binding of
   DOPA decarboxylase and                lich ist. Die medikamentöse Therapie umfasst die
                                                                                                    adenine nucleotides to sulfonylurea receptor 1. Diabetes. 2000
 insulin secretion. J Clin En-           Gabe von Diazoxid, eines Antagonisten des KATP-            Jan; 49(1): 114-120
 docrinol Metab. 2006 Mar;
              91(3): 933-940             Kanals, der in der Regel bei allen Formen der dif-      Fortsetzung Literatur siehe linke Spalte

                                    10
S RS
                                       Das Silver-Russell-Syndrom
                                       Epigenetische Veränderungen als Ursache für Heterogenität

                                                         Epigenetik, genomisches Imprinting und uniparentale Disomie
                                         In Säugetieren werden autosomale Gene typischerweise von beiden elterlichen Allelen exprimiert. Seit Mitte der
                                         80er Jahre ist jedoch bekannt, dass die Expression einer Reihe von mittlerweile etwa 80 Genen von ihrem elter-
                                         lichen Ursprung abhängig ist [a]. Die Epigenetik beschäftigt sich mit diesen elterlich bedingten Modifikationen
                                         der Genexpression, die als Prägung oder Imprinting bezeichnet werden. Im Gegensatz zu DNA-Mutationen, bei
            Literatur Kasten
                                         denen die DNA-Sequenz irreversibel verändert wird, kommt es beim Imprinting nur zu einer reversiblen und funkti-
      a. Cattanach DM et al.:            onellen Modifikation der DNA, bei der die DNA-Sequenz selbst unverändert bleibt. Bei einem maternalen Imprin-
 Differential acivity of mater-
          nally and paternally           ting ist das mütterliche Allel inaktiv, während das väterliche Allel exprimiert wird; bei einem paternalen Imprinting
  derived chromosome regi-               verhält es sich genau umgekehrt. Genomisches Imprinting bedarf bestimmter epigenetischer Marker, mit deren
  ons in mice. Nature. 1985;             Hilfe die transkriptionale Aktivität bestimmter Genombereiche reguliert wird. Dabei ist vor allem die differenzielle
          315(6019): 496-498
                                         DNA-Methylierung (Anhängen einer CH3-Gruppe an Cytosinreste) gut untersucht [b]. Des Weiteren werden Histone
b. Bird AP: CpG-rich islands
   and the function of DNA               und kleine, regulatorische RNA-Moleküle als mögliche epigenetische Marker diskutiert [c].Veränderungen in den
 methylation. Nature. 1986;              epigenetischen Markern, also z.B. im Methylierungsmuster eines Genabschnitts, werden auch als epigenetische
         321(6067): 209-213              Mutationen oder Epimutationen bezeichnet. Geprägte bzw. imprintete Gene finden sich häufig in Gen-Clustern,
 c. Jaenisch R et al.: Epigen-           die an sogenannten differenziert methylierten Regionen (engl.: differentially methylated regions, DMRs) erkannt
        tic regulation of gene
  expression: how the geno-              werden können. Einige dieser DMRs werden auch als Imprintingcenter-Regionen (engl.: imprinting control region,
  me integrates intrinsic and            ICRs) bezeichnet. Eine Vielzahl geprägter Gene spielt eine essenzielle Rolle bei der fetalen Entwicklung. Dabei
       environmental signals.            wurde beobachtet, dass paternal exprimierte Allele das Wachstum erhöhen, während maternale exprimierte Allele
             Nat Genet. 2003;
          33 (Suppl.): 245-254           das Wachstum hemmen [d].
  d. Reik W, et al.: Genomic             Eine Störung im Imprinting kann unabhängig von der Ursache zu einer Reihe von Erkrankungen führen. Diese kön-
   imprinting: parental influ-            nen dadurch verursacht werden, dass normalerweise stumme Gene aufgrund von fehlender Prägung aktiv werden
  ence on the genome. Nat                und damit die Menge an Genprodukten verdoppelt wird oder dass durch Repression normalerweise aktiver Gene
Rev Genet. 2001; 2(1): 21-32
                                         essenzielle Genprodukte fehlen. Dies kann unter anderem durch die uniparentale Disomie (UPD) geschehen. Bei
e. Kotzot D et al.: Uniparen-
tal Disomy (UPD) other than              der UPD stammen beide homologen Chromosomen eines Chromosomenpaares oder einer chromosomalen Regi-
     15: phenotypes and bib-             on von einem einzigen Elternteil ohne Beteiligung des anderen Elternteils. Dies kann in Bereichen mit geprägten
    liography updated. Am J
                                         Genen zu einer Störung des Imprintings führen, da der biparentale Beitrag zur Genregulation fehlt. Die UPD wird
Med Genet A. 2005; 136(3):
                     287-305             mittlerweile mit einer Reihe von Störungen in Verbindung gebracht: Prader-Willi-Syndrom (maternal UDP15), An-
                                         gelman-Syndrom (paternal UDP15), Beckwith-Wiedemann-Syndrom (paternal UDP11p15.5) und das Silver-Russell-
                                         Syndrom (maternal UDP7) [e].

                                       Bei dem Silver-Russell-Syndrom (SRS, auch RSS,                 rogenität der klinischen Symptome macht die Ab-
                                       Russell-Silver-Syndrom; OMIM 180860) handelt es                grenzung und genaue Diagnostik vom SRS gegen-
                                       sich um eine seltene, klinisch heterogene Erkran-              über anderen Wachstumsstörungen schwierig, auch
                                       kung, die durch prä- und postnatale Wachstumsstö-              wenn mittlerweile Leitsymptome und diagnostische
                                       rungen, typische Gesichtsdysmorphien und laterale              Kriterien für die Erkrankung postuliert wurden [3].
                                       Wachstumsasymmetrien charakterisiert wird. Silver              Erschwerend kommt hinzu, dass sich die klinische
                                       (1953) und Russell (1954) beschrieben unabhängig               Symptomatik mit zunehmendem Alter abschwächt.
                                       voneinander die Kleinwüchsigkeit bei Neugebore-                Aus diesem Grund sind Angaben zur Prävalenz vom
                                       nen und Kleinkindern, eine typische dreieckige Ge-             SRS schwierig; die Zahlen schwanken zwischen ei-
                                       sichtsform mit einer breiten Stirn und einem spitzen           nem und neun Fällen auf 100 000 [4].
                                       Kinn, einen normalen Kopfumfang trotz Minder-
                                       wuchs, tief angesetzte Ohren und Anomalien der
                                                                                                      Genetik
                                       Extremitäten, wie die Kurzfingrigkeit [1,2]. Mitt-              Neben der großen klinischen Heterogenität zeigt
                                       lerweile sind eine Reihe von weiteren Symptomen                sich das SRS auch hinsichtlich der Krankheitsursa-
                                       wie Hypogonadismus, übermäßiges Schwitzen und                  chen sehr heterogen. Von den mittlerweile über
                                       Schwierigkeiten bei der Ernährung der Babys und                400 in der medizinischen Literatur beschriebenen
                                       Kleinkinder hinzugekommen [3]. Die große Hete-                 Fällen sind die meisten zwar sporadischen Ur-

                                  11
SR S
                                                                                             [8]. Weitergehende Untersuchungen identifizier-
                                                                                             ten zwei separate Regionen auf Chromosom 7 mit
                                                                                             einer Reihe von geprägten Genen, auf die eine
                                                                                             mUPD Auswirkungen haben könnte: die Region
                                                                                             7p11.2-7p13 und die Region beginnend bei 7q31
                                                                                             (Abbildung 1). Beide Regionen sind homolog zu
                                                                                             bestimmten geprägten Chromosomenregionen
                                                                                             bei Mäusen, die dort alle mit Wachstumsphänoty-
                                                                                             pen assoziiert sind [9]. So wurden Wachstumsver-
                                                                                             zögerungen und Insulinresistenz bei Mäusen mit
                                                                                             Überexpression in demjenigen Gen beobachtet,
                                                                                             das dem humanen Gen GRB10 in der Chromoso-
                                                                                             menregion 7p11.2-7p13 homolog ist. Beim Men-
                                                                                             schen kodiert GRB10 (engl. growth factor recep-
                                                                                             tor-bound protein 10) für ein zytoplasmatisches
                                                                                             Adapterprotein, das mit Tyrosinkinase-Rezeptoren
                                                                                             interagiert, u.a. auch mit dem IGF-1-Rezeptor. Zu
                                                                                             diesen Beobachtungen bei Mäusen passten die
                                                                                             Befunde dreier SRS-Patienten mit typischem Phä-
                                                                                             notyp und einer Verdopplung im 7p-Segment und
                                                                                             damit von GRB10, womit der beobachtete Minder-
                                                                                             wuchs analog zu den Beobachtungen bei Mäusen
                                                                                             durch die Überexpression von GRB10 zu erklären
            Abbildung 1:              sprungs, es gibt allerdings auch einige Fälle mit
                                                                                             wäre. Es wurde postuliert, dass auch eine mUPD7
  SRS-Kandidatengene auf              familiärem Hintergrund. Dabei wurden sowohl
           Chromosom 7                                                                       zu einer Überexpression von GRB10 und damit zu
                                      X-chromosomale als auch autosomal-rezessive
 MEST=mesoderm specific                                                                       Minderwuchs bei den betroffenen Patienten führen
                    transcript        und autosomal-dominante Vererbungsmuster be-
                                                                                             müsste. Doch trotz umfassender Screenings bei
CPA4=carboxypeptidase A4              schrieben [3]. Im Jahr 1995 wurde zudem der Fall
 COPG2=coatomer protein                                                                      SRS-Patienten mit mUPD7 konnten bis jetzt keine
                                      von eineiigen Zwillingen veröffentlicht, bei dem
 complex subunit gamma 2                                                                     Mutationen oder epigenetischen Aberrationen im
MESTIT=MEST intronic tran-            nur ein Zwilling vom SRS betroffen war [5]. Dies
  script, non protein coding
                                                                                             Methylierungsmuster von GRB10 gefunden wer-
                                      führte mit den ersten Fällen von maternaler unipa-
    CIT1=intronic transcript,                                                                den. Somit ist der mit einer mUPD7 assoziierte
          non protein coding          rentaler Disomie (mUPD) auf Chromosom 7 beim
                                                                                             pathogene Mechanismus, der zum SRS führt, nach
       IGFBP1, 3=insulin-like         SRS [6] zu der Hypothese, dass vor allem epige-
 growth factor binding pro-                                                                  wie vor ungeklärt und ein deutlicherer Effekt von
                                      netische Veränderungen ursächlich für das SRS
                   tein 1 or 3                                                               GRB10 auf den mUPD7-SRS-Phänotyp wird mittler-
   GRB10=growth factor re-            sein könnten. In den folgenden Jahren wurde eine
   ceptor-bound protein 10
                                                                                             weile ausgeschlossen [3, 10]. Trotzdem bleibt die
                                      Vielzahl von Kandidatengenen auf unterschiedli-
   EGFR=epidermal growth                                                                     Region 7p11.2-7p13 für die Wissenschaft weiter
              factor receptor         chen Chromosomen diskutiert, wobei die beiden
                                                                                             interessant, da sich dort mit IGFBP1 und IGFBP3
            *geprägte Gene            vielversprechendsten Kandidaten die Chromoso-
                                                                                             noch die Gene für zwei Bindungsproteine von IGF
Quelle: modifiziert nach [11]
                                      men 7 und 11 sind. Genetische wie epigenetische
                                                                                             (engl. insulin-like growth factor) sowie mit EGFR
                                      Veränderungen auf diesen beiden Chromosomen
                                                                                             das Gen für den EGF-Rezeptor (eng. epidermal
                                      werden mittlerweile bei bis zu 70 Prozent aller SRS-
                                                                                             growth factor) befinden (Abbildung 1).
                                      Patienten gefunden [7].
                                                                                                Ähnlich sieht es auch für die zweite Kandida-
                                                                                             tenregion auf dem langen Arm des Chromosoms
                                      Häufige Beteiligung von Chromosom 7                     7 aus. Vier Patienten mit verzögertem Wachstum
                                      Routinemäßige Untersuchungen der letzten Jahre         und einer segmentalen mUPD im Bereich 7q31
                                      ergaben, dass etwa sieben bis zehn Prozent aller       sind mittlerweile in der Literatur bekannt, drei da-
                                      SRS-Patienten von einer mUPD7 betroffen sind           von weisen typische SRS-Merkmale auf. Auch in

                                 12
SR S
                                     dieser chromosomalen Region befinden sich mit             ein Cluster von weiteren geprägten Genen, die eine
                                     MEST, CPA4 und COPG2 drei geprägte Gene und              wichtige Rolle beim fetalen Wachstum spielen. Die-
                                     mit MESTIT und CIT1 zwei nicht proteinkodieren-          ses Cluster enthält neben dem paternal exprimierten
              Abbildung 2:
  Regulation in der telome-          de RNAs (Abbildung 1). Allerdings haben Scree-           Gen IGF-2 noch das ebenfalls paternal exprimierte
 ren Region von 11p15 bei            nings auch hier noch keine pathogenen Varianten          KCNQ1OT1 sowie die maternal exprimierten Gene
  normalen Individuen und
                                     ergeben, sodass ein Einfluss auf den SRS-Phäno-           CDKN1C und H19. Die geprägte Region besteht
  Patienten mit SRS (Silver-
Russell-Syndrom) und BWS             typ ebenfalls fraglich ist [11].                         aus zwei Imprintingdomänen, einer zentromeren
    (Beckwith-Wiedemann-
                                                                                              und einer telomeren, die jeweils unter der Kontrolle
  Syndrom) durch differen-
       zierte Methylierung           Die Rolle des Chromosoms 11                              ihrer eigenen Imprintingcenter-Region (ICR) stehen
  IGF-2=insulin-like growth
                                     IGF-2 spielt beim Menschen eine kritische Rolle in       (Abbildung 2). Die telomere ICR1 reguliert dabei die
                     factor 2
                                     der fetalen Entwicklung und wird vor allem mono-         beiden geprägten Gene IGF-2 und H19, während
    ICR1, ICR2=Imprinting-
     center-Region 1 oder 2          allelisch über die Promotoren P3 und P4 abhängig         die Expression von KCNQ1OT1 und CDKN1C von
 H19=imprinted maternally                                                                     der zentromeren ICR2 reguliert wird [14].
  expressed transcript (non-
                                     von dem jeweiligen Gewebe und dem jeweiligen
             protein coding)         Entwicklungsstadium exprimiert [12]. Störungen in            Aufgrund der wichtigen Rolle, die IGF-2 beim
CDKN1C=cyclin-dependent                                                                       fetalen Wachstum spielt, wurde besonders die Re-
                                     der IGF-2-Expression während der Fetalentwicklung
          kinase inhibitor 1c
KCNQ1=potassium voltage-             führen zu intrauterinen Wachstumsveränderungen.          gion um den ICR1 genauer untersucht [15]. Dabei
 gated channel KQT-Subfa-            Das Gen für IGF-2 befindet sich beim Menschen in          wurde deutlich, dass die wechselseitige Expression
             mily member 1
                                     der geprägten Genregion 11p15, für die wiederholt        vom maternal exprimierten H19 und dem paternal
      KCNQ1OT1=KCNQ1
    overlapping transcript 1         maternale Duplikationen bei Patienten mit klinisch ty-   exprimierten IGF-2 auf einer differenzierten Methy-
       (non-protein coding)
                                     pischen SRS-Merkmalen – Minderwuchs, dreieckiges         lierung der ICR1 beruht. Auf den maternalen Chro-
     CTCF :CCCTC-binding
                       factor        Gesicht, normaler Kopfumfang – beschrieben wurden        mosomen ist die ICR1 nicht methyliert und wird so
 Quelle: modifiziert nach [3]         [7,13]. Neben IGF-2 befindet sich im Bereich 11p15        von CTCF, einem Zink-Finger-Protein, gebunden.

                                13
SR S
7. Eggermann T et al.: Is maternal           Durch diese Verbindung der ICR1 mit CTCF bildet        Gene, also durch eine IGF-2-Überexpression, zu
  duplication of 11p15 associated
   with Silver-Russell syndrome? J           sich eine Art Isolator, der die Interaktion der dem    erklären ist. Dagegen werden beim SRS mit dem
     Med Genet. 2006; 42(5): e26
                                             H19 nachfolgenden Enhancer mit dem Promotor            klinischen Bild des Minderwuchses vermehrt mater-
 8. Kotzot D et al.: Maternal unipa-
rental disomy 7: review and further          des IGF-2-Gens unterbindet (Abbildung 2a) [16,         nale und wachstumshemmende Gene exprimiert
 delineation of the phenotype. Eur
      J Ped. 2000; 159(4): 247-256           17]. Im Gegensatz dazu ist die ICR1 des paternalen     beziehungsweise wachstumsfördernde Gene wie
9. Miyoshi N et al.: Identification           Chromsomens methyliert, was eine Bindung von           IGF-2 unterdrückt. Durch den Vergleich der beiden
 of the mMeg1/Grb10 imprinted
  gene on mouse proximal chro-               CTCF an die Imprintingcenter-Region verhindert.        Syndrome wird deutlich, dass epigenetische Verän-
mosome 11, a candidate for the
   Silver-Russell syndrome gene.             Somit kann der H19 nachgeschaltete Enhancer mit        derungen in der gleichen Domäne eines Chromo-
   Proc Natl Acad Sci USA 1998;
                 95(3): 1102-1107
                                             dem Promotor des IGF-2-Gens interagieren und für       soms ein gegensätzliches klinisches Bild hervorru-
10. Riegel M et al.: No evidence             dessen Transkription sorgen. Bei Untersuchungen        fen können. Während für das BWS allerdings auch
   of submicroscopic deletion or
   segmental uniparental disomy              einer Patientengruppe von neun typischen SRS-          die zentromere Domäne eine Rolle spielt, sind für
     within the candidate regions                                                                   das SRS für diese Domäne bis jetzt noch keine Epi-
                                             Patienten mit einer biparentalen Vererbung in dem
  7p11.2-p13 and 7q31-qter in a
series of non-uniparental disomy             11p15-Bereich wurde bei fünf Patienten ein partiel-    mutationen von Relevanz nachgewiesen worden.
   Silver-Russell syndrome cases.
Clin Genet. 2003; 64(3): 252-254             ler Verlust der Methylierung (LOM, loss of methyla-
    11. Eggermann T: Epigenetic              tion) in der ICR1 beobachtet [15]. Resultat dieser     Ausblick
    regulation of growth: lessons
from the Silver-Russell syndrome.            Hypomethylierung ist eine Bindung von CTCF an
     Endocr Dev. 2009; 14: 10-19                                                                    Da SRS nicht nur aufgrund von Veränderungen
                                             die ICR1 und eine Abschirmung und damit Unter-
 12. Wu HK et al.: Promoter-de-                                                                     in den Chromosomen 7 und 11 auftritt, sondern
 pendent tissue-specific expres-              drückung der Transkription des IGF-2-Gens auch
  sive nature of imprinting gene,                                                                   auch bei veränderten Chromosomen 15 und 17
    insulin-like growth factor II, in        auf dem paternalen Chromatiden. Somit wird H19
human tissues. Biochem Biophys
                                                                                                    beschrieben wurde, wird es bis zur Aufklärung der
                                             biallelisch exprimiert, während eine IGF-2-Expres-
       Res. 1997; 233(1): 221-226                                                                   molekularen Mechanismen des SRS noch einiger
 13. Fisher AM et al.: Duplications          sion nicht mehr stattfindet (Abbildung 2b). Weitere
of chromosome 11p15 of maternal                                                                     Zeit bedürfen. Trotz der großen genetischen Hete-
   origin result in a phenotype that         Untersuchungen bestätigten diese Beobachtungen
                                                                                                    rogenität fällt jedoch auf, dass bei den Chromso-
 includes growth retardation. Hum
                                             auch in anderen Patientengruppen [18].
      Genet. 2002; 111(3): 290-296                                                                  men 7 und 11 (und auch bei Patienten mit Anoma-
 14. Weksberg R et al.: Beckwith-
                                                                                                    lien in Chromosomen 15) in irgendeiner Weise das
 Wiedemann syndrome demonst-
rates a role for epigenetic control
                                             Hypomethylierung und Schweregrad                       IGF-System betroffen zu sein scheint. In einer ak-
    of normal development. Hum
 Mol Genet. 2003; 12(1): R61-R68
                                             der Erkrankung                                         tuellen Veröffentlichung postuliert Eggermann da-
 15. Gicquel C et al.: Epimutation
                                             Neueste Forschungsergebnisse beschreiben dar-          her, dass das SRS durch Veränderungen in einem
of the telomeric imprinting center
     region on chromosome 11p15              über hinaus einen Zusammenhang zwischen dem            oder mehreren Faktoren entlang der IGF-Achse in
    in Silver-Russell syndrome. Nat
    Genet. 2005; 37(9): 1003-1007            Grad der Hypomethylierung an der ICR1 und der          unserem Körper verursacht wird [11]. Ein genaue-
   16. Bell AC, Felsenfeld G: Me-            Schwere des SRS-Phänotyps [19]. Dabei scheinen         res Verständnis dieser Störungen im IGF-Netzwerk
  thylation of a CTCF-dependent
      boundary controls imprinted            besonders orthopädische Anomalien der Hände,           könnte in der Zukunft eine zielgerichtetere Thera-
 expression of the Igf2 gene. Na-
   ture. 2000; 405(6785): 482-485            Füße und der Wirbelsäule bei SRS-Patienten mit ex-     pie mit Wachstumshormonen ermöglichen.
        17. Hark AT et al.: CTCF             tremer Hypomethylierung in der ICR1 aufzutreten,
  mediates methylation-sensitive                                                                                                               Dr. Eva A. Schulte
 enhancer-blocking activity at the           die bei Patienten mit gering hypomethylierter ICR1
   H19/Igf2 locus. Nature. 2000;                                                                    Literatur
             405(6785): 486-489
                                             deutlicher weniger auffällig sind. Aufschlussreich
                                                                                                    1. Silver HK et al.: Syndrome of congential hemihyperthrophy,
18. Eggermann T et al.: Epigenetic           ist auch ein Vergleich des SRS mit dem Beckwith-
                                                                                                       shortness of stature, and elevated urinary gonadotropins. Pe-
mutations in 11p15 in Silver-Russell
syndrome are restricted to the telo-
                                             Wiedemann-Syndrom (BWS), das unter anderem                diatrics. 1953; 12(4): 368-376
                                                                                                    2. Russell A: A syndrome of intra-uterine dwarfism recognizable
   meric imprinting domain. J Med            durch Großwuchs charakterisiert ist [20]. Eine Reihe
      Genet. 2006; 43(7): 615-616                                                                      at birth with cranio-facial dysostosis, disproportionately short
       19. Bruce S et al.: Clinically        von chromosomalen Anomalien wurde für das BWS             arms, and other anomalies (5 examples). Proc R Soc Med.
    distinct epigenetic subgroups
                                             beschrieben, unter anderem auch für die zentrome-         1954; 47(12): 1040-1044
   in Silver-Russell syndrome: the                                                                  3. Rossignol S et al.: Epigenetics in Silver-Russell syndrome. Best
   degree of H19 hypomethylati-              ren und telomeren Imprintingdomänen der 11p15-            Pract Res Clin Endocrinol Metab. 2008; 22(3): 403-414
    on associates with phenotype
 severity and genital and skeletal           Region. Beim BWS wurde im Gegensatz zum SRS            4. www.orpha.net/consor/cgi-bin/OC_Exp.php?lng=DE&Expert
     anomalies. J Clin Endocrinol                                                                      =813
     Metab. 2009; 94(2): 579-587             allerdings eine Hypermethylierung der ICR1 beob-
                                                                                                    5. Bailey W et al.: Monozygotic twins discordant for Russell-Sil-
 20. Eggermann T et al.: Growth              achtet, sodass auch bei dem maternalen Chroma-            ver syndrome. Am J Med Genet. 1995; 58(2): 101-105
  retardation versus overgrowth:                                                                    6. Kotzot D et al.: Uniparental Disomy 7 in Silver-Russell syndro-
       Silver-Russell syndrome is            tiden IGF-2 exprimiert wurde (Abbildung 2c). Dies
                                                                                                       me and primodial growth retardation. Hum Mol Genet. 1995;
genetically opposite to Beckwith-
  Wiedemann syndrome. Trends
                                             passt zu dem klinischen Bild des Großwuchses, das         4(4): 583-587
     Genet. 2008; 24(4): 195-204             durch paternal exprimierte, wachstumsfördernde         Fortsetzung Literatur siehe linke Spalte

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