Life - Shoppingluft - magazin Nr.10 - TROX GmbH
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
inhalt standpunkt life magazin Nr.10 Konsumluft. Eine gute Raumluftqualität hat ganz entscheidenden Einfluss auf den Erfolg eines Shoppingluft. Einkaufszentrums, steigert sie doch nicht nur die Verweildauer und das Wohlbefinden Konsumlust in guter Raumluft. der Konsumenten, sondern erhöht auch die Arbeitszufriedenheit und ist förderlich für die Gesundheit des Verkaufspersonals. Einkaufszentren sind hochkomplexe Gebilde, in denen tagtäglich Tausende Menschen wissenschaft & technik durch die Einkaufpassagen flanieren. Deshalb hat die Raumlufttechnik nicht nur den EffShop. Nachhaltige Energiekonzepte für Shoppingcenter der Zukunft. Anspruch, für einen hohen Aufenthaltskomfort zu sorgen. Vielmehr steht bei der Seite 4 Ausgestaltung eines Einkaufszentrums auch die Sicherheit der vielen Menschen im Fokus der raumlufttechnischen Planung und im Interesse der Betreiber und Mieter. projektbericht TROX Technik sorgt auf der ganzen Welt neben der Versorgung mit guter Raumluft in Ein Einkaufsklima der Effizienz. Hunderten von Einkaufszentren im Falle eines Brandes dank intelligent vernetzter Seite 10 Brandschutzsysteme auch für die zuverlässige lufttechnische Abschottung der Brandabschnitte und für eine sichere gezielte Abführung der Rauchgase durch maschi- streiflichter nelle Entrauchungsanlagen. Konsumgeschichte. Seite 24 In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen zwei ambitionierte Projekte vor: das kürzlich fertiggestellte Einkaufszentrum Gerber in Stuttgart und die Mall of Africa in Johan- forum & wirtschaft nesburg, ein 120.000 qm großes Shopping-Center, das 2016 seine Pforten öffnet. Konsumklima. Handel im Wandel. Seite 28 Am 1. Oktober verstarb unser Hauptgesellschafter Heinz Trox. Sein 56-jähriges Wirken im Unternehmen und in der Branche würdigen wir in einem Nachruf in der lifestyle Rubrik TROX intern. Konsumtrends. Seite 30 Für die TGA-Branche bieten Shopping-Malls im Bestand enorme Chancen. Ihre Sanierungsrate ist fast viermal höher als bei Wohngebäuden. Gebäude des Groß- und feature Einzelhandels stellen mit 28 % den größten Anteil im Bestand der Nichtwohngebäude – Verkaufspsychologie. Die Tricks der heimlichen Verführer. noch vor den Bürobauten, die einen Anteil von 23 % haben. Ein guter Grund also, sich Seite 36 in dieser TROX Life den Erlebniswelten des Konsums und ihren Einrichtungen und technischen Besonderheiten zuzuwenden. interview Unibail-Rodamco Germany. Shoppingspezialist. Ich hoffe, wir haben wieder einen interessanten Mix für Sie zusammengestellt. Seite 42 Ihr trox intern Nachruf Heinz Trox. Seite 46 trox news Die 10. TROX life. Seite 48 Udo Jung Geschäftsführer TROX GmbH glosse Shopping skurril. Seite 54 TROX life magazin – standpunkt 3
wissenschaft & technik EffShop. Shoppingcenter gehören zu den Gebäuden mit einem sehr hohen spezifischen Energieverbrauch. Da ihre An- Nachhaltige zahl weltweit wächst, ist es zwingend erforderlich, für diesen Gebäudetyp nachhaltige Energiekonzepte für die Energiekonzepte Beheizung, Lüftung und Klimatisierung zu entwickeln. Dieser Aufgabe widmet sich das E.ON Energy Research für Shoppingcenter Center der RWTH Aachen University in Kooperation mit dem IEK der Leibniz Universität Hannover mit einem zu- kunftsweisenden Forschungsprojekt, das vom Bundes- der Zukunft. ministerium für Wirtschaft und Energie finanziert wird. 4 TROX life magazin – wissenschaft & technik TROX life magazin – wissenschaft & technik 5
wissenschaft & technik Der Energieeinsatz für ein Shoppingcenter resultiert sich insbesondere Induktionsgeräte, die im Rahmen des Mittelwerte der wahrgenommenen Geruchs- Geruchsintensität von Warengruppen aus dem Strom-, Wärme- und Kälteeinsatz und ist für Vorhabens für besonders hohe Sekundärluftvolumen- intensität von Warengruppen im Zeitablauf in Abhängigkeit des Belastungsgrads einen wesentlichen Teil der Betriebskosten verant- ströme optimiert werden. 15 15 wortlich. Ein hoher Anteil des Stromverbrauchs wird 14 14 durch aufwendige Beleuchtungseinrichtungen verur- Diese neuen Luft-Wasser-Systeme werden mit den heute 13 13 sacht – für eine vorteilhafte Präsentation der Waren. eingesetzten Nur-Luft-Systemen verglichen. Bei diesem 12 12 11 11 Diese Beleuchtungsleistung spielt neben den Personen- Vergleich wird neben den Kühlleistungen auch die Behag- 10 10 lasten die entscheidende Rolle bei der Berechnung der lichkeit in den Verkaufsstätten betrachtet, die anhand der 9 9 Kühllast. In der Praxis können maximale Kühlleistun- komfortrelevanten Parameter mittels CFD-Simulationen wahrgenommene Intensität [ pi ] wahrgenommene Intensität [ pi ] 8 8 gen von über 200 W/m2 beobachtet werden, die (Computational Fluid Dynamics) ermittelt wird. 7 7 durch die raumlufttechnischen Anlagen abgeführt 6 6 werden müssen. Der zweite Weg zur Erhöhung der Energieeffizienz ist die 5 5 4 4 Anpassung des Außenluftvolumenstroms an den tat- 3 3 In dem Forschungsvorhaben werden zwei Wege zur sächlichen Bedarf. Heute werden Verkaufsstätten übli- 2 2 Erhöhung der Energieeffizienz verfolgt. Zum einen soll cherweise mit einen konstanten Außenluftvolumenstrom 1 1 eine regenerative Energiequelle für die Kühlung einge- versorgt. In dem Forschungsvorhaben wird der Mindest- 0 0 Start 1. Tag 2. Tag 3. Tag 4. Tag setzt werden. Dabei wird anhand mehrerer Fallbeispiele außenluftvolumenstrom auf Basis der empfundenen 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 Volumenspezifische Flächenlast Aq in m2/(m3/h) die Nutzung einer geothermischen Kühlung betrachtet, Luftqualität bestimmt, die mit einer Probandengruppe die allerdings nur eine hohe Temperatur (14 –18 °C) für bestimmt wird. Es ist zu erforschen, wie hoch der >W ird die Luftwechselrate reduziert, nimmt Schuhe Schuhe ––– Log. [Schuhe] die Absenkung der Raumtemperaturen bereitstellt. Für Außenluftvolumenstrom bei einem bestimmten Waren- die Geruchsintensität nicht signifikant zu. ––– Log. [Kleidung] Kleidung Kleidung Quelle: EBC Institute for Energy Efficient Quelle: EBC Institute for Energy Efficient die Nutzung dieses hohen Temperaturniveaus eignen angebot sein muss, bei dem sich der Kunde „wohlfühlt“. Buildings and Indoor Climate B ücher/Magazine Buildings and Indoor Climate Bücher/Magazine ––– Log. [Bücher] 6 TROX life magazin – wissenschaft & technik TROX life magazin – wissenschaft & technik 7
wissenschaft & technik Zusätzlich kann durch die Anpassung des Außenluft- volumenstroms die mittlere Luftwechselrate auf einen Wert von 1,6 bis 2,4/h eingestellt werden, wobei die- se Werte an die Warengruppe angepasst werden müs- sen. Im weiteren Verlauf des Vorhabens soll ein neues System, das beide Maßnahmen zur Erhöhung der Ener- gieeffizienz nutzen kann, in einem Praxistest untersucht werden. So werden Energieeinsparungen möglich, ohne dass der Komfort der Nutzer gemindert wird. EU-Forschungsprojekt CommONEnergy Die EU wiederum befasst sich speziell mit dem Energie- einsparpotenzial, das der energetischen Sanierung der in die Jahre gekommenenen Shopping-Malls innewohnt. Mit dem aktuellen EU-geförderten Forschungsprojekt CommONEnergy wollen die beteiligten Wissenschaft- ler Maßnahmen aufzeigen, welche Energieeinspar- potenziale in Einkaufszentren stecken. Die Rate der Sanierungen von Einkaufszentren ist In dem Forschungsprojekt des überdurchschnittlich. Obwohl die Modernisierung aus EBC (Institute for Energy Efficient Buildings and Indoor Climate), einem Institut des gebäudetechnischer Sicht meist noch nicht notwendig E.ON ERC, kamen Luft-Wasser-Systeme ist, erfolgt sie jedoch in viel kürzeren Intervallen als bei von TROX zum Einsatz. anderen Gebäuden. Diese Tatsache ist dem aktuellen Kundenbedürfnis nach Modernität und Kaufinszenierung gezollt. Bauliche Maßnahmen bieten aber zugleich die Chance, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz einer Shopping-Mall auf den neuesten Standard zu bringen. Lufttemperatur und -geschwindigkeit im Fall hoher Kühllast, abgeführt durch Dazu wurden Luftqualitätsuntersuchungen spezifischer um 50 % zu senken, muss die Luftwechselrate um den Deckeninduktionsdurchlässe Warengruppen, die die Raumluft durch olfaktorische Faktor 7 angehoben werden, was mit einem hohen An- Stromfresser Shopping-Malls. Emissionen beeinflussen, wie zum Beispiel Schuhe, Bü- stieg des Energiebedarfs für die Klimatisierung und den Gebäude des Groß- und Einzelhandels nehmen einen Anteil von 28 % am Nichtwohngebäudebestand in Europa cher oder Kleidung, mit Hilfe von Probanden anhand Lufttransport gleichbedeutend ist. Wird die Luftwech- ein und sind damit das größte Segment. Fast 7 Prozent einer Referenz-Skala (Acetonanteil/Luft) durchgeführt. selrate halbiert, steigt die empfundene Geruchsbelästi- aller Einzel- und Großhandelsgebäude sind große Einkaufs- zentren. Über sogenannte Verdünnungskennlinien können die gung um weniger als eine Geruchseinheit – eine ver- Auf einer Ladenfläche von rund 112 Millionen Quadrat- Auswirkungen reduzierter Luftwechselraten auf die nachlässigbare Änderung der Geruchsintensität. metern verbrauchen sie 378 Kilowattstunden Energie empfundene Luftqualität in einem Shoppingcenter be- pro Quadratmeter und Jahr, vier- bis fünfmal so viel wie ein modernes Wohnhaus. wertet werden. Energiebedarf kann drastisch gesenkt werden. Die EU hält ein Energieeinsparpotenzial um Faktor 4 (75 %ige Steigerung der Ressourceneffizienz) für machbar. Erste Ergebnisse zeigen, dass mit einem konstanten Die Analyse der ersten Ergebnisse zeigt, dass mit Die Sanierungsrate liegt mit 4,4 Prozent vergleichsweise sehr hoch. 3 1/2-fachen Luftwechsel im Versuchslabor während einer Kombination aus der Geothermie und einem Luft- eines 4-tägigen Testzeitraums eine leichte Abnahme der Wasser-System erhebliche Energieeinsparungen erzielt Zum Vergleich: Bei Wohnhäusern liegt sie bei 1 bis 1,5 Prozent. Geruchsintensität bei Schuhen festgestellt werden kann. werden können. Auch ohne zusätzliche Umluftkühlgeräte Bei Bekleidung und Büchern bleibt sie annähernd kon- können Kühlleistungen von bis zu 100 W/m2 bereitge- Quelle: EBC Quelle: BPIE, 2011 stant. Um die wahrgenommene Intensität des Geruchs stellt werden. 8 TROX life magazin – wissenschaft & technik TROX life magazin – wissenschaft & technik 9
projektbericht Shopping Air Quality Ein Einkaufsklima der Effizienz. In diesem Artikel berichten wir von zwei ambitionierten Projekten. Im Herzen Stuttgarts wurde das Einkaufs- zentrum Gerber neu errichtet, wobei ein Teil der alten Fassade erhalten blieb. Dort wollen wir den Weg der Luft durch ein Einkaufszentrum umfassend beschrei- ben. In Johannesburg, Südafrika, wird die Mall of Africa die Fußgängerzone der Waterfall City beleben, die wir Ihnen in einem Kurzportrait vorstellen. Beide Projekte stehen stellvertretend für eine innovative und nachhal- tige raumlufttechnische Planung mit TROX Systemen, Geräten und Komponenten. 10 TROX life magazin – projektbericht TROX life magazin – projektbericht 11
projektbericht Das Gerber. Leise, leiser, SilentAIR Die Luftdurchlässe der Serie TDV SilentAIR überzeugen durch niedrige Schallleistung. Nachhaltigkeit im Fokus. Einkaufszentrum Von Beginn an stand nachhaltiges Bauen im Fokus der Auftraggeber. Das Gebäude wurde deshalb auch nach durch eine ge- ringe Schadstoff- mit FlAir. den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges belastung im Innen- • Architektur: Arbeitsgemeinschaft Bauen e. V. (DGNB) mit dem Zertifikat in Silber ausge- raum. Raumluftmes- EPA Planungsgruppe GmbH & Bernd zeichnet. Das GERBER ist damit eines der ersten Projekte sungen sollen dies nun Albers Ges. v. Architekten • Innenarchitektur: Ippolito Fleitz Group in dieser Größenordnung mit einer echten Mischnutzung, belegen. Darüber hinaus • Lichtplanung: Gerd Pfarré das sich einer solchen Prüfung unterzieht. wurden an die raumlufttechnische Planung • TGA-Planung: Kuehn Bauer Partner höchste Anforderungen an Effizienz und Klimakomfort Beratende Ingenieure GmbH • Anlagenbau: Karl Lausser GmbH Bei den Rohbauarbeiten und dem anschließenden Aus- gestellt. Der hohe Stellenwert guter Raumluftqualität bau wurden nur schadstoffarme und umweltfreundliche für die Beurteilung eines Einkaufszentrums zeigt eine Baustoffe verwendet: zum Wohl der Gesundheit der Studie, die die EU im Rahmen des Projekts CommOn Arbeiter auf der Baustelle und der Mieter und Kunden Energy beauftragte. Wichtigkeit der Faktoren für eine Verbesserung bei Betreibern und Mietern: Ja Nein Ja Nein Das Einkaufszentrum GERBER inmitten in der City Stuttgarts öffnete seine Tore am 23. September Thermischer Komfort/Raumluftqualität 2014. Mit 86 Läden und Lokalen auf rund 25.000 Architektur Quadratmetern Verkaufsfläche, verteilt auf drei Kundenzufriedenheit Ebenen, bietet es großzügige Ladenstraßen und Zufriedenheit Verkaufspersonal eine Schaufensterfront, die fast einen Kilometer lang ist. Rund 20.000 Kunden gehen dort täglich Grüner Mietvertrag ein und aus. Funktionalität Parkplatzangebot Mit je einem Eingang in der Tübinger Straße, der Informationsleitsystem Sophienstraße und der Marienstraße sowie mit Energieeffiziente Lagerung und … weiteren Zugängen direkt in die Läden und Lokale ist das GERBER mit seiner Umgebung so eng ver- reduzierter Energieverbrauch bunden wie nur wenige andere Einkaufszentren. Entertainment Quelle: EU CommOn Energy 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 12 TROX life magazin – projektbericht TROX life magazin – projektbericht 13
projektbericht Rechteckige VARYCONTROL VVS-Regelgeräte der Serie TVJ zur Zuluft- oder Abluftstrom- regelung in variablen Volumenstromsystemen VSD35 TROX-Schlitzdurchlässe der Serie VSD35, in 1- bis 4-schlitziger Ausführung, sind in Räu- men mit Höhen von ca. 2,60 bis 4,00 m einsetz- bar und dank ihrer geringen Einbauhöhe besonders für den Einbau in abgehängte Deckensysteme geeignet. Deckendralldurchlässe der Serie TDF SilentAir sind aufgrund ihrer niedrigen Schallleistung prädestiniert für Komfortbereiche. Bedarfsgeführte Regelung der Luftvolumenströme. Die Personendichte in Ladenlokalen schwankt ständig. Deshalb ist eine Bedarfssteuerung des Lüftungssystems Die Anforderungen, die an den notwendig, Variable Volumenstromregler sorgen dafür, energieeffizienten Betrieb gestellt wurden: dass es energiesparend arbeitet. Bei geringer Personen- • Bedarfsgeführte Aufbereitung und Verteilung der Luft • Minimierung von Energieverlusten bei der Luftbehandlung belegung, indiziert durch CO2-Sensoren, kann ein größe- wie der Kühlung und Filtration und in den Verteilnetzen rer Anteil Umluft in das Lüftungssystem zurückgeführt • Vernetzung der Einzelkomponenten zu einem effizienten werden. Mit zunehmender Belegung wird der Umluft- Steuer- und Regelungssystem • Zusammenfassung der Bereiche gleicher oder ähnlicher anteil gesenkt und der Anteil frischer Außenluft erhöht. Nutzung in Gruppen mit gemeinsamer Versorgung Beim Heizen in der Nacht werden die Räume zu 100 % • Einhaltung der Raumkonditionen wie Temperatur, Feuchte mit Umluft betrieben. und Luftqualität innerhalb des Komfortbereichs während der Nutzungszeiten • Nutzung der Energiegewinne im Raum Darüber hinaus steckt in strömungsoptimierten Luft- (Sonne, interne Lasten) • Zentrales Monitoring: Erfassung der Parameter wie durchlässen, energieeffizient arbeitenden Luft-Wasser- Energieverbrauch und Meldung bei Überschreitung HESCO PROCONDIF Systemen für eine Abfuhr der hohen Wärmelasten und der Toleranzwerte Ein Lüftungssystem von oben mit den raumluft- • Nutzung regenerativer Energieressourcen technischen Eigenschaften einer Quelllüftung zu in Wärmerückgewinnungssystemen, die die Energie der entwickeln war die Zielsetzung der innovativen Abluft nutzen, weiteres Energieeinsparpotenzial. Systemlösung PROCONDIF ®. 14 TROX life magazin – projektbericht TROX life magazin – projektbericht 15
projektbericht Feinstaub-Hauptstadt Stuttgart. Stadt zwischen Wald und Reben, so wird die Landeshauptstadt Ba- Talkessel, weil der Wind nicht wie in anderen Städten den Staub den-Württembergs liebevoll genannt. Schon ein mittelalterlicher einfach wegweht. An bis zu 89 Tagen werden deshalb Feinstaub- Chronist schrieb: „Wenn man in Stuttgart nicht einsammelte den werte von mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemes- Wein, würde die Stadt bald in Wein ersäufet sein.“ Dass in groß- sen. Ab 35 Tagen wird geltendes EU-Recht gebrochen. städtischer Lage so viel und so guter Wein gedeiht, hat Stuttgart seiner topografischen Besonderheit zu verdanken. Abgeschirmt Deshalb müssen in Gebäuden der Stuttgarter Innenstadt Filtersyste- durch die Höhenzüge Schwarzwald, Schwäbische Alb, Schurwald me besonders effektiv ihre Arbeit verrichten, um die gefährlichen sowie den Schwäbisch-Fränkischen Wald, herrschen im Stuttgarter Feinstäube von den Nutzern fernzuhalten. Auch die Normen richten Talkessel verhältnismäßig geringe Windgeschwindigkeiten, weshalb sich künftig auf das Thema Feinstaub aus. Denn während in der Ver- neben der Fruchtbarkeit der Böden dieser Umstand auch Weinbau gangenheit die Filterklassifizierung gemäß EN 779 lediglich bei nur an den Hängen Stuttgarts ermöglicht. einer Partikelgröße von 0,4 µm erfolgte, wird die Filterleistung nun bei drei verschiedenen Partikelfraktionen von PM 1,0, PM 2,5 und Die Kehrseite der Medaille jedoch ist, dass in Deutschland nirgend- PM10 hinsichtlich ihres Rückhaltevermögens gemessen. Ein wichti- wo höhere Feinstaubwerte gemessen werden als im Stuttgarter ger Beitrag zur Beurteilung der Vermeidung von Feinstaubbelastung. Effektive und effiziente Luftfiltration, Stuttgart, Am Neckartor 70 Feinstaubwerte Stuttgart/Filterleistung Stuttgart, Am Neckartor PM1,0 PM2,5 PM10 60 Städtisches Gebiet, Verkehr, 2014 µg/m³ µg/m³ µg/m³ TROX X-CUBE Zentralgerät auf dem Dach des Gerbers. Messwert Umweltbundesamt 8,5* 18 38 Filtration mit M5 ca. 40 % 80 % 98 % 50 Filtration mit F7 ca. 90 % 98 % 99 % Wir stellen Ihnen beim Gang durch das Gerber die Städtisches Gebiet, Verkehr, 2014 µg/m³ Filtration mit H13 99,95 % 99,95 % 99,95 % raumlufttechnischen Besonderheiten anhand der 40 *lineare Ableitung Systeme und Komponenten vor, die in diesem Konsum- tempel der Extraklasse verbaut wurden, u.a.: 30 • Schlitzdurchlässe, Fußbodendurchlässe, 20 Dralldurchlässe, HESCO-Komponenten • Jalousieklappen, Wetterschutzgitter, Rückschlagklappen PM10 10 • Brandschutzklappen, TROXNETCOM (AS-i) PM 2,5 • VARYCONTROL-VVS-Regler 0 PM1,0 • Filtergeräte, Filterelemente Messwert Filtration mit M5 Filtration mit F7 Filtration mit H13 Umweltbundesamt In der Gebäudeleitstelle des Einkaufszentrums Gerber werden alle Funktionalitäten der technischen X-CUBES sorgen für gesunde Luft. Gebäudeausrüstung überwacht, gesteuert und geregelt. Im Gerber wurden insgesamt 30 X-CUBE Zentralgerä- Für die Konzipierung eines optimalen Filtersystems ist bis grobmaschig. Um Steine und Grobpartikel heraus- te installiert: Sie versorgen das Einkaufszentrum mit Grundvoraussetzung, die Staubzusammensetzung in zufiltern, wird ein weitmaschiges Sieb verwendet, aufbereiteter Zuluft mit Volumenströmen von 3.200 bis der Luft vor Ort zu analysieren. Daten dazu liefert das das mit viel weniger Energieaufwand die geforderte 33.000 m3/h, fünf der Geräte arbeiten mit integrierten Umweltbundesamt. Diese geben wiederum Aufschluss Siebwirkung (Abscheidung) ermöglicht. Erst dann kom- Kälteanlagen mit einer Leistung von 50 kW pro Einheit. darüber, welche Staubaufgaben bzw. Lasten zu bewerk- men engmaschigere Siebe, je nachdem, welche Feinheit Dank Ausstattung mit erweiterten Filtersystemen ist stelligen sind und welche Art und welche Anordnung des Filterergebnisses erzielt werden muss, zum Tragen. sichergestellt, dass Feinstäube, die in Innenstadtlagen von Filtern die Staubaufgabe am effektivsten und effi- Genauso verhält es sich bei einer Luftfilteraufgabe. Filter und gerade in Stuttgart in hoher Konzentration gegeben zientesten lösen. Wir wollen dies anhand einer ein- der Klasse M, F oder H kommen je nach Filteranfor- sind, effektiv und effizient abgeschieden werden. Denn leuchtenden Analogie erläutern. Zum Sieben von Sand derung zum Einsatz. saubere Luft ist eine Grundvoraussetzung, um das stehen verschiedene Siebe zur Verfügung – von eng- Wohlbefinden und die Gesundheit der Besucher und Angestellten eines Einkaufszentrums zu gewährleisten. 16 TROX life magazin – projektbericht TROX life magazin – projektbericht 17
projektbericht Harmonisch ins Stadtbild eingefügt: das Gerber. Das alte Gerberviertel war einst ein Stadtteil, in dem hauptsächlich die Gerber ihr Handwerk ausübten, aus Häuten entsprechende Leder fertigten und so diesem Viertel auch den Namen gaben. Wirtschaftliche Feinstaubabscheidung. Die Anpassung des Filters an die örtlichen Gegeben- Intelligente RLT-Zentrale für ein effizientes heiten wie die Qualität der zu filternden Luft durch ent- Raumluft-Management. Im Interesse des Betreibers liegt natürlich auch die sprechende Konfektionierung (Länge, Taschenanzahl) Wirtschaftlichkeit eines Filtersystems. Sie ist abhän- bzw. die Ausbalancierung zwischen Vorfilterung und end- TROX X-CUBE versorgt die Räume im Gerber nicht lässen halten noch die letzten Feinstaubpartikel zu- gig von der Art der Verwendung, den vorherrschen- ständigen Filtern führt zu einer Optimierung der Energie- nur permanent mit aufbereiteter Frischluft. Etwa rück, die aus Gründen der Energieeffizienz nicht bei den Staublasten und den Betriebsstunden. Aus die- effizienz und Wirtschaftlichkeit. Bei weniger belasteten 450.000 m3/h durchlaufen die Anlagen. Das RLT-Zen- der Vorfilterung abgeschieden wurden, sodass die sem Grunde wurde von TROX ein LCC-Analyse-Tool Luftverhältnissen können weniger leistungsstarke Filter tralgerät agiert im RLT-System zusätzlich als Zentrale der Nutzer des Gebäudes reine Luft atmen. entwickelt, das die Auswahl des richtigen Filters für mit niedrigerer Energieeffizienz eingesetzt werden. Um- Automationsebene. Die Regeleinheit X-CUBE control die Art der Anwendung erheblich erleichtert. gekehrt kann bei höherer Staubbelastung eine Erhöhung im RLT-Zentralgerät ermittelt, sammelt und wertet alle In Ladenlokalen mit hohen Wärmelasten, wie zum der Taschenzahl die gewünschte Wirkung erzielen. Die Daten der raumlufttechnischen Anlage hinsichtlich ihrer Beispiel Lebensmittelmärkte, wo Beleuchtungssysteme, Das Einbeziehen praxisnaher und standortbezoge- Betrachtung der Druckdifferenz im Mittel über den ge- Funktionalitäten und deren Optimierung aus. So wurde Truhen und Kühltheken viel Wärme abgeben, sind ner Parameter erleichtert und optimiert die Bestim- samten Einsatzzeitraum ist dabei für den Energiever- die Zahl der Kommunikationsschnittstellen und Daten- Luft-Wasser-Induktionsdurchlässe eine ideale Alter- mung des für den Einsatzfall effizientesten Filters. brauch ausschlaggebend. punkte auf der GLT ebenso drastisch reduziert wie der native bzw. Ergänzung. Ein Nur-Luft-System braucht Aufwand für Installation und Inbetriebnahme. Die sichere zur Raumkühlung große Luftströme mit entsprechend Kommunikation der Raumluft-Komponenten untereinan- hohen Kosten für Luftaufbereitung und Lufttransport. der ist durch innovative Luft-Management-Systeme In Luft-Wasser-Systemen kühlen Wärmeübertrager Luft- mit intelligenten Regelkomponenten gewährleistet. Es die erwärmte Luft mit dem Medium Wasser, das den wechsel- erleichtert die Planung und Konzeption des Gewerks den Vorteil hat, Energie viel effizienter als Luft zu rate Lüftung im Rahmen der Gebäudeautomation erheblich. transportieren. Bei gleicher Kühlleistung wird weniger Die Anbindung an die zentrale Gebäudeleittechnik stellen Energie verbraucht. Fein- standardisierte Protokolle sicher. Olfaktorik Luft- staub Schimmel CO2-Gehalt geschwindig- keit One-Stop-Shop. Komfortable Luftverteilung. Luft- Neben der Lufteinbringung, Luftaufbereitung und Luft- Keime feuchte Strömungsoptimierte Geometrie der Luftdurchlässe verteilung zeichnet TROX auch für die Regelsysteme Gesundheit Shopping- Thermisches Raumklima lassen frische und saubere Luft in die Läden des Ein- inklusive der Brandschutz- und Entrauchungskompo- kaufscenters Gerber einströmen und bieten in den nenten und ihrer intelligenten Steuerung durch das Klima Tempe- Aufenthaltszonen höchsten Lüftungskomfort bei den TROXNETCOM-System verantwortlich. Ein raumluft- Pollen ratur Kunden sowie beim Personal. In vielen Geschäften technisches System aus einer Hand bietet Planern den werden offene Lösungen mit sichtbaren Luftkanälen entscheidenden Vorteil, perfekt aufeinander abge- und Luftdurchlässen präferiert. Sie ermöglichen eine stimmte Komponenten zu bekommen. Dadurch werden Akustische Visuelle hohe Flexibilität bei der wechselnden Ausgestaltung die Schnittstellen erheblich reduziert und der Planungs- Bedingungen Aspekte der Ladenlokale. Endständige Filter in den Luftdurch- aufwand minimiert. Insgesamt 30 X-CUBE RLT-Geräte versorgen das Gerber mit 450.000 m3/h aufbereiteter Frischluft. 18 TROX life magazin – projektbericht TROX life magazin – projektbericht 19
projektbericht Mall of Africa, Mit 120.000 qm Verkaufsfläche entsteht in der Fuß- gängerzone der Waterfall City ein gigantisches Ein- Waterfall City. kaufszentrum. Ingenieure und Betreiber legten bei der Planung großes Augenmerk darauf, ein nachhaltiges Auffallend nachhaltiges Klimatisierung- und Lüftungskonzept mit europäischen Qualitätsstandards zu installieren, das mit einer aus- gewogenen Balance zwischen Investitions- und Be- Prestige-Objekt. triebskosten überzeugt. 20 TROX life magazin – projektbericht TROX life magazin – projektbericht 21
projektbericht Wie im Gerber haben sich die Ingenieure für eine Klima- und Lüf- tungstechnik aus einer Hand entschieden. Der Hauptgrund, warum die Wahl auf TROX fiel, war, dass man bei einem solchen Prestigeprojekt einen sehr hohen Anspruch an die Qualität stellte. Der weltweit bekannte TROX Qualitätsstandard in allen Produktlinien war letztlich der ausschlaggebende Grund für die Auftragsvergabe. Die Ausstattung mit TROX Technik. • Klimazentralgeräte (TC) • Schalldämpfende Wetterschutzgitter (NL) • Luftdichte Stahltüren (ST/XT) Die am Bau Beteiligten: • Kulissenschalldämpfer (XSA) • Bauträger: Atterbury Developments • Brandschutzklappen (FDF, FKR) • Architekten: MDS Architecture • Lüftungsgitter (AT, AR) • Elektro-Ingenieure: Rawlins Wales and Partners • Jalousienklappen (JN-B, JS-B) • Anlagenbauer Klima-Lüftung: Total Air Control (Eastern Retail) & Improvair Environmental Solutions (Western Retail) & Luft Technik (Facades) • HVAC Ingenieure: Graeme Page Consulting Engineers and Wingrove Consulting • Projektmanager: GHC Africa • Bauleitung: Norval Wentzel Steinberg • Tragwerkskonstruktion: Aurecon Ingenieure TROX Brandschutzklappen Raumlufttechnik. der Serien FDF und FKR Nichts sehen. Nichts hören. Nichts spüren. werden in Südafrika nach landesspezifischen Vorschriften entwickelt Architekten und Planer bevorzugen eine ästhetische und produziert. Integration der technischen Gebäudeausrüstung in die Architektur des Gebäudes. Sie entschieden sich deshalb für Lösungen bei der raumlufttechnischen Ausstattung, die sich problemlos in das Design der Mall integrieren ließen. Made by TROX. Und die den thermischen Komfort innerhalb des Gebäudes zuverlässig sicherstellen sollten. Unsichtbar, leise und ohne spürbare Zugerscheinungen. Brandschutz- und Entrauchungssysteme volle Ware der Händler zu schützen. Schon ein in Brand für einen hohen Sicherheitsstandard. geratener Papierkorb kann, obwohl schnell gelöscht, Neben der Bereitstellung eines hohen Klima- und Lüf- verheerende Folgen für den Warenbestand haben. Der tungskomfort spielt der Sicherheitsaspekt bei der raum- Brandgeruch bei einer schnellen Rauchausbreitung ist lufttechnischen Ausstattung für Betreiber und Mieter z. B. aus Kleidern nicht mehr herauszubekommen. Eine eine enorm wichtige Rolle. So helfen intelligente Brand- maschinelle Entrauchung weiß das zu verhindern, weil TROX Klimazentralgeräte In Johannesburg entsteht schutz- und Entrauchungssysteme im Falle eines Bran- sie Rauchgase gezielt ableitet, sodass Waren nicht in der Serie TC, entwickelt und eine riesige Shopping-Mall. produziert in Südafrika des nicht nur Leben zu retten, sondern auch die wert- Mitleidenschaft gezogen werden. 22 TROX life magazin – projektbericht TROX life magazin – projektbericht 23
streiflichter Konsum- geschichte. wenn auch nur sei- tens des reichen Adels: Luxusgüter wie feine Gewür- ze oder erlesene Der Begriff Konsum ( „lat. consumere „verbrauchen“ ) Stoffe werden nach- bezeichnet den Verzehr oder Verbrauch von Gütern. Im volks- 1453 und damit mehr als 1.300 Jahre später ent- gefragt. Die Massen- wirtschaftlichen Sinne steht er für den Kauf von Gütern des steht der „Große Basar von Istanbul“. verbrauchsgüternachfrage, privaten Ge- oder Verbrauchs durch Konsumenten (Haushalte). Heute beherbergt der Basar rund 4.000 Läden mit wie zum Beispiel nach Bier, Tee, Seife und bedruckter einem Warenangebot von touristischem Kitsch bis Kleidung, steigt. Es gibt vereinzelt auch schon Mode- hin zu kunstvoll gearbeiteten Teppichen, hochwerti- journale, um die Konsumwünsche der Kunden noch wei- Als antiker Vorläufer heutiger Shopping- gen Leder- und Seidenwaren, Gold und Silber. ter zu steigern. center gelten die Trajansmärkte des Zusätzliche Anziehungspunkte sind die alten Roms. Sie bieten zu Zeiten Kaiser Trajans zahlreichen Banken, Moscheen, Brun- Ende des 19. Jahrhunderts werden die (98 – 117 nach Chr.) schon alles unter einem nen, Hamams, Restaurants und ersten Konsumhäuser gebaut, Dach, was ein Einkaufszentrum ausmacht: über Kaffeehäuser. die durch feste Preise gekenn- 150 kleine Geschäfte auf 2.000 m2 Grundfläche, zeichnet sind. Durch das er- über mehrere Etagen und mit Gängen verbunden. höhte Angebot und die intensi- In den Hallen finden auch Konzerte oder Vorträge ve Werbung – die Litfaßsäule statt. Die Dachkonstruktion auf Pfeilern ist derart Die individuelle Kon- ist u. a. erfunden – wach- gewölbt, dass das Sonnenlicht bis in die Läden sumgesellschaft entwickelt sen Konsumentenwün- scheint. Zwei Jahrhunderte lang wird dort mit Wein, sich im 15. Jahrhundert in Eng- sche und Konsumlust. Olivenöl, Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln, land. Neue Drucktechnologien und mit Gewürzen, Stoffen und Kleidung gehandelt. der blühende Baumwollhandel beflü- Die Industrialisierung geln den Konsum. In der neuzeitlichen im 19. und die wirt- Konsumgesellschaft erwerben Menschen schaftliche Prosperi- nicht mehr nur das, was sie zum Überleben tät des 20. Jahrhun- benötigen, sondern auch Dinge, die ihre Lebens- derts nach dem zwei- qualität heben. ten Weltkrieg sind Initialzündung für den Wochen- und Jahrmärkte kommen erst Massenkonsum. während des 18. Jahrhunderts auf. Dort kauft die Be- Luxusgüter im früheren völkerung, was sie nicht selbst herstellen kann. Es gibt Sinne werden zur Massen- noch kein festes Preisgefüge, der Käufer feilscht um ware. Es beginnt die Globali- jeden Preis. Prestigekonsum wird auch schon getätigt, sierung des Konsums. Der Konsum ist so alt wie die Menschheit. Denn Güter wurden schon immer verbraucht. 24 TROX life magazin – streiflichter TROX life magazin – streiflichter 25
streiflichter Consumo ergo sum. Konsumwelten. Du rc hs ch nit tli ch e Ve rk au fsf läc he vo n S h o p p in g C e n te Ab dem 19. Jahrhundert entwickelten sich die klassi- „preiswert“. Heute finden sich durchweg exklusive Mar- Das virtuelle Kaufhaus. rn schen innerstädtischen Warenhäuser in den ken in den Schaufenstern wieder. 19.700 weltweit Metropolen der industrialisierenden Länder. Vorstufen Mit dem Aufkommen des Internets ändert sich das waren die überdachten Einkaufspassagen des frühen 1865 eröffnete in London Harrods. Die Philo- Konsum- und Kaufverhalten radikal. Übers Internet 52.700 Asien 19. Jahrhunderts, in denen nach orientalischem Vorbild sophie des Warenhauses breitet sich auch in Kontinen- können Waren direkt beim Erzeuger auch aus ande- Hunderte von Einzelhändlern gemeinsam ihre Waren taleuropa aus und prägt die Einkaufslandschaft bis ren Ländern und vor allen Dingen von zu Hause aus 85.624 China ausstellten, wie der Grand Bazar (1825) in Paris mit Ende des 20. Jahrhunderts. gekauft werden. Nicht mal mehr zum Möbelkauf muss man vor die Tür. Virtual Reality macht’s mög- 21.400 Eur opa über 300 Einzelgeschäften. Als Ursprung neuzeitlicher Malls gilt das 1956 bei lich. Diese Software projiziert das Sofa fürs Wohn- 17.700 Le Bon Marché in Paris gilt als die Mutter des Minneapolis errichtete Southdale Center. zimmer in das Bild des Raumes auf dem Smartphone USA/Kanada Warenhauses und ist seit über 150 Jahren Symbol für Es ist das erste vollständig geschlossene klimatisierte oder Tablet. Virtuelle Möbelstücke lassen sich so 0 20.000 Luxus und Lebensgenuss. Ab 1852 werden hier erst- Einkaufszentrum der USA. Gebaut von Victor Gruen, per Fingertipp durchs Zimmer bewegen und passen 40.000 60.000 80.000 100.000 mals massenhaft produzierte Waren zu einem Festpreis der damit seine Vision von einem Stadt-Ersatz mit sich dabei automatisch verschiedenen Perspektiven an. * Quelle: Cushman & Wakefield Retail Res earch verkauft. Die Preise liegen unter denen der Einzelhänd- gestalteten Freiflächen, Vortragssälen, Kindergärten, ler. Übersetzt bedeutet der Bon Marché so viel wie Post, Arztpraxen und Amtsstuben realisieren wollte. Das Worldwatch Institute weist im Bericht Zur Lage der Welt 2010 (State of the World Report 2010) dar- auf hin, dass der weltweite Konsum „Klimakiller Num- Die Mega-Malls dieser Welt. mer Eins“ ist. Wenn alle Erdenbürger bspw. wie die Amerikaner leben würden, könnte der Planet nur rund 1,4 Milliarden Menschen (statt über 7 Milliarden wie 1. New South China Mall, Dongguan, China: 600.000 qm heute) ernähren. 2. Golden Resources Mall, Peking, China: 557.000 qm 3. SM City North Edsa, Quezon City, Philippinen: 482.200 qm 4. Utama, Selangor, Malaysia: 465.000 qm Die 10 größten Shoppingcenter der Welt 5. Central World, Bangkok, Thailand: 430.000 qm Neun der zehn größten Einkaufszentren der Welt ste- 6. Persian Gulf Complex, Shiran, Iran: 420.000 qm hen heute in Asien. Sie bieten weit mehr als „Einkaufs- 7. Mid Valley Mega Mall, Kuala Lumpur, Malaysia: 420.000 qm gelegenheiten“. Sie wandeln sich immer mehr zu 8. Cehavir Mall, Istanbul, Türkei: 420.000 qm Vergnügungsparks und Lifestyle Centern mit ange- schlossenen Geschäften. Emporis hat im Februar 2012 9. Dubai Mall, VAE: 350.000 qm ein Ranking der größten Einkaufszentren der Welt 10. West Edmonton Mall, Kanada: 350.000 qm erstellt und die aktuellen Entwicklungen analysiert. Basis Bruttomietfläche (qm) Quelle: Emporis In Dubai soll auf 740.000 qm ein gigantisches Einkaufszentrum entstehen. 26 TROX life magazin – streiflichter TROX life magazin – streiflichter 27
forum & wirtschaft Konsumklima. Handel im Wandel. Noch weisen Shopping-Malls, weltweit gesehen, ein überdurchschnittliches Investitionsvolumen auf – mit wachsender Tendenz. Die Sanierungsrate von Shopping-Malls ist fast viermal so hoch wie die von Wohnge- bäuden. In Europa stellen die Commercial Buildings mit 20 % das stärkste Segment,1 was Bauinvestitionen anbelangt. Weltweit sollen in Einzelhandelsimmobilien bis 2020, laut Jones Lang LaSalle, 160 – 180 Milliarden US-Dollar investiert werden. Das ent- * Quellen: 1 Jones Lang LaSalle, spricht einem Anstieg um 30 bis 50 Prozent gegenüber 2011. Insgesamt wurden im 2 deals.com, 3 eMarketer, 4 EEC Köln vergangenen Jahrzehnt Handelsimmobilien im Wert von rund einer Billion US-Dollar weltweit gehandelt, wobei sich die Kapitalströme aufgrund günstiger demographischer Entwicklungen und wachsender Kaufkraft zunehmend in die Region Asien-Pazifik ver- lagern. Doch wie lange noch wird dieser anhaltende Trend andauern? Wird der E-Commerce zu einem Aussterben klassischer Einkaufszentren in der Zukunft führen? Shopping 4.0. Tod des stationären Handels? Klar ist, das Wachstum des Online Shoppings ist ungebremst, die Wachstumsraten stetig zweistellig.2 Im letzten Jahr wurden weltweit über 1,3 Billionen US-Dollar online umgesetzt. Weltweit shoppten über eine Milliarde Menschen online.3 Für 2015 rech- nen Experten mit einen Umsatz von nahezu 1,6 Billionen, 2017 wird die 2-Billionen- Grenze überschritten werden. Als umsatzstärkste Region hat die Region Asien-Pazifik Nordamerika abgelöst, was vor allen Dingen auf das hohe zweistellige Wachstum in China, Indonesien und Indien sowie das hohe Umsatz- niveau in Japan und Nordkorea zurückzuführen ist. Online-Handelsumsätze in Europa und den USA ( in Milliarden € ) Der Trend: Multichannel. +14% +14% Kunden kaufen heute je nach Laune über alle mögli- +19% +18% chen Kanäle und nicht ausschließlich stationär oder 224 255 291 ausschließlich im Web. Studien belegen, dass Kunden 219 156 185 sich gern online informieren und offline kaufen oder umgekehrt. Rund 40 Prozent4 aller Käufe im Stationär- handel geht eine Suche in Onlineshops voraus. Das EUROPA USA heißt speziell für den Händler vor Ort: Wer digital nicht zu finden ist, ist für diese Kundschaft im schlimmsten Entwicklung 2013 bis 2015 [ Prognose ] Fall gar nicht existent. Quelle: deals.com 28 TROX life magazin – forum & wirtschaft TROX life magazin – forum & wirtschaft 29
lifestyle ÌèèKonsumtrendSèè Style Guide London ist ein Schmelztiegel, in dem die Einflüsse aus allen London Und noch immer umweht die britische Metropole ein ganz besonderes Flair. Sie gilt als die britische Keimzelle neuer Trends und Stilrichtungen. Ihre Multi- Kulti-Einflüsse prägen die internationale Shopping- Szene. Deshalb ist sie auch bevorzugtes Ziel der Trendscouts. TROX life hat die heißesten Trends für Sie dort, aber auch anderswo aufgespürt. Organic and Authentic. Ein wachsender Trend hin zu natürlichen au- thentischen Produkten ist zu beobachten. Der Vintage Verbraucher wendet sich wieder verstärkter re- Kontinenten, Kulturen und ethnischen Gruppen komprimiert Kaffee mahlen wie gional erzeugten Produkten zu. Immer beliebter zu Omas Zeiten. werden originäre Produkte: Echtheit als Konsum- zusammenfließen. Aus diesem Grund zählt die britische Metro- Foto: © Manufactum motiv statt artifizieller Konsumwelten. In einer als schnelllebig wahrgenommenen Welt geben bewährte pole auch zu den beliebtesten Einkaufszielen und setzt immer Marken und Dinge eben wieder Halt und Orientierung. wieder neue aufregende Akzente in der Shopping-Kultur. Man sehnt sich zurück nach der guten alten Zeit. Ein Trend, der auch unter dem Schlagwort „Vintage“ kursiert. Der Vintage- Style spiegelt sich vermehrt in der eige- nen Küche wieder mit der Wiedergeburt traditioneller Küchenaccessoires und Materialien wie Holz und Stein, zeigt sich aber auch ganz stark in der Gastro- Foto: © Gail’s nomie und im Lebensmittelhandel. Bä- ckereien sehen wieder wie Bäckereien Das Gail‘s in London ist aus und nicht wie kühle Backshops. zum Inbegriff für Authentic Food geworden. Restaurants besinnen sich auf die Qualität regional und umweltver- Vintage Style: träglich hergestellter Produkte. Opas Aktentasche erfährt eine Wiedergeburt. Aber auch die Mode greift diesen Carnaby Street wachsenden Trend auf. Die Marketing- Fassaden von Abercrombie & Fitch 1968 Der „Hackenporsche“ von Andersen macht bröckeln. Man schreibt Verluste, wäh- das Einkaufswägel- chen zum modernen rend sich die Besinnung auf echte Einkaufsbegleiter. Werte und Nachhaltigkeit stetig wach- sender Beliebtheit erfreut. Da verwundert es nicht, dass selbst die eigenwilligen One- Piece Strampler für Erwachsene aus der nor- Szene-Mekka London. wegischen Trendschneiderei zum ultimativen Chill- In den Sechzigern war es die Carnaby Street im Londoner Stadtteil Soho, in der out-Kleidungsstück geworden sind, seit Justin weltbekannte Modedesigner wie Mary Quant ihre Kreationen der Swinging Sixties Bieber oder Ronan Keating in den seltsa- Hippe Mode an schufen. In den Siebzigern Jahren wiederum zog Soho die Flower-Power-Generati- men Einteilern zu bewundern waren. Aber einem Stück: der Strampler on magisch an. Der Marquee Club war das Sprungbrett der gesamten Blues-Rock- auch aus der Mode gekommene Alltagsge- von OnePiece Szene ins internationale Musikgeschäft. Allabendlich gab es dort zwei Live-Acts. genstände wie der Hackenporsche leben neu auf: Foto: © OnePiece Alle Großen des Rocks traten in diesem kleinen unscheinbaren Club auf: von den Die fahrbaren Einkaufstaschen der Omis sind dank Stones über Jimi Hendrix und Eric Clapton bis hin zu Pink Floyd, Queen oder The Who. Foto: © Andersen ungewöhnlicher Druckmotive plötzlich trendy. 30 TROX life magazin – lifestyle TROX life magazin – lifestyle 31
lifestyle Ethic Konsumieren mit gutem Gewissen. Ethischer Konsum ist zum Megatrend geworden. Nicht weiter verwunderlich, wenn man sich Umweltverschmutzung, drohende Klimakatastrophen und verhee- rende Arbeitsverhältnisse in den Nähereien Bangladeschs, Chinas oder Pakistans vor Augen führt. Der Verbraucher findet sein Gewissen wieder und konsumiert nicht mehr auf Teufel komm raus. Geiz ist nicht mehr geil. Unternehmen geraten zunehmend moralisch unter Druck. „Gute“ Produkte erle- ben einen Boom. Selbst in der Welt des Automobils, wo PS-Wut und benzinge- schwängerte Luft vorherrschte. BMW ist auf dem Weg, der nachhaltigste Automo- bilhersteller der Welt zu werden. Der i3 erhebt den Anspruch, so ökologisch wie derzeit möglich produziert und gefahren zu werden. Mit den Mega-City-Vehicles der i-Serie läutet BMW eine komplette Neuausrichtung ein. Ein radikaler Kurswechsel, der in Anbetracht wachsender Städte in China, Indien und Brasilien, die in Abgasen zu ersticken drohen, zu einem geringeren CO2-Ausstoß führen soll. Die Sitzbezüge im i3 sind aus recyceltem Polyester. Leder wird in einem Olivenblätter-Extrakt gegerbt, Materialien der Türverkleidung aus natürlichen Hanffasern gewonnen und die Karos- serie besteht aus dem Hightech-Material Carbon, das rund 50 % weniger als Stahl und 30 % weniger als Aluminium wiegt. Weil die Produktion in den USA, wo die inno- vativen Kunststoff-Fahrgastzellen hergestellt werden, energieaufwendig ist, wird das Werk von einem Wasserkraftwerk gespeist. Das Montagewerk in Leipzig arbeitet mit Strom, den Windkrafträder an der Produktionsstätte erzeugen. Last-minute-Lebensmittel per App. Jedes Jahr werden in den industrialisierten Ländern rund 80 kg Lebensmittel pro Person weggeworfen. Um einer solchen Verschwendung Einhalt zu gebieten, hat der Turiner Francesco Ardito eine wunderbare App* entwickelt. Sie bietet frisch zube- London setzt Trends. reitete Feinkost mit eingeschränkter Haltbarkeit, wie z. B. Pasta, last minute an. Foto: © StoryDeli Per Smartphone können die Kunden ganz bequem und erheblich günstiger Lebens- mittel, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, beziehen. Eine Win-win-Situation für beide Seiten: Die Händler sind glücklich, dass sie keine Lebensmittel mehr wegwerfen müssen und neue Kunden gewinnen, die Käufer zufrieden, Ethnic weil sie gute und frische Ware zum attraktiven Preis erwer- ben. Bereits 22 Händler sind registriert und über 25.000 Kunden nutzen diese Smart App schon.*www.lastminutesottocasa.it Casual and Healthy Dining. In den pulsierenden Städten, in denen Businessleute von Termin zu Termin hetzen und wenig Zeit zum Essen haben, hat sich eine neue Form des Fast Food etabliert. Eine Gegenbewegung zu den klassischen Schnellabfütterern wie McDonald’s, Burger King oder Kentucky Fried Chicken. Sie bekommen die erwachsende Konkurrenz schmerzlich zu spüren. Frische Kost und individuell zubereitete Snacks erfreuen sich last minute mittlerweile allerhöchster Beliebtheit. Ethic und Ethnic Food sind angesagt und nicht umwelt- und magenbelastende Bratklöpse. Man achtet verstärkt auf die Fleisch- und Gemüseherkunft, Klimaneutralität und Wahrung der Menschenrechte. Besonders in sind Monokonzepte, die mit übersichtlich, aber individuell gestaltetem Angebot wie Burger & Lobster aufwarten. 32 TROX life magazin – lifestyle TROX life magazin – lifestyle 33
Pop-up lifestyle _3 Die festgefügten Mauern der Shopping-Malls wackeln. Es wird lässig improvisiert und inszeniert. Artifizielle Fassaden sind out. Pop-up-Stores und Malls krempeln den Einzelhandel um. In Londons East End ist mit dem Boxpark auf einer Brache, wo sich einst der Güterbahn- hof befand, eine Ladenstadt aus 61 Schiffscontainern direkt im Zentrum entstanden. In fünf Jahren wird sie _4 weiterziehen. An ihrer statt werden Luxusappartements _6 und Büros errichtet. Das Konzept dieser Pop-up-Mall bietet Einzelhänd- lern und Kreativwirtschaft eine erfolgversprechende Plattform. Auf einem Filetstück des Stadtteils be- sticht sie durch kurze Mietzeiten, überschaubare Kosten und hohe Flexibilität. Das trifft den Zeitgeist der Nachhaltigkeit. Und mittlerweile hat sich die ge- samte hippe Szene dort versammelt. Tipps Spielereien, die wirklich keiner braucht ... … aber jeder haben will. Die Daniel Düsentriebs die- ser Welt erfinden immer wieder überraschende Über- flüssigkeiten, die begehrenswert sind, weil sie höchst ungewöhnlich sind, aber auch das Bedürfnis nach _5 nachhaltigen Lösungen befriedigen. 3. Telefonhörer Smartphone Telefonieren wie damals: Mit dem Telefon Retro Handyhörer. 4. RavPower Per Induktion Tipps für den London-Shopping-Trip: kabellos Energie aufs Smartphone übertragen. 5. Wipowerband für die Apple Watch Kaum ist Boxpark die Apple Watch auf dem Markt, 2-10 Bethnal Green Rd, London, E1 6GY, UK gibt’s auch das passende Zubehör: das Wipowerband verlängert die Organic Food Stores Akkudauer der Uhr. 6. Bluelounge –N atural Kitchen, 77/78 Marylebone High Street,London W1U 5JX Cablebin Die Bluelounge Cablebin macht Schluss mit Kabelsalat. – Daylesford Selfridges Food Hall, 400 Oxford Street, London, W1A 1AB _2 _1 Casual Dining, AUTHENTIC FOOD Cicchetti London, 215 PICCADILLY, London, W1J 9HL Carluccio’s 2a Garrick Street, Covent Garden, 1. Pet-Pointer GPS Ortungssystem Hund oder Central London WC2E 9BH Katze unter Kontrolle: dank GPS Ortungssystem Pet-Pointer. 2. Solar Ladegerät Smartphone Nachhaltig Strom erzeugen fürs Smartphone: Gail’s Bakery mit dem XD Design Solarladefenster 209 King‘s Road London SW3 5ED Story deli 123 Bethnal Green Rd, London; E27 DG 34 TROX life magazin – lifestyle
feature Verkaufs- psychologie. Verkaufen ist eine Wissenschaft für sich, die immer Die Tricks der neue, psychologisch perfekt ausgerichtete Verkaufs- strategien hervorbringt, die uns erstaunlich effektiv heimlichen Verführer. zum Kaufen und Geldausgeben verführen, weil Kaufen Glück und Anerkennung verspricht. 36 TROX life magazin – feature TROX life magazin – feature 37
feature In Augenhöhe mit dem Regal. Der Chivas-Regal-Effekt. Produkte in 150 bis 175 cm Höhe nehmen wir detail- lierter wahr. Das beeinflusst die Warenplatzierung: Dieser Whisky wurde erst beliebt, als man seinen Schließlich verkauft sich derselbe Artikel in der „Golde- Preis kräftig anhob. Gutes hat eben seinen Preis! Des- nen Zone“ zwischen 50 und 80 % häufiger als in der halb ziehen wir unterbewusst den Schluss, dass der „Bückzone“. teure Stoff gut sein muss. Das wundersame Wachstum des Einkaufswagens. Geschenke erhöhen das Trinkgeld. Unmerklich ist der Korb des Einkaufswagens immer Das süße Stückchen Schokolade zur Rechnung oder größer geworden. So unterliegen wir der Illusion, erst der Espresso gratis, nicht nur nette Geste, sondern wenig eingekauft zu haben. Das wird noch dadurch ver- wohlkalkulierte taktische Maßnahme: Damit steigern stärkt, dass der Boden des Korbs zum Schiebenden hin Kellner ihr Trinkgeld um durchschnittlich 14 %. abgesenkt ist, sodass Waren aus dem Sichtfeld kullern. Die Musik macht den Konsum. Der Musikstil beeinflusst unsere Teuer-billig-Wahr- nehmung. Einer Studie zufolge verdreifachte sich die Konsumbereitschaft in einem amerikanischen Wein- Erst die Hose, dann der Gürtel. handel durch den Einsatz klassischer Musik im Ver- gleich zu den zuvor gespielten Top 40 der Pop-Musik – Herrenausstatter werden immer erst den bei gleicher Anzahl verkaufter Flaschen. Anzug verkaufen. Und danach erst einen Gürtel anbieten. Die Reihenfolge ist wichtig, weil der erste, hohe Preis für Psychotricks für mehr Umsatz. die Hose automatisch zum Referenz- wert wird, neben dem ein Gürtel für Für die Erarbeitung solcher Verführungsstrategien 99 Euro geradezu vernachlässig- sind Heerscharen von Marktforschern unterwegs. Für bar erscheint. die Marke Axe wurden rund um die Welt 12.000 Jungen und Mädchen zu ihren Sexfantasien und Flirttricks untersucht. Die Marktforscher gingen in Szenekneipen, um das Paarungsverhalten der Jugend zu eruieren. Mit dem Ergebnis einer erfolgreichen Markenpositionierung: Axe führt zum Erfolg bei Frauen. 38 TROX life magazin – feature TROX life magazin – feature 39
feature Augmented Reality Der Fortpflanzungstrieb beeinflusst das Konsumverhalten. Das fand der Sozialpsychologe Vladas Griskevicius Gerüche haben ihre unbewusste Fernwirkung. Vanille- heraus. Studentinnen entschieden sich an ihren frucht- düfte sollen bei Frauen, würzige Aromen bei Männern baren Tagen deutlich häufiger für sexy Outfits. Aufrei- den Konsum anheizen. Deshalb duftet es im Baumarkt zender Minirock statt strenger Hose, High Heels statt nach Gras. Kunden bleiben in bedufteten Verkaufs- flacher Fußmode. Vor allem dann, wenn attraktive Frau- räumen rund 16 % länger, die Kaufbereitschaft steigt en – potenzielle Konkurrentinnen – in der Nähe waren. um 15 %.* Und die Männer geben, herrscht gerade Frauenman- gel, auch bedeutend mehr Geld aus. Andersherum wird aber auch ein Schuh draus: Ein Kaufhaus in Japan verwendete Gerüche, die erwiese- nermaßen Angst erzeugen – in der Beschwerdeabtei- Gute Luft und guter Duft laden zum Verweilen ein. lung. Dadurch eingeschüchtert, akzeptierten die Kun- den eher die Erklärungen des zuständigen Angestellten Eine hohe Raumluftqualität führt nachweislich zu einer und verließen das Kaufhaus, ohne eine Rückerstattung längeren Aufenthaltsdauer in den Geschäften. Darüber einzufordern. hinaus werden viele Einkaufsstätten nicht nur belüftet, Augmented Reality (AR) sondern auch beduftet. *Studie der Universität Paderborn Als Augmented Reality bezeichnet man eine compu- tergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Häufig wird darunter jedoch nur die visuelle Darstellung von Informationen verstanden, also die Ergänzung von Bildern oder Videos mit computergenerierten Zusatz- informationen oder virtuellen Objekten mittels Einblen- dung/Überlagerung. 40 TROX life magazin – feature TROX life magazin – feature 41
interview Unibail- Rodamco Germany Spezialist für Shoppingcenter Ein Gespräch mit Michael Prior, Leiter Technische Gebäudeausstattung Unibail-Rodamco Germany – bis zur Umfirmierung im August noch bekannt un- ter dem Namen mfi management für immobilien AG – ist ein führendes deut- sches Shoppingcenter-Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf. Es betreibt aktuell 27 Shoppingcenter, davon neun im eigenen Besitz. Haupteigentümer ist Unibail- Rodamco SE, das größte börsennotierte Unternehmen Europas im Bereich Ge- werbeimmobilien. Wir haben mit Michael Prior, dem Leiter Technische Gebäude- ausstattung, über den Markt der Shoppingcenter gesprochen. Ist die klassische Shopping-Mall ein Dinosaurier, der durch die steigende Zahl von Internet-Käufen vom Aussterben bedroht ist? Wohl anders als die Dinosaurier damals haben wir stets Entwicklungen in der Gesellschaft im Blick, und jeder kann beobachten, wie diese sich in unseren Shopping- centern widerspiegeln. Neben dem Konsum spielt heute zunehmend das Bedürfnis nach Unterhaltung, Erholung und Wohlfühlerlebnissen eine wichtige Rolle. Ein er- folgreiches Shoppingcenter muss seinen Kunden heute ein einzigartiges Einkaufs- und Freizeiterlebnis bieten. Es wird zu einem Ort, an dem man sich mit Freunden trifft, gut isst, bei angenehmer Geräuschkulisse entspannt und sich zum Verweilen inspirieren lässt. Wem das gelingt, der wird sich am Markt behaupten und nicht aussterben. 42 TROX life magazin – interview TROX life magazin – interview 43
Sie können auch lesen