Erinnerungen an Harry - Herbert Hüsgen - Harry 3.7.1945-3.7.2017 - Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck eV
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Einladung zur Mitgliederversammlung 2018 Seite 3 4/2017 November 2017 Herbert Hüsgen – Harry 3.7.1945–3.7.2017 Erinnerungen an Harry A m 3. Juli, an seinem 72.Geburts tag, ist Harry Hüsgen, in schwie riger Zeit Burgvogt für die Arbeitsge wurde. Harry hat es verstanden, mit dieser gesellschaftspolitisch engagierten Generation umzugehen und gewann Die größte Herausforderung wurde für Harry der Säulenhausbrand im Januar 1977. Wohin mit dem einge meinschaft Burg Waldeck, nach langer Freunde für die Waldeck, von denen spielten Gästehaus-Betrieb? Wie den Krankheit verstorben. Als Nachfolger sich dort nicht wenige bis heute zuhau Treffpunkt für den Verein mit seinen von Otto Wenzel war er, ehemaliger se fühlen und engagieren. Veranstaltungen, Versammlungen und Nerother und Pandur, über zwölf Festen erhalten? Harry meisterte dies Leicht waren die Umstände nicht Jahre, von November 1971 bis März alles mit viel Improvisationstalent für ihn, schon gar nicht in der ange 1984, derjenige, der das Geschehen und mit seiner besonderen Gabe, auf spannten finanziellen Situation des vor Ort mit Herz und Hand lenkte. Menschen aller möglichen Prägungen Vereins. Zudem teilte sich die ABW zuzugehen und sie zu gewinnen. Es waren bewegte Zeiten; die Wald noch bis 1975 das Säulenhaus mit ecker Liedermacher-Festivals der Sech den Nerothern, in dem Harry mit Vor zwei Jahren hat Bernd Hilbert zierjahre waren dem Verein ABW und Karl Oelb unter einem Dach leben spontan seine Erinnerungen an diese dem idyllischen Ort Waldeck über den musste, der eine auf der linken, der Zeit aufgeschrieben. Er soll hier für alle Kopf gewachsen, hatten aber eine Auf andere auf der rechten Seite. Natürlich sprechen, die Harrys in Dankbarkeit bruchstimmung geweckt, in der die gingen die Auseinandersetzungen mit gedenken: Waldeck in den Siebzigerjahren ein den Nerothern und deren Schikanen Platz für sozalpädagogische Initiativen nicht spurlos an Harry vorbei. Weiter auf Seite 7.
Adressen ABW – Stand 2017 – Vorsitzende der ABW Jürgen Behling (modder) Archiv Dr. Sandra Kupfer Herbinghausen 38, Dieter Krolle (Peer) Südstr. 15, 47918 Tönisvorst 42399 Wuppertal Oberwaldstraße 22, Tel. 0171 1223145 Tel 02026-11849 / 01735200801 56290 Dommershausen sandra@burg-waldeck.de j.behling@gmx.de Tel. 02605-952535 Verwaltungsräte Kassierer Köpfchen Hein Heppenheimer Dieter Jacobi Gisela Möller-Pantleon Am Forst 10, 64807 Dieburg Klugestr. 2 b, 70197 Stuttgart Tel. 06071-06151 / 0176221214 Arnimstr. 118, 50825 Köln Tel. 0711-634230 miteras@web.de Tel. 0221-5028537/01795082848 koepfchen@burg-waldeck.de Birgit Schmitz dieter.jacobi@gmail.com g.kp.moeller@t-online.de Gabelsbergerstr. 24, 47798 Krefeld * Tel. 0170-8802491 Verwalter birgit.schmitz@mediation-bd.de Vorsitzender der Peter Rohland Herbert Freund (Happy) Stiftung Karl Zimmermann Dorothee Freund (Dido) Dr. Joachim Michael (mike) Riegerplatz 5, 64289 Darmstadt Tel. 06151-4929953 / Burg Waldeck, 56290 Dorweiler Grillparzerstr. 86, 60320 Frankfurt 01775607909 Tel. 06762-7997 Tel. 069-561818/01726151818 karl-zimmermann@gmx.net burgvogt@burg-waldeck.de t.j.michael@gmx.de Inhalt Erinnerungen an Harry................................................ 1 + 7 Eindrücke von Tobias Thiele............................................ 24 Einladung zur Mitgliederversammlung 2018...................... 3 Die Lieder von Roland Eckert.......................................... 25 Osterprogramm 2018: SpringFire....................................... 4 Der Felsengärtner............................................................. 27 Nachruf auf Wolfgang Moritz (Wölle) ............................... 6 scouting-Jahrbuch 2016................................................... 28 Das letzte Geleit für Harry................................................. 8 Jugend im Fokus von Film und Fotografie........................ 28 Amandus am Grab des Vaters........................................... 10 Bernd Witthüser............................................................... 31 Oss Kröher zum Neunzigsten........................................... 12 Kais kleine Klangkörper-Kolumne 3................................. 31 Glückwünsche.................................................................. 15 Was Köpfchen-LeserInnen interessiert.......................... 35 Django lebt! Nachtrag zum Liederfest.............................. 15 Bürgermeister Fritz Frey .................................................. 38 Auszeichnung für „Brot und Rosen“................................. 16 Geheimtipp für den Weihnachtsmann.............................. 38 Waldeck Freakquenz 2017................................................ 17 Tunesier trafen Hunsbunt................................................ 18 Köpfchen-Abo.............................................................. 37 18. Peter-Rohland-Singewettstreit ................................... 19 Mitgliedsantrag ............................................................... 39 Heike Mildner: „Landschaft“........................................... 23 Impressum....................................................................... 40 2
Einladung zur Mitgliederversammlung 2018 Liebe Mitglieder, hiermit möchte ich Euch ganz herzlich zur nächsten Mitgliederversammlung einladen. Sie findet statt am Sonntag, dem 11. März 2018 um 10.30 Uhr im Sälchen, Burg Waldeck Als Tagesordnung schlage ich vor: 1. Eröffnung und Gedenken an unsere Verstorbenen, Begrüßung neuer Mitglieder 2. Feststellung der Beschlussfähigkeit 3. Wahl eines Protokollanten / einer Protokollantin 4. Annahme der Tagesordnung 5. Verabschiedung des Protokolls der MV 2017 6. Berichte: - Verwaltungsrat - Kassenwart - Burgvogt - Peter Rohland Stiftung - Aussprache zu den Berichten 7. Bericht der Kassenprüfung 8. Stand der Diskussion „Quo vadis Waldeck 2.0“ 9. Verschiedenes Am Vorabend, Samstag, dem 10. März, wird sich der WaldeckKunstStipendiat des Jahres 2017, der Lieder- macher Tobias Thiele, mit seinen Liedern vorstellen. (Siehe dazu Köpfchen 3/17, Seite 5 und hier Seite 24) Herzliche Grüße Sandra Kupfer 3
Osterprogramm 2018 „Nach rund 25 Jahren fester Belegung durch den BDP RLP und dem Projekt „Plöng City“ steht unser Säulenhaus ab Ostern 2018 wieder für Initiativen und Gruppen zur Verfügung. Wir wünschen uns eine neue, spannende Kooperation, gerne auch im Zusammenhang mit Jugendarbeit, und/oder im musisch, kulturellen Bereich.“ A ufgrund dieses Aufrufs auf der ABW-Homepage haben wir uns Gedanken gemacht. Wir meinen, SpringFire 2018 soll laufen unter dem Motto: „Korfu goes Wal- deck!“ Kern dieser Veranstaltung ist dass dieser Top-Termin in der Kar- eine deutsch-griechische Jugendbe- woche wieder mehr den Waldeckern gegnung. Hierbei treffen sich junge selbst zur Verfügung stehen soll. griechische und deutsche Kreative aus verschiedenen Genres (Tanz, Und das traditionelle Ostersemi- Musik, Gesang, Theater o.ä.). Dabei nar soll auch wieder belebt werden. wird jeden Abend etwas aufgeführt Alle Waldecker sind aufgerufen, sich (hauptsächlich im Sälchen). Und die mit Ideen und Mitmachen zu betei- Leute finden sich hier in Workshops, ligen. um einen zehntägigen Gegenbesuch Da jetzt die Zeit der Planung für im Herbst in Korfu vorzubereiten. 2018 ist, haben Swobl und ich Pflö- Am Ende dieser Herbstbegegnung cke eingeschlagen: Das neue Walde- wird dann in Korfu ein gemeinsa- cker Oster-Event soll SpringFire mes interkulturelles Theater-Event heißen: aufgeführt werden unter dem Motto • SpringFire 2018 soll laufen von „Waldeck goes Korfu!“ Freitag, 23. März bis Oster- sonntag, 1. April 2018. • Das Osterseminar soll wie gewohnt parallel dazu stattfinden an Karfreitag und Karsamstag, diesmal zum Thema: „Die Rolle der Deutschen Wehrmacht in Griechenland“ 4 Foto: Dido
Teilnehmen kann im Prinzip jeder. Abends sollen * neben den Griechen auch junge Ensembles aus der Huns- Zwei Abendtermine, die man sich vormerken sollte, rücker Umgebung auftreten, mit denen ich bisher auch stehen bereits fest: gut zusammen gearbeitet habe (Streetdance, Jugendchor, Jugendband, Jugendtheater o.ä.). Die deutschen Teilneh- Am Karfreitag kommen Carsten Braun www.carsten- mer der Jugendbegegnung sollen sich aus diesen Gruppen braun.de und Marga Köllner mit dem Requiem „Der rekrutieren. Aber es können auch andere teilnehmen z.B. unbekannte Krieg“. Waldecker aus den Hütten oder andere Mitglieder. Alter Es handelt sich um das preisgekrönte Werk des Kom- spielt keine Rolle. Allerdings werden finanziell, ob auf ponisten Carsten Braun, der die junge Marga am Klavier der Waldeck oder später in Korfu, nur Jugendliche im begleitet. „Der unbekannte Krieg“ ist das Werk, in dem Alter von 18 bis 27 Jahren gefördert. der Theaterteil die Waldeck und deren Besetzung 1933 durch die Hitlerjugend zum Thema hatte: Trailor: http://www.carstenbraun.de/video.htm. Örtlichkeiten: Bei der Uraufführung am 8. Mai 2010 waren großer Für „SpringFire 2018“ hat Swobl für den Verein Chor und großes Orchester am Start (siehe Köpfchen Wilde Rose das Säulenhaus gemietet. Happy hält zusätz- 2+3/2010, Seite 23f.). Das leisten Marga und Carsten lich vorläufig noch das Schwabenhaus frei. Ebenfalls ist jetzt auf geniale Weise alleine zu zweit. Marga hat u.a. die die Bühne reserviert. Hauptrolle bei den Schinderhannes-Festspielen gespielt/ gesungen, einem Musical, das Carsten ebenfalls kompo- Das ABW-Osterseminar findet wie gehabt im Mohri- niert hat. Wir können auch auf einigen Publikumsbesuch haus statt. von außen hoffen. S.a. Fernseh-Interview mit Marga: https://www.youtube.com/watch?v=vPnnF78-swM Und am Karsamstag gibt es ein großes Deutsch- Veranstalter: Griechisches Fest. Veranstalter von SpringFire ist der „Wilde Rose e.V. Diese beiden Termine sind Teil von Osterseminars Interkulturelles Jugendnetzwerk im BDP“. und SpringFire 2018. Dieser unser Verein hat bisher internationale Begeg- * nungen und Seminare gemacht in der Ukraine, Frank- reich, Polen, Weißrussland Bulgarien, Rumänien, Luxem- Ende Januar würden wir uns gerne zur Ideensamm- burg, Ägypten, Tunesien und Marokko. Ich selber habe lung für diese Veranstaltungen mit möglichst vielen z. B. mit der Wilde Rose interkulturelle Workshops in Waldeckern treffen. Marokko oder Tunesien gemacht (S.a. letztes Freakquenz- Gerne gebe ich jederzeit mehr Infos preis: Festival!). Die Leute aus den Salamanderhütten haben Nähe zu diesem Verein oder sind Mitglieder. Er ist nicht 06761-916 2842 oder zu verwechseln mit dem BDP-Landesverband RLP, der 015121283942, PlöngCity veranstaltete oder mit dem ich SummerStage 2010 machte. Mail: hotte.schneider@web.de Das Osterseminar wird von der ABW veranstaltet. Im Übrigen gelten diese Planungen von Swobl und mir nur für nächste Ostern. Für 2019 mögen das bitte Andere machen! Hotte Leitung: „SpringFire 2018“ wird von mir geplant und geleitet. Das Osterseminar wird von Swobl geplant und gelei- tet. 5
Wolfgang Moritz (Wölle) 5.4.1944–3.6.2017 Zeit verbrachte er in der Nerother Wandervogels und der ABW, Robert Bauhütte. Früher als ich und Freunde Oelbermann, eine Gedenkplakette unserer Nerother-Gruppe schloss er anzubringen, setzte er sich vehement sich der ABW an. Ich kann mich für diese Idee ein. Nach dem ersten noch gut daran erinnern, dass Wölle Peter-Rohland-Singewettstreit im uns Nerother beim Bundestag in den Jahr 2000 stiftete Wölle jedes Jahr späten 60er Jahren mit Handzetteln den Preis für das beste, selbst getex- aufforderte, die Chanson-Festivals tete, politische Lied, um Akzente der ABW zu besuchen, sehr zum zu setzen und eine Brücke zu den Ärger von Karl Oelb. Festivals der 60er Jahre zu schlagen. 1968 heiratete Wölle seine Frau 2015 erkrankte Wölle an einem Hildegard, die der Waldeck genau Darmtumor. Beim Liederfest Pfing- so verbunden ist wie er. Von 1969 sten 2016 erzählte er mir, dass er bis 1972 studierte er in Köln Sozi- völlig geheilt sei. Nach dem Peter- alarbeit und Sozialpädagogik. 1971 Rohland-Singewettstreit im gleichen hatte Wölles Vater in Manderscheid Jahr nahm er an einer Wanderung ein Hüttendorf mit Jugendcamping- durch Franken teil, die eine kleine platz gegründet, dessen Leitung er Gruppe Waldecker Freunde unter und Hildegard 1978 übernahmen. Leitung von Rolf Schiel traditionell E r war eher zurückhaltend, stellte sich nie in den Vordergrund, war aber stets da, wenn er etwas Die beiden bauten dieses „Dorf“ zu einem naturpädagogisch orien- stets nach dem Singewettstreit unter- nahm. Es war schön zu erleben, mit tiertem Jugend- und Familienfreizeit- welcher Lebensfreude Wölle an die- mitgestalten oder einbringen konnte, zentrum aus, in dem insbesondere ser Wanderung teilnahm, ´mit wel- auch ungefragt. Er konnte für seine musische und kulturelle Aktivitäten cher Begeisterung er abends Gitarre Ideen Freunde begeistern. Wegen angeboten werden, man kann sagen, spielte und sang. Bei zahlreichen seiner Zurückhaltung werden ihn eine Waldeck in der Vulkaneifel. Gesprächen sind wir uns bei dieser jedoch viele, insbesondere von der Darüber hinaus war Wölle in vielen Wanderung sehr nahe gekommen. jüngeren Waldeckgeneration, kaum Vereinen und in der Politik aktiv. Er Nach dieser Wanderung schrieb er kennen, obwohl er aus heutiger Sicht war Mitbegründer der Ortsgruppe fürs Köpfchen den Artikel „Der Wal- zum Urgestein der Waldeck gehörte. Manderscheid von Bündnis 90/Die decker als solcher …“ (s. Köpfchen Wolfgang Moritz (Wölle) wurde Grünen und vertrat diese im Stadt- 4/2016, Seite 15f ) und setzte sich am 5. April 1944 in Thüringen gebo- und Verbandsgemeinderat. damit ungewollt ein Denkmal. ren und zog mit seiner Familie nach Nach dem Brand des Säulen- Leider war die Hoffnung, vom Kriegsende nach Essen um. Als seine hauses im Januar 1977 war Wölle Tumor geheilt zu sein, trügerisch. Eltern 1959 als Herbergseltern die einer der ersten, der sich beim dama- Wölle starb am Pfingstsamstag, den Leitung der Jugendherberge Man- ligen Verwaltungsrat meldete, um 3. Juni 2017 im Kreis seiner Familie derscheid übernahmen, wurde die mit zu überlegen, wie es weiter gehen in seinem Haus in Manderscheid. Vulkaneifel zu seiner neuen Heimat. soll. Aufgrund seiner Erfahrungen im Wir haben seine Urne am 1. Juli Er erlernte den Beruf des Fotografen Hüttendorf plädierte er dafür, das 2017 in Manderscheid beigesetzt. und arbeitete einige Zeit in diesem neue Haus zu einem Tagungshaus Den Freunden, die ihn kannten, Beruf. Er fand schon früh den Weg mit Vollverpflegung auszubauen. wird er in guter Erinnerung bleiben. zum Nerother Wandervogel und Als Peer Krolle 1996 den Vorschlag damit zur Burg Waldeck, der er bis zu - Zar - machte, für den im KZ umge- seinem Tod verbunden blieb. Einige kommenen Gründer des Nerother 6
Fortsetzung Titelseite allem schwebte Harry. Er hatte großen Anteil an dem, was „Waldeck“ für mich ausgemacht hat, und brachte immer wieder mit einem leicht in die Runde geworfenen Satz – vor allem in Bezug auf meinen Umgang mit dem anderen Geschlecht – mein pubertäres Selbstvertrauen ins Wanken und lenkte damit meine Gedanken (auch in anderen Lebensbereichen) und mein Verhalten in andere Bahnen. Unvergessen seine Begrüßung „Na, Bernd, mal wieder ein bisschen Heimatluft schnuppern?“, wenn ich mal wieder unangemeldet auf dem Platz stand. Ich wusste damals noch gar nicht, wie Recht er hatte. Aber heute muss ich sagen: „Ja, die Waldeck ist mein Zuhause.“ Und ich meine das so, wie mein Pädagogik-Prof. Hellmut Lessing mal gesagt hat: „Zuhause ist da, wo man gut War es Zufall? Ach was, es gibt keine Zufälle. Jeden- zu dir ist.“ falls war ich auf dem Freakquenz-Festival, und Helga und Den Grundstein für diese unglaubliche Bereicherung Bömmes sagten mir, dass sie morgen Harrys siebzigsten meines Lebens hat eben Harry gelegt. Unvergessen, wenn Geburtstag bei der Thea würdig begehen wollen. So ließ Harry auf der Mohrihaus-Terrasse sein „Ach Luise, du ich die Reggae-Band für andere spielen und machte mich bist so lecker fett“ (Luise, die behaarte Bratwurst, sein zu Fuß auf, um ihm meine Glückwünsche zu überbrin- Hund) schmetterte, oder wenn er mich spät abends gen. Es tat gut, ihn wieder zu sehen. noch aus Burgen abholte (damals fuhr die Fähre noch!), Er hatte sogar Neuigkeiten für mich, z.B. von John weil Trampen von Burgen aus mangels Gelegenheit mal (auch mal Burgvogt auf der Waldeck), dem es jetzt gut wieder nicht geklappt hatte. gehe in USA, mit Frau und zwei mitgebrachten Kindern; Wenn Harry mich zum Beispiel mit den Worten John hatte auf „Heimattour“ beim Harry vorbeigeschaut. „Notopfer Berlin, nun nimm dir noch ein ‚Teilchen“ Da ich seit gefühlten Jahrzehnten von John nichts gehört aufforderte noch einmal zuzugreifen. Harry; – immer ein hatte, war das eine sehr gute Nachricht. Bündel Geldscheine in der Hemd- oder Hosentasche, in Aber das nur nebenbei. Mir kamen noch ganz andere der Gruppe am Tisch sitzend, die Augen geschlossen, aber Gedanken. Gedanken an die Anfänge meiner Zeit auf der alles registrierend. Rauschende Feste, vor allem Silvester Waldeck. Und ich dachte mir, warum müssen wichtige im Sälchen: „Oh Himmel strahlender Azur...“ und viele Weggefährten immer erst unter der Erde liegen, um sich kleine und große Geschichten, die Panik in seinen Augen zu erinnern. Eigentlich schade. Darum bringe ich jetzt als John, ich und ein paar andere beschlossen hatten, das ein paar Erinnerungen zu Papier. getrocknete Gras auf dem Turmfeld einfach zu verbrennen und er von der Waldeck-Außenstelle in Sevenich aus die Als ich das erste Mal auf die Waldeck kam, war das Waldeck in Flammen sah. Säulenhaus abgebrannt und nur noch eine Ruine. Das Leben spielte sich im Morihaus und in den Hütten ab, Das Wichtigste aber war, man wurde ernst genom- und sollte mich für lange Zeit (voraussichtlich lebens- men, durfte sich einbringen und vieles ausprobieren. länglich) an diesen Ort und seine Menschen binden. Man bekam seine Chance. Ich habe u. a. zum ersten Seinerzeit Mitglied des in Gründung befindlichen G.A.K. Mal Dächer gedeckt/geflickt, die Sense geschwungen, auf aus Berlin, fuhr ich noch viele Male mit dieser Gruppe der Baustelle mitgeholfen und so vieles anderes. Harrys auf die Waldeck, um zu beim Aufbau des Säulenhauses Zutrauen gab mir den Mut, vieles auszuprobieren und zu helfen und dabei das pralle Leben zu spüren. es mir selber zuzutrauen, auch wenn ich es vorher noch nie versucht hatte. Das hat gut getan und mich ein Leben Und dieses „pralle Leben“ meine ich wortwörtlich. lang begleitet und geprägt. Einen großen Anteil daran hatte eben Harry. Und ich erinnere mich gerne. Rückblickend denke ich, es war Er war schon so etwas wie eine „Vaterfigur“ für mich eine schwierige Zeit für die Waldeck und den Burgvogt, (uns), ein Kümmerer, einer der da ist, einer der auch aber auch eine Zeit des „Eng ist gemütlich“ und des unausgesprochene Sachen hört, und einer, ohne den die „Wenn du dich einbringen willst – gerne!“ Und über Waldeck heute nicht das wäre, was sie ist. 7
Damit will ich nicht sagen, dass die anderen Men- Und genau das war das Gefühl, das Harry mir (uns) schen, die Gefährten vom G.A.K. und der damit ver- damals gegeben hat: Du gehörst ja zur Familie, willkom- bundene Freundeskreis aus der ganzen Republik, die men! Und damit hat er die Waldeck geprägt und ihr und Menschen des Verwaltungsrats und die anderen ABWler mir eine Richtung gegeben, die bei mir bis heute anhält. oder die tollen Menschen, die damit befasst waren, die Das soll jetzt nicht die Verdienste seines Vorgängers oder Berliner Hütte zu rekonstruieren, nicht ebenso wichtig seiner Nachfolger schmälern, denn das sind alles andere gewesen wären. Aber Harry war halt der, der alle Fäden Geschichten, und die werden vielleicht ein anderes Mal in der Hand hielt, der erste und wichtigste Ansprech- erzählt. partner, der, der alles über die anderen (die nicht da Hier gilt Harry mein aufrichtiges und tief aus dem waren) wusste, der, der einem dieses „endlich wieder Herzen kommendes Dankeschön. Ich könnte auf einiges Zuhause-Gefühl“ gab. in meinem Leben verzichten, aber nicht auf die Erinne- Oder, noch anders, wie die Kathi Otto es mal for- rungen an die Zeit mit diesen vielen guten und bewegten mulierte, als ich ihr nach dem Aufwachen morgens in Augenblicken die ich unter deiner Ägide auf der Waldeck der Berliner Hütte gegenüberstand: „Ach dieser Bernd verbringen durfte.“ bist du, dann ist ja alles ok, du gehörst ja zur Familie.“ Merci. Bernd Hilbert 13. Juli 2017: Das letzte Geleit für Harry Beisetzung in Dorweiler – Foto Felicitas Niegisch Ich sitze auf der Terrasse vor den Säulen. „Echte war doch so etwas wie sein „Lebenswerk“, Dorweiler Hunsrück-Eiche“ hatte Harry seinerzeit voller Stolz und die Waldeck viele Jahre sein Zuhause. Über die immer wieder gesagt, als sie gerade aufgestellt worden späteren Jahre, als das nicht mehr so war, möchte ich waren. hier nicht reden. Und heute nun tritt er seinen letzten Weg an. Ich Und jetzt ist er zurückgekehrt. Dahin, wo auch die denke, es ist irgendwie schön, dass er seine letzte Ruhe- Oelbs beerdigt sind, Nauke, Otto und auch Toni Neu- stätte in Dorweiler findet, denn der Erhalt der Waldeck mann – nach Hause. Der Gasthof Neumann, auch das 8
Bömmes, Conny, Lemmy – Foto: Felicitas Niegisch Die Grabplatte – Foto: Dido eine starke Erinnerung an Harrys Zeiten. Damals machte Lied an seinem Grab gesungen – ein wirklich würdiger man dort Station, ehe man den letzten Kilometer zur Burg Abschied. hinunter lief. Bereits vor Erreichen der Waldeck tauschte Amandus kannte seinen Vater wohl ziemlich gut, und man Neuigkeiten aus, im Sommer unter Kastanien, im mit seiner Bemerkung, die etwa so lautete: „Ich weiß das Winter im knallvollen Gastraum. er euch im Leben so manches Mal einen draufgegeben Den Weg zum Friedhof muss ich natürlich zu Fuß hat, jetzt könnt ihr euch noch einmal revanchieren.“ Er antreten, Ehrensache, und eine gute Gelegenheit, im Kopf hatte auf den Grabstein Hammer und Meißel bereitlegen noch einmal so manchen Gedanken aufsteigen zu lassen. lassen. So konnte jeder, dem danach war, in der auf den Dort eine beachtliche Anzahl bekannter und unbekannter Grabstein gemeißelten Gitarre noch eine persönliche Spur Menschen. Darunter auch Angelika und Sohn Amandus. hinterlassen, bevor man sich zum geselligen Gedenken Wie ich ihn sehe, habe ich das Gefühl, Harry lebt in ihm und Abschied nehmen auf den Weg zur die Waldeck weiter; so vieles an seiner Erscheinung erinnert mich an machte. seinen Vater. Und Amandus hält für und über seinen Leider musste ich mich, zusammen mit Fee, noch am Vater eine Trauerrede, die mich schlichtweg umhaut! selben Abend wieder auf den Weg zurück nach Bayern Ganz besonders freut es mich, auch Bömmes unter machen. Aber ein kurzer Stopp an Harrys Grabstelle den vielen Trauergästen zu entdecken, denn bei meiner musste noch sein. Der Grabstein lag bereits an seinem letzten Begegnung mit Harry bei Thea hatte mir Harry Platz über der Urne. So konnte ich noch einem Augen- total glücklich erzählt, dass sich die beiden wieder ver- blick in stillem Gedenken alleine dort verweilen, und söhnt hätten. Noch wenige Tage vor der Beisetzung, am mein letzter Gedanke war: „Danke, Harry, für alles !“ Telefon schien die Fahndung nach Bömmes erfolglos, und Bernd Hilbert nun singt er für ihn das Bellmann Lied „So troll´n wir uns ganz sanft und sacht ...“ Es wurde noch so manches 9
Amandus am Grab seines Vaters „H erzlich willkommen, liebe Familie, liebe Freunde, schön das Ihr alle heute gekommen seid, um Harry die letzte Ehre zu erweisen. Er hat es wieder einmal geschafft, viele Menschen aus den unterschiedlichsten Kreisen und aus vielen Winkeln der Welt zusammen- zubringen; das war, wenn man so will, immer eines seiner größten Anliegen! Leider kann Harry heute nicht wie gewohnt bei uns sein mit seiner Präsenz und seiner unübersehbaren Statur, um mit uns zu feiern an die- sem sonnigen Nachmittag im Juli. Wenn ich aber darüber nachdenke, war es nicht unüblich, dass Harry auf seinen Festen „kurz“ mal weg war, sogar an seinen eigenen Geburtstags- feiern. Er hat mich dann oft unter dem Vorwand, etwas besorgen zu wollen, ins Auto gepackt, um ins Café – er hat es immer „Hemdhoch“ genannt – nach Kastellaun zu fahren und sich ein ordentliches Stück Sah- netorte zu genehmigen oder kurz einfach mal zur Schmausemühle zu Elke und Alfred, auf eine Forelle blau. (Ich denke die meisten erinnern sich an mindestens ein Fest, auf dem sie Harry vergeblich gesucht haben.) Ich erinnere mich auch an den Zettel an seiner immer offenen Haustür im Bauernhaus in Sevenich, Rechts: Amandus – Foto: Felicitas Niegisch auf dem stand: „Bin Pinkeln! Gleich wieder zurück.“ Diesen Zettel hat er Jemand hat einmal zu mir gesagt: Streichhölzer auf einmal anzündet, geschrieben bevor er mit mir für zwei „Das Leben ist wie eine Schachtel eine riesige Stichflamme gibt. Wochen nach Griechenland zu Ines Streichhölzer. Man kann sich ent- Harry, mein Vater, war niemand, gefahren ist. scheiden, ob man die Streichhölzer der Streichhölzer sparen wollte. Er nacheinander anzündet oder gleich Diese Auszeiten waren für Harry hat bewusst die Entscheidung getrof- mehrere auf einmal.“ Dieses Bild die wenigen Verschnaufpausen in fen, das heisseste Feuer zu entfachen, hat sich bei mir sofort eingebrannt, einem Leben, in dem er sehr oft zu welchem er imstande war. Ein denn ich wusste schon als Kind, dass unter Strom stand und mit unbän- Feuer, das uns allen für ewig in Erin- es, wenn man eine ganze Packung diger Energie die Dinge lenkte. nerung bleiben wird und an dem 10
wir so oft gesessen haben, um uns war.) Doch die vielen Geschichten politisch interessierten Menschen zu wärmen. am Lagerfeuer und die Fotos habe heranwachsen ließen. ich als Kind aufgesogen und bin Jetzt ist das letzte Streichholz ver- Ich weiß, es war oft nicht ein- schließlich mit der gleichen Neugier glimmt, und wir haben die Gewiss- fach, mit Harry zu diskutieren. in die Welt heraus marschiert, um heit, dass Harry nicht nur „kurz“ mal Vor allem wenn er Argumente mit sie zu entdecken. Dass mir mein weg ist. Es macht uns alle traurig und einem Handstreich von Tisch fegte. Vater ermöglicht hat, Euch, seine fassungslos, und doch wissen wir, Dennoch wollte er tief im Innern Freunde, kennenzulernen, die dass dieser unruhige Geist jetzt seine immer vereinen, und Toleranz war immer weiter geschaut haben als Pause genießen kann, denn ich bin für ihn ein hohes Gut. Harry hat bis zum eigenen Tellerrand, dafür bin mir sicher, wo immer er auch sein sein Leben dem Miteinander und der ich ihm unendlich dankbar. mag, es gibt dort bestimmt die beste Gemeinschaft gewidmet, nicht der Sahnetorte, die er je gegessen hat. Es gab eine Zeit – so jedenfalls Ausgrenzung und dem Hass. kam es mir als Kind und Jugendli- Ich freue mich, dass Bömmes In Zeiten wie diesen, wo die cher immer vor – da wurde Seve- heute ein Lied spielt, das viele, und Lumpen mit ihren billigen Abgren- nich zur neuen Begegnungsstätte im ich auch, mit meinem Vater verbin- zungs-Parolen wieder die Parlament Hunsrück. Egal, wann ich bei Harry den: „Der Page von Hochburgund“. erobern, wird uns sein Kopf und ankam, es lief eigentlich fast immer Eigentlich passt es ein bisschen zur seine Stimme fehlen. Wir alle hier gleich ab. Erst mal ein Stück Braten Sahnetorte, – eine Liebe, die Harry müssen mithelfen, diese Stimme zu mit Papas Bratkartoffeln. auch manchmal nur heimlich genie- ersetzen, und müssen versuchen, dass ßen konnte. Danach durfte ich dann entwe- das, was Harrys Leben ausgemacht der den Kachelofen anheizen, oder, hat, die Gemeinschaft und das Mit- Jeder von Euch hier hat unzählige wenn es nicht allzu sehr geregnet einander, weiter lebt. Ich bin mir Geschichten und Erinnerungen, die hat, das Lagerfeuer entfachen. Und sicher, das sollte sein Vermächtnis ihn mit meinem Vater verbunden dann wurde es meistens belebt im werden. haben. Viele davon stammen aus Haus. Wenn nicht sowieso schon der Zeit bevor ich geboren war. Für In diesem Sinne verabschieden einige Freunde da waren, so wurde es mich gibt es etwas, das ich für ewig wir Dich, lieber Harry, mit Bella spätestens am Freitagnachmittag voll mit ihm verbinden werde: Harrys Ciao, und wir versprechen Dir, an in Sevenich. In nicht mal einem Tag alter Holzkoffer, den er fast überall Deiner Stelle weiter zu kämpfen. verdoppelte sich die Einwohnerzahl hin mitgenommen hat. Dieser Koffer Sevenichs, und auf der Hauptstraße Farewell, lieber Papa, Du wirst war sein Begleiter überall hin, nach- wurden die Parkplätze knapp. uns fehlen!“ dem er den Wanderrucksack an den Nagel gehängt hat. Feste wurden gefeiert wie sie Amandus fielen. Auch wenn das bedeute- Ich kannte meinen Vater erst te, am Samstagnachmittag noch zu den Zeiten des Holzkoffers; die schnell Verpflegung und Getränke Zeit, nachdem er die Burg Waldeck für hundert Mann zu organisieren. als Aktiver verlassen hatte. Doch Das konnte Papa, und da sollte man obwohl ich nicht auf der Waldeck ihm auch tunlichst nicht reinreden. aufgewachsen bin, sondern in Seve- Egal, wie viele Hände anpacken nich und Stuttgart, war es dieser mussten und wie viele – manchmal Ort, hier, wo wir uns heute wieder unfreiwillig – eingespannt wurden. treffen, der auch Harrys und mein Das Ergebnis waren unvergessliche weiteres Leben prägte. Abende am Feuer, in der Scheune, Ich konnte mir als Kind nie so im Bauernhaus oder später in der richtig vorstellen, wie dieser 1,90 Kneipe, bei denen gut gegessen Meter große und schwere Mann mit und noch besser getrunken wurde einem Zwanzig-Kilo-Rucksack viele Es waren vor allem diese Abende Kilometer durch unwegsames Gelän- mit den hitzigen Debatten über die de marschiert sein soll. (Ich weiß erlebte Zeit in den Siebzigern und die bis heute nicht, ob das wirklich so aktuelle Politik, die mich zu einem 11
Mit dem Blick des Wanderfalken Oskar Kröher zum Neunzigsten 1951 Stippvisite beim Osterlager der Jungen- schaft am Gardasee – Aus molos Album Diese realisiert sich in vielen ganz unterschiedlichen Tätigkeitsbe- reichen und Aktivitäten des Jubilars, denn er ist: Gitarrist, Komponist, Sänger, Liedermacher, Arrangeur und Sänger, Lieder-Sammler und Herausgeber von Liederbüchern in deutscher, französischer und eng- lischer Sprache; er ist Poet, Dich- ter, Erzähler, Schriftsteller und ein Meister der Sprache, Naturfreund, Heimatforscher, Kulturschaffender, Vogelkundiger, rotgrauer Rabe, Kra- nichmensch, engagierter Demokrat, 2000 Oss bei Hai Frankls 80. Geburtstag – Foto: Uller Koenig Bürgerrechtler, Jugendbewegter, Lehrer, Pädagoge, Erzieher, Kunst- W enn es stimmt, dass „kluge Menschen es verstehen, den Abschied von der Jugend auf mehrere vour gemeistert: Am 17. September 2017 rundete er zum Neunzigsten in seiner Geburts- und Heimatstadt kenner, Weltreisender, polyglotter Fahrensmann, Initiator und Mit- begründer der Waldeck-Festivals, Jahrzehnte zu verteilen“ (Françoise Pirmasens. Künstler mit über sechzigjähriger Roscay), so hat genau dies unser Bühnenerfahrung. Für sein Singen, Wer Oss begegnet, spürt, dass er Freund Oskar (Oss) Kröher mit Bra- soziales Engagement und besondere ein Junggebliebener ist. Seine Erin- Verdienste wurde er vielfach geehrt nerungen an Fahrten, an Konzert 2009 Stolperstein für Robert Oelbermann – und mit dem Bundesverdienstkreuz Foto: Werner Dupuis auftritte und an Begegnungen mit erster Klasse ausgezeichnet. Menschen vieler Kulturen sind sehr präsent. Wortgewandt beschreibt er Man sagt, dass sein Weg ins präzise bis ins kleinste Detail Land- Leben so begann: Mit seinem älteren schaften und Orte, Menschen und Zwillingsbruder Heiner schmetterten Ereignisse. Die Kraft der Erinnerung, beide unmittelbar nach der Geburt die Ästhetik seiner Sprache und die mit weit tragenden Stimmen ein jugendlich wirkende Aura Begeiste- Duett… Mag mancher dies für den rungsfähigkeit des nach wie vor dem Anfang einer Oss bis heute umwe- Leben sehr zugewandten Sängers und henden Legendenbildung halten, Schriftstellers vereinen sich in einer unbestritten ist, dass beide Knaben faszinierenden Persönlichkeit. vielfältige Talente in die Wiege gelegt 12
1964 Oss auf der ersten Waldeckbühne bekamen. Oskar verfügt über den Oskar Kröher, Ehrenmitglied der aus grauer Städte Mauern hinaus Blick des Wanderfalken, den er im ABW, gehört zu den bedeutends- in die Natur, wo sie die schreck- Laufe der Jahrzehnte immer weiter ten Persönlichkeiten der Jugend- lichen Erinnerungen der Kriegszeit schärfen konnte. Diesen alles erfas- bewegung in der Nachkriegszeit. verarbeiteten und von einer neuen Die Nationalsozialisten hatten die Freiheit schwärmten. senden und durchdringenden Blick Zwillinge noch als letztes Aufgebot des Wanderfalken hat er zur Fähig- in den Krieg geschickt. Zum Glück Im Sattel eines Motorrads, mit keit entwickelt, neben dem Sicht- für uns überstanden sie ihn lebend. der bündischen Klampfe auf dem baren auch das darunter Verborgene Als alles in Scherben gefallen war, Rücken, neben sich einen Beiwa- wahrzunehmen und zu ergründen. zogen sie mit anderen Bündischen gen, vollgepackt mit dem Allernö- 13
tigsten, zwischen dem sein Gefährte Diese findet sich auch in allen Weil die Zwillinge ganz bewusst Gustav Pfirrmann eingezwängt saß, drei Bänden von Oss Kröhers lesens- die überlieferten Lieder des ein- verließ Oskar am 15. März 1951 werter Autobiographie („Ein Lieder- fachen Volkes und von Minderheiten Pirmasens mit dem Reiseziel Indien. leben“, 2007 / „Auf irren Pfaden gesucht, „ausgegraben“ und ihnen Inspiriert vom Freiheitsgedanken durch die Hungerzeiten“, 2011 / mit ihren Stimmen und Arrange- der Jugendbewegung, der gespeist „Vom Lagerfeuer ins Rampenlicht“, ments neues Leben eingehaucht war von den Zielen Eigenverantwor- 2013). „Heimat ist immer etwas Ver- haben, ist es ihnen gelungen, ein tung und Selbstbestimmung, begann lorenes, eine Sehnsucht, die sich nie Gegengewicht zu den von Nazis und eine abenteuerliche Reise von andert- erfüllen lässt…“ (Edgar Reitz, 1993) völkischen Pädagogen instrumenta- halb Jahren, die den jungen Oskar Wie die standorttreuen Wander- lisierten und vergewaltigten Liedern nachhaltig prägte und Grundlagen falken, so blieb Oss bis heute seiner aus der Romantik und Wandervogel- zu seiner weiteren künstlerischen Heimatstadt Pirmasens verbunden zeit zu schaffen. Entwicklung legte – viele Jahre vor und treu. Nach der Veröffentlichung Faschistisch belastete Volkslieder Kerouac! erster Kurzgeschichten („Salz und finden sich weder im Programm noch Zurückgekehrt in die Heimat, Sand“,1967, Südmarkverlag) und in der gut dokumentierten Samm- einem gemeinsam mit Hein ver- lung von Hein & Oss. Auf siebzehn leuchteten seine Ideale vom fried- fassten Buch über die Folkszene der CDs ist das musikalische Gesamt- lichen und brüderlichen Zusammen- sechziger Jahre („Rotgraue Raben – werk der Brüder zusammengetra- leben der Menschen und Völker noch Vom Volkslied zum Folksong“, 1969, gen und bildet für Volksliedforscher heller. So war er zum Grenzgänger Südmarkverlag), veröffentlichte Oss geworden, der sich in vielen Kulturen und Sänger neben mehreren von Oss zwei bemerkenswerte Bücher zur herausgegebenen Liederbüchern ein zu Hause fühlte. Dem Wanderfalken Geschichte seiner Heimat: „Felsen gleich kannte er sich nun hervorra- Archiv mit vielen textlichen und im Wasgau“ (1993) und „Mein Pir- musikalischen Schätzen. gend in den Landschaften und auf masens“ (1994). den kulturellen Zug-Routen nicht Ohne ihre künstlerischen nur Europas aus. Über die Grenzen Deutschlands Fähigkeiten und ohne ihr leiden- hinaus ist Oss Kröher mit seinem Weil es den Reiz des Neuen trug, schaftliches Eintreten für die sozi- 2016 verstorbenen Zwillingsbruder speicherte er nicht nur das Wesent- alkritischen Volkslieder hätte es die Hein mehr als sechzig Jahre lang liche in seinem bis heute phänome- erfolgreiche deutsche Renaissance als Volkssänger hervorgetreten und nalen Gedächtnis, sondern auch viele des Volksliedes in den Siebzigern so bekannt geworden. Beide sangen unscheinbare Einzelheiten, die sich nicht gegeben. So haben sich u.a. gerne Lieder anderer Völker und wur- in den Beschreibungen des jungen den auch dadurch zu Wegbereitern Hannes Wader, Zupfgeigenhansel, Abenteurers sprachlich differen- von „multi-kulti“. Sie waren niemals Liederjan und Lilienthal von der ziert und bildhaft wie ein Puzzle Verfechter eines rigiden Purismus. Kröherschen Vitalität, ihrem bewe- zum beeindruckenden Reisebericht genden Vortrag und ihrer Kenntnis Der Großteil ihres schier uner- der sozialen und historischen Hinter- zusammenfügten. In treffsicherer schöpflichen Repertoires besteht Anschaulichkeit, Farbigkeit, emo- gründe der Lieder beeinflussen lassen dennoch aus Liedern deutscher und manches in direkter Linie von tionalen Nuancen und sprachlicher Sprache. Ihre Bedeutung für das Hein & Oss übernommen. Gewandtheit hat Oss nach über Überleben und die Wiederbelebung vierzig Jahren die Erlebnisse der deutscher Volkslieder nach dem Mut, Geduld, Gewandtheit, langen Fahrt in seinem spannenden Zweiten Weltkrieg ist immens und Ausdauer, Kraft und Selbstvertrau- Buch „Das Morgenland ist weit“ kann noch gar nicht völlig ermessen en des Wanderfalken spiegeln sich beschrieben (1992, Gollenstein Ver- werden. Sie waren vor und neben auch heute noch in den Aktivitäten lag). Dieses epische Werk mit seinen Peter Rohland die ersten, die zu und Projekten des jung gebliebenen acht Auflagen ist nicht nur ein aben- themen-bezogenen Konzerten aus- jugendbewegten Jubilars. teuerlicher Reisebericht, sondern die schließlich mit deutschsprachigen Da geht noch was! erste literarisch bedeutende „On Liedern einluden. Dabei blieben sie the Road“-Erzählung in deutscher auch, als die anglo-amerikanische Carsten Linde Sprache! Eine spannende Erzählung Folk-Revival-Welle wie ein Tsunami Der Mindener Kreis hat Nr. 15 seiner Schriften gepaart mit virtuoser Sprachkunst! die deutschen Medien überflutete. reihe Oss Kröher gewidmet. Siehe Seite 36. 14
Viel Glück! Im Jahr 2017 haben zwei Freunde, Walter Kivelitz und Oss Kröher, ihren Neunzigsten feiern können. In diesem Jahr gab es weitere, noch nicht genannte, besondere Geburtstage: Den achtzigsten Geburtstag feierte Roland Eckert. Das vierte Viertel traten an: Das siebte Jahrzehnt vollendeten: Georg Bündgens – Schorsch Frank Baier Hartmut Burger – Kastra Karl Hussmann Elke Ewert Dieter Jacobi Herbert Lentz – Dicke Wolfgang Münchrath – Goly Günter Seifert – Zar Allen Jubilaren, den genannten und den nicht genannten, wünschen wir Freude – am Dasein, am Augenblick und an einem Wiedersehen auf der Waldeck! Nachtrag zum diesjährigen Liederfest: Django lebt! Joscho Stephan und sein Ensemble erinnern an den legendären Gitarristen Django Reinhardt A m Sonntag, dem 4. Juni 2017, dem letzten Abend des diesjährigen Waldeck-Festivals bot der Jazzgitarrist Joscho Stephan mit seinem Ensemble eine eindrückliche Darbietung. Das Zelt ist gut gefüllt. Kai Engelke betritt die Bühne und erklärt Einzelheiten zum Werdegang des in Mön- chengladbach geborenen Joscho Stephan. Der 1953 nach einem Schlaganfall verstorbene Gitarrist Django Reinhardt ist sein musikalisches Vorbild (meins übrigens auch). Dann geht es unverzüglich los. Unter brausendem Beifall betritt Joscho Stephan die Bühne und das Publi- kum wird in den legendären „Django-Reinhardt-Swing“ versetzt (Sologitarre, Geige, Rhythmusgitarre und Kon- trabass). Spielte im Ensemble Django Reinhardts sein Bruder Joseph Reinhardt die Rhythmusgitarre, so wird dieses Mal das Instrument von Joschos Vater Günter Ste- phan gespielt, Volker Kamp am Kontrabass und Sebastian Joscho Stephan – Foto. Uller Koenig Reimen an der Geige vervollständigen das Ensemble. 15
Beim nächsten Stück beweist Stephan erneut sein enormes Bravo! Das Publikum ist überwältigt. Das nächste Stück Können – das Publikum wird förmlich mitgerissen – nicht im Bossa-Nova-Style bewältigen Stephan und seine Man- zuletzt durch Volker Kamps routiniertes Bass-Solo. Auch nen mit enormer Spielroutine und entspannt wirkender kleine Zitate aus der Rockmusik – hier „Smoke On the Leichtigkeit. Beim abschließenden „Mambo“ wird das Water“ von Deep Purple – werden dargeboten. Beim Publikum in die „Mambo-Bar“ versetzt. Publikum kommt förmlich Schmunzeln auf. Wiederholt kommen mir Erinnerungen an den legen- Man sieht den Musikern die Anstrengung nicht an, dären Jazzgeiger Stephane Grappelli. Das Quartett kann alle Achtung! Joscho Stephan und der Geiger Sebastian sich kaum noch vor „Zugabe“-Rufen des Publikums Reimann spielen glänzend zusammen – wie einst Django retten! Die Bandmitglieder – inclusive Vater Günter Reinhardt und Stephane Grappelli im Ensemble „Quar- Stephan – werden einzeln vorgestellt, dann weist Stephan tett de Hot Club de France“. mit unterhaltsamem Mutterwitz auf seine CDs hin. Er erwähnt außerdem den Film „Django“, der die diesjährige Beim anschließenden Stück „Blue World“ wird das Berlinale eröffnete, im Oktober in den Kinos anlaufe Publikum in regelrechtes „Summertime-Feeling“ ver- und einen politischen Hintergrund habe. setzt – die Musiker schauen sich zum Schluss mit einem verschmitzten Blick gegenseitig an. Im Zugabeteil des Konzertes erklingt zunächst der altbekannte „Limehouse-Blues“, wofür sich das Publikum Anschließend beweisen diese bei Biréli Lagrènes wiederholt mit endlosen „Zugabe“-Rufen und „Standing Stück „Made In France“ erneut große Spielroutine – sie Ovations“ bedankt. Stephan lobt das Publikum und die achten gegenseitig auf den anderen – keiner steht im professionell arbeitenden Toningenieure. Beim letzten Vordergrund, bei den jeweiligen Solopassagen allerdings Stück – Django Reinhardts „Minor Swing“ – geht die beweist jeder sein beeindruckendes virtuoses Können auf Band routiniert in Sholom Secundas „Bei mir bist Du seinem Instrument – das Publikum klatscht begeistert! scheen“ mit kleinen „Yeux Noirs“-Zitaten (Schwarze Stephan bedankt sich beim Publikum mit den Worten: Augen) über. „Django ist nach wie vor unerreicht“. In einer wunderschönen Atmosphäre mitten im Huns- Beim folgendem Stück, einem „Slowblues“ besticht rück konnte man auf der Waldeck hochqualifizierten, er im Solo durch ein „Right-Hand-Flageolet“ – eine herausragenden Gypsyjazz hören und sehen. Django ist sehr schwierige Technik, die einst nur Django Reinhardt durch Joscho Stephans einmalige Spielkunst wieder in mühelos bewältigen konnte. Beim anschließendem „Jazz- die Gegenwart zurückgerufen worden – mehr davon! Waltz“ – welcher für die Waldeck „untypisch“ klingt – geht die Musik in den „Swingstyle“ über und zurück. Roland „Blacky“Schwarzer Auszeichnung für „Brot und Rosen“ Die deutsche Schallplattenkritik hat in ihrer Besten- das Elend schildern, andererseits aber auch Hoffnung und liste 3-2017 das Album „Brot und Rosen“ von den Lebensfreude signalisieren. Das liebevoll gestaltete Booklet Grenzgängern als bestes in der Kategorie Liedermacher enthält neben den Liedtexten eine Fülle von historischen ausgezeichnet. Hier die Begründung: Informationen sowie viele aussagekräftige Bilder. Ein kleines Meisterwerk, hochaktuell dazu!“ „Mit diesem Album ist es den Grenzgängern wieder einmal gelungen, gesellschaftspolitisch engagierten Anspruch (Für die Jury: Kai Engelke) und künstlerisch hohes Niveau sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Deutschland im Winter 1843: Die Menschen erleiden große Not, viele sind arbeitslos, haben kein Dach Das Album war von der Peter Rohland Stiftung gefördert über dem Kopf, suchen nach Möglichkeiten, ihr Elend zu worden und wurde beim diesjährigen Liederfest von den verringern – als Auswanderer, als Flüchtlinge, allein sechs Grenzgängern live dargeboten. (Siehe Köpfchen 3/17) Millionen wandern in die USA aus. Michael Zachcial hat Die Grenzgänger: Brot & Rosen. Müller-Lüdenscheidt Verlag MLCD_22 Lieder aus dieser Zeit zusammengetragen, die einerseits (www.musikvonwelt.de / Broken Silence) 16
Waldeck Freakquenz 2017 17
Das Hunsbunt-Theater – Foto: Tobias Hauth Begegnung der besonderen Art: Tunesier treffen Hunsbunt J unge Flüchtlinge aus Eritrea, Iran, Somalia, Afghanistan und Syrien machen im Hunsrück eine Ausbil- Mitte August waren dann im Rahmen einer Internationalen Begegnung junge Schauspiel-Talente Open-Air-Bühne des Freakquenz- Festivals. Die Tunesier präsentierten als kleines Gastgeschenk vor dem dung in Schule oder Beruf. An vier aus Tunesien zu Besuch. Tunesien Stück zusätzlich einige traditionelle Wochenenden trafen sie sich im ist das einzigen Land, wo nach dem Lieder aus ihrer Heimat. Waldecker Hunsbunt-Projekt, um „Arabischen Frühling“ kein Chaos Swobl mit Hotte ein interkulturelles Thea- und Krieg entstand. Die Freunde terstück zu entwickeln. Dabei ging es machen zu Hause Straßentheater um Alltagserlebnisse, die im schlech- gegen den I.S.-Terror. Hotte hat mit Hunsbunt- testen Fall so böse verlaufen, dass sie ihnen kleine Szenen einstudiert, die Theater ist ein Gemein in Hass und Gemetzel eskalieren, bis kurzerhand ins Hunsbunt-Theater schaftsprojekt alle tot sind. Im zweiten Teil dann integriert wurden. der ABW und die positive Variante von Alltagsbe- Treff-Mobil (Evangelische Jugend). Es wurde Im Frankfurter Zirkus Zarakali unterstützt von der Peter Rohland Stiftung wältigung, die in gutes Zusammen- wurde das Ergebnis am 19. August und der Szchech-Stiftung. Ein Wochenende leben führt. Helmut Alba (Ömmel) war eine Kooperationsveranstaltung mit aufgeführt. Beim Freakquenz-Festival hat dazu für die Anfangsszene ein der Heinrich-Böll-Stiftung. Der Besuch der ging‘s damit dann eine Woche später, Tunesier war eine Internationale Begegnung somalisches Lied einstudiert und ein am 26. August, auf die Waldecker des Wilde Rose e.V. deutsches für die Schlussszene. 18
pitter-Abend mit Eva Graeter, Hanno Botsch, Dani Feldmann und Michael Zumstein Liebe Freundinnen und Freunde des Peter-Rohland-Singewettstreits und der Waldeck E in intensives Wochenende liegt hinter uns, an dem der nunmehr achtzehnte Singewettstreit auf der Burg Waldeck stattfand. Leider hatten wir Trotzdem hatten die Anwesenden ein schönes Wochenende und erlebten tolle Darbietungen beim Wettstreit. Gerade die Kategorien Einzelsänger und dieses Jahr – im Gegensatz zu sonst häufig – kein Singekreise hatten dieses Jahr ein sehr hohes Niveau. Glück mit dem Wetter. Immer wieder gingen hef- Die Singerunden abends gingen an beiden Abenden sehr tige Schauer nieder, die das Gelände teilweise sehr lang, und das gemeinsame Musizieren schaffte dieses Jahr matschig werden ließen. eine besonders schöne Atmosphäre. Simeon Miron Fahrtengruppe Schwarzer Adler 19
Bergische Klingel Am Freitag hörten die Anwesenden einen äußerst inte- Fahrtengruppen: ressanten Vortrag über den Namensgeber des Wettstreits, 1. Preis: Schwarzer Adler den Hanno Botsch mit persönlichen Erfahrungen anrei- chern konnte. Musikalisch untermalt und kommentiert wurde der Vortrag durch die tollen Musiker von Hannos Einzelsänger: Ensemble. Die im Bühnenhaus durch die Peter Rohland 1. Preis: Tobias Thiele Stiftung aufgebaute Ausstellung sorgte für einen stim- migen Rahmen während des Vortrags und wurde davor 2. Preis: Simeon Miron und danach von vielen Interessierten besucht. 3. Preis: Heike Mildner Ein besonderer Dank gilt wie jedes Jahr Happy und Dido und den vielen Helfern. Ex-Zivis, Bewohner der Drushba-Hütte und Mitglieder des Stammes Sperber aus Singekreise: dem DPBM leisteten ganze Arbeit im Auf- und Abbau 1. Preis: Bassschwestern und der Verpflegung der Gäste. 2. Preis: Singeraute Peripeti Des weiteren möchten wir uns bei den Spendern des 3. Preis: Bergische Klingel Wettstreits ganz herzlich bedanken, ohne die die Finan- zierung der Veranstaltung nicht möglich wäre! Der Wettstreit wurde gekonnt und humorvoll von Ensembles: Daniel Hermes und Maren van Severen moderiert. Sie 1. Preis: Möschtijale präsentierten die Sängerinnen und Sänger der vier Kate- 2. Preis: Marlene und Michi gorien, von denen eine leider nur sehr dürftig besetzt war. 3. Preis: Brüderchen und Schwesterchen Während die Entscheidung in der Kategorie Fahrten- gruppen noch sehr leicht fiel, bereiteten die anderen drei der Jury umso mehr Kopfzerbrechen, die Reihenfolge festzulegen. Das Ergebnis ist folgendes: Möschtijalle 20
Die Bassschwestern Der Sonderpreis für das beste selbstgetextete poli- Wir freuen uns auf zahlreiche Besucher und Teilneh- tische Lied ging in diesem Jahr an Heike Mildner mit mende. Wir hoffen besonders auf verstärkte Teilnahme ihrem sprachlich und inhaltlich ausgezeichnet geschrie- jüngerer bündischer Gruppen. benen Song „Landschaft“. Eure Zuschriften mit Anregungen oder sachlicher Der Schildkrötenpreis wurde in diesem Jahr nicht Kritik sind uns wichtig. Ihr könnt sie uns senden und vergeben. sie werden von uns beantwortet. Wir hoffen, dass alle, die keinen Preis gewonnen Herzliche Grüße von der Waldeck und vom Orga- haben, trotzdem Freude an dem Wettstreit hatten und Team uns nächstes Jahr wieder beehren. Wir bedanken uns ganz Markus und Daniel herzlich bei allen Musikern, Gästen und den Juroren! markusgiesler@gmx.de Der 19. Peter-Rohland-Singewettstreit im kom- danhorm@googlemail.com menden Jahr findet statt am Samstag, dem 8. September 2018 um 14 Uhr. 21 Vor dem Cafébus
Singeraute Peripeti Marlene und Michi Die Techniker Die nächtliche Singerunde Moderator und Moderatorin 22 Brüderchen & Schwesterchen
Landschaft, kein Mensch mehr da, der stört, Landschaft – Wer nicht hergehört, ist längst verschwunden, längst schon übern Berg – Landschaft. Die Fabriken die's gegeben wussten nicht zu überleben sind heut Zugvogelplätze und Staffage für Gewächse. Hier wildwuchern grüne Ranken zwischen Hebeln, Kränen, Schranken Fauna-Flora-Habitate mit beschränkt humaner Rate. Landschaft, kein Mensch mehr da, der stört, Landschaft – Wer nicht hergehört, ist längst verschwunden, längst schon übern Berg – Landschaft. All die Hennekes von gestern drehen ihrn privaten Western in Westfalen oder Bayern, Heike Mildner Suppenhühner unter Geiern ... Wer mutiert, kann überleben ohne Scham, mit Darwins Segen. Manchmal komm'se uff Besuch Das beste selbstgetextete politische Lied: zu Looser-Paul ins Oderbruch ... Landschaft wegen der Verwandtschaft und wegen der Landschaft … – Wer nicht hergehört, ist längst verschwunden längst schon übern Berg – Landschaft. Wenig Ärzte, wenig Kinder, viel Getreide, Mais und Rinder, leere Schulen, leere Kassen, wenig Luxus, nix zum Prassen. Paulchen kriegt fürs Nixtun Bares aus dem Töpfchen für Soziales, und der Hammer hämmert schwarz tausend Grüße an Peter Hartz. Und auch die Sichel sichelt weiter, klar, wer arm ist, wird gescheiter. Die Kaninchen hinterm Haus fahren froh die Löffel aus, freu’n sich über frisches Grün bis sie in der Pfanne glühn neben selbst geweckten Bohnen. Nein, fürs Glück braucht's keine Millionen, nur Landschaft. Text und Musik: Heike Mildner 23 Alle Fotos zum Singewettstreit: Uller Koenig
Eindrücke vom 18. Peter-Rohland-Singewettstreit Freitagabend gegen 21:30 kam hören bekamen hat uns gefesselt. Danach gingen die gemeinsamen ich mit meiner Frau und unserem Ein Eindruck aus Filmausschnitten, Gesänge los, und ich hatte, um ehr- Freund Constants auf der Waldeck Musik und Bildern davon, was Pitter lich zu sein, keine Ahnung davon, an. Leider etwas verspätet, um die einmal war. Ein schöner Auftakt, um was für Kräfte bündische Gesänge Pitters-Night komplett mitzube- den Aufenthalt auf der Waldeck als entfalten können. Manchmal musste kommen; doch was wir dann noch Kulturstipendiat der Peter Rohland ich fragen, in welcher Sprache gerade von Hanno Botsch erzählt und zu Stiftung zu beginnen. gesungen wird, und die griechischen, schlesischen, russischen und italie- nischen Lieder, die um das Lagerfeu- Tobias Thiele – Foto: Uller Koenig er gesungen wurden zogen mich in ihren Bann. Bei Bela Ciao konnten wir dann auch mitsingen, was uns sonst eher schwer fiel. Beeindruckt waren wir davon, wie viele Lieder gesungen wurden. Noch in den Mor- genstunden wurden wir von den Gesängen in den Schlaf gesungen – ein wunderbares Gefühl. Am Samstag freute ich mich früh um elf Uhr bei der Auslosung der Reihenfolge für den Wettstreit, die Sängerin und Liederschreibe- rin Heike Mildner, eine mir bereits bekannte Weggefährtin, wieder- zutreffen. Um vierzehn Uhr ging es mit dem Singewettstreit los. In vier Kategorien präsentierten sich Fahrtengruppen, wobei man da die- ses Mal leider beim Singular bleiben musste, Einzelsänger, Singekreise und Ensembles. Die Qualität aller war überraschend gut. Die absolute Frauen-Power der Bassschwestern hat uns besonders gefallen. Es war span- nend zu sehen, wie bereits bekann- te Waldecker auf Neulinge trafen. Jedes Lied, von den Liederwebern von Brüderchen und Schwester- chen bis zu den Landschaften von Heike Mildner, zeichnete Bilder und Zustände von Vergangenem bis zur Gegenwart, von einer Welt, in der wir leben, und einer, in der wir gerne leben möchten. Nämlich einer mit 24
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