Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2016 - Neue Bedürfnisse, alte Rahmenbedingungen Hochpreisinsel Staat Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz - IHK ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
WWW.IHK.CH fotolia/Minerva Studios SC HWER PUNK T DE TA ILHA NDEL Neue Bedürfnisse, alte Rahmenbedingungen SC HWER PUNK T DE TA ILHA NDEL Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2016 Hochpreisinsel Staat W I R T SC HAF T & P OL I T I K Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz
Das neue Urgestein. Notenstein La Roche – gebündelte Expertise auf dem Fundament jahrhundertelanger Erfahrung. Mit dem Zusammenschluss der Notenstein Privatbank und der Bank La Roche vereinen sich zwei traditionsreiche Schweizer Privatbanken mit Ursprung im 18. Jahrhundert. Wir sind Bewährtem verpflichtet und denken vorausschauend, um Ihr Vermögen zu schützen. In St. Gallen heissen wir Sie am Bohl 17 oder telefonisch unter 071 242 50 00 willkommen. www.notenstein-laroche.ch
EDITORIAL Die Geschäftslage hat sich anfangs 2016 eingetrübt. Dieses Bild zeich- net nicht nur die Konjunkturumfrage, die wir quartalsweise bei unse- ren Mitgliedunternehmen durchführen, sondern das sagen auch die Wirtschaftsauguren wie die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Die KOF erkennt vor allem im Detailhandel eine düstere Stim- mung, wobei die Talsohle erreicht sein soll. Das Dilemma des Detail- handels lässt sich auf eine kurze Formel bringen: Bedürfnisse von mor- gen, Rahmenbedingungen von gestern. Auf der einen Seite stehen veränderte Bedürfnisse wie ortsunabhängiges Einkaufen rund um die Uhr, und auf der anderen Seite werden Liberalisierungsschritte, die dem Einzelhandel neue Chancen bieten könnten, immer wieder ver- hindert – nicht selten selbstverschuldet. Hinzu kommt natürlich der viel genannte Einkaufstourismus, der die Perspektiven des hiesigen Einzelhandels auch nicht gerade aufhellt. Die oft unterschätzte Branche – immerhin verdienen rund 6% der Ost- Robert Stadler Leiter Kommunikation IHK St.Gallen-Appenzell schweizerinnen und Ostschweizer ihr Auskommen im Detailhandel – wird jedoch selbst einen Weg finden, diese Herausforderungen anzu- packen. Allen Abgesängen auf den stationären Einzelhandel zum Trotz bin ich überzeugt, dass klassische Läden nicht ausgedient haben. Online einkaufen ist zwar oft sehr praktisch und bequem. Aber dafür auch nicht lustvoll, inspirierend und erlebbar. Ich möchte meine poten- ziellen Einkäufe fühlen, riechen, anprobieren und mich dabei kompe- tent beraten lassen. Shopping wird auch in Zukunft nicht ganz in den virtuellen Raum verschwinden. Trotzdem kommen die Läden nicht um- hin, sich dem Wandel der Zeit anzupassen und neue Einkaufserlebnisse zu schaffen. Der Thurgauer Stilkritiker Jeroen van Rooijen hat kürzlich in der NZZ eine «Liebeserklärung an den Einzelhandel» verfasst und unter ande- rem geschrieben: «Wer einkauft, tut etwas für sich, aber auch für seine Umgebung. Detailhandel ist Zivilisation, und Einkaufen ist eine Investition in die eigene Gesellschaft. Diese Errungenschaften sollten wir uns nicht schlechtreden lassen.» Dem ist nichts weiter hinzuzufügen, ausser Ihnen eine gute Lektüre beim vorliegenden IHKfacts zum Schwerpunktthema Detailhandel zu wünschen.
Mit Automation CUBEs Kanton St.Gallen IT-Prozesse optimieren! Gewerbliches Berufs- und Weiterbildungszentrum St.Gallen Systemisches Coaching Self Service | Basic Services | Control Center Mangelt es dem IT-Support an Dann wird Service Management zum Effizienz? Fehlt der Überblick über Thema. Damit dies auch für mittel- die installierten Geräte? Ist die ständische Unternehmen machbar wird, Abhängigkeit von einzelnen Mitar- haben wir den constagCUBE® entwickelt. beitenden zu gross? constagCUBE® – Service Management as a Service Nächster Lehrgangsstart September 2016 Economization Automation Visualization Specialization Calibration Informationen unter gbssg.ch www.constagcube.ch Für das Beste von hier. Ausgewählte Produkte vom Bauern und Produzenten in Ihrer Nähe. Genau das bietet Ihnen Miini Region von Coop mit über 2300 regionalen Produkten. Entdecken Sie, wie gut Nähe schmeckt. Weitere Informationen unter www.coop.ch/miiniregion
INHALT BLITZLICHT 06 Der Detailhandel unter Druck SCHWERPUNKT Zahlen und Fakten zu einer unterschätzten Branche DETAILHANDEL 08 Handel ohne Wandel? Neue Bedürfnisse und veraltete Rahmenbedingungen Kaufen wir bald nur noch online ein? Grosse Ostschweizer Detailhändler zu ihren Herausforderungen Hochpreisinsel Staat Die grössten Preisaufschläge gibt es bei Gesundheit und Bildung Kantönligeist beim Shopping Überblick über die unterschiedlichen Ladenöffnungszeiten Unfairer Wettbewerb Doppelmoral beim Einkaufen in Bahnhöfen und am Flughafen IHK-Cockpit – Wirtschaftskennzahlen aus der Ostschweiz WIRTSCHAFT UND POLITIK 22 Deutlicher Rückgang der Ostschweizer Exporte Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz Die Ostschweiz ist nicht mehr im Bundesrat vertreten Wo bleibt die Zivilgesellschaft? Nicht nur die Wirtschaft muss sich für den Rechtsstaat engagieren Im Verwaltungsrat schlummert grosses Potenzial KNOW-HOW 28 VR-Seminar 2016: Interview mit Christoph Brunner, OBT AG Der Iran bietet Chancen für die Ostschweiz Nach dem Ende der Sanktionen gegen den Iran Erfinder und Forscher von morgen tunOstschweiz geht an der OFFA in eine zweite Runde IHK-Auftakt 2016 IHK 34 Impressionen von der Neujahrsbegrüssung Seit 550 Jahren in der Ostschweiz daheim ...und in der Welt zuhause: Veranstaltungen zum IHK-Jubiläum Neu im IHK-Vorstand Porträt von Christof Oswald, Bühler Uzwil IHK-Neumitglied PRO4S MEMO AG, Gossau AKTUELLE FIRMENNEWS 40 AGENDA 42
BLITZLICHT Zu Gast beim Thurgauer des Jahres Wann blicken Sie in die Wir Ostschweizer müssen zusammenhalten, «nächste Geländekammer»? wenn wir etwas erreichen wollen. Doch das 2001 verkaufte Fotospezialist Kodak so ist einfacher gesagt, als getan, wie die Erfah- viele Analogfilme wie nie in seiner Ge- rung immer wieder zeigt. Wir gehen mit schichte. Nur elf Jahre später ist dieses gutem Beispiel voran und organisieren den frühere Kerngeschäft des Unternehmens nächsten Dinner-Talk-Anlass vom 17. März komplett weggebrochen und musste einge- zusammen mit der IHK Thurgau in deren stellt werden. Was heute als Erfolgsprodukt Kammergebiet, genauer in Romanshorn. Der gilt, kann morgen schon ein Ladenhüter im vergangenen Oktober neu in den Natio- sein. Mit der EcoOst-Trendfabrik wird hier nalrat gewählte Unternehmer Hermann Hess angesetzt: Während eines Nachmittages steht uns dann Rede und Antwort. Vor dem setzen sich die Teilnehmenden mit einem Gespräch mit dem aktuellen «Thurgauer des Trend auseinander, der grossen Einfluss auf Jahres» findet eine Führung durch die neue die künftigen unternehmerischen Heraus- Werft der SBS Schifffahrt AG statt. forderungen hat. Die erste Veranstaltung am 15. März widmet sich dem Thema «Strategische Innovationen: Wie innova- tives Management und neue Geschäfts- Auftakt ins Jubiläumsjahr modelle KMU im Wettbewerb stärken». Am An der Neujahrsbegrüssung der IHK, dem so 31. Mai dreht es sich um die «Corporate genannten IHK-Auftakt, trifft sich das «who Happiness» und am 25. Oktober wird «In- is who» der Ostschweiz zum Stelldichein. Pro- dustrie 4.0 für KMU» thematisiert. minenz aus Wirtschaft, Politik, Kirche, Wis- Weitere Informationen finden Sie unter senschaft und Militär folgten der Einladung www.ihk.ch/veranstaltungen/ecoost. dieses Jahr in besonders grosser Zahl. Kein Wunder: 2016 gab es auch den Auftakt zu einem ganz besonderen IHK-Jahr zu feiern. Der Ostschweizer Wirtschaftsverband wurde 1466, also vor 550 Jahren, gegründet. So alt ist keine andere Handelskammer der Schweiz. Mehr Impressionen vom Anlass finden Sie auf den Seiten 34 / 35. Ostschweizer Technologie- symposium im 16. Jahr Einmal im Jahr bietet das Ostschweizer Tech- nologiesymposium nebst dem praxisbezoge- nen Wissenstransfer im Bereich Forschung und Industrie auch eine hervorragende Platt- form zur Vernetzung. Und zwar mit zuneh- mendem Erfolg. Die Teilnehmenden können das OTS jeweils mittels Feedback-Formularen und Schulnoten von 1 bis 6 bewerten. Das letztjährige OTS erreichte bei der immer grös- ser werdenden Teilnehmerschar über alles gesehen eine hervorragende Gesamtwertung von 5.6. Eine sportliche Vorgabe für das nächste OTS. Reservieren Sie sich schon den Termin: Es findet am 26. August 2016, wie- derum in der Olma-Halle 2.1, statt. 6 Nr. 1/2016
BLITZLICHT IHK-Politrating aktualisiert Vor den kantonalen Wahlen wurde das im September 2014 lancierte IHK-Politrating aktualisiert. Es zeigt auf, wie wirtschaftsfreundlich die St. Gal- ler Kantonsratsmitglieder abstimmen. Wird nur die kantonale Politik berücksichtigt, darf die SVP den Titel der wirtschaftsfreundlichsten Partei für sich beanspruchen. Allerdings konnte die FDP ihren Rückstand verringern. Bereits mit klarem Abstand landet die GLP auf dem dritten, die CVP auf dem vierten Platz. Klar wirtschaftsfeindlich verhielten sich SP und Grüne. Wirtschaftsfreundlichkeit der Parteien im Kantonsrat (Skala von –16 bis +16) –12.7 Grüne –12.2 SP –4 EVP BDP 0 CVP 0.3 glp 1 FDP 6.8 SVP 8.7 –15 –13 –11 –9 –7 –5 –3 –1 1 3 5 7 9 11 13 15 IHK kurz vorgestellt Wer ist neuer Regierungsrat? Was macht eigentlich ein Wirtschaftsver- Wenn Sie dieses Heft in den Händen halten, stehen die neuen Regierungsratsmitglieder des band? Rechtzeitig zum Jubiläum lanciert die Kantons St. Gallen – zumindest zum Teil – schon fest. Am 14. Januar, als die drei neuen Regie- IHK St. Gallen-Appenzell eine neue Imagebro- rungskandidaten Bruno Damann (CVP), Herbert Huser (SVP) und Marc Mächler (FDP) bei der schüre. Mit attraktiven Bildern, informativen IHK erstmals an einem Anlass aufeinandertrafen, war das Rennen noch völlig offen. Texten und Statements von Mitgliedern klärt In einer abgewandelten Form des Speed-Datings erhielten die IHK-Mitglieder die Gelegenheit, die Broschüre auf 20 Seiten über die Dienst- den drei Kandidaten selbst auf den Zahn zu fühlen. Die Teilnehmenden wurden in Gruppen leistungen der IHK auf und zeigt, welche Vor- auf- und einem Kandidaten zugeteilt. Nach je teile eine Mitgliedschaft bringt. Die Broschüre 20 Minuten fand ein Wechsel statt, damit alle kann im Sekretariat der IHK St. Gallen-Appen- Kandidaten besser kennengelernt werden zell bestellt werden. konnten. Beim abschliessenden Steh-Dinner wurden die Gespräche weitergeführt und ver- tieft. Einen Eindruck vom Anlass erhalten Sie im Videobeitrag auf www.ihk-tv.ch oder un- serem YouTube-Kanal. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die neu gewählten Regierungsmitglieder an die von den Unternehmern artikulierten Anliegen er- innern werden. Nr. 1/2016 7
SCHWERPUNKT Zahlen und Fakten zu einer unterschätzten Branche Der Detailhandel unter Druck Der Ostschweizer Detailhandel wird allgemein unterschätzt: Es arbeiten mehr Men- schen in dieser Branche als im Maschinenbau oder in der Finanzbranche. Doch die Be- schäftigtenzahl im Detailhandel ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen: Zwischen 2008 und 2013 gingen in der Ostschweiz knapp 15% der Stellen verloren. Ein Zeichen für den massiven Strukturwandel, in dem der Detailhandel steckt. Dank kräftiger Produktivitätssteigerungen konnte er seinen Anteil an der gesamten Wert- schöpfung dennoch leicht erhöhen. Dr. Frank Bodmer Leiter volkswirtschaftli- che Analyse IHK Gemessen an der Beschäftigung ist der Detailhandel eine seit Beginn des neuen Jahrtausends praktisch konstant, ja der grossen Branchen. Mit über 20 000 Vollzeitstellen und er stieg sogar leicht (siehe Abbildung). Der Anteil der Be- einem Beschäftigungsanteil von 6% weist der Detailhan- schäftigung sank dagegen deutlich, von etwa 8% im del in der Ostschweiz mehr Stellen auf als der Maschinen- Jahre 2001 auf noch etwa 6% im Jahre 2013. Damit bau oder die Finanzbranche. Der Detailhandel steht aber konnte der Detailhandel in diesen Jahren ein kräftiges Pro- vor grossen Herausforderungen. Starker Schweizer Fran- duktivitätswachstum erzielen. Für die Ostschweiz dürfte ken, Konkurrenz durch das Internet und strenge Schwei- ähnliches gelten, wie die Zahlen zum sinkenden Beschäf- zer Vorschriften machen dem traditionellen Ladenge- tigungsanteil andeuten.1 Die Zahlen zur Beschäftigung schäft das Leben schwer. machen auch deutlich, welch dramatischen Strukturwan- del der Detailhandel aktuell durchlebt. Zwischen 2008 Sinkende Beschäftigung bei kräftig und 2013 gingen in der Ostschweiz knapp 15% der Stel- steigender Produktivität len verloren. Strukturwandel ist im Detailhandel kein neues Phänomen. Ab den 1930er-Jahren lösten Grossverteiler wie Migros Die Rolle des starken Frankens und Coop im Nahrungsmittelbereich langsam die Einzel- Seit Beginn der Schwäche des Euros im Jahre 2010 haben händler ab. Diese Entwicklung setzte sich in anderen Be- sich die Herausforderungen für den Detailhandel noch ein- reichen wie Bekleidung und Elektronik fort. In den 1970er- mal akzentuiert. Die Einkäufe im grenznahen Ausland nah- Jahren wurden vermehrt grosse Einkaufszentren in den men laufend zu und beliefen sich im Jahre 2015 bereits Agglomerationen gebaut, welche den Detailhandel in den auf rund 11 Milliarden Franken. Sie machen damit inzwi- Innenstädten unter Druck setzten. Die Entwicklung hin zu schen etwa 10% der gesamten Einkäufe der Schweizer grösseren Anbietern, welche Einkauf und Distribution Haushalte aus.2 Angesichts der teils dramatischen Preisun- zentralisierten und den Verkauf standardisierten, führte terschiede kann das nicht überraschen. Die Möglichkeiten zu erheblichen Kostenersparnissen. Mit anderen Worten des Schweizer Detailhandels, mit tieferen Preisen auf diese liessen sich die gleichen Leistungen mit weniger Inputs Herausforderung zu reagieren, sind begrenzt. Die Kosten herstellen, die Produktivität stieg kräftig an. für Personal werden durch die hohen schweizerischen Diese Entwicklung hält an und findet in den gesamtwirt- Lohnkosten mitbestimmt. So verdient eine Verkäuferin in schaftlichen Zahlen ihren Niederschlag. Der Anteil des De- der Schweiz zum aktuellen Wechselkurs rund doppelt so tailhandels an der schweizerischen Wertschöpfung blieb viel wie eine Verkäuferin in Deutschland. Auch die Kosten 8 Nr. 1/2016
SCHWERPUNKT Anteil Detailhandel an Beschäftigung und Wertschöpfung 9% 8% 7% Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Daten des BfS 6% 5% 4% 3% Der Anteil der Beschäf- tigten im Detailhandel 2% sank in den letzten 15 Jahren deutlich. 1% Trotzdem konnte der Anteil an der gesamten Wertschöpfung sogar 0% leicht wachsen. 2001 2005 2008 2011 2012 2013 Beschäftigungsanteil CH Beschäftigungsanteil OCH Wertschöpfungsanteil CH für Mieten sind in der Schweiz deutlich höher. Bei den kungslos. Das Internet ermöglicht damit bereits jetzt Nahrungsmitteln ist zudem die schweizerische Landwirt- Parallelimporte und dürfte so wesentlich wirksamer und schaftspolitik mit dem Schutz der inländischen Produktion zielgerechter sein als Änderungen im Kartellrecht. ein zentraler Grund für die hohen Preise. Und bei vielen Markenprodukten verhindern die Produzenten mit der Un- Ausblick terbindung von Parallelimporten eine Anpassung der Es stellt sich damit die Frage, wie die Zukunft des statio- Preise an das ausländische Preisniveau. nären Einzelhandels aussieht. Natürlich kann man auch im Detailhandel auf eine baldige Stärkung des Euro gegen- Das Internet als «Game-Changer» über dem Schweizer Franken hoffen. Eine solche könnte Neben dem Einkaufstourismus setzt auch die zuneh- aber noch in weiter Ferne liegen und ändert zudem wenig mende Konkurrenz durch das Internet den Ladengeschäf- an der grundlegenden Herausforderung. Traditionelle Ka- ten zu. Laut Schätzungen gaben die Schweizer Konsu- näle mit direktem Kundenkontakt sind teuer und werden menten im Jahr 2014 bereits 7 Milliarden Franken für nur überleben, wenn sie entsprechenden Mehrwert schaf- Käufe von Konsumgütern im Internet aus. Der grösste fen. Der Einkauf selber muss einen Nutzen stiften, das Anteil entfiel auf Elektronik, wo bereits etwa 25% aller heisst er muss ein positives Erlebnis sein. Wie ein solcher Käufe über das Internet getätigt werden, und auf Beklei- Mehrwert aussehen könnte, müssen die Entscheidungs- dung, mit einem Anteil von etwa 15%. Doch auch bei Le- träger in den Einzelhandelsunternehmen herausfinden. In bensmitteln nehmen die Käufe über das Internet zu. Die der Verantwortung steht aber auch die Politik. Die Bedeu- Vorteile liegen auf der Hand. Die Preise sind deutlich tiefer tung des Einzelhandels für unsere Beschäftigung ist mit als im traditionellen Detailhandel. Dazu bietet das Internet den richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen die Möglichkeit, Preise zu vergleichen, was zu weitgehen- zu sichern. Definitiv nicht dazu gehören Massnahmen und der Preistransparenz führt. Und die Lieferung erfolgt nach Vorschriften wie die aktuellen Ladenöffnungszeiten, die Hause. bestehende Strukturen zementieren. Es kann davon ausgegangen werden, dass dies erst der Anfang der Entwicklung ist. In Zukunft dürfte der Inter- nethandel auch weitere Bereiche erfassen. Zudem erlaubt 1 Die Arbeitsproduktivität liegt im Detailhandel deutlich unter dem es das Internet, Handelsbarrieren zu umgehen. Produzen- Durchschnitt aller Branchen, der Beschäftigungsanteil liegt deutlich über dem Wertschöpfungsanteil. Dies findet seine Entsprechung in ten können zwar Parallelimporte an Schweizer Händler tiefen Durchschnittslöhnen. unterbinden. Gegen direkte Einkäufe der Konsumenten 2 Die Zahlen zu Einkaufstourismus und Bedeutung des Internethan- im Ausland sind solche Restriktionen aber letztlich wir- dels stammen aus dem «Retail Outlook 2016» der Credit Suisse. Nr. 1/2016 9
SCHWERPUNKT Neue Bedürfnisse und veraltete Rahmenbedingungen hinterlassen Spuren im Einzelhandel Handel ohne Wandel? Digitalisierung, Globalisierung, Mobilität, veränderte Familienstrukturen oder der starke Franken: Der Einzelhandel steht unter massivem Veränderungsdruck. Bisher hat es eine unheilige Allianz von gewerblicher Wirtschaft, Landwirtschaft, Gewerkschaften und Kirche verstanden, die notwendigen Anpassungen an veränderte Bedürfnisse zu verhindern. Doch ohne eine echte Liberalisierung müssen wir damit leben, dass im Einzelhandel schon bald Tausende von Arbeitsstellen zur Disposition stehen werden. Es gibt kaum eine Branche, die so nahe bei den Endver- schulpflichtigen Kindern ist sogar höher als diejenige der Dr. Kurt Weigelt brauchern unterwegs ist wie der Einzelhandel. Trends, Frauen ohne solchen Nachwuchs. Dies alles hat direkte Direktor IHK Modeströmungen, neue Bedürfnisse, dies alles und noch Folgen auf das Einkaufsverhalten. viel mehr zeigen sich am Abend in der Kasse. Einzelhänd- Gleichzeitig steigt die Mobilität. Im Jahre 2010 legten jede ler segeln hart am Wind. Während Investitionsentscheide Einwohnerin und jeder Einwohner der Schweiz täglich im langfristig angelegt sind, entscheidet der Konsument Durchschnitt rund 37 km zurück. Der Grossteil der Distan- kurzfristig, spontan. Er reagiert unmittelbar auf Aktionen zen (66 %) wird mit dem motorisierten Individualverkehr und neue Angebote sowie auf die Einkaufs- und Service- bewältigt. Seit 1980 hat sich der Bestand der Strassenmo- qualität eines Anbieters. Einzelereignisse wie die Aufhe- torfahrzeuge mehr als verdoppelt. Mit Abstand bedeu- bung des Frankenkurses führen blitzartig zu einem verän- tendster Verkehrszweck ist die Freizeit. Mit einem Anteil derten Kundenverhalten, die Kaufkraft wandert ab. Aber von 24 % folgt die Arbeit, der Einkaufsverkehr macht auch für den Einzelhandel gilt, dass die wirklich funda- lediglich 13 % des gesamten Verkehrsaufkommens aus. mentalen Veränderungen weniger in kurzfristigen Heraus- forderungen als vielmehr im langfristigen gesellschaftli- Digitalisierung chen und wirtschaftlichen Wandel liegen. Dazu gehören Parallel zu diesen gesellschaftlichen Veränderungen defi- neue Familienstrukturen, die Mobilität und die Digitalisie- nieren Digitalisierung und Globalisierung den Einzelhan- rung von Wertschöpfungsketten. del vollständig neu. Dabei ist das Online-Shopping nur die Spitze des Eisbergs. Bereits viel deutlichere Spuren hinter- Die neue Wirklichkeit lassen hat die Digitalisierung in den Strukturen der Be- Früher war die Aufgabenteilung klar. Der Mann arbeitete triebe. Dank der Errungenschaften der Informationstech- auswärts, die Frau kümmerte sich um die Kinder und den nologie ist es heute möglich, komplexe Wertschöpfungs- Haushalt. Dazu gehörte der Einkauf. Doch die Zeiten än- ketten grenzüberschreitend zu einem prozessualen Gan- dern sich. Noch nie wohnten so viele Schweizerinnen und zen zusammenzufassen. Die digitale Welt funktioniert Schweizer allein wie heute. Die Statistiker zählen mittler- non-territorial, die geografische Nähe und damit der tra- weile 1,3 Millionen Einpersonenhaushalte. Mit 36 % aller ditionelle Einzelhandel vor Ort verlieren an Bedeutung. Haushalte gehört unser Land weltweit zu den Spitzenrei- Vertikal integrierte Unternehmen übernehmen in zahlrei- tern. Eine Spitzenstellung nehmen wir auch bei der Er- chen Segmenten den Markt. Noch 1990 befand sich mit werbsquote der Frauen ein. Sechs von zehn Frauen gehen C&A lediglich ein Anbieter unter den 25 grössten Einzel- hierzulande einer Erwerbstätigkeit nach, rund doppelt so handelsunternehmen der Schweiz. Heute dominieren in- viel wie noch 1960. Die Erwerbsquote von Frauen mit ternationale Handelsketten mit eigenen Sortimenten und 10 Nr. 1/2016
SCHWERPUNKT Flagshipstores von Herstellern unsere Einkaufsstrassen. tagsverkäufe oder ausserordentliche Abendverkäufe wer- Und dabei stehen wir erst am Anfang der Entwicklung. den von den Behörden nur ausnahmsweise und als obrig- Ganze Branchen wandern ins Internet ab. keitsstaatlicher Gnadenakt bewilligt. Und ganz vorbei ist es, wenn der Einzelhandel Parkplätze fordert. Autofah- Veränderung verboten rende Konsumenten sind aus politischer Sicht so etwas Die Ausgangslage ist klar. Der Einzelhandel muss sich ver- wie die Inkarnation des Bösen. Hier greift die staatliche ändern. Ladenöffnungszeiten aus Zeiten der traditionellen Umerziehungspolitik mit Verboten, Bussen und Gebühren Familie werden den Bedürfnissen moderner Lebensge- gnadenlos ein. Dies ganz im Sinne von Faust: «Und bist wohnheiten nicht mehr gerecht. Die Beschaffung des täg- Du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.» lichen Bedarfs findet vor und nach der Arbeit statt. Der Einkauf von Kleidern, Schuhen oder Möbeln dagegen ist Unheilige Allianzen schon längst Teil des Freizeitverhaltens. Wie bereits dar- Machen wir uns nichts vor. Der Einzelhandel steht unter gestellt, ist dabei die grosse Mehrheit der Bevölkerung mit massivem Veränderungsdruck. Wer zu spät kommt, den dem eigenen Auto unterwegs. Die Erreichbarkeit, ein bestraft auch in diesem Zusammenhang das Leben. Dabei grosszügiges und preiswertes Parkplatzangebot sind ent- liegt es nicht an den Entscheidungsträgern in unseren Ein- scheidende Erfolgskriterien. Gleichzeitig herrscht dank zelhandelsunternehmen. Die Mehrheit hat die Zeichen der dem Internet absolute Preistransparenz. Nicht nachvoll- Zeit schon längst erkannt. Nur, in der Vergangenheit hat ziehbare Preisdifferenzen im stationären Einzelhandel vor es eine unheilige Allianz von gewerblicher Wirtschaft, Ort gegenüber Online-Angeboten und den Mitbewerbern Landwirtschaft, Gewerkschaften und Kirche immer wieder im nahen Ausland werden nicht akzeptiert. Nur, dies alles verstanden, die notwendigen Anpassungen an veränderte interessiert die politische Öffentlichkeit nicht. Nahrungs- Lebensmodelle und neue Bedürfnisse im politischen Pro- mittel werden an der Grenze mit massiven Zöllen belastet zess und an der Urne zu verhindern. Dies ist zu akzeptie- und so für die Konsumenten, die in der Schweiz einkau- ren. Allerdings ist auch zu akzeptieren, dass ohne eine fen, künstlich verteuert. Dies im Interesse der Bauern und echte Liberalisierung des Einzelhandels in naher Zukunft auf Kosten der Arbeitsplätze im Einzelhandel, im Touris- Tausende von Arbeitsplätzen in unseren Ladengeschäften mus und in der Gastronomie. In vielen Kantonen gelten zur Disposition stehen. Handel ohne Wandel funktioniert für den klassischen Einzelhandel unverändert Ladenöff- nicht. nungszeiten aus Epochen, als Muttern noch am Herd stand und ihre Einkäufe während der Schulstunden ihrer Kinderschar erledigte. Punktuelle Ausnahmen wie Sonn- Der Einzelhandel re- agierte vielerorts mit noch grösseren Preisab- schlägen auf die vielfälti- gen Herausforderungen. Nr. 1/2016 11
PUBLIREPORTAGE St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK) Unternehmensvernetzung für Anspruchsvolle Warum sich ein regionaler Energieversorger mit Unternehmensver- dieser Gebiete arbeiten wir mit weiteren Part- netzung befasst? Es ist einfach: Als Energieversorger sind wir Meister nern zusammen. im Netzbau sowie im sicheren Betrieb von Unterhalt und Infrastruk- Hoch verfügbare Internetverbindungen, tur. Das gilt auch für das Glasfasernetz und darauf aufbauende Ethernet Services, Dark Fiber Dienste. Als Unternehmen entwickeln wir uns vorausschauend und Möchte ein Unternehmen eine zeitgemässe kundenorientiert. Und so sind wir heute das, was wir sind: Energie- und zukunftssichere Unternehmensvernet- versorger, Netzbetreiber und Dienstanbieter. zung auf Basis von Glasfaser, hat es die Wahl zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten: • Hochverfügbare Internetverbindungen sind Die Medwork AG ist ein Beratungsunterneh- Glasfaserbasierte Unternehmensvernet- die Luxusvariante des Internetanschlusses men mit Sitz in Rehetobel. Medwork hat mit zung mit der SAK? mit hoher Zuverlässigkeit und jederzeit ga- der St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG Als Energieversorger stehen wir für Netzbau rantierter Bandbreite. (SAK) zwei Standorte auf Basis von Glasfaser sowie sicheren Betrieb und Unterhalt von In- • Ethernet Services verbinden Unternehmens- vernetzt und einen zentralen Punkt nach aus- frastruktur. Das gilt auch für die Glasfaser und standorte mit einer leistungsfähigen und sen ins Internet geschaffen. Für Andreas das Glasfasernetz. Und weil es auf der Glas- sicheren LAN-LAN-Verbindung von bis zu Baenziger, Partner bei der Medwork AG, ein faser sehr nutzbringende Dienste gibt, bieten 10 GB/s. gelungenes Projekt: «Wir haben unseren Part- wir zusätzlich glasfaserbasierte Kommunika- • Mit Dark Fiber mietet das Unternehmen ner auf Basis der Kriterien Bekanntheit, Flexi- tion und Unternehmensvernetzung an. Wir faktisch seine eigenen Glasfasern und be- bilität und Preis/Leistung ausgesucht», sagt stehen für Sicherheit und Zuverlässigkeit aus stimmt Übertragungsgeschwindigkeit und er und empfiehlt: «Planen Sie Ihr Projekt gut einer Hand und orientieren uns am Kunden- Technik selbst. und setzen Sie es mit einem professionellen bedarf. Unsere Unternehmenskunden schät- Player schnell um.» zen den direkten Draht zur Technik und Ent- Für welche Art der Verbindung Sie sich auch wicklung. entscheiden, in der SAK finden Sie den leis- tungsfähigen und regional verankerten Part- Regional verankert ner an Ihrer Seite. Die SAK baut in ihrem Einzugsgebiet, den Kantonen St.Gallen, Appenzell Innerrhoden Wollen Sie mehr erfahren? und Appenzell Ausserrhoden, das Glasfaser- Nutzen Sie unsere Website www.SAKnet.ch/ netz SAKnet. Davon profitieren insbesondere unternehmensangebot und melden Sie sich regionale Unternehmen. Die SAK Dienste persönlich unter 071 229 50 00. Herr Michael werden auch auf den Glasfasernetzen der Kürsteiner ist gerne für Sie da. Stadt St.Gallen und Gossau angeboten. Für die Erschliessung von Standorten ausserhalb 12 Nr. 1/2016
SCHWERPUNKT Grosse Detailhändler aus der Ostschweiz analysieren die Situation Kaufen wir bald nur noch online ein? Self-Checkout-Kassen, steigende Nachfrage nach Convencience-Arti- keln aber auch nach regionalen und biologischen Produkten, andere Arbeitsgewohnheiten, individualisiertere Kundenansprache oder der laufende Preisdruck. Wie sieht der Detailhandel der Zukunft aus? Vier grosse Ostschweizer Detailhändler nehmen Stellung zu den Her- Robert Stadler ausforderungen und Chancen ihrer Branche. Leiter Kommunikation / Stv. Direktor IHK sprechen. Bezogen auf die eigene Zielkund- Laufe der letzten Jahrzehnte immer wieder schaft muss es gelingen, das Spiel zwischen erfolgreich auf veränderte Rahmenbedingun- Digitalstrategie und Erlebnis am «point of gen, gesellschaftliche Erwartungen, gesetz- sale» in Einklang zu bringen, dies aber immer liche Vorgaben und technologischen Entwick- mit dem Fokus auf den Kundennutzen. Das lungen reagiert. Kennen der eigenen Kundschaft und deren Das Tempo der Veränderung wird sich in den Bedürfnisse und das schnelle Reagieren dar- nächsten Jahren deutlich verschärfen. Die auf wird überlebenswichtig sein. Die Pro- Zukunft wird geprägt sein von zunehmender dukte werden in der Schweiz zwar immer Mobilität, permanent verfügbaren Informati- günstiger, dennoch bleiben sie im Verhältnis onen und der wachsenden Bedeutung des zum Ausland teurer. Es muss auch da gelin- Online-Geschäftes. Die Erwartungshaltung gen, dem Kunden in anderer Form einen der Kunden wird im Gleichschritt mit den un- Mehrwert zu geben. Entweder über die Ver- beschränkten Informationsmöglichkeiten zu- Max Manuel Vögele, VR-Delegier- besserung der Produkte, oder des Services. nehmen. Die Nähe zum Kunden – physisch ter/CEO, Karl Vögele AG wie virtuell – wird dabei immer wichtiger wer- Man muss aus heutiger Sicht davon ausge- den, denn sie bedeutet für ihn Vereinfachung hen, dass der Auslandkonsum aufgrund des und Zeitersparnis. starken Frankens auf einem hohen Niveau Für den einheimischen Detailhandel ergeben verharren wird. Das Online-Geschäft wird in sich daraus grosse Herausforderungen: vielen Bereichen noch deutlich wachsen. Es • Die Konsumenten erwarten attraktive und wird als Folge davon eine Konzentration der moderne Verkaufsstellen in ihrer Nähe. Anbieter geben. Wer übrig bleibt, wird aber • Die Nachteile gegenüber den Mitbewer- auch sein Filialnetz erheblich reduzieren müs- bern im grenznahen Ausland (v.a. der sen, was letztlich auch als Reaktion auf das Preis) sowie im weltweiten Online-Ge- enorme Flächenwachstum der letzten Jahre schäft (v.a. die unbeschränkte Auswahl) zu sehen ist. Die hohen Mieten für Laden- müssen durch alternative Mehrleistungen lokale, die nicht mehr im Verhältnis zu den kompensiert werden. schwindenden Umsätzen stehen, werden in • Die effiziente und kundenorientierte Ver- den nächsten Jahren zurückgehen müssen. knüpfung von stationärem und Online-Ge- Dies verschafft dem Detailhandel die drin- Peter Diethelm, Geschäftsleiter schäft – Stichwort «Cross-Channel-Ma- gend nötige Luft. Die Chancen für den Detail- Genossenschaft Migros Ost- nagement» – wird immer bedeutender. handel liegen auch im Beherrschen der ge- schweiz • Mit der Erwartungshaltung der Kunden schickten Kombination zwischen on- und off- Der Detailhandel ist eine sehr dynamische steigen die Anforderungen an die Mitar- line, verbunden mit einem klaren Markenver- und anpassungsfähige Branche. Er hat im beitenden. Deren Rekrutierung sowie de- Nr. 1/2016 13
10 IH % R K- ab M i at tg t f lie ür de r Bezahlen Sie immer noch zu viel? Hallenstrahler 30–210 W Sparen Sie bis zu 90% Stromkosten bei der Beleuchtung und stellen jetzt auf LED um. LEDLUX – Div. of 3LED Vertrieb, CH-9428 Walzenhausen Telefon 071 540 32 85 – www.ledlux.cc Elektroplanung + Beratung » Die Differenz zwischen 99 und 100 Prozent ist die zwischen Zufriedenheit und Begeisterung « Buchs Winterthur Altstätten Chur Vaduz www.maq.ch EcoOst – Trendfabrik am 15. März, 31. Mai und 25. Oktober 2016. Mehr Infos: www.ihk.ch/ veranstaltungen/ecoost Der Wunsch nach Selb- ständigkeit: Erfolgsrezept oder Stolperfalle für KMU? HAUPTSPONSOR Montag, 7. März 2016 13 – 18 Uhr, Einstein Congress St.Gallen Bei «EcoOst – das Symposium» treffen sich Entscheidungsträger CO-SPONSOREN und -trägerinnen aus allen Branchen, Firmengrössen und Regio- nen der Ostschweiz für den gemeinsamen Erfahrungsaustausch und den Wissenstransfer zwischen Praxis und Wissenschaft. Referenten sind Urs Frey (KMU-Institut der Universität St.Gallen), Christine Bolt (St.Galler Tagblatt AG), Erich Eigenmann (ESGE AG, bamix of Switzerland) und Caroline Magerl-Studer (Mila d’Opiz). Informationen und Anmeldemöglichkeit unter www.ecoost.ch
SCHWERPUNKT ren Aus- und Weiterbildung werden im- kompetent beraten wird und sich wohlfühlt. chenmagazins habe ich mich kürzlich sehr ge- mer wichtiger. Diese Entscheidungsfreiheit des Kunden zeigt freut. Und natürlich gleich die vielen SPAR- Das stationäre Geschäft wird es auch in Zu- einen weiteren, wichtigen Wert des zukünfti- Marktteams vor mir gesehen, die unseren kunft geben. Denn unsere fünf Sinne lassen gen Detailhandels: die Individualisierung. Die Kunden bei jedem Einkauf mit einem freund- sich nicht über die Steckdose oder das Glas- Kunden wünschen individuelle, auf sie zuge- lichen «Grüezi» und ihrer Hilfsbereitschaft faserkabel und auch nicht über den 3D-Dru- schnittene Produkte und Dienstleistungen. neben einem kompetenten Nahversorger- cker aktivieren. In naher Zukunft wird der Ver- Der Detailhandel begegnet diesem Bedürfnis, sortiment auch ein gutes Gefühl mit nach drängungswettbewerb aber weiter zuneh- indem er einerseits eine grosse Vielfalt und Hause geben, dass sie in unserer SPAR-Stube men, und der stationäre Handel wird bei ver- vor allem die Wahl bietet. Gleichzeitig wird jeden Tag herzlich willkommen sind. schiedenen Sortimenten markante Umsatz- die Kundschaft gezielt und möglichst persön- Oder ist diese heile Welt des Detailhandels ein einbussen verkraften müssen. Es ist davon lich und bedürfnisorientiert angesprochen. Auslaufmodell? Fakt ist, dass der stationäre auszugehen, dass einzelne Akteure aus dem Eine Möglichkeit dafür bietet sich mit dem Detailhandel von «Menschen, die trotzdem Markt ausscheiden. Wer das Vertrauen seiner Einsatz von Zielgruppen-Eigenmarken wie von einer Maschine kaufen,» bereits heute Kunden gewonnen hat und den obenge- Karma bei Coop für vegetarische Lebensmit- stark herausgefordert wird. Wo immer das nannten Herausforderungen mit überzeugen- tel oder Gütesiegel wie die Knospe der Bio identische Produkt online oder bei der Kon- den Lösungen begegnet, wird aber auch in Suisse. Diese geben dem Kunden eine einfa- kurrenz günstiger zu haben ist: Wer es wissen Zukunft erfolgreich sein. che und rasche Orientierung und ermögli- will, findet dies auch mit wenigen Mausklicks chen die Einordnung des Produkts. heraus. Und entscheidet sich dann – den Zu- Weiterhin im Trend bleiben «Nachhaltig- satzaufwand für den Einkaufsort B einrech- keit», «Regionalität» und «Convenience». nend – für das «richtige Angebot». Je nach Nachhaltig produzierte Güter sowie regio- Preisabstand auch gerne ohne ein freundli- nale Produkte finden bei der Kundschaft ches «Grüezi» an der Kasse. nach wie vor grossen Anklang. Und die stei- Auch wenn der Online-Einkauf im Food- gende Nachfrage nach Convenience-Artikeln Detailhandel im Vergleich zu anderen Zwei- wird sich, aufgrund der veränderten Lebens- gen des Detailhandels (hauptsächlich wegen und Arbeitsgewohnheiten, ebenfalls fortset- des noch vorhandenen Misstrauens gegen- zen. Neben diesen Punkten werden den De- über frischen Produkten aus dem Internet) tailhandel weiterhin auch die aktuellen, wirt- bisher noch ein kleines Pflänzchen ist, so sind schaftlichen Herausforderungen beschäfti- die Beurteilungen der digitalen Trends auf die gen. Dazu gehören die Aufhebung der Euro- Veränderungen im Detailhandel ein Dauer- Mindestgrenze, der damit verbundene Ein- thema. In Zeiten, wo die «Digital Natives» kaufstourismus sowie anhaltende Preis- volljährig sind, interessieren neben digitalem Ivo Dietsche, Leiter Coop-Ver- abschläge. Einkauf im Supermarkt oder per Klick-und- kaufsregion Ostschweiz-Ticino nach-Hause-liefern die individualisierte Kun- Wie in vielen Wirtschaftszweigen kommt man denansprache dank Big Data – und sogar auch beim Blick auf die Zukunft des Detailhan- robotergesteuerte Bedienelemente in Super- dels am Begriff «Digitalisierung» nicht vorbei. märkten. Gemeint ist damit nicht nur der Online-Han- Diese Entwicklungen und neue Trends, die wir del. Praktische Smartphone-Apps, die uns ak- heute noch nicht kennen, werden den (Food-) tuelle Aktionen anzeigen und uns so beim täg- Detailhandel in immer kürzeren Zyklen verän- lichen Einkauf unterstützen, sogenannte Self- dern. Ich bin aber überzeugt davon, dass der Checkout-Kassen oder die Optimierung der zwischenmenschliche Kontakt, der diese Bestellungs- und Belieferungslogistik gehören Branche über Jahrhunderte geprägt hat, seine ebenso zur digitalen Transformation. Im Zu- Bedeutung nie ganz verlieren wird. sammenhang mit der Digitalisierung steht in Aus diesem Grund werden wir bei SPAR die- den nächsten Jahren auch die Vernetzung des jenigen Zukunftstrends genau verfolgen, die digitalen mit dem stationären Handel im Fo- wir als Nachbarschaftsmarkt spielerisch um- kus. Der Kunde soll vermehrt selber entschei- setzen können – und gleichzeitig nicht ver- den können, ob er im Internet oder im Laden Hans Beer, Geschäftsleiter SPAR gessen, unsere Kunden bei jedem Kontakt einkauft, ob er sich die Waren zusenden lässt Handels AG mit SPAR mit einem hilfsbereiten «Grüezi» zu oder sie in einer Verkaufsstelle abholt. Zentral «Menschen kaufen nicht gerne von einer begrüssen. dabei ist, dass der Kunde auf allen Kanälen Maschine». Über diesen Titelsatz eines Bran- Nr. 1/2016 15
SCHWERPUNKT Hohe Schweizer Preise: Ausmass und Gründe Hochpreisinsel Staat Spricht man über den Einkaufstourismus im benachbarten Ausland werden gerne die Preisunterschiede bei Pflegeprodukten ins Feld geführt. Weitaus die grössten Preisauf- schläge muss man in der Schweiz jedoch für Güter berappen, die sich nicht einer aus- ländischen Konkurrenz stellen müssen. So schlagen im Vergleich zum EU-Durchschnitt die stationären Spitalbehandlungen mit einem Aufschlag von stolzen 150% zu Buche. Auch unsere Bildung ist im internationalen Vergleich sehr teuer und treibt unser Preis- niveau in die Höhe. Dr. Frank Bodmer Leiter volkswirtschaftli- che Analyse IHK Mit der Erstarkung des Schweizer Frankens ist das Prob- und Haushaltsgeräte halten sich die Preisunterschiede mit lem der hohen Schweizer Preise wieder in den Fokus ge- einem Plus von rund 20% dagegen in Grenzen. Und auch rückt. Die Konsumenten reagieren mit direkten Einkäufen bei Investitionsgütern wie Maschinen sind die Preisunter- im Ausland auf die teilweise eklatanten Preisunterschiede. schiede relativ klein. Am Schluss der Rangliste finden sich Im Parlament soll demnächst wieder eine Verschärfung alkoholische Getränke und Software. Im Jahr 2015 dürf- des Kartellrechts beraten werden, wovon sich Preissen- ten sich die Preisunterschiede aufgrund des starken Fran- kungen im Inland erhofft werden. Die Verantwortung für kens bei vielen Gütern weiter akzentuiert haben. die hohen Schweizer Preise wird dabei zu einem wesent- lichen Teil bei den Produzenten von Markenartikeln gese- Wettbewerb senkt die Preise hen, welche Parallelimporte in die Schweiz verhindern. Grundsätzlich gilt, dass internationaler Wettbewerb die Solche Fälle gibt es zwar einige. In vielen anderen Fällen Preise senkt. Deshalb liegen die Preise vieler Investitions- ist aber die Politik selber für die hohen Schweizer Preise güter und Güter des täglichen Bedarfs in der Schweiz auf verantwortlich. Oft wird zudem übersehen, dass der zen- ähnlichem Niveau wie im Ausland. Ein Grossteil dieser trale Grund für unser Preisniveau beim hohen schweizeri- Güter wird im Ausland hergestellt und in die Schweiz im- schen Wohlstand liegt. Dieser zeigt sich in hohen Schwei- portiert. Die verbleibenden schweizerischen Produzenten zer Löhnen, welche die Kosten und damit die Preise für müssen die höheren Kosten über eine höhere Produktivi- alle nichthandelbaren Aktivitäten steigen lassen. tät oder eine bessere Qualität kompensieren, ansonsten können sie nicht überleben. Grosse Unterschiede bei Preisaufschlägen Anders sieht die Sache bei nichthandelbaren Gütern aus. Relativ zum Durchschnitt der EU ist die Schweiz beim Ge- Hier besteht der Druck der günstigen ausländischen Kon- sundheitswesen am teuersten, zum Beispiel mit einem kurrenz nicht. Zudem gilt, dass die durchschnittlichen Preisaufschlag von stolzen 150% bei stationären Spital- Löhne in Ländern mit einem hohen Lebensstandard hoch behandlungen (siehe Grafik). Auch Bildung ist im interna- sind. Das allein führt in reichen Ländern wie der Schweiz tionalen Vergleich sehr teuer. Immer noch sehr gross ist zu höheren Preisen für nichthandelbare Güter. Fehlt zudem der Preisaufschlag beim Wohnen, wo sowohl Bauten als der interne Wettbewerb, treibt das die Preise weiter in die auch Boden sehr teuer sind. Dicht darauf folgen Nah- Höhe. Beide Faktoren erklären zumindest einen Teil der ho- rungsmittel und Gaststätten. Bei anderen Gütern des täg- hen Preise für Gesundheit und Bildung. Und auch der De- lichen Bedarfs wie Bekleidung, Nachrichtenübermittlung tailhandel ist von den hohen Schweizer Kosten betroffen. 16 Nr. 1/2016
SCHWERPUNKT Dass Wohnen in der Schweiz so teuer ist, hängt ebenfalls Hat das hohe Schweizer Preis- und Lohn- mit dem hohen Wohlstandsniveau zusammen. Im Bau- niveau eine Zukunft? und Baunebengewerbe ist die internationale Konkurrenz Man kann sich fragen, ob die Schweiz mit solch hohen schwach. Zwar ist es seit Einführung der bilateralen Ver- Löhnen und Preisen wirtschaftlich überhaupt noch eine träge möglich, ausländische Anbieter zu berücksichtigen. Zukunft hat. Solange die Schweizer Exportwirtschaft die Diese sind aufgrund der flankierenden Massnahmen aber hohen Löhne über eine hohe Produktivität kompensieren gezwungen, Schweizer Löhne zu bezahlen, womit ein kann, ist das durchaus vorstellbar. Sollte sie diese Anpas- wichtiger Kostenvorteil wieder verloren geht. Beim Woh- sung aber nicht mehr schaffen oder die Schweiz in ande- nen spielt zudem der Faktor Boden eine wichtige Rolle. ren Bereichen deutlich an Attraktivität verlieren, so müsste Dieser ist in der dicht besiedelten Schweiz knapp, was den bei Löhnen und Preisen eine Anpassung nach unten erfol- Bodenpreis in die Höhe treibt. Restriktive Bau- und Zonen- gen. Nachdem sich die Schweiz in vielen Bereichen Extras vorschriften führen zu einer weiteren Verteuerung. leistet – zu denken ist an die grosszügige Unterstützung der Landwirtschaft oder an die sehr gute, aber auch sehr Staatliche Vorschriften als Preistreiber teure Gesundheitsversorgung – gäbe es durchaus Raum Staatliche Vorschriften sind auch in anderen Bereichen ein für eine solche Anpassung. Und würden die Preise von wichtiger Grund für die hohen schweizerischen Preise. staatlich regulierten und nichthandelbaren Gütern gleich- Zölle und quantitative Handelshemmnisse verteuern die zeitig mit den Löhnen fallen, so müssten sich daraus nicht Lebensmittelpreise in der Schweiz. Ziel dieser Eingriffe ist einmal grössere Einbussen beim durchschnittlichen Le- natürlich der Schutz der schweizerischen Landwirtschaft. bensstandard ergeben. Trotzdem wäre ein solcher Prozess Bei den Gesundheitsleistungen, wo die Preise am höchs- mit Verteilungskonflikten verbunden und deshalb nur ten sind, spielt der Wettbewerb kaum. Vielmehr ist der schwer zu bewältigen. Es muss gehofft werden, dass die gesamte Gesundheitssektor von einer Vielzahl von staat- Schweizer Exportwirtschaft die Anpassung an die erhöh- lichen Eingriffen überzogen. Die Folgen sind Überkapazi- ten Schweizer Kosten ein weiteres Mal schafft. täten, hohe Kosten und eine ungebremste Mengenaus- weitung. Preisaufschlag Schweiz vergleich zu EU Stationäre Gesundheitsdienstl. Erziehung und Unterricht Wohnen Baugewerbe Nahrungsmittel (ohne Alkohol) Gasttätten und Hotels Bekleidung und Schuhe Nachrichtenübermittlung Haushaltsgeräte Maschinen und Geräte Alkoholische Getränke Im Vergleich zur EU fallen in der Schweiz Software besonders in der Ge- sundheitsversorgung 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 110% 120% 130% 140% 150% und der Bildung happige Preisaufschläge an. Quelle: BfS Nr. 1/2016 17
SCHWERPUNKT Unterschiedliche Handhabe der Ladenöffnungszeiten am Beispiel des 27. Dezember 2015 Kantönligeist beim Shopping Man könnte glauben, dass im 21. Jahrhundert vieles liberal und kun- denorientiert ausgestaltet ist. Die Realität sieht leider anders aus. So liegt die Regelung der Ladenöffnungszeiten grundsätzlich bei den Kantonen. Das Bestreben nach liberaleren Lösungen scheiterte an Volksabstimmungen. Nebst den allgemeinen Ladenöffnungszeiten Michael Götte Leiter kantonale standen immer wieder der Sonntag oder die speziellen Verkaufs- Politik IHK stellen (Tankstellenshops, … ) im Fokus solcher Abstimmungen. Im Kanton St. Gallen fanden 1995 und 2003 wirtschaftlichen, kulturellen und geografi- troffenen Branchenverbänden ist das Arbeits- Abstimmungen zur Liberalisierung der kanto- schen Verhältnissen in der Schweiz genügend inspektorat zur Auffassung gelangt, dass da- nalen Gesetzgebung statt. Beide Vorlagen Rechnung getragen werden. Massvoll erwei- für kein dringendes Bedürfnis besteht.» Wie wurden vom Volk mit einem Nein an der Urne terte Öffnungszeiten würden nicht zuletzt dringend das Bedürfnis für die Kunden tat- abgelehnt. Aktuell ist das Thema auch in Bun- dem gesellschaftlichen Wandel entsprechen. sächlich war, konnte Anfang des Jahres den desbern angekommen. Ob sich durch die Medien entnommen werden. So titelte die Motion von Ständerat Filipo Lombardi etwas Einkaufen am 27. Dezember Gratiszeitung 20 Minuten: «40 000 Kunden ändern wird, ist noch ungewiss. Der Tessiner Ein aktuelles Beispiel aus den vergangenen drängten sich im Glattzentrum.» Stefan Gross, schrieb in seinem Vorstoss: Weihnachtstagen zeigt deutlich auf, dass Leiter des Glattzentrums, gab zu Protokoll: Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parla- Handlungsbedarf besteht. Anfang Juni 2015 «Wir hatten wirklich ungewöhnlich viele ment eine Änderung des Schweizerischen publizierte das Volkswirtschaftsdepartement Leute bei uns.» Normalerweise fülle sich das Binnenmarktgesetzes (BGMB) und gegebe- des Kantons St. Gallen folgenden Pressetext: Zentrum am Nachmittag, an diesem Sonntag nenfalls weiterer Gesetze zu unterbreiten, so- «Im Kanton St. Gallen wird es im Jahr 2015 sei es aber bereits gegen 11 Uhr voll gewesen dass im Rahmen der Wachstumspolitik auf keine Sonntagsverkäufe am 26. und 27. De- – und dies trotz Bilderbuchwetter. «Dies war nationaler Ebene die Ladenöffnungszeiten zember geben. Nach Absprache mit den be- definitiv unser stärkster Sonntagsverkauf.» von Montag bis Samstag für alle Detailhan- delsbetriebe im Sinne eines Mindeststandards wie folgt teilharmonisiert werden: von Mon- Kanton/Bundesländer Mo–Fr Sa. Besonderheiten tag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr und am Sams- Appenzell Ausserrhoden kein kantonales Gesetz (2005 aufgehoben) tag von 6 bis 19 Uhr. Appenzell Innerrhoden kein kantonales Gesetz Fest steht, dass durch die unterschiedlichen Glarus kein kantonales Gesetz (2000 aufgehoben) kantonalen Regelungen der Ladenöffnungs- Graubünden Regelungen auf Gemeindeebene zeiten für Detailhändler eine Verzerrung der Auf kommunaler Ebene kann pro Woche an Wettbewerbssituation besteht. Der vom Mo- St. Gallen 6–19 6–17 einem Abend ein Abendverkauf bis 21.00 tionär geforderte Mindestanspruch der ein- Uhr bewilligt werden. zelnen Händler in Sachen zulässiger Öff- Schwyz kein kantonales Gesetz nungszeiten würde dagegen für ausgegli- Thurgau 6–22 6–22 chene Wettbewerbsbedingungen sorgen, Zürich 0–24 0–24 selbst wenn die Motion nicht alle Wettbe- Baden-Wüttemberg 0–24 0–24 Mo–Sa gilt 22–5 Verbot für Alkoholverkauf werbsungleichheiten (z. B. Sonntagsverkäufe) aufgreift. Die Motion hat sich auf eine Teilhar- Bayern 6–20 6–20 kein eigenes Gesetz monisierung der Ladenöffnungszeiten be- National geregelt mit Handlungsspielraum Vorarlberg 6–21 6-18 schränkt. Damit kann den unterschiedlichen für die Gemeinden 18 Nr. 1/2016
Ecknauer+Schoch ASW Das Seedamm-Center in Pfäffikon SZ erlebte einen vergleichbaren Ansturm: «Wir sind positiv überrascht worden von der Menge an Leuten, die zu uns kamen», sagte Centerleiter Hanspeter Gisler. Er schätze die Besucherzahl auf 18 000 Personen. «Das ist deutlich mehr als letztes Jahr und sogar mehr als an den bei- den verkaufsoffenen Sonntagen vor Weih- nachten.» Ähnliche Aussagen waren auch vom Thurgauer Amriville zu lesen. Dramatische Unterschiede Ganz offensichtlich lag der Kanton St. Gallen mit seiner Einschätzung falsch. Oder waren gar die Gewerkschaften zu stark? Sicher ist, dass dieses kantonale Denken keineswegs mehr dem heutigen Verhalten der Kunden entspricht. Wie unterschiedlich die kanto- nalen Regelungen sowie die Öffnungszeiten version internet in unseren Nachbarländern sind, zeigt neben- stehende Tabelle. Verkompliziert wird die Angelegenheit da- durch, dass in vielen Kantonen zusätzliche Präzisierungen wie die Durchführung von Sonntagsverkäufen an die Städte und die Ge- ABACUS Business Software meinden delegiert sind. Dazu kommen wei- tere kantonale Besonderheiten. Stichworte goes mobile dazu sind Grösse der Verkaufsfläche, Touris- musgebiete, Läden an publikumsintensiven ABACUS bringt Bewegung in Ihr Orten oder gar die verbindliche Definition der Business. Apps für Smartphones und zum Verkauf angebotenen Waren. Dies alles iPads informieren Sie schneller und geht nicht nur zu Lasten der Kundenfreund- machen Sie und Ihre Mitarbeiter lichkeit des Einzelhandels, sondern führt zu effizienter und flexibler. Wettbewerbsverzerrungen in grossem Masse. > Unterwegs Leistungen, Spesen, Es bleibt zu hoffen, dass der Leidensdruck, Stunden erfassen, Rapporte ausfüllen, welchen der Detailhandel zurzeit erlebt, die Adressen und Projektdaten bearbeiten politisch Verantwortlichen und letztlich – und sofort mit der Software in Ihrem wenn nötig – auch das Stimmvolk zu einem Unternehmen synchronisieren Umdenken bewegen kann. Die IHK St. Gallen- > Überall und jederzeit Stammdaten Appenzell unterstützt jede Bestrebung zu und Standardauswertungen einsehen einem kundenfreundlicheren Umgang im Bereich der Öffnungszeiten – explizit für den www.abacus.ch Detailhandel.
GOLF ACADEMY V E R BE S S E R N SIE IHR SPIEL! Mehr Inform ationen auf www.golfwa ldkirch.ch CH F 7 9 0.– ränk t pr ofitieren. l bez ahlen, unbesch Ein Ma | 8 0 G O L F K U R S E 30 WOCH EN 1 R TE D U R C H FÜ H R U N G | G A R A N T I E MAL 6 T E HMENDE I L N E MAXI
SCHWERPUNKT Doppelmoral beim Einkaufen in Bahnhöfen und Flughafen Unfairer Wettbewerb Mit staatlichen Vorschriften will man den Konsumenten zum korrekten Verhalten erzie- hen: Man soll seine Einkäufe nicht mit dem Auto erledigen und schon gar nicht zu Unzeiten wie am Sonntag oder keinen Tabak und Alkohol konsumieren. Solche Ein- schränkungen gelten aber schnell nicht mehr, wenn es um sogenannte öffentliche Inte- ressen geht. Paradebeispiel ist der Flughafen Kloten mit seinen 17 000 Parkplätzen, täglich geöffneten Shops und dem Duty-free-Bereich. Die Bundesverfassung geht davon aus, dass Herr und Frau Center täglich von 06.00 Uhr bis 23.00 Uhr. Vergleichbar, Dr. Kurt Weigelt Schweizer mit vollendetem 18. Altersjahr mündig sind. wenn auch etwas weniger grosszügig, sind die staats- Direktor IHK Ihnen stehen alle politischen Rechte zu. Weniger Ver- eigenen Bundesbahnen. Während bei den Geschäften trauen bringt die öffentliche Hand dem Einzelnen als Kon- rund um den Hauptbahnhof St. Gallen spätestens um sie- sument entgegen. Hier gilt es, ihn vor sich selbst zu schüt- ben Uhr Ladenschluss ist, gilt im Bahnhof «365 Tage im zen. Mit staatlich vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten Jahr, von früh bis spät abends». Wenn zwei das Gleiche wird sichergestellt, dass die Sonntagsruhe und der tun, so ist es noch lange nicht dasselbe. Familientisch nicht durch offene Läden gestört werden. Autofahrende Kunden will man mit einer restriktiven Park- Staatliche Doppelmoral platzpolitik vom segensreichen öffentlichen Verkehr über- Die einschränkenden gesetzlichen Bestimmungen rund um zeugen. Und mit prohibitiven Steuern auf Alkohol und den Einzelhandel werden in der politischen Diskussion mit Tabak bestraft man politisch unerwünschten Konsum. hohen moralischen Ansprüchen gerechtfertigt. Man spricht vom Schutz der Familie, von der Sonntagsruhe, dem Klima- Wenn zwei das Gleiche tun wandel und der Suchtprävention. All diese hehren Ziele ver- So weit, so schlecht. Das Bild des moralisch vorbildlichen lieren dann ihre Bedeutung, wenn es nicht um private Ge- Väterchen Staat, das uns unmündigen Bürgerinnen und schäfte, sondern um die öffentliche Hand und ihre kommer- Bürgern das richtige Verhalten beibringt, relativiert sich ziellen Interessen geht. Wie das Beispiel der SBB zeigt, gilt allerdings rasch einmal, wenn es um sogenannte öffent- das ganz besonders für Gewerkschafter und Sozialdemo- liche Interessen geht. Dies zeigt beispielhaft der Flughafen kraten. Spätestens wenn die Ansprüche des Service public Kloten, der zu einem wichtigen Teil im Eigentum von Kan- zur Diskussion stehen, rollt die Linke ihre roten Fahnen und ton und Stadt Zürich steht. Hier gelten eigene Regeln. Spruchbänder ein. Im Kampf gegen das private Kapital Dieselben Behörden, die dem Gewerbe in der Stadt Zürich bleibt kein Platz für Moral. Hier heiligt der Zweck die Mittel. einen beispiellosen Parkplatzkrieg lieferten, bewilligten dem Flughafen Kloten nicht weniger als 17 000 (!) Park- plätze. In eigener Sache verflüchtigen sich rasch einmal auch die Bedenken gegenüber dem Konsum von Alkohol und Tabak. Im Duty-free-Bereich des Flughafens kann man beides mehrwertsteuer- und abgabefrei kaufen. Präven- tion über den Preis? Fehlanzeige. Grosszügig auch die Öff- nungszeiten: Lebensmittel beschafft man sich im Airport fotolia/eyewave
Sie können auch lesen