Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2016 - Neue Bedürfnisse, alte Rahmenbedingungen Hochpreisinsel Staat Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz - IHK ...

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Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2016 - Neue Bedürfnisse, alte Rahmenbedingungen Hochpreisinsel Staat Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz - IHK ...
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                          Rahmenbedingungen

                          SC HWER PUNK T DE TA ILHA NDEL
                                                            Das Wirtschaftsmagazin   Nr. 1/2016
                          Hochpreisinsel Staat

                          W I R T SC HAF T & P OL I T I K

                          Gesucht: Mr. oder
                          Mrs. Ostschweiz
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EDITORIAL

Die Geschäftslage hat sich anfangs 2016 eingetrübt. Dieses Bild zeich-
net nicht nur die Konjunkturumfrage, die wir quartalsweise bei unse-
ren Mitgliedunternehmen durchführen, sondern das sagen auch die
Wirtschaftsauguren wie die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH
Zürich. Die KOF erkennt vor allem im Detailhandel eine düstere Stim-
mung, wobei die Talsohle erreicht sein soll. Das Dilemma des Detail-
handels lässt sich auf eine kurze Formel bringen: Bedürfnisse von mor-
gen, Rahmenbedingungen von gestern. Auf der einen Seite stehen
veränderte Bedürfnisse wie ortsunabhängiges Einkaufen rund um die
Uhr, und auf der anderen Seite werden Liberalisierungsschritte, die
dem Einzelhandel neue Chancen bieten könnten, immer wieder ver-
hindert – nicht selten selbstverschuldet. Hinzu kommt natürlich der
viel genannte Einkaufstourismus, der die Perspektiven des hiesigen
Einzelhandels auch nicht gerade aufhellt.

Die oft unterschätzte Branche – immerhin verdienen rund 6% der Ost-       Robert Stadler
                                                                          Leiter Kommunikation IHK St.Gallen-Appenzell
schweizerinnen und Ostschweizer ihr Auskommen im Detailhandel –
wird jedoch selbst einen Weg finden, diese Herausforderungen anzu-
packen. Allen Abgesängen auf den stationären Einzelhandel zum Trotz
bin ich überzeugt, dass klassische Läden nicht ausgedient haben.
Online einkaufen ist zwar oft sehr praktisch und bequem. Aber dafür
auch nicht lustvoll, inspirierend und erlebbar. Ich möchte meine poten-
ziellen Einkäufe fühlen, riechen, anprobieren und mich dabei kompe-
tent beraten lassen. Shopping wird auch in Zukunft nicht ganz in den
virtuellen Raum verschwinden. Trotzdem kommen die Läden nicht um-
hin, sich dem Wandel der Zeit anzupassen und neue Einkaufserlebnisse
zu schaffen.

Der Thurgauer Stilkritiker Jeroen van Rooijen hat kürzlich in der NZZ
eine «Liebeserklärung an den Einzelhandel» verfasst und unter ande-
rem geschrieben: «Wer einkauft, tut etwas für sich, aber auch für
seine Umgebung. Detailhandel ist Zivilisation, und Einkaufen ist eine
Investition in die eigene Gesellschaft. Diese Errungenschaften sollten
wir uns nicht schlechtreden lassen.»

Dem ist nichts weiter hinzuzufügen, ausser Ihnen eine gute Lektüre
beim vorliegenden IHKfacts zum Schwerpunktthema Detailhandel zu
wünschen.
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       Self Service | Basic Services | Control Center
Mangelt es dem IT-Support an                Dann wird Service Management zum
Effizienz? Fehlt der Überblick über         Thema. Damit dies auch für mittel-
die installierten Geräte? Ist die           ständische Unternehmen machbar wird,
Abhängigkeit von einzelnen Mitar-           haben wir den constagCUBE® entwickelt.
beitenden zu gross?                         constagCUBE® –
                                            Service Management as a Service

                                                                                     Nächster Lehrgangsstart
                                                                                     September 2016
Economization     Automation          Visualization   Specialization   Calibration   Informationen unter gbssg.ch

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INHALT

                                                                    BLITZLICHT               06

Der Detailhandel unter Druck                                        SCHWERPUNKT
Zahlen und Fakten zu einer unterschätzten Branche                   DETAILHANDEL             08

Handel ohne Wandel?
Neue Bedürfnisse und veraltete Rahmenbedingungen

Kaufen wir bald nur noch online ein?
Grosse Ostschweizer Detailhändler zu ihren Herausforderungen

Hochpreisinsel Staat
Die grössten Preisaufschläge gibt es bei Gesundheit und Bildung

Kantönligeist beim Shopping
Überblick über die unterschiedlichen Ladenöffnungszeiten

Unfairer Wettbewerb
Doppelmoral beim Einkaufen in Bahnhöfen und am Flughafen

IHK-Cockpit – Wirtschaftskennzahlen aus der Ostschweiz              WIRTSCHAFT UND POLITIK 22
Deutlicher Rückgang der Ostschweizer Exporte

Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz
Die Ostschweiz ist nicht mehr im Bundesrat vertreten

Wo bleibt die Zivilgesellschaft?
Nicht nur die Wirtschaft muss sich für den Rechtsstaat engagieren

Im Verwaltungsrat schlummert grosses Potenzial                      KNOW-HOW                 28
VR-Seminar 2016: Interview mit Christoph Brunner, OBT AG

Der Iran bietet Chancen für die Ostschweiz
Nach dem Ende der Sanktionen gegen den Iran

Erfinder und Forscher von morgen
tunOstschweiz geht an der OFFA in eine zweite Runde

IHK-Auftakt 2016                                                    IHK                      34
Impressionen von der Neujahrsbegrüssung

Seit 550 Jahren in der Ostschweiz daheim
...und in der Welt zuhause: Veranstaltungen zum IHK-Jubiläum

Neu im IHK-Vorstand
Porträt von Christof Oswald, Bühler Uzwil

IHK-Neumitglied
PRO4S MEMO AG, Gossau
                                                                    AKTUELLE FIRMENNEWS      40

                                                                    AGENDA                   42
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BLITZLICHT

                                                                                              Zu Gast beim Thurgauer des Jahres
Wann blicken Sie in die                                                                       Wir Ostschweizer müssen zusammenhalten,
«nächste Geländekammer»?                                                                      wenn wir etwas erreichen wollen. Doch das
2001 verkaufte Fotospezialist Kodak so                                                        ist einfacher gesagt, als getan, wie die Erfah-
viele Analogfilme wie nie in seiner Ge-                                                       rung immer wieder zeigt. Wir gehen mit
schichte. Nur elf Jahre später ist dieses                                                     gutem Beispiel voran und organisieren den
frühere Kerngeschäft des Unternehmens                                                         nächsten Dinner-Talk-Anlass vom 17. März
komplett weggebrochen und musste einge-                                                       zusammen mit der IHK Thurgau in deren
stellt werden. Was heute als Erfolgsprodukt                                                   Kammergebiet, genauer in Romanshorn. Der
gilt, kann morgen schon ein Ladenhüter                                                        im vergangenen Oktober neu in den Natio-
sein. Mit der EcoOst-Trendfabrik wird hier                                                    nalrat gewählte Unternehmer Hermann Hess
angesetzt: Während eines Nachmittages                                                         steht uns dann Rede und Antwort. Vor dem
setzen sich die Teilnehmenden mit einem                                                       Gespräch mit dem aktuellen «Thurgauer des
Trend auseinander, der grossen Einfluss auf                                                   Jahres» findet eine Führung durch die neue
die künftigen unternehmerischen Heraus-                                                       Werft der SBS Schifffahrt AG statt.
forderungen hat. Die erste Veranstaltung
am 15. März widmet sich dem Thema
«Strategische Innovationen: Wie innova-
tives Management und neue Geschäfts-          Auftakt ins Jubiläumsjahr
modelle KMU im Wettbewerb stärken». Am        An der Neujahrsbegrüssung der IHK, dem so
31. Mai dreht es sich um die «Corporate       genannten IHK-Auftakt, trifft sich das «who
Happiness» und am 25. Oktober wird «In-       is who» der Ostschweiz zum Stelldichein. Pro-
dustrie 4.0 für KMU» thematisiert.            minenz aus Wirtschaft, Politik, Kirche, Wis-
Weitere Informationen finden Sie unter        senschaft und Militär folgten der Einladung
www.ihk.ch/veranstaltungen/ecoost.            dieses Jahr in besonders grosser Zahl. Kein
                                              Wunder: 2016 gab es auch den Auftakt zu
                                              einem ganz besonderen IHK-Jahr zu feiern.
                                              Der Ostschweizer Wirtschaftsverband wurde
                                              1466, also vor 550 Jahren, gegründet. So alt
                                              ist keine andere Handelskammer der Schweiz.
                                              Mehr Impressionen vom Anlass finden Sie auf
                                              den Seiten 34 / 35.

                                                                                              Ostschweizer Technologie-
                                                                                              symposium im 16. Jahr
                                                                                              Einmal im Jahr bietet das Ostschweizer Tech-
                                                                                              nologiesymposium nebst dem praxisbezoge-
                                                                                              nen Wissenstransfer im Bereich Forschung
                                                                                              und Industrie auch eine hervorragende Platt-
                                                                                              form zur Vernetzung. Und zwar mit zuneh-
                                                                                              mendem Erfolg. Die Teilnehmenden können
                                                                                              das OTS jeweils mittels Feedback-Formularen
                                                                                              und Schulnoten von 1 bis 6 bewerten. Das
                                                                                              letztjährige OTS erreichte bei der immer grös-
                                                                                              ser werdenden Teilnehmerschar über alles
                                                                                              gesehen eine hervorragende Gesamtwertung
                                                                                              von 5.6. Eine sportliche Vorgabe für das
                                                                                              nächste OTS. Reservieren Sie sich schon den
                                                                                              Termin: Es findet am 26. August 2016, wie-
                                                                                              derum in der Olma-Halle 2.1, statt.

6             Nr. 1/2016
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2016 - Neue Bedürfnisse, alte Rahmenbedingungen Hochpreisinsel Staat Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz - IHK ...
BLITZLICHT

IHK-Politrating aktualisiert
Vor den kantonalen Wahlen wurde das im September 2014 lancierte IHK-Politrating aktualisiert. Es zeigt auf, wie wirtschaftsfreundlich die St. Gal-
ler Kantonsratsmitglieder abstimmen. Wird nur die kantonale Politik berücksichtigt, darf die SVP den Titel der wirtschaftsfreundlichsten Partei für
sich beanspruchen. Allerdings konnte die FDP ihren Rückstand verringern. Bereits mit klarem Abstand landet die GLP auf dem dritten, die CVP auf
dem vierten Platz. Klar wirtschaftsfeindlich verhielten sich SP und Grüne.

                                                                                                   Wirtschaftsfreundlichkeit der Parteien im Kantonsrat
                                                                                                                          (Skala von –16 bis +16)

                                                                                         –12.7                              Grüne

                                                                                           –12.2                                SP

                                                                                                                    –4         EVP

                                                                                                                              BDP     0

                                                                                                                               CVP    0.3

                                                                                                                               glp        1

                                                                                                                               FDP                          6.8

                                                                                                                               SVP                                    8.7

                                                                             –15   –13       –11    –9    –7   –5    –3        –1             1     3   5         7         9    11   13     15

IHK kurz vorgestellt                              Wer ist neuer Regierungsrat?
Was macht eigentlich ein Wirtschaftsver-          Wenn Sie dieses Heft in den Händen halten, stehen die neuen Regierungsratsmitglieder des
band? Rechtzeitig zum Jubiläum lanciert die       Kantons St. Gallen – zumindest zum Teil – schon fest. Am 14. Januar, als die drei neuen Regie-
IHK St. Gallen-Appenzell eine neue Imagebro-      rungskandidaten Bruno Damann (CVP), Herbert Huser (SVP) und Marc Mächler (FDP) bei der
schüre. Mit attraktiven Bildern, informativen     IHK erstmals an einem Anlass aufeinandertrafen, war das Rennen noch völlig offen.
Texten und Statements von Mitgliedern klärt       In einer abgewandelten Form des Speed-Datings erhielten die IHK-Mitglieder die Gelegenheit,
die Broschüre auf 20 Seiten über die Dienst-      den drei Kandidaten selbst auf den Zahn zu fühlen. Die Teilnehmenden wurden in Gruppen
leistungen der IHK auf und zeigt, welche Vor-     auf- und einem Kandidaten zugeteilt. Nach je
teile eine Mitgliedschaft bringt. Die Broschüre   20 Minuten fand ein Wechsel statt, damit alle
kann im Sekretariat der IHK St. Gallen-Appen-     Kandidaten besser kennengelernt werden
zell bestellt werden.                             konnten. Beim abschliessenden Steh-Dinner
                                                  wurden die Gespräche weitergeführt und ver-
                                                  tieft. Einen Eindruck vom Anlass erhalten Sie
                                                  im Videobeitrag auf www.ihk-tv.ch oder un-
                                                  serem YouTube-Kanal.
                                                  Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die neu
                                                  gewählten Regierungsmitglieder an die von
                                                  den Unternehmern artikulierten Anliegen er-
                                                  innern werden.

                                                                                                                                                                                Nr. 1/2016        7
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2016 - Neue Bedürfnisse, alte Rahmenbedingungen Hochpreisinsel Staat Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz - IHK ...
SCHWERPUNKT

Zahlen und Fakten zu einer unterschätzten Branche

Der Detailhandel
unter Druck
                               Der Ostschweizer Detailhandel wird allgemein unterschätzt: Es arbeiten mehr Men-
                               schen in dieser Branche als im Maschinenbau oder in der Finanzbranche. Doch die Be-
                               schäftigtenzahl im Detailhandel ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen:
                               Zwischen 2008 und 2013 gingen in der Ostschweiz knapp 15% der Stellen verloren.
                               Ein Zeichen für den massiven Strukturwandel, in dem der Detailhandel steckt. Dank
                               kräftiger Produktivitätssteigerungen konnte er seinen Anteil an der gesamten Wert-
                               schöpfung dennoch leicht erhöhen.
Dr. Frank Bodmer
Leiter volkswirtschaftli-
che Analyse IHK
                               Gemessen an der Beschäftigung ist der Detailhandel eine      seit Beginn des neuen Jahrtausends praktisch konstant, ja
                               der grossen Branchen. Mit über 20 000 Vollzeitstellen und    er stieg sogar leicht (siehe Abbildung). Der Anteil der Be-
                               einem Beschäftigungsanteil von 6% weist der Detailhan-       schäftigung sank dagegen deutlich, von etwa 8% im
                               del in der Ostschweiz mehr Stellen auf als der Maschinen-    Jahre 2001 auf noch etwa 6% im Jahre 2013. Damit
                               bau oder die Finanzbranche. Der Detailhandel steht aber      konnte der Detailhandel in diesen Jahren ein kräftiges Pro-
                               vor grossen Herausforderungen. Starker Schweizer Fran-       duktivitätswachstum erzielen. Für die Ostschweiz dürfte
                               ken, Konkurrenz durch das Internet und strenge Schwei-       ähnliches gelten, wie die Zahlen zum sinkenden Beschäf-
                               zer Vorschriften machen dem traditionellen Ladenge-          tigungsanteil andeuten.1 Die Zahlen zur Beschäftigung
                               schäft das Leben schwer.                                     machen auch deutlich, welch dramatischen Strukturwan-
                                                                                            del der Detailhandel aktuell durchlebt. Zwischen 2008
                               Sinkende Beschäftigung bei kräftig                           und 2013 gingen in der Ostschweiz knapp 15% der Stel-
                               steigender Produktivität                                     len verloren.
                               Strukturwandel ist im Detailhandel kein neues Phänomen.
                               Ab den 1930er-Jahren lösten Grossverteiler wie Migros        Die Rolle des starken Frankens
                               und Coop im Nahrungsmittelbereich langsam die Einzel-        Seit Beginn der Schwäche des Euros im Jahre 2010 haben
                               händler ab. Diese Entwicklung setzte sich in anderen Be-     sich die Herausforderungen für den Detailhandel noch ein-
                               reichen wie Bekleidung und Elektronik fort. In den 1970er-   mal akzentuiert. Die Einkäufe im grenznahen Ausland nah-
                               Jahren wurden vermehrt grosse Einkaufszentren in den         men laufend zu und beliefen sich im Jahre 2015 bereits
                               Agglomerationen gebaut, welche den Detailhandel in den       auf rund 11 Milliarden Franken. Sie machen damit inzwi-
                               Innenstädten unter Druck setzten. Die Entwicklung hin zu     schen etwa 10% der gesamten Einkäufe der Schweizer
                               grösseren Anbietern, welche Einkauf und Distribution         Haushalte aus.2 Angesichts der teils dramatischen Preisun-
                               zentralisierten und den Verkauf standardisierten, führte     terschiede kann das nicht überraschen. Die Möglichkeiten
                               zu erheblichen Kostenersparnissen. Mit anderen Worten        des Schweizer Detailhandels, mit tieferen Preisen auf diese
                               liessen sich die gleichen Leistungen mit weniger Inputs      Herausforderung zu reagieren, sind begrenzt. Die Kosten
                               herstellen, die Produktivität stieg kräftig an.              für Personal werden durch die hohen schweizerischen
                               Diese Entwicklung hält an und findet in den gesamtwirt-      Lohnkosten mitbestimmt. So verdient eine Verkäuferin in
                               schaftlichen Zahlen ihren Niederschlag. Der Anteil des De-   der Schweiz zum aktuellen Wechselkurs rund doppelt so
                               tailhandels an der schweizerischen Wertschöpfung blieb       viel wie eine Verkäuferin in Deutschland. Auch die Kosten

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Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2016 - Neue Bedürfnisse, alte Rahmenbedingungen Hochpreisinsel Staat Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz - IHK ...
SCHWERPUNKT

                                                       Anteil Detailhandel an Beschäftigung und Wertschöpfung

                           9%

                           8%

                           7%

                                                                                                                                                             Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Daten des BfS
                           6%

                           5%

                           4%

                           3%
Der Anteil der Beschäf-
tigten im Detailhandel     2%
sank in den letzten
15 Jahren deutlich.        1%
Trotzdem konnte der
Anteil an der gesamten
Wertschöpfung sogar
                           0%
leicht wachsen.                       2001                2005                2008               2011                  2012                   2013

                                       Beschäftigungsanteil CH                  Beschäftigungsanteil OCH                   Wertschöpfungsanteil CH

                          für Mieten sind in der Schweiz deutlich höher. Bei den          kungslos. Das Internet ermöglicht damit bereits jetzt
                          Nahrungsmitteln ist zudem die schweizerische Landwirt-          Parallelimporte und dürfte so wesentlich wirksamer und
                          schaftspolitik mit dem Schutz der inländischen Produktion       zielgerechter sein als Änderungen im Kartellrecht.
                          ein zentraler Grund für die hohen Preise. Und bei vielen
                          Markenprodukten verhindern die Produzenten mit der Un-          Ausblick
                          terbindung von Parallelimporten eine Anpassung der              Es stellt sich damit die Frage, wie die Zukunft des statio-
                          Preise an das ausländische Preisniveau.                         nären Einzelhandels aussieht. Natürlich kann man auch im
                                                                                          Detailhandel auf eine baldige Stärkung des Euro gegen-
                          Das Internet als «Game-Changer»                                 über dem Schweizer Franken hoffen. Eine solche könnte
                          Neben dem Einkaufstourismus setzt auch die zuneh-               aber noch in weiter Ferne liegen und ändert zudem wenig
                          mende Konkurrenz durch das Internet den Ladengeschäf-           an der grundlegenden Herausforderung. Traditionelle Ka-
                          ten zu. Laut Schätzungen gaben die Schweizer Konsu-             näle mit direktem Kundenkontakt sind teuer und werden
                          menten im Jahr 2014 bereits 7 Milliarden Franken für            nur überleben, wenn sie entsprechenden Mehrwert schaf-
                          Käufe von Konsumgütern im Internet aus. Der grösste             fen. Der Einkauf selber muss einen Nutzen stiften, das
                          Anteil entfiel auf Elektronik, wo bereits etwa 25% aller        heisst er muss ein positives Erlebnis sein. Wie ein solcher
                          Käufe über das Internet getätigt werden, und auf Beklei-        Mehrwert aussehen könnte, müssen die Entscheidungs-
                          dung, mit einem Anteil von etwa 15%. Doch auch bei Le-          träger in den Einzelhandelsunternehmen herausfinden. In
                          bensmitteln nehmen die Käufe über das Internet zu. Die          der Verantwortung steht aber auch die Politik. Die Bedeu-
                          Vorteile liegen auf der Hand. Die Preise sind deutlich tiefer   tung des Einzelhandels für unsere Beschäftigung ist mit
                          als im traditionellen Detailhandel. Dazu bietet das Internet    den richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen
                          die Möglichkeit, Preise zu vergleichen, was zu weitgehen-       zu sichern. Definitiv nicht dazu gehören Massnahmen und
                          der Preistransparenz führt. Und die Lieferung erfolgt nach      Vorschriften wie die aktuellen Ladenöffnungszeiten, die
                          Hause.                                                          bestehende Strukturen zementieren.
                          Es kann davon ausgegangen werden, dass dies erst der
                          Anfang der Entwicklung ist. In Zukunft dürfte der Inter-
                          nethandel auch weitere Bereiche erfassen. Zudem erlaubt         1 Die Arbeitsproduktivität liegt im Detailhandel deutlich unter dem
                          es das Internet, Handelsbarrieren zu umgehen. Produzen-           Durchschnitt aller Branchen, der Beschäftigungsanteil liegt deutlich
                                                                                            über dem Wertschöpfungsanteil. Dies findet seine Entsprechung in
                          ten können zwar Parallelimporte an Schweizer Händler              tiefen Durchschnittslöhnen.
                          unterbinden. Gegen direkte Einkäufe der Konsumenten             2 Die Zahlen zu Einkaufstourismus und Bedeutung des Internethan-
                          im Ausland sind solche Restriktionen aber letztlich wir-          dels stammen aus dem «Retail Outlook 2016» der Credit Suisse.

                                                                                                                                                Nr. 1/2016                                                      9
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2016 - Neue Bedürfnisse, alte Rahmenbedingungen Hochpreisinsel Staat Gesucht: Mr. oder Mrs. Ostschweiz - IHK ...
SCHWERPUNKT

Neue Bedürfnisse und veraltete Rahmenbedingungen hinterlassen Spuren im Einzelhandel

Handel ohne
Wandel?
                            Digitalisierung, Globalisierung, Mobilität, veränderte Familienstrukturen oder der starke
                            Franken: Der Einzelhandel steht unter massivem Veränderungsdruck. Bisher hat es
                            eine unheilige Allianz von gewerblicher Wirtschaft, Landwirtschaft, Gewerkschaften
                            und Kirche verstanden, die notwendigen Anpassungen an veränderte Bedürfnisse zu
                            verhindern. Doch ohne eine echte Liberalisierung müssen wir damit leben, dass im
                            Einzelhandel schon bald Tausende von Arbeitsstellen zur Disposition stehen werden.

                            Es gibt kaum eine Branche, die so nahe bei den Endver-        schulpflichtigen Kindern ist sogar höher als diejenige der
Dr. Kurt Weigelt            brauchern unterwegs ist wie der Einzelhandel. Trends,         Frauen ohne solchen Nachwuchs. Dies alles hat direkte
Direktor IHK
                            Modeströmungen, neue Bedürfnisse, dies alles und noch         Folgen auf das Einkaufsverhalten.
                            viel mehr zeigen sich am Abend in der Kasse. Einzelhänd-      Gleichzeitig steigt die Mobilität. Im Jahre 2010 legten jede
                            ler segeln hart am Wind. Während Investitionsentscheide       Einwohnerin und jeder Einwohner der Schweiz täglich im
                            langfristig angelegt sind, entscheidet der Konsument          Durchschnitt rund 37 km zurück. Der Grossteil der Distan-
                            kurzfristig, spontan. Er reagiert unmittelbar auf Aktionen    zen (66 %) wird mit dem motorisierten Individualverkehr
                            und neue Angebote sowie auf die Einkaufs- und Service-        bewältigt. Seit 1980 hat sich der Bestand der Strassenmo-
                            qualität eines Anbieters. Einzelereignisse wie die Aufhe-     torfahrzeuge mehr als verdoppelt. Mit Abstand bedeu-
                            bung des Frankenkurses führen blitzartig zu einem verän-      tendster Verkehrszweck ist die Freizeit. Mit einem Anteil
                            derten Kundenverhalten, die Kaufkraft wandert ab. Aber        von 24 % folgt die Arbeit, der Einkaufsverkehr macht
                            auch für den Einzelhandel gilt, dass die wirklich funda-      lediglich 13 % des gesamten Verkehrsaufkommens aus.
                            mentalen Veränderungen weniger in kurzfristigen Heraus-
                            forderungen als vielmehr im langfristigen gesellschaftli-     Digitalisierung
                            chen und wirtschaftlichen Wandel liegen. Dazu gehören         Parallel zu diesen gesellschaftlichen Veränderungen defi-
                            neue Familienstrukturen, die Mobilität und die Digitalisie-   nieren Digitalisierung und Globalisierung den Einzelhan-
                            rung von Wertschöpfungsketten.                                del vollständig neu. Dabei ist das Online-Shopping nur die
                                                                                          Spitze des Eisbergs. Bereits viel deutlichere Spuren hinter-
                            Die neue Wirklichkeit                                         lassen hat die Digitalisierung in den Strukturen der Be-
                            Früher war die Aufgabenteilung klar. Der Mann arbeitete       triebe. Dank der Errungenschaften der Informationstech-
                            auswärts, die Frau kümmerte sich um die Kinder und den        nologie ist es heute möglich, komplexe Wertschöpfungs-
                            Haushalt. Dazu gehörte der Einkauf. Doch die Zeiten än-       ketten grenzüberschreitend zu einem prozessualen Gan-
                            dern sich. Noch nie wohnten so viele Schweizerinnen und       zen zusammenzufassen. Die digitale Welt funktioniert
                            Schweizer allein wie heute. Die Statistiker zählen mittler-   non-territorial, die geografische Nähe und damit der tra-
                            weile 1,3 Millionen Einpersonenhaushalte. Mit 36 % aller      ditionelle Einzelhandel vor Ort verlieren an Bedeutung.
                            Haushalte gehört unser Land weltweit zu den Spitzenrei-       Vertikal integrierte Unternehmen übernehmen in zahlrei-
                            tern. Eine Spitzenstellung nehmen wir auch bei der Er-        chen Segmenten den Markt. Noch 1990 befand sich mit
                            werbsquote der Frauen ein. Sechs von zehn Frauen gehen        C&A lediglich ein Anbieter unter den 25 grössten Einzel-
                            hierzulande einer Erwerbstätigkeit nach, rund doppelt so      handelsunternehmen der Schweiz. Heute dominieren in-
                            viel wie noch 1960. Die Erwerbsquote von Frauen mit           ternationale Handelsketten mit eigenen Sortimenten und

10                 Nr. 1/2016
SCHWERPUNKT

                              Flagshipstores von Herstellern unsere Einkaufsstrassen.       tagsverkäufe oder ausserordentliche Abendverkäufe wer-
                              Und dabei stehen wir erst am Anfang der Entwicklung.          den von den Behörden nur ausnahmsweise und als obrig-
                              Ganze Branchen wandern ins Internet ab.                       keitsstaatlicher Gnadenakt bewilligt. Und ganz vorbei ist
                                                                                            es, wenn der Einzelhandel Parkplätze fordert. Autofah-
                              Veränderung verboten                                          rende Konsumenten sind aus politischer Sicht so etwas
                              Die Ausgangslage ist klar. Der Einzelhandel muss sich ver-    wie die Inkarnation des Bösen. Hier greift die staatliche
                              ändern. Ladenöffnungszeiten aus Zeiten der traditionellen     Umerziehungspolitik mit Verboten, Bussen und Gebühren
                              Familie werden den Bedürfnissen moderner Lebensge-            gnadenlos ein. Dies ganz im Sinne von Faust: «Und bist
                              wohnheiten nicht mehr gerecht. Die Beschaffung des täg-       Du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.»
                              lichen Bedarfs findet vor und nach der Arbeit statt. Der
                              Einkauf von Kleidern, Schuhen oder Möbeln dagegen ist         Unheilige Allianzen
                              schon längst Teil des Freizeitverhaltens. Wie bereits dar-    Machen wir uns nichts vor. Der Einzelhandel steht unter
                              gestellt, ist dabei die grosse Mehrheit der Bevölkerung mit   massivem Veränderungsdruck. Wer zu spät kommt, den
                              dem eigenen Auto unterwegs. Die Erreichbarkeit, ein           bestraft auch in diesem Zusammenhang das Leben. Dabei
                              grosszügiges und preiswertes Parkplatzangebot sind ent-       liegt es nicht an den Entscheidungsträgern in unseren Ein-
                              scheidende Erfolgskriterien. Gleichzeitig herrscht dank       zelhandelsunternehmen. Die Mehrheit hat die Zeichen der
                              dem Internet absolute Preistransparenz. Nicht nachvoll-       Zeit schon längst erkannt. Nur, in der Vergangenheit hat
                              ziehbare Preisdifferenzen im stationären Einzelhandel vor     es eine unheilige Allianz von gewerblicher Wirtschaft,
                              Ort gegenüber Online-Angeboten und den Mitbewerbern           Landwirtschaft, Gewerkschaften und Kirche immer wieder
                              im nahen Ausland werden nicht akzeptiert. Nur, dies alles     verstanden, die notwendigen Anpassungen an veränderte
                              interessiert die politische Öffentlichkeit nicht. Nahrungs-   Lebensmodelle und neue Bedürfnisse im politischen Pro-
                              mittel werden an der Grenze mit massiven Zöllen belastet      zess und an der Urne zu verhindern. Dies ist zu akzeptie-
                              und so für die Konsumenten, die in der Schweiz einkau-        ren. Allerdings ist auch zu akzeptieren, dass ohne eine
                              fen, künstlich verteuert. Dies im Interesse der Bauern und    echte Liberalisierung des Einzelhandels in naher Zukunft
                              auf Kosten der Arbeitsplätze im Einzelhandel, im Touris-      Tausende von Arbeitsplätzen in unseren Ladengeschäften
                              mus und in der Gastronomie. In vielen Kantonen gelten         zur Disposition stehen. Handel ohne Wandel funktioniert
                              für den klassischen Einzelhandel unverändert Ladenöff-        nicht.
                              nungszeiten aus Epochen, als Muttern noch am Herd
                              stand und ihre Einkäufe während der Schulstunden ihrer
                              Kinderschar erledigte. Punktuelle Ausnahmen wie Sonn-

Der Einzelhandel re-
agierte vielerorts mit
noch grösseren Preisab-
schlägen auf die vielfälti-
gen Herausforderungen.

                                                                                                                                       Nr. 1/2016   11
PUBLIREPORTAGE

St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)

Unternehmensvernetzung
für Anspruchsvolle
Warum sich ein regionaler Energieversorger mit Unternehmensver-                                      dieser Gebiete arbeiten wir mit weiteren Part-
netzung befasst? Es ist einfach: Als Energieversorger sind wir Meister                               nern zusammen.
im Netzbau sowie im sicheren Betrieb von Unterhalt und Infrastruk-
                                                                                                     Hoch verfügbare Internetverbindungen,
tur. Das gilt auch für das Glasfasernetz und darauf aufbauende
                                                                                                     Ethernet Services, Dark Fiber
Dienste. Als Unternehmen entwickeln wir uns vorausschauend und                                       Möchte ein Unternehmen eine zeitgemässe
kundenorientiert. Und so sind wir heute das, was wir sind: Energie-                                  und zukunftssichere Unternehmensvernet-
versorger, Netzbetreiber und Dienstanbieter.                                                         zung auf Basis von Glasfaser, hat es die Wahl
                                                                                                     zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten:
                                                                                                     • Hochverfügbare Internetverbindungen sind
Die Medwork AG ist ein Beratungsunterneh-         Glasfaserbasierte Unternehmensvernet-                die Luxusvariante des Internetanschlusses
men mit Sitz in Rehetobel. Medwork hat mit        zung mit der SAK?                                    mit hoher Zuverlässigkeit und jederzeit ga-
der St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG      Als Energieversorger stehen wir für Netzbau          rantierter Bandbreite.
(SAK) zwei Standorte auf Basis von Glasfaser      sowie sicheren Betrieb und Unterhalt von In-       • Ethernet Services verbinden Unternehmens-
vernetzt und einen zentralen Punkt nach aus-      frastruktur. Das gilt auch für die Glasfaser und     standorte mit einer leistungsfähigen und
sen ins Internet geschaffen. Für Andreas          das Glasfasernetz. Und weil es auf der Glas-         sicheren LAN-LAN-Verbindung von bis zu
Baenziger, Partner bei der Medwork AG, ein        faser sehr nutzbringende Dienste gibt, bieten        10 GB/s.
gelungenes Projekt: «Wir haben unseren Part-      wir zusätzlich glasfaserbasierte Kommunika-        • Mit Dark Fiber mietet das Unternehmen
ner auf Basis der Kriterien Bekanntheit, Flexi-   tion und Unternehmensvernetzung an. Wir              faktisch seine eigenen Glasfasern und be-
bilität und Preis/Leistung ausgesucht», sagt      stehen für Sicherheit und Zuverlässigkeit aus        stimmt Übertragungsgeschwindigkeit und
er und empfiehlt: «Planen Sie Ihr Projekt gut     einer Hand und orientieren uns am Kunden-            Technik selbst.
und setzen Sie es mit einem professionellen       bedarf. Unsere Unternehmenskunden schät-
Player schnell um.»                               zen den direkten Draht zur Technik und Ent-        Für welche Art der Verbindung Sie sich auch
                                                  wicklung.                                          entscheiden, in der SAK finden Sie den leis-
                                                                                                     tungsfähigen und regional verankerten Part-
                                                  Regional verankert                                 ner an Ihrer Seite.
                                                  Die SAK baut in ihrem Einzugsgebiet, den
                                                  Kantonen St.Gallen, Appenzell Innerrhoden          Wollen Sie mehr erfahren?
                                                  und Appenzell Ausserrhoden, das Glasfaser-         Nutzen Sie unsere Website www.SAKnet.ch/
                                                  netz SAKnet. Davon profitieren insbesondere        unternehmensangebot und melden Sie sich
                                                  regionale Unternehmen. Die SAK Dienste             persönlich unter 071 229 50 00. Herr Michael
                                                  werden auch auf den Glasfasernetzen der            Kürsteiner ist gerne für Sie da.
                                                  Stadt St.Gallen und Gossau angeboten. Für
                                                  die Erschliessung von Standorten ausserhalb

12              Nr. 1/2016
SCHWERPUNKT

Grosse Detailhändler aus der Ostschweiz analysieren die Situation

Kaufen wir bald nur
noch online ein?
                                                 Self-Checkout-Kassen, steigende Nachfrage nach Convencience-Arti-
                                                 keln aber auch nach regionalen und biologischen Produkten, andere
                                                 Arbeitsgewohnheiten, individualisiertere Kundenansprache oder der
                                                 laufende Preisdruck. Wie sieht der Detailhandel der Zukunft aus?
                                                 Vier grosse Ostschweizer Detailhändler nehmen Stellung zu den Her-
Robert Stadler                                   ausforderungen und Chancen ihrer Branche.
Leiter Kommunikation / Stv. Direktor IHK

                                                 sprechen. Bezogen auf die eigene Zielkund-      Laufe der letzten Jahrzehnte immer wieder
                                                 schaft muss es gelingen, das Spiel zwischen     erfolgreich auf veränderte Rahmenbedingun-
                                                 Digitalstrategie und Erlebnis am «point of      gen, gesellschaftliche Erwartungen, gesetz-
                                                 sale» in Einklang zu bringen, dies aber immer   liche Vorgaben und technologischen Entwick-
                                                 mit dem Fokus auf den Kundennutzen. Das         lungen reagiert.
                                                 Kennen der eigenen Kundschaft und deren         Das Tempo der Veränderung wird sich in den
                                                 Bedürfnisse und das schnelle Reagieren dar-     nächsten Jahren deutlich verschärfen. Die
                                                 auf wird überlebenswichtig sein. Die Pro-       Zukunft wird geprägt sein von zunehmender
                                                 dukte werden in der Schweiz zwar immer          Mobilität, permanent verfügbaren Informati-
                                                 günstiger, dennoch bleiben sie im Verhältnis    onen und der wachsenden Bedeutung des
                                                 zum Ausland teurer. Es muss auch da gelin-      Online-Geschäftes. Die Erwartungshaltung
                                                 gen, dem Kunden in anderer Form einen           der Kunden wird im Gleichschritt mit den un-
                                                 Mehrwert zu geben. Entweder über die Ver-       beschränkten Informationsmöglichkeiten zu-
Max Manuel Vögele, VR-Delegier-                  besserung der Produkte, oder des Services.      nehmen. Die Nähe zum Kunden – physisch
ter/CEO, Karl Vögele AG                                                                          wie virtuell – wird dabei immer wichtiger wer-
Man muss aus heutiger Sicht davon ausge-                                                         den, denn sie bedeutet für ihn Vereinfachung
hen, dass der Auslandkonsum aufgrund des                                                         und Zeitersparnis.
starken Frankens auf einem hohen Niveau                                                          Für den einheimischen Detailhandel ergeben
verharren wird. Das Online-Geschäft wird in                                                      sich daraus grosse Herausforderungen:
vielen Bereichen noch deutlich wachsen. Es                                                       • Die Konsumenten erwarten attraktive und
wird als Folge davon eine Konzentration der                                                         moderne Verkaufsstellen in ihrer Nähe.
Anbieter geben. Wer übrig bleibt, wird aber                                                      • Die Nachteile gegenüber den Mitbewer-
auch sein Filialnetz erheblich reduzieren müs-                                                      bern im grenznahen Ausland (v.a. der
sen, was letztlich auch als Reaktion auf das                                                        Preis) sowie im weltweiten Online-Ge-
enorme Flächenwachstum der letzten Jahre                                                            schäft (v.a. die unbeschränkte Auswahl)
zu sehen ist. Die hohen Mieten für Laden-                                                           müssen durch alternative Mehrleistungen
lokale, die nicht mehr im Verhältnis zu den                                                         kompensiert werden.
schwindenden Umsätzen stehen, werden in                                                          • Die effiziente und kundenorientierte Ver-
den nächsten Jahren zurückgehen müssen.                                                             knüpfung von stationärem und Online-Ge-
Dies verschafft dem Detailhandel die drin-       Peter Diethelm, Geschäftsleiter                    schäft – Stichwort «Cross-Channel-Ma-
gend nötige Luft. Die Chancen für den Detail-    Genossenschaft Migros Ost-                         nagement» – wird immer bedeutender.
handel liegen auch im Beherrschen der ge-        schweiz                                         • Mit der Erwartungshaltung der Kunden
schickten Kombination zwischen on- und off-      Der Detailhandel ist eine sehr dynamische          steigen die Anforderungen an die Mitar-
line, verbunden mit einem klaren Markenver-      und anpassungsfähige Branche. Er hat im            beitenden. Deren Rekrutierung sowie de-

                                                                                                                                Nr. 1/2016   13
10
                                                                                                                      IH % R
                                                                                                                        K- ab
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                                                                                                                               lie ür
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                                                                                                                                     r

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                                    » Die Differenz zwischen 99 und 100 Prozent ist
                                      die zwischen Zufriedenheit und Begeisterung «

                                       Buchs     Winterthur Altstätten Chur                    Vaduz www.maq.ch

                                                                               EcoOst – Trendfabrik am
                                                                               15. März, 31. Mai und
                                                                               25. Oktober 2016.
                                                                               Mehr Infos: www.ihk.ch/
                                                                               veranstaltungen/ecoost

 Der Wunsch nach Selb-
 ständigkeit: Erfolgsrezept oder
 Stolperfalle für KMU?                                                                                      HAUPTSPONSOR

         Montag, 7. März 2016
         13 – 18 Uhr, Einstein Congress St.Gallen
         Bei «EcoOst – das Symposium» treffen sich Entscheidungsträger                                      CO-SPONSOREN

         und -trägerinnen aus allen Branchen, Firmengrössen und Regio-
         nen der Ostschweiz für den gemeinsamen Erfahrungsaustausch
         und den Wissenstransfer zwischen Praxis und Wissenschaft.
         Referenten sind Urs Frey (KMU-Institut der Universität St.Gallen),
         Christine Bolt (St.Galler Tagblatt AG), Erich Eigenmann (ESGE AG,
         bamix of Switzerland) und Caroline Magerl-Studer (Mila d’Opiz).

         Informationen und Anmeldemöglichkeit unter www.ecoost.ch
SCHWERPUNKT

   ren Aus- und Weiterbildung werden im-           kompetent beraten wird und sich wohlfühlt.       chenmagazins habe ich mich kürzlich sehr ge-
   mer wichtiger.                                  Diese Entscheidungsfreiheit des Kunden zeigt     freut. Und natürlich gleich die vielen SPAR-
Das stationäre Geschäft wird es auch in Zu-        einen weiteren, wichtigen Wert des zukünfti-     Marktteams vor mir gesehen, die unseren
kunft geben. Denn unsere fünf Sinne lassen         gen Detailhandels: die Individualisierung. Die   Kunden bei jedem Einkauf mit einem freund-
sich nicht über die Steckdose oder das Glas-       Kunden wünschen individuelle, auf sie zuge-      lichen «Grüezi» und ihrer Hilfsbereitschaft
faserkabel und auch nicht über den 3D-Dru-         schnittene Produkte und Dienstleistungen.        neben einem kompetenten Nahversorger-
cker aktivieren. In naher Zukunft wird der Ver-    Der Detailhandel begegnet diesem Bedürfnis,      sortiment auch ein gutes Gefühl mit nach
drängungswettbewerb aber weiter zuneh-             indem er einerseits eine grosse Vielfalt und     Hause geben, dass sie in unserer SPAR-Stube
men, und der stationäre Handel wird bei ver-       vor allem die Wahl bietet. Gleichzeitig wird     jeden Tag herzlich willkommen sind.
schiedenen Sortimenten markante Umsatz-            die Kundschaft gezielt und möglichst persön-     Oder ist diese heile Welt des Detailhandels ein
einbussen verkraften müssen. Es ist davon          lich und bedürfnisorientiert angesprochen.       Auslaufmodell? Fakt ist, dass der stationäre
auszugehen, dass einzelne Akteure aus dem          Eine Möglichkeit dafür bietet sich mit dem       Detailhandel von «Menschen, die trotzdem
Markt ausscheiden. Wer das Vertrauen seiner        Einsatz von Zielgruppen-Eigenmarken wie          von einer Maschine kaufen,» bereits heute
Kunden gewonnen hat und den obenge-                Karma bei Coop für vegetarische Lebensmit-       stark herausgefordert wird. Wo immer das
nannten Herausforderungen mit überzeugen-          tel oder Gütesiegel wie die Knospe der Bio       identische Produkt online oder bei der Kon-
den Lösungen begegnet, wird aber auch in           Suisse. Diese geben dem Kunden eine einfa-       kurrenz günstiger zu haben ist: Wer es wissen
Zukunft erfolgreich sein.                          che und rasche Orientierung und ermögli-         will, findet dies auch mit wenigen Mausklicks
                                                   chen die Einordnung des Produkts.                heraus. Und entscheidet sich dann – den Zu-
                                                   Weiterhin im Trend bleiben «Nachhaltig-          satzaufwand für den Einkaufsort B einrech-
                                                   keit», «Regionalität» und «Convenience».         nend – für das «richtige Angebot». Je nach
                                                   Nachhaltig produzierte Güter sowie regio-        Preisabstand auch gerne ohne ein freundli-
                                                   nale Produkte finden bei der Kundschaft          ches «Grüezi» an der Kasse.
                                                   nach wie vor grossen Anklang. Und die stei-      Auch wenn der Online-Einkauf im Food-
                                                   gende Nachfrage nach Convenience-Artikeln        Detailhandel im Vergleich zu anderen Zwei-
                                                   wird sich, aufgrund der veränderten Lebens-      gen des Detailhandels (hauptsächlich wegen
                                                   und Arbeitsgewohnheiten, ebenfalls fortset-      des noch vorhandenen Misstrauens gegen-
                                                   zen. Neben diesen Punkten werden den De-         über frischen Produkten aus dem Internet)
                                                   tailhandel weiterhin auch die aktuellen, wirt-   bisher noch ein kleines Pflänzchen ist, so sind
                                                   schaftlichen Herausforderungen beschäfti-        die Beurteilungen der digitalen Trends auf die
                                                   gen. Dazu gehören die Aufhebung der Euro-        Veränderungen im Detailhandel ein Dauer-
                                                   Mindestgrenze, der damit verbundene Ein-         thema. In Zeiten, wo die «Digital Natives»
                                                   kaufstourismus sowie anhaltende Preis-           volljährig sind, interessieren neben digitalem
Ivo Dietsche, Leiter Coop-Ver-                     abschläge.                                       Einkauf im Supermarkt oder per Klick-und-
kaufsregion Ostschweiz-Ticino                                                                       nach-Hause-liefern die individualisierte Kun-
Wie in vielen Wirtschaftszweigen kommt man                                                          denansprache dank Big Data – und sogar
auch beim Blick auf die Zukunft des Detailhan-                                                      robotergesteuerte Bedienelemente in Super-
dels am Begriff «Digitalisierung» nicht vorbei.                                                     märkten.
Gemeint ist damit nicht nur der Online-Han-                                                         Diese Entwicklungen und neue Trends, die wir
del. Praktische Smartphone-Apps, die uns ak-                                                        heute noch nicht kennen, werden den (Food-)
tuelle Aktionen anzeigen und uns so beim täg-                                                       Detailhandel in immer kürzeren Zyklen verän-
lichen Einkauf unterstützen, sogenannte Self-                                                       dern. Ich bin aber überzeugt davon, dass der
Checkout-Kassen oder die Optimierung der                                                            zwischenmenschliche Kontakt, der diese
Bestellungs- und Belieferungslogistik gehören                                                       Branche über Jahrhunderte geprägt hat, seine
ebenso zur digitalen Transformation. Im Zu-                                                         Bedeutung nie ganz verlieren wird.
sammenhang mit der Digitalisierung steht in                                                         Aus diesem Grund werden wir bei SPAR die-
den nächsten Jahren auch die Vernetzung des                                                         jenigen Zukunftstrends genau verfolgen, die
digitalen mit dem stationären Handel im Fo-                                                         wir als Nachbarschaftsmarkt spielerisch um-
kus. Der Kunde soll vermehrt selber entschei-                                                       setzen können – und gleichzeitig nicht ver-
den können, ob er im Internet oder im Laden        Hans Beer, Geschäftsleiter SPAR                  gessen, unsere Kunden bei jedem Kontakt
einkauft, ob er sich die Waren zusenden lässt      Handels AG                                       mit SPAR mit einem hilfsbereiten «Grüezi» zu
oder sie in einer Verkaufsstelle abholt. Zentral   «Menschen kaufen nicht gerne von einer           begrüssen.
dabei ist, dass der Kunde auf allen Kanälen        Maschine». Über diesen Titelsatz eines Bran-

                                                                                                                                    Nr. 1/2016   15
SCHWERPUNKT

Hohe Schweizer Preise: Ausmass und Gründe

Hochpreisinsel
Staat
                             Spricht man über den Einkaufstourismus im benachbarten Ausland werden gerne die
                             Preisunterschiede bei Pflegeprodukten ins Feld geführt. Weitaus die grössten Preisauf-
                             schläge muss man in der Schweiz jedoch für Güter berappen, die sich nicht einer aus-
                             ländischen Konkurrenz stellen müssen. So schlagen im Vergleich zum EU-Durchschnitt
                             die stationären Spitalbehandlungen mit einem Aufschlag von stolzen 150% zu Buche.
                             Auch unsere Bildung ist im internationalen Vergleich sehr teuer und treibt unser Preis-
                             niveau in die Höhe.
Dr. Frank Bodmer
Leiter volkswirtschaftli-
che Analyse IHK
                             Mit der Erstarkung des Schweizer Frankens ist das Prob-      und Haushaltsgeräte halten sich die Preisunterschiede mit
                             lem der hohen Schweizer Preise wieder in den Fokus ge-       einem Plus von rund 20% dagegen in Grenzen. Und auch
                             rückt. Die Konsumenten reagieren mit direkten Einkäufen      bei Investitionsgütern wie Maschinen sind die Preisunter-
                             im Ausland auf die teilweise eklatanten Preisunterschiede.   schiede relativ klein. Am Schluss der Rangliste finden sich
                             Im Parlament soll demnächst wieder eine Verschärfung         alkoholische Getränke und Software. Im Jahr 2015 dürf-
                             des Kartellrechts beraten werden, wovon sich Preissen-       ten sich die Preisunterschiede aufgrund des starken Fran-
                             kungen im Inland erhofft werden. Die Verantwortung für       kens bei vielen Gütern weiter akzentuiert haben.
                             die hohen Schweizer Preise wird dabei zu einem wesent-
                             lichen Teil bei den Produzenten von Markenartikeln gese-     Wettbewerb senkt die Preise
                             hen, welche Parallelimporte in die Schweiz verhindern.       Grundsätzlich gilt, dass internationaler Wettbewerb die
                             Solche Fälle gibt es zwar einige. In vielen anderen Fällen   Preise senkt. Deshalb liegen die Preise vieler Investitions-
                             ist aber die Politik selber für die hohen Schweizer Preise   güter und Güter des täglichen Bedarfs in der Schweiz auf
                             verantwortlich. Oft wird zudem übersehen, dass der zen-      ähnlichem Niveau wie im Ausland. Ein Grossteil dieser
                             trale Grund für unser Preisniveau beim hohen schweizeri-     Güter wird im Ausland hergestellt und in die Schweiz im-
                             schen Wohlstand liegt. Dieser zeigt sich in hohen Schwei-    portiert. Die verbleibenden schweizerischen Produzenten
                             zer Löhnen, welche die Kosten und damit die Preise für       müssen die höheren Kosten über eine höhere Produktivi-
                             alle nichthandelbaren Aktivitäten steigen lassen.            tät oder eine bessere Qualität kompensieren, ansonsten
                                                                                          können sie nicht überleben.
                             Grosse Unterschiede bei Preisaufschlägen                     Anders sieht die Sache bei nichthandelbaren Gütern aus.
                             Relativ zum Durchschnitt der EU ist die Schweiz beim Ge-     Hier besteht der Druck der günstigen ausländischen Kon-
                             sundheitswesen am teuersten, zum Beispiel mit einem          kurrenz nicht. Zudem gilt, dass die durchschnittlichen
                             Preisaufschlag von stolzen 150% bei stationären Spital-      Löhne in Ländern mit einem hohen Lebensstandard hoch
                             behandlungen (siehe Grafik). Auch Bildung ist im interna-    sind. Das allein führt in reichen Ländern wie der Schweiz
                             tionalen Vergleich sehr teuer. Immer noch sehr gross ist     zu höheren Preisen für nichthandelbare Güter. Fehlt zudem
                             der Preisaufschlag beim Wohnen, wo sowohl Bauten als         der interne Wettbewerb, treibt das die Preise weiter in die
                             auch Boden sehr teuer sind. Dicht darauf folgen Nah-         Höhe. Beide Faktoren erklären zumindest einen Teil der ho-
                             rungsmittel und Gaststätten. Bei anderen Gütern des täg-     hen Preise für Gesundheit und Bildung. Und auch der De-
                             lichen Bedarfs wie Bekleidung, Nachrichtenübermittlung       tailhandel ist von den hohen Schweizer Kosten betroffen.

16                  Nr. 1/2016
SCHWERPUNKT

                          Dass Wohnen in der Schweiz so teuer ist, hängt ebenfalls         Hat das hohe Schweizer Preis- und Lohn-
                          mit dem hohen Wohlstandsniveau zusammen. Im Bau-                 niveau eine Zukunft?
                          und Baunebengewerbe ist die internationale Konkurrenz            Man kann sich fragen, ob die Schweiz mit solch hohen
                          schwach. Zwar ist es seit Einführung der bilateralen Ver-        Löhnen und Preisen wirtschaftlich überhaupt noch eine
                          träge möglich, ausländische Anbieter zu berücksichtigen.         Zukunft hat. Solange die Schweizer Exportwirtschaft die
                          Diese sind aufgrund der flankierenden Massnahmen aber            hohen Löhne über eine hohe Produktivität kompensieren
                          gezwungen, Schweizer Löhne zu bezahlen, womit ein                kann, ist das durchaus vorstellbar. Sollte sie diese Anpas-
                          wichtiger Kostenvorteil wieder verloren geht. Beim Woh-          sung aber nicht mehr schaffen oder die Schweiz in ande-
                          nen spielt zudem der Faktor Boden eine wichtige Rolle.           ren Bereichen deutlich an Attraktivität verlieren, so müsste
                          Dieser ist in der dicht besiedelten Schweiz knapp, was den       bei Löhnen und Preisen eine Anpassung nach unten erfol-
                          Bodenpreis in die Höhe treibt. Restriktive Bau- und Zonen-       gen. Nachdem sich die Schweiz in vielen Bereichen Extras
                          vorschriften führen zu einer weiteren Verteuerung.               leistet – zu denken ist an die grosszügige Unterstützung
                                                                                           der Landwirtschaft oder an die sehr gute, aber auch sehr
                          Staatliche Vorschriften als Preistreiber                         teure Gesundheitsversorgung – gäbe es durchaus Raum
                          Staatliche Vorschriften sind auch in anderen Bereichen ein       für eine solche Anpassung. Und würden die Preise von
                          wichtiger Grund für die hohen schweizerischen Preise.            staatlich regulierten und nichthandelbaren Gütern gleich-
                          Zölle und quantitative Handelshemmnisse verteuern die            zeitig mit den Löhnen fallen, so müssten sich daraus nicht
                          Lebensmittelpreise in der Schweiz. Ziel dieser Eingriffe ist     einmal grössere Einbussen beim durchschnittlichen Le-
                          natürlich der Schutz der schweizerischen Landwirtschaft.         bensstandard ergeben. Trotzdem wäre ein solcher Prozess
                          Bei den Gesundheitsleistungen, wo die Preise am höchs-           mit Verteilungskonflikten verbunden und deshalb nur
                          ten sind, spielt der Wettbewerb kaum. Vielmehr ist der           schwer zu bewältigen. Es muss gehofft werden, dass die
                          gesamte Gesundheitssektor von einer Vielzahl von staat-          Schweizer Exportwirtschaft die Anpassung an die erhöh-
                          lichen Eingriffen überzogen. Die Folgen sind Überkapazi-         ten Schweizer Kosten ein weiteres Mal schafft.
                          täten, hohe Kosten und eine ungebremste Mengenaus-
                          weitung.

                                                                  Preisaufschlag Schweiz vergleich zu EU

                           Stationäre Gesundheitsdienstl.

                           Erziehung und Unterricht

                           Wohnen

                           Baugewerbe

                           Nahrungsmittel (ohne Alkohol)

                           Gasttätten und Hotels

                           Bekleidung und Schuhe

                           Nachrichtenübermittlung

                           Haushaltsgeräte

                           Maschinen und Geräte

                           Alkoholische Getränke

Im Vergleich zur EU
fallen in der Schweiz
                           Software
besonders in der Ge-
sundheitsversorgung                                         0%   10%   20%   30%   40%   50%   60%   70%   80%   90%   100% 110% 120% 130% 140% 150%
und der Bildung happige
Preisaufschläge an.                                                                                                                          Quelle: BfS

                                                                                                                                        Nr. 1/2016    17
SCHWERPUNKT

Unterschiedliche Handhabe der Ladenöffnungszeiten am Beispiel des 27. Dezember 2015

Kantönligeist
beim Shopping
                                                   Man könnte glauben, dass im 21. Jahrhundert vieles liberal und kun-
                                                   denorientiert ausgestaltet ist. Die Realität sieht leider anders aus. So
                                                   liegt die Regelung der Ladenöffnungszeiten grundsätzlich bei den
                                                   Kantonen. Das Bestreben nach liberaleren Lösungen scheiterte an
                                                   Volksabstimmungen. Nebst den allgemeinen Ladenöffnungszeiten
                          Michael Götte
                          Leiter kantonale         standen immer wieder der Sonntag oder die speziellen Verkaufs-
                          Politik IHK
                                                   stellen (Tankstellenshops, … ) im Fokus solcher Abstimmungen.

Im Kanton St. Gallen fanden 1995 und 2003          wirtschaftlichen, kulturellen und geografi-    troffenen Branchenverbänden ist das Arbeits-
Abstimmungen zur Liberalisierung der kanto-        schen Verhältnissen in der Schweiz genügend    inspektorat zur Auffassung gelangt, dass da-
nalen Gesetzgebung statt. Beide Vorlagen           Rechnung getragen werden. Massvoll erwei-      für kein dringendes Bedürfnis besteht.» Wie
wurden vom Volk mit einem Nein an der Urne         terte Öffnungszeiten würden nicht zuletzt      dringend das Bedürfnis für die Kunden tat-
abgelehnt. Aktuell ist das Thema auch in Bun-      dem gesellschaftlichen Wandel entsprechen.     sächlich war, konnte Anfang des Jahres den
desbern angekommen. Ob sich durch die                                                             Medien entnommen werden. So titelte die
Motion von Ständerat Filipo Lombardi etwas         Einkaufen am 27. Dezember                      Gratiszeitung 20 Minuten: «40 000 Kunden
ändern wird, ist noch ungewiss. Der Tessiner       Ein aktuelles Beispiel aus den vergangenen     drängten sich im Glattzentrum.» Stefan Gross,
schrieb in seinem Vorstoss:                        Weihnachtstagen zeigt deutlich auf, dass       Leiter des Glattzentrums, gab zu Protokoll:
Der Bundesrat wird beauftragt, dem Parla-          Handlungsbedarf besteht. Anfang Juni 2015      «Wir hatten wirklich ungewöhnlich viele
ment eine Änderung des Schweizerischen             publizierte das Volkswirtschaftsdepartement    Leute bei uns.» Normalerweise fülle sich das
Binnenmarktgesetzes (BGMB) und gegebe-             des Kantons St. Gallen folgenden Pressetext:   Zentrum am Nachmittag, an diesem Sonntag
nenfalls weiterer Gesetze zu unterbreiten, so-     «Im Kanton St. Gallen wird es im Jahr 2015     sei es aber bereits gegen 11 Uhr voll gewesen
dass im Rahmen der Wachstumspolitik auf            keine Sonntagsverkäufe am 26. und 27. De-      – und dies trotz Bilderbuchwetter. «Dies war
nationaler Ebene die Ladenöffnungszeiten           zember geben. Nach Absprache mit den be-       definitiv unser stärkster Sonntagsverkauf.»
von Montag bis Samstag für alle Detailhan-
delsbetriebe im Sinne eines Mindeststandards
wie folgt teilharmonisiert werden: von Mon-         Kanton/Bundesländer         Mo–Fr Sa.         Besonderheiten
tag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr und am Sams-       Appenzell Ausserrhoden                        kein kantonales Gesetz (2005 aufgehoben)
tag von 6 bis 19 Uhr.                               Appenzell Innerrhoden                         kein kantonales Gesetz
Fest steht, dass durch die unterschiedlichen        Glarus                                        kein kantonales Gesetz (2000 aufgehoben)
kantonalen Regelungen der Ladenöffnungs-
                                                    Graubünden                                    Regelungen auf Gemeindeebene
zeiten für Detailhändler eine Verzerrung der
                                                                                                  Auf kommunaler Ebene kann pro Woche an
Wettbewerbssituation besteht. Der vom Mo-           St. Gallen                   6–19     6–17    einem Abend ein Abendverkauf bis 21.00
tionär geforderte Mindestanspruch der ein-                                                        Uhr bewilligt werden.
zelnen Händler in Sachen zulässiger Öff-            Schwyz                                        kein kantonales Gesetz
nungszeiten würde dagegen für ausgegli-
                                                    Thurgau                      6–22     6–22
chene Wettbewerbsbedingungen sorgen,
                                                    Zürich                       0–24     0–24
selbst wenn die Motion nicht alle Wettbe-
                                                    Baden-Wüttemberg             0–24     0–24    Mo–Sa gilt 22–5 Verbot für Alkoholverkauf
werbsungleichheiten (z. B. Sonntagsverkäufe)
aufgreift. Die Motion hat sich auf eine Teilhar-    Bayern                       6–20     6–20    kein eigenes Gesetz
monisierung der Ladenöffnungszeiten be-                                                           National geregelt mit Handlungsspielraum
                                                    Vorarlberg                   6–21     6-18
schränkt. Damit kann den unterschiedlichen                                                        für die Gemeinden

18              Nr. 1/2016
Ecknauer+Schoch ASW
Das Seedamm-Center in Pfäffikon SZ erlebte
einen vergleichbaren Ansturm: «Wir sind
positiv überrascht worden von der Menge an
Leuten, die zu uns kamen», sagte Centerleiter
Hanspeter Gisler. Er schätze die Besucherzahl
auf 18 000 Personen. «Das ist deutlich mehr
als letztes Jahr und sogar mehr als an den bei-
den verkaufsoffenen Sonntagen vor Weih-
nachten.» Ähnliche Aussagen waren auch
vom Thurgauer Amriville zu lesen.

Dramatische Unterschiede
Ganz offensichtlich lag der Kanton St. Gallen
mit seiner Einschätzung falsch. Oder waren
gar die Gewerkschaften zu stark? Sicher ist,
dass dieses kantonale Denken keineswegs
mehr dem heutigen Verhalten der Kunden
entspricht. Wie unterschiedlich die kanto-
nalen Regelungen sowie die Öffnungszeiten         version internet
in unseren Nachbarländern sind, zeigt neben-
stehende Tabelle.
Verkompliziert wird die Angelegenheit da-
durch, dass in vielen Kantonen zusätzliche
Präzisierungen wie die Durchführung von
Sonntagsverkäufen an die Städte und die Ge-       ABACUS Business Software
meinden delegiert sind. Dazu kommen wei-
tere kantonale Besonderheiten. Stichworte         goes mobile
dazu sind Grösse der Verkaufsfläche, Touris-
musgebiete, Läden an publikumsintensiven
                                                                ABACUS bringt Bewegung in Ihr
Orten oder gar die verbindliche Definition der
                                                                Business. Apps für Smartphones und
zum Verkauf angebotenen Waren. Dies alles
                                                                iPads informieren Sie schneller und
geht nicht nur zu Lasten der Kundenfreund-
                                                                machen Sie und Ihre Mitarbeiter
lichkeit des Einzelhandels, sondern führt zu
                                                                effizienter und flexibler.
Wettbewerbsverzerrungen in grossem Masse.
                                                                > Unterwegs Leistungen, Spesen,
Es bleibt zu hoffen, dass der Leidensdruck,
                                                                     Stunden erfassen, Rapporte ausfüllen,
welchen der Detailhandel zurzeit erlebt, die
                                                                     Adressen und Projektdaten bearbeiten
politisch Verantwortlichen und letztlich –                           und sofort mit der Software in Ihrem
wenn nötig – auch das Stimmvolk zu einem                             Unternehmen synchronisieren
Umdenken bewegen kann. Die IHK St. Gallen-                      > Überall und jederzeit Stammdaten
Appenzell unterstützt jede Bestrebung zu                             und Standardauswertungen einsehen
einem kundenfreundlicheren Umgang im
Bereich der Öffnungszeiten – explizit für den                   www.abacus.ch
Detailhandel.
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     MAL 6 T E HMENDE
               I L N E
 MAXI
SCHWERPUNKT

Doppelmoral beim Einkaufen in Bahnhöfen und Flughafen

Unfairer
Wettbewerb
                   Mit staatlichen Vorschriften will man den Konsumenten zum korrekten Verhalten erzie-
                   hen: Man soll seine Einkäufe nicht mit dem Auto erledigen und schon gar nicht zu
                   Unzeiten wie am Sonntag oder keinen Tabak und Alkohol konsumieren. Solche Ein-
                   schränkungen gelten aber schnell nicht mehr, wenn es um sogenannte öffentliche Inte-
                   ressen geht. Paradebeispiel ist der Flughafen Kloten mit seinen 17 000 Parkplätzen,
                   täglich geöffneten Shops und dem Duty-free-Bereich.

                   Die Bundesverfassung geht davon aus, dass Herr und Frau        Center täglich von 06.00 Uhr bis 23.00 Uhr. Vergleichbar,
Dr. Kurt Weigelt   Schweizer mit vollendetem 18. Altersjahr mündig sind.          wenn auch etwas weniger grosszügig, sind die staats-
Direktor IHK
                   Ihnen stehen alle politischen Rechte zu. Weniger Ver-          eigenen Bundesbahnen. Während bei den Geschäften
                   trauen bringt die öffentliche Hand dem Einzelnen als Kon-      rund um den Hauptbahnhof St. Gallen spätestens um sie-
                   sument entgegen. Hier gilt es, ihn vor sich selbst zu schüt-   ben Uhr Ladenschluss ist, gilt im Bahnhof «365 Tage im
                   zen. Mit staatlich vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten        Jahr, von früh bis spät abends». Wenn zwei das Gleiche
                   wird sichergestellt, dass die Sonntagsruhe und der             tun, so ist es noch lange nicht dasselbe.
                   Familientisch nicht durch offene Läden gestört werden.
                   Autofahrende Kunden will man mit einer restriktiven Park-      Staatliche Doppelmoral
                   platzpolitik vom segensreichen öffentlichen Verkehr über-      Die einschränkenden gesetzlichen Bestimmungen rund um
                   zeugen. Und mit prohibitiven Steuern auf Alkohol und           den Einzelhandel werden in der politischen Diskussion mit
                   Tabak bestraft man politisch unerwünschten Konsum.             hohen moralischen Ansprüchen gerechtfertigt. Man spricht
                                                                                  vom Schutz der Familie, von der Sonntagsruhe, dem Klima-
                   Wenn zwei das Gleiche tun                                      wandel und der Suchtprävention. All diese hehren Ziele ver-
                   So weit, so schlecht. Das Bild des moralisch vorbildlichen     lieren dann ihre Bedeutung, wenn es nicht um private Ge-
                   Väterchen Staat, das uns unmündigen Bürgerinnen und            schäfte, sondern um die öffentliche Hand und ihre kommer-
                   Bürgern das richtige Verhalten beibringt, relativiert sich     ziellen Interessen geht. Wie das Beispiel der SBB zeigt, gilt
                   allerdings rasch einmal, wenn es um sogenannte öffent-         das ganz besonders für Gewerkschafter und Sozialdemo-
                   liche Interessen geht. Dies zeigt beispielhaft der Flughafen   kraten. Spätestens wenn die Ansprüche des Service public
                   Kloten, der zu einem wichtigen Teil im Eigentum von Kan-       zur Diskussion stehen, rollt die Linke ihre roten Fahnen und
                   ton und Stadt Zürich steht. Hier gelten eigene Regeln.         Spruchbänder ein. Im Kampf gegen das private Kapital
                   Dieselben Behörden, die dem Gewerbe in der Stadt Zürich        bleibt kein Platz für Moral. Hier heiligt der Zweck die Mittel.
                   einen beispiellosen Parkplatzkrieg lieferten, bewilligten
                   dem Flughafen Kloten nicht weniger als 17 000 (!) Park-
                   plätze. In eigener Sache verflüchtigen sich rasch einmal
                   auch die Bedenken gegenüber dem Konsum von Alkohol
                   und Tabak. Im Duty-free-Bereich des Flughafens kann man
                   beides mehrwertsteuer- und abgabefrei kaufen. Präven-
                   tion über den Preis? Fehlanzeige. Grosszügig auch die Öff-
                   nungszeiten: Lebensmittel beschafft man sich im Airport
                                                                                  fotolia/eyewave
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