Geschäftsbericht 2018 - Kanton Zürich

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Geschäftsbericht 2018 - Kanton Zürich
Geschäftsbericht

2018
Geschäftsbericht 2018 - Kanton Zürich
Impressum
Herausgeberin: Kantonspolizei Zürich
Verantwortlich: Reto Scherrer
Redaktion: Susanne Urech
Gestaltung: Reto Spillmann
Fotos: André Wirz, Archiv Kantonspolizei Zürich
Lektorat: Beat Frei
Druck: Schneider Druck AG
Auflage: 1250 Expl.
© Kantonspolizei Zürich, April 2019
Geschäftsbericht 2018 - Kanton Zürich
Kantonspolizei Zürich | 1
                                              Geschäftsbericht 2018

                   Vorwort Kommandant      2

      Schwerpunkte und Jahresziele 2018    5

    Leistung und Wirkung 6
                             Prävention    8

                            Intervention   16

                             Repression    22

                        Wirkungszahlen     28

Projekte und Innovationen 34
          Vorausschauende Polizeiarbeit    36

                   Umfeld und Laufbahn     40

         Arbeitsmittel und Infrastruktur   44

             Partner und Kooperationen     50

           Prozessorientierte Strukturen   56

Menschen und Strukturen 60
                          Mitarbeitende    62

                           Organisation    66

      Schwerpunkte und Jahresziele 2019    70
Geschäftsbericht 2018 - Kanton Zürich
Thomas Würgler ist seit 2009 Kommandant der Kantonspolizei Zürich.

                     «Polizistinnen und Polizisten müssen
              entscheiden und handeln – und dafür brauchen sie
                   neben einer hervorragenden Ausbildung
               eine grosse Erfahrung. In diesem Sinn erfordert
                  Polizeiarbeit Menschen, die Verantwortung
                                 übernehmen.»
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Kantonspolizei Zürich | 3
                                                                                             Geschäftsbericht 2018

Liebe Mitarbeitende, liebe Leserinnen und Leser

Die Kriminal- und die Unfallstatistik für das Jahr 2018 zeigen, dass wir weiterhin in
einem sehr sicheren Kanton leben. Die Kantonspolizei hat mit ihrer Arbeit einen we-
sentlichen Anteil daran. Auch die Bevölkerung ist zufrieden mit ihrer Polizei, wie ver-
schiedene Umfragen zu unserer Arbeit belegen. Zudem verlief das vergangene Jahr
für uns ohne grössere Zwischenfälle. Der Geschäftsbericht illustriert die zahlreichen
Fortschritte in der weiteren Modernisierung unseres Korps.

Was hat uns im Jahr 2018 speziell beschäftigt?
Im Vordergrund stand im vergangenen Jahr die noch immer erhöhte Terrorbedrohung.
Einerseits schulten wir die Interventionsfähigkeit intensiv, führten eine Einsatzübung
durch und erhöhten den Schutz unserer Mitarbeitenden mit der Beschaffung neuer
Helme weiter. Anderseits galt wiederum ein besonderes Augenmerk der Früherken-
nung und der Prävention. Unsere bewährte Sonderkommission garantiert einen engen
Austausch mit allen relevanten Behörden und stellt so sicher, dass Gefährder aus dem
dschihadistischen Umfeld intensiv beobachtet werden. Neu geschaffen haben wir zu-
dem eine Stelle, die sich dem Thema Deradikalisierung widmen und neue Ansätze in
diesem Feld entwickeln soll. Ernstzunehmen ist auch das Problem psychisch beein-
trächtigter, gewaltgeneigter Personen; hier leistet unser Gewaltschutz gute Arbeit.
Weiter ausgebaut wurde sodann das kantonale Bedrohungsmanagement, das inzwi-
schen viele Partner umfasst und wichtige Kontakte unterhält.
Die Kriminalität mit den Mitteln der neuen Technologien ist die zentrale Herausforde-
rung für die Strafverfolgung. In diesem Feld entwickelten wir das Know-how unserer
Mitarbeitenden weiter und passten die Methoden an. Mit dem gesamtschweizerischen
Netzwerk Nedik unter unserer koordinierenden Leitung leisten wir einen wesentlichen
Beitrag zum nationalen Aufbau der Verfolgung von Straftaten im Internet.

Wie haben wir uns entwickelt?
Grosse Anstrengungen haben wir auf die Erneuerung der Infrastruktur verwendet. Das
Programm zur Sanierung der Verkehrsstützpunkte kommt voran, diverse Polizeipos-
ten wurden erneuert, und verschiedene Ausbildungsanlagen werden in den nächsten
zwei Jahren ergänzt und saniert.
Stark engagiert sind sodann unsere IT-Abteilungen, die unsere anspruchsvollen Syste-
me unterhalten und daneben laufend Anwendungen kreieren und weiterentwickeln.
Ohne eine moderne IT ist effiziente Polizeiarbeit nicht mehr vorstellbar. Daher über-
nehmen wir auch Verantwortung für die Schweizer Polizei, indem wir uns im interkan-
tonalen Gremium PTI (Polizeitechnik und -informatik) engagieren. Ich bin überzeugt,
Geschäftsbericht 2018 - Kanton Zürich
4 | Vorwort Kommandant

           dass eine Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinweg ein Gebot der Zeit ist. Ein
           verantwortungsvoller Umgang mit den Finanzmitteln verlangt auch bei Beschaffungen
           nach mehr Kooperation der Polizeikorps.

           Wie steht es um die Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeitenden?
           Bei der Polizeiarbeit geht es darum, die entscheidenden Informationen zu gewinnen,
           daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und sodann konsequent zu handeln. Entschei-
           den und handeln müssen Polizistinnen und Polizisten – und dafür brauchen sie neben
           einer hervorragenden Ausbildung eine grosse Erfahrung. In diesem Sinn erfordert Poli-
           zeiarbeit Menschen, die Verantwortung übernehmen. Darum stehen bei uns die Mitar-
           beitenden im Zentrum der Anstrengungen der Polizeiführung. Folglich lautete denn
           auch das Motto für das Jahr 2018: «Jede und jeder Einzelne zählt!»
           Ich stelle erfreut fest, wie sehr unsere Mitarbeitenden die laufenden Anpassungen mit-
           tragen. Mit den jeweiligen Jahreszielen machen wir stets transparent, wo Veränderun-
           gen anstehen. Diese Strategie bringt uns voran. Unsere Mitarbeitenden konnten fest-
           stellen, dass die Entwicklungen der letzten Jahre ganz direkt zu ihren Gunsten ausfielen.
           Wir haben viel unternommen, um das bestmögliche Arbeitsumfeld zu schaffen. Dies
           gilt für alle Bereiche, namentlich für Infrastruktur und Mobiliar, Eigen- und Gesund-
           heitsschutz, sowie Arbeitsmittel und -abläufe. Mit einer erneuten Mitarbeitenden­
           befragung wollen wir in Erfahrung bringen, wo allenfalls weitere Verbesserungen ge-
           wünscht werden.

           Was bringt das Jahr 2019?
           Die Festlegung des Kommandos auf Schwergewichte und Ziele für das laufende Jahr
           soll sicherstellen, dass wir tatsächlich die wesentlichen Vorhaben anpacken und uns
           auf diese Weise zielgerichtet weiterentwickeln. Daher lauten die Vorgaben «Arbeitspro-
           zesse optimieren» und «Neues rasch realisieren». Weitere Ziele beziehen sich darauf,
           die Mitarbeitenden zu fördern und die Zusammenarbeit mit unseren Sicherheitspart-
           nern wie den Gerichten und Staatsanwaltschaften zu stärken.
           Der Schlüsselsatz für eine wirkungsvolle Polizeiarbeit heisst «vorausschauend han-
           deln» und bezieht sich insbesondere auf kritische Bedrohungsfelder wie etwa psy-
           chisch auffällige oder radikalisierte Gefährder sowie auf die organisierte und grenz-
           überschreitende Kriminalität primär mittels des Internets. Wenn wir dies konsequent
           verfolgen, dienen wir unserem Motto für das Jahr 2019 zum Wohl der Bevölkerung und
           ihrer Sicherheit: «Miteinander Positives bewirken.»

           Kommandant Thomas Würgler
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Kantonspolizei Zürich | 5
                                                                                                                                                          Geschäftsbericht 2018

Schwerpunkte und Jahresziele 2018
Stetige Weiterentwicklung der Kantonspolizei Zürich
in diversen Bereichen auch im Jahr 2018

                                                      Für mehr Sicherheit sorgen, heisst,
                                                      Straftaten verhindern, frühzeitig
                                                      intervenieren und konsequent
                                                      ermitteln …
                                                      – gegen Gewalt und kriminelle
                                                        Strukturen, überall und vor allem
                                                        im Internet; Seite 54
                                                      – gegen psychisch verwirrte, radikalisierte,
                                                        fanatische Gefährder/Szenen; Seite 14                                     Uns für die Mitarbeitenden
Unsere Organisation und                               – gegen Verkehrsteilnehmer, die Gefahren                                    einsetzen, heisst …
Arbeitsprozesse optimieren,                             schaffen. Seite 37                                                        – unsere Mitarbeitenden vor Übergriffen
heisst …                                                                                                                            und Gewalt schützen; Seite 42
– elektronischen Geschäftsprozess                                                                                                 – Wiedereinstieg, Perspektivenwechsel
  einführen; Seite 57                                                                                                               und Kaderentwicklung vorwärts
– Wissensmanagement (Intranet,                                                                                                      bringen; Seite 41
  PolPedia etc.) neu aufsetzen; Seite 57                                                                                          – Vertrauen schenken und
                                                                                       e            I
– das Informationsmanagement                                                      o ll          mi den                              Eigenverantwortung fördern. Seite 41
                                                                             n sv                  t d tifi
  der Ereignisbewältigung stärken                                           e g                       e m ka
                                                                         au un                           Au t i o n
  (Response Cell etc.) und in                                       e rtr Führ                              ftr
                                                                  v                                             ag
  Stabsrahmenübung testen; Seite 20                                                        Für die
– die Grenzkontrolle                                                              Sicherheit
  optimieren/automatisieren; Seite 38                                                                                             Unsere Mittel wirtschaftlich
                                                                                                                            ion
                                                                                                                  m u n nte

                                                                                  bürgernah
                                                          Ent w

– das Vorgehen gegen Häusliche Gewalt                                                                                             einsetzen, heisst …
                                                                                                                       ikat

                                                                                  innovativ
                                                           s te t kl u n g

                                                                                                             Kom nspare

  wirkungsvoller machen                                                        vorausschauend                                     – die Polizeiarbeit mithilfe einer
                                                                ic
                                                                 ige

  (Strategie, Datenaufbereitung,                                                                                                    produktiven, effizienten IT
                                                                                                               t ra

  mobile Rapportierung); Seite 26                                                                                                   weiterentwickeln (Cloud, PEP,
– interne Dienstleistungen dezentrali-                                            respektvolles                                     Big Data, KI, PTI); Seite 45
  sieren/automatisieren; Seite 45                                                   Verhalten                                     – aktiv ein flexibel benutzbares,
– die Wirkung unserer Präventionsarbeit                                                                                             Team-/Einzelarbeit nach Bedarf
  messen/darstellen; Seite 9                                                                                                        ermöglichendes, topmodernes PJZ
– die Einsatzplanung der                                                                                                            mitgestalten; Seite 46
  Schwerpunktmittel auf grössere                                                                                                  – Ausbildungsanlagen bauen und
  Handlungsfreiheit ausrichten. Seite 41              Den Kontakt zu unseren Partnern                                               Stützpunkte/Posten erneuern; Seite 48
                                                      und Kunden stärken, heisst …                                                – neue Arbeitsuniform,
                                                      ­­– als «Brückenbauer» auftreten                                              Drohnenabwehr/-einsatz,
                                                          und der Bevölkerung einen einfachen                                       Helikopter-Verfügbarkeit und
                                                          Zugang bieten; Seite 37                                                   Eigensicherung als Schwerpunkte
                                                        – zusammen mit Partnern das                                                 bearbeiten. Seite 44
                                                          risikobasierte Bedrohungsmanagement
                                                          weiter ausbauen; Seite 9
                                                        – auch in konfliktreichen Situationen
                                                          positive Erfahrungen mit der Polizei
                                                          vermitteln. Seite 32
Leistung
und Wirkung
2018
Prävention 8
Anlaufstelle gegen Extremismus    14

       Intervention 16
       Einsatzübung «Bavaria»     20

        Repression 22
              Häusliche Gewalt    26

Wirkungszahlen 28
        Verkehrsunfallstatistik   29
              Kriminalstatistik   30
      Zufriedenheitsbefragung     32
             Beschwerdewesen      33
Leistung und Wirkung 2018

                                             Prävention

Früh übt sich – Mitarbeitende des Diensts «Kinder- und Jugendinstruktion» der Präventionsabteilung leisten ihren Beitrag zur Sicherheit auf dem Schulweg.
Kantonspolizei Zürich | 9
                                                                                                                Geschäftsbericht 2018

Polizeiliche Präventionsarbeit                                und Jugendinstruktoren der Präventionsabteilung investie-
Polizeiarbeit beginnt, bevor etwas passiert, und kann Unfälle ren deshalb viel in die Information und Aufklärung an Schu-
und Straftaten verhindern                                     len im ganzen Kantonsgebiet. In über 1700 Lektionen
                                                              unterrichteten sie im Verlauf des Jahres 2018 die Schülerin-
Das Bedürfnis der Bevölkerung nach Sicherheit ist in ste- nen und Schüler der 4. Primarklasse und 1. Oberstufe über die
tigem Wandel. Während Seriendelikte wie Einbruchdieb- erwähnten Themen. Die Mitarbeitenden der Jugendinterven-
stähle für Verunsicherung sorgen, lösen aktuelle Berichte tion führten zudem über 100 sogenannte Klasseninterventio-
über schwer fassbare Gewalteskalationen, Straftaten nen und rund 300 Referate an Schulen, bei Partnerorganisa-
durch Jugendliche im digitalen Raum sowie Telefonbe- tionen sowie an Elternabenden durch.
trüge Besorgnis aus. Die starke Zunahme des Strassen-
verkehrs birgt überdies Gefahren für die schwachen Ver- Telefonbetrug als lukratives Geschäft
kehrsteilnehmenden. Die Kantonspolizei Zürich nimmt Seniorinnen und Senioren standen 2018 wiederum im Fokus
diese Entwicklungen ernst. Sie misst der Prävention ei- von professionell agierenden Tätergruppen. 47 vollendete
nen sehr hohen Stellenwert bei.                               Telefonbetrugsfälle mit einem Deliktsbetrag von über zwei
                                                              Millionen Franken waren zu verzeichnen. Die Betroffenen
Im Vorfeld von schweren Gewalttaten künden immer wieder waren im Alter zwischen 63 und 93 Jahren. Nebst dem be-
Warnsignale eine mögliche Tatausführung an. Oftmals geht kannten Enkeltrick bediente sich die Täterschaft vor allem
die Gefahr von Menschen aus, die psychisch auffällig sind der Masche des falschen Polizisten. Das Vertrauen der älte-
oder sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden. Die ren Menschen in die Polizei wurde skrupellos missbraucht.
Kantonspolizei Zürich hat deshalb auch im Jahr 2018 viel in Ganze Vermögen wurden zum Teil weggenommen. Intensive
die Stärkung des Netzwerks unter den Behörden und Institu- Präventionsbemühungen zusammen mit Partnerorganisatio-
tionen im Rahmen des kantonalen Bedrohungsmanagements nen, Medienmitteilungen, Warnhinweise auf der Internet-
investiert. Mehrere Informations- sowie Aus- und Weiterbil- plattform telefonbetrug.ch sowie rund 50 Referatsveranstal-
dungsveranstaltungen wurden durchgeführt. Alle Mitarbei- tungen bei Seniorenvereinigungen verhinderten aber auch
tenden in öffentlichen Diensten, Ämtern und Institutionen viele Geldübergaben. So wurden im Verlauf des Jahres 2018
sind aufgefordert, im Bewusstsein ihrer Anzeigepflichten und gegen 2000 Betrugsversuche gemeldet. Die Ermittlungen der
Melderechte Informationen über ernstzunehmende Anzei- Kriminalpolizei führten zu mehreren Verhaftungen.
chen auszutauschen. Nur so können Gefahren rechtzeitig er-
kannt, Risiken fundiert eingeschätzt und heikle Situationen E-Biken boomt weiterhin
mit interdisziplinär abgestimmten Massnahmen entschärft Bei rund 80 Prozent aller schwerverletzten und getöteten Ver-
werden. Das Bedrohungsmanagement-Netzwerk umfasst kehrsteilnehmenden im Jahr 2018 handelte es sich um Fuss-
heute über 500 Ansprechpersonen bei relevanten Stellen im gänger oder Zweiradfahrende. Die langen und sehr warmen
ganzen Kantonsgebiet.                                         Trockenperioden verlängerten die Zweiradsaison massgeb­
                                                              lich und liessen das E-Biken boomen. Seniorinnen und Senio-
Jugenddelikte im digitalen Raum nehmen zu                     ren waren von schweren Folgen bei Verkehrsunfällen betrof-
Die weite Verbreitung von Smartphones ermöglicht nicht nur fen. Die Kampagne «E-Bike im Griff?» wurde deshalb ein
Erwachsenen, sondern auch Kindern und Jugendlichen einen weiteres Mal durchgeführt. Die angebotenen Fahrkurse für
einfachen Zugang zum Internet, was für sie auch gewisse Ge- E-Biker fanden grossen Anklang und waren ausgebucht.
fahren in sich birgt. Nebst Pornografie, Gewaltdarstellungen
und Ehrverletzungen finden auch Drohungen und Nötigungen
vermehrt online statt. Jugendliche sind sich der Tragweite
ihres Handelns im digitalen Raum kaum bewusst. Die Kinder-

Leistungen im Bereich Prävention           Ø 2013–2017         2017        2018   Das Präventionsmobil ist seit 2016 im Einsatz,
Sicherheitsberatungen                              498          493         353   und Kriminalprävention wird seit 2017 unterrichtet.
Präventionskampagnen                                 5            6           6
Lektionen Verkehrsunterricht                      7340         6783        6827
Lektionen Kriminalprävention                         –         1669        1735
Einsätze Präventionsmobil                           40           50          28
10 | Leistung und Wirkung 2018
Prävention

Polizeiarbeit am Flughafen                                      sation Flughafenpolizei zur gesamtheitlichen Optimierung
Wirksamer Schutz an der Schengen-Aussengrenze                   beizutragen  vermögen. Noch während der Projektarbeit ge-
für Zürich, die Schweiz und Europa                              nehmigte der Regierungsrat des Kantons Zürich die Schaf-
                                                                fung von 30 zusätzlichen Vollzeitstellen «Sicherheitsassis-
Über 31 Millionen Personen sind im Jahr 2018 als Flug- tent-/in Grenze»; die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
passagiere über den Flughafen Zürich gereist. Die Flug- konnten noch während des Jahres rekrutiert, ausgebildet
hafenpolizei sorgt dabei für Sicherheit im und um den und in der Grenzarbeit eingesetzt werden. Das stellt ange-
Flughafen. Ihre grenzpolizeilichen Aufgaben und Sicher- sichts der fortwährend steigenden Passagierzahlen eine un-
heitskontrollen sind national anerkannt.                        verzichtbare Massnahme dar. Das Projekt konnte erfolgreich
                                                                zu Ende geführt werden, und die Flughafenpolizei-Grenz­
Die Flughafenpolizei folgt in ihrer Arbeit drei Leitsätzen: Sie abteilung wird per Anfang April 2019 zur Realität. Nun wird
ist unentbehrlich für den Schutz des grössten internationalen an der Umsetzung der im Projekt erarbeiteten Massnahmen
Landesflughafens der Schweiz, wird national als wegweisend gearbeitet.
für grenzpolizeiliche Aufgaben und Sicherheitskontrollen an-
erkannt und trägt die Werte der Kantonspolizei Zürich in die Über 16 000 Fälle pro Jahr
Welt hinaus.                                                    Im Jahr 2018 reisten erstmals über 31 Millionen Flugpassa-
Getreu den Leitsätzen der Flughafenpolizei hat es auch 2018 giere über den Flughafen Zürich. Das beeinflusst nicht nur
gegolten, Schwerpunkte zu setzen, Projekte zu initiieren, wo die erwähnte Grenzarbeit, sondern das gesamte breite Tätig-
nötig strukturelle Anpassungen vorzunehmen und die Werte keitsfeld der Flughafenpolizei. Passagiere und ihr Gepäck
der Kantonspolizei zu leben. Im Kontext dieser Leitsätze müssen sicherheitskontrolliert werden, im und um den sehr
stellt die Kontrolle der grössten Schengen-Aussengrenze der stark frequentierten Flughafen ist zu patrouillieren und im
Schweiz noch immer eine besondere Herausforderung dar, Ereignisfall auszurücken, Anzeigen sind entgegenzunehmen
gilt es doch nicht zuletzt, sich mit den ständig wandelnden und an die Untersuchungsbehörden zu rapportieren. Die Mit-
Regulativen weiterzuentwickeln und mit den zukünftigen arbeitenden der Einsatzzentrale der Flughafenpolizei dispo-
technischen Neuerungen Schritt zu halten. Bewegte sich die nierten im vergangenen Jahr 16 572 Fälle, die ein polizeiliches
Zahl der Grenzübertritte am Flughafen Zürich im Jahr 2011 Handeln erforderten.
noch unter 9 Millionen, haben 2018 rund 11,7 Millionen Pas- Damit in jedem dieser flugsicherheitsrelevanten Arbeitsberei-
sagiere die Grenze am Flughafen Zürich passiert. An eben- che die grösstmögliche Wirkung erzielt wird, nehmen die Mit-
dieser grössten Schengen-Aussengrenze kann durch eine arbeitenden der Flughafenpolizei Einsitz in interdisziplinä-
vollständige Auftragserfüllung ein wesentlicher Beitrag zur ren Arbeitsgruppen und Projekten, bringen ihr wertvolles
inneren und äusseren Sicherheit der Schweiz und des gesam- Fachwissen gewinnbringend mit ein und vertreten dabei die
ten Schengen-Raums geleistet werden.                            Interessen der Kantonspolizei Zürich. Die Flughafenpoli-
                                                                zei-Einsatzabteilung ihrerseits patrouilliert im und um den
30 zusätzliche Stellen für die Grenzarbeit                      Flughafen Zürich, führt Schwerpunktkontrollen durch, stellt
Vor diesem Hintergrund begleitete während des gesamten die Interventionsbereitschaft sicher und leistet einen we-
Jahres das Projekt «Kompass» Mitarbeitende der Flughafen- sentlichen Beitrag in der Grundausbildung unserer jüngsten
polizei aller Hierarchiestufen. Das Projekt hatte zum obersten Mitarbeitenden.
Ziel, sämtliche grenzpolizeilichen Prozesse in einer neu zu
bildenden Grenzabteilung zusammenzufassen. Zudem galt es
zu analysieren, inwiefern weitere Anpassungen in der Organi-
Kantonspolizei Zürich | 11
                                                                                                                      Geschäftsbericht 2018

Grenzübertritte am Flughafen Zürich         Ø 2013–2017           2017         2018    Beim Grenzübertritt am Flughafen Zürich (Ein- und
Ankommende Passagiere                           4 933 755    5 342 120    6 006 078    Ausreise) passieren 11 715 657 Personen die Schen-
Abreisende Passagiere                          4 869 734      5 127 161   5 709 579    gen-Aussengrenze. Ergänzend werden bei 2642
Total                                          9 803 489    10 469 281    11 715 657   gelandeten Flügen aus Non-Schengen-Destinationen
                                                                                       vorgelagerte Einreise- und Passkontrollen direkt
                                                                                       am Ankunftsgate durchgeführt.

Rückführungen über den Flughafen Zürich     Ø 2013–2017           2017        2018     In 735 Fällen aller unfreiwilligen Rückführungen
Unfreiwillige Rückführungen                        5576           4947        4528     handelt es sich um Rückübernahmen. 362 Personen
davon aus dem Kanton Zürich                        1743           1476         1112    müssen polizeilich bis in ihr Heimatland begleitet
                                                                                       werden.

Kontrolle von Dokumenten                    Ø 2013–2017           2017        2018     Die Spezialisten der Ausweisprüfstelle stellen
Untersuchte Dokumente                              3123           3461         3172    268 gefälschte Dokumente fest, was ungefähr jedem
davon gefälscht                                     395            351         268     zwölften entspricht.

Gepäckkontrollen (Luftsicherheit)           Ø 2013–2017           2017        2018     Bei einem Teil der Gepäckstücke müssen Mitarbei-
Kontrollierte Gepäckstücke                     9 160 323     9 346 160    9 731 282    tende Kontrollöffnungen vornehmen. Dabei werden
Abgenommene Gegenstände                           58 959        71 894       68 379    Passagieren Gegenstände abgenommen, deren
                                                                                       Mitnahme gegen die Gefahrgutvorschriften der Inter-
                                                                                       national Air Transport Association (Iata) verstösst.

Auffällige Gepäckstücke im Flughafenareal   Ø 2013–2017          2017         2018     Gegenüber dem Vorjahr gibt es nur eine schwache
Verdächtige Gepäckstücke                           2424          2959         2997     Erhöhung der Anzahl verdächtiger Gepäckstücke und
davon durch Bomb Squad kontrolliert                 954          1104          1102    Gegenstände. Die Anzahl durch das Bomb Squad
                                                                                       bearbeiteten Objekte bleibt nahezu gleich. Verglichen
                                                                                       mit den stark angestiegenen Passagier- und Besucher-
                                                                                       zahlen des Flughafens Zürich sind die Zahlen stabil
                                                                                       geblieben.

                                                                                       An der Schengen-Aussengrenze
                                                                                       erfüllen Mitarbeitende der Flughafenpolizei
                                                                                       ihre Aufgaben mit grossem Fachwissen.
12 | Leistung und Wirkung 2018
Prävention

Sturmwarnung. Falsche Polizisten. WEF.
Fangruppierungen. Phishing. Fussgängersicherheit.
Kryptowährungen. Fischereikontrolle.
Warnung vor falschen Polizisten                 Starkes Aufgebot                                 Sicherheit von Fussgängern
Im Januar erhält die Kantonspolizei Zürich      bei Eishockey-Derby                              Die Kantonspolizei führt vom 19. Februar
zahlreiche Meldungen über versuchte             Nachdem es bei den letzten beiden Zürcher        bis zum 4. März diverse Schwerpunkt­
Telefonbetrugsfälle. Bei diesen Betrugs-        Eishockey-Derbys in Kloten zu Scharmüt-          aktionen zu den Themen Fussgänger, Fahr-
fällen geben sich die Anrufer als Kantons-      zeln zwischen den Fangruppierungen und           zeugbeleuchtung, Geschwindigkeit und
polizisten aus, und bei den Betroffenen         der Polizei gekommen ist, verstärkt die          Sichtbarkeit durch. Sie wird dabei von den
erscheint die Hauptnummer der Kantons-          Kantonspolizei Zürich ihre Präsenz beim          kommunalen Polizeikorps unterstützt.
polizei Zürich. Es handelt sich dabei um        Spiel am 20. Januar. Die Wirkung ist positiv:    Während dieser Aktion verzeigt die Polizei
manipulierte Rufnummern. Im Fachjargon          Es kommt vor und während des Spiels zu           1001 Motorfahrzeuglenkende wegen Über-
nennt sich dieses Vorgehen «Spoofing». Im       keinen Zwischenfällen. Einzig nach dem           schreitens der Höchstgeschwindigkeit,
Fall eines solchen Anrufs rät die Kantons-      Spiel muss die Polizei mit dem Einsatz von       39 wegen Missachtung des Vortritts an
polizei der Bevölkerung, den Namen des          Gummischrot und Reizstoff dafür sorgen,          Fussgängerstreifen und 690 wegen fehlen-
Polizisten zu notieren, das Telefon aufzu-      dass es keine direkte Konfrontation der          der oder nicht eingeschalteter Fahrzeug-
legen und umgehend die Rufnummer 117            beiden Fangruppierungen gibt.                    beleuchtung. Die Kantonspolizei büsst
zu wählen und nach dem spezifischen                                                              oder belehrt 203 Fussgängerinnen und
Polizisten zu fragen. Zudem empfiehlt die       Über 20 000 Arbeitsstunden                       Fussgänger wegen Missachtung der Ver-
Kantonspolizei, misstrauisch zu sein, wenn      anlässlich des WEF                               kehrsregeln.
die Polizistin oder der Polizist hochdeutsch    Während des World Economic Forum WEF
spricht. Die Polizistinnen und Polizisten       sorgt die Kantonspolizei Zürich für die          Warnung vor
der Kantonspolizei Zürich sprechen grund-       Sicherheit von rund 130 völkerrechtlich          neuer Phishing-Methode
sätzlich schweizerdeutsch. Überdies wird        geschützten Gästen. An den Spitzentagen          Mit gefälschten E-Mails oder Websites
eine Polizistin oder ein Polizist niemals       sind über 400 Polizistinnen und Polizisten       versuchen die Täter, an Log-in-Daten von
hohe Geldsummen verlangen, insbesonde-          für das WEF im Einsatz. Sie sorgen für die       Post-Kundenkonten zu gelangen. Mit der
re nicht telefonisch.                           Sicherheit am und um den Flughafen Zürich        erschlichenen Identität des Opfers tätigen
                                                sowie auf den Verschiebungsrouten nach           die Betrüger in Onlineshops Bestellungen
Sturmwarnung und Hinweise                       Davos und unterstützen den interkantona-         auf Rechnung. Sobald die Post den Versand
zur Gefahrenabwehr                              len Einsatz in Davos. Insgesamt leisten die      bestätigt, leiten die Täter das Paket unter
Die Kantonspolizei Zürich warnt Anfang          Polizistinnen und Polizisten der Kantons-        «Meine Sendungen» an eine andere Adres-
Januar vor orkanartigen Sturmböen.              polizei Zürich über 20 000 Arbeitsstunden        se um wie beispielweise ein Hotel oder
Sie rät der Bevölkerung, sich nicht im Freien   für ein sicheres WEF.                            einen Paketautomaten. Diese Pakete lassen
aufzuhalten und lose Gegenstände festzu-                                                         sie dann von sogenannten Paketagenten
zurren oder nach drinnen zu verlegen.           Vorsicht im Umgang                               abholen. Die Rechnung hat der Internet­
Bei der Kantonspolizei gehen bezüglich          mit Kryptowährungen                              nutzer im Briefkasten. Beim Erhalt solcher
des Sturms rund 230 Meldungen zu diver-         Mit dem Boom von Kryptowährungen                 E-Mails empfiehlt die Kantonspolizei Zürich,
sen Sachschäden und Unfällen ein.               nehmen auch die Betrugsfälle und Dieb-           misstrauisch zu sein, denn seriöse Dienst-
Es gibt keine Verletzten.                       stähle zu. Die Kantonspolizei Zürich legt der    leister oder Behörden verlangen niemals
                                                Bevölkerung darum nahe, sich vor der             Log-in-Daten oder Karteninformationen.
                                                Investition in Kryptowährungen intensiv mit      Die Kantonspolizei rät, solche E-Mails sofort
                                                deren Risiken auseinanderzusetzen. Um            und ohne auf Links zu klicken zu löschen.
                                                einem Betrugsfall vorzubeugen, muss der
                                                Passwortschutz gewährleistet sein. Die           Kontrolle Autobahnrastpatz
                                                Kantonspolizei rät, Zugangsdaten nicht in        Die Kantonspolizei Zürich führt am 20. April
                                                E-Mailkonten oder Clouds abzuspeichern,          eine fünfstündige Kontrolle auf dem Auto-
                                                Passwörter nicht mehrfach zu verwenden           bahnrastplatz Forrenberg durch, wobei sie
                                                und wenn möglich eine Zweifaktoren­              20 Cars kontrolliert. Sie verzeigt zwei
                                                authentifizierung zu aktivieren. Weiter sollte   Personen wegen Verstössen gegen die
                                                Online-Diensten und Apps nicht blindlings        Arbeits- und Ruhezeitverordnung und zwei
                                                vertraut werden.                                 weitere wegen ausstehender Bussen.
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                                                                                                                                         Geschäftsbericht 2018

Keine Ablenkung am Steuer
Im Frühling führt die Kantonspolizei Zürich
in Zusammenarbeit mit den Kommunal-
polizeien während rund zwei Wochen eine
Schwerpunktaktion zum Thema «Ablen-
kung am Steuer» durch. Während dieser
Aktion kontrolliert die Kantonspolizei 930
Fahrzeuglenkende. 624 Lenkende erhalten
Bussen und Verzeigungen wegen Tele­
fonierens ohne Freisprechanlage, wegen
anderer Tätigkeiten wie SMS-Schreiben
oder Essen während der Fahrt und wegen
Missachtung des Rechtsfahrgebots durch
ständiges Linksfahren auf der Autobahn.

Positive Bilanz
nach Fischereikontrolle
Am 26. Mai kontrollieren die Kantonspoli-
zeien Zürich und Schwyz, die Wasser-
schutzpolizei der Stadt Zürich sowie die
Fischereiaufsichten der Kantone Zürich,
Schwyz und St. Gallen insgesamt 116
Fischer bei ihrer Freizeitbeschäftigung.
Die Bilanz ist positiv: Lediglich zwei Fischer
werden wegen Widerhandlungen gegen
das Fischereigesetz zur Anzeige gebracht.

Sicherer Schulbeginn
Mit grosser Unterstützung der kommuna-
len Polizeikorps führt die Kantonspolizei
Zürich vom 20. August bis zum 16. Septem-
ber zahlreiche Kontrollen im Bereich von
Schulhäusern und Kindergärten durch. Dies
dient der Sicherheit der Schülerinnen und
Schüler als jüngste und schwächste Ver-
kehrsteilnehmer. Insbesondere achten die
Polizistinnen und Polizisten auf die Ge-
schwindigkeit der Fahrzeuglenkenden, das
Gewähren des Vortritts bei Fussgänger­
streifen und das Missachten von Verkehrs-
regeln durch Fussgänger. 9593 Motorfahr-
zeuglenkende erhalten während dieser
Schwerpunktaktion Bussen wegen des
Überschreitens der signalisierten Höchst-
geschwindigkeit, rund 130 Motorfahrzeug-
lenkende gewähren den Vortritt an Fuss-
gängerstreifen nicht. Zudem belehrt oder
büsst die Polizei über 400 Fussgängerinnen
und Fussgänger wegen Missachtung der
Verkehrsregeln.

                                                 Viele Stunden werden am alljährlichen WEF für die Sicherheit von Personen und Infrastruktur investiert (oben).
                                                 Bei einer Carkontrolle werden auch die Ruhezeiten der Chauffeure unter die Lupe genommen (unten).
14 | Leistung und Wirkung 2018
Prävention

                                 Anlaufstelle gegen Extremismus
                                  Die Interventionsstelle gegen Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus
                            kommt einem Bedürfnis des kantonalen Bedrohungsmanagements und der Bevölkerung nach.

Anfang März 2018 hat die Kantonspolizei Zü-       Daniele Lenzo, wozu braucht die Kantonspolizei      mein Sohn einer rechtsextremen Gruppe zu-
rich die kantonale Interventionsstelle gegen      Zürich eine Interventionsstelle gegen Radikali-     gewandt; wer kann mir helfen?» Wir von IRE
Radikalisierung und gewalttätigen Extremis-       sierung und gewalttätigen Extremismus?              klären unter anderem ab, ob die betreffende
mus, die sogenannte IRE, eröffnet und damit       Mit der IRE schliessen wir eine Lücke im be-        Person Tendenzen zu Radikalismus aufweist.
die Strukturen des kantonalen Bedrohungs-         stehenden kantonalen Bedrohungsmanage-              Manchmal stellt sich heraus, dass die äusser-
managements ergänzt. Die IRE ist eine nie-        ment, da Radikalisierung und Extremismus            liche Aufmachung beispielsweise zu einer Ju-
derschwellige Anlaufstelle für betroffene Per-    die Sicherheit im Allgemeinen betreffen. Auf        gendkultur gehört, die keine radikalen An-
sonen, deren Umfeld und die Bevölkerung.          diese Themenbereiche hat sich die IRE spe-          sichten verfolgt. Dies ist ein Beispiel, das für
Sie arbeitet mit Fachleuten zusammen, ent-        zialisiert. Wir sind Ansprechpartner für Be-        viele Fälle steht: Väter, Mütter, Lehrerinnen
wickelt Lösungsansätze für Ausstiegspro-          hörden, Institutionen und die Bevölkerung           oder Göttis melden sich telefonisch bei uns
gramme und unterstützt die Mitarbeitenden         bei allen Arten von Extremismen, seien sie          oder schreiben ihre Anliegen per E-Mail.
des Gewaltschutzes und der Dienste Jugend-        religiös oder politisch gegründet.
intervention und Kinder-/Jugendinstruktion                                                            Neben der Beratung von Direktbetroffenen, wo
sowie Lehrpersonen und Eltern bei ihrer Ar-       Wie sieht das Vorgehen im konkreten Fall aus?       setzt die IRE ihre Schwerpunkte?
beit. Geleitet wird die Interventionsstelle von   Nehmen wir ein Beispiel: Eine Mutter ruft bei       Wichtig ist uns die Früherkennung. Diese be-
Daniele Lenzo.                                    der IRE an und ist besorgt; ihr Sohn trage so-      ginnt beispielsweise mit Beratungsgesprä-
                                                  genannte Springerstiefel und habe sich kahl         chen in Schulen, Vereinen oder mit Eltern.
                                                  rasiert. Fragen drängen sich ihr auf: «Hat sich     Mit einer Broschüre, die wir zusammen mit

                                                                                «Die IRE ist für Betroffene
                                                                                und deren Umfeld eine
                                                                                niederschwellige Anlaufstelle.
                                                                                Es ist wichtig, dass
                                                                                Anzeichen von Radikali-
                                                                                sierungstendenzen frühzeitig
                                                                                gemeldet werden.»
                                                                                 Daniele Lenzo
                                                                                 arbeitet seit März 2018 bei der Kantonspolizei Zürich
                                                                                 in der Präventionsabteilung. Er ist Fachverantwortlicher
                                                                                 der kantonalen Interventionsstelle IRE.
Kantonspolizei Zürich | 15
                                                                                                                                    Geschäftsbericht 2018

andern Fachstellen entwickelt haben, wer-           Elternabend darüber. Die Erfahrungen zei-
den zehn Fragen zum Thema Radikalisierung           gen, dass die Zusammenarbeit zwischen
und Extremismus behandelt, die Eltern mit           Kind, Eltern und Schule von grosser Bedeu-
ihren Kindern besprechen können. Aktuell            tung ist und eine transparente Kommunika-
über­prüfen wir zudem Instrumente zur Früh-         tion diese fördert.
erkennung, die der Polizeiarbeit vorgelagert
oder auch unterstützend verwendet wer­den           Inwiefern profitieren Polizistinnen und Polizis-
können. Und wir bauen ein Netzwerk gegen            ten in ihrem Alltag von Ihrer Arbeit?
Radikalisierung und Extremismus auf.                Die Mitarbeitenden der Polizeikorps sind gut
                                                    ausgebildet und haben ein grosses Fachwis-
Wie stellen Sie das an?                             sen. Im Bereich Extremismus und Radikali-          Strategie «Prävention Plus»
Es geht darum, die Behörden und Institutio-         sierung kommen in der Praxis jedoch gewis-         Die Strategie «Prävention Plus: Mehr
nen im Kanton Zürich in diesem Thema zu-            se Fragen auf: «Wie gehe ich auf Personen zu,      Sicherheit für die Bevölkerung durch
sammenzuführen, eine Übersicht zu den ein-          die zu Extremismus tendieren; wie soll ich         vorausschauende Polizeiarbeit. Handeln
zelnen Leistungen zu erstellen und den              mit ihnen sprechen?» Pädagogische und psy-         bevor etwas passiert» wird im Kern
regelmässigen Austausch von Erkenntnissen           chologische Aspekte solcher Begegnungen            auch durch die IRE angewandt. Mit der
und Fachwissen zu institutionalisieren. Dazu        können entscheidende Stolpersteine oder            sogenannten präventiven Intervention
knüpfen wir nationale und internationale            Erfolgsfaktoren sein. Hier kann die IRE unter-     greift die IRE im Gegensatz zur Be-
Kontakte und entwickeln in Projektgruppen           stützen.                                           ratung direkt in das Geschehen ein,
unter anderem Informationsmaterial. Die Bil-                                                           um ein unerwünschtes Phänomen oder
dung des Netzwerks im Kanton Zürich sowie           Gibt es noch andere Bereiche?                      eine gefährliche Entwicklung zu be-
die Entwicklung von wirkungsvollen Konzep-          Ja, zum Beispiel die Zusammenarbeit mit            seitigen oder gar nicht erst entstehen
ten, namentlich von Deradikalisierungs- und         dem Dienst Gewaltschutz. Aktuell wird ge-          zu lassen.
Ausstiegsprogrammen, sind grosse Heraus-            prüft, inwiefern die IRE bei sogenannten Ge-
forderungen. Das ist nie ein Alleingang.            fährderbegleitungen mitwirken kann. Durch
                                                    diese Zusammenarbeit versuchen wir bei-
Wer kann vom Angebot der IRE profitieren?           spielsweise, potenzielle Gefährder zum Aus-

                                                                                                                12
Die IRE steht allen offen. Sie ist für Betroffene   stieg aus der gewaltbereiten Ideologie zu be-
und deren Umfeld eine niederschwellige An-          wegen und sie wieder in die Gesellschaft zu
laufstelle. Es ist wichtig, dass Anzeichen von      integrieren. Auch hier ist der Einbezug von
Radikalisierungstendenzen früh erkannt und          weiteren Partnerorganisationen sehr wichtig.       Fälle sind zum Zeitpunkt des Interviews
gemeldet werden. Die Prävention kann dann                                                              bei der Interventionsstelle gegen Radikalisierung
am wirkungsvollsten greifen. Die IRE soll aber      Wann ist für Sie die Arbeit der IRE erfolgreich?   und gewalttätigen Extremismus 2018 pendent.
auch Behörden, Institutionen und Mitarbei-          Wenn das Angebot der IRE rege genutzt wird.        Seit der Eröffnung der Interventionsstelle gehen
tenden der Polizei für Weiterbildungen, Refe-       Die Tatsache, dass viele Anfragen per Telefon      viele Anfragen per Telefon oder E-Mail ein.
rate oder Workshops offenstehen.                    oder E-Mail eingehen, belegt das Bedürfnis
                                                    nach einer derartigen Interventionsstelle.
Wie kann das aussehen?                              Früher musste eine hilfesuchende Person
Ein Schwerpunkt liegt aktuell bei Schulen in        über verschiedene Wege eine Beratungs-
Zusammenarbeit mit dem Dienst Jugend­               möglichkeit suchen. Heute steht unser Ange-
intervention. Wenn beispielsweise ein proble-       bot direkt zur Verfügung.
matisches Klassenklima herrscht, das Mob-
bing, Diskriminierung und Ausgrenzung her-          Wie oft wird die IRE kontaktiert?
vorruft und damit Radikalisierungstenden-           Das ist sehr unterschiedlich. Oft handelt es
zen begünstigt, unterstützt die IRE die Leh-        sich lediglich um niederschwellige Anfragen
rerschaft, Schulsozialarbeitende und Eltern         aus der Bevölkerung oder um Bestellungen
mit Gesprächen, Referaten und sogenannten           von Unterlagen und Broschüren beispielswei-
Klasseninterventionen.                              se von Elternvereinigungen. Aktuell sind wir
                                                    aber in rund einem Dutzend Fälle involviert,
Was passiert bei einer Klassenintervention?         die zum Teil viel Zeit in Anspruch nehmen. Für
Bei akuten oder festgefahrenen Konflikten           uns ist es wichtig, auf jeden konkreten Fall
wird durch eine Klassenintervention mit der         einzugehen, um massgeschneiderte Lösun-
Klasse als ganze Gruppe gearbeitet. Im Bei-         gen anzubieten und die relevanten Fachstel-
sein der Lehrperson und der schulischen So-         len miteinzubeziehen.
zialarbeit erklären wir den Schülern unter
anderem Begrifflichkeiten im jeweiligen Kon-
text der Gewalt oder des Extremismus, zei-
gen rechtliche Grenzen auf oder legen un-
günstiges Klassenverhalten offen. Dadurch
können Spannungen in Klassenstrukturen
gelöst werden. Eine Klassenintervention dau-
ert idealerweise eine längere Zeit und um-
fasst mehrere Trainings. Zudem informieren
wir jeweils die betroffenen Eltern an einem
Leistung und Wirkung 2018

                                        Intervention

Im Einsatz weiss kein Polizist, was ihn erwartet. So gestalten sich auch die Übungen, die alle Frontdienstangehörigen regelmässig besuchen.
Kantonspolizei Zürich | 17
                                                                                                                  Geschäftsbericht 2018

Notrufe und Interventionen                  Ø 2013–2017         2017      2018    Von den 186 887 bei der Einsatzzentrale Zürich, der
Eingegangene Notrufe                             180 815     162 803    186 887   Verkehrsleitzentrale Letten und der Einsatzzentrale
daraus resultierende Interventionen              102 661     109 330    114 038   Flughafen eingegangenen Notrufen kommt es in
                                                                                  114 038 Fällen zu Interventionen durch die Frontkräfte.
                                                                                  Die Zahl der eingegangenen Notrufe ist im Vergleich
                                                                                  zum Vorjahr um 13 Prozent, jene der Interventionen
                                                                                  um 4,3 Prozent angestiegen.

Leistungen Einsatzgruppe Diamant            Ø 2013–2017        2017       2018    Die Interventionen bei erhöhtem Gefährdungspoten-
Einsätze EGD                                        277         313        363    zial beinhalten auch Begleitungen von Gefangenen-
davon bei erhöhtem Gefährdungspotential              90         132        143    transporten. So werden 48 Interventionseinsätze und
                                                                                  95 Transportbegleitungen gezählt. Ausserdem werden
                                                                                  207 Personenschutzeinsätze geleistet. Weitere
                                                                                  13 Einsätze fallen zum Beispiel auf die Begleitung von
                                                                                  Wertsachentransporten oder auf Spontaneinsätze
                                                                                  im Ordnungsdienst.

Diensthundeeinsätze                         Ø 2013–2017        2017       2018    Die Diensthunde können 21 Erfolge bei Fahndungs-
Tatorteinsätze/Bewachungseinsätze                   495         468        457    und Suchaktionen und 34 Erfolge bei gefährlichen
Fahndungseinsätze/Verhaftungen/Transporte           286         332        283    Verhaftungen erzielen. In 125 Fällen finden die Hunde
Sucheinsätze                                        413         456        585    Betäubungsmittel oder Notengeld.

Ordnungsdienst (Aufwand in Std.)            Ø 2013–2017         2017      2018    Die Stundenzunahme beim WEF-Einsatz um 12 Pro­-
WEF                                               18 046       18 017    20 173   zent resultiert aus dem kurzfristig angekündigten
Sportveranstaltungen                                3130        2343      3629    Besuch des amerikanischen Präsidenten. Der starke
1. Mai                                              5556        4592       2787   Anstieg um rund 55 Prozent bei den Sportveran-
Diverses                                           9204         7989     10 740   staltungen geht hauptsächlich mit den Aufgeboten bei
Total                                            35 936       32 941     37 329   Eishockeyspielen in Kloten einher. Am 1. Mai greift ein
                                                                                  neues Einsatzkonzept, durch das die Einsatzstunden
                                                                                  um 39 Prozent sinken. Die Einsatzstunden der
                                                                                  Einsatzgruppe Diamant werden den Ordnungsdienst-
                                                                                  Stunden zugerechnet. Die Einsatzgruppe Diamant
                                                                                  wird 2018 vermehrt bei Gefangenenvorführungen und
                                                                                  Einvernahmen zugezogen. Ebenso schlägt hier der
                                                                                  Personenschutz rund um den Besuch des Dalai Lama
                                                                                  in der Schweiz zu Buche.

Inhaftierte in den Polizeigefängnissen      Ø 2013–2017         2017      2018    Über die Arrestantenannahme werden in den Po­lizei­­-
Inhaftierte Männer                                10 193        9736      9527    gefängnissen der Kantonspolizei Zürich ins­­gesamt
Inhaftierte Frauen                                  1472        1467      1578    11 105 Personen inhaftiert. Sie stammen aus 156
Total Inhaftierte                                 11 665      11 203     11 105   Ländern. Der durchschnittliche Aufenthalt in den
Anzahl der Herkunftsländer                            152        149        156   Gefängnissen beträgt 2,9 Tage.
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer (Tage)              3,1        2,9       2,9

Arrestantentransporte                       Ø 2013–2017         2017      2018    Die Mitarbeitenden der Polizeigefängnisabteilung
Arrestantentransporte                             39 681      36 874     34 988   führen auf dem Strassennetz 34 988 Arrestanten­trans-
Gefahrene Kilometer                              695 211     710 299    709 229   porte durch und legen dabei mit Spezialfahr-
                                                                                  zeugen 709 229 Kilometer zurück, fast gleich viel
                                                                                  wie im Vorjahr.
18 | Leistung und Wirkung 2018
Intervention

Bankraub. Falschfahrer. Ungebetener Gast.
Street Parade. Badeunfall. Schlafende Einbrecher.
Polizeiverhandler. Mantrailer-Hund. Kokain.
Fahndung nach Vater                            Ungebetener Gast                               Suchaktion nach Badeunfall
und Kleinkind                                  in neuer Wohnung                               Ende Juli verunglückt ein Ehepaar beim
Im Januar fahndet die Kantonspolizei           Am 1. Mai geht bei der Kantonspolizei          Schwimmen im Zürichsee tödlich. Die
Zürich nach einem 32-jährigen Spanier und      Zürich eine eher seltene Meldung ein. Beim     Frau kann kurz nach dem Unfall geborgen
seinem knapp drei Jahre alten Sohn. Am         Einzug in seine neue Wohnung hat ein           werden, verstirbt aber trotz sofort einge-
14. Januar ist der Spanier anlässlich eines    Neumieter eine Schlange entdeckt. Anhand       leiteter Reanimationsmassnahmen. Vom
Besuchs in der Schweiz und entzieht dabei      der Fotos stellt ein Reptilienspezialist der   Mann fehlt jede Spur. Da sich die Unfallstel-
den Knaben aus der Obhut seiner in Zürich      Kantonspolizei fest, dass es sich um eine      le mit einer Wassertiefe von rund 130
lebenden Mutter. Die Kantonspolizei fahn-      ungiftige Würgeschlange, eine zentralafri-     Metern über einer der tiefsten Stellen des
det intensiv zusammen mit diversen Behör-      kanische Königspython, handelt. Nachdem        Zürichsees befindet, ist die Suche nach
den im In- und Ausland. Am 17. Januar          der Spezialist dem Mieter genaue Anwei-        dem Mann sehr schwierig. Der Seepolizei-
meldet sich der Vater bei einem Amts­          sungen zum Verhalten gegeben hat, rückt        zug sucht während mehrerer Wochen mit
gericht in Spanien, der dreijährige Bub ist    er in die entsprechende Wohnung aus. Bei       Sonar und Unterwasserkameras nach dem
wohlauf.                                       seiner Ankunft ist die Schlange jedoch         Vermissten. Ende August wird der Mann
                                               verschwunden. Erst nachdem die halbe           schliesslich am Seegrund geortet und mit
Versuchter Bankraub in Stäfa                   Küche abmontiert ist, kann der Spezialist      dem Einsatz von Spezialgeräten geborgen.
Am 15. Februar erhält die Kantonspolizei       die vier- bis fünfjährige Königspython         Die Kantonspolizei Zürich geht davon aus,
Zürich eine Meldung über einen versuchten      einfangen.                                     dass die Frau beim Schwimmen einen
Bankraub in Stäfa. Ein 22-jähriger Mann                                                       Herzinfarkt erlitten hatte. Als der Ehemann
habe von den Angestellten Geld verlangt        Grosseinsatz                                   ihr zu Hilfe eilen wollte, ertrank er beim
und einen spitzen Gegenstand bei sich          während der Street Parade                      Rettungsversuch.
getragen. Ohne Beute sei er dann wieder        Anlässlich der Street Parade ist die Kan-
aus der Bank geflüchtet. Die Kantonspolizei    tonspolizei Zürich zusammen mit der            Dank Polizeiverhandlern
leitet daraufhin mit mehreren Patrouillen      SBB-Transportpolizei und Securitrans mit       Unglück verhindert
eine Fahndung ein, bei der sie von den         einem grösseren Aufgebot im Hauptbahn-         Am 11. September geht bei der Kantonspoli-
Kommunalpolizeien unterstützt wird. Rund       hof präsent. Insgesamt verhaften die           zei Zürich ein Notruf ein: Ein 34-jähriger
eine Stunde später kann sie den Täter          Funktionäre 32 Männer. Die Festnahmen          Mann sei auf den Baukran der Baustelle
in einer Liegenschaft nahe der Bank ver-       erfolgen wegen Betäubungsmittelhandels,        beim Hauptbahnhof Zürich geklettert.
haften.                                        Entreissdiebstahls, Raubs, Körperverlet-       Sofort rückt die Kantonspolizei mit einem
                                               zung, Widerhandlung gegen das Waffenge-        Grossaufgebot aus. Den Verhandlungs-
Falschfahrer                                   setz, Widerhandlung gegen das Ausländer-       spezialisten der Kantonspolizei gelingt es,
rast quer durch vier Kantone                   gesetz, Taschendiebstahls und Trunkenheit.     mit dem Mann in Verbindung zu treten
Die Falschfahrt beginnt um circa 2 Uhr         Zudem erhält der Polizeiposten Hauptbahn-      und ihn nach mehrstündigen Gesprächen
nachts in Trübbach im Kanton St. Gallen.       hof rund 70 Anzeigen wegen Diebstählen,        dazu zu bewegen, vom Kran herunterzu-
Über die A3 rast der Falschfahrer dann         Raubdelikten und sexueller Belästigungen.      steigen. Der Mann ist wohlauf.
durch die Kantone Glarus und Schwyz bis        Auf der A3 im Üetlibergtunnel sowie an drei
nach Horgen im Kanton Zürich. Dort kann        verschiedenen Standorten im Bezirk             Acht Kilogramm Kokain
die Kantonspolizei Zürich dank der recht-      Dietikon führt die Kantonspolizei ebenfalls    erschnüffelt
zeitigen Meldung der Kantonspolizei            anlässlich der Street Parade eine Gross-       Im Oktober kontrollieren Verkehrspolizisten
St. Gallen die A3 sperren und den Falsch-      kontrolle durch. Sie überprüft 175 Fahrzeu-    zwei Insassen eines Personenwagens. Die
fahrer um 2.30 Uhr zum Anhalten bewe-          ge und deren Insassen. Es gibt diverse         Polizisten haben den Verdacht, dass es sich
gen. Wie durch ein Wunder gibt es auf der      Verzeigungen wegen Fahrens unter Alkohol-      bei den beiden Männern um Drogenkuriere
fast 100 Kilometer langen Fahrt keine          oder Drogeneinfluss und wegen technischer      handelt. Für das Durchsuchen des Fahr-
Kollision und keine Verletzten. Die Polizis-   Mängel.                                        zeugs bieten sie einen Hundeführer mit
ten stellen bei der Festnahme des 46-jähri-                                                   seinem Betäubungsmittelspürhund auf, der
gen Täters fest, dass er das Fahrzeug in                                                      auch sofort ein mögliches Versteck anzeigt.
nichtfahrfähigem Zustand gelenkt hat.                                                         Als Spezialisten der Eidgenössischen
Die Auswertung der Tunnelkameras ergibt,                                                      Zollverwaltung das Versteck überprüfen,
dass es mehrmals zu sehr gefährlichen                                                         finden sie acht Kilogramm Kokain.
Situationen mit korrekt entgegenkommen-
den Fahrzeugen gekommen ist.
Kantonspolizei Zürich | 19
                                                                                                                                       Geschäftsbericht 2018

Suchaktion mit Mantrailer-Hund
und Polizeihelikopter
Am 20. Oktober geht bei der Kantons­polizei
Zürich die Meldung ein, dass ein 88-jähriger
Mann vermisst wird. Dieser sei am Vormit-
tag zum Pilzesammeln in den Wald gegan-
gen und danach nicht zurückgekehrt. Sofort
startet die Kantonspolizei eine Suchaktion,
bei der sie auch eine Diensthundeführerin
und ihren Mantrailer-Hund hinzuzieht. Als
der Mann nach längerer Suche nicht gefun-
den wird, bietet die Kantonspolizei einen
Helikopter auf. Dank der Wärmebildkamera
des Helikopters kann der Mann kurze Zeit
später im Unterholz lokalisiert werden.
Er wird sofort zur ärztlichen Kontrolle und
wegen Verdachts auf Unterkühlung ins
Spital gefahren.

Erfolgreicher
Defibrillator-Einsatz
Am 15. September erleidet ein 16-jähriger
Jugendlicher bei einem Fussballspiel in
Richterswil einen Herzstillstand. Einige
Minuten nach Eingang des Notrufs trifft
eine Patrouille der Kantonspolizei vor Ort
ein und unterstützt die Reanimation. Mit
dem Einsatz des Defibrillators können die
Polizisten den jungen Mann reanimieren,
die Sanität kann ihn danach ins Spital
bringen. Der 16-Jährige muss in ein künst-
liches Koma versetzt werden, ist jedoch
mittlerweile wieder daraus aufgewacht.
Dank dem raschen und richtigen Einsatz
des Defibrillators schreitet die Genesung
des Jugendlichen voran.

Selbstunfall eines Reisecars
Am frühen Morgen des 16. Dezembers
verunglückt auf der Sihlhochstrasse A3W
ein Reisecar. Von den über 50 Insassen wer-
den mehr als 40 Personen verletzt. Eine
Frau verstirbt noch auf der Unfallstelle.
Einer der beiden Carchauffeure erliegt
später im Spital seinen Verletzungen. Ein
Grossaufgebot von Polizei- und Rettungs-
organisationen steht im Einsatz. Die Kan-
tonspolizei Zürich ermittelt zusammen mit
der Staatsanwaltschaft Zürich die Unfall-
ursache.

                                               Betäubungsmittelspürhunde können bei Fahrzeugkontrollen dazugezogen werden (oben).
                                               Im Einsatz an der Street Parade entstehen viele positive Kontakte mit der Bevölkerung (unten).
20 | Leistung und Wirkung 2018
Intervention

                                            Üben für den Ernstfall
                   Mit der grossangelegten Einsatzübung «Bavaria» wurden nicht nur die Führungsstäbe auf die Probe gestellt.
                                       Mit Geiselnahmen und Überfällen waren alle Beteiligten gefordert.

Die Kantonspolizei Zürich übt ihre Prozesse, um bei Gross­              Geiselnahme, gefolgt von einer vermeintlichen Schiesserei in
ereignissen und schweren Gewalttaten vorbereitet zu sein.               Schlieren, der Fund des Fluchtfahrzeugs mit anschliessender
Jedes Jahr trainiert dabei die verantwortliche Organisation             Observierung und die Durchsuchung eines verdächtigen Ge-
in einer Einsatzübung die verschiedenen Aspekte der Füh-                bäudes in Horgen zwangen den Gesamteinsatzleiter-Stab und
rung. Üben ist besonders wertvoll, wenn Polizei- und Füh-               die Fronteinsatzkräfte zum Handeln.
rungskräfte mit realitätsnahen Szenarien konfrontiert wer-              Nach über zwölf Stunden Einsatz wurde die Übergabe der Ge-
den. Tragische Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit wie             samteinsatzleitung und der ihr unterstellten Teilbereiche von
etwa rund um Weihnachtsmärkte haben die Bevölkerung er-                 Gesamteinsatzleiter Aepli gestaffelt vorgenommen: «Sonder-
schreckt und den Wunsch nach Sicherheit verstärkt.                      lagen mit verschiedenen Tatorten zur selben Zeit erfordern
Das Kommando der Kantonspolizei beschloss, eine umfang-                 ungewohnte Lösungen: Schnell wurde klar, dass ein einziger
reiche Übung mit andernorts bewältigten Ereignissen nach-               Übergabe-Rapport während der Ablösung aller Einsatzleiter
zustellen. Im Frühjahr konnte die Einsatzübung mit dem Na-              nicht den Anforderungen eines lückenlosen Informations-
men Bavaria, in loser Anlehnung an die Ereignisse in Bayern             transfers entsprechen würde.» Aepli machte weiter die Erfah-
im Jahr 2016, durchgeführt werden.                                      rung, dass Wissensträger aus den einzelnen Bereichen für ei-
                                                                        nen bestimmten Zeitraum zusammen mit ihren Ablösungen
Vom Reppischtal über Horgen auf den Stierliberg                         arbeiten müssten. Dieses Vorgehen diene dazu, dass die fri-
Um 18 Uhr haben an einem Maiabend alle beteiligten Polizei-             schen Führungs- und Einsatzkräfte den gesamten Wissens-
und Führungskräfte antreten müssen. Keiner der Teilnehmen-              stand übernehmen und sich umfassend in Problemstellungen
den wusste, wie die Übung aussehen wird. «Wir wussten nur,              einarbeiten könnten.
dass die Übung den Namen Bavaria trägt», sagt Stefan Aepli,             Nach der Ablösung wurde in einer zweiten Phase das Infor-
der an dieser Übung die Funktion des ersten Gesamteinsatz-              mationsmanagement auf die Probe gestellt. Dabei wurde ein
leiters innehatte.                                                      Büro für die Verarbeitung eingehender Meldungen betrieben.
Der Gesamteinsatzleiter ist bei einer derartigen Übung die              Das Prinzip einer sogenannten «Response Cell» wurde im
oberste Führungskraft für alle im Einsatz stehenden Funktio-            Vorfeld durch eine Projektgruppe der Kantonspolizei erarbei-
näre. Polizeioffiziere werden jährlich geschult und bei Übun-           tet. In der Übung zeigten sich besondere Herausforderungen
gen jeweils in verschiedenen Positionen eingesetzt. Im Ernst-           in diesem Bereich: Durch die Informationsflut, die im Ernst-
fall würden sie einen solchen Einsatz ad hoc leiten müssen.             fall sowohl durch Meldungen aus der Bevölkerung als auch
Als Szenario wurden parallele gefährliche Lagen mit ver-                aus den Reihen der Fronteinsatzkräfte bei der Polizei eingeht,
schiedenen Tatorten durchgespielt. So wurden bis zur Ablö-              können Missverständnisse entstehen oder Informationen un-
sung am frühen Morgen mehrere Situationen simuliert: Ein                tergehen. Aepli, der bereits zum zweiten Mal die Aufgaben
Überfall auf einen Linienbus im Reppischtal mit Verdacht auf            des Gesamteinsatzleiters in einer Übung ausführte, erkannte:
                                                                        «Ähnlich dem Kettentelefon-Phänomen müssen wir aufpas-
                                                                        sen, dass aus ‹Mutter holt Kind ab› nicht ‹Mutter wurde ge-
                                                                        kidnappt› wird. Die Informationen von der Front gelangen mit
                                                                        einer gewissen Verzögerung zur Gesamteinsatzleitung. Es
                                                                        hilft, die Informationskanäle klar zu definieren, damit sich
                                                                        jeder an die Vorgaben halten kann.»

                                                                        Intervention, Observation, Fahndung
                                                                        Mit Sonderlagen wie Restaurantüberfall mit Toten und zwei
                                                                        Geiselnahmen auf dem Stierliberg wurden weitere Abläufe und
                                                                        die Zusammenarbeit zwischen dem Gesamteinsatzleiter-Stab
                                                                        und der Einsatzleitung der Frontpolizeikräfte geübt.
                                                                        Solche in der Übung simulierten Sonderlagen weisen eine
                                                                        enorme Komplexität aus. Sie können nur mit gleichzeitigem
Bei komplexen Sonderlagen kommt es auf die Zusammenarbeit zwischen      Einsatz einer Vielzahl von Spezialmitteln bewältigt werden.
Gesamteinsatzleitung und Einsatzleitung der Frontpolizeikräfte an.      Dabei wurden laufend die Möglichkeiten der Verhandlung, In-
Kantonspolizei Zürich | 21
                                                                                                                      Geschäftsbericht 2018

      «Mit der Kripoleitstelle können
      wir sehr schnell komplexe
      Ermittlungen und Fahndungen
      einleiten, was in solchen
      Situationen von höchster
      Wichtigkeit ist.»
      Stefan Aepli
      ist seit 2009 bei der Kantonspolizei Zürich
      und seit 2015 Chef der Fahndungsabteilung.
      Zuvor war er als Staatsanwalt
      bei der Staatsanwaltschaft II tätig.

tervention, Observation, Fahndung, Ermittlung und Kommu-          lieren.» Der Kommandant der Kantonspolizei, Thomas Würgler,
nikation berücksichtigt. Mit der sogenannten Kripo­leitstelle     bringt es in seinem Fazit auf den Punkt: «Die Übung hat ge-
wurde erstmals in einer Übung diese wichtige Schnittstelle        zeigt, was bereits gut funktioniert und was künftig verbessert
zwischen Frontkräften und rückwärtiger Einsatzführung mit-        werden muss.» So werden beispielsweise das Konzept der Kri-
einbezogen. Gegliedert in verschiedene kriminalpolizeiliche       poleitstelle den Bedürfnissen angepasst und die gewonnenen
Einsatzabschnitte werten dort Fachspezialisten sehr rasch In-     Erkenntnisse in Weiterbildungen vermittelt. Die Planung, Vor-
formationen aus und leiten notwendige Ermittlungsschritte         bereitung und Durchführung einer derart gross angelegten
ein. Die Kripoleitstelle erwies sich als besonders wertvoll für   Übung ist mit Aufwand verbunden. Die Erkenntnisse der
die Bewältigung der in dieser Übung nachgespielten Ereig-         durchgespielten Abläufe innerhalb der Führungsorganisation
nisse, wie Gesamteinsatzleiter Aepli berichtet: «Mit der Kripo-   und der Fronteinsatzkräfte sind entscheidend und machen
leitstelle können wir sehr schnell komplexe Ermittlungen und      die Kantonspolizei für den Ernstfall bereit.
Fahndungen einleiten, was in solchen Situationen von höchs-
ter Wichtigkeit ist und rascher zum Erfolg führt.»

Eindrückliche Erfahrungen
Mit einer Einsatzübung, die über 20 Stunden dauert, kommen
alle an ihre Grenzen. Eindrücklich war für Aepli, am eigenen
                                                                           8
                                                                   Sonderlagen dienten in der Übung als
Körper zu erfahren, dass das Führen in komplexen Situatio-         herausforderndes Schreckensszenario, welches
nen über längere Zeit sowohl in physischer wie auch in psy-        die Führungskräfte der verschiedenen Stellen
                                                                   über 20 Stunden auf Trab hielt.
chischer Hinsicht eine enorme Anstrengung ist: «Die Über-
gabe der Führung sowie die Ablösung der Einsatzkräfte
müssen im Vorfeld gut geplant und zum richtigen Zeitpunkt
umgesetzt werden, um keine relevanten Informationen zu ver-
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