Geschäftsbericht 2018 - Kanton Zürich
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Impressum Herausgeberin: Kantonspolizei Zürich Verantwortlich: Reto Scherrer Redaktion: Susanne Urech Gestaltung: Reto Spillmann Fotos: André Wirz, Archiv Kantonspolizei Zürich Lektorat: Beat Frei Druck: Schneider Druck AG Auflage: 1250 Expl. © Kantonspolizei Zürich, April 2019
Kantonspolizei Zürich | 1 Geschäftsbericht 2018 Vorwort Kommandant 2 Schwerpunkte und Jahresziele 2018 5 Leistung und Wirkung 6 Prävention 8 Intervention 16 Repression 22 Wirkungszahlen 28 Projekte und Innovationen 34 Vorausschauende Polizeiarbeit 36 Umfeld und Laufbahn 40 Arbeitsmittel und Infrastruktur 44 Partner und Kooperationen 50 Prozessorientierte Strukturen 56 Menschen und Strukturen 60 Mitarbeitende 62 Organisation 66 Schwerpunkte und Jahresziele 2019 70
Thomas Würgler ist seit 2009 Kommandant der Kantonspolizei Zürich. «Polizistinnen und Polizisten müssen entscheiden und handeln – und dafür brauchen sie neben einer hervorragenden Ausbildung eine grosse Erfahrung. In diesem Sinn erfordert Polizeiarbeit Menschen, die Verantwortung übernehmen.»
Kantonspolizei Zürich | 3 Geschäftsbericht 2018 Liebe Mitarbeitende, liebe Leserinnen und Leser Die Kriminal- und die Unfallstatistik für das Jahr 2018 zeigen, dass wir weiterhin in einem sehr sicheren Kanton leben. Die Kantonspolizei hat mit ihrer Arbeit einen we- sentlichen Anteil daran. Auch die Bevölkerung ist zufrieden mit ihrer Polizei, wie ver- schiedene Umfragen zu unserer Arbeit belegen. Zudem verlief das vergangene Jahr für uns ohne grössere Zwischenfälle. Der Geschäftsbericht illustriert die zahlreichen Fortschritte in der weiteren Modernisierung unseres Korps. Was hat uns im Jahr 2018 speziell beschäftigt? Im Vordergrund stand im vergangenen Jahr die noch immer erhöhte Terrorbedrohung. Einerseits schulten wir die Interventionsfähigkeit intensiv, führten eine Einsatzübung durch und erhöhten den Schutz unserer Mitarbeitenden mit der Beschaffung neuer Helme weiter. Anderseits galt wiederum ein besonderes Augenmerk der Früherken- nung und der Prävention. Unsere bewährte Sonderkommission garantiert einen engen Austausch mit allen relevanten Behörden und stellt so sicher, dass Gefährder aus dem dschihadistischen Umfeld intensiv beobachtet werden. Neu geschaffen haben wir zu- dem eine Stelle, die sich dem Thema Deradikalisierung widmen und neue Ansätze in diesem Feld entwickeln soll. Ernstzunehmen ist auch das Problem psychisch beein- trächtigter, gewaltgeneigter Personen; hier leistet unser Gewaltschutz gute Arbeit. Weiter ausgebaut wurde sodann das kantonale Bedrohungsmanagement, das inzwi- schen viele Partner umfasst und wichtige Kontakte unterhält. Die Kriminalität mit den Mitteln der neuen Technologien ist die zentrale Herausforde- rung für die Strafverfolgung. In diesem Feld entwickelten wir das Know-how unserer Mitarbeitenden weiter und passten die Methoden an. Mit dem gesamtschweizerischen Netzwerk Nedik unter unserer koordinierenden Leitung leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum nationalen Aufbau der Verfolgung von Straftaten im Internet. Wie haben wir uns entwickelt? Grosse Anstrengungen haben wir auf die Erneuerung der Infrastruktur verwendet. Das Programm zur Sanierung der Verkehrsstützpunkte kommt voran, diverse Polizeipos- ten wurden erneuert, und verschiedene Ausbildungsanlagen werden in den nächsten zwei Jahren ergänzt und saniert. Stark engagiert sind sodann unsere IT-Abteilungen, die unsere anspruchsvollen Syste- me unterhalten und daneben laufend Anwendungen kreieren und weiterentwickeln. Ohne eine moderne IT ist effiziente Polizeiarbeit nicht mehr vorstellbar. Daher über- nehmen wir auch Verantwortung für die Schweizer Polizei, indem wir uns im interkan- tonalen Gremium PTI (Polizeitechnik und -informatik) engagieren. Ich bin überzeugt,
4 | Vorwort Kommandant dass eine Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinweg ein Gebot der Zeit ist. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Finanzmitteln verlangt auch bei Beschaffungen nach mehr Kooperation der Polizeikorps. Wie steht es um die Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeitenden? Bei der Polizeiarbeit geht es darum, die entscheidenden Informationen zu gewinnen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und sodann konsequent zu handeln. Entschei- den und handeln müssen Polizistinnen und Polizisten – und dafür brauchen sie neben einer hervorragenden Ausbildung eine grosse Erfahrung. In diesem Sinn erfordert Poli- zeiarbeit Menschen, die Verantwortung übernehmen. Darum stehen bei uns die Mitar- beitenden im Zentrum der Anstrengungen der Polizeiführung. Folglich lautete denn auch das Motto für das Jahr 2018: «Jede und jeder Einzelne zählt!» Ich stelle erfreut fest, wie sehr unsere Mitarbeitenden die laufenden Anpassungen mit- tragen. Mit den jeweiligen Jahreszielen machen wir stets transparent, wo Veränderun- gen anstehen. Diese Strategie bringt uns voran. Unsere Mitarbeitenden konnten fest- stellen, dass die Entwicklungen der letzten Jahre ganz direkt zu ihren Gunsten ausfielen. Wir haben viel unternommen, um das bestmögliche Arbeitsumfeld zu schaffen. Dies gilt für alle Bereiche, namentlich für Infrastruktur und Mobiliar, Eigen- und Gesund- heitsschutz, sowie Arbeitsmittel und -abläufe. Mit einer erneuten Mitarbeitenden befragung wollen wir in Erfahrung bringen, wo allenfalls weitere Verbesserungen ge- wünscht werden. Was bringt das Jahr 2019? Die Festlegung des Kommandos auf Schwergewichte und Ziele für das laufende Jahr soll sicherstellen, dass wir tatsächlich die wesentlichen Vorhaben anpacken und uns auf diese Weise zielgerichtet weiterentwickeln. Daher lauten die Vorgaben «Arbeitspro- zesse optimieren» und «Neues rasch realisieren». Weitere Ziele beziehen sich darauf, die Mitarbeitenden zu fördern und die Zusammenarbeit mit unseren Sicherheitspart- nern wie den Gerichten und Staatsanwaltschaften zu stärken. Der Schlüsselsatz für eine wirkungsvolle Polizeiarbeit heisst «vorausschauend han- deln» und bezieht sich insbesondere auf kritische Bedrohungsfelder wie etwa psy- chisch auffällige oder radikalisierte Gefährder sowie auf die organisierte und grenz- überschreitende Kriminalität primär mittels des Internets. Wenn wir dies konsequent verfolgen, dienen wir unserem Motto für das Jahr 2019 zum Wohl der Bevölkerung und ihrer Sicherheit: «Miteinander Positives bewirken.» Kommandant Thomas Würgler
Kantonspolizei Zürich | 5 Geschäftsbericht 2018 Schwerpunkte und Jahresziele 2018 Stetige Weiterentwicklung der Kantonspolizei Zürich in diversen Bereichen auch im Jahr 2018 Für mehr Sicherheit sorgen, heisst, Straftaten verhindern, frühzeitig intervenieren und konsequent ermitteln … – gegen Gewalt und kriminelle Strukturen, überall und vor allem im Internet; Seite 54 – gegen psychisch verwirrte, radikalisierte, fanatische Gefährder/Szenen; Seite 14 Uns für die Mitarbeitenden Unsere Organisation und – gegen Verkehrsteilnehmer, die Gefahren einsetzen, heisst … Arbeitsprozesse optimieren, schaffen. Seite 37 – unsere Mitarbeitenden vor Übergriffen heisst … und Gewalt schützen; Seite 42 – elektronischen Geschäftsprozess – Wiedereinstieg, Perspektivenwechsel einführen; Seite 57 und Kaderentwicklung vorwärts – Wissensmanagement (Intranet, bringen; Seite 41 PolPedia etc.) neu aufsetzen; Seite 57 – Vertrauen schenken und e I – das Informationsmanagement o ll mi den Eigenverantwortung fördern. Seite 41 n sv t d tifi der Ereignisbewältigung stärken e g e m ka au un Au t i o n (Response Cell etc.) und in e rtr Führ ftr v ag Stabsrahmenübung testen; Seite 20 Für die – die Grenzkontrolle Sicherheit optimieren/automatisieren; Seite 38 Unsere Mittel wirtschaftlich ion m u n nte bürgernah Ent w – das Vorgehen gegen Häusliche Gewalt einsetzen, heisst … ikat innovativ s te t kl u n g Kom nspare wirkungsvoller machen vorausschauend – die Polizeiarbeit mithilfe einer ic ige (Strategie, Datenaufbereitung, produktiven, effizienten IT t ra mobile Rapportierung); Seite 26 weiterentwickeln (Cloud, PEP, – interne Dienstleistungen dezentrali- respektvolles Big Data, KI, PTI); Seite 45 sieren/automatisieren; Seite 45 Verhalten – aktiv ein flexibel benutzbares, – die Wirkung unserer Präventionsarbeit Team-/Einzelarbeit nach Bedarf messen/darstellen; Seite 9 ermöglichendes, topmodernes PJZ – die Einsatzplanung der mitgestalten; Seite 46 Schwerpunktmittel auf grössere – Ausbildungsanlagen bauen und Handlungsfreiheit ausrichten. Seite 41 Den Kontakt zu unseren Partnern Stützpunkte/Posten erneuern; Seite 48 und Kunden stärken, heisst … – neue Arbeitsuniform, – als «Brückenbauer» auftreten Drohnenabwehr/-einsatz, und der Bevölkerung einen einfachen Helikopter-Verfügbarkeit und Zugang bieten; Seite 37 Eigensicherung als Schwerpunkte – zusammen mit Partnern das bearbeiten. Seite 44 risikobasierte Bedrohungsmanagement weiter ausbauen; Seite 9 – auch in konfliktreichen Situationen positive Erfahrungen mit der Polizei vermitteln. Seite 32
Leistung und Wirkung 2018
Prävention 8 Anlaufstelle gegen Extremismus 14 Intervention 16 Einsatzübung «Bavaria» 20 Repression 22 Häusliche Gewalt 26 Wirkungszahlen 28 Verkehrsunfallstatistik 29 Kriminalstatistik 30 Zufriedenheitsbefragung 32 Beschwerdewesen 33
Leistung und Wirkung 2018 Prävention Früh übt sich – Mitarbeitende des Diensts «Kinder- und Jugendinstruktion» der Präventionsabteilung leisten ihren Beitrag zur Sicherheit auf dem Schulweg.
Kantonspolizei Zürich | 9 Geschäftsbericht 2018 Polizeiliche Präventionsarbeit und Jugendinstruktoren der Präventionsabteilung investie- Polizeiarbeit beginnt, bevor etwas passiert, und kann Unfälle ren deshalb viel in die Information und Aufklärung an Schu- und Straftaten verhindern len im ganzen Kantonsgebiet. In über 1700 Lektionen unterrichteten sie im Verlauf des Jahres 2018 die Schülerin- Das Bedürfnis der Bevölkerung nach Sicherheit ist in ste- nen und Schüler der 4. Primarklasse und 1. Oberstufe über die tigem Wandel. Während Seriendelikte wie Einbruchdieb- erwähnten Themen. Die Mitarbeitenden der Jugendinterven- stähle für Verunsicherung sorgen, lösen aktuelle Berichte tion führten zudem über 100 sogenannte Klasseninterventio- über schwer fassbare Gewalteskalationen, Straftaten nen und rund 300 Referate an Schulen, bei Partnerorganisa- durch Jugendliche im digitalen Raum sowie Telefonbe- tionen sowie an Elternabenden durch. trüge Besorgnis aus. Die starke Zunahme des Strassen- verkehrs birgt überdies Gefahren für die schwachen Ver- Telefonbetrug als lukratives Geschäft kehrsteilnehmenden. Die Kantonspolizei Zürich nimmt Seniorinnen und Senioren standen 2018 wiederum im Fokus diese Entwicklungen ernst. Sie misst der Prävention ei- von professionell agierenden Tätergruppen. 47 vollendete nen sehr hohen Stellenwert bei. Telefonbetrugsfälle mit einem Deliktsbetrag von über zwei Millionen Franken waren zu verzeichnen. Die Betroffenen Im Vorfeld von schweren Gewalttaten künden immer wieder waren im Alter zwischen 63 und 93 Jahren. Nebst dem be- Warnsignale eine mögliche Tatausführung an. Oftmals geht kannten Enkeltrick bediente sich die Täterschaft vor allem die Gefahr von Menschen aus, die psychisch auffällig sind der Masche des falschen Polizisten. Das Vertrauen der älte- oder sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden. Die ren Menschen in die Polizei wurde skrupellos missbraucht. Kantonspolizei Zürich hat deshalb auch im Jahr 2018 viel in Ganze Vermögen wurden zum Teil weggenommen. Intensive die Stärkung des Netzwerks unter den Behörden und Institu- Präventionsbemühungen zusammen mit Partnerorganisatio- tionen im Rahmen des kantonalen Bedrohungsmanagements nen, Medienmitteilungen, Warnhinweise auf der Internet- investiert. Mehrere Informations- sowie Aus- und Weiterbil- plattform telefonbetrug.ch sowie rund 50 Referatsveranstal- dungsveranstaltungen wurden durchgeführt. Alle Mitarbei- tungen bei Seniorenvereinigungen verhinderten aber auch tenden in öffentlichen Diensten, Ämtern und Institutionen viele Geldübergaben. So wurden im Verlauf des Jahres 2018 sind aufgefordert, im Bewusstsein ihrer Anzeigepflichten und gegen 2000 Betrugsversuche gemeldet. Die Ermittlungen der Melderechte Informationen über ernstzunehmende Anzei- Kriminalpolizei führten zu mehreren Verhaftungen. chen auszutauschen. Nur so können Gefahren rechtzeitig er- kannt, Risiken fundiert eingeschätzt und heikle Situationen E-Biken boomt weiterhin mit interdisziplinär abgestimmten Massnahmen entschärft Bei rund 80 Prozent aller schwerverletzten und getöteten Ver- werden. Das Bedrohungsmanagement-Netzwerk umfasst kehrsteilnehmenden im Jahr 2018 handelte es sich um Fuss- heute über 500 Ansprechpersonen bei relevanten Stellen im gänger oder Zweiradfahrende. Die langen und sehr warmen ganzen Kantonsgebiet. Trockenperioden verlängerten die Zweiradsaison massgeb lich und liessen das E-Biken boomen. Seniorinnen und Senio- Jugenddelikte im digitalen Raum nehmen zu ren waren von schweren Folgen bei Verkehrsunfällen betrof- Die weite Verbreitung von Smartphones ermöglicht nicht nur fen. Die Kampagne «E-Bike im Griff?» wurde deshalb ein Erwachsenen, sondern auch Kindern und Jugendlichen einen weiteres Mal durchgeführt. Die angebotenen Fahrkurse für einfachen Zugang zum Internet, was für sie auch gewisse Ge- E-Biker fanden grossen Anklang und waren ausgebucht. fahren in sich birgt. Nebst Pornografie, Gewaltdarstellungen und Ehrverletzungen finden auch Drohungen und Nötigungen vermehrt online statt. Jugendliche sind sich der Tragweite ihres Handelns im digitalen Raum kaum bewusst. Die Kinder- Leistungen im Bereich Prävention Ø 2013–2017 2017 2018 Das Präventionsmobil ist seit 2016 im Einsatz, Sicherheitsberatungen 498 493 353 und Kriminalprävention wird seit 2017 unterrichtet. Präventionskampagnen 5 6 6 Lektionen Verkehrsunterricht 7340 6783 6827 Lektionen Kriminalprävention – 1669 1735 Einsätze Präventionsmobil 40 50 28
10 | Leistung und Wirkung 2018 Prävention Polizeiarbeit am Flughafen sation Flughafenpolizei zur gesamtheitlichen Optimierung Wirksamer Schutz an der Schengen-Aussengrenze beizutragen vermögen. Noch während der Projektarbeit ge- für Zürich, die Schweiz und Europa nehmigte der Regierungsrat des Kantons Zürich die Schaf- fung von 30 zusätzlichen Vollzeitstellen «Sicherheitsassis- Über 31 Millionen Personen sind im Jahr 2018 als Flug- tent-/in Grenze»; die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter passagiere über den Flughafen Zürich gereist. Die Flug- konnten noch während des Jahres rekrutiert, ausgebildet hafenpolizei sorgt dabei für Sicherheit im und um den und in der Grenzarbeit eingesetzt werden. Das stellt ange- Flughafen. Ihre grenzpolizeilichen Aufgaben und Sicher- sichts der fortwährend steigenden Passagierzahlen eine un- heitskontrollen sind national anerkannt. verzichtbare Massnahme dar. Das Projekt konnte erfolgreich zu Ende geführt werden, und die Flughafenpolizei-Grenz Die Flughafenpolizei folgt in ihrer Arbeit drei Leitsätzen: Sie abteilung wird per Anfang April 2019 zur Realität. Nun wird ist unentbehrlich für den Schutz des grössten internationalen an der Umsetzung der im Projekt erarbeiteten Massnahmen Landesflughafens der Schweiz, wird national als wegweisend gearbeitet. für grenzpolizeiliche Aufgaben und Sicherheitskontrollen an- erkannt und trägt die Werte der Kantonspolizei Zürich in die Über 16 000 Fälle pro Jahr Welt hinaus. Im Jahr 2018 reisten erstmals über 31 Millionen Flugpassa- Getreu den Leitsätzen der Flughafenpolizei hat es auch 2018 giere über den Flughafen Zürich. Das beeinflusst nicht nur gegolten, Schwerpunkte zu setzen, Projekte zu initiieren, wo die erwähnte Grenzarbeit, sondern das gesamte breite Tätig- nötig strukturelle Anpassungen vorzunehmen und die Werte keitsfeld der Flughafenpolizei. Passagiere und ihr Gepäck der Kantonspolizei zu leben. Im Kontext dieser Leitsätze müssen sicherheitskontrolliert werden, im und um den sehr stellt die Kontrolle der grössten Schengen-Aussengrenze der stark frequentierten Flughafen ist zu patrouillieren und im Schweiz noch immer eine besondere Herausforderung dar, Ereignisfall auszurücken, Anzeigen sind entgegenzunehmen gilt es doch nicht zuletzt, sich mit den ständig wandelnden und an die Untersuchungsbehörden zu rapportieren. Die Mit- Regulativen weiterzuentwickeln und mit den zukünftigen arbeitenden der Einsatzzentrale der Flughafenpolizei dispo- technischen Neuerungen Schritt zu halten. Bewegte sich die nierten im vergangenen Jahr 16 572 Fälle, die ein polizeiliches Zahl der Grenzübertritte am Flughafen Zürich im Jahr 2011 Handeln erforderten. noch unter 9 Millionen, haben 2018 rund 11,7 Millionen Pas- Damit in jedem dieser flugsicherheitsrelevanten Arbeitsberei- sagiere die Grenze am Flughafen Zürich passiert. An eben- che die grösstmögliche Wirkung erzielt wird, nehmen die Mit- dieser grössten Schengen-Aussengrenze kann durch eine arbeitenden der Flughafenpolizei Einsitz in interdisziplinä- vollständige Auftragserfüllung ein wesentlicher Beitrag zur ren Arbeitsgruppen und Projekten, bringen ihr wertvolles inneren und äusseren Sicherheit der Schweiz und des gesam- Fachwissen gewinnbringend mit ein und vertreten dabei die ten Schengen-Raums geleistet werden. Interessen der Kantonspolizei Zürich. Die Flughafenpoli- zei-Einsatzabteilung ihrerseits patrouilliert im und um den 30 zusätzliche Stellen für die Grenzarbeit Flughafen Zürich, führt Schwerpunktkontrollen durch, stellt Vor diesem Hintergrund begleitete während des gesamten die Interventionsbereitschaft sicher und leistet einen we- Jahres das Projekt «Kompass» Mitarbeitende der Flughafen- sentlichen Beitrag in der Grundausbildung unserer jüngsten polizei aller Hierarchiestufen. Das Projekt hatte zum obersten Mitarbeitenden. Ziel, sämtliche grenzpolizeilichen Prozesse in einer neu zu bildenden Grenzabteilung zusammenzufassen. Zudem galt es zu analysieren, inwiefern weitere Anpassungen in der Organi-
Kantonspolizei Zürich | 11 Geschäftsbericht 2018 Grenzübertritte am Flughafen Zürich Ø 2013–2017 2017 2018 Beim Grenzübertritt am Flughafen Zürich (Ein- und Ankommende Passagiere 4 933 755 5 342 120 6 006 078 Ausreise) passieren 11 715 657 Personen die Schen- Abreisende Passagiere 4 869 734 5 127 161 5 709 579 gen-Aussengrenze. Ergänzend werden bei 2642 Total 9 803 489 10 469 281 11 715 657 gelandeten Flügen aus Non-Schengen-Destinationen vorgelagerte Einreise- und Passkontrollen direkt am Ankunftsgate durchgeführt. Rückführungen über den Flughafen Zürich Ø 2013–2017 2017 2018 In 735 Fällen aller unfreiwilligen Rückführungen Unfreiwillige Rückführungen 5576 4947 4528 handelt es sich um Rückübernahmen. 362 Personen davon aus dem Kanton Zürich 1743 1476 1112 müssen polizeilich bis in ihr Heimatland begleitet werden. Kontrolle von Dokumenten Ø 2013–2017 2017 2018 Die Spezialisten der Ausweisprüfstelle stellen Untersuchte Dokumente 3123 3461 3172 268 gefälschte Dokumente fest, was ungefähr jedem davon gefälscht 395 351 268 zwölften entspricht. Gepäckkontrollen (Luftsicherheit) Ø 2013–2017 2017 2018 Bei einem Teil der Gepäckstücke müssen Mitarbei- Kontrollierte Gepäckstücke 9 160 323 9 346 160 9 731 282 tende Kontrollöffnungen vornehmen. Dabei werden Abgenommene Gegenstände 58 959 71 894 68 379 Passagieren Gegenstände abgenommen, deren Mitnahme gegen die Gefahrgutvorschriften der Inter- national Air Transport Association (Iata) verstösst. Auffällige Gepäckstücke im Flughafenareal Ø 2013–2017 2017 2018 Gegenüber dem Vorjahr gibt es nur eine schwache Verdächtige Gepäckstücke 2424 2959 2997 Erhöhung der Anzahl verdächtiger Gepäckstücke und davon durch Bomb Squad kontrolliert 954 1104 1102 Gegenstände. Die Anzahl durch das Bomb Squad bearbeiteten Objekte bleibt nahezu gleich. Verglichen mit den stark angestiegenen Passagier- und Besucher- zahlen des Flughafens Zürich sind die Zahlen stabil geblieben. An der Schengen-Aussengrenze erfüllen Mitarbeitende der Flughafenpolizei ihre Aufgaben mit grossem Fachwissen.
12 | Leistung und Wirkung 2018 Prävention Sturmwarnung. Falsche Polizisten. WEF. Fangruppierungen. Phishing. Fussgängersicherheit. Kryptowährungen. Fischereikontrolle. Warnung vor falschen Polizisten Starkes Aufgebot Sicherheit von Fussgängern Im Januar erhält die Kantonspolizei Zürich bei Eishockey-Derby Die Kantonspolizei führt vom 19. Februar zahlreiche Meldungen über versuchte Nachdem es bei den letzten beiden Zürcher bis zum 4. März diverse Schwerpunkt Telefonbetrugsfälle. Bei diesen Betrugs- Eishockey-Derbys in Kloten zu Scharmüt- aktionen zu den Themen Fussgänger, Fahr- fällen geben sich die Anrufer als Kantons- zeln zwischen den Fangruppierungen und zeugbeleuchtung, Geschwindigkeit und polizisten aus, und bei den Betroffenen der Polizei gekommen ist, verstärkt die Sichtbarkeit durch. Sie wird dabei von den erscheint die Hauptnummer der Kantons- Kantonspolizei Zürich ihre Präsenz beim kommunalen Polizeikorps unterstützt. polizei Zürich. Es handelt sich dabei um Spiel am 20. Januar. Die Wirkung ist positiv: Während dieser Aktion verzeigt die Polizei manipulierte Rufnummern. Im Fachjargon Es kommt vor und während des Spiels zu 1001 Motorfahrzeuglenkende wegen Über- nennt sich dieses Vorgehen «Spoofing». Im keinen Zwischenfällen. Einzig nach dem schreitens der Höchstgeschwindigkeit, Fall eines solchen Anrufs rät die Kantons- Spiel muss die Polizei mit dem Einsatz von 39 wegen Missachtung des Vortritts an polizei der Bevölkerung, den Namen des Gummischrot und Reizstoff dafür sorgen, Fussgängerstreifen und 690 wegen fehlen- Polizisten zu notieren, das Telefon aufzu- dass es keine direkte Konfrontation der der oder nicht eingeschalteter Fahrzeug- legen und umgehend die Rufnummer 117 beiden Fangruppierungen gibt. beleuchtung. Die Kantonspolizei büsst zu wählen und nach dem spezifischen oder belehrt 203 Fussgängerinnen und Polizisten zu fragen. Zudem empfiehlt die Über 20 000 Arbeitsstunden Fussgänger wegen Missachtung der Ver- Kantonspolizei, misstrauisch zu sein, wenn anlässlich des WEF kehrsregeln. die Polizistin oder der Polizist hochdeutsch Während des World Economic Forum WEF spricht. Die Polizistinnen und Polizisten sorgt die Kantonspolizei Zürich für die Warnung vor der Kantonspolizei Zürich sprechen grund- Sicherheit von rund 130 völkerrechtlich neuer Phishing-Methode sätzlich schweizerdeutsch. Überdies wird geschützten Gästen. An den Spitzentagen Mit gefälschten E-Mails oder Websites eine Polizistin oder ein Polizist niemals sind über 400 Polizistinnen und Polizisten versuchen die Täter, an Log-in-Daten von hohe Geldsummen verlangen, insbesonde- für das WEF im Einsatz. Sie sorgen für die Post-Kundenkonten zu gelangen. Mit der re nicht telefonisch. Sicherheit am und um den Flughafen Zürich erschlichenen Identität des Opfers tätigen sowie auf den Verschiebungsrouten nach die Betrüger in Onlineshops Bestellungen Sturmwarnung und Hinweise Davos und unterstützen den interkantona- auf Rechnung. Sobald die Post den Versand zur Gefahrenabwehr len Einsatz in Davos. Insgesamt leisten die bestätigt, leiten die Täter das Paket unter Die Kantonspolizei Zürich warnt Anfang Polizistinnen und Polizisten der Kantons- «Meine Sendungen» an eine andere Adres- Januar vor orkanartigen Sturmböen. polizei Zürich über 20 000 Arbeitsstunden se um wie beispielweise ein Hotel oder Sie rät der Bevölkerung, sich nicht im Freien für ein sicheres WEF. einen Paketautomaten. Diese Pakete lassen aufzuhalten und lose Gegenstände festzu- sie dann von sogenannten Paketagenten zurren oder nach drinnen zu verlegen. Vorsicht im Umgang abholen. Die Rechnung hat der Internet Bei der Kantonspolizei gehen bezüglich mit Kryptowährungen nutzer im Briefkasten. Beim Erhalt solcher des Sturms rund 230 Meldungen zu diver- Mit dem Boom von Kryptowährungen E-Mails empfiehlt die Kantonspolizei Zürich, sen Sachschäden und Unfällen ein. nehmen auch die Betrugsfälle und Dieb- misstrauisch zu sein, denn seriöse Dienst- Es gibt keine Verletzten. stähle zu. Die Kantonspolizei Zürich legt der leister oder Behörden verlangen niemals Bevölkerung darum nahe, sich vor der Log-in-Daten oder Karteninformationen. Investition in Kryptowährungen intensiv mit Die Kantonspolizei rät, solche E-Mails sofort deren Risiken auseinanderzusetzen. Um und ohne auf Links zu klicken zu löschen. einem Betrugsfall vorzubeugen, muss der Passwortschutz gewährleistet sein. Die Kontrolle Autobahnrastpatz Kantonspolizei rät, Zugangsdaten nicht in Die Kantonspolizei Zürich führt am 20. April E-Mailkonten oder Clouds abzuspeichern, eine fünfstündige Kontrolle auf dem Auto- Passwörter nicht mehrfach zu verwenden bahnrastplatz Forrenberg durch, wobei sie und wenn möglich eine Zweifaktoren 20 Cars kontrolliert. Sie verzeigt zwei authentifizierung zu aktivieren. Weiter sollte Personen wegen Verstössen gegen die Online-Diensten und Apps nicht blindlings Arbeits- und Ruhezeitverordnung und zwei vertraut werden. weitere wegen ausstehender Bussen.
Kantonspolizei Zürich | 13 Geschäftsbericht 2018 Keine Ablenkung am Steuer Im Frühling führt die Kantonspolizei Zürich in Zusammenarbeit mit den Kommunal- polizeien während rund zwei Wochen eine Schwerpunktaktion zum Thema «Ablen- kung am Steuer» durch. Während dieser Aktion kontrolliert die Kantonspolizei 930 Fahrzeuglenkende. 624 Lenkende erhalten Bussen und Verzeigungen wegen Tele fonierens ohne Freisprechanlage, wegen anderer Tätigkeiten wie SMS-Schreiben oder Essen während der Fahrt und wegen Missachtung des Rechtsfahrgebots durch ständiges Linksfahren auf der Autobahn. Positive Bilanz nach Fischereikontrolle Am 26. Mai kontrollieren die Kantonspoli- zeien Zürich und Schwyz, die Wasser- schutzpolizei der Stadt Zürich sowie die Fischereiaufsichten der Kantone Zürich, Schwyz und St. Gallen insgesamt 116 Fischer bei ihrer Freizeitbeschäftigung. Die Bilanz ist positiv: Lediglich zwei Fischer werden wegen Widerhandlungen gegen das Fischereigesetz zur Anzeige gebracht. Sicherer Schulbeginn Mit grosser Unterstützung der kommuna- len Polizeikorps führt die Kantonspolizei Zürich vom 20. August bis zum 16. Septem- ber zahlreiche Kontrollen im Bereich von Schulhäusern und Kindergärten durch. Dies dient der Sicherheit der Schülerinnen und Schüler als jüngste und schwächste Ver- kehrsteilnehmer. Insbesondere achten die Polizistinnen und Polizisten auf die Ge- schwindigkeit der Fahrzeuglenkenden, das Gewähren des Vortritts bei Fussgänger streifen und das Missachten von Verkehrs- regeln durch Fussgänger. 9593 Motorfahr- zeuglenkende erhalten während dieser Schwerpunktaktion Bussen wegen des Überschreitens der signalisierten Höchst- geschwindigkeit, rund 130 Motorfahrzeug- lenkende gewähren den Vortritt an Fuss- gängerstreifen nicht. Zudem belehrt oder büsst die Polizei über 400 Fussgängerinnen und Fussgänger wegen Missachtung der Verkehrsregeln. Viele Stunden werden am alljährlichen WEF für die Sicherheit von Personen und Infrastruktur investiert (oben). Bei einer Carkontrolle werden auch die Ruhezeiten der Chauffeure unter die Lupe genommen (unten).
14 | Leistung und Wirkung 2018 Prävention Anlaufstelle gegen Extremismus Die Interventionsstelle gegen Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus kommt einem Bedürfnis des kantonalen Bedrohungsmanagements und der Bevölkerung nach. Anfang März 2018 hat die Kantonspolizei Zü- Daniele Lenzo, wozu braucht die Kantonspolizei mein Sohn einer rechtsextremen Gruppe zu- rich die kantonale Interventionsstelle gegen Zürich eine Interventionsstelle gegen Radikali- gewandt; wer kann mir helfen?» Wir von IRE Radikalisierung und gewalttätigen Extremis- sierung und gewalttätigen Extremismus? klären unter anderem ab, ob die betreffende mus, die sogenannte IRE, eröffnet und damit Mit der IRE schliessen wir eine Lücke im be- Person Tendenzen zu Radikalismus aufweist. die Strukturen des kantonalen Bedrohungs- stehenden kantonalen Bedrohungsmanage- Manchmal stellt sich heraus, dass die äusser- managements ergänzt. Die IRE ist eine nie- ment, da Radikalisierung und Extremismus liche Aufmachung beispielsweise zu einer Ju- derschwellige Anlaufstelle für betroffene Per- die Sicherheit im Allgemeinen betreffen. Auf gendkultur gehört, die keine radikalen An- sonen, deren Umfeld und die Bevölkerung. diese Themenbereiche hat sich die IRE spe- sichten verfolgt. Dies ist ein Beispiel, das für Sie arbeitet mit Fachleuten zusammen, ent- zialisiert. Wir sind Ansprechpartner für Be- viele Fälle steht: Väter, Mütter, Lehrerinnen wickelt Lösungsansätze für Ausstiegspro- hörden, Institutionen und die Bevölkerung oder Göttis melden sich telefonisch bei uns gramme und unterstützt die Mitarbeitenden bei allen Arten von Extremismen, seien sie oder schreiben ihre Anliegen per E-Mail. des Gewaltschutzes und der Dienste Jugend- religiös oder politisch gegründet. intervention und Kinder-/Jugendinstruktion Neben der Beratung von Direktbetroffenen, wo sowie Lehrpersonen und Eltern bei ihrer Ar- Wie sieht das Vorgehen im konkreten Fall aus? setzt die IRE ihre Schwerpunkte? beit. Geleitet wird die Interventionsstelle von Nehmen wir ein Beispiel: Eine Mutter ruft bei Wichtig ist uns die Früherkennung. Diese be- Daniele Lenzo. der IRE an und ist besorgt; ihr Sohn trage so- ginnt beispielsweise mit Beratungsgesprä- genannte Springerstiefel und habe sich kahl chen in Schulen, Vereinen oder mit Eltern. rasiert. Fragen drängen sich ihr auf: «Hat sich Mit einer Broschüre, die wir zusammen mit «Die IRE ist für Betroffene und deren Umfeld eine niederschwellige Anlaufstelle. Es ist wichtig, dass Anzeichen von Radikali- sierungstendenzen frühzeitig gemeldet werden.» Daniele Lenzo arbeitet seit März 2018 bei der Kantonspolizei Zürich in der Präventionsabteilung. Er ist Fachverantwortlicher der kantonalen Interventionsstelle IRE.
Kantonspolizei Zürich | 15 Geschäftsbericht 2018 andern Fachstellen entwickelt haben, wer- Elternabend darüber. Die Erfahrungen zei- den zehn Fragen zum Thema Radikalisierung gen, dass die Zusammenarbeit zwischen und Extremismus behandelt, die Eltern mit Kind, Eltern und Schule von grosser Bedeu- ihren Kindern besprechen können. Aktuell tung ist und eine transparente Kommunika- überprüfen wir zudem Instrumente zur Früh- tion diese fördert. erkennung, die der Polizeiarbeit vorgelagert oder auch unterstützend verwendet werden Inwiefern profitieren Polizistinnen und Polizis- können. Und wir bauen ein Netzwerk gegen ten in ihrem Alltag von Ihrer Arbeit? Radikalisierung und Extremismus auf. Die Mitarbeitenden der Polizeikorps sind gut ausgebildet und haben ein grosses Fachwis- Wie stellen Sie das an? sen. Im Bereich Extremismus und Radikali- Strategie «Prävention Plus» Es geht darum, die Behörden und Institutio- sierung kommen in der Praxis jedoch gewis- Die Strategie «Prävention Plus: Mehr nen im Kanton Zürich in diesem Thema zu- se Fragen auf: «Wie gehe ich auf Personen zu, Sicherheit für die Bevölkerung durch sammenzuführen, eine Übersicht zu den ein- die zu Extremismus tendieren; wie soll ich vorausschauende Polizeiarbeit. Handeln zelnen Leistungen zu erstellen und den mit ihnen sprechen?» Pädagogische und psy- bevor etwas passiert» wird im Kern regelmässigen Austausch von Erkenntnissen chologische Aspekte solcher Begegnungen auch durch die IRE angewandt. Mit der und Fachwissen zu institutionalisieren. Dazu können entscheidende Stolpersteine oder sogenannten präventiven Intervention knüpfen wir nationale und internationale Erfolgsfaktoren sein. Hier kann die IRE unter- greift die IRE im Gegensatz zur Be- Kontakte und entwickeln in Projektgruppen stützen. ratung direkt in das Geschehen ein, unter anderem Informationsmaterial. Die Bil- um ein unerwünschtes Phänomen oder dung des Netzwerks im Kanton Zürich sowie Gibt es noch andere Bereiche? eine gefährliche Entwicklung zu be- die Entwicklung von wirkungsvollen Konzep- Ja, zum Beispiel die Zusammenarbeit mit seitigen oder gar nicht erst entstehen ten, namentlich von Deradikalisierungs- und dem Dienst Gewaltschutz. Aktuell wird ge- zu lassen. Ausstiegsprogrammen, sind grosse Heraus- prüft, inwiefern die IRE bei sogenannten Ge- forderungen. Das ist nie ein Alleingang. fährderbegleitungen mitwirken kann. Durch diese Zusammenarbeit versuchen wir bei- Wer kann vom Angebot der IRE profitieren? spielsweise, potenzielle Gefährder zum Aus- 12 Die IRE steht allen offen. Sie ist für Betroffene stieg aus der gewaltbereiten Ideologie zu be- und deren Umfeld eine niederschwellige An- wegen und sie wieder in die Gesellschaft zu laufstelle. Es ist wichtig, dass Anzeichen von integrieren. Auch hier ist der Einbezug von Radikalisierungstendenzen früh erkannt und weiteren Partnerorganisationen sehr wichtig. Fälle sind zum Zeitpunkt des Interviews gemeldet werden. Die Prävention kann dann bei der Interventionsstelle gegen Radikalisierung am wirkungsvollsten greifen. Die IRE soll aber Wann ist für Sie die Arbeit der IRE erfolgreich? und gewalttätigen Extremismus 2018 pendent. auch Behörden, Institutionen und Mitarbei- Wenn das Angebot der IRE rege genutzt wird. Seit der Eröffnung der Interventionsstelle gehen tenden der Polizei für Weiterbildungen, Refe- Die Tatsache, dass viele Anfragen per Telefon viele Anfragen per Telefon oder E-Mail ein. rate oder Workshops offenstehen. oder E-Mail eingehen, belegt das Bedürfnis nach einer derartigen Interventionsstelle. Wie kann das aussehen? Früher musste eine hilfesuchende Person Ein Schwerpunkt liegt aktuell bei Schulen in über verschiedene Wege eine Beratungs- Zusammenarbeit mit dem Dienst Jugend möglichkeit suchen. Heute steht unser Ange- intervention. Wenn beispielsweise ein proble- bot direkt zur Verfügung. matisches Klassenklima herrscht, das Mob- bing, Diskriminierung und Ausgrenzung her- Wie oft wird die IRE kontaktiert? vorruft und damit Radikalisierungstenden- Das ist sehr unterschiedlich. Oft handelt es zen begünstigt, unterstützt die IRE die Leh- sich lediglich um niederschwellige Anfragen rerschaft, Schulsozialarbeitende und Eltern aus der Bevölkerung oder um Bestellungen mit Gesprächen, Referaten und sogenannten von Unterlagen und Broschüren beispielswei- Klasseninterventionen. se von Elternvereinigungen. Aktuell sind wir aber in rund einem Dutzend Fälle involviert, Was passiert bei einer Klassenintervention? die zum Teil viel Zeit in Anspruch nehmen. Für Bei akuten oder festgefahrenen Konflikten uns ist es wichtig, auf jeden konkreten Fall wird durch eine Klassenintervention mit der einzugehen, um massgeschneiderte Lösun- Klasse als ganze Gruppe gearbeitet. Im Bei- gen anzubieten und die relevanten Fachstel- sein der Lehrperson und der schulischen So- len miteinzubeziehen. zialarbeit erklären wir den Schülern unter anderem Begrifflichkeiten im jeweiligen Kon- text der Gewalt oder des Extremismus, zei- gen rechtliche Grenzen auf oder legen un- günstiges Klassenverhalten offen. Dadurch können Spannungen in Klassenstrukturen gelöst werden. Eine Klassenintervention dau- ert idealerweise eine längere Zeit und um- fasst mehrere Trainings. Zudem informieren wir jeweils die betroffenen Eltern an einem
Leistung und Wirkung 2018 Intervention Im Einsatz weiss kein Polizist, was ihn erwartet. So gestalten sich auch die Übungen, die alle Frontdienstangehörigen regelmässig besuchen.
Kantonspolizei Zürich | 17 Geschäftsbericht 2018 Notrufe und Interventionen Ø 2013–2017 2017 2018 Von den 186 887 bei der Einsatzzentrale Zürich, der Eingegangene Notrufe 180 815 162 803 186 887 Verkehrsleitzentrale Letten und der Einsatzzentrale daraus resultierende Interventionen 102 661 109 330 114 038 Flughafen eingegangenen Notrufen kommt es in 114 038 Fällen zu Interventionen durch die Frontkräfte. Die Zahl der eingegangenen Notrufe ist im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent, jene der Interventionen um 4,3 Prozent angestiegen. Leistungen Einsatzgruppe Diamant Ø 2013–2017 2017 2018 Die Interventionen bei erhöhtem Gefährdungspoten- Einsätze EGD 277 313 363 zial beinhalten auch Begleitungen von Gefangenen- davon bei erhöhtem Gefährdungspotential 90 132 143 transporten. So werden 48 Interventionseinsätze und 95 Transportbegleitungen gezählt. Ausserdem werden 207 Personenschutzeinsätze geleistet. Weitere 13 Einsätze fallen zum Beispiel auf die Begleitung von Wertsachentransporten oder auf Spontaneinsätze im Ordnungsdienst. Diensthundeeinsätze Ø 2013–2017 2017 2018 Die Diensthunde können 21 Erfolge bei Fahndungs- Tatorteinsätze/Bewachungseinsätze 495 468 457 und Suchaktionen und 34 Erfolge bei gefährlichen Fahndungseinsätze/Verhaftungen/Transporte 286 332 283 Verhaftungen erzielen. In 125 Fällen finden die Hunde Sucheinsätze 413 456 585 Betäubungsmittel oder Notengeld. Ordnungsdienst (Aufwand in Std.) Ø 2013–2017 2017 2018 Die Stundenzunahme beim WEF-Einsatz um 12 Pro- WEF 18 046 18 017 20 173 zent resultiert aus dem kurzfristig angekündigten Sportveranstaltungen 3130 2343 3629 Besuch des amerikanischen Präsidenten. Der starke 1. Mai 5556 4592 2787 Anstieg um rund 55 Prozent bei den Sportveran- Diverses 9204 7989 10 740 staltungen geht hauptsächlich mit den Aufgeboten bei Total 35 936 32 941 37 329 Eishockeyspielen in Kloten einher. Am 1. Mai greift ein neues Einsatzkonzept, durch das die Einsatzstunden um 39 Prozent sinken. Die Einsatzstunden der Einsatzgruppe Diamant werden den Ordnungsdienst- Stunden zugerechnet. Die Einsatzgruppe Diamant wird 2018 vermehrt bei Gefangenenvorführungen und Einvernahmen zugezogen. Ebenso schlägt hier der Personenschutz rund um den Besuch des Dalai Lama in der Schweiz zu Buche. Inhaftierte in den Polizeigefängnissen Ø 2013–2017 2017 2018 Über die Arrestantenannahme werden in den Polizei- Inhaftierte Männer 10 193 9736 9527 gefängnissen der Kantonspolizei Zürich insgesamt Inhaftierte Frauen 1472 1467 1578 11 105 Personen inhaftiert. Sie stammen aus 156 Total Inhaftierte 11 665 11 203 11 105 Ländern. Der durchschnittliche Aufenthalt in den Anzahl der Herkunftsländer 152 149 156 Gefängnissen beträgt 2,9 Tage. Durchschnittliche Aufenthaltsdauer (Tage) 3,1 2,9 2,9 Arrestantentransporte Ø 2013–2017 2017 2018 Die Mitarbeitenden der Polizeigefängnisabteilung Arrestantentransporte 39 681 36 874 34 988 führen auf dem Strassennetz 34 988 Arrestantentrans- Gefahrene Kilometer 695 211 710 299 709 229 porte durch und legen dabei mit Spezialfahr- zeugen 709 229 Kilometer zurück, fast gleich viel wie im Vorjahr.
18 | Leistung und Wirkung 2018 Intervention Bankraub. Falschfahrer. Ungebetener Gast. Street Parade. Badeunfall. Schlafende Einbrecher. Polizeiverhandler. Mantrailer-Hund. Kokain. Fahndung nach Vater Ungebetener Gast Suchaktion nach Badeunfall und Kleinkind in neuer Wohnung Ende Juli verunglückt ein Ehepaar beim Im Januar fahndet die Kantonspolizei Am 1. Mai geht bei der Kantonspolizei Schwimmen im Zürichsee tödlich. Die Zürich nach einem 32-jährigen Spanier und Zürich eine eher seltene Meldung ein. Beim Frau kann kurz nach dem Unfall geborgen seinem knapp drei Jahre alten Sohn. Am Einzug in seine neue Wohnung hat ein werden, verstirbt aber trotz sofort einge- 14. Januar ist der Spanier anlässlich eines Neumieter eine Schlange entdeckt. Anhand leiteter Reanimationsmassnahmen. Vom Besuchs in der Schweiz und entzieht dabei der Fotos stellt ein Reptilienspezialist der Mann fehlt jede Spur. Da sich die Unfallstel- den Knaben aus der Obhut seiner in Zürich Kantonspolizei fest, dass es sich um eine le mit einer Wassertiefe von rund 130 lebenden Mutter. Die Kantonspolizei fahn- ungiftige Würgeschlange, eine zentralafri- Metern über einer der tiefsten Stellen des det intensiv zusammen mit diversen Behör- kanische Königspython, handelt. Nachdem Zürichsees befindet, ist die Suche nach den im In- und Ausland. Am 17. Januar der Spezialist dem Mieter genaue Anwei- dem Mann sehr schwierig. Der Seepolizei- meldet sich der Vater bei einem Amts sungen zum Verhalten gegeben hat, rückt zug sucht während mehrerer Wochen mit gericht in Spanien, der dreijährige Bub ist er in die entsprechende Wohnung aus. Bei Sonar und Unterwasserkameras nach dem wohlauf. seiner Ankunft ist die Schlange jedoch Vermissten. Ende August wird der Mann verschwunden. Erst nachdem die halbe schliesslich am Seegrund geortet und mit Versuchter Bankraub in Stäfa Küche abmontiert ist, kann der Spezialist dem Einsatz von Spezialgeräten geborgen. Am 15. Februar erhält die Kantonspolizei die vier- bis fünfjährige Königspython Die Kantonspolizei Zürich geht davon aus, Zürich eine Meldung über einen versuchten einfangen. dass die Frau beim Schwimmen einen Bankraub in Stäfa. Ein 22-jähriger Mann Herzinfarkt erlitten hatte. Als der Ehemann habe von den Angestellten Geld verlangt Grosseinsatz ihr zu Hilfe eilen wollte, ertrank er beim und einen spitzen Gegenstand bei sich während der Street Parade Rettungsversuch. getragen. Ohne Beute sei er dann wieder Anlässlich der Street Parade ist die Kan- aus der Bank geflüchtet. Die Kantonspolizei tonspolizei Zürich zusammen mit der Dank Polizeiverhandlern leitet daraufhin mit mehreren Patrouillen SBB-Transportpolizei und Securitrans mit Unglück verhindert eine Fahndung ein, bei der sie von den einem grösseren Aufgebot im Hauptbahn- Am 11. September geht bei der Kantonspoli- Kommunalpolizeien unterstützt wird. Rund hof präsent. Insgesamt verhaften die zei Zürich ein Notruf ein: Ein 34-jähriger eine Stunde später kann sie den Täter Funktionäre 32 Männer. Die Festnahmen Mann sei auf den Baukran der Baustelle in einer Liegenschaft nahe der Bank ver- erfolgen wegen Betäubungsmittelhandels, beim Hauptbahnhof Zürich geklettert. haften. Entreissdiebstahls, Raubs, Körperverlet- Sofort rückt die Kantonspolizei mit einem zung, Widerhandlung gegen das Waffenge- Grossaufgebot aus. Den Verhandlungs- Falschfahrer setz, Widerhandlung gegen das Ausländer- spezialisten der Kantonspolizei gelingt es, rast quer durch vier Kantone gesetz, Taschendiebstahls und Trunkenheit. mit dem Mann in Verbindung zu treten Die Falschfahrt beginnt um circa 2 Uhr Zudem erhält der Polizeiposten Hauptbahn- und ihn nach mehrstündigen Gesprächen nachts in Trübbach im Kanton St. Gallen. hof rund 70 Anzeigen wegen Diebstählen, dazu zu bewegen, vom Kran herunterzu- Über die A3 rast der Falschfahrer dann Raubdelikten und sexueller Belästigungen. steigen. Der Mann ist wohlauf. durch die Kantone Glarus und Schwyz bis Auf der A3 im Üetlibergtunnel sowie an drei nach Horgen im Kanton Zürich. Dort kann verschiedenen Standorten im Bezirk Acht Kilogramm Kokain die Kantonspolizei Zürich dank der recht- Dietikon führt die Kantonspolizei ebenfalls erschnüffelt zeitigen Meldung der Kantonspolizei anlässlich der Street Parade eine Gross- Im Oktober kontrollieren Verkehrspolizisten St. Gallen die A3 sperren und den Falsch- kontrolle durch. Sie überprüft 175 Fahrzeu- zwei Insassen eines Personenwagens. Die fahrer um 2.30 Uhr zum Anhalten bewe- ge und deren Insassen. Es gibt diverse Polizisten haben den Verdacht, dass es sich gen. Wie durch ein Wunder gibt es auf der Verzeigungen wegen Fahrens unter Alkohol- bei den beiden Männern um Drogenkuriere fast 100 Kilometer langen Fahrt keine oder Drogeneinfluss und wegen technischer handelt. Für das Durchsuchen des Fahr- Kollision und keine Verletzten. Die Polizis- Mängel. zeugs bieten sie einen Hundeführer mit ten stellen bei der Festnahme des 46-jähri- seinem Betäubungsmittelspürhund auf, der gen Täters fest, dass er das Fahrzeug in auch sofort ein mögliches Versteck anzeigt. nichtfahrfähigem Zustand gelenkt hat. Als Spezialisten der Eidgenössischen Die Auswertung der Tunnelkameras ergibt, Zollverwaltung das Versteck überprüfen, dass es mehrmals zu sehr gefährlichen finden sie acht Kilogramm Kokain. Situationen mit korrekt entgegenkommen- den Fahrzeugen gekommen ist.
Kantonspolizei Zürich | 19 Geschäftsbericht 2018 Suchaktion mit Mantrailer-Hund und Polizeihelikopter Am 20. Oktober geht bei der Kantonspolizei Zürich die Meldung ein, dass ein 88-jähriger Mann vermisst wird. Dieser sei am Vormit- tag zum Pilzesammeln in den Wald gegan- gen und danach nicht zurückgekehrt. Sofort startet die Kantonspolizei eine Suchaktion, bei der sie auch eine Diensthundeführerin und ihren Mantrailer-Hund hinzuzieht. Als der Mann nach längerer Suche nicht gefun- den wird, bietet die Kantonspolizei einen Helikopter auf. Dank der Wärmebildkamera des Helikopters kann der Mann kurze Zeit später im Unterholz lokalisiert werden. Er wird sofort zur ärztlichen Kontrolle und wegen Verdachts auf Unterkühlung ins Spital gefahren. Erfolgreicher Defibrillator-Einsatz Am 15. September erleidet ein 16-jähriger Jugendlicher bei einem Fussballspiel in Richterswil einen Herzstillstand. Einige Minuten nach Eingang des Notrufs trifft eine Patrouille der Kantonspolizei vor Ort ein und unterstützt die Reanimation. Mit dem Einsatz des Defibrillators können die Polizisten den jungen Mann reanimieren, die Sanität kann ihn danach ins Spital bringen. Der 16-Jährige muss in ein künst- liches Koma versetzt werden, ist jedoch mittlerweile wieder daraus aufgewacht. Dank dem raschen und richtigen Einsatz des Defibrillators schreitet die Genesung des Jugendlichen voran. Selbstunfall eines Reisecars Am frühen Morgen des 16. Dezembers verunglückt auf der Sihlhochstrasse A3W ein Reisecar. Von den über 50 Insassen wer- den mehr als 40 Personen verletzt. Eine Frau verstirbt noch auf der Unfallstelle. Einer der beiden Carchauffeure erliegt später im Spital seinen Verletzungen. Ein Grossaufgebot von Polizei- und Rettungs- organisationen steht im Einsatz. Die Kan- tonspolizei Zürich ermittelt zusammen mit der Staatsanwaltschaft Zürich die Unfall- ursache. Betäubungsmittelspürhunde können bei Fahrzeugkontrollen dazugezogen werden (oben). Im Einsatz an der Street Parade entstehen viele positive Kontakte mit der Bevölkerung (unten).
20 | Leistung und Wirkung 2018 Intervention Üben für den Ernstfall Mit der grossangelegten Einsatzübung «Bavaria» wurden nicht nur die Führungsstäbe auf die Probe gestellt. Mit Geiselnahmen und Überfällen waren alle Beteiligten gefordert. Die Kantonspolizei Zürich übt ihre Prozesse, um bei Gross Geiselnahme, gefolgt von einer vermeintlichen Schiesserei in ereignissen und schweren Gewalttaten vorbereitet zu sein. Schlieren, der Fund des Fluchtfahrzeugs mit anschliessender Jedes Jahr trainiert dabei die verantwortliche Organisation Observierung und die Durchsuchung eines verdächtigen Ge- in einer Einsatzübung die verschiedenen Aspekte der Füh- bäudes in Horgen zwangen den Gesamteinsatzleiter-Stab und rung. Üben ist besonders wertvoll, wenn Polizei- und Füh- die Fronteinsatzkräfte zum Handeln. rungskräfte mit realitätsnahen Szenarien konfrontiert wer- Nach über zwölf Stunden Einsatz wurde die Übergabe der Ge- den. Tragische Ereignisse in der jüngeren Vergangenheit wie samteinsatzleitung und der ihr unterstellten Teilbereiche von etwa rund um Weihnachtsmärkte haben die Bevölkerung er- Gesamteinsatzleiter Aepli gestaffelt vorgenommen: «Sonder- schreckt und den Wunsch nach Sicherheit verstärkt. lagen mit verschiedenen Tatorten zur selben Zeit erfordern Das Kommando der Kantonspolizei beschloss, eine umfang- ungewohnte Lösungen: Schnell wurde klar, dass ein einziger reiche Übung mit andernorts bewältigten Ereignissen nach- Übergabe-Rapport während der Ablösung aller Einsatzleiter zustellen. Im Frühjahr konnte die Einsatzübung mit dem Na- nicht den Anforderungen eines lückenlosen Informations- men Bavaria, in loser Anlehnung an die Ereignisse in Bayern transfers entsprechen würde.» Aepli machte weiter die Erfah- im Jahr 2016, durchgeführt werden. rung, dass Wissensträger aus den einzelnen Bereichen für ei- nen bestimmten Zeitraum zusammen mit ihren Ablösungen Vom Reppischtal über Horgen auf den Stierliberg arbeiten müssten. Dieses Vorgehen diene dazu, dass die fri- Um 18 Uhr haben an einem Maiabend alle beteiligten Polizei- schen Führungs- und Einsatzkräfte den gesamten Wissens- und Führungskräfte antreten müssen. Keiner der Teilnehmen- stand übernehmen und sich umfassend in Problemstellungen den wusste, wie die Übung aussehen wird. «Wir wussten nur, einarbeiten könnten. dass die Übung den Namen Bavaria trägt», sagt Stefan Aepli, Nach der Ablösung wurde in einer zweiten Phase das Infor- der an dieser Übung die Funktion des ersten Gesamteinsatz- mationsmanagement auf die Probe gestellt. Dabei wurde ein leiters innehatte. Büro für die Verarbeitung eingehender Meldungen betrieben. Der Gesamteinsatzleiter ist bei einer derartigen Übung die Das Prinzip einer sogenannten «Response Cell» wurde im oberste Führungskraft für alle im Einsatz stehenden Funktio- Vorfeld durch eine Projektgruppe der Kantonspolizei erarbei- näre. Polizeioffiziere werden jährlich geschult und bei Übun- tet. In der Übung zeigten sich besondere Herausforderungen gen jeweils in verschiedenen Positionen eingesetzt. Im Ernst- in diesem Bereich: Durch die Informationsflut, die im Ernst- fall würden sie einen solchen Einsatz ad hoc leiten müssen. fall sowohl durch Meldungen aus der Bevölkerung als auch Als Szenario wurden parallele gefährliche Lagen mit ver- aus den Reihen der Fronteinsatzkräfte bei der Polizei eingeht, schiedenen Tatorten durchgespielt. So wurden bis zur Ablö- können Missverständnisse entstehen oder Informationen un- sung am frühen Morgen mehrere Situationen simuliert: Ein tergehen. Aepli, der bereits zum zweiten Mal die Aufgaben Überfall auf einen Linienbus im Reppischtal mit Verdacht auf des Gesamteinsatzleiters in einer Übung ausführte, erkannte: «Ähnlich dem Kettentelefon-Phänomen müssen wir aufpas- sen, dass aus ‹Mutter holt Kind ab› nicht ‹Mutter wurde ge- kidnappt› wird. Die Informationen von der Front gelangen mit einer gewissen Verzögerung zur Gesamteinsatzleitung. Es hilft, die Informationskanäle klar zu definieren, damit sich jeder an die Vorgaben halten kann.» Intervention, Observation, Fahndung Mit Sonderlagen wie Restaurantüberfall mit Toten und zwei Geiselnahmen auf dem Stierliberg wurden weitere Abläufe und die Zusammenarbeit zwischen dem Gesamteinsatzleiter-Stab und der Einsatzleitung der Frontpolizeikräfte geübt. Solche in der Übung simulierten Sonderlagen weisen eine enorme Komplexität aus. Sie können nur mit gleichzeitigem Bei komplexen Sonderlagen kommt es auf die Zusammenarbeit zwischen Einsatz einer Vielzahl von Spezialmitteln bewältigt werden. Gesamteinsatzleitung und Einsatzleitung der Frontpolizeikräfte an. Dabei wurden laufend die Möglichkeiten der Verhandlung, In-
Kantonspolizei Zürich | 21 Geschäftsbericht 2018 «Mit der Kripoleitstelle können wir sehr schnell komplexe Ermittlungen und Fahndungen einleiten, was in solchen Situationen von höchster Wichtigkeit ist.» Stefan Aepli ist seit 2009 bei der Kantonspolizei Zürich und seit 2015 Chef der Fahndungsabteilung. Zuvor war er als Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft II tätig. tervention, Observation, Fahndung, Ermittlung und Kommu- lieren.» Der Kommandant der Kantonspolizei, Thomas Würgler, nikation berücksichtigt. Mit der sogenannten Kripoleitstelle bringt es in seinem Fazit auf den Punkt: «Die Übung hat ge- wurde erstmals in einer Übung diese wichtige Schnittstelle zeigt, was bereits gut funktioniert und was künftig verbessert zwischen Frontkräften und rückwärtiger Einsatzführung mit- werden muss.» So werden beispielsweise das Konzept der Kri- einbezogen. Gegliedert in verschiedene kriminalpolizeiliche poleitstelle den Bedürfnissen angepasst und die gewonnenen Einsatzabschnitte werten dort Fachspezialisten sehr rasch In- Erkenntnisse in Weiterbildungen vermittelt. Die Planung, Vor- formationen aus und leiten notwendige Ermittlungsschritte bereitung und Durchführung einer derart gross angelegten ein. Die Kripoleitstelle erwies sich als besonders wertvoll für Übung ist mit Aufwand verbunden. Die Erkenntnisse der die Bewältigung der in dieser Übung nachgespielten Ereig- durchgespielten Abläufe innerhalb der Führungsorganisation nisse, wie Gesamteinsatzleiter Aepli berichtet: «Mit der Kripo- und der Fronteinsatzkräfte sind entscheidend und machen leitstelle können wir sehr schnell komplexe Ermittlungen und die Kantonspolizei für den Ernstfall bereit. Fahndungen einleiten, was in solchen Situationen von höchs- ter Wichtigkeit ist und rascher zum Erfolg führt.» Eindrückliche Erfahrungen Mit einer Einsatzübung, die über 20 Stunden dauert, kommen alle an ihre Grenzen. Eindrücklich war für Aepli, am eigenen 8 Sonderlagen dienten in der Übung als Körper zu erfahren, dass das Führen in komplexen Situatio- herausforderndes Schreckensszenario, welches nen über längere Zeit sowohl in physischer wie auch in psy- die Führungskräfte der verschiedenen Stellen über 20 Stunden auf Trab hielt. chischer Hinsicht eine enorme Anstrengung ist: «Die Über- gabe der Führung sowie die Ablösung der Einsatzkräfte müssen im Vorfeld gut geplant und zum richtigen Zeitpunkt umgesetzt werden, um keine relevanten Informationen zu ver-
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